Believe von Rinami (Die Kugeln der Tugenden) ================================================================================ Kapitel 6: Pale (Grenzen) ------------------------- Am Morgen darauf erwachte Azumi als erstes. Verschlafen und sich die Augen reibend richtete sie sich auf. Rayven schlief noch und auch Ryu war noch nicht aus der Welt der Träume zurückgekehrt. Azumi stand auf und blickte Ryu an. Er war im Sitzen eingepennt und schlief vor sich hin. „Oh wie süüüüß!!!!!“ n.n kreischte Azumi in ihren Gedanken und hockte sich vor ihn. Megahappy beobachtete sie ihn. Doch plötzlich erschreckte sie sich, da Ryu sich bewegte. Er kippte hinten über und landete auf seinem Rücken. Verpeilt öffnete er seine Augen und richtete sich verwundert auf. Er realisierte, dass er vom Baumstumpf gefallen war. „Guten Morgen, Ryu!“ sagte Azumi munter aber leise, da sie Rayven nicht wecken wollte. Ryu ließ sich noch mal ins Gras fallen und blickte müde in den strahlenblauen Morgenhimmel. Er streckte sich weit aus und richtete sich dann wieder auf. „Morgen Azumi!“ sagte er und stellte sich hin. Er knackte mit seinem Nacken und lockerte seine Schultern. „Und was machst du jetzt?“ fragte Azumi neugierig und verwundert. „Meine morgendlichen Liegestützen! Ohne die komm ich einfach nicht in die Hufe.“ Antwortete Ryu und begann sofort eifrig mit seinem Vorhaben. Azumi bewunderte ihn dabei fasziniert. Als er bei der 25gsten war, fragte sie ihn: „Sag mal, wenn du das täglich machst, bekommst du dann kein Muskelkater?“. Ryu, immer noch eifrig mit Liegestützen beschäftigt, schaute munter auf zu ihr. „Muskelkater? Nö.“ Antwortete er. „Was???“ fragte Azumi schockiert. „Glaub mir Azumi, wenn du das 13 Jahre täglich machst, dann bekommst du nicht mehr so leicht Muskelkater.“ Beruhigte Ryu sie dann und als er bei der 50sten angelangt war, erhob er sich wieder. „Und wann bekommst du Muskelkater?“ fragte Azumi erstaunt. „Na ja, ich muss zugeben, wenn ich an mehreren Turnieren hintereinander und ohne Pause teilnehme, dann hab ich auch schon mal den einen oder anderen Muskelkater. Aber im Großen und Ganzen so gut wie nie.“ Verkündete Ryu lässig und ehrlich. Ihm stand nicht mal eine Schweißperle auf dem Gesicht. „Du bist ein ganz schöner Angeber, findest du nicht?“ erklang jetzt plötzlich die Stimme von Rayven. Ryu und Azumi schauten sie an. Beide fragten aus einem Munde: „Warum?“. „Ich bekomme keinen Muskelkater und so- gar nicht angeberisch! Nein! Absolut nicht.“ Antwortete Rayven genervt. Jetzt reichte es Azumi und zum ersten Mal erhob sie ein Streitwort gegen Rayven. „Sag mal, kannst du Ryu nicht einmal in Ruhe lassen?! Er gibt nicht an! Ich habe ihm eine Frage gestellt und die hat er mir ehrlich beantwortet! Rayven, du bist doch nur neidisch, weil du nicht so bewundert wirst!“ meinte Azumi wütend und ihre Meinung vertretend. „Ach, du kleine Göre muckst jetzt auf? Bist wohl ein bisschen übermütig, was?“ giftete Rayven wütend. „Es reicht, wenn du dich ständig mit mir anlegst! Und jetzt lass Azumi gefälligst in Ruhe! Sie hat das Recht auf freie Meinungsäußerung! Und bloß, weil du keine Kritik verträgst, soll sie schweigen?!