Nightmare von PattyBolognese (Sunrise Avenue FF mit Finnlands Newcomern) ================================================================================ Kapitel 42: Von Feiertagen und Sylvesterknallern-Teil 2 ------------------------------------------------------- Joanna beschloß Sami ihren Haustürschlüssel einfach in die Hand zu drücken und ihn weg zu schicken. Sie wollte bei Sally übernachten. Lucy war unentschlossen, aber da Timo sich so dusselig an dem Abend anstellte und irgendwie weder wirklich mit ihr sprach und wenn er es tat sich total verhaspelte, beschloss sie dann doch auch da zu bleiben. Eve schaffte es leider nicht Jukka fort zu jagen, denn dieser war tief und fest auf der Couch am schnarchen. Sie legte ihm eine Decke über den Kopf und ließ ihn in Ruhe. Einen schlafenden Löwen soll man schließlich nicht wecken. Eve zog mit aller Macht an der Matraze und quetschte sie durch die Tür. „Man, warum ist der Türrahmen nur so klein?“, keuchte sie mit hochrotem Kopf. „Du labberst n Mist, deine Matraze ist nur zu groß.“, lachte Lucy und flackerte liebevoll das Bettzeug darauf. Sally zog sich ihren Schlafanzug über und verkroch sich unter die Decke. Sie zog den blauen Tintenfisch an sich, denn sie mal von Samu geschenkt bekommen hatte, und sah verträumt in die Gegend. „Wer fängt an, du oder wir?“, Lucy sah ihre Freundin fragend an und machte es sich neben Eve auf der Matraze gemütlich während Joanna sich neben Sally auf dem Bett breit gemacht hatte. „Was soll ich denn sagen?“, meinte Sally und sah ihre Freundinnen traurig an. „Wie wärs wenn du ihn anrufst!“, meinte Lucy dann und warf Sally ihr Handy zu. „Und was soll ich IHM bitte sagen?“, Sally spielte mit ihrem Handy unruhig herum. „Sowas wie: Ich liebe dich, bitte komm zu mir zurück.“, schlug Eve vor. „Das kann ich ihm doch nicht am Telefon sagen, der meint doch ich würde ihn verarschen!“, fauchte Sally zurück und stütze den Kopf auf ihrem Tintenfisch ab. „Du hast es also endlich begriffen dass du ihn doch liebst? Und das ohne meine Hilfe?“, Lucy sah ihre Freundin ungläubig an und grinste. „Denke schon.“, diese zuckte nur mit den Schultern. „Denke schon?! Sally!“, Joanna sah sie grinsend an und fing an wild mit den Händen rumzufuchteln. „Ihr ward wie ein frisch verliebtes Päärchen, der Anblick war himmlisch! Wie Rose und Jack aus Titanic…“, schwärmte sie. „Ja, nur das Jack am Ende des Films stirbt…“, fügte Eve dazu. „Das ist eine ewig haltende Romanze, zerstör die gefälligst nicht!“, murrte Joanna. „Mag ja sein, wir sind hier aber nicht in Hollywood. Sally, wenn du Samu doch liebst, dann kämpf gefälligst dafür. Er hat das für dich doch auch getan.“, meinte Eve mit einem sehr überzeugendem Unterton. „Lass ihn an dich ran, so wie du es heute getan hast. Ich hab ihn selten so strahlen gesehen, ruf ihn an!“, fügte Lucy dazu. „Ich weiß nicht.“, Sally warf unsicher einen Blick auf ihren Wecker. Es war bereits 2 Uhr morgens durch. „Der schläft bestimmt schon.“, meinte sie dann und legte ihr Handy zur Seite. „Versuch es wenigstens, sonst tu ich es.“, bevor Sally reagieren konnte, griff Joanna nach ihrem Handy und rief Samu an. „Joanna, nein!“, bevor Sally auf sie los springen konnte, hatte Joanna Samu bereits am Handy dran. „Hey Samu, wo steckst du?“ Es war kurz still und dann verfinsterte sich Joanna´s Gesichtsausdruck. „Du bist wo?!“, kreischte sie dann aufeinmal ins Handy und zwar so heftig das Lucy vor Schreck wieder in ihr Glas spuckte. „Wie kannst du das nur…? Ja, aber…Samu, nach alldem was heute Abend…aber Sally wollte dir doch…jetzt hör mir doch mal zu! Samu?Samu!“, er hatte aufgelegt. Mit blassem Gesicht starrte Joanna ihr Handy an. Erwartungsvoll starrten Eve und Lucy sie an. „Und?