Believe von Rinami (Die Kugeln der Tugenden) ================================================================================ Kapitel 11: Perils of the wind ------------------------------ Weinend rannte Nemo davon ,bis sie vor Erschöpfung weinend am Boden zusammenbrach. „Sie haben es gesehen! Sie haben alles gesehen! Sie wissen alles! Sie wissen, wie dreckig ich bin! Sie wissen, wie widerwärtig ich bin! Sie.... sie hassen mich jetzt! Alle hassen mich! Alle.... ich bin das Letzte! Ich bin so widerwärtig! So verdammt widerwärtig!“ redete Nemo weinend und völlig verzweifelt auf sich ein. „Ich will nicht mehr! Ich will nicht mehr mit dieser Schande leben! Ich will nicht mehr leben, wo doch jetzt alle wissen, wie dreckig und widerwärtig ich bin! Gott, bitte lass mich endlich sterben!!!“ flehte, wehklagte und schluchzte Nemo am Boden zerstört. „ICH HASSE MICH!!!!!“ schrie sie laut auf in den Horizont, packte ihr Taschenmesser und ritzte sich tiefer den je. Sechs Schnittwunden fügte sie sich hinzu. Drei an jedem Arm. Dann krallte sie ihren Kopf in ihre Hände. „Bitte! Lass mich endlich sterben! Ich will sterben!!!“ schrie sie weiter, bevor ihre Stimme unter ihrer Verzweifelung und unter ihren Tränen ersticke. „Wir müssen sie finden!“ sagte Ryu energisch und ernst. Er wusste nicht, woran das lag, aber er wollte nur noch zu Nemo. Wollte ihr nur noch beistehen und für sie da sein. Er wollte ihr helfen! Ihr zeigen, dass sie nicht alle Welt hasste. Auch als es noch dunkel war, gab er die Suche nach dem wirklichen Niemandskind nicht auf. Aber Azumi und Rayven konnten nicht mehr, also ging er alleine weiter. Er erblicke Nemo, zusammengekauert und mit blutüberströmten Handgelenken regungslos am Boden liegen. „Nemo!“ rief er und stürmte zu ihr. Er kniete sich auf der Stelle vor ihr nieder und hob sie auf seine starken Arme. Als er sie in seinen Armen festhielt, realisierte er, dass Nemo´s Körper nicht sonderlich warm war. Unsicher legte er seinen Zeigefinger auf ihre Halsschlagader und erhoffte, einen Pulsschlag zu fühlen. Das tat er zum Glück auch. Völlig eilend riss er von seiner Jacke die Ärmel ab und verband Nemo´s neue, ziemlich tiefen Schnittwunden. Dann zog er sich den Rest seiner Jacke aus, umwickelte Nemo mit ihr und drückte sie fest an sich. Die Nacht war eisig und selbst mit dem entfachten Lagerfeuer fror Ryu noch. Er klammerte Nemo fest an sich. Man hatte ihm nämlich beigebracht, dass verletzte Personen besonders viel Wärme brauchten. Und außerdem mochte er es, in Nemo´s Nähe zu sein, seit dem die beiden alleine gewesen sind. Es wurde immer kälter und dann zogen auch noch Regenwolken auf. Mit sorgenvoll gefalteter Stirn blickte Ryu auf zum verregnetem Horizont, als auch schon ein Regentropfen seinen Weg auf Nemo´s Wange gefunden hatte und langsam herunterglitt. Als Ryu sie da so in seine Armen liegen sah, wurde ihm mehr und mehr klar, dass Nemo wirklich jemanden brauchte, der für sie da war und der sie trotz ihrer Vergangenheit mochte und vielleicht sogar liebte. Jetzt, wo er ihre Leidensgeschichte kannte, verstand er ihre verborgenen Schreie um Hilfe, die sich als Schnittwunden nach außen hin zeigten. Nemo brauchte wirklich Hilfe. Sonst würde dieses Mädchen nur noch mehr zu Grunde gehen, als es schon war. Aber wie sollte er sich jetzt ihr gegenüber verhalten? Er hatte keinerlei Erfahrung im Umgang mit Mädchen, die so grausame Erfahrungen in ihrem Leben gemacht hatten. Und er bezweifelte, dass Nemo ihn überhaupt an sich ranlassen würde. „Sie schämt sich bestimmt in Grund und Boden, wenn sie erwacht.