An Angel von RayDark ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 ----------------- Hallo Leute! Hier kommt mal wieder eine neue FF von mir und Marry. Ich hoffe, ihr habt Spaß mit der Geschichte und kommentiert sie schön! Wir würden uns freuen!^^ Teil 1 "Es ist lange her, seit dem ich ihn zum letzten Mal sah. Er hat sich kein bisschen verändert. Noch immer der sture Kindskopf wie früher! Seine schwarzen Haare sind inzwischen länger. Als ich ihn sah, habe ich mich gleich gefragt, ob seine Haare überhaupt mal eine Schere gesehen haben... Seine blauen Augen strahlen stärker denn je. Sie strafen seine Miene Lügen. Er tut noch immer so miesgelaunt und lacht nicht. Manchmal glaube ich, er will uns nur ärgern! Er..." Mirai wurde von ihrer älteren Schwester Sina scharf zu Recht gewiesen, endlich mal den Mund zu halten. Sie hatte heute den ganzen Tag nur noch von ihm zu hören bekommen. Mirai's grüne Augen blitzten empört, als die Ältere ihr den Mund verbat. Aber sie verstand, Sina war nicht unbedingt gut auf ihn zu sprechen. Sina stand vom Tisch auf, an dem sie und ihre jüngere Schwester saßen. Dabei fiel eine kleine goldene Spange aus ihrem seidigglänzendem schwarzen Haar, das beim Licht einen blauen Schimmer bekam. Eine Strähne löste sich dort, wo die Spange vorher befestigt war und sie fiel lose von ihren schmalen Schultern herab. Als Mirai die Spange hochhob um sie Sina wieder zu geben, fiel ihr die schlanke, großgewachsene Figur auf, die ihre Schwester hatte und das kleine Mädchen wurde wieder einmal neidisch. Sina hatte einen Traumkörper, der jedem Mann mindestens einen Blick entlockte. Sina, der der Blick auffiel, mit dem die Jüngere sie ansah, wusste wieder mal aus unerfindlichen Gründen, was ihre Schwester dachte und bückte sich lächelnd zu ihr herunter: "Keine Sorge. Du bist wunderschön, du brauchst nicht neidisch zu sein. Außerdem bist du erst sechzehn. Dein Körper entwickelt sich noch, auch wenn ich meine, dass du so schon super aussiehst!" Mit einem strengeren Blick fügte sie hinzu: "Aber er ist tabu! Du solltest ihn vergessen. Er ist kein Umgang für dich!" Mirai wollte etwas erwidern, hielt es dann aber doch für schlauer, ihrer Schwester nicht zu widersprechen. Sie blickte zur Seite und legte die Haarspange auf die Kommode, die rechts von Tisch stand, an dem sie zuvor mit voller Begeisterung von ihm sprach. Die Spange hatte ihre Schwester vergessen und als diese durch die Tür ging um einkaufen zu gehen, steckte sie die lose Strähne unbewusst zurück ins Haar und sicherte sie mit einer anderen Spange. Mirai hörte wie die Tür ins Schloss fiel. Sie stützte sich an die Kommode und sah das Foto auf ihr durch Tränen verschleierte Augen hindurch an. Auf dem Bild waren ihre Eltern abgebildet. Sina sah ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich, dieselben langen, seidig schwarzen Haare, die helle, fast weiße Haut und die schlanke, wohlgeformte Figur. Die Augen, diese hatte sie als Einziges von ihrem Vater geerbt. Dunkle, mandelförmige Augen, die Sina hervorragend standen. Mirai sah sich das Photo genauer an. Doch sie konnte keine Gemeinsamkeiten mit ihren Eltern finden. Sie selber hatte grüne Augen, wo doch die anderen braune Augen hatten. Sie war klein, etwas stämmig und hatte rote, strähnige Haare. Das war das einzige, was eine Verbindung zu ihnen herstellt. Ihr Vater hatte selber Feuerrote Haare gehabt. Anfangs hatte sie immer gedacht, er hätte seine Haare gefärbt, da er ansonsten wie ein Japaner aussah. Aber Sina hatte ihr Mal gesagt, das ihr Vater nur Halbjapaner war. Seine Mutter war eine richtige Iren gewesen mit richtig roten Haaren, weshalb man ihr oft hinterher sagte, sie sei eine Hexe. Mirai hatte niemals ein Foto von ihr gesehen und auch Sina wusste nicht viel, zumindest sagte sie nichts über sie. Anscheinend war ihre Großmutter nicht sehr beliebt gewesen. Die Mutter hielt in junges Mädchen an ihrer Hand, dem man die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter ansah. Sina, damals war sie selber erst zehn gewesen. Mirai saß auf dem Arm ihres Vaters und lachte in die Kamera. Damals wusste sie nicht, was auf sie zukommen würde, doch sie hätte es damals mit acht Jahren gar nicht richtig begriffen. Unter ihr, direkt vor den Füßen ihres Vaters saß er am Boden. Ihr Bruder Sorai! Wie sie schon sagte, hatte er damals schon recht lange, schwarze Haare und seine blauen Augen blitzten vor Unternehmungslust. Er grinste frech in die Kamera und man sah seinem Blick schon an, dass er drüber brütete, was für einen Unsinn er als nächstes verzapfen kann. Miri erinnerte sich nur schwach an den Tag zurück, damals hatte Sorai nach dem Foto seine Zwillingsschwester Sina herausfordernd angeschaut und die beiden waren dann plötzlich verschwunden. Sie hatten dem Bauern einige Äpfel geklaut. Und die dicke Bäuerin war ihnen mit einem Nudelholz lachend hinterher gerannt. Sina und Sorai waren damals mit den Äpfeln in die Stadt gelaufen und hatten diese den hungrigen Kindern auf den Straßen gegeben. Die Beiden machten öfters solche Scherze, doch jeder "Bestohlene" wusste, für wen die Sachen gedacht waren. Die Zwillinge waren unzertrennlich und machten alles zusammen. Doch dann kam dieser schicksalshafte Tag... Mirai konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, aber damals sind ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie waren gerade auf dem Weg ins Krankenhaus, weil Sorai beim Klettern gestürzt war und sein Bein brach. Sina sollte bei ihrer jüngeren Schwester bleiben um auf sie aufzupassen. Ihr Bruder zwinkerte ihr zu uns sagte ihr, er würde so schnell wie möglich wiederkommen und mit ihr dann den nächsten Streich planen. Das waren seine letzten Worte. Ihre Eltern waren sofort tot, doch Sorai war nicht im Auto, als es vom Berg in den unter ihm verborgenen Wald stürzte. Als das Auto unten aufkam, explodierte es und streute sämtliche Teile in alle Himmelsrichtungen. Die Leichen von seinen Eltern wurden gefunden, doch Sorai's war unauffindbar. Anfangs glaubte man, er sei auch tot und vielleicht bei der Explosion verbrannt, doch einige Jahre später, sah Sina ihn wieder. Sina hatte sich seit dem Tod ihrer Eltern um mich gekümmert. Als sie ihn ansprach, sah sie das Erkennen in seinen Augen, doch sagte ihr, er würde sie nicht kennen. Sie wusste, dass er log. Sie waren Zwillinge und sie kannten immer die Gedanken des anderen. Doch seit dem Unfall war es anders. Sie wusste zwar, dass er log, doch vermochte sie den Grund nicht herauszufinden. Als sie ihn darauf ansprechen wollte, war er wieder wie vom Erdboden verschluckt. Er war wieder unauffindbar. Das einzige, was Sina wusste, war, dass ihr Bruder die beiden Schwestern wissend im Stich lass. Jetzt, acht Jahre nach dem Autounfall sah Mirai ihren Bruder wieder. Als sie ihn sah, konnte sie ihm unmöglich böse sein. Sie glaubte nicht, dass er sie im Stich gelassen hatte, viel mehr glaubte sie, dass er einen triftigen Grund hatte, nicht zugegeben zu haben, dass er Sinas Zwillingsbruder ist. Zumindest hoffte sie inständig, dass es so war, dass ihr großer Bruder sie noch immer liebte und sie nicht vergessen