“, fragte Lucy ungeduldig. „Er hat Doreen getroffen…“, Joanna sah Sally unsicher an, die von ihrem Tintenfisch nur kurz aufsah. „Tse, das ist typisch Samu Haber. Steigt gleich mit ner anderen ins Bett. War ja nicht anders zu erwarten.“, Sally versteckte ihr Gesicht im Tintenfisch. Sie zuckte leicht mit den Schultern und fing leise an zu schluchzen. Eve und Lucy kletterten hoch zu ihr aufs Bett und kuschelten sich alle zusammen. Joanna nahm Sally liebevoll in den Arm. „Es wird alles gut, Süße.“, sagte sie sanft. Ihre Freundin fing leise an zu weinen. Eve rannte unruhig auf und ab. Samu war seid Tagen nicht mehr zu erreichen. Sein Handy war aus und auch über Email antwortete er nicht. Jukka rannte mit ihr mit. Er war genauso besorgt wie sie, denn eigentlich war es so gar nicht die Art von Samu einen Sitzen zu lassen. Es standen zwar keine Auftritte mehr bevor bis Mitte Januar, aber Jukka hatte über Internet die Fans aufgerufen nach Helsinki zu kommen. Er und die Jungs wollten mit ihren Fans zusammen Sylvester feiern. Genau wie mit ihren weiblichen Kollegen von Nightmare. Jukka passte es nicht das wieder mal nichts so lief wie er es wollte und sein ganzer schöner Plan den Bach runterlief. Denn was war eine Sylvesterparty mit Sunrise Avenue ohne Samu Haber??? Viele Fans hatten bereits Zusagen gegeben das sie kommen würden und die Plattenfirma wollte alles sponsern. Es war so perfekt…und jetzt fiel Samu mal eben ein seinen Egotrip durchzuführen! „Ich leg ihn um wenn ich ihn in die Finger bekomme!“, fauchte Jukka und wählte zum X-ten Mal Samu´s Nummer. Total genervt legte er wieder auf als die Mobilbox sich meldete. „Wo kann er denn nur sein?“, meinte Eve und schüttelte nur den Kopf. Janne und Sami betraten das Zimmer von Eve. „Immer noch nichts?“, meinte Janne und warf dabei einen Blick auf sein Handy. „Nein! Er ist wie vom Erdboden verschluckt.“, fauchte Jukka wütend. Sami sah ihn genervt an. „Warum macht der denn außgerechnet jetzt ne Fliege? Dem ist schon klar das es nicht gut für unser Image ist wenn er nicht an dem Sylvesterabend dabei ist, oder?“ „Das hoffe ich für ihn, ansonsten nehm ich ihn nämlich auseinander. Wehe der hat keine plausible Erklärung für seinen Abgang.“, Jukka´s Gesicht war rot vor Wut. „Nur weil er der Sänger ist muss er nicht meinen zu tun und zu lassen was er wollte. Ich bin so sauer, ich würde ihn am liebsten aus dem Vertrag streichen!“, fügte er ohne nach Luft zu schnappen dazu. Raul kam hinzu. „Er wird schon einen Grund haben. Vielleicht ist was in seiner Familie passiert.“, versuchte er es ruhig. Jukka schüttelte den Kopf: „Da hab ich schon längst angerufen, da leben alle noch und sind munter wie Fische im Wasser!“ „Ach, lasst ihn doch. Samu taucht schon wieder auf. Wahrscheinlich hat er nur Liebeskummer…“, meinte Raul dann abweisend. „LIEBESKUMMER?! Das wäre ja nun die absoluteste Unverschämtheit die er bringen würde, wegen Herzschmerz wurde noch nie ein Auftritt abgesagt, geschweige denn ein wichtiges Zusammen sein mit den Fans!!! Und wenn er deprimiert in einer Ecke liegen würde, das wär mir so egal, der hat hier zu sein wenn wir ihn brauchen! Er gehört hier zu also hat er auch hier zu sein!“ Jukka schnappte nach Luft. Eve umarmte ihn und sah ihn mit beruhigendem Blick an. „Schimpf nicht so sehr, denk an deinen Blutdruck.“, grinste sie und küsste ihn liebevoll auf die Wange. Jukka atmete einmal tief durch und erwiderte die Umarmung seiner Freundin. Die Weihnachtstage hatte sie wieder enger zusammen gebracht. Kein Wunder, es war ja auch kein Aki dabei. „Warum quält er mich nur so?“, murrte Jukka und ließ sich aufs Bett sinken. „Du tust so als ob er mit dir Schluß gemacht hätte.