Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 38: Bittere Wahrheit ---------------------------- Ich mache es ja nur noch wegen der Vollständigkeit... liest ja eh keiner hier *schulterzuck* Bittere Wahrheit - Locked together in hatred ***** Ginny ***** Dicke Tränen liefen über Ginnys Gesicht. Es war nicht das erste Mal, dass sie bei Harrys Anblick weinen musste. Jede freie Minute saß sie an seinem Bett und dies nun schon seit mehreren Tagen. Meist war sie einfach da und musste hilflos mit ansehen, wie Harry irgendwelche unsinnigen Sätze von sich gab. Man hatte ihr zwar erklärt, was passiert war, doch hatte sie es nie verstanden und oft musste sie sich Sätze anhören, die zum Teil aus primitiven Beschimpfungen und Erniedrigungen bestanden und zum andern Teil reizende Liebeserklärungen für ihre Treue waren. Vorsichtig näherte sie sich dem Bett. Sie wusste nie wie Harry auf ihre Nähe reagierte, manchmal war sie sich nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt erkannte. Dieses Mal sagte er nichts, als sie seine Hand ergriff und sanft mit ihren Fingern darüber streichelte. Der Blick den Harry ihr zuwarf, war zuerst verwirrt, später lächelte er sie schweigend an. In diesen Momenten sprach er nie besonders viel. Schniefend wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte zu lächeln, was ihr beinahe gelang. "Ginny", flüsterte er, "Du musst nicht traurig sein und du darfst keine Angst um mich haben, bitte." Sie nickte und doch füllten sich ihre Augen erneut mit Tränen. Sie hatte Angst, sogar große Angst. Der Kloß im Hals machte es ihr unmöglich irgendetwas zu erwidern und schweigend rückte sie ein Stück näher an Harry heran und zog ihn in ihre Arme. Sie vergrub ihr Gesicht in seine Schulter und weinte. ***** Harry ***** Auch Harry hatte Angst. Er spürte mit jedem Tag der verging und an dem er gegen den dunklen Lord kämpfte, wie erschöpfend es war. Seine Kräfte ließen immer weiter nach und es blieb ihm oft nichts anderes übrig, als sich selbst Schmerzen zuzufügen, um seinen eigenen Körper zu spüren. Er wollte einfach nur fühlen, dass es ihn wirklich noch gab, dass er noch in der Lage war seinen Körper willentlich zu beeinflussen und, dass er sich von Voldemort abgrenzen konnte. Obwohl Voldemort der Stärkere von ihnen war, verbergen konnte er nichts mehr vor Harry. Er konnte nichts mehr tun was Harry nicht mitbekam und das war Voldemort genauso bewusst wie Harry. Vielleicht war dies auch der Grund, weshalb der dunkle Lord seit dem Unfall nicht mehr bei den Geiseln gewesen war, oder mit Todessern wichtige Dinge besprochen hatte. Madame Pomfrey verabreichte ihm jeden Abend einen Trank für traumlosen Schlaf, damit Harry wenigstens für kurze Zeit ruhig war und eine Chance bekam wieder neue Kräfte für den kommenden Tag zu sammeln. Meist schlief Harry nie länger als ein paar Stunden und trotz des Trankes glaubte er immer noch ganz, ganz vage mitzubekommen, was Voldemort gerade tat. Im Traum sah er Todesser, die Befehle entgegen nahmen, und er sah Hermine und die anderen Gefangenen, doch wenn er erwachte, wusste er kaum noch irgendetwas, was sich als hilfreich erweisen könnte. Schon allein der Gedanke, dass Harry nie wieder schlafen dürfte, um Voldemort außer Gefecht zu setzen, trieb ihn in den Wahnsinn. Sein Wille versuchte alle irgendwie nützlichen Hinweise aus dem täglichen Kampf zu ziehen, um wenigstens ein Fünkchen Hoffnung auf eine Wendung zum Besseren zu sehen. ***** Madame Pomfrey ***** Es war spät in der Nacht. Harry hatte sich schreiend in seinem Bett aufgebäumt. Madam Pomfrey war durch die Schreie aus dem Schlaf