Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 14: Harrys Triumph -------------------------- Harrys Triumph Draco zu beschatten entpuppte sich im Laufe des Tages zu einem äußerst langweiligen Unterfangen. Die vier Slytherins wechselten sich ab, und waren immer, entweder zu zweit oder dritt, im Gemeinschaftsraum, während sie Draco beobachteten, der allerdings lediglich seine Hausaufgaben machte oder mit Blaise in einer Ecke saß. Harry war sich nicht sicher, ob die beiden nun wirklich ein Paar waren, oder nur gut befreundet, denn sie taten eigentlich nie etwas anderes als nur nebeneinander zu hocken und zu reden. Allerdings gingen ihre Stimmen im Gewirr des Gemeinschaftsraums unter und so blieb Harry lediglich das Beobachten. Müde und ohne auch nur ein wenig schlauer geworden zu sein, fiel er abends erschöpft in sein Bett. Er schlief sehr lange und als er aufwachte, war er alleine im Schlafsaal. Hastig zog Harry sich an und raste in die Große Halle, doch auch die war bereits zum größten Teil leer. Sein Blick wanderte suchend über den Slytherintisch und dann zum Lehrertisch, der auffällig leer war. Da weder Hermine und Ginny, noch Theodor und Dora in der Großen Halle waren, wandte Harry sich schließlich an Neville. Harry erkannte sofort, dass dieser nur widerwillig zu dem Slytherin aufblickte. Harry konnte sich nur vorstellen, dass inzwischen alle möglichen, unsinnigen Gerüchte durch die Schule schwirren mussten und Neville sicher dem einen oder anderen Unsinn nicht abgeneigt war. "Weißt du, wo Hermine ist?", fragte er Neville und ignorierte dessen abweisendes Verhalten. Der Angesprochene senkte den Blick und schüttelte lediglich seinen Kopf. Harry wollte sich gerade wieder abwenden, um auf eigene Faust nach Hermine zu suchen, als Dean ihn an der Robe festhielt und somit Harrys Aufmerksamkeit auf sich zog. "Siehst du endlich ein, dass wir uns gegen diese Kreaturen wehren müssen?", fragte Dean fordernd. Harry sah Dean verständnislos an. Erst als er ihm einen Artikel aus dem Tagesprophet vor die Nase hielt, verstand er. Auf der Seite war ein zerstörtes Stadtviertel abgebildet. Harry wollte gar nicht wissen, was genau in dem Artikel stand. Sein Traum hatte ihm gezeigt, wie grausam der Überfall verlaufen war. Schweigend wandte er sich von den beiden ab. Langsam, und tief in Gedanken versunken, ging Harry die Treppen zur Bibliothek hoch. Ein Blick durch die Reihen der Bibliothek verriet ihm, dass Draco in einer der hintersten Ecken saß und in einem dicken Wälzer stöberte. Unweit davon saß Hermine, die Harry zwar zu sich herüberwinkte, die er jedoch ignorierte und sich stattdessen ein Buch über Flammenflüche aus dem Regal zog. Damit setzte er sich an einen leeren Tisch, der weit genug von ihr entfernt war, um zu verhindern, dass sie sehen konnte, womit er sich nun doch beschäftigte. Er hatte zwar keine Lust, sich mit diesem Kapitel seines Lebens zu befassen, das entweder seines oder Voldemorts Ende bedeutete, aber Harry musste resigniert feststellen, dass man ihm auf Dauer keine Wahl ließ. So oft er auch von seiner Lektüre aufsah, bemerkte er den einen oder anderen misstrauischen Blick, oder leises Tuscheln und so klappte er schon kurze Zeit später genervt das Buch zu und zog sich in den Slytherinschlafsaal zurück. Den ganzen Tag hatte Harry sich von den anderen zurückgezogen und was die Beschattung Malfoys anging, verließ er sich voll und ganz auf seine Freunde. Theodor hatte Quidditchtraining mit ihm zusammen, Hermine ließ ihn in der Bibliothek nicht aus den Augen, Claire tat das Gleiche im Gemeinschaftsraum, während