“ schaltete sich nun auch Ryu ein und er stellte sich ernst vor Azumi hin. Trotzig, und doch schweigend kehrte Rayven Ryu und Azumi den Rücken zu. Ryu wandte sich wieder zu Azumi. „Danke, dass du mich in Schutz genommen hast, Ryu. Es war das erste Mal, dass ich meine Meinung gesagt habe.“ Sagte das Mädchen darauf dankbar. „Gern geschehen. Du solltest öfters deine Meinung sagen. Glaub mir, dann nimmt man dich viel mehr ernst und wahr. Ich muss dich loben! Gut Gemacht!“ sagte Ryu darauf. Völlig glücklich lächelte Azumi ihn an. „Vielen Dank, Ryu! Ich werde es mir angewöhnen.“ Versprach Azumi ehrlich. Ryu nickte akzeptierend und gutmütig. „Übrigens Ryu, du solltest dich mal umdrehen.“ Verkündete Rayven dann. Genervt drehte Ryu sich um. Er sah, dass das die Stelle war, wo Nemo geschlafen hatte und er sah, dass Nemo weg war. „Was?!“ rief er entsetzt und empört. Auch Azumi blickte fassungslos zu der Stelle an der Nemo war. „Warum ist sie weggegangen?“ fragte Azumi verständnislos und schockiert. „Weil sie wohl keine Lust auf euch beide hatte! Was ich auch gut verstehen kann.“ Antwortete Rayven spottend. Azumi und Ryu ignorierten sie jedoch und gingen zu der Stelle wo Nemo gelegen hatte. Sie ließen ihren Blick Richtung Wald schweifen und neigten dann ihr Haupt. „Na super. Wir haben eine Obertussi und eine Lügnerin in unserer Gruppe. Ganz toll!“ sagte Ryu, sich aufregend und abwendend. Auch Azumi war enttäuscht von Nemo. Sie hätte nicht gedacht, dass sie sich so feige verkriechen würde. Traurig folgte sie ihrem Schwarm. „Wartet.....“ erklang leise und schwach die Stimme von Nemo. Ryu hatte sie nicht gehört, doch Azumi blieb stehen und drehte sich hoffnungsvoll um. Und da war Nemo auch. Aber es schien ihr nicht sonderlich gut zu gehen. Sie stand da, mühsam versuchend ihr Gleichgewicht zu halten, mit zitterndem und gebeugten Körper am Baum lehnend. Sie stützte sich mit einer Hand am Baum ab, und die andere Hand ruhte auf ihren Schlüsselbeinen. Das sonst so sanft wehende Haar hing ihr klatschnass ins Gesicht und ihre Haut war schweißüberströmt. Das Niemandskind atmete unruhig. „Nemo!“ rief Azumi glücklich und blickte sie an. „Was?“ fragte Ryu verwundert und blickte zurück. Auch er sah es. „Ich denke.... ich soll mit euch kommen...? Dann.... könnt... ihr doch nicht.... einfach... ohne mich... losgehen...“ hauchte Nemo kraftlos und löste sich vom Baum. Sie taumelte ein gewaltiges Stück nach vorne und blieb haltungslos vor Ryu stehen. Dann blickte sie mit großer Mühe auf zu ihm. „Wir dachten, du bist abgehauen. Deshalb wollten wir gehen.“ Verkündete Ryu darauf ernst und blickte zu dem fast zusammenbrechenden Mädchen vor sich hinunter. „Es tut mir leid..... aber ich.... habe.... mich nur... am Quellsee... gewaschen...“ flüsterte Nemo und ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser. „Was ist denn los mit dir?“ fragte Azumi besorgt und legte Nemo die Hand auf ihre zitternde Schulter. Nemo legte ihre Hand kraftlos auf die von Azumi. Dann packte sie diese und schob sie von ihrer Schulter herunter. „Es ist... alles in Ordnung.