aufgeschreckt. Seine Worte verstand sie nicht. Hastig stand sie auf und noch während sie sich einen Morgenmantel überwarf, rannte sie zu dem Regal, in dem sie ihre Zaubertränke aufbewahrte. Sie überlegte nicht lange und griff zielsicher nach einer kleinen schwarzen Flasche, bevor sie den Krankenflügel durch eine Seitentür betrat und an das Bett des Slytherins ging. Harry reagierte nicht auf Ansprache und hatte seine Augen fest verschlossen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob Harry überhaupt wach genug war, um irgendetwas aus seiner Umgebung wahrzunehmen. Mit sanften aber dennoch nachdrücklichen Druck, legte sie den Slytherin wieder zurück in die Kissen. Er wehrte sich immer noch heftig und schlug nach ihr. Es war nicht einfach den ungezielten Schlägen auszuweichen, doch irgendwie schaffte sie es, die kleine Flasche mit ihrer freien Hand zu entkorken und ihm einige Tropfen einzuflössen. Harry hustete mehrmals heftig und seine Abwehr ließ rasch nach, sodass Madame Pomfrey den Siebtklässler schließlich loslassen konnte. Sie seufzte erleichtert auf. Der starke Beruhigungstrank schien fürs erste seine Wirkung zu tun, aber aus ihren Erfahrungen der letzten Nächte wusste sie, dass es nicht von langer Dauer sein würde. Sie stand seufzend auf und holte aus ihrem Lager Verbandsmaterial und noch weitere Tränke und Lösungen. Vorsichtig entnahm sie einen dicken Verband von Harrys rechten Oberschenkel und begutachtete die darunter liegende Wunde. Sie war nach wie vor entzündet und mit einem Tuch säuberte sie die Wundränder, bevor sie ihren Zauberstab zückte und erneut versuchte sie zu heilen. Es gelang ihr nicht, doch auch nach einer weiteren Begutachtung und mehreren Versuchen der magischen Wundheilung tat sich nichts. Harry stöhnte ihm Schlaf auf und seine Hand fuhr ungezielt über die Wunde. Wie auch immer er sie sich zugezogen hatte, die Entzündung wollte nicht weichen und schließlich bestrich sie die Wunde mit einer antiseptischen Paste und verband sie von neuem. *** Einige Tage später betrat Madame Pomfrey, übermüdet und mit rot unterlaufenden Augen das Büro des Schulleiters, um ihren täglichen Bericht über Harrys Befinden abzugeben. Diesmal lag eine sehr anstrengende Nacht hinter ihr und sie hatte keinen Schlaf finden können. Erschöpft musterte sie den Schulleiter. Sie hatte ihn noch nie derart besorgt erlebt wie in den Tagen nach Harrys Zusammenbruch. "Wie sieht es aus?" fragte er ruhig und legte den Tagespropheten beiseite, "Möchtest du einen Kaffee? … Ich denke du könntest ihn sehr gut gebrauchen." Mit einem Wink seines Zauberstabs ließ er einen Becher starken Kaffees erscheinen und schob ihn der Heilerin entgegen. "Professor", fing sie müde an und rang nach passenden Worten, "Mr. Potter ist nach wie vor sehr unruhig und redet wirres Zeug." Sie nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und ihr Blick wanderte durch das Fenster. Draußen regnete es wieder in Strömen und die aufgehende Sonne hatte es noch nicht durch die dicken Regenwolken geschafft. "Ich habe letzte Nacht kein Auge zubekommen. Harry ist immerzu aufgewacht, wenn ein Schüler in den Krankenflügel kam. Es war einfach entsetzlich. … Er beschimpfte Mr. Creevey als wertloses Schlammblut, als er wegen eines fürchterlichen Ausschlags im Gesicht gebracht wurde. Des Weiteren hatte ich einen Schüler mit einer Krötenschleimvergiftung, einen wegen riesigen Tentakeln, ein weiterer Schüler wurde von seinem Schlafanzug gebissen und Miss Davis glaubt immer noch eine Katze zu sein. Harry hat sie alle aufs übelste beschimpft. … Mich würde es nicht wundern, wenn