Door von MiBicci ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Tatsächlich tat das bisschen Sauerstoff ihm gut und er und Seto entschlossen sich ein wenig durch den riesigen Garten, in dem allerlei Blumen blühten und Obstbäume gepflanzt waren, zu spazieren. Kaum eine Wolke war an diesem sonnigem Vormittag am Himmel und beide genossen gemeinsam die Stille, die hier herrschte und beobachteten, wie das Sonnenlicht durch die sich in der Luft bewegenden Blätter der Bäume hindurch glitzerte und tanzende Flecken aus Licht auf den Boden warf.. Allein das Plätschern eines kleinen Karpfenteiches in der Nähe war zu hören, während eine leichte Brise die zwei umspielte. Joey lief neben Seto über den Kiesweg, der sich durch den gesamten Garten zu erstrecken schien, und warf dem Brünetten nach einer Weile einen unauffälligen Seitenblick zu. Es erstaunte ihn, wie unbeholfen Seto wirken konnte. Er konnte sich zwar durchaus vorstellen, dass dies das erste mal war, dass Seto sich um jemanden anderes als Mokuba sorgte. Es war ihm jedoch undenkbar, dass er selbst der jenige sein sollte, um den Seto sich hier Gedanken machte. Das ganze wirkte recht abstrus auf ihn, schließlich war er ja nun wirklich kein besonders einfacher oder liebenswerter Mensch. Nicht viele kamen mit seiner wechselhaften und teilweise ungestümen Art zurecht. Und die Seite von sich, die er unfreiwillig Seto offenbart hatte, hatte Joeys Meinung nach auch nichts an sich, was jemanden dazu bringen könnte Sympathie zu ihm aufzubauen. Es sei denn... Joey wand seinen Blick von Seto ab und fixierte den Boden vor sich. Die Möglichkeit, dass Seto ihn lediglich aus Mitleid ertrug wollte ihm gar nicht gefallen. Es war seltsam, aber irgendwie versetzte dieser Gedanke Joey einen Stich und sorgte für ein mehr als unangenehmes und schmerzhaftes Gefühl in seiner Brust. „Alles in Ordnung? Du siehst irgendwie blass aus...“, riss Setos Stimme den Blonden aus seinen Gedanken. „Schon gut.“, meinte Joey und vermied es Seto in die Augen zu Blicken. Was, wenn es wirklich so war? Was, wenn ihre ganze Beziehung nur auf Setos Mitleid für ihn beruhte? Wohlmöglich konnte Seto ihn nicht mal leiden. Vielleicht hatte er sich das Ganze einfach nur eingebildet? War denn da gar nichts anderes zwischen ihnen? Joey war sich über seine eigenen Gefühle nicht ganz im klaren, aber ganz gleich war der Ältere ihm sicher nicht. Warum sonst dachte er immer nur an ihn? Es war zum verrückt werden! Er realisierte kaum, dass sie bereits eine große Runde durch den Garten gegangen waren und nun wieder bei der Terrasse angelangt waren. Seto hatte sehr wohl bemerkt, dass der Blonde heute besonders nachdenklich wirkte und ungewöhnlich still war. Er selbst überlegte, wie er sein Hündchen ein wenig ablenken konnte und somit auf andere Gedanken bringen konnte. Nachdem sie beide zurück im Wohnzimmer waren und Kaiba immer noch nichts eingefallen war, womit er sein neues Haustier glücklich stimmen konnte, seufzte Seto laut auf und ließ sich in einen der Sessel fallen. Dies wiederum riss Joey unwillkürlich aus seinen Gedanken, so dass dieser sich zuerst einmal verstört im Raum umblickte, ganz überrascht von der Tatsache zurück im Haus zu sein. „Ich geb’s auf. Hey, Streuner, willst du irgendetwas bestimmtes machen heute?“, fragte Seto schließlich. „Musst du nicht arbeiten oder so was?“, fragte Joey und verdutzte Seto, der lässig in seinem Sessel mit hinter dem Kopf verschränkten Armen rumlümmelte. „Auch ich habe das Recht mir einen freien Tag zu nehmen, weißt du? Es ist schließlich Wochenende.“, erklärte er und schloss das Auge, das er auf Joeys Frage hin geöffnet hatte, wieder. „...Stimmt.