“ Dachte Ryu sich und blickte ihr gedankenverloren ins Gesicht. Alles war dunkel und Nemo schritt unsicher durch diesen finsteren Korridor, unwissend, was sie am Ende des Horizonts erwarten würde. Normaler Weise ging sie immer nur durch diesen Korridor wenn sie sich einen Druck gesetzt hat. Doch dieses Mal hatte sie sich keinen Druck gesetzt und der Korridor war trotzdem da. „Das.... ist merkwürdig..... Dieser Korridor....“ flüsterte sie und blickte sich etwas verunsichert um. Dann fasste sie ihrem Mut zusammen und trat langsam vor. Da stand Yami und er blickte sie an. „Yami!!!“ rief Nemo und rannte ihm entgegen. Sie warf sich ihm schluchzend in die Arme. Yami legte seine Hände auf ihre Schulter und schaute runter zu ihr. Nemo blickte auf zu ihm. „Ich bin bei dir..... ohne Drogen.... heißt dass.... ich bin jetzt endlich tot...?“ fragte sie hoffnungsvoll und sah ihm in die Augen. Yami schwieg erst mal und legte ihr seine Hand auf die Wange. „Nein, Sakurie..... Du bist nicht tot.“ Antwortete er dann sanft und lieb. „A-aber!“ setzte Sakura verzweifelt und bittend an, doch Yami legte seinen Zeigefinger auf ihre blassen Lippen. „Hör mir zu... dein Zeitpunkt ist noch nicht hier.... Du musst zurück! Du musst wieder erwachen und in die Welt zurückkehren. Du wirst dort noch gebraucht. Sakurie....“ beteuerte Yami und legte seine Hand um ihre grazile Hüfte. Er strich ihr zärtlich über ihr Haar. „Nein! Bitte, Yami! Versteh mich! Ich kann nicht zurück! Ich kann und will nicht zurück! Nicht, wo alle wissen, wie dreckig und widerwärtig ich bin! Ich kann nicht zurück! Ich kann niemanden außer dir noch in die Augen sehen! Ich sehe die Verachtung in ihren Augen! Yami.... versteh mich doch.... diese Welt hasst mich! Und ich will nicht weiter leiden.... Nicht mehr..... es war zu viel.....“ appellierte Sakura alias Nemo, während sie bei ihrem letzten Satz ihren Blick neigte und ihre Stimme leiser wurde. „Ich weiß.... aber das Schicksal hat noch Pläne für dich. Du musst wieder aufwachen! Ich bitte dich! Wach auf!“ redete Yami auf sie ein. „Nein! Ich will nicht aufwachen! Ich will nie wieder aufwachen! Ich will sterben um endlich für immer bei dir sein zu können! Ich will nicht zurück in diese gottverdammte Welt!“ schrie Nemo und über ihre Wangen perlten Tränen. „Sakurie, hör auf!“ Schrie Yami sie an und schüttelte sie kurz. „Aufhören?! Warum sollte ich aufhören?! Ich werde niemals mehr aufhören! Ich lebe doch nur noch, damit ich anderen ihre Wünsche erfülle! Und wer fragt mich?! Welcher gottverdammte Mensch fragt mich nach meinen Wünschen und Bedürfnissen, huh?!!! Wer fragt sich, wie es mir geht?! Antworte mir! Wer fragt mich, ob ich überhaupt noch will! Ich habe die Schnauze voll! Anderen einen Gefallen tun und mich selber immer weiter quälen, nur damit sie ihr Glück bekommen?! Glück auf den Kosten von anderen ist kein richtiges Glück!