Raftel (1) von sakemaki (When Spirits Are Calling My Name ...) ================================================================================ 15 - Der Plan ------------- In den endlichen Weiten der vier Blues, der Grandline und der Redline vermochte es wohl nur eine einzige Person geben, welches Zoro gewachsen wäre, um ihn den Thron der schlechtesten Laune jemals streitig machen zu können. Dieser Jemand würde in diesen Tagen vielleicht sogar den Titel zurecht entgegen nehmen dürfen, denn seine derzeitige Lebenssituation war alles andere als berauschend und seine verfolgten Ziele hatte er auch nicht verwirklichen können. Noch nicht! Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Er war mit seiner unterstellten Marineeinheit von Loguetown aus um die ganze Grandline gesegelt und hatte es letztlich doch nicht geschafft, den Strohhutbengel zu verhaften. Da waren andere Marineeinheiten schneller gewesen. Und dafür sah er nicht einmal die Fehler bei sich. Diese dumme Abordnung aus dem Marinehauptquartier hatte alle seine Pläne jäh durchkreuzt. Normaler Weise scherte er sich keineswegs um solche Befehle, doch als dann diese Seesteinkisten mitten auf seinem Schiff einfach so platziert wurden, gab es nichts Lieberes für ihn, als das Zeug schnellstens wieder loszuwerden. Damit begann die eigentliche Misere. Durch den Auftrag mussten er die Verfolgung der Thousand Sunny abbrechen und über die Redline latschen. Zu allem Überfluss erfuhr er durch die interne Marinepresse, dass Tashigi entführt wurde. Es war ihm schon ein Rätsel, wie sie das zustande gebracht haben könnte. War diese Frau denn zu rein gar nichts zu gebrauchen? Sie war eine Schande für die Marine! Jede Minute musste man auf sie aufpassen, obwohl sie die ihr übertragenen Befehle immer irgendwie hinbekommen hatte. Auch wenn es nicht immer den Vorschriften entsprach. Jedoch andererseits: Ob es ihr wohl gut ging? Wo mochte sie sein? Lebte sie überhaupt noch? Er hatte die ganzen letzten Tage jeden Hinweis über ihren Verbleib entgegen genommen, doch keiner brachte die ersehnte Antwort und daher machte er sich schon ein paar Sorgen. Roronoa Zoro! Wenn er diesen grünhaarigen Bastard in die qualmigen Finger bekommen würde, dann könnte der was erleben! Da half auch der Bonuspunkt mit der Wasserrettung nichts. Aber die Krone allen Übels wurde nun der Tatsache aufgesetzt, dass er in seine eigene Marinebasis in Loguetown nicht zurückkehren konnte. Er würde die Hinrichtung des Strohhutbengels verpassen und war dazu verdonnert, hier auf einer kleinen vorgelagerten Insel bei Loguetown in einer schäbigen runtergekommenen Kneipe zu hausen, bis der Seestein wieder in den Kisten verschwunden wäre. Zudem schoben nun in seiner Basis irgendwelche Volldeppen den verantwortlichen Dienst solange er selbst abwesend war. Bei all den Gedanken über soviel ihm wiederfahrendes Unrecht ballte Smoker die Faust um sein Bierglas, dass es in seiner Hand zersprang und die Splitter weit durch die kleine Kneipe flogen. Genervt zog er noch stärker an seinen beiden dick qualmenden Zigarren und brüllte den Wirt an, dass dieser ihm gefälligst sofort neuen Alkohol bringen sollte. Der Wirt stellte ihm wortlos ein neues gutgekühltes Alkoholgetränk vor die Nase und notierte das 356ste zerbrochene Glas in Smokers Händen. Wehe, wenn die Marine nicht für diesen Schaden aufkommen würde! Um einiges schlimmer schätze der Kneipenbesitzer jedoch die Qualmschäden durch die Zigarren ein. Es herrschte eine derart undurchsichtige Tabaknebelwolke in der kleinen Gaststätte, dass man arge Gesundheitsschäden durch