Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 4: Prophezeiungen ------------------------- Hallo meine Leser, insbesondere devillady und Nibbles-Nimue! Ich weiß dass es lange gedauert hat, aber ich hatte Urlaub und danach musste ich mich erst einmal durch ein dickes, englisch-sprachiges Buch quälen. Trotz allem geht es hier jetzt erst einmal weiter: Nach morgen zu blicken Vom gestern zu lösen Im Glauben zu hoffen (Lacrimosa - Durch Nacht und Flut) *** Prophezeiungen Professor Canvass, die Lehrerin für Muggelkunde war bereits im Klassenzimmer, als die Slytherins eintrafen. Es war das einzige Fach, das sie als Klasse eines Hauses allein hatten, alle anderen waren immer mit den Schülern eines anderen Hauses oder Mitgliedern aus den UTZ-Kursen gemischt. "Wir haben uns letztes Jahr intensiv mit Muggelgegenständen beschäftigt", fing Professor Canvass an und erntete missmutige Blicke der Schüler. Kein Slytherin hatte wirklich Lust auf dieses Fach. Einzig Harry hatte seine Freude an Muggelkunde, aber auch nur, weil er die anderen ahnungslosen Schüler beobachten und sich amüsieren konnte. "Dieses Jahr sollt ihr die Möglichkeit bekommen, kleinere Ausflüge in die nächste Muggelstadt zu unternehmen, um dort euer Wissen in die Tat umzusetzen. Aber jetzt fangen wir mit einer kleinen Wiederholung an." Sie wies auf eine Ecke mit verschiedenen Muggelgegenständen. "Wie Sie sehen, habe ich dort einiges vorbereitet. Immer zwei Gegenstände gehören zusammen. Jeder soll sich nun ein Pärchen aussuchen und danach der Klasse erklären, wozu die Gegenstände genutzt werden und wie sie Verwendung im Alltag finden." Es folgte ein allgemeines Gemurmel und schließlich rafften sich die Slytherins auf und begaben sich zu den Gegenständen. "Potter, Finger da weg! Der gehört mir!", rief Draco, als Harry den Kaffeefilter an sich nehmen wollte. Harry warf Draco einen belustigten Blick zu, als er sah, welchen anderen Gegenstand Draco sich noch ausgesucht hatte. "Ich weiß ja nicht", sagte er zweifelnd. "Aber du hast doch nicht ernsthaft vor, den Kaffeefilter in den Staubsauger zu tun, oder?" Draco starrte ihn mit offenem Mund an, verwarf seinen Plan und sah sich nach den anderen Gegenständen um. Schließlich griff er nach einem Videorekorder und einer CD. Es gab nur wenige, die ein gescheites Pärchen zusammenbrachten, doch Professor Canvass nahm es gelassen. Sie korrigierte geduldig die Fehler der Slytherins und versuchte zu erklären, dass man ein Kleidungsstück nicht in einem Kühlschrank waschen, oder die Boxen der Musikanlage nicht an einer Mikrowelle anschließen konnte. "Das ist mal wieder typisch", zischte Draco in Harrys Ohr, als dieser ohne Probleme die Kaffeemaschine erklärte und dafür zehn Hauspunkte bekam. "Potter, unser Muggelfreund." Draco verzog missmutig das Gesicht. "Du bist ja nur neidisch. Nur weil kein normaler Mensch auf die Idee käme, eine CD-Hülle in einen Videorekorder zu schieben", entgegnete Harry und beobachtete Millicent, wie sie das Geschirr in die Waschmaschine steckte. Doch bevor sie diese anschalten konnte, stoppte die Lehrerin sie. "Warum nicht", fragte Draco beleidigt. "Es hat doch funktioniert!" "Ja, bis auf den Kurzschluss und die Tatsache, dass der Videorekorder jetzt Schrottreif ist." "Sei still", zischte Draco. "Sonst könnte ich dich aus der Quidditchmannschaft werfen." "Das kannst du nicht." sagte Harry spontan, aber noch bevor er den Satz beendet hatte, kamen ihm plötzlich Zweifel. "Ach und warum nicht? … Zufällig bin