hatte, sie nicht im Stich gelassen hatte. Mirai trat aus der Tür in das gleißende Sonnenlicht, das über ihre Haut glitt und ihre Sommersprossen zum Vorschein brachte. Es war sehr außergewöhnlich, dass sie morgens so gut drauf war. Meistens war sie so schlecht gelaunt, dass sie vor ihrem eigenen Spiegelbild zurückschreckte, wenn sie morgens ins Bad ging um sich für die Schule frisch zu machen. Ihre Laune hatte nichts mit der Schule im Allgemeinen zu tun. Eher mit den Leuten, mit denen sie jeden Vormittag in einen Raum gesperrt war. Und insbesondere mit einer Bande, die aus fünf ihrer Klassenkameraden bestand und sich anscheinend vorgenommen hatten, sie fertig zu machen. Stundenlang konnte Mirai von den „Scherzen“ erzählen, die sie über sich ergehen lassen musste. Aber auch sie hatte dadurch gelernt. Und da waren auch noch ihre Fähigkeiten, von denen niemand etwas wusste außer ihr und Sina. Ihre Schwester hatte ihr einige Griffe aus verschiedenen Kampfsportarten gezeigt, die sie anwenden konnte, um sich zu verteidigen. Aber obwohl Sina eine wirklich anerkannte und sehr fähige Kämpferin war, hatte sie über Mirai's außergewöhnliche Aufnehmungsfähigkeit gestaunt, mit der das Mädchen Griff um Griff, Tritt um Tritt gelernt hatte. Mirai war binnen weniger Wochen fast so gut wie ihre Schwester geworden. Und sie hatte sich geschworen, ihren Rivalen irgendwann Kontra zu geben. In Gedanken versunken schlenderte sie über den Fußweg und bog dann in das Labyrinth der Gassen ein, die zu ihrer Schule führten. Schon bald stellten sich ihre Nackenhaare auf. Sie fühlte sich beobachtet. Und als sie sich abrupt umdrehte, bemerkte sie einen Schatten, der in einem der Hauseingänge verschwand. Ihr Schritt wurde schnell und unsicherer. Hinter der nächsten Ecke, nahm sie sich vor, wollte sie losrennen. Wer war es, der ihr da folgte? Nur noch zwanzig Meter, zehn, fünf zwei, einer. Sie bog um die Hausecke und setzte zum Sprung an um so schnell sie ihre Beine trugen davonzulaufen. Doch dann verharrte sie schon nach wenigen Schritten in der Bewegung. An der nächsten Gabelung waren vier Typen aus der Bande aufgetaucht. Sie wollte alles, aber keine Prügelei an einem so schönen Morgen. Sie wirbelte auf dem Absatz herum und stand Gey gegenüber, dem Anführer der Bande. Mit einem Mal wurde ihr Kalt. Schauer jagten ihr über den Rücken und am Himmel verschwand die Sonne hinter dichten Wolken, sodass die eh schon dunkle und enge Gasse noch unheimlicher erschien. War sie bereit, ihre Künste auszuprobieren? In Sina hatte sie immer nur einen Kampfgegner gehabt. Konnte sie sich gegen fünf behaupten? Gey stand ruhig und kalt da, während sie zurück wich. Er war groß und stämmig gebaut und damit Mirai körperlich um Einiges überlegen. Hinter sich hörte das Mädchen die Schritte der vier anderen Kerle auf sich zukommen. Lässig lehnte sich Gey an eine Hauswand. Er hatte erreicht, was er wollte. Mirai war jeder Fluchtweg abgeschnitten. Von den angrenzenden Häusern war kaum eins bewohnt. Niemand würde sie schreien hören. „Na, wie geht es dir heute morgen, Schätzchen?“ Die Jungs hinter ihr kicherten. Mirai versuchte ihren Atem zu beruhigen. Sie holte tief Luft. War er gekommen, der Tag des Kampfes? Gey kam auf sie zu. Er ragte vor ihr auf, wie eine dunkle Wand. „Nicht so ängstlich, Schätzchen. Wir wollen doch nur ein bisschen spielen.“ Mirai begann zu schwitzen. Wie sollte sie mit ihrem Gegnern fertig werden? Während die Bande über die letzten Worte Gey's grölte, streckte dieser seine Hand nach ihrem Busen aus. Mirai war schon immer weit entwickelt gewesen. Eine der wenigen Eigenschaften ihres Körpers, die ihr gefielen. Schon häufig hatte ihr Gey auf den Hintern gehauen. Aber an ihre Busen wollte sie ihn definitiv nicht lassen. Mit einer abrupten Bewegung fasste sie seinen Arm, täuschte einen Tritt vor und warf ihr über ihre Schulter zu Boden. Entsetzt über ihren Mut, sich der Bande zu widersetzen, starrte Mirai die Jungs an. Dann kam Leben in sie. Sie spurtete los, an den Kerlen vorbei, die Gasse hinunter. Aber auch ihre Gegner hatten sich von ihrem Schrecken erholt. Und sie waren schneller als das Mädchen. Bevor Mirai die nächste Kreuzung erreicht hatte, hatten sie sie eingeholt und hielten sie fest, bist Gey unter Schnaufen angehinkt kam. Er kochte vor Wut über die Demütigung. Mirai strampelte unter dem Griff, mit dem die anderen sie festhielten. Aber Gey war schon da. Er hob die Hand und ließ sie auf Mirai's Wange knallen. Das Mädchen glaubte, ihr würde der Kopf abfallen. Ihre Haut brannte. „Wie könntest du?“, zischte Gey. Als er die Hand zum zweiten Schlag ansetzte, duckte Mirai sich, wand sich aus den Händen der Kerle und sprang zurück. Der, der ihr am nächsten stand, fand sich am Boden wieder. Der nächste bekam einen gekonnten Tritt in den Unterleib. Dann stand Mirai wieder Gey gegenüber. Ihr Puls raste. Vorher hatte sie ihn überrascht. Aber würde sie ihm nochmals entkommen? Mit einem Mal sah sie, wie ihr Gegenüber die Augen aufriss und auf etwas hinter ihr starrte. Gleichzeitig spürte sie, wie sich Hände auf ihre Schultern legten. Zierliche, wohlgeformte Finger drückten sich leicht auf ihre Haut. Auf einmal empfand sie eine innere Ruhe, die sich über ihren Körper verteilte. Die Gasse war mit einem mal in ein seltsames Licht getaucht. Mirai spürte eine gewaltige Energie, die in und um sie herum zu sein schien. Nur das ihre innere, ihre eigene Energie eine andere war als die, die hinter ihr hervorgebrochen war. Trotzdem fürchtete sie sich nicht. Sie fand diese Energie angenehm. Gey sah aus, als wäre ihm sehr, sehr schlecht. Was auch immer hinter Mirai war, er fürchtete sich davor. Alle fünf Jungs drehten sich um und rannten, als ginge es um ihr Leben. Als sie hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden waren, drehte sich das Mädchen um. Was sie sah, verschlug ihr die Sprache. Hinter ihr stand ihr Bruder. Aber er schien, zu leuchten, erhellt von der Energie, die die Luft erfüllte und zum Knistern brachte. Mirai wich vor ihm zurück. Nach und nach verschwand seine Ausstrahlung, bis er nur noch die ältere Ausgabe des Jungen auf dem Foto war. Er kniete sich vor sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Mirai“, seine Stimme klang weich und sanft, „pass auf dich auf, meine Schwester“. Dann verschwand er. Er schien sich aufzulösen. Und als Mirai ihre Hände ausstreckte, spürte sie nichts mehr. Erschöpft und verwirrt ließ sie sich gegen eine Wand fallen. Einige Minuten später hatte sich ihr Atem normalisiert. Aber sie hatte auch das Gefühl, als hätte sich ihr Wesen verändert, als hätte ihr Bruder etwas in ihr verändert. Sie war immer noch geblendet von seinem Auftritt. Und deshalb hatte sie einen Entschluss gefasst: Was auch immer er war und was auch immer er tat, sie wollte ihm folgen, sie wollte so werden wie sie. Kämpfte er gegen das Böse? Hatte er sich nie mit ihr und ihrer Schwester in Verbindung gesetzt um sie zu schützen? Egal, wie gefährlich es würde, sie würde alles auf sich nehmen, um an seiner Seite zu kämpfen, um so zu werden wie er, wie ihr Bruder Sorai. Mirai setzte ihren Weg zur Schule fort