Der letzte Ibis von Duchess ((#1 Der Papyrus)) ================================================================================ Prolog: Ein seltsames Picknick ------------------------------ So, ich hoffe ihr seid ein nachsichtig mit mir, das wird meine erste Ff in diesem Fandom ^^° Und auch wenn man der Anfang nicht unbedingt danach aussehen mag, aber die Zeit wird noch zurück gedreht. Und damit wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen!!! „Man Joey stopf doch nicht schon wieder alles so in dich hinein, wir wollen auch noch was!“ beschwerte sich Tea und sah ihn wütend an. „Waf? If stoff doch gaf nich“, verteidigte er sich und besprenkelte sie dabei mit Kekskrümeln. „Ja klar“, murrte Tea und wischte sich unwirsch die Krümel von der Kleidung. „Ja unser guter alter Joey ist einfach unverbesserlich“, grinste Tristan ihn frech an. Schnell schnappte er sich die Keksschachtel, die auf Joeys Schoss lag. Joey hatte beide Hände voll und somit nicht die Möglichkeit sich zu wehren. Zumindest nicht mit den oberen Extremitäten, also warf er sich auf die Seite und versuchte mit den Füßen nach der Schachtel zu angeln. Dabei hatte er jedoch den Baum zu seiner anderen Seite vergessen, sodass er hart mit dem Hinterkopf gegen ihn prallte. „Deine Gier wird dir noch mal richtig Probleme machen“, grinste Yugi ihn an. „Mhmpf“ Joey rollte mit den Augen und blieb beleidigt auf der Seite liegen. „Wenn wir irgendwann mal in Schwierigkeiten stecken und der einzige Ausweg darin besteht sich durch einen Berg von Keksen zu essen, werdet ihr mir noch dankbar sein!“ „Bis dahin sind wir dir für die Lachnummern dankbar“, stichelte Tristan weiter. Joey wollte gerade etwas darauf antworten, als er beim sich Aufsetzen einen Keks verlor, der geradewegs in seinen Orangensaft plumpste und die rot-weiß karierte Decke mit orangen Punkten besprenkelte. Dieses Mal konnte keiner sein Lachen zurück halten. Befreit ließ sich Yugi nach hinten ins Gras fallen. Mit ausgestreckten Armen betrachtete er den strahlend blauen Himmel, den nur vereinzelte dünne Wölkchen zierten. Grashalme kitzelten seine nackten Arme und eine Brise brachte sein Haar in Bewegung und trug seiner Nase den Geruch von Blumen und frischen Heu zu. Die Blätter des großen Ahorns unter dem sie saßen färbten sich erst allmählich braun. Im Gegensatz zu den meisten anderen kleineren Bäumen, an denen sie auf dem Weg hierher vorbei kamen, war er noch fast gänzlich grün. Der goldene Herbst machte seinem Namen alle Ehre, allerdings weniger mit reifen Feldfrüchten, als vielmehr mit den immer noch sehr warmen Sonnentagen. In den letzten Wochen hatte es kaum geregnet und so war es als wäre der Herbst nichts weiter als eine Fortsetzung des Sommers. Butterblumen und Gänseblümchen hatten sich in kleinen Soden im Meer aus Klee und dichtem Gras hervorgekämpft. Am Wegesrand wuchs Schafsgarbe fast einen Meter hoch. Sauerampfer und Spitzwegerich machten sich zu ihren Füßen breit. Leise seufzend hörte er wie sich Joey und Tea schon wieder in den Haaren hatten. Dieses Gefühl ist unbezahlbar, dachte er, dieses Gefühl mit seinen besten Freunden mitten im Paradies zu sein. Keine Sorgen, kein Lärm, kein Stress. Traumhaft. Yugi schloss die Augen und döste langsam ein. Doch plötzlich hörte er einen schrillen Schrei. Sofort saß er wieder kerzengerade. „Da ein Greifvogel“ Tristan deutete in den Himmel. Tea und Joey hatten in ihren Streitereien inne gehalten und schauten nun auf. Weit über ihnen kreiste tatsächlich ein Greifvogel. „Was ist das für eine Art?