“ Verkündete Nemo darauf. Azumi erschrak, als sie spürte, wie kalt Nemo´s Hände waren. „Du sagtest, Quellsee? Wo ist der ?“ fragte Ryu überrascht und neugierig. „Im Wald...“ antwortete Nemo leise. „Super!“ sagte Ryu dann und ließ Nemo einfach da stehen. Er eilte zum See. Azumi ihm hinterher. Nemo sank zitternd und kraftlos auf die Knie. Rayven ging zu ihr. „Was ist los mit dir?“ fragte sie besorgt. Nemo allerdings nahm ihre ganze Welt nur noch in Bruchteilen war. Laute, die erklangen und auch Stimmen hallten so merkwürdig und waren kaum verständlich. „Nemo?“ fragte Rayven unsicher. „Bitte... redet nicht mehr.... das ist ... alles... zu viel.... ich kann nicht mehr.... oh Gott... steh mir bei... die Welt.... die Stimmen.... das ist alles so laut... warum?“ murmelte Nemo stockend und wirr herum. „Hey? Nemo? Geht es dir nicht gut? Was ist los mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte Rayven nun immer unsicherer. Sie hatte noch nie so eine merkwürdige Situation erlebt in der sich eine Person derart sonderbar verhielt. „Nein... ihr bekommt mich nicht.... niemand bekommt mich... Hört auf.... Lasst mich in Frieden....“ flüsterte Nemo wirr weiter. Rayven kniete sich vor Nemo nieder und blickte ihr in das sichtbare Auge. Die Pupille war sehr groß und empfindlich. Doch Nemo schien das absolut nicht war zu nehmen. Ihre Augen waren so merkwürdig. „Ich werde nicht... aufgeben... ich werde kämpfen!“ faselte Nemo in ihrem eigenartigen Zustand, erhob sich und rannte davon. Wobei ihr Laufen ziemlich gefährlich aussah. Sie schien absolut kein Gleichgewichtsinn zu haben. „Nemo?!!“ schrie Rayven ihr nach, doch nichts vermochte dieses Mädchen aufzuhalten. Just in diesem Moment kamen Ryu und Azumi zurück. Azumi recht trocken, Ryu triefend vor Nässe. Er hatte wohl ein kurzes Bad genommen. „Rayven, wo ist Nemo abgeblieben?“ fragte Ryu verwundert. Schockiert drehte sich Rayven um zu ihm. Er tropfte noch. „Ich habe ihr nichts getan!“ antwortete Rayven schockiert und verunsichert. „Was ist denn passiert?“ fragte Ryu verwundert. „Sie hat angefangen, wirres Zeug vor sich hin zu murmeln! Dann ist sie weggelaufen! Ryu sie hat den Verstand verloren!“ erklärte Rayven aufgeregt. „Was? In welche Richtung ist sie gelaufen?“ wollte Ryu wissen. Rayven zeigte ihm die Richtung und er eilte ihr sofort gefolgt von Azumi hinterher. Dann lief auch Rayven los. Als sie in den Wald gerannt waren, erblickten sie auch Nemo. Sie stand da und blickte angespannt umher. „Wo.... wo seid ihr? Kommt.... kommt raus.... ihr kriegt mich nicht!“ sagte sie und ihre Stimme hatte einen eigenartigen Klang. Angst, Hysterie, Wut und Verzweifelung völlig durcheinander. „Sie hat Halluzinationen!“ rief Azumi erschrocken und verängstigt. Nemo zog ihr Schwert. „Ryu, wir müssen hier weg! Ich wette, sie wird gleich mit dem Schwert auf uns zustürmen!“ jammerte Azumi ängstlich und klammerte sich an Ryu´s Arm fest. Ryu ignorierte sie aber und schritt ruhig auf Nemo zu. „Komm mir nicht zu Nahe!“ sagte Nemo leicht psychopatisch. „Nemo, ganz ruhig. Komm mit! Wir bringen dich zurück zum Haus, okay?