“, lachte Raul und setze sich zu dem Paar. Jukka sah ihn mürrisch an. „Hat er ja auch irgendwie…“ „Jukka, jetzt wird mal nicht albern.“, fügte Eve hinzu. „Was ist eigentlich mit eurer Managerin…ist er bei ihr?“, fragte Raul nach. Eve schüttelte den Kopf. „Die ist auch wie vom Erdboden verschluckt. Nicht zu erreichen.“ Janne seufzte genervt. „Klasse, jetzt brennt er auch noch mit seiner Ex durch.“ Raul sah ihn fragend an. „Das glaubst du doch wohl selber nicht. Dafür ist Doreen viel zu besessen von ihrer Arbeit als mal eben alles hin zu schmeißen und mit Samu im friedlichen Beisammen sein eine Familie zu gründen…irgendwo auf Mallorca.“ Jukka sah ihn irritiert an. „Wie kommst du auf Mallorca? Das liegt an anderm Ende des Planeten Erde.“ Raul zuckte mit den Schultern. „Ich finds sehr schön da.“, er grinste verlegen. Mit einer Handbewegung wehrte Jukka den soeben gesagten Satz von Raul ab und seufzte einmal laut. „Wenn er nicht bald wieder auftaucht brauch ich ne gute Ausrede für die Fans…“ Lucy schlürfte gelangweilt an ihrem Milchshake. Sie hatte einen verträumten Blick und sah Sally dabei zu wie sie gierig einen Cheesebruger herunter schlang. „Und weißt du was das tolle an der ganzen Sache ist? Wir werden das total spektakulär machen, mit Filmblut und allem…Lucy, hörst du mir zu?“, Sally sah ihre Freundin fragend an. „Mhm?“, Lucy sah desinteressiert auf. „Ich erzähle dir grade von unserem anstehenden Videodreh von ´Birth by sleep´und du träumst herum. Was ist mit dir?“ „Bist du nicht traurig?“ Sally sah sie verständnisslos an: „Ich? Wieso? Nö.“ „Wegen…“ „Deswegen erst Recht nicht. Also, sag schon, was ist mit dir? Liegt es an Timo?“, Sally grinste und fing an ihren McSunday zu schlabbern. Lucy ließ den Kopf auf den Tisch sinken. „Ach Gottchen, scheint ja was ernstes zu sein wenn du deprimiert bist.“, meinte Sally und wedelte mit ihrem Löffel vor ihrer Nase herum. „Ich bin nicht deprimiert. Ich befinde mich in einem tiefen, schwarzen Loch, das ist viel schlimmer.“, seufzte Lucy verzweifelt und sah Sally dabei zu wie sie ihr Eis löffelte. „Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich möchte auf ihn zugehen und ihm zeigen das ich ihn mag…aber er…er stellt sich so dusselig an!“ „Er ist dusselig.“, korrigierte Sally. „Na eben! Ich weiß nicht, vielleicht bin ich es auch…wie geht man mit jemanden um der nicht merkt das man Gefühle für ihn hat?“, fragte Lucy verzweifelt und raufte sich einmal durch die Haare. „Frag Samu.“, meinte Sally nur knapp. „Der ist nicht aufzufinden. Aber du hast Recht: Der weiß es bestimmt. Solange wie er sich schon um dich bemüht und du es nicht gecheckt hast, geschweige denn wahr haben wolltest…da ist Timo ja die reinste Wonne gegen!“ „Wie wärs wenn du dich an Joanna wendest? Die kann dem Gehirn ihres Brurders bestimmt auf die Sprünge helfen.“, lenkte Sally ab und kratze den letzten Rest Karamelsoße aus ihrem Becher. „Ich will sie nicht damit belasten. Sie schwebt doch auf Wolke Sieben mit ihrem Sami…beneidenswert.“, seufzte Lucy. „Kommt unsere Crew auch an Sylvester?“, fragte Sally. „Keine Ahnung. Ich glaub nicht.“ „Dann laden wir sie alle ein. Naja…außer Mario…vielleicht. Und Eve hat vor Chris Angst…und die Zwillinge…“ „Warum sagst du nicht gleich: Nur Timo?“, grinste Lucy. „Ist doch Wurst. Ich red mit Joanna, die managet das schon.“ „Wo wir grade vom Manager reden, wo ist unsere eigentlich?“ „Ich hoffe bei der Arbeit und organisiert alles für den Videodreh. Immerhin hat das Video Preview am 15. Januar. Und am Ende des Monats kommt die Single raus…“ „Das weiß ich. Denk doch mal eine Minute an was anderes, du bist ja schrecklich!