“, stellte Joey fest und wand sich wieder dem Boden zu. Inzwischen schlenderte der Blonde durch den Raum und betrachtete die Bilder und Bücher, die über Wände und Regale verteilt einen Großteil des Raumes ausfüllten. „Es ist nur...“, fügte er plötzlich an und bekam ein halbwegs interessiertes „Mh?“ von Seiten Setos. „Naja... Du wirkst, wie jemand der zuviel arbeitet. Ich hatte geglaubt, du würdest sonst auch Wochenends arbeiten...“ „Ich bin also ein Workaholic?“, schmunzelte Seto. „Na ja, ich dachte schon.“, erwiderte der Blonde „So? Und was denkst du noch so über mich?“ Joey, welcher bemerkte, dass das –zumindest angedeutete– Lächeln des Blauäugigen sich in ein breites Grinsen verwandelt hatte, errötete leicht und sah sich weiter, allerdings nur mit mäßigem Interesse im Raum um. Teils, weil er eine weitere Konfrontation mit Setos triezendem und doch irgendwie anziehendem Lächeln vermeiden wollte, teils, weil es ihm nicht gelingen wollte still zu sitzen. Er war nun einmal von Natur aus sehr unruhig. Dennoch sprach ihn von dem Mobiliar nichts besonders an und lesen war noch nie seine Stärke gewesen, deshalb drehte er den Bücherregalen den Rücken zu und wollte sich bei Seto auf der Couch niederlassen, als eines der Elektrogeräte seinen Blick fing und seine Hundeaugen zum Leuchten brachte. „...Seto?“ „Ja?“ „...Ist das eine Playstation 3?“ „Natürlich ist das eine Playstation 3, Joey. Ich leite einen Spielekonzern!“, erklärte Kaiba sachlich und legte eine besondere Betonung auf das letzte Wort. „...Meinst du vielleicht...glaubst du ich könnte...unter Umständen...ein kleines bisschen spielen?...bitte?“, stammelte sich Joey zusammen und schöpfte das volle Potential seiner Hundeaugen aus. „Von mir aus.“, lächelte Seto und deutete auf einen Schrank in dem vor allem Mokuba seine Spiele aufbewahrte. Freudig und (zu Setos Zufriedenheit) abgelenkt schaffte es Joey den gesamten Nachmittag vor der neuen Konsole zu verbringen. Zielstrebig hatte er nach dem Spiel gegriffen auf dessen Cover groß ‚Final Fantasy’ geschrieben stand und es sich auf der Couch bequem gemacht mit einem Grinsen, das von einem Ohr bis zum Anderem reichte. Über den Mittag hinweg zockte Joey sich stur durch die Story und nur gelegentlich war von ihm ein kleiner Freudenschrei bei einer Videosequenz oder vereinzelt irgendein Kommentar zu Graphik oder Kampfsystem zu hören. Um den Nachmittag herum begann er regelmäßig seine Sitzposition zu ändern, bis Seto fürchtete, dass Joey anfangen würde auf dem Kopf weiter zu spielen, zu seiner Erleichterung beschloss Joey jedoch irgendwann, dass es auf dem Boden bequemer war als auf der Couch und lehnte sich mit dem Rücken gegen eben diese. Schließlich kam er in eine Art Routine beim Spielen und bat Seto ab und an um Hilfe bzw. kleine Tipps (Er war ja kein Cheater xx~), was von diesem dann meist mit einem fiesen Grinsen quittiert wurde, trotzdem versuchte er Joey so gut es ging zu helfen und subtil durch das Spiel zu geleiten, wenn dieser irgendwo fest hing. Dabei kamen die Beiden ins Gespräch über dieses und jenes und lachten relativ viel zusammen, obwohl Seto sich eigentlich mit einigen wichtigen Unterlagen beschäftigen wollte, die er sich hergeholt hatte um heute wenigstens ein bisschen zu arbeiten, was Joey in seiner ‚Workaholic-Theorie’ nur bestärkte. Joey seinerseits war regelrecht erstaunt, wie gut man sich mit Seto unterhalten konnte. Irgendwann, es war bereits später Nachmittag, vermutete Joey mit einem schnellen Blick zur Fensterfront hinaus, dass die Sonne bald untergehen würde und streckte sich, da seine Glieder von dem langen Verharren in ein und der selben Position langsam müde wurden. Seto hatte es inzwischen geschafft sich voll auf die Dokumente in seinem Schoß zu konzentrieren, hatte