“ erwiderte Nemo völlig wutentbrannt und entfernte sich ein Stück von Yami. „Sakurie..... flüsterte Yami leise und melancholisch. Sakura alias Nemo wandte sich ab. „Es reicht. Ich will nicht mehr leiden, nur damit andere glücklich sind.“ Verkündete sie und blickte zu Boden. „Es tut mir leid.....“ sagte Yami traurig und bedrückt, bevor er langsam in der Finsternis verschwand. Sakura drehte sich erschrocken um und realisierte, dass Yami sich auflöste. „Warte! Yami! Was hast du vor?!“ rief sie ihm nach uns schaute ihn an. „Du musst wieder erwachen und um so länger ich mit dir rede, desto unwahrscheinlicher ist es, dass du zu dir kommst.... Deshalb werde ich jetzt gehen.“ Erklärte Yami ruhig und warf ihr noch einen Blick zu. „Nein! Lass mich nicht allein zurück!“ rief Nemo und streckte ihre Hand nach ihm aus. Doch Yami erlosch einfach. „Komm zurück!!! KOMM ZURÜCK!!“ „Komm zurück!“ schreckte Nemo mit ausgestreckter Hand hoch. „Huh....?“ murmelte Ryu verwundert und rieb sich schlaftrunken die Augen. Er blickte zu Nemo in seinem einem Arm. Sie sah so verzweifelt aus, geprägt von einem Traum, den sie gerade gehabt hatte. „Warum jetzt auch noch du...? Warum hast du mich jetzt auch noch verlassen....?“ schluchzte Nemo und vergrub ihren Kopf in ihren Händen. „Was ist denn los?“ fragte Ryu besorgt und hielt Nemo beruhigend fest. „Ich habe alles falsch gemacht! Aber.... aber warum versteht mich denn keiner....?“ schluchzte Nemo weiter. Es schien, wie als würde sie Ryu gerade nicht realisieren. Dabei lag sie doch in seinen Armen, bedeckt mit seiner Jacke. Ryu umarmte Nemo und drückte sie sanft an sich. „Shhh..... beruhige dich.“ Wisperte er ihr ins Ohr. Nemo erschreckte gewaltig und blickte Ryu zu tiefst entsetzt an. „Was willst du?““ rief sie schrill und völlig durch den Wind. „Hey..... jetzt beruhige dich doch, Nemo! Ich bin´s doch, Ryu!“ redete Ryu sanft auf sie ein. Jetzt realisierte Nemo ihn und sprang auf von seinem Schoß. Sie blickte ihn entsetzt an und rannte dann wieder davon. Sie schämte sich wirklich vor ihm. Vor ihm und allen anderen. „Bleib hier!!!“ schrie Ryu ihr nach, doch als sie ihn ignorierte, rannte er ihr hinterher. Jetzt stand Nemo da und blickte eine lange Schlucht hinunter. Sie überlegte, ob sie springen soll. „Nemo!!!“ rief Ryu und kam keuchend angerannt. Er lehnte sich hektisch atmend auf seine Knie. „Ich muss sagen, dass du wirklich verdammt schnell bist....“ keuchte er und blickte zu Nemo. Dann realisierte er, das Nemo gefährlich nah am Abgrund stand und springen wollte. „Nemo, mach das bitte nicht.“ Bat er dann ruhig und streckte ihr seine starke Hand entgegen. Nemo blickte zu ihm, ihr standen Tränen in den Augen. Ryu ging vorsichtig ein Stück auf sie zu. „Verschwinde! Komm mir nicht näher!“ befahl sie hysterisch und fordernd. Dann trat sie einen Schritt zurück. „Nemo, bitte sei vernünftig!“ flehte Ryu verzweifelt und näherte sich ihr weiter. „Ich springe!“ drohte Nemo immer aufgewühlter und ging noch weiter zum Abgrund. „Bleib stehen!!“ befahl Ryu bittend und unruhig. „Niemals!