Vermisst von Mono-chan (letztes Kapitel ist hochgeladen :-)) ================================================================================ Kapitel 1: Kojiros Besuch ------------------------- Kapitel 1: Kojiros Besuch Es war ein heißer Tag im Hochsommer. Die Luft flirrte in der Sonne, und wer irgendwie die Gelegenheit dazu hatte, verkroch sich im Schatten oder an einem kühlen Ort und verbrachte die Zeit damit, sich möglichst wenig zu bewegen. So kam es auch, dass nach Schulschluss das Gelände der Nankatsu-Schule wie leer gefegt war. Schließlich waren alle wichtigen Sportturniere bestritten, und es gab keinen Grund, sich bei dieser Hitze abzumühen. So dachten zumindest die meisten. Einzig auf dem Fußballplatz herrschte Hochbetrieb. Die Stammmannschaft trainierte ungeachtet des heißen Wetters mit heller Begeisterung, und ihre Zurufe hallten über den ganzen Platz. Sanae saß auf einer Bank im Schatten eines großen Kirschbaumes und beobachtete das Treiben mit einem leichten Lächeln. Zu ihren Füßen stand eine große Kühlbox mit Getränken. Die anderen beiden Betreuerinnen und sogar der Trainer Kutami hatten es heute ebenfalls vorgezogen, den Tag anders zu verbringen, offiziell fand das Training gar nicht statt. Dennoch hatte sich die Nankatsu-Elf – und auch Sanae – in stummer Absprache auf dem Fußballplatz getroffen. Unwillkürlich suchte sie Tsubasa im Getümmel. Natürlich war er so ziemlich am aktivsten, hatte gerade einen Pass zu Kisugi geschossen und dirigierte gleichzeitig die Abwehr, um den drohenden Angriff abzuwehren. Als Sanae ihn beobachtete, konnte sie nicht verhindern, dass Wehmut in ihr aufflackerte. Er war erst seit wenigen Wochen wieder voll einsatzfähig, es hatte lange gedauert, bis seine Verletzungen auskuriert waren. Offiziell hatte er immer noch die Anweisung, sich zu schonen, aber natürlich hielt er sich nicht daran. Seine Teamkameraden wußten noch nicht einmal etwas davon, er hatte es nur Sanae erzählt. Sie wusste, dass er es genoss, wieder richtig auf dem Feld zu stehen und vor allem das halbe Jahr bis zu seiner Abreise gemeinsam mit seinen Freunden spielen zu können. Umgekehrt war es natürlich genauso – die Nankatsu-Mannschaft war froh, ihren Kapitan wieder zu haben. Kein Wunder, dass heute alle mit so viel Begeisterung spielten, genau wie die ganzen letzten Wochen. Sanae seufzte unwillkürlich. Der Gedanke an den Abschied von ihm tat weh, obwohl – oder gerade weil – sie das Gefühl hatte, dass er mehr in ihr zu sehen begann als nur eine gute Freundin. Sanae straffte sich innerlich. Trauern brachte nichts, besser sie konzentrierte sich auf die Gegenwart. „ACHTUNG!“ Sanae zuckte zusammen, hob den Kopf – und sah gerade noch einen Fußball auf sich zurasen. Mit einem erschrockenen Quietschen warf sie sich zur Seite und fiel dabei von der Bank. Der Ball prallte an den Baumstamm und löste einen Blätterregen aus. Die Anderen unterbrachen ihr Training und liefen zu ihr hinüber. „Alles in Ordnung, Sanae?“ „Ja ja.“ Sanae rappelte sich wieder auf und funkelte ihre Freunde wütend an. „Und welcher Idiot hat mich mit einem Tor verwechselt?“ Alle traten einen Schritt zurück – alle bis auf Ryo, der plötzlich mehrere Zeigefinger auf sich gerichtet sah. „Äh....“ Er räusperte sich und kratzte sich verlegen. „Sorry?“ Sanae holte tief Luft und wetterte los. „Von wegen sorry! Na warte!!!“ „Uah!“ Ryo ergriff die Flucht, und Sanae folgte ihm unter allgemeinem Gelächter. „Ich glaube, dass wird sich nie ändern.“ „Armer Ryo...