Shojo Love Story (unzensiert) von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Eine Zweite Chance ----------------------------- Noch am selben Abend hatte Ame sich gezwungen über einige Dinge nachzudenken. Für sie war die Beziehung mit Taiyo wie ein Traum. Es war zu perfekt. Sie liebte ihre Freundin über alles und sie vertraute ihr. Aber hieß es nicht, dass liebe blind macht? Ame hatte gute Gründe um lesbisch zu sein. Sie kam mit der rüden Art der Männer nicht zurecht, was an ihrem Pflegevater lag. Sie deshalb mehr auf der Suche nach etwas zierlichem und das war das, was Taiyo so gekonnt verkörperte. Aus diesem Grund war Ame so sehr in dieses Mädchen verliebt. Wie war das aus Taiyos Sicht. Sie hatte keine Gründe auf Frauen zu stehen. Außerdem hatte sie anfangs behauptet ein Hetero zu sein. Was also hatte sie dazu veranlasst, sich in eine Frau zu verlieben. Sie hatte wenige Gründe, sich tatsächlich in Ame verliebt zu haben, aber… Ame wollte diesen Gedanken beiseite schieben, doch sie führte ihn zu Ende. …aber sie hatte gute Gründe um nur so zu tun. Sie brauchte zu Essen und ein Dach über ihrem Kopf. Sie brauchte Unterschlupf und musste wahrscheinlich für längere Zeit untertauchen. Hier bei Ame war sie sicher. Das waren gute Gründe, um Ame nur das zu geben was sie wollte. Gute Gründe um ihre Liebe nur vorzutäuschen. Ame wusste zwar wie banal diese Vorstellung war, aber sie musste es herausfinden. Sie würde sie morgen früh testen. Doch jetzt ging sie erst mal ins Bett, drehte die Lampe am Nachttisch ab und ließ Taiyo in ihre Arme kriechen. Dann schlief sie ein… Ame öffnete langsam die Augen. Sie blickte zu ihrem Wecker und erkannte, dass es inzwischen siebe Uhr war. Sie hätte eigentlich gehofft länger zu schlafen. Als sie sich umsah, fiel ihr auf, dass Taiyo scheinbar schon wach war, denn in Ames Armen lag sie nicht mehr. Sie rief nach ihrer Freundin: „Taiyo-chan!“ Während sie ihren Namen rief, fiel ihr ein, dass sie das naive und leichtgläubige Mädchen einer Prüfung unterziehen wollte. Sobald sie sich eine passende Prüfung einfallen ließ, was das Mädchen auch schon da und fiel Ame direkt in die Arme. „Guten Morgen, Schatz“, sagte Taiyo herzhaft. Ame hob ihre Freundin von sich runter und setzte sie neben sich auf das Bett. Dabei versuchte sie so kalt wie nur möglich zu wirken, um den Plan glaubwürdiger zu gestalten. Taiyo sah sie ungläubig an. „Bitte hör auf, dich ständig so an mich ran zu werfen. Ich halte das einfach nicht mehr aus. Jetzt lass ich alles raus.“, sagte Ame mit kalter Stimme. Taiyo sagte immer noch nichts und sah weiterhin zu ihrer Freundin auf, die sich bei den vorigen Worten gegenüber von Taiyo aufgestellt hatte. „Bisher habe ich versucht dich zu schonen.“, fing Ame ihre Lüge an. „Aber jetzt reicht es.“ Ames Blick wurde düster als sie sagte: „Ich liebe dich nicht und ich habe dich nie geliebt. Ich wollte dich nur schonen. Und zwar von dem Tag, als du sagtest du liebt mich.“ Taiyo sah ihre Freundin nur noch ungläubiger an und sagte: „Du verarscht mich doch.“ „Es tut mir leid.“, sagte Ame leise und blickte zur Seite. Sie wusste wie glaubwürdig sie das Ganze inszenierte. Taiyo schien ihr jedoch immer noch nicht zu glauben, doch ihr Körper fing bereits zum zittern an. Das sagte Ame jedoch nichts. Denn es konnte sowohl heißen, dass ihr Herz bald brach, als auch, dass sie Angst hatte, rausgeworfen zu werden. Sie musste also noch einen Schritt weiter gehen. „Ich wollte dir bisher nicht sagen, aber ich bin ein Hetero und der ständige Kontakt mit dir, macht mir immer mehr zu schaffen.