ich der neue Kapitän", sagte Draco und grinste wieder. Harry stöhnte in Anbetracht der Tatsache, dass Draco wirklich versuchen würde, Harry aus der Mannschaft werfen zu lassen. "Der kleinste Fehler deinerseits und du bist draußen ... Ach übrigens; nächsten Mittwoch, drei Uhr am Quidditchfeld ist meine erste Gelegenheit dazu." "Du wirst mich nicht einfach so rausschmeißen können", sagte Harry und wandte sich von dem blonden Slytherin ab. "Wir werden ja sehen", rief Draco, beließ es aber dabei. Das Klingeln der Schulglocke kündigte das Ende der Stunde an. Harry wollte gerade das Schulzimmer verlassen, als Professor Canvass ihn noch einmal zu sich rief. "Mr. Potter, ich muss Sie jetzt schon vorwarnen, aber ich befürchte, Sie werden nicht mit nach Inverness kommen können." "Warum nicht?", fragte Harry und konnte sich aber die Antwort schon denken. "Es ist zu gefährlich", erwiderte die Lehrerin. "Ich habe mit Dumbledore gesprochen. Auch er ist der Meinung, dass Ihre Klassenkameraden die Information darüber, wann Sie die Sicherheit Hogwarts verlassen, weitergeben könnten." "Aber ich ... ich darf doch auch nach Hogsmeade", verteidigte Harry sich. "Warum dann nicht auch nach Inverness." "Es ist zu gefährlich!", wiederholte die Lehrerin. "Und außerdem glaube ich kaum, dass Sie es nötig haben. Sie sind ja schließlich bei den Muggeln aufgewachsen." Professor Canvass griff nach ihrer Tasche und verließ den Klassenraum. *** Zur Mittagspause traf er auf Ginny, die ihrem Freund die schlechte Laune ansah und direkt auf ihn zukam. "Was ist los?", fragte sie vorsichtig. "Ach nichts", entgegnete Harry missgelaunt. "Canvass lässt mich nicht mit nach Inverness... es soll zu gefährlich sein." "Aber das kann sie doch nicht machen", entgegnete Ginny fassungslos, doch Harry nickte. "Voldemort will mich töten und wenn ich die Sicherheit von Hogwarts verlasse, ... du kennst ja das Theater. Sie glauben, dass Voldemort jede Möglichkeit recht ist, mich in die Finger zu bekommen." Ginny sah ihn fragend an, aber Harry schwieg und ging weiter den Gang entlang, ohne seine Freundin anzusehen. "Willst du uns nicht endlich mal sagen, was Sache ist?", fragte Ginny, die ihn begleitete. Harry seufzte und blieb stehen. Sie hatte ja Recht. Irgendwann musste er es ihnen erzählen, doch er hatte Angst, wie sie darauf reagieren würden. "Ich weiß nicht, wie ich euch das erklären soll, ... obwohl ich denke es wäre das Beste, wenn ihr es wüsstet." "Was?", fragte Ginny und Harry wurde es so langsam unangenehm. "Nicht hier, nicht jetzt!", winkte Harry ab, "Kommt morgen nach dem Unterricht in den Raum der Wünsche, Du, Hermine und Ron", sagte er knapp, wandte sich von ihr ab und verschwand im Durchgang zu den Kerkern. ‚Was habe ich getan?', dachte Harry wütend. Er hatte zugesagt, den Dreien von der Prophezeiung zu erzählen, wie konnte er nur? Fassungslos über das, was er versprochen hatte, warf er seine Tasche in die Ecke und setzte sich ans Fenster seines Zimmers. Jetzt gab es kein zurück mehr. Morgen musste er auspacken, aber vielleicht war es das Beste für ihn, wenn er mit dem Wissen nicht mehr alleine dastünde. *** Am Nachmittag fiel es ihm sehr schwer, Hagrid zu folgen, der seine Stunde dem ‚gemeinen Mooskriecher'" widmete. Das waren kleine, hinterhältige Biester, die zwar kaum zu sehen waren, aber eine unangenehme, milchige Flüssigkeit absonderten, welche eine entsetzliche Reizung auf der Haut hinterließ. "Die Mooskriecher sind keine sonderlich interessanten Tiere", gab