seine Lesebrille aufgesetzt und korrigierte mit einem Bleistift hier und da ein paar Zahlen oder merkte Einfälle und Ergänzungen von sich am Rande des jeweiligen Papiers an. Das Blondchen zu seinen Füßen stellte fest, dass nicht nur seine Knochen sondern auch seine Augen langsam müde wurden und pausierte das Spiel. Ohne sich von seinem Platz zu erheben drehte er sich zu Seto um, sagte jedoch nichts und beobachtete den Brünetten stattdessen eine Weile beim Korrekturlesen seiner Dokumente. Diesem fiel der Blick seines Gegenübers, welches inzwischen seinen Kopf in seine vor sich verschränkten auf der Couch ruhenden Arme gelegt hatte und den Brünetten immer noch fixierte, zuerst gar nicht auf. Erst nach ein paar wenigen Minuten blickte er, irritiert von der Tatsache, dass er kein Herumgetippe auf den Tasten des Controllers mehr vernahm, von seinen Unterlagen auf und sah zu seiner Überraschung direkt in Joeys honigbraune Augen, die ihn interessiert in seinem Handeln verfolgten. „Keine Lust mehr?“, fragte er und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. „...? Lust worauf?“, erkundigte sich Joey verwirrt. Er war so vertieft in das Anstarren Setos gewesen, dass er den Zusammenhang zu Setos Worten nicht ganz zu fassen bekam. Der Brünette hob eine feingeschwungene Augenbraue und winkte mit einer Hand vor Joeys Augen umher um zu testen, ob der noch ganz bei sich war. „PS3? Erinnerst du dich? Das Ding, was du den halben Tag belagert hast. ‚Die geilste Konsole überhaupt!’ -Zitat ende-?“, versuchte Seto es Joey wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Ah. Ach so. Ja. Ich glaub ich hab genug gespielt, nachher krieg ich noch eckige Augen......danke übrigens.“, lächelte er Seto von unten herauf an. „Nichts zu danken.“, meinte der Firmenchef beiläufig ohne auch nur von seinem Geschreibsel aufzublicken. „Was genau machst du da eigentlich?“, fragte Joey interessiert und krabbelte zu Seto auf die Couch um einen Blick auf die Papiere in Setos Händen werfen zu können. „Ich bügle die Fehler meiner inkompetenten Angestellten aus.“, erklärte Seto und strich mit seinem Bleistift etwas durch. „Lass mal sehen!“, forderte Joey und kletterte näher an Seto heran um sich besser über die Papiere in dessen Hand beugen zu können. Er warf einen Blick auf eben diese Dokumente, musste jedoch feststellen, dass ihm die Schrift entschieden zu klein und die vielen Zahlen recht zusammenhangslos erschienen. „Und so was machst du also den ganzen Tag?“, fragte Joey ungläubig und wand sich dabei mit fragendem Blick wieder Seto zu. „Tja~, Das ist eben zu hoch für dumme Hunde wie dich, du Köter!“, grinste Seto, während er beharrlich weiter arbeitete, und erwartete wie gewohnt eine Antwort in Richtung „Ich bin kein Hund, du reicher Bastard!“ oder so etwas zu bekommen. Er bemerkte nicht, wie sich die Miene des Blonden leicht verdüsterte und sein Blick sich betrübt von Seto abwand und stattdessen den Boden fixierte. Allerdings registrierte der Brünette sehr wohl, dass Joey nicht geantwortet hatte und fragte weiter arbeitend, aber dennoch durch seine Verwunderung keinen Widerspruch auf sein Hundekommentar zu hören bewegt, deutlich in den Raum hinein: „Köter?“ Weiterhin erfolgte nur Schweigen und diesmal sah Seto sich tatsächlich dazu veranlasst aufzublicken. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass Joey neben ihm, ihn inzwischen weder anlächelte noch beobachtete, wie er es eben noch getan hatte. Stattdessen hatte der Blonde seine Knie angewinkelt und die Arme um diese geschlungen. Seine braunen Augen jedoch, welche von einem Schleier blonder Haare verdeckt wurden, konnte Seto nicht ausmachen. Was war denn auf einmal mit dem Köter los? Er hätte doch schon längst an Setos Provokationen in diese Richtung gewöhnt sein müssen...Schon unzählige Male hatten die beiden sich endlose Wortgefechte geliefert und plötzlich lies der Hund sich hängen, weil Seto ihn als solchen betitelte? „Joey, was ist nur los mit dir...?