heute die ganze Schule über Harrys Zustand Bescheid wüsste." "Ich hatte ganz vergessen, dass heute der erste April ist… war es schlimm?" Madame Pomfrey war sich nicht sicher, ob sie dem Schulleiter noch einmal wiederholen sollte, dass sie die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte, beließ es aber schließlich bei einem müden Lächeln und drehte die Tasse gedankenverloren in ihren Händen. Sie dachte an das Gespräch mit dem Schulleiter von vor ein paar Tagen und suchte erneut einen Weg das Gespräch in diese Richtung zu lenken. "Professor? I-ich … hm … hast du…" Der Mut verließ sie und sie brach ab. "In der Tat habe ich bereits mit Mrs. Benigus gesprochen", Madame Pomfrey lächelte. Es war erleichternd, dass Dumbledore von sich aus darauf zu sprechen kam, als hätte er ihre Gedanken erraten. "Und?" fragte die Heilerin vorsichtig und sah von ihrer Kaffeetasse auf. "Sie werden Harry aufnehmen. Allerdings müssen sie vorher die eine oder andere Zimmerbelegung verändern - Nicht Auszudenken, was passieren würde, wenn Harry in dem Zustand auf Mr. und Mrs. Longbottom treffen würde… sie können Harry frühestens Ende der Woche nehmen." Madame Pomfrey seufzte erleichtert auf. Sie wusste wie schwer der Schritt für den Schulleiter sein musste, doch sie wusste auch, dass Harry nie wieder der Alte werden konnte und die Versorgung des Jungen war zu aufwändig, als dass man ihm hier in Hogwarts noch helfen konnte. "Ich danke Ihnen", murmelte Madame Pomfrey, "Da ist er sicher besser aufgehoben, als hier." Mit einer raschen Bewegung erhob sie sich, verabschiedete sich von Dumbledore und ging zurück in den Krankenflügel, wo Harry inzwischen wieder erwacht war. ***** Harry ***** Harry setzte sich in seinem Bett auf und sah sich interessiert im Krankenflügel um. Er hatte kaum Erinnerungen an die letzte Nacht, aber er spürte, dass die Schüler, die in den anderen Betten lagen, ihn mit Argwohn musterten. Müde rieb er sich die Augen, setzte seine Brille auf und starrte aus dem Fenster. Harry wusste nicht was der dunkle Lord gerade tat. Die Verbindung war schwach, aber weiter vorhanden. Er hatte in der letzten Nacht wieder die Gefangenen gesehen, doch er konnte keine Hinweise auf ihr mögliches Versteck gewinnen. Sie lebten nach wie vor und wurden Rund um die Uhr von Todessern bewacht. Auch wenn er selbst nicht in der Lage war, etwas zu verändern, irgendwo in dieser fremden Gedankenflut mussten doch die nötigen Informationen zum Aufenthaltsort sein. Harry schloss die Augen. Der träge Strom der Gedanken begann sich erneut auf einen heftigen Sturm vorzubereiten und riss Harry rasch tiefer in Voldemorts Gedankenwelt. "My Lord", Die rauchige Stimme von Morticia drang in Harrys Ohr, "Campbell hat das dritte Medaillon in Transsylvanien ausfindig gemacht. Er hat sich dem dortigen Clanführer angeschlossen. Ich denke es wird ein leichtes sein, ihn zu überlisten." "Sehr gut", sagte der Lord desinteressiert, "Somit hätten wir, sobald meine Männer erfolgreich waren, vier." "Fehlt uns nur noch das von Tepesch", sagte Morticia gequält und ihr Blick glitt unruhig durch den halbdunklen Raum, ohne gezielt etwas zu fixieren. "Genau, … Tepesch hält sich derzeit in Amerika auf. Es ist deine Aufgabe ihn zu stellen und wenn möglich zu töten." "Aber, aber my Lord…" Die Unsicherheit in Morticias Stimme verriet ihre Angst. "Tepesch wird sich mir nie im Leben anschließen. Ich weiß wie mächtig er ist, aber er kann einer Vampirdame wie dir wohl kaum widerstehen." "Sag, was hast du mit den Medaillons vor?" fragte Morticia und sie wich einen Schritt zurück, "Du mischt unsere