“ „Selber Schuld, wenn er nicht zielen kann.......“ Auch Tsubasa musste lachen. Szenen wie diese würde er sicher vermissen. „Bekommt Ishizacki wieder ein Spezialtraining?“ Verdutzt wandten sie sich um. „Kojiro? Was machst du denn hier?“, fragte Tsubasa verdattert. In der Tat, Kojiro schlenderte gemütlich zu ihnen hinüber. „Dachte ich's mir doch, dass ihr keine Trainingspause macht heute. Bei allen Schulen ist im Moment Sport-Flaute, das ist richtig langweilig.“ Tsubasa lächelte leicht. „Ihr seid wahrscheinlich auch nicht gerade faul, oder?“ „Richtig geraten.“ Kojiro grinste. „Schließlich wollen wir euch das nächste Mal richtig besiegen, ein unentschieden kommt kein zweites Mal in Frage.“ „Da haben wir aber auch noch ein Wörtchen mitzureden!“, japste Ryo im Vorbeirennen, der den letzten Satz Kojiros gehört hatte. Sanae war ihm immer noch schimpfend und zeternd dicht auf den Fersen. „Hm...“ Taki grinste ebenfalls. „Irre ich mich, oder hat Sanae eine verdammt gute Kondition?“ „Jahrelanges Training.“, kommentierte Kisugi trocken, und erneutes Gelächter war die Folge. „Das ist gemein!“, protestierte Ryo, als er erneut an seinen Freunden vorbei rannte. „Hilfe! Aua!“ Sanae hatte ihn erwischt, am Kragen gepackt und eine Kopfnuss gegeben. Dann ließ sie den jammernden Jungen stehen und kam ebenfalls zu den Freunden hinüber. „Hallo, Kojiro! Was machst du hier? Willst du bei uns mittrainieren, weil es dir in Toho nicht mehr gefällt?“, meinte sie mit einem herausfordernden Lächeln. „Wohl kaum.“ Kojiro nahm ihr diesen Scherz nicht übel. Es hatte eine Zeit gegeben, wo sie nicht gut miteinander ausgekommen waren, aber seit dem letzten Schulturnier hatte sich einiges geändert. Er wandte sich wieder an Tsubasa. „Wie sieht's aus? Lust auf ein Freundschaftsspiel?“ „Was?“ Tsubasa blinzelte verdutzt. „Du hast schon richtig verstanden. Ein Freundschaftsspiel, zwischen Nankatsu und Toho. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass du wieder fit bist! Unser Leistungsvergleich steht noch aus!“ „Tut er das?“, mischte sich Ryo frech ein, der sich von seiner Kopfnuss erholt hatte und sich nun zu den Anderen gesellte. „Meiner Meinung nach sind wir euch haushoch überlegen. Immerhin haben wir euch gut in Atem gehalten, obwohl Tsubasa verletzt war. „Dann habt ihr ja nichts zu befürchten.“, konterte Kojiro mit einem überlegenen Lächeln, bevor er wieder Tsubasa ansah. „Also, was ist?“ Tsubasa tauschte kurz einen Blick mit seinen Freunden aus, bevor er ebenfalls lächelte und Kojiros Hand ergriff. „Einverstanden. Wann?“ „In zwei Tagen auf dem Fußballplatz, wo ihr früher immer trainiert habt. Natürlich nur, wenn es euch nichts ausmacht, direkt hier in Nankatsu zu verlieren.“ „Das werden wir noch sehen. 17.00 Uhr?“ Kojiro nickte zufrieden. „Dann bis übermorgen!“ *** „Irgendwie überrascht es mich nicht, dass Kojiro aufgetaucht ist.“ Tsubasa verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Er ist viel zu ehrgeizig, um ein Unentschieden auf sich sitzen zu lassen.“ Sanae lächelte. „Dir passt die Herausforderung aber auch ganz gut, oder?“ Tsubasa wurde für ein paar Sekunden verlegen, hatte sich aber schnell wieder im Griff. „Stimmt schon. Immerhin habe ich so die Chance, noch mal mit den anderen gegen Toho zu spielen. Das letzte Mal....na ja, es war spannend, aber nicht wirklich angenehm.