“, lachte Lucy. „Das ist mir nun mal wichtig. Ich habe keine Zeit mir um den blonden finnischen Möchtegern George Clooney Gedanken zu machen! Ich habe auch noch andere Hobbies!“, meinte sie und lugte mit gierigem Blick zu den Cheeseburgern rüber die grade frisch zubereitet wurden. „Essen und schlafen?“ „Unter anderem. Hör zu, kann sein das ich…mir inzwischen was eingestanden habe was Samu angeht, aber das heißt nicht das ich mein Leben umkrempeln muss um…bei ihm zu sein.“ Lucy sah Sally mit großen Augen an. „Vermisst du ihn gar nicht?“ Sally sah sie zweifelnd an. „Naja, Herzschmerz meine ich. Wenn du alleine bist, dann sehnst du dich nach ihm, so sehr das dein Herz weh tut und du wünschst dir nichts sehnlicheres als in seinen Armen zu liegen, bei ihm zu sein und wenn du nur neben ihm stehst spürst du das du glücklich bist und das es einfach nur richtig ist bei ihm zu sein und das du dein Herz an ihn verschenkt hast.“ Sally lauschte ihr mit grinsendem Blick. Lucy strahlte und hatte dabei rote Backen. „Es ist einfach dieses Gefühl das es richtig ist das du ihn vermisst, das du ihm allein gehören willst, weißt du was ich meine?“ Sally antwortete nicht, brauchte sie auch nicht, denn Lucy redete einfach weiter. „Und wenn du dann bei ihm bist, willst du es ihm sagen, er soll es wissen, aber dein Herz schlägt so schnell das du nicht den Mut aufbringst, das die Worte nicht herauskommen. Du hast auch Angst vor Ablehnung und…hach, warum muss Liebe nur etwas so unerreichbares sein?“, sie seufzte und sah Sally mit traurigem Blick an. „Wenn du ihm das so sagst versteht er es erst Recht nicht.“ „Waum frage ich überhaupt dich? Du weißt ja selber nicht immer was du willst. Ich hab die falsche Nummer gewählt, ich hätte Joanna um Rat bitten sollen.“, seufzte Lucy. „Hab ich doch eben schon gesagt.“, grinste Sally nur. Wieder raufte sich Lucy durch die Haare. „Vielleicht solltest du ihn…einfach küssen.“, meinte Sally dann. „Was?“ „Die Botschaft kann er unmöglich NICHT verstehen.“, sagte sie grinsend. Lucy sah sie völlig entsetzt an. „Einfach so?“ „Einfach so.“, bestätigte Sally. „Komm, wir gehen zu Eve, da treiben sich die anderen rum. Ich nehm mir noch nen Cheesebruger mit. Naja, vielleicht auch zwei.“, grinste Sally, zog sich ihre Jacke über und Lucy folgte ihr. „Ik zünd se an, ik zünd se an!“, freute sich Eve wie ein kleines Kind und sah Jukka begeistert dabei zu wie er anfing die Sylvester Knaller nach und nach auszupacken. „Das sind meine, lass das gefälligst!“, er zog ihr eine Rakete aus der Hand, die Eve liebevoll gestreichelt hatte. „Komm schon, Jukka, nur eine!“, jammerte Eve. „Nein, vor Neujahr wird nichts angezündet.“, protestierte Jukka grinsend. Lucy kam hinzu und nahm Jukka die Raketen aus der Hand. „Das gilt auch für dich, Herr Backlund!“, meinte Lucy und warf die Böller in den obersten Schrank des Tourbusses. Janne und Raul waren draußen fleißig dabei das Buffet aufzubauen. „Raul, ich will den Kartoffelsalat aber weiter links haben, nein, noch mehr, noch mehr…“, dirigierte Joanna die beiden Jungs. „Aber wenn ich den Topf noch mehr hier rüber schiebe, klirrt er auf den Boden.“, fauchte Raul. „Aber da wo der Kartoffelsalat steht will ich die Würstchen haben!“ „Dann stell sie doch woanders hin!“ „Ach Raul, das verstehst du nicht. Du bringst meine ganze Planung durcheinander!“, fauchte Joanna. Janne, leicht genervt, nahm Raul den Topf aus der Hand und knallte ihn auf den Tisch. „Steht hier fabelhaft. Hör auf zu meckern, Joanna!“ „Aber ihr bringt mein System durcheinander!“ „Und du meine Nerven!“ „Das ist doch nicht meine Schuld!“ „Find ich schon.“ „Find ich nicht. Janne, du nervst!