“, fragte Seto besorgte und klappte die Mappe, die er soeben noch bearbeitet hatte zu, um sie auf dem Couchtisch zu platzieren. „..........ich....ich glaube du hast Recht.“, hörte der Brünette schließlich Joeys Worte kaum hörbar neben sich, da dieser jene nur leise gemurmelt hatte. Verstanden hatte Seto sie trotzdem, ergriff aber nicht ihre Bedeutung und erwiderte aus diesem Grund ein „Hm? Was meinst du?“. „...Na ja. Das mit dem Straßenköter. Passt doch irgendwie, oder?“, er lachte tonlos und fuhr dann fort: „Ich versage in der Schule wie kein anderer. Es gibt nichts, was ich besonders gut kann, außer Sprüche klopfen und selbst da schlägst du mich jedes Mal...Es stimmt schon, was du sagst. Letztendlich bleibe ich immer nur ein nutzloser Streuner, den keiner will... Ich bin einfach zu rein gar nichts zu gebrauchen...“, erklärte Joey mit erstickter, zitternder Stimme, die ganz danach klang, als würde der Blonde mit seinen Tränen kämpfen und versuchen diese zu unterdrücken. Seto hatte Joey ruhig zugehört, seufzte nun und hob ganz plötzlich den Blonden, als ob dieser rein gar nichts wiegen würde, was sich in dem Moment sogar recht realistisch für Seto angehörte hätte, da dieser ein wenig verwundert über Joeys Gewicht war, auf seinen Schoß. Joey seinerseits war so erschrocken über diese unerwartete Aktion, dass er aufhörte zu zittern und Seto völlig starr vor Schreck und dennoch mit traurigen braunen Hundeaugen anblickte. Setos Miene hingegen blieb unverändert. Seine kühlen blauen Augen fixierten den Blonden vor ihm, allerdings versprühten sie nicht die gewohnte Eisigkeit, die sonst von Seto ausging, sondern strahlten untermalt von einem warmen Lächeln so etwas ähnliches, wie Fürsorge aus, was Joey jedoch nicht genauer zu definieren wusste. „Du sagst niemand braucht dich, hm?“, fragte Seto leise und strich Joey durchs Haar. Sich der Pose in der er und Seto sich befanden nur halb bewusst, aber realisierend wie schön es sich anfühlte, wenn Seto ihm durchs Haar streichelte und leicht errötend bei dem Gedanken diesem durchtrainiertem Oberkörper durch das offene Hemd Setos so nahe zu sein, nickte Joey schließlich nach einem kurzen Zögern als Antwort auf Setos Frage und blickte unverändert betrübt in die eisblauen Augen des brünetten Multimillionärs. „So?....und.........was, wenn ich dich brauche?“, lächelte Seto. Von einem Moment auf den Anderen spürte Joey, wie die Hand des Brünetten sich auf seinen Hinterkopf legte und Setos Lippen die eigenen berührten. Zuerst war er erneut erschrocken, doch dann spürte er die Wärme seines Gegenübers noch deutlicher als zuvor, da dieses ihn näher an sich herangezogen hatte und genoss das Ganze. Es fühlte sich einfach so angenehm an von Seto im Arm gehalten zu werden und auch der Kuss gefiel ihm an und für sich, sogar noch besser als der letzte, den er ihm heimlich gegeben hatte. Daher sträubte er sich auch nicht sehr, als Setos Zunge, sich vortastender Weise, um Einlass bat, um den Kuss zu intensivieren. Es war, als würde er ihm alle Sinne rauben. Gerade wollte Joey seine Arme um Seto schlingen und seinen Verstand entgültig abschalten, da meldete sich dieser mit einem letzten verzweifeltem Hilferuf. Plötzlich realisierte er, was er da gerade überhaupt tat und mit einem Mal stieg ihm eine unsagbare Röte ins Gesicht. Eilig stieß er Seto von sich weg und erhob sich mit der Hand vor dem Mund. Immer noch knallrot und etwas wacklig auf den Beinen wankte er von dem perplexem Brünetten weg. „Joey...