Tanz aus der Reihe von lunalinn (Eine Naruto-OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 23: Sterben ------------------- Dunkelheit. Kälte. Schmerzen. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte, die verschiedenen Eindrücke zu ergründen. Orientierungslos und immer noch betäubt von dem pulsierenden Schmerz tastete er sich vor, wobei die Ketten, die ihn gefangen hielten, geräuschevoll klirrten. Seine Kehle war wie ausgedorrt, hatte er doch schon seit zwei Tagen nichts mehr zu trinken bekommen. Ein mitleiderregendes Ächzen verließ seine trockenen Lippen, die sich inzwischen wie Papier anfühlten, als er sich erneut gegen die Fesseln stemmte. Seine abgebrochenen, blutigen Nägel kratzten noch einmal über den kalten Steinboden, ehe er wieder zusammenbrach, nicht länger die Kraft aufbringen konnte, sich zu widersetzen. Er schmeckte den bekannten, eisenhaltigen Geschmack in seinem Mund, würgte im gleichen Augenblick seine Magensäure hoch. Seine kurzen, braunen Haare hingen ihm fettig ins Gesicht, wurden lediglich durch seinen abgehackten Atem in Bewegung gebracht. Aber am Schlimmsten war sein Rücken…es fühlte sich an, als habe man ihm die Haut in Fetzen gerissen. Schnaufend suchte er in der Finsternis nach einem Licht…einem Fenster wenigstens, durch das er eine Verbindung zur Außenwelt haben konnte…aber da war nichts. Verzweifelt hieb er mit der bloßen Faust auf den Steinboden ein und stieß ein wütendes und zugleich gequältes Grollen aus. Warum war er hier? Warum…nach allem…er verstand nicht. „Oi, Kakuzu!“ Der Angesprochene zuckte kaum merklich zusammen, als ihn die penetrante Stimme aus dem Halbschlaf riss. Er biss die Zähne zusammen, knirschte hörbar, während er die grünen Iriden auf seinen Partner, der mit einem breiten Grinsen auf den Lippen vor ihm stand und die Hände in die Hüften gestemmt hatte, richtete. Spöttisch schimmernde Amethyste trafen auf zornig glühende Smaragde und der Jashinist hatte wirklich Glück, dass Kakuzu gerade nicht in der Stimmung war, sich zu prügeln. Murrend erhob er sich in eine sitzende Position, wobei die Strohmatte unter seinem Körper knirschte. „Kaum zu fassen, dass ein Kontrollfreak wie du auch mal verpennt! Ha! Jetzt kannst du nicht mehr auf mir rumhacken, du Penner!“ Kakuzu knurrte leise, streckte sich dann ein wenig und ließ seinen Nacken knacken – Fakt war, dass er tatsächlich nicht vorgehabt hatte, so lange zu schlafen. Dass ihm diese Nervensäge von einem Partner dies sofort auf die Nase binden musste, wunderte ihn nicht im Geringsten. „Soweit ich weiß, haben wir keine feste Zeit ausgemacht. Ich kann also schlafen, solange ich will.“ Hidan starrte ihn zuerst nur ungläubig an…dann blies er die Backen auf wie ein trotziges Kind und stampfte auch noch mit dem Fuß auf. „Und warum darf ich dann nie solange pennen wie ich will?!“ Kakuzu beantwortete diese Frage nicht sofort, sondern stand zunächst einmal schweigend auf. Dann glitt sein Blick prüfend zur Seite, zu seinem wichtigen Metallkoffer und er atmete innerlich auf, entspannte sich ein wenig. „Weil ich hier das Sagen habe“, erwiderte er eiskalt, was Hidan natürlich nicht einfach so hinnehmen konnte. Kakuzu blendete die folgende Schimpftirade erfolgreich aus, griff stattdessen nach seiner Maske und der Kopfbedeckung. „…du verfluchter Drecksack!! Ich zeig dir gleich mal, wer hier das Sagen hat, du Arschloch! Ja, genau, versteck deine hässliche Visage ruhig hinter deiner scheiß Maske, ehe ich dir in deine blöde Fresse trete, du…“ Der Ältere von ihnen beiden ließ sich davon nicht aus der Fassung bringen, sondern schloss in aller Ruhe seinen Mantel. Immerhin waren sie nicht zum Vergnügen hier, sondern auf Geschäftsreise, wenn man es so nennen wollte. Zumindest Kakuzu sah in diesem Auftrag eine Einnahmequelle und für die unangenehme, blutige Arbeit war Hidan da. Auch wenn dieser zumeist so penetrant war, dass er ihn am liebsten umbringen wollte…er besaß so seine Qualitäten…zwar wenige, aber besser als gar nichts. „Halt den Mund!