“ Als sich Taiyos Miene immer noch nicht veränderte, sagte Ame: „Als lass das bitte.“ Dann drehte sie sich um und wollte ins Badezimmer gehen, und dabei wirkte sie so, als hätte sie das Ganze ernst gemeint. Doch etwas hielt sie fest. Sie drehte sich um und sah, wie Taiyo sie mit Tränenübersätem Gesicht am Hemd festhielt. Noch bevor Ame etwas sagen konnte, flog eine Hand auf sie zu und landete mit einem großen Klatscher auf ihrem Gesicht. Taiyo schrie aus voller Seele: „Ich habe dich geliebt! Ich hätte für dich getötet! Ich wäre für dich gestorben!“ Ame wollte sich selbst schlagen. Was hatte sie nur getan? Sie hatte der Frau, die sie über alles liebte das Herz zerrissen. Wie konnte sie nur so dumm sein? Wieso konnte sie Taiyo nicht einfach vertrauen? Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass ihr nicht auffiel, dass sie bereits den nächsten Fehler machte. Eigentlich wollte sie ihre Freundin sofort in die Arme schließen und ihr sagen wie leid es ihr tat. Doch ihre Gedanken hielten sie fest, sodass sie gar nicht wusste, dass sie schon mehrere Sekunden lang ihre Freundin mit demselben kaltherzigen Blick ansah wie eben. Doch als sie wieder bei sich war, war alles zu spät. Eher sie etwas sagen konnte, stürmte Taiyo auch schon laut weinend die Tür hinaus. Ame wollte ihr hinterherlaufen, doch es gelang ihr nicht. Sie sackte zu Boden und fing selbst zu weinen an. Wie konnte ich das nur zulassen?, dachte sie. Wie konnte ich nur so dumm sein? Als sie sich wieder in Griff hatte, stürmte auch sie die Tür hinaus. Voller Angst, ihre Liebe nie wieder zu sehen. Taiyo saß aufgelöst vor dem Grab ihrer Eltern und weinte. „Mama, Papa. Jetzt bin ich wieder allein.“, sagte sie leise und schluchzend. „Ich wäre jetzt so gern bei euch. Ich kann nur euch trauen und niemand Anderen.“ Tränen flossen ihr über die Wangen und ihr Herz fühlte sich an, als wäre es zerrissen worden. Sie bekam nur schlecht Luft, denn das Verlangen zu Atmen und weiterzuleben war weg. Genau wie ihre Hoffnung, jemals wieder glücklich zu sein. „Ich werde niemandem mehr vertrauen.“, fuhr sie mit immer noch gebrochener Stimme fort. Sie fühlte sich, als wäre sie der einzige Mensch auf dieser Welt, der noch Gefühle hatte, aber auch die waren schon so gut wie tot. Sie dachte, dass die gesamte Menschheit, mitsamt aller ihrer Grausamkeit, vom Teufel erschaffen wurde. Wenn man jemanden findet, den man auch in der dunkelsten Stunde vertraut, dann bricht er dir das Herz. Jetzt erkannte Taiyo auch, was für ein Fehler es war, überhaupt zu lieben. Denn die Menschen die man am meisten Liebt, tun einem auch am meisten weh, oder sie können es zumindest. Wenn dich jemand schlägt, den du hasst, dann ist das relativ egal, aber wenn dich jemand schlägt, den du liebst, dann ist die innerliche Wunde viel größer, als es die Äußere jemals sein könnte. Das Selbe trifft auch bei Beleidigungen, oder eben das was Ame ihr angetan hatte, zu. Aber Taiyo schwor sich, das nicht auf sich sitzen zu lassen. Sie würde einen Manga zeichnen, oder einen Roman schreiben, der ihre Geschichte