“, begann Seto und erhob sich ebenfalls stellte jedoch fest, dass Joey vor ihm zurückwich. „L-lass den Scheiß!“, rief der Blonde, als Seto gerade eine Hand heben wollte um den offenbar sehr aufgewühlten Blonden zu beruhigen, hielt allerdings bei den Worten seines Hündchens inne. Er überlegte kurz, beschloss dann aber, dass er noch nie Befehle vom Köter entgegengenommen hatte und fragte aus diesem Grunde trotzig: „Warum sollte ich?“ „Weil ich....weil...“, antwortete Joey und wurde immer kleinlauter. Seto indessen verschränkte die Arme vor der Brust und erwartete eine Antwort. „Na...Weil? Ich warte!“, erklärte er, woraufhin Joey die Augen zusammendrückend und –falls dies möglich war– noch röter anlaufend mit den Worten „Weil ich glaube, dass ich mich in dich verliebt habe, du Idiot!“ herausplatzte. Im ersten Moment konnte Seto nur dastehen und Joey völlig verdutzt anstarren, dann jedoch verwandelte sich sein erstaunter Gesichtsausdruck in ein warmes Lächeln. Er schritt seine eine Hand in die Hosentasche vergrabend auf Joey, welcher zitternd und unsicher dastand und immer noch die Augen geschlossen hielt, zu, um diesen in einer sanften Bewegung seines rechten Armes an seine Brust zu ziehen und ihn somit leicht zu umarmen. Joey war zu überrascht, als dass er Seto hätte erneut von sich stoßen können und bemerkte daher nur, dass Seto sein Gesicht in seinen Haaren vergrub und ein „Aber ich liebe dich doch auch.“ murmelte. Die Worte hallten in seinem Kopf wieder und wieder und heiße Tränen stiegen in ihm auf. Er spürte förmlich, wie sie ihm die Kehle zuschnürten. Langsam schüttelte er den Kopf. „Du lügst.“ Bei diesen Worten zogen sich Setos Brauen besorgt zusammen und er musterte den kleineren Blonden eingehend. Gerade wollte er fragen, wie er das meinte, da sah er, wie Tränen die Wangen des stummen Blonden hinunterliefe. „Lüg mich nicht an, Seto... Mach mich von mir aus weiter fertig, aber lüg mich bitte nicht an...Du kannst mich gar nicht lieben...niemand kann das... Er...er sagt, dass niemand mich braucht...du-“, brachte Joey mit tränenerstickter Stimme hervor und wich dem ernsten Blick Setos aus, wurde aber jäh von diesem unterbrochen, da er Joey mit beiden Händen fest an der Schulter packte und ihn somit praktisch zwang ihn anzusehen. „Joey, wer ist ‚er’!?“, fragte er deutlich fordernd. Joey indessen realisierte, dass ihm die letzten Worte einfach rausgerutscht waren und bereute nun sie ausgesprochen zu haben. Er bemühte sich wegzusehen, spürte deutlich, dass Setos Blick auf ihm ruhte und beging den Fehler ihm in die Augen zu blicken. Er konnte Seto doch unmöglich anlügen...aber die Wahrheit wollte er doch eigentlich um jeden Preis geheim halten, oder nicht? Er konnte sich nicht ganz überwinden auszusprechen, dass sein Vater ein verdammter Säufer war und ihn regelmäßig krankenhausreif schlug, aber zu Seto wollte er ehrlich sein. Herumdrucksend suchte er einen Anfang und versuchte Setos stechendem Blick standzuhalten. „Es- .... also es....weißt du...mein Vater...“ „Dein VATER ist es also der dich immer schlägt? Kommen daher all die Verletzungen?“, fragte Seto ungläubig und um sicher zugehen, dass er Joey richtig verstand. „N-nein. So ist es nicht....“ „Wie denn dann?“ „E-er....also er schlägt mich nicht immer....nur, wenn er getrunken hat.“, erklärte Joey verdrießlich, da ihm selbst klar war, wie blödsinnig es war das Ganze so zu rechtfertigen, und errötete leicht. Warum musste das nur so peinlich sein? Er spürte plötzlich, wie sich schmerzhaft der Druck von Setos Händen auf seiner Schulter verstärkte und mit einem mal nachließ, da Seto sich von Joey löste und Richtung Telefon ging. „H-hey! Was machst du?