Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 11: Legilimentikversuche -------------------------------- Hallo devillady: Falls du den ersten Teil gelesen hast, solltest du wissen, dass Ron in der Regel nicht sehr gut rüberkommt, auch wenn er am Ende Recht behalten hat. Er zählt halt nicht zu meinen Lieblingscharakteren. Legilimentikversuche Die Tage bis zum Wochenende und somit auch dem ersten Ausflug nach Hogsmeade vergingen rasch. Am Samstagmorgen war Harry schon sehr früh auf den Beinen. Er würde mit den beiden Mädchen nach Hogsmeade gehen. Hermine hatte sich eine ganze Weile gesträubt, mitzugehen, aber Ginny und er konnten sie schließlich doch dazu überreden und so wartete er nach dem Frühstück in der Eingangshalle auf seine beiden Freundinnen. Er beobachtete eine Zeitlang die Schüler, die nach und nach in kleinen Gruppen an ihm vorbeizogen und sich auf den Weg in das kleine Zaubererdorf machten. Dann fiel sein Blick auf Ron, der unweit von ihm stand. Ron sah zur großen Eichentür und wartete anscheinend auch auf jemanden. Harry gab sich einen Ruck und ging zu ihm hinüber. "Hallo Ron", sagte er. Harrys Begrüßung klang kühl und ablehnend und konnte seinen Unmut nicht ganz verbergen. Doch dem Rothaarigen schien dies gar nicht aufgefallen zu sein, denn er begrüßte seinen Freund mit einem freundlichen Lächeln. "Wartest du auf deine neue Freundin?", fragte Harry und diesmal war ganz klar ein spöttischer Unterton zu hören, den selbst Ron nicht leugnen konnte. "Was dagegen?", fragte Ron patzig. "Nein", gab Harry zu. "Aber, ich hoffe du weißt, dass du Hermine sehr wehgetan hast." "Ach ja?", erwiderte Ron. "Wer hat mich denn gebeten, endlich für klare Verhältnisse zu sorgen? Du warst es doch, der mich zu einer Entscheidung gedrängt hat." "Aber nur, weil ich hoffte, dass du Lavender sausen lässt... Mann, sie mag zwar verdammt gut aussehen, aber sie ist..." Harry brach ab, als er Ginny und Hermine erblickte. "Na du weißt schon…" "Nein, weiß ich nicht", entgegnete Ron wütend. "Aber wenn du gedenkst sie zu beleidigen, dann weiß ich etwas ganz anderes." Harry lächelte ihn kühl an und ging zu Ginny und Hermine. Ginny redete flüsternd auf Rons Exfreundin ein, was Harry aber kaum beachtete. "Seid ihr so weit?", fragte Harry. "Das hat er nicht so gemeint, das war bestimmt nur...", wisperte Ginny, brach aber ab, als sie merkte, dass Harry dem Gespräch lauschte. "Komm Hermine", sagte sie nun lauter und die drei verließen das Schloss. Eine ganze Weile schwiegen sie, als Hermine plötzlich Harry am Ärmel zog und ihn festhielt. "Stimmt es, dass du Ron vor die Entscheidung gestellt hast, sich zwischen mir und Lavender zu entscheiden?", fragte sie mit zitternder Stimme. Harry nickte zögernd und erwartete einen Schwall von Beleidigungen, der aber ausblieb, da Hermine den jungen Mann nur entsetzt anstarrte. "Ich habe dich gesehen, wie eifersüchtig du auf Lavender warst, wie er hin und her gerissen zwischen euch beiden stand und sich nicht entscheiden konnte. Ich wollte, dass er für Klarheit sorgt und die Sache endlich wieder vom Tisch kommt... Es tut mir leid, aber ich habe ernsthaft geglaubt, dass er sich für dich entscheidet." "Tja, da hast du leider falsch gelegen", sagte Hermine und wieder standen ihr Tränen in den Augen. "Vielleicht hätte ich mir lieber Ron mit so einer Schlampe geteilt, als jetzt alleine dazustehen ... hast du darüber mal nachgedacht?" "Hermine, bitte, beruhige dich", mischte sich Ginny ein. "Harry hat es doch nur gut gemeint." "Lass mich los. Ich ... ich ..." Hermine brach ab. "Es tut mir leid", wiederholte