¡Un caso criminal que pone todo de cabeza! von IchigoReiyo (The Human Weapon [ZoSa]) ================================================================================ Kapitel 1: First Meeting ------------------------ ¡Un caso criminal que pone todo de cabeza! (Z x S) Kapitel 1: First Meeting „Ich glaub es einfach nicht“, seufzte er und legte die Akte, die er gerade in den Händen hielt, auf den Schreibtisch vor sich ab. „Können sich die Zeugen denn nicht einmal einigen?“ Ein Staatsanwalt hatte es nicht leicht. Schon zum dritten Mal in dieser Woche verhörten seine Kollegen die in den Mord verwickelten Personen und die Aussagen widersprachen sich in jeder Hinsicht. „Zoro“, sagte eine Stimme hinter ihm und er wandte sich um. „Ich habe den Befund aus der Gerichtsmedizin.“ „Ja, und?“, fragte dieser schlecht gelaunt. „Was hat er ergeben?“ „Das Opfer ist an den inneren Blutungen verstorben, die durch die Messerstiche entstanden sind“, berichtete ihm Nami. Sie arbeiteten schon Jahre lang zusammen, deswegen war es auch nicht verwunderlich, dass sie sich alle in der FBI–Stadion B9 duzten. „Wurden Fingerabdrücke gefunden?“, fragte Zoro, der sich auf dem Weg ins Büro des Teams C3 machte. Sozusagen war das C3 seine Truppe, die sich auf bizarre und rätselhafte Morde spezialisiert hatten, die innerhalb Los Angeles und der Umgebung geschahen. „Nein, aber Drogen. Ecstasy, um genau zu sein“, sagte Nami. „Dann soll sich das Drogendezernat bei dem Opfer Zuhause umsehen“, meinte Zoro mit einer fahrigen Handbewegung und betrat das Büro der C3. Es würde nicht lange dauern, bis er den Fall zu den Akten legen konnte. „Morgen“, murmelte Zoro begrüßend, als er die Tür aufstieß. „Zoro, wir haben einen neuen Fall“, ohne sich umzudrehen, wusste er, wem diese Stimme gebührte. „Usopp“, seufzte Zoro resignierend. „Ort und Tat.“ Der junge Beamte suchte in den Unterlagen, die er bei sich hatte, bis er seinen Zettel fand. „Recreation Area. In einer Krypta wurde ein Drogendealer erhängt vorgefunden, außerdem hat er noch ein Loch im Kopf und unmengen Blut verloren." Zoro hatte schon so einiges erlebt. Menschen, die vor Jahrzehnten verbrannt worden und in einem Kettenanhänger aufbewahrt worden waren. Leichen die bereits Tage oder Wochen verwest und dann ins Meer oder in einen See oder Teich geworfen waren. „Und wo genau in der Recreation Area?“, fragte Zoro. „In der Nicolas – Krypta“, antwortete Usopp monoton. „In der Gruft.“ Das war genau das, was Zoro nicht hätte hören wollen. Wenn er daran dachte, zu den mumifizieren Leichen hinunter zu steigen, allein der Geruch der Verwesung würde in den Augen brennen und sich in die Kleidung fressen. „Dann wollen wir mal.“ Vor der ansehnlichen Kapelle sammelten sich Menschenmassen, die aus Journalisten, Fernsehteams und Schaulustigen bestand. Wie Zoro diese Art von Aasgeiern verachtete. Murrend stieg er aus einem der Polizeiwagen, gefolgt von Nami, Usopp, Luffy und Vivi. Der Trupp C3 bewegte sich in Richtung Eingang zu. Von der Menschenmenge gebremst, verlängerte sich der Weg um ein Doppeltes. Die Tür stand weit offen. Sie war aus schwerem Eichenholz und mit Messing verziert. Ein Flatterband hinderte die ungebetenen Besucher an ihr Eintreten. Zoro duckte sich unter der Absperrung hindurch, so wie der Rest des C3. Ein Streifenpolizist kam auf den Staatsanwalt zugelaufen. „Mr Roronoa“, rief er. „Wir haben hier nichts angerührt. Kommen Sie her.“ Schnellen Schrittes bewegte sich Zoro auf den jungen Beamten zu. Er schaute auf das Namensschild, welches auf der rechten Brust des Mannes zu sehen war. Auf dem Schild stand: Kaku Zugluft. Dem Namen nach zu urteilen, kam er aus Deutschland oder den Niederlanden oder den umliegenden Ländern. Seine kurzen braunen Haare waren unter der schwarzen Baskenmütze kaum zu sehen, was man von der makanten, langen Nase nicht sagen konnte. „Was ist denn?“, fragte Zoro. Zugluft antwortete nicht, sondern deutete auf den Altar, unter dem sich eine Falltür befand. Zoro wusste, wo diese ins Gestein eingelassene Tür hinführte. Das schwere Holz stand senkrecht, somit stand die Tür auf. „Wart ihr dort unten?“, fragte Zoro mit einem Nicken gen Gruft. Zugluft schüttelte den Kopf. „Nein, aber der Pfarrer, Dr. Chopper und die Forensik haben den Friedhof betreten.“ „Ein Friedhof?“, wiederholte Usopp schluckend. Eine stickige Luft befand sich in der Gruft. Grabsteine zierten den erdigen Boden. Der Geruch des Todes schlich durch das Gewölbe und manifestierte sich in der Kleidung und der Umgebung. Klar, brannte der Verwesungsgeruch in den Augen und der Nase und rief einen Brechreiz hervor. Nami und Luffy waren, außer Zoro, die einzigen, die sich nicht die Hand vor Nase und Mund schlugen. Zoro wartete, bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten. In der Mitte des Raumes stand ein rechteckiger Sarg auf einem Sockel. Der Deckel war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, doch man konnte noch erkennen, dass ein liegender Mann in den Steindeckel gemeißelt war. Die Gestalt hatte die Arme auf der Brust verschränkt und schien mit geschlossenen Augen friedlich zu schlafen. Zoro nährte sich dem Sarkophag, um einen Blick auf das Gesicht des Mannes zu werfen, als er etwas von der Decke hängen sah. Prüfend legte er den Kopf in den Nacken und legte die Stirn in Falten. An der Decke baumelte ein menschlicher Körper. Eddy Jones, ein stadtbekannter Drogendealer. Um seinen Hals war ein Strick, der ihn an der Granitdecke des Bauwerks festhielt. In Eddys Schläfe prangte ein riesiges Einschussloch. Seine Beine hingen frei in der Luft, ein Stück über dem Boden. Ein Fuß war nackt, der andere steckte in einem blutigen Turnschuh. Unter dem Leichnam hatte sich eine große Blutlache gebildet, die mit dem Dreck und Staub zu einer schwarzen Masse festgebacken war. Ziemlich extremer Blutverlust! Die Luft im Inneren des Mausoleums stank widerlich nach Blut. Was von Eddys Hemd übrig war, hing in Fetzen herab. „Oh mein Gott ...“, flüsterte Nami. „Der Gott hat mit dieser Schweinerei nichts zu tun“, murmelte Zoro. Hinter ihnen erklangen Schritte und Kaku Zugluft erschien hinter ihnen. „Die Medien sind noch draußen“, sagte er. „Sie wollen wissen ...“ Seine Stimme versagte als sein Blick auf den Leichnam fiel. Er wankte zurück und schlug sich die Hand vor den Mund. Der junge Officer stolperte rückwärts und kletterte schleunigst aus der Gruft. „Wir nehmen an, dass Jones Selbstmord begangen hat, was die Schusswunde in seiner Schläfe erklären würde“, sagte eine Stimme hinter ihnen. Zoro wandte sich um und erkannte im schwachen Licht, welches von oben in die Gruft fiel, eine junge, muskulösere Frau. Sie hatte ihre blonde Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Würde sie diese offen tragen, würden sie ihr bis zum Kinn reichen. Ihr seitlicher Pony verdeckte die Sicht auf ihr linkes Auge. „Dann kam offensichtlich jemand anderes hinzu, der ihn da oben 'angebunden' hat“, beendete sie ihren Satz. Zoro besah sie sich aufs Genaue. Sie war relativ schlank, wirkte dennoch wie eine Schwimmerin, und hatte lange Beine. Sie trug über ihren zierlichen Körper einen Schutzanzug. Sie war eine attraktive Frau, mit einer schönen, aber dunklen Stimme. „Wir haben bereits alles fotografiert", sagte die Frau. „Haben sie auch davon Bilder?“, fragte Zoro und deutete auf eine Zahl, die mit Kreide groß an die Wand geschrieben war. 1997. „Sicher wir haben alles. Wie müssen diesen Raum nur noch nach Fingerabdrücken, Haarproben und dergleichen absuchen“, antwortete die junge Frau, während sie auf Zoro zuschritt und ungefähr einem Meter vor ihm stehen blieb. „Sanji?“, fragte Nami und der Staatsanwalt und der Rest des C3 drehte sich zu ihr um. Zoros Augen weiteten sich und er schaute sich noch einmal die Gestalt vor ihnen an. Ein Mann?, dachte Zoro. Das glaub ich nicht. Dennoch musste sich Zoro eingestehen, dass er nicht schlecht aussah und er ihm nicht ganz abgeneigt war. „Eine derart schöne Kapelle mit so einer bestialischen Tat zu besudeln ist schon eine Schande“, sagte er und Zoro konnte den Namen auf dem Namens Schild lesen: Sanji McKenna. Er musste wohl genauso, wie Usopp hier in den USA geboren geworden sein, aber einer der Elternteile musste Japaner sein. Bei Usopp war es der Vater, welcher aus dem Land der aufgehenden Sonne stammte und bei McKenna schien es die Mutter zu sein. Dies schloss Zoro aus dem Nachnamen. Trotzdem machte Zoro etwas stutzig, der junge Mann sah nicht aus wie ein Asiat. Weder vom Gesicht, noch von den Augen her. Usopp hingegen wies eindeutige Merkmale auf. Aber McKenna schien nichts der gleichen zu besitzen. „Du bist tatsächlich zum CSI gewechselt?“, fragte Nami, die nun direkt vor ihm stand. „Ja, und ich muss sagen, ich bin damit sehr zufrieden“, sagte er lächelnd. „Du belegst die Tagesschicht?“, fragte Nami grinsend. „Ich hätte eher die Nachtschicht erwartet.“ „Eigentlich übernehme ich mit meinem Team auch die Nachtschicht, aber wir mussten mit den anderen kurzzeitig wechseln“, meinte McKenna mit einer fahrigen Handbewegung. „Sanji?“, ertönte von oben aus der Kapelle ein Stimme. „Kommst du nochmal?“ McKenna stieg die Sprossen der Leiter nach oben und Zoro ertappte sich dabei, wie er dem Mann auf den Hintern starrte. „Woher kennst du ihn?“, fragte Vivi Nami. „Sanji und ich haben zusammen unser Biologiestudium absolviert“, antwortete sie. „Und so wie es aussieht, hat er damit einen guten Posten erwischt.“ „Wie meinst du das?“, wollte nun Luffy wissen. „Sanji ist Coroner und zwar der jüngste Landesweit.“ Zoro musste staunen. In diesem Alter Coroner zu sein, war beachtlich. Ein Coroner war entweder der vorsitzende Offizier eines speziellen Gerichtes, ein medizinischer Offizier, oder ein Offizier des Gesetzes verantwortlich für das Nachforschen der Todesfälle, besonders die, die unter ungewöhnlichen Umständen geschahen; Kurz: eine Art Gerichtsmediziner. Dadurch hatten diese auch besondere Befugnisse und obduzieren teilweise auch Leichen. Und in dem Fall von McKenna, war es wohl das letztere. Eigentlich wurde man erst nach Jahrzehnten in diesem Beruf zu einem Coroner ernannt. „Wie alt ist er?“, fragte Zoro. „Vierundzwanzig“, antwortete Nami. „Wieso fragst du?“ „Nur interessehalber, denn mit vierundzwanzig Coroner zu werden, ist ein Wunder.“ Mit dieser Antwort hatte Zoro nicht gelogen, aber er hatte auch nicht die Wahrheit gesagt. Zehn Jahre Unterschied. Das war in der heutigen Zeit nichts ungewöhnliches mehr. Jetzt dachte er doch tatsächlich über eine Art Beziehung mit der blonden Schönheit nach. Und das an einem so romantischen Ort, du Idiot. Schellte sich Zoro selber, mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. „Wann sollen wir den Toten von der Wand holen?“, fragte Vivi. „Wenn die Forensik hier alle Beweise, die sie braucht, beisammen hat“, antwortete Zoro und stellte seinen Fuß auf die erste Sprosse der Eisenleiter. „Eher nicht.“ Oben angekommen, streckte sich der Anwalt. Die Luft, die durch die offene Kapellen Tür zu ihnen hineinströmte, war warm und roch nach Jasmin. Hinter ihm kam nacheinander sein Team zum Vorscheinen. McKenna stand wenige Meter von ihnen entfernt und Zoro konnte sein Gesicht nun deutlicher erkennen. Der Coroner hatte wunderschöne blaue Augen, die Zoro gleich in ihren Bann zogen und nicht mehr loslassen zu wollen schienen. Weiche Gesichtszüge hatte er, die ihn jedoch weniger weiblich erschienen ließen als unten in der Gruf. McKenna bemerkte Zoros Blick und erwiderte ihn. „Ist irgendetwas?“ „Nein“, antwortete er knapp und hielt immer noch den Augenkontakt aufrecht. „Dann können wir also den Raum weiter wabsuchen und den Toten mitnehmen?“, fragte er noch einmal. Zoros Antwort war nur ein Kopfnicken. Der Coroner hatte vier andere Leute zu sich gewunken und sprach nun mit ihnen. Zoro konnte die Namen auf den Schildern lesen. Ein Mann, Mitte dreißig, trug den Namen Rob Lucci. Er hatte schwarze gelockte, schulterlange Haare. Ein anderer Mann, ebenfalls mit schwarzen, schulterlangen Haaren, stand bei McKenna. Sein Name war: Ace D. Portgas. Tja, der Gute Ace, dachte Zoro grinsend. Er fand es immer sehr belustigend, wenn sein bester Freund seine ungeliebte Arbeit erledigte. Der Staatsanwalt schaute wieder zu McKenna rüber und las die beiden letzten Namen von zwei Frauen. Beide waren wahrscheinlich Ende zwanzig. Die Frau mit den langen, blonden Haaren hieß Karifa Campbell und die andere mit den schulterlangen, schwarzen Haaren hieß Robin N. Thomas. Dennoch kam Zoro nicht von McKenna los. „Zoro, wir haben einen Hinweis zu dem anderen Fall bekommen“, sagte Nami, die gerade ihr Handy eingesteckte. „Na gut, dann wollen wir mal“, sagte er und ging Richtung Ausgang, gefolgt von seiner Truppe. Zoro drehte ich noch einmal um und winkte McKenna zu, welcher zum Abschied ebenfalls die Hand hob. Ihn sehe ich nie wieder, dachte Zoro wehmütig, bis sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. Außer, es geschehen mehr Verbrechen in der Nacht, die in unseren Aufgabenbereich fallen. Man kann ja nie wissen ... Ende Kapitel 1 Die Hauptüberschrift “¡Un caso criminal que pone todo de cabeza!“ ist Spanisch, und bedeutet übersetzt: „Ein Kriminalfall, der alles auf den Kopf stellt!“. Das Opfer 'Eddy' ist im Manga und Anime der Navigator von Bellamyspiratenbande. Kapitel 2 wird demnächst hochgeladen, sprich: In den nächsten zwei Wochen. Purple_Haze Kapitel 2: The Disagreeable Reunion ----------------------------------- The Disagreeable Reunion Er schob den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Ihm entfuhr ein Seufzen, welches durch den gesamten Hausflur widerhallte. Sein Appartement im vierten Stock war groß und geräumig. Mit heller Tapete und teuren Bildern ausgestattet, glich die Wohnung einer Galerie. Zoro öffnete die Balkontür und trat nach draußen. Unter ihm befand sich der Garten, welcher mit Klettergerüsten und einem Sandkasten bestückt war. Zoro sah auf das Meer hinaus, vor dessen weißen Strand sich eine Straße hervor tat, die jedoch nur selten befahren wurde. Der Staatsanwalt lebte abgeschieden, aber in einer schönen Gegend. Malibu war nicht weit von der FBI – Station B9 entfernt, die in Santa Monica lag. Der Wind strich Zoros Gesicht und zerzauste seine Haare. Er war in Gedanken vertieft und diese waren nicht nur auf die Landschaft bezogen. McKenna tauchte vor seinem geistigen Auge auf, als er diese schloss. Er hatte ihn doch tatsächlich für eine Frau gehalten, was man ihm aber nicht verübeln konnte. Zoro atmete tief ein und verzog angewidert das Gesicht. Seine Kleidung roch nach Verwesung. „Verdammt“, fluchte er und schritt wieder in die Wohnung. Er musste sich den Kleidern entledigen und schnellstens unter die Dusche, um den Geruch des Todes ab zu waschen. Somit ging er ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Diesem entnahm er ein altes Shirt und eine verwaschene Jeans, dann ging er zur Kommode und nahm sich aus dieser Unterwäsche und ein Bündel Socken. Warme Tropfen prasselten auf seine Haut, welche diese gierig aufsog. Zoro warf seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er wollte nur das prickelnde Gefühl genießen. Den Hinweis zu seinem anderen Fall, den sie nun abgeschlossen hatten, hatte sie zu dem Täter geführt. Dieser hatte sich erschossen und einen Abschiedsbrief hinterlegt, in dem er die Tat ausführlich erläuterte und sie bereute. Zoro seufzte und seine Gedanken bewegten sich selbstständig. Er dachte an die Abschlachtung in dem Mausoleum und an McKenna. Kopfschüttelnd öffnete er die Augen und griff nach dem Haarshampoo. „Schon wieder ist der Kaffee aus?“, fragte Zoro sich selbst, als er frisch geduscht in der Küche stand und sich das koffeinhaltige Getränk kochen wollte. „Dann wird es wohl doch nur ein Tee“, murmelte er und setzte Wasser auf. Er ging ins Wohnzimmer, um den Fernseher einzuschalten, als sein Blick auf seinen Anrufbeantworter fiel. Er drückte auf den Wiedergabeknopf und setzte sich aufs Sofa, während er den Vögeln beim Zwitschern lauschte. „Zoro“, erklang die bechernde Stimme Namis aus dem Lautsprecher. „Hier spricht Nami. Ich wollte dich eigentlich etwas fragen und zwar ob du Lust hast, mit uns vom C3 ins Kino zugehen. Wenn du willst, dann ruf mich an.“ Es folgte nur noch ein Piepen und Zoro stand auf, um sich den Tee auf zugießen. Kino? Wäre doch eine Abwechslung. Er schüttete das heiße Wasser in eine Tasse mit einem Teebeutel. Schwarzen Tee trank Zoro immer noch am Liebsten. Aber ich hätte auch gerne mal einen freien Abend. Also beließ er es dabei. Einen Abend für sich alleine zu haben, war die reinste Erholung. Zoro lag auf dem Sofa, eine Tüte Chips auf dem Bauch, und schaute sich Late Nite an. Der Ventilator an der Decke drehte sich träge, und das Aquarium gurgelte. Das Wasser fluoreszierte in dunklem Blau, und zwischen den Korallen und Pflanzen schwebten bunte Fische. Zoro tastete nach der Fernbedienung, fand sie zwischen den Kissen und schaltete auf einen anderen Kanal. Für einen Augenblick war ein Spiel der West Coast Red Sox auf dem Schirm, dann ein Infomercial, dann wieder Late Nite. Es war Freitag. Der Beginn eines weiteren Wochenendes. Freizeit, welche Zoro mit Akten und Indizien füllte. Gelangweilt schaltete er den Fernseher aus und erhob sich von der Couch. Erschöpft stolperte er ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Du siehst übel aus, dachte er. Du solltest weniger denken. Bis auf die Shorts entkleidet stand er vor dem Waschbecken und putzte sich die Zähne, als ihm wieder McKenna einfiel. Er hatte wunderschöne, blaue Augen. Der Staatsanwalt schüttelte den Kopf, stellte sie Zahnbürste in einen Becher, und spülte sich den Mund aus. „Ich sollte wirklich aufhören, zu denken“, murmelte er leise und ging auf den Flur, schloss die Badezimmertür und machte das Licht aus. Zoro warf einen letzten Blick auf die Wanduhr, bevor er ins Schlafzimmer ging. Es war dreiundzwanzig Uhr und vier Minuten. Hätte Zoro die Möglichkeit, hätte er in diesem Moment gerne heißen, leidenschaftlichen Sex. Du bist Staatsanwalt, also denk nicht an solche banale Dinge, schellte er sich selber. Eines stand fest, er brauchte dringend eine Frau. Warme Sonnenstrahlen fielen in den Raum und kitzelten Zoro im Gesicht. Schlaftrunken öffnete er seine Augen und musterte blinzelnd das Zimmer. Er befand sich immer noch in seinem Bett, welches er im Traum verlassen hatte. Der Traum. In diesem war er mit McKenna alleine gewesen und hatte mit ihm seinen Spaß gehabt. „Jetzt ist es amtlich“, flüsterte Zoro. „Ich habe mich in ihn verliebt.“ Oder ein Verlangen nach Sex, dachte er. Er schloss die Augen und dachte an den Traum. Zoro durchforstete die Akten, um sie abschließend zu den abgeschlossenen Fällen zu legen. Nicht bemerkend, dass die Tür zu seinem Büro geöffnet wurde, arbeitete er weiter, bis ihm jemand die Akte aus den Händen nahm. Er blickte auf und erkannte Sanji McKenna, der ihn mit verschleierten Augen ansah. Fragend öffnete er den Mund, um McKennas Anliegen in Erfahrung zu bringen, als dieser im jedoch einen Kuss auf die Lippen hauchte. Irritiert schaute Zoro dem Coroner ins Gesicht. McKenna lächelte ihn lustvoll an, was Zoro einen warmen Schauer über den Rücken jagte. Als er sich gerade aus seinem Stuhl erheben wollte, wurde er jedoch von der blonden Schönheit zurück gedrückt, welche sich provozierend auf seinen Schoß setzte. Zoro spürte, wie sein Gegenüber ihm über die Brust strich und sich an seinem Hemd zu schaffen machte. „Nicht“, sagte Zoro und griff nach McKennas Hand. „Wir sollten dies nicht tun; es ist falsch.“ Ein verächtliches Schnauben des anderen folgte. „Was interessiert es mich, was richtig oder falsch ist?“ „Aber -“, sein Satz wurde unterbrochen, als der Coroner ihn in einen Kuss verwickelte, der stetig intensiver wurde. Was danach geschah wusste Zoro nicht mehr, nur dass er mit McKenna auf seinem Schreibtisch leidenschaftlichen Sex gehabt hatte. Feuchte Träume hatte der Staatsanwalt recht selten, aber seit er McKenna kennen gelernt hatte, verfolgte dieser Zoro in Gedanken überall hin. Er dachte bereits mehr an den Coroner, als an den Fall. Aber eines musste Zoro sich eingestehen, die Nacht hätte er lieber im wirklichen Leben erlebt. Die Uhr zeigte zehn Uhr dreiundvierzig an. Was sollte er den ganzen Tag unternehmen? Arbeiten würde er am Wochenende nicht, obwohl er dies des öfteren tat. Ein Seufzen entfuhr ihm. Der Tag würde sich lange hinziehen, das stand fest. Das Klingeln des Telefons riss ihn unsanft aus seinen Gedanken. „Zoro, wir haben einen neuen Fall.“ „Wir haben Wochenende“, murrte Zoro in den Höher. „Ich weiß, aber wir müssen den übernehmen“, sagte Nami. „Wo?“ „In Malibu. In der Witer Canyon Rood 134, das ist also gleich bei dir um die Ecke“, sagte Nami. Stimmt, Zoro wohnte in der Malibu Colony Rood, sprich am Malibu Beach. „Seit ihr bereits vor Ort?“, fragte Zoro schlecht gelaunt. „Ja, die Forensik auch.“ Nami bekam nur ein unverständliches Murmeln als Antwort. „Sanji ist auch da“, meinte Nami und ahnte nicht, welche Wirkung diese Worte auf den Staatsanwalt hatten. „Wirklich?", fragte Zoro gelangweilt und gereizt, aber innerlich erfreut. "Dann komme ich halt.“ Mit quietschenden Reifen hielt Zoros Wagen vor dem weißen Anwesend, eines ihm noch unbekannten Besitzers. Er stieg aus dem Wagen aus und schritt auf das Eisentor zu. Knarrend lies sich das Tor öffnen und Zoro betrat den Hof. Er sah, dass die Haustür offen stand und ein Officer vor dieser wartete. Es war Kaku Zugluft. „Oh, Mr Roronoa, sie werden bereits erwartet“, sagte er und lächelte Zoro an. Rasch ging Zoro durch die Vordertür. Die Tür war groß und aus Ahornholz mit Messingarmaturen. Er blieb im Foyer stehen und er schaute sich um. Das Haus war geschmackvoll und schön. Hartholzböden, die wie Parkett glänzten, große Kübelpalmen, Renoirdrucke an den Wänden. Vor Zoro mündete das Foyer in einen schmalen Korridor, der zur Küche führte. Die Arbeitsflächen bestanden aus Marmor, und ein großes Fenster zeigte hinaus auf den Garten hinter dem Haus. „Zoro“, rief Nami, die ihm gerade entgegen nahm. „Das Opfer, Ian Brighton, liegt im der Küche.“ „Frau und Kinder?“, fragte Zoro, während er mit Nami zusammen die Küche betrat. „Er hatte nur eine Freundin, aber diese ist gerade bei ihrer Mutter in Ohio“, erklärte Nami. „Sie wurde bereits informiert.“ Sie nahm das Nicken ihres Vorgesetzten als Antwort und reichte ihm zwei Latex-Handschuhe, die dieser gleich überstreifte. Zoro besah sich den Toten aufs Genauste. Er hatte eine Wunde in der Magengegend, welche ihn stutzig werden lies. „Woher rührt die?“, fragte er. „Eine Schusswunde ist es nicht.“ „Wir wissen es nicht“, sagte Karifa Campbells, eine Tatortermittlerin des CSI. McKenna ist wirklich hier, dachte Zoro und jubelte innerlich, währen er weiter die Wunde betrachtete. „Es sieht aus, wie eine Verletzung durch einen runden, stumpfen Gegenstand.“ „Lässt du wohl die Finger davon?“, ertönte ein Brüllen, und es folgte kurz darauf ein Knacken und ein schmerzverzerrter Schrei. Nami schrak auf und lief ins Esszimmer. Zoro verfolgte sie mit den Augen. „O Gott, Sanji“, schrie Nami und Zoro stand mit erweiterten Augen auf. Er schritt zum Esszimmer, so wie das Team des CSI. Im Zimmer gab es weitere Hartholzböden sowie Möbel aus Kirsche. Zoro betrat das Zimmer und spürte die glatte Oberfläche des Holzes unter seinen Schuhsohlen. In der gegenüberliegenden Wand gab es zwei große Fenster, die nur schwach hinter vorgezogenen Vorhängen schimmerten und unter diesen Fenstern lag McKenna mit einem blassen Gesicht. Nami kniete neben ihm und Zoro konnte erkennen, dass sein rechter Arm verdreht war. „Luffy“, sagte er monoton, ohne den Blick von dem Verletzten abzuwenden. „Was hast du getan?“ Doch dieser antwortete nicht, sondern lies nur den Kopf hängen. Was frage ich eigentlich?, dachte Zoro. An der Wand waren Blutspritzer und auf dem Boden lag ein weißes Pulver. So wie es hier aussah, hatte McKenna die Substanz und die Spritzer untersucht, während Luffy ihn wohl darüber ausfragte. Als er jedoch keine Antworten bekam, musste Luffy dem Coroner das Klemmbrett aus der Hand geschnappt und sich das beschriebene Papier genau durchgelesen haben. McKenna musste es zurückverlangt haben und ,als Luffy seiner Aufforderung nicht nach kam, es diesem aus den Händen gerissen haben. Luffy geriet dadurch ins wanken und riss McKenna mit sich. Somit mussten sie beide auf dem harten Boden gelegen hatten, mit dem einzigen Unterschied, dass Luffy unverletzt blieb. „Das Schulterblatt ist gebrochen“, sagte Nami und McKenna starrte Luffy wutentbrannt an. „Ich bringe dich ins Krankenhaus.“ Sie schaute Zoro an und dieser nickte und gab ihr so zu verstehen, dass sie ihn in ein Hospital bringen durfte. Beide verließen den Raum, während Nami ihren Freund abstützte. Danke Luffy,dachte Zoro wütend. Jetzt habe ich keine Chance mehr bei ihm. Dieser stand weiter Kopf hängend da und schaute schuldbewusst den Boden an. „Luffy“, murrte Zoro und Luffy schaute auf. „Das wird eine Nachspiel haben.“ „Es tut mir Leid.“ „Sag das nicht mir, sondern McKenna“, sagte Zoro. „Los, weiter an die Arbeit.“ Ich kann McKenna nie wieder unter die Augen treten. Ende Kapitel 2 Dieses Kapitel sollte eigentlich nur Zoros Gedanken über Sanji beinhalten und ein nicht ganz so schrecklichen Mord, was sich jedoch im nächsten Chapter ändert versprochen! ^^ Ian, das diesmalige Opfer, ist ein Mitglied aus Wettonspiratenbande. Eure Purple_Haze Kapitel 3: Last Chance! ----------------------- Last Chance! Die Todesursache war klar, aber rätselhaft. Zoro kniete immer noch über dem Opfer, als Nami hinter ihm erschien und sie ebenfalls zu dem Toten hinunter beugte. „Und?“, fragte Zoro, ohne auf zusehen. „Ich durfte noch nicht mit ihm sprechen“, antwortete sie. „Wieso nicht?“, wollte Zoro wissen und schaute Nami nun in die Augen, welche nur mit den Schultern zuckte. Luffy und Usopp tauschten Daten und Fakten über den Fall aus, bis Usopp ihn unterbrach. „Fährst du nachher beim Krankenhaus vorbei?“, fragte er seinen Kollegen. „Wenn er noch im Hospital liegt“, murmelte Luffy traurig. „Ich muss mich noch entschuldigen.“ „Auf jeden Fall wirst du dich entschuldigen“, sagte Nami entrüstet. „Sanji wird dich sonst erwürgen.“ Mit einem Schlucken wandte sich Luffy von der sich ihm hinter befindenden Nami ab und starrte auf seine Akte. Gähnend stand Zoro vor seinem Wagen, wartete auf Nami und stieg schließlich ein. „Welches Krankenhaus ist es denn?“, fragte Zoro seine Kollegin, als diese auf dem Beifahrersitz platz nahm. „Er liegt im Henry Ronalds Hospital“, antwortete die junge Polizistin und zog die Tür an. Als Zoro gerade den Zündschlüssel umdrehen wollte klopfte jemand an die Fensterscheibe. „Was ist, Luffy?“, fragte Zoro mit hochgezogener Augenbraue. „Ich wollte fragen, ob ihr zu McKenna ins Krankenhaus fahrt?“, meinte dieser betrübt. „Ja, dass hatten wir eigentlich vor“, mischte sich nun Nami ein. „Wieso fragst du?“ „Darf ich mit?“, fragte der schwarzhaarige Junge und sah Zoro traurig an. Seufzend nickte dieser nach hinten, was für Luffy ein Signal war hinten einzusteigen. „Danke.“ Somit riss Luffy die hintere Tür auf und setzte sich auf den Sitz. Er drehte den Schlüssel um und der Motor sprang an. Langsam fuhr Zoro an und trat aufs Gaspedal. Die Fahrt verlief soweit ruhig, wenn man davon absah, dass Zoro eindeutig zu schnell fuhr. „Sag mal, wo hast du deinen Führerschein gemacht?“, fragte Nami, die krampfhaft auf die Straße sah. „Von der Schule aus“, antwortete Zoro und sah Nami an. „Wieso fragst du?“ „Guck gefälligst auf die Straße!“, sagte Nami und sah, wie Zoro sich wieder dem Asphalt zuwandte. „Ich frage nur interessehalber.“ „Ah ja.“ Luffy fand die Unterhaltung seines Vorgesetzten und seiner Kollegin sehr amüsant und musste sich ein Auflachen verkneifen, was ihm jedoch nur mäßig gelang. Leise glucksend sah der Officer aus dem Fenster und besah sich den Strand an. Die weißen Körner, welche nah des Wassers waren, wurden durch die auf den Strand zurollenden Wellen mitgerissen und ins Meer hinaus befördert. Jedoch die Körner, welche dort blieben liegen, sogen sich mit Wasser voll und verdunkelten sich kurzzeitig. Hinten am Horizont bildeten sich dicke, schwarze Wolken, die Kurs auf den Strand nahmen. „Es wird nachher wohl ein Gewitter geben“, murmelte Luffy und blickte weiterhin auf die schwarze Wolkenfront. „Wahrscheinlich“, gab Nami zurück, die ebenfalls aus dem Fenster schaute. „Ich hoffe, Nojiko darf eher Schluss machen?“ Stutzig hob Zoro den Kopf. „Wie meinst du das?“ „Unsere Wäsche hängt noch draußen“, antwortete sie und sah wie Zoro lächelte. „Es hat halt nicht jeder Geld für eine Haushälterin.“ „Tja, aber ich habe keine Schwester“, sagte Zoro grinsend und starrte weiter stur auf die Straße. Nami hatte Recht. Zoro hatte vor wenigen Monaten eine Haushälterin engagiert, weil er selber selten Daheim war und sich somit nicht um den Haushalt kümmern konnte, was er selten tat. Wenn Maya Hazen nicht aufräumen und die Wäsche waschen würde, wäre Zoro am Ende seiner Nerven. Auch wenn diese sehr ungehalten werden konnte, aber sie erledigte ihren Job gut und hatte am Wochenende frei, damit sie sich um ihre Familie kümmern konnte. „Du bist halt ein verwöhntes Einzelkind“, meinte Nami und zog ihre Dienstwaffe aus dem Halfter, um diese zu sichern. „Mag sein, dass ich verwöhnt bin“, sagte Zoro lächelnd. „Aber ich kann teilen.“ „Das habe ich auf der Einstandsfeier eines Kollegen gemerkt“, antwortete Nami mit einem sarkastischen Unterton. „Ich habe kein Stück vom Kuchen bekommen.“ „Den habe ich gegessen“, meldete sich Luffy zu Wort. „Der schmeckte wirklich gut.“ „Da hast du es, ich war es nicht“, meinte Zoro grinsend. Mit quietschenden Reifen hielt der Wagen vor dem Hospital und die Insassen stiegen aus. Die Klinik lag im Westen von Santa Monika, direkt am Strand. Die sanfte Brise, die vom Meer her wehte strich Zoros Haare und zerzauste diese. „Es wird langsam windig“, murmelte Nami gedankenverloren und ging auf den Eingang zu. Der Staatsanwalt besah sich das Gebäude aufs Detail genau. Weiße Mauern schossen aus der Erde und bildeten mit Säulen ein schönes Domizil für Patienten. Vor dem Eingang waren Palmen und andere karibische Sträucher gepflanzt. Die Drei gingen auf die elektrische Tür zu und betraten die Empfangshalle. An der Rezeption saß eine junge Frau mit langen, schwarzen Haaren. Als Zoro samt Anhang vor ihr stand, sah sie auf und lächelte sie an. „Was kann ich für Sie tun?“ „Guten Tag“, antworte Nami lächelnd. „Wir hätten gern gewusst, auf welchem Zimmer Sanji McKenna stationiert ist.“ „Moment, bitte“, sagte die Empfangsdame und wandte sich dem Computer zu. Sie tippte schnell den Namen ein und sah Nami erneut an. „Sanji McKenna liegt im Zimmer Nummer 221.“ „Vielen Dank“, sagte Luffy. „Keine Ursache“, antwortete die junge Dame lächelnd. Nami ging voran auf den Aufzug zu und betrat diesen, gefolgt von Zoro und Luffy. „Also, nach der Rechnung hier“, begann Nami. „Liegt Sanji im zweiten Stock, im zweiten Gebäude und zwar im ersten Zimmer.“ Nickend stand Zoro da und drückte eine Taste an der Schaltfläche für den zweiten Stock. Langsam setzte sich der Aufzug in Bewegung und fuhr hoch. An der ersten Stock vorbei und hielt bei der nächsten Etage, wo Zoro mit seinen Mitarbeitern den Aufzug verließ. „Also, wir befinden uns auch schon im zweiten Gebäude und jetzt zum ersten Zimmer“, sagte Nami und schritt auf die Tür zu, an der die Zahl 221 stand. Nami klopfte und wartete auf eine Antwort, welche nicht lange auf sich warten lies. Tür öffnend betrat Nami das Zimmer und ging auf McKenna zu, welcher im Bett lag und versuchte eine Zeitschrift zu lesen. „Nami?“, fragte er verwirrt und musterte Luffy und Zoro, die ebenfalls eintraten. „Was macht ihr hier?“ „Was machst du hier?“, fragte Luffy. „Man kann doch mit einer Armverletzung entlassen werden.“ „Das stimmt“, sagte Zoro und besah sich McKenna genauer. Seine Schulter konnte er nicht erkennen, weil er ein Shirt trug, aber die Hand war verbunden. Der Blonde senkte den Kopf und sah auf die aufgeschlagene Seite der Zeitschrift. „Sanji?“, fragte Nami und setzte sich auf das Bett. „Was ist denn?“ „Nichts“, antwortete dieser und drehte seinen Kopf in die gegengesetze Richtung. „Was soll sein?“ Mit einem verwirrten Blick sah die junge Kommissarin auf. Luffy räusperte sich und zwang somit den Coroner ihn anzuschauen. „Ich wollte mich entschuldigen“, sagte er. „Es war keine Absicht.“ „Ist schon gut“, antwortete McKenna nach einer Weile. „Eigentlich müsste ich mich sogar bedanken.“ Er brauchte nicht auf zuschauen um zu wissen, dass ihn die Drei anstarrten. „Wie meinst du das?“, fragte Nami. McKenna winkte ab. „Ach, vergiss es.“ „Nein, ich möchte wissen, was -“. Nami hielt inne, als die Tür mit einem angekündigten Klopfen aufging. Ein älterer Arzt trat ein und hatte Unterlagen in der rechten Hand. Auf dem Namensschild stand: Dr. Hiruruku. Zoro wusste sofort, dass McKenna nicht nur unter einer Schulter- und Handfraktur litt. Es musste schon etwas Ernsteres sein, wenn die Akte derartig dick war. Der Staatsanwalt begutachtete McKenna und konnte eine Nervosität feststellen, die er nur bei Menschen sah, die er gerade verhörte. Irgendetwas stimmte somit nicht und Nami wusste dies wohl auch, denn diese sah Zoro mit einem vielsagenden Blick an. „Oh, Sie haben Besuch“, stutzte der Arzt. „Soll ich später wiederkommen?“ Gerade als McKenna antworten wollte, fiel ihm Nami ins Wort. „Sie können ruhig hier bleiben“, sagte Nami. „Dies muss der Patient entscheiden und nicht Sie“, meinte der Arzt zu Nami gewandt. „Sanji hat sicher nichts dagegen, dass wir hier bleiben, oder?“, fragte sie den Coroner, welcher erschrocken zusammen zuckte. Nami griff nach der verbundenen Hand McKennas. Aus diesem Grund musste dieser sie ansehen und ihre Mine verfinsterte sich. Das wird wohl eine Art Erpressung werden, dachte Zoro lächelnd und sah, wie McKenna langsam zurück wich. Zoro musste sich eingestehen, dass Nami in dem Zustand selbst ihm Angst machen konnte. „Du bist doch damit einverstanden?“, fragte Nami noch einmal eindringlich nach und drückte die Hand fester. Zoro mahlte sich aus, welche Schmerzen McKenna gerade erlitt und verzog kaum merklich das Gesicht. „Ja“, sagte McKenna knapp und Nami lies die Hand lächelnd los. Der Blonde betrachtete diese schmerzlich und bewegte diese leicht. Der hagere Arzt hatte von dem nicht viel mitbekommen, denn er hatte in den Unterlagen nach einem Bericht gesucht. „Also, Sie waren damit einverstanden, ja?“, fragte er und bestätigend nickte McKenna. Wahrscheinlich aus Angst vor Nami, dachte Zoro. Die hätte ich auch. „Nun, ich habe die Auswertungen hier“, begann der ältere Mann und hob kurz die Akten. „Sie haben ergeben, dass sich die Netzhaut Ihres rechten Auges ablöst. Der Grund ist ein Tumor, welcher sich sich im Auge ausbreitet. Der Tumor unter der Netzhaut verursacht durch seine Raumforderung und über eine begleitende seröse Amotio eine Rhegmatogene ablatio retinae.“ „Was bedeutet Regmatogäne aplatjo retinä?“, fragte Luffy. „Das ist der lateinische Begriff für 'Rissbedingte Netzhautablösung'“, antwortete McKenna, was selbst den Arzt überraschte. Hatte der Bursche also Latein in der Schule. „Nun, dann fahre ich fort“, sagte der Arzt und räusperte sich. „Wird die Netzhaut mit ihren Nervenzellen und Photorezeptoren nicht mehr durch den Kontakt mit dem Pigmentepithel versorgt, kommt es nach etwa achtundvierzig Stunden zu einem teilweise irreparablen Funktionsverlust der betroffenen Netzhautanteile. Nach der erfolgreichen Wiederanlage der betroffenen Netzhaut kann sich die Funktion in Abhängigkeit von der Dauer der Ablösung wieder etwas bessern. Bei Fortbestehen einer vollständige Ablösung der Netzhaut tritt eine Erblindung des betroffenen Auges ein. Langfristig droht eine schmerzhafte Schrumpfung des Phthisis bulbi und damit ein Verlust des Auges.“ Bei diesen Worten schlucke McKenna schwer. „Gibt es irgendeine Möglichkeit, diesem Schicksal zu entfliehen?“ „Ja“, antwortete der Arzt knapp. „Eine Operation, denn ein Laser würde nichts mehr ausrichten können. Die Behandlung wird sich in der Regel auf den Tumor unter der Netzhaut richten. Eine operative Behandlung ist in diesem Falle sehr teuer, aber dies ist Ihre letzte Möglichkeit.“ Kapitel 3 Ende Alle lateinischen Begriffe sind korrekt, aber falls jemand einen Fehler finden sollte, bitte melden. Denn eigentlich müssten sie stimmen, kenne mich zwar in Medizin nicht aus, aber ich bin mir in diesem Punkt sehr sicher. Schon mal vielen Danke an alle, die dieses Kapitel lesen! Danke!!! Eure Purple_Haze Kapitel 4: It's Coming ---------------------- It's Coming „Und Sie sollten schnell handeln, denn hat sich die Netzhaut komplett abgelöst, könnte es zu einem Übersprung des Tumors kommen“, sagte der ältere Mann. „Und wir sollten wirklich schnell handeln, sonst sind Sie wohl in wenigen Monaten total erblindet.“ McKenna senkte den Blick und blickte traurig auf seine Hände, welche er gefaltet hatte. Zoro kam von diesem Anblick nicht weg. McKenna sah verletzlicher aus, als eine Frau. Eine sanfte Brise wehte ins Zimmer und strich sanft das Gesicht des Blonden, ehe er wieder zu dem Arzt sah. „Die Entscheidung müssen Sie in wenigen Tagen treffen, sonst folgen irreparable Schäden und sollten Sie noch länger zögern, ist die Heilungschance gleich Null“, sagte der Mann und sah seinen Patienten eine Weile an. „Sie haben höchstens vierzehn Tage Gedenkzeit.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Luffy sah seinen Vorgesetzten fragend an, während Nami McKenna weinend um den Hals fiel. „Sanji“, schluchzte sie. „Das tut mir so Leid.“ „Es ist nicht so schlimm“, versuchte er sie zu beruhigen, wobei er nicht sehr überzeugend klang. „Ich werde es schon überleben.“ „Rede doch nicht so einen Unsinn“, murmelte sie. „Da stimme ich Nami zu“, sagte Luffy und sah McKenna mit ernster Miene an. Eine weiter Böe wehte ins Zimmer und lies die Vorhänge flattern. Die blonden Haare des Coroners wurden jedoch auch sanft mit dem Wind mitgenommen. Zoro konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden und musterte ihn ein weiteres Mal. Eine derartige Ausstrahlung und Verletzlichkeit hatte Zoro noch nie in einer Person gesehen. Wenn er McKenna und seine ehemalige Frau verglich, war Pola Granit gewesen. „Du stimmst aber einer Operation zu, oder?“, fragte Nami mit gläsernen Augen. McKenna unterbrach den Augenkontakt und starrte aus dem Fenster. „Ich habe nicht genug Geld“, murmelte McKenna und es klang in Zoros Ohren fast kleinlaut, dass er so etwas zugab. „Bitte?“, fragte Nami irritiert, aber dennoch leicht wütend. „Du verdient doch genug. Worin investierst du denn die ganze Kohle?“ „Das geht dich gar nichts an“, knurrte McKenna und Zoro erkannte zum ersten Mal Aggressivität in seiner Stimme. Instinktiv wich Nami ein Stück zurück. „Geht“, sagte McKenna und deutete mit einer fahrigen Handbewegung zur Tür. Nami wollte noch Anstalten machen, etwas zu erwidern, doch in diesem Moment riss der Geduldsfaden des Coroners. „Ich sagte, dass ihr verschwinden sollt“, sagte McKenna emphatisch und lauter, als beabsichtigt. Traurig blickte er zum Fenster und hörte, wie sich die Tür öffnete. „Ich wünsche dir weiterhin Glück“, sagte Nami und der Coroner konnte ihre Trauer aus ihren Worten heraus filtern. Nur wenige Sekunden später fiel die Tür klackend ins Schloss und McKenna sank in die Kissen zurück. Du Idiot. „Ich kann es nicht glauben“, sagte Nami und starrte aus dem Fenster. Der Regen lief in kurvigen Linien am Fensterglas hinab, aber durch den Fahrtwind wurden sie nach hinten gezogen. Die Tropfen prasselten aus das Autodach und erfüllten den Wagen mit hämmernden Geräuschen. „Sanji hat uns einfach so vor die Tür gesetzt.“ Nami sah weiterhin gedankenverloren aus dem Fenster und durch die Scheibe, die mit Wasserpfaden geschmückt war. Die schwarzen Wolken, welche sich bei ihrer Ankunft angekündigt hatten, hingen nun über ihnen. Der Niederschlag setzte stärker ein und Blitze zuckten vom Himmel herab. Auf den Straßen war der Abendverkehr ausgebrochen und auf den gepflasterten Gehwegen bahnten sich Menschen mit Einkäufen unter ihren Regenschirmen den Weg über den ohnehin überfüllten Bürgersteg, darauf bedacht, dass ihre neuen Erwerbungen nicht zerquetscht wurden. Ein Blitz erfüllte den Innenraum des Wagens für einen Sekundenbruchteil mit hellem Licht. Nami betrachtete die dunkle Silhouette Santa Monica's. Bei jedem Blitz, der zackig aus den Wolken leuchtete, wurden die hohen Gebäude in helles Licht getaucht, in welchem nur die Umrisse erkennbar waren. Düster und bedrohlich erhoben sich die Hochhäuser aus dem unergründlichem Schwarz. Ein Donnergrollen dröhnte durch die Wolken und hallte im Wagen wider. Als Zoro an der Küste entlang fuhr, sah er, wie die Wellen auf den Sandstrand zu galoppierten und dort ausrollten. Der weiße Sand hatte sich um einige Nuancen dunkler verfärbt, während er sich fortwährend mit Meerwasser und Regen voll sog. Kein Tourist befand sich noch am Strand. Bei so einem Wetter waren die berühmten Sandstrände Santa Monica's nicht gern gesehen. Jedoch waren die Stände von Malibu ein kleines bisschen beliebter. Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel herab. „Ich habe ein schreckliches Gefühl“, wisperte Nami. „Es scheint als würde der Himmel weinen.“ Zoro verstand was sie meinte. Es sah tatsächlich so aus, als würde der Himmel etwas ankündigen. Die beiden ungeklärten Mordfälle waren erst der Anfang einer grausamen Schreckensherrschaft. „Ich gebe dir Recht“, sagte Zoro. „Die beiden Fälle waren erst der Beginn.“ Nami sah ihn verwirrt an. Zoro war nicht die Art von Mensch, die den Regen als Trauer interpretierten. Er hatte ein objektives Auge und hielt sich nur an Fakten. „Wisst ihr“, begann Nami leise und Zoro und Luffy hörten ihr zu. „Ich denke es könnte etwas mit Sanji zu tun haben. Irgendwie war er so seltsam, so abweisend. Das kenne ich nicht von ihm. Er ist ein offener Mensch, der eigentlich niemals aus der Haut fährt.“ McKenna war ein offener Mensch?, dachte Zoro. Ihm kam der Blondschopf arg kalt vor. Unnahbar und in sich gekehrt, aber wieso strahlte er dennoch eine Wärme aus. Stimmen konnte das nicht. Niemand konnte aus Herzen lächeln und gleichzeitig gefühlskalt sein. Nein, dass ging nicht, oder? Irgendeine Sache beschäftigte den Staatsanwalt dennoch. Je länger er über den Coroner nachdachte, um so sicherer war er, dass er dessen Gesicht kannte. Aber woher? Waren sie sich schon einmal begegnet? Eine Kälte machte sich in Zoro breit. Nein, es war eine negative Erinnerung. McKenna konnte aber nicht vorbestraft sein, sonst hätte er nie einen Beruf in der kriminalogischen Branche gefunden. „Zoro?“, fragte Nami und holte ihren Chef aus dem traceähnlichen Zustand zurück in die Realität. „Weißt du, wo McKenna herkommt?“, fragte Zoro und er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass der Coroner bereits mit dem Gesetz zu tun hatte. Nami überlegte. „Sanji kommt aus Massachusetts, genauer Boston.“ Zoro nickte und wandte sich wieder der Straße zu. Die Sicht wurde nur durch die Bewegung der Scheibenwischer unterbrochen. Weshalb zogen sich seine Innereien zusammen, wenn er an McKenna dachte. Das sein Herz schneller schlug, wusste er, aber das sich gleichzeitig eine Kälte in ihn ausbreitete war ihm neu. Irgendetwas stimmt hier nicht. Gähnend lag er auf der Couch und schaltete mit der Fernbedienung durch die Sender. Nach wenigen Sekunden wechselte das Bild, bis Zoro bei den Nachrichten stoppte. Gerade lief eine Meldung über einen Autounfall. Das Resultat war zwei Tote und ein Verletzter. Ein Geisterfahrer soll auf die Autobahn gefahren und direkt auf den Familienwagen zu gesteuert sein. Geschieht eigentlich nur noch Gewalt in der Welt? Zwar stammte die Meldung aus New York, aber dennoch waren es zwei Menschen weniger, die über die Straßen gingen und jetzt ihren Platz unter der Erde bekamen. Zynisch war er mittlerweile auch schon geworden. Gerade wollte er weiter schalten, als die Nachrichtensprecherin über einen Anschlag in Madrid berichtete. „Wieder wurde ein Attentat auf spanischem Boden ausgeführt. Die Polizei geht davon aus, dass eine Kofferbombe an einer U-Bahnhaltestelle abgestellt und per Fernzünder aktiviert wurde. Noch ist die genaue Anzahl der Toten unbekannt, da der Schacht bei der Explosion zusammengestürzt war. Die Feuerwehr ist mit den Bergungsarbeiten beschäftigt. Die Polizei macht die Untergrundorganisation BAF dafür verantwortlich, welche seit über zwanzig Jahren weltweit Attentate ausführt. Ihren Hauptsitz haben sie angeblich in Madrid.“ Zoro sah aus dem Fenster. 'BAF', eine Organisation Spaniens, die sogar in den USA mordete. Bis heute wusste man nicht, wofür BAF stand. Sie konnten zwei englische Mitglieder festnehmen, die jedoch weder wussten, wer der Boss war, noch wer die Bomben baute. Gerade sagte die Sprecherin, dass ein Brief gefunden wurde, auf dem das nächste Ziel der Anschläge vermerkt war: Los Angeles. Plötzlich stutze Zoro. Es musste doch möglich sein, eine Person zu finden, die etwas über BAF wusste. Dies in Erfahrung zu bringen wird wohl schwieriger sein, als einen Verdächtigen bei einer Vernehmung die Zunge zu lösen, schließlich sprach niemand darüber. Ende Kapitel 4 Kapitel 5: Such A Shame ----------------------- Such A Shame Lautes Piepen hallte durch die Wohnung und veranlasste ihn zu einem lustloses Aufblicken. Er starrte auf sein Mobiltelefon und griff danach. Als er sich das Gerät genauer ansah, bemerkte er, dass das Telefon nicht der Auslöser des Klingeln war. Dann griff er nach seinem Organizer und bemerkte, dass eine neue Nachricht bekommen hatte. Zoro stutze, als er den Absender sah. Nami? Die ruft doch sonst immer an, schoss es ihm durch den Kopf. Er öffnete die empfangene Nachricht, welche eine Bilddatei beinhaltete und startete den Bilddownload. Es dauerte eine ganze Weile, bis endlich ein kurzes Klingeln aufhallte und sofort wieder verstummte. Die Datei war bereits in einem Ordner abgespeichert, während Zoro noch einmal die Nachricht nach einer Information über das Bild von Seiten Namis durchlas. Doch er fand keine brauchbaren Details, nicht einmal den Grund dafür, dass seine rothaarige Kollegin ihm eine solche undefinierbare Datei hat zukommen lassen. Somit beschloss er sich das Bild anzusehen, um diese offenen Fragen aus dem Weg zu räumen. Das Bild erschien auf dem kleinen Display, trotzdem konnte Zoro es sofort einordnen. Auf dem Bild war Nami mit McKenna zu sehen. Nicht aber in Arbeitskleidung, wie der Staatsanwalt auf den ersten Blick feststellte, sondern in blass rosa Schürzen und, was Zoro als erstes ins Auge gesprungen war, weiter nichts drunter. Zwar waren die intimen Stellen nicht zu sehen, dennoch bot Nami viel Einblick. Die Schürzenträger verliefen ihr zwar über dem Busen, aber er war sich sicher, dass das Bild nicht für seine Augen bestimmt war. Warum sie ihm so etwas schickte war ihm unbegreiflich. Doch der Anblick McKennas fesselte Zoros Blick an das Foto. Er war genauso schlank wie die rothaarige Frau und zudem auch noch größer. Seine blonden Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden. Durch die Rüschen an der Schürze wirkte der Coroner gleichermaßen feminin und anziehend. Da das Kleidungsstück nur knapp bis zur Hälfte der Oberschenkel ging, konnte Zoro die langen Beine mit einem leicht lasziven Blick bewundern. Namis Schürze war zwar noch etwas länger, dadurch dass sie kleiner war, aber auch sie hatte schöne Beine, auch wenn diese gegen die ihres Gegenübers doch kürzer und dicker aussahen. Er konnte seine Augen nicht von diesem Anblick welcher auch Einblicke bot abwenden. Zoro fragte sich, was er mit dem zierlichen Körper McKennas anstellen könnte. Er ertappte sich selbst dabei, wie er sich in McKennas Augen verlor. Sie waren azurblau, wie er sie in Erinnerung hatte. Zoro hatte den Coroner erst zwei Mal gesehen, doch er kannte mittlerweile jeden Gesichtszug. Er musste McKenna sorgfältig inspiziert haben. Schließlich hatte der Staatsanwalt auch den weiteren Körper mit seinen Blicken erkundet und festgestellt, dass er wirklich ein weibliches Auftreten hatte. Er blickte noch einmal auf das Bild und lockerte wie in Trance seine Krawatte. Ein lautes Quieken riss ihn aus dem hypnotisierten Zustand. Es war das Meerschweinchen aus der Nachbarwohnung. Zoro schüttelte bloß den Kopf, sah auf die Uhr und zuckte zusammen. Es war fast viertel nach neun und um halb neun begann sein Dienst. Hatte er sich wirklich so lange das Bild angesehen? Doch momentan plagten ihn andere Gedanken. Was würde sein Vorgesetzter dazu sagen? Garp D. Monkey war dafür bekannt gnadenlos zu sein. Luffys Großvater war im Gegensatz zu seinem Enkel konsequent. Zoro griff nach seinem Jackett und stürzte aus der Wohnung. Schlecht gelaunt marschierte er geradezu die Flure ab und versuchte eine weitaus schlechtere Miene aufzusetzen als zuvor. Nami sollte nicht glauben, dass sie einen Treffer erzielt hatte. Es genügte ihm völlig, wenn sie ihn weiter foppte, aber wenn sie begann, ihn auf diese Weise zu necken, würde sie eine Macht über ihn gewinnen, die von ihm verlangte, sich ihr zu beugen. Er atmete noch einmal durch, als er die Hand auf die Klinke der Bürotür legte und diese einen Spalt öffnete, wodurch es ihm ermöglicht wurde, Gesprächsfetzen seines Teams aufzunehmen. Teilweise wurden diese auch mit Gelächter kommentiert, was den Verdacht in ihm wachsen ließ, dass es sich gerade um ihn handelte. „Vielleicht ist er ja auf der Toilette eingeschlafen“, meine ein junger Mann lachend, als die Tür aufschwang und ein schlecht gelaunter Zoro Roronoa eintrat. Er warf sein Jackett auf seinen Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er seufzte einmal laut und sah zu Nami. „Mach das nicht noch einmal,“ knurrte er und sah sich auf seinem Tisch um. „Ist noch kein Bericht da?“ „Erstens hat es dir sicher gefallen“, lächelte Nami. „Und zweitens hat sich noch niemand hierher bewegt, um ein Bericht vorbei zubringen.“ „So, so“, meinte Zoro und blickte zu Usopp, der aus dem Fenster starrte. „Ist der kaputt?“ „Keine Ahnung, der ist schon den ganzen Morgen so“, antwortete Vivi und ging zu Nami hinüber. Zoro sah seinem Mitarbeiter noch einen Moment an, ehe er nach dem Telefonhörer griff und eine Nummer eintippte. „Du, Nami?“, fragte Vivi flüsternd, als sie sich zu Nami runter beugte. „Was hat Zoro gerade gemeint?“ Nami wandte ihren Kopf zu ihrer Kollegin zu und lächelte breit, winkte aber mit einer fahrigen Handbewegung ab. „Ist nicht so wichtig“, meinte sie und sah auf, als Zoro laut in den Telefonhörer fluchte. „Wie? Was soll das heißen?“, murrte er und schlug mit der Hand auf den Tisch, welcher bedrohlich wackelte. „Sie haben Ian Brighton immer noch nicht obduziert?“ Zoro wartete einen Moment, in dem sein Gesprächspartner sich gerade zu rechtfertigen schien. In dem Büro herrschte Totenstille. Niemand wagte es, etwas zu sagen, noch etwas zu tun, was einen Laut erzeugen könnte. „Das ist mir egal!“, brüllte Zoro und seine Officers und Luffy, der einzige Sergeant, zuckten zusammen. „Meinetwegen komme ich höchst persönlich in die Pathologie, um mich zu überzeugen, ob Sie Ihre Arbeit machen!“ Mit diesen Worten legte er auf, griff nach seinem Jackett und erhob sich. „Wir gehen jetzt in die Pathologie“, sagte er ruhig. „Und wer nicht will, macht meinen Papierkram.