Passivrauchen nicht ausschließen durfte. Zudem stank mittlerweile das gesamte Mobiliar bestialisch nach den Glimmstängeln, dass eine neue Einrichtung bald fällig wäre. Waschen und Putzen des Inventars hatte noch zu keinem positivem Ergebnis geführt. Der Wirt hatte das Seufzen längst aufgegeben. Wenigstens becherten die restliche Marinesoldaten anständig viel, aber fingen keine Schlägereien im Suff an, sondern verzogen sich anständig hinterher in ihre Nachtlager. Smoker hatte seine Truppe wirklich verdammt gut im Griff. Das musste der Kneipier ihm wirklich neidvoll anerkennen. Er hoffte, dass die Zeche nicht geprellt würde, denn in den letzten zwei Wochen war eine stattliche Summe zusammengekommen. Und so verging wieder ein Tag des Rumsitzens und des Wartens in einer kleinen schäbigen Spielunke am Ende der Welt, wie es Smoker betitelte. Wenigstens würde es in drei Tagen nach der Hinrichtung wohl vorbei sein. Nicht weit entfernt in einer anderen Kneipe in Loguetown hatte es ein blonder Koch geschafft, die gesamte Küche der Pension am Stadtrand an sich zu reißen. Und das war nicht sonderlich schwer gewesen. Die Wirtin war schnell von Sanjis süßen Komplimenten und leckeren Speisen bezuckert gewesen, sehr zum Leidwesen des Wirts, und hatte ihm das Kochfeld bedingungslos überlassen. Doch auch der Wirt ließ sich über Kürze umstimmen, denn ihm floss der große finanziellen Profit durch Sanjis Kochkünste zu, die schon bald bei den Loguetowner auf breites Interesse stießen. Mittlerweile bekochte der Smutje die halbe Stadt und die Schlange vor der kleinen Pension wurde tagtäglich länger. Usopp befürchtete, dass sicher auch bald die Marine sich in die Essensschlange einreihen würde und unterstellte dem Koch große Verantwortungslosigkeit. Jedoch waren sie bis jetzt nicht entdeckt worden. Man sprach in der Stadt nur von dem leckeren Essen in der kleinen Pension beim Park am Stadtrand, aber nicht von einem blonden Koch. Er wusste sich gut in der Küche vor dem allgemeinen Publikum zu verbergen. Natürlich war es zu keinem Zeitpunkt seine Idee gewesen, eine Mensa für die Stadtbewohner zu eröffnen. Lediglich wollte er Nami mit den herrlichsten Mahlzeiten und Leckereien aufmuntern und so nahm der die Massenspeisung auf sich. Die Navigatorin bedankte sich immer sehr herzlichst bei ihm, jedoch war dies alles nur überspielte Miene. Innerlich ging es ihr schlecht. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst, abgemagert mit blasser Haut und dunklen Augenringen. Ihre Augen blickten leer um sich und ihre Gedanken kreisten um nichts anderes als Luffy und Serafinas Karten. In den letzten Tagen betrieb sie eine erfolglose Suche nach Serafina, die wie vom Erdboden verschluckt schien. Auch konnte ihr niemand die richtige Zukunftsdeutung der Karten verraten. Jeder hatte seine eigene Interpretation und so fühlte sich Nami nur noch von Verrätern und Betrügern umgeben. Eines Tage bekam sie einen hysterischen Anfall und klappte auf offener Straße zusammen. Usopp hatte sie stets begleitet und versuchte, ihr diese unsinnige Kartenmission auszureden. Erst als er sie dann nach ihrem Kreislaufzusammenbruch in die Pension zurücktrug, verbot er ihr solange den Ausgang, bis sie wieder kräftiger auf den Beinen war. Ohne Protest stimmte sie wortlos zu, was früher niemals ihre Art gewesen wäre. Niemand hätte ihr reinreden oder Befehle geben können. Der neue Termin für Luffys Hinrichtung, den sie dann auf den angeschlagenen Mitteilungsplakaten las, bescherte ihr nächtliche Weinkrämpfe und traumlosen unruhigen Schlaf. Sanji und Usopp waren ratlos