“ fragte Joey. „Ein Falke!?“ Teas Antwort war mehr eine Frage. „Für einen Falken ist der viel zu groß, aber ich kann dir leider auch nicht sagen was genau das für ein Vogel ist“, gab Yugi zu. In weiten unsichtbar vorgezeichneten Kreisen drehte der Vogel seine Runden. Mühelos glitt er dahin ohne merklich mit den Flügeln zu schlagen. „Wie schwerelos“, hauchte Tea verträumt. Er zog noch einige Kreise bevor er plötzlich einen abrupten Harken flog und am Waldrand niederging. „Ich glaube ich sehe ihn immer noch. Er sitzt da auf einem der Bäume“, flüsterte Joey. „Aus der Entfernung wird er uns sicherlich nicht mehr hören können, Joey, du brauchst nicht zu flüstern“, versicherte ihm Tristan in normaler Lautstärke. „Aber wenn wir näher rangehen können wir bestimmt ein gutes Foto schießen.“ „Joey, warte!“ Yugi war auch aufgesprungen und eilte Joey nach, der sich mit einer Kamera bewaffnet an den Baum, auf dem er den Vogel fixierte, anpirschte. Yugi sah den braunen Greifvogel auch. Ihm schien es schon fast so, als wenn der Vogel auch sie beobachten würde. Tristan und Tea beobachteten die Anschleichübung ihrer beiden Freunde aus der Ferne. Sie konnten sehen wie Joey bis auf fast fünf Meter nah an den Vogel herankam und plötzlich stolperte. Dort wo er war wuchs das Gras um einiges höher, sodass Joeys Körper gänzlich verschwand und sie nur noch Yugis Oberkörper ausmachen konnten. Der Vogel war trotz der plötzlichen Hektik und Joeys lautem Fluchen ruhig sitzen geblieben. Yugi war seinem Freund zu Hilfe geeilt. Doch als er ankam hielt er gebückt inne. „Was ist denn? Hat er sich etwa verletzt?“ „Ich sehe genauso viel wie du, Tea“, sagte Tristan Stirn runzelnd „nämlich gar nix.“ Doch dann standen Yugi und Joey wieder auf, ohne augenscheinliche Verletzungen. Aber irgendetwas, was im Gras lag fesselte ihre Aufmerksamkeit. Ein paar Sekunden später kehrten sie aber auch schon um und kamen zurück zum Picknickplatz. Noch bevor Tea oder Tristan ansetzten um zu fragen befriedigte Joey ihre Neugier: „Ein Kadaver einer Kuh.“ „Was?“ Jetzt war Tea doch etwas aus der Fassung geraten. Irgendwie hatte sie etwas anderes erwartet. „Die sieht aber nicht mehr so gut aus. Sie liegt auf der Seite und ihr Fell ist seltsam eingefallen. Und ihre Augenhöhlen sind leer…“ „Ja, ist gut, Joey“, unterbrach Tea ihn angewidert und schüttelte sich. „Eklig war es eigentlich nicht“, sagte Yugi „sie hat keinerlei sichtbaren Wunden, wenn man mal von den fehlenden Augen absieht. Aber wirklich merkwürdig ist, dass da keinerlei Insekten in der Nähe waren“ „Vielleicht schmeckt denen Kuhfleisch einfach nicht. Oder die haben Joey gerochen und konnten sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen“, stichelte Tristan. „Tristan könnte Recht haben“, überlegte Yugi. Er und Tea schauten gelassen der Rauferei zwischen Joey und Tristan zu. „Mhm? Nun mach mal halblang, so schlimm riecht Joey doch nun auch wieder nicht.“ „Ich meinte nicht Joey“, grinste Yugi „nein, dass den Insekten die Kuh nicht schmeckt. Vielleicht riechen die ja was, was wir nicht riechen können? Vielleicht wurde die Kuh vergiftet? Das würde erklären warum die Kuh noch so unversehrt aussieht?“ „Aber wieso sollte jemand denn eine Kuh vergiften? Und Joey hat gesagt, dass das Fell eingefallen sei, es muss also doch jemand dran gewesen sein.“ „Mhm.“ Yugi sah zweifelnd in die Richtung wo die Kuh lag. „Mach dir doch nicht so einen Kopf darüber, Yugi! Du kannst nicht allem und jedem helfen. Und einer Kuh, die bereits tot ist, schon mal rein gar nicht. Wir sollten dem Förster bescheid sagen, dass hier eine tote Kuh herumliegt, dann wird der sich darum kümmern.