Ron und Ginny den blonden Slytherin in den Gängen oder in der Großen Halle beobachteten. Falls Draco im Schlafsaal aufkreuzen würde, müsste er sich den aufmerksamen Blicken Harrys unterziehen, was aber glücklicherweise nicht sonderlich oft vorkam Somit konnte sich der Schwarzhaarige voll und ganz auf die Ausführungen zum Thema "Flammenfluch" konzentrieren. Je mehr er über den Flammenfluch las, desto mehr wurde Harry in seiner Überzeugung bestärkt, ihn den Schülern in der DA auf gar keinen Fall beizubringen, da es doch viel zu viele unvorhersehbare Risiken gab. Er las und las, bis ihm spät abends, lange nachdem der letzte Slytherin im Schlafsaal das Licht gelöscht hatte, die Augen zufielen. Müde erreichte Harry die Große Halle am Montagmorgen. Es war bereits spät und der Unterricht würde bald beginnen, doch als er die Halle erreichte, spürte er noch mehr als sonst die neugierigen Blicke auf sich ruhen. Die neuesten Gerüchte schienen nun wirklich jeden Schüler in ganz Hogwarts erreicht zu haben. Mühsam versuchte er die Blicke zu ignorieren und an sich abprallen zu lassen und ließ sich seufzend am Slytherintisch nieder. Ohne ein Wort mit jemandem zu wechseln, schlang Harry hastig sein Frühstück hinunter und wollte sich gerade wieder erheben, um vor den Blicken der unzähligen Schüler zu entfliehen, als der Schulleiter sich erhob und um Aufmerksamkeit bat. Harry ließ sich widerwillig auf seinen Platz zurückfallen und wartete auf das, was kommen würde. Innerhalb kürzester Zeit wurde es vollkommen ruhig und Dumbledore begann zu sprechen: "Nun, ich habe eine Nachricht zu verkünden, die alle hier sicherlich mit großem Bedauern auffassen werden", sagte der Schulleiter zögernd, setzte dann aber sogleich seine Rede fort. "Aufgrund der bestürzenden Ereignisse des letzten Wochenendes hat sich Professor Peony vorübergehend aus dem Schulalltag zurückgezogen, um ihrer alten Tätigkeit als Heilerin im St. Mungos nachzugehen. Die Lage in dem Krankenhaus ist nach wie vor katastrophal und daher ist noch nicht abzusehen, wann unsere Zaubertranklehrerin wieder zu uns zurückkehren wird. Der Unterricht in diesem Fach wird daher vorübergehend leider ausfallen müssen." Harry fand es nicht sonderlich schade, die nächste Zeit keinen Zaubertrankunterricht zu haben und da er sehr müde war, kamen ihm die zwei Freistunden an diesem Vormittag sehr gelegen. Doch nach einem kurzen Wortwechsel mit seinen Freunden war er an der Reihe, Draco im Auge zu behalten. Doch es gab wieder nichts Auffallendes zu beobachten. Draco benahm sich so, als hätte er den Brief nie bekommen und das verwirrte Harry zusätzlich. Einen Moment schlich sich sogar der Verdacht bei ihm ein, dass Draco über die Beschattung Bescheid wusste und daher wartete, aber Harry schob den Gedanken sofort wieder beiseite. *** Der November neigte sich langsam, aber stetig seinem Ende entgegen, ohne dass auch nur eine nennenswerte Veränderung passiert war. Besser gesagt sorgte das Wetter für ein wenig Abwechslung. Der Regen war Mitte der Woche in Schnee übergegangen und die Ländereien waren mit einer dünnen, aber durchgehenden Schneeschicht bedeckt. Jede freie Minute, die Harry mit Ginny verbrachte, während die anderen Draco im Auge behielten, verbrachten die beiden draußen an der frischen Luft. Ginny war nicht sonderlich begeistert davon, weil es kalt und die Luft immer noch feucht war, doch wenn Harry sich im Schloss aufhielt, war er dem ständigen Getuschel ausgesetzt und das Gefühl, überall angestarrt zu werden, zehrte zusätzlich an seinen Nerven. Es gab Momente, wie zum Beispiel beim Essen