Hagrid zu, "Aber Professor Peony bat mich, die Mooskriechermilch zu sammeln. Was meint ihr wofür sie dieses Zeug braucht?", fragte er und sah die Klasse aufmunternd an. Harry war zu vertieft in seine eigenen Gedanken und schenkte den Viechern keine besondere Beachtung und schon gar nicht bemühte er sich, dem Unterricht zu folgen. "Nächste Woche werden wir die Mooskriecher fangen und sehen, ob wir ihre Milch irgendwie gewinnen können. Als Hausaugabe könnt ihr vielleicht etwas über Mooskriechermilch nachlesen, wofür das Zeug benutzt wird und so weiter", sagte Hagrid nach einer ellenlangen Stunde, und entließ die Klasse in den Feierabend. Den restlichen Tag verbrachte Harry zurückgezogen im Schlafsaal. Mit Grauen wartete er auf den nächsten Nachmittag und die Zeit schien nur so zu kriechen. Harry wälzte sich lange schlaflos im Bett hin und her. Seine Gedanken kreisten um die Geschehnisse in der Mysterienabteilung, Dumbledores Worte und die Panik, die ihn immer packte, wenn er sich mit dem Inhalt der Prophezeiung auseinandersetzte. Doch um drei Uhr morgens fiel Harry in einen leichten Schlaf. "Harry, raus aus den Federn!", rief Theodor und riss die Vorhänge von seinem Bett auf. "Oder willst du Peony warten lassen?" Harry murmelte undeutlich etwas und drehte sich zu ihm um. "Theo... wie viel Uhr ist es?", fragte Harry und blinzelte den Slytherin schlaftrunken an. "Nun", antwortete der Slytherin munter. "Fürs Frühstück wird es nicht mehr reichen!" Jetzt schrak Harry auf. Er hatte fester geschlafen, als er geglaubt hatte. In Windeseile stand Harry auf und zog sich eine Schuluniform über. Hastig griff er nach seiner Tasche und rannte zum Klassenraum für Zaubertränke. Professor Peony ließ gerade die Schüler ein. Harry huschte durch die Tür und blieb einen Moment staunend stehen. Die neue Lehrerin hatte an der Einrichtung ein wenig verändert, auch wirkte der Raum heller und freundlicher als noch zu Snapes Zeiten. Einen Moment sah Harry sich unschlüssig um, dann entschied er sich für den einzig in Frage kommenden, freien Platz neben Neville. "Ich brauche mich wohl nicht mehr vorzustellen ... Wir werden uns im ersten Drittel mit verschiedenen Zaubertrankzutaten beschäftigen. Es geht um die Bestimmung und Gewinnung der Zutaten, Lagerung und Konservierung von Zutaten und Tränken. Im zweiten Drittel werden wir uns mit verschiedenen Heil- und Linderungstränken auseinandersetzen und der dritte Teil des Schuljahres besteht aus Zaubertrankritualen." "Entschuldigen Sie?", redete Hermine dazwischen und hob ihre Hand. "Ja, Miss Granger?" "Wir haben bei Professor Snape schon alles über Lagerung und Gewinnung gelernt... könnten wir nicht gleich mit etwas Wichtigem anfangen?" War das Gesicht der jungen Lehrerin zu Beginn der Frage noch überrascht, so strahlte es nach wenigen Sekunden eine eindeutige Ablehnung aus. "Ich weiß, dass Ihr zum Teil mit Professor Snape über verschiedene Zutaten geredet habt, aber sein Lager sieht danach aus, als hätte er dieses Thema nur sehr oberflächlich behandelt. Nun, ich hielt ihn immer für einen brillanten Lehrer, aber die meisten Zutaten in seinen Lagerräumen waren schlichtweg falsch gelagert und mangelhaft beschriftet. Eine bestimmte Ordnung muss sein, so dass sich auch eine fremde Person zu Recht findet und nicht versehentlich statt Rosenextrakt hochgiftiges Atropin verwendet. Außerdem gibt es Gesetze, die Ihr ehemaliger Zaubertranklehrer durch die Bank weg missachtet hat. Eines davon besagt zum Beispiel, dass