Harry. "Ich ... ", sagte sie mit zitternder Stimme. "Ich geh zurück zum Schloss. Macht ihr heute etwas alleine; ich komme auch so klar." "Hermine bitte,..." fing Harry an und folgte ihr ein Stück, doch Ginny hielt ihn zurück. Als Harry seine Freundin überrascht ansah, sah er, wie sie nur den Kopf schüttelte und ihn langsam in Richtung Dorf zog. "Hermine ist stärker als sie wirkt. Sie schafft das schon. Sie braucht nur Zeit", erklärte Ginny. Harry sagte nichts. Er fühlte sich schuldig und dass sie Hermine jetzt auch noch alleine ließen, kam ihm falsch vor. Doch vielleicht brauchte er sich wirklich keine Sorgen um sie zu machen. Er hoffte, dass Ginny Recht hatte und ging schweigend neben ihr her. Eine Weile bummelten sie die Einkaufsstraße entlang und sahen sich die Auslagen in den Fenstern an. Harry brauchte nichts und lediglich im Honigtopf kaufte er sich eine große Packung Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen. "Was machen wir jetzt?", fragte Ginny, als sie den Laden wieder verließen. "Mmh... ich war schon Ewigkeiten nicht mehr im ‚Drei Besen' ... bei den letzten Hogsmeadewochenenden gab es immer unangenehme Überraschungen." Obwohl die Erinnerungen an die Dementoren und Simons Verrat schmerzhaft waren, lächelte er Ginny an, die mit einem Nicken seinem Vorschlag zustimmte. Der ‚Drei Besen' war voll mit Menschen. Ein Großteil von ihnen waren Schüler, die sich in kleinen Gruppen an den Tischen versammelt hatten. Harry und Ginny sahen sich suchend um und in einer abgelegenen Ecke war noch ein kleiner Tisch frei, gerade groß genug für zwei Personen. Harry nahm Ginny bei der Hand und zog sie hinter sich her. "Zufrieden?", fragte sie. "Ja, aber noch besser wäre jetzt ein lauwarmes Butterbier", sagte er und prompt erhob sich das Mädchen. "Kommt nicht in Frage, Ginny, ich hole das Bier." "Lass mich, du kannst ja die nächste Runde holen", sagte Ginny mit einem sanften Lächeln und Harry beugte sich ihrem Willen. Es würde eine Weile dauern, bis sie wiederkam und Harry ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Es waren wirklich sehr viele Schüler da. In einem anderen entlegenen Winkel der Gaststätte beobachtete er Draco, Blaise, Crabbe, Goyle, Theodor und einige andere Slytherins. Draco schien etwas zu erklären und Harry ärgerte sich, dass Draco so schwer mit Hilfe von Legilimentik zu ‚lesen' war. "Hier", sagte Ginny und stellte Harry ein Butterbier vor die Nase, der aber wandte seinen Blick nicht von den Slytherins ab. "Danke", sagte er. "Sag mal, was hältst du von Theodor?" "Nun..." Ginny zögerte und sah nun auch zu den Slytherins hinüber. "Ich kann nicht viel zu ihm sagen. Ich kenne ihn nicht. Hermine sagte, er sei anders als Simon." "Ja, anders schon, aber ich weiß nicht, ob ich ihm vertrauen kann", sagte Harry. "Er scheint viel Spaß mit Draco und den anderen zu haben." "Er ist hübsch", sagte Ginny. "Hey", sagte Harry mit gespieltem Ernst, musste aber sofort danach lachen. "Keine Sorge, ich finde viele Kerle hübsch", sagte Ginny und umarmte ihren Freund. "Aber sie sind alle nichts im Vergleich zu dir." Mit diesen Worten drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Doch bevor sie sich zurückziehen konnte, hielt er sie fest und seine Lippen suchten die ihren. "Das beruhigt mich ungemein", sagte Harry und löste sich aus der Umarmung. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass Dora an den Tisch der Slytherins kam und wenig später mit Theodor den ‚Drei Besen' verließ. Draco warf den beiden einen bösen Blick hinterher. "Scheint so, als würde Malfoy Moon nicht sonderlich mögen", bemerkte Ginny und leerte ihre Butterbierflasche. "Scheint so", bestätigte Harry. "Willst du noch eines?", fragte er nach einer Weile, die sie geschwiegen hatten, und zeigte auf die mittlerweile leeren Flaschen. Ginny nickte daraufhin. Harry stand auf und bahnte sich seinen Weg durch die Menge zur Theke, doch als er Madame Rosmertha mit Hagrid und Professor McGonagall sah, hielt er inne. Rosmertha sprach sehr leise und Harry schlich noch einen Schritt näher heran. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es ein Gespräch war, das nicht für die Ohren eines Schülers geeignet war, aber seine Neugier triumphierte und deshalb versteckte Harry sich hinter einer Säule. "...es gehen seltsame Gerüchte um", konnte Harry Madame Rosmertha sagen hören. "Stimmt es, dass in London mehrere Todesser getötet wurden?" "Nun ja, da ist was dran", gab Hagrid laut zu. "Es soll zwar geheim sein, aber dieses Gerücht geht tatsächlich um." "Hagrid!", erklang nun McGonagalls Stimme ermahnend. "Tut mir Leid, Professor." Harry konnte leider die Gesichter der drei nicht sehen, aber er hörte ein leises Seufzen von Hagrid. "Es gibt also doch Hoffnung?", fragte Madame Rosmertha leise. "Hoffnung wäre übertrieben", sagte Professor McGonagall. Erst eine ganze Weile später setzte sie wieder an und sprach leise weiter: "Also gut... Man hat vor ein paar Tagen drei tote Todesser gefunden, keine kleinen Fische, sondern Personen aus den oberen Rängen." "Wen genau?" "Dolohow, Rockwood und Lestrange. ...Man fand sie auf einem stillgelegten Fabrikgelände und sie wurden ganz ohne Zauberei getötet, wie Malfoy sechs Wochen zuvor. Einer hatte ein gebrochenes Genick, dem anderen wurde die Kehle durchgeschnitten und der Dritte war so übel zugerichtet worden, dass es den Auroren schwer fiel, ihn zu identifizieren." "Wer tut so etwas?", fragte Rosmertha, doch sie bekam keine Antwort. Vielleicht hatte McGonagall mit einen Schulterzucken geantwortet, oder einer anderen Geste, aber gesagt hatte sie nichts. "Warum will das Ministerium die Fälle geheim halten. Die Botschaft, dass es jemanden gibt, der sich der Bedrohung durch die Todesser stellt, müsste doch gut ankommen." "Fudge sind die Hände gebunden..." "Harry, wo bleibst du so lange?" Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen, als Ginny plötzlich neben ihm stand. Er sah sie verärgert an und gebot ihr still zu sein. "... und genau das will er nicht." Es folgte ein langes Schweigen und Harry war sich sicher, dass das Gespräch beendet war. "Na toll", sagte Harry wütend und zog Ginny in ihre ruhigere Ecke zurück. "Was ist?", fragte sie verunsichert. Harry erklärte kurz, was geschehen war und seine Freundin sah ihn fassungslos an. "Wer tut so etwas?", fragte sie und Harry seufzte. "Vielleicht der gleiche, der Lucius Malfoy getötet und meinen Zauberstab aus den Händen Voldemorts gestohlen hat. Voldemort wird ganz schön zornig auf ihn sein." "Harry! Das vergiss ganz schnell wieder", ermahnte ihn Ginny und nahm denselben Gesichtsausdruck an, den auch Hermine aufsetzte, wenn er so redete. "Er, wer auch immer das sein mag, ist womöglich in Gefahr!", sagte Harry entschieden. "Ja, aber nur die Todesser wissen, wer der ‚Unbekannte' ist", sagte Ginny streng. "Lass uns zum Schloss zurückgehen", sagte Harry resigniert. "Ich muss in Ruhe über das Gesagte nachdenken." "Jetzt schon? Es ist gerade mal Mittag!" Doch Harry ließ sich nicht von Ginny umstimmen. Wenn die Todesser und Voldemort die einzigen waren, die wussten, wer der ‚Unbekannte' war, dann würde er einen Weg suchen müssen, dieses