Die Blutfehde der Youkaifürsten von Weissquell ================================================================================ Kapitel 55: Das Geheimnis des Ostclans -------------------------------------- Ein aufgeregtes Raunen geht durch die Menge der Anwesenden. Überall herrscht ungläubiges Getuschel. So etwas ist bisher noch nie vorgekommen. Nie zuvor hat ein Youkaifürst eine Herausforderung offen ausgeschlagen. Selbst Kagome und die anderen bekommen nun eine Ahnung davon, was für eine Ungeheuerlichkeit diese Ablehnung darstellt. Dokutoge und Chitsurao starren den Ostfürsten bitterböse an und lassen ein bedrohliches Knurren vernehmen. Ebenso Itakouri und die Krieger aus dem Norden. Kegawa bekommt gerade noch Samushi zu fassen, dessen Gefühle gerade wieder einmal mit ihm durchgehen wollen. Der Streuner aus dem Norden schämt vor Wut und seine Augen glühen eisig. Das ist jedoch kein Vergleich zu Yarinuyuki. Die Nordfürstin hat die Zähne gefletscht und es scheint, als müsse sie sich gerade ganz entschieden zwingen, sich nicht vom Fleck zu rühren. Sie zittert am ganzen Körper vor Wut und es verlangt Ihr alle Selbstbeherrschung ab, den Fürsten des Ostens nicht anzufallen. Noch während Kagome das alles registriert, fällt ihr Blick auf Yaeba und es überrascht sie zu sehen, dass der Anführer der Streuner still neben ihr steht, und nur grimmig zu Boden starrt. Jedoch seine Nackenmuskeln sind hart angespannt. Es scheint, als würde ihm etwas schwer zu schaffen machen. Doch nun wird ihr Blick wieder von Sesshomaru eingefangen. Der Daiyoukai steht noch immer mit gezogenem Schwert mitten auf dem Platz. Sein Haori ist zerrissen und blutverschmiert, ebenso wie sein Haar und zahlreiche Wunden verunstalten noch immer seinen gesamten Körper. Eben noch war, trotz der vielen Schnitte über seinen Wangen, die ihm zueigne Würde in das bleiche Gesicht des Daiyoukais zurückgekehrt. Doch nun weicht diese Miene einem fassungslosen Blick, der dem Ostfürst das Fleisch von den Knochen schälen könnte. „Wiederholt das!“, Sesshomarus Stimme ist mörderisch ruhig. Als würde er nicht merken wie sehr er mit dem Feuer spielt, sagt Arashitsume: „Ich werde jetzt nicht mit Euch kämpfen.“ Der Westfürst zittert am ganzen Körper vor unterdrückter Wut. „Eure Feigheit ist wirklich noch größer als Eure Niederträchtigkeit!“, grollt er mit Grabesstimme. „Das hat nichts mit Feigheit zu tun“, entgegnet der Ostfürst ernst. Er hat die Fingerspitzen zusammengelegt und begegnet dem vernichtenden Blick Sesshomarus mit erstaunlicher Gelassenheit. „Ihr nanntet mich einen Verräter“, erklärt er kühl, „Ihr werft mir so einiges vor. Ich habe das Recht, dazu Stellung zu beziehen. Der Hohe Rat ist bereits zusammengetreten und er ist noch nicht beendet. Wir werden diese Angelegenheit dort klären. Dort könnt Ihr Eure Anschuldigungen vorbringen und Eure Beweise vorlegen. Wir werden das alles in Ruhe dort besprechen, so wie es von jeher üblich ist.“ Sesshomarus Kiefer mahlen. „Das kann nicht Euer Ernst sein!“, grollt er unheilvoll. „Ich versichere Euch, es ist mein voller Ernst!“, und Arashitsumes Miene lässt daran keinen Zweifel zu. Nun bildet sich ein tiefes Knurren in Sesshomarus Kehle und macht sich mit einem lauten Wutschrei Luft: „Ich fordere auf der Stelle von Euch Vergeltung!“ Doch der Ostfürst erwidert den tödlichen Blick nur mit einem überlegenen Schmunzeln: „Verlangen könnt Ihr viel, Sesshomaru-sama, doch der Hohe Rat hat stets Vorrang vor persönlichen Angelegenheiten. So ist es schon immer üblich gewesen. So verlangt es das Gesetz und auch Ihr werdet Euch wohl daran halten müssen.“ Doch nun schießt eine vernichtende Röte in Sesshomarus Augen und urplötzlich ist der Daiyoukai in eine zornesglühende Aura gehüllt. Seine Klauen nehmen bedrohliche Ausmaße an und unter den gebleckten Lippen schieben sich deutlich seine Reißzähne hervor. Der Daiyoukai brodelt wahrlich vor Wut. „Glaubt Ihr im Ernst, mich interessiert jetzt noch das Gesetz?“ Ohne jegliche Umschweife setzt sich Sesshomaru mit raubtierhaftem Schritt in Bewegung; direkt auf Arashitsume zu. Und zum ersten Mal entgleisen dem Ostfürsten in der Tat die Gesichtszüge, und mit einem durchaus besorgten Ausdruck in dem jugendlich wirkenden Gesicht weicht er hastig zurück. Inu Yashas Freunde halten erschrocken den Atem an. War jetzt doch alles umsonst? All das Kämpfen, all das Leid, all die Opfer die nötig waren, um einen Krieg zu verhindern, nur weil der Fürst des Ostens diese Herausforderung nicht annimmt und Sesshomaru das nicht länger auf sich sitzen lassen will? Kagome schickt unzählige Stoßgebete zum Himmel. Oh bitte nicht! Seinem Gesicht nach zu urteilen, denkt dies auch Arashitsume im Augenblick. Wild entschlossen bewegt sich Sesshomaru mit gezücktem Schwert und gefletschten Reißzähnen auf ihn zu. Trotz der dunklen Ringe um seine Augen, verheißt sein stechender Blick nichts Gutes. Arashitsume weicht weiter zurück. Wenn man genau hinsieht, erkennt man in seinen Augen einen leichten Anflug von Panik. Gehetzt schaut er in die Runde, und nur wenige Augenblicke vergehen und sämtliche Ostkrieger strömen auf ihren Herrn zu und bauen sich todesmutig zwischen ihm und dem herannahenden Westfürsten auf. Sie haben ihre Waffen gezückt und bieten ihm entschlossen die Stirn. Erst jetzt bleibt Arashitsume stehen. Und Sesshomaru tut es auch. „Aus dem Weg!“, gebieterisch fliegt die Stimme des grimmigen Daiyoukai über den Platz, doch die Ostyoukai rühren sich kein Stück vom Fleck, sondern trotzen ihm weiter. Sesshomaru packt sein Schwert fester und hebt erbost den Kopf. „Arashitsume, Eure Feigheit stinkt zum Himmel! Wagt Ihr es nicht gegen mich zu kämpfen? Bin ich selbst so noch eine Bedrohung für Euch?