und die Grausamkeit der Welt wiederspiegelt. Und wenn sie das erreicht hatte, dann würde sie den Menschen nachfolgen, die ihr am Wichtigsten sind und denen sie noch vertraut. Ihre Familie. Plötzlich musste Taiyo über diese Möglichkeit nachdenken. Sie verlor sich in diesem Grausamsten aller Gedanken. Es wäre nur eine Tablette. Eine Kugel aus einer Pistole. Oder der Sprung von einem hohen Haus oder einer Brücke. Wäre in diesem Moment der absoluten Verzweiflung nicht Selbstmord die beste Lösung? Es würde ihren Schmerz beenden und sie würde wieder zu ihrer Familie kommen, und war es nicht das, was sie sich im Moment am meisten wünschte? Doch eher sie diesen Gedanken weiter führen konnte, berührte sie jemand an der Schulter. Es war eine sanfte und vertraute Berührung. Von einem Menschen, den sie hasste und nie wieder sehen wollte. Ame hatte schon erwartet, dass Taiyo am Friedhof zu finden sein würde, also war das der erste Ort, an dem sie nachsah. Und tatsächlich war Taiyo genau dort, wo Ame es annahm. Das Mädchen saß vor dem Grab ihrer Eltern. Sie weinte immer noch, und Ame nahm stark an, dass das die Aufmerksamkeit einiger Leute geweckt hatte, aber niemand außer Ame beobachtete sie jetzt. Ame ging langsam auf ihre Freundin zu und als sie dann neben ihr stand legte sie ihr die Hand auf die Schulter. Das trauernde Mädchen blickte zu ihr hoch und verzog angewidert das Gesicht. „Verschwinde.“, sagte sie. Ihre Stimme war zwar aufgelöst, aber ein starker Hauch von Hass und Wut war noch zu erkennen. Ame sackte zu Boden und umarmte ihre Freundin. Sie hielt sie so fest sie nur konnte. Währenddessen konnte sie immer noch nicht fassen, was dieser kleine Test angerichtet hatte. Ihr kamen die Tränen aus den Augen und flossen ihr über die Wangen. Ame hielt ihre Freundin fest und weinte. „Bitte verzeih mir. Ich wollte das nicht. Und was ich da gesagt habe, war auch nicht ernst gemeint.“, versuchte sie Taiyo zu erklären. „Keine Sorge. Ich werde nicht zur Polizei gehen du ihnen sagen, dass du Shini auf dem Gewissen hast. Auch wenn du es verdient hättest.“, antwortete Taiyo zwar noch schluchzend aber kalt. „Um das geht es nicht. Das von vorhin war nicht mein ernst. Ich wollte nur Prüfen, ob es dir ernst mit uns ist.“ „Na dir offensichtlich nicht. Ansonsten würdest du nicht so einen scheiß abziehen.“ Ame wusste nicht was sie sagen sollte. Jedes dieser Worte traf sie wie ein Stich ins Herz. Erst jetzt erkannte sie die grausame Wahrheit. Ihre Beziehung würde nie wieder so sein wie vorher. Bei diesem Gedanken erkannte Ame, dass ihr Leben damit vorbei war. Sie hatte das was sie am Meisten liebte verloren. Aber nein. Sie durfte nicht aufgaben. Verdammt, sie liebte dieses Mädchen, sie durfte sie nicht einfach so aufgeben. „Bitte vergib mir doch! Ich liebe dich so sehr und ich will dich nicht verlieren!“, bettelte Ame. „Gehen wir nach Hause.“, sagte Taiyo. Dann nichts mehr. „Ami-chan?“ Keine Reaktion. Nur klägliche Geräusche kamen aus ihrem Mund und Tränen aus ihren Augen. „Liebling, was ist?“ Bald waren die beiden wieder in Ames Wohnung, wo sich die Beiden dann unterhielten. „Ich liebe dich wirklich. Du musst mir glauben.