Door von MiBicci ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Seto Kaiba war die Ruhe selbst. Er war dafür bekannt kühl, berechnend und immer, IMMER geordneter Gedanken zu sein. Jede Entscheidung war gut durchdacht, jede Handlung präzise, jeder Schritt vorrausgeplant. Ja. Das war Seto Kaiba. Warum also saß er nun seit Stunden an seinem Schreibtisch und schaffte es nicht sich zu konzentrieren? Schlafmangel? Zu viel Kaffee? Oder irgendein tiefliegendes psychisches Problem, von dem er nichts wusste? Sollte letzteres der Fall sein, würde er einfach seinen Therapeuten verklagen und hoffen, dass Morgen wieder alles gut sein würde. Aber irgendwie ahnte er, dass seine Unfähigkeit die gelesenen Sätze, des Dokumentes vor ihm, zu verarbeiten, ohne sie dreimal hintereinander lesen zu müssen, mit dem Köter zusammenhing. Er ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Dieses Gesicht, dass er vorhin in der Schule gemacht hatte, schlich sich immer wieder vor sein geistiges Auge, so dass er nicht in der Lage war ordentlich zu arbeiten. //Vielleicht sollte ich einfach noch mal nach dem Köter sehen gehen...Höchstwahrscheinlich reine Zeitverschwendung aber, wenn es mir hilft meinen Kopf frei zu kriegen...// Er griff zum Telefon, das seinen Platz gleich neben seinem Laptop hatte. „Ja, hier Kaiba. Bringen sie die Adresse von einem gewissen Joseph Wheeler in Erfahrung.“, mit diesen Worten legte er auch schon wieder auf und überlies den Rest seiner Sekretärin. Sich seinen schwarzen Mantel überwerfend verließ er mit großen Schritten das Büro. Wenig später bereute Seto seinen Plan bereits. Er hatte vorgehabt schnell bei Wheeler reinzuschneien. Die Sache zu klären und dann klaren Kopfes nach Hause zu gehen. Sein Chauffeur setzte ihn in der übelsten Gegend ab, die er je gesehen hatte. Seto sagte ihm, er solle ein paar Runden um den Block fahren oder so was und ihn in einer halben Stunde wieder abholen. Das Auto verschwand und er besah sich seine nicht sehr ansehnliche Umgebung. Hier lebte das Hündchen also? Es war stockduster und kalt, so beschloss er die Sache schnell hinter sich zu bringen. Gerade wollte er auf die leicht lädierte Haustüre, des Wohngebäudes zu schreiten, da hörte er, wie drinnen laut eine Türe ins Schloss fiel. Dann schleifende Schritte im Treppenhaus. Instinktiv verbarg er sich in einer dunklen Seitengasse neben dem Haus, wo er schwer auszumachen war. Aus der Tür heraus schritt Joey. Der Anblick, der sich Seto bot, ließ ihn stutzen. Was zur Hölle war denn mit Wheeler geschehen? Er sah furchtbar aus. //...........Nicht, dass er das nicht sonst auch tat....// Seto biss sich auf die Lippe. Das war gelogen und er wusste es. Eigentlich fand er, dass Joey ziemlich gut aussah. Seine Figur war perfekt und er hatte das Gesicht eines verdammten Engels, wie konnte er nicht gut aussehen? Lediglich die ständigen Verletzungen empfand er als störend. Grummelnd über seine Gedankengänge, beschloss er einfach Wheeler zu folgen. Grummelnd allerdings deswegen, weil er sich bestimmt zum hundertsten Mal entgegen seines Willen fragte, warum Joey sich auch immer wieder prügeln musste und nicht, weil er einen anderen Kerl attraktiv fand. Mit seiner Sexualität hatte er sich nun schon lange abgefunden. Also eher deswegen, weil sich seine Gedanken um den Köter drehten. Er hasste ihn doch. Dachte er. Eine Weile lief er dem Blonden einfach hinterher und grübelte, woher die Verletzungen wohl stammten. Möglicherweise prügelte sich das Hündchen nicht und hatte stattdessen wohl zu Hause irgendwelche Probleme? Aber wer kam auf die Idee