Clans erneut gegeneinander auf und gefährdest den Frieden, wofür?" "Morticia, es mag zwar hart klingen, aber das kann ich dir im Moment noch nicht sagen", widersprach der Lord. Harry wurde ganz plötzlich von einer Gedankenflut mitgerissen, die ihn immer mehr von dem Lord entfernte. Harry schrie, als es dunkler wurde. Die wirbelnden Gedanken, machten es ihm unmöglich irgendetwas zu denken. Er versuchte sich auf seinen Körper zu konzentrieren; seine einzig verbliebene Säule, die ihm noch Halt gab. Mehrmals schlug er sich, um nicht auch noch sein Körpergefühl zu verlieren. Der Schmerz ließ seinen Schrei in ein Stöhnen übergehen. Nur ganz vage nahm er den Krankenflügel und Madame Pomfrey wahr, bevor er ohnmächtig wurde. *** Als Harry wieder zu sich kam, war er allein. Die restlichen Betten waren verlassen und frisch bezogen. Sogar Madame Pomfrey war nicht in der Nähe. Harry ärgerte sich, dass er nicht herausfinden konnte, was nun weiter mit den Medaillons war und weshalb Voldemort sie haben wollte. Harry stand unsicher von seinem Bett auf. Auf Zehenspitzen schlich er über den kalten Boden zum Fenster. Es war Dunkel, bis auf den hellen rötlichen Streifen, der sich am Horizont abzeichnete, welches bedeuten musste, dass die Nacht gerade erst begonnen hatte. Unschlüssig, was er nun tun sollte, blieb er eine ganze Weile regungslos stehen. Auch bei Voldemort tat sich nichts. Harry spürte, dass er allein war, verschiedene Gedanken wirbelten planlos umher, doch Harry ignorierte sie und ohne darüber nachzudenken, verließ er, so wie er war, den Krankenflügel. Es war totenstill im Schloss und die Korridore waren allesamt verwaist. Eine Weile streifte er ziellos umher und folgte nur seiner Nase. Auch wenn er nur seinen Pyjama trug, nahm er die Kälte ringsherum nicht wahr. Er stieg unzählige Treppen hinunter, folgte zwei, drei dunklen Korridoren vorbei an den Klassenräumen für Verwandlung und Zaubereigeschichte, durchquerte die Große Halle in Richtung Eichenportal und stieg schließlich die dunkle Wendeltreppe hinab, die ihn zu den Kerkern brachte. Erst als er den Eingang zu Slytherinhaus erreichte, stoppte er. Harry murmelte das Passwort - die Steinwand glitt lautlos beiseite und mit Erstaunen blickte er in einen hell erleuchteten Gemeinschaftsraum, der fast leer war. "Mr. Potter, was machen Sie hier?", fragte Professor Peony erschrocken und schaute rasch von Harry zu Dumbledore und wieder zurück. Der Slytherin sah ebenfalls vom Schulleiter zu seiner Hauslehrerin. Zwischen ihnen war ein großer Koffer, der ihm erstaunlich bekannt vorkam. "Was haben Sie mit meinem Koffer vor?" fragte er zurück und sein Blick war nun starr auf Dumbledore gerichtet. "Harry, bitte setz dich. Ich werde es dir erklären", sagte der Schulleiter beruhigend. Doch der Angesprochene dachte nicht daran, der Aufforderung zu folgen. Er spürte Voldemorts Einfluss wieder stärker und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Was machen Sie mit meinem Koffer?" fragte er erneut, diesmal um einiges ungeduldiger. "Harry ich- ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber dein Zustand… Es ist so, dass du nicht länger in Hogwarts bleiben kannst, nicht wenn sich keine nennenswerte Verbesserung abzeichnet. Madame Pomfrey ist praktisch überfordert mit der derzeitigen Situation, und glaube mir; es ist nicht gerade…" "Abschieben wollt ihr mich?" Harry hatte sich so gerade noch unter Kontrolle, dass er den Schulleiter nicht anschrie, aber er spürte wie die Beherrschung zu zerbröckeln begann. Zu seinem Leidwesen musste er einen erneuten Sturm fremder und zugleich fast bekannter