und dachte die ganze Zeit über das eben Geschehene nach, sodass sie gar nicht mitbekam, dass jemand um die Ecke der Schule kam. Im nächsten Moment musste sie es aber schmerzhaft zur Kenntnis nehmen. Während Mirai sich den schmerzenden Kopf rieb und eine Entschuldigung hervorbrachte, streckte sich ihr eine Hand entgegen: "Schon gut! Ich habe auch nicht aufgepasst. Komm, ich helfe dir hoch." Das Mädchen sah zum ersten Mal seit dem Zusammenprall hoch und blickte direkt in das strahlende Antlitz eines Jungen. Zuerst meinte sie, dasselbe Leuchten zu sehen, das schon ihren Bruder umgeben hatte. Dann jedoch fiel ihr auf, dass die Sonne im Rücken des Jungens stand und dessen Konturen zum Leuchten brachten. Im blondem Haar spiegelten sich die Sonnenstrahlen wieder, sodass der Effekt des Leuchtens noch verstärkt wurde. Mirai nahm die hingehaltene Hand und der Junge zog sie hoch. "Hallo, mein Name ist Hikaru, ich bin neu hier!" "Danke! Mein Name ist Mirai! In welche Klasse gehst du? ... Tut mir Leid! Ich wollte nicht aufdringlich sein. Ich dachte bloß... vielleicht weißt du ja nicht, wohin du gehen musst..." "Schon gut! (^^) Ich gehe in die 2-3. Wäre echt nett, wenn du mir die Klasse zeigen könntest!" "2-3?! Das ist meine Klasse..." Im selben Moment ertönte die Schulglocke. Das was Hikaru noch sagte, hörte das Mädchen nicht mehr und auch sein strahlendes Lächeln sah sie nicht, denn während die Glocke noch weiter klingelte, packte Mirai die Hand des Jungen und zog ihn mit sich zur Schule, wo sie keuchend vor dem Klassenzimmer stehen blieben. Mirai öffnete die Tür ein Spalt und sah direkt in das Gesicht ihres Lehrers. "Na, Fräulein?! Wieder mal zu sät!? Welche Ausrede hast du heute?" "Ich...ich...", man sah förmlich wie das kleine Mädchen noch kleiner wurde. 'Verdammt, nicht schon wieder! Dabei wäre ich heute pünktlich angekommen. Wären Gey und seine Bande nicht gewesen und wäre ich nicht mit Hikaru zusammengestoßen!' Während Mirai sich immer elender fühlte, ging Hikaru dazwischen: " Es tut mir wirklich Leid. Aber ich hatte Mirai auf dem Weg zur Schule aufgehalten! Ich bin übrigens ihr neuer Schüler Hikaru Nanami!", fügte er mit einem Lächeln zu, als er die Miene des Lehrers sah, die unmissverständlich ausdrückte" Wer bist du denn?". Mirai sah zu Hikaru und dann zum Lehrer und wieder zurück. Man widersprach diesem Lehrer nicht, schon gar nicht mischte man sich in einer seiner beliebten Standpauken ein. Mirai hoffte und drückte ihre Daumen ganz fest, dass der Lehrer den Jungen nur ermahnen würde und ihn dann gehen lassen würde. Doch wie sie befürchtete, hatte der Lehrer keineswegs vor, die Worte des Jüngeren einfach stillschweigend hinzunehmen. Er rümpfte seine große Hackennase, sodass die Brille ein stück nach oben rutschte und sah Hikaru durchdringend mit seinen stechenden Augen an, die leicht gelblich wirkten: "So Jungchen... Ich werde dich nicht besser behandeln als jeden anderen hier! Du wirst genauso wie das Fräulein Mirai heute 2 Stunden nachsitzen!" Mit einem missgelaunten Gesicht drehte sich der Lehrer um, während seine fettigen braunen Haare strähnig um seinen Kopf wirbelten, "Und nun geht auf eure Plätze! Hikaru Nanami, nimm dir einen freien Platz! Wenn ihr nicht innerhalb von einer halben Minute am Platz sitzt und eure Sachen draußen habt, werdet ihr weitere zwei Stunden nachsitzen!" Mirai bemerkte, wie Hikaru empört über dieses gemeine Verhalten protestieren wollte und sie nahm ihn schnell am Arm und zog ihn zu einem freien Platz. Der Junge bemerkte ihren gehetzten Blick und entschied sich lieber noch nichts zu sagen. In der nächsten Pause wollte er aber auf jeden Fall wissen, was das denn für ein Lehrer sei und warum man ihm nicht kündigt, so wie er seine Schüler behandelte. Noch in dieser Stunde bekam Hikaru mit, dass sämtliche Schüler sehr viel Respekt oder vielmehr sehr große Angst vor dem Lehrer hatten. Er staunte darüber, wie viel Hausaufgaben und in welchen Tempo sie korrigiert wurden. In hm wuchs die Wut, wie er mitbekam wie die Schüler runtergemacht wurden, wenn sie eine Aufgabe falsch hatten oder auch nur eine Einheit oder eine Zahl falsch sagten, obwohl sie es doch richtig im Heft stehen hatten. Als der Lehrer durch die Tür ging und hinter der nächsten Ecke verschwand, bemerkte Hikaru wie die sämtliche Klasse gleichzeitig erleichtert aufatmete. Dann ging der übliche Lärm los, den er schon von seiner vorigen Schule kannte. Nach der Stunde Stille, war der Lärm richtig ungewohnt. Wie aus dem Nichts tauchten um ihn herum lauter Mädchen auf, und er bemerkte wie er in eine Traube von Mädchen kam. Die Jungs pfiffen verärgert durch die Zähne. Denn sämtliche Mädchen hatten sich um den Neuen versammelt und fragte ihn aus, nach Lieblingsdingen, ob er eine Freundin hätte und noch vieles mehr. Mirai hingegen saß als einziges Mädchen noch an ihrem Tisch und machte sich Sorgen über das bevorstehende Nachsitzen und sie sah erst wieder auf, als ihr jemand auf die Schulter klopfte. Es war Takashi. Mehr oder weniger ein Freund. Mirai hielt es für besser, lieber keine Freunde zu haben, besonders jetzt, wo Gey und seine Bande hinter ihr her waren, wären Freunde nur in Gefahr. Und das konnte sei nicht zulassen. Doch Takashi hielt immer zu ihr, egal was die anderen sagten. Er verteidigte sie immer. Jetzt sah sie in sein Gesicht, seine braunen Augen, die fast golden wirkten, waren nun sorgenvoll auf sie gerichtet. Seine dunkelblonden Haare fielen glatt das Gesicht herunter, welches zu dem Mädchen gebeugt war. "Das war ungerecht! Zwei Stunden bei dem Biedermann! Das ist ja kaum auszuhalten. Wenn du willst, kann ich auf dich warten...!" "Ja, warte nur, Takashi!"; erwiderte einer der Jungen, die in Mirai's Nähe saßen, "du kannst sie später von der Schulbank abkratzen!" Obwohl das die Stimmung auflockern sollte, lachte niemand, denn jeder wusste, wenn man nicht aufpasste, würde genau das passieren! Maik versuchte das eben gesagte wieder vergessen zu lassen und sagte aufmunternd: "Keine Sorge, das wird bestimmt nicht so schlimm, wie wir uns ausmalen. Außerdem seid ihr zu zweit! Da könnt ihr euch doch wehren!" In diesem Augenblick vergaß er, dass es eine ganze Klasse aus 27 jetzt 28 Schülern nicht schaffte, sich zur Wehr zu setzen, doch Mirai vergaß das nicht. Und sie senkte deprimiert den Kopf! 