“, fauchte Joanna und fuchtelte wild mit ihren Händen herum. Sally hörte sich nur mit halben Ohr die Streiterei der beiden an während sie die Gläser aufstellte und sich selber fragte ob sie nicht doch lieber zuhause bleiben sollte. Genervt kletterte sie in den Bus und Sami kam ihr mit einem Kasten Bier entgegen. „Oh hey Sally, holst du eben den Sekt raus, der ist noch kalt gestellt.“, meinte er und huschte an ihr vorbei. „Warum soll ich ihn dann rausholen?“, murrte sie verständnisslos, aber Sami hatte sie gehört und antwortet sofort: „Der ist in nem Haufen Eiswürfel vergraben und wehe du naschst auch nur einmal von dem Eis!“ „Mhmpf.“, Sally zog eine Miene. Woher wusste Sami von ihrer Schwäche Eiswürfel gerne zu lutschen? Wahrscheinlich von Joanna. Sie ging an den Eisschrank und griff in die Schüssel. Sie angelte zwei, drei Eiswürfel heraus und schob sich einen davon in den Mund. Er war schön kalt und sie lutschte genüsslich daran. Sie setzte sich und schaute aus dem Fenster raus. Die andern waren fleißig dabei die Vorbereitungen zu treffen, vor allem Joanna und Lucy gaben sich viel Mühe. Sally schob sich den zweiten Eiswürfel in den Mund während sie den anderen durch ihre Hand gleiten ließ. Wo war Samu nur? Sie gestand es sich ungern ein, aber er fehlte ihr und sie machte sich Sorgen. Sie warf einen unruhigen Blick auf ihr Handy. Nichts. Es wäre auch zu schön um wahr zu sein wenn er wieder auftauchen würde. Der letzte Eiswürfel war zum Teil schon geschmolzen und sie lutschte genüsslich daran. „Du sollst doch keine Eiswürfel klauen.“ Sie erschrak mächtig und sah auf. Da stand er. Einfach so. Er lächelte nicht, er sah sie nicht mal an. „Samu…“, Sally wusste nicht wie sie reagieren sollte. Sie hatte sich fest vorgenommen ihn anzuschreien und ihm zu sagen das er übertrieben reagiert hatte und was er sich eigentlich erlauben würde wo sie ihn doch endlich… „Geh lieber raus und hilf den anderen, anstatt unsere Eiswürfel weg zu fressen.“, murrte Samu nur und ging an ihr vorbei. Sally war sprachlos. Was war das denn gerade für eine Aktion? „He, Samu!“, sie sprang auf und folgte ihm. „Was willst du?“, er sah sie nicht mal an, blieb aber stehen. „Wo…wo warst du?“, fragte sie zaghaft. Er drehte sich immer noch nicht um. „Bei meiner Freundin.“ Sally sah ihn entsetzt an. Was hatte er gerade gesagt? Das musste…das musste ein schlechter Scherz sein, das konnte nicht sein Ernst sein. „Wie bitte?“, Sally sah ihn mit großen Augen an, ging auf ihn zu und drehte ihn zu sich. „Wiederhol was du grade gesagt hast!“ Samu meidete ihr in die Augen zu sehen. „Ich sagte, ich war bei meiner Freundin, hast du ein Problem damit?“ Sally fehlten einfach nur die Worte. Samu drehte sich wieder von ihr weg und verließ den Bus. Sofort scharrten sich die anderen um ihn. Sally hörte wie die anderen schimpften und fluchten und Samu wohl so einiges einstecken musste. Doch sie selber sank nur auf den nächsten Sitz und starrte ins Leere. Was war denn nur passiert? Sally fühlte sich aufeinmal schrecklich leer und allein gelassen. Sie wunderte sich das sie nicht weinte, es ging einfach nicht. Sie öffnete den Kühlschrank und griff nach der Sektflasche. Sie ließ den Korken knallen und zog die Flasche innerhalb von drei Minuten leer. Lucy band sich die Haare zusammen und warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah müde aus und außerdem spürte sie deutlich dass sie großen Hunger hatte, denn ihr Magen grummelte ohne Ende. Die Party ging schon seid acht Uhr mit lauter Musik, viel Gegröhle und Gelache und vor allem mit vielen Fans die Samu gierig belagerten. Wenn Joanna nicht auf dem Schoß von Sami sitzen würde, wäre er wahrscheinlich auch umringt, ebenso wie Jukka, der sich aber Eve immer wieder vom Buffet