Love Fire 2 von Picco-der-Teufel (Die nächste Generation) ================================================================================ Kapitel 13: Wo ist Sue Feinert ------------------------------ Joana sank am Schreibtisch zusammen. Wieso musste es soweit kommen? Was war passiert? Wo war Sue?! Sie hätte sich wahrscheinlich noch stundenlang darüber Gedanken gemacht, wenn Demir ihr nicht gesagt hätte, dass alles wieder in Ordnung käme und sie doch bitte nach Hause gehen möchte. Doch sie stellte sich stur und wollte einfach nicht gehen. Demir schickte die anderen aus dem Zimmer, dass wollte er alleine mit ihr klären. Wie es ihnen geheißen, verließen Cid und Veit den Raum, schlossen sogar hinter sich die Tür. Daraufhin schnappte sich Demir einen Stuhl und setzte sich Joana gegenüber. „Was ist los mit dir? Geh lieber nach Hause! Wir regeln das schon!“ – „Nein! Ich kann euch helfen! Ich bin die einzige Person, die weiß, wie man Sue finden kann! Ihr habt keine Chance! Ich kenne alle Seiten, welche Sue anklickt, um mich zu kontaktieren.“ – „Dann schreib sie mir auf und ich werde das regeln.“ – „Sie wird dir nicht antworten. Sue hatte noch nie großes Vertrauen in andere Leute gelegt. Ich bin die einzige Person, der sie vertraut! Du hast keine andere Wahl!“ – „Wir können es ausprobieren! Ich will nicht, dass du da hineingezogen wirst!“ – „Das entscheide ich immer noch alleine! Außerdem passt du doch auf mich auf, da kann mir doch nichts passieren! Oder?“ – „Joana! Sei nicht immer so stur!“ – „Aber wenn ich es doch weiß! Du musst es den anderen doch nicht erzählen, dass ich dir die Informationen gebe.“ – „Lass uns später darüber reden. Ich finde es jetzt erst einmal besser, wenn du nach Hause gehst! Du musst dich auf deinen Abschluss konzentrieren. Den Rest überlässt du mir!“ – „Demir!“ – „Nichts Demir!“ – „Aber...!“ – „Joana...jetzt stell dich bitte nicht an und hör endlich auf mich! Geh nach Hause!“ – „Wie du meinst! Aber du wirst schon noch sehen, was du davon hast!“, sagte sie zickig und schnappte sich ihre Sachen, um das Büro schließlich sauer zu verlassen. Demir warf seinen Rücken an die Lehne und keuchte deprimiert auf. Hatte er nun einen Fehler begannen? Nein! Das war unmöglich! Er hatte das Richtige getan. Um nichts in der Welt wollte er seine Kleine in Gefahr bringen und am besten war es nun mal, wenn er sie aus allem raushielt. Um sich eine Bestätigung zu holen, ging er zu seinem Vater. Dieser hing am Telefon und schien mit seiner Frau zu sprechen. Da er ziemlich klein wirkte und immer zu allem „Ja“ sagte. Mit einem gequältem Grinsen setzte er sich auf einen Stuhl. Ein Ohr hielt er immer auf Empfang zum Telefonat. Es war wirklich seine Mutter. Sie sprach mit ihrem Mann über heute Abend und das Luke sich gefälligst benehmen sollte, wenn alle da waren. Auch sollte er das Thema „Polizeiarbeit“ am Abend nicht erwähnen. Luke beendete das Gespräch mit den drei magischen Worten und legte dann auf. „Was führt dich zu mir? Sonst kommst du nie freiwillig her?“, fragte der Polizeichef direkt. Demir atmete tief ein und fing dann an: „Sue Feinert hat sich bei Joana gemeldet.“ – „Das ist doch großartig! Wo ist sie?...Moment mal! Sonst erzählt mir Wyn so was immer. Was ist passiert? Krach mit der Kleinen?“ – „Sie meinte, dass sich Sue Feinert nur mit ihr in Kontakt setzen würde. Joana war regelrecht darauf erpicht mitzumachen.“ – „Wie hast du reagiert?“ – „Ich hab abgelehnt! Ich habe keine Lust sie wieder in Schwierigkeiten zu bringen!“ – „Das kann ich verstehen. Sehr sogar! Aber...