“, bettelte Ame. Taiyo glaubte Ames Worte, doch ihre Gefühle quälten sie. Sie wusste, dass ihre Liebe zu Ame nie wieder die Selbe sein wird, wenn sie es schaffen sollten sie zu retten. Taiyo versuchte sich an ihre Zeit mit Ame zu erinnern, doch plötzlich kam ihr alles wie eine große Lüge vor. Sie war entsetzt. Entsetzt über sich selbst. Sie wollte Ame lieben. Sie wollte nichts lieber als das, aber… Sie fühlte diese Liebe nicht mehr. Diese scheinbar undzerstörbare Bindung zwischen ihnen existierte nicht länger. Sie wurde zerstört, und es waren Ame und Taiyo selbst, die sie zum Einsturz brachten. „Was soll ich tun, damit du mir verzeihst.“, wollte Ame wissen, doch Taiyo schüttelte nur den Kopf. „Ich denke da hilft nichts. Ich liebe dich nicht mehr.“, sagte sie. Ame konnte all das immer noch nicht glauben. Wie konnte sich so eine kleine Dummheit zu so einem Desaster entwickeln? Es war alles so schrecklich. Sie hatte ihr eigenes Leben zerstört, und das von Taiyo, ihrer geliebten Freundin, auch. Sie war so dumm. Sie hatte ihrer Liebsten nicht vertraut und dann hatte sie ihr das Herz gerbrochen. Wenn hier jemand ein gebrochenes Herz verdiente war Ame es und das war es auch, aber sie hatte auch Taiyo in diese Hölle gebracht und es war alles Ames Schuld. Kurzfristig viel ihr die Möglichkeit ein, dass Taiyo sie nur reinlegte, da sie plötzlich, in etwa, das Selbe sagte, wie Ame zuvor. Aber das war unwahrscheinlich. Niemand war so herzlos. Herzlos. Jetzt kam es Ame wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn jemand sie so reinlegen würde, dann würde sie herzlos finden. Dabei war das genau das, was sie zuvor getan hatte. „Wie kann ich dir beweisen, dass ich dich liebe?“, fragte sie schließlich verzweifelt. „Alle Menschen die ich Liebe sterben früher oder später. Ich bin ein Virus. Du solltest froh darüber sein.“, antwortete Taiyo. Und irgendwie hatte sie vielleicht sogar recht. Ihre Familie war tot, und sie war, zumindest kurzfristig, in Shini verliebt, der ja inzwischen ebenfalls tot war. „Ich würde für dich sterben. Das bist du mir Wert. Wenn es dir meine Liebe beweisen würde, dann würde ich mich auf der Stelle umbringen.“, erklärte Ame nun noch verzweifelter. Taiyo schüttelte nur den Kopf und ging zur Tür der Wohnung. Bevor sie sie dann verließ sagte sie noch: „Lebe wohl. Ich habe dich sehr geliebt.“ Dann war sie weg. Ame konnte das Alles immer noch nicht glauben. Wie konnte es nur so weit kommen? Wie konnte alles so eskalieren? Im nächsten Moment dachte sie, dass es nicht so schlimm war. Jede Beziehung kann in die Brüche gehen und sie hatten eben dieses Pech. Aber so einfach konnte sie das nicht hinnehmen. Dieses Mädchen bedeutete ihr alles und sie wollte sie auf keinen Fall verlieren. Was sie bei diesem Mädchen fühlte war das, was man wahre Liebe nannte. Das Selbe hatte Taiyo bestimmt auch für sie empfunden. Aber dafür tat das, was Ame getan hatte, nur umso mehr weh. Natürlich hatte ihr diese Aktion das Herz gebrochen. Aber trotzdem wollte es Ame nicht wahr haben. Das konnte nicht Wahr sein. Ihr Leben verlor plötzlich jeglichen Sinn. Sie hatte Taiyo so sehr geliebt, dass ihr Herz für nicht anderes mehr schlagen wollte und jetzt war sie weg. Und mit ihr, verschwand auch Ames Lebenssinn. Sie stand auf und ging in die Küche. In ihrer Nachttischlade befand sich zwar eine Pistole, die zuvor ihrem Pflegevater gehört hatte, aber sie wollte nach ihrem Tod keinen zu ekelhaften Anblick bieten. Also nahm sie ein