SEIN Hündchen zu schlagen? ER selbst war der einzige der auf seinem blondem Streuner rumhacken durfte, niemand sonst. Niemand. Er fragte sich, wohin Joey wohl ging. Ob er überhaupt wusste, wohin er ging. Setos Umfeld wurde nämlich immer zwielichtiger und er glaubte nicht, dass dies der richtige Ort für den Köter sei, der ja ohnehin ständig in jeden erdenklichen Ärger rannte. Er entschied sich dieses kleine Versteckspiel einfach abzubrechen und Joey anzusprechen, als dieser sich auf eine Bank in der Nähe plumpsen ließ. Aber was sollte er sagen? Gerade wollte er auf Joey zugehen, da bemerkte er, wie dieser von irgendeinem ihm unbekannten Kerl angesprochen wurde. Was wollte DER Typ denn jetzt von Wheeler? Ungläubig beobachtete Seto, das Szenario vor ihm. Joey sah aus als würde er für einen Moment überlegen. Dann nickte er dem Mann zu und nach einer kurzen Unterredung, zog der Typ Joey am Handgelenk mit sich. Dieser folgte ohne Widerworte. Seto wurde sich langsam der Situation bewusst und konnte einfach nicht fassen, was sich da vor ihm abspielte. Der Kerl schleppte Joey weg von dem Menschenfluss und der belebten Straße in irgendeine verlassene Sackgasse. Seto folgte unauffällig und wurde Zeuge, wie Joey, sobald der Kerl und er außer Sichtweite der Menschenmassen waren, an die Wand genagelt und hart geküsst wurde. Während, der Kerl an Joeys Hose rumnestelte, wanderte seine Hand unter Joeys Shirt. Joeys Augen waren geschlossen und sein Gesichtsausdruck veranlasste den sprachlosen Seto dazu nun endlich einzuschreiten. Joey indessen erlebte seine persönliche Hölle. So hatte er seinen ersten Kuss eigentlich nicht geplant. Nur widerwillig öffnete er seinen Mund ein Stück, so dass die Zunge seines Gegenübers in seine Mundhöhle eindringen konnte. Immer noch hatte er Schmerzen, aber es wäre ihm ohnehin schwer gefallen die Berührungen des Anderen als angenehm zu empfinden. Seine Hände waren rau und der Kuss löste bei ihm mehr Übelkeit als alles andere aus. Ein Anflug von Panik überkam ihn, als er merkte, wie eine Hand nun versuchte seine Hose zu öffnen. Er drückte die Augen noch fester zusammen als er es sowieso schon tat. Sich immer wieder fragend, warum es das Schicksal so auf ihn abgesehen hatte, versuchte er die aufkommenden Tränen runter zu schlucken. Mit einem Mal spürte er, wie sämtlicher Körperkontakt ganz plötzlich abriss und alle Berührungen aufhörten. Zaghaft öffnete er die Augen und fand geschockt Seto Kaiba vor, der sein Gegenüber scheinbar von ihm gerissen hatte und nun Joeys Handgelenk packte. Ohne ein Wort zog Kaiba ihn hinter sich her. Joey stand zu sehr unter Schock um selbst etwas zu sagen, zu sehr war er damit beschäftigt sich die Situation zu verdeutlichen. Schließlich, als er realisierte, dass Kaiba ihn zurück nach Hause führte bzw. zerrte, brachte er schließlich ein paar mehr gekrächzte als gesagte Worte heraus: „Kaiba...i-ich...ehm...du--- “ Setos Druck auf sein Handgelenk verstärkte sich und Joey fand endlich den Mut sich von Seto loszureißen auch, wenn ihm das Herz immer noch wie wild klopfte und in seinem Kopf eine schmerzende Leere herrschte. Was sollte er jetzt tun? Sich das Handgelenk reibend stand er da und blickte in Setos Augen, die ihm ganz einfach Angst einjagten. Er konnte nicht ganz definieren, was alles in diesem Blick lag. War das Wut? Mitleid? Abscheu? Joey traute sich nicht lang genug hinein zu blicken, als das er es hätte ausmachen können. Wie sollte er Seto ab jetzt gegenübertreten? Wie könnte er sich jetzt noch mit ihm streiten wie vorher? Was, wenn Seto das eben gesehene in der