“ – „Aber was? Sag mir jetzt bitte nicht, dass ich das zulassen soll!“ – „Heute Abend können wir das nicht besprechen, deine Mutter hat strickt was dagegen!“ – „Kann ich verstehen.“ – „Wo ist Joana jetzt?“ – „Ich habe sie nach Hause geschickt. Schließlich steht ihr Abschluss kurz bevor!“ – „Ja, darauf sollte sie sich konzentrieren. Morgen nach der Schule kommst du mit ihr zu mir! Und nun geh ihr hinterher! Heute können wir eh nichts weiter ausrichten.“ – „Versprich mir, dass ihr nichts passiert, falls du sie in diese ganze Sache mit reinziehst!“ – „Du bekommst mein Wort darauf! Bist du nun zufrieden?...Glaubst du wirklich ich würde so etwas zulassen? Eigentlich müsstest du deinen alten Herren besser kennen oder?“ – „Stimmt.“ – „Und nun raus hier!“, grinste Luke seinen Sohn an. Währenddessen ging Joana etwas angesäuert Richtung Heimat. Sie konnte es einfach nicht verstehen, warum Demir sie nicht ließ. Nicht einen Gedanken verschwendete sie daran, dass diese ganze Sache gefährlich werden könnte. Ständig dachte sie, dass Demir schließlich an ihrer Seite war und sie somit sicher war. Joana sah sich um und nahm letztlich den Weg durch den Park. Das war eine kleine Abkürzung. Ihre anderen Wegkürzungen wurden ihr von Demir untersagt. Als sie es einmal tat, wurde sie sofort von ihm zu Hausarrest verdonnert. Noch einmal wollte sie nicht mit der Nachbarin alleine sein, die dann auf sie aufpasste. Die Schülerin schüttelte sich und lief durch die Parkanlage. Vergessen war bereits der Streit. Ihre Prüfung stand bevor und darauf sollte sie sich jetzt lieber mehr konzentrieren. Während Joana durch den Park lief, rannte sie in jemanden hinein. Dabei ging sie plumpsend zu Boden. Entschuldigend stand sie wieder auf und sah in das Gesicht eines alten Bekannten. Es war ihr Vater! „So sieht man sich wieder!“, sprach er mit einer kräftigen Alkholfahne. Joana wich einige Schritte zurück. „W-was willst du v-von mir?!“, brachte sie stotternd hervor. Er wollte nach ihr greifen, doch schlug Joana seine Hand weg. „Dank dir Miststück hab ich alles verloren! Dafür sollst du mir büßen!“, lallte er und packte sich das junge Ding. Ausweichen konnte sie nicht mehr, als er nach ihr griff. In der Zwischenzeit kam Demir aus dem Polizeigebäude und ging auf sein Motorrad zu. Etwas geknickt, stellte er fest, dass Joana ihren Helm nicht mitgenommen hatte. Also musste sie einen anderen Weg genommen haben. Demir kannte Joana schon sehr gut. Nahm sie den Helm mit, wollte sie, dass er sie unterwegs aufgabelte. Doch er hing noch immer über dem Lenker. Hinter ihm kam Wyn und klopfte ihm auf die Schulter. „Na Kleiner! Stress mit Joana? Oder warum so geknickt?“ – „Nichts! Ich muss los! Wir sehen uns heute Abend.“, sagte Demir zum Abschied und fuhr auch schon davon. Wyn schüttelte nur den Kopf. „Junge Liebe.“ Joana lag auf dem Boden mit einer blutigen Platzwunde. Der Schock ihrem Vater begegnet zu sein, ließ sie ihn nicht angreifen. Immer wieder trat er auf die am Bodenliegende ein. Vor Schmerzen krümmte sie sich bereits. Doch dann verlor er, durch den Alkohol, das Gleichgewicht. Die Schülerin nutzte diese Chance und stand auf. Anstatt ihn nun zu attackieren, lief sie einfach davon. Kam allerdings nicht weit. Er griff rechtzeitig nach ihrem Bein und riss sie nieder. In ihrer Kehle konnte sie das Blut schmecken. Innerlich wünschte sie sich, dass Demir bei ihr wäre. Dann hätte er sich so etwas nie im Leben getraut. Mit dem anderen Bein trat sie ihm kräftig auf die Finger und löste sich von ihm. Schnell raffte sich Joana auf. Nicht einen Blick warf sie zurück. Mitten im Lauf kniff sie ihre Augen zusammen und knallte dabei in die nächste Person. Komplett verwirrt, stammelte sie eine Entschuldigung. An seiner Brust stieß sie sich ab. Doch schnell griff dieser nach ihrem Arm und zog sie zurück. Joana riss den Blick nach oben. Wyn sah sie total verwirrt an. „Was ist los?...Verdammt! Wie sieht dein Gesicht aus? Sag mir bitte, dass es nicht Demir war!