Messer aus dem Halter. Sie blickte sich nochmal in dem Raum um und bemerkte, dass die Tasche mit Taiyos Sachen neben der Tür stand. Ame musste sich beeilen wenn sie es hinter sich bringen wollte. Sie wollte Taiyo nicht noch einmal sehen. Es würde zu sehr weh tun. Sie legte das Messer an ihrer Kehle an. Ihr Leben zog ein letztes Mal an ihr vorbei. Sie sah wieder, wie ihr Pflegevater sie adoptierte. Sie sah die Zeit, als sie erst acht Jahr alt war. Sie ging nicht zur Schule. Ihr Pflegevater hatte ihr alles gelehrt, was man zum Leben brauchte. Wenn sie etwas falsch machte, wurde sie geschlagen. Aber die grauenhaftesten Dinge geschahen erst dann, als sie anfing, sich gegen diesen Mann aufzulehnen. Dann begannen die Demütigungen. Als er sie zwang, ihre eigene Aussonderungen zu essen oder zu trinken. Als sie zwölf war, begannen die Vergewaltigungen. Das ging so bis sie sechzehn war und dann… Dann hatte sie ihn umgebracht. Seitdem sind zwei Jahre vergangen und dann hatte sie Taiyo kennen gelernt. Als sie an Taiyo dachte schloss sie die Augen. Sie glaubte einen Schrei zu hören. Dann ein einziger Schnitt, der alles für immer beenden sollte. Als es vorbei war, lief ihr eine letzte Träne über die Wange. Taiyo war nach ihrem letzten, kurzen Gespräch mit Ame die Wohnung hinaus gestürmt, und hatte dabei ihre Tasche stehen lassen. „Verdammter Mist.“, fluchte sie leise. Sie überlegte sich, nicht zurückzugehen, aber das konnte sie nicht. Denn in der Tasche waren, unter anderem, Andenken an ihre Familie. Sie kehrte also wieder um. Fest entschlossen, bloß die Tür zu öffnen, denn den Schlüssel hatte sie noch einstecken, die Tasche zu nehmen und dann sofort wieder zu gehen. Als sie die Treppe zu Ames Wohnung hochgestiegen war, sah sie, dass die Tür noch offen stand. Aus ihrem Winkel konnte sie die Tasche bereits sehen. Sie betrat die Wohnung und nahm die Tasche. Sie wollte sofort wieder gehen, doch etwas hinderte sie daran. Sie wollte Ame nochmal sehen. Sie dachte an Ame. Ihr Lächeln. Ihre witzige Tollpatschigkeit. Ihr schöner Körper. Und vor allem, dachte sie an die gemeinsamen Momente mit ihr, in denen sie so glücklich war wie nie. Nein. Sie konnte nicht einfach gehen. Ame wollte sie doch nur Prüfen. Sie hatte ja auch einen guten Grund dazu. Sie würde sie nicht allein lassen. Sie wollte dieses Mädchen nicht für immer verlassen. Das konnte sie nicht. Sie ließ die Tasche fallen. Sie würde zu Ame gehen und sie in die Arme schließen. Sie würde sicher einige Zeit lang nicht so viel Liebe für sie zu empfinden, aber das konnte sich ja noch legen. Sie ging ins Schlafzimmer, doch Ame war nicht da. Sie sah sich weiter um, und als sie auch im Badezimmer nichts gefunden hatte, betrat sie die Küche. Da war sie. Da stand die Frau die sie so sehr liebte. Den Blick starr auf den Tisch gerichtet und… und ein Messer an der Kehle. Taiyo schrie laut auf „NEEEEIN!!!“, und sprang sofort auf ihre Freundin zu. Eine Träne lief ihr über die Wange und Blut aus ihrer Kehle. „Nein! Was hast du nur getan!“ Taiyos stimme wurde etwas leiser. „Was hab ICH nur getan.“ Doch Taiyo ließ sich nicht vollkommen aus der Fassung bringen. Sie sprang auf und rannte auf das Telefon zu. Sie wählte die Nummer des Krankenhauses. Sie sagte der Frau am anderen Ende der Leitung, wo sie war und was geschehen war, doch einen Satz wiederholte sie mehrmals. „Ich liebe diese Frau! Sie müssen sofort kommen! Ich liebe sie!