“ sagte Ryu darauf ruhig. „Oh nein! Oh nein! Ich bekommt mich nicht zurück! Niemals! Ich werde niemals an diesen Ort zurückkehren! Nie wieder!“ erwiderte Nemo noch immer besinnungslos und psychopatisch. Dann ging sie in Kampfhaltung. Auch Ryu ging langsam und auf Nemo konzentriert in Kampfhaltung. „Ryu, du kannst doch jetzt nicht mit ihr kämpfen!“ schrie Azumi entsetzt und verzweifelt. „Will ich doch auch gar nicht!“ rief Ryu ihr zu. „Warum bist du dann in Kampfhaltung?!“ fragte Azumi panisch. „Das ist nur zur Tarnung!“ verkündete Ryu ernst. Plötzlich wandte Nemo sich um. Ein Haufen von Zombies kam aus dem Gebüschen. „Was ist das?!“ fragte Ryu angewidert und entsetzt. „Ich werde euch vernichten!!“ schrie Nemo und stürmte wie besessen auf diese Monster zu. Ein neuer Kampf entbrannte und Nemo kämpfte verdammt gut, und das obwohl ihr Trancezustand anhielt. Da erklang die Stimme der Tugenden. „Nemo, wenn du es schaffst, 100 Herzlose zu vernichten, erscheint eine Kugel der Tugenden!“ rief sie und erlosch sogleich wieder. „Eine Kugel?“ fragte Rayven überrascht. „Wenn ich Nemo die Drecksarbeit machen lasse und mir dann die Kugel kralle...“ plante sie sicher und hinterlistig. Nemo kämpfte und kämpfte. Die Herzlosen erloschen nach und nach. Doch es gelang auch einigen, Nemo anzugreifen. Diese stieß allmählich an ihre Grenzen. Wobei ihr Körper schon vorher so schwach war. Schwerkeuchend und mit wenig verbleibender Kraft stand sie da, kurz vorm Zusammenbruch und immer noch kämpfend. „Ryu, tu doch was! Sie bricht gleich zusammen!“ flehte Azumi weinerlich. Es tat ihr so leid, Nemo so kämpfen zu sehen. Ryu blickte erschrocken zu ihr und eilte dann zum Kampffeld. Schon bald kämpfte er mit. Der letzte Herzlose sank zu Boden und erlosch in der Erde. Dann erschien ein gleißendes Licht und dann erschien eine Kugel. Sie war wunderschön blau und leuchtete klar. Nemo stand da, das Schwert kraftlos in ihrer Hand haltend. Sie blickte die Kugel an und streckte ihre Hand aus. Plötzlich hörte man das Schwert zu Boden fallen. Nemo sank auf die Knie. Auf der anderen Seite der Kugel erschien plötzlich eine Gestalt mit Flammen als Haaren. Sie wollte die Kugel ergreifen. Ryu realisierte es und lief zur Kugel. Nemo sank auf ihre Knie, die Hand immer noch nach der Kugel ausgestreckt. Aber dann, gerade als ihre Fingerspitzen die Kugel berührte, erlosch die ganze Welt in einer Stille und Finsternis. Alles um sie herum wurde endlos schwarz und sie stürzte tief... unendlich tief. Ryu ergriff die Kugel, bevor die Gestalt es konnte. Die Gestalt verschwand darauf und Ryu wurde von einem grellen Licht geblendet, als seine Hand die Kugel umschloss. Er wurde durch einen Tunnel gesogen und fand sich plötzlich schwebend in einem verwüsteten Zimmer wieder. Auf dem Boden lag ein alter Mann und er war schwach. An seiner Seite hockte weinend und verzweifelt ein Mädchen mit ca. 12 Jahren. Dieses Mädchen hatte schulterlanges, goldblondes Haar wie Nemo, nur dass ihr Haar 10mal so lang war und auch seine Augen waren saphirblau. Dieses Mädchen weinte bitter. „Großvater! Bitte! Du darfst nicht sterben!