Dancing in the rain von Karma (Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 1: Oder: "Wahnsinn!!!" ------------------------------ Wheeler ist verrückt. Gut, diese Feststellung ist nicht neu. Ich wusste schon immer, dass der Köter nicht ganz richtig tickt. Er kann einfach nicht von diesem Planeten sein. Und genau das beweist er gerade im Augenblick wieder einmal sehr eindrucksvoll auf seine absolut unnachahmliche Art und Weise. Wie? Ganz einfach. Er tanzt. Er hüpft und springt wie ein wildgewordener Tischtennisball herum. Mitten im Park. Gut, das ist noch nicht wirklich ungewöhnlich. Solche und ähnliche Anwandlungen hat er schließlich öfter. Nein, das Ungewöhnliche daran ist, dass es in Strömen regnet. Wie aus Kübeln. Sintflutartig. 'It's raining cats and dogs', wie die Engländer sagen würden. Es ist also patschnass. Jeder normale Mensch hätte bei diesem Wetter einen Regenschirm dabei. Ich habe selbstverständlich auch einen. Immerhin kann ich es mir nicht leisten, mich zu erkälten. Wer sollte sich sonst um Mokuba und die Firma kümmern? Aber das ist im Moment Nebensache. Wie gesagt, jeder normale Mensch benutzt bei diesem... Entschuldigung, Sauwetter einen Regenschirm. Nicht so Joey Köter Wheeler. Nein, er rennt ohne Regenschirm in diesen Wassermassen herum. Nun, rennen ist nicht das richtige Wort. Er tanzt. Joey Wheeler tanzt im strömenden Regen herum. Er ist vollkommen durchnässt, seine Kleidung klebt an ihm wie eine zweite Haut und das Wasser läuft ihm aus den Schuhen. Und er tanzt. Dabei lacht er wie ein Irrer und versucht, die Regentropfen mit seiner Zunge aufzufangen – ein hoffnungsloses Unterfangen, wenn man sich nur mal die Masse an Wasser betrachtet, die vom Himmel auf alle bedauernswerten Lebewesen, die jetzt noch unterwegs sind, herunterprasselt. Jeder, wirklich jeder Mensch würde das einsehen. Nun, vielleicht auch nicht. Immerhin ist der Köter ja tatsächlich damit beschäftigt, so viel Regenwasser wie möglich zu fangen. Ich nehme an, das ist wohl immer noch besser, als wenn er aus einer Toilette trinken würde. Nicht viel besser, aber doch zumindest etwas gesünder. "Du bist Dir aber schon dessen bewusst, dass dieses Regenwasser eine Menge Giftstoffe enthält? Ich glaube nicht, dass das Deinem Gehirn sonderlich zuträglich ist." Erstaunt blinzeln mich zwei braune Augen an. Und als der Köter begreift, wer da vor ihm steht und mit ihm spricht, hört er schlagartig mit diesem unkoordinierten Rumgehüpfe auf, das er wohl tatsächlich als Tanzen bezeichnen würde, wenn ich ihn danach fragte, was er da tut. Nicht, dass das nötig wäre. So schlecht sind meine Augen nicht, dass ich das nicht selbst erkennen würde. "Kaiba? Was machst Du denn hier?", fragt er erstaunt und ich hebe eine Braue. "Was ist das? Eine Scherzfrage?", frage ich zurück und er blickt mich verständnislos an. Offenbar hat sein Gehirn schon Schaden genommen. Wahrscheinlich geht er diesem Zeitvertreib nicht zum ersten Mal in seinem Leben nach. Wundern würde es mich jedenfalls nicht. Und es würde wirklich eine ganze Menge erklären. "Ich bin auf dem Weg nach Hause", erkläre ich, als er nach fast einer Minute immer noch nicht reagiert hat. "Ach so", ist seine einzige, wenig geistreiche Antwort darauf. Ja, sein Gehirn hat definitiv Schaden erlitten. Obwohl da nun wirklich nicht viel zu beschädigen ist. "Die bessere Frage ist wohl vielmehr, was Du hier tust. Falls es Dir wider Erwarten bisher entgangen sein sollte, Wheeler: Es regnet in Strömen." Als Reaktion auf meine Worte breitet er die Arme aus und beginnt zu grinsen. "Ich weiss", erwidert er und ich hebe auch noch die zweite Braue. "Und was tust Du dann hier?", will ich wissen und frage