“ erwiderte Nemo und trat zurück. Aber da war kein Fels mehr und Nemo trat ins Leere. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte. „NEMO!!!!“ schrie Ryu, spurtete los so schnell er konnte, warf sich auf den Boden und ergriff ihr narbiges Handgelenk. Ein Schmerzensschrei von Nemo erklang, denn Ryu drückte versehentlich und verdammt fest zu und sie hatte da ja frische Verletzungen. „Ich hab dich!“ rief Ryu und packte sie nun auch mit seiner zweiten Hand. Aber da hatte sie ja auch frische Schnittwunden. „Lass mich los!“ forderte sie ernst. „Nein! Ich lass dich nicht sterben!“ erwiderte Ryu und begann sie hochzuziehen. „Niemals!“ sagte er und zog sie hoch zu sich. Er hielt sie fest an sich gedrückt. Nemo starrte nur aufgebracht und völlig am Ende zu Boden. Wie oft würde ihr noch jemand einen Strich durch ihre Rechnung machen? Etwas später am Tag stand Nemo nur da und blickte melancholisch auf in den Horizont. Natürlich stand sie unter Bewachung von Ryu. Aber irgendwie tat es ihm leid, dieses so von Erinnerungen und Verlusten geprägte Mädchen da sehnsüchtig in den Himmel blicken zu sehen. Er wusste, spürte, was in ihren Gedanken vor sich ging. Er kannte ihre inneren Bedürfnisse nach Tod und endloser Leidlosigkeit. Er hatte sie nun schon mehrmals miterlebt. Langsam erhob Ryu sich und schritt zu ihr. Als Nemo bemerkte, dass er hinter ihr stand, neigte sie ihr Haupt. „Nemo? Du möchtest weinen, nicht wahr? Aber du kannst es nicht. Du kannst es nicht, weil du keine Schulter hast, an der du dich ausweinen kannst.“ Sagte Ryu dann sanft und lieb und schaute runter zu ihr. Wie sehr traf er ihre Gedanken? Woher konnte er wissen, wo nach sie sich unbewusst und doch bewusst sehnte? Oh wie hatte er Recht....? Wie sehr wünschte sich Nemo, dass sie eine Schulter hätte, an der sie sich ausweinen konnte, trotz ihrer Vergangenheit? Ohne gehasst zu werden? Ehrlich und zutiefst traurig nickte sie zaghaft mit ihrem Kopf. Ryu fasste ihr auf die Schulter, sehend,dass Nemo ihren klagenden Blick zu seiner Hand gewandt hatte. „Ich möchte dir gerne meine Schulter zum Ausweinen bieten.“ Sagte Ryu dann behutsam weiter und sah sie an. Erschrocken von Ryu´s Angebot, sich an seiner Schulter ausweinen zu können, wandte sich Nemo um zu ihm und sah ihn an. Sie blickte ihm direkt in seine wundervollen grünen Augen. Da war keine Verachtung in ihnen. Auch kein Hass. Da war nur Wärme und Güte in seinen Augen. Ryu nickte sanft. Nemo warf sich ihm in die Arme und weinte laut und verzweifelt, aus vollster Seele auf. Ryu legte seine starken Arme um ihren grazilen Körper und drückte sie tröstend und liebevoll an sich. Nemo klammerte sich an ihm fest und weinte. Weinte bitter. „Nur zu.... Weine alles aus dir, Nemo..... Weine deine Seele frei....“ sagte Ryu, strich ihr durch das Haar und schloss seine Augen. Schluchzend sank Nemo auf die Knie, immer noch an Ryu festgeklammert. Auch Ryu ging auf seine Knie und presste das Mädchen nur noch mehr an sich. „Ich.... ich wollte das wirklich nicht! Ich.... ich hab mich doch mit allen meinen Möglichkeiten versucht zu wehren! Aber.... aber damals konnte ich noch nicht so gut kämpfen! Und.... was sollte ich denn gegen 3 durchtrainierte Männer machen?! Ich hatte keine Chance! Es war doch alles gegen meinen Willen....