“ rief es flehend. 3 Männer traten ein und stellten sich zu dem Mädchen und ihrem Großvater. Das Mädchen blickte flehend auf. „Bitte! Lasst Großvater in Ruhe! Fügt ihm nicht noch mehr Schmerzen zu!“ flehte es verzweifelt. Doch anstelle ihren Wunsch zu erhören, verpasste man ihr einen heftigen Schlag ins Gesicht. „Schweig!“ befahl einer dieser Männer. Die anderen beiden Männer gingen zu dem Großvater des Mädchens. Sie zogen Schwerter. „Nein!“ schrie das Mädchen. „Sakura, sei stark!“ erklang die Stimme des Großvaters schmerzverzerrt und flehend. „Großvater! Du darfst nicht sterben!“ weinte das Mädchen. Es wollte zur ihrem Großvater rennen, doch ein Mann packte sie grob unter ihren Armen. Die beiden anderen Männer hoben den alten Mann hoch und stellten ihn auf seine Beine. „Jetzt, Kleine, verabschiede dich von deinem Großvater!“ befahl der eine und holte mit seinem Schwert weit aus. „GROßVATER!!!“ schrie das Mädchen. Und dann glitt das Schwert durch den Hals des alten Mannes und trennte ihm seinen Kopf ab. Eine Fontäne tiefroten Blutes sprengte hervor. Ein Teil des Blutes spritze in das Gesicht des Mädchen und der Kopf flog an ihr vorbei. „NEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIN!!!!!!!!“ erklang ein unbeschreiblich grausamer Schrei des Mädchens. Dann verschwand das Zimmer und Ryu fand sich wieder im Walde zurück. Schwerkeuchend und unglaublich schockiert von dem, was er so eben gesehen hatte starrte er die Kugel in seien Händen an. „Ryu?! Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte Azumi weinerlich und eilte zu ihm. Sie kniete sich neben ihm nieder und hielt ihn an den Schultern. Immer noch völlig geistesabwesend starrte Ryu die Kugel an. Dann verlor er plötzlich das Bewusstsein. Sein Körper hing schlaff in Azumi´s Armen. „Ryu?!!! Was hast du denn?“ schrie Azumi schockiert und besorgt. Doch Ryu machte momentan keine Anstalten zu erwachen. „Rayven! Mit Ryu stimmt etwas nicht!“ rief Azumi verzweifelt und blickte die Dame an. „Der ist schon okay! Ich mach mir eher Sorgen um Nemo!“ verkündete Rayven und hockte sich vor dem regungslosen, am Boden liegenden Mädchen nieder. Sie legte vorsichtig ihre Hand auf Nemo´s Rücken. „Hörst du mich? Nemo?“ fragte Rayven ruhig und leise. Sie betrachtete Nemo und ihr fiel auf, dass ihre Augen offen waren. Aber sie war nicht anwesend. „Es wird alles wieder gut.“ Flüsterte Rayven und strich Nemo über ihre Augen, damit diese geschlossen waren. „Ryu!! Jetzt wach gefälligst auf!!“ schnauzte Azumi und verpasste ihrem Schwarm eine deftige Ohrfeige. Ryu ächzte leise auf und blinzelte. Er sah Azumi´s strahlende, hellblaue Augen. Dann kniff er seine Augen erneut zusammen und richtete sich langsam auf. „Dem Himmel sei Dank! Ich dachte, du wärst tot!“ sagte Azumi erleichtert und wischte sich die Tränen aus den Augen. Ryu setzte sich auf und legte seinen Kopf auf seine Hand. „Was... ist passiert?“ fragte er erschöpft und blickte Azumi an. „Das selbe möchte ich dich fragen!