“ Hidan hatte schon Luft geholt, um seinen Partner noch weiter zu beschimpfen, jedoch hielt er inne, als er so scharf zurechtgewiesen wurde. Unzufrieden knurrend presste er schließlich die Lippen zusammen und Kakuzu hörte ihn leise Verwünschungen murmeln, als er ihm den Rücken kehrte und sich nach draußen scherte. Der Nuke-nin aus Taki warf noch einen kurzen Blick durch die kleine Hütte, die sein Partner und er selbst für diese Nacht als Unterkunft benutzt hatten, ehe er nach seinem Metallkoffer griff und ihm folgte. „Du hättest wenigstens sauber machen können.“ Hidan verzog den Mund in trotziger Manier und streckte ihm dann den Mittelfinger entgegen. „Du kannst mich mal, Mistkerl!“, brummte er und verpasste einem der leblosen Körper einen harten Tritt. Neben der Leiche des Mannes befanden sich noch drei weitere Tote und Kakuzus grüne Iriden verweilten etwas länger als nötig auf dem kleinsten Körper. Drei rot schimmernde Sicheln steckten in dem besudelten Leib, der einmal ein Junge gewesen war…bevor ihm sein Partner begegnet war. Eigentlich…, ging es ihm unweigerlich durch den Kopf. …sollte er dankbar sein, dass Hidan schon mit dem ersten Schlag sein Hirn durchbohrt hat. Gemerkt hatte das Kind also vermutlich nichts mehr…und selbst wenn, so konnte es ihm gleich sein. Hidan glich einem rasenden Dämon…aber sobald er seine Gier nach Blut gestillt und seinem Gott geopfert hatte, wurde er ruhiger. Und wenn das nicht der Fall war…dann gab es ja noch eine zweite Möglichkeit, ihn zu zähmen. „Also…was ist jetzt? Können wir endlich weiter oder bist du immer noch müde, alter Sack?“ Kakuzu wandte sich von dem Bild ab, fixierte den Silberhaarigen, der ihn mit einem bösartigen Grinsen betrachtete. Dann trat er zu seiner Waffe und zog diese mit einem Ruck aus dem toten Fleisch, den Blick nicht von seinem älteren Partner lassend. „Vielleicht hat dir die letzte Nacht ja zu viel abverlangt…Kakuzu-chan?“, säuselte er in einer Tonlage, die Kakuzu verächtlich schnauben ließ. Angewidert verfolgte er mit, wie der Jashinist die Klingen zum Mund führte und dabei seine Zunge raus streckte. „Bist ja nicht mehr Jüngste…so was kann eine Mumie wie dich schon mal überfordern, tja ja…“ Genüsslich wurde das Blut von den scharfen Schneiden geleckt und das Aufglimmen in den violetten Augen bestätigte Kakuzu noch einmal, dass Dämon genau die richtige Bezeichnung für diesen Bastard war. „Uh~ bist du jetzt wütend?“, führte Hidan seine Provokation fort und lachte, als hätte er einen guten Scherz gemacht. Diesen Humor konnte und wollte Kakuzu nicht teilen und so drehte er sich einfach um und ließ seinen Partner stehen, wissend, dass dieser das am wenigsten leiden konnte. Damit sollte er Recht behalten, denn in der nächsten Sekunde musste er einen Satz zur Seite machen, landete ein paar Meter weiter auf dem Boden. An der Stelle, an der er bis vor Kurzem noch gestanden hatte, hatten sich nun die Sicheln in die Wiese gebohrt, hinterließen tiefe Löcher. Kakuzu verengte missbilligend die Augen, während Hidan die Fäuste ballte und ihn gehässig anfunkelte. „Das war nur Glück, du Missgeburt!