'Verdammt, muss denn heute alles schief laufen?!' Die Jungs legten noch einmal ermutigend die Hand auf ihre Schulter und gingen dann zu ihren Plätzen zurück, denn der Lehrer war eingetroffen. Diesmal war es ein sehr netter Lehrer, der die eben gehabte Sunde wieder gutmachte. Die meisten Schülerinnen verfluchten sich dafür, so jung zu sein. Er hatte lange dunkelbraune Haare, die er zu einem langen Zopf geflochten trug. Seine grünen Augen blitzen von Intelligenz und Frohsinn. Sein Gesicht war vollkommen symmetrisch, was eigentlich ein genetisches Wunder war. Seine Statur war schlank und er war groß gewachsen. Er war das genaue Gegenteil von Biedermann, nicht nur von Äußeren, sondern auch vom Charakter. Die Schüler regten sich in seiner Stunde immer über Herrn Biedermann auf. So auch dieses Mal. Inzwischen hatten sei es schon so geregelt, dass sie nachmittags noch eine extra Stunde bei diesem Lehrer hatten, da der Stoff ansonsten nicht geschafft werden würde. Denn es war von jeher so, dass man sich in Kishimoto-Sans Stunde über den Deutschlehrer Biedermann aufregte Kishimoto-San, der Biedermann genauso wenig abkonnte, wie seine Schüler regte sich über das nachsitzen auf und versprach Mirai und Hikaru zu versuchen, die Strafe abzumildern. Ganz zurücknehmen würde Biedermann die Strafe ganz sicher nicht. Mirai, die sich sonst immer sehr gut über Biedermann aufregen konnte und diese Stunde auch dazu benutzet, war dieses Mal ganz still und machte sich nur Gedanken über das Nachsitzen. Nach der Stunde war Mirai wie immer die erste, die aus dem Klassenzimmer stürzte und den Flur entlanglief. Ihr Ziel war wie immer die Mädchentoilette. Der Ort, an dem sie ungestört war und an dem Gey sie nicht erreichen konnte. Sie durchquerte den Waschraum und ging die Reihe der Kabinentüren entlang. Dann schlüpfte unter der Tür zur letzten Toilette hindurch, die schon seit Ewigkeiten auf Grund eines Defekts verschlossen war. Da sie so klein war und während der letzten Wochen einige Kilo abgenommen hatte, bereitete es ihr noch immer keine Probleme, durch den Schlitz zwischen Tür und Boden zu kriechen. Sie holte ihren mp3-Player aus ihrer Manteltasche, ein Geschenk ihrer Schwester. Dann lehnte sie sich gegen die kühle Wand und lauschte der Musik. In der nächsten Stunde war sie deutlich ruhiger, entspannt durch die Klänge, die ihr in der Pause geholfen hatten, kurzfristig alles zu vergessen. Doch nun kamen wieder die Gedanken an das Kommende. Ihre Lehrerin, die nun Geschichte unterrichtete, ließ sie in Ruhe, da sie von Herrn Kishimoto über das, was Mirai bevorstand, unterrichtet worden war. Die junge Lehrerin von der jeder wusste, dass sie ihren Kollegen sehr mochte, hatte vollstes Verständnis für das Mädchen. Doch Mirai dachte auch über die anderen Ereignisse dieses Vormittags nach. Vor allem an ihren Bruder. Was war aus ihm geworden? Welche Kräfte beherrschte er? Woher kam diese gewaltige Ausstrahlung? Hikaru war in jeder Pause des Tages damit beschäftigt, sich außer Reichweite der Mädchen zu halten, die ihn ständig umlagerten. Allen voran Sichi, das angeblich bestaussehenste Mädchen der klasse. Mirai teilte diese Meinung nicht. Sie fand Sichi oberflächlich und dumm. Aber die meisten Jungs pflegten es, nur nach dem Äußeren zu gehen. Nie wollte Mirai so einen zum Freund haben. Deshalb sah sie auch immer weg, sobald sie jemand ansah. Das passierte immer öfter, ja mehr sie sich zu einer Frau entwickelte. Dann war sie froh um ihre kurzen, roten Harre, die sie sonst so abstoßend fand. Eines Tages, das hatte sie sich vorgenommen, wollte sie etwas an ihrer Frisur ändern. Aber noch dienten sie ihr als Schutzschild. Mirai ertappte sich allerdings in einer der kleinen Pausen, wie sie Hikaru anstarrte und das Gefühl hatte, das sie nicht damit einverstanden war, dass sich Sichi auf seinen Tisch setzte. Das musste aufhören, nahm sie sich vor. Hikaru hatte schon ihretwegen Ärger mit Herrn Biedermann. Gey würde ihn fertig machen, sollte er sich mit ihr einlassen. Dann war der gefürchtete Moment gekommen, in dem alle sich von ihren Plätzen erhoben und gingen. Froh, den Schultag hinter sich zu haben. Takashi blieb wie versprochen und wartete in der Bibliothek. Dann standen Hikaru und Mirai Seite an Seite vor dem Klassenraum, in dem sie nachsitzen sollten. Mirai's Atem floh. Sie beobachtete aus den Augenwinkeln Hikaru's muskulöse Brust, die sich unter seinem engen Pullover hob und senkte. Er schien ebenfalls aufgeregt zu sein. Herr Biedermann schaute noch grimmiger drein als sonst, als er den Flur hinunter kam. Er setzte die beiden Schüler weit auseinander in den Raum und gab ihnen eine Aufgabe, die in zwei Stunden nicht zu schaffen war. „Entschuldigen sie“, meldete sich Hikaru zu Wort, „bis wann müssen wir mit den Aufgaben fertig sein?“ „Bis morgen“, blaffte ihn Herr Biedermann an, „und was ihr hier nicht schafft, dass wird zu Haus erledigt.“ Erregt senkten Mirai und Hikaru ihre Köpfe über die Arbeiten. Herr Biedermann aber genehmigte sich am Lehrertisch einen Kaffee. Eine halbe Stunde lang sagte niemand etwas. Die Stille wurde nur manchmal von einem Schnauben von Herrn Biederman unterbrochen, der nur manchmal einen Blick über den Rand seiner Zeitung warf. Dann stand Hikaru plötzlich auf. Ganz kampflos wollte er sich nicht geschlagen geben. Einige der schwierigen Aufgaben konnte er mit seinem Wissensstand nicht beantworten. Als er sich erhob, stockte Mirai der Atem. Was hatte er vor? „Herr Biedermann, “ setzte er an, „in meiner alten Schule waren wir noch nicht ganz so weit im Lernstoff. Ich kann Aufgabe drei und vier nicht beantworten.“ „Ach ja?“ Der Lehrer sah ihn an. Mirai hatte mit einem mal das Gefühl, dass Herr Biedermann gar nicht auf seine Schüler sauer war, sondern ihm etwas anderes nicht passte. „Dann schlag in deinem Buch nach und lern es!“, der Lehrer klang böse. „Ich weiß ja nicht, wie man hier mit Schülern umzugehen pflegt. Aber das, was sie machen, ist absolut nicht gerecht.“, Hikaru kochte. „Die Aufgaben sind kaum zu schaffen. Und schon gar nicht, wenn man das Thema noch nicht hatte.“ „Still!“, Herr Biedermann war aufgestanden. „Setz dich und sei still, du Nichtsnutz!“ Hikaru bebte. „Nein. Nein, ich werde mich weder beleidigen lassen, noch mache ich die Aufgaben. Ich werde zum Schulleiter gehen und mit ihm reden.“ Mirai war auf ihrem Stuhl immer mehr unter den Tisch gerutscht. Sie bewunderte Hikaru für seinen Mut, hatte aber gleichzeitig Angst vor den Folgen. Der Lehrer war aufgestanden. Mirai war es, als würde es kälter im Raum. Er baute sich vor Hikaru auf und Mirai sah seine Augen gelblich leuchten. Viel stärker als sonst. Dann ging alles sehr schnell. Sie sah, wie sich Hikaru's Augen entsetzt weiteten. Ein Knall erfüllte die Stille und der Junge flog an die Wand, an der er bewusstlos herab glitt. Dann drehte sich ihr Lehrer zu Mirai um. Ihr war, als gefriere ihr Blut in den Adern. Das Gesicht des Mannes hatte sich verändert. Es war faltiger geworden. Seine Mundwinkel hingen herab, sein Haar stand hoch, die Nase war schrumpelig und er blickte sie aus gelben, pupillenlosen Augen an. Langsam bewegte er sich auf sie zu. Mirai wich zurück. Schritt für Schritt, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Am anderen Ende des Raumes sah sie ihren Mitschüler bewusstlos auf dem Boden liegen, wehrlos und einsam. So konnte sie ihn nicht zurücklassen. Auch wenn ihr Verstand nach der Flucht schrie. Dann öffnete sich der Schlund des Wesens vor ihr. „Ich habe es so satt, deinen Lehrer spielen zu müssen und dein ständiger Beobachter zu sein. Ich werde dich vernichten und deinem Bruder einen schönen Gruß von dir ausrichten. Ich werde ihm sagen, er solle wenigstens auf seine andere Schwester besser aufpassen.“ Er legte den Kopf in den Nacken und stieß ein schauriges Lachen aus, wobei grauer Nebel aus seinem Rachen aufstieg. Dann streckte er die Hand nach dem Mädchen aus. Mirai schauderte. Sie wollte weg. Sie wollte dieser grausigen Gestalt entfliehen. Aber ihre Beine bewegten sich nicht. Sie schloss die Augen. Aber nichts passierte. Vorsichtig warf sie einen Blick auf ihr gegenüber. Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen stand das Wesen da. Es hielt die Hand ausgestreckt und schien zu versuchen, Mirai zu erreichen. Es dauerte etwas, bis ihr auffiel, was es aufhielt. Um sie herum war ein Lichtball, des es nicht zuließ, dass das Wesen ihn durchstieß. Aber es war nicht die Energie, die sie bei ihrem Bruder gespürt hatte. Es war ihre, ihre eigene Energie. Sie spürte, wie ihr Körper seine Verteidigung aufrecht hielt. Dann floh die Tür am Ende des Raums auf. Ein Lichtstrahl durchfuhr den Raum und augenblicklich verschwand das Wesen vor ihr. Es stieß einen letzten, schmerzverzerrten Schrei aus und löste sich auf. Mirai's Schutzball stürzte zusammen, sie fühlte sich ausgelaugt. Ihr Atem raste, sie lehnte sich an die Wand. Einige Sekunden verharrte sie. Dann richtete sie sich auf. Durch den Raum kam Herr Kishimoto entgegengehastet. Sie wollte gerade den mund öffnen, als er sich vor sie kniete und mit der Stirn den Boden berührte. „Verzeihen sie mir, Prinzessin“, flüsterte er „ich sollte sie schützen. Aber ich habe versagt.“ Er setzte sich auf. „Ihr Bruder ist unser Prinz. Da er gegen das Böse kämpft, brach er jede Verbindung zu ihnen ab. Aber er fürchtete, dass das Böse sie holen würde. Weil sie eine Macht besitzen, die täglich größer wird und die noch nicht einmal Prinz Sorai einschätzen kann. Noch können sie nicht mit ihr umgehen. Aber sie werden es lernen. Er trug mir auf, sie in der Schule zu schützen. Deshalb schleuste er mich ein. Aber ich habe versagt. Ich habe nicht erkannt, wer Herr Biedermann wirklich ist. Bitte verzeihen sie mir“. Wieder neigte er seine Stirn zum Boden. Mirai wendete sich ab. Visionen strömten auf sie ein. Ihr Bruder auf der Straße, ihr Bruder, der sie vor Gey's Bande beschützte, ihre Schwester. Was sollte sie sein? Eine Prinzessin? Ihr Bruder ein Prinz? Sie wandte sich ab und ging zu Hikaru. Sie betete seinen Kopf in ihren Schoß und lehnte sich über ihn, um ihr Gesicht vor der Umwelt zu verstecken. Hieß das, sie müsste sich auch verbergen, so wie Herr Kishimoto oder ihr Bruder? Konnte sie Hikaru davon erzählen? Nein, beschloss sie. Falls sie wirklich anders sein sollte als alle anderen, dann durfte niemand etwas davon erfahren. Auch Hikaru nicht. Aber sie, Mirai, eine Prinzessin? Und von wem? Kishimoto-San ging zu den anderen beiden hinüber. Er legte seine schmale Hand auf das Herz des blonden Jungens und ein helles Licht, das leicht blau leuchtete, ging von seinen Fingerspitzen aus direkt in den Körper des Kindes. Als er die Hand wieder wegnahm, spürte der junge Lehrer den fragenden Blick seiner rothaarigen Schülerin fragend auf sich ruhen. Er lächelte und meinte: "Keine Sorge! Ich habe die Wunden von ihm geheilt und seine Lebensenergie wieder aufgebaut." Und im nächsten Moment bemerkte Mirai wie sich Hikaru wieder regte. Er öffnete langsam die Augen und sah in die feuchten Augen des Mädchens. "Mach das nie wieder! Mach mir nie wieder so einen Schrecken! Hörst du, Hikaru?!" Mirai hielt sich krampfhaft die Tränen und zurück und Kishimoto-San lächelte amüsiert: "Hikaru, Komm, wir wollen doch nicht länger den Schoß der Pr... des Mädchens belasten!" Hastig biss sich Kishimoto-San auf die Lippen. Er wollte nichts verraten. Das war einzig allein, das Recht der Prinzessin, jemandem ihr Geheimnis zu offenbaren. "Ohm...", Hikaru schien sich sichtlich wohl zu fühlen, so sehr, dass er den Versprecher von dem Lehrer nicht mitbekam, "Och, wissen Sie, ich fühle mich hier gerade sehr wohl! ^^" "Was!?" Hikaru's Kopf knallte im nächsten Moment hart gegen den Boden, da Mirai ruckartig aufgestanden war. Sie hielt sich den roten Kopf vor Scham. Sie wusste nicht recht, ob das eine plumpe Anmache gewesen war oder ob das nur wieder einmal ein blöder Scherz von einem Jungen gewesen war. Doch dann rappelte sie sich wieder und ging zum Fenster und sah in den Schulgarten hinaus. "Oh man, hättest du mich nicht warnen können, dass du aufstehst? Da fällt mir ein, was ist eigentlich passiert? Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mich mit Biedermann angelegt habe und er auf mich zukam. Dann ist alles weg. merkwürdig...", den letzten Satz murmelte er eher zu sich selbst und nach einer kurzen Pause antwortete ihm Mirai mit einer seltsam heiseren Stimme und deutete dabei auf einen Stuhl, der im Kampf zerstört wurde, "Herr Biedermann hat dich mit diesem Stuhl angegriffen und dich bewusstlos geschlagen. Kishimoto-San war zu fällig in der Nähe und konnte Biedermann aufhalten!" Danach war Stille. Hikaru wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte es nicht fassen, wie grausam ein Lehrer sein konnte. Die unangenehme Stille wurde durch ein Räuspern des dunkelhaarigen Lehrers durchbrochen: "Herr Biedermann ist geflohen. Ich werde dem Direktor berichten, was passiert ist. Wenn ihr im Vorraum des Direktors wartet, werde ich euch nach dem Gespräch mit ihm abholen und euch nach Hause bringen. Ich denke nach der Aufregung wäre es besser, wenn ihr nicht alleine geht. Und vielleicht sollte dich noch ein Arzt ansehen, Hikaru. Die Wunde sieht zwar nicht allzu schlimm aus, aber besser wäre es." Fügte er mit einem Blick auf die Kopfwunde hinzu, die er vorsorglich gelassen hatte. Sie hatte auch keine besonders schlimmen Folgen, doch waren sie ein Grund, Hikaru zu einem Arzt zu schicken. "Tut mir Leid, Kishimoto-San! Takashi wartet in der Bücherei auf mich! Ich werde jetzt zu ihm gehen. Aber wenn Sie so freundlich wären und Hikaru noch zu einem Arzt bringen, wäre ich Ihnen sehr dankbar", Mirai verbeugte sich damit und verschwand aus dem Klassenzimmer. Kishimoto-San blickte leicht wütend hinter ihr her. 'Wie soll ich sie denn beschützen, wenn sie sich aus meinem Schutz herauswindet?!' Doch ihm blieb nichts anderes übrig, er musste seine Maske als Lehrer bewahren. Denn Hikaru durfte nichts erfahren, soviel hatte der Lehrer aus dem Verhalten des Mädchens gelesen. Außerdem war es ein Befehl gewesen. Das hatte er an ihrer Stimme erkannt. Als Kishimoto-San darüber nachdachte, musste er leicht schmunzeln. Das Mädchen hat erst erfahren, dass sie eine Prinzessin ist und weiß diese Position schon auszunutzen. Aber sie hatte noch viel vor sich. Sie wusste ja noch nicht mal, von was sie eine Prinzessin war... Takashi war überrascht gewesen, als Mirai ihm über seinen Hausaufgaben erwischte. Immerhin war noch nicht mal eine Stunde um. Und Biedermann hätte die beiden niemals früher rausgelassen. Wahrscheinlich hätte er sie auch noch da drin gelassen, wenn Feuer ausgebrochen wäre. Mirai erzählte ihm auf dem Nachhauseweg, das Selbe, was sie Hikaru aufgetischt hatte. Am nächsten Tag würde sich diese Geschichte wahrscheinlich überall herumgesprochen haben. Mirai blickte traurig auf ihre Füße. Ihr war nicht wohl dabei, ihren besten Freund zu belügen, doch war es besser so. Er sollte nicht auch noch in Gefahr geraten. "Ach Sorai...", unbewusst sagte sie diese Worte leise vor sich hin. Takashi machte