“ Teas Bemühungen waren zwar lieb gemeint, und irgendwie musste Yugi ihr auch Recht geben, aber sie hatte das arme Tier ja auch nicht gesehen. Eine merkwürdige Vorahnung beschlich ihn. Kapitel 1: Der Papyrus ---------------------- So hier nun das nächste Kapitel. Wenn ihr irgendwelche Wünsche oder Anregungen für die Ff habt teilt sie mir ruhig mit. Bisher schreibe ich noch und kann noch die eine oder andere Kleinigkeit mit einbauen ^^ Hinweis: Ich kennzeichne Zeit- und Ortsprünge nicht auffällig mit irgendwelchen Sonderzeichen oder so. Nur damit ihr nicht allzu verwirrt seid ^^ Inzwischen hatte sich die Luft wieder etwas abgekühlt und die Sonne schickte ihre letzten Strahlen zur Erde. Nachdem die vier Freunde sich an der letzten Kreuzung voneinander verabschiedet hatten, kehrte wieder Ruhe in Yugi ein. Seufzend streckte er sich und atmete tief durch. Aus den Gärten konnte er das leise Rauschen der Rasensprenger hören, deren feine Tröpfchen im letzten Licht schillernde Regenbögen hervorzauberten und den Pflanzen das kühlende Nass spendeten. Sein Großvater würde jetzt sicherlich auch wieder draußen stehen und die Blumen wässern. Als Yugi um die Ecke bog und den Laden sah, hielt gerade ein weißer Lieferwagen davor. Der Fahrer schaute auf sein Klemmbrett, dann stieg er aus und öffnete die Hintertüren. Überrascht lief Yugi schneller um den Boten abzufangen. Normalerweise kamen die Sendungen für den Laden immer vormittags und von einem anderen Lieferanten, vielleicht war es ja diesmal für ihn? Gerade als Yugi den Lieferwagen erreichte kam auch der Bote mit einem kleinen, stark mitgenommen aussehenden Paket wieder hervor. „Huch, hast du mich aber erschreckt!“ lachte der Bote erleichtert als er Yugi neben sich bemerkte. „Verzeihen sie, ich wollte sie nicht erschrecken“, entschuldigte sich Yugi schnell. Der Bote seufzte „Schon gut, macht ja nichts. Heißt du Mutoh?“ „Ja das bin ich“ „Dann habe ich ein Expresspäckchen für dich. Würdest du bitte hier unterschreiben?“ der Bote hielt Yugi das Klemmbrett und einen Kugelschreiber hin. Yugi unterschrieb, nahm das Paket und wünschte dem Boten noch einen schönen Feierabend. So schnell wie er gekommen war, verschwand der Lieferwagen auch wieder. Der Laden war bereits geschlossen, also musste sein Großvater nun wohl schon im Garten sein. „Ich bin wieder da Großvater!“ rief er als er durch das Gartentürchen in den abgeschirmten hinteren Bereich kam. Doch er bekam keine Antwort. Seltsam, normalerweise müsste er hier sein. Nachdenklich ging er wieder nach vorne. „Ah Yugi da bist du ja!“ empfing ihn sein Großvater gut gelaunt an der Eingangstür. „Wieso bist du nicht im Garten?“ „Eine tolle Begrüßung“, murrte der alte Mann „Ich hab natürlich auf dich gewartet! … Kam das Päckchen gerade?“ fragte er aufgeregt und deutete auf das Paket in Yugis Händen. „Ja, sogar per Expressversandt!“ bestätigte Yugi. „Endlich ist sie da!“ Die Augen seines Großvaters leuchteten auf als er Yugi vorsichtig das Paket abnahm. Ein bübisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Augenblicklich schien er wieder um mehrere Jahrzehnte in seine Jugendzeit zurückversetzt worden zu sein. „Weißt du was das ist Yugi?“ „Nein, aber du wirst es mir sicherlich gleich sagen!“ „Das ist eine Schriftrolle aus dem alten Ägypten!