“ Er wusste, dass niemand gerne in das Leichenschauhaus ging, aber um seine Schreibtischarbeit riss sich in diesem Moment auch keiner. Nicht einmal der ängstliche Usopp erhob Einspruch. Der Keller des Polizeireviers des FBI war karg und unbehaglich. Die Wände waren mit weißen Fließen bedeckt und von der Decke schien helles Licht von den Halogenlampen auf den Staatsanwalt und seine Begleiter hinunter. Allein in den Fluren in dem großen Keller, der hauptsächlich der Pathologie und dem Kühllager der Leichen diente, war es bereits sehr steril. Zoro vermied es stetig in das Souterrain hinab zu steigen. Es war das erste Mal, seit Jahren, dass er sich dem Leichenschauhaus nährte. Auch andere, gestandene und erfahrene Juristen und Kriminologen, verirrten sich selten hier hinunter. Dr. Kureha, die zuständige Pathologin, war im wahrsten Sinne des Wortes eine Hexe. Sie machte Zoro das Leben bewusst schwerer und genoss dies auch in vollen Zügen. Er blieb vor der Tür stehen und atmete noch einmal tief durch, bevor er die Tür öffnete. Sie ging mit einem lauten Quietschen auf und ein kleiner, junger Mann, der gerade etwas auf einen Zettel schrieb, erschrak mit einem Aufschrei. Er sah irritiert zur Tür und starrte den Staatsanwalt verblüfft an, während er sich seine große Brille wieder auf die Nase setzte. Der junge, angehende Doktor Tony Tony Chopper war schreckhafter, als er gedacht hatte. Er hatte kurze, braune Haare und wirkte sehr jung, obwohl er bereits Mitte Zwanzig war. „Was wollen Sie?“, fragte Chopper kleinlaut und sah stur auf sein Blatt. „Ich habe noch einen Bericht zu schreiben.“ „Das ist für mich kein Problem“, meinte Zoro und sah den Kleineren gleichgültig an. „Ich kann warten.“ Zoro vernahm einen Zigarettengeruch und wandte sich zu der Couch, um die Wartezeit im Sitzen zu verbringen, als er erschrocken zusammen zuckte. McKenna saß dort. Seine linke Hand war stark bandagiert, trotzdem hielt er zwischen den Fingern eine Zigarette und sah wenig interessiert zu Zoro. „Sanji?“, fragte Nami unsicher setzte sich ebenfalls auf das Sofa. „Warum bist du nicht im Krankenhaus?“ „Ich wurde entlassen“, antwortete der Blonde knapp und zog an dem Glimmstängel. Nami beließ es dabei und wollte nicht weiter nachfragen. In Zoro brach ein Sturm los, am liebsten hätte er den Coroner eigenhändig in ein Hospital gebracht, um zu verhindern, diesen weiterhin anzusehen. Immer wieder schoss das Bild in seinen Kopf. Ein Bild, was zwar seinem Geschmack entsprach, aber ihn gleichermaßen peinlich berührte. Es war ihm tatsächlich peinlich, obwohl er schon des öfteren Männer derart wenig bekleidet gesehen hatte. Ob nun beruflich oder privat spielte keine Rolle. „Wartest du auf den Bericht?“, fragte Luffy, der vor McKenna stand. Dieser nickte bloß als Antwort und ignorierte die anderen anwesenden Personen. Er versuchte sie so gut auszublenden, wie er konnte. „Äh, Sanji?“, fragte Chopper und McKenna sah auf. „Wie lang muss der Bericht denn sein?“ „Hä?“, verwirrt starrte er den kleineren Doktor an. „Es sollte schon alles drin stehen.“ Chopper nickte bloß und widmete sich wieder dem Text. Zoro sah sich um. Er befand sich in einem kleinen, gefließten Raum, in dem ausnahmslos alles weiß und steril war. An der Wand gegenüber der Eingangstür befand sich eine Schiebetür. In der Wand, in der sie sich befand, war eine lange Kette mit Fenstern angebracht. So konnte Zoro erkennen, was sich dahinter verbarg. Er konnte einen Tisch mit einem weißen Leichentuch über einem Mordopfer, welches aus dem Tisch lag, sehen. Im Hintergrund war ein großer, metallischer Schrank mit vielen Laden, in denen die Leichen aufbewahrt wurden. Er hätte sich nie vorstellen zu können, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. „Wie lange dauert es noch?“, fragte McKenna leicht gereizt und drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus. Chopper sah zu dem Blonden und lächelte schief. „Ich bin gleich fertig“, sagte er und schrieb weiter. McKenna erhob sich und zupfte an seinem Hemd. Zoro starrte ihn ungeniert an und wanderte mit seinem Blick prüfend an ihm hinab. Er trug ein weißes Hemd mit einer schwarzen Weste darüber und eine schwarze Jeans. Was McKenna auch anzog, er wirkte immer betonend. Es genügte sogar schon, wenn man sein Gesicht sah, es war weich und eben und trotzdem männlich. Sofort schoss Zoro das Bild in den Kopf. Hitzewallungen stiegen in ihm auf und es war ihm bereits peinlich den Coroner so offen an zu starren. Ihn beschlich das Gefühl, dass sein Gegenüber von den direkten Blicken auf dessen Körper wusste, aber Zoro musste immer wieder einen Blick riskieren. Als der Blonde sich gerade mit der Hand durch die Haare fuhr, wurde die Tür laut aufgerissen. McKenna zuckte derart zusammen, dass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel. Doch wider erwartend landete er sanft. Als er die Augen öffnete, bemerkte er, dass er auf dem Schoß des Staatsanwaltes saß. Die Schamröte stieg dem Coroner ins Gesicht, während er wie versteinert weiter auf dem Schoß Zoros verharrte. „Ach“, sagte Dr. Kureha breit lächelnd und betrat den Raum. „Ein Jurist und ein Coroner. Interessant.“ Zoro musste leicht schmunzeln, was auf McKenna jedoch nicht zu traf. Diesem war deutlich anzusehen, dass es ihm unangenehm war. Nami, die belustigt zu ihren Gegenüber sah, spürte die Häme der alten Pathologin. „Ich bin fertig“, verkündete der kleine Assistent freudestrahlenden und McKenna sprang sofort auf. Er stürzte auf den rundlichen, jungen Mann zu, riss ihm den Bericht aus den Händen und verließ die Pathologie mit hochrotem Kopf. Zoro sah ihm Teils enttäuscht, als auch erleichtert hinterher. Er hätte den vielsagenden Blicken seiner Mitarbeiter nicht länger Stand halten können. „Nun“, meinte Kureha und sah zu dem Staatsanwalt. „Was führt dich zu mir?“ Zoro grauste es vor ihrem Tonfall, er klang so erwartungsvoll und gelangweilt zugleich. Sie sah sich auf dem Schreibtisch um, nahm einen Ordner in die Hand und blätterte darin herum. Sie nickte und griff nach ihrem Kittel. „Du kannst in drei Stunden wieder kommen“, meinte Kureha und verschwand durch die Schiebetür. Schrilles Geschrei war im Büro zu hören und Zoro war mittlerweile sogar schon in die Kantine geflüchtet. Nami und Vivi sangen wahllos diverse Lieder aus dem Radio mit und auch Usopp und Luffy verbrachten die Wartezeit im Flur. „Glaubst du, die hören irgendwann wieder auf?“, fragte Usopp flehend. „Ich hoffe es“, sagte Luffy monoton. „Aber Zoro könnte auch was sagen. Es ist unerträglich.“ Damit hatte er auch nicht ganz Unrecht, da das ganze Revier von ihren Gesangstalent etwas mitbekam. Ob die Kollegen dies jedoch zu schätzen wussten, war eine andere Frage... Kapitel 5 Ende Eure Purple_Haze Nachwort So, das Kapitel habe ich in fünf Tagen mit jeweils anderthalb Stunden geschrieben. Mir persönlich gefällt die Vorstellung in der Pathologie. *haha* Ich hoffe, dass es Euch gefallen hat und ich verspreche, dass das nächste Kap weniger Wartezeit hat... Aber ich muss an den andern beiden Fanfics arbeiten. Vielleicht verirrt Ihr Euch einmal da hin. Nachwort Ende Kapitel 6: Bad Trip ------------------- Bad Trip Gelangweilt stocherte der Staatsanwalt in dem Rüherei herum und sah aus dem Fenster. Es war ein schöner, sonniger Tag. Der Himmel war durchgehend blau und wurde selten von einer aufgebauschten Schäfchenwolke bedeckt. Es wehte ein warmer Wind und die Blätter tanzen im Wind mit. Die Menschen auf den Bürgerstegen trugen größtenteils Sonnenbrillen, um sich vor der intensiven Sonneneinstrahlung zu schützen. Und er? Er saß in der internen Kantine, in der sich schwitzende Polizisten und stark parfümierten Juristen befanden und etwas zu Essen oder Trinken zu sich nahmen. Das Klischee, dass Polizisten, die Streife fuhren, meistens beleibter waren und Dounats aßen, entsprach zumindest denen, die dem B9 angehörten. Viele der Streifenpolizisten hatten Fettflecken auf ihrer Uniform und man konnte klar erkennen, woher das Übergewicht kam. Zoro arbeitete hart gegen die Korpulenz. Wenn er den gesamten Tag in seinem Büro saß und sich wenig bewegte, suchte er einen Ausgleich im Sport. Wenigstens viermal wöchentlich besuchte er das Sportstudio, dass drei Blocks von seiner Wohnung entfernt war. „Glauben Sie mir“, erklang eine angenehme Stimme hinter ihm. „Wenn Sie ein Streifenpolizist wären, sähen Sie auch so aus.“ Er wandte sich um und sah dem blonden Coroner an, der gerade herzhaft in einen Apfel biss. McKenna sah ihn erwartungsvoll an und setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Er trug eine Brille mit schwarzer Fassung. Zoro stutze. Er konnte sich nicht erinnern, dass McKenna jemals eine Brille trug. Ein Lächeln huschte über die Lippen des Blonden. „Sie sind irritiert?“, fragte der junge Mann amüsiert. „Ich trage sie beim Lesen.“ Zoro musste sich eingestehen, dass er Brillenträger sehr unattraktiv fand, unbedeutend ob es Männer oder Frauen waren, aber McKenna bildete eine Ausnahme. Die Brille lenkte die gesamte Aufmerksamkeit auf das Gesicht des Coroners. „Brauchen Sie die noch?“, fragte McKenna und deutete auf die Zeitung neben dem Teller mit dem Rüherei. Auf das Kopfschütteln Zoros hin, griff der Blonde über den Tisch nach der Zeitung und sah sich den Aufmacher an. Der Staatsanwalt musterte den Blonden weiterhin. Seine linke Hand war immer noch mit dicken Bandagen umwickelt. „Essen Sie gar nichts?“, fragte Zoro und sah den jungen Mann über die Zeitung an. Einige Sekunden später blickte der Coroner auf und sah Zoro in die Augen, ehe er begann zu lachen. „Sind Sie übergeschnappt?“, fragte er mit Gelächter in der Stimme. „Wer weiß schon, was da drin ist?“ Zoro verzog das Gesicht und schob den Teller von sich weg. Langsam schlich sein Blick wieder über den Blonden und er versuchte sich das Bild einzuprägen. Die Haare und die Haut glänzten im Sonnenlicht und verlangten gerade zu berührt zu werden. „Sind Sie eigentlich ein Asiat?“, fragte Zoro plötzlich und der Blonde sah ihr irritiert an. Die Frage diente nicht nur als Beginn für einen Smalltalk, er versuchte außerdem herauszufinden, ob der junge Mann Nami angelogen hatte. McKenna lächelte. „Mein Vater ist Japaner.“ Die Antwort war knapp und Zoro beließ es dabei. Er sah noch einmal zu McKenna auf, der sich gerade eine Zigarette ansteckte und einen kräftigen Zug zu sich nahm. Als sie sich das erste Mal im Halbdunkel begegnet waren, hatte Zoro den Eindruck gehabt, dass sein Gegenüber zierlich und schmal war, mittlerweile musste er sich eingestehen, dass McKenna breitere Schultern und ein ausdrucksstärkeres Gesicht hatte, als ihm lieb war. Zoro gefiel die Vorstellung, des zu beschützen geltenden Blonden. Mit einem skeptischen Blick überflog der Coroner die Zeitung, als würde er nach einer bestimmten Meldung suchen. „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“, fragte Zoro und wartete auf eine Reaktion von dem blonden, jungen Mann. Nach wenigen Sekunden sah McKenna irritiert auf und sah seinen Gegenüber fragend an. „Bitte?“ „Ich habe gefragt, ob Sie etwas Bestimmtes suchen“, wiederholte Zoro und McKenna zog noch einmal an seiner Zigarette und lächelte. Er schüttelte demonstrativ den Kopf. „Nein, nein“, antwortete er und sah auf die Uhr an der Wand. Langsam erhob er sich und sah auf Zoro hinunter. „Wie auch immer, ich habe Feierabend.“ Mit diesen Worten ging er auf die Tür zu und Zoro verlor ihn aus den Augen. Zoro saß seufzend an seinem Schreibtisch und blätterte in dem olivgrünen Hefter. Das Opfer Ian Brighton hatte Spuren von LSD in seinem Körper. Im Blut von Eddy Jones, dem ersten Opfer, war ebenfalls LSD nachgewiesen worden. Zoro stutzte. Jones war eine stadtbekannter Dealer und beide Tote hatten vor ihrem Ableben das selbe Rauschgift konsumiert. „Nami?“, fragte Zoro und sah die junge Frau an. „Hat die Spurensicherung sämtliche Proben genommen?“ Sie nickte. Zoro nahm sein Mobiltelefon aus dem Jackett und wählte. „Zoro Roronoa, hier“, sagte er. „Bonney, hast du die Proben von dem Heroin analysiert?“ „Nein“, antwortete sie. „Die hat Rob Lucchi untersucht.“ Er schwieg einen Moment und hörte, wie Bonney Jewelry, eine Mitarbeiterin der Spurensicherung, nach etwas suchte. „Hier ist auch keine Akte und Rob ist heute mit seiner Familie nach Hemet gefahren, aber du kannst Sanji anrufen.“ „Verstehe“, antwortete er, ehe er auflegte. „Nami, ruf McKenna an.“ Er spürte, wie ihm heiß wurde. Es war ein anderes Gefühl, wenn er über McKenna sprach oder nachdachte, als wenn er mit ihm persönlich redete. Wenn er mit ihm sprach, war er entspannt und versuchte nicht zu interessiert zu wirken. „Wieso?“, fragte sie irritiert und sah ihren Vorgesetzten interessiert an, nahm aber vorsorglich ihr Handy zur Hand. Zoro setzte sich auf den Stuhl und sah zu ihr. „Ruf ihn an und frag nach den Analysen vom Tatort.“ Nami stutzte und sah Zoro einen Moment reglos an, ehe sie begann breit zu grinsen. Sie sah ihn mit einem schelmischen Blick an und legte das Handy beiseite. Sie ging auf ihn zu und stand schließlich triumphierend grinsend vor ihm, während sie den Kopf ungläubig schüttelte. „Soll ich ihn auch fragen, ob er mit dir Essen gehen will?“, erkundigte sie sich leise, als sie den Hörer von Zoros Telefon abnahm. „Warum nimmst du nicht dein Handy?“, zischte der Staatsanwalt entrüstet, aber nicht lauter als im Flüsterton. „Erstens kostet es Geld“, sagte Nami leise und ruhig. „Und zweitens hat er dann deine Büronummer.“ Mit einer schnellen Handbewegung wählte sie eine neue Nummer und wartete einen Moment. Er schluckte schwer und atmete tief durch. Er spürte, wie die Anspannung ihm die Luftröhre zuschnürte und sich enger zu zogen. Ein Schwall heißes Blut stieg in ihm auf und elektrisierte ihn bis in die Haarspitzen. „Hier“, sagte die Rothaarige und drückte ihm den Hörer entgegen. Zögerlich griff er danach. Zoro hörte das Tuten und er wurde stetig unsicherer. Er wusste nicht, was er sagen, oder wie er das Gespräch überhaupt beginnen sollte. Aus Unsicherheit drehte er einen Kugelschreiber zwischen den Fingern und versuchte sich so abzulenken. Ihm erschien das Warten auf eine Antwort ewig. Er sah auf die Uhr. Seit drei Minuten wartete er darauf, dass jemand abhob. Seufzend legte er den Hörer auf. Nami stutzte und begann erneut zu lächeln. „Wenn er nicht abhebt, müssen wir wohl dort hin“, sagte sie und hielt Zoros Autoschlüssel in der Hand. Ihr Vorgesetzter schien nicht besonders überrascht zu sein, dass Nami ihm die Schlüssel abgenommen hatte. Mit den Zähnen knirschend, griff er danach und zog sich das Jackett über. „Nami?“, fragte er. „Wo wohnt McKenna eigentlich?“ „Vergiss es“, sagte sie und streckte ihm die Zunge raus. „Wir fahren zusammen.“ Mit einem leichten Ziehen im Mundwinkel steckte er die Schlüssel ein und setzte sich hin. Enttäuschung und leichte Wut machten sich in ihm bereit. Wie gerne hätte er den Blonden alleine besucht und sich so ein Bild von seinem Leben gemacht. Er stellte sich McKennas Wohnung vor. Es war garantiert eine helles und geräumiges Appartement, mit vielen teuren und seltenen, importierten Möbeln. „Und wann fahren wir?“, fragte Zoro gelangweilt und schaute aus dem Fenster. Über dem Meer zogen schwarze Wolken auf, die sich hoch auftürmten. Innerhalb weniger Minuten war das Wetter umgeschlagen und die Wolkendecke würde in wenigen Momenten Los Angeles erreichen und unter sich begraben. „Nach Dienstschluss.“ Zoro sah auf die Uhr und stellte fest, dass er erst in eineinhalb Stunden Feierabend hatte und dann schielte er hämisch grinsend zu seinen Mitarbeitern herüber, die voll und ganz mit ihrer Arbeit beschäftigt waren oder sich unterhielten. Schnell öffnete er eine Schublade, griff hinein und zog ein diverses Magazin heraus. Er sah sich die schön zurechtgemachten und attraktiven Frauen an, die ihre üppigen Vorzüge professionell präsentierten. Langsam blätterte er weiter und die Damen wurden zunehmend freizügiger. Er wusste nicht einmal, weshalb er für solche Hefte Geld ausgab, schließlich waren es nur Fotografien, die auch noch mit dem Computer bearbeitet wurden. Plötzlich und laut schwang die Tür auf und die Gerichtsmedizinerin betrat hämisch grinsend das Büro. Zoro, der in die Welt der Lüste eingetaucht war, zuckte zusammen und schmiss reflexartig das Heft in die Höhe, das aufgeschlagen vor den Füßen der alten Frau landete. Kureha sah nach unten und ihr Grinsen wurde noch breiter. Mit einer leichten Schamesröte im Gesicht erhob sich Zoro und hob das Magazin stöhnend auf. Er sah aus dem Augenwinkel, dass seine Mitarbeiter hämisch schmunzelten und lachten. Kureha räusperte sich. „Ich habe das letzte Opfer obduziert“, sagte sie ruhig und drückte Zoro den Bericht in die Hände. „Ging schneller als ich dachte.“ „Ja, und?“, fragte Zoro erwartungsvoll. „Woran ist der denn jetzt gestorben?“ Kureha lächelte. „Genickbruch. Also, Tod durch Ersticken.“ „Der ist nicht verblutet?“, fragte Zoro ungläubig. „Der Kerl hatte doch ein klaffendes Loch im Bauch.“ „Willst du etwa sagen, dass ich meine Arbeit nicht richtig mache?“, fauchte die Medizinerin und Zoro fuhr zusammen. Er gestikulierte ihr mit den Händen, dass sie entspannter reagierten sollte. Skeptisch zog Kureha eine Augenbraue in die Höhe und musterte den Staatsanwalt argwöhnisch. „Brighton ist außerdem vom oberen Treppenabsatz gestürzt.“ „Aha“, sagte Zoro. „Dann ist der Fall klar, er ist die Treppe runtergeflogen und hat sich das Genick gebrochen, fehlt nur noch die Wunde in der Magengegend.“ „Nein, nein“, sagte Kureha ruhig. „Er ist danach die Treppe hinunterstürzt.“ Zoros Augen wurden größer. „Hä?“ „Man hat ihm vorher das Genick gebrochen“, antwortete sie und Kureha konnte sehen, dass Zoro daran dachte, dass es ein Gegenstand war. „Mit bloßen Händen.“ Plötzlich war es still und alle sahen sich ungläubig an. Zoro spürte, wie es ihm kalt den Rücken runterlief. Er hatte nie damit gerechnet in seinem Leben jemals einen Fall übertragen zu bekommen, der so voll purer Gewalt steckte. „Ich gehe davon aus, dass es nach einem Unfall aussehen sollte“, machte Kureha ihre Theorie klar. „Als er dann aber die Treppe hinabgestüzt war, wurde er von irgendeinem stumpfen Gegenstand durchbohrt, was natürlich mehr als unnatürlich war.“ „Wie kommen Sie darauf, dass er postum gestürzt ist? Er hätte sich doch auch das Genick dabei brechen können“, fragte Nami, die sich bislang zurück gehalten hatte. Sie war bleich im Gesicht. Mit vierundzwanzig Jahren war sie sehr jung und wurde auch gleich mit einem derartig brutalen Fällen konfrontiert, die alle scheinbar einer Mordserie angehörten, aber sich sehr widersprachen. „Nun“, begann Kureha. „Ich glaube kaum, dass ihm noch jemand das Genick gebrochen hat, als er schon am Boden lag. Außerdem entsprechen die Wirbel keiner natürlichen Todesursache. Die Bruchstellen sind gewählt. Und wie ich darauf komme, dass das per Hand geschehen ist, ist leicht zu erklären.“ Sie stellte sich hinter Zoros Stuhl und signalisierte ihm mit einer Handbewegung, sich auf diesen niederzulassen. Widerwillig setzte er sich und spürte wie Kureha ihre Hände um Zoros Kinn und Schädel legte. „Wenn das jemand mit enormer Kraft macht, können die Wirbel brechen“, sagte sie und ließ ihre Hände noch an Zoros Gesicht verweilen. „Oder wenn jemand das fachlich korrekt durchführt, reicht nur ein kleiner Ruck. Aber bei Brighton gehe ich von keinem Fachmann aus. Weiternoch hatte das erste Opfer auch kleine Merkmale, dass versucht wurde, ihn so zu töten.“ „Also der selbe Täter?“, fragte Zoro, der aus eigenen Sicherheitsbestimmungen bereits aufgestanden war und seinen Kopf im Nacken rollte. Er griff nach dem Bericht und blätterte in ihm. „Dann war es ein Täter ohne Feinmotorik und fachlicher Kompetenz?“ „Ja!“, bestätigte Kureha. „Ein und der selbe. Beim ersten Opfer hat er es nicht geschafft, beim zweiten schon. Ich denke, dass die eigene Inhumanität und Grausamkeit extrem gestiegen ist und dass es noch mindestens ein Opfer dazwischen gibt. Außerdem habe ich ein Armband im Magen des Opfers gefunden.“ Sie hielt es in die Höhe. In einer sterilen Klarsichtfolie war es verpackt. Es war ein ein silbernes Armband mit einer kleinen länglichen Platte, die als Gravurfläche diente, an der die Kette hing. Zoro stutzte als er sah, war dort eingraviert war. 2001. Der Regen knallte unaufhörlich auf den Asphalt nieder und die Scheibenwischer kamen ihrer Aufgabe längst nicht mehr nach. Die Tropfen prasselten aus das Autodach und erfüllten den Wagen mit hämmernden Geräuschen. Der Regen lief in kurvigen Linien am Fensterglas hinab, der aber durch den Fahrtwind nach hinten gezogen wurden. Er konnte schemenhaft erkennen, wo er sich befand. Ein Blitz erfüllte den Innenraum des Wagens für einen Sekundenbruchteil mit hellem Licht. Er betrachtete die dunkle Silhouette Los Angeles'. In den Türmen der Stadt brannten größtenteils noch die Lichter, die durch die Dunkelheit aussahen wie Löcher. Bei jedem Blitz, der zackig aus den Wolken leuchtete, wurden die hohen Gebäude in helles Licht getaucht, in welchem nur die Umrisse erkennbar waren. Düster und bedrohlich erhoben sich die Hochhäuser aus dem unergründlichem Schwarz. Ein Donnergrollen dröhnte durch die Wolken und hallte im Wagen wider. Das Radio rauschte nur noch. Zoro war ungefähr zwanzig Minuten unterwegs und sah wutentbrannt durch die Frontscheibe. Der Regen, der haltlos niederschlug verzerrte das Bild der Umgebung ungemein und machte das Fahren zu einer reinen Tortur. McKenna wohnte in Long Beach und normalerweise würde der Weg lediglich dreißig Minuten in Anspruch nehmen, aber wegen der mäßigen Sichtverhältnisse war Zoro klar, dass es deutlich länger dauerte. „He“, sagte Nami und versucht aus dem Fenster zu sehen. „Wir sind ja nur noch ein paar Straßen entfernt. Wie schnell fährst du?“ Vorsichtig schaute Zoro auf den Tachometer und stellte fest, dass er doppelt so schnell fuhr, wie es eigentlich erlaubt war. Er sah kurz zu Nami hinüber, die auch gleich wusste, dass ihr Vorgesetzter sich mal wieder nicht an die Straßenverkehrsordnung hielt. „Wenn du jetzt rechts fährst, kommen wir auf die Alamitos Avenue und später fährst du links auf den East Ocean Boulevard. Gleich das fünfzehnte Haus rechts.“ Zoro sah skeptisch zu Nami, die lächelnd auf dem Beifahrersitz saß. „Du warst dort noch nie, oder?“, fragte er und konnte aus dem Augenwinkel ihr Kopfschütteln wahrnehmen. „Das ist ein Villenviertel.“ Langsam kam der Wagen vor einem riesigen Eisentor zum Stehen und sie stiegen aus. Der Regen stürzte stärker über sie herein und klatschte mit seiner ungezügelten Kraft auf den Boden. Der Wind blies stärker und kälter durch die Gassen und Hauptstraßen. Die kalten Böen heulten um die Häuserecken und die Hauptstraße schien verlassen und sie versank langsam im Dunkeln, während sich der Himmel mit monströsen Wolken bezog, welche bedrohlich über der Stadt hingen. Der Himmel verfärbte sich von einem matten Grau zu einem finsteren Schwarz und helle Blitze und tiefe Donnergrollen überfluteten das Firmament. Der Niederschlag stürzte mit voller Kraft hinab und ein Donnerschall krachte durch die grauen Wolken, welcher die Wände kurzzeitig zum Vibrieren brachte. Quietschend ließ sich das Tor öffnen und sie blieben vor den steinernen Treppen stehen. Als erneut ein Blitz vom Himmel zuckte tauchte er das, bis dahin in Finsternis verschluckte Anwesen in helles Licht. Das Haus wirkte wie aus einem Thrillerfilm. Es war ein imposantes, graues Steinhaus mit einer Veranda vor der Tür. Kein Licht strahlte durch die Fenster und hätte deutlich gemacht, dass jemand anwesend war. Schwere Säulen auf der Veranda hielten einen Balkon über dem Eingang, der von Dornenranken umwickelt wurde, an denen blutrote Rosen wuchsen. Ehrfürchtig gingen sie auf die schwere Holztür zu und klingelten. Sie warteten, bis ein junges Mädchen die Tür einen Spalt breit öffnete. Sie war ungefähr so groß wie Nami und hatte schulterlange braune Haare, außerdem hatte sie einen dunkleren Teint. Mit einem verklärter Blick musterte sie ihn und Nami. „Ja bitte?“, frage sie leise und mit einem leicht spanischen Akzent. Ihre Stimme hatte nicht viel Aussagekraft. Zoro fand, dass sich in ihren Augen eine Geschichte widerspiegelte, die der McKennas sehr nahe kam, aber nicht so intensiv war. „Zoro Roronoa, FBI“, sagte er und zeigte seinen Ausweis vor. „Und das ist Officer Nami Houston. Wir würden gerne mit Sanji McKenna sprechen.“ Das Mädchen zögerte einen Moment. Die Unsicherheit konnte man ihr im Gesicht ablesen, als sie anfing auf ihrer Unterlippe zu kauen. Nach einigen Sekunden gewährte sie ihnen aber Einlass. Zoro war überrascht, als er den Flur betrat. Die Einrichtung und das Mobiliar waren im Gegensatz zur äußeren Optik hell und geschmackvoll. „Wer ist da?“, fragte ein junger, dunkler Mann mit braunen Haaren. Auch er hatte einen spanischen Akzent, der aber im Gegensatz zu dem des Mädchens stärker ausgeprägt war. Er stand auf dem oberen Treppenabsatz der Mamortreppe und schaute auf sie herab. Er besaß wie das Mädchen einen kalten Blick, fast wie McKenna. „Diese Herrschaften sind vom FBI, Fernando“, sagte das Mädchen leise und sah bedrückt auf den Boden. „Sie wollen mit Sanji sprechen.“ „Sanji nimmt gerade ein Bad“, sagte der Junge in einem überheblichen Ton, während er langsam auf sie zuging. „Darf ich fragen, worum es geht?“ „Darf ich fragen, was dich das interessiert?“, fragte Zoro sarkastisch. „Oder besser: Wer bist du?“ „Mein Name ist Fernando“, antwortete er und deutete auf das Mädchen. „Und das ist meine Schwester Ava.“ Ava zuckte zusammen und scharte mit dem Fuß auf dem Boden. „Können wir jetzt mit Sanji reden?“, fragte Nami freundlich. „Ich bin eine Freundin von ihm.“ Fernando schien zu überlegen, nickte allerdings zustimmend. Er führte sie durch den Flur. An den Wänden hingen exquisite Bilder und Masken, während einige Statuen auf dem glänzenden Laminatböden standen. In die meisten Zimmer konnte man hinein sehen, weil sie entweder mit gläsernen Schiebetüren geschlossen waren oder überhaupt keine besaßen. Die Führung endete vor einer großen schwarzen Holztür. Fernando klopfte und wartete einen Augenblick ehe er die Tür öffnete und Zoro und Nami zu verstehen gab, dass sie eintreten sollten. Das Badezimmer war groß und geräumig. Der Boden und die Wände waren mit weißen Kacheln ausgelegt, die das Bad hell und einladend erscheinen ließen. Die Ausstattung bestand aus weißem Porzellan, weißen Fließen und weißem und schwarzem Marmor und die Dekoration hatte einen asiatischen Akzent. In einer Ecke stand ein helles Paravent, über dem ein seidener, violetter Bademantel hing. Zwei großflächige, vom Boden bis zur Decke reichende Fenster dienten gewöhnlich für das Licht im Raum, was bei diesem Wetter allerdings nicht möglich war, als Alternative fungieren Kerzen, die großzügig im Raum verteilt waren und für eine fast romantische Stimmung sorgten, wenn man von dem Gewitter absah. Einige kleinere Pflanzen fanden auf den beiden Fensterbänken Platz, während die größeren auf dem Boden standen. Der große Spiegel war beschlagen und teilweise rollten Perlen an ihm herab. Er sah einmal prüfend durch den Raum und fand McKenna in der Designer-Badewanne vor, die teilweise in den Boden eingelassen war. Er rollte ein Weinglas in seiner Hand, das bis zur Hälfte mit Rotwein gefüllt war. Der Schaum des Bades, der bis zum Brustbein reichte, verhinderte die Aussicht auf intime Stellen, was Zoro innerlich enttäuschte. „Ah“, sagte McKenna, als er seinen Kopf zur Tür wandte. „Der Herr Staatsanwalt. Was verschafft mir die Ehre?“ Ihm schoss die Schamesröte prompt ins Gesicht, als er in McKennas Gesicht sah. Ihm tröpfelten Wassertropfen von seinen Haarspitzen und liefen über seine geröteten Wangen. Ein aufreizendes Lächeln zierte sein Gesicht, welches für Zoro eigentlich einer Einladung gleichkam. Wie gerne wäre er mit ihm in die Wanne gestiegen, aber wenn er zu Nami hinüber sah, wusste er, warum er das nicht tat. Er spürte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte und die äußeren Geräusche verstummten. „Ähm“, räusperte sich Zoro und versuchte gespielt gelassen darauf zu reagieren, dass der Coroner vor ihm nackt in der Badewanne lag und dem warmen Wasser frönte. Er konnte nicht anders, als ihn anzusehen und zu hoffen, dass sich der Schaum langsam auflöste. „Also“, sagte McKenna beschämt zu Zoro. „Könnten Sie eventuell Ihre Aufmerksamkeit auf mein Gesicht lenken?“ Zoro, der nicht nur vor sexueller Erregung rot anlief, sondern mittlerweile auch vor peinlicher Berührung, war kurz davor den Coroner aus der Badewanne zu ziehen und in seine Arme zu schließen. Er wollte den heißen, blassen Körper an dem seinem fühlen. Die blauen Augen funkelten ihm entgegen und musterten ihn. Ebenso einladend wirkten die sinnlichen Lippen, die erotisch und geradezu verlangend waren und in Zoro Gelüste weckten. McKenna wusste anscheinend, wie er seine Vorzüge in Szene setzte. O du schöne Welt. „Du hast doch die Analysen vom Tatort, oder?“, fragte Nami, die wegen der Unfähigkeit ihres Vorgesetzten die Initiative ergriff. McKenna stutzte und sah die junge Frau irritiert an, ehe er an dem Weinglas nippte. „Sicher“, antwortete er. „Wieso?“ „Sind die auch schon ausgewertet?“ „Natürlich“, sagte er und wirkte fast erbost. „Im Gegensatz zu anderen mache ich meine Arbeit.“ Man spürte seine Entrüstung förmlich. Er wandte demonstrativ seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung und ließ ein empörtes Pha! fallen. „Oh, Sanji“, meinte Nami in einem flehenden Ton. „Es tut mir Leid.“ McKenna schaute erwartungsvoll und gehässig zugleich zu ihnen hinauf. Ein Schmunzeln spielte um seine blassen Lippen, welches an das Lächeln eines Gewinners erinnerte, der seinen Gegner wegen der Niederlage ächtete. Genüsslich betrachtete er, wie Nami versuchte ihn gnädig zu stimmen, ehe er an Zoros obszönen Blicken hingen blieb. „Gefällt Ihnen was Sie sehen?“, fragte McKenna und rollte das Glas wieder betont in seiner Hand. Als Zoro die Beschämung deutlich anzusehen war, wurde das Grinsen immer breiter, bis es schließlich in einem belustigten Glucksen endete. „Können wir die mal bitte sehen?“, fragte Nami und lenkte das Gespräch wieder auf ihr Hauptanliegen. Strafend sah sie zu ihrem Vorgesetzten hinüber, der sich auf das Spiel mit McKenna eingelassen hatte und nicht mehr an seine Arbeit dachte. „Ich denke nicht einmal daran“, antwortete der Coroner kalt und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Glas. „Ich habe mir gerade erst das Wasser eingelassen.“ Fassungslos starrte Nami den Blonden an. „Was?“ McKenna inspizierte ihre Mimik genau, bis er sich scheinbar von der Notwendigkeit der Informationen bewusste wurde und erkannte, dass er sein kleines Spielchen fortführen konnte. Diese Gewissheit stärkte das diabolische Grinsen und ließ den Blick erkalten. „Gut! Ich steige aus, wenn Sie mir eine Antwort auf meine Frage geben können“, sagte er und deutete dabei auf Zoro. „Einverstanden?“ Zustimmend nickte er und war fest entschlossen McKennas Frage zu beantworten. „Die beiden Opfer hatten zwei Gemeinsamkeiten“, begann der Coroner. „Sie wiesen beide Spuren von LSD auf und hatten deutliche Merkmale an den Halswirbeln, die auf einen versuchten und auch vollendeten Bruch hindeuten. Warum?“ Zoro versuchte krampfhaft sich zu konzentrieren, was allerdings Angesichts des Preises schwer zu bewerkstelligen war. Wenn er Glück hatte, löste sich der Schaum auf, ehe er die Antwort geben konnte. Der gesamte Raum war mit dem Geruch von Duftstäbchen und Badezusatz gefüllt, der Zoro gerade zu verführen versuchte. Es beruhigte ihn ungemein. Die Atmosphäre frohlockte und lud ihn zu McKenna in die Wanne ein, der ihn mit einem Augenaufschlag signalisierte dieser Aufforderung nachzukommen. Er nahm einen weiteren Schluck Wein und schloss genüsslich die Augen. Ein Tropfen Rotwein lag auf seinen Lippen. Zoro beugte sich zu ihm hinunter, legte seine Hand auf McKennas Wange und leckte mit seiner Zunge über dessen Lippen, ehe sie zu einem Kuss verschmolzen. Gierig übersäte er den Hals des Blonden mit verlangenden Küssen und strich mit seiner Hand über den nassen Rücken... „Und?“ Entsetzt über seine Vorstellungen blickte er beschämt zu Boden. McKennas Frage riss ihn aus einer Welt, die ihm doch so gefiel. „Bad Trip!“, rief Nami glücklich aus. „Das LSD hat eine andere Wirkung gehabt als sonst.“ „Ja, der Meinung bin ich auch“, antwortete McKenna und sah zu Zoro. „Mein Angebot steht noch. Dann noch eine Frage für Sie: Warum war er auf einen so genannten Bad Trip?“ Zoro überlegte ein wenig und dachte an seine Zeit zurück, als er noch Staatsanwalt im Drogendezernat war. „Sie sollten mehr Schmerzen spüren?“, fragte er mehr, als dass er antwortete. McKenna nickte zustimmend. „Würden Sie mir bitte meinen Bademantel reichen?“, fragte er und deutete auf einen violetten Seidemantel, der über dem Paravent hing und durch seine Bemalungen an einen knielangen Kimono erinnerte. Ohne zu Zögern ging er auf die Trennwand zu und griff nach dem Stück Stoff. McKenna erhob sich und nahm lächelnd den Mantel entgegen, ehe er sich diesen überstreifte. Die Sekunden brannten sich in Zoros Gedächtnis ein. Von McKennas anfänglichem femininen Erscheinungsbild war nichts mehr zu erkennen. Es zeichneten sich deutliche Bauchmuskelansätze ab, die das Gesamtbild aber keineswegs zu hart erscheinen ließen. McKenna stieg aus der Wanne und trocknete sich die Füße und Beine. „Na dann“, sagte er und rubbelte sich mit einem anderen Handtuch die Haare halbwegs trocken. „Wenn Sie mir bitte folgen würden?" Sie betraten das gegenüberliegende Zimmer. Zoro war entsetzt. Die Wände waren mit Regalen versehen, die mit Aktenordnern bestückt waren. Auch in dem Mitte fanden weiter Regale Platz, die zum bersten vollgestopft waren. Fast wie ein Fremdkörper erhob sich ein Eisenschrank in der hintersten Ecke aus dem hölzernen Mobiliar, der wahrscheinlich auch mit Akten und Ordnern gefüllt war. Der Schrank war allerdings mit mehreren Schlössern versehen. „Sind Sie irre?“, brach es aus Zoro heraus. „Haben Sie alle Akten von Fällen die Sie bearbeitet haben zu Hause?“ „Nicht nur die, die ich bearbeitet habe“, antwortete der Blonde. „Sämtliche Fälle, die das FBI in den letzten zwanzig Jahren bearbeitet hat.“ „Sind Sie wahnsinnig?“, schrie er und packte den Coroner an den Schultern. „Wenn hier mal jemand einbricht! Und was ist in dem Schrank?“ „Erstens bin ich nicht wahnsinnig“, sagte McKenna ruhig und gelassen. „Es hat alles seine Richtigkeit. Und zweitens gehe ich davon aus, dass man sich eher in das Computersystem des FBIs hacken und den Sicherheitssystem ausschalten würde. Außerdem sind in dem Schrank persönliche Dinge.“ „Und warum sind die ganzen Akten hier?“, fragte Nami und sah prüfend in einen Ordner von 1994. „Ermittler scheinen nicht in der Lage zu sein, offensichtliche Gemeinsamkeiten herauszufinden. Deswegen übersieht man leider häufig Serientäter, die erst nach Jahren wieder zuschlagen oder Trittbrettfahrer“, sagte McKenna. „Aber wie wollen Sie dann eine Gemeinsamkeit ausfindig machen?“, fragte Zoro. „Wollen Sie nach jedem Mord alle Akten durchgehen?“ Der Coroner lachte laut auf und schüttelte den Kopf. „Nein, sicherlich nicht“, kicherte er und deutete an seine Schläfe. „Alle Akten sind hier drin.“ Irritiert und ungläubig ließ Zoro von ihm ab. Der Blonde begann ihm unheimlich zu werden. Erst lebte er in einem Horrorhaus mit zwei Pubertierenden, dann lagerte er noch Akten des FBIs in seinem Haus und bewahrte persönliche Besitztümer in einem verschlossenen Eisenschrank auf. „Aber ist die These, dass die Opfer durch das LSD mehr Schmerzen fühlen sollten nicht zu gewagt?“, fragte Nami und nahm einen weiteren Ordner aus den Regalen. „Die Wirkung hätte doch auch berauschend wirken können.“ „Nein“, sagte McKenna und zog eine dünne Akte aus einem Stapel, der auf dem Schreibtisch lag, hervor und gab sie Nami, die die Strukturformeln betrachtete. „Das LSD wurde manipuliert, es war gar nichts anderes möglich als ein Bad Trip. Sie sollten leiden und die negativen Eindrücke sollten sich verstärken, wie Schmerzen und Depressionen. Ein tragisches Ende. Die Beiden haben ihr Martyrium seelisch durchlebt, ehe sie qualvoll aus diese Welt gerissen wurden, die sie nicht einmal vermissen wird.“ Zoro war über McKennas Worte erstaunt. Sie waren voller Melancholie und Wehmut ... Ende Kapitel 6 Ich weiß, es hat ewig gedauert ... Aber ich musste ein Zwischenstück zum nächsten Kapitel finden. Das nächste Kapitel wird der Auftakt ( es folgen noch wenigstens drei Kapitel ) zum Finale... Und ich bin überwältigt! Mehr als 80 Mitglieder haben meine FF auf ihrer Favo-Liste! Eure Purple_Haze Kapitel 7: The Grim Reaper Comes -------------------------------- The Grim Reaper Comes Quietschend hielt ein Fahrzeug vor der Ruine. Zoro sah auf und wandte sich von der Leiche, die vor ihm lag, ab. Laut hallten Schritte auf dem Pflasterstein wider, ehe die Person in der verkohlten Tür stand. „Wisst ihr eigentlich, was heute für ein Tag ist?“, brüllte McKenna, der in voller Motorradmontur vor den jungen, verängstigten Officers stand, die den Tatort sicherten. Der schwarze Anzug schien aus Leder zu bestehen, das sich sanft an den Körper McKennas schmiegte. In der linken Hand hielt er einen schwarzen Helm. Seufzend strich sich der Coroner durch die blonden Haare. „Heute ist Sonntag“, beantwortete McKenna sich mit einem Hauch Wehmut selbst seine Frage. Über Zoros Lippen huschte ein erfreutes und zugleich belustigtes Lächeln. Seitdem er den Blonden letztes Wochenende Zuhause besucht hatte, hatte er ihn nicht mehr gesehen. Erwartungsvoll erhob sich Zoro und zupfte sein Jackett zurecht. Schnellen Schrittes kam McKenna auf ihn zu und nahm die Latex-Handschuhe entgegen, die Nami ihm reichte. Vorher allerdings übergab er einem Officer mit Nachdruck seinen Helm. McKenna streifte sich die Handschuhe über und beugte sich über den Toten. „Keine Leichenstarre. Die Venen haben sich grünlich verfärbt und der Körper wirkt marmoriert“, sagte McKenna, während er den Kadaver betrachtete. „Ich denke, der ist bereits seit knapp einer Woche tot.“ Der Tote hieß, wie aus dem Führerschein zu entnehmen, John McKinley und war Anfang dreißig. Er trug eine braune Lederjacke, ein schwarzes Shirt, eine weiße Jeans und schwarze Lackschuhe. Langsam tastete er mit den Händen den Leichnam ab. Als McKenna über die Brust strich schien er irritiert. Ruckartig zog er das Shirt hoch. Zoro sah entsetzt auf die Brust des Toten. Mit tiefen Schnitten war eine Zahl untereinander in das Fleisch von McKinley geritzt. 1999. McKenna ließ ein leises Mist! fallen, welches Zoro zunehmend verwirrte. „Ist Kureha schon da?“, fragte Zoro Nami, die lediglich die Schultern zuckte. „Ich gehe mal schauen, ob sie draußen ist“, sagte sie und verließ die Ruine. Zoro beobachtete McKennas Handgriffe sehr genau. Plötzlich erfüllte ein krächzendes Lachen das zerfallene Bauwerk. An den verkohlten und zugleich zerstörten Wänden, an denen der Putz, der teilweise die Witterung überstanden hatte, bröckelte, hallte das amüsierte Glucksen wider. „Die alte Dame ist doch schon da“, verkündete sie sarkastisch strahlend, während ihr Assistent Chopper die schwere Tasche trug. „Ach, das Engelchen des CIS' macht meine Arbeit?“ Mit einem breiten Lächeln stand sie vor dem Coroner, der immer noch gebeugt über dem Toten stand. Als McKenna sich erhob, schnippte sie befehlend und Chopper reichte ihr ein Klemmbrett. „Schön, schön!“, sagte sie und sah McKenna erwartungsvoll an. „Dann schieß mal los, Jungchen! Woran ist der gute Mann denn gestorben?“ McKenna schien über Kurehas Aktion überrascht. Er sah sie nur verwirrt an und sah sich die Leiche noch einmal an, ehe er demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkte und ihr einen gehässigen Blick zuwarf. Das Lächeln wirkte überlegen und verhieß bei weitem nichts Gutes. „Ist das nicht Ihre Arbeit?“, fragte der blonde Coroner sarkastisch und erntete einen bösen Blick seitens der Gerichtsmedizinerin. „Aber ich will ja nicht so unfreundlich sein. Eine Unregelmäßigkeit im Ablauf der Wirbelsäule im Nackenbereich ist mit einem Blick zu erkennen, die Nerven sind wahrscheinlich gerissen und die Nervenzentren für die Atmung und Kreislauf wurden somit zerstört. Er war sofort tot.“ Ein lautes Klatschen erfüllte den Raum. Kureha applaudierte McKenna mit einem breiten Lächeln. „Fantastisch!“, sagte sie und schrieb kurz auf das Blatt, das bis dahin leer auf dem Klemmbrett lag. „Zumindest hat mich deine große Klappe nicht enttäuscht.“ McKenna schnaubte lediglich verächtlich und gab Kureha seinen Unmut zu verstehen, ehe ein Officer auf McKenna und Zoro zu gelaufen kam. „Wir haben draußen Blutspuren gefunden“, sagte er aufgebracht. „Die sollten Sie sich ansehen!“ McKenna nickte Zoro zu und sie gingen aus der verbrannten und moderig riechenden Ruine hinaus. Die schwarze, steinerne Hütte stand in Mitten einer Freifläche, die von einem Wald umzäunt und großräumig abgesperrt wurde. Ab und zu flog ein Vogel aus dem Gedicht oder sang sein Lied, während Eulen munter vor sich her krächzten, die sich anscheinend von den Untersuchungen und Arbeiten der Polizei gestört fühlten. Jeder andere Laut schien von der idyllischen Umgebung verschluckt zu werden. „Naja, kein Wunder, dass ihn niemand eher gefunden hat“, sagte McKenna, als er sich umsah. „Wer hat ihn überhaupt gefunden?“ „Ein Spaziergänger“, antwortete Zoro. „Sein Hund ist in die Ruine gelaufen. Als er nicht zurückkam, ist er hineingegangen und hat die Leiche gefunden.“ McKenna nickte bloß und blieb schließlich hinter dem Officer stehen. Hinter einem kleinen Busch, der neben der Hütte stand, war ein blutiger Schuhabdruck zu sehen. „Der hat mit der Tat nichts zu tun“, sagte McKenna trocken und wollte sich schon abwenden, als er Zoros fragendes Gesicht erblickte. „Wieso sind Sie sich da so sicher?“, fragte er und zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe. McKenna tat es ihm gleich, allerdings wirkte seine Geste leicht verächtlich. „Jetzt seien Sie doch mal ehrlich“, schnaubte er abschätzig. „Haben Sie Blutspuren innerhalb des Gebäudes gefunden?“ Zoro wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als McKenna ihm allerdings schnippisch das Wort abschnitt. „Nein, haben Sie nicht. Woher soll das Blut denn stammen? Vorher haben wir keine Spuren gefunden und plötzlich ausgerechnet hinter einem Busch? Sehr wahrscheinlich!“ Zoro war von dem Wortschwall überrascht. Die kalten, blauen Augen fesselten ihn, ehe sie sich von den seinen lösten. „Außerdem“, begann McKenna flüsternd. „Hinterlassen sie keine Spuren.“ Die Verstörtheit ließ sich in Zoros Gesicht ablesen. Er verstand McKennas Aussage nicht. Der Blick des Coroners war gesenkt und kalt, aber ebenso mit Trauer gefüllt. Er strich sich mit der Hand über den Oberarm, als wäre ihm kalt. „Sag mal“, begann Nami, die plötzlich hinter ihnen auftauche. „Hast du kein Auto?“ Mit einem musternden Blick wanderte sie über McKenna und lächelte angesichts der Blicke anderer. Die Officers sahen McKenna immer wieder interessiert an und liefen teilweise offensichtlich rot an. „Nein“, antwortete McKenna und sah sie verwirrt an. „Muss ich etwa?“ Sie schüttelte bloß verneinend den Kopf. Die sonst wortgewandte Nami schien leicht eingeschüchtert, als McKennas kälter werdender Blick sie zu fesseln versuchte. Der Coroner verlor seine kurzzeitige, sentimentale Schwäche und kehrte zur gewohnten Emotionslosigkeit zurück. Plötzlich rollte ein Fußball vor ihre Füße und blieb einsam vor Nami liegen. Zoro sah in die Richtung, aus welcher der Ball kam. Auf der Wiese stand eine kleine Gruppe Jugendlicher, die die Polizeifahrzeuge bestaunten, als hätten sie solche noch nie zu Gesicht bekommen, während sie auch gleichzeitig die uniformierten Officers begutachteten. Einer der Jungen stand interessiert vor einem Polizeibeamten und musterte ihn gründlich. Der junge Officer war verwirrt und wirkte in dieser Situation sehr hilflos. Zoro erbarmte sich seufzend seiner, um dem Mann zu helfen. „Ey!“, rief Zoro dem Jungen zu, als er auf ihn zuging. „Lass den Mann in Ruhe.“ Der Jugendliche wandte sich zu ihm um und beäugte ihn argwöhnisch. Er sah ihn einen Moment vielsagend und aggressiv an, was Zoro ihm gleichtat. Mit einem abfälligen Pha! begab sich der Junge zu seinen Freunden. Der Officer bedankte sich mit einer kleinen Geste und verschwand in der Ruine. Nami kam auf Zoro zu und legte ihm die Hand behutsam auf die Schulter. „Das sind nur Kinder“, sagte sie und sah ihn auch strafend an. „Sei nicht so streng mit ihnen.“ „Nicht so streng?“, fragte Zoro zischend. „Die zerstören sämtliche Spuren.“ Kopfschütteln sah er zu McKenna. Der Coroner war angespannt und seine Hände hatte er zu Fäusten geballt. In seinem Gesicht las Zoro blanke Wut, als er auf die Gruppe zuging. „¿Qué ustedes hacen aquí?“, brüllte McKenna und baute sich vor den Jugendlichen auf, die nun weitaus weniger entspannt und interessiert waren. Einigen entglitten die Gesichtszüge und sie wirkten beinahe schon kleinlaut, obwohl ihn niemand zu verstehen schien. „¡Ava! ¡Fernando!“, schrie er und zwei Jugendliche traten aus der Gruppe hervor. Sie standen mit gesenkten Köpfen vor ihm. Zoro erkannte sie wieder. Es waren die beiden, die mit McKenna in dem Horrorhaus lebten. „Seid ihr blind?“, fragte McKenna diesmal alle. „Was ist das?“ Er zeigte auf das gelbe Absperrband, das die komplette Freifläche umzäunte. Sein Blick wurde immer schärfer und heftete sich an die Jungen und Mädchen. „Absperrband, Sir“, antwortete der Junge, den Zoro vorhin zurechtgewiesen hatte. „Richtig“, sagte McKenna freudig und begann zu lächeln, was die anderen zu beruhigen schien, ehe der Coroner wieder voller Hass vor ihnen stand. „Und was macht ihr dann hier?“ Keiner von ihnen sagte ein Wort. McKenna deutete auf Fernando und dann auf den Ball, der immer noch verlassen in der Nähe des Busches lag. Der Junge schien zu verstehen, ging auf ihn zu und nahm den Ball an sich. Mit schuldbewusstem Blick ging er zu den anderen zurück. Er drehte sich zu McKenna um. „'tschuldigung“, nuschelte er und sah ihn hoffnungsvoll an. Blitzartig ertönte ein leises und schnelles Geräusch und der Ball wurde von etwas durchlöchert. Die Luft verschwand zischend aus dem Lederball, der langsam zusammensackte. McKenna schaute irritiert auf den platten Ball, den Fernando immer noch in den Händen hielt. Zoro ging auf eine Wand der Hütte zu. Als der Ball beschädigt wurde, sah er, wie etwas schnelles in dieser einschlug. Er untersuchte die Wand und fand eine Patrone. „Eine Kugel?“, fragte McKenna, der auf das silberne Stück sah, dass Zoro ebenfalls in der Wand betrachtete. „Die ist mit sehr viel Wucht abgefeuert worden.“ Die Patrone saß tief in dem Stein fest. „O mein Gott““, schrie einer der Jungen. „Jemand schießt auf uns!“ „Ach, halt die Schnauze!“, rief McKenna gelangweilt. Zoro sah entsetzt zu dem Blonden. Er war über die Ignoranz der Situation schockiert. „Ava, ¿qué onda con vos?“, fragte Fernando und Zoro sah zu ihnen auf. Das Mädchen sah wie versteinert auf die Dienstfahrzeuge, die am Straßenrand standen. McKenna schien ebenfalls die Anspannung des Mädchens wahrnehmen und packte sie an den Schultern. „¿Ava?“, fragte McKenna und sah verwirrt in ihr verängstigtes Gesicht. Sie starrte mit großen Augen an McKenna vorbei und hob den Zeigefinger. Zoro folgte mit den Augen ihrem Finger, der auf ein schwarzes Auto zeigte, dessen Scheiben dunkel getönt waren. Weitab von den anderen hatte es geparkt. Der Wagen stand mit der rechten Seite zu ihnen hin und das Beifahrerfenster war einen Spalt breit geöffnet. Der Lack glänzte in der Sonne auf. Als Zoro zurück zu McKenna schaute, sah er, dass dessen Gesicht blass und nervös wirkte. Angespannt kaute er auf seiner Unterlippe und atmete noch einmal tief durch. „Ich will, dass ihr zu Mum geht“, sagte er und seine Stimme war widererwartend fest. „Verstanden?“ Ava sagte kein Wort und Fernando hielt immer noch den zerschossenen Ball fest umklammert, während die anderen aus der Gruppe begannen zu schreien und wegzulaufen. „Ich sagte, ihr sollt verschwinden!“, brüllte er und drehte sich wieder zu dem Auto um, das langsam näher rollte. Fernando griff nach Avas Hand und signalisierte den anderen McKennas Anweisung zu folgen. Zoro wollte gerade nach seiner Dienstwaffe greifen, als er eine ruckartige Bewegung des Coroners aus dem Augenwinkel erkannte. Er rannte auf den Officer zu, der immer noch seinen Helm festhielt und riss ihm diesen aus den Händen. Danach lief er auf die Straße hinter die geparkten Polizeiwagen, während er den Helm über seinen Kopf stülpte. McKenna war nicht mehr zu sehen, als plötzlich ein weiterer Schuss fiel, der durch das laute Dröhnen eines angesprungenen Motors unterging. Die Lautstärke nahm kurz zu und Zoro konnte erkennen, dass McKenna auf einem schwarzen, windschnittigen Motorrad davon fuhr. Der schwarze Wagen erhöhte das Tempo und raste dem Blonden hinterher. Zoro vernahm noch einmal einen lauten Knall, ehe die beiden Fahrzeuge außer Sichtweite waren. „Hast du das gesehen?!“, schrie Nami. „Ein Mann hat sich mit einem Gewehr aus dem Fenster gelehnt!“ „Was?“, fragte Zoro entsetzt. Er hatte davon keine Kenntnis genommen und war geschockt. „Quatsch nicht!“, schrie Nami panisch. „Hinterher!“ Sie zog Zoro zu dessen Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Er war verwirrt, setzte sich aber ebenfalls und drehte des Schlüssel um. Der Motor sprang an und er lenkte aus den geparkten Autos aus. Mit einem kräftigen Tritt auf das Gaspedal und der daraus resultierenden Geschwindigkeitszunahme, wurde Nami in den Sitz zurück gedrückt. „Ah!“ Ihr Kreischen erfüllte auf unangenehme Art das Innere des Wagens und Zoro hatte Mühe, ihr nicht ein Stück Stoff in den Mund zu stopfen. Als sie um die Kurve fuhren, musste Zoro das Lenkrad herumreisen, um zu verhindern, dass das Auto durch die Leitplanke raste. Sie hatten vor sich eine gerade Straße, auf der sie scheinbar alleine fuhren. Zoro konnte den schwarzen Sportwagen nicht erkennen und drückte deshalb das Gaspedal weiter durch und schaltete einen Gang höher. „Schneller!“, befahl Nami. „Es kann sonst schon was passiert sein!“ „Du weißt“, begann Zoro hektisch. „Wenn die auf den Interstate Highway kommen, haben wir Probleme.“ Nami verstand und griff nach ihrem Mobiltelefon und wählte. Einige Sekunden später sprach sie mit dem Los Angeles Police Department und schilderte die Lage. Der Motor begann zu rasseln und Zoro schaltete einen weiteren Gang nach oben. Noch immer war kein Wagen auf der Straße zu sehen. Er biss die Zähne fest zusammen und in seinem Kopf überschlugen sich seine Gedanken. „In Ordnung“, sagte Nami, nachdem sie das Handy wieder weggesteckt hatte. „Es werden Streifen abkommandiert.“ Zoro nickte. „Weißt du, warum die hinter ihm her sind?“, fragte er und blickte weiter stur auf die Straße. Nami zuckte mit den Schultern und schien sich diese Frage ebenfalls gestellt zu haben. Er hatte nicht bemerkt, dass jemand mit einem Gewehr auf McKenna zielte, als dieser mit seinem Motorrad davon fuhr. „Da!“, schrie Nami plötzlich auf und zeigte auf die Straße. „Da sind sie!