Gedanken über sich ergehen lassen, die eine weitere Trotzreaktion im Keim ersticken ließ. Er brauchte eine Menge Energie, um sich gegen den Hass zu verwehren, den Voldemort dem Schulleiter entgegenschlug. "Einen Moment lang glaubte Harry sein Bewusstsein erneut zu verlieren, doch er kämpfte wacker gegen die rollende Welle fremder Gefühle in seinem Kopf an, und es gelang ihm Voldemort ein weiteres Mal in die Knie zu zwingen. "Was habt ihr mit mir vor? Ihr werdet mich doch nicht zu den Dursleys zurückschicken?", zu diesem Muggelpack, die nicht mal ein Recht darauf haben, von der Zaubererwelt zu wissen und sogar auch noch mit Schlammblütern verwandt sind. Tot gehören sie, tot, hörst du! Tot! Tot! TOT!' Harry erschrak selbst über diese Gedanken. Innerlich wiederholte er immer das Wort tot. ‚Sie haben nicht das Recht dich aufzunehmen, sie wissen zu viel über uns und das ist nicht gut… Solche Muggel sind die größte Gefahr für unsere Welt, man muss sie töten, bevor sie uns verraten, uns jagen, uns töten… Ja Harry, gib dich deinen Hass hin; Ich weiß, dass du sie hasst…' "NEIN!", schrie Harry, "Ich will nicht, Ich kann nicht. Hör auf" ‚Geh Heim zu dem Muggelpack, du tätest gut daran ihr Haus in Brand zu setzen' "SEI STILL; HÖR ENDLICH AUF; ICH WILL NICHT" Er wehrte sich gegen die Befehle Voldemorts, sein Körper war inzwischen zu Boden gesackt. Er hatte praktisch kaum noch eine Möglichkeit, den Befehlen etwas entgegen zu setzen. Die Schmerzen, die sich plötzlich in seinem Kopf ausbreiteten, waren unerträglich und nur langsam wurde die Stimme in seinem Hinterkopf leiser. Stöhnend fuhr Harry über seinen Kopf und ertastete eine Platzwunde an der Schläfe, die stark blutete. Er wusste nicht genau, wie er sie sich zu gezogen hatte, doch der hämmernde Schmerz hinter der Wunde wollte nicht nachlassen. Er unternahm einen Versuch sich aufzurichten und biss heftig seine Zähne aufeinander, als er den Schwindel spürte, der ihn wieder zurück zu Boden gleiten ließ. Blinzelnd erkannte er den Schulleiter, der besorgt neben ihm kniete und zu ihm herabsah. Er wirkte besorgt, ja beinahe unglücklich. "Ihr werdet mich nicht zu den Dursleys zurückschicken", wisperte Harry, "bitte… ich… ich…" Harry brach ab und spürte dicke Tränen in seinen Augen. Das würde er nie durchstehen. Voldemort würde ihn nicht Ruhen lassen, nicht bevor er seinen Willen bekommen hat. "Nein Harry", sagte Dumbledore beruhigend, "Das wäre sicher keine gute Lösung. Wir werden dich im St. Mungos Krankenhaus unterbringen. Dort können sie dir sicher besser helfen, als Madame Pomfrey." Harry ignorierte den Schmerz und den Schwindel und richtete sich hastig und erschrocken auf. "WAS?" schrie er, "Aber ihr könnt doch nicht… nein nicht ins St. Mungos… die können mir da nicht helfen… niemand kann das: HÖRT IHR: NIEMAND." Sein Blick war fast flehend und er kämpfte gegen eine drohende Ohnmacht. "Genau das ist es ja, warum du auch nicht hier bleiben kannst…", sagte Dumbledore ruhig und versuchte Harry mit sanfter Gewalt wieder zurück in eine liegende Position zu bringen. Harry gab nur wenige Augenblicke später nach, da das Pochen in seinem Kopf nicht aufhören wollte und die Übelkeit zunahm. Der Schulleiter zückte seinen Zauberstab: "Bleib ruhig liegen, ich werde dir erst einmal die Wunde heilen, dann geht es dir sicher ein wenig besser. Du hast deinen Kopf ganz schön heftig auf den Boden geschlagen… Einen Moment…" "Professor, ich - ich bin nicht so verrückt, Sie können mich nicht auf die…" "Beruhige dich", wiederholter der Schulleiter und für einen Moment hielt Harry sogar still. Etwas warmes