¡Un caso criminal que pone todo de cabeza! von IchigoReiyo (The Human Weapon [ZoSa]) ================================================================================ Kapitel 11: Be afraid - You will lose everything ------------------------------------------------ Be afraid – You will lose everything „Japp“, antwortete Bogart flapsig und lächelte das tiefere Loch undefinierbar an. Zoro vermochte nicht zu sagen, was sein Gegenüber gerade dachte, aber er ahnte, dass es nichts allzu positives war - Im Gegenteil. „Der Erbauer war ein absolutes Genie. Weißt du was das bedeutet?“ Zoro schwieg, glaubte die Antwort wohl zu wissen. Er schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Zur Zeit schien sich die Welt in eine ganz bestimmte Richtung zu drehen und ihr offensichtliches Ziel ließ ihn erschaudern. Er wollte nicht wissen, was diese Entdeckung für seinen Kollegen bedeutete. „Ich gehe...“, murmelte Zoro und wandte sich von Bogart ab, der noch immer verträumt grinste, ihn aber Sekunden später irritiert ansah, nickte und dem Staatsanwalt folgte, um diesem die Tür zu öffnen. Der Staatsanwalt vermied jeglichen Blickkontakt, um Bogart keinen Grund der Beantwortung seiner eigenen Frage zu geben. Nachdenklich blickte er umher, während der Ballistikexperte die Nummer zur Öffnung der Tür eintippte und dabei betont fanatisch grinste. Der Staatsanwalt ignorierte Bogarts Blick krampfhaft, aber aus dem Augenwinkel konnte er die zu einem fanatischen Lächeln verzogene Fratze erkennen. Es war kein angenehmer Anblick und Zoro bereute es, bei dem gestrigen Anschlag nicht wenigstens erblindet zu sein. „Macht...“, flüsterte er und seine Augen blitzten auf. „Es bedeutet Macht!“ „Bogart“, begann Zoro und sah ihn kopfschüttelnd an. „Das ist lediglich Macht durch Angst.“ Der Experte schnaubte kurz und schien sich in seiner Faszination angegriffen zu fühlen. „Aber es ist Macht.“ „Und es ist weiterhin falsche Macht!“ Zoros Stimme wurde lauter in der Hoffnung, dass diese Worte Bogart seine Fehlinterpretation darlegen konnten. „Angst hat nichts mit Respekt zu tun. Sie ist lediglich ein Instrument der Unterdrückung und Folter.“ „Aber effektiv“, raunte der Experte. „Bogart!“, stieß Zoro schließlich aus, während er sich auffällig langsam zu diesem drehte. „Seit wann lässt du dich von so etwas beeindrucken?“ Sein Gegenüber schwieg und Zoro glaubte ein kurzes Aufleuchten in dessen Augen zu erkennen, das zeigte, dass er sich der Bürde der Verantwortung bewusst wurde, die er in diesem Moment trug. Zu gerne hätte Zoro dem Älteren die Hand auf die Schulter gelegt, um diesem zu signalisieren, dass er ihm beistand, aber der Staatsanwalt ahnte, dass er dies in diesem Moment nicht tun sollte. Bogart war in seiner Gefühlskälte gefangen und Zoro in seiner Befangenheit. Stumm nickend machte der Staatsanwalt kehrt, während er sein Augenmahl gen Boden richtete. Er presste die Zähne aufeinander und spürte, wie sein Kiefer schmerzte und der Druck betäubend wurde. „Ach so“, rief Bogart und hielt Zoro im Gehen über die Schwelle auf. „Jewelry Bonney wollte dich sprechen. Sie war vor einer Stunde hier.“ „Wie?“, stutzte Zoro, löste den Druck seiner Zähne und starrte zu Bogart zurück. „Worum geht’s?“ „Um die Mordserie oder so...“ „Und wieso war sie deswegen bei dir?“ Skeptisch hob er die Augenbraue und musterte den starren Hünen. „Tja, sie glaubte wohl, du wärst schon da“, antwortete er und als er bemerkte, dass Zoros Skepsis sich nicht legte, fügte er hinzu, dass er ihr zuvor auf dem Flur begegnet sei und erwähnt habe, dass Zoro noch kommen würde. Anschließend zuckte er die Schultern und drehte sich schlecht gelaunt um, während Zoro ihm irritiert nachblickte und mit den Fingern in der Hosentasche nach seinem Mobiltelefon suchte. „Ehm, Zoro“, wandte Bogart sich eilig um. „Sie meinte, da wäre noch was und du wüsstest, worum es ginge...