“ Ohne den Blick vom Paket abzuwenden ging er ins Haus, gefolgt von seinem Enkel, der sich beeilte die Tür hinter ihnen zu schließen. Die Worte „Altes Ägypten“ hatten ihn hellhörig werden lassen. Seitdem sein Freund Atemu vor nun mehr fast einem Jahr in Osiris Reich eingegangen war, hatte sich Yugi nur noch mehr für dieses Thema interessiert. Auf diese Weise hatte er immer noch das Gefühl nah bei seinem Freund zu sein. Seine hiesigen Freunde, Tea, Joey und Tristan unterstützten ihn dabei. Während andere Leute sich gelangweilt von ihm abwandten, wenn er auf dieses Thema zu sprechen kam, hörten ihm die drei immer wieder mehr oder weniger begeistert zu. Auf der einen Seite bewunderten sie ihn für sein Wissen, auf der anderen Seite allerdings schaffte Yugi es einfach von jedem nur erdenklichen Thema auf Ägypten zu kommen, was den Dreien verständlicherweise manchmal auf die Nerven ging. Aber sie wussten, warum sich ihr Freund so sehr dafür interessierte, daher unterdrückten sie häufig den Drang sich abzuwenden. Sein Großvater hatte das Paket inzwischen auf den Tisch gestellt und vorsichtig geöffnet. Oben auf lag ein Brief. „Von Professor Hopkins“, erkannte Yugi die Handschrift. „Ja, er und Rebecca sind zur Zeit in Ägypten“ Yugis Großvater überflog den Brief nur kurz, bevor er ihn achtlos auf den Tisch warf und das Verpackungsmaterial wild daneben verstreute bis er endlich die Objekte seiner Begierde fand. Behutsam hob er mehrere nummerierte Schächtelchen heraus. „Oh Yugi, hier ist auch noch ein Brief für dich! Sogar mit Herzchen! Rebecca denkt also immer noch an dich“ Er zog ein dickes Kuvert vom Boden des Pakets ans Licht und reichte ihn grinsend an Yugi weiter. Mit leichter Röte nahm er ihn und setzte sich auf die Couch, während sein Großvater anfing die Schächtelchen zu sortieren. Yugi öffnete den Umschlag und zog einen Brief und mehrere Fotos heraus. Zu seiner Verwunderung war Rebeccas Brief dieses Mal recht kurz geraten: Hi Yugi-chan Ich habe nicht viel Zeit um dir all das zu schreiben was ich hier erlebt habe, deshalb habe ich dir einfach ein paar Fotos von unserer Ausgrabung mit beigelegt. Dein Opa und du müsst unbedingt kommen! So etwas Fantastisches hast du noch nie gesehen. Es ist einfach überwältigend! Euer Flug geht nächsten Samstag bereits um 6:00 Uhr früh! Verpass ihn nicht! Die Tickets habe ich euch bereits reserviert. Ich freue mich schon darauf mit dir den Sonnenuntergang zu genießen. Ich vermisse dich. XXX Deine Rebecca Yugi legte den Brief zur Seite. War Rebecca nun so aufgeregt, weil sie irgendetwas Besonderes gefunden hatten? Oder freute sie sich, weil sie endlich einen Vorwand gefunden hatte ihn dorthin zu locken? Wahrscheinlich beides, aber was auch immer es war, er würde sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen wieder nach Ägypten zu reisen. Als er mit seinen Freunden letztes Jahr dort war hatten sie keine Zeit gehabt sich mal richtig umzuschauen. Jetzt hatte er endlich die Chance sich all die Dinge anzuschauen, über die er bereits so viel gelesen hatte. Mal abgesehen davon würde er bei einer Ausgrabung dabei sein. „Fantastisch!“ rief sein Großvater aus „Komm, schau es dir an Yugi!“ Yugi sprang von der Couch auf und lief schnell zum Tisch rüber, an dem sein Großvater saß. Auf dem Tisch lagen nun kleine und große Papyrusfetzen so angeordnet, dass sie ein fast lückenloses Schriftstück ergaben. Fast unbeschadet zeigten die Hieroglyphen noch immer ihre kräftige schwarze Farbe, sodass man hätte meinen können, sie seien gerade erst geschrieben worden. „Das ist wirklich ein außerordentliches Schriftstück“, flüsterte Yugis Großvater „Diese Schriftzeichen stammen tatsächlich aus dem Neuen Reich“ „Was steht denn da? Es sieht irgendwie vornehmer aus, als die meisten anderen Papyri“, vermutete Yugi neugierig. „Da hast du Recht Yugi. Hierbei handelt es sich nämlich nicht um irgendeinen Brief den irgendein Schreiber verfasst hat oder um eine Auflistung von Besitztümern, sondern um eine magische Formel. Eine Art Schlüssel würde ich schätzen. Aber um das genauer sagen zu können werde ich wohl etwas mehr Zeit brauchen.