“, er nickt kurz um auf seine Verfassung hinzuweisen, „Schickt sie weg!“ „Das werde ich nicht tun, Sesshomaru!“, aus Arashitsumes Stimme ist jetzt jegliche Verspieltheit verschwunden. Der Daiyoukai meint es todernst. „Dann werde ich jeden Einzelnen von ihnen in Stücke reißen, bis ich Euch zu fassen bekomme!“, Sesshomarus Miene zeigt deutlich, dass auch er es ernst meint. Die Ostyoukais werfen sich verstohlen besorgte Blicke zu, doch sie weichen nicht von ihrem Posten. „Tut Euch keinen Zwang an!“, meint Arashitsume trocken, „Doch damit beendet Ihr den Waffenstillstand unserer Clans. Wenn Ihr meine Leute angreift, werden sie Eure Leute angreifen und sagtet Ihr nicht Ihr wolltet einen Krieg verhindern?“ Heftig atmend steht Sesshomaru da. Man sieht ihm deutlich an, dass er schwer mit sich ringt. „Ihr würdet einen Krieg beginnen, um Euch zu schützen?“, es klingt ungläubig und verächtlich. „Ich sagte doch was ich beabsichtige. Ich wünsche den Krieg nicht. Ich ziehe es vor, den Hohen Rat weiterzuführen.“ Arashitsumes Miene ist ernst, aber ruhig. Er lässt den Westfürsten nicht aus den Augen. Doch Sesshomaru geht nicht darauf ein: „Beantwortet meine Frage! Ihr würdet sämtliche Eurer Soldaten opfern, um Eure schäbige Haut zu retten?“ Seine Stimme wird wieder lauter. Doch Arashitsume zuckt nur leicht mit den Achseln: „Wozu habe ich sie denn?“ Sesshomarus Augen werden schmal und die Abscheu steht ihm ins Gesicht geschrieben: „Was für eine niederträchtige Einstellung! Ich wusste schon immer, dass Ihr keinen Funken Ehre besitzt. Ihr seid ein jämmerlicher, verachtenswerte Bastard!“ „Falsch!“, und nun richtet sich Arashitsume zu seiner vollen Größe auf, und seiner Miene fehlt jeglicher Humor, „Ich bin ein Fürst! Der Fürst des Ostclans und mein Wort ist Gesetz!“ Nun kann Yarinuyuki nicht länger an sich halten. Wutschnaubend macht sie ein paar große Schritte vor und durchbohrt den Ostfürsten mit tödlichen Blicken. „Ihr lasst Eure Leute für Euch kämpfen? Ihr habt nicht den Mumm, Euch selbst in Ehre und Würde zu verteidigen? Was für ein Fürst wollt Ihr da sein? Ein Fürst trägt die Verantwortung für sein Volk! Er ist ein Vorbild für seine Leute und geht stets mit gutem Beispiel voran! Ihr verdient es nicht Fürst zu sein, schleimiger Wurm!“ Doch Arashitsume zeigt sich gänzlich unbeeindruckt von diesem Ausbruch: „Es spielt keine Rolle, ob ich es verdiene oder nicht. Tatsache ist, dass ich der Fürst bin und nichts anderes ist von Bedeutung. Meine Leute werden meinen Anweisungen folgen. Und wenn Ihr einen Angriff vom Zaun brecht, werden sie kämpfen. Dann führt kein Weg mehr an einem Krieg vorbei. Aber glaubt mir, es wäre mir lieber, es würde nicht dazu kommen.“ Langsam und kontrolliert atmet Sesshomaru bei diesen Worten ein und aus. Man kann deutlich sehen, dass er sich sehr zusammenreißen muss. Eine zum zerreißen gespannte Stille liegt über dem Platz. Niemand wagt ein Wort zu sagen. Auch nicht die Ostkrieger die ein wenig beklommen, jedoch noch immer entschlossen, ihren Herrn beschützen. Dann schließlich hebt Sesshomaru seinen Blick wieder: „Ihr seid Euch Eurer Sache wirklich sehr sicher. Auch ein Fürst besitzt keine Narrenfreiheit. Ihr müsst Euch Eures Platzes als würdig erweisen, sonst seid Ihr nicht mehr lange Fürst. Hanaki hatte das verstanden und sie tat alles um sich zu bewähren. Während Ihr hier faul, wie eine fette Spinne im Netz, darauf wartet, dass andere für Euch Eure dreckigen, kleinen Geschäfte erledigen, hat sie jeden Tag darum gekämpft, von Ihren Leuten akzeptiert und geachtet zu werden. Wenn jemand den Titel Fürst verdient hätte, dann Sie!“ Für einen Moment nimmt Arashitsumes Gesicht eine purpurne Farbe an und seine Nasenflügel flattern leicht, doch sogleich sammelt er sich wieder. Langsam hebt er das Kinn: „Und doch bin ich der Fürst und sie nur eine niedere, ausgestoßene Streunerin. Ich bin das Oberhaupt des Ostclans und ich befehlige meine Untergebenen, nicht sie!“ „Fragt sich nur, wie lange noch“, Sesshomarus Miene ist düster. Dann strafft auch er sich und taxiert die Ostkrieger vor ihm. Dann richtet er das Wort an sie: „Ich weiß, dass der Osten viele fähige Krieger besitzt. Ich weiß auch, dass viele dieser Krieger Ehre besitzen. Ich weiß, dass ein ehrenvoller Krieger sein Reich und seinen Fürsten bis in den Tod verteidigt. Und ich weiß, dass ein ehrenvoller Krieger einen Befehl nicht in Frage stellt, sondern ihn treu ausführt. „Aber ein Krieger sollte sich immer bewusst machen, wofür er kämpft. Er ist derjenige, der dafür kämpft, dass sein Volk weiterleben kann. Es geht um die Existenz aller die ihm etwas bedeuten. Dafür kämpft er, dafür blutet er, dafür stirbt er sogar! Er tut es, damit sein Volk weiter existiert. Und der Fürst eines Reiches hat die Aufgabe eben das zu gewährleisten. „Doch euer Fürst erfüllt seine Aufgabe nicht! Er opfert seine Krieger willkürlich und sinnlos. Er entscheidet zu seinen eigenen Gunsten und nicht zum Wohl seines Volkes. Er riskiert lieber einen Krieg, bei dem unzählige Kämpfer sterben werden, statt selbst zu kämpfen und seine Ehre zu verteidigen. Das ist eines Fürsten unwürdig und gänzlich verantwortungslos. Darum entsinnt euch, was eure eigentliche Aufgabe ist. Wenn ihr euer Volk vor Schaden bewahren wollt, dann gebt ihr diesen elenden Verräter jetzt preis. Es liegt nun in eurer Hand ein größeres Blutbad zu verhindern. Also besinnt euch auf eure Ehre und eure Aufgabe und lasst euren Fürsten sich selbst verteidigen!