“ Zoro nickte und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. „Danke, aber sag ihr, dass ich später vorbeikomme.“ Plötzlich breitete sich eine schwere Übelkeit in ihm aus und das Blut rauschte in seinen Ohren. Er wurde nervös und seine Hände begannen zu schwitzen, während seine Atmung schneller wurde. „Ich habe noch etwas zu erledigen.“ „Was denn?“ „Nachsehen, wie es um den Gesundheitszustand der blonden Giftkröte steht“, antwortete Zoro murmelnd und trat über die Türschwelle. „Sag mal, musst du mit der Gehirnerschütterung nicht im Bett liegen?“ „Mh?“, stutzte Zoro, ehe Bogart mit dessen Finger auf Zoros Stirn und somit auf den Verband deutete. „Ach, Tabletten tun es auch...“ „Und das Krankenhaus sagt was genau zu deinem Spaziergang?“ Bogart zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe und grinste hämisch. „Die sagten, es sei okay“, murmelte Zoro und zuckte die Schultern, während der Hüne zu grinsen begann und wissend den Kopf wiegte. „Ja, sagten die wirklich...“ Er wandte seinem Freund den Rücken zu und winkte schwach über die Schulter, ehe er sich in Bewegung setzte. „Lass dich nicht vergiften!“, lachte Bogart laut auf, ehe die Glastür sich zischend schloss und den Staatsanwalt von dem Ballistikexperten separierte. Missgelaunt verzog Zoro das Gesicht und marschierte schnellstens auf die Treppe zu, um zu verhindern, dass Bogart ahnte, was seine Worte in Zoro ausgelöst hatten. Entweder wusste der Hüne ganz genau, was dessen Worte bedeuteten oder er scherzte ohne die Wahrheit zu kennen. Vergiften, schnaubte Zoro. Eigentlich stellte dieses kleine Wort lediglich ein Synonym dar. Verhext, verflucht, besessen... ver-. Er brach ab und blieb auf dem unteren Treppenabsatz stehen. Worte wie diese brachte er sofort mit McKenna in Verbindung, aber ebenso war die gesamte Situation um ihn und McKenna herum vergiftet. Er hatte das Gefühl, dass ihn das Gift, das er als Lauge empfand, paralysierte, während es ihn von innen zerfraß. Die Kraft, sich dagegen zu wehren, war komplett erloschen und jegliche Anstrengung wäre vergebens gewesen. Seitdem er McKenna begegnet war, musste er mit ansehen, wie er die Kontrolle über sein Leben verlor und er war sich sicher, dass der Verlust weitervoranschreiten würde. Das Spiel, das vor einigen Wochen begonnen hatte, war gerade erst angelaufen, und er ahnte, dass er die Konsequenzen nicht verkraften könnte. Er schluckte schwer und wandelte geistesabwesend durch das Gebäude auf den Eingang zu, über den Parkplatz zu seinem Wagen. Alles in ihm rebellierte und er zögerte, als er die Wagentür öffnete. 'Du hast noch gar keine Ahnung, was dich erwartet.' Als Zoro den Korridor des Krankenhauses entlang schritt warf er hie und da einen Blick auf die schwarz-weißen Bilder an der Wand und betrachtete sie für wenige Sekunden. Auf einem der gleichgroßen Bilder, die im Abstand eines knappen Meters aufgehängt waren und sich in weißen, großen Rahmen befanden, war ein Mädchen zu sehen, dass mithilfe ihrer Krücken vor einem Waschbecken stand und sich lachend die Zähne putzte. Sie ließ sich trotz ihres gebrochenen Beines nicht aufhalten und wirkte glücklich. Auf einem anderen erkannte Zoro eine Dame jenseits der achtzig, die lächelnd an einem Schachpult saß und trotz ihrer schwindenden Kräfte und des Kabels in ihrer Nase stark und entschlossen erschien. Jedes dieser Fotografien zeigte einen anderen Patienten. Von Neugeborenen, über Kinder und Erwachsene bis hin zu Greisen. Zoro besah sich jedes und fand in ihnen Geschichten, die jede Person erzählte. Er ignorierte die Titel und kleinen Informationsschilder der Fotos und marschierte weiter, ehe er mit den Augen an einem bestimmten Bild hängen