Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 34: Eine Frage der Menschlichkeit ----------------------------------------- Eine Frage der Menschlichkeit Harry ließ sich in seinen Lieblingssessel vor dem Kamin nieder. Eine ganze Weile starrte er in die lodernden Flammen und beachtete weder Simons abschließende Worte noch irgendetwas anderes was um ihn herum geschah. Er war nun weit länger als 24 Stunden wach, aber bis auf das Schmerzen seiner Augen, verspürte er nicht einmal annähernd so etwas wie Müdigkeit. Nur am Rande bemerkte er, dass es allmählich ruhiger wurde. Viele Schüler hatten sich in ihre Schlafsäle zurückgezogen. Gelegentlich schnappte Harry ein paar Worte auf, aber er schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Ihm gingen immer wieder die Bilder der vergangenen Nacht durch den Kopf. In Zeitlupe sah er sich umdrehen und seinen Zauberstab auf einen Mann richten. Er trug eine dunkelblaue Robe, sein noch recht junges Gesicht war von braunem Haar umrandet, welches ungekämmt und strähnig herunterhing. Harrys Blick fixierte einen Moment, die unmenschlichen, gelben Augen, die ihn bedrohlich und blutrünstig anstarrten, doch als die kalte Hand des Angreifers sein Fußgelenk umschlang, feuerte Harry ohne Rücksicht los und wusste noch im selben Moment, dass sein Fluch diesen Mann töten würde. Harry erschauderte. Nie zuvor hatte er darüber nachgedacht wie es wohl wäre einen Menschen zu töten und doch hatte er immer gehofft, dass Voldemort der einzige in seinem Leben sein würde, den er je ins Jenseits schicken würde. Er war ein Vampir', sprach die Stimme in seinem Hinterkopf, 'Er war schon tot, nur ein willenloses Monster.' Doch die Versuche seine Schuldgefühle durch illusorisches Einreden zu besänftigten, scheiterten stets an seinem Gewissen. Harry versuchte immer wieder sich klar zu machen, dass ein Vampir kein Monster war, sondern ein rational denkendes Wesen, das auch Gefühle empfinden konnte. So verstrickten sich seine Gedanken immer weiter und ständig versuchte er Simon in das Muster einzufügen. Aber nach der letzten Nacht war Harry sich nicht mehr so sicher, ob Simon nicht auch ein bestialisches Monster war, oder doch derjenige, der stets hilfsbereit und nett Harry zur Seite stand, die großen Probleme mit seiner Liebe zu Hermine hatte und einfach nur mal die Kontrolle verloren hatte. Simon schien keinerlei Schuldgefühle zu haben und er hatte bewusst gemordet. Der Gesichtsausdruck des jungen Ersatzlehrers war in dem Moment nicht weniger blutrünstig als der des Vampirs, den Harry wenige Augenblicke zuvor getötet hatte. Egal wie lange er darüber nachdachte, zu einem Ergebnis kam er nicht. Und sobald Harry in seine Erinnerungen Snape, den Vampir bedachte, konnte er sein Gewissen gar nicht mehr beruhigen. Snape war für ihn nur ein Mensch, nie ein Vampir, gewesen, und auch wenn Simons Zustand ihm zu zuschreiben war, Snape hatte nie wie ein Monster agiert und im Kampf lediglich zum äußersten Mittel gegriffen, um Harry zu beschützen. Irgendwann verfiel Harry in einen lethargischen Zustand. Schlafen würde er nicht können, aber wenn er noch weiter darüber nachdachte würde er auf kurz oder lang den Verstand verlieren. Er starrte abwesend ins Feuer und erst Stunden später sprach Pansy ihn an. "Harry?", der Angesprochene drehte sich langsam zu ihr um, "Bist du etwa den ganzen Tag wach geblieben?" Harry schüttelte irritiert den Kopf. Es war bereits früher Abend und der Gemeinschaftsraum um ihn herum hatte sich langsam wieder gefüllt. "Ich - ich konnte nicht