sich ernstliche Sorgen um seine Freundin. Doch als er bemerkte, welchen Namen sie aussprach, dämmerte es ihm langsam. Sie waren vor der Haustür von Mirai stehen geblieben. "Bis Morgen dann, Mirai. Pass auf dich auf!" "Ja"^^ Die üblichen Worte beim Abschied, doch diesmal war es ein bisschen anders. Doch Mirai bekam es nicht mehr mit. Sie bekam den besorgten Unterton nicht mehr mit, als Takashi 'Pass auf! sagte. Sie schloss die hinter sich und der dunkelblonde Junge ging die Straße wieder hinunter. Als er um eine Ecke bog, legte er seine Stirn gegen das kühle Gestein. "Oh Mirai, Ihr müsst wirklich aufpassen, Prinzessin!" Im selben Moment sah man dunkle Flügel aus seinem Rücken ragen. Die einzelnen knochigen Finger waren mit einer glatten, dunklen, ledrigen Haut gespannt, wie die Flügel einer Fledermaus. Takashi blickte zurück um die Ecke auf das Haus, das Mirai und ihre Schwester bewohnten und er wiederholte wieder voller Sorgen: "Passt auf euch auf, Hoheit!" "Wie ist es gelaufen?" "Biedermann ist tot! Ich habe ja gewusst, dass es falsch war, ihn zu schicken! Er..." "Ihr wagt es mich zu belehren?! Meine Entscheidungen in Frage zu stellen?!" Das waren die letzten Worte, die der Bote mit den Nachrichten vom Tode Biedermanns, gehört hatte. Danach blitzte kurz ein kaltes Licht in der Dunkelheit auf und er verbrannte qualvoll bei lebendigem Leibe zu Asche. "Mirai, ist alles in Ordnung? Du siehst so blass aus. Außerdem hattest du doch schon vor einer halben Stunde Schluss!" Sina machte sich leichte Sorgen, denn normalerweise war ihre kleine Schwester immer pünktlich zum Mittagessen zu Hause. Es war bis her nur ein Mal passiert, dass sie nicht kam. Damals wurde sie von Gey und seinen Freunden gejagt und kam mit etlichen Verletzungen nach Hause. Damals hatte Sina auch den Entschluss gefasst Mirai das Kämpfen beizubringen. Doch diese antwortete nicht und ging stattdessen hoch in ihr Zimmer. Oben angekommen, warf sie ihren Ranzen in die nächste Ecke und ging durch das Zimmer und warf sich kraftlos auf das Bett. Sie war so erschöpft von der Aufregung und dem Kampf, dass sie sofort einschlief. Als Sina wenige Minuten später ins Zimmer kam, setzte sie sich besorgt an das Bett ihrer kleinen Schwester und fühlte die Temperatur der Stirn. Als sie bemerkte, dass die Jüngere kein Fieber hatte, machte sie sich wieder auf und ging in die Küche. Doch ihre Sorgen waren noch lange nicht weg. Irgendwas war passiert, doch Mirai wollte nicht darüber reden. "Hoffentlich haben die Jungs sie in Ruhe gelassen..." Mirai wachte erst am nächsten Morgen wieder auf, war da aber munter und hatte sogar Lust auf die Schule. Selbst der Biedermann hätte an ihrer Stimmung nichts ändern können. "Aber das kann er jetzt ja auch nicht mehr!", Mirai lachte laut auf und schnappte sich ihr Frühstück für die Schule. "Wer kann was nicht mehr?", Sina horchte auf. Sie war es nicht gewohnt, ihre Schwester in so einer Stimmung zu finden. Vollkommen fröhlich. Vorher tat sie zwar immer glücklich, aber sie war es nie. Und das hatte Sina jedes Mal gespürt. Doch Mirai lies sie mit ihrer Frage zurück. Sie war schon aus der Tür zur Schule gerannt. Als sie um die Ecke bog, kam wieder Hikaru. Doch diesmal war Mirai darauf gefasst, weichte ihm mühelos aus und rannte weiter zur Schule. Während des Rennens drehte sie sich noch einmal um und rief dem blondem Jungen zu, dass er sich beeilen solle. Dann rannte sie weiter ins Schulgebäude. Hikaru war anfangs völlig verblüfft, doch dann lachte er und rannte ihr hinterher. Wenige Minuten merkte er, dass er nicht der Einzige war, der hinter Mirai her rannte. Eine ganze Meute von Mädchen rannte hinterher. Um nicht überrannt zu werden, hielt er an. Zu spät wurde ihm bewusst, dass die Mädchen nicht hinter Mirai her waren, sondern hinter dem Jungen. Er verfluchte sich leise für seine Gedankenlosigkeit und setzte eine freundliche Miene auf und versuchte weiterhin ins Gebäude zu kommen. Als die Stunde begann, hatte es Hikaru auf wundersam Weise geschafft, seine Anhänger loszuwerden. Der Lehrer kam herein, ein ernster und gerechter Mann, den jeder Schüler schätzte und respektierte. Was man ihm erzählte, behielt er für sich, außer man bat ihn es weiter zu erzählen. Jeder mochte ihn. Er hatte kurzes braunes Haar, welches korrekt nach hinten gekämmt wurde und keine einzelne Strähne wagte es, aus dieser Ordnung raus zu treten. Er trug einen grauen Hosenanzug und die Krawatte saß perfekt und jede Falte saß auf dem Hosenanzug, wo sie hingehörte. Rund heraus, eine perfekte Erscheinung. Er sah zu Mirai rüber: "Miss Mirai und Mr. Hikaru, würden Sie bitte zum Direktor gehen! Es ist wegen dem Vorfall mit Herrn Biedermann von gestern. Schade, Hikaru, ich hoffe Sie kommen wieder früh genug zurück, damit ich mir einen kleinen Eindruck von Ihnen machen kann!" Hikaru war über die Ehrlichkeit und Freundlichkeit in der Stimme des Lehrers überrascht. Denn das hatte sich von der ernste Miene nicht erschließen lassen. Er nickte und ging dann hinter Mirai aus dem Klassenzimmer. Der Lehrer schloss die Tür hinter den Beiden und musste nun seine Klasse zur Ruhe bringen, da die Hälfte noch nicht wusste, was gestern passiert war. Takashi musste ihnen ein weiteres Mal erzählen, was er von Mirai einen Tag zuvor erfahren hatte. "Wer ist dieser Lehrer?", Hikaru holte Mirai ein und sah ein bisschen ungläubig zurück zum Klassenzimmer. "Das war Mr. Fireman! Er ist Amerikaner und unterrichtet bei uns Englisch. Er ist sehr auf sein Aussehen bedacht. Keiner von uns hat ihn bisher lachen gesehen. Doch wir wissen alle, was wir von ihm haben!", mit einem Lächeln hielt Mirai vor einer Tür und klopfte an diese. Nachdem das "Herein!" ertönte, öffnete sie die Tür und sie und Hikaru betraten den elegant eingerichteten Raum. Hikaru sah sich voller Bewunderung um. Links und Rechts waren die Wände voll mit Büchern, die in dem extra eingezimmerten Bücherregalen standen. Es waren die verschiedensten Bücher bei. Mit einem amüsiertem Blick stellte er fest, dass sogar Bücher mit dem Thema Magie dabeistanden. Der Tür gegenüber war ein riesiges Fenster, das die ganze Wand ausfüllte. Davor war dein großer Schreibtisch, hinter dem ein älterer Mann saß, dessen Haar schon einen Grauschimmer aufwies. Sein Gesicht war glatt. Doch ein paar Falten fanden sich dennoch darin wieder. Diese waren jedoch die Falten der Freundlichkeit, die vom vielen Lachen entstanden. Die hellblauen Augen waren freundlich auf die Besucher gerichtet. Rechts neben dem Mann, der der Direktor sein musste, stand Kishimoto-San und blickte gedankenverloren in die vielen Blätter einer der vielen Blumen, die am Fenster standen. Der Direktor selber war Blumenfanatiker und hatte überall in seinem Büro eine Pflanze. Er war auch derjenige, der es angeordnet hatte, dass in jedem Raum in diesem Gebäude mindestens eine Pflanze dazu gehört und sich auch um sie gekümmert wird. "Guten Morgen! Ich bin Antonis Malera, der Direktor dieser Schule. Setzt euch doch!", mit diesen Worten deutete er auf die bequemen Stühle die vor seinem Schreibtisch standen. Mirai bewegte sich nach vorne und nahm auf einem der Stühle