“, herrschte er ihn an und machte sich schlussendlich daran, seine Waffe wieder einzusammeln und auf dem Rücken zu befestigen. Kakuzu war es relativ gleich, denn erstens wusste er, dass das definitiv kein Glück war, und zweitens waren solche Attentate aufeinander inzwischen schon Gewohnheit geworden. Sie waren gezwungen, miteinander auszukommen, solange sie als Mitglieder der Akatsuki galten…doch wenn die Aggressionen Überhand nahmen, löste man das Problem, indem man sich abreagierte. Ob durch Sex oder gebrochene Knochen…es funktionierte immer – zumindest bis zur nächsten Meinungsverschiedenheit „Beweg endlich deinen Arsch, sonst trete ich dir rein! Meine Fresse…wir vertrödeln noch den ganzen beschissenen Morgen deinetwegen! Und ich hab Hunger, verdammt!“ Aber irgendwann, das schwor sich Kakuzu, würde er dafür sorgen, dass dieses Maul für immer gestopft sein würde. Irgendwie…und dann würde ihn auch kein Gott mehr vor dem Tod retten. Zufrieden mit diesem Gedanken folgte er seinem ungeduldigen Partner und beschloss, ihm für die nächsten Stunden keinerlei Beachtung mehr entgegen zu bringen. Außerdem wurde es Zeit, seine Gedanken zu ordnen…denn dieser Traum, dieser Rückblick, den er gehabt hatte…es war Vergangenheit. So lange schon, dass die Erinnerung längst verschwommen hätte sein müssen…doch das war sie nicht. Sie lag glasklar vor ihm. Genau wie jede Emotion, die er seit damals in die hinterste Ecke seines Verstandes verbannt hatte... “Kakuzu! Du weißt, dass du diese Strafe verdient hast!“ Die Stimme hallte kalt und ungnädig in seinen Ohren wieder, traf ihn wie einer der Peitschenhiebe, mit denen man ihn gezüchtigt hatte. Er kniete am Boden…in ihrer Mitte, sodass alle ihn sehen konnten…ihn, den verabscheuungswürdigen Versager. Sein geschundener Körper zitterte und es bereitete ihm Mühe, nicht wieder zusammenzubrechen, wenigstens knien zu können. „Man hat dir einen Auftrag erteilt. Eine besondere, wichtige Aufgabe…unser Dorf hat all sein Vertrauen in dich gesetzt, doch hast du versagt! Was ist ein Shinobi wert, der seiner Heimat nichts als Schande bringt?“ Noch mehr Schläge und sie schienen seinen Magen zu bearbeiten, ließen ihm übel werden…doch ebenso wuchs der Zorn in seinem Inneren, wurde geschürt wie ein loderndes Feuer. Schande sollte er über sein Dorf gebracht haben? „Ich…“, seine Kehle brannte und er brauchte einen weiteren Anlauf, um seinem heiseren Krächzen Bedeutung zu geben. „…ich…habe…alles versucht…“ Die Augenpaare, die auf ihm ruhten, schien das kein bisschen zu interessieren, denn sie blieben verständnislos, betrachteten ihn wie ein Insekt. Dabei haben sie keinen Finger gerührt…sie wissen nicht, wie stark dieser Senju…dieser Hokage ist. Sie haben nicht gekämpft…aber sie verurteilen mich, dachte er voller Gram. „Alles? Meinst du wirklich, dass alles gut genug ist?! Du kamst hierher zurück…mit nichts als der Bitte um Nachsicht? Das ist erbärmlich! Jemand wie du ist in unserem Dorf überflüssig!“ Die Worte trafen die empfindlichen Stellen, machten ihm deutlich, dass er nicht mehr als Abschaum war…für diese Leute würde er für immer ein Schandfleck sein. Seine Loyalität, sein Mut, seine Kraft…alles, was er seinem Dorf verschrieben hatte…es war nichts wert. Weil er versagt hatte. „Du wirst auch den Rest deiner Strafe erdulden...ich denke, das wird dir eine gute Lehre für die Zukunft sein.“ „Den…Rest?“, entwich es ihm fassungslos, doch da packte man ihn schon an den Schultern und zerrte ihn aus dem Raum. Er wehrte sich nicht länger, starrte ins Leere und sah doch nur ihre Gesichter…wie sie ihn mit ihren falschen Worten verhöhnten. Wie sie ihn einen Versager nannten…ihn dafür straften, dass er es nicht geschafft hatte, einen der stärksten Männer, die er je getroffen hatte, zu bezwingen. Sie wussten überhaupt nichts…aber sie verurteilten ihn. Diese feigen Schweine. Hass mischte sich in sein Chaos von Gefühlen und als ihn die nächsten Hiebe trafen, brannte sich genau dieser Hass tief in seine Seele. „Du bist heute ganz schön still. Noch stiller als sonst. Wie kommt’s? Schlecht geschissen? Ist echt langweilig, wenn du nicht mal zurückschlägst…“ Demonstrativ verschränkte der Jashinist die Hände hinter seinem Kopf und gähne laut, sah ihn entnervt an. Kakuzu versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er ihn gerade aus dem Konzept geworfen hatte und fragte sich gleichzeitig, warum er die Vergangenheit nun schon zum zweiten Mal aufleben ließ. So etwas sah ihm eigentlich nicht ähnlich. „Hey, ich rede mit dir, du alter-“ „Hidan!