“ Kagome hat unwillkürlich die Luft angehalten. Selten zuvor hat der weißhaarige Daiyoukai so viel Würde ausgestrahlt, wie gerade jetzt und in seinen Worten liegt Bedacht und Autorität. Und zum ersten Mal wird ihr bewusst was es ist, das einen Daiyoukai von einem Fürsten unterscheidet. Scheinbar hat diese Ansprache ihre Wirkung auf die Ostkrieger auch nicht ganz verfehlt. Die Youkai werfen sich gegenseitig unsichere Blicke zu, und hier und da bemerkt man geballte Fäuste und betrübte Gesichter. Doch die Soldaten rühren sich nicht vom Fleck und sagen auch kein Wort. Nun legt sich ein befriedigtes Lächeln um Arashitsumes Mundwinkel. „Ihr habt es noch immer nicht verstanden, oder, Sesshomaru? Meine Leute folgen mir aufs Wort und nichts was Ihr von Euch gebt, wird das irgendwie ändern können. Denn ich bin der Fürst des Ostens und all meine Untergebenen sind mir zum Gehorsam verpflichtet.“ „Was seid ihr bloß alle für ein verlauster Haufen von Memmen?“ Alle Augen gehen nun hinüber zu Inu Yasha. Der Hanyou steht unbeholfen und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen Füßen. Zwar entlastet er das eine Bein so sehr, dass er heftig hinken muss und ein Arm hängt schlaff an seiner Seite herunter, doch er steht und in seinem Gesicht spiegelt sich ausgewachsener Ärger. „Habt ihr meinem Bruder nicht zugehört? Dieses miese Frettchen, was ihr Fürst nennt, verdient eine solche Loyalität gar nicht. Ihr seid ihm doch scheißegal! Er hat nicht den kleinsten Funken Respekt vor euch. Ihr seid für ihn doch bloß bessere Werkzeuge. Er hat sich sogar mit einer schwarzen Miko verbündet und von ihr dann eiskalt seine Schwester und ihren Sohn umbringen lassen. Lasst den miesen Dreckskerl endlich die Verantwortung dafür übernehmen. Hab ihr denn überhaupt keinen Stolz? Lasst ihr euch wirklich von diesem Kerl wie Marionetten kontrollieren und verheizen?“ Wieder werfen sich die Ostyoukai zögerliche Blicke zu, doch die meisten senken den Blick und sehen unglücklich aus. „Gebt es auf, Inu Yasha-sama! Es hat keinen Zweck“, diesmal ist es Yaeba der spricht. Er sieht betrübt aus und er schüttelt leicht den Kopf. „Sie werden nicht auf Euch hören. Sie werden ihren Herrn niemals verraten. Sie können es nicht!“ Nun verfinstert sich Arashitsumes Miene: „Unterstehe dich noch ein weiteres Wort zu sagen, Streuner!“ Doch Sesshomaru hebt ruheheischend die Hand: „Er soll weiterreden!“ Nun hat der Anführer der Streuner volle Aufmerksamkeit, wobei jedoch die meisten Ostyoukai seinen Blick meiden. Dann beginnt Yaeba zu erklären: „Das Alles begann vor etwa dreitausend Jahren zur Zeit der drei Brüder. Nachdem die ersten Fürsten ihren großen Kampf beendet hatten, kehrten sie in die Reiche zurück, die sie für sich gewählt hatten. Doch Warugashikomaru, der erste Fürst des Ostens und Ältester unter den Drei Brüdern, fürchtete, dass es irgendwann erneut zu Kämpfen kommen könnte. Er war zwar der klügste unter ihnen, doch er wusste, dass seine beiden Brüder bessere Kämpfer waren. Und er fürchtete zu unterliegen, sollte es erneut zum Ausbruch des Krieges kommen. Also beschloss er sich Kämpfer zu schaffen, die ihn und sein Reich verteidigen würden, koste es was es wolle. Und so schuf er zwei Abkömmlinge von sich.“ Hier schnaubt Inu Yasha verächtlich aus. Er ist inzwischen zu seinen Freunden hinübergehumpelt. „Abkömmlinge?“, murmelt er missmutig, „Das erinnert mich verdammt an Naraku. Da kann ja nichts Gutes bei rauskommen.“ Doch Yaeba redet schon weiter: „Den älteren nannte er Hankou (Widerstand) und die jüngere nannte er Kodomi (schönes Kind). Sie sollten ihn beschützen, das war ihr einziger Zweck. Und da sie Abkömmlinge von ihm waren, aus ihm entstanden, aus seinem Fleisch und Blut geformt, war es ihm möglich einen starken Bann auf sie zu legen. „Sie würden nie in der Lage sein, ihn zu verraten, zu verletzten oder sonst irgendwie zu Schaden kommen zu lassen. Und sie waren gezwungen jeden seiner Befehle ohne Widersprüche zu befolgen. Es war ihnen nicht möglich anders zu handeln und sollten sie es tatsächlich versuchen, nun, die Konsequenzen wären... verheerend. „Der Bann hatte aber auch Auswirkungen auf Warugashikomaru. Von nun an war er in der Lage all ihre Gedanken zu hören und ihnen seine mitzuteilen. Und sollte er jemals sterben, würde es für die beiden der Untergang sein. Sie würden ihn nicht lange überleben können, so eng fesselte der Bann sie an ihn. So war sichergestellt, dass sie es gar nicht erst versuche würden, ihm Schaden zuzufügen. Es bedeutete die totale Kontrolle. „Hankou war der offensive Kämpfer, er wurde Higashi no Ken, Schwert des Ostens, genannt. Kodomi verstand sich eher auf den defensiven Kampf. Man nannte sie Higashi no Tate, Das Schild des Ostens. So taten sie lange Zeit ihre Pflicht. Doch Wagurashikomaru sah in ihnen niemals so etwas wie Kinder. Obwohl sie aus ihm entstanden waren und alles taten, um ihm gefällig zu sein, behandelte er sie nie anders als Diener. Erst als er eine Frau wählte und mit ihr ein Kind zeugte, erklärte er seinen Sohn, den er Inu Kosame nannte, zu seinem offiziellen Erben. „Auch Hankou und Kodomi bekamen Kinder und aus ihnen ging der Ostclan hervor. Doch der Bann blieb auch noch über die Generationen hinweg bestehen. Ihre Nachkommen waren ebenso ihrem Fürsten zum Gehorsam verpflichtet wie ihre Stammeltern und die erzwungene Unterwürfigkeit wird auch unter den Fürsten vererbt. Alle Nachkommen Warugashikomarus tragen dieses Bluterbe und der jeweils amtierende Fürst kann sich somit der vollständigen Loyalität seiner Untertanen sicher sein.“ Hier endet der alte Streuner. Zunächst herrscht Stille. Dann wendet sich Sesshomaru wieder Arashitsume zu. Der Ostfürst lächelt sanft. „Eigentlich ist diese Geschichte nicht für außenstehende Ohren gedacht, aber da Ihr es nun ja wisst, könnt Ihr Euch sicher denken, wie sinnlos es ist, meine Krieger gegen mich aufbringen zu wollen. Ich bin der amtierende Fürst des Ostens. Das Erbe meiner Vorfahren fließt durch meine Adern. Und mein Blut zwingt sie zum Gehorsam. Sie können mir nicht schaden. Sie haben gar keine andere Wahl als zu gehorchen.