und langsam der Verzweifelung nahe. Wenn es so weiterginge, bräuchten sie therapeutischen Beistand. Der Koch fürchtete bereits, dass seine geliebte Navigatorin suizidgefährdet würde. Gab es denn keine Hoffnung mehr? War Luffy nun wirklich in die Fußstapfen seines Idols Gol D. Roger getreten und würde wie dieser auf dem selben Schafott in der selben Stadt enden? Es müsste ein Wunder geschehen. Der Scharfschütze der Crew jedenfalls meinte, sie hätten bereits auf ihrer langen Abenteuerreise jegliche Art an Wundern und Glück aufgebracht, wenn nicht gar das Konto für solche Zaubereien weit überzogen. Auf der Sunny wusste man von all diesen Problemen nichts. Man hatte dort seine eigenen. Das Schiff machte gute Fahrt, aber schlingerte ein wenig unruhig dahin. Franky hatte zusammen mit Chopper das Steuer übernommen, doch ohne Navigator war es nicht einfach, exakt den Wind zum Kreuzen auszunutzen. Sie hatten in langen Zeit ihrer Reise schon viel über das Steuern gelernt, aber zur Perfektion war es noch ein weiter Weg. Als Tashigi sich aus ihrem Bett rollte, bemerkte sie erschrocken, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Sie hatte doch tatsächlich verschlafen! Schnell schlüpfte sie in die viel zu großen Klamotten von Robin und eilte aufs Deck. Immer wieder stolperte sie über die zu langen Hosenbeine und machte fast unliebsame Bekanntschaft. Genauso oft krempelte sie den ganzen Hosenstoff wieder hoch. Kaum auf Deck angekommen, traf sie auf den kleinen Arzt, der sich gutgelaunt nach ihrem Zustand erkundigte und sie sogleich bei der Hand nahm Richtung Essraum. Da Sanji nicht da war, um die Küche zu beobachten, war es höchste Zeit für ein zweites Frühstück und der Cyborg könne sicher für eine Weile allein klarkommen. Lachend willigte die junge Frau ein und ließ sich unterwegs von dem Rentier berichten, dass ihre Kleidung gewaschen und getrocknet wäre. Sie könne alles unten im Lagerraum zusammensuchen. In der Kajüte trafen die beiden auf Robin, die sich einen frischen Kaffee brühte. Kurz darauf saßen sie zu dritt um den großen Esstisch und ließen es sich gut gehen. Sie redeten nur wenig über belanglose Dinge und als sie mit dem Essen fertig waren, begann der kleine Arzt die Wunde der Marinesoldatin neu zu verbinden. Choppers „Wundersalbe, wie er sie selbst nannte, wirkte sehr schnell und gut, so dass die Schnittwunde gut verschorft war. Man könne es wohl nun so lassen ohne einen Verband oder ein Pflaster als Schutz, diagnostizierte das Rentier. Die Archäologin gab an, sich wieder auf Deck in ihren Sonnenstuhl zu legen und verschwand samt Kaffeetasse ins Freie. Chopper und Tashigi räumten die Überreste ihres Frühstücks ordentlich beiseite und gingen dann ebenfalls nach draußen. Es war ein milder Tag mit strahlend blauem Himmel und ruhiger See. Keine Wolke hatte sich über dem East Blue verirrt, der in diesem Gebiet wie gewohnt mit der Strömung leichte Wellen zum Riverse Mountain schlug. Am Horizont konnte man bereits Loguetown schemenhaft erahnen. In ein paar Stunden würden sie wohl ankommen. Tashigi ging hinüber zum Steuer, an dem Franky die Position bewachte, denn sie wollte ihm einen Vorschlag unterbreiten, wo sie die Sunny gut versteckt anlegen könnten. Aufmerksam lauschte der Cyborg ihren Erklärungen und fand die Idee gut. Zudem bemerkte die Soldatin das Schlingern des Schiffes und schlug darüber hinaus eine leichte Korrektur bei der Stellung des Gaffelsegels vor und erklärte dieses Vorhaben mit einfachen, knappen Sätzen. Der Cyborg machte ein erstauntes Gesicht. Die Kleine hatte tatsächlich verdammt viel Ahnung. Garantiert wäre sie eine perfekte Steuerfrau. Davon war der Schiffsbauer überzeugt. Gesagt, getan. Das Schlingern war weg und die Sunny glitt so ruhig durch den leichten Wellengang wie der Seezug auf seinen Schienen. „Hey, Zoro! Kannst du die Insel schon genauer erkennen?