schlafen", sagte Harry leise, "Ich musste über vieles Nachdenken." "Hast du wenigstens etwas gegessen?" fragte Pansy besorgt, doch auch darauf reagierte Harry mit einem Kopfschütteln. Das Slytherinmädchen redete eine Weile auf Harry ein, bis sich dieser bereit erklärte wenigstens etwas zu essen. In der Großen Halle war es ruhig. Die ersten Eltern waren eingetroffen und saßen vorne bei den Särgen, oder unterhielten sich mit den Lehrern. Simon dagegen war nicht da. Mit Mühe schaffte Harry ein paar Bissen, doch legte er das Brot nach einer Weile beiseite. "Du solltest vielleicht zu Simon gehen", sagte Pansy, "Du hast doch einen guten Draht zu ihm und er hat sich für anfallenden Gesprächsbedarf angeboten." "Nein, das kann ich wirklich nicht mit ihm besprechen", winkte Harry ab und dachte an seine Frage, ob Vampire noch etwas Menschliches an sich hatten, oder nur noch willenlose Monster waren. "Dann geh zu Madame Pomfrey, damit sie dir etwas gibt", schlug Pansy vor, "Du siehst echt nicht gut aus ... Ich wollte sowieso gleich in den Krankenflügel, um nach Dora zu sehen, vielleicht kommst du einfach mit." "Nein, danke", seufzte Harry und erhob sich. Sein Körper signalisierte inzwischen eine bleierne Müdigkeit im Körper, die Harry jedoch geflissentlich überging und zum Gryffindortisch schlurfte, wo er sich neben Ginny niederließ. Sie umarmte ihn erfreut. Der Ausdruck in ihrem Gesicht sah noch sehr müde aus, aber im Gegensatz zu Harry, hatte sie wohl ein paar Stunden Schlaf gefunden. "Wie geht es dir?", fragte sie besorgt. "Beschissen", gab er zu, aber wollte nicht weiter darauf eingehen, "Gibt es Neuigkeiten wegen den Vermissten?" "Nicht das ich wüsste", seufzte Ginny, "Weißt du, Dumbledore war vorhin bei uns im Gemeinschaftsraum, er will schon nach dem Wochenende wieder mit dem Unterricht beginnen." "Nein, das habe ich noch nicht gehört", gab Harry zu, "ist das nicht ein bisschen zu schnell, ich meine..." "Ja, schon", sagte Ginny, "Aber er hat gesagt, dass wir uns jetzt nicht verkriechen sollen und wir wieder auf andere Gedanken kommen müssen, der Schulalltag wäre dafür hervorragend geeignet... und Dumbledore hat gesagt, dass er den UTZ Kurs in Verwandlung und die Fünftklässler, wegen der ZAG unterrichten will, wenigstens so lange er noch keinen Ersatz für Professor McGonagall gefunden hat…" "Ich weiß nicht so recht, ich kann mir Dumbledore nicht wirklich als Lehrer vorstellen und eigentlich hat er doch gar keine Zeit dafür." "Na ja, es sind ja nur ein paar Stunden in der Woche, die er unterrichten würde, dass kriegt er schon hin", erklärte Ginny und zog Harry näher an sich heran. Harry lehnte sich an Ginnys Schulter. Einen Moment war es ruhig und seine Gedanken kreisten nicht über den Angriff von letzter Nacht. Aber dennoch wusste er dass diese Gedanken wieder kommen würden, sobald er wieder auf sich selbst gestellt war. Der Slytherin gähnte zufrieden und zog Ginny noch fester an sich. "Du solltest schlafen gehen", flüsterte Ginny, nachdem Harry in ihren Armen fast eingeschlafen war. "Nein", wisperte Harry zurück, "schick mich nicht fort, ich will nicht wieder alleine sein." "Ist es wegen Theodor?" Harry rappelte sich auf und schüttelte seinen Kopf. Sicher spielte Theodors Tod eine Rolle, aber Ginny würde es nicht verstehen, wenn er ihr von seinem todbringendem Flammenfluch erzählen würde. Vielleicht würde sie ihm raten, zu Simon zu gehen, doch er wusste mit hundertprozentiger Gewissheit, dass er das nie mit ihm besprechen würde. *** "Harry langte nach einem Taschentuch