“ „Ihr scheint das wahrlich zu genießen“, Sesshomarus Stimme hat Grabeskälte, „Wie erbärmlich! Lediglich Euer Blutstatus macht Euch zu etwas Besonderem, ohne das seid Ihr nichts! Eine leere Hülle ohne Wert!“ „Versucht nicht, mich zu provozieren, Sesshomaru“, meint Arashitsume hämisch, „Es hat keinen Zweck. Nichts was ihr sagt, ändert etwas an den Tatsachen. Mag sein, dass Euch das nicht passt, doch diese Angelegenheit betrifft allein den Ostclan und nicht Euch. Seit dem Tod meines Vaters bin ich der Fürst des Ostens und somit besitze ich allein die Macht über mein Volk und ich werde nicht scheuen, davon Gebrauch zu machen, wenn es nötig sein sollte.“ „Aber das war ja schließlich von Anfang an der Plan gewesen, nicht wahr?“ Sämtliche Augen gehen jetzt wieder hinüber zu Yaeba. Der Streuner steht hoch aufgerichtet da und nun liegt unverkennbarer Ärger in seinem Gesicht. Bitterböse starrt er den Ostfürsten an. „Ich diente bereits Eurem Vater, ich kannte Euch schon von klein auf. Ihr wart schon immer begierig darauf, die Macht zu erlangen; Macht die Euch von Rechtswegen niemals zustand!“ Boshaft funkelt Arashitsume ihn an: „Was erlaubst du dir, du elender Hund! Achte gefälligst darauf, in welchem Ton du mit einem Fürsten sprichst!“ Doch Yaeba ist zu sehr in Rage um sich beirren zu lassen: „Eure Mutter gebar Zwillinge und Eure Schwester Hanaki war die Ältere. Ihr stand es zu den Clan zu führen, nicht Euch!“ Nun sieht man wie sich Arashitsumes Gesicht rot verfärbt vor Zorn. Wütend schnaubt er aus: „Es stand ihr nicht zu! Sie war eine Verräterin! Deshalb wurde sie ja auch ausgestoßen. Deshalb beendete sie ihr jämmerliches Leben als wertlose Streunerin!“ Doch Yaeba ballt nur grimmig die Faust: „Ihr wart es doch, der das eingefädelt hat!“, der Streuner brodelt vor unterdrückter Wut, „Ihr wusstet, Ihr würdet niemals an die Macht kommen, solange es Eure Schwester gab. Doch Ihr wart schon damals ein winselnder Feigling und Ihr wusstet, sollte es zum Kampf kommen, wärt Ihr ihr hilflos unterlegen. Also ersannt Ihr einen Weg sie loszuwerden. „Ihr machtet Euch ihre betörende Witterung zu Nutze und überredetet Euren Vater, Inu Taihyouga zu Friedensverhandlungen einzuladen. Dann sorgtet Ihr dafür, dass Hanaki dem Nordfürsten über den Weg lief, damit er ihr verfallen konnte. Und kaum war das geschehen, habt Ihr Eurem Vater eingeredet, welche Vorteile es brächte, Hanaki mit Inu Taihyouga zu verheiraten, wohl wissend, dass Eure Schwester niemals damit einverstanden sein würde. Ihr rechnetet fest damit, dass sie sich weigern würde, was sie auch tat. „Sie lief fort und Euer Vater verstieß sie aus dem Clan, genau wie Ihr es erhofft hattet. Aber Inu Taihyouga gab Eurem Vater die Schuld an Hanakis Verschwinden und forderte zornig Rache für das Verschwinden seiner Braut. Das kam Euch gerade gelegen. Ihr ließt es zu, dass Inu Taihyouga Euren Vater tötete und natürlich habt Ihr davon abgesehen, Vergeltung dafür zu fordern, denn nun wart ja Ihr der Fürst, genau wie Ihr es immer wolltet. Ein langen Moment starrt Arashitsume den Streuner nur an, doch dann zieht ein gehässiges Lächeln auf sein Gesicht: „Erstaunlich wie gut du das alles erkannt hast, Yaeba! So war es in der Tat! Allerdings spielt das überhaupt keine Rolle, denn nichts davon ist auch nur irgendwie ungesetzlich gewesen und abgesehen davon, betrifft auch das nur den Ostclan und hat mit der momentanen Situation nichts zu tun.“ „Es hat sehr viel damit zu tun!“, beharrt Yaeba ungerührt, Denn wäre Hanaki Fürstin des Clans und nicht Ihr, dann wäre nichts von all dem passiert und wir würden diese Unterhaltung gar nicht führen. Sie war nie so besessen von Macht wie Ihr. Sie wusste was sich für einen Fürsten gehört und sie hatte auch eher als Ihr die Fähigkeit dazu!“ Doch jetzt spiegelt sich unverhehlter Zorn auf Arashitsumes Gesicht. Ungehalten platzt es aus ihm heraus: „Hanaki hatte überhaupt kein Interesse daran Fürstin zu werden! Sie wollte gar nicht! Aber sie war die Ältere und somit stand ihr das Recht zu und nicht mir. Was für eine lächerliche Farce! Sie wollte nicht und ich durfte nicht! Als ob ein paar Minuten Abstand einen solchen Unterschied machen würden!“ Wutschnaubend ballt der Ostfürst die Fäuste: „Diese dumme, eigensinnige Hündin! Sie hatte alles was man sich hätte wünschen können. Schon von klein auf hatte sie diesen Duft der Männer völlig um den Verstand brachte. Jeder Mann im Palast war nur darauf aus, ihr gefällig zu sein. Niemand hätte ihr auch nur den kleinsten Wunsch abgeschlagen. Alle lagen ihr zu Füßen. „Und obendrein war sie noch Thronfolgerin. Sie hätte den Herrschaftsbann geerbt sobald sie das Amt angetreten hätte, dann hätte sie die absolute Macht gehabt. Und was blieb mir? Gar nichts!“, bitterböse fletscht Arashitsume die Zähne, „Es war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass dieses elende Weibsbild gleich mit zwei gewaltigen Vorzügen beschenkt war und ich das Nachsehen hatte! Und das, obwohl sie nicht einmal zu schätzen wusste, was sie da besaß. Nein, sie lehnte es sogar ab. Wie unglaublich dumm von ihr! „Immer wieder behauptete sie, dass nicht die Abstammung einen guten Fürsten ausmacht, sondern das was er aus seiner Stelle macht. Was für ein Schwachsinn! Sie hatte leicht reden, sie hatte ja die nötige Abstammung und obendrein noch diesen betörenden, entwaffnenden Geruch. Sie würde niemals herausbekommen ob sie recht hätte, denn das was einen Fürsten nun mal ausmacht ist der Gehorsam den ihm seine Untergebenen entgegenbringen müssen und die Kontrolle die er über sie hat. Und solange sie da war, wäre es immer sie gewesen, die die Macht besessen hätte“, selig lächelnd zuckt Arashitsume jetzt mit den Schultern, „Ich musste sie loswerden!