“ – „Nein! Demir war das nicht! Sondern ER!“, schrie sie die letzten Worte und zeigte auf ihren Vater. „Bleib ganz ruhig! Das regeln wir schon. Du bleibst hier stehen, ich kümmere mich um diesen Kerl und dann bring ich dich zu Demir. Verstanden, Joana?!“, sprach der Polizist in ihm. Joana war nur noch fähig zu nicken und stand wie angewurzelt an der Stelle. Wyn riss den Betrunkenen auf die Beine und packte ihn an den Oberarmen. Dann ließ er einen los, um seine Marke hervor zuholen. „Wyn McDoughkt! Sie wissen doch, dass es eine einstweilige Verfügung gibt! In dieser heißt es, dass Sie sich Joana und den anderen beiden nicht nähern dürfen. Sie haben allerdings auch noch zugeschlagen! Sie wissen, was das bedeutet! KNAST!“, sagte Wyn und rief bereits Verstärkung. Außerdem kam auch Demir zu ihnen. Wyn hatte ihm ebenfalls bescheid gegeben. Sofort packte er die bibbernde Schülerin und drückte Joana an sich. Sie erkannte ihn, weshalb Joana um seinen Körper griff und sich an ihm festhielt. „Ganz ruhig!“, flüsterte Demir ihr ins Ohr, wobei er noch beruhigend über ihren Rücken strich. „Ich bin bei dir!…Lass uns nach Hause gehen, da verarzten wir dich erst einmal! Okay?“ – „Ja...!“, schniefte sie an seiner Schulter. Kurz darauf griff Demir unter ihren Hintern und hob sie auf seinen Arm. Reflexartig schlang Joana ihre Beine um Demirs Hüften. Der Polizist warf seinem Bruder die Schlüssel für die Maschine zu. Zusammen mit seiner Kleinen ging er nach Hause. Die Tränen fielen auf seine Jacke nieder. Auf dem gesamten Weg schluchzte sie. Demir hatte etwas Mühe mit ihr die Treppen hochzugehen, doch er schaffte es dennoch. Hinter sich ließ er die Tür ins Schloss fallen und brachte die Schülerin ins Wohnzimmer, wo er sie auf der Couch absetzte. Dann verzog sich der Polizist schnell ins Badezimmer und holte den Verbandskasten. Damit kam er wieder zurück ins Wohnzimmer. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich neben seine Kleine und zog sie dann auf seinen Schoss. Dann öffnete er den Verbandskasten und fing damit an, alle Wunden zu versorgen. Mit dem Tupfer stupste er gegen ihre Augenbraue, wo sich eine Platzwunde befand. Joana zuckte zusammen und riss ihren Kopf weg. Also packte Demir sie beim Kinn und riss sie zurück, um sich weiter um die Wunde zu kümmern. Vor Schmerzen verzog die Schülerin ihr Gesicht. Erst als Demir das Pflaster drüberklebte, öffnete sie ihre Augen. Er drückte ihr einen weiteren Tupfer in die Hand. „Für deinen Mundwinkel.“, sagte er kurz. Mit ihren zarten Fingern nahm sie den Wattebausch und drückte ihn gegen die blutige Stelle. „Danke!“, nuschelte die Schülerin. Kopfschüttelnd erwiderte Demir: „Schon in Ordnung. Aber ich sollte mich bei dir entschuldigen. Wenn ich dich im Präsidium nicht so behandelt hätte, wäre das garantiert nicht passiert.“ – „Ich hätte den anderen Weg nehmen sollen!“ – „Lass uns darüber besser nicht mehr sprechen. Heute Abend möchten meine Eltern, dass wir zum Abendessen kommen. Das sag ich lieber ab! Du solltest dich ausruhen.“, sagte Demir und strich ihr durchs Haar. Er griff nach dem Telefon, doch Joana packte ihn. Etwas verwundert sah er zu ihr rüber. „Nein. Ich möchte dorthin! So kann ich mich vielleicht einwenig ablenken.