“ brüllte er plötzlich zum Krähennest hoch. Da die Antwort jedoch ausblieb, grummelte er ärgerlich zu der Marinesoldatin: „Der pennt garantiert wieder oben. Mach’ den mal wach und jag’ den runter! Wir alle haben eh noch etwas zu besprechen!“ Sie tat, wie ihr geheißen und kletterte die Takelage hinauf zum überdachten und verglasten Ausguck. Vorsichtig steckte sie den Kopf durch die kleine Falltür und sah in das Innere. Schnarchgeräusche verrieten ihr, dass Franky mit seiner Vermutung richtig lag. Sie kletterte nun ganz in den Ausguck und überlegte, wie sie ihn nun aufwecken könnte, denn sie hatte auf ihrer gemeinsamen Reise beobachten können, dass es Chopper nur unter kräftigstem Einsatz seiner Hinterhufe gelang. Das Problem löste sich von allein, als ein „Was willst du?“ von ihm an ihr Ohr drang. Sie überbrachte ihm Frankies Aufforderung und starrte dann aufs Meer hinaus. Tatsächlich sah man die Insel von hier oben schon sehr deutlich. Erst jetzt fiel ihr bewusst auf, wie lange sie fort gewesen war und wie sehr sie die Insel mit ihrem ruhigen Flair vermisst hatte. Ihr Entschluss stand fest: Sie würde sich auf jeden Fall zum Dienst zurückmelden und erst einmal eine Menge Zeit verstreichen lassen. In Loguetown geschah nicht sonderlich viel Aufregendes bis auf Luffys Hinrichtung in nächsten drei Tagen. Dort in der Stadt könnte sie in gewohnter Umgebung über alles nachdenken und den üblichen langweiligen Dienst schieben. Und noch etwas hatte sie beschlossen. „Ich helfe dir bei deinem Plan“, sagte sie mit fester Stimme und fügte hinzu: „Aber nur dieses eine Mal! Komm’ übermorgen Nacht im Marinegebäude zu meinem Zimmer. Da werde ich dann den ganze Kram haben. Mein Name müsste noch auf dem Türschild zu dem Raum stehen.“ Dabei hatte sie ihm keines Blickes gewürdigt. Er sollte nicht ihre Unsicherheit und Unbehagen merken. „Sieh mich an!“ bat Zoro sie ruhig, aber bestimmt, da er sie durchschaut hatte. Sie biss sich auf die Lippen und drehte nur langsam den Kopf. Dabei sah sie verlegen auf den Boden. „Das Versprechen auf dem Steckbrief meinte ich so, wie es da steht. OK?“ Er wollte Gewissheit haben, dass sie nicht noch im letzten Moment einen Rückzug machen würde. Aber sie nickte nur langsam und das reichte ihm als Bestätigung ihrer Unterstützung. Es würde schon schief gehen. Mit dieser Erkenntnis kletterten sie hinunter und gingen in das große Aquarienzimmer, wo bereits die anderen auf sie warteten. Natürlich wollten alle nun wissen, wie es weiterging. Zoro berichtete von seinem Plan und wer welche Aufgaben zu übernehmen hätte. Brooke fiel aus der Planung heraus, weil er von der Crew beim Riverse Mountain bei Laboon auf eigenen Wunsch abgesetzt worden war. Es war ein freudiges Wiedersehen gewesen und die beiden wollten nun zusammen warten, bis Luffy befreit und auch einmal vorbeischauen würde. Immerhin hatte er dieses Laboon versprochen. Chopper und Robin sollten das Schiff startklar halten und es vor Angreifern schützen, da sie wegen des Seesteines eh nicht mitkommen könnten. Franky sollte Sanji, Nami und Usopp einsammeln und zudem den Scharfschützen noch eine weitere Rolle zuteilen. Den Rest würde er selbst und Tashigi übernehmen. Das Rentier erkundigte sich besorgt bei der Marineangehörigen, ob sie dieser psychischen Belastung nach den letzten