Die Blutfehde der Youkaifürsten von Weissquell ================================================================================ Kapitel 31: Keine Wahl! ----------------------- „Also, woher weiß er es nun?“, fragt Sango ungeduldig. Doch die beiden Streuner schweigen sich noch immer aus. Schließlich meint Yaeba: „Selbst wenn Sesshomaru nicht empfänglich für diese Witterung sein sollte, ist sie ihm bestimmt aufgefallen. Er hat genug Erfahrung, um sich denken zu können, was dieser Geruch bedeutet.“ „Ihr meint, er hat es geraten?“, fragt Sango ungläubig, „Das halte ich für unwahrscheinlich! Ihr verheimlicht uns doch etwas!“ Ernst schaut der Streuner sie an: „Alles was ihr wissen müsst, habt ihr erfahren!“ Sango verschränkt die Arme: „Etwa so wie die Tatsache, dass Tenmaru der Sohn eurer Anführerin, der Schwester des Ostfürsten, ist?“ Ruckartig reißt Yaeba die Augen auf, dann fliegt sein Blick wütend zu Tenmaru hinüber. „Es tut mir leid, Yaeba!“, duckt sich Tenmaru schuldbewusst, „Sie haben es von alleine herausgefunden!“ Tief atmet der alte Streuner durch. „Jetzt ist es nicht mehr zu ändern!“, und an die anderen gewandt, „Ich hoffe, euch ist klar, was das bedeutet! Wenn der Rat davon erfährt, dass unsere Anführerin einen Sohn hatte, wird man fordern, dass er seinen Platz als ihr Nachfolger einnimmt. Für den Augenblick, kann ich noch, als ihr erster Befehlshaber, diese Rolle übernehmen, doch wenn heraus kommt, wer Tenmaru ist, wird ihn nichts mehr vor Yarinuyuki retten können. Sie ist ohnehin schon scharf auf ihn, und dieser Umstand würde ihr nur in die Hände spielen!“ „Wir haben verstanden!“, sagt Kagome ernst, „Von uns wird es niemand erfahren!“ Nachdenklich betrachtet Yaeba die kleine Gruppe Menschen vor ihm. Dann schaut er wieder zu Tenmaru hinüber und dann wieder zurück zu dem Mädchen. „Du bist ein seltsamer Mensch!“, sagt er zu Kagome, „Aber ich kann verstehen, warum Tenmaru euch vertraut. Vielleicht wird doch noch alles gut.“ Er erhebt sich. „Ich werde einmal nach Raiuko sehen. Er weiß noch nichts vom Stand der Dinge. Ob sich Sesshomaru nun für oder gegen einen Krieg entscheiden sollte, ich will, dass wir vorbereitet sind!“ Damit erhebt er sich. „Warte, ich komme mit dir!“, ruft Tenmaru. „Nein! Bleib besser hier!“, meint Yaeba, „Es ist wahrscheinlich keine gute Idee, wenn du hier so durch die Flure springst.“ Tenmarus Mundwinkel sinken. Mit diesen Worten verlässt der Streuner das Zimmer und schließt die Tür hinter sich. „Du hängst ganz schön an ihm!“, stellt Shippo fest. Tenmaru seufzt. „Ich kenne es einfach nicht anders. Er war da, seit ich mich zurückerinnern kann. Wenn er nicht da ist... komme ich mir manchmal ein wenig hilflos vor. Manchmal kommt es mir so vor, als wäre er...“ „Dein Vater?“, fragt Shippo ungeniert. Im selben Moment zuckt Tenmaru heftig zusammen und starrt den kleinen Fuchs fassungslos an. „Nein, nein!“, meint er sofort, „Das ist... das kann gar nicht sein! Ich meine...“, hilflos blickt er in die Runde, „So ist das nicht!“ „Das muss dir doch nicht peinlich sein!“, meint Kagome sanft. Sie möchte dem Streuner gerne beruhigen. „Da ist doch nichts Schlimmes dabei!“ Doch Tenmaru schüttelt nur unbeirrt den Kopf: „Du verstehst nicht! Das ist... das wäre ja...!“ Irgendwie fehlen ihm die Worte. Noch einmal setzt er an: „Meine Mutter hätte das niemals getan!“ „Warum das?