“ „Und das ist Euch ja nun endgültig gelungen!“, frostig blickt Yaeba den Ostfürsten an, „Sie ist tot und damit gibt es keinen Anwärter mehr auf den Herrschertitel“, seine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus, „Ganz so wie Ihr es wolltet, nicht wahr? Nun besitzt Ihr die uneingeschränkte Macht über alle die Euch dienen. Und nun müsst Ihr Euch nicht mehr mit ihrer Behauptung auseinandersetzen, dass zum Fürst sein mehr gehört, als nur Befehle zu geben und sich auf seiner Abstammung auszuruhen.“ „Halt deinen Mund, Köter!“, schnappt Arashitsume erbost, „Dieser Unsinn entbehrt jeglicher Grundlage. Alles was zählt ist das Blut, das durch meine Adern fließt und der Herrschaftsanspruch der damit verbunden ist. Jeder der mir dient, ist mir zum Gehorsam verpflichtet, ob er will oder nicht, und nichts was diese Frau oder sonst jemand behauptet, wird daran etwas ändern!“ Ernst blickt Yaeba den aufgebrachten Daiyoukai an. Doch dann sagt er: „Wenn das tatsächlich stimmt, wie war es dann damals Katsubou, Raiuko, Raihone und mir möglich, Euren Befehl zu missachten und stattdessen mit Hanaki zu gehen? Wo war Eure „absolute Macht“ in diesem Augenblick?“ Gespanntes Schweigen liegt über dem Platz. Kagome hebt erstaunt die Brauen. Stimmt, daran hat sie noch gar nicht gedacht. Was für eine Erklärung der Ostfürst wohl dafür hat? Arashitsume macht ein Gesicht als hätte man ihn getreten. Erst bringt er kein Wort heraus, doch dann ist ein leises, statisches Prickeln auf dem Vorhof zu spüren und die Augen des schlanken Daiyoukai beginnen in tiefem violett zu glühen. Sein Zorn ist ihm deutlich anzusehen. „Das lag nur an ihrem verdammten Geruch!“, schreit er mit gefletschten Zähnen, „Nur am Geruch! Das hatte nichts damit zu tun, dass sie irgendwie besser war als ich! Ihr wart ihr doch bloß hörig, weil ihr Gestank euch die Sinne vernebelt hat, nichts weiter!“ „Redet Euch das nur weiter ein!“, diesmal wird auch Yaeba laut und auch seine Augen beginnen nun purpurn zu funkeln, „Aber ich glaube im Grunde wisst Ihr es ganz genau, dass es nicht so war. Aber Ihr wollt es einfach nicht wahr haben, dass sie eine wahre Fürstin war, die sich um ihre Untergebenen sorgte und sogar bereit war, für sie zu sterben, so wie schon Euer Vater der Inu Taihyougas Zorn abzuwenden versuchte, indem er sich ihm zum Zweikampf stellte, statt feige seine Soldaten vorzuschicken. „Und genau aus diesem Grund folgten wir ihr. Sie hatte sich unseren Respekt verdient, als sie trotz ihrer Verbannung zurückkam und ihren Vater rächte, was eigentlich Eure Aufgabe gewesen wäre. Sie hatte sich in diesem Moment als wahre Fürstin erwiesen und deshalb waren wir in der Lage über den Bann hinwegzugehen und der Fürstin zu folgen, die sich unsere Loyalität verdient hatte! Und im Grunde Eures Herzens wisst Ihr ganz genau was für ein jämmerliches Abbild eines Fürsten Ihr selbst seid, und dass Hanaki mit allem Recht hatte!“ „Unsinn!“, Arashitsumes Stimme wird schrill, „Es lag nur an ihrem Geruch! Sie war kein Stück besser als ich und kein bisschen anders. Sie hat euch doch auch nur dadurch gehalten, dass ihre Witterung unwiderstehlich für euch war und auch wenn diese Ausdünstungen vielleicht noch stärker sein sollten als der Herrschaftsbann, ändert das nichts daran, dass sie euch unfreiwillig und unvermeidbar mit sich zog. Ihr hattet niemals die freie Wahl und ihr werdet sie niemals haben!“ Yaeba ballt die Fäuste: „Ihr seid Euch da so sicher, ja? Warum stellt Ihr diese Behauptung dann nicht auf die Probe? Hanaki ist nicht länger hier. Ihr Geruch ist für alle Zeit verloren. Was sollte mich jetzt noch abhalten, Euch zu gehorchen und zu dienen, wenn Ihr mich wieder in den Clan aufnehmt?“ Missgünstig starrt Arashitsume ihn an: „Du verlangst von mir, dass ich dich wieder in den Clan aufnehme? Nach allem was du getan hast?“ Doch der Streuner erwidert seinen Blick ungerührt: „Was habt Ihr zu verlieren? Gehöre ich wieder zum Clan, unterliege ich auch wieder Eurer Befehlsgewalt. Ihr könntet mit mir tun was Ihr wollt. Ich müsste Euch gehorchen und ein solches Los wäre Euch vermutlich sogar noch lieber für mich, als bloß mein Tod.“ Der Ostfürst bekommt schmale Augen: „Aber ich könnte dich auch töten, wenn ich wollte. Ein Befehl von mir und du würdest es selbst tun. Du würdest sogar deine kleinen Freunde anfallen, wenn ich es befehlen würde. Du hast recht, es wäre verlockend! Aber warum riskierst du das? Warum begibst du dich wieder freiwillig in diese Situation? Ich traue dir nicht. Was steckt dahinter?“ „Und warum zögert Ihr noch?“, gibt Yaeba herausfordernd zurück, „Habt Ihr vielleicht Zweifel, dass ich Eurer Befehlsgewalt unterliegen würde? Dass ich noch immer Eurer Schwester die Treue halte und in der Lage wäre, mich erneut aus diesem Bann zu befreien? Fürchtet Ihr vielleicht, dass Hanaki doch mit ihrer Behauptung recht hat? Zögert Ihr deshalb noch?“ „Sie hat nicht recht! Auf keinen Fall!“, wutschnaubend tritt der Ostfürst einen Schritt auf ihn zu, „Du wirst es noch bitterlich bereuen, dass du wieder zurückkommst! Ich werde mir eine angemessene Strafe für dich ausdenken, und du wirst sie selber vollstrecken! In Ordnung, ich befreie dich hiermit vom Exil und gestatte dir, wieder dem Clan der Inuyoukai des Ostens beizutreten, so wie es vor deiner Verbannung der Fall war!“ Bei diesen Worten geht ein unruhiges Raunen durch die Reihen der Ostyoukai. Sie schauen sehr unbehaglich drein. Mit ungläubiger und besorgter Miene schauen auch Inu Yasha und die anderen zu ihm hinüber. „Was soll der Blödsinn, Yaeba? Bist du verrückt geworden?