“ Zoro holte langsam auf und riskierte einen Blick auf den Tacho. Mit zweihundert Stundenkilometern überschritt er deutlich die erlaubt Höchstgeschwindigkeit von siebzig. Er sah, wie sich ein Mann aus dem Beifahrerfenster lehnte und mit einem Scharfschützengewehr auf den vor ihnen fahrenden Coroner zielte und einmal abdrückte. Die Kugel verfehlte allerdings ihr Ziel und fraß sich in den Asphalt. McKenna beschleunigte und raste um die Kurve. Zoro sah, dass sich das Hinterrad hob und er durch die Vollbremsung die Maschine in die richtige Richtung drehen konnte. Mit weiterhin angezogener Bremse beschleunigte er und fuhr dann mit hoher Geschwindigkeit weiter. Der schwarze Sportwagen, hatte dabei sichtliche Schwierigkeiten. Er bremste stark ab - möglicherweise auf zehn bis zwanzig Stundenkilometer - und schwankte einen Moment, bis er wieder hinter McKenna herfuhr. Jedoch musste der Fahrer langsam beschleunigen, um mit Vollgas hinter dem Motorrad herfahren zu können. Zoro bremste ab, machte einen Schaltsprung vom sechsten Gang in den dritten, was ein kurzen Aufheulen des Motors zur Folge hatte und riss das Lenkrad des Wagens quietschend herum. Er trat das Gaspedal durch und beschleunigte schnell, weshalb er wieder in wenigen Sekunden in den sechsten hinaufschalten und ihnen mit seiner vorherigen Geschwindigkeit nachjagen konnte. Sein Glück war es, dass die Feldstraße nicht von entgegenkommenden Fahrzeugen benutzt wurde. „Wir kommen gleich auf die Küstenstraße nach Los Angeles, oder?“, fragte Nami und krallte sich in den Ledersitz fest. Sie war blass im Gesicht. Die Bäume, die die Straße umgaben wichen Palmen und der Erdboden wurde sandig. Die Straße nährte sich ihrem Ende und lief als Auffahrt auf die Küstenstraße, auf der der Verkehr deutlich zunahm. McKenna fuhr auf diese auf und scherte vor einem Lastwagen ein, der unter Protest zu Hupen begann. Der Verfolger fuhr quer über die Straße, bis er sich auf der Überholspur befand. „Wo will er denn hin?“, schrie Nami, um das laute Motorgeräusch zu übertönen. Sie fuhren mit einer derart hohen Geschwindigkeit über die Straße, dass der Hintergrund der Stadt verschwand. Der Wagen raste über die Küstenstraße und Zoro überholte andere Autos mit ziemlich waghalsigen Manövern, bis er sich auch auf der Überholspur befand. „Woher soll ich das wissen?“, brüllte Zoro zurück und starrte stur auf die Straße. Er hielt einen imaginären Abstand zu dem schwarzen Sportwagen ein, um nicht auch noch eine Kugel in der Scheibe zu riskieren. Der Scharfschütze beugte sich noch weiter aus dem Fenster und drückte ab. Das Geschoss verlief sich jedoch im Nichts. Auf dem Highway waren höchstens neunzig Stundenkilometer erlaubt. Er sah aber schon, dass sich die meisten Fahrer bei Weitem nicht an das Limit hielten. Er selbst fuhr mittlerweile mit zweihundertzwanzig. Wenigstens hat McKenna es vermieden, auf die Autobahn zu fahren, dachte Zoro und seufzte. Vor ihm schlich vergleichsweise ein Lastwagen, der plötzlich vor Zoro eingeschert hatte. Dass dieser auf der Überholspur fuhr, ähnelte Zoro einer Beleidigung. Die zweispurige Straße wurde eng befahren und Zoro hatte bloß die Möglichkeit auf dem rechten Streifen zu überholen. Er scherte aus und schnitt einen anderen Wagen. Er raste an dem Lastwagen vorbei und fuhr wieder auf die Überholspur. Immer wieder musste er auf diesen Weg Autos hinter sich lassen, bis er bemerkte, dass er direkt hinter dem schwarzen Verfolger fuhr. Der Schütze drückte erneut ab und die Kugel durchschlug das Heckfenster des vor ihm fahrenden Autos, welches sofort die Spur wechselte. Rechts von ihnen lag der Kanal, den gerade ein Schiff passierte. Weiter hinten war eine Schiffsbrücke, die gleich gesperrt werden würde. „Gott sei Dank“, flüsterte Nami und blickte sofort in Zoros fragendes Gesicht. „Dieser Highway umgeht die Straße, die wegen der Brücke gesperrt wird.“ Der Sportwagen beschleunigte und Zoros Aufmerksamkeit wurde von dem Schiffsverkehr wieder auf die Straße gelenkt. Vor ihnen befand sich McKenna und der Schütze legte abermals an. Bevor er jedoch abdrücken konnte, lenkte McKenna rechts ein und fuhr auf eine Abfahrt zu. Der Schütze gestikulierte wütend mit den Händen und sie wechselten ebenfalls den streifen. Ein Auto wäre fast in deren Seite gefahren. Zoro wartete einen Moment und passte eine Lücke ab. Der Wagen stürmte die Abfahrt hinunter und sie befanden sich auf den Highway, der in die Innenstadt von Los Angeles führte. In den gläsernen Wänden der Hochhäuser und Vitrinen der Geschäfte sah Zoro ihre Spiegelbilder. Wenn man es genau nahm, waren nur schwarze, verschwommene Schatten zu erkennen. Die Passage erstreckte sich bis in den Ortskern. Manchmal bog eine kleine Gasse ab, die zum Los Angeles Harbor führte. Zoro starrte das schwarze Auto stumm an. Der Schütze drehte sich plötzlich um und zielte auf sie. „Runter!“, schrie er und Nami war derart verwirrt, dass sie ihn nur fragend ansah. Mit einer schnellen Handbewegung griff er nach ihrem Hinterkopf und drückte sie nach unten. Sekunden später durchschlug eine Patrone die Windschutzscheibe und fraß sich in die Kopfstütze des Beifahrersitzes. „D... Da... Das war knapp!“, stammelte Nami entsetzt und atmete tief durch. Ihr Gesicht war deutlich bleicher als vorher. Sie berührte ihre Wangen, um wahrscheinlich sicher zu gehen, dass sie unbeschädigt waren. „Danke“, flüsterte sie und sie sah unsicher auf den Schützen, der sich wieder von ihnen abgewendet hatte. Plötzlich bremste der Sportwagen ab und bog in eine enge Gasse ein. McKenna fuhr mit Vollgas durch diese und musste den Mülleimern ausweichen, die der Sportwagen einfach erfasste und mitriss. Der Schütze zwängte sich in den Wagen zurück und zielte aus dem offenen Fenster auf das Motorrad. Er drückte ab und traf einen Spiegel, der durch die Wucht abschlug. „Nami“, sagte Zoro und versuchte das Lenkrad ruhig und gerade zu halten. „Wenn wir hier raus sind, nimmst du deine Waffe und zielst auf ihn.“ Nami sah ihn ungläubig an. „Ich soll ihn erschießen?“ „Nein“, antwortete Zoro. „Es reicht wenn du ihm das Gewehr aus den Händen schlägst.“ Sie nickte zustimmend, griff nach ihrer Dienstwaffe und öffnete das Fenster. Zoro hatte keine Ahnung wie lang die Gasse war und vor allem wo sie endete. Er glaubte zwar das sie auf der Hauptstraße zum Hafen endete, war sich allerdings nicht sicher. Die Häuserwände hatten wenig mit der schönen Passage gemein. Sie waren kahl und der Putz bröckelte. Kein einziges Fenster führte zur Gasse hinaus. Manchmal aber eine Tür, die wahrscheinlich zu einem Restaurant innerhalb des Gebäudes führte. Der Sportwagen wurde etwas langsamer und Zoro sah, dass der Schütze schnell seinen Oberkörper aus dem Fenster streckte und das Gewehr in Anschlag brachte. Er signalisierte Nami sich bereit zu halten. Rasend bog der Verfolger um die Ecke nach rechts ab. Der Arm des Schützen blieb mit der Schulter an der Wandecke hängen und der Ärmel riss ab. Zoro sah, wie McKenna vor ihnen scharf abbog und der Schütze diese Chance nutzte. Er legte an und schoss. Die Kugel traf McKenna und durchschoss dessen Schulter. Einen Moment geriet er ins Schwanken, fasste sich aber schnell wieder. Als Zoro schließlich um die Ecke bog, sah er von Weitem die große Stahlbrücke. Nami zielte aus dem Fenster und versuchte bei der hohen Geschwindigkeit gerade zu zielen. Sie feuerte ab und die Kugel zerstörte das Rücklicht. „Wo hast du denn Schießen gelernt?“, schrie Zoro verärgert. Der Motor dröhnte derartig laut, dass er die Befürchtung hatte, dass dieser zu schmelzen begann. „Ich kann schießen“, schrie Nami zurück. „Du kannst nur nicht fahren!“ Zoro warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, den sie lächelnd erwiderte. Sie wagte sich noch einmal an einen Schuss und dieses Mal streifte die Patrone den Lack des Wagens und landete schließlich in einem Lastwagen. „Verdammt!“ Nami lehne sich wieder ins Auto zurück. „Noch ungefähr zehn Kilometer, dann beginnt der Stau.“ „Es wäre besser“, begann Zoro und lächelte diabolisch auf. Seine Blick wurde freudiger und boshafter. „Wenn wir unserem Freund vorher ausschalten würden.“ „Was?“, fragte Nami leise und sah ihren Vorgesetzten vorsichtig entgegen. „Soll ich ihn doch erschießen?“ „Wenn du ihn nicht entwaffnen kannst, musst du ihn eben töten. Nachher können wir immernoch behaupten es wäre ein Unfall. Außerdem hat er schon auf uns geschossen. Notwehr ist da nicht weit.“ Nami lehnte sich wieder aus dem Fenster, dieses Mal jedoch weiter und nahm den Kopf des Schützen ins Visier. Sie schloss gequält die Augen und wandte den Kopf ab, bevor sie abdrückte. Die Kugel verfehlte ihr Ziel um wenige Millimeter. Sie schoss in einem Sekundenbruchteil an dem Ohr des Mannes vorbei und verlor sich im Nichts. Auf einmal hörte Zoro Polizeisirenen. Die Verstärkung! Der Schütze drehte sich zu Nami um und schoss mit dem Gewehr auf sie. Mit einer schnellen Bewegung versuchte sie der Patrone auszuweichen und in den Wagen zurück zu flüchten. Das Geschoss streifte dabei ihren Oberarm und sie drückte in diesem Moment ab. Ihr Schuss endete in dem Autodach des Sportwagens. Mit einer kurzen Bewegung ließ sie sich zurück auf den Sitz fallen. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht drückte sie ihre Hand auf die Schusswunde. Der Sportwagen scherte aus und fuhr auf die Überholspur. Der Schütze legte an und zielte auf Zoro. Schnell riss er das Lenkrad herum und fuhr auf den Bürgersteg. Die Leute, die sich auf diesen befanden und fasziniert in die Vitrinen sahen, flüchteten schreiend in die Geschäfte. Die Kugel schlug in die Tür ein. „Scheiße!“, fluchte Zoro und griff nach seiner Waffe. Er ließ die Scheibe runter und feuerte auf den Sportwagen, als sie sich auf gleicher Höhe befanden. Im Gegensatz zu Nami hatte er eine ruhige Hand und zielte an dem Schützen vorbei auf den Fahrer, als er gerade abdrücken wollte griff ihm Nami ins Steuer. Der Wagen bog scharf auf die Straße ein und Zoro sah, dass eine Kindergruppe nur wenige Meter vor ihnen stand. Der Schütze feuerte ab, verfehlte aber das Auto, weil es wegen Namis Einsatz einen kleinen Umweg machte, der Sportwagen aber konstant seine Geschwindigkeit behielt. Die Kugel raste in die Kinder und eines von ihnen fiel um. Zoro übernahm wieder das Steuer und fuhr wieder auf die Straße. Im Rückspiegel sah er das Polizeiwagen in der Nähe des Kindes hielten. „Die haben Vorsprung“, stellte Zoro fest und beschleunigte, bis er wieder hinten dran war. Der Scharfschütze achtete nicht mehr auf sie und schien wieder McKenna seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Der rechte Fahrstreifen war bereits gesperrt und eine sehr lange Warteschlange hatte sich schon gebildet. Die Brücke hob sich langsam und das imposante Schiff nährte sich bedächtig. Einige Fahrer standen vor ihrem Auto und nutzen die Zeit um zu Rauchen, was einige auch innerhalb ihres Wagens erledigten. Der Scharfschütze lehnte sich zurück und drückte ab. Ein Mann, der vor seinem Wagen telefonierte brach zusammen. Ein weiten Schuss erwischte dieses Mal eine Frau, die an ihrem Auto gelehnt rauchte. Die Autos verhinderten Zoro und dem Sportwagen weitere Durchfahrt, was McKenna für sich ausnutzen konnte. Zoro konnte sehen, wie McKenna beschleunigte. Er fuhr zwischen den Autos auf die Brücke zu und umging die Absperrung. Ein weiterer Schuss fiel, der wieder nicht sein gewünschtes Ziel traf. Zoro blieb mit einer Vollbremsung hinter den wartenden Autos stehen und riss den Wagen herum, bis er quer über zwei Straßenstreifen stand. McKenna hob das Vorderrad der Maschine und fuhr das schräge Brückenstück empor. Als er dessen Ende erreichte, sprang er durch die hohe Geschwindigkeit über die bereits metergroße Lücke. Der Zuschauer hatte das Gefühl, dass das Motorrad flog. Bevor McKenna auf die andere Seite aufkam, verlagert er sein Gewicht nach vorne um das Vorderrad runter zu drücken. Der Schütze schoss auf McKenna, aber die Kugel blieb in einem der Metallpfosten stecken, die die Brücke einzäunten. McKenna kam mit dem Vorderrad auf und fuhr weiter. Er schaute nicht zurück sondern beschleunigte, bis er in einer der Straßen verschwand. Einige Menschen standen fassungslos vor ihren Autos und viele Kinder ließen Laute wie Wow! oder Boar! fallen, vereinzelt war auch ein Cool! zu vernehmen. Zoro hatte für diese Bekundungen wenig übrig, stieg aus und lief zu dem Sportwagen. Er zog seine Waffe und umstellte mit einigen, eben eingetroffenen, Polizisten das Auto. Er riss die Tür auf und zerrte den Fahrer heraus, während Nami die andere Seite übernahm. Der Schütze stürmte aus dem Auto und zielte mit einer Pistole auf sie. Sie wich dem Schuss aus und feuert ebenfalls ab. Die Pistole wurde dem Mann aus der Hand geschleudert und ein Officer ergriff ihn von hinten. Der Fahrer der von Zoro gegen das Auto gedrückt wurde, griff nach einem Messer und bog den Arm nach hinten zu ihm, der schnell der Klinge auswich, dabei allerdings den Mann losließ. Er drehte sich rasch um und lief mit dem Messer in der Hand auf Zoro zu. Dieser entging dem scharfen Metall mit eine Drehung und griff nach dem Arm des Angreifers und schleudert ihn über die Schulter zu Boden, wo er regungslos liegen blieb. „Sofort festnehmen!“, befahl er den Officers, die sofort mit gezückten Handschellen auf die beiden zu liefen. Als sie abgeführt wurden, blieben beide vor Zoro stehen. „Sie werden kommen“, sagte einer der beiden mit einem fanatischen Blick. Der andere kicherte dabei und sah auf den Boden. Zoro sah verachtend auf die Festgenommenen. „Bringt die Schweine ins Quartier!“ „Jawohl!“, riefen die die Polizisten gleichzeitig aus und die, die keinen der Männer festhielten, salutierten. Er wartete, bis die Attentäter in einen Streifenwagen gesetzt wurden und rannte dann zu dem Mann hin, der vorhin Opfer eines Schusses wurde, während Nami den Officers befahl erste medizinische Versorgung zu leisten, bis sie mit einigen zurück zu dem Kind lief. Wieder andere kümmerten sich um die Frau. Die Krankenwagen wurden bereits vor Minuten alarmiert, wie ein Officer bestätigte. Als Zoro bei dem Mann ankam wusste er sofort, dass dieser tot war. Das Hemd färbte sich an der Stelle, wo das Herz war, rot. Vorsichtshalber tastete nach dessen Halsschlagader und seine Vermutung wurde bestätigt. Er blickte in die leeren Augen des Mannes und fuhr mit der Hand über sein Gesicht, um die Lider über die ausdruckslosen Kugeln zu streifen. Mit einem tiefen Seufzen erhob er sich und hörte wieder Sirenen. Auf der Straße fuhren Krankenwagen mit Blaulicht und über ihnen flog ein Helikopter. Das erste Einsatzfahrzeug hielt an und zwei Rettungssanitäter stiegen aus. „Die Frau lebt!“, schrie ein Mann und winkte die Männer zu sich hinüber. Der zweite Rettungswagen blieb an der Stelle stehen, wo das Kind lag. Ein dritter Wagen hielt neben dem ersten und die Sanitäter rannten auf den Mann zu. Ein Officer stürmte auf Zoro zu. „Wo soll der Helikopter landen? Hier ist nirgends Platz!“ „Auf einem der Docs“, sagte Zoro ruhig. Er sah, dass Nami langsam über die Straße auf ihn zuging. Sie ließ die Schultern hängen. Langsamen Schrittes nährte sie sich ihm und wischte sich mit dem Handrücken über ihr Gesicht. Sie war nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Er ging ihr entgegen und sie blieben voreinander stehen. Ihre Augen waren rot unterlaufen und verquollen. „Tot?“, fragte Zoro leise und sie nickte. Er wusste, dass Nami sehr emotional war und nahm sie in den Arm. Plötzlich brach es aus ihr heraus und sie fing an bitterlich zu weinen. Sie krallte sich in seinem Jackett fest und sackte leicht zusammen. „Er... Er...“, stammelte sie mit tränenerstickter Stimme und drückte sich fester an ihn. „... ist... in meinen... meinen Armen...“ Sie konnte nicht weitersprechen und brach wieder weinen zusammen. Behutsam strich er ihr über den Rücken und versuchte sie zu beruhigen. Ihre verzweifelten Schreie gingen in ihrer unsagbaren Trauer unter, während das Schiff die Brücke passierte... Ende Kapitel 7 Nachwort (BITTE LESEN!) Zum Spanischen: Das ist richtig, auch wenn es im Castellano die falsche Form zu sein scheint, als Sanji die Frage stellt. Ich richte mich nach dem lateinamerikanischen Spanisch, da herrscht der Voseo vor. Start des Finales: Tja, was sag' ich. Das Kapitel war richtig schwer zu schreiben. Mir ging ab der Hälfte, ehrlich gesagt, die Puste aus und ich habe das Kapitel in sieben Baustellen eingeteilt, an denen ich je nach Laune gearbeitet habe. Ich hoffe es hat Euch gefallen. Die Idee für dieses und das nächste Kapitel habe ich seit meinem neunten Lebensjahr... Zum nächsten Cap: Das nächste Kapitel wird ein Zweiteiler, das die schöne Hauptüberschrift The Time-Bombed Skyscraper trägt. Das Kapitel hat nicht zufällig die selbe Überschrift wie der erste Film eines kleinen, bekannten Detektivs. Jedoch ist der Inhalt schon entschieden anders als der von dem Film... wäre ja sonst langweilig! Zu den nächsten Caps generell: Die werden sich etwas hinziehen. Warum? Ich beginne ein eigenes Buch zu schreiben und brauche dafür volle Konzentration, aber keine Angst, diese Story geht trotzdem weiter. Ich habe extra meinen Douji gelöscht, um mich voll aufs Schreiben zu konzentrieren! 90 Favos: Ich habe über 90 Favos auf diese FF!!!! Ich frage mich eigentlich warum. Ich danke Euch, aber vor allem danke ich meinen ungefähr 13 treuen Kommischreibern!!! (Das meine ich ganz ernst; wo wäre ich ohne Euch?) Irgendwie erwische ich immer die faulen Leser! (ha, ha) Nein, mal ehrlich. Es wäre super, wenn mir andere auch mal schreiben würden, was sie von dem Ding hier halten. Ich will ja schließlich besser werden und schreibe auch für Euch, nicht nur für mich. Zum zweiten Teil des Kapitels: Ich würde Euch empfehlen, die Verfolgungsjagd noch einmal mit Musik zu hören. Besonders gut haben mir die Versionen mit Noir – Salva Nos, One Piece Ost - The The The Strongest und Bullet For My Valentine - My Fist, Your Mouth, Her Scars gefallen. Wirkt dann schon ganz anders, oder nicht? Danke fürs Lesen, Eure Purple_Haze Kapitel 8: The Time-Bombed Skyscraper – Time To Die --------------------------------------------------- The Time-Bombed Skyscraper – Time To Die Schlafend saß Zoro auf seinem Stuhl und seine Füße thronten auf dem Schreibtisch. Munter schnarchend versuchte er die Zeit bis zum Dienstende zu überbrücken. Er befand sich alleine in dem Büro, während seine Mitarbeiter ihrer Arbeit nachgingen, was ihm gerade gelegen kam. Seit Wochen hatte er nicht mehr zur Ruhe finden, geschweige denn schlafen können. Einsam drehte ein kleiner Ventilator seine Runden und blies Zoro gelegentlich kalte Luft zu. „Schnarchen macht impotent!“, sagte Nami, die gerade durch die Tür kam und ihren Vorgesetzten wahrscheinlich einen Moment lächelnd beobachtete. Sie stellte einen Kaffeebecher auf seinem Tisch ab und wartete auf eine Reaktion seinerseits. „Hö?“, kam es bloß schläfrig von ihm. Er hörte, wie sie kicherte und um den Schreibtisch herum ging. Sie stand mit Sicherheit wie gewohnt, mit verschränkten Armen vor ihm und beobachtete ihn.. „Zehn Jahre voller Eskapaden und Diskrepanzen“, murmelte sie und Zoro grinste innerlich. Sie fragte sich scheinbar wieder mal, wie Zoro seine damalige Frau kennengelernt und sogar dazu gebracht hatte ihn zu heiraten. Immerhin hielt die Ehe fast zehn Jahre, bis er nach Hause und kam niemanden vorfand, weil seine Frau mit den Kindern nach Oregon gegangen war, während er alleine zurückblieb. „Guck nicht so!“, murrte der Staatsanwalt, hielt aber immer noch die Augen geschlossen. Leise fluchte er vor sich hin, was schließlich in einem Murmeln unterging. In seinem Gesicht spiegelte sich sicherlich die Müdigkeit und Entkräftung der letzten Tage wider. „Ach“, begann Nami und spielte seine Aggressivität herunter. „Reg' dich ab!“ Zoro hörte, wie sie Papier verschob und wahrscheinlich nach etwas suchte. Mit schnellen Schritten ging sie durch den Raum. „Kann ich helfen?“, fragte er lächelnd und sah sie aus halboffenen Augen an. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu und griff schnell nach einer Akte. „Nein, kannst du nicht!“, sagte sie barsch und drehte sich zu der Tür um. Sie legte die Hand auf die Klinke und schien auf irgendetwas zu warten. Zoro belächelte ihre offensichtliche Aufforderung nach einem Gespräch. Er entschied sich jedoch, dieser nachzukommen. „Und?“, fragte er gähnend. „Was sagt der Arzt?“ Nami wandte sich schlagartig zu ihm um und funkelte ihn mit einem bösen Blick an. Mit einem siegreichen Lächeln ging sie zu Zoro zurück und räumte eine kleine Fläche auf dem Schreibtisch frei, auf die sie sich schließlich setzte. „Hm“, machte sie und strich sich über den rechten Oberarm. „Nur ein Streifschuss. Musste nicht mal genäht werden. Er meinte, es würde jetzt einige Zeit dauern, aber dann wäre nur eine kleine Narbe übrig.“ „Und warum bist du dann hier? Du hättest dich doch krankschreiben lassen können.“ Nami sah ihn grinsend an. „Ich will doch wissen, wie dieses Spektakel endet und es ist nur ein Streifschuss. Sanji wurde in die Schulter getroffen.“ Zoro nickte und seufzte. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Nami bedrückt an, die diese Mimik anscheinend richtig interpretierte. „Immer noch nicht?“, fragte sie und sah verzweifelt aus dem Fenster. Vor einem Tag war McKenna mit einem aufsehenerregenden Sprung über eine geöffnete Schiffsbrücke verschwunden. Dieser Aktion wurde ein Bericht in den Breaking News und die Titelseite mit einem Foto der Los Angeles Times gewidmet. Die Verfolgungsjagd durch die Stadt wurde ebenfalls thematisiert. Sogar Zoros Name und der Namis wurden erwähnt. Abgesehen von dieser Tatsache bestand das Problem darin, dass McKenna seitdem nicht mehr in Erscheinung getreten war und sich in keinem Krankenhaus gemeldet hatte. Eine Kugel traf ihn in die Schulter und dass er bis zum derzeitigen Zeitpunkt immer noch keinen Arzt konsultiert hatte, rief Bestürzung und Verzweiflung bei allen hervor, die im B9 und beim CSI arbeiteten. Was auch nicht sonderlich verwunderlich war, denn McKenna genoss, trotz seiner offensichtlichen Launen, eine große Beliebtheit bei den Kollegen. „Glaubst du...?“, begann Nami leise und traurig. „Glaubst du, er ist schon...?“ Ihrer Stimme nach zu urteilen war sie nicht mehr weit von einem Gefühlsausbruch entfernt. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte die Tränen zurück zu halten. „Quatsch!“, sagte Zoro und bemühte sich sie aufzumuntern, klang allerdings nicht sehr glaubwürdig. „Ich bin mir sicher, McKenna geht es gut.“ Nami lächelte ihn schief an und sah bedrückt auf den Boden. „Es sind bereits neun Tage vergangen.“ Zoro sah sie verwirrt an und setzte sich gerade hin. „Wovon sprichst du?“ „Na, von Sanjis Augenkrankheit“, begann sie und sah ihn hektisch an. „Der Arzt meinte, er hätte zwei Wochen Bedenkzeit und dann muss gehandelt werden. Jetzt sind schon neun Tage verstrichen!“ Zoro hatte das komplett vergessen. McKenna musste schnell operiert werden, sonst würde er erblinden und die schönen blauen Augen würden nicht mehr derartig lebendig strahlen, sondern wie blasse Kugeln in ihren Höhlen verbleiben. „Und? Was sagen die beiden?“, fragte Nami und riss Zoro aus seiner Melancholie. „Also, ich meine die Attentäter.“ Zoro sah sie gequält an. „Nichts. Die haben ihre Anwälte verlangt und das war's. Wir wissen nicht, warum die McKenna verfolgt haben.“ Ihn beschäftigte die Frage bereits seit ihrer atemberaubenden Jagd über den Asphalt, die sein heißgeliebter Wagen nicht unbeschadet überstanden hatte. Als sie die Kleidung und das Auto der Schießwütigen durchsucht haben und sich McKennas Team die Wohnungen vornahm, fanden sie verwertbare Spuren und Hinweise. Der Wagen war mit Waffen überfüllt gewesen. Handfeuerwaffen und Maschinengewehre der Marken Heckler & Koch und FN hatten sie in mehreren Ausführungen gefunden, außerdem wurden Modelle entdeckt, die keinem Hersteller zugeordnet werden konnten. Diese Schusswaffen waren deutlich leichter und handlicher, als die anderen. In beiden Wohnungen wurden weitere Pistolen, Revolver und Gewehre und zahlreiche Fotos von McKenna gefunden, die ihn in verschiedenen Situationen zeigten: Beim Einkaufen, bei Gesprächen mit einer älteren, dunkelhäutigen Frau, die einen sehr ähnlichen Gesichtsschnitt wie er hatte, zu Hause und bei der Arbeit. In dem Appartement von dem Schützen hing ein Bild McKennas an einer Dartsscheibe und war mit einem Pfeil durchbohrt gewesen. Dort befanden sich auch viele Notizen, die den Tagesablauf des Blonden explizit wiedergaben. Weiter fanden sich auch Stadtpläne und einen Grundriss eines Hauses, der die monströse Villa von McKenna zeigte. Immer noch in Gedanken, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen und blieb mit seinem Blick an der Wand hängen, an der zu seiner Verwunderung ein Erotikkalender hing. Kopfschüttelnd wandte er sich von Miss July ab und sah wieder zu Nami, die ebenfalls nachdenklich erschien, als sie den Stapel auf ihrem Schoß durchblätterte. „Wer sind die eigentlich?“, fragte Nami, während sie die Akten missmutig durchsuchte. „Das Wichtigere ist wohl“, begann Zoro siegessicher und grinste triumphierend. „Was sie sind.“ „Und? Was sind die?“, hakte Nami nach und wirkte deutlich interessierter und sah ihn gespannt an. Sie setzte sich auf und fixierte ihn mit ihren Augen. Zoros Grinsen wurde breiter. „Wahrscheinlich BAF-Mitglieder!“ „Ohne Scheiß?“, fragte sie und sprang auf. Ihr waren sämtliche Gesichtszüge entglitten und ihre Haut wirkte deutlich blasser. „Weißt du, was das bedeutet?“ Erstaunt über ihre Reaktion, sah er sie fragend an und runzelte die Stirn. Ihre Augen waren aufgerissen und angsterfüllt. Sie zupfte, scheinbar vor Nervosität, an ihrer Bluse. „Das wir eine Spur haben?“, fragte Zoro und klang bewusst naiv. Es war seine Passion, Leute zu irritieren und sich selbst als stupide darzustellen. Die sokratische Ironie, die er von seinem Vater, einem Öl-Magnat, der überall in der Welt sein kostbares Gut verkaufte und in viele verschiedene, lukrativ klingende Ideen investierte, die sein Vermögen nur steigerten, gelernt hatte. Dieser stellte sich leichtgläubig und selten dämlich an, bis er die Firma oder die Idee seines Gegners nach Vertragsabschluss übernahm oder selbst vermarktete, was jedoch sehr klein in den Verträgen stand. Als Kind hatte er daran immer Spaß gehabt. Aber natürlich wusste er, was Nami meinte und befürchtete. Die englischen Mitglieder, die damals festgenommen wurden, wurden hingegen der Erwartungen des Scotland Yards und FBIs nicht befreit, sondern erschossen, bevor sie dem Haftrichter vorgeführt werden konnten. Den beiden armen Schweinen kommt auch keiner zur Hilfe, dachte Zoro und riskierte einen Blick auf den Kalender mit der vollbusigen Frau, die einladend ihre Beine spreizte, aber irgendwie zeigte er deutlich weniger Interesse, als noch vor wenigen Wochen. „Eine Spur?!“, rief Nami hektisch atmend. „Die schlachten die ab und wir erfahren nicht, was die vor haben, was für Ziele die haben, was die von Sanji wollen!“ „War McKenna immer schon beim CSI?“, fragte Zoro ruhig und erhob sich. Eigentlich wollte er sich nur das Bild näher ansehen, vielleicht brauchte er einfach bessere Einblicke, aber auf Nami wirkte es anscheinend, wie eine Aufforderung, das Büro zu verlassen. Sie nahm den Stapel Akten und legte ihn auf ihren Tisch. „Wo soll er denn vorher gewesen sein?“, stellte sie forsch als Gegenfrage und schnappte nach Luft. Selbstverständlich war sie aufgebracht. McKenna war verletzt und es gab kein Lebenszeichen von ihm. Sein Mobiltelefon war abgeschaltet und wurde zuletzt im Hafengebiet geortet, wo es keine weiteren Hinweise auf seinen aktuellen Verbleib gab. Mit gesenktem Blick schielte er zu dem Playmate hinüber und konnte ihr tatsächlich nichts Positives abgewinnen. Im Gegensatz zu McKenna wirkte sie allerdings wenig erregend. Zwar waren ihre Kurven durchaus ansprechend, aber trotzdem fehlte irgendetwas. „Naja“, begann Zoro, als er sich von dem Bild abwandte und enttäuscht feststellen musste, dass sich in ihm keine Emotion des Glückes regte. Es hatte allerdings auch etwas Gutes, Nami bekam es nicht mit, obwohl die garantiert wusste, dass er das Bild derartig anstarrte. „Hatte McKenna mal irgendetwas mit ihnen zu tun? In irgendeiner Form?“ Nami fixierte ihn und schüttelte energisch den Kopf. „Nein, natürlich ni-“ Die Tür flog wie gewohnt auf, allerdings war nicht etwa die Gerichtsmedizinerin Kureha in das Büro gestürmt, sondern Luffy, der einen Hefter in den Händen hielt. Keuchend und mit Schweißperlen bedeckter Stirn stand er vor Zoro und wedelte mit einer Akte in der Hand. Schnell wischte er sich mit der Hand über sein Gesicht und versuchte sich zu beruhigen. „Also“, begann er japsend. „Die Anwälte fordern die Freilassung der Attentäter.“ Zoro sah ihn einen Moment gelangweilt an, bis bei ihm diese Nachricht ankam. „Was?“ Nami sah ihn bestürzt an. Bei der schnellen Drehung fielen ihr einige Haarsträhnen in ihr Gesicht und ihr Rock wirbelte leicht in die Höhe. „Die haben zwei Menschen getötet“, schrie Nami und ihre Augen wurden glasig. Sie schluckte und sog die Luft scharf ein. Empört verschränkte sich die Arme vor der Brust und sah Zoro wütend und zugleich betroffen an. „Drei“, sagte Luffy traurig und wechselte mit seinem Blick zwischen Nami und Zoro. „Die Frau ist während der Operation an ihren inneren Blutungen gestorben, außerdem gibt es noch zwei Verletzte, die noch in Lebensgefahr schweben. Sie waren Insassen in einem Auto, bis eine Patrone die Heckscheibe durchschoss.“ Zoro erinnerte sich. Es handelte sich mit Sicherheit um den Wagen, auf dem Highway, der in ihre Verfolgungsjagd verwickelt wurde. „Und warum sollen wir die freilassen?“, fragte Nami mit lauter, aber dennoch brüchiger Stimme. „Etwa auf Kaution?“ „Geht sowieso nicht“, sagte Zoro und ging auf Nami zu. In ihren Augen sammelten sich Tränen und ihr Gesicht glühte bereits vor Wut. „Als ob die nach der Tat eine Freilassung erwarten können.“ Luffy nickte und wandte sich wieder zur Tür. „Soll ich denen das so sagen?“ „Nein!“, sagte Zoro und blickte noch einmal zu der Hochglanzfotografie. „Das mache ich gerne selbst.“ Missmutig riss er die Tür auf und stampfte den Flur hinunter. Vorbei an den Zierpflanzen, die sich dem wenigen Licht, das ihnen Dank der Jalousien weitestgehend verwehrt blieb, zuneigten, bis er vor einer Glasscheibe stehen blieb. Irritiert sah er die durchsichtige Wand an und berührte sie kurz, um sicherzugehen, dass sie wirklich existierte. „Haben die jetzt schon Glaswände auf die Gänge gebaut?“, fragte er sich flüsternd. Skeptisch zog er eine Augenbraue in die Höhe und sah sich die Wegsperrung gründlich an. Er konnte sich in der Scheibe leicht spiegeln, aber sah auch den regen Durchgangsverkehr hinter ihr. „Zoro!“, brüllte Nami hinter ihm. „Wir müssen hier lang.“ Zweifeld starrte er noch einmal zu der Wand und wieder zu der rothaarigen Frau, die am Ende des Ganges stand und senkte leicht beschämend den Kopf. Er hatte sich schon wieder verlaufen. Es regte ihn innerlich immer von Neuem auf, wenn er sich verirrte und vor Allem dann, wenn ihn jemand derart diskret und höflich darauf hinwies, außerdem machte diese Tatsache einen falschen Eindruck auf seine Mitmenschen. The Infallible hatte eben doch eine Schwachstelle: Seinen nicht vorhandenen Orientierungssinn! „Mein Gott“, sagte Nami seufzend. „Kauf dir ein Navigationsgerät.“ Trotzig ging er hinter ihr her und schnitt Grimassen, was Luffy durchaus belustigend fand und Zoros Mimik mit einem Lächeln kommentierte. Stumm äffte der Staatsanwalt seine Kollegin nach und gestikulierte wild mit seinen Händen. Abrupt blieb sie stehen und Zoro wäre beinahe in sie hinein gelaufen, wenn er nicht vorher versucht hätte sein Gewicht zu halten. „Hier“, sagte sie und öffnete die Tür. Das Vernehmungszimmer war ein kleiner heller Raum mit einer schwarzen Tafel mit Größenangaben auf der einen Seite und einer verspiegelten Scheibe auf der anderen. An einem kleinen dunklen Tisch in der Mitte saßen die beiden Festgenommenen und neben ihnen zwei Männer in Anzügen, die ihnen erwartungsvoll und zugleich arrogant entgegen blickten. „Ratchet, mein Name“, sagte einer der Anwälte und streckte Zoro die Hand entgegen, als er auf stand. Mit einem prüfenden Blick musterte er Zoro und lächelte leicht. Er deutete mit einem Nicken auf seinen Kollegen, der sich ebenfalls erhob. „Und das ist Mr Pukau. Ich denke, dass wir uns einigen können. Wir-“ Als Zoro mit der Faust auf den Tisch schlug verstummte der Mann und sah ihn überrascht an. Seine überhebliche Art war verschwunden und er setzte sogar einen Schritt zurück, als Zoro auf ihn zu kam. Mit einer schnellen Handbewegung griff Zoro nach dem Kinn des Mannes und zog es zu sich heran. Lächeln betrachtete er, wie der Anwalt rot anlief und ihn ängstlich und trotzdem auf irgendeine Weise erfreut anblickte. Als sich ihre Lippen fast berührten hielt Zoro inne. „Das können Sie vergessen“, sagte er ruhig, aber bestimmt. „Diese Männer sind Mörder. Sollten Sie dennoch weiterhin versuchen, Ihren Mandanten hier heraus zu bekommen, schlage ich vor, dass Sie sich eine gute Verteidigungsstrategie überlegen, weil ich die Anklage vertreten werde.“ Mit diesen Worten wandte er sich von ihm ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den anderen Mann. „Das gilt auch für Sie.“ Grinsend machte er auf dem Absatz kehrt und blieb in der Tür stehen, als er den Officer ansah, der in der Ecke stand. Er war hochgewachsen und trug eine blaue Uniform. Sein Gesicht war ausdruckslos und sein Blick war starr, als Zoro ihn genauer betrachtete. „Bringen Sie die beiden zurück in ihre Zelle“, orderte Zoro an und der Mann nickte stumm. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie er gerade auf die Männer zuging. McKennas Spielchen zogen wirklich hervorragend. Schnell verließ Zoro den Raum und blieb auf dem Gang stehen. Er griff nach seinem Mobiltelefon und sah auf den Display. Seit zwei Stunden wartete er auf einen Anruf der Metropolitan Police. Das FBI brauchte dringend Unterstützung der britischen Behörden, um eine mögliche Mitgliedschaft bei der BAF zu bestätigen. Man hatte zwar eindeutige Hinweise darauf gefunden, aber eine Bestätigung seitens des Scotland Yard's würde ihre Ermittlungen erheblich unterstützen. Man hatte Bilder der Attentäter zu der britischen Polizei geschickt, damit diese überprüfen konnten, ob die beiden Männer auf Filmen von Anschlägen oder Morden gesichtet werden können, da sie in ihrem Archiv keine Übereinstimmung gefunden hatten. „Was machen wir jetzt?“, fragte Nami und sah Luffy mit einem seltsamen Blick an. Zoro schauderte es, als er die beiden sah. Irgendwie erinnerte ihn dieses Szenario an seine College-Zeit, wenn ein Mädchen für einen besonderen Jungen schwärmte und glücklich und gleichzeitig beschämt darüber war, dass er mit ihr sprach. Zoro verdrehte die Augen. Ohne ein weiteres Wort ging er an ihnen vorbei zurück in sein Büro. Er hasste es, wenn Leute derart offen ihre Verehrung kund taten. Bei ihm war es eindeutig etwas anderes, da war er sich sicher. McKenna war definitiv hübsch und anziehend, aber ihn wickelte er nicht um den Finger. „...“, schmählich blieb er stehen. Natürlich wickelte McKenna ihn um den Finger und dies nach allen Regeln der Kunst. Er sah umwerfend aus. Wie seine kinnlangen blonden Haare sein Gesicht einrahmten und einige Haarsträhnen ihm in dieses fielen, so dass er sie aus seiner Stirn streichen wollte. Seine Gesichtszüge waren so weich und dennoch derartig ausdrucksstark. Sein Körper, der muskulös und zugleich so schlank war. Wie gerne würde er doch seinen Arm um die Taille des Coroners legen und ihn somit an sich ziehen, um ihn zu küssen. Er stellte sich in letzter Zeit des Öfteren vor, wie es wäre, mit dem Blonden eine Beziehung zu führen, ihn zu küssen, mit ihm zu schlafen. Hör jetzt auf!, schellte er sich selbst. Er sollte einen Psychologen aufsuchen und das schleunigst. Wohlig seufzend ließ er sich in seinen Bürostuhl fallen und lehnte sich zurück. Quer durch den Raum starrte er auf den Kalender und stellte fest, dass er dringend einem Freudenhaus einen Besuch abstatten sollte. Er griff nach der Zeitung, die auf seinem Schreibtisch lag und schlug die Titelseite auf. In großen Lettern prangte die Überschrift auf dem Papier und verdrängte kleinere Artikel. Der Todesflug. Zur Verwunderung aller, gab es dazu sogar ein Bild, wie McKenna über die Brücke sprang. Mitten in der Luft. Es hatte etwas derartiges surreales an sich, aber er wusste, dass es passiert war und drei Menschen dafür ihr Leben gelassen hatten, während man verstärkt nach McKenna fahndete. Er legte die Zeitung wieder beiseite und entdeckte die Kaffeetasse, die Nami ihm vorhin gebracht hatte. Glücklich griff er über den Tisch nach ihr und nahm einen kräftigen Schluck, ehe er das Gesicht angewidert verzog. „I gitt“, sagte er und sah den Inhalt gequält an. „Das ist ja eine Plörre!“ Er stellte die Tasse mit einem gebührendem Abstand zu ihm auf den Tisch ab und fragte sich, welcher Anfänger diese Brühe gekocht hatte. So etwas bekam er selten vorgesetzt. Dieser Tag war reine Zeitverschwendung und die Woche hatte gerade erst begonnen. Die britischen Behörden nahmen Bearbeitungen anscheinend nicht wichtig, dabei hatte er ihnen das Material bereits gestern Abend zugesendet und man versicherte ihm, dass er spätestens um zwölf Uhr eine Benachrichtigung erhielt. Tja, Pustekuchen! Vielleicht hatten die Menschen in dem regnerischen Staat eine andere Mentalität als sie. Eventuell waren die bei diesen Regenmassen ertrunken und das New Scotland Yard wurde von den Fluten zerstört, obwohl dieser Gedanke ziemlich abwegig war. Wenn er demnächst beruflich wieder in London zugegen war, würde er dem Hauptquartier des MPS einen Besuch abstatten und sie auf ihre Arbeitsmoral ansprechen, wenn er nicht in den nächsten drei Stunden einen Anruf ihrerseits bekommen würde. Müsste er den Tag nicht im Büro verbringen, wäre er mit Sicherheit in der Werkstatt, in welcher er seinen Wagen zur Reparatur gebracht hatte und würde das derzeitige Aussehen seines loyalsten Begleiters betrauern. Mittlerweile war es halb drei mittags und die Sonne schien fröhlich über der Stadt und ließ die Einwohner schwitzen, während er sich glücklich seinem Ventilator zuwendete. Er schloss die Augen und genoss die kalte Luft auf seiner Haut, lockerte seine Krawatte und entledigte sich seinem Jackett. Er hatte gar nicht bemerkt, wie warm es eigentlich unter der zusätzlichen Jacke war. Plötzlich vernahm er laute Geräusche und öffnete schlecht gelaunt die Augen. Auf dem Flur brüllte ein Junge und kicherte laut, während scheinbar ein Mädchen lautstark lachte und prustete. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihm diese Stimmen sehr vertraut vorkamen und hoffte inständig, dass er sich irrte, doch als die Tür aufschwang wurden seine Hoffnungen jäh zerstört. Vor ihm standen tatsächlich ein Junge und ein Mädchen. Er war ein Stück größer als sie und trug ein breites und langes Shirt, das wie ein Trikot aussah und eine weite, tiefsitzende Hose, die ihn deutlich kleiner erscheinen ließ. Auf seinem Kopf thronte eine Basecap. Lässig hatte er die Hände in den Taschen und sah sich um. Das Mädchen trug ein Shrit mit einer Weste darüber und einen kurzen Rock. Die langen Beine endeten in violettenfarbenden Pumps. Ihre brünetten Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Sie war stark geschminkt und parfümiert, was Zoro dazu veranlasste, den Atem kurz anzuhalten. Aber das Schlimmste war eine gewisse Tatsache. „Yo, Dad!“, sagte der Junge und Zoro legte beschämend die Handfläche auf seine Augen. „Was geht ab?“ Genau diese Tatsache war es: Es war seine Brut! „Na, was geht, Alter?“, fragte das Mädchen und schob sich einen Kaugummistreifen in den Mund. „Alles Roger?“ O, wie peinlich! Was hatte er eigentlich verbrochen? Sein Sohn war sechzehn Jahre alt und benahm sich wie ein Kleinkind, während seine fünfzehn Jahre alte Tochter sich kleidete wie ein Flittchen und artikulierte wie jemand, auf einem unterdurchschnittlichen Bildungsniveau, dabei besuchten beide eine Privatschule, um später bei den renommiertesten Universitäten der Welt zu studieren. Allerdings hatte er wenig Hoffnung, dass die beiden Figuren vor ihm jemals eine Hochschule von Innen sehen würden. Wieso musste er damals in seinem Alter Vater werden? Mit achtzehn Jahren. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er wenigstens noch fünf Jahre warten können. Resignierend seufzend stand er auf und öffnete ein weiteres Fenster, um den übersteigerten Geruch von Parfüm zu verringern, als Nami und Luffy das Büro betraten. „Oh, Jermaine. Alison“, sagte sie freudig und lächelte. „Wie geht es euch und was macht ihr hier?“ „Nun“, begann Alison und funkelte Zoro an. „Wir haben Schulferien und haben Dad gesagt, dass wir kommen.“ Stimmt, jetzt fiel es ihm wieder ein. Sie hatten sich vor Wochen angemeldet gehabt. Sie wollten vier Wochen bleiben, ehe sie wieder zurück flögen. Jetzt hatte er ein schlechtes Gewissen. „Wie seid ihr eigentlich hier her gekommen?“, fragte er ein wenig kleinlaut. Seitdem er mit McKenna zusammenarbeite hatte er das Gefühl, sich ständig für irgendetwas schuldig fühlen zu müssen. Der Blonde wusste ganz genau, wie man seinen Gegenüber manipulierte. „Mit dem Taxi“, raunte Jermaine und ging auf Zoro zu und hielt ihm die offene Hand hin. „Wir haben die Fahrt von unserem Geld bezahlt, also?“ Aus der anfänglichen Verwirrung wurde Skepsis. „Ihr bekommt mehr Taschengeld, als alle anderen.“ „Was?“, rief Alison und sah ihren Vater ungläubig an. „Wir bekommen voll wenig. Wir kriegen ja nur zwei tausend Dollar im Monat.“ Er hatte sie eindeutig zu sehr verwöhnt, aber er war es eben selbst gewöhnt. Als Kind bekam er auch alles, was er wollte, ob er es nun brauchte oder nicht spielte für seinen Vater keine Rolle, dabei hatte er noch zwei ältere Brüder, die ebenfalls um den finanziellen Einfluss und Vorteil ihres Vater sehr gut informiert waren. Da ihr Vater ihnen jährlich eine große Summe zur freien Verfügung stellte und er ebenfalls sehr gut verdiente, war es für Zoro nicht ungewöhnlich seinen Kindern diesen Luxus zu gönnen, auch wenn er dies in diesem Moment bereute. „Das ist genug“, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust, um demonstrativ zu zeigen, dass er ihnen die Kosten nicht erstattete. „Als ob euch diese vierzig Dollar schaden würden.“ Jermaine sah ihn entsetzt an und stammelte etwas unverständliches, ehe er sich umdrehte und ihm der Kalender ins Auge fiel. „Du hast's echt nötig, oder?“ Mit einem leichten Zucken im Mundwinkel zwang er sich, seine Antwort für sich zu behalten. Gerade sein pubertierender Sohn wagte es ihm derartige Fragen zu stellen? Bei wem finde ich denn immer Pornohefte, wenn er mal in den Ferien da war?, maßregelte er den Jungen gedanklich. Sicherlich nicht bei mir! Zumindest nicht nur bei ihm. „Also“, begann Alison unsicher. „Bekommen wir jetzt kein Geld?“ Zoro warf ihr einen finsteren Blick zu und sie verstummte, als sie anscheinend wieder ansetzten wollte. Beleidigt sah sie ihn an und stemmte die Hände in die Hüften, ehe sie ihren Kopf in die entgegengesetzte Richtung warf. In Momenten wie diesen, wünschte er sich, dass die beiden einfach von einem schwarzen Loch im Boden verschluckt werden würden und sie niemals existiert hätten, aber sein Wunsch wurde auch dieses Mal nicht Realität, worum er in seinem Innersten froh um diese Gegebenheit war. Um Nichts in der Welt, würde er seine Blagen missen wollen, auch wenn er sie zeitweise gerne im Tierheim abgeben oder an einen Zaun anbinden würde. „Sollen wir schon gehen?“, fragte Jermaine und begutachtete dabei den Kalender aufmerksam. Zoro erwartete bereits eine eindeutige Reaktion seinerseits, die zu seiner Zufriedenheit nicht ausblieb. Zumindest war sein Sohn nicht wie er an einem Mann interessiert, obwohl er in seltenen Momenten an der sexuellen Orientierung Jermaines zweifelte. Kopfschüttelnd vertrieb er den Gedanken und nickte den beiden bejahend zu, die verstanden und auf die Tür zugingen. „Wo habt ihr eigentlich eure Koffer?“, fragte Nami plötzlich und Zoro musste sich eingestehen, dass er nicht einmal daran gedacht hatte. Er war wirklich kein Familienmensch, aber daran hätte er wirklich denken können. „Die haben wir vorne stehen gelassen“, antwortete Alison und kaute munter ihr Kaugummi und blies vereinzelt Blasen. Zumindest haben sie die nicht - wie letztes Mal - am Flughafen stehen gelassen. Er hätte nämlich nicht viel Lust gehabt, dorthin zu fahren und das Personal nach den verschollenen Gepäckstücken zu befragen. „Ach ja“, stieß Jermaine unerwartet aus. „Wer ist eigentlich dieser blonde Kerl, von dem ein riesiges Poster im Eingangsbereich klebt?“ Zoro sah auf. „Das ist Sanji McKenna, ein Mitarbeiter des CIS'. Ich weiß ja nicht, ob ihr die Nachrichten verfolgt habt, aber er ist seit gestern verschwunden.“ Einige Beamte hatten ein Foto vergrößern lassen und in die Eingangshalle gehängt, zwar fing dieses Bild keinesfalls McKennas wahre Schönheit ein, aber es war trotzdem ansehnlich. Man erhoffte sich dadurch eine größere Aufmerksamkeit und deutlichere Hinweise. „Steht was in der Zeitung?“, fragte Alison und deutete auf das Journal auf Zoros Tisch, der die Frage lediglich mit einem Kopfnicken bestätigte. Sie ging auf ihn zu, griff nach dem Blatt und schlug die erste Seite auf, als ihre Augen nach wenigen Sekunden größer wurden und sie ungläubig zu ihrem Vater blickte. „Ist nicht wahr?“ „Was ist denn?“, fragte Jermaine und las über ihre Schulter den Artikel, bis er nach wenigen Augenblicken wieder aufsah. „Das glaub' ich jetzt nicht.“ Seine Blicke wanderten zwischen dem Bericht und Zoro hin und her, als würde er versuchen, die Wahrheit aus Zoros Gesicht zu lesen und seinen Namen, der dort zu Genüge genannt wurde, einzuordnen und zu verstehen, bis er begann zu lächeln. „Bist du ein Stuntman, oder was?“, schrie er erfreut und grinste. „Das ist ja der Hammer!“ Seufzend fuhr Zoro sich durch das Haar und sah verzweifelt in die fragenden Gesichter seiner Kinder. Sie machten ihm sicherlich bewusst das Leben schwer. „Der Hammer?“, fragte er gereizt und mit einem leicht hysterischen Unterton. „Drei Menschen sind tot und zwei sind schwer verletzt. Die beiden Bekloppten sind wahrscheinlich Terroristen und das hat uns gerade noch gefehlt!“ Jermaine sah ihm mitleidig entgegen und schien den Ernst der Lage erfasst zu haben, während Alison den Artikel ein weiteres Mal überflog. „In dem Bericht steht aber nichts davon“, sagte sie schließlich, sah auf und sie blickte Zoro kalt an. „Die Regierung verschweigt es, oder?“ Resignierend seufzte er. „Natürlich. Eine Panik wäre das Letzte, was wir jetzt noch bräuchten, außerdem ist diese Befürchtung noch nicht gesichert.“ „Aber man äußert diese Vermutung nicht“, zischte sie aggressiv. „Das ist ein Todesurteil für das Land und ihr seid daran Schuld. Man warnt die Leute nicht einmal! Wann wollt ihr das machen?“ Manchmal erhoffte er sich, dass Pola zugab, die Kinder beim Spazierengehen verloren und zwei andere als Ersatz mitgenommen zu haben. „Sobald wir uns sicher sind, können wir diese Meldung auch an die Medien weitergeben“, sagte er und versuchte seine Tochter zu beruhigen. Augenscheinlich mit dieser Antwort zufrieden, entspannte sich ihr Gesicht und ein erleichtertes Lächeln spielte um ihre Lippen. „Damit kann ich leben.“ Es folgte eine betretende Stille. Zoro sah sich um, bis sein Blick an Luffy haften blieb, der unsicher zu allen Beteiligten starrte und letztendlich zu Zoro sah. „Das sind deine Kinder?“ Zoro entglitten sämtliche Gesichtszüge. Wie konnte ein Mensch nur so viel Brei im Hirn haben? Niemand antwortete ihm, als deutliches Zeichen für die Sinnwidrigkeit der Frage. Irritiert wechselte Luffy häufig den Blickkontakt und erhoffte sich offenbar dadurch eine Auskunft, die er nicht erhielt. Kopfschütteln wandte Zoro sich von ihm ab und ging um seinen Schreibtisch herum, um sich wieder auf seinen Stuhl zu setzten. Er streckte sich und hörte, wie seine Wirbelsäule knackte und ein kurzer Schmerz seinen Körper durchzuckte. Ihm gab es ein befriedigendes Gefühl, wenn er spürte, dass seine Knochen noch existierten, immerhin dachte er täglich, dass sich sein Skelett während des Schlafes auflöste. Er fühlte sich wirklich alt. „Sag mal, Nami“, fragte Jermaine und begann süffisant zu grinsen. „Wie findest du Dad?“ Entsetzt sah Zoro auf und legte den Kopf schief. So alt bin ich jetzt auch wieder nicht. Nami sah zweifelnd zu dem Jungen und schnappte nach Luft. „Was?“ „Naja“, begann Jermaine wie ein Professor. „Dad und du, ihr wärt doch ein tolles Paar.“ Nami schielte zu Zoro, der den Blick erwiderte, ehe sie begann ihr Lächeln zu einem boshaft Grinsen zu verziehen, welches immer breiter wurde. In diesem Moment wirkte sie McKenna sehr ähnlich, als er vor einer Woche mit Zoro auf seine Art spielte. „Ich glaube, Zoro hat andere Vorlieben“, kicherte sie lächelnd. „Er steht zur Zeit auf Blondinen.“ „Nami!“, zischte er und ballte seine Hand zur Faust, bis sich seine Knöchel weiß färbten. „Lass das!“ Sie gluckste lediglich und ging auf die Tür zu. „Wir haben Dienstschluss. Also bis Morgen!“ Mit einem Winken verabschiedete sie sich und Luffy schloss sich ihr an, der sich im Gegensatz zu ihr mit einem Abschied per Blickkontakt zu Zoro und den Jugendlichen seinen Feierabend begann. Es herrschte Stille, bis die Tür ins Schloss fiel. „Wie die haben frei?“, platze Alison heraus und sah auf ihre Armbanduhr. „Es ist doch erst drei Uhr!“ Zoro stöhnte genervt auf. „Falls du dich entsinnst, wir haben gestern zwei Schwerverbrecher verfolgt und haben nachträglich Mehrarbeit geleistet. Die Täter wurden verhört und Formalitäten mussten geklärt werden.“ Zweifelnd sah er die beiden an und hoffte, dass sie verstanden was er meinte, aber die fragenden Gesichter gaben Aufschluss genug. „Wir haben Überstunden geschoben“, erklärte er platt und seine Kinder nickten wissend. Missbilligend nah er es zur Kenntnis und befürchtete, dass keines seiner Blagen überhaupt einen High School Abschluss erwerben würden, obwohl er viel Geld in ihre Ausbildung investierte. „Und jetzt?“, fragte Jermaine und zog eine Sonnenbrille aus der Hosentasche hervor und schob sie sich über den Nasenrücken. „Wann kannst du gehen?“ Eigentlich konnte er antworten: Wann ich will, aber er hatte mäßig Lust, den Tag mit den beiden zu Hause zu verbringen und so zu tun, als wären sie eine glückliche, intakte Familie. Das waren sie nie gewesen und werden es nie sein. „Ihr könnt nach Hause fahren“, antwortete er, während er nach einem Ordner griff und ihn aufklappte. „Ich muss noch arbeiten.“ „Wie jetzt?“ „Ich muss mich auf die Vorverhandlung morgen vorbreiten“, sagte er knapp und zog Blätter aus den Klarsichtfolien. „Und wahrscheinlich auf die Kautionsverhandlung.“ „Wieso wahrscheinlich?“, warf Alison ein und beugte sich über den Tisch, bis Zoro ihren nach Pfefferminz riechenden Atem in seinem Gesicht wahrnehmen konnte, da sich dieser Geruch jedoch mit dem des Parfums vermischte und eine eigenartige Reaktion ihn ihm auslöste, wurde ihm schlecht. Er versuchte die Luft anzuhalten und verkrampfte sich, bis ihm heiß wurde. Er sprang auf, riss das Fenster auf und steckte den Kopf hinaus. Er sog die frische Luft dankend ein und ließ erleichtert den Kopf hängen. Er wäre fast erstickt! Mit frischer Luft in den Lungen drehte er sich um und lehnte sich an den Fenstersims. „Weil die mit Sicherheit eine Kaution beantragen werden“, gähnte er und sah seine Kinder an, als wäre nichts gewesen, während sie ihn anguckten, als wäre er ein Außerirdischer. Mit grünen Antennen und kurzen Beinen. Zoro musste über seinen eigenen Gedanken schmunzeln. Die passende Haarfarbe hatte er bereits. Grinsend legte den Kopf in den Nacken und fuhr mit dem Handrücken über seine Stirn. „Ah ja“, sagte Jermaine langsam und beäugte seinen Vater kritisch. „Ich denke, wir sollten gehen.