“, fragt Kagome. Endlich zeichnet sich ein wenig Licht am Horizont von Tenmarus Vergangenheit ab und nun ist sie nicht mehr bereit, ihn vom Haken zu lassen. Der junge Streuner blickt etwas beklommen drein. „Meine Mutter war unsere Anführerin! Sie musste ausgestoßenen Youkais aus allen drei Reichen unter sich vereinen. Wenn sie nicht alle völlig gleich behandelt hätte, hätte sie den Respekt der anderen verloren. Hätte sie mit... mit...“, er schafft es nicht, es auszusprechen, „Es hätte bedeutet, dass sie ihn bevorzugt hätte. Außerdem“, und nun senkt sich sein Pony noch mehr über sein Gesicht, „sagt man, dass...“, seine Stimme wird immer leiser, „Youkaikinder, die aus... Liebe gezeugt werden... nichts taugen!“ Er verstummt. „Das glaubst du doch nicht wirklich?“, meint Kagome empört, „Wer erzählt den so einen Unsinn?“ „Also gehört habe ich das auch schon“, meldet sich nun Sango zu Wort, „Ob das allerdings nur Aberglaube ist oder tatsächlich auf irgendwelchen Tatsachen beruht, kann ich nicht sagen.“ „Na toll!“, meint Kagome verstimmt, „Lass das bloß nicht Inu Yasha hören, sonst macht er wieder einen tierischen Aufstand!“ „Es tut mir leid!“, sagt Tenmaru und mit einer raschen Bewegung kommt er auf die Füße, „Ich muss an die frische Luft!“ Mit diesen Worten verlässt er den Raum und lässt eine kleine, verdutzt guckende Menschengruppe hinter sich. „Der hat es ja eilig!“, meint Shippo. „Weil du deine Klappe nicht halten kannst!“, meint Sango ärgerlich. „Wahrscheinlich weiß er es und will es nur nicht wahrhaben“, vermutet Miroku. „Der arme Kerl!“, meint Kagome, „Irgendwie kann er einem leid tun. Wenn er diesen Mythos glaubt, dann ist es verständlich, warum er sich einredet, dass es nicht so ist.“ „Wer weiß, ob es ein Mythos ist“, gibt Sango zu bedenken, „Immerhin haben wir in unserem Dorf auch schon davon gehört.“ „Ach, das glaube ich einfach nicht!“, behauptet Kagome fest, „Er ist ein anständiger Kerl! Vielleicht etwas schüchtern, aber ziemlich stark. Da kann mir keiner sagen, er würde nichts taugen!“ „Vielleicht beurteilen Youkais das etwas anders“, stellt Miroku die Vermutung an, „Was meinst du, Shippo?“ „Ich?“, fragt der kleine Fuchs überrumpelt. „Ja, du bist doch auch ein Youkai“, meint Sango, „Ist da etwas dran an der Behauptung?“ Shippo kratzt sich am Kopf: „Weiß nicht, ich hab davon noch nichts gehört. Mein Papa und meine Mama haben zwar nicht zusammen gewohnt, aber ich glaube schon, dass sie sich lieb hatten und mich stört das nicht! Könnte mir höchstens vorstellen, dass bei den Hunden die Ehen abgesprochen werden, damit viele, starke Kinder dabei rauskommen. Wahrscheinlich werden die richtig gezüchtet! Wenn sich dann einer verguckt, heißt das vielleicht, dass er nicht den richtigen Partner abgekriegt hat!“ Groß schauen sie den kleinen Kitsune an. „Shippo, das ist gar keine so dumme Idee!“, stellt Miroku fest, „Tenmarus Mutter war schließlich ein Daiyoukai. Wahrscheinlich wäre es eine Schande für sie, einen Partner unter ihrem Stand zu haben, selbst als Ausgestoßene.“ „Kein Wunder, dass Tenmaru es nicht wahrhaben will“, nickt Sango, „So wie er seine Mutter gegen die Beschimpfungen dieses Ostyoukais verteidigt hat, scheint er nichts auf sie kommen lassen zu wollen.“ In Gedanken versunken blickt Kagome zu Boden. „Glaubt ihr, dass Tenmarus Mutter auch so eine betörende Ausstrahlung hatte wie ihr Sohn?“ Verdutzt schauen die anderen sie an. „Das könnte gut sein!“, meint Miroku. Nun blickt Kagome auf: „Vielleicht, möchte Tenmaru nur nicht glauben, dass er das Produkt dieser Lockstoffe ist, die er selbst nicht unter Kontrolle hat.“ Mit trüber Miene schlendert Tenmaru durch die Gänge des Palastes. Er fühlt sich müde. Wann hat das alles endlich ein Ende? „Ach, Tenmaru!