“ Der Angesprochene zuckte kaum merklich zusammen, sah ihn skeptisch aus seinen Amethysten an und verlangsamte gleichzeitig seine Schritte, als befürchte er einen Angriff seinerseits. Das lag ausnahmsweise einmal nicht in dem Interesse des Nuke-nin aus Taki. „Was bedeutet sterben für dich?“ „Hä?“ Kakuzu hatte keine intelligente Antwort erwartet, aber wie immer überbot der Jashinist seine Möglichkeiten…so ein Idiot wie sein Partner musste einzigartig sein – noch mehr von dieser Sorte hätte er nämlich nicht ertragen. „Was soll denn der Scheiß jetzt?“, blaffte ihn besagter Idiot von der Seite her an. „Beantworte einfach die Frage.“ Aber auch das schien zu viel von jemandem, der über einen derart niedrigen IQ verfügte, verlangt und so bestand Hidans nächste Reaktion darin, sich den Kopf zu kratzen und angestrengt vor sich hinzustarren. „…du bist echt bescheuert. Ausgerechnet mir so eine dämliche Frage zu stellen“, moserte er nach einer Weile. „Ich kann nicht mal richtig sterben…für mich bedeutet Tod einfach nur Schmerzen…und wenn sie vorbei sind, bin ich stolz, Jashin-sama sein Opfer gebracht zu haben.“ Solange der vernarbte Nuke-nin schon lebte, hatte er einige Religionen kennen gelernt…nicht eine hatte er als nützlich befunden. Demnach war es nur natürlich, dass so ein primitiver Fanatiker wie Hidan so eine Antwort gab – er hätte wirklich nicht fragen sollen. „Was bedeutet Tod denn für dich, alter Mann?“ Neugierde schlich sich in Hidans Mimik und als er nicht reagierte, stieß er ihm den Ellenbogen in die Seite. „Sag schon, sonst polier ich dir deine scheiß Fresse!“ Kakuzu warf ihm einen tödlichen Blick zu, doch wie erwartet reichte das nicht, um den Jashinisten abzuwürgen und so setzte er mit der Faust nach. Diese traf seinen Partner direkt ins Gesicht und schleuderte ihn gegen einen der umstehenden Bäume – ein normaler Mensch hätte sich das Genick gebrochen. „Verdammt, Kakuzu!! Musst du immer gleich so übertreiben?! Du darfst mich ausfragen, ja?!“ Zeternd wie eh und je rappelte sich der Jüngere auf und renkte dabei auch gleich seinen schiefen Nacken wieder ein. „Aber wenn ich dich was frage, dann haust du mir gleich eine rein! Weißt du was?! Fick dich heute Nacht doch selbst in den Arsch!“ Hidan spuckte zur Seite aus, zeigte ihm dann noch einmal seinen Mittelfinger und stapfte infolge dessen trotzig los, ohne ihn weiter zu beachten. Kakuzu schnaubte entnervt, ging ihm allerdings nach; dieses Balg war eine Strafe. Der Tag verging relativ langsam, wie Kakuzu fand, was aber vermutlich daran lag, dass sie keinerlei Informationen über einen Jinshuuriki erhalten hatten. Das war ärgerlich…und ebenso ärgerlich war es, dass ihnen niemand mit einem lohnenden Kopfgeld über den Weg gelaufen war. So hatte Hidan zwischendurch einen Wanderer aufgeschlitzt, während sein älterer Partner sich mit dem Zählen seines Geldes beschäftigt hatte. Ein viel zu normaler Tag für sie beide, doch hütete sich Kakuzu, dies laut auszusprechen…wer wusste schon, auf was für Ideen Hidan sonst noch kommen würde. Sie übernachteten diesmal nicht in einer verlassenen Hütte oder auf dem Waldboden, sondern in einem billigen Gasthaus, das in der dunkelsten Ecke eines Zivilistendorfes lag. Das hatte einmal den Grund, dass Hidan nicht mit dem Nörgeln aufhören würde, bis er etwas zwischen die Zähne bekommen hatte, und zweitens, erhoffte sich Kakuzu in diesem Verbrechernest vielleicht doch noch den ein oder anderen guten Fang zu machen. Er wurde enttäuscht. „Wundert mich ja, dass du mal nachgegeben hast…ich dachte echt, wir pennen wieder im Moos.