blieb. Ein kleiner Junge mit einer Zahnlücke strahlte in die Kamera und präsentierte dem Fotografen seine eigens angefertigte Zeichnung eines Elefanten, der auf einer Blumenwiese stand. Die Augen des Jungen funkelten und reflektierten das Licht des Blitzes. Zoro lächelte und wandte sich von dem Foto ab. Der Knirps erinnerte ihn an Jermaine, als dieser ihm stolz seine Kritzeleien präsentiert hatte, die Zoro meist gar nicht entschlüsseln hatte können, aber aufgrund Jermaines stolzen und erwartungsvollen Blicks hatte er nicht gewagt daran zu denken, seinem Sohn zu gestehen, dass er nicht einmal gewusst hatte, was darauf zu sehen war, sondern hatte diesen gelobt. Eigentlich hatte er dieser Erinnerung wenig Beachtung geschenkt, aber das Bild des an Krebs erkrankten Jungen rief ihm diese zurück ins Gedächtnis. Ihm wurde schmerzlich bewusst, wie wenig ihm die gemeinsame Zeit mit seinen Kindern bedeutete. Als sie noch eine Familie waren, hatte er aufgrund seines Studiums und der darauffolgenden beruflichen Tätigkeit wenig Zeit mit ihnen verbringen können und nachdem er und Pola sich getrennt hatten, hatte er sich nicht einmal um beständigen Kontakt mit ihnen bemüht. Bevor er sich jedoch mit Schuldgefühlen peinigen konnte, wurde er unsanft aus seiner Trance gerissen, als ihn jemand kraftvoll von hinten anstieß. Überrascht wurde er einen Schritt nach vorne gestoßen und drohte zu stürzen. Im letzten Moment konnte er sein Gleichgewicht koordinieren und sich mit rudernden Armen auf dem Absatz umdrehen. Wütend riss er den Kopf herum und stierte dem Unbekannten entgegen. „He!“ Der fremde Mann, der unvermittelt stehen blieb, überragte Zoro um viele Zentimeter. Der mürrische Gesichtsausdruck, der durch die emotionslosen, braunen Augen geprägt war, wurde durch die blonden zurückgestrichenen Haare und die Koteletten unterstrichen, allerdings verwarf eine Locke, die dem Fremden ins Gesicht fiel, das gesamte Bild. Unter der schwarzen Lederjacke trug er ein dunkles, enganliegendes Muskelshirt, das den athletischen Körper des Mannes gut präsentierte. Die schwarze Jeans endete in ebenfalls schwarzen, spitzzulaufenden Boots, die mit Nieten versehen waren. „Ist der Flur zu eng oder bist du zu breit?!“, knurrte Zoro und ignorierte die unterschiedlichen Körperverhältnisse gekonnt. Er war verhältnismäßig groß und Dank seines strammen Sportprogrammes recht muskulös, dennoch stand sein Erscheinungsbild im absoluten Gegensatz zu dem des Fremden, der ihn nur skeptisch und leicht mitleidig beäugte. „Zu dumm zum Antworten?!“ Nicht einmal wissend, weshalb er den Mann derartig verbal attackierte, schnaubte Zoro verächtlich und schüttelte den Kopf, ehe er sich umdrehte und seinen Weg stumm fluchend fortsetzte. Seitdem sich die Ereignisse überschlugen hatte er seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle und er war überdurchschnittlich angespannt, was zur Folge hatte, dass seine Geduld auf ein stark beschnittenes Minimum beschränkt war. Eigentlich hätte er wegen des Mannes nicht derartig erzürnt reagiert, aber in diesem Moment war alles aus ihm herausgebrochen. Seine angestaute Wut entfesselte sich und er spürte, dass er gerade einmal ein wenig von dieser abbauen hatte können. Als er auf die Glastür zuging, die ihm den Zugang in den nächsten Abschnitt gewährte, konnte er sein Spiegelbild in dem Glas erkennen, was aufgrund des gut ausgeleuchteten Flures sehr klar war. Im Hintergrund erkannte er allerdings einen großen dunklen Schatten und er drehte sich überrascht um. Der Unbekannte stand wortlos dort, wo er stehen geblieben war, als Zoro ihn angesprochen hatte. Ohne ein Wort zu sagen verharrte der Mann mitten im Gang und starrte zu dem Staatsanwalt hinüber. Trotz der knapp zehn bis fünfzehn Meter, die sie trennten, hatte Zoro das Gefühl, als würden sie voreinander stehen und sich wie zwei Duellanten in die Augen sehen. „Was ist?