durchströmte seinen Kopf und dort, wo die Wunde klaffte, brannte der Schmerz noch ein letztes Mal auf, doch verebbte augenblicklich als der Zauberstab sie berührte. "Harry, dein Zustand scheint unumkehrbar, wie du bereits gesagt hast, kann dir NIEMAND in diesem Kampf beiseite stehen. Wer weiß, wie lange du kämpfen musst, um wieder ein geregeltes Leben führen zu können. Es tut mir leid, aber es sieht so aus, als hätten wir keine andere Wahl." *** Die zweite Aprilwoche neigte sich dem Ende entgegen. Das Wetter war und blieb unbeständig. Kurze heftige Regenschauer wechselten sich mit strahlendem Sonnenschein ab. Des Nachts wurde es oft noch bitterkalt und die meisten Blumen waren durch einen erneuten Nachtfrost eingegangen. Fast alle Schüler zogen sich ins Innere des Schlosses zurück. Der April machte seinem Ruf also alle Ehre. All das störte Harry nicht. Wie auch an den letzen Tagen, saß er die meiste Zeit im Krankenflügel und starrte an die Wand. Es war das Beste was er tun konnte. Lord Voldemort brachte ihn nicht dazu, die Wand sinnlos zu beschimpfen und der Wirbel in seinem Kopf war schwächer, in Zeiten in denen er möglichst wenig Reize aus der Umwelt bekam. Es war nur ein schwacher Schutz, aber durchaus effektiv. So musste er lediglich die Kraft aufbringen, die dazu nötig war, seinem Körper zu befehlen sitzen zu bleiben, sich nicht zu rühren und nichts zu sagen. Allerdings lehnte sich Voldemort ein paar Mal am Tag gegen Harrys Widerstand auf und entfachte den Sturm in seinem Kopf so heftig, das Harry nichts anderes übrig blieb, als sich zu schlagen und den Angriff nur durch eine Ohnmacht abzuwenden. Sanft schaukelte Harry vor und zurück, immer bedacht seinen Körper noch zu spüren. Er hatte inzwischen erfahren, dass in Hogwarts wüste Gerüchte über seinem Zustand kursierten. Ginny hatte ihm erzählt, dass sie ganz oft auf ihn angesprochen wurde und die meisten glaubten, dass Harry seinen Verstand verloren hatte und nun dem Wahnsinn verfallen war. Manchmal hoffte er tatsächlich, dass es eine Art Wahnsinn war, eine gespaltene Persönlichkeit, dessen innere Personen unterschiedlicher nicht sein konnten, denn so etwas war im Vergleich zu seinem derzeitigen Zustand heilbar. Seine Verzweiflung hatte inzwischen Narben hinterlassen und er stürzte sich regelrecht ins Selbstmitleid. Er würde NIE wieder er selbst sein können. Er war zu einem hoffnungslosen Fall geworden, dem niemand mehr helfen konnte. Die einzige Chance dem zu entfliehen, war die Anwendung dunkelster, schwarzer Magie, die keiner in seinem Umkreis durchführen würde. Simon hatte mit ihm über das Kleptorus-Ritual gesprochen und es war ihm sichtlich schwer gefallen, doch der Vampir wäre dazu bereit, wenn alle Stricke rissen, für Harry zu sterben. Doch auch Harry, wenn er in dem Fall wirklich er selbst gewesen war, hatte sich dagegen ausgesprochen. Es würde Voldemort nicht vernichten, sondern nur zu einer leeren Hülle machen und irgendwie würde er vielleicht dann in Harrys Körper weiterleben können. Noch nie zuvor schien seine Zukunft so ausweglos und Harry hatte große Angst vor ihr. Bisher war alles nur von kurzer Dauer und mit einem absehbaren Ende, doch jetzt sah sie so düster wie noch nie aus, sodass er keinen Hoffnungsschimmer mehr sehen konnte. Das einzig Beständige war Voldemorts Hass auf Harry und sein Umfeld und sein alltäglicher Kampf gegen ihn. Es ging nicht nur um ihn, denn wenn er verlor, waren all seine Freunde in Gefahr. Wenn die Macht von Voldemort ungebrochen blieb, stürzte er die Welt in eine zweite Finsternis. to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)