“ Hidan grinste ihn breit an, ehe er sich seinen mittlerweile leeren Teller schnappte und die Überbleibsel der Soße von diesem leckte. Selbst wenn jemand diese unmanierliche Aktion beobachtet hätte…Kakuzu wäre es egal gewesen. „Gewöhn dich nicht dran.“ Der Jashinist verdrehte die Augen, stellte den Teller wieder auf den Tisch, nachdem er ihn gesäubert hatte. „Ja, ja, schon klar…weißt du, du machst mich echt misstrauisch, Alter. Erst so still, jetzt blechst du für was zu futtern und ein Bett…willst du dich bei mir einschleimen oder was?“ Kakuzu hätte ihm am liebsten den Teller um die Ohren gehauen, doch er blieb – noch – gelassen, tippte mit den Fingerkuppen auf den hölzernen Tisch, an dem sie saßen. In dieser Absteige einen Aufruhr zu starten, lag nicht in seinem Interesse…auch wenn die übrigen Gäste keinen Zweifel daran ließen, dass so was hier öfter mal geschah. Die kaputten Fenster ließ er einmal außen vor. „Und warum sollte ich das tun? Du machst die Beine doch immer breit.“ Ungelogen, denn nicht selten hatte Kakuzu das Gefühl, dass der Jashinist ihre nächtlichen Aktivitäten viel mehr brauchte als er selbst. Doch auch wenn dies der Wahrheit entsprach, hätte er vielleicht gut daran getan, es dem Silberhaarigen nicht so direkt zu sagen. Die Folgen bestanden darin, dass Hidan ihm seinen Sake ins Gesicht schüttete und Kakuzu den Kopf seines Partners so lange auf die Tischplatte knallte, bis dieser kurz vor der Ohnmacht stand. Standart. „Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich hasse…“ Hidans Stimme klang noch ein bisschen nasal, als sie die Treppe zu ihrem Zimmer hochgingen, und auch die Blutung war noch nicht vollkommen gestillt. Kakuzu schenkte dem keine Beachtung, da er wusste, dass die gebrochene Nase in den nächsten paar Minuten wieder geheilt sein würde. Und dass sein Partner ihn hasste, das war ihm ebenfalls bekannt…und ziemlich egal. „Du bist selbst Schuld“, gab er bloß zurück und öffnete die Tür. Das Zimmer war genauso heruntergekommen wie der Rest dieser Absteige, aber es war ja auch nur für eine Nacht. „Und du kannst dich ohne Scheiß heute selbst ficken!“ Hidan stieß ihn grob beiseite, stellte seine Sense an die Wand und setzte sich dann auf eines der beiden Betten. Der Ältere von ihnen kommentierte das gar nicht erst, sondern machte sich daran, seinen Koffer unter seinem eigenen Bett zu verstauen. Noch war er in der Lage, sich zu beherrschen…aber wenn Hidan ihn noch weiter reizte, würde er ihm mehr als nur die Nase brechen! Wenn er also schlau war, würde er jetzt still sein und sich schlafen legen…aber da Kakuzu genau wusste, wie dumm sein Partner war, erwartete er solch eine vernünftige Entscheidung gar nicht erst. Der Taki-nin zuckte schließlich nur mit den Schultern, setzte sich dann auf sein Bett und lehnte sich zurück, schaute an die schmutzige Wand. Heute war wirklich irgendwas sonderbar…er fühlte sich schon wieder so unheimlich erschöpft, dabei war der Tag keinesfalls anstrengend gewesen – wenn man die Auseinandersetzungen mit Hidan nicht mit einbezog. Langsam senkten sich seine Lider über die grünen Augen, bis sie sich gänzlich schlossen…er würde sich nur eine Weile ausruhen. Ganz kurz. Eigentlich hatte er gedacht, dass er das erste Bad nach über zwei Wochen genießen würde. Dem war nicht so, denn das heiße Wasser brannte in seinen nicht vollständig verheilten Wunden, zwang ihm ein Stöhnen über die Lippen. Knirschend ließ er sich tiefer in die Wanne, die vollkommen mit seiner Statur ausgefüllt war, sinken und griff mit zitternden Fingern zu der Bürste am Rand. Mit gesenktem Blick machte er sich daran, wenigstens seine Hände zu schrubben, denn immer noch klebten Dreck und Blut darunter. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es ihm jemals so beschissen gegangen wäre…und sein Stolz lag nieder getrampelt am Boden. Wenn es eine Hölle gab, war sich Kakuzu sicher, bereits einen Vorgeschmack erhalten zu haben. Als er etwas später aus der Wanne stieg, streiften seine grünen Iriden den Spiegel, der im Bad hing…und er trat näher. Er war nie ein attraktiver Mann gewesen, hatte auch niemals Wert auf so etwas wie Schönheit gelegt…aber das Gesicht, das ihm nun entgegen schaute…konnte man nur als entstellt bezeichnen. Er hob die Hand, strich vorsichtig über die Striemen, die sich von seinen Mundwinkeln bis hin zu den Wangen zogen…und er wusste, dass ihm die Narben bleiben würden. Nicht nur im Gesicht…sondern auf dem ganzen Körper. Sein Spiegelbild verhöhnte ihn, lächelte ihn mit diesem falschen Grinsen an…und schließlich ertrug er es nicht mehr, schlug zu. Glassplitter bohrten sich in seine Haut, ließen Blut die Fliesen benetzen…doch der ziehende Schmerz war allenfalls wohltuend, besänftigte ihn. Er klärte seinen Verstand…und machte ihm deutlich, dass sein Leben, so wie er es bisher verbracht hatte, vorbei war. Endgültig…und er würde einen Schlussstrich ziehen, den niemand in Taki-Gakure vergessen würde. „Ey! Bist du etwa schon wieder eingepennt?! Ich fass es nicht…kommst du jetzt in die Jahre, alter Sack?“ Eine Hand rüttelte unsanft an seiner Schulter, ließ ihn murrend die Augen öffnen – nur um direkt in die violetten seines Partners, welcher ihn mit gerunzelter Stirn bedachte, zu sehen. Der Taki-nin brauchte einen Moment, um die Situation zu erfassen, doch als er dies getan hatte, überkam ihn die blanke Wut; was war los mit ihm, dass er ständig an die Vergangenheit zurückdachte?! Warum verfolgten die Erinnerungen ihn plötzlich wieder, wo er doch ein sehr rational denkender Mensch war…es ergab keinen Sinn. Da er seinem Zorn darüber irgendwie Luft machen musste, erhob er sich rasch und fixierte seinen Partner aus seinen stechenden Iriden, wollte schon ausholen. Hidans Worte ließen ihn jedoch innehalten. „Meine Fresse…mit dir stimmt echt was nicht, he? Du Pisser bringst mich noch dazu, dass ich mir Sorgen mache…“ Den Kopf schüttend beugte sich der Jüngere zu ihm runter und drückte ihn zurück aufs Bett, nur um sich dann auf seinen Unterleib zu setzen. Das amüsierte Grinsen, das sich dabei auf seine Lippen schlich, reizte Kakuzu schon wieder so sehr, dass er ihm gleich eine Ohrfeige verpasste. „Tickst du noch?!“, wurde er sofort angebrüllt und Speichel sprühte durch die Gegend. Angewidert wischte sich Kakuzu über das Gesicht, schubste ihn aber nicht von sich runter…das war doch nahezu perfekt. Die Position jedenfalls, denn die Situation war höchstens verquer; als würde sich Hidan in irgendeiner Form um ihn Sorgen machen – davon abgesehen, dass das unnötig war. „Du könntest mir wenigstens antworten, du Missgeburt! Und überhaupt, was-“ Kakuzu beendete das nervige Gequatsche, indem er ihm die Handfläche auf den Mund presste, während er mit der anderen den Mantel seines Partners aufknöpfte. „…halt die Klappe.