platz. Hikaru brauchte ein bisschen, doch auch er saß dann nach einer Weile vor dem Direktor, "Es freut mich, dass ihr kommen konntet. Wobei... der Anlass ist wohl nicht so gut. Nun denn, ich habe von Kishimoto-San erfahren, was gestern passiert ist. Jetzt würde ich auch gerne noch von euch erfahren, wie es aus eurer Sicht abgelaufen ist!" Mit einem aufmunterndem Lächeln half er ihnen zum Reden. Mirai senkte ihren Kopf. Für eine Weile hatte sie das am vorigen Tag Geschehene vergessen. Dieser Mann zwang sie jedoch, sich wieder daran zu erinnern. Doch sie konnte hm unmöglich die Wahrheit sagen und sie war froh, dass Hikaru den Anfang machte. Er erzählte dem Direktor alles von Anfang an, seit dem Punkt an dem er mit Mirai zusammengestoßen war. Wie sie zum Unterricht stürzten. Die Ungerechtigkeit mit der Strafe und die Demütigung. Als er bei dem Nachsitzen ankam, stockte er und sah hilfesuchend zu Mirai und sie half weiter: "Hikaru lehnte sich gegen die Menge an Aufgaben auf. Zudem konnte er einige Aufgaben nicht lösen, da er sie in seiner vorigen Schule nicht gelernt hat. Herrn Biedermann war das völlig egal, doch beide wollten nicht aufgeben. Wie soll auch jemand eine Aufgabe lösen, dessen Lösungsweg er nicht kennt. Nun ja, der Lehrer war dann auf Hikaru zugegangen und als er vor ihm war...", Mirai stockte. Jetzt war der letzte Augenblick gekommen, sich zu entscheiden. Sie sah kurz hoch, direkt in die grünen Augen Kishimoto-Sans. Er bedeutete ihr, dass er, egal welche Entscheidung sie treffen würde, zu ihr stehen würde. Mirai hatte sich entschlossen und sprach weiter: "Herr Biedermann nahm einen der Stühle und schleuderte ihn gegen Hikaru. Hikaru war vollkommen überrascht und hob noch nicht mal die Arme zur Abwehr. Es ging alles zu schnell. im nächsten Moment lag er dann auch schon am Boden. Dann ... dann kam Kishimoto-San und wollte Herrn Biedermann zur Rede stellen. Dieser floh dann. Kishimoto-San hatte sich dann entschieden, lieber nach uns zu sehen, als die Verfolgung Biedermanns aufzunehmen" "Herrn Biedermanns! Soviel Zeit muss bleiben!" Der Direktor war für seine Gutmütigkeit bekannt und auch dafür, dass er jedem, selbst der allerkleinsten Kakerlake seinen Respekt zollt. Und das erwartete er auch von seinen Schülern. Mirai senkte Schuldbewusst ihren Kopf. Es brach eine Stille herein. Jeder hing seinen Gedanken nach. Bis der Direktor schließlich die Stille wieder brach. "Ich werde mit der Polizei reden, ihr solltet zurück in den Unterricht gehen!" Mirai, Hikaru und Kishimoto-San bedankten sich für das Gespräch verließen das Büro des Direktors. Vor dem Klassenzimmer hielt der junge Lehrer das Mädchen zurück. "Warte hier!" Mirai sah ihn verwundert an und auch Hikaru schaute irritiert. Doch dafür hatte er nicht lange Zeit, denn er wurde schon von dem Lehrer durch die Tür geschoben. Kishimoto-San redete kurz mit dem Englischlehrer. Dieser schien nicht gerade begeistert von dem zu sein, was Kishimoto-San ihm erzählte, doch dann nickte er und der Kishimoto-San ging wieder aus dem Klassenzimmer und schloss die Tür hinter sich. "Mirai, ich muss mit dir sprechen. Wegen Gestern. Es tut mir Leid, aber wir müssen das hinter uns bringen!", mit einem aufmunterndem Lächeln bedeutete er ihr, ihm zu folgen. Die beiden gingen auf den Schulhof, wo um diese Zeit höchstens der Hausmeister weilte. Sie gingen auf eine Bank weiter weg vom Schulgebäude zu und setzten sich. "Wie ich dir gestern schon gesagt habe, wurde ich von Sorai geschickt, auf dich aufzupassen, denn wir haben vor längerer Zeit erfahren wer du bist! Nun, um dir das zu erklären, muss ich ein bisschen weiter zurück. Die meisten Seelen sind unsterblich. Die anderen verschwinden nach dem Tod. Man meint, sie existieren dann nicht mehr. Die unsterblichen Seelen gehen in ein Reich, das die Menschen hier das "Paradies" nennen in dem Gott regiert. Mit vielen Engeln, die zum Beispiel am Himmelstor stehen. Nun gut, so ähnlich ist auch, aber darum geht es jetzt nicht. Innerhalb dieser unsterblichen Seelen, die in das Paradies aufsteigen, gibt es sechs Seelen, die trotz allen Gesetzen wiedergeboren werden. Sie sind die einzigen, die das schaffen... Na ja, Ausnahmen gibt es immer... Für die Welt ist es wichtig, dass diese Seelen wiedergeboren werden, da die Planeten und auch nicht die Galaxie ohne sie existieren können." Kishimoto-San machte ein kleine Pause und sah in den strahlendblauen Himmel. Mirai stockte der Atem bei seiner Erzählung. Sie wusste zwar nicht, worauf er hinauswollte. Doch sie war sich sicher, dass er etwas war, was sie eigentlich wissen sollte. Der junge Lehrer sah wieder zu ihr runter. "Es sind die Seelen von Licht, Finsternis, Wasser, Wind, Feuer und Erde. Wie soll ich sagen. Diese Eigenschaften besitzen... machen die Seele aus. Ich hoffe, du weißt, was ich meine..." Leicht schämend wegen seiner spärlichen Erklärungsversuche legte er den Kopf schief und sah auf den weiten Schulhof und über das Schulgebäude hinweg. "Ja, ich verstehe... was hat das jetzt mit mir... oder mit Sorai zu tun, Kishimoto-San?" "Du kannst mich ruhig Yutaka nennen. (^^) Nun, diese Seelen haben eine Menge Macht, die jeder unbedingt haben will. Wird diese Macht falsch benutzt, kann zum Untergang der Welt, der Galaxie kommen und das Totenreich wäre damit auch betroffen!" Yutaka seufzte leise vor sich hin, als er sich die Katastrophe nur ansatzweise vorstellte. Um nicht weiter in seine Gedankenwelt einzudringen, schüttelte er den Kopf. "Sie meinen jetzt, dass ich eine dieser wiedergeborenen Seelen in mir habe?", Mirai blickte ungläubich an sich herunter. "Nein! Du hast sie nicht in dir! DU bist die Seele! Noch wissen wir nicht, welche der Seelen du bist, aber wir haben da so eine Ahnung..." "Und meine Schwester... Ist Sina auch eine der Wiedergeborenen?" "Und wieder einmal muss ich verneinen. Soviel wir wissen, ist sie eine ganz normale Sterbliche." Mirai sah zu Boden und dachte nach, dann fiel ihr was ein. "Kishi... Yutaka! Sie haben vorhin gesagt, dass es Ausnahmen bei der Wiedergeburt gibt. Was meinen Sie damit?" "Du hast gut aufgepasst!", der junge Lehrer lächelte amüsiert, "nun, es gibt auch noch weiter Seelen außer der sechs erwähnten Seelen. Einige wenige Seelen haben ihre wahre Liebe gefunden und suchen sie in neuen Leben immer wieder auf. Ist einmal eine solche Liebe gefunden, ist sie unsterblich! Sie wird auch über die nächsten unendlichen Leben lang halten! Aber so etwas ist sehr selten, da die meisten ins Paradies aufsteigen und dort erst ihre wahre Liebe finden. Ich finde die Menschen vergeuden zuviel Zeit mit unwichtigen Dingen..." "Aber", Mirai unterbrach ihn abrupt, "die Menschen finden doch ihre Liebe. Wenn Sie mal auf die Straße sehen würden, würden Sie die vielen Pärchen sehen!" "Tut mir Leid, aber in diesem Aspekt bist du ziemlich naiv, meine liebe Mirai! Wie viele von diesen Pärchen bleiben ein Leben lang zusammen? Das ist keine Liebe; es ist einfache Schwärmerei! Ich bestreite nicht, dass es auch noch die wahre Liebe gibt, aber leider halten sich die meisten Menschen an Schwärmereien auf und verpassen so die richtige Liebe..." "Haben