mich im gleichen Moment innerlich, warum mich das so interessiert. Immerhin ist das hier Joey Köter Wheeler. Das chaotische, vollkommen verplante Anhängsel und Ehrenmitglied im Fanclub des Spielezwergs Yugi Muto. Mr. Unlogisch. Mr. Ich habe keine Ahnung, was ich tue, aber ich tue es trotzdem. Eigentlich sollte mich nichts, was er mir jetzt antwortet, überraschen. "Ich bin Grace Kelly." Gut, diese Antwort überrascht mich doch. Was soll das denn jetzt bedeuten? "Bitte was? Wheeler, bist Du jetzt vollkommen übergeschnappt?", erkundige ich mich und er schüttelt grinsend den Kopf. "Nö. Ich mach einfach nur einen auf Grace Kelly. Wie in dem Film, der neulich Abend lief. 'Singin' In The Rain'", erklärt er und ich seufze resigniert, bevor ich meinerseits den Kopf schüttele. "Du weißt aber schon, dass der Schauspieler, den auf den Du eigentlich anspielst, Gene Kelly heißt? Grace Kelly war eine Frau", korrigiere ich ihn und seufze erneut, als ich seinen verwirrten Blick bemerke. Offenbar wusste er es nicht. "Hehe... Echt?", fragt er auch prompt und ich beginne, mich zu fragen, warum ich ihn unbedingt ansprechen musste. Hätte ich nicht einfach die Klappe halten und an ihm vorbeigehen können, als wäre er nicht da gewesen? ... Nein, das hätte ich, wie ich mir zu meinem nicht geringen Entsetzen eingestehen muss, nicht gekonnt. Aus irgendeinem, mir selbst völlig unverständlichen Grund gelingt es mir einfach nie, den Köter so zu ignorieren, wie ich es eigentlich müsste. Wie er es verdient hätte. Warum? Das verstehe ich wirklich nicht. Es ist ja nicht so, als ob ich jemals auch nur ansatzweise begreifen würde, was er tut oder warum er etwas tut. Ich glaube, das begreift er selbst sogar noch viel weniger als ich. Aber egal. Ich schweife ab. "Ja, echt", antworte ich auf seine unglaublich dumme Frage und seufze zum dritten Mal. "Hab ich nicht gewusst", gesteht er mit einem Achselzucken und grinst mich dann wieder an. "Gut, dass ich Dich getroffen hab. Wär doch peinlich, wenn das irgendwer mitgekriegt hätte", fügt er dann noch hinzu und ich hebe wieder eine Braue. "Nur zu Deiner Information, Wheeler: Ich habe sehr wohl mitbekommen, was Du eben gesagt hast", entgegne ich und er zuckt erneut die Achseln. "Na und? Dann hast Du halt mal wieder nen neuen Grund, Dich über mich lustig zu machen. Das stört mich heute nicht. Dafür hab ich grad viel zu gute Laune", erklärt er und sein Grinsen wird noch eine Spur breiter. Bitte was? Habe ich mich gerade verhört? Hat er das wirklich gesagt? Das kann doch nicht sein Ernst sein, oder? Gehen wir das Ganze einmal logisch an: Joey Köter Wheeler steht mitten im Park. Im strömenden Regen. Von oben bis unten durchnässt. Und er grinst mich an und erzählt mir, dass er gute Laune hat. Ich wusste es. Wheeler spinnt. Er ist vollkommen verrückt geworden. "Du bist wirklich nicht normal, Wheeler. Es ist nass, es ist kalt, es ist windig, Du bist von oben bis unten völlig durchgeweicht und willst mir erzählen, Du hättest gute Laune?", hake ich nach und er nickt, als wäre das vollkommen selbstverständlich und das Normalste auf der Welt. Gut, ich glaube, ich sollte ihn einweisen lassen. Er war ja schon immer etwas anders, aber ab jetzt ist er sicher gefährlich für die Allgemeinheit. Wer weiß schon, welche gefährliche Krankheit der Köter sich geholt hat? Tollwut vielleicht? Ganz sicher gehört er in Quarantäne. "Ja, klar. Bei so 'nem Wetter krieg ich immer gute Laune", erklärt er, als wäre es wirklich normal. Als würde es Sinn machen. Nun, bei genauerer Betrachtung macht es vielleicht auch Sinn. In seinem Universum. Ich wusste, es kann nicht gesund sein, zu viel Zeit in der Nähe dieses Spinners Muto und