Schule verbreiten würde? Joey bemerkte erst jetzt, dass er schon die ganze Zeit zitterte. Kaiba schritt auf ihn zu. Ganz langsam. Wieder schloss er die Augen und drückte sie fest zusammen. Was würde nun kommen? Würde er ihn auslachen? Ihn anschreien? Er öffnete seine honigbraunen Augen überrascht, als er merkte, wie Setos Mantel auf seinen Schultern landete. Fragend blickte er den Größeren an. „Wheeler...du...du brauchst erst mal einen Arzt. Wir sollten dich ins Krankenhaus bringen oder so etwas. Diese...Wunde da an deinem Kopf sieht gar nicht gut aus und...“, brachte Kaiba heraus, sprach aber nicht weiter, weil ihm immer noch die Worte fehlten. Er versuchte einfach sachlich an die Sache heran zu gehen, weil ihn gerade seine eigene Gefühlswelt ein wenig überforderte. „I-ich...Ich kann nicht ins Krankenhaus.“, murmelte Joey und dachte daran, wie sein Vater wohl darauf reagieren würde. „Dann lassen wir einen Arzt zu mir kommen.“, erklärte Kaiba nüchtern, drehte sich um und setzte seinen Weg fort. Joey folgte ihm. „Es ist mitten in der Nacht Kaiba...Du...Du solltest am besten nach Hause gehen, ich komm schon klar.“, sagte der Blonde zaghaft. „Nein. Kommst du nicht.“, antwortete Seto als wäre es eine simple Tatsache und blickte Joey dabei ernst in die Augen. Dieser sagte eine Weile wieder nichts, bis sie vor seiner Wohnung angekommen waren, wo Kaibas Limousine auf ihn wartete. Kaiba öffnete eine der hinteren Türen: „Einsteigen.“ „Kaiba, das ist wirklich nicht nöt--“ Setos Blick ließ Joey wieder verstummen, doch vom Fleck bewegte er sich nicht. Der Brünette seufzte schließlich, nahm einige schnelle Schritte auf Joey zu, packten diesen unsanft am Arm und schubste ihn einfach in den Wagen, statt ihn hinein zu komplimentieren. „Au, das tat weh! Lass deine Griffel gefälligst bei dir, moneybags!“, protestierte Joey plötzlich wild, als nun auch Kaiba dazu stieg und den Fahrer anwies sie nach Hause zu bringen. Seto schmunzelte. Das war schon eher der Joey, den er kannte. Joey war die Fahrt über zu sehr damit beschäftigt einen Ausweg aus seiner Situation zu finden, als dass eine vernünftige Unterhaltung zwischen den zwei Rivalen hätte zustande kommen können. Während in Joeys Kopf eine ätzende Leere herrschte, dieser sich jedoch inzwischen einigermaßen beruhigt hatte, war Seto schwer damit beschäftigt seine Gedanken zu sortieren. In seinem Kopf sowie seiner Magengegend herrschte Chaos. Immer wieder kam ihm dieses Bild von Joey mit diesem Typen in den Sinn und es machte ihn rasend. Aber warum? Bestand die minimale und unwahrscheinliche Möglichkeit, dass er eventuell vielleicht ein wenig (ein nahezu klitzekleines bisschen) Eifersüchtig war? //so ein...Schwach....// Setos Blick wanderte zu Joey, der ihm gegenüber in der Limo, die Arme um sich geschlungen und mit leicht geöffnetem Mund, da saß und in Gedanken aus dem Fenster schaute. //...Schwachsinn....ja...genau.// Vollendete Seto seinen Gedanken und vertrieb mit einem Kopfschütteln neue, die ihm bei diesem Anblick kommen wollten. Kurze Zeit später waren die Beiden auch schon am Kaibaanwesen angekommen und wieder einmal lief Joey schweigend Seto hinterher. Schon in der Eingangshalle wurden die beiden von zwei Dienstmädchen, einem Butler sowie einem die Treppe herunter rennendem Mokuba empfangen. „Nii-chaaaaaan!“, hörte man es rufen und schon wurde Seto in die langen, fluffigen, schwarzen Haare seines Bruders getaucht, der springender Weise über ihn hergefallen war. Seto lächelte für den Bruchteil einer Sekunde und wuschelte dem Kleinen durchs Haar. Der wiederum strahlte ihn mit einem breiten Grinsen an. „Hab mich schon gefragt, wo du bleibst! Ich hab eeeeextra mit dem Abendessen gewartet und--- oh hallo, Joey! Was machst du denn hier?