“, rief Joey ihm nach und tapste dem Brünetten hinterher. „Ich bin nicht sicher. Wahlweise das Jugendamt, die Polizei oder meinen Anwalt anrufen, denke ich.“, knurrte Seto. Joey zuckte zusammen, als er Seto auf diese Weise reden hörte. Seine Stimme war nicht, wie sonst, eisig und gleichgültig, stattdessen klang er irgendwie aufgebracht ...als würde es in ihm brodeln... War er etwa wütend? Joey beschloss sich eher sorgen darüber zu machen, was Seto sagte und nicht wie er es tat. „Was meinst du? Polizei, Jugenda- das kannst du nicht tun!“, protestierte Joey laut, als sein Gegenüber zum Telefonhörer griff. „Natürlich kann ich. Ich bin Seto Kaiba!“, erklärte der Ältere, wurde aber von seinem Vorhaben eine Nummer zu wählen durch Joey abgehalten, der verzweifelt die Hände auf den Hörer legte und Seto bat aufzuhören. „Seto bitte lass das! Ich hab dir das erzählt, weil ich dir vertraue!“, erklärte der Blonde verzweifelt und versuchte nicht schon wieder anzufangen zu weinen. Das tat er in letzter Zeit ohnehin zu häufig. „Joey, sieh dich doch mal an! Du bist völlig am Ende. Irgendjemand MUSS da was unternehmen. Du kannst doch unmöglich da wohnen bleiben!“, schrie Seto ihn an. Joey zuckte unweigerlich zusammen und schwieg dann einen Moment lang, während Seto ihn ernst ansah. Schließlich blickte Joey auf und murmelte mit einem verzweifelt klingenden Unterton ziemlich leise „Aber er ist doch mein Vater.“ „Das begründet gar nichts. Er hat nicht das Recht-“ „Er war ja nicht immer so!“, fiel Joey Seto ins Wort. Dieser legte das Telefon weg. Joey war gerade einfach wichtiger. „Seit meine Mutter mit meiner Schwester von zu Hause weg ist...ist es irgendwie schwieriger geworden. Für uns beide meine ich. Weißt du...das Geld ist knapp und er...er ist halt frustriert, verstehst du?“, versuchte Joey mit zitternder Stimme zu erklären, woraufhin Seto ihn in die Arme schloss. „Joey, es kann so doch nicht ewig weiter gehen...“, flüsterte Seto dem Blonden eindrücklich zu, während er ihm beruhigend über den Rücken strich. „Du gehst kaputt daran. Und auch vor deinen Freunden wirst du nicht ewig deine Show aufrecht erhalten können. Mach dir doch nichts vor...es ist besser, wenn du so schnell wie möglich von da wegkommst.“ Joey wusste nicht, was es war, doch irgendetwas in Setos Stimme ließ ihn glauben, dass er Recht hatte. Aber konnte er wirklich einfach so von zu Hause weg? Was sollte sein Vater denn ohne ihn machen? Andererseits hatte seinem Vater offensichtlich noch nie viel an ihm gelegen... „...Aber wo soll ich denn hin?“, fragte Joey und dachte betrübt daran, dass er nicht die Mittel hatte sich von seinem Vater zu lösen. Er konnte sich ja nicht nur mit Parttimejobs durchbringen. „Was soll denn das für eine Frage sein? Du bleibst selbstverständlich hier!“, erklärte Seto und wuschelte Joey, welcher verwirrt aufblickte, durchs Haar. Meinte Seto das Ernst? War es nicht nur Mitleid, das er empfand? Einen Moment lang war Stille. „...Seto, liebst du mich wirklich?“, fragte Joey zaghaft und blickte zögernd auf, direkt in die blauen Augen desjenigen, der ihn so stützend in den Armen hielt. Seto lächelte sein Hündchen an und erwiderte nickend ein „Ja, Joey.“, das so warm, so ehrlich klang, dass Joey ihm Glauben schenkte. Einen Moment blickte er leicht rot im Gesicht gen Boden, dann sah er erneut auf zu Seto und fragte ebenso zaghaft, wie zuvor: „...Seto? Darf...darf ich dich küssen?“. Seto grinste sein typisches Grinsen und beugte sich ein wenig zu Joey hinunter. Seine Stirn berührte die Joeys und blonde Haare kitzelten seine Nase, als Joey sich nach vorne lehnte und schüchtern seine Lippen berührte. 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