seines angeblich ägyptischen Alter Egos zu verbringen. Wie gut, dass ich mich weitestgehend von diesen Irren fernhalte. "Weisst Du...", setzt er an und lehnt sich an eine der in regelmässigen Abständen im Park stehenden Bänke. Und dann tut er etwas, womit er mir noch einmal mehr beweist, dass er geistig nicht ganz zurechnungsfähig ist: Er schnürt seine Turnschuhe auf, zieht sie mitsamt den Socken aus und stellt sie auf die Bank. Und dann steht er vor mir – barfuß – und grinst mich von unten herauf an. "... ich geh gerne im Regen spazieren", beendet er seinen Satz und sieht aus, als meinte er das vollkommen ernst. "Ach ja? Gibt es dafür auch irgendeinen triftigen Grund? Oder ist das wieder einfach nur eine Deiner üblichen, unglaublich bescheuerten Ideen, für die es keine logische Erklärung gibt, weil sie einfach nicht logisch sind?", erkundige ich mich und er nickt. "Sicher gibt’s dafür nen Grund. Aber den würdest Du eh nicht verstehen." Bei seinen Worten wandert wieder eine meiner Brauen in die Höhe. Was soll das denn bedeuten? Will er etwa tatsächlich andeuten, es gäbe tatsächlich etwas, das ich nicht begreifen würde? Was für eine Unverschämtheit! ... Gut, er und seine Handlungen sind oft ein Rätsel für mich, aber das bedeutet ja nun wirklich gar nichts. Immerhin begreift er den Großteil dessen, was er tut, ja selber nicht. Trotzdem – wie kann er es wagen zu behaupten, ich würde etwas nicht verstehen? "Und warum würde ich das Deiner unmaßgeblichen Meinung nach nicht verstehen, Wheeler?", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und hebe auch noch die zweite Braue, als er resigniert seufzt. "Ich geh gerne im Regen spazieren, weil ich mich danach einfach immer viel besser fühle. So, als würde der Regen meine ganzen Sorgen und alles Schlechte abwaschen", erklärt er und macht ein für seine Verhältnisse ungewöhnlich ernstes Gesicht dabei. "Wenn das wirklich funktionieren würde, Wheeler, müsstest Du dann nicht besser in der Schule sein?", frage ich und er fängt wieder an zu grinsen. "Hey, Kaiba, das ist nur Wasser, was da von oben kommt, kein Wundermittel gegen Dummheit", antwortet er und diese Worte verschlagen mir tatsächlich kurzzeitig die Sprache. Seltsam, wirklich seltsam. So schlagfertig kenne ich mein Hündchen gar nicht. ... Moment mal! Mein Hündchen? Was ist denn auf einmal mit mir los? Wie komme ich dazu, Wheeler auf einmal als mein Hündchen zu bezeichnen? ... Ganz offensichtlich ist sein Wahnsinn ansteckend. Memo an mich selbst: In Zukunft noch weiter von Muto und dem Kindergarten fernhalten. "Kaiba? Jemand zu Hause?", erkundigt sich der blonde Chaot vor mir und ich blinzele ihn verwirrt an. Was war noch gleich? Ach ja, ich erinnere mich. Das Hünd... der Köter war gerade erstaunlich schlagfertig. Egal. Ein Glückstreffer, nichts weiter. Wie im Königreich der Duellanten, als er Zweiter geworden ist. Was nie passiert wäre, wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht... sagen wir, verhindert gewesen wäre. Aber das ist jetzt egal. "Du spinnst, Wheeler. Ganz eindeutig. Ich wusste es ja schon immer, aber das war eben der endgültige Beweis", erwidere ich mit etwas Verspätung und er legt nachdenklich den Kopf schief. "Weißt Du, ich glaube, das könnte Dir auch mal nicht schaden", stellt er fest und ich sehe ihn fragend an. "Was meinst Du dam...?", setze ich an, aber ich komme nicht mehr dazu, meinen Satz zu beenden, denn vorher nimmt er mir meinen Schirm aus der Hand und wirft ihn hinter die Bank. Dann packt er meine Hand und noch bevor ich reagieren kann, zerrt er mich hinter sich her auf die Wiese, auf der er vorhin diesen bescheuerten Regentanz aufgeführt hat. "Spinnst Du, Wheeler? Bist Du lebensmüde? Was soll das?", herrsche ich ihn an, doch er lacht nur und hält auch noch meine andere Hand fest, so dass ich nicht wegkomme. Erstaunt hebe ich eine Braue. Er ist überraschend kräftig. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. "Entspann Dich, Kaiba. Genieß es einfach. Macht doch Spaß, oder?", fragt der Köter, ohne mich loszulassen. Besser für ihn. Wenn ich jetzt meine Hände freihätte, würde ich ihn umbringen. Der Köter ist eindeutig total übergeschnappt. Und ich muss es ausbaden. Übrigens ist dieses Wasser, das noch immer – und zwar inzwischen ungehindert – auf uns niederprasselt, verdammt kalt. Wenn ich krank werde, werde ich ihn verklagen! Ich hasse Regen. Und ich hasse Wheeler. Ich weiß im Moment nur nicht, was ich mehr hasse: Das Wasser, das mich binnen weniger als einer Minute von oben bis unten durchnässt, oder den Köter, der meine Hände immer noch festhält und mich blöd angrinst – so, als ob ihm das ganze Geschehen hier wirklich Spass machen würde. "Köter, ich warne Dich! Lass mich sofort los oder Du erlebst den heutigen Sonnenuntergang nicht mehr!", drohe ich, doch er grinst nur noch breiter. "Den verpassen wir sowieso. Schliesslich regnet's immer noch, merkst Du das nicht?", fragt er fröhlich und ich spüre in mir den unbändigen Wunsch aufsteigen, meine Hände um seinen Hals zu legen und langsam zuzudrücken. "Ich hasse Dich, Wheeler!", zische ich und er beginnt wieder zu lachen. "Na und? Mir doch egal", entgegnet er gut gelaunt, lässt meine Hände aber immer noch nicht los. Völlig verdattert bleibe ich mitten auf der Wiese im Regen stehen und starre ihn an. "Mir doch egal." Habe ich mich verhört? Was hatte das denn bitte zu bedeuten? Es hat ihm gefälligst nicht egal zu sein, wenn ich ihm sage, dass ich ihn hasse! Wie kann er es wagen, mir zu sagen, dass ihm das egal ist? Und wie kann er dabei auch noch so aufreizend gelassen sein und mich so blöd angrinsen? "Köter, Du...", setze ich an, doch ich beende meinen Satz nicht, sondern starre ihn nur weiterhin an, denn genau in dem Moment, in dem ich ihm einige sehr unfreundliche Dinge an den Kopf werfen will, reißt die Wolkendecke auf und die inzwischen recht tiefstehende Sonne scheint durch. Genau auf Joey Köter Wheeler, der noch immer triefend nass und barfuß vor mir steht und meine Hände festhält. Ich wusste gar nicht, dass nasse blonde Haare in der Sonne wie Gold glänzen können. Und die kleinen Wassertropfen, die aus seinen Haaren in Richtung Boden fallen, glitzern wie Diamanten. Faszinierend. Sprachlos starre ich ihn an. Das sieht ja beinahe schon... hübsch... aus. ... Was war das denn jetzt schon wieder? Drehe ich jetzt vollkommen durch? Wahrscheinlich ist Wahnsinn wirklich ansteckend – und überträgt sich durch Berührung. In dem Moment, in dem ich das denke, versuche ich sofort, meine Hände loszureißen. Dummerweise lässt Wheeler mich nicht los. Und da er meine Hände weiterhin festhält, wird er durch meinen Schwung mit nach vorne gerissen, prallt gegen mich und wirft mich um. Dadurch lande ich rücklings im Gras und der Köter hockt rittlings auf meinem Schoß. Weitere glitzernde Wassertropfen lösen sich aus seinen Haaren und tropfen mir ins Gesicht, doch das nehme ich nur am Rande wahr. Überdeutlich sehe ich nur das Gesicht meines Hündchens wenige Zentimeter über meinem schweben. Schokobraune, leicht geweitete Augen sehen mich erschrocken an und noch bevor ich wirklich weiß, was ich da eigentlich tue, lege ich eine meiner Hände in seinen Nacken, ziehe ihn zu mir nach unten und presse meine Lippen auf seine. Er keucht erschrocken auf, öffnet seinen Mund und ich nutze die Chance, um mit meiner Zunge seine Mundhöhle zu