Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 14: Wärme ----------------- Es wurde eine lange Nacht. Sanae fühlte sich todmüde, aber sie traute sich nicht, Tsubasas Griff um ihre Hand zu lösen. Zum einen wollte sie nicht riskieren, ihn so aufzuwecken, zum anderen hatte genoß sie es einfach – und bei diesem Gedanken wurde sie unwillkürlich wieder etwas rot. Zum Glück sah das niemand.... Es war weit nach Mitternacht, als sie sich endlich einen Ruck gab und versuchte, ihre Hand behutsam zurück zu ziehen. Es ging nicht. Tsubasas Griff war so fest, dass es beim besten Willen nicht möglich war, ihre Finger frei zu bekommen, ohne wirklich das Risiko eingehen zu müssen, ihn dabei aufzuwecken. Sanae starrte perplex auf die ineinander verschränkten Hände, dann glitt ihr Blick aufwärts zu Tsubasas Gesicht. Er sah im Moment völlig ruhig und entspannt aus, aber das konnte auch täuschen, so wie er ihre Finger fest hielt..... Sanae zögerte kurz, dann stand ihr Entschluss fest. Kein Bett heute nacht. Dass Tsubasa Schlaf fand und sich erholen konnte, war wichtiger. *** Sanae war nicht die einzige, die noch wachte. Kojiro saß in seinem Zimmer im Schneidersitz auf dem Boden und starrte aus dem Fenster. Hinter ihm herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Wut darüber, dass er um sein Freundschaftsspiel betrogen worden war, hatte er an der Einrichtung ausgelassen. Nun konnte er sich morgen beim Aufräumen wenigstens ablenken. Während er nach draußen starrte, verhärteten sich seine Gesichtszüge erneut. Gleichzeitig schämte er sich. Es gab wichtigeres als das versäumte Spiel. Tsubasa hätte bei der ganzen Sache sterben können, und wofür? Für Fußball?! Vielleicht wäre das alles gar nicht passiert, wenn Kojiro ihn nicht herausgefordert hätte. Aber solche Gedanken brachten jetzt auch nichts mehr. Im Moment wollte er nur eines: Rache! Dafür, dass er jetzt möglicherweise vor Tsubasas Abreise keine Chance mehr hatte, sich mit ihm zu messen, und dafür, dass Tsubasa über zwei Tage lang wegen ihm eingesperrt gewesen war. Gleich morgen musste er mit ihm reden und versuchen, etwas über den Typen in Erfahrung zu bringen, damit er ihn zur Schnecke machen konnte. Unwillig zog er die Augenbrauen zusammen. „Na warte.“; knurrte er wütend. „Wenn ich dich in die Finger kriege!! Keiner geht so mit meinen Freunden und Rivalen um!“ *** Als Tsubasa am nächsten Morgen von grellem Licht geweckt wurde, war sein erster Gedanke, dass er alles nur geträumt hatte. Er war immer noch in diesem dunklen Loch, das Licht stammte von der offenen Tür, und jeden Moment kamen wieder irgendwelche Tritte oder Schläge..... Er wandte den Blick ab, um nicht mehr geblendet zu werden, aber zu seinem Erstaunen blieb es so hell. Außerdem war irgendetwas anders. Es dauerte ein paar Sekunden bis er herausfand, was. Er spürte seine Arme und Beine wieder, er war nicht mehr gefesselt, und er lag irgendwo. Und zu allem Überfluss lag irgendein Gewicht auf seinem rechten Handgelenk. Jetzt öffnete Tsubasa die Augen doch – und riss sie überrascht auf. „Sanae?!“ In der Tat, Sanae saß dicht neben ihm und war anscheinend eingeschlafen, den Kopf auf seinem Arm. Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen und schlug die Augen auf. Als sie bemerkte, dass er wach war, richtete sie sich sofort auf und begann zu strahlen. „Endlich bist du aufgewacht!“ „Was....?!“ Erst jetzt wurde Tsubasa bewußt, dass er ihre Hand fest hielt. Sofort ließ er sie los, als hätte er sich verbrannt, und hoffte, dass er nicht rot wurde. Sanae ließ sich nichts anmerken, sie lächelte erleichtert. „Wie geht’s dir?“ „Ich.......keine Ahnung..... was machst du hier?!“ „Dr. Sudo hat mir ausnahmsweise erlaubt, hier übernachten zu dürfen.“ Sanae wurde jetzt doch leicht verlegen, riß sich aber zusammen. „Fühlst du dich besser?“ Tsubasa verstand immer noch nichts. Verwirrt blickte er sich um. Das Zimmer, in dem er sich befand, war komplett weiß, genau wie das Bett, in dem er lag. Durch das Fenster fiel helles Sonnenlicht, dass ihn vorhin geweckt hatte. Er bemerkte die Infusionsnadel in seiner Hand und blickte den Schlauch entlang zu der leeren Infusion selbst, die am Bettgestell aufgehängt war. Er befand sich offensichtlich im Krankenhaus.......schon wieder! „Ich.....ich kapiere gar nichts.“; meinte er benommen. „Wie komme ich hierher?“ „Kannst du dich nicht daran erinnern?“ „Nein.....“ Tsubasa wollte sich aufrichten, gab den Versuch aber gleich wieder auf, als der vertraute Orkan wieder in seinem Kopf zu toben begann. „Au...“ „Bleib ruhig liegen. Dr. Sudo hat gesagt, dass du eine Gehirnerschütterung hast.....“ Gehirnerschütterung?! Tsubasa tastete unwillkürlich nach seiner Stirn und bemerkte den Verband. Seine Augen weiteten sich etwas, als die Erinnerung langsam zurück kam. „Das heißt......ich habe nicht geträumt? Du warst wirklich da, und ich war wirklich.....“ Er brach ab. Sanae nickte ernst. „Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht. Eigentlich wollten dich die Anderen auch besuchen, aber der Arzt hat verboten....ich musste ihn auch überreden, damit ich hier bleiben durfte.Du hast die ganze Zeit geschlafen....“ Tsubasa hörte ihr kaum zu. Sein Blick ging ins Leere. Er war wirklich die ganze Zeit über in seinem eigenen Zuhause im Keller eingesperrt gewesen?! „Tsubasa?“ Er zuckte zusammen, als er Sanaes Berührung auf seinem Arm spürte, und wandte den Kopf. Sie blickte ihn besorgt an. „Geht's dir gut? Ich kann auch den Arzt holen, wenn du willst.....“ „Nein.....nein, schon okay.“ Tsubasa lächelte schwach. „Ich fühle mich ein bisschen wie in einer unbequemen Kiste, aber es geht mir schon besser, wirklich. Nur mein Kopf dröhnt.....“ „Das ist auch kein Wunder.“ Sanae erwiderte sein Lächeln. „Warst.....warst du die ganze Nacht über hier?“, wollte Tsubasa zögernd wissen. „Ja, wie gesagt, ich durfte hier übernachten....“ „Das meine ich nicht. Ich wollte wissen, ob du die ganze Zeit hier sitzen geblieben bist. Du musst doch auch schlafen....“ Sanae wurde kurz verlegen, hatte sich aber schnell wieder im Griff. „Mach dir darüber mal keine Gedanken, das war schon okay. Ich bin nicht müde.“, schwindelte sie und stand auf. „Ich sage doch besser mal Dr. Sudo Bescheid, dass du aufgewacht bist, ja?“ Ohne ihm eine Chance zum Antworten zu lassen, verließ sie das Zimmer. Tsubasa starrte ihr einige Sekunden lang hinterher und dann auf seine Hand. Er glaubte fast, Sanaes warmen Griff immer noch zu spüren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)