“ klagte Nemo verzweifelt. Es war ihr so ernst. „Ich weiß Nemo, ich weiß.....“ beteuerte Ryu und strich ihr sanft über das Haar. „Und... und jetzt hassen mich alle..... für etwas, wofür ich doch nichts kann!“ schluchzte Nemo weiter. „Nein….. es gibt Menschen, die dich nicht hassen. Im Gegenteil. Sie mögen dich und jetzt wo sie das wissen, nur noch mehr.“ Erwiderte Ryu ehrlich und beruhigend. Nemo blickte auf zu ihm. Ihr Blick war geschockt und ungläubig. „Was...?! Bitte Ryu..... Lüge mich nicht auch noch an! Mach mit bitte keine Hoffnungen, die dann wieder zerstört werden! Niemand auf dieser Welt kann so ein widerwärtiges, dreckiges Objekt wie mich nicht hassen!“ sagte Nemo und blickte wieder zu Boden. Warum hatte das Schicksal gerade sie so sehr verdammt? Was hatte sie nur verbrochen, dass man sie so sehr strafte? Ryu legte seinen Zeigefinger unter Nemo´s tränennasses Kinn und wandte ihren Blick auf zu sich. Mit der anderen Hand strich er ihr sanft über die Wange. Nemo blickte ihn an. „Ich mache dir keine falschen Hoffnungen und ich lüge dich auch nicht an, Nemo. Denn ich mag dich wirklich. Am Anfang, wo ich noch nichts von dir wusste, da habe ich dich gehasst. Du bist mir mit deinen ganzen merkwürdigen Aussagen und Kommentaren ziemlich auf die Nerven gegangen, aber nach und nach habe ich dich besser kennen gelernt und den Sinn deiner Worte verstanden. Und jetzt, wo ich weiß, warum du so bist und so redest, verstehe ich dich. Und das hat nun dazu geführt, dass ich dich noch mehr und wirklich mag.“ Erklärte Ryu ehrlich und lächelte sie an. Nemo hatte während seiner Worte aufgehört zu weinen. Jetzt blickte sie ihn einfach nur noch schweigend an. „Ist das dein Ernst....? Du hasst und verabscheust mich nicht....?“ fragte sie dann leise und unsicher. Ryu nickte. „Und das, obwohl ich so dreckig bin?“ fragte Nemo weiter nach. „Du bist nicht dreckig. Keineswegs. Du konntest doch nichts dafür.“ Antwortete Ryu lieb und sich wirklich seiner Worte sicher. „Vielen Dank.... Ryu.... Deine Worte... bedeuten mit wirklich viel....“ bedankte sich Nemo etwas glücklicher und blickte ihn dankbar an. „Hey!“ rief Ryu überrascht und schaute Nemo dementsprechend an. „Was denn?“ fragte Nemo unsicher. „Du hast mich Ryu genannt!“ verkündete der Street Fighter munter und glücklich. „Und,,,?“ wollte Nemo wissen. „Du hast vorher noch nie meinen Namen genannt!“ sagte Ryu erfreut. „Oh.... tut mir leid.....“ entschuldigte sich Nemo darauf verlegen. „Kein Grund sich zu entschuldigen! Ich freu mich doch darüber!“ bekundete Ryu und lächelte. „Du freust dich darüber, dass ich dich beim Namen nenne?“ fragte Nemo verwundert und ungläubig. „Ja, klar! Wenn man jemanden höflich mit Namen anredet, dann ist dass ein Zeichen von Freundlichkeit und Interesse.“ Meinte Ryu darauf und lächelte. Nemo neigte schweigend ihr Haupt. „Du bist ganz anders, als ich dachte....“ flüsterte sie dann gedankenverloren und nachdenklich. „Was dachtest du denn, wie ich bin?