“, ruft Inu Yasha aufgebracht, „Wenn auch nur die Hälfte von dem ganzen Bann-Gerede stimmt, warum willst du dich dann wieder von diesem Spinner herumkommandieren lassen? Lass das bloß sein! Er wird dich umbringen!“ Doch der alte Streuner blickt den schwer verletzten Hanyou nur ernst an: „Lasst es, Inu Yasha, es ist bereits zu spät. Außerdem, wenn ich es nicht schaffe, Hanakis Andenken zu bewahren, verdiene ich ohnehin den Tod. Ich verdiene ihn bereits seit vielen Jahren und wenn ich hier sterbe, werde ich es nicht bedauern.“ Doch nun tritt Arashitsume mit einem boshaften Lächeln auf Yaeba zu: „Oh, du wirst nicht sterben, jetzt noch nicht. Ich werde in dieser komplizieren Situation doch nicht einen meiner fähigsten Kämpfer töten. Zunächst wirst du mir noch eine Weile nützlich sein und dann wenn du es am wenigsten erwartest, wirst du von mir den Befehl erhalten, dich selbst um dein Ableben zu kümmern. Doch bis dahin, das verspreche ich dir, werde ich dich noch leiden lassen. Solange bis du gelernt hast, dass es nichts mehr gibt, was dich aus meiner Befehlsgewalt lösen kann. Irgendwann wirst auch du einsehen, dass die Abstammung sehr wohl stärker wiegt als die Bewährung. Und wenn es tausend Jahre dauert, glaube mir, irgendwann wirst du es einsehen!“ Mit finsterer Miene steht Yaeba vor dem Fürsten des Ostens: „Das werden wir sehen.“ Scharf starrt Arashitsume den Youkai an: „Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen! Schweig! Ich will kein Wort mehr von dir hören. Du hast mir schon viel zu lange mit deinem Geschwafel die Ohren beleidigt.“ Yaebas Mund klappt augenblicklich zu. Hart beißt er die Zähne aufeinander. Doch Arashitsume fährt schon fort: „Und wie stehst du eigentlich da? Haben die Jahre bei meiner verlotterten Schwester dich etwa vergessen lassen, wie man sich einem Fürsten gegenüber verhält? Auf die Knie!“ Der ehemalige Streuner knirscht mit den Zähnen und funkelt den Ostfürsten bitterböse an. Er zittert am ganzen Körper vor Anstrengung, doch nun bekommt man den Eindruck, dass sich sein Körper ganz von alleine bewegt. Äußerst widerstrebend sinkt er vor dem Ostfürsten auf die Knie hinab. Arashitsume lächelt genüsslich: „Tiefer!“ Yaeba verzieht das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze, doch seine Stirn senkt sich nun auf den Boden hinab. „Noch tiefer!“, Arashitsumes selbstgefälliges Grinsen ist unverkennbar. Der stämmige Krieger liegt nun flach auf der Erde. Kagome krallt ihre Hand unwillkürlich in Inu Yashas Gewand. Der bleiche Hanyou steht schwer atmend neben ihr und beobachtet mit der gleichen Abscheu die Demütigung ihres Kameraden. Er kennt ihn noch nicht sehr lange, aber er ist überzeugt, dass der ehemalige Streuner eine solche Behandlung nicht verdient. Dieser Bann muss in der Tat mächtig sein, wenn selbst Yaeba keine andere Wahl hat, als zu tun, was dieser sadistische Fiesling von ihm verlangt. Innerlich stößt er eine wüste Beschimpfung auf den ersten Fürsten des Ostens aus. Und wieder ist der Ostclan in seiner Wertschätzung gehörig gesunken. Wer außer Naraku würde seinen Abkömmlingen so ein Leben aufbürden? Unwillkürlich geht seine Hand zu der Kette an seinem Hals. Sein Genick schmerzt noch immer stark und er spürt die Striemen wo sich die Kette in seine Haut gegraben hat. Ja, er kennt diese unterwürfige Pose nur zu gut. Doch Kagome benutzt diese Kette nicht, um ihn absichtlich zu demütigen. Sie schießt nur gelegentlich über das Ziel hinaus und manchmal hat er das vermutlich sogar verdient. Heute war diese Kette sogar zum ersten Mal wirklich hilfreich. Doch der Ostfürst macht sich eine wahre Freude aus dem Umstand, dass seine Untergebenen ihm gehorchen müssen. Es macht ihm unverkennbar Spaß die völlige Kontrolle über all seine Diener zu haben. Der Meinung ist auch die Nordfürstin. „Seid Ihr nun stolz auf Euch, Arashitsume?“, in Yarinuyukis Stimme liegt tiefste Verachtung, „Ihr genießt das, nicht wahr?“, sie spuckt verächtlich aus, „Ihr besitzt wirklich keinen Funken Anstand!“ „Was ich mit meinen Untergebenen mache, hat für Euch nicht von Belang zu sein, Yarinuyuki-sama. Ich rede Euch ja auch nicht in Euren Führungsstil hinein“, erwidert Arashitsume kühl, „Ich bedaure, dass diese Disziplinierung nötig war, aber gelegentlich müssen meine Diener daran erinnert werden, wem sie zu gehorchen haben.“ Mit diesen Worten richtet er sich wieder an Yaeba: „Doch nun genug davon. Komm wieder hoch!“ Steif erhebt sich der Krieger. In seinem Blick liegt blanker Hass. Doch Arashitsume ist noch nicht fertig: „Da wir ja noch immer den Hohen Rat zu Ende bringen müssen, wirst du jetzt diesen Hanyou wieder in Gewahrsam nehmen“, er zeigt auf Inu Yasha, „Er hat zugesagt bis zum Ende der Verhandlungen im Quartier seines Bruders zu bleiben und ganz offenbar hat er sein Wort gebrochen. Das heißt, mir steht wieder das Recht zu, ihn erst einmal wegzusperren.“ Ein Ruck geht nun durch Inu Yasha: „Ich dachte wir hätten längst geklärt, dass Sesshomaru nichts mit diesem ganzen Verrat zu tun hat“, ruft er ärgerlich, doch anschließend zieht er scharf die Luft ein vor Schmerzen. „Mag sein, dass er entlastet ist, aber du noch längst nicht, Hanyou. Bevor der Rat nicht beendet ist, wirst du auch nicht aus meinem Gewahrsam entlassen“, und an den ehemaligen Streuner gewandt, „Yaeba, nimm ihn fest! In seinem Zustand sollte das kaum ein Herausforderung darstellen.“ In seinen Gedanken fügte er jedoch hinzu: „Und sollte er auch nur einmal protestieren, brichst du ihm das Genick, klar?“ Wütend fährt Yaebas Blick zu seinem Fürsten herum. Arashitsume lächelt seelenruhig. Der kräftige Ostyoukai macht widerstrebend einen Schritt auf Inu Yasha zu. Doch nun tritt Sesshomaru erhobenen Hauptes zwischen Yaeba und seinen Bruder: „Ihr werdet ihn nicht anrühren, verstanden?