und versuchte das Blut, welches Theodors Nacken hinunter rann, ein wenig abzutupfen. Theodors Augen waren so Grauenerfüllt und voller Todesangst, dass Harry zurückschrak ... Theodor brach in Tränen aus, "Wenn Dora überlebt, … Harry, wenn sie überlebt, versprichst du mir, dass du dich um sie kümmern wirst?" … Harry war sich sicher, dass er nur bewusstlos war, doch als er den leblosen Körper auf den Rücken drehte, atmete er nicht mehr und Harry erblickte eine große, klaffende Wunde im Oberkörper, die den Boden unter Theodor in tiefes blutrot getaucht hatte. Harry starrte entsetzt auf den toten Slytherin. ... "Er wusste, dass er sterben würde", sagte Simon leise und legte Harry freundschaftlich die Hand auf die Schulter, "Er hat seinen eigenen Tod gesehen." … Simon hatte seine Zähne tief in den Hals seiner Mutter gebohrt, die sich verzweifelt gegen Simons Griff zur Wehr setzte. Der Blick ihrer kalten, gefühllosen Augen wurde glasig und brach schließlich ganz. Simon ließ von ihr ab und ihr toter Körper fiel unsanft zu Boden. Sein Blick war unmenschlich und leer und mit dem Handrücken wischte er das Blut von seinen Mundwinkeln. ... Als die kalte Hand des Angreifers sein Fußgelenk umschlang, feuerte Harry ohne Rücksicht los und wusste noch im selben Moment, dass dieser Fluch diesen Mann töten würde." Harry schrak aus dem Schlaf auf. Träume wie diesen hatte er in den letzten zwei Nächten zuhauf gehabt und musste beide Male seine Nacht vorzeitig beenden, weil er diesen Traum nicht immer und immer wieder durchleben wollte. Mühsam quälte er sich aus dem Bett. Ausgeschlafen war er nicht und die dicken Augenringe unter den Augen verrieten seinen übermüdeten Zustand. Die Uhr zeigte nicht einmal halb fünf an und doch schlurfte Harry in den leeren Gemeinschaftsraum und setzte sich an seine Schulsachen. Das Wochenende war vorbei und Harry sah dem kommenden, ersten Schultag mit Grauen entgegen. Am Wochenende hatte er sich viel mit Ginny getroffen. Sie sprach ihn nicht auf seine Probleme an, sondern versuchte ihn von seinen Gedanken abzulenken. Obwohl die Ungewissheit, was mit Hermine geschehen war, auch in ihr nagte, sprach sie es nie offen aus, worüber er sehr dankbar war. Harry quälte sich zwei Stunden lang durch ein Kapitel, welches er für Muggelkunde bearbeiten musste. Er war eigentlich von den Hausaufgaben befreit worden, da er bei den Muggeln aufgewachsen war und bereits alles wusste, doch dieses Mal machte er sie um nicht Gefahr zu laufen wieder einzuschlafen und träumen zu müssen. Pansy war eine der Ersten, die den Gemeinschaftsraum betrat. Sie begrüßte Harry freundlich und verschwand durch die Steinwand. Sie war in den letzten Tagen öfters so früh aufgestanden um Dora zu besuchen, die, wie jeder andere Vampir vor Sonnenaufgang, die Dunkelheit und den Schlaf suchte. Pansy erzählte Harry gelegentlich, wie es im Krankenflügel zuging, dass Simon sich rührend um die Jungvampire kümmerte und, dass zwei von ihnen, Colin Creevey und ein anderer, dessen Namen er vergessen hatte, die Verwandlung nicht überlebt hatten. Obgleich es Harry Leid um Dean und Dora tat, versuchte er mit allen Mitteln Simon aus dem Weg zu gehen und wagte es daher nicht die jungen Vampire zu besuchen. Erst als sich der Gemeinschaftsraum gefüllt hatte, packte Harry seine Sachen zusammen und ging hinauf in die Große Halle. Die Särge waren schon am Vortag entfernt worden und lediglich die schwarzen Fahnen an der Hallendecke erinnerten an den Angriff. Zu Harrys erstaunen saß Simon am Lehrertisch. Er sah übermüdet und