“ – „Wie du willst. Wir können jeder Zeit wieder gehen. Das ist ganz dir überlassen.“, sprach Demir und drückte sich an sie. Etwas zögerlich legte die Schülerin ihre Arme um ihn. So verharrten beide noch einige Minuten. Joana stand unter der Dusche. Mit den Ellbogen lehnte sie an der Fliesenwand. Der Wasserstrahl schlug auf ihrem Rücken ein und floss dann an ihr herunter. Dampf vernebelte das Badezimmer. So wollte die Kleine ihre Tränen verbergen, welche sie weinte. Alles war doch so gut gelaufen. Sie hatte ein zu Hause gefunden, wo sie geliebt wurde. Aber dann kam alles anders. Sue verschwand und ihr Vater zeigte ihr mal wieder die Schattenseiten ihres ach so tollen Lebens. Die Schülerin hoffte so sehr, endlich wieder in Ruhe und Frieden leben zu können. Demir war an ihrer Seite und beschützte sie. Doch nun begriff sie, dass er nicht immer da sein konnte. Das hatte sich heute im Park ja gezeigt. Alleine war sie nicht in der Lage gewesen, sich ihm zu stellen. Was sollte sie bloß tun? Diese Frage würde sie nur erhalten, wenn sie zu Maggie McDoughkt kam. Zum Glück war heute Abend dieses Familientreffen. Sogar sie durfte mit dabei sein. Sie zählte bereits mit zu der Familie McDoughkt. Noch einmal ließ sie Wasser über ihr Gesicht laufen und stellte danach die Brause ab. Demir würde sie einfach sagen, dass ihr Seife in die Augen gelaufen sei. Hoffentlich glaubte er ihr das dann auch. Schnell wickelte sie ihren Körper in ein Handtuch ein und verschwand im gemeinsamen Schlafzimmer. Im Kleiderschrank suchte Joana dann ordentliche Klamotten. In weniger als einer Stunde wollten beide aufbrechen. Der Polizist saß bereits fertig im Arbeitszimmer und durchforstete einige Seiten, welche Joana ihm nannte, wo sich Sue hätte melden können. Die Rumsucherei seiner Freundin bekam er mit, zwar nur mit den Ohren, aber er hörte sie herumfuchteln. Ständig knallte es bei den Kleiderbügeln. Grinsend schüttelte er nur den Kopf und lugte um die Ecke. Joana entdeckte er in einem Klamottenberg. „Was machst du denn da? Das alles willst du doch wohl nicht anziehen oder?“, neckte er sie ein wenig. Joana zog einen Schmollmund: „Halt die Klappe!…Ich find einfach nichts zum Anziehen!“ – „Joana, das ist nur ein kleines Familientreffen mit meinen Eltern!“ – „Na und! Da will ich trotzdem ordentlich aussehen!“ – „Wenn du in diesem Knitterhaufen noch was finden solltest, dann müsstest du es aber erst bügeln! Du siehst doch immer vernünftig aus.“ – „Ja…Du kannst das nicht verstehen. Du bist ein Mann!“ – „Ich bin ein Mann, das stimmt und beweisen muss ich dir das wohl auch nicht mehr. Verstehen kann ich es auch nicht, dass du dir darüber so viele Gedanken machst. Die kennen dich doch alle!“ – „Deswegen will ich auch ordentlich aussehen!“ – „Dann komm erst aus diesen Knitterberg raus und zieh das an, was du sonst auch immer anziehst.“ – „Du verstehst so was wirklich nicht. Aber ich weiß schon was ich anziehe.“ – „Dann beeil dich bitte! In einer halben Stunde gehen wir los und wenn du dann immer noch nicht fertig bist, dann chauffier ich dich auch nackt dorthin. Mir macht das nichts aus!“ – „Du bist ein Perverser, Demir McDoughkt!“, brüllte sie ihn an und warf noch einige Sachen nach ihm. Schnell versteckte er sich hinter der Wand, wo Demir in Sicherheit war, vor Joanas kleinen Wutausbruch. In einem schlichten weißen knielangem Kleid und darunter einer schwarzen Leggins setzte sich die Schülerin hinter Demir. Joana klappte das Visier herunter und schon startete Demir sein Motorrad. Die Hochhäuser wichen bald Einfamilienhäuser. Auch die Landschaft veränderte sich. Die Bäume häuften sich und der Geruch vom frischen Gras stieg Joana in die Nase. Vor einem großen weißem Haus stoppte er seine Maschine. Erst stieg die Schülerin herunter und kontrollierte noch einmal ihre Kleidung. Demir setzte seinen Helm ab und stieg von seinem Motorrad. „Komm gehen wir rein.