“ fragte Ryu neugierig und leicht herausfordernd. „Hm... ich dachte, du wärst ein ziemlicher brutaler, unhöflicher und ständig provozierender Prügeltyp, der alles und jeden, der sich ihn in den Weg stellt, zusammenprügelt ohne Rücksicht auf Verluste oder Gnade.“ Verkündete Nemo darauf ehrlich, wagte aber nicht, ihn bei ihren Worten anzusehen. Ryu blickte sie teils geschockt, teils empört an. „Wie kommst du darauf?!“ fragte er entrüstet. „Der erste Gedanke, wenn man dich sieht ist: Pass auf, ein menschlicher Schrank, leg dich nicht mit ihm an. Und außerdem darfst du nicht vergessen, dass wir uns ziemlich bald nach unserem Zusammentreffen geprügelt haben. Deshalb dachte ich so.“ erklärte Nemo ruhig und mit einer sehr glaubwürdigem Klang in der sonst so unglücklichen und kalten Stimme. „Und wie denkst du jetzt über mich?“ wollte Ryu wissen. „Ich.... glaube, dass du eigentlich sehr lieb und verantwortungsbewusst bist....“ bekundete Nemo dann ehrlich und schüchtern. „Hast du nicht noch etwas vergessen?“ fragte Ryu und legte seine Hände zärtlich auf ihre Wangen. Er blickte ihr direkt in das Auge. „....was denn....?“ fragte Nemounsicher und sie konnte seinen Augen nicht ausweichen. „Ich bin zärtlich......“ hauchte Ryu liebevoll und näherte sich Nemo´s Lippen mit dem seinen. Dann schloss er seine Augen. Nemo wusste erst gar nicht, wie ihr geschah. Immerhin, ein ihr nicht wirklich nahestehender Mann küsste sie gerade. Aber dies.... dies war ein Zeichen, dass er sie wirklich mochte. Ein wahres Zeichen von Zuneigung. „Aber war das wirklich okay? War es wirklich in Ordnung, dass sie jemand anderes küsste, obwohl sie Yami noch liebte? Wie würde er reagieren und jetzt über sie denken? Würde er sie hassen? Nach dem Ryu sie liebevoll geküsst hatte, blickte er ihr in die Augen. „Nemo... ich liebe dich....“ wisperte er und strich ihr über ihre Wange. „Wirklich....?“ fragte Nemo berührt und blickte ihn an. „Ja. Wirklich!“ beteuerte Ryu ehrlich und aufrichtig. Nemo lächelte ihn glücklich, mit einem Tränenden und einem lachenden Auge an. Dann legte sie ihre kalte Hand auf Ryu´s warme Wange. „Das ist wirklich schön....“ murmelte sie und küsste Ryu erneut. Nach diesem Kuss ergriff Ryu wieder das Wort. „Daraus schlussfolgere ich, dass du das selbe für mich empfindest?“ fragte er lieb und interessiert. „Vielleicht.....“ antwortete Nemo etwas fies, aber ehrlich und blickte weg. „Theoretisch war das offensichtlich....“ maulte Ryu enttäuscht und etwas schmollend. Nemo sah darauf zu ihm zurück. „Wo hast du die anderen gelassen?“ lenkte sie ab. Ryu grinste sie durchschauend an. „Weiß nicht. Bin alleine weiter gegangen. Die beiden konnten nicht mehr.“ Verkündete er und blickte Nemo an. „Und warum hast du nicht aufgegeben?“ wollte Nemo wissen. „Ich habe mir ganz gewaltige Sorgen gemacht um dich, Nemo. Ich wusste nicht, ob ich dich vom Selbstmord abhalten konnte, geschweige denn ob, dich überhaupt noch lebend finde.“ Bekundete Ryu ehrlich und energisch. „So....“ flüsterte Nemo darauf und blickte ihre Narben an. „Hör mal.....“ bat Ryu, „bitte, hör auf mit dem Ritzen. Du hast doch jetzt nicht mehr wirklich einen Grund dafür. Ich möchte nicht, dass die Person, die ich seit langem wieder liebe eines Tages, wenn ich das Zimmer betrete, blutüberströmt und leblos am Boden liegt. Oder kreideweiß an der Decke hängt.