“, fragte Zoro und konzentrierte sich darauf, seine Aggression nicht wieder zu offenbaren. Sein Magen begann sich leicht zu verkrampfen und der Hals zu schmerzen, als der Hüne keinen Laut von sich gab, ihn sondern lediglich stumm taxierte. Zwar glaube er nicht, dass er gleich angegriffen werden würde, aber unangenehm war ihm diese Situation trotzdem, da er nicht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte. „Kommt da jetzt noch etwas?!“ Nachdem er einige Sekunden vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte, entschloss Zoro sich dazu, den Riesen zu ignorieren und drückte die Tür auf, um seinen Weg weiter zu beschreiten. Noch einmal tief durchatmend trat er durch sie hindurch und wollte sie gerade loslassen, um sie zufallen zu lassen und somit eine Grenze zwischen ihn und den Fremden zu bringen, als dieser sich räusperte. „Stille Wasser sind tief.“ Langsam drehte Zoro sich erneut um, während der Hüne ihm bereits den Rücken zugewendet hatte und sich auf den Ausgang zubewegte. „Handlungen sind lediglich Reflexionen einzelner Charakterfragmente und berechtigen nicht zu vorschnell gefällten Urteilen.“ 'Was...?' Irritiert blieb Zoro zurück, während der Hüne um die Ecke bog und aus seinem Blickfeld verschwand. War ihm dieser Mann einst begegnet und er erinnerte sich nicht mehr daran oder sollte dies einer Drohung gleichkommen? Nachdenklich ließ er den stählernen Griff der Tür los und schritt langsam und sichtlich verwirrt weiter. Er wusste nicht, wie er diesen Rat händeln sollte und ob er allgemein gültig war oder gerade speziell für seine Situation. 'Was soll das denn bitte bedeuten?' Der Kontrollverlust schritt weiter grausam voran und der Boden, auf dem er wandelte, riss haarfein, aber tief bis in die Substanz und ließ ihn bröckeln. Jeden Moment drohte er in das unergründliche Schwarz zu stürzen, ohne zu wissen, ob und wann er aufschlagen würde. Nicht wissend, ob er nur wenige Zentimeter oder viele Kilometer fallen würde, wurde seine Unsicherheit genährt. Dass ihn ein Sturz aber töten konnte, davon war er überzeugt und hoffte, dass es während es Falls einige Sicherheiten gab, an denen er sich orientieren konnte. Seine Sinne wurden benebelt und er vernahm einen aromatisierten Rauch, der ihn umschmeichelte. Er erinnerte ihn an seine Kindheit und gab ihm Geborgenheit und Sicherheit. Eine Flut, bestehend aus Bildern und kleinen Filmsequenzen, brach über ihn herein und einige Laut umspülten ihn. Bedächtig watete er durch das ansteigende Meer aus Erinnerungen und an den Porträts an der Wand vorbei. In Gedanken versunken schlich er unbewusst über den Flur und gab sich dem Sturm hin, der auf dem aromatisierten Qualm entfacht war und ihn gänzlich erfüllte. Wie in den letzten Tagen suchten ihn Gedanken an seine Familie heim, die er nur abwesend miterlebt hatte. Vorher hatte er diesen Erinnerung keine Beachtung geschenkt gehabt. Bis jetzt. Seitdem er über hauchdünnes Glas wandelte, von dem er nicht sicher war, ob es seinem Gewicht länger Stand halten würde. 'Bald wird es brechen!' Er begann im Dunkel seiner Umgebung zu verwinden. Nicht sonderlich individuell versank er in einem Brei aus Schwarz und Grau, der nicht viel Raum für Interpretationen ließ, und wurde einer von vielen. Mit dem Gefühl, dass es keine Grenze zwischen Gut und Böse gab, hatte er sein Studium begonnen. Aber nun war davon überzeugt, dass beides das gleiche war. Je nach Blickwinkel rechtfertigt sich jede Handlung. Mit jeder Sekunde, die verstrich, klammerte er zunehmend an dem Gedanken, dass er diese Überzeugung in den nächsten Tagen anwenden muss. In ihm manifestierte sich das Wissen, dass er in diesem Spiel alles riskierte und er seinen Einsatz bitterlich bereuen würde. Man wird ihm alles nehmen und er allein wäre schuld daran, dass er solche Konsequenzen zu tragen hatte. Die Folgen konnte er noch nicht absehen, aber das Gefühl, dass alles in ihm sterben wird, blieb. 