man Fledermausblut nicht neben Flubberwurmeiern aufbewahren darf." "Aber das ist doch völliger Aberglaube!", warf Hermine ein. "Professor Snape hat immer ..." "Miss Granger!", sagte Peony ermahnend. "Welche Ansicht Professor Snape vertreten haben mag: Sie ist nicht die Meinige und daher werden wir das Thema wiederholen!" Hermine wollte darauf noch etwas sagen, aber ein leichter Stoß von Padma, die neben ihr saß, ließ sie schweigen. "Ich habe für die erste Stunde einige mangelhaft beschriftete Zutaten aus dem Lagerraum zusammengesucht. Ich möchte, dass Sie analytisch versuchen herauszubekommen, worum es sich handelt und wie es mit der Haltbarkeit aussieht." "So sieht es also aus", redete Hermine frustriert dazwischen. "Sie wollen also, dass wir Ihr Lager aufräumen!" "Miss Granger", schrie Peony. "Für diese Unverschämtheit muss ich Ihnen zehn Hauspunkte abziehen!" Harry, der immer noch sehr müde war, konnte Hermines Einwürfe voll und ganz nachvollziehen. Immerhin waren sie im UTZ-Kurs und es gab viele Dinge, die sie noch lernen mussten, um für die Prüfungen vorbereitet zu sein. Doch Professor Peony verteilte unbeirrt an jeden Schüler eine Flasche oder ein Glas mit undefinierbarem Inhalt. Harry bekam eine zierliche schwarze Flasche ohne Etikett. "Harry", flüsterte Neville, "Schau mal." Neville strahlte und zeigte Harry ganz aufgeregt den Inhalt seines Glases. "Na und? 'Nen paar Blätter, was soll's?", entgegnete Harry müde, öffnete seine Flasche und ein unangenehmer Geruch entstieg ihr. Er war froh, dass er nichts gegessen hatte. Harry hatte die Befürchtung, dass er sich sonst hätte übergeben müssen. "Das sind nicht irgendwelche Blätter. Die sind von einer Zauberpalme und äußerst selten", erklärte Neville stolz. "Und sie sind noch gut!", fuhr er fort und schraubte behutsam den Deckel wieder auf das Glas. "Schön, du hast deinen Teil gelöst!", sagte Harry gleichgültig. "Vielleicht weißt du dann auch, was das hier ist?" Harry schüttete einen Teil aus der Flasche in eine Schale und eine klumpige, rote Masse kam zum Vorschein. "Was immer es ist, es ist nicht mehr frisch", sagte Harry und lehnte sich nach hinten, um dem Gestank zu entgehen. "Sieht aus ... wie Blut", flüsterte Neville angewidert. "Nur wissen wir noch nicht welches", stimmte Harry zu, öffnete sein Zaubertrankbuch und überflog das Kapitel über die Bestimmung von Blutarten. "Das ist doch egal, welches es ist", sagte Neville. "Es ist definitiv abgelaufen." In dem Moment kam Professor Peony an ihren Tisch und beäugte misstrauisch das Blut. "Finden Sie heraus, was es ist", sagte sie befehlend und wandte sich dann Crabbe und Goyle zu, die mit einem schleimigen Wurm zu kämpfen hatten. "Mmh,... Einhornblut ist es nicht", sagte Harry und blätterte eine Seite weiter. "Auch nicht das eines Grindylohs,..." Schließlich ging er zu dem Zutatenschrank und holte ein milchiges Serum heraus und gab drei Tropfen dieser Flüssigkeit in seine Schale. "Auch nicht Fledermausblut... und nicht das Blut eines Hippogreifs", murmelte Harry, schüttete das Versuchsgemisch weg und versuchte es noch ein paar Mal mit einigen anderen Substanzen, die als Mischung das Geheimnis des Blutes enthüllen sollte. Erst kurz vor Ende des Unterrichts, als er das Blutbestimmungs-Kapitel im Buch beendet hatte und jede der angegebenen Blutarten ausschließen konnte, gab er auf und meldete sich. "Was gibt's?", fragte die Lehrerin und kam zu ihm. "Es ist keine der im Buch angegebenen Blutsorten", sagte Harry. Professor