“ forderte Azumi ernst und skeptisch. „Nemo und ich haben zusammen gegen die Herzlosen gekämpft... Plötzlich war da dieses Licht und ich habe die Kugel berührt, nach dem Nemo sie berührt hatte. Dann sah ich diese fremde Erinnerung und auf einmal war da ein Schrei und es wurde alles schwarz...“ erklärte Ryu nachdenklich und angestrengt. „Erinnerung? Von wem denn?“ wollte Azumi wissen. Sie war etwas eingeschüchtert und gegruselt von Ryu´s Erzählung. „Ich weiß nicht so genau.... Das Mädchen, dass ich gesehen und gehört hatte, hieß Sakura, glaube ich.“ Antwortete Ryu nachdenklich und nicht ganz sicher. „Kann mir jetzt endlich mal wer helfen?!“ rief Rayven aufgebracht und blickte aufgebracht zu Ryu und Azumi. Sie hatte sich Nemo mühsam und umständlich auf den Rücken gezogen und schleppte sich und die Bewusstlose zu den beiden anderen. Ryu stand auf und blickte zu der Dame. „Was ist los?“ fragte er verwundert. „Könntest du mir vielleicht mal bitte Nemo abnehmen?! Vorrausgesetzt, es bereitet dir nicht zu viel Mühe!“ giftete Rayven aufgebracht. „Nemo? Was ist los mit ihr?“ fragte Ryu verwundert. „Sie ist zusammengebrochen! Du hast es doch wohl gesehen, oder?!“ motzte Rayven, ihn mörderisch anblickend. „Nein!“ verkündete Ryu nachdenklich, dann schritt er hinter Rayven und umfasste Nemo´s wirklich grazile Taille. „Okay, du kannst sie loslassen.“ Bekundete Ryu und hielt Nemo fest, die jetzt in seine Arme glitt, wie als hätte ihr Körper keine Knochen. Dann fasst Ryu mit der einen Hand unter ihre Knie und hob sie problemlos hoch auf seine starken Arme. Munter betrachtete Ryu das Mädchen auf seinen Armen. „Also, mit ihr könnte ich keine Gewichte stemmen. Sie ist viel zu leicht...“ beteuerte er und zuckte mit seinen Schultern. „Dementsprechend sieht sie ja wohl auch aus!“ fauchte Rayven wütend. „Ich denke, wir sollten weiter gehen. Meint ihr nicht?“ erklang Azumi´s Stimme munter und erwartungsvoll. „Klar! Warum auch nicht?“ stimmte Ryu ihr zu und setzte sich in Bewegung. „Sagt mal, was ist jetzt mit der Kugel?“ fragte Rayven mit Hintergedanken. „Die habe ich! Wieso?“ verkündete Ryu skeptisch und ernst. „So wahr ich das verstanden habe, ist das doch Nemo´s Kugel?“ sagte Rayven empört. „Ja, ich weiß. Na und?“ redete Ryu weiter. „Willst du ihr die Kugel nicht geben? Immerhin war es ihre Aufgabe.“ Meinte Rayven zielsicher. „Natürlich werde ich sie ihr geben. Wenn sie wieder zu sich gekommen ist!“ bekundete Ryu ehrlich und lässig. „Ach, und du bist sicher, dass du das auch wirklich tust? Meinst du nicht, ich sollte die Kugel lieber in Gewahrsam nehmen? Bei dir geht sie bestimmt kaputt und das wollen wir alle ja nicht, oder? Und außerdem, glaube ich nicht, dass du ihr die Kugel geben wirst. Also gib sie mir bitte. Ich bin nämlich ehrlich.“ Sagte Rayven eingebildet und hochnäsig. Ryu blickte Rayven ungläubig an. „Weißt du, Rayven, du wärst die aller letzte Person auf dieser Welt, der ich eine Kugel anvertrauen würde. Ich habe nämlich so ziemlich das Gefühl, dass gerade du zu den Personen gehörst, die nicht davor zurück schrecken, ihren eigenen Zielen so hohe Priorität zu setzten, dass du alles tust um sie zu erreichen. Sogar die eigenen Teammitglieder zu hintergehen und auszurauben.