“ Zoro nickte lediglich und die beiden verließen eiligst das Büro. Es wirkte wie eine Flucht. Erfreut lächelte er und schlenderte auf einen großen Schrank zu, riss die Türen auf und blickte auf die Rücken von diversen Ordnern. Aufmerksam las er die Rückenschilder und zog den Aktenordner mit der Aufschrift BAF aus dem Regal. Er war der Leerste und wies beim Aufklappen deutliche Mangelerscheinungen auf. Sie nahmen schließlich nicht täglich Mitglieder der Terrororganisation fest. Weltweit wurden erst fünf Täter erfasst, obwohl die Organisation mehr als zwanzig Jahre operierte. Jedoch überlebte keiner der Festgenommenen und wurde entweder bei der Festnahme oder vor der Verhandlung erschossen. Einer von ihnen wurde damals im Gerichtssaal regelrecht hingerichtet, bevor er seine Aussage machen konnte oder sie verweigerte. Man hatte ihn nicht nur erschossen, sondern in Fetzen zerrissen. Drei Männer, unter der Anleitung einer Frau, stürmten das Gericht und den Saal, kamen mit angelegten Waffen durch die Tür und schossen los. Die Frau allerdings zog keine Waffe, sondern beobachtete, wie die Leute schrien und sich ergeben auf den Boden warfen. Der Angeklagte wurde unter Beschuss genommen und das Schreien des Mannes erfüllte den Raum, es wurde allerdings von dem Rattern der Maschinengewehre übertönt. Als das Gemetzel beendet war, erhob sich der Richter und fand mehrere schwerverletzte Zuschauer und Geschworene vor. Zehn von ihnen waren sofort tot gewesen. Dann sah er zu dem Angeklagten, der ein schreckliches Bild bot. Sein Gesicht war kaum erkennbar. Ihm fehlte der Unterkiefer, ein Auge und eine Hand. Die restliche Haut war zerfetzt und im Saal befanden sich Fleischfetzen von ihm und anderen Opfern. Der Fall wurde damals weltweit publik und ließ die Angst vor der BAF wachsen. Ihm schauderte und er übersprang den Artikel. Er verachtete diese Organisation und war fest entschlossen, die beiden Mitglieder, die er verhaftet hatte, vor einem solchen Überfall zu schützen, auch wenn sie es verdienten. Er saß noch lange im Büro und um zwei Uhr nachts verließ er es. Entsetzt hatte er auf die Uhr gestarrt und sich überlegt, ob es nicht besser wäre, dort zu schlafen. Da die Vorverhandlung jedoch erst um halb drei mittags beginnen würde, entschloss er sich nach Hause zu fahren und sich dort zu erholen. Müde stieg er in den Wagen und fuhr kraftlos nach Malibu. Immer wieder ging er in Gedanken den möglichen Ablauf der Verhandlung durch. Er würde Nami als Zeugin benennen. Allerdings blieb die Frage offen, ob er als Staatsanwalt diesen Fall vertrat, immerhin war er persönlich in diesen verwickelt und hatte kein objektives Auge mehr, aber das würde der Richter entscheiden, wenn er nicht selbst den Fall abgab und als Zeuge präsentiert werden würde. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er über die Küstenstraße und war nicht über die Nachtschwärmer verwundert. Hunderte Autos fuhren auf seiner Seite und ebenso viele kamen ihm entgegen. Er öffnete das Fenster und ließ die kalte Nachtluft in das Innere des Ersatzwagens strömen. Der Wind zerzauste ihm die Haare und strich seine ermüdete Haut. Der salzige Geruch des Meeres breitete sich im Innenraum aus und versetzte ihn in einen tranceähnlichen Zustand. Er hatte das Gefühl in seinem Bett zu liegen, in seiner Wohnung am Strand. Langsam lenkte er das Fahrzeug auf den Parkplatz vor dem vierstöckigen Gebäude und stellte den Motor ab. Gequält stieg er aus und schloss die Türen mit der Fernbedienung für die Zentralverriegelung ab. Müde betrachtete er das Haus. Das Gebäude wirkte sehr mediterran und edel. Die weiße Fassade strahlte im Mondlicht und reflektierte das Licht. In keinem der Fenster brannte Licht oder strahlte ein Fernseher. Die ganze Straße wirkte sehr ausgestorben, nur das Rauschen der Wellen war zu vernehmen. Seufzend nährte er sich der Tür, schloss auf und schleppte sich die Treppe bis in den vierten Stock empor, bis er vor der Wohnungstür stehen blieb. Er öffnete sie, trat ein und schloss sie wieder. Kein Licht brannte, kein Fernsehgerät lief und kein Geräusch war zu vernehmen. Irritiert kratzte er sich am Kopf und ging in das offenliegende Wohnzimmer. Niemand lag auf der Coach oder saß in dem Sessel. Auf einmal stieg ihm ein seltsamer Geruch in die Nase. Er entwickelte sich zu einem Gestank, der in seinen Augen brannte. Er konnte ihn nicht einordnen und schlug sich die Hand vor den Mund und hielt sich die Nase zu. Schnell rannte er in Richtung Gästezimmer. Seine Sicht verschwamm und seine Beine wurden schlaff. Sein Herz begann zu rasen und seine Lunge stand in Flammen. Er legte die Hand auf die Klinke, ehe er ein Knacken hörte. Prompt riss er den Kopf herum und erkannte einen dunklen Schatten, der hinter ihm stand und die Arme in die Höhe gestreckt hatte, bis sie auf ihn zuschnellten. Plötzlich spürte er einen Schlag an seiner Schläfe und er wurde zu Boden geschleudert, ehe ihm Schwarz vor Augen wurde... Er vernahm einen eigenartigen Geruch. Rauch oder Asche, der mit Farbe geschwängert war. Seine linke Gesichtshälfte fühlte sich kalt an, so als würde sie auf einem frostigen Untergrund liegen oder angelehnt sein. Seine Ohren waren von einem widerlichen Rauschen erfüllt und er hörte Stimmen, die fern klangen. Ihm fiel das Atmen sehr schwer, als würde eine unbeschreiblich schwere Last auf seinem Brustkorb liegen, die drohte, seine Rippen zerbersten zu lassen. Sein Körper war taub und er konnte seine Beine nicht mehr spüren. Er biss die Zähne aufeinander und hatte den Geschmack von Blut in seinem Mund, der die Speiseröhre hinunter rann. Vor Ekel verzog er kaum merklich das Gesicht. Schmerzvoll öffnete er die Augen und erkannte, dass er mit der Seite auf einem betonierten Boden lag, trotzdem war seine Sicht verschwommen und unklar. Ihm entfuhr ein klagender Seufzer. Alles war dunkel. Er suchte mit den Augen angestrengt nach eine Lichtquelle, die die grau-schwarze Umgebung ein bisschen erhellte. „Zoro?“, fragte eine entfernte Stimme und er sah, wie sich eine Person über ihn beugte. Ihre Konturen hoben sich schwach von dem Hintergrund ab, bis ein Lichtstrahl auf ihr Gesicht fiel, als sie näher kam. Es war ein scheinbar weibliches Gesicht und sie hatte schulterlange Haare. Das Licht brach durch kleine Risse in der Wand, woher es allerdings genau kam, wusste er nicht. Er schloss noch einmal schmerzlich die Augen und atmete tief durch. Langsam blinzelte er. Seine Umgebung begann Gestalt anzunehmen. Er befand sich in einem sanierungsbedürftigen Raum. Von den grauen Wänden blätterten und bröckelten die Tapete und der Putz ab. Es standen einige Schreibtische und Kartons auf dem Boden, die seine Sicht weiter einschränkten. In der Mitte war ein großer Stützbalken eingelassen, der das Stockwerk über ihnen hielt und er bemerkte ein riesiges Loch in der Decke. Durch den unfreiwilligen Anblick konnte er Metall und Beton erkennen, aus dem das Bauteil bestand. Er schätzte die Tragfähigkeit der Fläche über ihm nicht sehr hoch ein. Er sah, dass das Licht durch die schmalen Ritzen von Holzbrettern fiel, die unregelmäßig vor den Fenstern angebracht waren, die trotzdem eine Aussicht weitestgehend verhinderten. „Zoro?“, fragte wieder die Person über ihm und er konnte ihr Gesicht klar erkennen. Nami. Sie hielt ihm die Hand hin und als er sie entgegen nahm, half sie ihm hoch. Plötzlich begann sich alles zu drehen. Der Boden schwankte und der Raum wirbelte um ihn herum. Er fand nur mäßig Halt und ihm überkam eine Welle der Übelkeit. Der Gestank nach Schimmel, Farbe und etwas Verbranntem förderten das Gefühl des Schwindels und er spürte, wie etwas seine Speiseröhre hinaufkletterte. Seine Sicht war verzerrt, wie bei einem zerstörten Film. „Scheiße, ist mir schlecht“, fluchte er leise und legte den Arm um Namis Schulter um sich zu stützen. Er würgte und schlug sich die Hand vor den Mund. Schwer atmend versuchte er sich zu beruhigen und sein Gleichgewicht wiederzufinden, während seine Beine leicht nachgaben. Es hatte den Anschein, als hätte er plötzlich zugenommen Langsam entfernte er seine Hand aus seinem Gesicht und fuhr sich mit ihr durch die Haare, ehe er sie an der Stirn verweilen ließ. Sie war ungewöhnlich kalt und feucht. Er sog die Luft durch Mund und Nase ein und versuchte, seinen vertiginösen Zustand auf diese Weise zu verdrängen. Schnell huschte sein Blick durch den Raum, der erheblich kleiner war, als er zuerst angenommen hatte. In den Ecken standen große Kartons, Werkzeugkisten und Material, das für die Fortsetzung der Bauarbeiten hier gelagert worden zu sein scheint. Es standen auch Schreibtische, mit modernen Computern auf ihnen, im Raum verteilt herum. Die Monitore waren breit und weitestgehend flach, allerdings war der Rechner bereits in die Apparatur eingebaut und sparte dadurch Platz, der in diesem Raum von Nöten war. Das Pfeifen in seinen Ohren nährte sich seinem Höhepunkt und wurde kontinuierlich schriller, was an einen spitzen Schrei einer Sopranistin erinnerte, bis sie schließlich verstummte. „Was...?“, begann Zoro, stoppte jedoch in seinem Satz. An der Wand gelehnt saßen Jermaine und Alison. Entsetzt starrte er sie an, die klagend die Blicke erwiderten. Er zog seinen Arm zurück und stolperte auf sie zu. Mit labilem Gang schritt er auf die beiden zu, die schwach auf dem Boden saßen. Alison liefen Tränen über die rußigen Wangen, die Jermaine zu trockenen versuchte, indem er mit dem Stoff seiner Stoffjacke, die durch Dreck und Flecken beschmutzt war, über ihr Gesicht wischte und ihr bei dieser Gelegenheit mehr Schmutz auf die Haut strich. Ihre Schminke war verlaufen und der Mascara zog deutlicher Linien über ihre Wangen, einige waren jedoch verwischt und hinterließen dunkle Flächen in ihrem Gesicht, vor allem unter ihren Augen. Die Kleidung war staubig, ihre Weste zerrissen und bei einem ihrer Schuhe fehlte der Absatz. Jermaines Optik unterschied sich nicht merklich von Alisons. Sein Cap hielt er in den Händen und er machte dadurch einen Ausblick auf seine kurzen, grünen Haare möglich. Seinem Shirt fehlte ein Ärmel. Er kniete sich vor ihnen hin, strich Alison eine Haarsträhne aus der Stirn und beobachtete seinen Sohn, der ihm müde und kraftlos entgegenblickte. Prüfend suchte Zoro nach Verletzungen, fand allerdings keine Anzeichen bei seinen Kindern. Erleichtert seufzte er. „Du blutest“, sagte Jermaine monoton und starrte ihn mit verklärtem Blick an. Er musterte ihn und sah dann wieder in die Leere. Sein Blick haftete an einem imaginären Punkt in der Luft. Mit der Situation überfordert huschten Zoros Augen durch den Raum, bis er zwei weitere Gestalten erkennen konnte. Offensichtlich ein Mann und eine Frau. Eine der beiden Personen war schmal und lag seltsam verkrümmt auf dem Boden, während die größere und muskulösere an der Wand gelehnt auf dem Boden saß. Er hatte das Gefühl, diesen Menschen bereits begegnet zu sein. Ächzend erhob er sich und ging langsam auf die beiden zu. Mittlerweile hatte die Karussellfahrt in seinem Kopf eine Pause eingelegt und er konnte seine Schritte nahezu normal koordinieren, bis er vor ihnen zum Stillstand kam. Ihre Silhouetten nahmen deutlichere Formen an und daraufhin ergab sich allmählich ein Bild. Sie waren dunkler und hatten brünettes Haar. Ihre Gesichter und die Kleidung waren von Dreck und Staub beschmutzt und teilweise zerrissen. Sie trug ein knielanges, geblümtes Kleid und Pumps, von denen einer fehlte. Seine Kleidung bestand aus einem dunklen Shirt, einer Jeans und einem Paar Sportschuhe. Beide waren nicht bei Bewusstsein. „Ava? Fernando?“, fragte er, nachdem er sie erkannt hatte, erhielt allerdings keine Antwort, wie er es erwartet hatte. Ihre Gesichter wirkten entspannt. Es erinnerte ihn an Menschen, die erstickt worden waren. Ihre Gesichtszüge waren zumeist friedlich und sie wirkten, als würden sie schlafen, außerdem fanden sich erfahrungsgemäß selten Verletzungen, die zeigten, dass die Personen tot waren. Zögernd tastete er mit den Fingern nach der Halsschlagader Fernandos und stellte zufrieden fest, dass er lebte, danach widmete er sich Ava, die ebenfalls einen gleichmäßigen Pulsschlag hatte. „Er war kurz wach und ist dann zusammengebrochen“, flüsterte Nami, die hinter ihm stand und auf ihn herabblickte. Zoro stand auf und untersuchte den Raum genauer. Er hatte das ungute Gefühl, dass dieser Ort einer von Bedeutung war. Er spürte förmlich die dunkle Atmosphäre, die er ausstrahlte, wie ein Friedhof bei Nacht, allerdings war der Gestank des Todes hier näher. Trotzdem war es ein anderer. „Hat er etwas gesagt?“, fragte Zoro nach und musterte die Rothaarige. Ihre Bluse war ebenfalls staubig und die Jeans war stark beschädigt. Einige Kratzer und Spuren von Dreck zierten ihr Gesicht und verunstalteten es. Ihre Haare waren zerzaust und klebten an der nassen Stirn. „Dort liegt noch ein Mann“, murmelte sie und deutete mit einem Nicken hinter Zoro. Er drehte sich um und sah in das Gesicht eines Mannes, der wahrscheinlich Anfang dreißig war. Er starrte entkräftet zurück und röchelte leise. Blut rann aus einer Wunde an seiner Schläfe und war bereits auf der Haut getrocknet. „Wer sind Sie?“, fragte Zoro. Er beugte sich nicht hinunter, sondern blieb stehen und betrachtete den Mann. Er hatte helles, dichtes Haar, das strähning in Form gekämmt war, anscheinend war von der ursprünglichen Frisur nicht mehr viel vorhanden. Sein Nadelstreifenanzug hing teilweise in Fetzen an ihm herunter und das weiße Hemd war blutbespritz, dass es beinahe wie ein Muster wirkte. Die schwarzen Lackschuhe waren matt und schmutzig. Er war trotz der sitzenden Haltung groß und breitschultrig. Er hustete schwach. „Jefferson, Franky Jefferson.“ Zoro nickte und beließ es dabei, auch wenn er mit der Antwort nicht zufrieden war. Sein Gegenüber erschien ihm allerdings zu geschwächt, um weiter zu antworten oder zu sprechen. Er sah sich wieder um. Es war, als befinde er sich in einem Büro. Vielleicht ein neuer Bürokomplex? Nami hatte sich McKennas Mitbewohnern gewidmet. Sie setzte das Mädchen aufrecht neben ihren Bruder und wischte beiden den Dreck aus dem Gesicht. Ava verzog schmerzlich das Gesicht. Seine Kinder starrten immer noch starr in die Leere und Alison vergoss dabei einige Tränen. In diesem Moment schien Franky Jefferson sein einziger Ansprechpartner zu sein. Unsicher blickte er über seine Schulter zu ihm und sah, dass Jefferson sich den Schweiß und das flüssige Blut von der Stirn wischte und versuchte sich zu erheben. Die Kraft verließ ihn aber wieder und er sackte zusammen. „Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte Zoro und streckte dem Mann die Hand helfend entgegen. Danken nahm er sie an und zog sich mit Zoros Mitarbeit auf die Beine. Plötzlich hörte Zoro ein lautes Krachen und dann ein hohles Geräusch, wie Holz, dass auf Beton fiel. Überrascht huschte sein Blick zu den Holzbrettern, von denen eines fehlte. Durch die Lücke konnte das Licht den Raum fluten, dass nicht dermaßen hell war, wie er es erwartet hatte. Es war wahrscheinlich früher Abend und die Sonne verabschiedete sich bereits. Mit einem rötlichen Stich erstrahlte der Raum und bekam eine neue Atmosphäre, trotzdem blieb dieses miese Gefühl in Zoros Magengegend. Als sich seine Augen an die neuen Verhältnisse gewöhnt hatten, konnte er jemanden erkennen. Es war, seiner Meinung nach, ein Mann. Er hatte lange Beine und einen schmalen Körperbau. Sein Gesicht konnte er nicht wahrnehmen, weil er den Kopf durch das Loch gesteckt hatte. Jedoch konnte er die blonde Haare sehen, die im Sonnenlicht glänzten. Die Statur erinnerte ihn stark an McKenna. Als der Unbekannte seinen Kopf wieder zurück zog, wurde seine Vermutung bestätigt. Er erkannte die Konturen des Antlitzes und war sich sicher, dass der Coroner vor ihm stand. McKenna trug einen dunklen Overall, genau konnte er es nicht erkennen, da McKenna im Licht stand und er dadurch wie ein Engel wirkte. Er wandte sich von ihm ab und drehte seinen Kopf wieder zu dem Loch. Zoro, der Jefferson stützte, löste sich und ging sicher, dass der Mann aufrecht stehen bleib, was er zu seiner Zufriedenheit auch tat. Mit schnellen Schritten ging er auf den Blonden zu und blieb wenige Zentimeter neben ihm stehen. Er konnte ihn klar erkennen. Sein Gesicht war ebenfalls von Schmutz und Ruß beschmiert und sein Blick wirkte klar. Der blaue Overall, der an die Berufskleidung eines Handwerkers erinnerte, war ölbeschmiert und der Reißverschluss war bis zum Brustbein hochgezogen. Soweit Zoro feststellen konnte, trug der Coroner kein Shirt oder dergleichen unter dem Einteiler. McKenna starrte aus der Lücke nach draußen. „Wir befinden uns im U.S Bank Tower“, beantwortete er Zoros Frage. McKennas Stimme klang rau und kratzig. Der Tonfall war schwer. Er hatte wenig mit dem wohligen und sexuell anregenden Klang gemein. „Und zwar nicht in der Nähe des Erdgeschosses.“ Behutsam lehnte Zoro sich hinter McKenna und spähte über dessen Schulter hinaus. Er konnte die Stadt erkennen, die Dank des Sonnenuntergang purpurn strahlte und leuchtete, als wäre sie vergoldet. Der Himmel bildete einen Farbverlauf von Blau, über Magenta zu Dunkelviolett und vereinzelt funkelte bereits ein Stern am Firmament, während die Sonne sich hinter die Wolkenkratzer der Stadt und den Horizont schob. Bewusst presste er seine Brust gegen McKennas Rücken, um eine besser Aussicht zu erlangen. Sein Herz begann schneller zu schlagen und das Blut begann in seinen Ohren leicht zu rauschen. Er spürte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg, wusste aber, dass sie niemand wahrnahm. Die blonden Haare rochen nach Gas, Rauch und Benzin, trotzdem fand er ihren Duft betörend. Er legte seine Hände vor McKenna auf das untere Holzbrett ab und beugte sich weiter vor. Durch seine Bewegung drückte er den Jüngeren vor und drängte ihn sanft gegen das Holz. Grinsend schob er seinen Kopf an den des Coroners vorbei und konnte senkrecht am Gebäude hinab sehen. Sie waren ungefähr dreihundert Meter über dem dicht befahrenen Asphalt. Er sah zwar hinunter, nahm das Bild dennoch nicht wahr. McKennas Wärme verdrängte allmählich das schlechte Gefühl, das sich bereits in seinem Körper ausbreitete. Es war die Luftröhre hinauf und an den Beinen hinunter gekrochen, bis eine Flut der Hitze sich durch seine Haut fraß und seine Organe in Brand setzte. Er konnte aus dem Augenwinkel McKennas fragenden Blick sehen, zog schnell seine Hände zurück und setzte einen Schritt nach hinten. Peinlich berührte rieb er sich mit der Handfläche die Halsbeuge und den Nacken, während McKenna stur gen Boden blickte. „Sie haben Recht“, murmelte Zoro und musterte den Blonden diskret. Er seufzte, als McKenna sich von ihm abwandte und durch den Raum auf Nami zuging, die ihn vorsichtig ansah und begann schmal zu lächeln. „Hast du darunter noch etwas an?“, fragte sie leicht amüsiert, wobei er ihr die nassen Strähnen aus dem Gesicht strich. Er antwortete nicht , sondern schien sich umzusehen. „Sagen Sie“, begann Zoro und wandte sich an Jefferson, der sich an der Wand abstützte. „Wissen Sie, was das hier soll?“ Der muskulöse Mann lachte auf. „Wie ich sehe, haben Sie auch keine Ahnung.“ Gut, damit war seine Frage beantwortet, obwohl er keine zufriedenstellende Erklärung erhielt. Schulterzuckend akzeptierte er diese Tatsache und beobachtete McKenna. Trotz des weiten Overalls wirkte er unangenehm attraktiv. Es war beinahe beängstigend, dass dieser mit dunklen Flecken auf der Haut und einem unvorteilhaften Kleidungsstück dennoch so gut aussah. „Ach so“, stieß Jefferson aus und deutete auf Fernando. „Der Junge hat vorhin etwas auf Spanisch gesagt, dass so viel hieß, wie 'Der anderen Welt so nahe'. Danach ist er zurück zu diesem Mädchen gelaufen und zusammengebrochen.“ „Sie sprechen Spanisch?“, fragte Zoro und wunderte sich. Selbst Leute, die in der Schule eine Sprache lernten, konnten sie nie derartig gut verstehen und sprechen. Er selbst hatte sechs Jahre Französisch gehabt und konnte mit viel Mühe einen Artikel lesen, aber nicht einen, der einen solchen Wortlaut hatte und von seinen Italienischkenntnissen wollte er gar nicht erst beginnen. Vielleicht war der Mann auch einfach nur gut. „Oh ja“, sagte Jefferson und nickte schnell. „Wegen meines Jobs bin ich auf diese Sprache angewiesen.“ Zoro verstand und ließ seinen Blick wieder durch den Raum schweifen. Mit dem Licht wirkte er anders, doch der hintere Teil war komplett in Dunkelheit getaucht. „Das heißt, Sie waren wach, als er das gesagt hat?“, hakte Zoro nach und starrte zu dem großen Mann zurück. Jefferson bestätigte die Frage mit einem gekeuchten Ja und wartete auf Zoros nächste. „Aus welcher Richtung kam er denn?“ Jefferson hob seine riesige Hand und streckte den Finger aus, der auf den dunklen Teil des Raumes zeigte. „Da. Er hat gegen etwas geklopft und ist nach wenigen Sekunden zurückgekommen.“ Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Zoro in dem unergründlichen Schwarz irgendetwas zu erkennen. Rohre, die in diese Richtung liefen, wurden von der Dunkelheit verschluckt und die Wände, die Decke und der Boden wurden von ihr erfasst. Tische und Kartons verliefen sich in ihr und schimmerten nur leicht in dem Sonnenlicht, das kontinuierlich dunkler wurde. Als er zu McKenna herüber sah, merkte er, wie kalt dessen Augen auf Jefferson ruhten, der mit einem undefinierbaren Blick zurückblickte. „Jefferson, wie lange sind Sie eigentlich schon wach?“, fragte Zoro, um den Blickkontakt zu unterbrechen. Ihm kam die Art der Kälte McKennas mehr als bedrohlich vor. Jefferson beendete den Kontakt, sah Zoro nachdenklich an und wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn. „Seit ungefähr zwei Stunden. Ich habe auf jeden Fall, jeden von ihnen aufwachen gesehen, außer das Mädchen neben diesem Jungen.“ Zoro strich sich durch die Haare und ging dann auf den dunklen Teil des Büros zu. Er marschierte durch das Zimmer, das er inzwischen für eine Etage hielt und sah seinen Schatten auf dem Betonboden, bevor er langsam im Halbdunkeln verschwand, bis er endgültig in der Finsternis unterging. Mit jedem Schritt hatte er das Gefühl, dass es heller wurde. Es war genauso, wenn man nachts spazieren ging. Man glaubte, dass der Weg, der vorher nicht erkennbar war, sich aus der Dunkelheit erhob. Ihm erging es in diesem Moment ebenso. Er glaubte, aufeinandergestapelte Kisten zu erkennen, die sich schwach von der Dunkelheit abhoben und auf der anderen Seite Schreibtische, auf denen Monitore standen. Er ging noch ein kleines Stück weiter und streckte die Hände aus, um die Wand zu fühlen. Wie erwartet stießen seine Fingerspitzen nach wenigen Schritten gegen kahles Beton, das aus dem Boden schoss. Er drehte sich um und blickte zurück. Staunend öffnete er den Mund. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Raum dermaßen groß war. Ihm kam die Strecke, die er gerade zurückgelegt hatte, kürzer vor, als die, die er offensichtlich doch gegangen war. Er konnte Nami und McKenna erkennen, da das Licht ihre linken Körperseiten anleuchtete. Der Coroner hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah in seine Richtung, wie Nami, obwohl sie ihn mit Sicherheit nicht sehen konnten. Hinter ihnen stand Jefferson aufrecht an der Wand. Er war größer als erwartet und überragte den Blonden und Nami um mehrere Zentimeter, auch wenn er mindestens noch zehn Meter hinter ihnen stand, aber Zoros Blick blieb an den blonden Haaren des Coroners hängen, die strahlend im Licht glänzten. Lächelnd wandte er sich wieder um und legte die Handflächen auf das Zementgemisch und ging weiter. Er hörte wie seine Haut über die glatte Oberfläche rutschte und ein unangenehmes Geräusch erzeugte. Er ging weiter und trat ab und an auf Pappe oder dergleichen, hielt jedoch nicht an. Stumm sah er auf den Boden und lauschte den widerlichen Tönen. So dunkel wie am Anfang erschien ihm der hinterste Teil bei Weitem nicht mehr. Zwar erkannte er mit Anstrengung die Umrisse der Kartons und weiteren Gegenständen, die dort standen, hatte dennoch keine klare Sicht. Weiter strich er die Wand ab, bis seine Hand über eine kältere und glattere Fläche glitt. Er blieb stehen und fuhr mit der zweiten darüber. Es fühlte sich wie Stahl oder Metall an, dass in der Wand eingelassen war. Er ballte die linke Hand zu einer Faust und schlug auf das neue Material ein. Ein dumpfes und zugleich helles Klingen ertönte und Zoro begann zu grinsen. Er rutschte mit seinen Fingerkuppen am Rand das Wandteiles entlang und fuhr die Form nach. Erst strich er von links unten nach oben, musste sich ein Stück strecken, um gerade nach rechts zu gleiten und von dort nach unten zu fahren. Auf der geraden Linie blieb er plötzlich an einer dicken Schnur hängen. Er war sich trotzdem sicher, dass es eine Tür war, die sich vor ihm befand. Er nahm die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger und fühlte eine Ummantelung, wie bei einem Kabel. Er ließ es wieder los und tastete das Stahl weiter ab, bis er wieder an einem Kabel hängen blieb, das in der Luft auf halber Höhe an der Tür befestigt war. Missmutig nahm er es in die Hand und ging weiter, ohne seinen Griff zu lösen. Er untersuchte den Verlauf der Leitungen, die beide in die selbe Richtung liefen. Mit großen Schritten ging er an der Wand entlang, mit dem Kabel in der Hand und stieß nach nach wenigen Metern mit der Fußspitze gegen einige Kisten. Er tastete mit der rechten Hand nach den Kisten, nach dem er festgestellt hatte, dass die Leitungen hinter ihnen weiter verliefen. Schnell räumte er sie Kisten beiseite und stellte sie rings um sich herum ab. Als er die letzte Kiste anhob, vernahm er einen eigenartigen Geruch. Er richtete sich auf und sah zu den anderen zurück. An einen Stützbalken gelehnt zog McKenna an einer Zigarette. Gelangweilt stand er dort und bließ den Qual in die Luft. „Und?“, schrie Nami laut. „Hast du was gefunden?“ „Ja!“, rief Zoro zurück. „Eine Tür.“ Plötzlich herrschte Stille, bis Jefferson das Schweigen brach. „Sie haben WAS?“ Seine Stimme überschlug sich und kratzte unangenehm in Zoros Ohren. Das Entsetzten konnte er nachvollziehen, da er ihnen vorher keine Informationen über seinen Fund vermittelt hatte. „Aber an der sind Kabel dran“, sagte er laut und ignorierte Jeffersons Frage gezielt. „Und wohin führen die?“, fragte Nami. „Weiß ich nicht, ich prüfe das gerade.“ Als ihm keine weiteren Fragen gestellt wurden, setzte er seine Untersuchungen fort. Er hob den letzten Karton hoch, stellte ihn auf der anderen Seite ab und griff wieder nach dem Kabel, welches begann steil abzufallen. Es führte in eine Tüte, soweit Zoro es fühlen konnte. Sie bestand aus einem dünnen Papier, das ihn sehr an Backpapier erinnerte und war so groß, wie eine Einkauftasche. Er ging in die Knie und besah sie sich genauer, zumindest soweit, wie es bei der Dunkelheit möglich war. Aus ihrem Inneren strahlte rotes Licht und er sah hinein. Ihm blieb fast das Herz stehen und die gesamte Luft wurde aus seiner Lunge gepresst. Er musste schlucken und seine Finger wurden kalt. Entsetzt starrte er auf die Quelle des Lichts. Sie ähnelte der Digitalanzeige einer Uhr. Die Zahlen standen groß auf einer Anzeige. Sie liefen rückwärts und ließen einen Verdacht in ihm erwachen, den er versucht hätte zu verdrängen, wenn er nicht wüsste, dass er sich bewahrheiten würde, wenn er sich das Innere der Tasche näher besah. Die roten Ziffern verringerten sich im Sekundentakt und er ließ seine Hände weiter in die Tüte gleiten. Sie berührten die Anzeige und rutschten zittrig an ihr vorbei und an den Kanten hinunter. Es war ein quadratischer Gegenstand, der schwer auf dem Boden der Tasche stand. Er war glatt und kalt, ebenso wie die Tür, trotzdem kam er ihm deutlich eisiger vor. Er spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete und sein Kehlkopf begann zu schmerzen. Jetzt wusste er, warum er die gesamte Zeit über dieses seltsame Gefühl in seiner Magengegend verspürt hatte. Es war so, als hätte er bereits gewusst was passieren würde. Hoffnungslos ließ er sich zurückfallen und legte seine Hand über seine Augen. Die Tür ist mit dieser Apparatur verbunden. „Zoro?“, rief Nami. „Hast du jetzt herausgefunden, was das für Kabel sind?“ Er antwortete nicht. Was sollte er auch sagen? Leer blickte er auf die Zahlen und zählte sie gedanklich mit herunter. Jede Emotion war aus seinem Körper verschwunden, es war als wären sie weggepustet worden. Einfach so. Er hatte nicht einmal Mitleid mit den anderen. Warum auch? „Zoro?“, schrie Nami schärfer. „Was ist denn jetzt?“ Stumm drehte er seinen Kopf in ihre Richtung. Er sah, wie McKenna seine Zigarette auf den Boden warf und dort austrat. Immer noch lehnte er an dem Balken und sah sich scheinbar wenig interessiert um. Er hatte seine Hände in den weiten Taschen des Overalls vergraben und die Beine überkreuzt. Nami stand fast neben ihm und ließ die Arme hängen. Sie blickte in seine Richtung, ob er ihn erkennen konnte, wusste er nicht. Jefferson ruhte einige Schritte von der Wand entfernt und starrte McKenna an. „Ich weiß jetzt, wo die Kabel hinführen“, sagte Zoro ruhig. Seine Stimme hallte an den Wänden wider und ließ sie laut erklingen. Er sprach nicht weiter. Nicht, dass er es nicht wollte, aber er konnte es einfach nicht übers Herz bringen. „Ja, und?“, schrie Jefferson hektisch und erwartungsvoll. „Wohin?“ Zoro wandte sich wieder von ihnen ab und blickte auf die Anzeige. Ihm kamen die Sekunden ewig vor, die er in roten Ziffern ablesen konnte. Ihm kam die Zeit gedehnt vor und als ob die Handlungen in Zeitlupe ablaufen würden. Mit einem Griff zu seiner Krawatte lockerte er sie und entledigte sich seinem Jackett. Ihm wurde langsam warm und er begann zu schwitzen, empfand dabei allerdings nichts. Sein Körper reagierte anders, als sein Verstand. In seinem Inneren herrschte Stille, kein Sturm der losbrach, keine Hoffnung. Einfach nichts. Trotzdem verhielt sich sein Äußeres nicht dementsprechend. Es antwortete mit Panik. Sein Körper produzierte Schweiß und seine Finger wurden kalt, so dass sie stärker zu zittern begannen. Das gesamte Blut wurde ihm in den Kopf gepumpt und sein Herz erhöhte das Tempo erneut. Sein Mund wurde trocken und er hatte wieder den Geschmack von Blut auf der Zunge. Das Blut rauschte lauter und ließ den Puls spürbarer werden, bis er seinen Herzschlag hören konnte, der mit dem Rauschen zusammen auftrat. Und wieder kehrte der Gestank zurück. Der des Todes. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, auch wenn es eigentlich gar nicht existierte, aber sein Gehirn hatte einen Gedanken entwickelt, den er doch irgendwie amüsant fand. Er war sich sicher gewesen, einmal bei einer Schießerei oder dergleichen ums Leben zu kommen, aber mit diesem Abschied hatte er nicht gerechnet. Vor allem nicht jetzt. Er hatte noch Ziele. Er wollte die BAF zerschlagen, FBI-Direktor werden und sehen, wie seine Kinder den Schulabschluss schafften, doch die befanden sich ebenfalls in dem Gebäude. „Hier ist eine Bombe“, sagte er monoton und stellte sich ihre Gesichter vor. Er konnte nicht zu ihnen hinüber sehen. Ihm wurde schlecht bei der Vorstellung, dass seine Kinder es hörten und Alison weinend zusammenbrach, dass die Lebensfreude aus Jermaines Gesicht verschwand und sie sich in den Armen lagen. Er erwartete verzweifelte Schreie, die allerdings ausblieben. Irritiert drehte er doch seinen Kopf zu ihnen und starrte die anderen an. Namis Blick war unergründlich, Jefferson sah fassungslos auf den Boden und McKenna blickte desinteressiert zu ihm in die Dunkelheit, ehe er sich von dem Pfeiler abstieß. „Wie lange haben wir noch?“, fragte er ruhig und zog eine weitere Zigarette aus der Brusttasche des Einteilers hervor, klemmte sich die zwischen seine Lippen und zündete diese mit seinem Feuerzeug an. Langsam blickte Zoro zur Anzeige zurück. „Zweiundachtzig Minuten und achtunddreißig Sekunden.“ Als er wieder zu dem Coroner sah, erkannte er ein Nicken. Er wusste nicht, was in dessen Kopf vor sich ging, aber in diesem Moment wäre er froh gewesen, wenn er es gewusst hätte. Mit großem Interesse würde er die Gedanken des Blonden verfolgen und sie zu verstehen versuchen. „Also ist die Tür mit dem Sprengsatz verbunden?“, fragte McKenna und Zoro beantwortete es mit einem kühlen 'Ja'. Der Coroner war sicherlich in der Lage, sich diese Konstruktion vorzustellen. Er hoffte es zumindest. Ihm wurde zum wiederholten Male übel, wenn er daran dachte, ihnen zu erklären, dass die Bombe detonierte, wenn sie die Tür öffneten. Darum war er erleichtert und, soweit in dieser Situation möglich, glücklich, dass er keine weiteren Fragen gestellt bekam. Mit einem letzten Blick auf die Anzeige erhob er sich und kam ihnen mit langsamen und schweren Schritten entgegen. Er befand sich noch im dunklen Abschnitt, als er Jefferson schreien hörte. „Wir werden drauf gehen?“, brüllte Jefferson mit heller Stimme. „Wir werden sterben und Sie unternehmen alle nichts? Tun Sie doch verdammt noch mal etwas!“ McKenna sah ihn an und hob beschwichtigend die Arme. „Beruhigen Sie sich doch.“ Seine Worte zeigen jedoch keine Wirkung, ganz im Gegenteil. Die Augen des muskulösen Mannes blitzen auf und er verengte sie zu Schlitzen. Er biss sich auf die Zähne, griff unter sein Jackett und zog eine Pistole hervor. Er legte einen Finger um den Abzug und richtete sie abwechselnd auf Nami und McKenna. Zoro blieb entsetzt stehen. Er konnte sich nicht mehr bewegen und starrte fassungslos zu Jefferson, der wild mit der Schusswaffe herumfuchtelte, was ein sicheres Anzeichen für dessen Nervosität und Panik war. Die Situation drohte zu eskalieren, wenn er nicht etwas unternahm. Sein Glück war es, dass Jefferson ihn nicht sehen konnte. Schnell rutschte seine Hand zu seinem Halfter und er wollte die Waffe ziehen, aber dort war keine. Wieso war sie nicht mehr da? Wieder blickte er überfordert zu Jefferson und ihm schnürte es erneut die Luftzufuhr ab. Es war seine Dienstwaffe. Seine Walther P99. Jefferson Blick wechselte von panisch zu hasserfüllt und wieder zurück. Er hatte sie endgültig auf den Blonden gerichtet und sah ihn hysterisch grinsend an. „Sie“, begann er schrill lachend. „Sie können sie entschärfen, oder?“ McKenna antwortete nicht sondern blieb regungslos stehen. Zoro konnte nur seinen Rücken erkennen. „Oder?“, brüllte Jefferson lauter und sein Blick ähnelte dem eines Psychopathen bei seinem Amoklauf. „Oder?“ Seine Hände begannen zu zittern und er leckte sich nervös über die Lippen. Sein Atem wurde rasselnd und Schweißperlen rollten sein Gesicht hinunter. Er wippte ungeduldig von einem Bein zum anderen und strich sich mit der freien Hand durch die Haare, ehe er sie ebenfalls um die Waffe legte. Als Nami sich an den Arm packte, wirbelte er herum und richtete die Waffe auf sie. McKenna nutze diese Gelegenheit und ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, doch Jefferson wechselte die Zielperson. Sein fanatischer Blick galt dem Blonden und er riss die Augen auf. Er legte den Kopf leicht schräg und lachte hysterisch. Er richtete die Waffe auf McKenna und drückte ab. Ende The Time-Bombed Skyscraper – Time To Die Nachwort Punkt 1: Eigentlich sollte dieses Kapitel erst am Freitag online kommen, aber an dem Tag ist, wie bekannt, der 11. September und dieses Kapitel lehnt sich irgendwie daran an. Ihr versteht das, oder? Ein Wolkenkratzer geht in die Luft! Zumindest fand ich es unpassend... Punkt 2: Ich weiß, das Kapitel ist lang. Es zählt an sich 11290 Wörter und ist damit das zurzeit Längste. Ich habe damit am fünfzehnten Juli angefangen und jetzt endlich zu Ende gebracht! Aber trotzdem hat es sich hoffentlich irgendwie gelohnt. :-) Wie vorher schon erwähnt, hatte ich die Idee, seit ich neun bin! Also, ist sie jetzt auch nicht ganz so toll... aber es geht noch, oder? Punkt 3: Das Ende ist fies, oder? Ja, finde ich auch, aber es bot einen guten Schnittpunkt. Hätte ich das Kapitel bei seiner ursprünglichen Form belassen, wäre es sicherlich über zwanzig Tausend Wörter lang geworden und das wollte ich vermeiden, nicht dass ich dadurch noch Leser abschrecke! XD Punkt 4: Über 102 Favos!!!!! Ich wäre fast vom Stuhl gefallen, ehrlich... Ich hätte auch fast geheult! Die hohe Anzahl zeigt zumindest, dass Euch diese FF ein bisschen gefällt! :-D Das ist schön! Punkt 5: Ich habe letztens mein Gästebuch durchstöbert und schon 2007 Einträge erhalten, in denen steht, dass ich gut schreibe. Der Wahnsinn, oder? Und in einer ENS von 2008 wurde ich mal gebeten ein Tutorial zum Thema Fanfictions zu machen. Oha! Ich! So gut bin ich jetzt auch nicht! Aber wenn Interesse bestehen sollte: Sagt's! Punkt 6: Ich will demnächst (Heißt bei mir: In einem Jahr, oder so!) einen Schreib-WB zu dieser FF eröffnen, in der es darum geht, dass IHR Euch ein Ende überlegt. Mich würde mal interessieren, ob einige Interesse hätten. Wer sich nicht traut, es in einem Kommi zu schreiben, kann mir auch eine ENS schicken. :-) Genaueres dazu könnt ihr im Nachwort vom nächsten Kapitel lesen! Punkt 7: Mal sehen, ob erst The Time-Bombed Skyscraper – Ten Seconds online kommt oder das Special, welches bekanntlich adult wird, aber eventuell mache ich auch noch eine unadult Version. ^^ Punkt 8: Ich habe einen Luffy x Nami Hint eingebaut!!! Ich konnte es nicht lassen... :D Punkt 9: Ich werde mich bei jedem bedanken, der mir ab jetzt einen Kommentar hinterlässt! ^^ Danke für's Lesen Eure Purple_Haze Kapitel 9: The Time-Bombed Skyscraper – Ten Seconds --------------------------------------------------- The Time-Bombed Skyscraper – Ten Seconds Laut hallte der Schuss an den Wänden wider und der leise Aufprall der Hülse war zu hören. Ohne einen Aufschrei stolperte McKenna zurück, fiel gegen den Pfeiler und rutschte an ihm hinab. Eine rote Blutspur zog sich als senkrechte Linie über den Beton hinweg, bis er auf dem Boden saß. Er streckte den Kopf in die Höhe und Zoro konnte sehen, wie der Coroner die Zähne aufeinander biss, dennoch war kein Laut der Qual zu vernehmen. Zoros Blick wanderte zu Jefferson, der keuchend die Waffe in der Hand hielt. Er hatte die Augen weit aufgerissen und sah ungläubig zu dem Coroner. Langsam ließ er die Arme wieder sinken und setzte einen Schritt zurück. Er schüttelte lediglich leicht den Kopf und bewegte stumm die Lippen. Mit einem abwesenden Blick starrte Zoro zurück zu dem Blonden, der sich die Hand auf den Bauch presste. Zwischen seinen Fingern quoll eine rote Flüssigkeit hindurch und verlief sich auf seiner Hand oder fraß sich in den blauen Stoff des Overalls. Er verfärbte sich an dieser Stelle zu einem dunklen Violett, welches sich in den Fasern wie eine rote Pfütze ausbreitete, die von dem Regen gesättigt wurde und begann daraufhin zu wachsen. Das flüssige Blut auf dem Overall glänzte in dem mäßigen Sonnenlicht wie Lack. Das Blut, welches sich munter über McKennas Handrücken und Finger schlängelte und verästelte, tropfte auf den, bis dahin sauberen Stoff, wie Regentropfen und verwickelte das Blau in ein weiteres Farbenspiel, welches dieser Aufforderung nachkam und das Rot gierig aufsog. Langsam wandte sich Zoro wieder Jefferson zu, der begann zittrig zu lächeln und zu kichern. Es war kein ungläubiges und fassungsloses Kichern, sondern ein genießerisches, sadistisches und psychopathisches Glucksen, welches mit Blutlust geschwängert war und an einen Mörder erinnerte, der seine Opfer vor der Schlachtung leiden ließ und dies in vollen Zügen genoss. Während seiner jahrelangen Arbeit beim FBI war Zoro eines klar geworden: Der Mensch war kein Tier. Er war schlimmer. Die meisten Mörder, die er verhaften ließ, hatten ihre Opfer gequält, hingerichtet und die Leichen in irgendeiner Form weiter verwendet. Er hatte vieles gesehen, was ihm den Atem stocken, aber nicht an seiner Berufswahl zweifeln ließ. Ganz im Gegenteil, er fühlte sich bestätigt. Was er zu Gesicht bekam, hätte jeden anderen in den Wahnsinn getrieben, er jedoch hatte gelernt, damit zu leben. Zumeist waren es die Täter an sich, die ihn entsetzten. Verheiratete Familienväter, die einen angesehenen und gutbezahlten Beruf ausübten und mit beiden Beinen fest im Leben standen, waren nicht anders als alkoholabhängige Männer, die von der Gesellschaft abgeschrieben waren und soziale und psychische Probleme hatten. Sie unterschieden sich in keinster Weise. Bis jetzt hatte er noch niemanden angeklagt, der nicht in die Psychiatrie eingeliefert oder mit einem lebenslangen Zuchthausaufenthalt bis hin zur Elektrokution oder Giftspritze bestraft wurde. Allerdings wurden die Urteile nur in den beiden Fällen vollstreckt, die ihn emotional auch am meisten ergriffen hatten. Zoros Atem stockte, als er wieder zu Jefferson sah. Der Wahn, gepaart mit Genuss, spiegelte sich in dessen Augen wider und das Kichern und Lachen wurde lauter. Er umklammerte das Griffstück der Pistole mit beiden Händen und legte einen Finger um den Abzug, hatte die Waffe immer noch gen Boden gerichtet. Niemand sagte etwas, sondern blickte stumm umher und versuchte es zu vermeiden einen Laut zu erzeugen. Nur als McKenna die Luft zwischen den Zähnen hindurch presste, wurde die Stille unterbrochen. Schnell fiel Zoros Blick auf den verletzten Coroner. Schweißperlen hatten sich auf dessen Stirn gebildet und er hatte das Gesicht schmerzlich verzogen. Zoro wäre auf den blonden Mann zugelaufen, wenn Jefferson ihn nicht mit einem apathischen Blick gemustert hätte. Er schluckte kurz und spürte, wie seine Kehle schmerzte und brannte. Es fiel ihm schwer, die Situation objektiv zu betrachten und seine Ansichten auszublenden. Er sah zu Nami, in deren Gesicht eine Angst stand. Nicht aber die Angst um sich selbst, sondern um McKenna. Sie setzte bereits zu einem Eingriff an, bis ihr Blick auf Zoro fiel, der stumm den Kopf schüttelte. Er war nicht bereit, auch noch sie in Gefahr zu bringen, wenn er Jefferson bei der passenden Gelegenheit versuchte zu entwaffnen. Besagter hob wieder die Hand und hielt sich die Waffe vor die Augen. Während er sie betrachtete drehte er sein Handgelenk, um die Pistole von allen Seiten begutachten zu können. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er sah wieder zu McKenna, der ihm keuchend entgegensah. Jefferson ging auf den Blonden zu und streckte den Arm aus. Zoro riss entsetzt die Augen auf und seine Finger wurden taub. In seinem Kopf überschlugen sich die Bilder. Bilder, die er selten hatte. Eigentlich nie. Panik stieg in ihm auf und er verachtete dieses Gefühl. Mit seinen Augen folgte er Jeffersons Gang. Bei jedem Schritt hallte eine Art Schall durch den Raum. Es klang, als ob Metall auf Metall schlug, welches jedoch von irgendetwas gedämpft wurde. Je näher er dem Blonden und somit dem breiten Betonpfeiler kam, desto lauter wurde das Geräusch. Es hallte an ihm wider und verlieh dem Raum eine eigenartige Atmosphäre. Das Grinsen in Jeffersons Gesicht wurde breiter und furchteinflößender. Es stand nicht mehr auf der Kippe zum Wahnsinn, sondern hatte diese Grenze bereits überschritten. Als der Lauf, welcher im Sonnenlicht glänzte, die Stirn des Coroners berührte, kam dieser vor ihm zum Stillstand. McKenna blickte emotionslos auf und presste die Hand stärker auf die Wunde. Keine einzige Regung zierte das Gesicht des Blonden, der lediglich keuchte und die Luft scharf einsog. Sein Gegenüber legte den Kopf schräg und kicherte leise. Zoros Sicht verschwamm plötzlich und er kniff die Augen zusammen für einen kurzen Augenblick. Die Dunkelheit war angenehm und drohte ihn wieder mitzureißen. Er hätte sich ihr hingegeben, wenn er sich nicht in dieser Situation befunden hätte. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er zuerst zu McKenna hinüber. Sein Blick war erhaben. „Knall mich doch ab, wenn du den Mumm dazu hast“, sagte McKenna mit erstickter Stimme und lächelte höhnisch. Es war keine leere Aufforderung, das wusste Zoro. McKenna war kein Mensch, der so etwas befahl, obwohl er es nicht so meinte und das weckte irgendein seltsames Gefühl in Zoro. „Was ist?“, fragte der Coroner und seine Stimme wurde kratzig. „Fehlten Ihnen doch der Mut?“ Jefferson schnaubte und drehte die Waffe in eine Schräge, ohne dass der Lauf den Kontakt zu McKennas Stirn unterbrach. „Sie sind lebensmüde, was?“ „Nein. Sagen wir, ich sehne mich nach dem Tod!“ Was?! Der Blick, mit dem Jefferson den Blonden fixierte war skeptisch geworden. Anscheinend hatte er mit so einer Antwort nicht gerechnet, sondern wollte eine Bestätigung, die aus Angst entstand und das Gegenteil meinte, oder eben eine Verneinung hören, aber nichts der Gleichen wurde erfüllt. McKenna meinte es ernst. „Also, ist es Ihnen gleich, ob ich sie verschone oder das Hirn wegpuste?“, Jeffersons Stimme war angespannt und brüchig. Er war verunsichert, was sich auch durch das starke Zittern der Arme und Lippen zeigte. Mit der leeren Hand ballte er eine Faust. Wütend und nervös. Eine wirklich bedenkliche Konstellation. Jemand, der unsicher war und eine Waffe besaß, reagierte schnell über und griff alles an, was sich nur irgendwie bewegte und jemand der wütend war, hatte auch keine Skrupel, der Zielscheibe das Leben auszuhauchen. Wie gesagt: Eine ganz schlechte Mischung. McKennas Überheblichkeit machte ihn wütend und seine fehlende Bereitschaft um sein Leben zu kämpfen nervös. Wäre keine schlechte Strategie, wenn neben uns keine Bombe ticken würde... „Sie können mich auch mit einer Kettensäge in Streifen schneiden“, antwortete McKenna und lächelte kurz. „Was sollte ich dagegen haben?“ Jeffersons Augen wurden größer und sie suchten schnell den Raum ab. „Sie könnten mich natürlich auch aus dem Fenster schmeißen, dann sparen Sie sich die Kugel.“ „Schnauze!“ Die Knöchel der Hand, die die Waffe hielt, wurden weiß. „Halten Sie die Schnauze, verdammt!“ Die andere Hand entspannte sich, löste die Faust und er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Einige Schweißperlen rollten bereits an seinen Wangen hinunter oder tropften von seiner kantigen Nase. Das Zittern der Unterlippe versuchte er zu unterbinden, indem er sich auf die Lippe biss, was jedoch nur mäßig gelang, denn sein gesamter Unterkiefer zitterte und war trotzdem angespannt. Sicherlich waren die Muskeln schon zu steif, dass sie als Reaktion darauf leicht bebten. Er hatte Angst. Angst war sogar noch unvorteilhafter, als Nervosität, zumindest für die anderen. Wenn er Jefferson nicht in den nächsten Sekunden entwaffnen würde, käme es sicher zu einem unkontrollierten Amoklauf und den konnten sie in dieser Situation nicht gebrauchen. „Jefferson, legen Sie den Revolver auf den Boden“, rief Zoro in einem ruhigen, ungewohnt angenehmen Ton. „Hören Sie auf!“ Beschwichtigend hob er die Arme, außerdem zeigte er dadurch, dass er unbewaffnet war. Er stellte also keine Gefahr dar. „Maul halten!“, brüllte Jefferson, senkte trotzdem die Waffe und trat einen Schritt nach hinten. Dennoch lockerte er nicht den Griff um das Geschoss. „Ich weiß, Sie wollen hier raus, aber wenn Sie wahllos jemanden erschießen, können Sie das vergessen“, sagte Zoro und ging ein Stück auf den Bewaffneten zu, der erschöpft die Augen schloss, den Kopf hin- und herwiegte und die Lippen bewegte. Offensichtlich äffte er Zoro nach. Plötzlich riss Jefferson wieder die Augen auf und zielte erneut auf McKenna. „Sie wissen gar nichts!“ Abgrundtiefer Hass in der Stimme, Unsicherheit in den Gelenken und Muskeln und Angst in den Augen. Er war unberechenbar. Zoro wusste nicht, wann und ob Jefferson schießen würde, aber er wusste, dass sich sein Zorn über McKenna entladen würde. „Legen Sie die Waffe hin!“ „Ja, hören Sie auf den Mann, der hat immerhin Ahnung“, mischte sich der Coroner grinsend ein. Fassungslos starrte Zoro den Blonden an. Wieso musste er jetzt etwas sagen? Wenn er Glück hatte, schoss ihm der monströse Mann gleich das Gehirn aus dem Schädel und nicht erneut in den Bauch, aber Jeffersons Fähigkeiten mit einer Feuerfaustwaffe umzugehen waren augenscheinlich nicht die besten. „Du!“, zischte der Riese. „Ich baller' dir dein beschissenes Grinsen auf der Visage!“ Mit diesen Worten streckte er den Arm explosionsartig aus, zielte auf den Kopf von McKenna und drückte ab. „Nein!“, schrie Nami in diesem Moment, als jemand von hinten auf Jefferson zu sprang und nach hinten zog. Der Schuss ging an die Decke und die Patrone bohrte sich in den Beton. Ein wenig Putz bröckelte von oben herab. Jefferson stolperte nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Er stürzte auf den Boden und der Revolver flog aus seiner Hand, drehte beim Wegrutschen Kreise und blieb ein kleines Stück vor Zoros Füßen liegen. Schnell bückte Zoro sich und hob ihn auf. Bevor er ihn zurück in den Halfter steckte, sicherte er ihn und stellte fest, dass das Metall komplett zerkratzt war. Überrascht starrte er zu den beiden Leuten, die auf dem Boden lagen. Jefferson wollte sich gerade erheben, als er von einem anderen Mann einen Schlag ins Gesicht verpasst bekam. „Sie knallen meinen Bruder nicht ab!“, schrie der Junge laut und seine dunklen Augen glänzten. Fernando?! Von seinem Gegenüber kam kein Wort, sondern nur Schweigen. Fernandos Blick war glasig und zornig zugleich. „Sie verdammtes Schwein!“ Als er dieses Mal auch wieder keine Antwort oder eine Rechtfertigung erhielt schüttelte er fassungslos den Kopf. „Verrecken Sie doch!“ Zoro beobachtete sie noch einen Moment und sah, dass Fernandos Augen sich mit Wasser füllten. Mit einem kräftigen Schniefen versuchte er offensichtlich zu verhindern, dass andere sahen, wie traurig und wütend er war. Aus dem Augenwinkel bemerkte Zoro, wie Nami hinter ihm vorbei auf den Coroner zurannte. „O Sanji“, schluchzte sie und ging vor ihm auf die Knie. „Hast du starke Schmerzen?“ McKenna schüttelte den Kopf, aber Zoro konnte ihn schwer und laut atmen hören. Des Weiteren sprach sein Gesicht Bände. Es war nass und glänzte matt. „Es geht“, antwortete er knapp. Mit schnellen Schritten ging Zoro auf den Blonden zu, kniete sich ebenfalls vor ihm hin und packte ihn an den Schultern. „Erzählen Sie nicht so eine Scheiße! Sie hatten verdammt viel Glück.“ „Finden Sie?“, fragte der junge Mann mit einer unterschwelligen Aggressivität in der Stimme. „Ja, sonst hatte man Ihr Hirn vom Beton abkratzen können!“ McKenna schwieg und sah ihn nachdenklich an. Zoro ließ ihn wieder los und griff nach dem Schieber des Reißverschlusses des Overalls und zog ihn nach unten. „Was machen Sie da?“, fragte McKenna schnell und riss die Augen auf. „Sehen, wie durchlöchert Sie sind“, sagte Zoro knapp und ließ den sonst so eloquenten Coroner verstummen. „Also, Klappe jetzt!