“ Seufzend lehnte er sich im Stuhl zurück. „Warum hat Professor Hopkins eigentlich dir diesen Papyrus zugeschickt? Ich meine, er ist doch selbst Spezialist für alte Sprachen“, harkte Yugi nach. „Tja, Yugi dein Großvater ist eben ein gefragter Mann, wenn es darum geht schwierigere Texte zu übersetzen und Geheimnisse zu enträtseln“, grinste er. Yugi lächelte schräg. „Er hat es natürlich bereits übersetzt. Er ist sich nur nicht sicher, ob er da nicht ein bisschen was verwechselt hat, denn in seinem Text fallen Worte, die sich gelinde gesagt seltsam anhören“ „In wiefern seltsam?“ „Unter anderem ist von einem Sonnenstrahl oder einem Licht die Rede, welches den Schatten der Unterwelt erleuchtet, verkörpert im steinernen Haus der Ewigkeit, dem Tor des unmöglichen Bundes“ „Der unmögliche Bund hört sich wirklich seltsam an, aber der Rest klingt doch ziemlich normal?“ „Mit einem steinernen Haus der Ewigkeit sind normalerweise Gräber gemeint, da nun auch von einem Sonnenstrahl die Rede ist wird man wohl eine Pyramide gemeint haben, davon bin ich, sowie auch mein alter Freund Hopkins überzeugt, aber hier soll dieses Grab die Unterwelt erleuchten. Normalerweise haben Gräber nur die Funktion dem Toten Schutz in beider Leben zu gewährleisten, laut unserer Übersetzung soll sie nun aber irgendwie in der Unterwelt das Böse besiegen, oder so etwas in der Art. Abgesehen davon ist dieses Grab zugleich auch noch ein Tor, wo es hinführt steht dort nicht, nur dass es einem unmöglichen Bund geweiht ist und damit kann man zumindest ausschließen, dass Osiris Reich gemeint ist. Aber von einem solchen Bund habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört“, klärte er seinen Enkel auf. Für einen Moment des Nachdenkens kehrte Schweigen ein. Durch das westliche Fenster flossen die letzten goldenen Strahlen und ließen die gegenüberliegende Wand erglühen. Beide blickten auf und sahen dem wundervollen Abendrot zu wie es für nur ein paar Minuten alles in goldrote Farbe tauchte. Für diesen Augenblick war alles wertvoll. „Du glaubst auch, dass es sich hier nicht nur um ein geistiges Bauwerk handelt, nicht wahr?“, führte Yugis Großvater das Gespräch plötzlich wieder fort. Ohne den Blick vom goldroten Überzug abzuwenden nickte Yugi. Eine Mischung aus Freude und Traurigkeit drückte ihre Stimmung. Freude über einen so außergewöhnlichen Fund, der das Archäologenfieber höher steigen ließ, und Traurigkeit darüber, dass die noch einigermaßen erhalten gebliebenen Pyramiden bereits alle entdeckt, erforscht und kartiert waren. Das Einzige, was sie im bestmöglichen Fall jetzt noch vorfinden konnten wäre ein Hügelchen Steine und vielleicht konnten sie auch noch die Grundmauern nachziehen, aber die eventuell noch vorhandenen unterirdischen Gänge würden so gefährlich sein, dass man sie nur anhauchen müsste um auch sie zum Einsturz zu bringen. Gedankenverloren betrachtete Yugi den Brief von Rebecca, den er immer noch in der Hand hielt. Er lehnte sich seufzend auf einem Stuhl zurück und sah sich die beigelegten Fotos an. Fast jedes Bild zeigte das kleine blonde Mädchen. Mit