'Ich werde alles verlieren...' Der Geruch wurde intensiver und die Wellen aus vergangenen Zeiten peitschten ihm ihre Gischt aus blechernen Lauten und Namen brutal ins Gesicht, so dass sie brennende Narben hinterließ. Das tosende Geräusch der aufgewühlten See war erst der Beginn und Zoro, der durchnässt in der Mitte des Ozeans stand, ahnte, dass die Riesenwelle, die alles fortspülen würde, gerade erst anrollte. Aber da er nicht in der Lage war, diese zu sehen, konnte er sich selber auch nicht in Sicherheit bringen, weil er nicht wusste, von welcher Seite sie zuschlagen würde. Zoro stutzte, als das Meeresrauschen abrupt verklang und er sich im Flur des Krankenhauses befand. Der Qualm war stärker und er warf einen kurzen Blick auf das Schild an der Wand, um sich zu orientieren. Er befand sich nur wenige Meter von McKennas Zimmer entfernt. Schnell bog er um die Ecke und blieb fragend stehen. Im Gang vor McKennas Zimmer stand ein großer, breitschultriger Mann, der mit einem finsteren Gesichtsausdruck durch das Fenster in der Wand in das Zimmer starrte. Zwischen den Lippen klemmte eine madurofarbene Corona, an deren Spitze sich ein kleiner Aschering abzeichnete. Der Mann hatte kurze, graue Haare, die er streng zurückgegelt hatte. Er trug eine weiße Lederjacke mit Fellbesatz, eine dunkle Jeans und schwere Stiefel. Unter der geöffneten Jacke trug er ein enges Shirt, unter dem ich die starken Konturen der Muskeln abzeichneten. 'Haben die Machos heute Ausgang?' Die weiße Haut des Mannes, die bereits einen leicht gräulichen Farbton angenommen hatte, implizierte bei Zoro das bedrohliche Gefühl, dass der Unbekannte keine in seinen Augen positiven Absichten verfolgte. Die kalten, hellgrünen Augen würdigten ihn keines Blickes und riefen in ihm zusätzlich Unsicherheit hervor. Zoro wusste nicht, wo er diesen Mann spontan einordnen sollte und auch nicht, mit welcher Intention er vor McKennas Krankenzimmer stand. Langsam, um seine Unsicherheit zu überspielen, schritt der Staatsanwalt voran und fixierte dabei dem Unbekannten, um jede Regung der Mimik und der Gestik zu registrieren. Zu seiner Enttäuschung reagierte der Hüne nicht, sondern blieb regungslos stehen. Er hatte nicht einmal einen Lidschlag durchgeführt, seitdem Zoro ihn genauer beobachtete. Würde sich der Qualm der Zigarre nicht in der Luft winden, würde er glauben, dass es sich bei dem Mann um eine Wachsfigur handelte. Mit jedem Schritt intensivierte sich der Geruch der Zigarre und das erinnerte Zoro an seinen Vater, der kubanische und brasilianische Zigarren stärker konsumierte als jedes Nahrungsmittel. Er hatte seinen Vater selten ohne Churchill, Corona oder Robusto gesehen, bis dieser sich wegen eines Herzinfarktes vor ein paar Jahren von seinem übermäßigen Tabakkonsum losgesagt hatte und nur noch für den Genuss rauchte. Dafür erfreute er sich fortan bester Gesundheit. Nun stand er nur noch wenige Meter von dem Unbekannten entfernt, der nun seufzend die Augen schloss. „Zoro Roronoa, nicht wahr?“, fragte der Mann ohne ihn anzusehen. Gespannt blickte er durch die Scheibe in das Krankenzimmer und schien McKenna zu betrachten, während er Zoro ohne eines Blickes registriert hatte, woraufhin Zoro fragend eine Augenbraue in die Höhe zog. „Man hört so einiges von Ihnen.“ Letzteres schien der Unbekannte nachzuschieben, da er wohl erahnte, dass Zoro seinen Gegenüber höchst irritiert ansah. „Einiges?