kränklich aus und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit seinem Teller, rührte das Frühstück aber nicht an. Das Elixier würde schon sehr bald aufgebraucht sein und Simon wäre wieder eines dieser Monster, die Harry so verabscheute. Harry aß ein paar Bissen, nicht viel, aber mehr schaffte er nicht. Immer wieder sah er zu Simon hinüber. Die Sonne würde schon bald aufgehen und eigentlich müsste sich der Vampir in seine Gemächer zurückziehen, andererseits jedoch, war er noch immer ihr Lehrer und Harrys Stundenplan sagte für die ersten zwei Stunden Zaubertränke voraus. Schließlich erhob Harry sich und fragt Pansy, die ihm seine Befürchtungen, dass Simon heute noch Unterricht abhielt, bestätigte. *** Die Fenster des Zaubertrankklassenraumes waren mit dunklen Läden verschlossen und ließen kein Tageslicht hinein. Als Ersatz brannten einige wenige Fackeln, die den Raum in ein angenehmes Halbdunkel tauchten. Simon redete nicht viel vorweg, sondern schrieb das Rezept eines Zaubertranks für traumlosen Schlaf an die Tafel, den die Schüler in dieser Stunde brauen sollten. Seine Stimme wirkte kraftlos und ausgelaugt und doch führte er konsequent den Unterricht fort, als wäre nichts passiert. Erst kurz vor Ende der Stunde, nachdem er jeden Trank sorgfältig begutachtet hatte, richtete er das Wort an die Schüler. "Es mag sicher schon das eine oder andere Gerücht umgegangen sein, dass ich nicht das bin, als was ich erscheine", fing er zögernd an, "und es entspricht leider auch der Wahrheit. ... Wie viele inzwischen wissen, bin ich … ein Vampir und das nicht erst seit den jüngsten Anschlägen durch den dunklen Lord. Ich habe bisher meinen Instinkt durch einen sehr schwierigen Zaubertrank unterdrücken können, aber das ist mir jetzt nicht mehr möglich... Es sieht daher so aus, dass ich nicht mehr in der Lage sein werde euch weiterhin, ohne euch einer Gefahr auszusetzen, zu unterrichten. Ich habe bereits mit Professor Peony gesprochen und sie wird den Unterricht wieder aufnehmen, sobald ich Hogwarts verlassen habe." "Aber Simon", warf Lavender ein, "Sie sind mit Abstand der beste Lehrer für das Fach gewesen. Gibt es denn wirklich keine andere Möglichkeit mehr, den Unterricht fortzuführen?" "Leider nicht", seufzte Simon, "Ich werde morgen Abend mit den jungen Vampiren die Schule verlassen, um nicht die Sicherheit der Schüler zu gefährden, außerdem … was werden Ihre Eltern sagen, wenn sie erfahren, dass Sie von einem Vampir unterrichtet werden? Nein, … es ist das Beste für uns alle, glauben Sie mir." Damit schloss Simon seinen Unterricht ab, doch bevor Harry den Raum verlassen konnte, rief Simon ihn zu sich. Harry ahnte bereits Schlimmes, als er sich auf einen Stuhl vor dem Lehrerpult niederließ und beschämt seinen Kopf senkte. "Ich finde wir sollten eine Möglichkeit suchen, deinen Legilimentikunterricht fortzuführen." "Aber ... Wozu das denn jetzt noch? Voldemort war hier und wir konnten es nicht verhindern!" "Ja, leider, aber deshalb wird der dunkle Lord nicht aufgeben, Pläne zu schmieden, die deinen oder meinen Tod bedeuten könnten. Wir dürfen jetzt nicht aufhören so kurz vorm Ende." "Nein Simon, ich glaube nicht, dass ich das noch möchte", in Gedanken fügte er noch ein, 'nicht mit dir' hinzu, wagte aber nicht, es auszusprechen. "Harry, ich weiß, ich habe einen Fehler begangen, ich hätte meine Mutter nicht töten dürfen, und ich kann deine Empfindungen ganz gut nachvollziehen, ich weiß, dass ich ein Monster bin, aber was soll ich tun?" "Simon, akzeptier einfach, dass das