“ Je weiter sich die Krampen öffneten und die nackte Haut darunter freigaben, umso mehr Rot kam zum Vorscheinen. McKenna trug wirklich kein Shirt. Als er den Reißverschluss bis zum Lendenbereich geöffnet hatte, starrte er direkt in eine rote Lache, die sich durch sämtliche Rottöne zog. Dort, wo eigentlich die Ausbuchtung des Magens nach links war, befand sich jetzt ein dunkles Loch. Während Zoro sich auf die Unterlippe biss, nahm er seine Hand und griff um den Blonden rum. Vorsichtig legte er sie auf den Rücken, auf die gegenüberliegende Seite des Einschusses. Er fühlte, dass der Overall dort ebenfalls nass war und zog seine Hand zurück. Noch hatte er ein wenig Hoffnung, dass es Schweiß oder ähnliches war, als er sie jedoch vor sein Gesicht hielt, starb diese in einem Sekundenbruchteil. Seine Hand war blutbeschmiert. Durchschuss! Hätte er auch wissen müssen, da an dem Pfeiler, an dem der Coroner hinabgerutscht war, eine rote Blutlinie prangte. „Scheiße!“, fluchte er laut und sah in McKennas Gesicht, der ihm emotionslos entgegenblickte, ehe er begann zu lächeln. „Tja, dann sterbe ich hier vielleicht, bevor die Bombe detoniert!“ Zoro musste sich zusammenreißen, um dem Blonden nicht mit einer Ohrfeige zur Räson zu bringen. „Halten Sie endlich mal die Fresse! Ist Ihnen Ihr Leben denn gar nicht wert?“ „Soll ich jetzt die Fresse halten oder antworten?“ Der Kerl verlangte quasi danach, dass Zoro ihm den Arm oder sonst etwas brach. Vielleicht den Kiefer? „Hören Sie damit auf!“, schrie er den Verletzten zornig an. „Lassen Sie das sein!“ McKenna sah ihn aus kalten Augen an. Die Kälte war furchterregend. Sie fesselte ihn und schnürte ihm die Luft ab. Ließ ihn an der Menschlichkeit und dem Überlebenswillen McKennas zweifeln. „Sie werden hier nicht draufgehen“, sagte er bestimmt und er war sich sicher, dass er für einen kleinen Moment, einen Sekundenbruchteil, Fassungslosigkeit und zugleich eine Art Freude in den Augen des jungen Mannes erkennen konnte. „Ach ja?“, fragte der Coroner in seiner gewohnten Art und von dem kurzen, kaum sichtbaren Emotionswechsel war nichts mehr zu sehen. „Wie wollen Sie denn die Tür aufmachen?“ Betreten und nachdenklich blickte Zoro gen Boden und versuchte eine Lösung zu finden, bis er zwei Gestalten sah, die sich aufrichteten. Alison und Jermaine. Er drehte seinen Kopf und starrte in ihre Richtung. Sein Sohn stützte das Mädchen, das bleich und kraftlos in seinen Armen hing. Seine Tochter sah aus, als hätte man sie versucht zu ersticken oder zu ertränken. Obwohl bei dem Anblick, der sich ihm bot, dass zweite wahrscheinlicher gewesen wäre. Ihr Gesicht glänzte wie das McKennas in der Sonne, aber sicher nicht nur vor Schweiß, sondern überwiegend vor Tränen. Ihre Haare waren nass und klebten an der Haut. Jermaine hingegen versuchte scheinbar stark zu bleiben und streichelte ihr beruhigend über den Kopf. „Nun?“, fragt McKenna und musterte seinen Gegenüber. „Keine Antwort ist auch eine Antwort.“ „Hier geht keiner drauf“, antwortete Zoro nachdem er von Jermaine ein kurzes aufbauendes Lächeln erhielt. „Kapiert?“ „Nein“, begann der Blonde, musste aber eine kurze Pause einlegen, um zischend die Luft zwischen die Zähne zu ziehen. „Wie wollen Sie uns hier rausbringen?“ „Meinetwegen schlage ich die Wand ein!“ „Das Gebäude ist sehr instabil“, konterte McKenna und ließ ihn ins Leere laufen. „Eine fehlende Wand ... eine Stütze, könnte erhebliche Folgen haben.“ „Sanji?“, rief Fernando unsicher und stürzte auf seinen Bruder zu. „¡Por favor!“ Zoro war irritiert. Der Junge bittet ihn um etwas? „¡Quite!“, zischte der Blonde und presste sich die Hand stärker auf den Bauch. Er rutschte etwas mit dem Oberkörper am Pfeiler nach links und der geöffnete Overall gab seine rechte Schulter frei. Die Schulter, die vor einer Woche bei ihrer Jagd über den Asphalt mit dem Scharfschützengewehr durchschossen wurde. Um die Schulter war ein weißer Verband gebunden und eine darüber liegende Stützvorrichtung schränkte die Bewegungsfreiheit stark ein, weil die über die Schulter hinaus die Hälfte des Oberarmes schonte. Die Stütze bestand aus zwei grauen Platten, eine lag vorne auf der Vorderseite, die andere sicher hinten und beide waren mit Klettverschlüssen verbunden und aneinander befestigt. Sie Platten waren stärker, nicht aus Plastik oder etwas anderem, leicht zerstörbarem Material, sondern deutlich massiver. Unter den Stützen konnte Zoro ebenfalls stützenden Stoff erkennen, wie eine Art Polster das nur unter den Platten war, um sie nicht direkte auf die Haut zu pressen. Um den Oberarm befand sich allerdings eine Manschette, eine andere als die, die er kannte. Sie war dicker, stabiler und war ebenfalls mit den Platten durch Klettverschlüsse verbunden. „Sie waren beim Arzt?“, fragte Zoro und deutete auf die Schulter. Mit einem Nicken wurde seine Frage beantwortet. „Ich will noch nicht sterben, ¡por favor!“, sagte der Junge ruhig, während sein Gesicht verzweifelte Züge annahm und die Tränen unterdrücken musste. „Nicht jetzt! Nicht nach einem so langen Kampf. No podís morir. No después...“ Er brach plötzlich ab und sah entsetzt zu Zoro hinüber, der ihn verwirrt ansah. Er verstand nichts. Überhaupt nichts und der Junge wollte es offensichtlich auch dabei belassen. Außerdem hatte er vergessen die Sprache komplett zu wechseln. Was geht hier eigentlich vor? Der Junge schien verwirrt und der fehlende Wechsel ließ darauf schließen, dass er zweisprachig erzogen war. „Sanji?“, fragte er noch einmal und bettete seine Hand an McKennas rußigen Wangen, zwang ihn so ihn anzusehen. Ihr Blickkontakt hielt nur wenige Sekunden, bevor der Coroner die Hand wegschlug. McKenna sah sofort zur Seite und biss sich auf die Unterlippe, er schien nachzudenken, ehe er Fernando mitleidig ansah und zu dem jungen Mädchen blickte, das immernoch auf dem Boden lag. Der Junge schien es zu bemerken und drehte seinen Kopf ebenfalls in ihre Richtung. „Bitte“, sagte Fernando brüchiger Stimme. In diesem Moment fragte Zoro sich wirklich, in welcher Verbindung sie standen. Immerhin wohnten sie gemeinsam in einer Villa, schienen aber nicht verwandt zu sein. McKenna war hellhäutig, eigentlich weiß und hatte blondes, wirklich blondes Haar und die anderen Beiden waren dunkelhäutig, wirkten eher wie sonnengebräunte Menschen, die in Miami lebten. Nicht wie Afro-Amerikaner, dazu waren sie noch zu hell, eher wie Hispanisier. „Bitte!“ Die Stimme des Jungen nahm an Kraft und Aggressivität zu. „Bitte!“ Der Blonde fuhr sich mit der blutbeschmierten Hand durch die Haare, dessen Strähnen sich sofort rot färbten. „Ist doch eh egal, ob jetzt oder nachher... sterben werde ich sowieso!“ „Nein!“, brüllte der Junge sofort zurück und ballte die Hand zu einer Faust. „Ich lass dich nicht draufgehen! Das habe ich dir schon mal gesagt!“ „Halt den Mund!“, zischte der Coroner mit seiner rauen, angeschlagenen Stimme leise. Obwohl ihr die Kraft und die Lautstärke fehlte, die Fernandos umso mehr hatte, schien sie ihn einzuschüchtern und ließ ihn verstummen. McKennas Blick wurde wieder kalt und stechend, durchbohrend. Er wirkte wie der einer Person, die bereits getötet hatte und vor einem weiteren Mord nicht zurückschrecken würde. Zoro wusste einfach nicht, was er von dem Coroner halten sollte. In den letzten Tagen hatten sich die Ereignisse überschlagen und er war sich sicher, dass sie alle dasselbe Ziel verfolgten. Er wusste nicht genau, ob sie, er und die anderen, oder nur McKenna das Angriffsziel waren. Er wusste auch nicht, wo er den Blonden einordnen sollte. Verdammte Scheiße! Fernando erhob sich kopfschüttelnd, nach Fassung ringend. „Also gibst du auf?“ „Was heißt 'aufgeben'?“, stellte der Ältere als Gegenfrage. „Das 'kämpfen' hätte ich gleich sein lassen sollen.“ Was zur Hölle? Der Staatsanwalt war überfordert. Zwar sprachen sie Englisch, aber es machte keinen Unterschied. Er verstand nichts. Außerdem wusste er nicht einmal, ob diese Tatsachen die Situation noch zusätzlich verschärften. Fernandos Gesicht wurde rot und er riss die Augen auf, scheinbar um zu verhindern, dass ihm Tränen über die Wangen rollte. Schnell beugte er sich vor, während die Arme nach vorne schossen und seine Hände den Kragen des Overalls packten. Mit einem wütenden Schrei riss er den Blonden nach oben. Durch diese Bewegung der Hände, die eng aneinander standen, wurde der offene Stoff scheinbar geschlossen. Es sah so aus, als wäre der Reißverschluss nie geöffnet worden. Kraftvoll donnerte er den Verletzten gegen den Pfeiler. McKenna zischte schmerzhaft und Fernando presste seinen Oberkörper gegen den des Coroners. Der Junge war ein kleines Stück größer. Vielleicht eins achtzig. „Sag das noch einmal!“, bellte der Dunkelhäutige zornig und er schlug den Älteren erneut mit dem Rücken gegen den Beton. „Sag es!“ Zoro sprang sofort auf und wollte gerade dazwischen gehen, als er ein Lächeln seitens McKenna vernahm. „Natürlich“, sprach der Blonde ruhig und wirkte deutlich überlegen. „Was sie nicht schaffen, das schaffst du! Mach so weiter und sie werden ihren Willen bekommen...“ Schlagartig ließ der Junge sein Gegenüber los, der wieder kraftlos zu Boden sank. Rasch schlug er sich die Hände vor das Gesicht, stolperte rückwärts und fiel nach hinten über. Unsanft landete er auf seinen Hintern und Zoro konnte hören, wie er schniefte und schluchzte. Er weinte. „¡Lo siento muchísimo!“, brachte er unter Tränen hervor und Zoro fühlte sich mittlerweile wie in einem Irrenhaus. Die Gefühle sämtlicher Beteiligten liefen Amok. Jefferson eröffnete dieses Spektakel eindrucksvoll und nun führte Fernando den ersten Akt auf. Er hatte wenig Lust zu wissen, wen es danach treffen würde, aber eines hatte diese Situation bewiesen: Menschen waren in ihren letzten Minuten – vorausgesetzt sie wissen, dass es die letzten sind – am emotionalsten. Es war beängstigend und es wäre ein Wunder, wenn sie durch die Explosion sterben würden und sich nicht vorher umbrächten. „Zweiundsiebzig Minuten und dreiundvierzig Sekunden“, murmelte Nami und sah ihre Armbanduhr flehend an, als wollte sie versuchen die Zeiger rückwärts laufen zu lassen. Es war eigentlich nur eine Feststellung, aber diese lenkte die Aufmerksamkeit entscheidend auf dieses Thema. „Die Tür kriegen wir nicht auf?“, fragte Alison nach und erhielt sofort ein gemurmeltes 'Nein' als Antwort. „Dad“, platzte Jermaine heraus und zerschnitt die unangenehme Stille. „Ich habe keinen Bock zu verrecken! Das ist nicht korrekt, Digga!“ Zoros Nerven fuhren Achterbahn. „Kannst du nicht wie ein normaler Mensch reden?!“ „Willst du mir in meinen letzten Minuten noch sagen, wie ich mich zu benehmen habe?“ „Möglicherweise“, bestätigte Zoro die Frage gereizt. „Jetzt halt den Mund! Wir werden sowieso nicht sterben!“ „Ihr Wort in Gottes Ohr“, raunte Jefferson, der sich ächzend den Staub von seinem Jackett klopfte und dabei hoffnungslos lachte. „Wenn Sie uns hier rausholen, baue ich Ihnen ein Denkmal aus Gold!“ „Silber reicht, danke“, gab Zoro zurück und sah wieder zu McKenna. „Ziehen Sie den Overall aus!“ „Was?!“ McKenna zog die Augenbrauen skeptisch in die Höhe. „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt!“ „Ach, Quatsch!“, rief der Staatsanwalt empört. „Ich brauche Stoff, um Ihre Blutungen zu stillen!“ „Reicht da nicht ein Ärmel aus?“, fragte der Blonde nach und seine Wangen nahmen einen rosigen Farbton an. „Ich muss doch nicht gleich nackt sein, oder?“ Gequält verzog Zoro das Gesicht. Sicherlich reichte das, aber er war nervös und dies bedeutete, dass sein Mundwerk schneller als sein Gehirn war. „Natürlich. Entschuldigung!“ Peinlich berührt griff er nach dem linken Arm des Jüngeren und streckte ihn aus. Mit aufeinander gepressten Lippen besah er sich die Länge des Ärmels und seufzte anschließend enttäuscht. „Das wird nicht ausreichen“, murmelte Zoro und dachte in diesem Moment fieberhaft und panisch über den Verbleib seines Jacketts nach. Wo zur Hölle ist das Teil? „Ich brauche etwas anderes,... längeres“, fügte er hinzu und rieb sich nachdenklich die Stirn. „Fuck!“ Schulterzuckend wischte sich der Blonde mit einer blutbeschmierten Hand über die Wange und färbte sie in ein sattes, kräftiges Rot. „Verlieren Sie besser nicht zu viel Zeit.“ Ungläubig und entsetzt starrte Zoro sein Gegenüber an und ihm entglitten die Gesichtszüge. Er wusste nicht, warum McKenna sich so gab. Möglicherweise versuchte er seine Angst zu überspielen oder er war wirklich emotionslos, bereit für den Tod oder des Lebens müde. „Halten Sie endlich die Fresse!“, keifte Zoro und suchte sich hektisch um, bis er schließlich aufsprang und begann sein Hemd aufzuknöpfen, was schwieriger war, als anfangs gedacht. Seine Hände zitterten und ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Er machte sich Sorgen. Weniger um die Bombe, die munter ihre verbliebene Zeit zählte, sondern um den durchlöcherten Coroner, dessen Blut sich freudig aus dem Körper schlängelte. „Hier!“, rief ihm plötzlich jemand zu und hielt ihm eine graue Stoffjacke unter das Gesicht, die von Schmutz und Dreck beinahe schwarz war. Perplex sah er in die Richtung, aus der der Arm kam und erkannte seinen Sohn, der ihm sein Kleidungsstück anbot. „Von Innen ist sie weitestgehend sauber.“ Nickend nahm er die Jacke entgegen und kniete sich wieder vor den Blonden. „Wenn Sie jetzt schreien, brech' ich Ihnen den Kiefer!“ Dies sagte er nicht nur, um zu verhindern, dass ein schmerzhafter Schrei die Umstehenden in Panik versetzen würde, sondern auch weil ihm McKennas Art gehörig missfiel und er war sich sicher, dass er absichtlich kreischen würde, nur um ihm zu beweisen, dass er sich keine Befehle erteilen ließ. „Uh, ich zittere“, zischte der Coroner, der gespielt die Hände hob und diese bewegte, als würden sie vibrieren. „Sie machen mir richtig Angst.“ „Sagen Sie“, begann Zoro zähneknirschend, als er den Schieber des Reißverschlusses des Overalls nach oben, bis zum Brustbein schob. „Müssen Sie irgendetwas kaschieren?“ „Ihr Naivität entzü-“, zischte der Coroner schmerzlich, während Zoro die Jacke fest um McKennas Bauch band, etwas unterhalb der Brust. Er konnte das Lächeln nicht unterdrücken, welches Zoro über die Lippen schlich, als er McKennas schmerzhaftes Keuchen vernahm. Das Gesicht zeigte zwar nicht zwingend den Schmerz, aber es befriedigte ihn dennoch. Er ist doch noch menschlich! Bedeutete dies auch, dass der Blonde schwach war und Angst hatte? Sein gehässiges Lächeln wechselte zu einem zufriedenen und merkte, wie seine Gesichtszüge sich entspannten und er die derzeitige Situation versuchte zu ignorieren. McKenna einmal daran zu hindern, ihm Widerworte zu geben, war ein elektrisierendes Gefühl. „Was grinsen Sie denn so dämlich?“, presste der Coroner zwischen den Zähnen hervor und zog einen Moment später scharf die Luft ein, als Zoro die Jacke fester anzog. Möglicherweise habe ich mich geirrt…? Der Teufel ist nicht annähernd human. Immerhin spielt er um die Seele seines Gegners und dies nicht mit fairen Mitteln. McKenna mit Satan zu vergleichen erschien ihm nicht allzu befremdlich, wie zuvor gedacht, sondern spiegelte auf skurrile Weise seinen Charakter wider. Ihm erschienen einige Züge McKennas mit der Erkenntnis der neuen Tatsache durchaus plausibel. Der Coroner war überaus hübsch und wirkte vom Körperbau her schlank, aber sportlich. Die Haut war rein und weiß, die Haare platinblond - unbefleckt – und die Augen waren anziehend und strahlten eine Wärme aus. So sehr McKenna wie ein Himmelswesen wirkte, umso mehr zeugte der Charakter von Kälte, Hass und Überlegenheit. Er entsprach dem Bild eines Teufels. So liebreizend das äußere Erscheinungsbild wirkte, umso mehr war das innere Wesen verkommen. „Sie haben etwas für mich übrig, oder?“, zischte der Blonde argwöhnisch und starrte Zoro mit hochgezogener Augenbraue an. Aus den Gedanken gerissen und mit dem Gefühl, dass er überführt wurde, blickte er dem Coroner das erste Mal nach seiner geistigen Abwesenheit bewusst entgegen. „Was meinen Sie?“ Er musste sich wirklich beherrschen, um seiner Stimme die gewohnte Ruhe zu verleihen und zu verhindern, dass diese sich überschlug und verriet, dass McKenna mit seiner Vermutung Recht behielt. Schnell zog er den Knoten enger zusammen und hörte, wie McKennas Atmung kurz aussetzte und sah, wie die Hände vor Anstrengung zitterten und die Knochen und Adern hervortraten. „Sie starren mich an, als wäre ich eine Geburtstagstorte“, stöhnte der Coroner gequält und griff mit einer Hand nach der Zoros. „Nicht so fest!“ Der Staatsanwalt stoppte seine Unternehmungen und fixierte sein Gegenüber. Mit den Augen malte er die Kanten des Gesichtes des Jüngeren nach und sog die Wärme der Haut in sich auf. „Sie können sich glücklich schätzen, dass wir hier nicht in Hungernöte geraten werden.“ „Jetzt wo Sie es sagen: Ich habe Hunger.“ „Wir haben nicht mal mehr fünfundsiebzig Minuten und Sie machen noch Witze?!“, platzte es aus Zoro heraus. „Ich hasse Ihren Humor!“ McKenna beäugte ihn skeptisch. „Aber Ihrer ist in dieser Situation angebracht, oder wie?“ Plötzlich herrschte Stille und Zoro hatte das Gefühl, dass er die Sekunden verstreichen hören konnte. Das lautlose Piepen hallte an den Wänden wider und brannte sich in dem Beton fest. Es hing in der Luft fest, schürte die Angst und Verzweiflung und ließ die Hoffnung schwinden. Das Leben wurde pro Sekunde weiter aus seinem Körper gesogen. Das Rot der Abendsonne, welches sich den beschwerlichen Weg durch die verriegelten Fenster erkämpfte, ließ den Innenraum brennen. Das Feuer zeigte ihm ihre ausweglose Situation. Sie waren von den Flammen eingeschlossen, die sich sekündlich enger um sie schlossen und sie drohten zu verbrennen. „Schade, dass der Irre nicht getroffen hat“, murmelte Zoro kaum hörbar und zog den Knoten um McKennas Taille einige Zentimeter enger. Anschließend band er einen weiteren Knoten fest, hielt aber noch einen Moment inne. Er hatte das Gefühl, dass ihm erst jetzt bewusst wurde, dass dies seine und ihre letzten Minuten waren. Sie werden sterben. Plötzlich verlangsamte sich sein Puls und er sah sich langsam um. Sein Gegenüber und die umstehenden Personen bewegten sich langsam und Zoro konnte jeden Augenaufschlag genau verfolgen. Den Fall der Tränen seiner Tochter konnte er mit den Augen nachvollziehen und wie der Tropfen beim Aufprall auf den Boden in mehrere kleine wässrige Kugeln zersprang und einige wenige Zentimeter in die Luft geschleudert wurden. Auch ein Seufzen Namis beobachtete er genau und war überrascht, wie stark sich ihre Lippen bewegten und ein hoffnungsloses Lächeln andeutete. Er wusste nicht, warum er all dies verlangsamt wahrnahm. Möglicherweise spiegelte dies seine eigene Resignation wider und zeigte ihm dies verdeutlicht vor Augen. Für wenige Minuten schloss er die Augen und atmete tief durch. Langsam erhob er sich und schaute dabei auf den Blonden herab. „Sie bleiben da sitzen, verstanden?“ McKenna nickte lediglich und legte den Kopf in den Nacken. Nachdenklich biss Zoro sich auf die Unterlippe. Er hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis McKennas Blut dessen Speiseröhre hinaufschießen und in die Lungen fließen würde. Sobald der Blonde rote Flüssigkeit spucken und sie an seinem Kinn hinunterlaufen würde, hätte er nur noch wenige Minuten. Dann nur noch dreißig Minuten... maximal! Wahrscheinlich würde er noch vor der Detonation sterben, wenn sie keinen Ausweg finden sollten. Zoro konnte sich glücklich schätzen, dass er starke Nerven besaß und einen kühlen Kopf bewahren konnte. Diese Eigenschaft war in diesem Moment die einzige Möglichkeit, dass er nicht völlig in Hoffnungslosigkeit versank. Jemand musste schließlich das Kommando übernehmen. Zwar hätte er McKenna bis vor ein paar Tagen als den rationalsten Menschen unter ihnen bezeichnet, jedoch machte dieser seit geraumer Zeit nicht mehr diesen Anschein, was folglich zu einer Revision dieser Entscheidung führte. Zudem beeinflusste McKennas momentaner Zustand sein Denkvermögen ungemein. „Jefferson?“, brüllte Zoro und funkelte den großen Mann wütend an. „Haben Sie sich eingekriegt?“ Besagter nickte nur und vermied jeden Blickkontakt. Schuldbewusst richtete er sein Augenmahl gen Boden und schien den Staub mit großem Interesse zu beobachten. „Wenn Sie das noch einmal machen, dann brech‘ ich Ihnen den Arm!“ „Wozu drohen Sie mir noch?“, fragte sein Gegenüber schulterzuckend und mit erstickter Stimme. Seine Augen glänzten und waren glasig, während er sich die zittrige Hand vor den Mund hielt. „Wir verrecken hier, verdammt!“ Zoro war es leid, jedes Mal aufs Neue zu behaupten, dass sie eine Chance hätten zu überleben. Als er vorhin seine Tochter gesehen hatte, die ihm zeigte, dass sie aufgegeben hatte, war seine Fassade vollständig eingestürzt, die er nur aufrecht erhielt, um eine Panik zu vermeiden und bis zur letzten Sekunde zu kämpfen, aber dazu hatte er auch keine Motivation mehr. Nicht einmal mehr zu lügen. Immerhin hatte er selbst seiner Lüge für wenige Minuten Glauben geschenkt. Möglicherweise wäre es doch besser gewesen, wenn Jefferson McKenna erschossen hätte? „Und?“, begann Nami plötzlich. „Was machen wir jetzt?“ Sie trat einen Schritt vor und gestikulierte wild mit den Händen. In ihrem Gesicht spiegelte sich Erwartung wider und Anzeichen geringer Hoffnung. Die Augen glänzten und Zoro konnte einen kleinen Teil Lebensfreude erkennen, der mit Tränen vermischt war. Warten!, wäre zumindest Zoros Antwort gewesen, die er allerdings für sich behielt. Plötzlich holte sie ein Schweigen ein und verschluckte sie. Im Inneren des Monstrums herrschte Stille, nur ein leises, unterschwelliges Brummen war zu vernehmen, das der Umgebung eine eigenartige Atmosphäre gab, welche durch die verstummte Geräuschkulisse betont wurde. Wieder hatte Zoro das Gefühl, dass er nicht Herr seiner Sinne war und ein Bestandteil einer surrealen Fantasie war. Umso verstörender wirkte es auf ihn, wenn jemand die Lippen bewegte und kein Laut diesen entwich. Alle äußeren Einflüsse, die die Akustik betrafen waren ausgeblendet. Das Brummen wurde lauter und ein anderes Geräusch untermalte dieses mit einem hellen Ton. Die beiden Extreme, die aufeinander trafen, schienen sich näherzukommen und bei ihm zu kollidieren. Während sich das Dröhnen verdunkelte, nahm der helle Ton ein Pfeifen an und gellte in seinen Ohren wider. Die Tonarten distanzierten sich fortwährend voneinander und gewannen an Lautstärke, dass Zoro glaubte, sich Halt zu suchen. Seine Sicht verschwamm und seine Augen schmerzten vor Anstrengung, die darauf mit Ermüdung und Reizungen reagierten. Der Schwindel nahm zu, indessen er seinen Herzschlag in den Ohren schlagen hören und das Pulsieren spüren konnte. Die Erschöpfung breitete sich in seinem Körper aus, welche dieser versuchte zu bekämpfen. Da dieses Unterfangen sich jedoch zunehmend von seiner Energie ernährte, wuchs die Ermüdung binnen weniger Sekunden an. Schweißperlen rollen über sein Gesicht, die kenntlich machten, wie anstrengend der Kampf in seinem Inneren war. Hitzewallungen stiegen in ihm auf, die von kalten Schauern gefolgt wurden. Mit einem tauben Gefühl in der Magengegend kralle er sich mit den Fingern in seinem Hemd fest. Sauer schoss eine Flüssigkeit seine Speiseröhre hinauf und sammelte sich in seiner Mundhöhle. Diese Tatsache brachte ihn zum Schwanken und er stützte sich an der Wand ab. Keuchend öffnete er den Mund und die warme, saure Flüssigkeit verließ seinen Mund. Die Reste lief kurvig über sein Kinn und tropfte aus den Boden. Seine Augen begannen zu tränen, als er sich übergab und in seinem Körper stieg eine Welle aus Hitze auf, die diesen von innen heraus versengte. Von seiner Nase tropften Schweißperlen gen Boden und landeten auf dem Erbrochenen, in dem er einige Essensreste zwischen dem grünen und gelben Schleim, der mit Wasser, Gallenflüssigkeit und Speichel eine abartige Mischung ergab, erkennen konnte. Sein Herz raste und er warf rasselnd den heißen Atem aus. Es war eine körperliche Anstrengung, die ihm in dieser Situation zusätzliche Kräfte raubte. „Fuck!“ Seine Stimme war erstickt und es schien auch niemand zu hören. Die absolute Stille, die hie und da von einem Wimmern unterbrochen wurde, war weitaus unbehaglicher als das Wissen zu sterben. „Was ist das für eine Bombe?“, durchbrach Fernandos Stimme die Stille. Dass er damit Zoro aus seiner Melancholie und der daraus resultierenden Hoffnungslosigkeit riss, war diesem sicherlich nicht bewusst. Zoro richtete sich auf, soweit es ihm möglich war und sah den Jungen an, ebenso wie die anderen, abgesehen von McKenna, dessen Kopf bereits auf seiner Schulter ruhte. Die schmutzigen blonden Haare fielen ihm ins Gesicht und wurden bei dem kräftigen Ausatmen beiseite geblasen. Die gesamte Haut schimmerte aufgrund des Schweißes. Leichte Zuckungen waren zu erkennen, die auf den Blutverlust schlossen. Sein Körper zitterte. In Zoro wuchs der Selbsthass. „Hä?“ Ihm war nicht klar, was der Junge meinte, noch hatte er große Lust sich mit dieser Frage zu beschäftigen. In diesem Moment hatten sie eigentlich andere Sorgen. Ihn interessierte auch eher weniger, was der junge Mann zu sagen hatte, da er einfach kein Ohr dafür hatte. „Wie sieht sie aus?“, wiederholte der junge Mann energischer und seine Augen funkelten Zoro wütend und panisch entgegen. Sie glänzten im matten Licht und die Panik war klar aus ihnen zun lesen. Die arrogante Art war verflogen. Nicht wissend weshalb, rollte eine weitere Welle durch Zoros Adern. Es waren wieder diese Resignation und die Erkenntnis, dass sie kurz vor ihrem Ende standen. Nun zeigten die Menschen, wer sie wirklich waren und sämtliche Fassaden stürzten ein, nicht bloß seine. „Wie ein Kasten…“, beschrieb er sie unsicher und nicht sonderlich professionell. „…bestand aus Stahl und hatte viele Kabel und Drähte.“ Während seiner mäßig erfolgreichen Beschreibung, zog er die Augenbraue mit jedem Wort, das er aussprach höher und stellte am Ende fest, dass er nicht wusste, was er überhaupt gesagt hatte. Er konnte sich nicht an den Anfang seines Satzes erinnern und fragte sich ernsthaft, was er zuvor gesagt hatte. Inständig hoffte er, dass es sich auch auf das Aussehen der Bombe bezogen hatte. „Alter Typ…“, sagte Fernando trocken als wäre dies eine einfache Feststellung und kratzte sich am Kinn. Er hatte den Mund leicht geöffnet und wirkte abwesend. In seinem Blick war die Entschlossenheit und der Ernst abzulesen und das gesamte Gesicht verzog sich zu einer ersten Miene, die von einem starken Blick geprägt war und aus diesem Grund recht erwachsen wirkte. „Hä?“ Fragend gewannen Zoro Augen an Größe und er sah den Jungen irritiert an, aber diese schien sich nicht weiter für den Staatsanwalt zu interessieren. „Sanji?“, fragte Fernando, als er sich an den Coroner wandte, der ihn nur aus verklärten Augen ansah. Ihnen fehlte der Glanz und die Kraft. „Eigentlich ist es doch kein Pro-.“ „Was?“ McKenna reagierte mit einer atemlosen Antwort und keuchte angestrengt. Die Zähne fest aufeinander gepresst atmete er zischend zwischen diesen hindurch und ein wenig angenehmes Zischen entstand, das mit einem leisen, unterschwelligen Blubbern gepaart war. Zoro war sich sicher, dass es sich dabei um Speichel und Blut in der Mundhöhle handelte. „Hast du einen Laptop? Nein!“ Fernando schwieg einen Moment und scharrte mit dem Fuß auf dem Boden. Nachdenklich runzelte er die Stirn und kaute angestrengt auf seiner Unterlippe herum und riss sich langsam und gedankenverloren mit den Fingern die Nägel der anderen Hand ab. Von der leichten Motivation und der aufkeimenden Entschlossenheit war in diesen Sekunden nicht mehr viel zu erkennen und er erinnerte Zoro an einen kleinen Jungen, ehe sich ein kleines, hoffnungsvolles Lächeln auf die schmales Lippen schlich. „Braucht man dafür denn einen?“ „¡Yo que sé!“, fluchte der blonde Coroner und fletschte die Zähne, als er die Antwort in einem aggressiven Ton beinahe ausspuckte. Der müde Blick war mittlerweile mit latenter Wut geschwängert und durchbohrte den Jungen förmlich. „¡Ten que saber!“, platzte es entsetzt aus ihm heraus. Er trat einen Schritt auf den Blonden zu und baute sich vor diesem auf. Ihre Blicke trafen sich, die beide ihre Wut und Verzweiflung nach außen trugen, dennoch unterschieden sie sich grundlegend. Während Fernandos entschlossen und zielgerichtet war, war McKennas kalt, durchdringend und überlegen. Trotz der Müdigkeit, der Kraftlosigkeit und den Verletzungen war sein Blick der erhabenere. Im Gegensatz zu dem Latino musste der Coroner nicht reden um zu beweisen, dass er der Stärkere und Mächtigere war. Aber Zoro konnte nicht genau sagen, was ihn zu diesem Schluss kommen ließ. „Hat eigentlich niemand ein Handy?“, fragte Nami plötzlich in die Runde und fixierte alle Beteiligten nacheinander. Überrascht griff Zoro in seine Hosentaschen und suchte nach dem Mobiltelefon. Wieso war er nicht selbst auf diesen Einfall gekommen? Sie hätten schon längst jemanden alarmieren können, der ihnen zu Hilfe eilen hätte können. Aber er fand es nicht und in seinem Jackett konnte es sich nicht befinden, da er seine Hände zuvor schon einmal in die Taschen geschoben hatte. Es war also weg. „Ich nicht.“ „Ich auch nicht“, brachte Jefferson leise hervor, als wollte er nicht auffallen. In den letzten Minuten hatte er sich sehr still und unauffällig verhalten, beinahe so, als ob er versucht zu verbergen, dass er sich immer noch bei ihnen befand. Vermutlich wollte er vermeiden, dass ihn jemand attackierte und sich wegen McKenna rächen könnte. Eigentlich schien Jefferson ein ruhiger Zeitgenosse zu sein, der kurzzeitig die Kontrolle verloren hatte, aber Panik veränderte die Menschen grundlegend. Zumal dann, wenn sie in dem Wissen sind, dass sie sterben werden. „Die haben uns vorher gefilzt“, meinte Fernando forsch ohne den Blick von dem Blonden abzuwenden. Ihr Wettbewerb dauerte nun schon einige Sekunden lang, aber es war abzusehen, dass dieser bald beendet werden würde. Spätestes, wenn die Bombe detonierte. „Oh...“, machte Jermaine bloß und stellte sich neben seinen Vater. Zoro musterte ihn und hatte das Gefühl, dass er neben einem Spiegel stand, der die Fähigkeit besaß jemanden zu verjüngen. Sein Gegenüber war quasi sein Ebenbild und er konnte nur erahnen, dass er jetzt ebenso aussah. Die kürzen, grünen Haare vom Dreck verklebt und zerzaust, bei ihm selber wohl noch mit einer rötlichen Spur drin, da er immerhin eine Kopfwunde hatte, die Gesichtszüge, die bei ihm etwas älter und erwachsener wirkten und die Statur, die sich ebenso glich wie der Rest. Sie hatten auch ziemlich die selbe Größe und Stimme. Das einzige, was sie sonderlich unterschied, war die Kleidung, aber dies war er generationen- und berufsbedingt. Zeiten änderten sich eben. Trotzdem gab ihm am meisten das Gesicht zu denken. Es war schmutzig und ölverschmiert, die Wangen glänzten nass und die Augen waren gerötet. Die Farbe war blass, der Blick leer und hoffnungslos und die Lippen trocken. Zoro beobachtete auch, wie sich neue Tränen bildeten, die sein Sohn versuchte wegzuwischen oder ihnen mit dem Aufreißen der Augen entgegenzuwirken. Vergebens. Sie rollten über seine Wangen und liefen an seinem Kinn zusammen. Der Staatsanwalt schluckte schwer. Als er sein Gesicht so sah, von Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet und von Schmutz und Tränen verunstaltet, glaube er, dass er sich dieses Bild einprägen müsse. Er durfte es nie vergessen. „Was 'Oh'?!“ Nami wandte sich Jermaine zu. „Ist halt scheiße...!“, antwortete er und vermied den Augenkontakt mit ihr. Beschämt sah er zur Seite und stierte mit großem Interesse auf den Boden. „Boar, und jetzt?“, platzte Nami heraus und taxierte Zoro wütend, als wäre er Schuld an dieser Situation. Ihre roten Haare klebten ihr im Gesicht und ihre Unterlippe vibrierte leicht. „Sehe ich so aus, als hätte ich eine Idee?“, versuchte er sich zu verteidigen und starrte sie eindringlich an, bis sie die Schultern hängen ließ. Im Moment schienen sich die Vorfälle zu häufen. „Sanji, wenn du mir hilfst, dann...“ Der Latino stoppte in seinen Überlegungen und schien nach den passenden Worten zu suchen, während McKenna die Lippen spitzte und die Augen schloss. „...dann was?“ „Können wir die dann entschärfen?“, wollte Fernando wissen und er sah dem Coroner hoffnungsvoll entgegen. Die Lippen verformten sich zu einem Lächeln, das eher einer Grimasse glich. „No sé...“, war die gedankenverlorene und wenig sichere Antwort seitens McKennas. „Bien, dann gehe ich“, sagte er, als wäre dies Antwort genug und drehte sich zur Dunkelheit um. „Du sagst mir dann, was ich zu tun habe, verstanden?“ „Pero...“, protestierte McKenna und Zoro konnte das erste Mal Sorge in dessen Gesicht erkennen. Es war ein höchst seltsamer Anblick, der allem widersprach, was er bis dahin gesehen hatte. Es war ihm durchaus neu, dass McKenna noch andere Emotionen zeigen konnte, abgesehen von Kälte, Zynismus und Sarkasmus. „Nein, jetzt hörst du mir zu“, knurrte Fernando bestimmt und funkelte McKenna ernst an. „¡No quiero reventar!“ Niemand sagte etwas, aber Zoro fragte sich mittlerweile, welche Rolle der Blonde spielte und in welcher Beziehung der Latino zu ihm stand. Er konnte es sich nicht erklären, aber irgendwas stimmte hier nicht und es war, als könne er das riechen. Wie ein fauliges Gas schien es sich zu verströmen und auszubreiten. Diese Unwissenheit plagte ihn wirklich. Bevor sich der Junge abwandte erkundigte er sich, ob jemand im Besitz einer Taschenlampe war oder etwas anderem, das Licht spendete. Zoro verneinte die Frage, während McKenna schuldbewusst den Kopf senkte und aus einer Tasche des Overalls ein Feuerzeug zog, das Fernando entgegen nahm und dem Coroner entschlossen in die Augen sah. Er lächelte und flüsterte ihm etwas auf Spanisch zu, das sicherlich McKennas Gemüt beruhigen sollte, aber an der Miene des Blonden veränderte sich nichts. Er blickte noch immer besorgt und verzweifelt zu dem Latino. In dem Moment, in dem Fernando das Feuerzeug entgegen nahm, strich er mit dem Daumen über die blutverschmierte Hand und setzte einen zuversichtlichen Gesichtsausdruck auf, bevor er sich aufrichtete. „Ich gehe“, rief Fernando bestimmt, nahm noch einen tiefen Atemzug und machte auf dem Absatz kehrt. Die Schritte, die er auf die Dunkelheit zu machte, Zoro konnte den rasselnden Atem des Jungen wahrnehmen und ihm war, als könnte man die Luft, die schwer auf ihnen lastete, berühren oder gar zerschneiden. Die feste Materie spüren, über sie streichen, sie beschädigen. Möglicherweise würde sie noch einen klagenden Laut von sich geben, ehe sie dann unter den Verletzungen zusammenbrach. Ihm wurde schlecht, als ihm die Luft zum Atmen genommen und durch eine zähflüssige Masse ausgetauscht wurde. Sie drang nicht bis in seine Lunge vor und sein Körper litt unter dem Entzug der lebenswichtigen Substanz. Es glich einer Erstickung. Obwohl er versuchte tiefe Züge zu sich zu nehmen, filterte er lediglich kleine Mengen heraus, die ihn zwar am Leben hielten, aber nicht genügten, gar zu Sterben reichten. Seine Sicht verschwamm erneut und seine Umgebung begann sich zu drehen. Ihm wurde schlecht. Sein Körper gelangte physisch an seine Grenzen und er wusste, wo sich diese befanden, aber nicht, wo seine psychischen waren. Möglicherweise hatte er sich bereits überschritten. Auf der Schwelle zum Wahnsinn. „¿Qué tengo que hacer, Sanji?“, fragte der Junge unsicher und mit einer gequält klingenden Stimme. Die Angst, die ihm Raum schwebte, war geradezu greifbar. Langsam sah Zoro zu McKenna, der die Augen geschlossen hatte und wirkte, als wäre er friedlich eingeschlafen. Wenn er nicht wüsste, dass der Coroner nur noch wenige Minuten hatte, würde er dies auch glauben, aber die jetzige Situation machte es ihm unmöglich. Als der Kopf des Blonden nach unten sank, schossen Zoro tausende Gedanken durch den Verstand. Mit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie das Blut auf dem Mund des Verletzen floss und auf den Overall tropfte. Die Haut war noch bleicher, fast weiß. „McKenna!“, schrie er und stürzte auf diesen zu. Er packte die Schultern, als der Oberkörper nach vorne kippte und drückte ihn zurück an den Pfosten. Zumal er nicht wusste, ob der Mann nur bewusstlos oder wirklich tot war, musste er besonders vorsichtig sein. „McKenna!“ Er nährte sich mit dem Gesicht dem des Blonden und versuchte dem Atem zu lauschen, aber er hörte nichts. Mit seinem Ohr nährte er sich dem Mund und der Nase und versuchte es erneut. „Leg' ihn doch auf'n Boden!“, kreischte Nami, die neben ihm auf die Knie gegangen war. Er hatte keine Zeit und Lust sich sie genauer zu betrachten, aber er glaubte zu wissen, wie sie aussah. Mit roten Augen und Tränen in eben diesen, die ihr über die Wangen rollten und einen wässrigen Film hinterließen und mit Speichelausflüssen, die ihr über das Kinn liefen. Einfach voller Panik, Angst und Trauer. Er verstand, was sie meinte, fragte sich auch, warum er das nicht getan hatte, zumal der Coroner kein Lebenszeichen von sich gab. Plötzlich griffen zwei Hände nach dem Kragen McKennas und zogen ihn auf den Boden. Anhand der Ärmel war ihm bewusst, dass er sich dabei um die Rothaarige handelte. Natürlich wirkte es würdevoller, wenn ein Toter nicht wie drapiert an der Wand lehnte, sondern auf der Erde lag oder sie versuchte sich noch um ihn zu kümmern. Sicherlich vergeblich. Von Selbsthass und Zweifeln geplagt drehte er seinen Kopf in Namis Richtung, aber als der Mund des Coroner an seinem Ohr vorbei zog, streckte er schlagartig den Arm aus, umgriff den des Mannes und stoppte Namis Unternehmungen. „Was machst du da?!“, schrie sie und schlug mit einer Hand auf Zoro ein. „Lass' das!“ Sie schlug unkontrolliert zu, berührte ihn mit den Nägeln sogar im Gesicht, die schmerzhafte Linien hinterließen und heulte auf. Er ahnte, was sie fühlte, immerhin war er ihr bester Freund. Der Schmerz musste sich unglaublich schnell zu purer, hemmungsloser Wut fortgebildet haben. „Er atmet, verdammte Scheiße! Er atmet!“, brüllte er in der Hoffnung, dass dies zu ihr durchdrang und sie die Tatsache auch registrierte, jedoch beendete sie ihre Attacken nicht, sondern schien wie in einem Wahn zu sein. „Er lebt!“ Gerade eben hatte er McKenna leise seufzen und atmen gehört. Hätte er ihn auf den Boden gelegt, wäre er vermutlich an dem Blut erstickt. Einmal war er froh, dass er nicht nachgedacht hatte. Dies rettete ein Leben. Dies rettete McKennas Leben. Mit der rechten Hand fasste er Namis, die gerade im Begriff war, ihm das Gesicht erneut zu zerkratzen und sah sie eindringlich an. Ihre restliche Beherrschung war verflogen und sie zeigte ebenso deutlich, wie sehr jemanden eine solche Situation belasten konnte. Sie trieb sie alles an eine Schwelle, deren Übertreten das Versagen in diesem Kampf und den Verlust des Lebens bedeuten würde. „Was?“, wisperte sie und schluckte schwer. Ihr sonst so hübsches Gesicht war zu einer Fratze verzogen, die von Schmutz, Tränen und Blut bedeckt war, aber glaubte nicht, dass es sich dabei um ihr Blut handelte. „Er lebt?“ Er nickte schnell und deutlich, formte mit seinen Lippen ein stummes 'Ja' und sah, wie diese Information langsam in Namis Gehirn anzukommen schien, da sich ihr Mund zu einem glücklichen Lächeln verzog. „Er lebt...“ Ihre Wiederholungen waren leise, kaum hörbar und sicher nur für sie bestimmt, also wandte er sich von ihr ab. McKenna regte sich und schnappte nach Luft, als er die Augen aufriss und Zoro panisch entgegensah. Für einen Bruchteil einer Sekunde glaubte dieser, dass er etwas in den Augen des Blonden gesehen hatte, was er besser nicht hätte sehen sollen. Sie zeigten keine Panik oder Angst, die er kannte oder jemals gesehen hatte. Es war etwas tiefer gehendes, etwas, was selbst ihm – einem gestanden Staatsanwalt – Schauer über den Rücken jagte. „Sanji?“, schluchzte die junge Frau neben ihm und umarmte den Coroner, küsste ihm die Stirn und strich ihm über das Gesicht. Sie presste ihn mit aller Macht gegen ihren Körper und signalisierte, dass sie ihn nicht noch einmal verlieren wolle. „O, Sanji!“ Ihr Wimmern war laut und hallte an den Wänden wieder. Es hatte mehr Aussagekraft als das Geschrei, das Kreischen und das Brüllen zusammen. Noch immer über das Gesehene nachdenkend fasste sich Zoro langsam und fixierte den Blonden, dem der Schweiß auf der Stirn stand und das Blut noch immer über das Kinn lief. Er öffnete kurz den Mund und Zoro konnte die blutige Zunge und die verschmierten Zähne sehen, auf denen sich die rote Flüssigkeit unregelmäßig verteilt hatte. An den Einbuchtungen und den Rändern zum Zahnfleisch hatte sich das Blut gesammelt und zeichnete jeden einzelnen Zahn sorgfältig nach. „Wie geht es Ihnen?“, fragte der Staatsanwalt gebannt und betrachtete McKennas müden Blick. Dieser winkte mit einer kaum merklichen Kopfbewegung ab und schloss die Augen. „Wie geht’s ihm?“, rief Fernando aus der Dunkelheit und klang sehr besorgt, obwohl seine Stimme etwas näher klang als er erwartet hatte. Möglicherweise war der Junge zurückgelaufen, als er bemerkte, wie schlecht es dem Coroner ging. Immerhin wäre das eine Erklärung. Zoro wollte den Jungen nicht weiter verunsichern und die Panik schüren, somit entschloss er sich, diesem eine Lüge zu erzählen. „Es geht ihm gut. Er ist nur etwas geschwächt...“ Ihm war eigentlich nicht wohl dabei, aber es war jetzt besser als dass er die Wahrheit über McKennas Zustand aussprechen würde. „Ich...“, begann der Latino unsicher und Zoro konnte hören, wie er auf der Stelle trat und mit dem Schuh über den Schutt scharrte. „Ich kümmere mich dann um die Bombe.“ Angestrengt verfolgte er, wie die Schritte Richtung Tür an Lautstärke abnahmen. Er konnte sich mit dem Jungen identifizieren. Als er auf die Bombe zugegangen war und von der Dunkelheit verschluckt wurde, hatte er noch nicht gewusst, welche Entdeckung er machen und welche Folgen sie haben würde. Stumm lauschte er dem Knirschen des Schmutzes und Bauschutts unter Fernandos Schuhen. Es kratzte klagend und untermalte die angespannte Situation dramatisch. Gebannt fixierte er die Dunkelheit und versuchte den Jungen zu erkennen, aber er nahm nicht einem schemenhaft jemanden war. Es waren keine Umrisse erkennbar und er vermochte nicht zu sagen, wo sich der Latino befand. Vergebens versuchte er anhand der Geräusche dessen genau Platzierung zu ermitteln, jedoch scheiterte er bereits daran, dass die Laute an den Wänden widerhallten und von allen Seiten zurückkamen. Es waren auch eher Echos, die sehr bechernd klangen, da sich nur einige Büroartikel, Umzugskartons, Tische mit Computern und Betonsäulen auf dieser recht großen Etage befanden. Mit einem schnellen Blick über die Schulter sah Zoro durch das Loch im Holz nach draußen. Der Horizont brannte in kalten Farben und helle Punkte leuchteten am Firmament auf. Die grauen Wolken schlichen leise weiter und nährten sich dem Horizont, der in ein heißes Rot getaucht war, das geschwängert von Blau- und Violetttönen über die Stadt schien. Plötzlich leuchtete ein rot-oranges Licht auf und erhellte Fernandos Gesicht. Die Flamme der Feuerzeugs flackerte und tauchte die nähere Umgebung unregelmäßig in Licht. Die Schatten flüchteten und nährten sich immer wieder, sie zuckten nervös oder zitterten. Fernando stand vor einem Berg, bestehend aus Pappkartons und löschte wieder das Licht. „Ich sehe sie.“ Diese Verkündung war nicht das, was Menschen hören wollten, obwohl es einerseits durchaus gut war. Die Anspannung schnürte ihm die Luft ab und die Nervosität lähmte seine Muskeln schmerzhaft. Ein kurzes Rascheln und Klimpern später, erleuchtete wieder eine Lichtkugel. „Einundsiebzig Minuten.“ Fassungslos schnappte Zoro nach Luft und öffnete den Mund. Sie hatten bereits zehn Minuten verloren. Nein! „Sanji“, begann der Latino sachlich. „Die Bombe erinnert mich an eine 'B4-X356GH2'.“ Der Coroner lachte kurz auf und presste die Hand auf den Bauch. „Du meinst sicher eine 'B3-X355GH2'.“ „Ist doch egal, verdammte Scheiße!“, donnerte der Jüngere zornig. „Es ist ein Kasten, aus dem vier Kabel herauskommen. Die Abdeckung sieht so aus, als könne man sie abnehmen.“ „Dann mach!“ Das Licht erlosch wieder, ein metallisches Klappern folgte und darauf dann ein blechender Knall. Vermutlich hatte Fernando den Deckel abgenommen und auf den Boden geworfen. Es kratzte in den Ohren und glich einem spitzen Schrei. Mit einem Mal erleuchtete die Ecke in einem hellen Blau und Zoro sah den Jungen, der davor saß. Das Licht war stark und schimmerte in einem kühlen Blau. „Sanji?!“, rief Fernando panisch. „Da leuchtet was!“ „Du hast den Computer aktiviert“, erklärte dieser ruhig und schloss die Augen. „Bleib ruhig!“ Zoro glaubte sich verhört zu haben. Den Computer? Sollte das bedeuten, dass die es mit einer hochentwickelten Bombe zu tun hatten? War das der Grund, weshalb die dermaßen groß und monströs war? Konnte man die Bombe noch entschärfen, in dem man die Kabel passend durchtrennte? „Da... da...“, stotterte der Junge plötzlich und schreckte auf. Er fiel zurück und gestikulierte mit den Händen. „Da erscheinen Buchstaben!“ „Was für welche?“, rief Zoro gespannt und fühlte sich wirklich unwohl. Er war sich sicher, dass dort etwas stand, das ihre derzeitige Lage verspottete. „Memento moriendum esse...“, zitierte er monoton und ließ kurz darauf einen fragend klingenden Laut fallen. Für wenige Sekunden herrschte beklemmende Stille. Die Beteiligten sahen sich unwissend an und Nami zuckte sogar mit den Schultern. Sie blickte auf den Boden, als würde sie sich für ihr Unwissen schämen, als wäre es eine Schande. „Sei eingedenk, dass du sterben musst.“ Verblüfft drehten alle ihre Köpfe zu McKenna um und Zoro hob beide Augenbrauen in die Höhe. Ein Lächeln zierte sein Gesicht, das in Anbetracht ihrer Situation und der Bedeutung diabolisch und Fehl am Platze wirkte. Dass sich McKenna scheinbar wenige aus dem Leben machte, wusste Zoro bereits, aber dass er es noch einmal derartig zur Schau stellte, entsetzte ihn. Die Leichtigkeit und das Verkennen der Lage, sowie der Lebenshass waren allzu spürbar und absolut unangebracht. „Poetisch, huh?“, kicherte der Coroner und sah sie aus halboffenen Augen an. Das Kichern wuchs zu einem kurzen Lachen an, das in einem Keuchen und Husten endete. Folglich spuckte der Blonde mehr Blut und leckte sich anschließend über die Lippen. „Jetzt soll ich etwas eingeben“, rief Fernando und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. „Aber hier steht nicht einmal, worauf sich das bezieht. Hier ist nur ein leeres Feld.“ „Ist doch klar“, begann McKenna mit erstickter Stimme. „Es bezieht sich auf den vorangegangen Satz. Aber seid euch bewusst, bei der Eingabe einer falschen Lösung explodiert die Bombe sofort.“ In dem Moment, in dem er dies an alle richtete, starrten ihn alle aus großen Augen an. Vereinzelt wurde die Luft scharf eingesogen oder ein entsetzter Laut ausgestoßen, wie von Nami, die sich die Hände vor den Mund schlug. „Wir haben nur einen Versuch... und keine Wiederholungsmöglichkeiten!“ „Soll ich die Übersetzung eintippen?“ „Nein!“ McKennas Stimme war kurz fest und stark, aber der gequälte, schmerzverzerrte Ausdruck in dessen Gesicht sprach Bände. „Das wäre zu einfach!“ „Und dann?“, schluchzte Alison, die sich an ihrem Bruder klammerte, der sie stützte. Das andere Mädchen, Ava, lehnte noch immer an der Wand, starrte sie aber aus leeren Augen an. Von den beiden hatte man lange keine Kenntnis mehr genommen und deswegen war er doch noch um einiges glücklicher, dass er sie noch einmal bewusst wahrnahm. „Dieser Satz bezieht sich auf die Zeit der Aufklärung im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert, als die Menschen begann ihr eigenes Denken über die göttliche Macht zu stellen. Eine bekannte Verballhornung, also eine misslungene Verbesserung lautet: 'Memento Mori'.“ McKenna nahm sich einen Moment Ruhe und atmete angestrengt. „Gib 'Vanitas' ein. Die Vorstellung der Irdischen Vergänglichkeit trägt diesen Namen und ist somit der Überbegriff, von dem sich dann die Symbole und Ausdrücke ableiten.“ Überrascht spitzte Zoro die Lippen und wusste nicht, was er denken sollte. Wieso wusste dieser Kerl so etwas? „Vani- was?“, fragte Fernando und die Stimme zitterte merklich. „Vanitas. V-A-N-I-T-A-S“, buchstabierte der Coroner und taxierte die hohe Decke. „Bist du dir sicher?“, erkundigte sich sein Gesprächspartner und zögerte, die Buchstaben einzutippen. Natürlich, dachte Zoro. Wie kann man sich da sicher sein...? Glücklich, dass er nicht an Fernandos Stelle war, bemitleidete er ihn. Immerhin musste er die Entscheidung treffen, die sich auf ihr Leben auswirkte. Entweder würden sie gleich sterben oder noch leben und er wäre nicht bereit gewesen, diese Bürde zu tragen. Wie konnte es dann ein Jugendlicher sein? Selten bewunderte er andere Menschen, aber in jetzt gebührte sein gesamter Respekt diesem Jungen, der sich bereit erklärt hatte, eine Entscheidung zu treffen, sicher die schwerste in seinem Leben. Das einzige Problem war nur, wenn diese Lösung falsch war und sie noch einige Sekunden hatten. Dann wusste der Junge, dass er sie alle zum Tode verurteilt hatte und eigentlich wollte Zoro das nicht dem Jungen antun. Es wäre eine Gewissheit, die trotz der kurzen Zeit unerträglich, schwer und schmerzhaft wäre. Garantiert das intensivste und tödlichste Gefühl. „Ja...“ Trotz der Bestätigung zögerte er noch und schniefte. Im blauen Licht sah Zoro, dass der Latino weinte und zu ihnen herüber sah. „Wenn es doch nicht stimmt... Sanji, Ava... Ich,... ich lie-“ Er brach ab und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Auch der Junge hatte wenig mit dem gemein, den Zoro bei seinem ersten Besuch bei McKenna Zuhause gesehen hatte. Die Arroganz und Überheblichkeit waren weggeblasen. „Ich liebe euch!“, schrie er. „Ihr seid doch meine Geschwister...“ Geschwister? Endlich legte er die Hände auf die Tastatur des Computers in der Bombe und gab jeden Buchstaben einzeln ein. Nach einem Sekundenbruchteil der Überlegung schien er auf die Entertaste zu drücken. Zoro sog all die Luft ein, die er einatmen konnte und ballte die Hände zu Fäusten. Er biss die Zähne auseinander und legte den Kopf in den Nacken. Alles in ihm spannte sich an und die Knochen seiner Finger knackten. Er erwartete, dass er gleich von einer gewaltigen Explosion aus dem Leben gerissen wurde. Nichts geschah. Ein heller Piep ertönte und Fernando schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Das war richtig. Es war richtig!“ Erleichtert stöhnten alle auf und Zoro musste seine Freudentränen, die zuvor noch Abschiedstränen waren, von seinem Gesicht wischen. Seine Finger berührten die heiße Haut, die von dem Schweiß ebenfalls nass war. Zumindest war es in diesem Moment eine Auslegungssache. Mit einem Mal erfüllte stürmischer Beifall die Etage, der mit Jubel unterlegt war. Jermaine, der diesen als erster angestimmt hatte, hob eine Faust in die Höhe und setzte zu einem Jubelschrei an. Das Glück sprudelte aus allen heraus und Nami rannte auf Zoro zu. Sie umarmte ihn glücklich und flüsterte ihm unverständliche Satzgebilde ins Ohr. Er verstand nichts von dem, was sie ihm sagte, aber erkannte an ihrer Stimme, dass es pure Freude war. Im Hintergrund sprang der Latino auf und stieg mit in den Jubelchor ein. „Wir leben“, jubelte sein Sohn, als er seine Schwester in die Arme schloss und ein Stückchen in die Luft hob. „Wir leben!“ Zoros Blick fiel auf Ava, die der Gruppe kraftlos beitrat und sich mit der Hand die Schulter rieb. Sie stand noch recht einsam neben den Jubelnden und sah sich unsicher um. Gesenkten Hauptes schritt sie auf McKenna zu, der wenig begeistern schien. Müde ließ er seinen Blick umherschweifen und als er die freudigen Gestalten musterte schüttelte er den Kopf. „Ich störe ja nur ungern diese Euphorie, aber die Bombe ist noch nicht kalt.