“ Erst jetzt bemerkte der Jüngere das Blondchen, das nur betreten in der Eingangshalle rumstand und stumm die Szene verfolgt hatte. „Ah... Ja. J...Wheeler du kannst heute Nacht hier bleiben.“, fiel es Seto plötzlich wieder ein und er wand sich kurz zu einem der Dienstmädchen um. „Bereiten sie das Gästezimmer für Mr. Wheeler vor und...“ Sein Blick wanderte zurück zu Joey. „Rufen sie meinen Hausarzt an, er soll Morgen früh vorbei schauen... Für heute scheint alles in Ordnung zu sein.“, endete der Brünette. Damit nickte das Dienstmädchen als Zeichen, dass es verstanden hatte und eilte eine der Treppen hinauf, wahrscheinlich in Richtung Gästezimmer. „Habt ihr euch vertragen? Du und Joey, Ihr streitet doch sonst immer so viel... Wie kommt’s, dass Joey hier schläft, Setooo?“, fragte das schwarzhaarige Etwas und zog an Setos Hemdärmel, als der gerade seinem Butler den Mantel in die Hand drückte, dessen Joey sich soeben entledigt hatte. „ Das wüsst ich auch gern.“, kam es kaum hörbar gemurmelt von Joey, der eher danach aussah als wäre dies mehr laut gedacht als absichtlich ausgesprochen gewesen. „...Mokuba, ich habe heute keinen Appetit. Geh du schnell zu Abendessen und mach dann, dass du ins Bett kommst. Es ist spät.“, erklärte Seto und küsste seinen Bruder liebevoll lächelnd auf die Stirn, bevor der nickend und „gute Nacht“ rufend davon lief. Wortlos stieg Seto selbst schließlich eine der Marmortreppen empor- die auf der auch eben schon das Dienstmädchen davon geeilt war. Joey stand unverändert dort und schaute Seto nach. Gespannt hatte er die Szene zwischen Seto und seinem kleinem Bruder beobachtet. //Er ist irgendwie anders, wenn er mit Mokuba allein ist. So...lieb...// Seto drehte sich nach wenigen Schritten auf der Treppe um und sah ihn fragend an. „Bist du da festgewachsen oder was? Komm schon.“, kam es im Befehlston von oberhalb der Treppe und Joey stolperte dem Firmenchef überrascht über den plötzlichen Wechsel Setos (vom liebevollem Bruder zum Kühlschrank) und völlig aus den Gedanken gerissen hinter her. „So. Hier bleibst du heut Nacht. Das Bett ist frisch bezogen, im Schrank sollten noch ein paar zusätzliche Decken sein...warte hier ich such nach nem Schlafanzug...“, murmelte Seto, als die Beiden das Gästezimmer betraten. Gleich gegenüber befand sich sein eigenes Schlafzimmer und eine Türe verband es mit einem eigenem Badezimmer. Seto wühlte in einer der Kommoden, die den Raum zierten, und hielt Joey schließlich einen einfachen schwarzen Schlafanzug hin. „Da-danke...“, murmelte Joey und nahm die Kleidung entgegen, die ihm von einem irgendwie grimmig wirkendem Seto entgegen gehalten wurde. Dieser wusste immer noch nicht so recht, wie er nun mit Joey umgehen sollte. Sollte er ihn nicht eigentlich hassen? Der Köter nervte ihn doch sonst so...und jetzt nahm er ihn bei sich auf`? Irgendwas stimmte heute wohl nicht ganz mit ihm. Seto unterdrückte ein Seufzen. Am Besten machte er sich erst morgen über all das Gedanken. „Du kannst duschen, wenn du willst, das Bad gehört ganz dir. Ich geh mal nach Handtüchern suchen.“, mit diesen Worten verließ er das Zimmer, während Joey ihm nachblickte. Eigentlich sollte der Blondschopf sich Sorgen um seine Lage machen, doch dafür war er viel zu müde. Gähnend betrat er das Badezimmer und sah sich um. Wie alles im Hause Kaiba sah auch dies prunkvoll und teuer aus und glänzte natürlich nur so vor Sauberkeit. //Die Angestellten hier müssen sicher ackern wie Blöde. Bei so nem Sklaventreiber, wie Seto als Arbeitgeber...Moment...Seto?