Weichen für die Zukunft von Weissquell (Fortsetzung zu "Alte Rechnungen", Überleitung zu "20 Jahre Später") ================================================================================ Kapitel 3: Das Versprechen -------------------------- Am Vormittag des nächsten Tages hält eine Limousine der Kaiba-Corporation vor dem Firmengebäude von Gigatech-Enterprise und Seto Kaiba steigt aus. In der Hand hält er einen stabilen Aktenkoffer und mit festen Schritten und ernstem Blick geht er auf das Gebäude zu. In der Eingangshalle kommt ihm ein junger Mann entgegen und begrüßt ihn mit ausgesprochener Höflichkeit. „Willkommen Kaiba-sama! Ich bin sehr erfreut sie hier in unserer Firma begrüßen zu können. Vielleicht erinnern sie sich noch an mich. Wir haben uns bereits letztes Jahr kurz kennen gelernt. Mein Name ist Hajime...“ „Matsuo!“, beendet Kaiba den Satz unwirsch, „Ja, ich erinnere mich. Lassen wir also die Förmlichkeiten und bringen sie mich lieber gleich zu ihrer Chefin. Meine Zeit ist kostbar.“ Sogleich ein wenig eingeschüchtert aber dennoch nicht weniger zuvorkommend geleitet der Angestellte Kaiba durch die Gänge der unteren Etagen bis zu dem Computerlabor wo die Arbeit stattfinden soll. Kaiba stellt fest, dass er diesmal einen anderen Weg geführt wird als beim letzten Mal. Nun, was auch immer in den nächsten Tagen, denn solange wird es erfahrungsgemäß sicher dauern, passieren wird, er muss wohl nicht damit rechnen, dass es dort unten zu gemütlich wird. Und das ist ihm auch ganz recht so. Schließlich haben sie das Labor hinter der dicken Stahltür erreicht. Sicherheit vom Feinsten, stellt Kaiba fest. Der Raum ist vollgestopft mit technischen Gerätschaften und Computern. An den Wänden und an der Decke sind dicke Kabelstränge und Rohre verlegt. An einem der Terminals sitzt jemand. Kaiba erkennt die Person sofort und seine Mine wird ernst. „Atsumi-san“, meint Matsuo und macht auf sich aufmerksam, „Er ist da!“ Die junge Frau nimmt die Lesebrille ab und dreht sich um. Als sie Kaiba entdeckt, hellt sich ihre Mine auf. Sie erhebt sich von ihrem Platz und kommt den beiden entgegen. „Schön, dass du da bist! Ich war wirklich in Sorge ob du tatsächlich auftauchen würdest.“ Kaiba bedenkt sie jedoch nur mit einem finsteren Blick. „Ich habe gesagt ich komme. Ich stehe zu meinen Zusagen. Spar dir deine Unterstellungen! Und nur noch mal zu deiner Information, ich mach das nur weil ich es versprochen habe aus keinem anderen Grund. Also zeig mir wo das Problem ist und ich erledige es für euch. Und danach bin ich weg und du siehst mich nie wieder, klar?“ Das Gesicht der jungen Frau verliert an Fröhlichkeit. Einen Momentlang sagt sie gar nichts. Dann wendet sie sich an ihren Assistenten: „Sagen sie im anderen Labor bescheid, dass wir bereit sind anzufangen.“ Hastig macht sich der junge Mann daran, die Anweisung auszuführen, mehr als erleichtert der eisigen Atmosphäre zu entkommen, die der junge, hochgewachsene Firmenchef automatisch um sich verbreitet. Abschätzend mustert die junge Frau Kaiba, dann weist sie auf einen Terminal und meint: „Also gut, lass uns anfangen! Kaiba nimmt an dem Computer Platz und wartet darauf, dass Atsumi die entsprechenden Programme aufruft. Sein Blick ist starr auf den Monitor gebannt. Verdammt, warum kann er seine Gedanken nicht davon abhalten, sich wieder an die Ereignisse vor einem Jahr zu erinnern? Ob sie noch genau so denkt wie damals? Er wagt es nicht, zu ihr hinüber zu schauen. Hoffentlich wird die Aufgabe so umfangreich, dass er keine Gelegenheit bekommt sich auf andere unsinnige Gedanken zu konzentrieren. In diesem Moment erscheint auf dem Monitor eine ganze Flut von Daten die sich zu unzähligen, komplexen Netzen und Muster verknüpfen. Seto Kaiba schmunzelt leicht. Das sollte für genügend Ablenkung sorgen. Es ist bereits Abend geworden und Seto Kaiba sitzt noch immer vor dem Computer. Atsumi ist kurz hinausgegangen um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Doch der Präsident der Kaiba-Corp kennt keine Pause. Schon seit Stunden tippt er auf den Rechner ein und prüft die Daten. „Wie sieht’s aus? Kommst du voran?