nicht geht, zumindest jetzt nicht mehr ... Ich kann nicht mehr und will es auch nicht." Harry war inzwischen wütend geworden, er wusste, dass Simon jeden seiner Gedanken nachvollziehen könnte, aber das war ihm in dieser Situation vollkommen egal. Harry war aufgesprungen und schon fast an der Tür als Simon ihn noch einmal zurückrief. "Harry! … ähm … eigentlich wollte ich dich noch um einen Gefallen bitten?" "Was denn jetzt noch?" fragte Harry verärgert. "Nein, es geht nicht darum, es ist vielmehr, … dass ich schon wieder keinen Zauberstab mehr habe", fing Simon zögernd an, "Du hast doch sicher noch den von Severus?" Harry runzelte irritiert die Stirn, überlegte kurz und nickte schließlich. "Ich werde jetzt ein paar Stunden schlafen müssen", sagte Simon, "Aber ich hole ihn heute Abend bei dir ab, wenn das OK ist?" Harry nickte noch ein zweites Mal und verließ das Zaubertrankklassenzimmer. *** Es war bereits spät am Abend, als Simon in den Gemeinschaftsraum kam. Er begrüßte einige Schüler mit einem freundlichen Lächeln und trat daraufhin zu Harry, der ihm, ohne Simon eines Blickes zu würdigen, den Zauberstab zuschob. "Harry, ich weiß ja, dass es hart ist, aber vielleicht sollten wir doch noch einmal darüber reden", fing Simon zögernd an. "Nein", entgegnete Harry matt, "ich - ich will nicht." Harry sah einmal kurz zu Simon auf. Der junge Mann wirkte nicht im Mindesten zufrieden, doch Harry wollte nicht reden. "Der Vampir, den du getötet hast, war schon sehr alt", sagte Simon und ließ sich auf den Stuhl neben Harry nieder, "ich glaube er hatte nichts Menschliches mehr in sich, was besonders schützenswert gewesen wäre." "Kanntest du ihn?", fragte Harry, obwohl er sicher war, nichts Näheres über ihn erfahren zu wollen, doch Simon schüttelte seinen Kopf. "Ich weiß lediglich, dass er Morticias Sippschaft angehört hat", erklärte er, "Ich kenne ihre Namen nicht und ich kann nicht in ihre Gedanken... Der einzige Hinweis, den du mir zu seiner Identität geben konntest sind seine gelben Augen, und das sagt auch nur aus, dass er schon sehr alt gewesen sein musste, zweihundert, vielleicht auch älter." Harry lagen noch weitere Fragen auf der Zunge, aber er wagte es nicht sie auszusprechen. "Vampire sind, wenn sie jung sind, wie normale Menschen, sie haben durchaus noch menschliche Gefühle, wie Liebe, Schuld, Hass, Angst, Mitleid. Nur ein Vampir, der lernt, sein Gewissen mit seinem monströsen Selbst zu vereinigen und diese Gefühle zu vergessen, kann sehr alt werden. Alle anderen werden daran zugrunde gehen und letztendlich sterben", erklärte Simon Harrys unausgesprochene Frage. "Aber..." "Harry ich habe meine Mutter gehasst und sie hätte mich ohne, mit der Wimper zu zucken, getötet", sagte Simon, "Ich weiß, ich hätte meine Instinkte zügeln müssen, aber ... aber du weißt ja, ich - ich...", Simon brach ab, "…es tut mir leid." "Nichts tut dir Leid!", protestierte Harry trotzig, "Wie viele Menschen hast du bisher getötet? Fünf? Sechs?" "Mehr, … sehr viel mehr", gab Simon flüsternd zu, "Harry, bitte, du wirst es nicht verstehen können, aber versuch doch wenigstens, dich in meine…" Harry war inzwischen aufgesprungen und sah Simon voller Hass an. "Die Todesser hätte ich dir verzeihen können, vielleicht, ABER DU WIRST IMMER WIEDER TÖTEN, WEIL DU OHNE WEITERES NICHT DARAUF VERZICHTEN KANNST. DU HAST SELBST GESAGT, DASS…" Harry ließ seinen ganzen Frust aus und schrie Simon an, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass sämtliche Schüler die beiden inzwischen entsetzt anstarrten. "…EIN