einem Korb voll Schutt und Sand, unter einem großen Zeltdach sitzend beim skizzieren von Fundstücken, hockend in einer rechteckigen, flachen Grube, stolz einen halben Tonkrug hochhaltend oder mit ihrem Großvater vor seinem Grabungsfeld. Die restlichen Bilder waren Nahaufnahmen verschiedener Fundstücke, hauptsächlich Tonscherben, aber auch kleine Götterfigürchen, die allerdings nur von minderer Qualität zu sein schienen. Der Papyrus musste wohl das wertvollste unter den Fundstücken sein. „Wo liegt ihr Ausgrabungsplatz eigentlich?“ „Ich glaube sie konnten in der Nähe vom Tempel der Hatschepsut ein noch völlig unbekanntes, aber leider bis auf die Grundmauern zerstörtes Dorf ausmachen. Vermutlich wieder eines der Leute, die an den Gräbern arbeiten mussten“, antwortete ihm sein Großvater. „Sehr gut, dann werde ich dieses Mal bestimmt auch Zeit haben die anderen Gräber besichtigen zu können“, bemerkte Yugi wie beiläufig und beobachtete seinen Gesprächspartner aus dem Augenwinkel. Das erwartete, verdutzte Gesicht ließ auch nicht lange auf sich warten. „Was meinst du mit dieses Mal?“ In seiner Stimme schwang ein hoffnungsvoller Unterton mit. „Rebecca hat uns beide eingeladen sie zu besuchen“ Ein noch größeres Strahlen, als das, was er beim Papyrus vorhin gezeigt hatte, machte sich auf dem, in die Jahre gekommenen Gesicht seines Großvaters breit. „Mal abgesehen von dem Kurztrip letztes Jahr ist es schon Jahrzehnte her, als ich das letzte Mal dort war“ „Wir fliegen übrigens schon nächsten Samstag in aller Frühe. Rebecca hat uns die Flugtickets reserviert“, erzählte Yugi. Doch sein Großvater schwelgte bereits so tief in seinen Erinnerungen, dass er Yugi gar nicht mehr wahrnahm. Träumerisch verlor sich sein glasiger Blick in den Weiten, des langsam dunkler werdenden Himmels. „Ich werde dir dort alles zeigen. Wir werden uns auf jeden Fall auch die Zeit dafür nehmen die Pyramiden zu besichtigen und die alten Tempel zu erkunden. Am besten mieten wir uns ein eigenes kleines Hausboot, dann können wir uns unseren Zeitplan selbst zurechtlegen und die Touristenhorden umgehen. Und du lernst auch endlich die pure Archäologen Romantik kennen und wirst dann auch…“ Den Rest bekam Yugi nicht mehr richtig mit. Er freute sich auch schon tierisch auf diesen unerwarteten Urlaub, er wusste bereits genau welche Stellen er alle aufsuchen wollte. Die Fotos mit seiner neuen Kamera werden mit Sicherheit auch einfach überwältigend werden. Vielleicht war ja sogar das ein oder andere Bild dabei, was er als Poster ausdrucken lassen könnte, dann hätte er für Tea ein prima Geburtstagsgeschenk. Erschrocken sog er plötzlich die Luft scharf ein. Tea! Er hatte völlig vergessen, dass er ja mit seinen Freunden zum Zelten verabredet war. Die Hufe der geschundenen Pferde donnerten über die nur spärlich bewachsene Steppe. Sie traten tiefe Löcher in den Boden und wirbelten Staub und Schmutz hoch auf. Ihr Angstschweiß lag in der Luft. Vom Hundegebell und den Peitschen ihrer Reiter getrieben liefen sie um ihr Leben und dennoch dem Tod durch Erschöpfung entgegen. Der Trupp der bärtigen Reiter war zwar nur klein, doch ihre Spuren waren nicht zu übersehen. Sie hatten den Auftrag jedes kleine ägyptische Bauerndorf, entlang der Grenze platt zu machen. Diese Aufgabe nahmen sie wörtlich. Überall wo sie hinkamen trieben die riesigen Hunde die Menschen in ihre Lehmhütten, die daraufhin von den Reitern angezündet wurden. Die Menschen trauten sich aus Angst vor den Hunden nicht mehr raus und mussten so in den Flammen jämmerlich