wegzog und sie nicht aus den Augen ließ. Eve ließ es sich gefallen, solange sie gierig nach den Schnitzeln greifen konnte und diese beinahe am Stück runter schlang. Raul stand, glücklich darüber in seinem Element zu sein, vor dem Grill und bediente fleißig die hungrigen Fans. Janne war eher die Randfigur, er stand mal hier mal dort und beschütze den Alkohol liebevoll vor Sally, denn die hatte bereits drei Flaschen Sekt geköpft und zog auch weiter fleißig an den strängen des Alkoholkonsums. Sie wollte mit niemanden reden, sondern sich anscheinend nur abschießen. Lucy hatte es sich zur Aufgabe gemacht ein wenig auf sie aufzupassen, wobei sie immer wieder mit den Gedanken abschweifte. Was Timo wohl grade machte? Sie sah dauernd auf ihr Handy, doch er meldete sich nicht. Naja, sie hatte von ihm eigentlich auch nicht verlangt dass er sich melden sollte, aber ein normaler Menschenverstand hätte doch längst erkannt dass Männer sich bei Frauen zu melden haben. Sie seufzte und sah noch mal in den Spiegel. Lucy hatte sich noch nicht getraut mit Joanna über das Problem „Dein Bruder“ zu reden. Wie sollte sie das Joanna auch verklickern, wenn die grade auf Wolke 7 schwebte? Lucy war immerhin ein großes Mädchen und älter als Joanna, und doch führte sie sich auf wie ein Teenager. Wobei Samu und Sally da ja nicht besser waren…die beiden führten sich auf wie aus einer Soap entsprungen. Jetzt vergleichte sie die beiden schon wieder mit sich selber, es war zum Haare raufen! Das ging ihr auf die Nerven! Einerseits wollte sie selber glücklich werden und ihre Liebesprobleme in den Griff kriegen, andererseits wollte sie Sally endlich glücklich sehen. Immer diese Probleme die nicht die Eigenen waren, tse, sie war echt zu sehr um andere besorgt als um sich selbst. Lucy sah auf und atmete einmal tief durch. Mit einem letzten Blick auf ihr Handy verließ sie das enge Klo des Tourbusses und rannte Janne in die Arme. „Hast du dir auch brav die Hände gewaschen?“, grinste er sie an. „Ich hatte eigentlich vor sie mir an deinem Pulli abzuputzen, komm mal ran auf nen Zentimeter!“, sie streckte grinsend die Hände aus, doch Janne wich ihr grade noch aus. „Ich suche dich schon die ganze Zeit…Sally dreht draußen ein bisschen ab, ich hab sie in den Bus geschleppt, sie pennt auf dem Sofa…mit einer Bierflasche in der Hand.“, grinste Janne und wies in den hinteren Teil des Busses. Lucy seufzte, kratze sich am Kopf und ging hinter Janne her. Sally lag dort, seelenruhig am schlafen und sie hatte eine Decke über sich gezogen. „Warst du das mit der Decke?“, fragte Lucy. Janna schüttelte nur den Kopf und starrte verständnisslos auf Sally. Lucy sah aus dem Fenster raus und bemerkte grade noch wie Samu sich von dem Bus wegdrehte. Sie grinste. Sie beobachtete wie er von Fans umringt war und zwar ganz in seinem Element. Der Samu Haber der er war. „Gehen wir raus, es ist gleich Mitternacht.“, meinte Janne, umarmte Lucy und zog sie grinsend aus dem Bus. Knall. Peng. Bumm. Nur aus den Augenwinkeln betrachtete Samu die Lichter am Sylvesterabend. Nachdem alle über ihn hergefallen waren, mit Drücken und Umarmungen und Küsschen von allen Seiten, hatte er es geschafft sich in eine dunkele Ecke zu verkriechen und auf sein Sektglas zu starren. Sylvester war eigentlich eines der Feste wo er richtig loslegte und alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch dieses eine Jahr war alles anders. Die letzten Vorkommnisse hatten sein Leben komplett durcheinander gebracht und irgendwie grade am Ende des Jahres, hatte er sich verändert, zu etwas was er nicht sein wollte. Er fühlte sich wie in ein schwarzes Loch gezogen. Das ganze Jahr zog vor seinem geistigen Auge vorbei, wie