“ Sanae nickte, ohne zu antworten. Es war angenehm kühl geworden, es dämmerte bereits. Die Beiden befanden sich auf dem Heimweg, wie immer in letzter Zeit alleine. Die Anderen schlichen sich jedes Mal unter irgendwelchen Vorwänden davon. Tsbuasa vermisste die gemeinsamen Spaziergänge, aber auf der anderen Seite genoß er die Zeit, die er mit Sanae alleine verbringen konnte. „Sind zwei Tage nicht etwas kurz, um sich auf das Spiel vorzubereiten?“, meinte Sanae jetzt und riß ihn damit aus seinen Gedanken. „Nein, das glaube ich nicht. Wir waren die letzten Tage nicht gerade faul, und ich denke auch nicht, dass sich Kojiro ausgeruht hat. Er wäre nicht hergekommen, wenn er nicht vorbereitet wäre.“ „Und du fühlst dich auch wieder fit genug?“ „Sicher. Oder habe ich die letzte Zeit den Eindruck gemacht, dass ich nicht fit bin?“ „Nein. Aber das will nichts heißen bei dir.“ Tsubasa musste lachen. „In Ordnung, 1:0 für dich. Aber ich kann dich beruhigen, mir geht’s wirklich wieder gut.“ Sanae musste ebenfalls kichern, dann wechselte sie das Thema. „Ist deine Mutter eigentlich schon abgereist?“ „Ja, heute morgen, ziemlich früh. Sie hat eine ellenlange Liste dagelassen mit Sachen, die ich erledigen soll.“ „Also nichts mit extra lang auf dem Fußballplatz bleiben und trainieren, hm?“, neckte Sanae. „Nein, leider nicht.“ Tsubasa seufzte. „Das wäre mir wesentlich lieber.“ „Glaube ich dir sofort.“ Sanae lachte. „Aber ich denke, allzu viel wird sie dir schon nicht aufgehalst haben.“ „Na ja, viele Kleinigkeiten eben.“ „Wenn du willst, kann ich ja bei Gelegenheit vorbei kommen und dir helfen.“ Im nächsten Moment hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Verlegen blickte sie zur Seite. Was redete sie denn da? Sich einfach so selber einladen.... Tsubasa sah sie überrascht an. „Würdest du das wirklich machen? Ich meine....“ Er brach ab, jetzt ebenfalls verlegen geworden. „Na ja, ich hab dich eigentlich sowieso fragen wollen, ob du Lust hast, morgen abend vorbei zu kommen. Das Haus ist so leer, und......also versteh das nicht falsch, nicht wegen dem Haushalt oder so....“ Er brach erneut ab. Was redete er da überhaupt für einen Schwachsinn?! Sanae hatte sich wieder im Griff, auch wenn ihr Herz so heftig gegen ihre Rippen schlug, dass es schmerzte. „Wann passt es dir denn? So um acht? Aber ums Essen kümmerst du dich, klar?“ Tsubasa lächelte erleichtert. „Wenn's weiter nichts ist.....ich meine, wenn du wirklich mit dem zufrieden bist, was ich zustande kriege....“ „Solange es nicht giftig ist.“ Sanae lachte. „So, aber ich muss jetzt hier lang. Wir sehen uns dann morgen in der Schule, ja?“ „Geht klar. Bis morgen!“ „Bis morgen!“ Sanae lächelte ihn glücklich an, dann lief sie davon. Tsubasa blickte ihr einen Moment lang hinterher, um zu begreifen, was gerade passiert war. Erst dann setzte er seinen Weg fort. Am liebsten wäre er vor Freude gerannt, aber er beherrschte sich. Er hatte bereits am Morgen mit dem Gedanken gespielt, Sanae einzuladen – nein, genau genommen seit er wußte, dass seine Mutter für drei Wochen seinen Vater in England besuchen würde. Aber dass er sich wirklich traute, dieses Vorhaben auch in die Tat umzusetzen.... Er lächelte glücklich. Jetzt musste er nur noch alles organisieren für morgen abend..... In diesem Moment hörte er Schritte hinter sich. Nanu? Hatte Sanae etwa was vergessen? Tsubasa wollte sich gerade umdrehen, als er auch schon einen heftigen Schlag gegen die Schläfe bekam. Er konnte nicht einmal schreien. Stechender Schmerz zuckte durch seinen Kopf, er fiel und spürte gerade noch den harten Aufschlag, bevor es dunkel um ihn herum wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)