Peony betrachtete die Flasche und gab wieder etwas in eine Schale. "Ungewöhnlich", murmelte sie, wuselte kurz ins Lager und kam wenig später mit einem Trankfühler, wieder. Sie hielt ihn in die Schale und wenig später erschien eine Schrift auf dem Schaft des Trankfühlers. "Sehr ungewöhnlich und rechtlich...", sagte Professor Peony sichtlich erschrocken. "Was ist es denn?", hakte Harry nach. "Menschenblut!", antwortete sie leise. "Eine Zutat die Professor Snape weder lagern, noch gewinnen durfte." "Wofür braucht man Menschenblut?", fragte Blaise interessiert, die das Gespräch anscheinend mitverfolgt hatte. Damit zog sie auch die Aufmerksamkeit aller Schüler auf die Lehrerin und Harrys seltsame Flasche. "Nun, es gibt fast keine Tränke im legalen Bereich, in denen Menschenblut benötigt wird", erklärte Peony. "Und die wenigen, die erlaubt sind, dürfen nur unter bestimmten Bedingungen gebraut werden... Die meisten Tränke mit dieser Zutat sind der dunklen Seite zuzuordnen und somit verboten... daher..." Professor Peony brach ihren Gedankengang ab. "Ich denke, wir beenden die Stunde an dieser Stelle", sagte sie kurz angebunden, "Als Hausaufgaben schreiben Sie mir bitte auf, was Sie über Ihre Zutaten herausgefunden haben und wie sie Verwendung finden ... Mr. Potter, Sie schreiben stattdessen etwas über die Erkennungsmerkmale von verschiedenen Blutarten,... Sie können uns Ihre Ergebnisse nächste Woche als Referat vortragen." Harry grummelte unzufrieden, sagte aber nichts. Jetzt wurde er auch noch dafür bestraft, dass er eine verbotene Zutat bekommen hatte. Hastig packte er seine Sachen und verließ rasch den Kerker. "Harry! Warte!", rief Hermine ihm hinterher und Harry verlangsamte widerwillig seinen Schritt. "Du hast nicht unser Treffen im Raum der Wünsche vergessen, oder?" Harry versuchte ein Lächeln, was allerdings misslang. "Nein, wie könnte ich", sagte er. "Aber entschuldigt, wenn ich vorher etwas esse." Hermine nickte und Harry riss sich von ihr los und ging zum Mittagessen. Obwohl er nicht gefrühstückt hatte, schaffte er nur ein paar Bissen zu Essen. Er hatte in den ganzen vier Stunden nicht einmal an das bevorstehende Treffen denken müssen, nun aber quälten ihn wieder seine Sorgen, wie er das Ganze erklären sollte. Er würde es seinen Freunden sagen und konnte nur hoffen, dass sie es gelassen aufnehmen würden. "Was machst du heute Nachmittag?", fragte Theodor und ließ sich neben ihm nieder. "Bin verabredet, wieso?", antwortete Harry. "Ich hatte gehofft, du könntest mir bei meinen Hausaufgaben in Muggelkunde helfen....", antwortete Theodor leise. "Heute nicht, tut mir leid", wies Harry ihn ab und erhob sich. Er ging direkt in den siebten Stock. Hermine wartete bereits, doch von den andern fehlte noch jede Spur. Harry schritt dreimal den Gang entlang, bis eine hohe, schwarze Eichentür in der Wand erschien und trat ein. Er hatte sich zwar einen Raum für ernste Besprechungen gewünscht, doch dies war fast zu ernst. Der Raum war schlicht und dunkel. Ein ovaler Tisch mit sechs Stühlen stand in der Mitte und einige leere Pergamente, Schreibfedern und Tintenfässer lagen bereit. "Sieht nicht gerade einladend aus", bemerkte Hermine, als sie Harrys missmutigen Blick sah. "Nun, für eine ernste Angelegenheit, wird dieser Raum seinen Zweck erfüllen", erwiderte Harry und ließ sich am Kopf des Tisches nieder. Hermine beschwor ein paar Kerzen hervor und belegte sie mit einem Schwebezauber. Ihr Schein ließ den Raum zwar heller, aber nicht