“, hört er auf einmal eine piepsende Stimme vor sich auf dem Boden, „Was machst du denn hier auf dem Flur? Ich hoffe du bist nicht auf Ärger aus, jetzt wo Inu Yasha-sama für euch gebürgt hat!“ „Myoga, richtig?“, meint der Streuner verdutzt, „Wo kommst du denn her?“ Der kleine Flohdämon stemmt eines seiner Armpaare in die Seiten. „Direkt von Inu Yasha-sama!“, erklärt er, „Aber er hat mich weggeschickt!“ Ein wenig bekümmert guckt der kleine Floh drein. „Ich soll Kagome ausrichten, dass sie sich keine Sorgen machen braucht! Unter uns gesagt, ich glaube Inu Yasha-sama befürchtet, dass sie ihn wieder besuchen kommt. Er möchte wohl nicht, dass sie Sesshomaru-sama über den Weg läuft. Er hat gerade keine gute Laune und Inu Yasha-sama ist wohl der Meinung, dass Sesshomaru-sama wieder versuchen könnte, ihre Miko-Kräfte für seine Zwecke einzusetzen.“ „Miko-Kräfte?“, fragt Tenmaru verwundert, „Sie ist eine Miko?“ „Ja! Ähm... nein!“, der kleine Floh beginnt etwas zu schwitzen, „Also das ist nicht so einfach zu erklären! Jedenfalls verfügt sie über ein paar außergewöhnliche Kräfte und Sesshomaru-sama weiß wohl davon. Aber ich rede schon wieder zu viel! Wäre besser, wenn Arashitsume-sama nichts davon erfährt, hörst du?“ „Eine Miko also!“, Tenmaru scheint in Gedanken versunken zu sein, „Deshalb fühle ich mich wahrscheinlich so unwohl in ihrer Gegenwart.“ „Hast du mir zugehört?“, hüpft der kleine Floh aufgeregt auf und ab. „Ja, ja!“, meint Tenmaru beiläufig, „Von mir erfährt es niemand! Das wäre... unhöflich!“ Er schmunzelt ein wenig in sich hinein. „Nun gut, also ich werd dann mal weiterhüpfen“, meint Myoga, „Ach, ja, du gestattest sicher!“ Mit diesem Wort hüpft er dem Streuner auf die Schulter und piekt seinen Saugrüssel in die Haut seines Halses ehe Tenmaru auch nur irgendwas sagen kann. Wie erstarrt ist Tenmaru zusammengefahren. Die Sekunden verstreichen und dann löst sich der kleine Floh von ihm. Offene Verwirrung steht dem alten Youkai ins Gesicht geschrieben und er trippelt ein paar Schritte auf Tenmarus Schulter zurück. Nun schaut er dem Streuner mit großen, fassungslosen Augen ins Gesicht. Für einen kurzen Moment bleibt Tenmaru das Herz stehen und ohne, dass er es verhindern kann, beginnt er am ganzen Körper zu zittern. Er weiß es! Ungläubig schaut Myoga zu dem jungen Streuner auf und die Kinnlade fällt ihm runter. „Unmöglich! Ihr...“, doch weiter kommt er nicht. Ein heftiger Schlag von Tenmarus Hand schickt ihn unsanft zu Boden. Völlig panisch, als würde er sich vor einer Spinne ekeln, beginnt der Streuner mit dem Fußballen auf dem kleinen Floh herumzutrampeln. Erst nach einer ganzen Weile lässt er von dem Flohdämon ab und sein Atem geht heftig und stoßweise. Verdammt! Verdammt, verdammt! Das hätte nicht passieren dürfen! Und nun wird ihm auch klar, was er getan hat. Mist verdammter! Rasch kniet er sich zu der winzigen, zerquetschten Gestalt hinunter. Sein Herz schlägt bis zum Hals. Vorsichtig kratzt er das kleine Geschöpf vom Boden auf und schließt die Hand darum. Suchend blickt er sich um. Dort drüben ist der Ausgang zum Kampfplatz. Er öffnet die Tür. Wachsam sieht er sich um, doch hier scheint niemand zu sein. Allmählich beginnt auch die Sonne zu sinken und das Licht lässt langsam nach. Nach nochmaligem Umsehen wagt er es und huscht hinaus ins Freie. So schnell ihn seine Füße tragen, folgt er einem der Steinpfade hinauf in eine der Grünanlagen des Palastes. Nachdem die Gebäude aus seinem Blickfeld verschwunden sind, blickt er sich suchend um. Schließlich sieht er einen kleinen Fluss der sich seinen Weg durch die Felsen bahnt. Noch einmal schaut er sich wachsam um und dann schnippt er den zerquetschten Floh ins Wasser. Nun erst atmet er durch. Der wird ihm nicht mehr gefährlich werden! Noch immer ziemlich aufgewühlt tritt er den Rückweg an. Doch kaum hat er ein paar Schritte gemacht, da stellen sich seine Nackenhaare auf und er erstarrt. „Was für ein Zufall!