erkunden. Eine Sekunde lang ist das Hündchen geschockt, doch dann – zu meiner nicht geringen Überraschung – erwidert er meinen Kuss. Das ist absurd. Verrückt. Absoluter Wahnsinn. Wahnsinn. Ja, das trifft es ziemlich gut, denke ich. Es ist wirklich Wahnsinn, wie gut mein Hündchen küssen kann. Diese ganze Situation ist verrückt. Vollkommen absurd. Ich liege hier tropfnass mitten im Park, auf meinem Schoss hockt Joey Köter Wheeler und wir knutschen, als wären wir zwei verliebte Teenager. Gut, technisch gesehen sind wir das vielleicht – ich meine damit Teenager, keinesfalls verliebt –, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass das hier vollkommen verrückt ist. Genauer gesagt ist es schlicht und ergreifend Wahnsinn. Was tun wir – was tue ich – hier eigentlich? Das ist doch nicht normal! ... Aber es ist erstaunlich gut. Und so schlimm ist es ja nun auch wieder nicht. Immerhin will er es ja wohl auch. Sicher, ich habe angefangen, aber immerhin erwidert er meinen Kuss. Was er sicher nicht tun würde, wenn es ihm missfiele. ... Das gefällt mir wirklich von Minute zu Minute besser. "Der... Wahnsinn!!", keucht Wheeler und spricht damit erstaunlicherweise genau das aus, was ich gerade denke. "Ganz... meine... Meinung", erwidere ich und er grinst mich von oben herab an. "Du bist klatschnass, Kaiba", stellt er fest und ich werfe ihm einen ärgerlichen Blick zu. "Ach, und wessen Schuld ist das bitte?", frage ich bissig und sein Grinsen wird noch breiter. "Meine, ich weiß", antwortet er, steht auf und hält mir seine Hand hin. Etwas verdutzt über seine plötzliche Hilfsbereitschaft – und noch verdutzter darüber, dass er den Kuss mit keinem weiteren Wort erwähnt – ergreife ich seine Hand und lasse mir von ihm wieder auf die Beine helfen. "Ich glaub, Du solltest Deine nassen Sachen ausziehen", schlägt er vor und ich werfe ihm wieder einen leicht ärgerlichen Blick zu. "Das weiß ich selber. Und genau das werde ich auch tun, sobald ich zu Hause bin", informiere ich ihn und er grinst mich wieder an, während er in Richtung der Bank geht, auf die er vorhin seine Schuhe gestellt hat. Bevor er danach greift, hangelt er dahinter nach meinem Schirm, klappt ihn zusammen und reicht ihn mir. Etwas überrascht nehme ich ihn entgegen und sehe dann den Blondschopf vor mir, der gerade das Wasser, das sich in seinen Schuhen gesammelt hat, ausschüttet, mit hochgezogener Braue an. Er wirft mir ebenfalls einen Blick zu und beginnt wieder zu grinsen. "Ich glaub, ich sollte auch aus meinen nassen Klamotten raus", stellt er fest und blickt mit schiefgelegtem Kopf zu mir auf. "Meinst Du, ich könnte meine Sachen bei Dir trocknen? Dann könnten wir da weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben", sagt er dann und verschlägt mir damit zum wiederholten Mal am heutigen Tag die Sprache. Mehrere Sekunden lang starre ich ihn nur an. Meint er das ernst? Er will mit zu mir kommen und da... weitermachen? ... Er macht keine Anstalten, das, was er gesagt hat, zurückzunehmen. Gut, offenbar ist das wirklich ein ernstgemeinter Vorschlag. ... Klingt vielversprechend. ... Warum eigentlich nicht? Wenn das, was er mir in Aussicht stellt, so gut ist wie der Kuss eben, dann könnte dieser Abend sehr interessant werden. "Dann komm mit, Wheeler", antworte ich und er grinst über das ganze Gesicht, nimmt seine Schuhe und läuft barfuß und erstaunlicherweise schweigend neben mir her zum Parkausgang. Wahnsinn ist wirklich ansteckend. Innerlich muss ich schmunzeln. Hochgradig ansteckend. Aber irgendwie stört mich das seltsamerweise gar nicht mehr. Im Gegenteil. Diese Art von Wahnsinn könnte mir sogar gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)