“ Während sie wartete, hielt sie Ame fest in ihren Armen und presste ein Tuch fest auf die Wunde an der Kehle. Sie redete auf ihre Freundin ein, aber sie wusste, dass diese bereit das Bewusstsein verloren hatte und sie nicht hörte. Die Rettung traf tatsächlich schneller ein, als Taiyo es erwartet hatte. Taiyo saß auf einem Sessel, in einem Flur im Krankenhaus. Die Ärzte operierten inzwischen mehrere Stunden, als dann endlich einer von ihnen aus dem OP kam. „Ihre Freundin ist noch nicht bei Bewusstsein, aber sie wird überleben. Sie können jetzt zu ihr.“, sagte der Arzt. Das ließ sich Taiyo nicht zweimal sagen und betrat das Zimmer, in dem Ame lag. Sie sah sehr blass und verletzbar aus. „Sie hatte Glück. Sie ist nicht weit vorgedrungen, aber sie hat sich die Stimmbänder durchtrennt. Sie wird nicht mehr sprechen können.“ Taiyo nickte nur. Sie machte einen Schritt näher zu Ames Bett und legte ihr eine Hand auf die Wange. Ein Schlauch hing bei ihrer Kehle heraus, aber sie atmete selbstständig. Sie blickte ihre Liebe weiter an und dabei merkte sie selbst nicht wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Alles war Taiyos Schuld. Wieso hatte sie Ame nicht geglaubt. Sie hatte sie dazu gebracht sich selbst umzubringen, oder es zumindest zu versuchen. Jetzt merkte sie, dass allen Menschen die sie liebte, etwas Schlimmes widerfährt oder sie sogar sterben. Dabei gab es nur eine Person, die den Tod verdiente. Sie selbst. Als ihre Liebste um ihr Herz bettelte, hatte sie ihr die kalte Schulter gezeigt. Sie war herzlos, also hatte sie kein Herz verdient. Schluchzend sagte sie zu dem Arzt: „Wenn sie aufwacht. Sagen sie ihr, dass ich sie über alles Liebe.“ Sie öffnete die Tasche die sie dabei hatte und nahm den Revolver, den sie aus Ames Nachtkästchen hatte. Sie legte sie so an, dass der Lauf direkt auf ihr Herz zielte. Taiyo hörte den Arzt Dinge rufen und Leute schrien plötzlich, aber sie hörte nicht darauf. Bevor ihr noch jemand die Waffe aus der Hand reißen konnte sagte sie noch ein letztes Mal… „Ich liebe dich.“ Ein Druck auf den Abzug. Ein lauter Knall. Lautes Geschrei. Kreischen. „AAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHH…“ „…AAAAAAAAAAHHHHHHHHH“ „Ame! Ame, beruhig dich doch!“ Ame beendete ihren Schrei als sie Taiyos Stimme hörte. Plötzlich wurde ihr alles klar. Nur ein Traum. Das war alles nur ein furchtbarer Traum. Denn es war Nacht und als sie sich umsah, bemerkte sie, dass sie in ihrem Bett saß und neben ihr war Taiyo, die ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Taiyo. Sie fiel über ihre Freundin her, nahm sie fest in die Arme und küsste sie wild. Taiyo musste lachen, aber Ame weinte und sagte ununterbrochen: „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich so sehr.“ Bevor sie dann in Taiyos Armen einschlief, sagte sie leise: „Danke Gott. Für diese zweite Chance. Jetzt weiß ich, dass sie mich wirklich liebt.“ Am nächsten Morgen prüfte Ame ihre Freundin nicht, weil sie ihren Traum nicht verwirklichen wollte und es nicht mehr nötig war. Denn der Traum hatte ihr gezeigt, dass sie Taiyo vertrauen konnte. Außerdem warf sie den Revolver, der in ihrem Nachtkästchen war, weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)