“, der Klang der körperlosen Stimme hallt zwischen den Bäumen hindurch. Zunächst rührt Tenmaru keinen Muskel, doch dann sinkt er auf die Knie und lässt den Kopf hängen. Seine Kiefer sind fest aufeinander gepresst. „Tenmaru!“, hört er die verhasste Stimme nun auf sich zukommen, „Ich bin etwas überrascht, dich hier zu treffen, doch es soll mir recht sein! Es spart Zeit!“ Arashitsume tritt zwischen den Bäumen hervor. Diesmal lächelt er nicht. Ernst blickt er auf den jungen Streuner herunter. „Was wollt Ihr von mir, edler Fürst?“, quetscht Tenmaru hervor. Ohne Umschweife kommt Arashitsume zum Punkt: „Hast du dir mein Angebot überlegt?“ Nun blickt Tenmaru auf: „Das habe ich!“ Arashitsume hebt die Brauen. „Nun, was ist? Wie lautet deine Entscheidung?“ Fest schaut Tenmaru ihn an. „Tut mir leid, edler Fürst, doch mein Schwur bindet mich noch, ich muss Euer Angebot ablehnen!“ Eine Weile steht der Ostfürst nur schweigend da, doch dann sagt er: „Ich habe es im Guten versucht. Ich habe dir wirklich viel Zeit gelassen und jede Menge Gelegenheiten. Ich hatte wirklich viel Geduld mit dir und das ist nun der Dank?“ Seine Augen bekommen nun einen gefährlichen Purpurschimmer und sein typisches Lächeln ist einer todernsten Miene gewichen. „Du undankbarer, kleiner Bastard! Dir ist wohl noch nicht so ganz deine Situation klar. Nach der kleinen Aktion vorhin, wird Yarinuyuki dich nicht mehr weglassen. Der Hanyou kann dich nicht mehr lange beschützen und Sesshomaru wird es ganz bestimmt nicht tun!“ Nun packt Tenmaru die Wut. „Das hattet Ihr doch so geplant!“, schreit er, „Ihr habt es doch eingefädelt, dass ich dort hin musste!“ „Selbstverständlich!“, sagt Arashitsumes ungerührt, „Glaubst du, ich überlasse das dem Zufall? Ich habe zu lange daran gearbeitet, dich in die Hände zu bekommen, als dass ich dich jetzt noch entwischen lasse. „Ich werde es dir erklären! Ich war der Meinung, dass es leichter für dich wäre, wenn du das Gefühl hättest, die Wahl zu haben. Daran kannst du sehen, wie sehr ich um dein Wohl besorgt war. Doch jetzt ist Schluss damit! Der Spaß ist jetzt vorbei! Du wirst gefälligst tun, was ich dir sage! Für dich gibt es keine Entscheidung und ich glaube, das weißt du auch!“ Zerknirscht blickt Tenmaru zu Boden. Der Ostfürst tritt etwas näher: „Du bist von unschätzbarem Wert für mich! Deine Fähigkeit, die Nordfürstin zu manipulieren, kommt mir nur gelegen und sobald ich dich adoptiert habe, werden wir die Heiratsbedingungen aushandeln“, genüsslich lächelt er auf den bebenden Streuner hinab, „Ich glaube zwar nicht, dass du viel Spaß daran haben wirst, aber das ist ein Opfer, dass ich bereit bin zu bringen!“ „Ich hasse Euch!“, eisig kommen die Worte von Tenmarus Lippen, „Jetzt weiß ich, wie sich meine Mutter damals gefühlt hat als ihr Vater sie verschachert hat!“, wütend blickt er dem Fürst des Ostens direkt ins Gesicht, „Ihr seid keine Spur besser als er! Nein, eigentlich seid Ihr noch viel schlimmer, denn Ihr habt nicht das Geringste daraus gelernt!“ „Was hast du da gerade gesagt?“, kommt die gefährlich unbekümmerte Frage von Arashitsume, „Sag das doch noch mal! Hast du mich gerade angeschrien? Kann das sein?