herauszufinden. Theodor hatte immer noch keine Informationen herausgerückt und Harry zweifelte daran, dass jemals etwas bis zu ihm hervordringen würde. Daher sah er nur eine Möglichkeit: Er musste versuchen, diese Information direkt von Voldemort zu bekommen. Im Schloss angekommen verabschiedete er sich rasch von Ginny und wandte sich direkt den Kerkern zu. Er spürte, dass Ginny misstrauisch war und wusste, dass sie sich Sorgen um ihn machte, doch Harry brauchte Ruhe für die Entwicklung eines Plans und der Umsetzung seines Vorhabens. Der Gemeinschaftsraum war bis auf ein paar Erst- und Zweitklässler leer. Der Schlafsaal wäre der ideale Ort, zumal die anderen erst in ein paar Stunden aus Hogsmeade zurückkehren würden. Er öffnete die Schlafsaaltür für einen Moment. Ohne zu verstehen, was er sah und ohne den Raum zu betreten, schloss er sie wieder. Erschrocken lehnte er sich an die Wand. Nur langsam kam zu dem Gesehenen das Verstehen. Wie hatte er sich sicher sein können, dass er der einzige Siebtklässler war, der vorzeitig nach Hogwarts zurückgekehrt war? Theodor Nott und Dora Moon waren das ebenfalls. Sie waren zu sehr miteinander beschäftigt, dass ihn wohl keiner der beiden bemerkt hatte. Als er sich das Gesehene noch einmal ins Gedächtnis rief, war er sich sicher, dass er sie ausgerechnet bei dem erwischt hatte, was er gerne mit Ginny tun würde. Harry ging langsam zurück in den Gemeinschaftsraum und ließ sich dort in einer ruhigen Ecke nieder. Es dauerte eine ganze Weile, bis er seine Gedanken so weit unter Kontrolle hatte. Immer wieder schoss ihm Ginny in den Kopf, zusammen mit dem Bild, das er gerade gesehen und immer noch vor Augen hatte. So konnte er es nicht wagen zu Voldemort Kontakt aufzunehmen. Es wäre zu gefährlich, wenn er aus Versehen seinem Gegner die Probleme seines Liebeslebens hinüber projizierte. Doch es wurde nicht besser und die Ungeduld, endlich mit seinem Versuch zu beginnen, stieg ins Unermessliche. Er schloss die Augen, befreite sich von dem letzten Gefühl und sein Geist begann nach seinem Feind zu suchen. Alles was Harry fand, war ein schwacher Schatten von dem dunklen Lord. Die Konturen waren unscharf, der Ton verzerrt und kein richtiges Wort war zu verstehen. Er hatte die vage Vorstellung, das Voldemort in einem fast leeren Raum stand und sich mit einer anderen Person unterhielt. Harry versuchte, ein Gefühl bei seinem Feind zu finden, eine schwache Stelle, die er packen konnte und durch die er weiter in den Geist des anderen eindringen konnte, doch er fand diese Stelle nicht. Stattdessen machte sich ein permanentes, ansteigendes Brennen in seiner Narbe breit, das rasch zu einem nicht aushaltbaren Schmerz wurde. Schlussendlich breitete er sich über die gesamte Stirn aus. Harry gab resigniert den Versuch in Lord Voldemorts Gedanken einzudringen auf; er öffnete die Augen und rieb mit der Hand über seine Narbe. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Schmerz vollständig versiegt war und Harry es ein zweites Mal versuchte. Dieses Mal waren die Konturen um einiges klarer. Die Person, die Voldemort gegenüberstand, war weiblich. Sie trug einen langen roten Umhang und ihr Haar war schwarz. "Morticia!" hörte Harry die kalte Stimme Voldemorts. "Ich brauche deine Hilfe. Du weißt, um wen es geht, aber meine Männer versagen. Vier der Besten hat er bereits getötet. Ihr müsst ihn für mich fangen und zu mir bringen." "My Lord, Du kennst meine Meinung zu diesem Thema. Wenn du meinen Bitten nachkommst, werde ich deiner Bitte Folge leisten. Besorge mir das Medaillon und du sollst ihn