Tagen noch gewachsen sei und erhielt ein bejahendes Nicken, was nicht sonderlich beruhigend war. Robin war nicht überzeugt von allem. Welches Motiv könnte die Soldatin haben, dass sie ihnen helfen, anstelle sie zu verraten sollte? Auch Franky war skeptisch trotz ihrer hervorragenden Hilfe beim Schiffsteuern, doch Tashigi schwor hoch und heilig, dass sie dieses aus Dankbarkeit und Gegenleistung für die nette Gastfreundschaft tun würde. Richtig überzeugt hatte sie die beiden damit zwar nicht, aber es war somit alles geklärt und zur Abenddämmerung legte die Sunny an der beschriebenen Ankerstelle an. Es handelte sich um eine schroffe Steilfelsküste mit kleinen Treppenstiegen von der Stadt hinab zu den geschützten Anlegestellen. Ideal als Versteck, aber auch für eine spontane Flucht. Es war menschenleer und schlecht einsehbar. Die Archäologin wunderte sich, dass hier keine Marineposten stehen würden. Tashigi beruhigte sie, dass diese Anlegestelle als geschlossen und eigentlich gesprengt galt, aber die Sprengung aus Kostengründen nie durchgeführt worden war, bis sie ganz in Vergessenheit geriet. Niemand würde sich freiwillig hierher verirren, da zudem in der Bevölkerung die Legende von einem toten Mädchen die Runde machte, welches hier die Klippe unglücklich herunterstürzte und seit dem her hier als Geist rumschwirrte. Zoro wusste, dass es keine Legende war, denn auf einem kleinen Felsen hockte ein Geist. Es war ein Mädchen, das er auf vielleicht dreizehn Jahre schätze und neugierig die fremden Besucher angaffte. Vermutlich hatte sie schon lange keinen Besuch mehr gehabt. Er beruhigte den an sein Bein klammernden Chopper, dass es keinen Geist gab, obwohl es eine Lüge war. Das Rentier aber, war nun beruhigt. Es war nun Zeit für eine erste Verabschiedung. Chopper weinte und lag Tashigi in den Armen. Er hatte Angst um sie und wollte sie gar nicht gehen lassen. Dem Rest genügte ein kurzes „Auf Wiedersehen!“ und dann musste sie mit Sack und Pack gehen. Und nur ein paar Minuten später war sie die Treppe emporgestiegen und in der Dämmerung verschwunden. Nun hieß es Warten auf den großen Tag. In zweieinhalb Tagen würde es losgehen. Tashigi hatte den kurzen Weg zum Stadtrand leicht gefunden. Sorgfältig kontrollierte sie, dass niemand gesehen hatte, wo sie eben von den Klippen nach oben gekommen war. Langsam zog sie durch die Straßen und sah sich unauffällig um. Die Stimmung des Ortes hatte sich verändert. Alles schien auf den großen Tag zu fiebern und es waren viel mehr Menschen um diese Uhrzeit auf den Straßen, die sich amüsierten und von Kneipe zu Kneipe zogen. Sie beschloss selbst auch einmal in solch ein Lokal zu gehen, um den neusten Klatsch zu hören. Eine knappe Stunde später war sie um einige lokale Neuigkeiten reicher. Ja, die Stadt hatte sich verändert, aber die Mentalität der Einwohner war zum Glück noch wie früher. Nur einen kurzen Fußmarsch weiter erreichte sie das Marinebüro mit den angrenzenden Unterkünften. Sie atmete noch einmal tief durch und trat in das Büro, wo ihr ein altbekannter Offizier vom Dienst entgegenblickte. Darüber war sie froh, denn der würde keine Schwierigkeiten machen. Schlimmer wäre ein Offizier vom Marinehauptquartier gewesen, der sicher sofort ein Protokoll anfertigen und unangenehme Fragen stellen würde. Doch so blieb es familiär. „Fähnrich zur See Tashigi meldet sich gehorsamst vom Einsatz zurück!