freundlicher wirken. Harry schwieg und beäugte ungeduldig die Tür. "Ron kommt ein bisschen später. Er musste noch etwas mit Professor McPherson wegen der Buchung des Quidditchfeldes besprechen", warf Hermine ein, um Harry abzulenken. "Was hältst du von Peony?", fragte Harry ohne auf Hermines Äußerung einzugehen. "Grundsätzlich ist sie nicht verkehrt", erklärte Hermine, "Aber ich finde ihr Thema unpassend, wir müssten unbedingt..." Die Tür wurde geöffnet und Ginny kam herein. Sie ging zu Harry hinüber und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange und ließ sich auf seine andere Seite nieder. Und nur einen Augenblick später kam auch endlich Ron. "Tschuldigung", nuschelte er und setzte sich hastig neben Hermine. Harry schwieg und senkte den Kopf. Er spürte drei Augenpaare auf sich ruhen, die ihn erwartungsvoll anstarrten. Die Stille, die den Raum erfüllte war zum Zerreißen gespannt, und Harry sah jetzt in die Augen seiner Freunde. Erwartung, Spannung, Interesse waren die Gefühle, die er ausmachen konnte, aber sie erwarteten nichts, was sie schocken würde. Harry musste allen Mut zusammen nehmen, doch seine Stimme klang trotzdem unerwartet unsicher. "Könnt ihr euch an die Glaskugeln aus der Mysterienabteilung erinnern?", fragte er und bekam ein stummes Nicken von den dreien. "Das waren Prophezeiungen. ... Voldemort wollte die Kugel haben, die wir mitgenommen haben. Eine Prophezeiung, in der es um ihn und mich ging." Harry Stimme versagte und er schwieg. "Sie ist kaputt", warf Hermine ein. "Ihr Inhalt ist unwiederbringlich verloren gegangen." Harry schüttelte den Kopf. "Eben nicht, Dumbledore kannte die Prophezeiung und konnte mir den genauen Wortlaut sagen ... leider", sagte Harry flüsternd. "Was besagt sie?", fragte Ginny ungeduldig. "Nun,... äh … i-ich … äh", stotterte Harry und versuchte sich einen gescheiten Satz im Kopf zusammen zu reimen, "Ich bin ... der Einzige, der in der Lage ist..." Harry hielt inne. Ein eisiger Schauder lief ihm über den Rücken, "...Voldemort zu töten!" flüsterte er. Es war raus und die innerliche Spannung brach in sich zusammen. Die Reaktionen von seinen Freunden waren genauso, wie er erwartet hatte. Ginny war kreidebleich, Hermine starrte ihn mit offen stehendem Mund an, und Ron setzte gerade an, etwas zu sagen, wenn Harry ihm nicht zuvor gekommen wäre. "Das ist nicht alles", flüsterte Harry und atmete tief durch. "Wenn ich es nicht tue, … tötet er mich." Drei Augenpaare, starrten ihn an. Er wartete eine Weile, um seinen Freunden die Möglichkeit zu geben, die Informationen zu verarbeiten. "Und du weißt das jetzt seit über einem Jahr?", fragte Ginny plötzlich. "Warum hast du nie etwas gesagt?" "Weil...", Harry zögerte. "Ich mich nicht getraut habe und dann ist so viel passiert. Ich habe es einfach versucht zu verdrängen." "Vor deinem Namen war ein Fragezeichen", erwähnte Hermine. "Vielleicht bist gar nicht du gemeint." "Doch", antwortete Harry. Jetzt wo das Schlimmste gesagt war, fiel es ihm nicht mehr so schwer, darüber zu reden. "Die Prophezeiung sagt meinen Namen nicht, aber sie redet von jemandem der Ende Juli geboren wird, dessen Eltern Voldemort dreimal gegenüber gestanden haben und den er als ebenbürtig zeichnen würde." Harry wies auf die Narbe, die sich auf seiner Stirn deutlich abzeichnete. "Das heißt, wenn er nicht versucht hätte, dich zu töten, hätte es jemanden anderen getroffen?" fragte Ron und setzte ein Lächeln auf. "Ich wette, es gibt viele, deren Eltern gegen den dunklen