“ Tiefste Verachtung steht nun im Gesicht des Ostfürsten und plötzlich bricht es aus ihm heraus: „Du beleidigst mich? Mich? Du wagst es tatsächlich, mich zu belehren?“, mit diesen Worten tritt er dem jungen Streuner einmal mit aller Kraft ins Gesicht, sodass er sich nach hinten überschlägt und sich ächzend die Nase hält. „Dreckiges, wertloses Gezücht! Ich bin im Grunde noch viel zu gut zu dir! Wo wärst du denn ohne mich? Doch bei dieser miesen, kleinen Schlampe! Und was würdest du da machen? Durch die Gegend rennen, in Höhlen hausen, dich von Abfall ernähren? Verachtet, gehasst, gejagt wo immer ihr hinkommt! Keinen Anspruch auf Rang und Würde. Ich habe dich gerettet, weißt du das eigentlich? Ich biete dir hier eine einmalige Chance und du lehnst ab?“ Wutschnaubend steht Arashitsume über dem Streuner: „Du zögerst nur das Unausweichliche heraus! Der Hanyou wird bald hingerichtet und mit ihm euer gesamtes Pack! Yarinuyuki hat ihre Entscheidung längst getroffen und wenn sich Sesshomaru doch noch querstellt, muss er die Konsequenzen tragen!“ „Was meint Ihr damit?“, Tenmaru hat sich wieder aufgerappelt und hält sich die blutende Nase. Einen kurzen Moment hält Arashitsume inne, dann sagt er gefährlich: „Was kümmert dich das? Mach dir lieber Sorgen um dich selbst! Wenn es zum Krieg kommt, hat Sesshomaru die versammelten Krieger zweier Reiche gegen sich. Welche Chancen rechnest du dir aus, dann noch unter seinem Deckmäntelchen Schutz zu suchen?“ Nun kommt Tenmaru langsam wieder auf die Füße. Ein tödlicher Blick fixiert Arashitsume: „Das war es nicht was Ihr gemeint habt!“ Der Fürst des Ostens weicht seinem Blick nicht aus: „Ich sag es dir noch mal: Du hast im Augenblick völlig andere Sorgen! Wenn du auf deinem aberwitzigen, engstirnigen und sturen Standpunkt beharrst und dich nicht freiwillig fügst, zwingst du mich zu Mitteln, die ich in deinem Interesse lieber vermeiden würde!“ Tenmaru zuckt ein wenig zusammen und die Entschlossenheit in seinem Gesicht nimmt ab. Boshaft behält ihn Arashitsume im Auge: „Ich sehe, wir verstehen uns also! Sicher möchtest du nicht, dass ich ein kleines Pläuschchen mit Sesshomaru halte! Du siehst also, du hast keine Wahl!“ Grimmig beißt Tenmaru die Zähne aufeinander und ballt die Hand so sehr zur Faust, dass das Blut hervortritt. „Ihr seid verachtenswürdig!“, quetscht er hasserfüllt hervor, „Seid ihr wirklich so scharf auf meinen Fluch, dass ihr so weit gehen würdet?“ „Um zu kriegen was ich will, würde ich noch viel weiter gehen!“, sagt Arashitsume kalt. Tenmaru speit etwas blutige Spucke aus. Der Blick, den er Arashitsume zuwirft, könnte Granit spalten. Eine ganze Weile scheint er mit sich zu ringen. Schließlich senkt er resigniert den Blick. „Also gut!“, quetscht er hervor, „Ihr habt gewonnen! Ich werde Euer kleines Werkzeug! Doch dafür sorgt Ihr dafür, dass Inu Yasha-sama nichts geschieht!“ Hart trifft ihn der Blick des Ostfürsten: „Du bist keinesfalls in der Position, Forderungen zu stellen! Bedingungen werden hier nicht erfüllt!“ Ungehalten starrt Tenmaru ihn an: „Warum tut Ihr das? Ich zappele doch schon längst an Eurem Haken! Ich tue doch, was Ihr wollt! Was kann es Euch bringen, ihn trotzdem hinrichten zu lassen?“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“, meint Arashitsume verächtlich, „Von mir aus nenne es Unterhaltung! Der Kerl hat mich lächerlich gemacht, das lasse ich nicht ungestraft!“ „Ihr tut das zu Eurem Vergnügen?“, fragt Tenmaru ungläubig, „Ihr riskiert einen Krieg nur so zum Spaß? Was ist wenn Sesshomaru-sama sich doch noch hinter seinen Bruder stellt?