“ Sofort verstummten die Schreie und das Lächeln schmolz auf den Gesichtern. „Was?“ „Ihr seid alle dermaßen naiv, dass es beinahe bemitleidenswert ist“, spottete der Coroner und unterstrich dies noch mit einem kurzen Lachen. „Fernando, sieh auf den Monitor und sag mir, was du siehst!“ Überrascht von dem Befehl, aber hörig wie gewohnt, folgte er diesem und beugte sich über die Kartons. „Hier stehen hunderte Zeilen mit Buchstaben und Zahlen und es läuft immer weiter.“ „Was steht in der ersten Zeile?“, fragte der Blonde und fixierte dabei Zoro, obwohl er nicht mit diesem sprach. Ihm war es höchst unangenehm. „Nur die ersten Satzteile.“ Hektisch schmiss er sich auf die Knie und ließ er seine Finger über die Tastatur gleiten. „GG-9 874ZU PL64 921TRI... Brauchst du mehr?“ „Nein!“ Es folgte eine kurze Pause, in der McKenna den Kopf hin- und herwiegte. Die Stirn hatte er in Falten gelegt und formte mit seinen Lippen unbekannte Worte. Zwischen den Fingern auf dessen Bauch quollen Unmengen Blut hervor und es schien von Mal zu Mal dunkler zu werden und die Gliedmaßen begannen unter dem Blutverlust zu zittern. „Es ist unmöglich, diesen Bombentyp zu entschärfen“, sagte McKenna monoton. Als wolle er die Reaktionen der anderen abwartend, setzte er eine kurze Pause. Zoros Arme verkrampften sich um Namis Oberkörper, die ihn noch immer fest umklammert hielt. Die Fingerglieder zogen sich zusammen und er strich mit den Fingerkuppen über ihren Rücken, während die Nägel über ihr Shirt kratzten. Geschockt starrte er in die Leere und schmiegte seinen Kopf an ihren. Leicht roch er einen süßen Parfumhauch, der keineswegs penetrant war, sondern ihrem Typ angemessen. Verwunderlich, dass er für solche Erkenntnisse Zeit hatte. „Also werden wir doch sterben“, flüsterte der Staatsanwalt und hasste sich dafür, dass er sich zuvor zu einem Ausbruch der Lebensfreude hinreißen gelassen hatte. Jetzt war der Schmerz um einiges unerträglicher. „Nun“, begann der Coroner ruhig. „Sie sagten doch, die Tür wäre mit dem Sprengsatz verbunden, oder nicht? Man könnte versuchen, die Tür zu entriegeln.“ „Und wie?“ Ohne direkt auf die Frage einzugehen, wandte er sich dem Latino zu. „Fernando, hast du gehört?“ McKennas Bruder bestätigte, kratzte sich aber unsicher am Kopf. „Soll ich einfach das Kabel durchtrennen?“ „Wenn du uns alle gleich töten willst, dann mit dem größten Vergnügen!“ „Was soll ich denn dann machen?“ Die Verzweiflung war klar und deutlich zu hören. Sie flutete den Raum und erfüllte die Luft, die bereits schwer auf ihnen lastete, mit spürbaren Vibrationen. Es war einfach belastend und zerreißend. Hier wurden sie an ihre Grenzen getrieben. „Ich werde dir jetzt Anleitungen geben, die du einfach befolgst“, befahl der Blonde, während er eine andere Haltung einnahm, was aber äußerst anstrengend erschien. Gequält biss er die Zähne aufeinander und zischte laut. „Einverstanden?“ „Ja“, antwortete Fernando und zur Überraschung Zoros ohne zu zögern. „Bin ich.“ „Gut“, nahm McKenna zur Kenntnis und wischte sich mit der Hand über die Stirn, die anschließend rot bedeckt war. „Du hast ein Eingabefenster?“ „Naja, es ist eher eine Eingabezeile ganz unten.“ „Das reicht vollkommen aus. Du gibst 444 EBF ein, damit müsstest du ein anderes Fenster öffnen können, in dem die Eigenschaften der Bombe beschrieben werden. Also genauer Typ, Sprengkraft, Stromkreis und Verbindungen.“ Nach einigen Sekunden, in denen er die Kombination eingegeben hatte, reagierte Fernando und bestätigte mit einem schnellen 'Ja'. „Gut. Was steht bei 'Connections'?“ „Ähm, 'Tender Chain 8' und danach K34FG99“, las er vor und drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Kannst du damit etwas anfangen?“ „Gib die Kombination ein“, antwortete der Verwundete knapp und schrie plötzlich auf. Von dem Anblick mitgenommen ging Zoro auf McKenna zu und legte seinen Arm um ihn. Ohne sich in irgendeiner Form zu wehren ließ er sich von ihm in die Umarmung ziehen. Er konnte die kalte, nasse Haut spüren, als er eine blonde Strähne aus dem Gesicht des Coroners strich. Mittlerweile war die Farbe einem wirklich ungesundem Ton gewichen und die Lippen nahmen zwar nur leicht bläuliche Nuancen an, aber es war besorgniserregend. „Jetzt müsste ein weiteres Fenster erscheinen, in dem du bezüglich der Kombination einen ganzen Fluss aus Ziffern und Lettern haben müsstest“ Er wartete ein bejahendes Brummen ab, ehe er fortfuhr. „Jetzt tippst du Delete-#ProressOn ein. Nun müsstest du eine Fehlermeldung bekommen, bei der du dann auf Settings klickst. Befindest du dich jetzt in einem Fenster mit der Aufschrift Connections?“ „Ja.“ „Dann ließ vor, was da steht!“ „Öhm“, anscheinend überrascht über diesen erneuten Befehl, wirkte er etwas verwirrt. „Also, Section TeYX, Section LMuP und Section CCi.“ McKenna nickte lediglich und lehnte sich an Zoro an, der prompt errötete und sein Herz schneller pulsierte als zuvor. Er schluckte schwer und lächelte schmal. „Nimm letzteres und tipp' anschließend ZX!“ Er wartete, bis er sicher war, dass sein Bruder dies getan hatte. „Die Tür ist frei! Du kannst das Kabel gefahrlos abreißen.“ Diese Meldung wirkte auf alle erneut wie eine Befreiung, mit dem kleinen Unterschied, dass sie sich dieses Mal sicher sein konnten endlich in Sicherheit zu sein. Glücklich schloss er die Augen und in seinen Ohren rauschte es. Die Umgebung verblasste in all ihren Facetten. Die Bilder schwanden in der Dunkelheit – bedingt durch das Schließen seiner Augen -, der Ton wich einem monotonen Dröhnen, der Geruch des Gases und Rauches einem trockenen Duft und der giftige Geschmack einem schalen Anklang. Freudig presste er die Lippen aufeinander und formte mit diesem ein leichtes Lächeln. Angestrengt versuchte er zu vermeiden, dass er eventuell doch noch weinen könnte. Alle waren aufgelöst und glücklich, nur der Coroner zeigte keine selige Miene, aber dies musste nicht zwingend ein Zeichen von Trauer sein. Möglicherweise war er einfach zu erschöpft, um noch kund zu tun, dass er froh war. Einen Moment drückte er den Blonden fester an sich, als wolle er verhindern, dass er vielleicht verschwinden würde. Er musste ihn wärmen und sicher sein, dass sie alle lebend aus diesem Gebäude kamen. Auf einmal nahm er ein Quietschen wahr und drehte seinen Kopf zur Tür. Die Finsternis endete mit einem lichterfüllten Rechteck und er konnte das Leben spüren, dass es ausstrahlte. „Die Tür ist auf!“, verkündete Fernando und winkte den anderen zu. „Kommt schon!“ Die Aufforderung musste er nicht wiederholen, da alle auf ihn zukamen. Schnell erhob sich Zoro und hielt McKenna die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. „Soll ich Sie tragen?“ An die Verletzungen des Coroners denkend bot er ihm diese Option an und war wirklich besorgt um den Gesundheitszustand seines Gegenüber. Zumal er glaubte, dass dies eine zu große Anstrengung für ihn wäre. Die beiden Schusswunden waren ja nicht nur Kratzer, sondern lebensbedrohlich. „Nein“, lehnte der Blonde ab, nahm aber die Hand dankend entgegen. „Das schaffe ich noch allein.“ „Ich nehme Sie beim Wort!“, irritiert nahm er dies zur Kenntnis und half McKenna auf, ehe er sich laufend auf den Ausgang zu bewegte. Im Moment hatte er nur noch ein Auge auf seine Kinder, bei denen er sicher sein wollte, dass diese sich retten konnten. Auch wenn sie alle gemeinsam sterben sollten, würde er in dem Augenblick, in dem er zerfetzt wird, unter der Last der Trauer und Schuld zerbrechen. Er wollte nicht wissen, wie es war, wenn die eigenen Kinder starben. Wenn man einfach nicht genug tun konnte, um sie zu retten. Er fragte sich, wie Eltern mit diesem Verlust leben konnten, wenn er sich nicht einmal vorstellen konnte auch dies nur ein Zehntel einer Sekunde auszuhalten. Es würde ihm das Herz zerreißen und seinen Leib in Brand stecken. Seine Muskeln würden zerquetscht und seine Knochen pulverisiert werden. Keine sonderlich guten Aussichten. Sie stürmten durch die Tür, an den Kartons mit ihrem todbringenden Inhalt vorbei. Das Treppenhaus war breit und die Wände wirkten wie in dem Raum zuvor kahl und kalt. Die Tapete hing in großen Lappen an den Wänden herab und auf dem Boden waren große, getrocknete Lachen Farbe, zumindest glaube er das. Einige Stromkabel pendelten von der Decke und schwangen sanft in ihrem eigenen Takt. Zoro hatte weder Lust noch Zeit, um sich umzusehen. Schnell liefen sie auf die Treppe zu und nahmen die ersten Stufen. An der Spitze befanden sich Fernando und Jermaine, dicht gefolgt von Nami und Ava und hinter ihnen Alison und Jefferson. Er selbst setzte sich an das Ende der Gruppe und vermutete McKenna hinter sich. Sie nahmen die ersten Stufen. Das Treppenhaus war in halbe Stockwerke unterteilt. In der Mitte zwischen zwei Etagen befand sich eine Ebene, in deren Wand ein gigantisches Fenster eingelassen war, das vom Boden an die Decke reichte. Schon nach der ersten Treppe schoss ein Ziehen durch sein rechtes Bein, dass stark pulsierte und an einigen Stellen stach, als würde es von etwas durchbohrt werden. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht ignorierte er dieses Gefühl und rannte weiter. Nachdem er an zwei weiteren Fenstern vorbeigelaufen war, warf er einen Blick auf ein Messingschild, dass ihn die aktuelle Etage nannte. Fünfundsechzig. Diese Zahl versetzte ihm einen Schock. Gut, es war unter normalen Umständen möglich, innerhalb von fünfzig Minuten diese Anzahl an Stockwerken in einem Hochhaus hinunter zu rennen, aber dies waren keine normalen Bedingungen. Sie waren alle erschöpft, sowohl von der Betäubung als auch von der Angst, die erbarmungslos an ihren Kräften gezerrt hatte. Des Weiteren waren er, McKenna und Jefferson verletzt. Er bemerkte selber, wie Anstrengend das Denken und Sehen war und das in Verbindung mit dem Laufen. Er wettete, dass er eine Gehirnerschütterung hatte und sicherlich keine leichte. Jefferson, der sich vor ihm befand schwankte und prustete. Der Hüne hatte Mühe sich aufrecht zu halten und stolperte des Öfteren. Meistens sprang Zoro die letzten Stufen, was sein Bein mit weiteren qualvollen Stichen kommentierte. Er versuchte die Schmerzen wegzudrücken, indem er die Zähne so fest aufeinander biss, bis der Kiefer taub wurde, aber selbst dieser Versuch bewirkte nicht viel und seine Wade pochte, dass er meinte, er könne sie hören. Plötzlich vernahm er einen Schrei und sah nach vorne. Ava lag auf dem Boden und sie hatte die Arme schützend über ihren Kopf gelegt. Ihr Fuß war verdreht und alles deutete darauf hin, dass sie von der Treppe gestürzt war. Langsam stand sie auf, gestützt von ihrem Bruder, der sie besorgt musterte. Ihre Lippe war aufgeschlagen und aus der Nase tropfte Blut. „Mein Fuß“, schluchzte sie und versuchte aufzutreten, aber sie schrie lediglich auf. „Mein Fuß!“ Ihr Bruder ging vor ihr in die Knie und betrachtete ihn genauer. „Der ist dick... garantiert gebrochen oder verstaucht.“ Ihr Schluchzen wurde lauter. „No... ¿y ahora?“ Hektisch ging der Latino auf und ab und signalisierte, dass er maßlos überfordert war. „¡No sé!“ Niemand wagte es, sich zu bewegen. Sie bemühten sich scheinbar nach einer Lösung zu suchen, fanden jedoch keine. Immerhin war es dem Mädchen unmöglich weiterzulaufen. Ohne jede Vorwarnung ging Jefferson auf die zu und sah sie ernst an. „Hier zählt jede Sekunde!“ Mit einer schnellen Bewegung legte er eine seiner breiten Hände auf ihre Hüfte und legte den anderen Arm um ihre Taille. Er hob sie in die Luft und warf sie sich über die Schulter, während sie nur einen überraschten Schrei ausstieß. Er legte anschließend eine Hand auf ihren Rücken und die andere auf eines ihrer Beine, um sie noch zusätzlich zu sichern. „Los jetzt!“, rief er und setze sich an die Spitze. Umgehend folgte der Rest, aber diese kurze Pause tat Zoros Muskeln nicht gut, sie verkrampften sich noch mehr. Mühsam quälte er sich die nächsten Stufen herunter, aber die Geschwindigkeit hatte allgemein viel abgenommen. Ein weiteres Schild verkündete ihm, dass sie sich im siebenundfünfzigsten Stockwerk befanden. „Wie lange noch?“, stieß Nami keuchend aus. Sie wankte auch bedrohlich und hielt sich die Seite, während ihr schon der Schweiß auf der Stirn stand. Zoro selbst hatte schon gar kein Zeitgefühl mehr und er wusste nicht, wie lange sie gerade gewartet hatten. „Knapp siebenundfünfzig Minuten“, kam die Antwort von vorne. Das gesamte Treppenhaus wurde von ihrem Keuchen, Stöhnen und dem Knallen der Schuhe auf dem Asphalt erfüllt. Die Laute hallten an den Wänden wider und schallten zurück, so das der Eindruck entstand, es befänden sich mehrere Leute dort. Jedes Mal wenn er an einem Fenster vorbeistürmte sah er hinaus und erhoffte sich, dass sie den Todesturm so schnell wie möglich verlassen konnten. Er rief sich immer den Gedanken in den Kopf, dass er nur weiterlaufen müsse und schob damit den Schmerz beiseite, der aber stetig durchdrang und sich mit größerer Intensität festbiss. Seit der letzten Zeitabfrage hatte er schon viele der gigantischen Fenster passiert, Mittlerweile rannten sie schon nicht mehr, sondern liefen erschöpft weiter. Sie joggten eher langsam durch das Treppenhaus. Bei einem erneuten Blick auf ein Messingschild erhellte sich sein Gemüt etwas. Sie befanden sich bereits im sechsundvierzigsten Stock. Sie würden das schaffen und diese Gewissheit gab ihm neue Kraft. Er verdrängt erneut, dass sein Bein sich anfühlte, als ob es gerade absterben würde. Vielleicht waren es jetzt nur vierzig Minuten, aber in denen war es möglich, sich in Sicherheit zu bringen und nicht zu sterben, wie ihnen eigentlich prophezeit wurde. „Es ist nicht mehr weit!“, rief er dem Coroner über die Schulter zu und lächelte dabei. Vor allem für ihn sollte diese Nachricht eine gute Neuigkeit sein. Er musste der kraftloseste unter ihnen sein und dem Ende der Tortur am meisten herbeisehnen, aber als Zoro nach hinten blickte, erkannte er niemanden. Noch in dem Glauben, dass McKenna jeden Moment um die Ecke bog wurde schnell zerschlagen. Abrupt blieb er stehen und keuchte unter Tränen. Seine Beine waren unsagbar schwer und das rechte sackte kurz zusammen. Zum Glück konnte er sich an dem Treppengeländer abstützen, weil er sonst selber zusammengebrochen wäre. „McKenna?“, stieß er atemlos aus und starrte entsetzt zurück. Er hatte bereits das Gefühl gehabt, dass jemand fehlte und als er zurück gesehen hatte, hatte er auch gewusst weshalb er dies hatte. Er hatte den Coroner hinter sich vermutet, aber von diesem war nichts weiter zusehen. „Wo ist der?“ Unsicher und hektisch warf er den Kopf umher. Er wusste nicht, wie weit sich der Gesuchte hinter ihnen befand. Möglicherweise war er schon nach wenigen Etagen zusammengebrochen. Bei diesem Zustand war es sogar das Wahrscheinlichste. Wie hätte man auch annehmen können, dass er diese Strecke allein schaffte? Schon der logische Menschenverstand hätte ihnen das sagen müssen. „Sanji!“, schrie Fernando und wollte die ersten Stufen zurücklaufen, als er von Zoro gestoppt wurde. „Halt!“, rief er und sah ihn entschlossen an. Schon einmal hatte der Junge alles riskiert, aber dieses Mal war nicht er, der für andere seinen Kopf hinhalten musste. „Ich gehe!“ Ohne zurückzusehen machte er auf dem Absatz kehrt und musste sich quälen, um noch voranzukommen. Der Aufstieg war deutlich beschwerlicher als gedacht, zumal er eh keine Kraft mehr in seinen Beinen besaß. Zwar versuchte er bei jedem Schritt zwei Stufen zu nehmen, aber dies gelang ihm nie und er war froh, wenn er überhaupt eine schaffte ohne erschöpft zusammenzubrechen. Er stand unter einem unglaublichen Druck. Hier ging es nicht nur um ihn, sondern auch um seine Familie. Dennoch war er der Überzeugung, dass sich diese in Sicherheit bringen konnten und dies beruhigte ihn ungemein, trotzdem brannte sein Leib und er betete, dass er es noch rechtzeitig schaffen würde, um den Blonden zu finden und zu retten. Er war einfach nicht bereit diesen hier sterben zu lassen. Mit Herzrasen stürmte er die Treppen hinauf, vorbei an den großen Fenstern und den Türen, die zu den einzelnen Etagen führten. Keines der Stockwerke schien bereit für die Arbeit zu sein. Soweit er sich erinnerte, wurde der U.S. Banktower gerade renoviert und die alte Technik und Elektronik durch neue ersetzt. Immerhin erklärte dies die herunterhängenden Kabel und die losen Baumaterialien, die teils an den Wänden lehnten und teils auf dem Boden lagen. Unter ihnen befanden sich Werkzeugkisten, Tapetenrollen, Kleister und Farbe. Für genauere Betrachtungen fehlte ihm einfach die Zeit und die Lust. Um nicht versehentlich zu weit zu laufen oder gar auszurutschen riss er sich bei jedem Ende einer Treppe an dem Geländer fest und zog sich mit dem Arm um die Ecke. Der Schmerz in seinen Beinen wurde unerträglich und sein Kopf dröhnte, als hätte ihn jemand gegen eine Wand geschlagen und zertrümmert. Möglicherweise hatte er sogar einen Schädelbruch, aber dies schloss er aus, da er sonst sicherlich nicht mehr bei Bewusstsein wäre und auch nicht in der Lage wäre zu Laufen. Seine Muskulatur drohte zu zerreißen und seine Nerven sendeten unaufhörlich Signale ihrer Erschöpfung aus. Sein Mund war ausgetrocknet und er spürte jeden Atemzug in seiner Kehle, der kalt durch seine Luftröhre schoss und seine Lungen füllte. Seine Lungenflügel fühlten sich an, als würden sie jeden Moment explodieren. Normalerweise bräuchte er eine Pause, aber er durfte einfach keine einlegen. Er musste McKenna finden. Wo zur Hölle ist der?! Eigentlich hätte er den Coroner schon finden müssen, da er sich fast wieder an seinem Ausgangspunkt befand. Soll das etwa heißen, dass...? Mit einem Ziehen in der Magengegend, die sowohl von der Anstrengung, als auch von seinem Verdacht herrührten. Panisch rannte er weiter. „McKenna!“, schrie er laut, was ihm erneut Kraft entzog, die er auch für das Laufen hätte gebrauchen können. Seine Geschwindigkeit hatte sich noch weiter verringert und er musste das Laufen einstellen. Müde stampfte er die nächsten Stufen empor und lächelte der aufstehenden Tür glücklich entgegen. Noch nie hatte er sich darüber gefreut, dass er einen stählernen Türrahmen samt Scharnieren und einer eisernen Tür sah. Schwanken nährte er sich ihr und berührte mit der Hand den kalten Stahl. Er genoss das Gefühl, das langsam durch seine Haut kroch und in seine Eingeweide vordrang. Es wirkte sehr entspannend und beruhigend auf ihn. Da er McKenna während der letzten Stockwerke nicht entdeckt hatte, musste er sich hier befinden und dies würde seinen Verdacht bestätigen. Ohne große Erwartungen betrat er den Todestrakt. Schon als er den Fuß über die Schwelle hielt spürte er diese eigenartige Aura, die der gesamte Raum ausstrahlte. Sie roch außerdem nach purem Tod. In dem Moment als er sich umsah, wurde ihm erneut übel und sein Herzschlag setzte für wenige Sekunden aus. „Was machen Sie hier?“, keuchte Zoro atemlos und glaubte nicht, was er da sah. McKenna saß in der Nähe der Tür, genauer neben der Bombe auf dem Boden, die noch immer blau leuchtete. Entsetzt starrte er auf die Ziffern, die sekündlich gen Null liefen. „Ich habe Sie etwas gefragt!“, donnerte er wütend und gestikulierte herrisch mit den Händen, aber der Coroner ignorierte ihn und besah sich den Display der Bombe. „Verdammte Scheiße! Reden Sie!“ Mit einem verklärten Blick beobachtete er die Ziffern. Dreiundvierzig Minuten und dreiundfünfzig Sekunden. Hektisch stürzte er auf McKenna zu und packte ihn an den Schultern, was den Schweigenden dazu zwang ihn anzusehen. „Was machen Sie hier? Haben Sie den Arsch offen, oder was?“ Die Aggressivität und der Unglaube nahmen in einem unwahrscheinlichem Tempo zu und er musste sich zügeln, um den Blonden nicht mit einer Ohrfeige zur Raison zu bringen. Seine Hand zitterte schon bedrohlich und auch sein Kiefer schmerzte unter dem Druck. Er merkte, wie die Adern unter der Haut hervortraten und die Knöchel weiß wurden. „Sie wollen wohl sterben oder warum sind Sie hier?“, fragte der Coroner ruhig und sah ihn ernst an. „Sie sind ein Idiot.“ „Was?“, stieß Zoro irritiert aus und seine Augen gewannen an Größe. „Wovon sprechen Sie?“ Seufzend leckte sich der Blonde über die blutigen Lippen und wies mit einem Nicken auf die Bombe. „Sie ist nicht die einzige hier.“ Wieder stockte dem Staatsanwalt der Atem und schlug sich fassungslos die Hand vor den Mund. „Wo... Wo sind die anderen?“ „In einem unregelmäßigem Abstand von etwa vier Stockwerken. Die Sprengkraft nimmt proportional zu und spätestens bei der zehnten wird der gesamte Tower zusammenstürzten und wenn die anderen intakt bleiben wird hier bald ein gut kilometerlanger Krater prangen. Ein Kilometer Durchmesser werden es wohl werden.“ Ein Kilometer, dachte Zoro und sog die Luft rasselnd ein. Angsterfüllt sah er zu dem Sprengsatz, der noch immer munter ihre verbleibende Zeit abzählte. Das Rot schien mit jeder Sekunde, die verstrich dunkler und blutiger zu werden. Warum? Jede neue Tatsache, die er hier erfuhr, schockierte ihn erneut und er wusste einfach nicht, wie er das alles noch verarbeiten sollte. Möglicherweise würden also mehr Leute als sie sterben. Unschuldige Passanten und Arbeiter. Unschuldige Kinder wie die seine. „Warum sind Sie nicht geflohen?“, fragte er plötzlich und vermied einen Blickkontakt mit McKenna. Traurig sah er ins Leere und lauschte lediglich dem schweren Schnaufen des Verletzten. Die Frage kam recht unerwartet und ohne jeglichen Gedanken. „Ich hätte es eh nicht geschafft“, erklärte der Blonde bloß und zog mit dieser Aussage doch noch Zoros Aufmerksamkeit auf sich. Verwundert starrte er den Blonden an und die gesamte Wut, die er zurückgehalten hatte, drohte zu entfesseln. „Ich habe Ihnen angeboten, Sie zu tragen!“, polterte er und stierte McKenna wutentbrannt entgegen. Diese Ausrede konnte er nicht gelten lassen, zumal der Blonde doch anscheinend schon des Öfteren sterben wollte. Er wäre beinahe erschossen worden, wenn niemand eingegriffen hätte, und er wollte die Bombe nicht entschärfen, bis ihm sein Bruder ins Gewissen geredet hatte. Wieso hatte er schon die ganze Zeit das Gefühl, dass ihn der Tod verfolgte? Seit er McKenna gesehen hatte, fühlte er sich bedroht. Was ist das? Und wieso weiß er, wie man eine Bombe entschärft? Soweit er wusste, war der blonde Mann nie Teil eines Bombenräumkommandos gewesen. „Hätten Sie mich getragen, hätte ich Sie am Laufen gehindert. Sie hätten sterben können, nur weil ich sie behindert hätte, da Sie ohnehin schon erschöpft und ermüdet sind“, erklärte McKenna ruhig, lachte aber anschließend. „Ist aber jetzt egal. Sie sind hier. Wenn Sie jetzt gehen, schaffen Sie es möglicherweise noch.“ Diese Erläuterung traf ihn schwer und er musste gegen die Tränen ankämpfen. McKenna ist also nur zurückgeblieben, damit niemand eine zusätzliche Last tragen und wegen dieser Belastung sterben musste? Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Gedanklich war er bereits jede erdenkliche Ausrede McKennas durchgegangen und hätte sie mit mehr oder weniger überzeugenden Argumenten widerlegen können, aber für diese Erklärung hatte er kein Gegenargument und nach der Stimme und Mimik des Coroners zu schließen, war dies die Wahrheit, die doch so bitter war. Überrascht über diesen Edelmut schüttelte er den Kopf. „Ohne Sie gehe ich nirgendwo hin!“ Fassungslos klappte McKenna der Mund auf und seine Augen wurden glasig. Die Unterlippe vibrierte unregelmäßig und der Coroner wischte sich über das feuchte, rechte Auge, bevor eine Träne noch Licht der Welt erblicken konnte. Zum ersten Mal sah er den unterkühlten Blondschopf derartig emotional und dies warf weitere Fragen auf, über die Zoro keine Zeit hatte nachzudenken. Schnell drehte er sich um und ging in die Knie, mit dem Rücken zu McKenna. „Steigen Sie auf! Wir haben noch knapp vierzig Minuten.“ Er wartete einen Moment ab, registrierte allerdings keine Bewegung des anderen und auch keine Bemühungen. Entschlossen zu warten, bis McKenna etwas sagte, blieb er in seine jetzigen Position und verweilte einige Sekunden stillschweigend. Der Coroner musste wissen, dass der Staatsanwalt eine Erklärung verlangte, wenn er dem Befehl nicht Folge leistete. „Ich kann nicht“, kam es tränenerstickt von hinten und Zoro schloss kurz die Augen. Die Stimme war ein Zeugnis, wie es in dem Blonden aussah und dies war beängstigend. Sie war schwächer als zuvor und durch das emotionale Chaos in ihm dumpf und schwer. Sie war mit Schluchzen und Hoffnungslosigkeit gepaart. „Sie können!“, sagte Zoro entschlossen und leise. Er glaubte, dass dies mehr Wirkung zeigte als Brüllen, da er McKenna ein vertrauenswürdiges und sicheres Bild von ihm vermitteln musste. Es war von Nöten, dass der Blonde sich geschützt bei ihm fühlte, ansonsten würden sie hier wirklich sterben ohne versucht zu haben zu überleben. Lächelnd bemerkte er, wie der Verletzte seine Arme um seinen Hals schlang und sein Kopf an seinen lehnte. Mit einem Sprung war er auf den Beinen und nutze diese Gelegenheit, um mit seinen Armen die Beine zu umklammern, die links und rechts auf der Höhe seiner Taille an seinem Oberkörper vorbeilugten. Nachdem er kurz geschwankt war, weil das zusätzliche Gewicht, das nicht gering war, auszubalancieren versuchte, stand er fest auf beiden Füßen, aber die weitere Person würde ihn weiter schwächen und er würde seine restlichen Kräfte, von denen nur noch wenig übrig war, aufbrauchen und noch über seinen Grenzen hinausgehen. „Ich habe Sie. Halten Sie sich nur gut fest!“ Ohne auf eine Antwort zu warten rannte er erneut durch die Tür. Dass er noch genügend Reserven zum Rennen hatte, hätte er nicht gedacht, aber womöglich lag es daran, dass es nicht nur um ihn ging. Wenn er es nicht schaffte, dann auch der Coroner nicht. Er war jetzt für dessen Überleben verantwortlich. Die ersten Meter waren eine neue Herausforderung und die Treppen erreichten einen neuen Schwierigkeitsgrad. Eigentlich müsste er übernatürliche Kräfte aufbringen, um dies zu schaffen. Er unterließ es zu denken und setzte sich einfach gegen seinen schwächelnden Körper durch. Jeden Schritt, den er tätigte hörte er intensiv und betäubend. Die Töne, die sich echoähnlich wiederholten, bildeten ein eigenes, neues Musikstück, das er zuvor nicht kannte. Zu der Basis gesellte sich sein schwerer, keuchender Atem, der einer Melodie glich und wunderbar mit den Schritten harmonierte. Dieses Lied spornte ihn an und ließ seine Beine einfach weiterlaufen ohne Rücksicht auf Verluste. Er konnte gar nicht anders als einzustimmen, da er wusste, dass er bei Beendigung seiner Tätigkeit auch dieses Lied beenden würde. Ihn interessierte seine Umgebung nicht, da er sie bereits kannte und er außerdem keine Kraft mit deren Betrachten verschwenden wollte. Aus dem Augenwinkel erkannte er manchmal eines der gigantischen Fenster, die deutlich langsamer an ihm vorbeizogen als zuvor. Er war wirklich schwerfällig. Um sich von den Tatsachen abzulenken, dass er langsamer war, die Zeit gegen sie raste und es auch um McKennas Leben ging, überlegte er, wie er sich am besten in Sicherheit brachte, sobald er durch die Eingangshalle ins Frei gestürmt war. Er wusste, dass sich direkt neben dem Gebäude ein großer Swimmingpool samt Grünanlage befand und wenn er sich recht erinnerte, war er links von dem Tower, wenn man vor ihm stand. Von ihm aus, wenn er die großen Fenster als Anhaltspunkt nahm, rechts, aber dort befand sich pure Wand. Erst ab dem dreißigsten Stock würde das Treppenhaus von allen Seiten mit Fenstern ausgestattet sein, die alle vom Boden zur Decke reichten. Also nach Osten, Süden und Westen, nur nicht nach Süden, weil sich in diese Richtung das Innenleben des Turmes verlief. Angestrengt dachte er über weitere Fluchtmöglichkeiten nach. Würde er nach Osten laufen, würde es einige Zeit dauern, bis er auf eine größere Straße träfe, die mit Sicherheit befahren wurde, und somit auf andere Menschen, die ihnen helfen konnten. Nach Süden wusste er nicht. Er entschloss sich, nach Osten zu laufen zu laufen. Sollte er während der ersten Straßen auf niemanden treffen, weil die Menschen wegen der Detonation geflüchtet waren, würde er spätestens auf dem S Broadway auf welche treffen. In ihm wuchs nicht das Verlangen zu wissen, wie wenig Zeit ihnen noch blieb und in welcher Etage sie sich befanden. Diese Gewissheit würde ihn nur noch weiter unter Druck setzten und vielleicht unüberlegte Handlungen zur Folge haben könnte. Doch er konnte sich nicht erlauben, jetzt irrational zu handeln. Er rief sich ins Gedächtnis, dass er einfach weiterlaufen musste, nicht an die Anstrengungen und Zerrungen denkend. Seine eigenen Bedürfnisse musste er jetzt zurück stellen, um zu gewährleisten, dass er nicht anhalten und somit ihr Todesurteil unterschreiben würde. Weiterhin sprach er sich regelmäßig beruhigend zu, dennoch schafften es seine derzeitigen Beschwerden, sich durch die Wand, bestehend aus Ignoranz und Fantasie, zu kämpfen. Seine Beine fühlten sich nicht mehr wie Teile seines Körpers an, sondern eher wie Stelzen, die ihn trugen und voranbrachten. Sie waren bereits sehr ungelenk und steif, wirkten recht hölzern. Mit zunehmend staksigen Schritten wankte er durch das Treppenhaus und blieb schließlich an einer Wand stehen. Er lehnte sich an das Mauerwerk und musste aufgrund der Anstrengung beinahe brechen. Sein Zwerchfell stach zu und seine Beine pulsierten bedrohlich. Die mangelnde Luftzufuhr zwang ihn, den Mund aufzureißen, um überhaupt etwas Sauerstoff zu erhalten. Der Schweiß lief in kurvigen Linien an seinen Wangen hinab und tropfte auf den Boden. Achtzehnter Stock, dachte er atemlos nach einem kurzen Blick auf ein Messingschild, aber die Zeit wollte er nicht in Erfahrung bringen. Weiter! Er zwang sich, voranzukommen und stieß sich von der Wand ab. Den Schwung nutzend, stürmte er nach vorne, die Treppenstufen hinunter und stürzte fast, weil er mit dem Fuß umgeknickt und über den letzten Absatz gerutscht war. Um einen Fall zu verhindern beschleunigte er und rannte weiter. Ihn motivierte das Wissen, dass er es beinahe geschafft hatte. Trotz der Motivation mangelte es dem Körper an Kraft. Unkontrolliert schwankend sprang er die Stufen hinunter und spürte jeden Sprung auf zwei Weisen. Zum einen an seinen Füßen und den Beinen, die nach jedem ein kleines Stück zusammensackten und seine Fußsohle verbrannte und zum anderen in seinem Rücken, weil der Coroner bei jedem Sprung ebenfalls schwer gen Boden rutschte und dies ein unnatürliches Schmerzen in seiner Wirbelsäule verursachte. Er wollte schreien, vermied es jedoch, um Energie zu sparen. Mittlerweile hatte er sogar ein Auge für seine Umgebung. Er zählte die gigantischen Fenster, wenn er an eines vorbeilief und bemerkte, dass sich bereits mehrere dort befanden. Links und rechts an verschiedenen Wänden neben dem Panoramaausblick. Kopfschüttelnd dachte er darüber nach, warum er dies nicht schon vorher bemerkt hatte. Zusätzlich schätzte er die Meter, die er noch bis zum Erreichen sicheren Bodens zurücklegen musste. Als er irgendeine beliebige Zahl auserkoren hatte, rechnete er sie in Schritte um. Sein mathematisches Denken litt deutlich unter diesen Bedingungen und der Situation. Müde und keuchend kniff er das rechte Augen zusammen, nachdem es salziger Schweiß gewagt hatte, dort hineinzulaufen. Sofort brannte es und die Produktion von Tränen wurde angeregt. Das Atmen würde er am liebsten einstellen, wenn es möglich wäre, aber leider machte ihm sein Körper nicht ein derartiges Geschenk. Seinen Herzschlag nahm er als Donnerschläge in seinem Innersten wahr, die brachial dröhnten und seine Innereien zum Zittern brachten. Sofort folgten seine Nerven, die seine Extremitäten wackelig und instabil erschienen ließen. Mit seinen Füßen über den Boden rutschend kam er nur wenige Zentimeter pro Schritt voran. „Haben Sie Angst?“ McKennas Frage riss ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand. Abrupt blieb er stehen und drehte seinen Kopf in McKennas Richtung. Seine Nasenspitze berührte beinahe die Wange des Blonden und er konnte den fragenden Blick spüren, ehe er dem Blonden in die Augen sah. Zoro konnte keine Trauer oder Angst erkennen, als wäre sie aus dem Coroner geblasen. Ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht, welches einen glücklichen Ausdruck preisgab. Es war ein weitaus beunruhigenderes Gefühl als zuvor, es wirkte wie das Lächeln eines Siegers. Mit einem seltsamen Gefühl nahm er die nasse, warme Flüssigkeit wahr, die sich weiter durch seine Kleidung fraß. Sein Rücken klebte an seinem Hemd und spannte. In ihm stieg die Übelkeit auf und er beobachtete, wie sich eine rote Spur über McKennas Unterlippe schlängelte. Des Weiteren hatte der Blonde ein mehr als fahles Gesicht, was mit Sicherheit zu einem mit den hohen Blutverlust zusammenhing. Zoro fühlte, wie sich das Blut McKennas weiter durch den Stoff seines Hemdes fraß und wie seine Haut sich gegen diese fremde Flüssigkeit sträubte und sich von ihr zu distanzieren versuchte. Trotz der Wärme wirkte es kalt und betäubend. Mittlerweile hatte er das Gefühl, einen lebenden Toten zu tragen. In ihm stieg die Übelkeit auf. „Ist doch normal, oder?“ Die Erschöpfung machte sich erneut in seinem Körper breit und seine Beine wurden schwer. Seine Muskulatur verhärtete sich und in seinen Waden pulsierte der Schmerz. Der Krampf wuchs aufwärts und nahm die Oberschenkel in Beschlag. Er war nicht in der Lage, sich weiter fortzubewegen, ohne dass er befürchten musste, an Kreislaufversagen zu sterben. Seine Lunge drohte zu zerreißen und das Keuchen stach durch seinen Oberkörper hindurch als würden ihn Nadeln oder Salven durchsieben, während seine Schultern trotz des geringen Gewichts des Blonden und seiner guten Kondition taub wurden und seine Arme schmerzten. Er vernahm ein leises Kichern seitens des Blonden. „Das ist ein Zeichen von Stärke...“, keuchte McKenna mit einer hellen, freundlichen Stimme, die dennoch kurz vorm Versagen war. „...und jetzt?“ Eine Frage, die ihm die Panik ins Bewusstsein rief und sich mit der Rationalität vermischte und seine Wahrnehmung trügten. Die Realität vermischte sich mit seinen Vorstellungen, dessen Ergebnis ihm die Angst durch die Gliedmaßen trieb. Das Wissen, dass er keine Antwort auf diese Frage hatte und sicher auch keine Zeit darüber nachzudenken, kämpfte sich mit brachialer Gewalt durch die Wand, bestehend aus Emotionen und Ignoranz der gegenwärtigen Situation, und ließ ihn näher an seine Grenzen treten als alles, was er bis dahin erlebt hatte. Zoro zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „Wie lange noch?“ Er nahm einige Bewegungen seitens des Coroners wahr, der aufgrund der körperlichen Anstrengungen begann schwer zu atmen und scharf die Luft einsog. McKenna schien einen Blick auf die Armbanduhr zu werfen. „Siebenundzwanzig Sekunden.“ Zoro schluckte, als er die Zahl hörte und riss die Augen auf. Schlagartig schossen ihm hunderte Gedanken durch den Kopf, die sich massenhaft überschlugen. „Siebenundzwanzig?“ „Dreiundzwanzig“, korrigiert McKenna und seufzte mit einem wohlig klingenden Unterton, ehe er zischend die Luft durch die Zähne presste. Der Blutverlust schien bereits Spuren hinterlassen zu haben und zerrte an den Kräften des Blonden. Die Stimme war schwach und erstickt. Sie zeigte deutliche Anzeichen der körperlichen Erschöpfung und zeigte, inwieweit McKennas Kräfte seinen Leib bereits verlassen hatten. „Und?“, fragte der Coroner atemlos und schlang seine Arme fester um Zoros Hals. Er spürte, mit welcher Stärke sich der Jüngere an ihm klammerte und wie dies gegen seine Kehle drückte. Ihn aufgrund dessen am Atmen hinderte. Das Schlucken schmerzte und trieb ihm leicht Tränen in die Augen, während McKenna unbewusst drohte, seinen Kehlkopf zu zerstören. Seine Beine wurden schwerer und er bemerkte, wie er stückweise zusammensackte. Das Blut, das sich durch sein Hemd gefressen hatte, sog die gesamte Wärme aus seinem Innersten auf und ließ lediglich Kälte zurück, des Weiteren arbeitete der Ekel, den er aufgrund der Berührung des Blutes empfand, mit brachialer Gewalt gegen einen klaren Geist an und brachte ihn beinahe dazu, sich zu übergeben. In seinem Kopf begannen sich wieder die Ereignisse zu überschlagen und die Bilder rauschten nur an ihm vorbei und hinterließen abwechselnd Licht und Schatten. Kraftlos wankend trat er einen Schritt zurück und starrte in die Leere. Er hatte keine Kraft mehr. Er befand sich in einem Tunnel, an dessen Innenwänden Bilder und Filme jedes Menschen waren, denen er jemals begegnet war, egal wie unbedeutend sie für ihn waren. Egal wie unsympathisch sie waren. Jeder hatte irgendeinen Einfluss auf ihn gehabt. Still stand er auf einem Punkt und der Tunnel raste samt Plakatierung an ihm vorbei. Wind, der von der anderen Seite zu kommen schien und die Geschwindigkeit des Vorbeiziehens des Ganges unterstrichen, streifte seine Haare und traf ihn im Gesicht. Er war kalt und lähmte seine Muskeln. Einige Personen auf den Bildern waren schwarz-weiß und andere in Farbe. Die Bilder derer Menschen, die ihm etwas bedeuteten oder zu denen er eine gute Beziehung hatte, waren bunt, die anderen grau. Die Fotos schnellten mit zunehmendem Tempo an ihm vorbei und er sah, wie am Ende des Ganges ein Licht leuchtete, auf ihn zugerast kam und sich ihn einverleibte. Er tauchte durch das Schimmern, das sich wie eine Wand aus Wasser anfühlte und schlug die Augen auf. Inmitten eines steinernen Turmes, dessen Ende er nicht vermochte zu vermuten, der mit leuchtend blauem Wasser gefüllt war, stand er einem riesigen Portrait gegenüber. Auf welchem er farblos und seine Kinder bunt zusehen waren und sich bewegten, während er versteinert wirkte. Er saß in einem Sessel und seine beiden Kinder, Alison und Jermaine, standen neben ihm. Zu seiner Rechten Jermaine und zu seiner Linken Alison. Beide legten ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter und drehten ihre Kopfe in seine Richtung. Ihr Lächeln war aufmunternd und zufrieden, ehe sie geradeaus schauten und ihn und nicht sein porträtiertes Ich ansahen. Sie nickten ermutigend. Irritiert öffnete er den Mund und runzelte die Stirn. Was…? Als er sich bewegen wollte und seinen Oberkörper einen Stück vorbeugte, schien etwas von hinten mit voller Kraft an ihm zu ziehen, so dass seine Schultern und sein Kopf kurz nach vorne fielen und das Wasser an seinen Ohren vorbeirauschte. Zoro sah, wie er durch die Wand hindurch schoss und sich wieder in dem Gang befand, in welchem sich die Bilder rückwärts bewegten und in hohem Tempo auf die Lichtquelle, die sich schnell entfernte, zustürmten. Verwirrt sah er nach unten und stellte fest, dass er sich nicht bewegte. Der Tunnel fuhr zurück und ein Sturm fegte von hinten über ihn hinweg. Die Geschwindigkeit erreichte einen weiteren Höhepunkt und er wollte sich übergeben. Um das Gefühl zu verdrängen schloss er die Augen und atmete in kurzen Zügen schnell durch. Er ballte die Hände zu Fäusten und schluckte schwer. Mit einem Mal ging ein weiterer Ruck durch seinen Körper und er öffnete entsetzt die Augen. Schwer atmend starrte er auf eine Betonwand und suchte mit schnellen, kurz anhaftenden Blicken seine Umgebung ab. Er befand sich in einem Treppenhaus und als er blonde Haare an seiner Seite registrierte, wusste er, wo er war. So eine Scheiße! So eine sentimentale Scheiße! Wieder einmal wurde ihm brutal bewusst, dass er für einige Sekunden einer Illusion Glauben geschenkt hatte und ihr nachgerannt war. Frustriert und enttäuscht presste er die Lippen aufeinander und verfluchte still die Welt, sich selbst und Gott, an den er nicht einmal glaubte. Er hasste sich und senkte leicht den Kopf. Wieso spielte ihm sein Verstand derartiges vor und schleuderte ihn unsanft wieder in die bittere Realität zurück? In diesem Moment hatte er kein Mitleid mit sich selbst, sondern mit seinen Kindern, die ihren Vater verlieren würden, weil er den dramatischen Helden spielen wollte und sie sich im Gegensatz zu ihm retten konnten, und zum anderen mit McKenna, den er retten wollte, es allerdings nicht schaffte. Es tut mir leid! Beschämt starrte er gen Boden und ließ sie Arme hängen, so dass der Blonde abrutschte und mit den Beinen auf dem Boden stand. Schmerzhaft aufstöhnend klammerte er sich an Zoros Hemd fest und lehnte sich an dessen Rücken an und legte den Kopf an die Schulter. Zoro warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah, dass der Jüngere die Augen geschlossen hatte und dass das Blut, das ihm aus dem Mundwinkel lief, über das gesamte Gesicht verschmiert war. Die Haarspitzen waren zum Teil verklebt und das Blut wurde dunkler, da es trocknete. Die blasse Haut wirkte bereits weiß und kraftlos. McKennas Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Als er seinen Kopf wieder nach vorne drehte, blickte er in die leichte Verspiegelung einer Fensterscheibe. Diese war dreckig und staubig. Der Rahmen, der eigentlich weiß war, strahlte in einem schmutzigen Grau und Zoro erkannte andere Gebäude, die in weiterer Ferne in die Höhe schossen. Der U.S. Bank Tower besaß ein relativ großes Grundstück. „Jetzt ist es vorbei“, flüsterte er so leise, dass er es selber kaum hören konnte. Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Resignierend seufzte er und jede Faser seines Körpers spannte sich an. Laut hallte das imaginäre Piepen an den Wänden wider und wurde permanent lauter. Der Geruch des Todes, der wie eine Wand auf sie zugerollt war, umschloss sie und gab sie nicht wieder frei. Er saugte zerrte bereits an ihren Reserven. Mit jedem Atemzug verleibte er sich diesen Gestank ein, der sich frei in seinem Blut und Muskeln entfalten könnte und die Lunge belegte, wodurch das Atmen schwer fiel. Seine Augen wurden schwer und seine Muskulatur schlaff. Ihn holte die Müdigkeit und Erschöpfung ein. Drohend für einen kurzen Moment die Kontrolle zu verlieren kippte er mit dem Kopf zur Seite, als wären die Nerven und Wirbel kurzfristig verschwunden. Knackend kippte er zur Seite und fing sich schnell wieder. Müde rieb er sich die Augen und fühlte, wie McKennas Hand sich in seinem Hemd festkrallte, um Halt zu finden. Er war sicherlich nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft zu stehen, geschweige denn zu laufen. Der Blutverlust, der zusätzlich erhöht wurde, da die alte Schusswunde wieder aufgerissen war, forderte deutlich mehr Energie von ihm als die Flucht vor dem Hauptsprengsatz. Zoro drehte sich um und hielt den Coroner mit den Händen fest, um zu verhindern, dass dieser ins Wanken geriet und stürzte. Seufzend schlag er die Arme um McKennas Hüfte und legte seinen Kopf in dessen Halsbeuge. Nur dieses eine Mal. Zwar war er allgemein nicht bereit sein Leben beenden zu lassen, aber in diesem Moment wäre er bereit gewesen zu sterben. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln und er verleibte sich den Geruch des Blutes ein. Das zum Teil metallische Aroma verlieh diesem eine besondere Note. Genießend schloss er die Augen und zog den Jüngern dichter an sich heran. Mit der Hand strich er ihm über den Rücken und fühlte den nassen Stoff des Overalls und seines Jacketts, das McKenna um die Taille gebunden hatte, um die Blutung zu stillen. Allerdings zeigte dies wenig Wirkung, da der gesamte Rücken sich nass anfühlte und die Jacke sich ebenfalls gierig vollsog. Sein Herz schlug in einem unregelmäßigen Rhythmus und das Blut schüttete Endorphine aus, die ihn glücklich stimmten, während sich Adrenalin dazugesellte und er begann zu schwitzen. Der Herzschlag wurde unharmonischer und die Extreme der Gefühle vermischten sich zu einer angenehmen und kuriosen Mischung. Von Außen drückte etwas gegen ihn und seine Eingeweide zogen sich zusammen. Das warme Blut, das sich ebenfalls durch die Vorderseite seines Hemdes gezogen hatte, berührte seine Haut und ließ ihn erschaudern. Seine Muskeln spannten sich an und zwangen ihn seine Wirbelsäule durchzubiegen und die Lunge zog sich zusammen und presste sämtliche Luft aus sich hinaus. Während der Mund weiter austrocknete wurden seine Finger taub und die Kochen und Adern seiner Hände traten hervor. Kälte stieg von seinen Füßen hinauf und hielt ihn in ihrer erbarmungslosen Umarmung gefangen. Angenehm. Lächelnd berührte er mit seinen Lippen McKennas Stirn und sein Herz unterbrach einige Sekunden seine Arbeit und seine Haut stand in Flammen. Ein Stromstoß fuhr durch seinen Körper und paralysierte jede seiner Fasern. Der Leib versengte im Grunde und die Vorgänge in seinem Körper liefen rückwärts. In seinen Ohren rauschte das Blut und das Schlucken fiel ihm schwer. ...dieses letzte Mal. Er nahm ein Schniefen wahr und erkannte, dass der Blonde glasige Augen hatte und sich seine Mundwinkel zu einem glücklichen und seligen Lächeln verzogen. Der Blick war gesenkt und ins Leere gerichtet. Die Pupillen waren geweitet und in ihr glänzten zwei kleine Lichtpunkte. Am unteren Wimpernkranz hingen kleine Perlen aus Wasser und rollten an ihnen bis zum Ende, ehe sie hinunter auf die Wangen fielen. Munter rollten sie über die blutbeschmierte Haut. Als Zoro den Verlauf der Bahnen der Tränen verfolgte wirkte McKenna, als hätte er mit seinem Leben abgeschlossen. Er schien sich mit ihrer Situation arrangiert und mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Möglicherweise auch nur, weil er in diesem Moment keine andere Möglichkeit hatte. Enttäuscht über seine eigene Resignation ballte er seine Hände zu Fäusten und spürte, wie sein Brustkorb vor Aufregung vibrierte. Nervosität, gepaart mit aufsteigender Angst und dem Gefühl, versagt zu haben, zerrte an seinen Nerven. Sein Magen rebellierte und sein Mund wurde trocken. Er würde sein Versprechen brechen. Plötzlich erwachte in ihm der Drang seinen Worten wahres Gewicht zu verleihen und McKenna sollte nicht sterben müssen, weil er sich nicht an seine Versprechungen hielt. Er hatte versprochen zu kämpfen. Bis zum letzten Atemzug! Entschlossen sah er wieder zu McKenna, der sich mit der Hand über die Wange wischte, auf der sich die Tränen mit dem Blut in seinem Mundwinkel vermischt hatten und durch das Wischen das Gesicht teilweise rot bedeckt. Das Atmen fiel ihm schwer, was durch das Röcheln und Schnaufen verdeutlicht wurde. Japsend lehnte er sich an Zoro an und hustete. Dabei spuckte er Blut, das ihm an beiden Mundwinkeln hinunterlief und bespritzte auch Zoros ehemalig weißes Hemd. Als Zoro sah, dass McKennas Zähne und die Zunge blutbeschmiert waren, wurde ihm kalt und bewusst, dass er keine Zeit mehr zum Nachdenken hatte. Er biss die Zähne aufeinander, bis sein Kiefer schmerzte und warf einen Blick über die Schulter und fixierte das Fenster, welches er schon zuvor betrachtet hatte. „Zehn“, keuchte der Coroner zischend und schnappte nach Luft, während Zoros Finger verkrampften. Es war ein seltsames Gefühl, wenn jemand seine verbleibende Zeit abzählte. Er wusste, dass dieses Fenster gen Norden ausgerichtet war, da durch das andere, das in die seitliche Wand links von diesem eingelassen war, totes Sonnenlicht schimmerte. Mit dem Sonnenuntergang würde auch ihr Leben zugrunde gehen, wenn er nicht handelte. Das Farbspektrum am Horizont reichte von orange über rot zu violett. Die warmen Farben waren ein Kontrast zu dem kalten, trostlosen Grau des Hochhauses und der Kälte des Todes, der munter die letzten Minuten ihres Lebens mitverfolgte. „Neun.“ Auf einem Messingschild am Treppenabsatz stand die Zahl des Stockwerkes, in dem sie sich befanden: viereinhalb. Die halbe Nummer war durch den Aufbau des Gebäudes bedingt. Zwischen zwei Stockwerken gab es zwei Treppen, die auf einem Zwischenplateau zusammenliefen und somit eine weitere Ebene schafften. Hektisch sah er sich um und drückte McKenna bei dieser Gelegenheit fester an seinen Körper. Ein letztes Mal vergrub er sein Gesicht in den Haaren und nahm einen kräftigen Zug von ihrem Geruch, die weiterhin nach Gas, Öl und mittlerweile auch nach Blut rochen. Betörend. „Acht.“ McKennas Stimme klang erwartungsvoll und ruhig. Sie war beängstigend und zugleich beruhigend. Der Coroner brach nicht in Panik aus, was für seine Selbstbeherrschung sprach, aber es zeigte erneut, dass ihn nichts am Leben hielt. Zoro legte die linke Hand an das Halfter an der Hüfte und spürte das kalte Metall des Revolvers und umgriff das Griffstück. „Sieben.“ Schnell zog er die Waffe und richtete sie auf die Fensterscheibe, die er sich zuvor besehen hatte. Mit einem Stoßgebet gen Himmel spannte er mit dem Daumen den Hahn und legte den Zeigefinger um den Abzug. „Se-, was?