“ Natürlich schaffte er es nicht, diese Forderung durchzusetzen, doch nach einer Weile gewöhnte sich Kakuzu an die Geräuschekulisse, die Hidan jedes Mal verursachte, wenn sie es miteinander trieben. Er ließ ihn machen, hatte die Hände in seine Hüften gekrallt und beobachtete das rote, in Ekstase versunkene Gesicht seines Partners. Bei jeder Bewegung tanzte die silberne Kette über die durchtrainierte, von einem dünnen Schweißfilm überzogene Brust und Kakuzu konnte nicht verhehlen, dass dieser Anblick etwas für sich hatte. Lust glänzte in den Amethysten und jedes Mal, wenn sich der Jashinist auf sein Glied sinken ließ, ihn noch tiefer in sich aufnahm, glitt ein Stöhnen aus seinem sündigen Mund. In solchen Momenten wollte Kakuzu nur zwei Dinge: Erstens, in ihm kommen und zweitens…ihm das Herz aus der Brust reißen. Beides hätte er nicht zum ersten Mal gemacht, doch er verzichtete auf das Letztere, stieß stattdessen von unten in den heißen Körper auf ihm und brachte sowohl Hidan als auch sich selbst damit zum lang ersehnten Orgasmus. Das Gefühl war ziemlich gut…und Kakuzu, mit seinen 91 Jahren, musste es wissen, denn er hatte in seinem Leben so oft Sex gehabt, dass er sich ein Urteil durchaus erlauben konnte. Und so verwirrend die Tatsache auch sein mochte…der Sex mit seinem Partner stand in der Liste sehr weit oben. Vermutlich, weil er danach weder rumheulte, noch Geld verlangte. Seine persönliche Hure…das hatte doch was. „Scheiße…“ Nach Luft schnappend fuhr sich der Jashinist durch das silberne Haar, schien gar nicht daran zu denken, von ihm runter zu steigen. Stattdessen lehnte er den Oberkörper nach vorn und legte sich halb auf ihn drauf, wobei er sich mit den Ellenbogen bei ihm abstützte. „Für so ein altes Fossil fickst du noch ziemlich gut“, zog er ihn auch sogleich wieder auf und grinste ihn breit an. Kakuzu brummte genervt, doch er schubste ihn nicht von sich runter, dazu war er für den Augenblick zu träge und außerdem störte es ihn gerade nicht. „Du solltest an deiner Ausdauer arbeiten. Sie ist fast so armselig wie dein Verstand.“ Innerhalb weniger Sekunden lief Hidans Kopf puterrot an und alles deutete daraufhin, dass er entweder losschimpfen oder gleich auf ihn einschlagen würde. Jedoch blieb er, zu Kakuzus Überraschung, bemerkenswert ruhig, auch wenn er die Lippen vorsorglich aufeinander pressen musste, damit ihm nicht doch ein Fluch entfuhr. Er beobachtete, wie sein Partner tief einatmete, ehe er sich wieder ihm zuwandte – ein bösartiges Grinsen zeigend. Nackte Haut rieb sich an seiner eigenen, als Hidan sich noch etwas mehr vorbeugte und mit geübten Handgriffen die Maske von seinem Gesicht löste. „Weißt du…ich hab nachgedacht“, begann er und Kakuzu lachte trocken auf. „Dazu bist du doch gar nicht in der Lage.“ „Halt deine blöde Hackfresse und lass mich gefälligst ausreden!!“, zischte Hidan ernsthaft wütend und riss ihm das Stück Stoff weg. Es kümmerte den Taki-nin nicht und so wartete er lediglich darauf, was der Jüngere denn nun zu sagen hatte – etwas Gescheites konnte es kaum sein. „Du bist heute ziemlich ruhig gewesen…dann deine Müdigkeit…und deine Fragerei wegen dem Sterben…sei ehrlich, Arschloch! Glaubst du, du kratzt bald ab?“ Intensiv bohrten sich Hidans lilafarbene Iriden in die seinen, verengten sich zu schmalen Schlitzen. Kakuzu hatte mit so einer dämlichen Schlussfolgerung gerechnet…deshalb schaute er ausdruckslos zurück, ließ ihn eine Weile zappeln, ehe er etwas darauf erwiderte. „Auf so einen Schwachsinn kannst auch nur du kommen.“ Hidan blinzelte, musterte ihn dann abschätzend. „Du hast also nicht vor, den Löffel in nächster Zeit abzugeben, ja?“ „Korrekt.“ „Dann erklär mir zum Teufel noch mal, was mit dir abgeht, du Scheißkerl!“, verlangte Hidan in ungeduldiger Tonlage. Kakuzu musterte ihn nun ebenfalls, ehe er fragte: „Warum sollte dich das interessieren?