Sie denn schon ihre Liebe gefunden?", Mirai sprach diese Worte aus, während sie zum Himmel sah und bevor sie wusste, was sie da sagte. "Oh nein, es tut mir Leid, Yutaka! Ich wollte nicht so ..." "Schon gut, Mirai, ja ich habe meine Liebe schon gefunden...", er seufzte und stand auf, "es wird Zeit, dass du wieder zurück in den Unterricht geht’s!" Yutaka Kishimoto lächelte ihr aufmunternd zu und ging dann in Richtung Schulgebäude. "Yutaka, warten Sie, ich hab da noch ein Frage!" Der Lehrer hielt an und drehte sich um. Er dachte, er hätte alles gesagt. "Was für ein Element ist mein Bruder Sorai?" Sichtlich erstaunt über ihre Neugier, lachte Yutaka, strich sich durch die langen, braunen Haare und drehte sich um. Während er weiterging, rief er ihr noch ein Wort zu: "Wind!" Mirai saß noch einen Augenblick auf der Bank und dachte über das eben Erfahrene nach. Jetzt verstand sie auch, warum Sorai anfangs so plötzlich aufgetaucht und wieder verschwunden war. Mit einem Seufzer stand sie auf und ging wieder zum Unterricht. Dieser ging reibungslos zu Ende und Mr. Fireman, der Englischlehrer fragte auch nicht nach. Einzig die neugierigen Blick der Klassenkameraden störte sie. Doch einer schaute nicht neugierig, sondern eher verärgert, doch das bekam das junge Mädchen gar nicht mit. Als es zum Unterricht klingelte, musste der Lehrer seine Schüler aus dem Klassenzimmer scheuchen, da diese sich zuerst auf Mirai stürzten, um zu erfahren, was Kishimoto-San von ihr wollte. Doch auch als sie alle rausgescheucht wurden, umringten sie eine Traube von Schülern. Mirai lachte etwas unsicher, doch dann rannte sie plötzlich davon. Hikaru, der ebenfalls näher gekommen war, wurde dabei umgerannt. Mirai stand schnell wieder auf und rannte weiter. Sie rief Hikaru noch hinterher: "Sorry, ich hab’s eilig!", und dann war sie auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden. Mit Tränen in den Augen rannte sie hoch in die Bibliothek und versteckte sich in einer der dunklen Ecken. Sie schlang die Arme um ihre Beine und stützte ihren Kopf auf die Knie. Dicke Tränen rannen aus ihren Augen über die Wangen, auf die Knie, wo sie dann abperlten und als dicke Tropfen zu Boden fielen. Sie fühlte sich so verwirrt. „Mirai?!“, eine Stimme, hörbar geschockt sprach ihren Namen besorgt aus. Sie hob den Kopf leicht und sah jemanden, den sie aber wegen ihrer Tränen in den Augen nur verschwommen wahrnahm. Doch auch ohne hinzusehen, wusste sie wer gesprochen hatte. Sie kannte diese Stimme sehr genau und hatte sich immer gewünscht, sie wieder zuhören. Mit einem lauten Schluchzer, fiel sie dem Gegenüber um den Hals, der etwas überrascht seine Arme sie legte und ihr tröstend den Rücken streichelte. Unter vielen Schluchzern konnte er dann schließlich seinen Namen hören: „Oh, Sorai! Es ist alles zuviel. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll… Du kommst nach vielen Jahren einfach aus dem Nichts. Dann dieser Biedermann … dann erfahre ich, dass ich eine Prinzessin aus einer anderen Welt bin… dass ich ‚unsterblich’ bin, dass wir unsterblich sind. Dann muss ich mir laufend Lügen ausdenken, damit die anderen nicht in Gefahr geraten und dann Takashi, ich habe so ein komisches Gefühl, dann der Neue Hikaru. Er’s so nett, doch ich kann ihm doch unmöglich was sagen… und dann ist da noch Yutaka… ich weiß nicht mehr weiter! Sorai, was soll ich nur tun?!… … … Sorai? … Sorai!!“ Um sie herum war alles dunkel und zu allem Überfluss verschwand ihr Bruder nun auch noch. Er glitt immer weiter nach hinten ab, sosehr sich Mirai auch bemühte, ihn einzuholen, ihr gelang es einfach nicht. Sorai verschwand immer weiter in der Dunkelheit, sie konnte ihn schon fast nicht mehr sehen. Mit einem letzten Versuch, rief sie ich so laut, sie konnte, doch er blieb weg. „Mirai!“ Mirai schreckte auf und klammerte sich an den Gegenüber, bis ihr bewusst wurde, wen sie denn da krampfhaft festhielt. Leicht errötet, fragte dieser sie mit einem Räuspern: „Alles in Ordnung, Mirai?! Du lagst bewusstlos in der Bücherei und hattest anscheinend einen Alptraum…“ Die Angesprochene sah nach oben und ließ den Gegenüber schockiert los: „ Yu… Yutaka… e…es t…tut mir Leid. Ich dachte… ich dachte… du wärst Sorai.“ Mit den letzten Worten wurde sie immer leiser und Yutaka sah sie mitleidig an. Plötzlich bekamen die beiden das Getuschel im Hintergrund mit: „Hast du gehört, sie hat den Lehrer beim Vornamen angesprochen und sie hat ihn geduzt! Da muss mehr als nur das einfach Lehrer-Schüler-Verhältnis sein!“ „Na klar, deshalb wollte sie uns vorhin auch nicht sagen, was unser lieber Lehrer von ihr wollte, als er sie aus der Stunde geholt hatte!“, sprach ein anderer weiter, „und wie sie sich an unseren Lehrer festgekrallt hat!“ „Außerdem ist es doch merkwürdig, dass gerade er sie gefunden hat. Die beiden sind seit gestern sehr oft zusammen. ER war es schließlich auch gewesen, der sie gestern vor dem Biedermann gerettet hat! Das war doch kein Zufall!“ Das Ganze hätte noch weiter ausgeartet, wenn nicht Mr. Fireman dazwischen gegangen wäre, der ebenfalls besorgt an dem Bett Mirai's saß: „Jetzt ist aber mal gut. Mirai hat den guten Kishimoto-San für jemand anderen gehalten. Und das mit dem Duzen war sicherlich ein Versehen, sie hatte bestimmt einen schrecklichen Alptraum…“ Doch auch wenn er das sagte, glaubte er selbst nicht daran; fast glaubte er das, was die Schüler getuschelt hatten. Er musste zugeben, dass da bestimmt einiges Wahres dran war. Dankbar sahen ihn Kishimoto-San und seine Schülerin an und dann bestätigten sie das eben gesagte. Auch wenn Mirai Yutaka noch gerne einiges gefragt hätte, der Moment war dafür nicht der Richtige. Dann nahm sie in der Menge der Schüler ein ihr sehr bekanntes Gesicht war und sie stand auf. „Mirai?“! Vielleicht solltest du noch liegen bleiben…“, ihr Lehrer sah sie besorgt an, doch die Angesprochene lächelte und meinte, es wäre schon alles gut. Dann ging sie durch die Menge, die noch immer miteinander flüsterte auf ihren besten Freund Takashi zu und zog ich mit sich. „Was ist los mit dir? Du siehst so wütend aus, habe ich irgendetwas gemacht?!“ Besorgt sah Mirai zu Takashi, dieser antwortete nur mit einem Grummeln, aus dem der Name „Kishimoto-San“ zu hören war. Mirai blieb abrupt stehen: „Was ist los?! Du glaubst doch nicht etwa das, was die anderen gesagt haben?!“ Mirai war entrüstet, auch Takashi blieb stehen: „Was soll ich denn bitte denken. Die anderen haben schon ganz Recht! Du bist mit Kishimoto-San tatsächlich ein bisschen zu vertraut! Warum auf einmal?!“ Auch wenn Mirai im ersten Augenblick wütend war, änderte sich ihr Gesichtsausdruck jetzt plötzlich ins traurige: „Ich wünschte, ich könnte es dir sagen, aber … ich kann nicht… ich darf nicht! Es tut mir Leid, Takashi-kun!“ Eine dicke Träne rollte ihre Wange herab und perlte ab und flog in der Luft, als sie in Richtung Klassenzimmer rannte und ihren Freund im Flur stehen lies. Die Pause war gerade zu Ende und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Flure voller Schüler war, die wieder in ihre Klassenzimmer eilten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)