“ Er drückte ab und konnte beobachten, wie sich die Trommel um wenige Zentimeter drehte und wie ein Knall ertönte und im selben Moment ein klirrendes Geräusch entstand. Nur einen Bruchteil einer Sekunde splitterte das Glas. Die Risse verliefen durch das gesamte Material und hatten Ähnlichkeit mit einem Spinnennetz. Die Risse vermehrten sich zur Mitte hin und wurden enger. Sie verästelten sich zunehmend und nährten sich dem Loch an. Fünf. Achtlos warf er den Revolver, den er in der auf den Boden, der mit einem metallischen Geräusch aufprallte, das an den Wänden widerhallte. Eng schlang er seinen Arm um McKennas Taille und hob ihn ein Stück in die Höhe. Zoro registrierte das Gewicht des Blonden nicht, was zum Teil an dem Adrenalin lag, das durch sein Blut raste. Der Jüngere hatte seine Arme um Zoros Hals gelegt und drückte sich an ihn. Obwohl sein Gesicht seine Irritation widerspiegelte, sagte er nichts, während der Staatsanwalt zu einem Lauf ansetzte. Vier. Mit einem letzten Atemzug rannte er los und er spürte, wie sein Kopf frei wurde. Emotionen wurden aus ihm gespült und verloren sich im Nichts. Jeder Laut versank im Boden, bis auf die, die er selbst erzeugte und das Ticken der Bombe. McKennas Keuchen war verstummt und das ss Er nahm an Tempo zu und er hörte, wie seine Schritte in seinen Ohren schallten. Drei. Mit geschlossenen Augen drehte er sich im letzten Moment zur Seite, so dass seine rechte Schulter zuerst die Scheibe durchbrach. Einen kleinen Sekundenbruchteil bemerkte er den Widerstand, der jedoch sofort nachließ. Er vernahm ein lautes Krachen und konnte das Glas spüren, das sich durch seine Haut schnitt. Er biss sich auf die Unterlippe, als er keinen Halt unter den Füßen spürte. Zwei. Für einen kurzen Augenblick hatte er das Empfinden, dass er fliegen könnte und musste sich eingestehen, dass er diese Tatsache als angenehm empfand, bis ihm jedoch im selben Moment bewusst wurde, dass er sich im freien Fall befand. Mühsam versuchte er sich von der Seite auf den Rücken zu drehen, um McKenna und sich zu schützen. Eins. Der Wind raste zischend an seinen Ohren vorbei. Entsetzt riss er die Augen auf und seine Kleidung wurde von diesem gegen seine Rückseite gepresst. Seine Haut kühlte durch den kalten Wind aus und er schlag seine Arme dichter um den Körper, um zu verhindern, dass der Blonde sich von ihm löste und wehrlos und unkontrolliert hinabstürzte. Aufgrund des Falles war er nicht in der Lage zu atmen und seine Lunge wurde zusammengepresst. Der Schmerz, der sich in seinem Körper ausbreitete, trieb ihm zusammen mit dem Wind Tränen in die Augen. Null. Ein lauter Knall ertönte und schallte durch die Luft, während sich im selben Moment kraftvolle Flammenfontänen durch die Fenster pressten und gerade hinaus schossen, ehe selbst die Wände keinen Halt mehr bieten konnten und komplett aus der Fassade brachen. Die wenigen verbleibenden Fensterscheiben zerbrachen unter dem Druck im Inneren, bevor auch diese Betonwände zerfielen. Die Kraft der Explosion war zudem ungezügelt und mächtig. Das Dach, das eine Form ähnlich eines Zahnrades aufwies, brach auseinander und Wellen, bestehend aus Flammen, stürmten nach oben und sprudelten durch die Risse. Dunkel schoss der Qualm aus den zerstörten Fenstern und stieg in den Himmel auf und erzeugte zusammen mit den Flammen ein verwüstetes Bild. Die Explosion nahm gleich mehrere Stockwerke in ihren Besitz und zeigte, wie kraftvoll sie war. Da die Bombe nicht in dem Dachbereich detoniert war und sich die betreffende Etage unterhalb des auseinander gebrochenen Zahnrades befand, in der zuerst die Wände nachgegeben hatten, stürzte das Gewicht der Dachkonstruktion hinab, weil es nicht mehr gehalten werden konnte. Das instabile Gebäude begann in sich zusammenzusacken. In Zoro herrschte die Übelkeit vor, als er diese Geschehnisse innerhalb eines Momentes registrierte. Hart und unbarmherzig schlug er auf das Wasser auf, das sich wie eine stabile Wand unter ihm aufgetan hatte und durchschlug sie förmlich. Dass seine Haut nicht aufplatze und seine Wirbelsäule freilegte, wäre nicht undenkbar gewesen. Tief tauchte er in die chlorhaltige Flüssigkeit ein. Schwerelos trieb er in einer Flüssigkeit und konnte seinen Körper nicht koordinieren. Von allen Sinnen befreit fühlte er die Freiheit und die Ruhe, nach der er sich gesehnt hatte. Es schien, als wäre der gesamte Druck von ihm abplatzt und verflüchtigte sich wie Rauch im Wasser, das diesen gierig verschluckte. Von allen Seiten wurde er von der Leichtigkeit umspült und hörte seinen Herzschlag in deinen Ohren widerhallen. Der Puls entfachte ein Echo in ihm, das durch ihn schallte und in ihm das Gefühl säte, nicht mehr als eine leere Hülle zu sein. Kleine Luftbläschen stiegen im Wasser auf und tanzten miteinander, während er seinen Blick langsam durch das leicht bläulich und rötlich gefärbte Wasser schweifen ließ. Die Färbung rührte von den bläulichen Fließen her, die an den Wänden des gesamten Beckens verteilt waren. Erschöpft presste er die Luft aus seiner Lunge und erzeugte große, unförmige Blasen, die sich teilweise annäherten und vereinigten. Sie herrschten über die kleineren luftgefüllten Kugeln und stiegen majestätisch in die Höhe, während die anderen Platz machten oder sich ihnen anschlossen. Die Hülle der Bläschen brach das Abendrot, das durch die Wasseroberfläche schimmerte und glänzte in einem hellen Violett. Die Färbungen durch Rot und Blau vermischten sich und erschufen ein schönes, dunkles Violett, dass ihn von allen Seiten umgab. Langsam schloss er die Augen und öffnete sie wieder. Er konnte zwar seine Arme und Beine spüren, aber nicht bewegen. Es schien, als würde mit dem Eintreffen der Freiheit die Kontrolle versagen. Als würde sich alles lossagen und seine eigenen Wege gehen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er ließ sich treiben. Er vermochte nicht zu sagen, wieso er so einem Gefühl frönte, aber es war durchaus befreiend, auch wenn er sich nicht rühren konnte. Mit einem Anflug von Traurigkeit beobachtete er die Bläschen, die sich in den Himmel flüchteten, während andere geboren wurden. Er betrachtete seine Hand, die von kleinen durchsichtigen Perlen bedeckt war und einen hellen Ton angenommen hatte, der zusammen mit dem Lila eine interessante Mischung ergab. Seine Adern und Knöchel traten hervor und unter seinen Nägeln hatte sich ein rostroter Rand gebildet. Überrascht und zugleich interessiert begutachtete er die Bögen, während er ein weiteres Mal ausatmete und Luft aufsteigen ließ. Aus dem Augenwinkel nahm er etwas wahr und drehte langsam den Kopf. Diese Bewegung forderte weitere Kraft, die ihm eigentlich nicht zur Verfügung stand, aber er schaffte es einige Zentimeter. Neben ihm schlängelte sich ein dünnes, rotes Tuch durch das Wasser und dehnte sich aus. Es wiegte sich in den leichten Strömungen, die durch etwaige Bewegungen im Wasser verursacht wurden und ließen es wie ein lebendiges Tier erscheinen. In ihm wuchs das Verlangen, dieses Tuch zu berühren, aber deine derzeitige körperliche Verfassung wollte sein Vorhaben nicht unterstützen. Der Stoff faszinierte ihn zusehends, aber er hatte nicht die Kraft gegen seine Erschöpfung anzukämpfen und flüchtete sich wieder in das Gefühl von Freiheit und gab sich mit dem bloßen Betrachten zufrieden. Als sich die Ränder des Stoffes begannen aufzulösen und mit dem Wasser verschmolzen hob er skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. In ihm erwachte der Verdacht, dass es sich bei diesem Gebilde nicht um Stoff handelte. Mit einem Mal wurde ihm wieder schlecht und die Freiheit verabschiedete sich innerhalb eines Augenblicks. Das warme Violett wich einem kalten Indigo, dass ihn gefangen nahm. Seine Augen weiteten sich und seine Muskeln begannen zu schmerzen. Die Kontrolle kam zurück und er riss den Oberkörper herum. Mit einem schnellen Blick machte er den Ursprung des rötlichen Gebildes aus. Sein Herz raste, als er eine Gestalt im Wasser treiben sah. Es war ein Mann, aus dessen Bauch und Rücken Unmengen rötlicher Flüssigkeit austrat und sich der blaue Overall bereits verfärbt hatte. Aus der Schulter floss ebenfalls diese Flüssigkeit hinaus und trieb im Wasser. Zoro richtete seine Aufmerksamkeit auf das Gesicht des Mannes. Das blonde Haar wirbelte im Wasser herum und verdeckte das Gesicht, weshalb Zoro Mühe hatte, etwas zu erkennen, aber er war sich sicher, dass die Augen geschlossen und der Mund geöffnet waren. Er erzeugte keine Luftblasen, was darauf schließen ließ, dass er nicht atmete. McKenna! Durch seine Muskeln fuhr ein Schlag und sie verhärteten sich auf schmerzhafte Weise. Stumm schoss der Schrei durch seinen Körper und hallte in seinen Ohren wieder. Er wollte dem hilflosen Mann etwas zurufen, aber aus seinem Mund strömte nur ein Schwall Luftblasen, der sich weiß im Wasser verteilte und in alle Richtungen entfloh. Anstatt seiner Stimme hörte er nur ein dunkles Gurgeln, während er beobachtete, wie McKennas lebloser Körper weiter auf den Boden sank. Die Haut war von Blut und Schmutz bedeckt und aus dem Leib traten Unmengen Blut aus. In ihm stieg Panik auf. Als er seine Arme und Beine eher unkoordiniert und unbeholfen in Bewegung setzt, um auf McKenna zuzuschwimmen, sah er aus dem Augenwinkel, wie ein großer, grauer Gegenstand mit Kraft neben ihm ins Wasser tauchte und Luft aufwirbelte. Dieser erzeugte einen Druck und schleuderte Zoro beiseite. Mit einem schnellen Blick besah er sich dieses Ungetüm und riss entsetzt die Augen auf. Es war eine riesige und gerade Betonfläche, aus der abgebrochene Rohre und Stangen ragten. Ohne es genau zu wissen, schätzte er die Größe auf drei Meter Länge und zwei Meter Höhe, während die Breite mehr als dreißig Zentimeter betrug. Es schien ein Stück einer dicken Wand zu sein, die nicht mal einen halben Meter neben ihm ins Wasser gestürzt war. Ihm wurde gerade bewusst, dass ihn diese Platte hätte treffen können und wusste im selben Moment, dass die nächste nicht lange auf sich warten ließ. Schnell riss er den Kopf umher und starrte nach oben zur Oberfläche. Schemenhaft konnte er einige dunkle Flecken erkennen, die sich rasant nährten. Unter ihnen waren sowohl große, als auch kleine Stücke, aber direkt auf ihn schoss ein weiterer Brocken zu, der ihn drohte zu erschlagen. Mit viel Schwung drehte er sich und setzte sich in Richtung McKenna in Bewegung. Er schlug wild mit den Armen und Beinen und versuchte sich nach vorne zu bewegen. Bei diesen Versuchen wirbelte er Luft auf und nahm kaum wahr, wie er mit den Armen ruderte und mit den Beinen ausschlug. Komm schon! Ruckartig nährte er sich dem Blonden, der sich hilflos und leblos im Wasser drehte. Die blonden Haare wirbelten herum und die bleiche Haut wirkte aufgrund der Sonneneinstrahlung violett, aber auch blau, welches von den Fließen reflektierte. Der Overall klebte zum Teil an dem geschundenen Körper, wog teilweise auch in den Wirbeln im Wasser. Panisch ruderte er mit den Armen und schrie nach dem Blonden, als ein schwerer Stahlträger neben diesem unterging und ihn nur um wenige Zentimeter verfehlte. Zoro musste sich beeilen, um zu verhindern, dass er oder McKenna erschlagen würden. Mit der Angst kam auch Trauer einher und in seinem Körper begann alles zu schmerzen. Seine Muskeln schrien vor Scherzen und seine Organe spieen Feuer und versengten sein Inneres von Neuem. Ihm wurde bewusst, dass er Luft brauchte, würde er aber auftauchen, könnte dies bereits McKennas Tod bedeuten. Entweder würde er ertrinken oder erschlagen werden. Obwohl Zoro sich nicht sicher war, ob der Coroner überhaupt noch lebte. Als er den leblosen Leib McKennas berührte durchschossen Zoro mehre Volt und er zog den Treibenden näher zu sich, um diesen anschließend in die Arme schließen und mit ihm auftauchen zu können. Die Berührung des anderen waren äußerst angenehm. Plötzlich flackerte er mit den Augen und eine betäubende Schwärze kam auf, die zwar schnell wieder verflog, aber sofort mit voller Wucht zurückschlug. Dieser Umstand förderte die Übelkeit in ihm und erzeugte starke Kopfschmerzen. Er war nicht mehr in der Lage zu sehen und versuchte mit einem kurzen Schließen der Augen, diese wieder unter Kontrolle zu bringen. Er verlor die Orientierung und spürte, wie erneut eine Flüssigkeit seine Speiseröhre hinaufschoss, was auch zur Folge hatte, dass er mehr Speichel produzierte, der die Übelkeit weiter förderte. Der Druck wurde mittlerweile unerträglich und seine Lunge drohte zu zerreißen. Seine Muskulatur verkrampfte sich härter und er drehte sich unkontrolliert im Wasser. Dieses Mal stieg in ihm eine neue Panik auf. Eine Panik um sein Leben, die nicht durch seinen Verstand, sondern durch seinen Körper beeinflusst war. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass er zu sterben drohte. Leicht öffnete er die Augen und starrte gerade aus. Vor ihm befand sich eine schimmernde Wand, über die das Rot einbrach. Er trieb auf dem Rücken und schloss einen Arm kraftlos um den Blonden, während er den anderen ausstreckte und sich mit Bewegungen der Beine und des Armes nach vorne schob, Richtung Oberfläche. Eigentlich würde er sich nach oben bewegen, wenn er sich nicht schon parallel zur Wand befand. Als er einen gigantischen Schatten wahrnahm, der in einem rasanten Tempo auf sie zuschoss, drehte er sich geistesgegenwärtig zur Seite und wich einem weiteren Wandstück aus, das von der Größe in einer ganz anderen Dimension zu den vorherigen stand. Die enorme Druckwelle schleuderte sie eher leichtfertig durch das Wasser und zu Zoros Glück auf die Oberfläche zu. Mit dem Kopf durchbrach er die Hülle und atmete gierig die Luft ein, nach der seine Lunge dermaßen verlangte. Seine Organe drohten zu zerspringen und die plötzliche Luftzufuhr brannte unangenehm in der Speiseröhre und sein Kehlkopf schmerzte stark. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen und sein Herz raste immer noch, so dass er es in seinen Ohren schlagen hören konnte. Keuchend drehte er den Kopf und drückte den Blonden an sich, dessen Mund und Nase er kraftlos versuchte über Wasser zu halten. Er presste den Körper fester an seinen und schaute nach oben. Immer wieder kamen schwere Brocken aus Beton auf den Erdboden zugerast. Sie schlossen nahtlos aneinander an und große, graue Rauchwolken füllten das Firmament mit einem bedrohlichen Teppich aus Asche, Dreck und Schutz. Die lodernden Flammen spien in die Höhe und die Walze hatte sich in einem rasanten Tempo nach unten gefressen. Ihm entglitten die Gesichtszüge, als er nach oben sah und erkannte, dass sich ein weiteres Wandstück auf sie zuraste. Schnell zog er sich mit hektischen Schwimmbewegungen auf den Beckenrand zu und sehnte das Erreichen herbei. Wieder bekam er Herzrasen und Anfälle von Übelkeit. Obwohl er bereits kraftlos und angeschlagen war, erwachte in ihm das erneute Verlangen zu überleben und er sammelte seine letzten Kräfte, um sie zu bündeln. Mit Tränen in den Augen verlagerte er seine Reserven in die Beine und strampelte wild, während er mit der freien Hand eher auf das Wasser einschlug als sich fortzubewegen und trotzdem kam er dem Beckenrand näher. Zumindest hoffte er dies, er konnte sich aber auch irren und saß einem Trugbild auf. Das sichere Ufer nährte sich und er dümpelte ungeschickt darauf zu. Das aufgewühlte Wasser schlug aufgrund der hineinstürzenden Betonbrocken recht hohe Wellen, die ihm ins Gesicht schlugen, ihn jedoch zum Beckenrand trugen. Er hätte bei weitem nicht mehr genügend Kraft gesammelt, um das selbst zu schaffen. Die Flüssigkeit, die ihn in einer sanften Umarmung gefangen hielt, zerrte nach seinen Reserven und nährte sich von diesen. In ihm sprudelte ein Quelle der Freude und floss in all seine Muskeln und Nerven, nachdem er die Hand auf die Fließen außerhalb des Beckens legte. Ihm war, als könne er das Leben in seinen vollen Zügen riechen, schmecken und fühlen. Auf die Gefahr hin, dass seine Eingeweide zerreißen würden, stemmte er sich am Rand empor, durch brach mit seinem Oberkörper das Wasser und schleuderte kleine Wasserperlen in die Höhe, die sich im letzten Sonnenlicht drehten. Sie waren rot gefärbt, von der stillen Dämmerung und dem wütenden Feuer. Hinter ihm krachte das künstliche Gestein nieder und schlug eine Welle in die Höhe, die Unmengen von Wasser aus dem Becken spülte. Erschöpft stellte er sich auf den Boden, zog den Coroner hoch und nahm ihn in den Arm. Der leblose Körper hing schlaff in seinen Armen und die Haut war blass und kränklich. Gebannt starrte er auf den Turm, als im selben Moment eine weitere Bombe detonierte, die sich ungefähr zwanzig Stockwerke tiefer befand. McKenna hatte gesagt, dass sich alle vier Stockwerke eine Bombe befand und diese nach einer halben Minute explodierten. Sollte das etwas bedeuten, dass er fast drei Minuten im Wasser getrieben hatte? Die Stärke der Explosion riss weitere Teile des Fundamentes ein und wirbelte sich in der Luft. Panisch warf sich Zoro den Blonden über die Schulter und rannte blind über das Gras, das eine kleine Grünanlage symbolisierte, Richtung Sicherheit. Mit einer gewaltigen Kraft fegte eine Walze über ihn hinweg. Die Macht der Detonation war unglaublich und Zoro mochte sich nicht vorstellen, dass jede eine derartige Stärke besaß. Er musste da weg. Das stabile, sichere Gebäude brach einfach in sich zusammen als wäre es ein Kartenhaus und würde die gesamte Gegend unter sich und einer dicken Staubschicht begraben. Ohne sich umzudrehen rannte er in eine Seitenstraße, die sich zwischen den Häuserblocks auftat. Vorbei an den graffitibeschmierten und plakatierten Wänden, dem achtlos entsorgten Dreck, den Domizilen der Ratten und anderer Schädlingen, auf eine Hauptstraße zu. Seine Beine fühlten sich schwer und leblos an. Sie erinnerten wenig an seine Körperteile, sondern eher an behindernde, wackelnde Stelzen aus Gummi. Dass er noch laufen konnte, war ihm unbegreiflich, vor allem, weil sie sich seit Minuten so anfühlten. Er vernahm einen weiteren Knall. Sein Hals schmerzte und seine Augen füllten sich mit Tränen. Die Angst nagte nicht mehr an ihm, sie verschlang ihn komplett. In seinen Ohren vibrierte das Donnern, aber er wollte sich nicht umdrehen. Er konnte sich nicht umdrehen. Schmerzhaft biss er sich auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzuhalten, die sein Gesicht bereits eroberten. Er rannte nur geradeaus und erkannte in einiger Entfernung eine Straße. Glücklich formte er ein verbissenes Lächeln und krallte seine Hände in die Beine den Blonden, der über seiner Schulter hing. Ein weiterer Donnerschlag. Schwer keuchend sprang er auf die Straße und blieb einen Sekundenbruchteil versteinert stehen. Er lechzte nach Luft und Wasser, seine Augen brannten und sein Mund war ausgetrocknet. Innerhalb weniger Momente registrierte er seine Umgebung. Auf dem Asphalt standen Autos, die eine Vollbremsung getätigt hatten, Menschen hatten sich versammelt und stierten auf den brennenden und zerfetzten Turm. Einige betrachteten auch ihn mit einem schockierten und sorgenvollen Blick. Sie stießen Laute des Entsetzens aus und wenige kamen auf ihn zu. Seine Sicht verschwamm stark und er hörte alles nur noch sehr undeutlich und hallend. Schemenhaft kam jemand auf ihn zugerannt und blieb vor ihm stehen. „Was ist mit Ihnen?“ Er sackte ein und fixierte den Boden, der überraschend näher kam. Benebelt nahm er wahr, dass sich mehrere Menschen um ihn versammelten und ihm etwas zuriefen, aber es klang alles so fern und nicht an ihn adressiert, dass er es nicht mehr registrierte. „Geht es Ihnen gut?“ Erschöpft sank er auf die Knie und verdrehte die Augen. Vor ihm wurde alles dunkler, ehe es von absoluter Finsternis verschluckt wurde. Das Geschrei um ihn herum wurde dumpfer und die Echos bildeten einen seltsamen Gesang. Vereinzelt nahm er noch einzelne ihm bekannte Laute zur Kenntnis, konnte aber nicht viel mit ihnen in Verbindung bringen. Seine Wange berührte etwas Kaltes und eine unsagbare Müdigkeit schoss durch seine Gliedmaßen, die die Übelkeit noch weiter verstärkte. Ein letzter Knall, ein letzter Schrei und seine Augen fielen zu. Vor ihm erstreckte sich nur Dunkelheit, die nach ihm rief... Ende The Time-Bombed Skyscraper – Ten Seconds Nachwort Punkt 1: 145... Hundertfünfundvierzig Favos. Dass der Pegel von Kapitel zu Kapitel um zwanzig ansteigt, war für mich schon normal, aber das hier ist ein plus von mehr als vierzig Leuten! Ihr könnt mir nicht echt erzählen, dass die FF so gut ist... Ich fall' fast vom Glauben ab. Fehlt nur noch, dass die YUAL wird und ich geb' mir die Kugel. Dabei hat das hier als einfaches Projekt angefangen, weil ich in dieses Pairing dermaßen vernarrt war (und noch immer bin) und meine erste FF gehasst habe (Ist nicht mehr on). Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich überhaupt vierzig Favos bekomme und nun... O, mein Gott. Dabei gibt es hier keinen Sex, nicht mal einen Kuss und ist zudem noch ein AU. Zudem entspricht der gute, sympathische Sanji ja nicht dem gewohnten Bild. Eigentlich doch denkbar schlechte Voraussetzungen, oder? Fazit: Ich liebe Euch! Punkt 2: Die Länge. Japp, lang, aber für einen Dreiteiler war es mir zu schade. :D Punkt 3: Bevor es jemand recherchiert: Neben dem U.S. Bank Tower befindet sich kein Pool, das ist pure Fiktion und dient nur zur Steigerung der Dramatik. Weiternoch gibt es auch diesen Bombentyp nicht. Punkt 4: Wettbewerb. Bevor die letzten beiden Kapitel online kommen - es sind nicht die nächsten -, werde ich – wenn die Anfrage ausreicht – einen Wettbewerb veranstalten, bei dem Eure Kreativität gefragt ist. Ihr könnt Euch ein Ende überlegen, das an die Geschehnisse des vorherigen Kapitels anknüpft. (Damit ist nicht dieses gemeint!) Spezielle Vorgaben bezüglich der Handlung gibt es nicht, nur sollte sie nicht komplett aus dem Rahmen fallen, indem dort plötzlich Außerirdische auftauchen und Sanji entführen oder Zoro ein Vampir wird. Das wäre nicht nur unangebracht, sondern würde sogar mit Minuspunkten geahndet werden. Außer, es handelt sich um eine Parodie. Aber glaubt mir, hier wäre ich anspruchsvoller und deutlich kritischer, da ihr ein ernstes Thema, wie dieses aufnehmen und verarbeiten müsst. Trotzdem den Inhalt nicht nur auf eine lustige und amüsante, sondern auch auf eine aussagekräftige und ernste Weise verfertigen. Wählt daher keine Parodie. Die nächsten Punkte kennt ihr sicher aus dem FF-ABC: Handlung: Der wichtigste aller Punkte ist die Handlung. Egal, ob es in den Romantik-, Action- oder Dramabereich fällt. Passt die Handlung dem Genre an! Zeit: Richtet euch bitte nach meinem Canon und lasst die Story nicht plötzlich im Mittelalter, in der Antike oder gar im OP-Universum spielen. Rechtschreibung und Grammatik: Ich bin auch nur ein Mensch und mache Fehler, aber es sollte sich im Rahmen halten. Es ist nicht schön, wenn in jedem Satz zwei Fehler stecken. Richtig ausführlich würde ich es beschreiben, wenn der Wettbewerb zustande käme. Nachwort Ende Danke für's Lesen Kapitel 10: Hot Shot -------------------- Hot Shot „So“, sagte die junge Krankenschwester, die ihn lächelnd ansah. Ihre blonden Haare fielen ihr über die Schultern und ins Gesicht. Die klaren, grünen Augen strahlten ihm entgegen und glänzten im Licht. Sie hatte schöne, volle Lippen, die mit dezenten Lippenstift überzogen waren. Sie schien gerade einmal Mitte zwanzig zu sein. Zoro legte den Kopf schief und betrachtete die Frau. Sie war hübsch und hatte einen gute Figur mit attraktiven Kurven. Sie lächelte freundlich und anzüglich, als sie ihm ein weiteres Pflaster über den Verband klebte, der seine Hand in medizinisches Weiß tauchte, das diese stützte. Der sterile und medikamentöse Geruch stieg ihm in die Nase, die er kurz darauf rümpfte. 'Widerlich...' In seinem Kopf entfachte ein Kampf zwischen Übelkeit und Nüchternheit. Dies war allerdings weniger ein Produkt des Ambientes, sondern seines derzeitigen Zustandes. Seit er vor einer Stunde in einem Krankenbett aufgewacht war musste er sich beherrschen, um nicht zu kollabieren. Seine Hände, Arme und der Kopf waren bandagiert, was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass er ebenfalls Morphin intravenös verabreicht bekam. Zu Beginn hatte er das Gefühl, als wäre sein Körper etwas fremdes, eigenständiges. „Fertig“, verkündete die hübsche Schwester und zwinkerte ihm zu. „Alles verbunden. Aber Sie sollten sich schonen, wegen der Gehirnerschütterung.“ Nickend nahm er diese Tatsache zur Kenntnis und betrachtete seine Hand. Unter den Fingernägeln hatte sich ein rostroter Bogen gebildet und die Haut an den Nägeln war verletzt und das Blut war geronnen und krustig. „Danke.“ „Nichts zu danken“, sagte die Frau und erhob sich lächelnd von ihrem Stuhl. Sie strich sich einige blonde Strähnen aus dem Gesicht. „Das ist mein Job und Ihrer?“ Er bemerkte diesen offensichtlichen Versuch auf eine Konversation und belächelte diesen schmal. „Staatsanwalt.“ „Ich hätte jetzt eher gedacht, Sie wären ein Polizist“, kicherte sie und sah ihn freundlich an. Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl und spitzte lächelnd die Lippen. Schweigend legte sie ihre Hand auf seine und errötete ein wenig. Ihre Wangen nahmen einen dezenten Rotton an und passten sich ihrer Optik an. In ihren Augen flackerten Anzeichen von Unsicherheit auf. „Sie haben ja ein spannendes Leben.“ „So spannend ist es jetzt auch nicht“, murmelte er und blickte auf ihre Hand, die sanft über seine strich. „Eben sehr viele Büroarbeiten.“ Ihm war es ein wenig unangenehm, so offensichtlich ein Objekt der Begierde zu sein, obwohl es ihm im Regelfall durchaus gefallen hätte. Er konnte sich nicht erklären, warum er diesen Flirtversuch nicht erwidern wollte. In diesem Moment hatte er das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen und jemanden zu betrügen. „Sieht aber nicht so aus, als wären es nur 'Büroarbeiten'.“ Die Schwester rutschte auf ihrem Stuhl herum und beugte sich vor. Ihr Gesicht kam seinem näher und sie lächelte ihn lasziv an. Ihre geschwungenen Lippen nahem die Form eines angenehmen Lächelns an und die weißen Zähne präsentierten sich im Licht. Seufzend zog er die Hand weg und drehte den Kopf zur Seite. „Ich bin verheiratet.“ „Oh“, gab sie enttäuscht zurück, ehe sie schnell aufsprang und beschämt auf die Tür zuging. „Ich habe wohl etwas falsch verstanden.“ Sie legte die Hand auf die Türklinke, wartete jedoch einen Augenblick. „Entschuldigung.“ Nach den letzten Worten verließ sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Mit ihr verschwand der Duft des Parfüms und der medikamentöse Geruch nahm seinen Platz ein. Seufzend sah er an sich hinab. Er trug ein weinrotes Shirt mit der Aufschrift 'Sugar Dude', dass er seit seinem Erwachen trug. Es war ihm ein wenig zu groß, aber er ignorierte diese Tatsache, soweit es ihm möglich war, da er glaubte, dass es seinem Sohn gehörte, der für gewöhnlich Shirts in Übergröße trug. Besonders fasziniert war er jedoch von seiner schwarzen Jeans, die noch feucht war, aber da er keine zum Wechseln parat hatte, entschied er sich, sie weiter anzubehalten. Als er zu dem kleinen Stuhl an der gegenüberliegenden Wand blickte, erkannte er, dass seine weißen Socken auf diesem lagen und nun war ihm auch bewusst, warum ihm derartig kalt um die Füße war. Sie waren nackt und generell fühlte er sich unterkühlt. Knackend rollte er den Kopf im Nacken und klopfte sich auf die Schultern, die komplett versteift waren. Beinahe genießerisch sog er die Luft durch die Nase ein und frönte dem Schmerz, der durch seine Nerven schoss und sich in seinem Leib ausbreitete. Stöhnend schwang er die Beine aus dem Bett und trat mit den Füßen auf den kalten Boden, dessen Kälte er fast nicht wahrnahm, aber sie kämpfte sich zu seinem Gehirn vor und entfesselte ein kurzes Zittern. Suchend sah er sich nach seinen Schuhen um, die jedoch nicht aufzufinden waren, allerdings waren Jermaines Sportschuhe deutlich freudiger, sich zu zeigen. Zögernd legte er die Stirn in Falten und verzog das Gesicht. „Da hilft wohl alles nichts“, seufzte er und marschierte auf die Schuhe von Jermaine zu, um diese anzuziehen. Er nahm sie in die Hand und betrachtete sie. Der gelbe Stoff war mit Schmutz bedeckt und auf den weißen Spitzen waren schwarze Streifen zu erkennen. Die Sneaker wirkten schäbig und zerstört und er trauerte innerlich dem Geld hinterher, das für diese demolierte Ware ausgegeben wurde. Zwar wusste er, dass die Schuhe einst gepflegt waren, aber er dachte auch an sein Geld, das jetzt keinen wahren Gegenwert mehr hatte. „Mein armes, hart verdientes Geld. Dahin.“ Missmutig trottete er zu seinem Bett zurück, um sich auf diesem fallen zu lassen. Er schlug die Beine übereinander und zog über den ersten Fuß den Schuh. Zu seinem Glück entsprach Jermaines Schuhgröße ebenfalls seiner. Murrend zog er die Schnürsenkel fest und verknotete sie, ehe er dies mit dem anderen machte. „Wird schon reichen“, murmelte er und erhob sich. Innerlich betete er, dass er keinem Spiegel begegnen würde, der ihm zeigte, wie lächerlich er in diesem Kleidern aussah. Es war ein absoluter Stilbruch und seinem Alter und Beruf nicht angemessen. In ihm machte sich Scham breit und er spürte, wie sein Kopf heiß wurde. „Peinlich...!“ Unsicher legte er die Hand auf die Türklinke und öffnete die Tür einen Spalt, worauf diese mit einem hellen Quietschen antwortete. Von dem Geräusch alarmiert blickte er achtsam durch den Spalt in den Gang und lauschte. Allerdings schien sich dort niemand aufzuhalten, da er keine Stimmen und Laute von Schritten oder der gleichen hören konnte. Er hatte keine großen Ambition den Rest des Tages in dem kleinen Krankenzimmer zu verbringen, wie es eigentlich angeordnet war, sondern wollte in Erfahrung bringen, wie es um das Befinden seiner Kinder stand. Da er noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, mit jemandem zu sprechen, abgesehen von der Schwester, wusste er nicht, ob die anderen unversehrt oder gar noch am Leben waren. Es behagte ihm nicht, nicht zu wissen, wie der gegenwärtige Gesundheitszustand war. Das Schlimmste jedoch war diese Ungewissheit. Sie war zermürbend und reizte seine Nerven vollkommen aus. Dem Drang wissen zu wollen, wo sich seine Kinder in diesem Moment befanden, konnte er nichts entgegensetzen und versuchen ihn daran hindern, ihn mit seiner Brutalität und Kraft zu übermannen. Ansonsten war ihm alles gleichgültig. Seine Hände wurden feucht und seine Atmung wurde schneller, bis sie sich einem rasselnden Klang annäherte und er bemerkte, wie unsichtbare Fäden seine Kehle zuschnürten. In ihm stieg die Panik auf und hielt ihn fest umklammert. Sie zwang ihn mit ihrer gewaltigen Macht in die Knie und somit in eine tiefe, respektvolle Verbeugung. Dieses Gefühl verachtend riss er die Tür komplett auf und trat auf den breiten Gang. Auf ihm standen zwei große Betten, die an der Wand gelehnt waren, und einige Ständer für Infusionsflaschen. Die Wände und die Decke erstrahlten in einem hellen Weiß, während der Boden mit dunklen Platten ausgelegt war. An der Decke hingen große, längliche Lampen, die mit einem cremefarbenden Schutzblech überzogen waren. Die dunklen Türen zu den Zimmern erstreckten sich in regelmäßigen Abständen. Neben ihnen prangten kleine Schilder mit diversen Nummern darauf. Der Gang endete zur einen Seite in einer Kreuzung und die andere mit eine großen Fenster, vor dem die morgendliche Sonne stand und somit reichlich Licht bot. Generell war der Flur nicht groß und bot höchstens sechs Zimmern Platz. An einer Tür klebte ein Plakat, auf dem er eine blonde Frau erkennen konnte, deren weißes Kleid in die Höhe wirbelte. Ihm kam das Foto bekannt vor, aber er wusste nicht mehr woher. Habe ich mich doch verletzt? Dass er die Frau kannte, aber nicht einordnen vermochte, ließ ihn überrascht die Stirn runzeln. Kopfschüttelnd inhalierte er die Luft, um seine Nerven zu beruhigen, jedoch lenkte der medikamentöse Geruch die gewünschte Aufmerksamkeit nicht auf sich. Enttäuscht von dem Ausbleiben der Wirkung entschloss er sich, nach einer Informationsstelle zu suchen, war aber wachsam, um nicht der Schwester über den Weg zu laufen. Jetzt konnte er niemanden gebrauchen, der ihn aufhielt. Schnell warf er noch einen Blick auf seine Zimmernummer und nickte, als er diese in Erfahrung gebracht hatte. Er schritt auf die Kreuzung zu und betrachtete die Bilder an der Wand. Auf einem wurde eine kleine Gruppe von Ärzten gezeigt, die mit weißen Kitteln bekleidet vor einem beigen Gebäudekomplex mit einer kleinen Grünanlage standen. Auf einem großen, steinernen vor dem Gebäude stand in großen Lettern: White Memorial Medical Center. „Aha“, kommentierte er lediglich und wandte sich von dem Bild ab. „Immerhin ein gutes Krankenhaus.“ Das Positive war es, dass das Hospital in der Nähe des U.S. Banktower lag und es eigentlich auch wahrscheinlich war, dass er hier eingeliefert worden war. Die Schwester hatte ihm gesagt, dass er und McKenna mit einem Rettungswagen in das Krankenhaus gebracht worden waren. Ein Passant hatte mit seinem Mobiltelefon Hilfe beordert, die auch schnell eintraf, aber das Hauptaugenmerk der Rettungsassistenten lag eher auf der Lebensrettung McKennas, dessen Zustand laut der Schwester sehr kritisch war. Eigentlich war es eine Überraschung, dass der Blonde noch gelebt hatte. Wie es allerdings jetzt um ihn stand, war ihm nicht bewusst. Einige Details fanden langsam ihren Weg zurück in sein Bewusstsein. Er entsann sich an die Ereignisse und sein Puls wurde ruhiger. Kräftig biss er die Zähne aufeinander und atmete laut durch die Nase. Seine Finger wurden kalt und begannen zu zittern, als ihm weitere Bilder durch den Kopf schossen. „Scheiße...“ Das Zittern breite sich zu einem Schütteln aus und er zwang sich, sich an seine derzeitige Lage zu erinnern und sich zu beruhigen. Eilig bewegte er sich voran und schritt auf die Glastür am Ende das Ganges zu. Auf einem kleinen Plastikschild, das mit Haltern aus eben diesem Material an der Wand angebracht war, konnte er ablesen, in welchen Trakt und welcher Etage er sich befand. EG – A1. Ein wenig überrascht kratzte er sich am Kopf und sah an sich hinunter. „Hoffentlich muss ich nicht durch die Empfangshalle...“ Die möglichen Aussichten auf diese Peinlichkeit verschob er in die hinterste Ecke seines Gehirns und betrachtete die Gabelung, die sich vor ihm erstreckte, nachdem er durch die Tür gegangen war. Die Wege erstreckten sich rechts und links von ihm und er versuchte durch Hören zu erfahren, in welcher dieser beiden Richtungen der Empfang lag, um diesen meiden zu können. Während der linke Gang einen Knick machte und aus dieser Richtung verdächtig laute Geräusche an sein Ohr drangen, ging er davon aus, dass sich dort der Eingang befand und wandte sich dem anderen Gang zu. Dieser besaß ebenfalls eine Biegung, allerdings herrschte dort scheinbare Stille und somit beschloss er, diesen Weg einzuschlagen. Er ließ schließlich die Glastür hinter sich zufallen, die er bis dahin noch einen Spalt geöffnet hatte, um im Falle einer Visite zurück in sein Zimmer flüchten zu können. Jedoch glaube er, dass dieser Gedanke jetzt auch nicht mehr von Bedeutung war und er sich ohne große Überlegungen umsehen konnte, ohne zu riskieren, von der energischen Oberschwester auf sein Zimmer geschickt zu werden. Zwar kannte er die Oberschwester nicht, aber es war eben ein Klischee, dem er ein wenig Glauben schenkte. Plötzlich erfüllten Geräusche den linken Gang und er erkannte Schatten an der Wand, die auf ihn zukamen. Die Schritte hallten an den Wänden wider und das Kichern der Personen identifizierte er als das zweier Frauen. Er glaubte, dass es sich bei den Personen um Schwestern handelten. Schnell wandte er sich zu dem rechten Weg um und bog eilig um die Ecke, bis er kurz darauf stoppte. Erschöpft lehnte er sich an die Wand und atmete tief durch. Zwar war er gerade einmal knapp zehn Meter gelaufen, aber er fühlte sich schlecht. Sein Schädel pochte und sein Mund pulsierte. Der Speichelfluss nahm zu und sein Magen begann wieder zu rebellieren. Die Schmerzen seines Kopfes gaben ihm jedoch den meisten Anlass zur Sorge. Der Arzt hatte ihm zwar gesagt, dass er an einer schweren Gehirnerschütterung litte, aber dass sie wirklich dermaßen große Auswirkungen hatte, hatte er nicht zu denken gewagt und er wusste jetzt, warum ihm eigentlich strengste Bettruhe verordnet worden war und er bereute, dass er aufgestanden war. „Scheiße, ist mir schlecht...“ Seine Beine wurden wieder schwer und seine Atmung flach und rasend. Es fühlte sich an, als würde er sich jeden Augenblick übergeben, aber er wusste, dass dies nicht der Fall war, dennoch schmerzte dieser Reiz und er war unangenehm. Dies mit dem Zusammenspiel der Cephalgie förderten die Produktion der Reize, die bei starken Schmerzen unweigerlich folgten. In seinen Augen sammelten sich Tränen an und der Speichel schmeckte metallisch, beinahe wie Blut. Angeekelt schüttelte er diesen Gedanken von sich ab und glaubte, dass dieser daher rührte, dass er Stunden zuvor Blut geschluckt hatte und dies nun mit Schmerzen verband. Inständig hoffte er, dass dies nicht zum Normalzustand würde. Das Lachen der Frauen wurde von einem stählernen Aufschlagen erstickt, sie waren anscheinend durch die Tür gegangen, durch die Zoro zuvor gekommen war. Er atmete noch einmal tief durch, ehe er sich von der Wand abstieß und weiter den Gang hinab schritt. An diesen Wänden hingen keine Bilder, allerdings fluteten große, gekippte Fenster diesen Abschnitt mit warmen Licht und frischer Luft, die einen maßgeblichen Anteil dazu beisteuerten, dass seine Übelkeit abflaute. Tief durchatmend torkelte er etwas unbeholfen weiter, dieses Mal allerdings ohne eine Zwangspause einlegen zu müssen. Einige Meter vor sich erkannte er, dass der Flur eine Biegung besaß und er hoffte, dass er sich dort auf einen Stuhl oder dergleichen niederlassen konnte, da es ihm gesundheitlich stetig schlechter ging, aber sich innerlich weigerte, zurück auf sein Zimmer zu gehen, um sich ins Bett zu legen und sich auszuruhen. Alles in ihm sträubte sich, die Eigenständigkeit aufzugeben. Da bevorzugte er es lieber, hilflos durch die verschiedensten Gänge zu stolpern als Hilfe oder gar Befehle entgegen zu nehmen. Schwer keuchend zog er seine Beine weiter voran und lechzte nach Wasser und einer Tablette gegen Kopfschmerzen. Als er um die Ecke bog, stand sein Herz einen kurzen Moment still und er riss die Augen weit auf. Er befand sich an einem Eingang zu einem größeren Saal, der einem Wartezimmer glich, an dessen Wänden einige abstrakte Gemälde hingen und das mit bunten Blumen in weißen Vasen, die auf kleinen Tischen standen, dekoriert war. Zu dem Raum führten drei verschiedene Gänge und als er sich umsah, bemerkte er, dass von der Decke ein großes Schild mit der Innenschrift 'Operationstrakt. Er atmete tief durch und glaubte plötzlich, dass er den Kreislauf zwischen Leben und Tod spüren konnte, allerdings auf einer anderen Weise, wie er es bis dahin je gefühlt hatte. Hier kämpften die Menschen um das Überleben anderer, manchmal entschieden sie auch darüber, während er selbst auf diese Dinge keinen Einfluss mehr hatte, sondern über das Schicksal derer entschied, die sich anmaßten, eben über dies anderer zu urteilen. In der Mitte waren mehrere Reihen aus Stühlen angebracht, auf denen ihm bekannte Personen saßen. Der entsetzte Gesichtsausdruck wich einer erleichterten und glücklichen Miene. Sein Herz begann wieder zu schlagen und er musste sich zurückhalten, um sich nicht der Freude ganz hinzugeben und diese nach außen zu tragen. Er hatte zu lange darauf hingearbeitet, seine Gefühl zu verbergen und er würde seinen Ruf nicht durch solch eine Kleinigkeit vernichten. Lediglich lächelnd ging er auf die Leute zu, die angestrengt diskutierten und musterte speziell seine Kinder, die neben Nami Platz genommen hatten und mit ihr sprachen. Unter ihnen befanden sich auch McKennas Geschwister, aber wie zu erwarten nicht er selbst. Mit einem Mal stoppte die Konversation und die rothaarige Frau blickte zu ihm herüber. „Zoro“, rief Nami glücklich aus und erhob sich von ihrem Stuhl, bevor sie mit ausgebreiteten Armen auf ihn zugelaufen kam. Das große, weiße Shirt, das sie trug, warf einige Falten, die sich während des Gehens verwarfen und die weiße Hose, die ihr ebenfalls einige Nummern zu groß war, ließ sie dünner erscheinen als sie war. Sie wirkte schmal und zerbrechlich, beinahe so, als wäre sie selbst zusammengeschrumpft, während ihre gewöhnlichen Kleider ihre Größe beibehalten hatten. Er konnte erkennen, dass die Hose nur Dank eines Gürtels an ihrer Hüfte haftete. Dazu trug sie noch die Schuhe, die sie bereits im Hochhaus getragen hatte. „Du bist ja...“ Sie stockte und ihr Lächeln wich einem schmalen Strich, als sie den Verband an seinem Kopf bemerkte und leicht über ihn strich. „Was hast du denn?“ „Eine Gehirnerschütterung“, antwortete er knapp und griff nach ihrem Handgelenk um dieses nach unten zu ziehen. „Lass bitte die Hände davon, ja?“ „Klar“, antwortete sie knapp und nickte verständnisvoll. „Schmerzt wohl noch, was?“ Er blickte sie lediglich scharf an, um ihr zu signalisieren, dass ihre Frage nicht gerade vor Intelligenz strotzte und sie sich die Antwort schon denken konnte. Zwar hatte äußerlich keine großen Scherzen, aber in seinem Schädel donnerte es regelrecht und sein Gehirn stand unter einem außerordentlichen Druck, der sich auf seine Augen ausweitete, die brannten und als Reaktion darauf begannen zu tränen. „Sicher“, presste er angestrengt hervor und entschied sich zu einer Gegenfrage. „Und wie geht es dir?“ „Wir sind alle in Ordnung“, antwortete sie lächelnd und Zoro überprüfte ihre Aussage, indem er seinen Kindern einen kurzen Blick zuwarf. Sie registrierten diesen und bestätigten Namis Angabe mit einem Nicken oder mit einem eindeutigen mit der Hand. Beruhigt wandte er sich wieder seiner Mitarbeiterin zu und legte seine Hand sanft auf ihre Schulter. „Ach so, das sind übrigens Jermaines Klamotten, die du da trägst. Er hat extra welche für uns geholt...“ Jetzt verstand er auch, warum auch sie Kleidung trug, die ihr zu groß war. Im Vergleich zu seiner, jedoch viel zu groß. Mit einem gemäßigten Druck presste er seine Hand auf ihre Schulter und seufzte. „Ich bin froh, dass nichts weiter geschehen ist.“ „'Nichts weiter' ist gut“, prustete sie kurz auflachend hervor, ehe sich ihr Gesicht verzerrte und sich innerhalb weniger Sekunden Tränen in ihren Augen sammelten. Jetzt erst bemerkte er, dass sie nicht zum ersten Mal an diesem Tag weinen musste, sondern die Trauer nur überspielt hatte „Sanji...“ Entsetzt entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge und er packte sie auch mit der anderen Hand, um sie dazu zu zwingen, ihn anzusehen. Sein Herz raste beinahe und das Blut rauschte in seinen Ohren und der Puls hallte in deinem Schädel wider. Seine Hände begannen zu schwitzen und verkrampften sich in den Ärmeln ihres Shirts. „Was ist mit McKenna?“ „Sie operieren ihn schon knapp neun Stunden in einer Notoperation.“ Ihr Schluchzen erfüllte den Warteraum und sie wischte sich die Tränen von der Wange, die kurvige Linien auf ihrer Haut hinterließen und an ihrem Kinn zusammenliefen. „Sie wissen immer noch nicht, ob er durch kommt.“ Zoro schluckte schwer und er sah sich suchend nach einer Uhr um, die er an einer der Wände ausmachte und starrte sie an. Das Ticken wurde lauter und brannte sich mit jeder Sekunde stärker in sein Bewusstsein ein. Geschockt las er die Uhrzeit ab. Fünf nach Sieben. Dies bedeutete, dass der Eingriff kurz nach ihrer Einlieferung, die er auf zweiundzwanzig Uhr des vorigen Tages vermutete, begonnen hatte und noch immer andauerte. „Weißt du Genaueres?“ Sie sah ihn einen Moment an und schüttelte dann den Kopf. „Es kamen zwar mal Chirurgen und Assistenten hier vorbei und wurden auch scheinbar durch neue ersetzt, aber mit uns redet keiner.“ Zoro nickte und nahm dies zur Kenntnis. Sicherlich würden die Ärzte sie erst informieren, wenn die Operation beendet war, ganz gleich, welches Ende sie nehmen würde. Jedoch betete er innerlich, dass McKenna diesen Eingriff überlebte, aber dass die Prozedur bereits dermaßen viel Zeit in Anspruch genommen hatte, sprach wohl für die Komplexität und Schwere der Verletzungen. Plötzlich nahm er eine Bewegung Namis wahr, die an ihm vorbei in einen der Gänge starrte. Ihre Augen waren aufgerissen und ihre Lippen zusammengepresst. Ihre Haut war bleicher und ihre Finger zitterten leicht. Langsam wandte er den Kopf nach hinten um und erkannte einen seiner Mitarbeiter. „Luffy“, wisperte die Frau und löste sich von ihrem Vorgesetzten, indem sie einen Schritt zurückwich. Ihre Wangen nahmen einen leicht purpurnen Farbton an und ein glücklicher und sehnlicher Ausdruck dominierte ihre Augen. Schmal lächelnd blickte der Staatsanwalt zwischen den beiden hin und her und fühlte sich fehl am Platz. Ihm gefiel es nicht sonderlich, einem solchen herzzerreißenden Wiedersehen im Wege zu stehen. Als er sich gerade zu den Stühlen bewegen wollte, bemerkte er, dass Luffy sich ebenfalls in Bewegung setzte, allerdings mit weniger Elan als Zoro eigentlich vermutet hatte. „Hey“, murmelte der Sergeant leise und langsam. Er trat mit hängenden Schultern auf sie zu und hatte sein Augenmahl gen Boden gerichtet. „Hey?“, knurrte Nami und trat neben Zoro, während sie die Arme verschränkte und eine Augenbraue in die Höhe zog. In ihrem Gesicht stand der Ärger, der gepaart mit Enttäuschung eine bedrohliche Mischung ergab. Wahrscheinlich die Enttäuschung darüber, dass ihr Freund ihre Lage verkannte und sie nicht tröstete. Ihr nicht sagte, wie froh er war, dass sie lebte. Ihr einfach vermittelte, dass sie das Wichtigste für ihn war. Ihre Augen glänzten und ihre Unterlippe bebte. „Wir wären fast gestorben. Verstehst du das?“ Luffy schwieg einen Moment und sah ihr mitleidig entgegen, ehe er den Blick senkte und der panische Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand, bevor sich seine Augen mit Tränen füllten. „Es tut mir leid...“ Seine Stimme versagte, ehe er auf sie zu schritt und die Arme um sie legte. Mit einem schmalen Lächeln berührte er mit seinen Lippen ihre Stirn und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Plötzlich begann sie zu schluchzen und krallte sich mit ihren Fingern in seinem Shirt fest. Zoro verdrehte die Augen und wandte sich von dem Geschehen ab, bevor er auf einen freien Stuhl neben seinem Sohn zu steuerte und sich auf diesen fallen ließ. Nachdenklich besah er sich Jermaines Profil und erkannte die Traurigkeit und Wehmut die in ihm lag. Die Trauer war geradezu spürbar und es war, als würde sie den gesamten Flur ausfüllen. Sie Atmosphäre war träge und stand bedrückend. Nichts wagte sich zu rühren oder die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zoro lehnte sich gegen die Lehne und legte den Kopf in den Nacken. Gedankenverloren blickte er an die Decke und blendete die Geschehnisse um sich herum aus. Gezielt sah er an den Halogenlampen vorbei und fixierte die verputzte Decke, die in einem hellen und klinischen Weiß erleuchtete. Er erkannte, dass der Putz nicht gleichmäßig verteilt war, sondern dass sich einige kleine Spitzen gebildet hatten, die nun wie kleine, steinerne Regentropfen an der Decke hingen. „Zoro!“, meldete sich Luffy hektisch zu Wort. „Wir haben ein gewaltiges Problem!“ Von dem Klang der Stimme leicht irritiert, hob Zoro die Augenbraue. Die Panik schlug ihm regelrecht entgegen und der Gesichtsausdruck machte deutlich, wie wichtig und schockierend die Nachrichten sein mussten. Die Miene Luffys war versteinert und die Farbe fahl, beinahe sogar krank. Auf der Stirn hatten sich einige Schweißperlen gebildet, die in kurvigen Linien an den Seiten herabliefen und im Licht der Lampen und der Sonne glänzten. Luffy hatte die Augen weit aufgerissen und verengt. Die Pupille war zusammengezogen und die Iris strahlte in ihren grauen, blauen Farbverläufen. „Das da wäre?“, fragte Zoro und bereitete sich seelisch auf das Schlimmste vor. Er wusste nicht, in welchem Bereich er dieses Problem einordnen sollte, aber dass seine Kinder sich bei ihm befanden, beruhigte ihn ungemein. Zumindest wusste er, dass es sich nicht um sie handelte und dass sie in Sicherheit waren. „Deswegen bin ich auch... eigentlich hier. Die beiden... von der Verfolgungsjagd...“, stotterte Luffy und schien nach den passenden Worten zu suchen. „...die sind vor knapp zehn Stunden erschossen worden.“ „Was?“, stieß er entsetzt aus und riss den Kopf um. Seine Beine wurden schwer und die Schultern angespannt, während er die Hände zusammengefaltet hatte und aufgrund des Schocks zusammenpresste. Für einen Moment hatte sein Herz zu schlagen aufgehört und seine Atmung gestockt. Alles in ihm zog sich zusammen und drohte ihn von innen heraus zu zerreißen. „Willst du mich verarschen? Sag das nochmal!“ „Die beiden sind regelrecht hingerichtet worden“, presste Luffy zwischen seinen Lippen hervor und strich Nami währenddessen über die Wange. „Ruf doch in der Zentrale an, wenn du es nicht glaubst!“ Zoro biss sich auf die Unterlippe und überlegte, ob er jemanden kontaktieren sollte, entschied sich jedoch dagegen und dafür, Luffy die Gelegenheit zu geben, ihm die Situation zu schildern. „Nein, nein. Ist schon in Ordnung. Aber wieso wurde ich nicht informiert?“ „Weil du nicht an dein Handy gehst...?“ Zoro überlegte kurz und dann entsannt er sich, dass er auch in dem Hochhaus kein Mobiltelefon bei sich getragen hatte. „Die haben es mir ja abgenommen. Ja, sprich weiter!“ Luffy nickte. „Auf den Überwachungsbändern ist zu sehen, dass vier Personen in den Sicherheitstrakt eingebrochen sind.“ „War eine von denen demaskiert?“, fragte Zoro und glaubte, die Antwort schon zu wissen. Jedes Mal, wenn es einen solchen Fall gab, war eine Person ohne Maske unter ihnen, die anscheinend das Kommando übernahm. Weshalb sie aber der Meinung waren, dass ihnen niemand zu nahe kam, wusste er nicht. Möglicherweise wurden sie in einem besonderen Maße geschützt. „Ja“, bestätigte sein Gegenüber und schien überrascht, dass sein Vorgesetzter genau dies erfragte. „Genau einer von ihnen. So ein Kerl mit kurzen blonden Haaren.“ „Verstehe“, gab Zoro nachdenklich zurück und legte den Kopf schief. „Hat er auch etwas gesagt?“ „Mh“ Der Sergeant überlegte einen Moment. „Etwas, das klang wie: Solchen gottverdammten Bastarden gibt man keine Sonne.“ „Also, kein Leben“, kommentierte Nami und sah zu Zoro, der ihren Blick kurz erwiderte, ehe er ihn abwandte. Er beugte sich vor, legte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und legte seine Handflächen aufeinander. Nachdenklich stützte er seinen Kopf, indem er sein Kinn auf die Finger ablegte. Zoro überlegte angestrengt und versteifte sich in seiner Position. Es war unmöglich, an diese Personen heranzukommen. Gerade erst hatten sie zwei von ihnen gefasst und schon waren beide tot. Er wollte sich die Einzelheiten über ihren Tod ersparen und hinterfragte nicht, wie explizit sie um ihr Leben gekommen waren. Vielleicht wurde mehrfach auf sie geschossen, ihnen Körperpartien abgetrennt oder ihnen das Genick gebrochen. Er wusste, dass die BAF nicht scheute, ihre eigenen Männer grausam hinzurichten, wenn diese drohten, ihre Operationen zu behindern oder sie zu verraten. Es lag nicht in der Natur eines dieser Mitglieder, Mitleid oder Erbarmen zu zeigen noch zu fühlen. Mit jedem Gedanken, den er ihnen gebührte, fühlte er sich enger von dem tödlichen Netz gefangen und umkreist. Beinahe so, als wären sie in seiner Nähe und bereit ihn auszulöschen. Er konnte lediglich beten, dass nur er das erklärte Ziel war und nicht zusätzlich seine Kinder, die in diese Situation eigentlich nicht involviert waren, und kein Grund bestehen dürfte, warum auch sie sterben sollten. Dass er eine Bedrohung für sie war, wusste er und es war ihm spätestens klar geworden, als sie sich in dem Tower befunden hatten. Dort hatte er gespürt, wie eng das Leben und der Tod mit einander verknüpft waren. Wie schnell man von den Lebenden zu den Toten überwandern konnte und wie viel Macht die andere Seite ausüben konnte, um alles Leben zu verschlucken. Regelmäßig durchschossen ihn diese Bilder, die sich bereits in sein Hirn eingebrannt hatten, aber jedes Mal erschienen, als wären sie neu. Mit jedem Mal begann der Schock von Neuem und riss ihn in eine Welt voller Ängste und plagender Gedanken. Es war ihm unmöglich diese Ereignisse ruhen zu lassen und sich in diesem Moment auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Sollte es also bedeuten, dass es kein Entkommen gab? Dass sich die tödlichen Fäden enger zusammenziehen und ihm die Luft abschnüren werden? Plötzlich vernahm er Schritte zweier Personen, die sich ihnen eilig nährten. Aufgeregt schienen die Menschen miteinander zu sprechen. Allerdings erschien ihm die Sprache eine andere zu sein. Sie klang sehr temperamentvoll und hart. Zwar hatte es Ähnlichkeiten mit Italienisch, aber das war sie nicht, weswegen er von Spanisch ausging. Verfolgt mich diese Sprache bis an mein Lebensende? Nach seinem Klagen wandte er den Kopf zu den beiden Personen, die gerade vor ihnen zum Stehen kamen und musterte sie. Die Frau hatte sehr dunkle Haut und schwarzes, welliges Haar, das ihr bis zur Taille reichte, klare blaue Augen und ein hübsches, aber schon durch das Alter gekennzeichnetes Gesicht. Sie war schlank und trug ein gelbes, seichtes Kleid ohne Muster, das dünne Träger hatte und nach unten weiter und faltiger wurde. Es schien ein Sommerkleid zu sein. Die langen Beine endeten in flachen Sandalen. Er schätzte sie auf Ende vierzig oder Anfang fünfzig. Neben ihr stand ein junger Mann mit gebräunter Haut, aber doch sichtbar mit einem helleren Hauttyp, schwarzen, etwas längeren Haaren, die er lässig ins Gesicht gekämmt hatte. Seine Augen waren ebenfalls blau, zeigten aber asiatische Züge, und das Gesicht männlich und hart, für einen Mann aber durchaus ansehnlich. Einige schwarze Bartstoppel waren zu erkennen. Seine Kleidung bestand aus einer schwarzen Weste, unter der er ein blaues Shirt mit diversen Aufdrucken trug und einer schwarzen Jeans. Er war sehr gepflegt und ungefähr dreißig Jahre alt. Aber überrascht war er von der Frau. Ihr Gesicht wirkte dermaßen bekannt auf ihn und er war sich sicher, dass er sie schon einmal gesehen hatte. „Mum! Dai!