VAMPIR, DER EINMAL MENSCHENBLUT GETRUNKEN HAT, WIRD ES IMMER WIEDER TUN UND DAS WEIßT DU NUR ZU GUT, DENN…" Simon hatte Harry fest gepackt und ihn ohne Mühe gegen die Wand gepresst. Seine Augen, bohrten sich kalt in die von Harry. "Es reicht!", zischte Simon bedrohlich. Bilder, die Harry nicht kannte, erschienen vor Harrys geistigem Auge. Er sah Simon wie er in einer einsamen Gegend über einen toten Bergsteiger kniete und weinte. Das Bild wechselte und Harry sah Simon einsam auf dem Dach eines Hochhauses sitzen. Er konnte förmlich spüren, wie stark der Trieb nach frischem Blut war und doch kämpfte Simon dagegen an und kauerte sich auf der Brüstung zusammen und wartete. Harry riss erschrocken seine Augen auf, als er am Horizont die Sonne aufgehen sah und erwartete, dass Simon sich jeden Moment in das schützende Haus begeben würde. Doch auch als Simons Haut durchweg blutig war und er sich vor Schmerz windend immer noch keine Anstalten machte, sich zurückzuziehen, schloss Harry seine Augen, um sich vor Simons Legilimentik zu verschließen. Simon zog den völlig irritierten Slytherinschüler hinaus in den Korridor, um Harry und sich selbst vor den neugierigen Blicken der übrigen Schüler zu schützen, "Du hast keine Ahnung was es bedeutet ein Vampir zu sein." "Aber…", fing Harry an, um sich zu verteidigen, brach aber hilflos ab. "Ich habe Lupin mein Leben zu verdanken… Er hat mich in letzter Sekunde vor dem Tod gerettet und mich zum Hauptquartier gebracht. Und ich habe Dumbledore versprochen, alles in meiner Macht stehende zu versuchen, um dich auf den Kampf gegen den dunklen Lord vorzubereiten." "Du hast was?", fragte Harry entsetzt, "das ist mal wieder typisch Dumbledore und du machst auch noch mit, ich fass es nicht!" "Harry, ich weiß nicht, ob du überhaupt weißt, worum es geht. Hier geht es mehr als um deinen oder Du-Weißt-Schon-Wen´s Tod, hier geht es um die Zukunft, der Zauberer und Hexen, um die Sicherheit der Muggel und um vieles mehr, wenn der dunkle Lord den Kampf gewinnen und sein Ziel der Unsterblichkeit erreichen sollte, dann brechen Zeiten an, die an das finsterste Mittelalter erinnern… und ehrlich gesagt, … in einer solchen Welt, will ich nicht leben…" Harry senkte den Kopf, nicht aus Scham oder Einsicht, sondern um Simon keine Angriffsfläche zu bieten, wieder seine Gedanken zu lesen. Er wusste, dass dieser Gedanke quatsch war, da er sie nie ohne weiteres vor dem weltbesten Legilimentiker verstecken konnte, aber seine Vorwürfe, dass Simon nicht ganz ein Jahr zuvor, noch voll und ganz auf Voldemorts Seite gestanden hatte und er nicht wusste, wie er diesen extremen Sinneswandel einordnen sollte, war ihm unangenehm. "Ich werde, dann wohl erst mal wieder gehen", sagte Simon zögernd, "Überleg es dir, mit der Legilimentik, es könnte dir eine große Hilfe sein." Harry schwieg und wartete, bis Simon gegangen war, dann betrat er den Gemeinschaftsraum. Einige Schüler starrten ihn interessiert an, doch Harry ging ohne es zu beachten weiter zu den Schlafsälen und verkroch sich in sein Bett. Er glaubte zu wissen, dass Simon schon auf der richtigen Seite stand, und seine Liebe zu Hermine aufrichtig und ehrlich war, aber die Tatsache, dass er ein gefährlicher Vampir war, der Menschenleben nahm, um sein eigenes zu erhalten, ließ ihn vor Simon erschaudern. Vielleicht mochte Simon noch zwischen Freund und Feind unterscheiden, aber wie oft, hatte er sich auch nur mit letzter Mühe zurückgehalten, um Schlimmeres zu verhindern? to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)