“, sagte er zu seiner Freundin. Diese starrte noch auf das Haus. Noch nie hatte sie so einen gepflegten Garten gesehen. Demir stand bald vor der Eingangstür, als er sich noch einmal umdrehte. „Willst du Wurzeln schlagen?“, grinste er. Joana legte ihren Blick auf ihren Freund: „Hier bist du großgeworden?“ – „Ja, na komm schon. Ich könnte wetten meine Mutter hat sogar noch mein altes Kinderzimmer so gelassen, wie es einst mal war.“ – „Das will ich mir unbedingt ansehen!“, lachte sie und schmiss sich ihm um den Hals. Plötzlich machte es einmal Klack und Demirs Vater stand in der Haustürangel. „Wollt ihr hier noch lange draußen stehen? Kommt endlich rein! Wir warten schon alle auf euch!“, sagte Luke und ging wieder hinein. Demir ließ seiner Joana den Vortritt. Bereits im Eingangsflur begrüßte Maggie die kleine Joana herzlich. Sichtlich schockiert entdeckte die alte Ex-Polizistin die Wunden im Gesicht der Schülerin. Joana wedelte mit den Armen und meinte ständig, dass alles in Ordnung sei. „Demir!“, raunte Maggie ihren Sohn an, „Wie konnte das passieren! Hab ich dir nicht gesagt, dass du auf Joana aufpassen sollst?! Siehst du was der Kleinen passiert ist! Wie konnte das denn geschehen?“ – „Bitte ruhig bleiben!“, kam es von hinten, „Du brüllst hier noch alles zusammen! Macht lieber die Tür zu und erklär es deiner Mutter!“ Leicht rot um die Nasenspitze, führte Luke die Schülerin ins Wohnzimmer, wo bereits alle auf die Kleine warteten. Wyn kannte sie bereits, doch auch viele unbekannte Gesichter starrten Joana an. Neben Wyn stand wahrscheinlich seine Frau, doch die andere Unbekannte kannte sie nicht. Sie kam auf Joana zu und zog vorher noch einmal an ihrer Zigarette. „Du bist also die Kleine, die meinem Bruderherz so unter Druck gesetzt hat?“, fragte sie dampfend. „Wie bitte?“ – „Oh entschuldige. Mein Name ist Samantha McDoughkt. Ich bin die ältere Schwester von Demir.“ – „Sie sehen ihm aber ziemlich ähnlich!“ – „Weil wir Zwillinge sind!“ – „Und was meinen Sie mit unter Druck setzen?“ – „Schon vergessen, dass mit der Lagerhalle auf dem alten Industriegebiet 55?“, hakte Samantha grinsend nach. Nun schaltete sich Wyn ein: „Lagerhalle? Industriegebiet 55? Hab ich da was nicht mitbekommen?“ – „Ja...ähm?!“, stotterte Joana. Doch dann legte sich plötzlich eine starke Hand auf ihre Schulter. „Ganz schön gemein, dass zwei Erwachsene auf ein Kind losgehen oder? Und was glaubt ihr, was eure Mutter dazu sagt?“ – „Garantiert, dass sie feige sind!“, ertönte es aus der Türangel, „Hab ich euch nicht alle gebeten, dass ihr das Thema „Arbeit“ hier nicht ansprecht!“ Die Angesprochenen nickten etwas niedergeschlagen. Samantha grinste Joana an: „Tut mir Leid! Aber ich bin Kindertherapeutin und da hab ich nun mal viele Fragen!“ – „Kindertherapeutin?....Etwa so ne Tante die komische Fragen stellt?“ – „Ja. So eine Tante bin ich!“ – „Und älter als Demir?“, fragte sie erstaunt. Doch dann meldete sich dieser: „Nur um drei Minuten!“ – „Aber ich bin älter!“, protzte sie. Joana fing an zu kichern und lachte später lauthals los. Demir sah seine Freundin etwas verwirrt an. „Ich finde es irgendwie lustig, dass er mal nicht der Ältere ist und auch mal jünger ist!“ – „Wie alt bist du denn?