in der Großen Halle, wo Harry am liebsten laut seine Meinung raus geschrieen hätte. Immerhin ging es die anderen einen feuchten Dreck an, ob und wen er letztlich töten musste. Hermine bereute ihren Ausraster inzwischen selbst, aber diese Sache in einer weiteren DA-Sitzung wieder gerade zu rücken, schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Harry wollte nicht, dass die Schüler in der DA von der Prophezeiung erfuhren und das Geheimnis somit auch den Weg zum Rest der Schule finden würde. Ginny schienen diese Gerüchte wenig zu stören, sie hatte Harry zwar ein paar abwegige Theorien zum Besten gegeben, aber sie versuchte ihren Freund doch auch immer wieder zu beruhigen. "Colin hat heute morgen mal was Neues erzählt", fing Ginny an, die zitternd vor Kälte neben Harry durch den Schnee stapfte. "Vergiss es, ich will es nicht hören", wies Harry sie genervt ab, "Das wird jetzt noch eine Weile so weiter gehen, bis es irgendwann diese ganzen Schüler vergessen haben, weil es sie nicht betrifft... ich denke, wir sollten aufhören darüber zu reden." Harry konnte das Gespräch erfolgreich abblocken, auch wenn Ginny es ihm gerne erzählt hätte. Er wollte es einfach nicht hören, doch wenige Stunden später hatte Harry weniger Glück, als er im Schlafsaal auf Theodor und Dora traf. "Harry", fing Dora an und sah den ehemaligen Gryffindor misstrauisch an. "Es gehen seltsame Gerüchte um." Harry nickte. Das war für ihn nichts Neues. "Warum lässt du Draco wirklich beschatten?" "Ich sagte doch, dass ich glaube, dass er etwas aus..." "Nicht schon wieder die alte Leier", sagte Theodor. Seine Stimme wirkte unsicher, aber seine Augen verrieten, dass er genau wusste, was er sagen wollte. "Uns ist zu Ohren gekommen, dass du jemanden töten willst." "Was ist, wenn es Draco ist? Ist das der Grund, warum du seit Tagen hinter ihm her bist?" Harry seufzte, ließ sich auf seinem Bett nieder und schüttelte den Kopf. "Ich sagte doch, dass er einen Brief von...", fing Harry an, doch Dora ließ ihn nicht ausreden. "Wie können wir uns da sicher sein? Keiner von uns hat einen Brief gesehen, geschweige denn, nachdem wir Dracos Sachen durchsucht haben, einen gefunden. Woher sollen wir wissen, dass du uns keinen Bären aufbinden willst und du den Brief nur erfunden hast?" "Warum sollte ich das tun?", entgegnete Harry. Er war unruhig und stand wieder vom Bett auf. "Er hat den Brief nach dem Lesen verbrannt. Es gibt keine Beweise..." "Ach, und woher bist du dir so sicher, dass der Brief von dem dunklen Lord persönlich war und nicht zufällig von seiner Großmutter?", sagte Theodor und sah Harry scharf an. "Draco hat keine Großmutter mehr." "Das ist doch auch egal, dann von, was weiß ich, von wem... seinem Hauself...", sagte der Slytherin genervt und sah Harry darauf wieder scharf an. In Theodor steckte doch mehr Mut, als man von ihm erwarten konnte, dachte Harry und sah in die dunklen, grünen Augen, die für Harry momentan unergründlich zu sein schienen. "Die Malfoys haben keinen Hauself mehr", sagte Harry mit einem sicheren Lächeln. "Aber wenn du unbedingt wissen willst, warum ich mir sicher bin, das Voldemort..." Theodor trat erschrocken einen Schritt zurück, "... den Brief geschrieben hat, muss ich leider auf meine Narbe verweisen. Fluchnarben können manchmal ganz schön lästig sein." "Und das sollen wir dir abkaufen? Ist das deine, ach so, geniale Erklärung? Du lässt Draco rund um die Uhr beschatten und ich könnte wetten, dass du ihn..." In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und Claire kam in den Schlafsaal gerannt. Ihr Blick wanderte