haben." "Morticia bitte", sagte Voldemort und diesmal spürte Harry den heftigen Zorn, der in Voldemort aufloderte. "Wir haben nicht die Zeit für diese Spielchen. Kaum vorzustellen, wenn er dem Ministerium, oder gar Dumbledore in die Finger fällt." "Das tut mir Leid für dich", sagte Morticia eiskalt. "Sie werden unruhig und aggressiv, lange kann ich sie nicht mehr zurückhalten... Wie du siehst, habe ich genug um die Ohren. Und das auch ohne deine lächerlichen Aufträge." "Harry?" Erschrocken fuhr der Angesprochene hoch. Theodor stand neben ihm und sah besorgt zu dem Schwarzhaarigen herunter. Ist alles OK mit dir?" "Ja, ich... Es… es ist alles OK", log Harry. "Hermine und Ginny stehen draußen und wollen dich sprechen", sagte Theodor ruhig. Harry brummte unzufrieden und erhob sich lustlos. "Bist du wirklich OK?", wollte Theodor noch einmal wissen. "Nein, nicht wirklich", sagte Harry ehrlich, dann verließ er den Gemeinschaftsraum. *** "Was gibt es", fragte Harry genervt, als er durch die Wand den Gemeinschaftsraum verließ und die beiden Mädchen ansah. "Du willst herausfinden, wer der Unbekannte ist, stimmt's?", fragte Ginny sofort und sah ihren Freund scharf an. Harry antwortete mit einem Nicken und wich ihrem bohrenden Blicken aus. "Hast du wieder versucht an Voldemorts Gedanken heranzukommen?", fragte Hermine weiter. Harry senkte verlegen den Kopf. Wenn er die Wahrheit sagte, konnte er sich einer Moralpredigt sicher sein, doch er antwortete wieder mit einem Nicken. "Und?", fragte Hermine vorwurfsvoll. "Hat er dir gezeigt, dass es da draußen jemanden gibt, der in Lebensgefahr ist? Vielleicht der ‚Unbekannte'?" Wieder antwortete Harry mit einem Nicken. "Harry, Voldemort hat dich schon einmal in eine Falle laufen lassen und er würde es wieder tun, wenn du ihm so bereitwillig die Möglichkeit dazu bietest." "Hermine!" In Harry stieg Wut auf. "Da draußen wurden vier Todesser ermordet. Du glaubst doch nicht, dass Voldemort das egal ist!" "Vier?", erkundigte Hermine sich erstaunt und sah nun zu Ginny. "Drei wurden vor ein paar Tagen ermordet", erklärte Ginny, "Sind aber nur Gerüchte gewesen." "Nein, Voldemort hat auch von vier Todessern gesprochen", ergänzte Harry. Er musste erkennen, dass sich Hermines Gesichtsausdruck, trotz des kurzen Erstaunens, nicht änderte. Der Slytherin erklärte grob, was er gesehen hatte und beschrieb die seltsame Dame, die Voldemort mit Morticia angesprochen hatte. "Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich glaube, dass Voldemort nur mit dir spielt." sagte sie, aber wirkte nicht mehr so überzeugt. "Morticia, sagtest du, hieß die Frau?" Harry nickte und die Phönixhausschülerin wandte sich zum Gehen. "Ich muss noch mal in die Bibliothek!", sagte sie und einen Moment später war sie aus dem Raum verschwunden. "Was sollte das denn?", fragte Ginny und sah ihren Freund irritiert an. Harry zuckte lediglich mit den Achseln. *** Harry verbrachte den Rest des Tages mit Ginny. Sie sprachen nicht weiter über das, was in Hogsmeade passiert war, sondern zogen sich in eine ruhige Ecke des Schlosses zurück, wo sie keiner störte. Erst nach dem Abendessen ging der Slytherin wieder zurück in seinen Gemeinschaftsraum. Harrys Blick wanderte durch die Reihen der anderen Slytherins. Er hatte keine Ahnung, was hier vorging, doch die Ereignisse der letzten Tage und Wochen hatten diesen Anblick etwas verändert. Norman saß einsam bei einer Gruppe anderer Erstklässler, seine Zwillingsschwester saß bei Dora, Pansy und Theodor, die sich flüsternd unterhielten und damit gelegentlich verächtliche Blicke von