“, fragte Wyns Ehefrau. Die Schülerin wischte sich die Lachtränen aus den Augen: „Ich bin 18!“ – „Und zwar heute geworden!“, ergänzte Demir. „Du bist ja noch blutjung!“, staunte die Lebensgefährtin des Polizisten. Etwas rot um die Nasenspitze grinste die Kleine. Schließlich meldete sich Lukes Geruchssinn: „Was riecht hier so verkohlt?“ – „ARGH!!!! Mein Braten!“, schrie Maggie und flitzte in die Küche. Wyns Ehefrau folgte ihr. Im Wohnzimmer blieben die anderen lachend zurück. Joana wandte sich an Luke: „Dürfte ich mich mal umsehen?“ – „Du willst doch nur mein altes Kindeszimmer sehen!“, wuschelte Demir ihr durch die Haare. Luke grinste leicht: „Die Treppe hoch und dann links lang, die hintere Tür auf der rechten Seite. Ist noch alles so wie es war, als du gegangen bist. Deine Mutter hat nichts verändert.“ – „Alles klar! Danke!“, rief Joana und lief bereits die Treppe hinauf. „Da hast du dir aber einen tollen Feger ausgesucht! Die ist ja ganz schön wild!“ – „Sag bloß, du warst nie so?“ – „Nein ich nicht, aber du!“ – „Ich weiß, daran kann ich mich noch erinnern, aber so schlimm war es doch nicht oder?“ – „Na ja, du warst schon ziemlich hibbelig.“, lächelte Luke. Doch Wyn meinte: „Schlimm? Nein das ist noch untertrieben. Doch warst der reinste Wirbelsturm!“ – „Hey nun übertreib mal nicht!“, entgegnete Demir. Beide standen sich knurrend gegenüber. Bevor sie aufeinander losgehen konnten, packte Luke seine beiden Söhne am Ohr. „Ihr seid immer noch die Rabauken von früher! Ich werde euch gleich helfen!“, zischte der Polizeichef. „Luke?! Was machst du da?“, fragte Maggie und streifte die Handschuhe von ihren Händen. „Erziehung! Mit unseren Söhnen die schon beide Mitte 30 sind!!!“, antwortete er. „Und wo ist Joana?“ – „Die wollte sich das Zimmer von Demir ansehen. Sie ist bestimmt noch oben!“ Joana ging langsam durch den Flur und betrachtete sich die Bilder. Sie konnte hören, wie sich Demir und Wyn bald an die Gurgel sprangen. An den Wänden hingen Kinderbilder. Maggie war auf diesen Fotografien noch sehr jung und hatte Demir auf dem Arm. Sie lächelte mit dem Baby Demir in die Linse und wirkten sehr glücklich. Dahinter versuchte Wyn laufen zu lernen. Samantha wühlte im Sandkasten. Luke stand vermutlich hinter der Kamera, weil er nirgends zu sehen war. Über dieses Bild musste Joana ein wenig lächeln. So hatte sie sich immer eine perfekte Familie vorgestellt und plötzlich war sie ein Teil von ihnen. Joana schlich weiter voran und entdeckte immer mehr Fotos von Demir und den anderen. Doch viel mehr interessierte sie, wie Demirs Zimmer ausgesehen hatte, als er noch klein war. Jetzt hatte er ein gepflegtes Apartment in der Innenstadt. Vorsichtig öffnete sie sein Zimmer. Sie staunte nicht schlecht. Die Wände waren von Postern nur so übersät. Der Schreibtisch stand in einer Ecke und war mit Zeitungsartikel bespickt. Als Joana sich alles näher ansah, erkannte sie, dass jeder einzelne Artikel von seinen Eltern stammte. Maggie und Luke wurden in jedem Artikel hervorgehoben, als sehr vertrauenswürdig und konsequent. Joana kannte Maggie und jedes Wort über diese Frau stimmte, was man schrieb. Plötzlich gab es eine Art Klopfgeräusch am Fenster. Die Schülerin fuhr ein wenig in sich zusammen und ging dann vorsichtig zur Sitzbank. Etwas eingeschüchtert öffnete sie das Fenster und Sue sprang herein. „SUE!“ – „Psst! Sei leise! Ich will nicht, dass mich irgendwer hier sieht!“ – „Was ist denn passiert?“ – „Dein lieber netter Walters hat mir einige von seinen Gorillas hinterher geschickt. Einer im Polizeipräsidium spielt ein falsches Spiel mit euch. Sag das mal lieber deinem lieben Demir! Ich verschwinde wieder!