erschrocken von Theodor, der vor Harry stand, zu dem schwarzhaarigen Slytherin. "Harry! Draco ist weg. Er, er..." fing Claire an. "Ich habe ihn aus den Augen verloren." Harry musste rasch handeln. Wenn Draco nicht mehr im Gemeinschaftsraum war, musste er ihn suchen. Es war nicht Dracos Art, nach der Ausgangssperre Slytherin zu verlassen. Harry warf Theodor und Dora, die durch Claires plötzliches Auftauchen abgelenkt waren, einen flüchtigen Blick zu. Mit einem Satz sprang Harry zu seinem Bett, griff nach der Karte des Rumtreibers und hastete aus dem Schlafsaal. Er hörte, wie Dora ihm etwas hinterher rief, doch er beachtete sie kaum. Harrys Blick wanderte suchend durch die Reihen unzähliger Slytherins. Einige der Schüler waren bereits von dem ausgeschenkten Verwirrungstrank angetrunken und so bemerkte keiner, wie Harry durch den Gemeinschaftsraum schritt und in die dunklen Gänge des Kellers trat. Er zog sich erst einmal in einen leeren Raum zurück, um sich in Ruhe mit der Karte zu befassen. Es war kein Problem, Draco in den leeren Gängen ausfindig zu machen. Er war in Peonys Zaubertranklager. Harry vergewisserte sich, dass der Weg dorthin frei war und hastete schnell, ohne darauf zu achten, ob er zu viel Lärm machte, durch die Gänge. Erst als er durch den Zaubertrankklassenraum ging, verlangsamte Harry seine Schritte und schlich vorsichtig näher an die Tür heran. Draco hatte kein Licht angemacht und lediglich der sanfte Schein, der von seiner Zauberstabspitze ausging, verriet Harry Dracos Position. Vorsichtig näherte er sich und ging hinter einem Regal, in dem verschiedene Kräuter zum Trocknen lagen, in Deckung. Von hier hatte Harry freie Sicht auf den Slytherin und lief nicht Gefahr, in der dunklen Ecke entdeckt zu werden. Draco hatte sich auf einen Stuhl vor das Regal mit den Zaubertrankbüchern gestellt und vorsichtig, um keine Geräusche zu machen, nahm er ein Buch nach dem anderen herunter und tastete das Regalbrett ab. Er schien etwas zu suchen, vermutlich etwas Kleines und Harry fiel der kleine magische Gegenstand wieder ein. Aber war es das, was Draco suchte? Und wenn ja, wofür? Harry beobachtete den Slytherin eine ganze Weile und seine Vermutung wurde prompt bestätigt, als Draco das Medaillon in der Hand hielt und es für eine Weile interessiert betrachtete, bevor er die Bücher nacheinander wieder an die ursprünglichen Plätze zurückstellte. Für einen Moment überlegte Harry, wie er vorgehen sollte, doch als der blonde Slytherin Anstalten machte, das Zaubertranklager zu verlassen, umklammerte Harry seinen Zauberstab noch fester und trat ihm entgegen. "So spät noch unterwegs?", fragte Harry und versuchte, möglichst abweisend zu wirken. "Potter?" Draco trat instinktiv einen Schritt zurück, steckte das Medaillon in seine Tasche und hob ebenfalls seinen Zauberstab. "Jetzt war ich mir so sicher, dass mich keiner von deinen Freunden beschattet hat und dann so etwas!" Dracos Stimme war kalt und die blauen Augen funkelten gefährlich. Harry glaubte inzwischen fest daran, dass dieses Medaillon eine wichtige Bedeutung hatte und plötzlich stoppten seine Gedanken. Hatte die Vampirdame nicht in seinem Traum von einem Medaillon gesprochen? Bisher hatte er dieser Anmerkung keine Bedeutung beigemessen, da er viel zu sehr mit dem ‚Unbekannten' und den Vampiren beschäftigt gewesen war. "Aus dem Weg, Potter", sagte Draco mit Nachdruck und sein Zauberstab war bedrohlich nahe an Harrys Brust. "Nur über meine Leiche", zischte Harry. "Du lässt mir keine andere Wahl… EXPELLIARMUS!" Nur mit Mühe konnte Harry dem Zauber ausweichen, der ihn nur