// Er seufzte. //Jetzt fang ich schon an ihn beim Vornamen zu nennen...? Bin wohl einmal zu oft am Kopf getroffen worden heute Abend...// In Gedanken versunken begann Joey sich zu entkleiden und hatte sich gerade seines Oberteils entledigt, als Seto mit ein paar flaumigen weißen Handtüchern im Arm das Bad betrat. „Hier, sag bescheid, wenn du was bra--- Gott, Joey!“, unterbrach Seto sich selbst, als er den Oberkörper seines Hündchens erblickte. Joey stieg augenblicklich die Röte ins Gesicht und er hob, wie zum Schutze, das Sweatshirt, dass er noch immer in den Händen hielt ein wenig an, um seinen mit Blutergüssen, sowie alten und neuen Wunden, verzierten Körper zumindest ein bisschen zu verdenken. „Schon mal was von Anklopfen gehört?“, murrte Joey und versuchte Setos Blick zu meiden, was sich als ziemlich schwierig erwies, da der ihn immer noch mit weitaufgerissenen blauen Augen anstarrte. „Hast du vor mir beim Duschen zu zusehen?“, stöhnte Joey letztendlich auf, was Seto zurück auf die Erde holte. „Ehm...ja...ich meine nein...ich...“, stammelte Seto erst und brachte sich selbst schließlich durch ein Räuspern zurück zur Fassung. „Beeil dich ein wenig.“, sagte er, legte die Handtücher auf eine der Ablagen und verlies eilig den Raum, während Joey feststellen musste, dass er selbst leicht zitterte. //Na toll. Großartig.// Der Blondschopf biss sich auf die Lippe, die erneut zu bluten begann, da sie ja noch vor kurzem bei der Auseinandersetzung mit seinem Vater aufgeplatzt war. //Warum ausgerechnet er. Warum?//, fragte sich Joey immer wieder und versuchte nicht vor lauter Scham und Verdruss zu heulen. Er schluckte die aufkommenden Tränen so gut es ging hinunter und lies nun warmes Wasser auf sich nieder prasseln, nachdem er sich ganz entkleidet und unter die Dusche gestellt hatte. //Verdammt.// Seto indessen hatte sich in seinen Schreibtischstuhl geworfen und raufte sich die Haare. Nun... soeben hatte er die Erklärung bekommen, warum Joey es vorzog regelmäßig den Sportunterricht zu schwänzen. Was sollte er jetzt tun? Langsam wurde es schwierig es zu leugnen: Er sorgte sich um den Köter. Ja er gab es zu (zumindest vor sich selbst). Ein Seufzen entwich seiner Kehle und der Kopf des Brünetten sank auf den Tisch vor ihm. Des Abends lag Seto noch Stunden wach. Eigentlich hatte er versucht sich vorerst in Arbeit zu ertränken, was allerdings auch nicht den gewünschten Effekt erzielte. Wenn das so weiter ginge, würde Seto wohl nie wieder in der Lage sein irgendetwas Vernünftiges zu Stande zu bringen oder zu erarbeiten. Also was tun? Der folgende Tag würde ein Dienstag sein. Folglich sollte er Joey einfach in die Schule schicken und ihn somit erst mal aus seinem Gedankenfeld vertreiben? Aber Joey in seiner Verfassung zur Schule schicken? Das konnte er doch nicht tun? Na ja, theoretisch schon... Gut. Also Schule erst einmal nicht. Aber er konnte Joey ja nicht für immer hier behalten. Andererseits konnte man den Jungen ja unmöglich aus den Augen lassen. Sollte er ihn beobachten lassen um herauszufinden, wer genau Schuld an all seinen Verletzungen war? Aber Seto war doch kein Stalker? Gedanken solcher Richtung raubten ihm stundenlang den Schlaf. Joey hingegen, welcher im Zimmer nebenan war, hatte inzwischen geduscht, dem Drang widerstanden sich in der Badewanne zu ertränken und trug einen viel zu teuren Schlafanzug, während er in einem viel zu großem und ungewöhnlich warmen, sowie weichem Bett lag, was zusätzlich zu der