Draco Malfoy auf sich zogen. Harry rang einen Moment mit seiner Entscheidung, ob er sich zu den Vieren gesellen sollte oder nicht, doch schließlich raffte er sich auf und näherte sich der Gruppe. "Hallo Harry", begrüßte Theodor den Schwarzhaarigen. "Alles wieder OK?" Harry antwortete mit einem Nicken und ließ sich auf einem freien Stuhl nieder. "Warum hast du nie gesagt, dass du eine Freundin hast?", fragte Harry und sah abwechselnd Dora und Theodor an. Der dunkelblonde Slytherin lachte. "Draco hätte ihm ganz schön die Hölle heiß gemacht", erklärte Dora. "Ich meine, sie mögen mich nicht sonderlich." "Und da sitzt ihr alle hier in einer gemütlichen Runde?", warf Harry ein. "Ich glaube kaum, dass sich Dracos Meinung über dich ins Positive verändern wird, wenn du mit mir, und den anderen herumhängst." Harrys Ton war durchaus provozierend, denn er wusste, dass der Slytherin in der Vergangenheit immer um Anerkennung bei den anderen Slytherins gebettelt hatte. "Das war einmal", seufzte Theodor. "Ich habe ihm gesagt, dass er sich endlich entscheiden soll!", sagte Dora. "Ich hatte keine Lust mehr, dass er immer nur mit mir zusammen war, wenn es ihm gerade passte, das ist einfach nur frustrierend." Harry lächelte verstehend. "Wie hat Draco deine Entscheidung aufgenommen?", fragte Harry und sah nun möglicht unauffällig zu dem blonden Slytherin hinüber. "Er wird dich doch jetzt sicher verpetzen?" "Nein, das glaube ich nicht. Immerhin besteht die Gefahr, dass ich ganz aus Versehen etwas über ihn und seine Sitzungen ausplaudere... Das wird er nicht riskieren, hoffe ich zumindest." Theodor wirkte unsicher, vielleicht auch ein bisschen ängstlich, doch er versuchte seine Gefühle zu verstecken. "Schade und ich dachte, du könntest ihn für mich ausspionieren." Es war mehr ein laut ausgesprochener Gedanke und er sah kurz darauf den anderen Slytherin entschuldigend an. "Ich hatte immer noch gehofft, eine Antwort auf meine Frage zu bekommen", fügte er rasch hinzu. "Kannst du dir keine Möglichkeit vorstellen, wie es dem Lord gelingen könnte, noch stärker zu werden?", fragte Dora und lächelte Potter an. Harry überlegte und schüttelte schließlich zögernd den Kopf. Theodors Freundin kicherte. "Ich habe Blaise und Millicent im Schlafsaal gehört. Sie haben von einem düsteren, schwarzmagischen Ritual gesprochen..." Harry klappte der Mund auf und wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis. "Das Kleptorus-Ritual", sagte er flüsternd, als ob es etwas Verbotenes an sich hatte, es laut auszusprechen. "Aber ... aber wer? ... und warum?" Dora zuckte mit den Schultern und sah fragend zu ihrer Freundin, dann zu Claire und Theodor, doch auch sie schienen die Antwort nicht zu wissen. Es folgte ein unangenehmes Schweigen. Harry versuchte vergeblich, die Puzzelteile zusammenzufügen, doch er konnte sich aus all dem keinen Reim machen. Die fünf Slytherins saßen noch eine ganze Weile zusammen, sie sprachen über Halloween, dass schon bald wieder anstand, aber noch bevor die übrigen Slytherins ans Schlafen gehen dachten, löste sich die Gruppe auf und Harry warf sich, tief in Gedanken versunken, auf sein Bett. Viel war heute geschehen und er hatte viele Sachen in Erfahrung gebracht. Doch je mehr er darüber nachdachte, umso mehr drehten sich seine Gedanken im Kreis und würden heute nicht mehr zu einem Ergebnis führen. Er seufzte kaum hörbar und versuchte seinen Geist zu bereinigen, wie er es vor dem Schlafengehen immer tun sollte. Nur wenige Augenblicke später war Harry eingeschlafen. to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)