“, rief Ava aus und sprang auf. Eilig rannte sie auf die beiden zu und umarmte die Frau glücklich, die ebenfalls lachte, während sich Tränen in ihren Augen bildeten. „Endlich seid ihr da!“ Es wirkte wie ein Familientreffen, deren Mitglieder sich lange nicht gesehen hatten oder sie Opfer eines Unfalls geworden waren. Er erkannte auch, dass es eine große Ähnlichkeit zwischen den Kindern und den anderen beiden gab, abgesehen von den asiatischen Gesichtszügen des Mannes, obwohl er, wenn er ehrlich war, auch einige Merkmale bei den Kindern ausmachen konnte, die allerdings sehr gering, aber vorhanden waren. „Mutter“, schluchzte Fernando und ging auf beide zu und wurde von der Frau ebenfalls in den Arm genommen. „Daichi.“ Er sah dem weinenden Familienritual, das aus Umarmungen bestand, eine Weile zu, ehe er sich abwandte und zusah, wie sich zwei Staubkörner im Licht annäherten, kurze Zeit miteinander tanzten, ehe sie sich wieder trennten und dies mit einem anderen der wenigen Körner taten. Sie erleuchteten in einem hellen weiß, weil das Licht sie anstrahlte. Sie bewegten sich majestätisch und anmutig fort und gerieten teils in Turbulenzen, die sich als kleine Windhosen auflichteten und sicher daher rührten, weil die Belüftungsanlage eingeschaltet war, während die Fenster einen Spalt breit geöffnet waren. Das Schluchzen der Familie gab dem Bild eine besondere Note. Er wartete noch einen Moment, ehe er sich räusperte. Seiner Meinung nach, hatte er der Familie genügend Zeit gegeben, sich in Sicherheit zu wissen, somit entschloss er sich, mit der Schwarzen in Kontakt zu treten. „Also sind Sie Misses McKenna?“, fragte Zoro, als er sich erhob und reichte der offensichtlich verwirrten Frau die Hand. Ihr Blick wurde starrer und sie zog die Augenbrauen in die Höhe, weshalb Zoro entschloss, sie auf den Namen anzusprechen. „Sie sind doch auch Sanji McKennas Mutter, oder?“ „Oh ja, das stimmt“, sagte sie mit einem starken Akzent und sah ihn besorgt an. „Aber ich heiße Victoria García Álvarez.“ „O, Verzeihung“, stotterte Zoro verlegen und sog beschämt die Luft ein. Sie schien eine wahre Spanierin oder Lateinamerikanerin zu sein und keine Amerikanerin, jedoch fragte er sich innerlich, warum sie aussah, wie eine Afrikanerin. Möglicherweise trugen ihre Kinder den Nachnamen ihres Vaters, der wiederum einen amerikanischen, britischen oder schottischen Nachnamen trug. Er wandte sich an den jungen Mann, der neben der Frau stand und ihn überrascht ansah. „Dann heißen sie McKenna mit Nachnamen?“ „Nein“, antwortete er knapp. „Ich und meine beiden Geschwister heißen Ito García.“ „Ito?“, fragt Zoro nach, der sich diesen seltsamen Nachnamen nicht erklären konnte. Er wusste zwar, dass Spanier fast immer zwei Nachnamen hatten, aber dieser war doch recht besonders. „Klingt nicht sehr spanisch.“ „Unser Vater war Japaner“, antwortete der Mann neben ihr. Dies würde Zoro auch erklären, warum sein Gegenüber einen solch abwegigen Vornamen hatte und sich die asiatischen Züge durch die Familie zogen. Aber er fragte sich, warum er die Tatsache, dass sein Vater Japaner war in die Vergangenheit setzte, aber er hinterfragte dies nicht. Aus dem Augenwinkel nahm Zoro eine Bewegung Namis wahr und beobachtete, wie ihr Gesicht sich fragend verzog. „Und wieso heißt Sanji dann McKenna?“ „Tja, also...“, begann der Mann und kratzte sich am Kopf. Er schien nicht darüber reden zu wollen oder er wusste nicht, wo er beginnen sollte. Unsicher biss er sich auf die Unterlippe und mied den Blickkontakt mit ihnen. „Das ist..“ „Egal“, rief García Álvarez besorgt und wandte sich an Zoro, während sie einen Schritt auf ihn zuging. „Wie geht es ihm? Wird er überleben?“ Die Panik und Trauer dominierte ihr Gesicht. Sie war einige Nuancen blasser als zuvor und ihre Augen waren leicht gerötet und funkelten im Licht. Der Wasserfilm nahm an Breite zu und es bildeten sich einige wässrige Perlen, die anschließend über ihre Wangen rollten und mehrere kurvige Linien hinterließen, obwohl einige die selbe Bahn nutzten wie andere zuvor. Ihre volle Unterlippe bebte leicht und sie schniefte hörbar. Mit der Hand wischte sie sich einige Linien aus dem Gesicht, ohne ihre geschminkten Augen zu verwischen, obwohl die Tusche der Wimpern bereits dunkle Ränder unter den Augen gebildet hatte und an ihren Fingern waren schwarze Spuren zu erkennen. Fragend stand sie vor ihm und fixierte ihn nervös mit ihrem Blick, der Zoro zu durchbohren wagte. Es war ihm unangenehm und er senkte sein Augenmahl gen Boden und richtete den Blick auf seine Schuhe. Er wusste, dass er der Frage auswich, weil er keine Antwort auf sie parat hatte. Ihm war niemand begegnet, der ihm dies beantworten hätte können. Aber als er sie tief atmen hörte wusste er, dass er sie nicht weiter ausschwiegen konnte. „Ich weiß es nicht.“ Dass McKenna in den letzten Minuten nicht mehr lebendig wirkte verschwieg er allerdings, um García Álvarez nicht weiter zu verunsichern. Ihm behagte es zwar nicht, eine Mutter zu belügen, aber in diesem Moment war dies die angenehmere Lösung, zumal er wusste, wie er sich als Vater fühlen würde, wenn einem seiner Kinder derartiges widerfahren würde. Er könnte sich das niemals verzeihen. Damit rechnend, dass die Antwort nicht ausreichen würde, beugte er sich weiter vor und ließ die Arme hängen. Er fühlte sich schlecht und konnte sich nicht verzeihen, dass er der Frau keine klarere Auskunft geben konnte. Genau dieses Gefühl strahlte er mit seiner Haltung nach außen aus, zumindest hatte er das Gefühl, dass die anderen dies wahrnehmen konnten. Betrübt verlor er sich in Gedanken und malte sich das schlimmste Szenario aus. Wenn McKenna nicht überlebt... Plötzlich vernahm er das Klingeln eines Mobiltelefons, welches er als sein eigenes ausmachte. Eilig griff er in die Tasche seiner Hose und zog das flache Gerät aus ihr heraus. „Wo kommt das denn her?“ „Hab's zuhause gefunden und dir in die Hose gestopft, damit du es nicht wieder verlierst“, gab Jermaine zur Antwort und registriere das Nicken seines Vaters, der zu dem Kommentar schwieg. Skeptisch blickte er auf den Display und las den Namen des Anrufers, bevor er das Gespräch entgegennahm. „Hey, Zoro, altes Haus!“, klang eine ihm vertraute Stimme klar aus dem Hörer. Grinsend kommentierte Zoro die Begrüßung, die mit einem kurzen Auflachen untermalt war. Zwar sagten ihn solche Worte nicht sonderlich zu, aber von seinem Gesprächspartner hatte er keinen anderen Gruß erwartet. „Na, Bruchbude?“, antwortete er monoton, obwohl er sich bemühte, entspannt und ruhig zu klingen, was ihm jedoch nicht gelang. Seine Stimme war gebrochen und zittrig. Inständig hoffte er, dass er nicht darauf angesprochen wurde. Jetzt auf seine Verfassung angesprochen zu werden, wäre der schlechteste Zug seines Partners. „Was ist los, John?“ Besagter schwieg einige Sekunden und schien über seine nächsten Wort nachzudenken. „Ich habe etwas gefunden.“ Zoro zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe und hörte gebannt zu. Interessiert fixierte er die Decke und musste sich eingestehen, dass er der Frau noch immer mit den Blicken auswich. „Und was?“ „Komm' einfach her, ist wichtig!“, befahl ihm John Bogart und Zoro ließ einen zustimmend klingenden Laut fallen, ehe er eine kurze Verabschiedung in den Hörer nuschelte und auflegte. Irritiert von dieser Ansage steckte er das Mobiltelefon in die Hosentasche, die sich von innen weitaus feuchter anfühlte als von außen. Er überlegte, wie er zur Station kommen sollte. Mit dem Wagen war ausgeschlossen, da er keinen zur Hand hatte und für ein Taxi fehlte ihm das nötige Geld, da er seine Geldbörse nicht mit sich führte. Zu Fuß würde der Weg einiges an Zeit kosten, die er laut Bogart nicht hatte und die er nicht unnötig vergeuden wollte. Die öffentlichen Verkehrsmittel schieden aufgrund des fehlenden Geldes ebenfalls aus und mit seiner Kleidung würde er sich auch nicht in eine Untergrundbahn oder in einen Bus wagen. „Luffy, bist du mit dem Auto hier?“, fragte Zoro und wandte sich an den Sergeant, der noch immer versuchte, seine Freundin zu beruhigen. Der Staatsanwalt kratzte sich am Kopf. Er konnte sich nicht entsinnen, dass seine Mitarbeiter bekanntgeben hatten, dass sie eine Beziehung führten, aber er fragte nicht nach und wartete, bis sich Luffy an ihn richtete. „Ja, wieso?“ Der Mann hielt die Rothaarige, die noch Tränen in den Augen hatte, fest umklammert und fixierte seinen Vorgesetzten. „Ich muss zum B9.“ Jetzt befand er sich im Keller der Station und lief einen der zahlreichen Gänge ab. Zu seinem Glück kannte er sich im Souterrain bestens aus, sonst würde er sich mit Sicherheit verirren, da sich die Gänge stark ähnelten und sich maximal durch die Anordnung der weißen Fließen unterschieden. Nach vorne blickend entfernte er sich der Gerichtsmedizin, die sich am anderen Ende des Labyrinths, bestehen aus Fluren, befand. Der Geruch der Verwesung und des Blutes war dem von Schwarzpulver, Asche und verbranntem Gummi gewichen. Die Gerüche verstärkten sich mit jedem Schritt, den er tätigte, und sie drohten sich in seine Kleidung zu fressen und auch die Waschmaschine zu überleben. Allerdings war der Gestank weniger penetrant als der aus der Pathologie. Eigentlich angenehmer. Trotzdem verzog er das Gesicht, als er um die Ecke bog und sich eine große Stahltür erhob, deren Sichtfenster vergittert waren. Je näher er der Tür kam, desto stärker stank es nach Gummi und sein Herzschlag wurde schneller. Nachdem, was Bogart erzählt hatte, musste es sich um eine besondere Entdeckung handelt, die er gemacht hatte. Eigentlich war der Ballistiker kein Mensch, der seine Überraschung und Aufgeregtheit nach außen trug, sondern war eher gelassen und ruhig. Abwartend blieb er vor der Tür stehen, dem Gestank und dem Grauen dahinter ausgeliefert, und klopfte, ehe er die eiserne Klinke hinunterdrückte und somit die Tür öffnete. Schnell kontrollierte er seine Miene und trat selbstsicher in den weiten Raum ein, der in mehrere Sektoren unterteilt war. Er stand in einer Art Eingangshalle, in der sich ein Schreibtisch und mehrere Schränke mit Ordnern befanden. An den Wänden hingen Bilder und einige Faustfeuerwaffen, die hinter Glas in einem Rahmen dekorativ die Wand zierten. Hinter dem Vorraum erhob sich eine gigantische Glasscheibe, hinter der sich ein weiterer Raum befand, zu dem man durch eine Glastür in der Scheibe gelangen konnte, die jedoch mit einem Sicherheitsschloss verriegelt war. Ein Zahlencode und ein Handabdruck waren von Nöten, um durch die Pforte gehen zu dürfen. Das kleine Gerät hing neben der Tür an dem Glas und war mit Kabeln mit der Klinke verbunden. Man konnte den hinteren Raum erst betreten, wenn man sich authentifizieren lassen hat und somit die Klinke freigegeben wurde. Das gläserne Zimmer diente den Munitions- und Waffentests, was klar an den Zielscheiben am anderen Ende des Raumes erkennbar war. Ebenso waren einige Skalen mit Zahlen darauf zu erkennen, die neben und über den Scheiben angebracht waren. Gezielt sah er sich nach Bogart um, den er bei einem der Schießstände erblickte, der ihm ebenfalls erkannte und schnell auf die Tür zuging, um sie für Zoro zu öffnen. Der Staatsanwalt marschierte zur Pforte und wartete. Der Hüne mit den kurzen braunen Haaren und dem trägen, fast schon erstarrten Blick, gab von der anderen Seite die Zahlenkombination ein und hielt seine Hand an den Scanner, bevor die Tür automatisch nach außen aufschwang. Zoro, der dies nicht beachtet hatte, musste kurz zurückspringen, da er sonst mit der Tür kollidiert wäre. Freudig lächelnd winkte ihn sein Gegenüber rein und zupfte an seinem blauen Overall herum, auf dessen Namensschild dessen Name zu lesen war, den er allerdings nicht vergessen hatte. „Komm' schon rein!“ Wie ihm geheißen betrat Zoro den Raum und sah, wie sich die Tür hinter ihm automatisch schloss. Er erkannte, dass Bogart ihn argwöhnisch beäugte und schließlich zu lächeln begann, während Zoro sich ein wenig verloren vorkam, da er nicht wusste, weshalb sich sein Gegenüber derartig belustigte. „Was hast du denn an?“, fragte Bogart, der leitende Zuständige für die Ballistik, und hielt sich die Hand vor den Mund, um sein Schmunzeln zu verbergen, das Zoro trotzdem erahnte. „Heiß!“ „Ach, halt' doch die Klappe!“, befahl Zoro leicht beschämt. Er war sich im Klaren, wie abnormal er aussah, aber dass sein Freund dies dermaßen belustigend fand, konnte er nicht verstehen. So witzig fand er selbst dies nämlich nicht. „Lach' dich doch selbst aus.“ „Das wäre aber nur halb so unterhaltsam“, gluckste Bogart und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Mann, ist das lächerlich. Du solltest öfter so herumlaufen.“ Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und scharte mit dem Fuß auf dem Boden. Er mochte es nicht, wenn sich jemand über ihn lustig machte, ihm genügte es, dass seine Kinder bereits dieser Verpflichtung nachkamen. „Was hast du jetzt?“ Grinsend wandte sich Bogart zu dem Tisch um und nahm zwei längliche Waffen in beide Hände. Das Metall glänzte im Licht der Halogenlampen und am Lauf funkelten einige Lichtpunkte. Die Kälte nahm er trotz des Abstandes wahr. „Hier“, sagte er und hielt Zoro eines der Gewehre entgegen. „Sieh' dir diese Meisterwerke an!“ Schulterzuckend nahm er die langhalsige Waffe in die Hand und war über ihr geringes Gewicht überrascht. Er hatte zwar schon gehört, dass die gefundenen Gewehre und Revolver leichter waren, aber diese waren doch leichter als er vermutet hatte. Das kalte Metall, das filigran und passgenau verarbeitet war, glänzte im Licht der Lampen, die von der Decke hingen, und reflektierte dies. Es war klar erkennbar, dass die Waffe aus mehreren Einzelteilen bestand, wie es üblich war, aber sie hatte anscheinend nicht mehr viel mit den eigentlichen Gewehren, die er kannte gemein. Auf dem Metall waren vereinzelt Kratzer, was für eine sorglose und nachlässige Pflege sprach. Er legte das Gewehr an und zielte auf eine dafür vorgesehen Vorrichtung am Ende der Wand, ohne jedoch abzudrücken. Es passte sich aufgrund der Polsterung an seine Schulter an und schien für Linkshänder bestimmt zu sein. Sein Augenmahl fiel auf eine kleine Gravierung, die in das Material eingearbeitet war: GK4-56-33-MAK. „Bevor ich dir dazu etwas erzähle, möchte ich, dass du auf die Zielscheibe dort zielst“, meinte Bogart und deutete auf eine Leinwand an der Wand hin, auf der verschieden große Kreise abgebildet waren. „Aber erst ziele ich mit einem US Army-Gewehr – also eher einer Handfeuerwaffe, die dem Design von der dort sehr nahe kommt: Der HK XM29.“ Zoro stutzte. „Ist die denn schon fertig entwickelt? Die Entwicklung wurde doch in drei Projekte unterteilt, von denen bereits eines eingestellt wurde.“ „Da hast du schon recht“, gab Bogart zurück, während er auf die große Schrankwand an der längsten Wand im Raum zuging und einen der zahlreichen Schränke öffnete, indem er einen Zahlecode eingab und seinen Zeigefinger der rechten Hand auf einen kleinen Bildschirm legte, ehe ein helles Piepen ertönte und das Schloss entriegelte. „Aber wir haben ein soweit fertiges Objekt.“ „Woher?“, fragte Zoro skeptisch nach, als er den Fachangestellten beobachtete. „Kontakte“, antwortete dieser knapp und entnahm dem Schrank ein kurzes Gewehr, dass dem, das Zoro in den Händen hielt, glich. „Frag' nicht!“ Brummend nahm er diese Antwort zur Kenntnis und entschloss sich, es dabei zu belassen. „Das ist eine Linkshänderwaffe, oder?“ „Deine?“, fragte Bogart und wartete auf ein Nicken Zoros, das prompt kam. „Ja, als ob du mit einer Rechtshänderwaffe umgehen könntest. Wir arbeiten schon eine Weile zusammen, mein Freund. Bei einer Pistole ist es ja noch einfach...“ Der schmale, große Mann sah ihm ernst entgegen und legte den Kopf schief. Die dunklen Augen heften sich an Zoros Gesicht und bohrten sich in die Haut. Der Staatsanwalt wich dem Blick aus und sah schuldbewusst gen Boden. Er hörte, wie sich Bogart ihm nährte und die Waffe entsicherte. „Wir haben schon einiges durchgemacht.“ „Ganz genau“, bestätigte der Waffenexperte und stellte sich neben Zoro, der noch immer den Blickkontakt mied und sich dem Boden widmete. Die bleichen Fließen waren zwar unansehnlich, weckten aber in diesem Moment sein reges Interesse. Plötzlich spürte er, wie Bogart ihm die Hand auf die Schulter legte. „Ich habe mich viel zu selten bedankt.“ Verwirrt sah Zoro auf und sah in ein lächelndes Gesicht, das nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. Er sah seinen Gegenüber nur sehr selten derartig lächeln, eigentlich nur in Melancholie versunken und geistesabwesend. Ihn jetzt einmal aufrichtig lächeln zu sehen, ließ ihn ebenfalls schmunzeln. „Kein Ding. Was ist jetzt mit dieser Waffe?“ „Naja“, begann Bogart und griff mit einer Hand nach den Ohrenschützern. „Nimm' dir besser auch welche.“ Zoro kam der Bitte nach und legte sie sich um den Hals, um noch in der Lage zu sein, den Mann zu verstehen. Mit der rechten Hand hielt er das Gewehr fest, das danke seines geringen Gewichts keine negativen Auswirkungen auf seine Muskeln hatte. „Also, ich schieße zuerst und dann du, aber bitte daneben und nicht direkt auf mein Einschießloch. Dann kannst du etwa Unglaubliches beobachten.“ Nachdem er den Satz ausgesprochen hatte zog sich Bogart die Ohrenschützer richtig über die dafür vorgesehen Körperpartie und Zoro tat es ihm gleich. Der Experte legt die Waffe an und drückte ab. Mit einem lauten Knall landete die Patrone in der Wand hinter der Leinwand und fraß sich hinein. Anschließend hob Zoro sein Gewehr an und zielte neben das Loch, das nun in dem Stoff prangte und schoss. Der Abzug reagierte erst nach einem stärkeren Druck durch seinen Zeigefinger, war darauf schließen ließ, dass sich dort ein starker Widerstand befand. Seine Kugel landete mit einem lauten, hellen Pfeifen neben der anderen Patrone. Irritiert blickte er zu dem kurzen Gewehr in seiner Hand und zog die Augenbraue in die Höhe. Seiner Meinung nach, betrug die Kugel aus diesem Gewehr eine höhere Geschwindigkeit als aus der Armeewaffe. Zwar konnte er nur seinen Augen und Ohren trauen und hatte keine wissenschaftlichen Beweise, aber dennoch glaubte er an diese Vermutung. „Was für ein Schuss“, wisperte er, während er die Ohrenschützer von seinem Kopf riss und das Gewehr auf die Halterung, die auf einem Tisch neben ihm stand, legte. „Wo sichert man die?“ „Brauchst du nicht“, sagte Bogart trocken und warf seine Kopfhörer in den Behältern mit den anderen zurück. „In jeder Waffe war nur eine Kugel.“ Er legte sein Gewehr ebenfalls auf eine Stütze und ging auf die Zielscheibe zu. Hektisch winkte er Zoro zu sich, der ihm folgte, und streckte sich während des Ganges. „Diese GK4 Ist eine von den schlechteren Waffen. Sie hat im Gegensatz zu den anderen eine geringe Durchschlagskraft und scheint auch schon älter vom Modell her zu sein.“ „Sagtest du nicht gerade, dass sie ein 'Meisterwerk' sei?“, fragte Zoro verwirrt nach. Sie blieben vor der Leinwand stehen, in der jetzt zwei kleine Löcher prangten und Bogart streckte den Arm aus, um sie zurückzuziehen. Bevor er dies jedoch tat, hielt er noch einen kleinen Moment inne. Er biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn. „Du wirst gleich sehen, was ich meine.“ In einem Sekundenbruchteil riss er das Tuch mit der aufgemalten Zielscheibe beiseite und ermöglichte einen Blick auf die beiden Löcher in der Wand. Das rechte der beiden war schmaler und die Wand drumherum war glatt, während um das linke bereits die Wand in kleinen Teilen zu bröckeln schien. Die Risse im Beton waren zwar nur Millimeter klein und hatten die Breite eines Haares, aber sie waren doch erkennbar. Zoro beute sich vor und konnte in dem linken Loch ein Glänzen der Patrone wahrnehmen, das im rechten jedoch ausblieb. Er schätzte den Einschlag der linken Kugel auf knapp zehn Zentimeter. „Wie weit ist die rechte drin?“ „Wenn ich meinen Testergebnissen von vorhin Glauben schenken darf: sechsunddreißig Zentimeter.“ Zoro stockte der Atem und er wusste, dass es sich bei dem Einschussloch um die leichtere Waffe handelte, da er auf die rechte Seite gezielt hatte. „Und das ist eine der schlechteren Waffen?“ “Hot Shot“ Ende – Danke für's Lesen! Nachwort Punkt 1: Ja, ich erinnere mich an meine Aussage, dass dieses Kapitel maßgeblich kürzer werden würde. Verdammte Axt, ich schaffe es gar nicht mehr, mich kurz zu fassen, egal wie sehr ich mich bemühe, wie schaffen das andere nur? Völlig unverständlich, dass ich mal Kapitel produziert habe, die nur zweitausend Wörter lang waren. Punkt 2: Die Hundertsechzig ist geknackt, ich verwirrt und ein wenig unter Druck und mein Ego übermäßig gestiegen. Leute, wollt ihr mich VERARSCHEN? Das kann doch nie im Leben wahr sein und vor allem nicht bei nur zehn Kapiteln! Ö.Ö Fuck off, Alter, da werde ich sogar zum Assi vor Freude! :D Punkt 3: Wettbewerb: Scheint ja nicht viele zu interessieren, aber ey, es gibt auch Preise. Der erste Platz bekommt mindestens fünfhundert Karotaler und eine Zusammenarbeit für einen One-Shot schließe ich auch nicht aus. Für die zweiten und dritten Plätze gibt es selbstredend auch Preise, sowie Trostpreise. So etwas in der Art eben. Nachwort Ende Kapitel 11: Be afraid - You will lose everything ------------------------------------------------ Be afraid – You will lose everything „Japp“, antwortete Bogart flapsig und lächelte das tiefere Loch undefinierbar an. Zoro vermochte nicht zu sagen, was sein Gegenüber gerade dachte, aber er ahnte, dass es nichts allzu positives war - Im Gegenteil. „Der Erbauer war ein absolutes Genie. Weißt du was das bedeutet?“ Zoro schwieg, glaubte die Antwort wohl zu wissen. Er schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Zur Zeit schien sich die Welt in eine ganz bestimmte Richtung zu drehen und ihr offensichtliches Ziel ließ ihn erschaudern. Er wollte nicht wissen, was diese Entdeckung für seinen Kollegen bedeutete. „Ich gehe...“, murmelte Zoro und wandte sich von Bogart ab, der noch immer verträumt grinste, ihn aber Sekunden später irritiert ansah, nickte und dem Staatsanwalt folgte, um diesem die Tür zu öffnen. Der Staatsanwalt vermied jeglichen Blickkontakt, um Bogart keinen Grund der Beantwortung seiner eigenen Frage zu geben. Nachdenklich blickte er umher, während der Ballistikexperte die Nummer zur Öffnung der Tür eintippte und dabei betont fanatisch grinste. Der Staatsanwalt ignorierte Bogarts Blick krampfhaft, aber aus dem Augenwinkel konnte er die zu einem fanatischen Lächeln verzogene Fratze erkennen. Es war kein angenehmer Anblick und Zoro bereute es, bei dem gestrigen Anschlag nicht wenigstens erblindet zu sein. „Macht...“, flüsterte er und seine Augen blitzten auf. „Es bedeutet Macht!“ „Bogart“, begann Zoro und sah ihn kopfschüttelnd an. „Das ist lediglich Macht durch Angst.“ Der Experte schnaubte kurz und schien sich in seiner Faszination angegriffen zu fühlen. „Aber es ist Macht.“ „Und es ist weiterhin falsche Macht!“ Zoros Stimme wurde lauter in der Hoffnung, dass diese Worte Bogart seine Fehlinterpretation darlegen konnten. „Angst hat nichts mit Respekt zu tun. Sie ist lediglich ein Instrument der Unterdrückung und Folter.“ „Aber effektiv“, raunte der Experte. „Bogart!“, stieß Zoro schließlich aus, während er sich auffällig langsam zu diesem drehte. „Seit wann lässt du dich von so etwas beeindrucken?“ Sein Gegenüber schwieg und Zoro glaubte ein kurzes Aufleuchten in dessen Augen zu erkennen, das zeigte, dass er sich der Bürde der Verantwortung bewusst wurde, die er in diesem Moment trug. Zu gerne hätte Zoro dem Älteren die Hand auf die Schulter gelegt, um diesem zu signalisieren, dass er ihm beistand, aber der Staatsanwalt ahnte, dass er dies in diesem Moment nicht tun sollte. Bogart war in seiner Gefühlskälte gefangen und Zoro in seiner Befangenheit. Stumm nickend machte der Staatsanwalt kehrt, während er sein Augenmahl gen Boden richtete. Er presste die Zähne aufeinander und spürte, wie sein Kiefer schmerzte und der Druck betäubend wurde. „Ach so“, rief Bogart und hielt Zoro im Gehen über die Schwelle auf. „Jewelry Bonney wollte dich sprechen. Sie war vor einer Stunde hier.“ „Wie?“, stutzte Zoro, löste den Druck seiner Zähne und starrte zu Bogart zurück. „Worum geht’s?“ „Um die Mordserie oder so...“ „Und wieso war sie deswegen bei dir?“ Skeptisch hob er die Augenbraue und musterte den starren Hünen. „Tja, sie glaubte wohl, du wärst schon da“, antwortete er und als er bemerkte, dass Zoros Skepsis sich nicht legte, fügte er hinzu, dass er ihr zuvor auf dem Flur begegnet sei und erwähnt habe, dass Zoro noch kommen würde. Anschließend zuckte er die Schultern und drehte sich schlecht gelaunt um, während Zoro ihm irritiert nachblickte und mit den Fingern in der Hosentasche nach seinem Mobiltelefon suchte. „Ehm, Zoro“, wandte Bogart sich eilig um. „Sie meinte, da wäre noch was und du wüsstest, worum es ginge...“ Zoro nickte und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. „Danke, aber sag ihr, dass ich später vorbeikomme.“ Plötzlich breitete sich eine schwere Übelkeit in ihm aus und das Blut rauschte in seinen Ohren. Er wurde nervös und seine Hände begannen zu schwitzen, während seine Atmung schneller wurde. „Ich habe noch etwas zu erledigen.“ „Was denn?“ „Nachsehen, wie es um den Gesundheitszustand der blonden Giftkröte steht“, antwortete Zoro murmelnd und trat über die Türschwelle. „Sag mal, musst du mit der Gehirnerschütterung nicht im Bett liegen?“ „Mh?“, stutzte Zoro, ehe Bogart mit dessen Finger auf Zoros Stirn und somit auf den Verband deutete. „Ach, Tabletten tun es auch...“ „Und das Krankenhaus sagt was genau zu deinem Spaziergang?“ Bogart zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe und grinste hämisch. „Die sagten, es sei okay“, murmelte Zoro und zuckte die Schultern, während der Hüne zu grinsen begann und wissend den Kopf wiegte. „Ja, sagten die wirklich...“ Er wandte seinem Freund den Rücken zu und winkte schwach über die Schulter, ehe er sich in Bewegung setzte. „Lass dich nicht vergiften!“, lachte Bogart laut auf, ehe die Glastür sich zischend schloss und den Staatsanwalt von dem Ballistikexperten separierte. Missgelaunt verzog Zoro das Gesicht und marschierte schnellstens auf die Treppe zu, um zu verhindern, dass Bogart ahnte, was seine Worte in Zoro ausgelöst hatten. Entweder wusste der Hüne ganz genau, was dessen Worte bedeuteten oder er scherzte ohne die Wahrheit zu kennen. Vergiften, schnaubte Zoro. Eigentlich stellte dieses kleine Wort lediglich ein Synonym dar. Verhext, verflucht, besessen... ver-. Er brach ab und blieb auf dem unteren Treppenabsatz stehen. Worte wie diese brachte er sofort mit McKenna in Verbindung, aber ebenso war die gesamte Situation um ihn und McKenna herum vergiftet. Er hatte das Gefühl, dass ihn das Gift, das er als Lauge empfand, paralysierte, während es ihn von innen zerfraß. Die Kraft, sich dagegen zu wehren, war komplett erloschen und jegliche Anstrengung wäre vergebens gewesen. Seitdem er McKenna begegnet war, musste er mit ansehen, wie er die Kontrolle über sein Leben verlor und er war sich sicher, dass der Verlust weitervoranschreiten würde. Das Spiel, das vor einigen Wochen begonnen hatte, war gerade erst angelaufen, und er ahnte, dass er die Konsequenzen nicht verkraften könnte. Er schluckte schwer und wandelte geistesabwesend durch das Gebäude auf den Eingang zu, über den Parkplatz zu seinem Wagen. Alles in ihm rebellierte und er zögerte, als er die Wagentür öffnete. 'Du hast noch gar keine Ahnung, was dich erwartet.' Als Zoro den Korridor des Krankenhauses entlang schritt warf er hie und da einen Blick auf die schwarz-weißen Bilder an der Wand und betrachtete sie für wenige Sekunden. Auf einem der gleichgroßen Bilder, die im Abstand eines knappen Meters aufgehängt waren und sich in weißen, großen Rahmen befanden, war ein Mädchen zu sehen, dass mithilfe ihrer Krücken vor einem Waschbecken stand und sich lachend die Zähne putzte. Sie ließ sich trotz ihres gebrochenen Beines nicht aufhalten und wirkte glücklich. Auf einem anderen erkannte Zoro eine Dame jenseits der achtzig, die lächelnd an einem Schachpult saß und trotz ihrer schwindenden Kräfte und des Kabels in ihrer Nase stark und entschlossen erschien. Jedes dieser Fotografien zeigte einen anderen Patienten. Von Neugeborenen, über Kinder und Erwachsene bis hin zu Greisen. Zoro besah sich jedes und fand in ihnen Geschichten, die jede Person erzählte. Er ignorierte die Titel und kleinen Informationsschilder der Fotos und marschierte weiter, ehe er mit den Augen an einem bestimmten Bild hängen blieb. Ein kleiner Junge mit einer Zahnlücke strahlte in die Kamera und präsentierte dem Fotografen seine eigens angefertigte Zeichnung eines Elefanten, der auf einer Blumenwiese stand. Die Augen des Jungen funkelten und reflektierten das Licht des Blitzes. Zoro lächelte und wandte sich von dem Foto ab. Der Knirps erinnerte ihn an Jermaine, als dieser ihm stolz seine Kritzeleien präsentiert hatte, die Zoro meist gar nicht entschlüsseln hatte können, aber aufgrund Jermaines stolzen und erwartungsvollen Blicks hatte er nicht gewagt daran zu denken, seinem Sohn zu gestehen, dass er nicht einmal gewusst hatte, was darauf zu sehen war, sondern hatte diesen gelobt. Eigentlich hatte er dieser Erinnerung wenig Beachtung geschenkt, aber das Bild des an Krebs erkrankten Jungen rief ihm diese zurück ins Gedächtnis. Ihm wurde schmerzlich bewusst, wie wenig ihm die gemeinsame Zeit mit seinen Kindern bedeutete. Als sie noch eine Familie waren, hatte er aufgrund seines Studiums und der darauffolgenden beruflichen Tätigkeit wenig Zeit mit ihnen verbringen können und nachdem er und Pola sich getrennt hatten, hatte er sich nicht einmal um beständigen Kontakt mit ihnen bemüht. Bevor er sich jedoch mit Schuldgefühlen peinigen konnte, wurde er unsanft aus seiner Trance gerissen, als ihn jemand kraftvoll von hinten anstieß. Überrascht wurde er einen Schritt nach vorne gestoßen und drohte zu stürzen. Im letzten Moment konnte er sein Gleichgewicht koordinieren und sich mit rudernden Armen auf dem Absatz umdrehen. Wütend riss er den Kopf herum und stierte dem Unbekannten entgegen. „He!“ Der fremde Mann, der unvermittelt stehen blieb, überragte Zoro um viele Zentimeter. Der mürrische Gesichtsausdruck, der durch die emotionslosen, braunen Augen geprägt war, wurde durch die blonden zurückgestrichenen Haare und die Koteletten unterstrichen, allerdings verwarf eine Locke, die dem Fremden ins Gesicht fiel, das gesamte Bild. Unter der schwarzen Lederjacke trug er ein dunkles, enganliegendes Muskelshirt, das den athletischen Körper des Mannes gut präsentierte. Die schwarze Jeans endete in ebenfalls schwarzen, spitzzulaufenden Boots, die mit Nieten versehen waren. „Ist der Flur zu eng oder bist du zu breit?!“, knurrte Zoro und ignorierte die unterschiedlichen Körperverhältnisse gekonnt. Er war verhältnismäßig groß und Dank seines strammen Sportprogrammes recht muskulös, dennoch stand sein Erscheinungsbild im absoluten Gegensatz zu dem des Fremden, der ihn nur skeptisch und leicht mitleidig beäugte. „Zu dumm zum Antworten?!“ Nicht einmal wissend, weshalb er den Mann derartig verbal attackierte, schnaubte Zoro verächtlich und schüttelte den Kopf, ehe er sich umdrehte und seinen Weg stumm fluchend fortsetzte. Seitdem sich die Ereignisse überschlugen hatte er seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle und er war überdurchschnittlich angespannt, was zur Folge hatte, dass seine Geduld auf ein stark beschnittenes Minimum beschränkt war. Eigentlich hätte er wegen des Mannes nicht derartig erzürnt reagiert, aber in diesem Moment war alles aus ihm herausgebrochen. Seine angestaute Wut entfesselte sich und er spürte, dass er gerade einmal ein wenig von dieser abbauen hatte können. Als er auf die Glastür zuging, die ihm den Zugang in den nächsten Abschnitt gewährte, konnte er sein Spiegelbild in dem Glas erkennen, was aufgrund des gut ausgeleuchteten Flures sehr klar war. Im Hintergrund erkannte er allerdings einen großen dunklen Schatten und er drehte sich überrascht um. Der Unbekannte stand wortlos dort, wo er stehen geblieben war, als Zoro ihn angesprochen hatte. Ohne ein Wort zu sagen verharrte der Mann mitten im Gang und starrte zu dem Staatsanwalt hinüber. Trotz der knapp zehn bis fünfzehn Meter, die sie trennten, hatte Zoro das Gefühl, als würden sie voreinander stehen und sich wie zwei Duellanten in die Augen sehen. „Was ist?“, fragte Zoro und konzentrierte sich darauf, seine Aggression nicht wieder zu offenbaren. Sein Magen begann sich leicht zu verkrampfen und der Hals zu schmerzen, als der Hüne keinen Laut von sich gab, ihn sondern lediglich stumm taxierte. Zwar glaube er nicht, dass er gleich angegriffen werden würde, aber unangenehm war ihm diese Situation trotzdem, da er nicht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte. „Kommt da jetzt noch etwas?!“ Nachdem er einige Sekunden vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte, entschloss Zoro sich dazu, den Riesen zu ignorieren und drückte die Tür auf, um seinen Weg weiter zu beschreiten. Noch einmal tief durchatmend trat er durch sie hindurch und wollte sie gerade loslassen, um sie zufallen zu lassen und somit eine Grenze zwischen ihn und den Fremden zu bringen, als dieser sich räusperte. „Stille Wasser sind tief.“ Langsam drehte Zoro sich erneut um, während der Hüne ihm bereits den Rücken zugewendet hatte und sich auf den Ausgang zubewegte. „Handlungen sind lediglich Reflexionen einzelner Charakterfragmente und berechtigen nicht zu vorschnell gefällten Urteilen.“ 'Was...?' Irritiert blieb Zoro zurück, während der Hüne um die Ecke bog und aus seinem Blickfeld verschwand. War ihm dieser Mann einst begegnet und er erinnerte sich nicht mehr daran oder sollte dies einer Drohung gleichkommen? Nachdenklich ließ er den stählernen Griff der Tür los und schritt langsam und sichtlich verwirrt weiter. Er wusste nicht, wie er diesen Rat händeln sollte und ob er allgemein gültig war oder gerade speziell für seine Situation. 'Was soll das denn bitte bedeuten?' Der Kontrollverlust schritt weiter grausam voran und der Boden, auf dem er wandelte, riss haarfein, aber tief bis in die Substanz und ließ ihn bröckeln. Jeden Moment drohte er in das unergründliche Schwarz zu stürzen, ohne zu wissen, ob und wann er aufschlagen würde. Nicht wissend, ob er nur wenige Zentimeter oder viele Kilometer fallen würde, wurde seine Unsicherheit genährt. Dass ihn ein Sturz aber töten konnte, davon war er überzeugt und hoffte, dass es während es Falls einige Sicherheiten gab, an denen er sich orientieren konnte. Seine Sinne wurden benebelt und er vernahm einen aromatisierten Rauch, der ihn umschmeichelte. Er erinnerte ihn an seine Kindheit und gab ihm Geborgenheit und Sicherheit. Eine Flut, bestehend aus Bildern und kleinen Filmsequenzen, brach über ihn herein und einige Laut umspülten ihn. Bedächtig watete er durch das ansteigende Meer aus Erinnerungen und an den Porträts an der Wand vorbei. In Gedanken versunken schlich er unbewusst über den Flur und gab sich dem Sturm hin, der auf dem aromatisierten Qualm entfacht war und ihn gänzlich erfüllte. Wie in den letzten Tagen suchten ihn Gedanken an seine Familie heim, die er nur abwesend miterlebt hatte. Vorher hatte er diesen Erinnerung keine Beachtung geschenkt gehabt. Bis jetzt. Seitdem er über hauchdünnes Glas wandelte, von dem er nicht sicher war, ob es seinem Gewicht länger Stand halten würde. 'Bald wird es brechen!' Er begann im Dunkel seiner Umgebung zu verwinden. Nicht sonderlich individuell versank er in einem Brei aus Schwarz und Grau, der nicht viel Raum für Interpretationen ließ, und wurde einer von vielen. Mit dem Gefühl, dass es keine Grenze zwischen Gut und Böse gab, hatte er sein Studium begonnen. Aber nun war davon überzeugt, dass beides das gleiche war. Je nach Blickwinkel rechtfertigt sich jede Handlung. Mit jeder Sekunde, die verstrich, klammerte er zunehmend an dem Gedanken, dass er diese Überzeugung in den nächsten Tagen anwenden muss. In ihm manifestierte sich das Wissen, dass er in diesem Spiel alles riskierte und er seinen Einsatz bitterlich bereuen würde. Man wird ihm alles nehmen und er allein wäre schuld daran, dass er solche Konsequenzen zu tragen hatte. Die Folgen konnte er noch nicht absehen, aber das Gefühl, dass alles in ihm sterben wird, blieb. 'Ich werde alles verlieren...' Der Geruch wurde intensiver und die Wellen aus vergangenen Zeiten peitschten ihm ihre Gischt aus blechernen Lauten und Namen brutal ins Gesicht, so dass sie brennende Narben hinterließ. Das tosende Geräusch der aufgewühlten See war erst der Beginn und Zoro, der durchnässt in der Mitte des Ozeans stand, ahnte, dass die Riesenwelle, die alles fortspülen würde, gerade erst anrollte. Aber da er nicht in der Lage war, diese zu sehen, konnte er sich selber auch nicht in Sicherheit bringen, weil er nicht wusste, von welcher Seite sie zuschlagen würde. Zoro stutzte, als das Meeresrauschen abrupt verklang und er sich im Flur des Krankenhauses befand. Der Qualm war stärker und er warf einen kurzen Blick auf das Schild an der Wand, um sich zu orientieren. Er befand sich nur wenige Meter von McKennas Zimmer entfernt. Schnell bog er um die Ecke und blieb fragend stehen. Im Gang vor McKennas Zimmer stand ein großer, breitschultriger Mann, der mit einem finsteren Gesichtsausdruck durch das Fenster in der Wand in das Zimmer starrte. Zwischen den Lippen klemmte eine madurofarbene Corona, an deren Spitze sich ein kleiner Aschering abzeichnete. Der Mann hatte kurze, graue Haare, die er streng zurückgegelt hatte. Er trug eine weiße Lederjacke mit Fellbesatz, eine dunkle Jeans und schwere Stiefel. Unter der geöffneten Jacke trug er ein enges Shirt, unter dem ich die starken Konturen der Muskeln abzeichneten. 'Haben die Machos heute Ausgang?' Die weiße Haut des Mannes, die bereits einen leicht gräulichen Farbton angenommen hatte, implizierte bei Zoro das bedrohliche Gefühl, dass der Unbekannte keine in seinen Augen positiven Absichten verfolgte. Die kalten, hellgrünen Augen würdigten ihn keines Blickes und riefen in ihm zusätzlich Unsicherheit hervor. Zoro wusste nicht, wo er diesen Mann spontan einordnen sollte und auch nicht, mit welcher Intention er vor McKennas Krankenzimmer stand. Langsam, um seine Unsicherheit zu überspielen, schritt der Staatsanwalt voran und fixierte dabei dem Unbekannten, um jede Regung der Mimik und der Gestik zu registrieren. Zu seiner Enttäuschung reagierte der Hüne nicht, sondern blieb regungslos stehen. Er hatte nicht einmal einen Lidschlag durchgeführt, seitdem Zoro ihn genauer beobachtete. Würde sich der Qualm der Zigarre nicht in der Luft winden, würde er glauben, dass es sich bei dem Mann um eine Wachsfigur handelte. Mit jedem Schritt intensivierte sich der Geruch der Zigarre und das erinnerte Zoro an seinen Vater, der kubanische und brasilianische Zigarren stärker konsumierte als jedes Nahrungsmittel. Er hatte seinen Vater selten ohne Churchill, Corona oder Robusto gesehen, bis dieser sich wegen eines Herzinfarktes vor ein paar Jahren von seinem übermäßigen Tabakkonsum losgesagt hatte und nur noch für den Genuss rauchte. Dafür erfreute er sich fortan bester Gesundheit. Nun stand er nur noch wenige Meter von dem Unbekannten entfernt, der nun seufzend die Augen schloss. „Zoro Roronoa, nicht wahr?“, fragte der Mann ohne ihn anzusehen. Gespannt blickte er durch die Scheibe in das Krankenzimmer und schien McKenna zu betrachten, während er Zoro ohne eines Blickes registriert hatte, woraufhin Zoro fragend eine Augenbraue in die Höhe zog. „Man hört so einiges von Ihnen.“ Letzteres schien der Unbekannte nachzuschieben, da er wohl erahnte, dass Zoro seinen Gegenüber höchst irritiert ansah. „Einiges?“, presste der Staatsanwalt zwischen den Zähnen hervor. Er wusste nicht, bei wem es sich um den Mann handelte, wohingegen dieser sehr gut über ihn informiert zu sein schien. „Einiges“, bestätigte der Mann. „Infailable Zoro Roronoa, erfolgreicher Harvard-Absolvent und Leiter des C3, einer Abteilung, die sich auf bizarre Morde spezialisiert hat. Geschieden, zwei Kinder.“ Zu gut informiert!, dachte Zoro und starrte den Fremden aus kalten Augen an. „Und Sie sind...?“ „Das ganze ist eine Nummer zu groß für Sie“, entgegnete der Mann, während er an seiner Zigarre zog und die Spitze der Glut aufglühte. „Gehen Sie lieber zurück und jagen sie Kleinkriminelle!“ „Sie sind...?“, wiederholte Zoro seine Frage kaum merklich kühler. Die arroganten Warnungen, die bereits unverschämte Anweisungen glichen, ignorierte er gekonnt. Niemand hatte sich in seine Ermittlungen einzumischen. Stöhnend wandte sich der Mann von der Scheibe ab und sah Zoro zum ersten Mal direkt in die Augen. Langsam ließ er eine Hand in die Jackentasche seiner weißen Stoffjacke mit Fellbesatz wandern. Zoro vermutete, dass es sich bei dem Objekt, das gerade das Tageslicht erblickte um eine neue Zigarette handelte. „Smoker, NSB“, beantwortete er die Frage, während er Zoro einen Ausweis entgegen hielt, deren Echtheit zwar nicht in Frage stellte, aber ebenso wenig die Möglichkeit gehabt hätte, dessen Echtheit zu überprüfen. „Fragen?“ Zoro schwieg und wollte endlich dem nachkommen, weshalb er auch gekommen war. Durch die in die Wand eingelassene Scheibe konnte er McKennas Krankenzimmer erkennen. Der gesamte Raum war weiß und steril. Vor den großen Fenstern hingen mindgrüne Vorhänge, die beruhigend wirkten und durch das Material schien mäßiges Sonnenlicht, das helle Lichtpunkte auf Boden warf. In dem Raum standen große, filigran gearbeitet Maschinen herum und bildeten einen Halbkreis. Unter ihnen erkannte er ein Elektrokardiogramm, das die unregelmäßigen Herzschläge McKennas piepend auszeichnete, und ein Beatmungsgerät, deren Pumpen sich zischend zusammenzogen und wieder ausdehnten. Die akustische Wiedergabe von McKennas lebensnotwendigen Bedürfnissen wirkte sehr befremdlich auf ihn. Inmitten der Gerätschaften stand ein großes Bett, in dem McKenna lag. Die weiße Bettdecke war bis an das Brustbein gezogen und die Arme waren über sie gelegt. In beide waren Kanülen in die Haut eingeführt und einige in Mund und Nase. Durch die Injektionsnadel, die sich in den Armen befanden, floss eine klare, durchsichtige Flüssigkeit, die aus einer Infusionsflasche stammte, die an einem dazugehörigen Ständer hing. McKennas Haut war bleich und die Haare schmutzig nach hinten gestrichen, so dass sie das gesamte Gesicht preisgaben, das von leichten Schnitten und Pflastern bedeckt war. Das größte prangte über der rechten Wange und unter ihm konnte Zoro einen roten Fleck erkennen, der darauf hinwies, dass die Blutung der Wunde noch nicht gestillt war, als das Pflaster auf die Wange geklebt wurde. Das Rot war dunkler und zeigte, dass es bereits geronnen war. Der Coroner wirkte hilflos und verletzt, zumal Zoro wusste, dass sich in den nächsten Stunden das weitere Leben des Blonden entschied, sollte er die Nacht überleben. Die Ärzte und der behandelnde Doktor gaben ihnen wenig Hoffnung auf eine Genesung noch auf ein Überleben des Blonden. Er hatte mit Nami während der Hinfahrt zum Krankenhaus per Mobiltelefon kommuniziert. Die Patrone, die vermeintlich den Magen durchschossen hatte, hatte ein Loch in die Lunge gerissen, die sich daraufhin mit Blut gefüllt und den Coroner in eine stark lebensgefährliche Situation gebracht hatte, die er bisweilen noch nicht überstanden hatte. „Sind Sie ein Bekannter McKennas?“, fragte der Staatsanwalt kühl, eher aus reiner Freundlichkeit, da er sich nicht denken konnte, dass eine Bekanntschaft McKennas zu dem NSB-Agent Smoker, wenn das überhaupt sein tatsächlicher Name war, bestand. „Pha“, schnaubte der Hüne und blies den Qualm seiner Zigarre in die Luft. Der gesamte Korridor war von dem weißblauen Rauch erfüllt, der zwar angenehm roch, aber begann in Zoros Augen zu brennen. „Ich traue dem Kerl keinen Millimeter über den Weg!“ Zoro stutzte und musterte seinen Gegenüber skeptisch. „Bitte?“ Smoker lachte auf und besah den Staatsanwalt mit einem arroganten Blick, ehe er sich diesem zuwandte. Ein leichtes Zucken in den Mundwinkeln durchzog Zoro, als er die Narbe über Smokers rechtem Auge erkannte. „Sind Sie etwa auch einer von den Versagern, die McKenna huldigen als wäre dieser ein Gott?“ „Ich verstehe nicht...“, stotterte Zoro. Er fühlte sich sprachlos und das war er selten. „Wie überraschend.“ Den Sarkasmus ignorierte er ebenso, wie die gesamte Arroganz des Agenten. „Ich sage es Ihnen noch im Guten: Gehen Sie wieder mit Ihren Puppen spielen!“ „Puppen?“, stieß Zoro zischend aus. „Was bilden Sie sich eigentlich...“ Er verstummte. Der Agent hielt die Mörder, die Zoro jagte, für Kleinkriminelle, obwohl sie oftmals die schwersten, unvorstellbarsten Straftaten begingen, aber musste sich eingestehen, dass sein Gegenüber in ganz anderen Dimensionen dachte. Smoker hatte als Agent der NSB, einer speziellen Abteilung des FBI, die sich mit der Terror- und Spionageabwehr, sowie mit dem Schutz des Landes gegen Anschläge beschäftigte, ganz andere Vorstellungen einer Gefahr. „Korrekt“, beantwortete Smoker seine Frage forsch. „Diese Sache übernehmen wir!“ „Welche Sache?“, knurrte Zoro und forderte indirekt Erklärungen ein, die ihn eigentlich gar nicht zu interessieren hatten. Unter Juristen und dem FBI und den anderen Polizeibehörden war eines bekannt: Was die NSB an sich nimmt, wird nicht in Frage gestellt. Streng genommen galt dieses Gesetz auch schon bei Polizeibehörden, wenn das FBI anrückte. Das FBI hatte Priorität, aber an der Spitze dieser internen Hierarchie stand die NSB. „Was genau ist zu groß? Die Mordserie und das Erscheinen der BAF stehen...“ „...auf jeden Fall in einem Verhältnis zueinander“, unterbrach ihn Smoker. Zoro blinzelte, er hatte genau gegenteiliges aussprechen wollen. „Alles gehört zusammen, angefangen bei Ihrem ersten Toten.“ Der Staatsanwalt schürzte die Lippen. „Erzählen Sie mir nicht gerade schon zu viel?“ „Würden Sie das nicht eh erkennen, wenn auch die Morde nicht mehr Ihrer Zuständigkeit unterliegen?“ Gut gekontert, gestand Zoro dem Mann zu. Insgeheim hatte auch weitere Informationen gehofft, aber diese blieben ihm verwehrt. „Aber...“ „Die Akten habe ich bereits angefordert. Sie erhalten noch Nachricht von der NSB“, fügte Smoker beinahe beiläufig hinzu. Zoros Augen blitzen auf. Er würde erst nach Abzug des Falles eine Nachricht, in der dies sachgemäß erwähnt würde, erhalten. „Das NSB hat es aber eilig...“ Der Mundwinkel des Agenten zuckte kaum merklich, aber Zoro registrierte es sofort. „Stellt der Eingriff der BAF für die Regierung doch einen derartiges Risiko dar?“, fragte er spitz, wohingegen seine Frage einer Feststellung glich. „Hat das NSB nicht einst verkündet, dass nach den letzten Anschlägen der BAF vor knapp sechs Jahren keine Gefahr mehr durch die Organisation bestünde?“ Smoker schwieg. Vor sechs Jahren hatte die BAF ihre letzten internationalen Anschläge verzeichnet. Zuletzt detonierten Sprengsätze in London, in der Nähe des Scotland Yards und im Pentagon. Ein geplanter Anschlag im weißen Haus konnte aufgrund eines anonymen Hinweises vereitelt und die fünf Terroristen verhaftet werden. Dieser Fall beherrschte wochenlang die Schlagzeilen, aber nicht wegen des verhinderten Anschlags auf den Präsidenten, sondern wegen dem, was folgte. Das NSB hatte sich den Tätern angenommen um in Erfahrung zu bringen, was die Organisation zu erreichen versuchte und wer der Initiator dessen war. Die fünf Attentäter waren in einer Zentrale untergebracht gewesen, ehe sie mithilfe eines Komplizen, der beim NSB tätig gewesen war, entkommen konnten, vorher jedoch das gesamte Sicherheitssystem heruntergefahren hatten. Das System hatte mehrere Stunden benötigt um sich vollständig zu rehabilitieren, während sämtliche, gespeicherte Informationen und Dateien durch einen externen Virus ausgelesen wurden. Am darauffolgenden Tag waren die fünf Terroristen samt ihres Komplizen erschossen – eigentlich hingerichtet – an der Küste Ellis Islands, New York, aufgefunden worden, was folglich bedeutete, dass die BAF im Besitz aller Informationen des NSB war und ihre Männer, die die einzige, fassbare Verbindung bildeten, nicht länger existent waren. Um ihr Gesicht zu wahren, ließ der Geheimdienst verlauten, dass es sich um einen Angriff auf die Zentrale handelte, bei dem die Attentäter entkommen konnten. Von einer Sicherheitsproblematik war in der Öffentlichkeit keine Rede gewesen. Das NSB hatte sich einer unverzeihlichen Blöße gegeben, von der die Öffentlichkeit nicht einmal das gesamte Ausmaß kannte. „War es nicht so?“ Zoro zog eine Augenbraue triumphierend in die Höhe und grinste höhnisch. Smoker biss sich auf die Unterlippe und stierte McKenna durch die Glasscheibe entgegen. „Das NSB hat im Wohle des Volkes entschieden. Eine nationale bis hin zu einer internationalen Panik hätte der BAF nur nützlich sein können.“ „Durchaus... klingt ja fast wie eine Beschreibung der Behörden und Geheimdienste.“ Zoros Selbstironie unterstrich der mit einem leichten Wink der Hand. Er als Teil des FBI wusste um die Machenschaften der Behörden und Geheimdienste, wie der CIA, die ihn überhaupt nicht zu interessieren hatten. „Aber was erhoffen Sie sich durch diese Ermittlungen?“ Die Spitzer der Zigarre glimmte auf und Smoker blies den Qualm durch die Nasenlöcher. „Sie sind naiv...“ „McKenna gehört zur BAF?“, fragte Zoro ungläubig. „Woher nehmen Sie denn diese Interpretation?“, konterte der Agent skeptisch. „Ich bin lediglich hier, weil McKenna ebenfalls in diesem Fall verwickelt ist, wie Sie.“ „Und warum befragen Sie dann nicht mich?“ „Alles zu seiner Zeit.“ Smokers gelassene Antworten erweckten in Zoro das Bedürfnis, seine angestauten Aggressionen mit Hilfe eines Gewaltausbruchs zu kompensieren. „McKennas Befragung ist mir kein besonderes Interesse.“ Die Zähne aufeinander gepresst konnte er dem kalten Blick Smokers nicht mehr Stand halten. In Zoro stieg eine Hitze auf, die ihn zu versengen drohte. Sein Blut kochte und ein greller Pfiff gellte in seinem Kopf wider, der den Druck verstärkte. Der Druck schien sich durch Laute zu äußern, die nur er wahrnehmen konnte. Wie ein dumpfes Wellenrauschen. Seine Augen begannen zu schmerzen, da sich sein Blick, der sich an seine Schuhe geheftet hatte, verhärtete und seine Sicht vor Anstrengung verschwamm. 'Will ich eigentlich noch Antworten?' „Sie lügen!“, blaffte Zoro atemlos. Smoker inhalierte den bläulichen Rauch der Zigarre genüsslich und öffnete langsam die Augen, als er den Qualm durch die Nase hinausbließ. „Wer tut das nicht?“ Ende Be afraid – You will lose everything Nachwort Punkt 1: Bevor mich jemand steinigen will: Es tut mir sehr, sehr Leid, aber wie jeder Mensch habe auch ich KreaTiefs und meines hat auch noch länger als ein Jahr gedauert. Ich hoffe inständig, dass diese Phase nun auch endgültig vorbei ist und ich mich wieder in eine kreative Schaffensphase begeben kann. Daher habe ich auch großes Verständnis, wenn einige Leser kein Interesse mehr an dieser Geschichte haben. Es tut mir wirklich Leid. Punkt 2: Wer war wohl der erste Hüne, dem Zoro begegnet ist? :D Nachwort Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)