Erschöpfung des Tages, die ihn nun mit einem Mal überkam, für ein schnelles Einschlafen sorgte. Ihm war, obschon seine Situation weniger rosig aussah, ziemlich wohl in dem Moment, in dem er sich in seine Decke kuschelte und auch sein Körper tat plötzlich gar nicht mehr so sehr weh. So fiel es Joey weniger schwer zu entschlummern- seine Träume jedoch verliefen weit weniger friedlich. In völliger Dunkelheit erwachte Seto und lies seine leuchtend blauen Augen müde Richtung Wecker blinzeln. Die Ziffern sagten ihm, dass es ca. halb vier war. Eigentlich standen ihm noch zwei ein halb Stunden Schlaf zu und er fragte sich, was ihn wohl aus seinen Träumen gerissen hatte. Gerade wollte er sich die Decke über den Kopf ziehen um weiter zu schlafen, da hörte er Geräusche aus dem Nebenzimmer. Was zur Hölle trieb der Köter dort nur wieder um diese Zeit? Grummelnd erhob er sich und begab sich in den Flur. Die Hand auf der Türklinke zu Joeys Raum, hörte er urplötzlich ein Wimmern und dann ein flehendes „Bitte nicht...“. //Was zur Hölle?// Neugierig betrat der Multimillionär nun erst recht das Zimmer und fand zu seinem leichtem Erstraunen Joey immer noch in seinem Bett liegend vor. //Spricht die Flohschleuder etwa im Schlaf?// Seine Vermutung erwies sich in kürzester Zeit als richtig, da Joey, welcher sich in seinem Deckenchaos herumwälzte, in einem fort unverständliches Zeug vor sich hinmurmelte- lediglich unterbrochen von einem gelegentlichem Aufstöhnen. //Scheint als hätte er einen Albtraum...Was ist nur mit diesem Hündchen los?//, dachte sich Seto mit zusammengezogenen Brauen, als er sich den Gesichtsausdruck des Jüngeren besah, welcher eine Mischung aus Furcht und Schmerz darstellte. Durch sein Verhalten beunruhigt, beschloss Seto ihn schleunigst aufzuwecken, so packte er Joey vorsichtig an einer Schulter und versuchte ihn wach zu kriegen. „Hey. Hey, Wheeler, aufstehen!“, sagte Seto eindringlich, doch der Blonde schlief weiter und strampelte nur noch stärker. „…Joey wach gefälligst auf, wenn man es dir sagt!“, rief Seto nur noch besorgter und nun auch lauter, was den Jungen endlich dazu bewegte schwer atmend die Augen aufzuschlagen. Vor lauter Schreck darüber, Setos Gesicht so plötzlich über dem seinen zu erblicken, da dieser sich leicht über ihn gebeugt hatte, und als Nachwirkung seines Traumes schrie er kurz auf und wich dann in seinem Bett soweit zurück, dass er beinahe auf der anderen Seite herausfiel. „Du...was...wo bin ich?“, kam es plötzlich verwirrt aus dem Blonden heraus, als der sich perplex in dem edlem Gästezimmer umsah. „Bei mir.“, kam die schlichte Antwort von Setos Seite. Joey versuchte sich zu erinnern. //Stimmt....gestern....mein Vater hat...und dann bin ich....bin ich....oh mein Gott...!!...// Langsam fügte sich in Joeys Kopf wieder alles zusammen und mit einem Mal errötete er so stark, dass das Hündchen nicht mehr von einer blonden Tomate zu unterscheiden gewesen wäre. „Alles in Ordnung, Wheeler?“, fragte Seto und klang, Joey vermutete wahrscheinlich durch die Uhrzeit bedingt, fast besorgt. //....Nein....Nein...Nein. Nein. Nichts ist in Ordnung!...aaaah...mein Kopf...// Joeys Gedanken rasten und ihm war irgendwie danach sein Gesicht einfach in dem weichen Kissen zu vergraben, so dass Seto ihn nicht mehr so anstarren konnte. //Am besten ich schlafe wieder ein. Und morgen wache ich auf in meinem schäbigen Apartment, stelle fest das alles nur ein Traum war und ich mich NICHT vor Seto bloßgestellt habe... bin zurück bei meinem Alten und in meinem elendem Leben. Genau. Augen zu und tieeeef durchatmen. Atmen Joey...atmen...