“ Beteuerte Ryu darauf höflich und vollkommen ehrlich. Azumi blickte ihn schockiert an. Das war nämlich recht beleidigend, wie sie fand. „Und deshalb werde ich dir Nemo´s Kugel auf keinen Fall geben. Und außerdem, wenn du eine Kugel berührst, dann siehst du Erinnerungen von anderen Leuten. Und ich bin wirklich der Meinung, dass diese Erinnerung hier echt nichts bei anderen zu suchen hat. Weder bei dir, noch bei Azumi und auch nicht bei mir.“ Fügte Ryu hinzu. „Aber du hast sie doch schon gesehen!“ giftete Rayven. „Aber ich wollte es nicht. Diese Erinnerung war nicht für mich bestimmt. Und deshalb... werde ich sie keinem von euch geben.“ Sagte Ryu und schloss seine smaragdgrünen Augen. „Ich verstehe dich, Ryu.“ Meinte Azumi zu ihm und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Rayven war verdammt sauer auf Ryu. Er hatte ihr einen perfekten Strich durch ihre Rechnung gemacht. Und das passte ihr gar nicht. Nicht, wo sie die Kugeln so sehr benötigte um ihren verstorbenen Bruder zurück zu holen. Die Dämmerung brach ein und die 3 saßen mal wieder am abendlichen Lagerfeuer. Ryu und Azumi hockten bei Nemo, die bis dahin immer noch nicht zu sich gekommen war. „Ryu, was hat sie denn nur?“ fragte Azumi besorgt und verzweifelt. „Ganz genau weiß ich es nicht. Aber ich glaube, dass sie über ihre Grenzen geschritten ist.“ Antwortete Ryu erwägend und berührte Nemo´s Stirn. Sie war nasskalt. „Über ihre Grenze geschritten? Heißt das, sie ist tot?“ erfragte Azumi schockiert und unsicher. „Nein. Quatsch! Mit ´ihre Grenze überschritten´ meine ich, dass sie sich und ihrem Körper zu viel zugemutet hat. Mit anderen Worten, sie hat es übertrieben. Sie hat mehr gegeben, als ihr Körper eigentlich verkraften kann. Verstehst du?“ meinte Ryu darauf lieb und erklärend zu Azumi. „Ach so! Und wann ist sie wieder in Ordnung?“ sagte Azumi dann neugierig. „Na, ich bitte dich! Ich bin doch kein Arzt. Aber ich vermute mal, wenn sie die Nacht gut schläft, dass sie morgen wieder relativ fit sein müsste.“ Verkündete Ryu aufmerksam und nickte zuversichtlich. „Na dann ist ja gut...“ seufzte Azumi erleichtert und glubschte Nemo dann an. Einige Stunden später Ryu, wieder als einziger wach und auch wieder ohne seine Jacke saß am Feuer. Da vernahm er energielose Schritte und drehte sich um. Er erblickte Nemo. Es ging ihr immer noch keinen Deut besser, nur dass sie momentan wieder klar bei Verstand war. „Nemo, du bist wieder wach! Aber du solltest noch nicht laufen.“ Sagte Ryu und ging zu ihr. „Nemo wandte ihren Blick nicht auf zu ihm. Es hatte den Anschein, sie würde zum Boden sprechen. „Was... ist mit der Kugel?“ fragte sie schwach und kaum hörbar. „Komm, setz dich. Ich würde mich gerne mit dir über diese Kugel unterhalten.“ Bat Ryu und rutschte etwas zur Seite, damit auch die stark zitternde Nemo am Feuer Platz nehmen konnte. Unsicher schaute sie Ryu an. „Bitte. Ich möchte dir nichts tun. Ich möchte dir nur etwas zeigen. Mehr nicht.