Lord gekämpft haben." "Nein, nur einen", sagte Harry. "Wer ist es?", fragte Ginny interessiert. "Das ist egal", sagte Harry und wollte die Frage damit niederschmettern. "Neville", sagte Hermine leise und beiden anderen sahen sie überrascht an. "Neville?", fragte Ron ungläubig. Harry seufzte. "Nevilles Eltern waren Auroren und er hat nur einen Tag vor Harry Geburtstag", erklärte Hermine ihren Gedankengang. "Es ist nicht wichtig, wen es, statt mir, hätte treffen können", sagte Harry. "Voldemort hat mich gezeichnet und somit, mich bestimmt es zu tun!" "Aber es muss doch noch irgendetwas anderes drin stehen, sonst wäre Voldemort nicht so besessen gewesen, die Prophezeiung in die Finger zu bekommen", warf Hermine ein. "Voldemort kennt nur die Hälfte der Prophezeiung. Er wusste nicht, dass er jemandem ein Zeichen geben muss. Er hat vorgehabt, uns beide, Neville und mich, noch als Baby zu töten, um die Gefahr zu bannen", erklärte Harry. "Es steht noch drin, dass derjenige, der gezeichnet wurde, eine Macht besitzt, die Lord Voldemort nicht kennt." "Aber Voldemort ist mächtig", warf Ginny ein. "Eine Macht, die er nicht kennt, gibt es nicht!" "Dumbledore sprach von der Macht", sagte Harry zögernd. "Es ist mein Herz, aber fragt mich nicht warum. Es lässt mich Dinge tun, wie zum Beispiel Sirius retten zu wollen." Wieder folgte ein peinliches Schweigen. Harry wusste nichts, was er hinzufügen sollte. Es war alles gesagt. Er empfand das starke Bedürfnis, einfach den Raum zu verlassen, um keine Fragen mehr beantworten zu müssen. "Was hat Simon mit der Prophezeiung zu tun?", fragte Ginny plötzlich und Harry sah äußerst überrascht zu ihr hinüber. "Nichts", sagte Harry verwundert. "Aber... Dumbledore sagte doch etwas von einer Prophezeiung, die..." "Nein, das war eine andere", unterbrach er sie. "Professor Trelawney hat sie letztes Jahr in den Weihnachtsferien gemacht." "Und?", mischte sich Hermine interessiert ein. "Was und?", fragte Harry gereizt. "Ich weiß nichts... Sie handelte von zwei Männern und einer Frau. Einer der Männer würde sterben und... mit dem anderen würde irgendetwas passieren, aber ich habe keine Ahnung was.", erklärte Harry geduldig. "Aber du musst doch irgendeine Ahnung haben", sagte Ginny. "Ich meine, Dumbledore und Lupin scheinen sie enträtselt zu haben." "Es ist mir egal", sagte Harry nun abweisend. "Habt ihr schon mal eine richtige Prophezeiung gehört??" Die drei schüttelten den Kopf. "Das ist ein Haufen schwammiges Zeug. Ihr könnt nicht verlangen, dass ich mich daran erinnern kann, und außerdem habe ich keine Lust, darüber nachzudenken! Simon ist tot, also warum das Ganze" Harry wandte sich von den Dreien ab und öffnete die Tür. "Harry, du kannst doch jetzt nicht...", sagte Hermine. "Doch, ich kann", sagte Harry. "Es ist alles gesagt und ich will jetzt meine Ruhe haben!" Mit diesen Worten verließ er den Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Er atmete ein paar Mal tief durch und überlegte, wo er hingehen sollte. Der Slytheringemeinschaftsraum war nicht dazu geeignet, um Ruhe zu finden. Nur ein paar Gedanken später, schlug er den Weg zur Eulerei ein. Hedwig begrüßte ihn mit einem sanften Schuhuen und Harry lehnte sich auf das Fensterbrett. Tausende Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er seinen Blick über die weiten Ländereien Hogwarts schweifen ließ. Doch allmählich schob er sie von sich weg und genoss die Leere in seinem Kopf. to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)