// „Du bist ja ganz rot. Sag mal, hast du Fieber?“. Joey hörte Setos Stimme plötzlich ganz nah an seinen Ohren und war noch überraschter, als er seine Augen öffnete und er plötzlich Setos Gesicht ganz nah – viel zu nah – an seinem vorfand, da dieser sich zu ihm auf dem Bett hinüber beugte und versuchte durch das auflegen seiner Hand auszumachen, ob Joey möglicherweise eine erhöhte Temperatur hatte. „M-Mir geht’s gut...Kaiba...könntest du vielleicht...ehm...bitte...von mir runter gehen....“, brachte Joey heiser und noch röter als vorher vage aus seinem Mund heraus. „Oh. Klar. Ich dachte nur ich sollte testen, ob du auch ne kalte, feuchte Nase hast, so erkennt man doch bei Hunden, ob es ihnen gut geht, oder nicht?“, grinste Kaiba und stupste Joey mit seinem langen Zeigefinger die Nase an, bevor er sich wieder aufrecht hinstellte. Joey äußerte ein zu seinem Verdruss verdammt nach Knurren klingendes Geräusch und fauchte dann: „Spar dir deine blöden Sprüche oder denk dir neue aus, du verwöhnter Mistkerl!“ „Na! So ein schlecht gelaunter Hund. Tu mir den Gefallen und schlaf jetzt brav weiter. Möglichst ohne dich dabei in deinen Bettlaken zu strangulieren.“ Wieder errötete Joey und wieder verzog Seto seine Miene zu einem Grinsen. Zu Setos leichter Verwunderung packte Joey sein Kissen und setzte sich lediglich aufrecht an die Rückwand seines Bettes gelehnt hin, statt sich zurück in sein Deckenchaos zu mümmeln und, wie jeder normale Mensch zu versuchen weiter zu schlafen. „Was ist? Los hau schon ab, du brauchst doch sicher deinen Schönheitsschlaf, moneybags.“ „Gleichfalls. Du hast hoffentlich vor weiter zu schlafen. Es ist mitten in der Nacht.“ „Das weiß ich selbst.“ „Du kannst die Uhr lesen?“ „Haha. Selten so gelacht.“ „Kannst du nicht wieder einschlafen?“, fragte Seto schließlich und ließ sich vor Joey auf der Bettkante nieder. Joey jedoch blieb stumm und blickte zur Seite um Setos Blick zu entgehen. „Was...Was hast du denn geträumt?“ Wieder erfolgte nur Stille. „Hast du öfter solche Albträume? Das würde erklären, warum du ständig im Unterricht einschläfst...“, fragte Seto weiter und sah dabei einfach über Joeys Schweigen hinweg. „Gelegentlich. Na und?“, entgegnete Joey trotzig und vermied weiterhin Seto in die Augen zu blicken. Dass ‚gelegentlich’ hier ‚fast immer’ hieß, musste Kaiba ja schließlich auch nicht wissen und Joey war schon ohne Setos stechenden Blick ein schlechter Lügner... //....wobei...Yugi und die anderen kaufen mir meine Show ja auch problemlos ab.... so schlecht kann ich gar nicht sein.// „Soll ich......noch eine Weile hier bleiben?“, fragte Seto zaghaft. Joey war erst als hätte er den Brünetten nicht richtig gehört. Bot er ihm tatsächlich an hier zu bleiben bis er eingeschlafen war? „...s...so ein Blödsinn! M-mach doch, was du willst, du Spinner!“, rief Joey abermals leicht errötend, grub sich allerdings dennoch zurück in seine Kissen und unter die Decke, wobei er Seto den Rücken zuwand. Seto griff neben sich und zog einen der nahestehenden Sessel heran, in den er sich daraufhin setzte und das Licht runterdrehte. Die Beine übereinander geschlagen und mit stetem Blick auf Joeys in die Decke gewickelte Gestalt, die ihm beharrlich den Rücken kehrte, verweilte er noch ziemlich lange dort, bis er irgendwann feststellte, dass Joeys Atmung sich beruhigt hatte und seine Brust sich nun regelmäßig hob und senkte. Mit einem letzten Lächeln in Joeys Richtung verlies auch er schließlich den Raum um wenigstens noch eine halbe Stunde lang schlafen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)