“ Beruhigte Ryu sie ehrlich und ruhig. Misstrauisch kniete Nemo sich etwas von Ryu entfernt hin. Dieser rutschte zu ihr. Er packte in seine Tasche und holte die Kugel hervor. Nemo blickte noch immer starr zu Boden. „Hier. Berühr sie mal.“ Sagte Ryu sanft und hielt Nemo die Kugel hin. Nemo streckte ihre zitternde Hand aus und berührte die Kugel. Auch Ryu hielt sie fest. Und wieder erschien dieses Zimmer und alles geschah erneut. Nur dieses Mal war Ryu nicht alleine, sondern Nemo war bei ihm. Und als die Szene endete befanden sich beide wieder am Lagerfeuer. Nemo blickte völlig schockiert zu Boden. Ihr stand der Schock dieser Szene in Mark und Bein. „Nemo, bitte. Beantworte mir nur eine einzige Frage. War das deine Erinnerung, die diese Kugel gezeigt hat?“ bat Ryu vorsichtig und inständig. „Mein Großvater... ich... ich hatte es vergessen.... Nein, nicht vergessen.... sondern verdrängt.... Diese Erinnerung ist so grausam... ich.... ich will sie nicht haben!“ sagte Nemo, wobei sie bei den letzten Worten weinerlich und verzweifelt klang. Dann erhob sie sich und rannte davon. Ryu blickte ihr mitfühlend und doch ratlos nach. Nemo war so schwach auf den Beinen, und doch floh sie. Floh, wie sie es schon so oft getan hatte. Sie floh in eine Welt, wo nur ihre Wünsche wahr wurden. Wenn auch nur für kurze Zeit. Dann musste sie in die Kalte Realität zurückkehren. „Ich will mich nicht mehr daran erinnern! Ich will mich an gar nichts erinnern! Ich will niemals mehr eine Erinnerung besitzen!“ sagte sie zu sich und lief weit in den Wald. Sie stoppte und setzte sich an einen Baum. Dann glitt ihre Hand in die Knietasche ihrer Hose und holte ein kleines Fläschchen hervor. In diesem Fläschchen war eine weißliche, milchige Flüssigkeit. Nemo holte noch eine Spritze hervor und zog die Spritze mit der Flüssigkeit auf. Sie setzte die Nadel an ihrem Ellenbogen an und drückte ab. Die Flüssigkeit ging in ihr Blut. Nemo blickte mit Schmerz und Tränen in den Augen auf. Dann entfernte sie die Spritze, packte die Flüssigkeit wieder in ihre Beintasche und kauerte sich zusammen. Schon bald entglitt sie in eine Welt die für sie besser war. Nämlich zu ihm. Zumindest konnte sie nun für ein Paar Stunden bei ihm sein und die grausame Realität hinter sich lassen. In ihrem Traum, durch die Droge verursacht, lief Nemo durch einen schwarzen Gang. Sie kannte das schon. Sie war diesen Weg schon oft geschritten. Am Ende des Ganges stand er. Die einzige Person, die jemals wirklich gut zu ihr war und die sie wirklich von ganzen Herzen liebte. Da war Yami. Freudig sprang sie ihm in die Arme und er erwiderte ihre Umarmung. „Sakurie...“ säuselte Yami sanft. „Ich habe dich vermisst, Yami...“ wisperte Nemo und schmiegte sich an seine warme Brust. Das war er. Das war Nemo´s sehnlichster Wunsch. Die verstorbene Liebe von vor einem Jahr wieder lebendig werden zu lassen und einfach nur wieder das Gefühl zu haben, das da jemand ist, der sich um dich sorgt und dich liebt. Ihr war so vieles Schreckliches passiert und sie wünschte sich nur eins: Und zwar das Yami aus dem Jenseits zurück zu ihr kommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)