“ Die richtige Frage, denn der Jashinist erstarrte für einen kurzen Moment, schien ihm keine vernünftige Antwort darauf geben zu können. Er war nicht clever genug, um sich so schnell etwas auszudenken. Eigentlich war es dem Nuke-nin aus Taki auch gleich…Hidans Gründe kümmerten ihn einen Dreck. An ihm war nur positiv, dass er nicht an sein Geld wollte…und dass er ihn so hart ran nehmen konnte, wie er wollte. Mehr war da nicht. „Ich…das…arg! Stell mir keine Fragen, wenn ich zuerst gefragt habe! Arschloch!“ Mit zornig funkelnden Augen erhob sich der Jüngere von ihm, wollte schon gehen…er kam nicht weit. „Lass mich los, du Sack!“, fauchte er los, versuchte Kakuzus Griff um sein Handgelenk zu lösen. Vergeblich, denn mit einem Ruck hatte der Ältere ihn zurückbefördert, suchte nun seinen störrischen Blick. Oh und darin fand er so einiges…aber es hätte ihm selber Unannehmlichkeiten beschert, Hidan darauf anzusprechen, weshalb er es bleiben ließ. Dieser dumme, impulsive Junge...war er damals auch so gewesen? Bevor man ihn wie einen Verbrecher bestraft und geächtet hatte? Er konnte sich nicht erinnern…daran konnte er sich nicht erinnern. An alles andere…aber daran nicht. Vielleicht war es besser so und auch die anderen Bruchstücke hätte er längst begraben sollen. Er hatte es versucht…und heute waren sie wieder aufgetaucht. Nicht zu ändern, wenn auch ärgerlich…aber er wusste, wer er war. Sein altes Selbst war damals gestorben, zusammen mit dem Ältestenrat, den er vor seiner Flucht ausgelöscht hatte. Es hatte ihm bis heute keine richtige Befriedigung verschafft…dafür war das Geld ja da. Die grünen Scheine und klimpernden Münzen waren das einzig Wichtige in seinem Leben…denn sie betrogen einen nie. Aber das alles konnte jemand wie Hidan nicht verstehen…zu jung, zu unerfahren…zu ignorant, um zu wissen, zu stur, um zu lernen. „Was gaffst du mich so an, he?! Probleme?!“ Ja, das war sein Partner, der so voller Leben war, dass Kakuzu es am liebsten aus ihm herausgepresst hätte. Aber nicht heute…heute hatte er noch etwas anderes vor und das würde weitaus effektiver sein, als ihm das Herz aus der Brust zu reißen. „Schnauze, Hidan!“ Und mit diesem Befehl, der sowieso auf taube Ohren stieß, presste er ihm seine Lippen auf, griff gleichzeitig in seinen Schritt…und er konnte spüren, wie der Jashinist trotz seines Widerwillen nicht weiter standhalten konnte. Kakuzu verbarg seine Genugtuung darüber und fuhr mit seinem Vorhaben fort. Ja, Hidan war jung…unwissend und lebendig…es fragte sich nur, wie lange noch. Denn irgendwann würde auch der Unsterbliche sein Leben ausgehaucht haben…und Kakuzu würde dafür sorgen, dass er den grausamsten Tod von allen starb. __________________________________________________________________ So, mein erster KuzuHidan-Os seit...na ja, sehr langer Zeit. Ich habe diesmal ausschließlich aus Kakuzus Sicht geschrieben, weil er ein sehr interessanter Charakter ist und es mal was anderes war. Ich wollte unbedingt mal etwas aus seiner Vergangenheit schreiben und das habe ich hiermit getan. Sterben ist hier hauptsächlich symbolisch gemeint und ich hoffe, allen ist klar geworden, was Kakuzu in Hidans Augen gesehen hat. Anscheinend hat sich der unwissende Jashinist ein kleines bisschen in unseren lieben Kakuzu verknallt...deshalb auch seine Fragerei. Kakuzu hat dies natürlich durchschaut und somit einen Weg gefunden, selbst den Unsterblichen umzubringen...oder zumindest seine Seele zu foltern, bis er genauso verkorkst ist, wie Kakuzu selbst. Ob er sich jemals eingestehen wird, dass er vielleicht unterbewusst doch ein bisschen neidisch auf Hidan ist...bleibt fraglich. Hach ja... Ich hoffe wirklich, dass der OS durchschaubar war und ihr Spaß dran hattet. Mein nächstes Projekt wird wohl Shisui/Itachi sein...und ich wollte fragen, wer daran Interesse hätte. lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)