zu Asche verbrennen. All die, die sich trotz allem noch versuchen wollten anderwärtig zu retten wurden von den Hunden verfolgt und gerissen. Nie blieb irgendjemand verschont. Und erst wenn die Schreie verhallt waren zog der Todestrupp in Windeseile weiter. Nur ab und zu, wenn sie auf ein hübsches Mädchen trafen blieben sie etwas länger. Doch nie blieb jemand nach ihrem Besuch am leben. Die brennenden Dörfer konnte man am nächtlichen Himmel weit hin gen Osten noch sehen. Dort am Rande Kemets standen auch die Kriegsherren der Hyksos und beobachteten das Schauspiel. „Dieses Freudenfeuer ist Baal würdig!“ Dieses Lob aus dem Munde eines der höheren Priester sollte eigentlich dem König des Hyksos Metahaqe gelten, doch dieser lachte spöttisch auf. „Die kleinen Punkte dort am Horizont sollen unserem Baal würdig sein?“ Der Priester zuckte ängstlich zusammen unter der donnernden Stimme Metahaqes. „Die Ägypter sind behäbig und feige, sie hassen es zu kämpfen selbst wenn es um ihr Leben geht verkriechen sie sich lieber in ihre kleinen, dreckigen Hütten und schicken ihre Kinder und Weiber als Schutzschilde voraus. Die paar Hütten, die dort brennen, sind nur der Anfang. Ein kleiner Vorgeschmack auf den großen Sturm, der schon bald ihr gesamtes Land niederreißen wird!“ „Seltsam, dass es diese behäbigen und feigen Ägypter immer und immer wieder geschafft haben sich und ihr Land zu verteidigen.“ Quiha war der Einzige, der dem König widersprechen konnte ohne sich davor fürchten zu müssen sofort an Ort und Stelle aufgeschlitzt zu werden. Er war Metahaqes rechte Hand und verfügte über ein ungeheures Wissen und taktisches Geschick. Als Berater einfach unersätzlich, war er dennoch Metahaqes größter Rivale. Ständig mussten beide alle Zügel, die sie hielten straff halten, denn beide warteten nur auf einen Fehler des anderen um ihn los zu werden und beide wussten dies voneinander. Es war ein offenes Geheimnis. „Mein lieber Bruder“, begann Metahaqe feierlich. Verwandtschaften in den höheren Ständen waren aufgrund des Inzests üblich, dennoch waren sie schlicht weg nichts wert, sobald es um mehr als bloßes Gerede ging. „Warum stellst du Baals Entscheidungen in Frage?“ auch Metahaqe war listig „Unser Gott hat mir den Sieg beschieden und eine ruhmreiche Zukunft vorausgesagt! Ich werde endlich Anstelle der eitlen, hochnäsigen und verwöhnten, weibischen Pharaonen herrschen und über Macht verfügen, die meiner würdig ist!“ Quiha schaute weiterhin der flammenden Linie nach, die am einen Ende langsam erlosch, gleichzeitig jedoch immer weiter voran kroch. „Dann wirst du über ihr Land, ihre Lebensmittel, ihr Gold und des Pharaos Harem verfügen, nicht wahr?“ Metahaqes Brust schwoll vor Stolz an „Ja! So wird es sein!“ „Dann wirst du also auch behäbig, stolz und übermütig?!“ Metahaqe zögerte. Dieser spitzen Bemerkung fehlte es nicht an kühler Logik. Wütend weil er sich nicht entscheiden konnte was er darauf antworten sollte, brüllte er seine Offiziere an still zu stehen. „Wir werden noch vor dem Morgengrauen los reiten und Theben erobern. Die Sonne des nächsten Tages wird allein für mich, den neuen Herrscher Ober- und Unterägyptens scheinen!“ Er verschwand in seinem Zelt und zog eines seiner kleinen schmächtigen Sklavinnen hinter sich her. Ja Baal wird entscheiden wem das Los zufällt die überreife Frucht Ägypten zu ernten, dachte Quiha grimmig. Ein leichter Wind kam auf und trug den Geruch von verbranntem Fleisch herüber. ~~~~Fortsetzung folgt~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)