“ Sagte Ryu und schüttelte mit seinem Kopf. „Es tut mir leid.... aber ich kann nicht anders.“ Entschuldigte sich Nemo ehrlich und leise. „Warum genau kannst du nicht anders?“ fragte Ryu ruhig und sehr aufmerksam. „Der ganze Hass, die ganze Trauer, der Schmerz und dieses elende Hassgefühl wegen meiner Vergangenheit.... Das alles äußert sich im Ritzen. Ich weiß nicht wieso, aber ich MUSS es einfach tun! Ich kann nicht anders! Wenn ich es nicht tue, habe ich das Gefühl, meine Gefühle und mein Schmerz zerfetzen und zerdrücken mich. Es macht alles nur noch schlimmer, ohne ritzen. Ich verliere den Verstand, wenn ich mich nicht ritze. Bitte Ryu glaub mir, das Ritzen ist befreiend und es hilft mir, weiter zu leben.“ Erklärte Nemo appellierend und sah ihn an. Ryu blickte runter auf ihre narbigen Arme, dann blickte er zu ihr. Die Worte, die soeben ihrem Munde entwichen sind, spiegelten sich in ihren Augen. „Wenn sie schon so abhängig vom Ritzen ist, dann braucht sie wirklich Hilfe. Von mir oder einem Psychiater.“ Dachte sich der Street Fighter und schloss kurz seine Augen. „Du wirst aber bald abkratzen, wenn du so extrem weiter ritzt.“ Beteuerte Ryu, packte Nemo´s Arm und schob seine Jackenärmel zur Seite. Dann drehte er ihren Arm so, dass man die Narben richtig gut sah und fuhr mit dem Zeigefinger über die frischesten Schnittwunden. Nemo blickte seine Hand an. Eine merkwürdige Wärme breitete sich von seinem Finger aus. Sie hatte schon so lange keine menschliche Nähe mehr gehabt. „Ich verstehe nicht, wie du so etwas wie mich mögen kannst.“ Verkündete sie darauf und schüttelte kurz mit ihrem Kopf. „Es gibt Dinge, die verstehen wir Menschen halt einfach nicht!“ meinte Ryu darauf ehrlich und höflich. „Das stimmt wohl....“ sagte Nemo belustigt und lächelte ihn vorsichtig an. „Du solltest öfters Lächeln. Glaub mir, das steht dir wunderbar.“ Schmeichelte ihr Ryu ehrlich. Verlegen blickte Nemo zu Boden. Etwas später in der Nacht erwachte Nemo und ging zu einem Baum. Nachdenklich blickte sie auf in den wolkenverhangenen Himmel, während der kalte Regen auf ihre zarte, blasse Haut prasselte und ihr Haar völlig durchnässt von ihrem Körper fiel. Sie machte sich Gedanken über Yami und was er zu der Sache mit Ryu sagen würde. Da fiel ihr das Lied ein, dass sie im letztem halben Jahr im Dojo gelernt hatte. Es war die Geschichte, wie das Dojo gegründet wurde. Leise begann Nemo vor sich hin zu singen. „Over yonder far from time lived a maid widowed by war. Astray her home burdened her life. A netherland of discontent…. Free of joy and bliss…..” Ryu erwachte und bemerkte, dass Nemo nicht mehr bei ihm saß. Verwundert schritt er zum Baum und versteckte sich. Er hörte, wie Nemo leise sang und er musste sich eingestehen, dass Nemo´s Stimme wirklich umwerfend und schön war. „Believe in nothing hard to see.... believe in everything, this world ist free. Listen to your heart never forget. Tales of yore, trust them yet.” Sang Nemo weiter. Sie mochte dieses Lied denn ihr ging es nicht anders. Sie hatte alles verloren und war durch