“ Sie salutierte und wartete auf weitere Instruktionen. Doch der Offizier begrüßte sie überschwänglich und war erfreut, sie lebend wieder zu sehen. Entgegen jeder Marinevorschrift gestattete er ihr, sofort ihr Zimmer zu beziehen, um sich ausgiebig zu erholen. Befragungen nach der Protokollvorschrift könnten auf den nächsten Tag verschoben werden. Des Weiteren erklärte der Offizier, dass Smoker derzeit noch außer Haus Quartier bezogen hätte wegen den Seesteinpräparierungen. Tashigi bedankte sich formell und beeilte sich auf dem Weg zu ihrer alten Räumlichkeit. Dort angekommen, drehte sie zweimal von innen den Schlüssel herum und begann hastig, dass Zimmer nach Wanzen und sonstigen Spionageutensilien zu untersuchen. Das ging recht schnell, denn in das kleine Zimmer passte nicht mehr als ein einfaches Bett, ein kleiner Tisch über dem die Steckbriefe der Strohhüte hingen und ein spärliches Regal für wenige persönliche Dinge. Durch eine kleine Tür kam man in ein winziges Bad mit Dusche und WC. Sie zog die Vorhänge vor dem schmalen Fenster zu, nachdem sie einen unsicheren Blick auf die Straße geworfen hatte. Erst als sie sich vollkommen allein und unbeobachtet fühlte, ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Es war hier tatsächlich noch alles wie früher. Die nächsten zwei Tage vergingen nach Dienstvorschrift. Sie konnte bei der Verhörung über ihre Entführung glaubhaft zu Protokoll geben, dass sie von Zoro und Chopper an der nächsten Wegbiegung freigelassen wurde und sich dann allein über die Redline geschlagen hätte. Sie hätte keine Chance wegen ihrer Schussverletzung gehabt, die beiden ordnungsgemäß zu verhaften. Das nahmen ihr die Offiziere tatsächlich ab und sie fragten auch nicht, wer genau sie verarztet hätte. Da sie sich bei der Verwaltungsarbeit einteilen lassen hatte, konnte sie nun viele Informationen über die Hinrichtung sammeln, um Zoros Plan umsetzen zu können. Sie sah tatsächlich gute Möglichkeiten. Nach Dienstende zog sie schlendernd durch die Stadt und brachte Shigure und Kashu zum Schleifen und Polieren in den Schwertladen. Der Schwerthändler fragte sie natürlich sofort über den Verbleib seiner Schwerter aus, denn aus der Zeitung hatte auch er erfahren, dass sie als Geisel in Zoros Gesellschaft gewesen war. Also musste sie ihm mitteilen, dass der Fluch des Kitetsus Zoro noch nichts getan hätte, aber Yubashiri leider bei einem Kampf durch Teufelskräfte schon lange zerbrochen wäre. Der Händler jammerte rum, denn er hatte doch Zoro gebeten, darauf aufzupassen, aber so wäre er wohl. Da mussten beide lachen. Sie ging wieder zurück zur Basis und legte sich bereits am frühen Abend schlafen. Dabei sah sie ihre Steckbriefsammlung an, die sie neu geordnet hatte. Den bekritzelten Steckbrief hatte sie einfach so geschickt zwischen die anderen gehängt, dass er überlappt und die Schrift dadurch verdeckt wurde. So würde es niemandem auffallen. Auch der neue Steckbrief von Chopper hing nun dort. Ihr Blick ging weiter zu Robin und Franky. Die beiden waren zu ihr zwar zurückhaltend, aber dennoch nett gewesen. Sie schweifte mit dem Blick weiter. Nun war sie bei den restlichen Strohhüten angekommen. Wie würden die wohl charakterlich sein? Bis jetzt hatte sie nur wenige Informationen aus den Gesprächen auf der Sunny erfahren. Aus ihren eigenen Treffen hatte sie sich kein eigenes Urteil bilden können, denn es war stets viel zu kurz, wie es denn eben bei einer Verfolgung so war. Morgen war also der große Tag und die Stadt war unruhig wie ein Wespennest. Nun wartete sie nur noch auf die Nacht und das Zoro den Weg herfinden würde. Sie kicherte bei dem Gedanken, dass der Plan alleinig mit der Orientierungslosigkeit bereits ins Wasser fallen könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)