“, presste der Staatsanwalt zwischen den Zähnen hervor. Er wusste nicht, bei wem es sich um den Mann handelte, wohingegen dieser sehr gut über ihn informiert zu sein schien. „Einiges“, bestätigte der Mann. „Infailable Zoro Roronoa, erfolgreicher Harvard-Absolvent und Leiter des C3, einer Abteilung, die sich auf bizarre Morde spezialisiert hat. Geschieden, zwei Kinder.“ Zu gut informiert!, dachte Zoro und starrte den Fremden aus kalten Augen an. „Und Sie sind...?“ „Das ganze ist eine Nummer zu groß für Sie“, entgegnete der Mann, während er an seiner Zigarre zog und die Spitze der Glut aufglühte. „Gehen Sie lieber zurück und jagen sie Kleinkriminelle!“ „Sie sind...?“, wiederholte Zoro seine Frage kaum merklich kühler. Die arroganten Warnungen, die bereits unverschämte Anweisungen glichen, ignorierte er gekonnt. Niemand hatte sich in seine Ermittlungen einzumischen. Stöhnend wandte sich der Mann von der Scheibe ab und sah Zoro zum ersten Mal direkt in die Augen. Langsam ließ er eine Hand in die Jackentasche seiner weißen Stoffjacke mit Fellbesatz wandern. Zoro vermutete, dass es sich bei dem Objekt, das gerade das Tageslicht erblickte um eine neue Zigarette handelte. „Smoker, NSB“, beantwortete er die Frage, während er Zoro einen Ausweis entgegen hielt, deren Echtheit zwar nicht in Frage stellte, aber ebenso wenig die Möglichkeit gehabt hätte, dessen Echtheit zu überprüfen. „Fragen?“ Zoro schwieg und wollte endlich dem nachkommen, weshalb er auch gekommen war. Durch die in die Wand eingelassene Scheibe konnte er McKennas Krankenzimmer erkennen. Der gesamte Raum war weiß und steril. Vor den großen Fenstern hingen mindgrüne Vorhänge, die beruhigend wirkten und durch das Material schien mäßiges Sonnenlicht, das helle Lichtpunkte auf Boden warf. In dem Raum standen große, filigran gearbeitet Maschinen herum und bildeten einen Halbkreis. Unter ihnen erkannte er ein Elektrokardiogramm, das die unregelmäßigen Herzschläge McKennas piepend auszeichnete, und ein Beatmungsgerät, deren Pumpen sich zischend zusammenzogen und wieder ausdehnten. Die akustische Wiedergabe von McKennas lebensnotwendigen Bedürfnissen wirkte sehr befremdlich auf ihn. Inmitten der Gerätschaften stand ein großes Bett, in dem McKenna lag. Die weiße Bettdecke war bis an das Brustbein gezogen und die Arme waren über sie gelegt. In beide waren Kanülen in die Haut eingeführt und einige in Mund und Nase. Durch die Injektionsnadel, die sich in den Armen befanden, floss eine klare, durchsichtige Flüssigkeit, die aus einer Infusionsflasche stammte, die an einem dazugehörigen Ständer hing. McKennas Haut war bleich und die Haare schmutzig nach hinten gestrichen, so dass sie das gesamte Gesicht preisgaben, das von leichten Schnitten und Pflastern bedeckt war. Das größte prangte über der rechten Wange und unter ihm konnte Zoro einen roten Fleck erkennen, der darauf hinwies, dass die Blutung der Wunde noch nicht gestillt war, als das Pflaster auf die Wange geklebt wurde. Das Rot war dunkler und zeigte, dass es bereits geronnen war. Der Coroner wirkte hilflos und verletzt, zumal Zoro wusste, dass sich in den nächsten Stunden das weitere Leben des Blonden entschied, sollte er die Nacht überleben. Die Ärzte und der behandelnde Doktor gaben ihnen wenig Hoffnung auf eine Genesung noch auf ein Überleben des Blonden. Er hatte mit Nami während der Hinfahrt zum Krankenhaus per Mobiltelefon kommuniziert. Die Patrone, die vermeintlich den Magen durchschossen hatte, hatte ein Loch in die Lunge gerissen, die sich daraufhin mit Blut gefüllt und den Coroner in eine stark lebensgefährliche Situation gebracht hatte, die er bisweilen noch nicht überstanden hatte. „Sind Sie ein Bekannter McKennas?