ein Film der schlecht geschnitten wurde und immer wieder sah er dieses eine Gesicht vor sich. Die langen schwarzen Haare die ihr ständig ins Gesicht fielen, die dunkelen Augen die immer wieder ins Leere starrten, die lange Narbe die sich durch ihr Gesicht zog…und er sah sie auf der Bühne, wie sie Gitarre spielte, wie sie sang, wie sie lebte. Wie tief war er schon wegen ihr in seine eigene Verzweiflun gefallen, das er es kaum noch schaffte seine Fans so anzulachen wie er es sonst immer tat?! War er noch Samu Haber? In der Zeit wo Sunrise Avenue mit Nightmare auf Tour war hatte sich alles so sehr verändert. Sami liebte Joanna, Jukka liebte Eve und er…? Wie tief hatte diese eine Frau ihn nur runtergezogen ohne dass er es gemerkt hatte? Und wie weit wollte sie noch gehen? Von vorne anfangen….ging das überhaupt? Wie sollte er was anfangen was er nicht mal richtig beendet hatte? Von vorne beginnen. Er wollte wieder er selbst sein. Er wollte wieder Samu sein, Samu Haber, der Sänger von Sunrise Avenue. Alles hinter sich lassen. Vergessen was war, vergessen was sein sollte. Ihre Wärme, ihre Sehnsucht nach ihr, die Liebe die tief in ihm schlummerte…sie, Sally. Er grinste und erhob sich. Entschlossen ging er wieder auf die feierende Meute zu, bereit alles zu ändern. „Frohes Neues.“, sagte er zu sich selber. Samu wälzte sich unruhig im Bett hin und her. „Ich hasse dich, Samu!“ „Du bedeutest mir gar nichts!“ „Verschwinde endlich aus meinem Leben!“ „Wo warst du als ich dich brauchte?!“ Die Worte hallten wie in ein böses Echo immer und immer wieder in seinem Kopf wieder. Er krümmte sich zusammen und starrte in der Dunkelheit auf seine Hände. Er hatte Sally geschlagen. Er hatte die Hand gegen sie erhoben, er wollte das nicht und doch hatte er es getan. Er kroch aus seinem Bett und ging an den anderen vorbei die seelenruhig im Tourbus schliefen. Die Sylvesternacht war vorbei. Aus und vorbei. Ein neues Jahr…und alles war schief gelaufen. Samu ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. Das nächste Bier was er fand zog er sich daraus. Er suchte in einen der Schubladen nach einem Flaschenöffner. Sein Blick blieb an dem großen Küchenmesser hängen was darin lag. Er hob es langsam heraus und starrte es an. Er stellte die Flasche Bier ab und holte sich einen Stuhl heran. In die kleine Nische des Tourbuses quetschte er ihn dazwischen und hielt seinen rechten Arm über die Spüle. Das Messer zitterte in seiner Hand. „Ich hasse dich, Samu!“ Er schloß für einen Moment die Augen und sah es wieder genau vor sich: Sally brüllte ihn an, sie hatte Tränen und Zorn in den Augen, Samu spürte wieder wie sie ihn schubste und ihn verzweifelt ansah. Dann spürte er wieder die heiße Wange von ihr, über die er mit seiner Hand mit voller Wucht drüber gefahren war. Sally ging zu Boden und schlug mit dem Kopf auf. Er wusste nicht mehr was danach gewesen war. Er sah Joanna und Eve die sich zu Sally runter beugten, dann sah er Lucy´s Gesicht vor sich, sie schrie ihn an, doch er hörte sie nicht. Und da war dann…die Hand von Janne die ihn weg zog. Samu starrte runter zu Sally und wandte nur unfreiwillig den Blick von ihr ab. Sie hatte sich wieder aufgerichtet und ihr lief Blut aus dem Mundwinkel. Was hatte er nur…? Samu öffnete ruckartig wieder seine Augen und schnitt mit dem Messer seinen Arm auf. Jukka kroch verschlafen aus seinem Bett und schunkelte zur Toilette. Sein Kopf war noch ganz schläfrig und er wunderte sich selber darüber das seine Beine ihn von allein trugen. Müde stieß er mit dem Kopf an die Wand und öffnete langsam eines seiner Augen (Anm.d.A.: Ja, er is blind gelaufen…). Das grelle Licht aus der Küchenecke des Busses blendete ihn. Wer war denn um diese unmenschliche Zeit in der Küche? Er blinzelte dem Licht entgegen und sah eine Gestalt die sich über das Waschbecken lehnte. „Samu?