“, wollte sich Sue verabschieden. Doch dann gab es einen ordentlichen Knall und ein Auto schoss über das Blumenbeet. Joana zuckte zusammen. Die Männer kamen mit Gewehren aus dem Auto und traten unten die Tür ein. „Verschwinde!“, sagte Joana zu Sue, welche ihren Rat dankend annahm und sich wirklich aus dem Staub machte. Unten saß die Familie McDoughkt gemütlich zusammen, zumindest die Männer. Dann flog die Tür durch den Eingangsbereich. „Wer stört hier denn?“, fragte Luke gelangweilt. Wyn grinste: „Ich glaube die wissen nicht, bei wem die hier einbrechen!“ – „Ja das glaube ich auch.“, sagte Demir und erhob sich von dem Sofa. Maggie guckte um die Ecke: „Was’n hier los?…ARGH!!! Meine Tür!! Welcher Idiot war das denn?“ Die Männer kamen um die Ecke mit ihren Gewehren und zielten damit auf die Anwesenden. „Alle schön sitzen bleiben! Sue Feinert soll sich hier befinden!“, sagte er. Sofort schaltete es bei allen drei Männern. Sue musste sich mit Joana oben getroffen haben. Sie hatten wahrscheinlich nicht aufgepasst. „Ich glaube ihr seht, dass Sue Feinert nicht hier ist, also verschwindet wieder und hakt die Tür ein, bevor ihr wieder geht!“, meinte Luke und rieb sich mit einer Hand die Schläfe. „Ey Opa, halt du dein Maul! Wir geben hier den Ton an!“, schnauzte einer den Polizeichef an. Hinter den Männern meldete sich Demir: „Seit mal nicht so unhöflich zu meinem Vater!“ Die schwarzen Kerle drehten sich um und erschreckten. Demir lud seine Schrotflinte mit einer Hand und legte an. Alle vier Anzugträger blickten zu Demir. Aber dann kamen wieder bekannte Geräusche. Nur zögerlich drehten sie sich um. Wyn zielte ebenfalls mit einer Waffe auf die Eindringlinge. Maggie warf einen kurzen Blick nach draußen und schrie auf: „IHR IDIOTEN SEIT ÜBER MEIN BLUMENBEET GEFAHREN!!!“ Die rüstige Rentnerin griff über den Türrahmen und holte eine Schrotflinte hervor. Diese richtete sie ebenfalls auf die Unbekannten. „Ich zähl bis 10! Wenn ihr bis dahin mein Haus nicht verlassen habt, dann drück ich ab!“, drohte Maggie. Einer von ihnen grinste: „Das trauen Sie sich niemals.“ – „Das würde ich nicht behaupten! Meine Frau war mal Scharfschützin! Das könnte böse enden, wenn ihr sie reizt!“, meinte Luke, „Ihr habt wohl keine Ahnung wo ihr gelandet seit oder?“ – „Das interessiert uns doch nicht!“ – „Wyn hol die Handschellen raus!…Das war’s wohl mit dem freundlichen Familienessen!“, sagte Luke und holte seine Marke heraus, „Herzlich Willkommen in meinem Heim. Luke McDoughkt! Polizeichef!“ – „Verdammte Scheiße!“ – „Dafür ist es bereits zu spät.“, brummte er. Auch Demir holte seine Handschellen heraus und legte zwei Typen diese an. Wyn übernahm die anderen beiden. „Auf geht’s zum Präsidium!“, sagte Wyn und erklärte ihnen auf dem Weg nach draußen ihre Rechte. Demir lief die Treppe hinauf und schoss in sein altes Kinderzimmer. „JOANA?!“ Die Schülerin saß zusammengekauert auf seinem Bett. “Ist…ist alles vorbei?“ – „Ja! Komm lass uns gehen.“, meinte Demir und reichte ihr die Hand. Joana griff nach dieser und wurde von ihm dann nach unten geführt. „Auf geht’s zum Polizeipräsidium.“, sagte Wyn. Bevor Joana etwas sagen konnte, drückte Demir ihr den Helm in die Hand. „Oder willst du mit den anderen mitfahren?“ – „Nein, ich komm mit dir.“ – „Dann los!“, sagte Demir und ging bereits zu seinem Motorrad. Joana setzte sich hinter ihn. „Auf dem Revier reden wir mal unter vier Augen miteinander, okay?“ – „Ja.“ Demir startete den Motor und fuhr mit seiner Kleinen zum Präsidium. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)