“, fragte der Staatsanwalt kühl, eher aus reiner Freundlichkeit, da er sich nicht denken konnte, dass eine Bekanntschaft McKennas zu dem NSB-Agent Smoker, wenn das überhaupt sein tatsächlicher Name war, bestand. „Pha“, schnaubte der Hüne und blies den Qualm seiner Zigarre in die Luft. Der gesamte Korridor war von dem weißblauen Rauch erfüllt, der zwar angenehm roch, aber begann in Zoros Augen zu brennen. „Ich traue dem Kerl keinen Millimeter über den Weg!“ Zoro stutzte und musterte seinen Gegenüber skeptisch. „Bitte?“ Smoker lachte auf und besah den Staatsanwalt mit einem arroganten Blick, ehe er sich diesem zuwandte. Ein leichtes Zucken in den Mundwinkeln durchzog Zoro, als er die Narbe über Smokers rechtem Auge erkannte. „Sind Sie etwa auch einer von den Versagern, die McKenna huldigen als wäre dieser ein Gott?“ „Ich verstehe nicht...“, stotterte Zoro. Er fühlte sich sprachlos und das war er selten. „Wie überraschend.“ Den Sarkasmus ignorierte er ebenso, wie die gesamte Arroganz des Agenten. „Ich sage es Ihnen noch im Guten: Gehen Sie wieder mit Ihren Puppen spielen!“ „Puppen?“, stieß Zoro zischend aus. „Was bilden Sie sich eigentlich...“ Er verstummte. Der Agent hielt die Mörder, die Zoro jagte, für Kleinkriminelle, obwohl sie oftmals die schwersten, unvorstellbarsten Straftaten begingen, aber musste sich eingestehen, dass sein Gegenüber in ganz anderen Dimensionen dachte. Smoker hatte als Agent der NSB, einer speziellen Abteilung des FBI, die sich mit der Terror- und Spionageabwehr, sowie mit dem Schutz des Landes gegen Anschläge beschäftigte, ganz andere Vorstellungen einer Gefahr. „Korrekt“, beantwortete Smoker seine Frage forsch. „Diese Sache übernehmen wir!“ „Welche Sache?“, knurrte Zoro und forderte indirekt Erklärungen ein, die ihn eigentlich gar nicht zu interessieren hatten. Unter Juristen und dem FBI und den anderen Polizeibehörden war eines bekannt: Was die NSB an sich nimmt, wird nicht in Frage gestellt. Streng genommen galt dieses Gesetz auch schon bei Polizeibehörden, wenn das FBI anrückte. Das FBI hatte Priorität, aber an der Spitze dieser internen Hierarchie stand die NSB. „Was genau ist zu groß? Die Mordserie und das Erscheinen der BAF stehen...“ „...auf jeden Fall in einem Verhältnis zueinander“, unterbrach ihn Smoker. Zoro blinzelte, er hatte genau gegenteiliges aussprechen wollen. „Alles gehört zusammen, angefangen bei Ihrem ersten Toten.“ Der Staatsanwalt schürzte die Lippen. „Erzählen Sie mir nicht gerade schon zu viel?“ „Würden Sie das nicht eh erkennen, wenn auch die Morde nicht mehr Ihrer Zuständigkeit unterliegen?“ Gut gekontert, gestand Zoro dem Mann zu. Insgeheim hatte auch weitere Informationen gehofft, aber diese blieben ihm verwehrt. „Aber...“ „Die Akten habe ich bereits angefordert. Sie erhalten noch Nachricht von der NSB“, fügte Smoker beinahe beiläufig hinzu. Zoros Augen blitzen auf. Er würde erst nach Abzug des Falles eine Nachricht, in der dies sachgemäß erwähnt würde, erhalten. „Das NSB hat es aber eilig...“ Der Mundwinkel des Agenten zuckte kaum merklich, aber Zoro registrierte es sofort. „Stellt der Eingriff der BAF für die Regierung doch einen derartiges Risiko dar?“, fragte er spitz, wohingegen seine Frage einer Feststellung glich. „Hat das NSB nicht einst verkündet, dass nach den letzten Anschlägen der BAF vor knapp sechs Jahren keine Gefahr mehr durch die Organisation bestünde?“ Smoker schwieg. Vor sechs Jahren hatte die BAF ihre letzten internationalen Anschläge verzeichnet. Zuletzt detonierten Sprengsätze in London, in der Nähe des Scotland Yards und im Pentagon. Ein geplanter Anschlag im weißen Haus konnte aufgrund eines anonymen Hinweises vereitelt und die fünf Terroristen verhaftet werden. Dieser Fall beherrschte wochenlang die Schlagzeilen, aber nicht wegen des verhinderten Anschlags auf den Präsidenten, sondern wegen dem, was folgte. Das NSB hatte sich den Tätern angenommen um in Erfahrung zu bringen, was die Organisation zu