“, zornig funkelt er Arashitsume an. Doch dieser lässt sich nicht beirren: „Ihr wisst, dass mir dieses Recht als Herr dieses Reiches zusteht. Entehrt den Rat mit Eurem Protest nicht noch mehr! Es genügt schon, dass Ihr mein Tor erneut zerstört habt!“, und an Yaeba gewandt, „Worauf wartest du? Nimm ihn fest!“ Mit steifen Bewegungen macht Yaeba einen weiteren Schritt vor, doch dann ballt er krampfhaft die Fäuste und senkt den Kopf. Wie festgemauert bleibt er nun stehen: „Nein!“, quetscht er unter zusammengepressten Kiefern hervor. Arashitsumes Auge wird schmal: „Hast du etwas gesagt?“ Nun dreht Yaeba sich langsam um: „Ich sagte... ich werde... ihn nicht... festnehmen!“ Man merkt, dass er sich jedes Wort praktisch abringen muss. Sein Auge funkelt wild entschlossen und durchbohren Arashitsume mit einem tödlichen Blick. Nun weiten sich Arashitsumes Augen entgeistert und seine Kinnlade fällt ein wenig herab. Doch sogleich hat er sich wieder in der Gewalt und sein Gesicht verzieht sich zu einer wütenden Grimasse. „Du wirst sofort gehorchen! Oder muss ich dich daran erinnern was anderenfalls mit dir passiert?“ Augenblicklich schnappt Yaeba schwer nach Luft. Sein Auge leuchten hell purpurn auf, doch diesmal ist es nicht Wut, die es auslöst. Der Youkai hat fest die Zähne zusammengebissen und krümmt sich unter Schmerzen zusammen, die Arme um den Körper geschlungen. Schweiß steht ihm auf der Stirn und er ist kalkweiß geworden, doch unter größter Anstrengung hält er sich noch aufrecht. Wie gebannt beobachten die Umstehenden das Geschehen. Viele der Ostyoukai wenden den Blick ab, sie wissen aus eigener Erfahrung was weiter geschehen wird. Doch einige von ihnen, besonders die etwas jüngeren, können ihre Augen nicht von den Qualen des ehemaligen Streuners wenden. „Warum unternimmt denn niemand etwas!“, wispert Kagome verzweifelt, „Warum geschieht das alles?“ Das junge Mädchen ist mit den Nerven fertig. Hilfesuchend klammert sie sich unbewusst immer fester an das Gewand ihres Freundes. Inu Yasha verzieht grimmig das Gesicht. Yaeba versucht ihn zu schützen, deshalb muss er das erdulden, das gefällt ihm gar nicht. Aber ganz sicher gefällt es ihm auch nicht, wieder in das Gefängnis des Ostpalastes eingesperrt zu werden. Doch er wäre bereit es zuzulassen, wenn der miese Ostfürst dafür ein Einsehen hätte. Es sieht allerdings nicht danach aus. Yaeba ist letztendlich doch wieder auf die Knie gesunken. Er kann nicht einmal mehr Luft holen, so sehr schmerzt sein Körper. Über ihm steht Arashitsume und blickt genüsslich auf ihn hinab. „Reicht dir das noch immer nicht? Widersetzt du dich noch immer? Du weißt doch genau was als Nächstes kommt. Solltest du nicht am besten wissen, dass das keinen Zweck hat, oder reicht dir etwa ein Auge noch nicht?“ Irritiert blicken sich nun Inu Yashas Freunde an. „Sagte er nicht, er hätte das Auge beim Kampf gegen die Nordyoukais verloren?“, fragt Shippo verwirrt. „Ja, das sagte er“, bestätigt Sango, „Aber inzwischen gab es so viele Überraschungen, da wundert mich das auch nicht mehr.“ Doch Arashitsume fährt bereits fort: „Ah, verstehe!“, er nickt wissend, „Du hast es also für dich behalten. Dass der Kampf mit den Nordyoukai dich ein Auge gekostet hat, kam dir nur gelegen. So musstest du keine Ausreden mehr erfinden. Du hast Hanaki nie erzählt, was dich und die anderen ihre Freiheit gekostet hat, oder?“ Bis eben hat sich Yaeba noch verkrampft am Boden gekrümmt, doch nun lösen sich seine Gliedmaßen und erschlafft liegt er am Boden. Sein Atem geht flach und sein Blick ruckt ziellos hin und her. Nun lässt sich Arashitsume galant neben ihm nieder. „Gib schon auf, Yaeba“, sagt er sanft, „Du wirst nicht gewinnen. Und du bist mir momentan noch zu nützlich, um geistiges Gemüse zu werden. Du weißt doch was geschehen wird. Sicher erinnerst du dich daran. Zuerst versagen sämtliche deiner Gliedmaßen ihren Dienst und du hast keine Kraft mehr. Und dann wirst du allmählich einen Sinn nach dem anderen verlieren. Nicht mehr lange und du kannst gar nicht mehr sehen. Erstaunlich wie du und die anderen trotzdem all die Jahre mit einem blinden Auge habt überleben können. Und dann kommt das Hören, das Riechen, das Schmecken und zum Schluss wirst du nicht einmal mehr fühlen können. Du wirst eingesperrt sein in deinem eigenen Körper ohne Kontakt zu deiner Umgebung und ohne Aussicht auf Besserung. Alleine mit deinen Gedanken, dem schleichenden Wahnsinn ausgeliefert. Ich kann mir nicht denken, dass du das wirklich willst. Und dieses Mal ist Hanaki nicht hier um dich mit ihrem verdammten Geruch aus deinem Bann zu zerren. Du bist allein. Also sei vernünftig und gib auf!“ Doch der gequälte Youkai gibt keinen Ton von sich. Noch immer ruckt sein Blick wild umher und ein seltsames Leuchten scheint über seinem rechten Auge. Arashitsumes Miene wird hart und er erhebt sich: „Siehst du, es fängt bereits an. Das alles könnte sofort vorbei sein, wenn du dich einfach nur wieder fügen würdest.“ Aber Yaeba liegt noch immer da und rührt sich nicht. Das Leuchten wird stärker. Arashitsumes Blick wird unruhig: „Hör schon auf! Hör auf, sage ich!“ Doch der Youkai reagiert nicht. „Ich hab gesagt, du sollst es sein lassen! Es wird dir nichts nützen", nun wird der Daiyoukai doch zunehmend beunruhigt. „Sie kann dir nicht helfen!“ Das hat sie nie!“ Doch jetzt kommt langsam wieder Bewegung in den gepeinigten Youkai und sein wirr umherirrendes Auge beginnt jetzt in einem hell glühenden Purpur zu glühen und dann zu gleißen. Der Ostfürst macht unwillkürlich einen Schritt zurück. „Nein!