“, seine Augen gewöhnten sich langsam an das Licht und als Jukka seinen Freund erblickte stockte ihm der Atem. „Samu?!“, seine Muskeln wurden ruckartig aktiv, er sprang auf Samu zu und schüttelte ihn. Er war bewusstlos. Sein aufgeschnittener Arm hing über der Spüle die voller Blut war. Das Blut an seinem Arm war bereits geronnen. Jukka bekam Panik. „Janne! Raul!“, brüllte er verzweifelt. „Oh scheiße, man, lass mich nicht hängen!“, mit zitternden Fingern tastete Jukka nach Samu´s Puls. „Sami! Raul!“, brüllte er wieder, als Janne grade um die Ecke stolperte. „Was brüllst du…?“, Janne starrte erst Jukka an, dann Samu der seinen Kopf immer noch bewusstlos auf der Spüle hängen hatte. Janne griff nach dem nächst besten Handy das er in die Finger bekam. Raul und Sami stolperten um ihn herum und stürmten auf Jukka und Samu zu. „Was zur Hölle?“, Sami starrte entsetzt auf Samu der ganz weiß im Gesicht war. „Oh mein Gott, lebt er noch?“, Raul beugte sich über Samu und tastete unruhig nach seinem Puls. Jukka nickte nur stumm, er war noch blasser als er es sonst schon war. Sami packte Samu unter die Arme und Zog ihn von dem Stuhl runter. Raul zog das nächste Küchentuch zu sich und wickelte es hektisch um Samu´s Arm. Bei der ruckartigen Bewegung war der Schnitt wieder aufgeplatzt. „Verdammte Scheiße, was ist denn nur in ihn gefahren? Samu? Samu, sag was!“, fauchte Sami ihn panisch an und klatschte ihm ein paar, doch Samu rührte sich nicht. Raul drückte das Handtuch immer noch auf die Stelle. Janne kam hinzu. „Krankenwagen is gleich hier.“, er beugte sich zu Samu´s bewusstlosem Körper hinunter. „Was ist bloß in ihn gefahren?“, murmelte er leise und starrte in das blasse Gesicht seines Freundes. Raul sah zwischen seinen Kumpels unsicher hin und her. Er hatte den Mädchen geschworen nichts von Samu´s Ausraster gegenüber Sally zu erzählen. Stattdessen sah er Janne fragend an. „Hast du Sally angerufen?“, fragte er. Janne sah ihn irrtiert an. „Nein…warum?“ Raul fauchte ihn an: „Dann mach es! Sie soll ins Krankenhaus kommen! Diesmal…muss sie Samu das Leben retten.“ Janne blickte ihn erst irritiert an, dann verstand er und wählte Sally´s Nummer. Er hatte sich nicht die Pulsadern aufgeschnitten. Den Mut hatte Samu nicht gehabt. Er wollte sein Leben nicht beenden, er wollte nur abschalten. Er wollte weg sein, weg von allem. Sein Arm hatte nicht weh getan als er zugeschnitten hatte. Er war mehrmals mit dem Messer drüber gegangen und jeder Schnitt war für ihn wie eine Befreiung. Er musste bewusstlos geworden sein, weil er doch übertrieben hatte. Samu hatte nie an Selbstmord gedacht, dazu hing er viel zu sehr am Leben. Er wollte nur den Schmerz los werden, die Gedanken, den Druck in seinem Kopf. Er konnte nicht weinen, also tat er es auf andere Art und jedes Mal tat es ihm gut. Natürlich war ihm bewusst das so was nicht normal war…er hatte Angst. Aber in dieser Nacht hatte er nur eine Möglichkeit gesehen, es war so einfach gewesen. Das Messer, sein Arm, das Blut. Wie Tränen die flossen, war es das Blut was ihm die Erlösung brachte. Ihm war klar das es niemand verstehen würde was er gefühlt hatte, es war unbeschreiblich gewesen. Es war eine andere Lösung gewesen, eine Alternative zu weinen, die Erleichterung war die selbe. Er sah auf. Janne betrat das Zimmer und sah ihn erwartungsvoll an. „Was ist mit dir passiert?“, fragte er ruhig und setzte sich zu Samu ans Bett. Samu seufzte und schloß die Augen. Dann…begann er langsam alles zu erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)