erreichen versuchte und wer der Initiator dessen war. Die fünf Attentäter waren in einer Zentrale untergebracht gewesen, ehe sie mithilfe eines Komplizen, der beim NSB tätig gewesen war, entkommen konnten, vorher jedoch das gesamte Sicherheitssystem heruntergefahren hatten. Das System hatte mehrere Stunden benötigt um sich vollständig zu rehabilitieren, während sämtliche, gespeicherte Informationen und Dateien durch einen externen Virus ausgelesen wurden. Am darauffolgenden Tag waren die fünf Terroristen samt ihres Komplizen erschossen – eigentlich hingerichtet – an der Küste Ellis Islands, New York, aufgefunden worden, was folglich bedeutete, dass die BAF im Besitz aller Informationen des NSB war und ihre Männer, die die einzige, fassbare Verbindung bildeten, nicht länger existent waren. Um ihr Gesicht zu wahren, ließ der Geheimdienst verlauten, dass es sich um einen Angriff auf die Zentrale handelte, bei dem die Attentäter entkommen konnten. Von einer Sicherheitsproblematik war in der Öffentlichkeit keine Rede gewesen. Das NSB hatte sich einer unverzeihlichen Blöße gegeben, von der die Öffentlichkeit nicht einmal das gesamte Ausmaß kannte. „War es nicht so?“ Zoro zog eine Augenbraue triumphierend in die Höhe und grinste höhnisch. Smoker biss sich auf die Unterlippe und stierte McKenna durch die Glasscheibe entgegen. „Das NSB hat im Wohle des Volkes entschieden. Eine nationale bis hin zu einer internationalen Panik hätte der BAF nur nützlich sein können.“ „Durchaus... klingt ja fast wie eine Beschreibung der Behörden und Geheimdienste.“ Zoros Selbstironie unterstrich der mit einem leichten Wink der Hand. Er als Teil des FBI wusste um die Machenschaften der Behörden und Geheimdienste, wie der CIA, die ihn überhaupt nicht zu interessieren hatten. „Aber was erhoffen Sie sich durch diese Ermittlungen?“ Die Spitzer der Zigarre glimmte auf und Smoker blies den Qualm durch die Nasenlöcher. „Sie sind naiv...“ „McKenna gehört zur BAF?“, fragte Zoro ungläubig. „Woher nehmen Sie denn diese Interpretation?“, konterte der Agent skeptisch. „Ich bin lediglich hier, weil McKenna ebenfalls in diesem Fall verwickelt ist, wie Sie.“ „Und warum befragen Sie dann nicht mich?“ „Alles zu seiner Zeit.“ Smokers gelassene Antworten erweckten in Zoro das Bedürfnis, seine angestauten Aggressionen mit Hilfe eines Gewaltausbruchs zu kompensieren. „McKennas Befragung ist mir kein besonderes Interesse.“ Die Zähne aufeinander gepresst konnte er dem kalten Blick Smokers nicht mehr Stand halten. In Zoro stieg eine Hitze auf, die ihn zu versengen drohte. Sein Blut kochte und ein greller Pfiff gellte in seinem Kopf wider, der den Druck verstärkte. Der Druck schien sich durch Laute zu äußern, die nur er wahrnehmen konnte. Wie ein dumpfes Wellenrauschen. Seine Augen begannen zu schmerzen, da sich sein Blick, der sich an seine Schuhe geheftet hatte, verhärtete und seine Sicht vor Anstrengung verschwamm. 'Will ich eigentlich noch Antworten?' „Sie lügen!“, blaffte Zoro atemlos. Smoker inhalierte den bläulichen Rauch der Zigarre genüsslich und öffnete langsam die Augen, als er den Qualm durch die Nase hinausbließ. „Wer tut das nicht?“ Ende Be afraid – You will lose everything Nachwort Punkt 1: Bevor mich jemand steinigen will: Es tut mir sehr, sehr Leid, aber wie jeder Mensch habe auch ich KreaTiefs und meines hat auch noch länger als ein Jahr gedauert. Ich hoffe inständig, dass diese Phase nun auch endgültig vorbei ist und ich mich wieder in eine kreative Schaffensphase begeben kann. Daher habe ich auch großes Verständnis, wenn einige Leser kein Interesse mehr an dieser Geschichte haben. Es tut mir wirklich Leid. Punkt 2: Wer war wohl der erste Hüne, dem Zoro begegnet ist? :D Nachwort Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)