“ „Oh, darüber mach ich mir keine Sorgen, und du solltest das auch nicht! Das Kapitel deines Lebens, solltest du hinter dir lassen! Schließlich beginnt nun ein Neues für dich!“ Boshaft blickt Arashitsume ihn an: Ach ja, du bist ja noch immer an deinen Schwur gebunden! Treue der Fürstenfamilie des Westens bis in den Tod!“, meint er theatralisch, „Ich sag dir was: Ein Wort von diesem Gespräch zu einem von denen und der Rat wird alles erfahren!“ Tenmaru schluckt. „Mir bleibt wirklich keine Wahl, oder?“, fragt er tonlos. „Nein!“, sagt Arashitsume nun wieder sanft lächelnd, „Keine!“ „Darf ich... mich wenigstens noch verabschieden?“, kommt die zögerliche Frage. „Was soll dir das bringen?“, fragt Arashitsume spöttisch. Mit bleichem Gesicht schaut Tenmaru auf. „Bitte!“, sagt er leise, „Ich werde auch nichts verraten, ich will es nur... für mich abschließen!“ Verächtlich schnauft Arashitsume auf: „Wenn du so unbedingt willst! Von mir aus! Lauf zu deinen kleinen Streunern und deinen dreckigen Menschenfreunden! Sag ihnen von mir aus Lebe wohl! Verabschiede dich von deinem kümmerlichen Leben, doch dann kommst du zu mir!“ „Danke!“, flüstert Tenmaru und sinkt wieder auf die Knie. Dabei zittert er am ganzen Körper. Noch ein letztes Mal schaut der Fürst des Ostens genüsslich auf den Streuner hinunter, doch dann wendet er sich ab und geht mit geschmeidigen Schritten durch die Nacht davon. Es dauert eine ganze Weile, ehe das Zittern in Tenmarus Gliedmaßen nachlässt. Mit bleichem Gesicht kommt er langsam wieder auf die Füße. Jetzt ist alles aus! Keine Chance mehr! Keine Hoffnung, nur noch schwarze Leere und ein tiefes Loch angefüllt voller Verzweiflung! Tenmaru schluckt schwer, doch der stählerne Knoten in seiner Kehle will einfach nicht weggehen. Dabei war er seinem Ziel doch schon so nahe gewesen! Wenn doch nur seine verfluchte Gabe nicht wäre! Wäre der Fürst des Ostens tatsächlich bereit, 'noch viel weiter' zu gehen um sein Ziel zu erreichen? Tenmaru hegt keinen Zweifel mehr daran. Alles was noch Inu Yashas Schuldspruch und damit seine Auslieferung an die Nordfürstin verhindern könnte, ist die Entscheidung von Sesshomaru, die wiederum einen Krieg auslösen könnte. Doch Arashitsume schien sich davor kein bisschen zu fürchten. Das kann eigentlich nur eines bedeuten: Er rechnet nicht damit, dass diese Entscheidung jemals gefällt wird! Tenmaru läuft es kalt den Rücken hinunter. Würde er wirklich so weit gehen und einen Fürsten ermorden? Seine Hände beginnen wieder zu zittern. Ja, das würde er! Doch das darf nicht geschehen! Auf keinen Fall! Nicht solange noch ein Fünkchen Leben in ihm ist! Wenn es irgendetwas gibt, mit dem er das verhindern kann, dann wird er das tun! Warum sonst, sollte er sich auf diesen Handel mit Arashitsume einlassen? Warum sollte er ihm sonst die Notwendigkeit dafür entziehen? Wenn Inu Yasha-sama ihn nicht mehr beschützen muss, dann besteht auch kein Grund mehr, ihn zu verurteilen. Nur deshalb will die Fürstin des Nordens seinen Tod. Wird sie sich umstimmen lassen, wenn sie ihr Ziel auch so erreicht? Wieder muss er schlucken. Eigentlich gibt es jetzt nur noch eine Sache zu tun und dieser Gang wird ihm alles abverlangen, was er noch an Mut übrig hat. Diese eine Sache wird sein Schicksal endgültig besiegeln, das weiß er! Diese Entscheidung wird ihn alles kosten, was er noch besitzt und doch bleibt ihm keine andere Wahl. Es gab nie eine! Und der einzige Trost, der ihm noch bleibt, ist die Hoffnung, das Richtige zu tun! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)