“, murmelt er fassungslos, „Das kann gar nicht sein! Das ist völlig unmöglich!“ Das grelle Licht steigert sich nun immer mehr und dann auf einmal hebt Yaeba die Hand und stemmt sie fest auf den Boden. Die andere Hand folgt und dann urplötzlich mit einem Aufblitzen erlöscht das Leuchten. Alle halten gespannt den Atem an. Auch Arashitsume starrt auf den Youkai vor ihm. Er macht dabei ein Gesicht als wäre das, was sich da vor seinen Augen abspielt, ein Ding der Unmöglichkeit. Und das ist es im Grunde auch, denn jetzt hebt Yaeba langsam den Kopf, sammelt wieder Kraft in seinen Gliedmaßen und richtet sich nun zu seiner vollen Größe auf. Unverwandt hat er den Blick auf Arashitsume gerichtet doch er wirkt nicht länger wütend sondern nur noch sehr ernst. „Starr mich nicht so unverschämt an!“, Arashitsumes Stimme überschlägt sich fast und er weicht noch ein Stück zurück, doch Yaeba zeigt sich von der Anweisung gänzlich unbeeindruckt. „Um Eures Stolzes willen, solltet Ihr mir besser keine Befehle mehr geben, Arashitsume-sama“, sagt er ruhig, „denn ich werde Euch niemals wieder gehorchen.“ Ein wenig irritiert blickt er auf seine noch immer leicht zitternden Finger, dann schaut er wieder hoch zu Arashitsume. „Ja, womöglich könnt Ihr noch immer meine Gedanken vernehmen“, beantwortet er die unausgesprochene Frage des Fürsten, „Doch Ihr könnt mir nicht länger Befehle erteilen und wie es aussieht, habe ich diesmal sogar mein Augenlicht behalten.“ Arashitsume fletscht die Zähne und wirft ihm einen hasserfüllten Blick zu, doch er bringt kein Wort heraus. Nun richtet sich Yaeba zu seiner vollen Größe auf: „Seht Ihr es nun ein? Eure Abstammung nützt Euch gar nichts, wenn ich mit ganzem Herzen meiner Herrin Hanaki folgen will. Nur ihr werde ich treu sein, sogar über den Tod hinaus und niemandem sonst werde ich dienen und seine Ehre verteidigen als nur meinem Chutaisho Hanaki!“ Ein finsteres Knurren kommt aus Arashitsumes Kehle und für eine ganze Weile ist das das einzige Geräusch, dass von ihm kommt. Doch dann atmet er einmal vernehmlich durch, hebt er den Kopf und macht ein paar entschlossene Schritte auf Yaeba zu: „Du glaubst jetzt vermutlich, du hättest gewonnen. Du denkst ich würde mich geschlagen geben und in Selbstmitleid versinken, was? Aber da täuschst du dich!“, bitterböse starrt er den Youkai an. „Ich weiß, dass du sie geliebt hast. Ich weiß, dass du alles für sie tun würdest. Und wie es aussieht, hat dir dieser Umstand vermutlich sogar die Willensstärke gegeben den...“, er stockt kurz, „den Herrschaftsbann abzuschütteln. Erneut...!“, hier holt er noch einmal tief Luft um sich wieder zu sammeln und fährt dann fort, „Aber was hat es dir gebracht? Du bist frei. Na und? Ich brauche dich gar nicht. Ich habe noch genügend andere Diener und sie werden meinen Anweisungen trotzdem gehorchen. Glaubst du vielleicht, sie hätten deine Willensstärke? Hattest du wirklich beabsichtigt, sie durch dein Beispiel anzuspornen, mir untreu zu werden? „Sieh sie dir an!“, er macht eine Geste in die Runde, „Sie haben genau gesehen, was du erleiden musstest und sie haben Angst! Sie werden nicht den Versuch wagen, deinem Beispiel zu folgen. Und sollten sie es doch versuchen, glaubst du wirklich auch nur eine Handvoll von ihnen hätte Erfolg? Nein!“, er schüttelt demonstrativ den Kopf, „Sie alle gehören mir! Sie werden niemals schaffen, was du geschafft hast. Sie sind auf ewig an mich gebunden. Ich bin ihr Fürst und sie mein Volk und sie werden mir gehorchen solange sie leben!“ Yaeba hat die Worte des Ostfürsten genau verfolgt. Zunächst sagt er nichts, doch dann hebt er den Kopf: „Das weiß ich. Sie alle sind Euch schutzlos ausgeliefert und heute habe ich beschlossen, dass ich das nicht mehr länger hinnehmen werde!“ Arashitsumes Kopf ruckt herum: „Was soll das heißen? Was willst du schon dagegen tun?“ Doch nun atmet Yaeba noch einmal tief durch und als er dann spricht, ist seine Stimme klar und autoritär. „Ich habe unzählige Jahre meinem Clan treu gedient. Ich habe gekämpft, geblutet und getötet für ihn. Ich war meinem Fürsten stets gehorsam und selbst wenn ich nicht immer mit allem einverstanden war, was mir aufgetragen wurde, so hab ich es dennoch ohne Murren getan, denn bisher wussten die Fürsten dieses Reiches stets was sie taten und hielten sich an die Gesetze. Es gab niemals seinen Grund gegen den Herrschaftsbann aufzubegehren. Bis heute! „Ich sehe unser Volk und es schmerzt mich zu sehen, dass der amtierende Fürst seinen aufopfernden Dienst in keinster Weise zu würdigen weiß. Mehr noch, er nutzt die Hilflosigkeit seines Volkes schamlos zu seinem Vorteil aus und richtet mit seinem fehlgeleiteten Größenwahn unser Volk zugrunde. Das werde ich nicht länger dulden!“ Arashitsume hebt skeptisch eine Braue: „Ich fragte bereits was du dagegen tun willst.“ Nun richtet sich der kräftige Youkai zu seiner vollen Größe auf und blickt Arashitsume unverwandt an: „Man kennt mich als Yaeba. Mein wahrer Name ist Yaomonzurushi, Meine Mutter gab mir den Namen 'Allen Achtung entgegenbringender Zahn' um deutlich zu machen, dass nicht der Fürst eines Clanes das Volk ausmacht, sondern alle die dazugehören. Ein Fürst ohne ein Volk ist kein Fürst sondern nur ein Mann. Deshalb müssen alle Mitglieder eines Volkes mit Respekt behandelt werden. Nur so kann es funktionieren. Heute bekenne ich mich zu meinem Geburtsnamen und werde ihm Ehre erweisen.“ Er zeigt auf Arashitsume: „Dieser Fürst führt sein Volk schlecht, deshalb fordere ich, Yaomonzurushi, ältester Sohn von Kodomi, Abkömmling von Warugashikomaru, dem ersten Fürsten des Ostens, heute die Herrschaft des Ostclans von Euch Arashitsume, Sohn des Inu Taiarashi!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)