ihre Erlebnisse auch auf Abwege geraten. Auch ihr Leben war ohne Glück und Segen. Vor allem aber die dritte Strophe stimmte überein mit ihrer Vergangenheit. „One a day gloomy and grey, trough the flickering light of the woods, shimmering knights of majesty.” So sang Nemo die zweite Strophe und beim Refrain ‘(Believe in nothing hard to see) trat Ryu erstaunt zu ihr. Er stimmte mit ein. „Believe in nothing hard to see. Believe in everything – this world is free.” So sangen sie beide. Nemo blickte Ryu erschrocken an. „Dieses Lied.... woher kennst du es?“ fragte dieser ernst und durchdringend. Unsicher blickte Nemo zu Boden. „Ich war in einem Dojo, bis vor wenigen Tagen. Und da haben sie es alle gesungen. Der Meiser erzählte mir, dass das die Entstehungsgeschichte dieses Dojo war.“ Erklärte sie und sah den Boden an. Dann blickte sie nachdenklich zu Ryu. „Du.... kennst es auch, nicht wahr?“ fragte das Niemandskind dann. „Ja. Mir haben sie es auch beigebracht. Das Lied von der Witwe Kokoro, die auf Abwege geraten ist und am Ende diesen Dojo gegründet hat.“ Antwortete Ryu nachdenklich und sah Nemo an. „Kennst du alle Strophen?“ fragte Ryu dann neugierig und blickte Nemo munter an. „Da gibt es nur noch eine Dritte...“ erklärte Nemo. „Merkwürdig.... Mir hat man nur 2 Strophen beigebracht....“ dachte Ryu grübelnd. Nemo schloss ihre Augen. „Ich habe es vom Master persönlich beigebracht bekommen. Er war wirklich ein herzensguter Mensch....“ verkündete Nemo darauf. „War? Wie war denn der Name?“ erfragte Ryu und er spürte, wie aufgeregt er wurde. „Meister Shen Long....“ bekundete Nemo. „Du wurdest von Meister Shen unterrichtet?!“ rief Ryu erstaunt und wirklich verdutzt. „Ja....“ bestätigte Nemo dann verwundert. „Meister Shen hat mich auch trainiert! Ich habe 12 Jahre meines Lebens bei ihm gelebt und wurde von ihm trainiert!“ erzählte Ryu aufgeregt und wirklich glücklich. „Wirklich?“ fragte das Niemandsmädchen. Der Street Fighter nickte. „Wusst ich’s doch! Dein Kampstil kam mir gleich so bekannt vor! Wie geht es Meister Shen?“ sagte Ryu wirklich glücklich. Nemo neigte bedrückt ihr Haupt. „Meister Shen verstarb einen Monat, nach dem ich zum Dojo gekommen bin....“ wisperte sie traurig. „Was? Meister Shen eilt nicht mehr unter uns....?“ fragte er enttäuscht und betroffen nach. Nemo nickte zaghaft. „Ich hoffe, dass seine ewige Ruhe friedvoll ist....“ sagte Ryu dann. Darauf wandte er sich zu Nemo und blickte sie an. „Du sagtest, es gibt eine dritte Strophe... Wie geht die denn?“ sagte Ryu darauf. „....the warriors aroused by weariness…. ascendend the porch of an innocent soul….” Hauchte Nemo melancholisch und mit Tränen in den Augen. „Die Wächter erregt von Überdruss... bestiegen das Portal einer unschuldigen Seele?“ übersetzte Ryu fragend und blickte Nemo an. Nemo nickte und wandte sich ab. „Weißt du.... ich mag dieses Lied wirklich sehr.... weil ich mich selbst in ihm wiederfinde....Es ist, wie als hätte jemand dieses Lied nur für mich geschrieben.... Denn mir ist das alles auch passiert.... auch das mit den Kriegern.....“ sagte Nemo lächelnd und blickte weinend auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)