knapp verfehlte. Harry selbst ging noch während dem Ausweichmanövers zum Angriff über und schrie: "IMPEDIMENTA!" Ein greller Lichtstrahl brach aus Harrys Zauberstab hervor, der jedoch von Draco abgewehrt wurde und durch den von ihm errichtete Schutzschild abprallte. Der Schwarzhaarige duckte sich unter dem abgeprallten Schockzauber hinweg und versuchte es erneut. Doch Dracos Reaktionen waren besser als Harry lieb war und ehe er sich versah, wurde er von einem Lähmfluch getroffen. Harry kam ins Straucheln und seine Beine, die ihm plötzlich nicht mehr gehorchen wollten, gaben unter seinem Gewicht nach. Mit Müh und Not konnte er den Zauberstab halten, doch die Versuche, sich zu wehren, waren sinnlos, da er sich kaum regen konnte. "Das kommt davon, wenn man sich mit mir anlegt", sagte Draco und ein schadenfrohes Grinsen erschien auf Dracos Gesicht. Harry war immer noch nicht in der Lage, sich zu bewegen, doch er spürte, dass ein leichtes Kribbeln in den Extremitäten das Abklingen des Fluches anmeldete. "PIAGA RIFORNIMENTO!", rief Draco und ein brennender Schmerz durchfuhr Harrys rechten Oberschenkel. Er spürte, wie sich die Haut seines Oberschenkels spannte und schließlich riss. Ein stummer Schrei entfuhr seinem Mund, und Harry drehte sich so weit es ging auf die Seite. Er kannte diesen Fluch und so weit er sehen konnte, war die Wunde nicht so groß wie sie hätte sein könnte, wenn ein erfahrener Zauberer ihn angewendet hätte. Aber sie schmerzte dennoch höllisch. Mit Müh und Not kämpfte Harry weiter gegen den Lähmfluch und hob zitternd seine rechte Hand. "EXPELLIARMUS!", keuchte Harry immer noch unter Schmerzen und sah mit Genugtuung zu, wie sein Gegner von dem Entwaffnungszauber nach hinten geschleudert wurde und mit dem Rücken gegen ein Regal knallte, das unter dem Gewicht Dracos verdächtig ins Wanken geriet. Das eine oder andere Glas kippte um, fiel laut scheppernd zu Boden und zerbrach. Die Zutaten die sich am Boden vermischten, reagierten mit einem Knistern und bildeten einen beinah undurchsichtigen blau-lila Dunst, der sich rasch ausbreitete und den beiden die Sicht nahm. Der Schmerz von Dracos letztem Fluch hatte nachgelassen, doch warmes Blut sickerte in Harrys Hose und nur mühsam erhob sich der Jugendliche. Das verletzte Bein drohte unter seinem Gewicht nachzugeben, doch Harry biss die Zähne aufeinander und trat in den künstlichen Nebel, um Draco zu suchen. "Potter, wie dumm kann man eigentlich sein", zischte Draco und Harry spürte zwei Hände, die nach ihm griffen und Harry völlig unvermittelt zu Boden schleuderten, wobei nun auch er seinen Zauberstab verlor. Draco war immer noch unbewaffnet und versuchte Harry per Muggelart außer Gefecht zu setzen. Ein Tritt in die Eingeweide ließ Harry vor Schmerz wimmern. Verzweifelt klammerte er sich an die Beine des blonden Slytherins, der daraufhin das Gleichgewicht verlor. Harry nutzte diese Chance und begann hastig nach seinem Zauberstab zu suchen. Der Nebel schien immer dichter zu werden, was die Suche enorm erschwerte. Auf allen Vieren tastete Harry den Boden ab, doch bevor er fündig wurde, warf Draco sich abermals auf Harry. Der ehemalige Gryffindor sackte unter dessen Gewicht zusammen, drehte sich aber mit Mühe zu ihm um und verpasste seinem Gegner einen heftigen Schlag ins Gesicht. Draco ließ von ihm ab und Harry stieß ihn von sich runter, erneut schlug er ein weiteres Mal, so fest er konnte, zu. Draco keuchte und gab keine Gegenwehr, woraufhin Harry sich wieder der Suche nach seinem Zauberstab widmete. Er spürte seinen Gegner, der sich ein weiteres Mal aufgerappelt