“, fragt Atsumi die gerade wieder hereingekommen ist. In der Hand hält sie eine Kaffeetasse. Kaiba lässt einen Augenblick die Hände sinken. „Das wird kniffliger als ich angenommen hatte“, meint er und ist dabei selbst überrascht über seine Ehrlichkeit, „Das Basisprogramm ist eindeutig von mir. Gozaburo hat mir vielleicht meine Software geklaut und als seine ausgegeben aber meine Programmierhandschrift konnte er nicht verschwinden lassen. Aber das wundert mich nicht. Er musste schließlich deshalb von anderen stehlen weil er es selbst eben nicht draufhatte. „Jedenfalls bekomme ich zwar über das Basisprogramm beschränkt Zugang, aber da ist noch eine immense Flut an Daten die sich nicht zuordnen lassen. Vielleicht kommen sie von dem erweiterten Intellekt von dem der kleine Hosenscheißer damals immer wieder gelabert hat, aber vielleicht sind das auch Seine Datenreste. Es ist unmöglich die beiden von hieraus auseinander zu halten.“ Atsumi seufzt. „Das dachte ich mir. Unsere Techniker haben schon Monate daran zugebracht, aber sie finden sich nicht durch. Die Daten sind einfach zu komplex. Kein gewöhnlicher Mensch wäre in der Lage, zwei kombinierte Persönlichkeitsprofile die sich eine Holomatrix teilen, wieder fehlerfrei auseinander zu tüfteln.“ Kaibas Mine wird ernst: „Du meinst ein aufgeblasenes Persönlichkeitsprofil mit einem Hang zum Größenwahnsinn und einen Haufen Datenschrott! Aber wart es ab, ich bekomm die beiden schon wieder auseinander, denn ich bin kein gewöhnlicher Mensch!“ Die junge Frau lässt den Kopf hängen, dann meint sie leise: „Nein..., das bist du nicht!“ Kaiba verkrampft sich kurz und schaut zur Seite. Dann sagt er scharf: „Komm mir nicht so, Atsumi! Ich weiß worauf du hinauswillst, aber darauf werde ich mich nicht einlassen, hörst du? Ich mach hier meinen Job und dann bin ich weg. Alles weitere schmink dir ab!“ Ärgerlich wendet sich Kaiba wieder seinem Computer zu. Doch auf einmal ist ein kleinlautes „Es tut mir leid!“ hinter ihm zu hören und das überrascht ihn doch ein wenig. „Ich komme von hier aus nicht an die Informationen die ich brauche“, versucht er das Gespräch wieder in andere Bahnen zu lenken, „Ich muss ein paar Tests durchführen und zwar mit dem aktiven Programm.“ „Du willst Noah wieder aufwecken?“, kommt die Rückfrage. Kaiba seufzt leicht. „Wenn du es so nennen willst. Jedenfalls komm ich nur so an die Informationen die ich brauche. Ich schlage vor, das machen wir gleich morgen früh. Heute ist es schon spät.“ Kaiba erhebt sich und ergreift seinen Koffer. Dann wendet er sich zum Gehen. Die junge Frau schaut ihm nicht nach, als er an ihr vorbeigeht. Es kommt auch kein Wort über ihre Lippen. Seto Kaiba ignoriert sie. Nur für einen flüchtigen Moment streift sein Blick ihr Gesicht. Es versetzt ihm einen kleinen Stich als er ihre traurige Mine sieht. Oh verdammt, er kennt diesen Blick. Doch seine regelmäßig trainierte Selbstbeherrschung siegt und erhobenen Hauptes rauscht er an ihr vorbei. Nein, diesmal bekommt sie ihn nicht soweit! Auf keinen Fall! Atsumi steht noch eine ganze Weile da auch nachdem er weg ist. Dann schließlich lehnt sie sich an ein Computerpult und fasst sich an die Stirn. Mehrmals atmet sie tief durch, dann wischt sie sich über die Augen und murmelt: „Was um alles in der Welt tu ich hier eigentlich? Ist es das wirklich wert?“ Dann betrachtet sie nachdenklich ihre feuchten Fingerspitzen und schluckt einmal. Sie kennt die Antwort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)