hatte und sich auf ihn stürzen wollte, doch diesmal hatte Harrys Hand einen Zauberstab ergriffen und richtete diesen auf den Slytherin. Draco zögerte einen Moment, doch dann versuchte er mit einem plötzlichen, heftigen Schlag, Harry den Zauberstab aus der Hand zu schlagen. "VINCOLO!", schrie Harry, der den Schlag schmerzhaft spürte. Kleine silberne Schnüre schossen aus der Zauberstabspitze und wickelten sich in Windeseile um Dracos Körper, bis dieser regungslos auf dem Boden liegen blieb. "Du hast ne ganz schön große Klappe", sagte Harry und grinste. Mit einem Schwenker seines Zauberstabs reinigte er den Boden von den Scherben und den Zaubertrankzutaten. Daraufhin besserte sich die Sicht rasch. Draco war vollends außer Gefecht gesetzt und nicht in der Lage sich zu bewegen. Er sah recht mitgenommen aus und sein linkes Auge, das von Harrys Faust getroffen worden war, war dick und rot. Harry selbst sah nicht besser aus; seine Hose war am rechten Oberschenkel zerrissen und darunter klaffte immer noch eine blutende Wunde. Harry nahm den zweiten Zauberstab an sich, dann näherte er sich dem Slytherin und zog das Medaillon aus dessen Tasche. Er spürte die Kälte, die von diesem Gegenstand ausging und betrachtete es für einen kurzen Moment, bevor er es einsteckte. "So, ich denke, wir sollten jetzt ein ernstes Gespräch mit Professor Dumbledore führen", sagte Harry ruhig und richtete sich auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch Harrys verletztes Bein, doch es war auszuhalten und mit dem Schwebezauber brachte er den gefesselten Draco in eine aufrechte Position. "Bitte nicht", flüsterte Draco und sein Blick wirkte ängstlich. Harry hatte nie das Glück gehabt, Dracos Empfindungen oder Gedanken wahrzunehmen, aber jetzt stand die Furcht offensichtlich in den Augen des Slytherins und Harry wurde mehr denn je bewusst, dass Dracos Vergehen einen Schulverweis nach sich ziehen konnte. "Was wolltest du mit dem Medaillon?", fragte Harry scharf, als die beiden sich auf dem Weg zum Büro des Schulleiters machten. Er machte sich nicht einmal die Mühe, besonders leise zu sein, da es jetzt nicht von Bedeutung war, wenn sie entdeckt wurden. Draco schwieg eisern und versuchte, trotz der geminderten Bewegungsmöglichkeiten, Harrys bohrenden Blicken stand zu halten. Harry wiederholte seine Frage aber nicht. Dumbledore würde Draco schon ausfragen, wenn sie erst einmal sein Büro erreicht hatten und Draco seine gerechte Strafe bekommen würde. "Schokoladenpralinés", sagte Harry leise, doch der Wasserspeier reagierte nicht. Auch die Wiederholung des Passwortes brachte keine Veränderung. Der Wasserspeier weigerte sich, den Weg freizugeben und auch mehrere andere mögliche Passwörter funktionierten nicht. Harry fluchte laut und vor Wut kochend nahm er den Schwebezauber von Draco, der mit einem Knall auf dem Boden landete und ein schmerzverzerrtes Stöhnen von sich gab. "Harry, was...?", Theodor kam nur einen Moment später um die Ecke, blieb aber bei dem Anblick der beiden Klassenkameraden erschrocken stehen und starrte sie wortlos an. "Was machst du hier?", fragte Harry verärgert. "Wir haben dich gesucht", sagte Theodor und er besah Harry skeptisch. Der Schwarzhaarige bemerkte, wie Theodors Hand in dessen Robe glitt und nach seinem Zauberstab griff. "Theo, du glaubst doch diesen Quatsch nicht wirklich, der über mich erzählt wird", sagte Harry ungläubig, umklammerte aber seinen Zauberstab wieder fester, um auf einen Angriff vorbereitet zu sein. "Ich habe Draco erwischt, wie er etwas aus Peonys Zaubertranklager gestohlen hat und was auch immer es ist, es scheint von besonderer Bedeutung zu sein", versuchte Harry Theodor die Situation zu erklären. Theodor schien immer noch skeptisch, aber er versuchte es nicht zu zeigen und schwieg. Harry wandte sich wieder dem Wasserspeier zu, doch wie alle anderen Versuche zuvor blieben sie erfolglos. "Was hast du vor", fragte Theodor und trat nun zu den beiden heran. "Wonach sieht das hier aus?", fragte Harry gereizter als zuvor. "ich will zu Dumbledore." Laut fluchend wandte Harry sich wieder vom Wasserspeier ab und sah zu Draco runter. Der Slytherin sah Harry lediglich an, alle Empfindungen waren aus seinem Gesicht verschwunden und die Augen starrten ihm kalt entgegen. "Es sieht ganz so aus, als sei Dumbledore nicht da", sagte Theodor und setzte sich auf den Boden. "Was hat Draco denn gestohlen?" "Ein Medaillon oder so was", murmelte Harry verärgert und setzte sich neben Theodor. "Irgendeinen magischen Gegenstand, Was er tut, weiß ich nicht, aber ich glaube zu wissen, dass Voldemort scharf darauf ist." Bei seinen letzten Worten hatte Harry Draco kein einziges Mal aus den Augen gelassen und Harry sah diesen zusammenzucken und irgendwie spürte Harry, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Eine ganze Weile schwiegen sie. Draco hatte zwischenzeitlich versucht, sich aus seinen Fesseln zu winden, doch statt nachzugeben zurrten die Stricke sich noch fester um seinen Körper. Harry selbst rang mit seiner Wut. Er wusste nicht, wo die privaten Gemächer der Lehrer waren und selbst wenn er es gewusst hätte, würde er nicht zu ihnen gehen, um eine derart wichtige Sache mit irgendeinem Lehrer auszudiskutieren. Sein Bein hatte vor einiger Zeit wieder angefangen zu brennen. Er hatte versucht, die Wunde mit einem Zauber zu verschließen, doch anstatt seine Wirkung zu tun, machte der Spruch die Verletzung nur noch schlimmer. Der Riss blutete noch stärker und Harry litt bereits unter leichten Schwindel, aufgrund des Blutverlustes. "Du solltest zum Krankenflügel gehen", bemerkte Theodor ernst, dem die Blutlache und Harrys weißes Gesicht aufgefallen war. Harry wusste, dass es die vernünftigste Lösung war, aber er wollte Draco trotz der Fesseln nicht alleine lassen und schüttelte fest entschlossen den Kopf. Er blieb eisern sitzen und beobachtete den blonden Slytherin misstrauisch. Wenn Dumbledore nicht da war, musste er zwangsläufig irgendwann wieder kommen und er, Harry, würde geduldig darauf warten, bis er Draco und das Medaillon an den Schulleiter übergegeben hatte. "Potter", meldete sich Draco zu Wort. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und die Fesseln schnürten die Haut an den Handgelenken stark ein. "Kannst du nicht was gegen diese verfluchten Fesseln tun? Sie tun verdammt weh." "Selber Schuld", sagte Harry und versuchte aufzustehen, um der inneren Unruhe zu entkommen. Doch sein Kreislauf war bereits derart geschwächt, dass er sich zurücklehnte und die Augen schloss. Er hätte zu Madame Pomfrey gehen müssen, doch er atmete ein paar Mal tief durch und erst als Theodor Harry ansprach, sah er zu ihm auf. "Ich,… ich sollte wirklich nach oben gehen", sagte Harry resigniert und trotz des starken Schwindels, schaffte er es aufzustehen. Theodor erhob sich ebenfalls, um Harry zu unterstützen doch dieser schüttelte lediglich matt den Kopf. "Du musst bei Draco bleiben", sagte Harry schwach. "falls Dumbledore kommt, schicke ihn zu mir." Theodor nickte. "Ich zähl auf dich." Und mit diesen Worten hinkte Harry den Gang entlang und bewegte sich Richtung Krankenflügel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)