Tsunagari von Sery_SK (Verbindungen) ================================================================================ Kapitel 1: Part I ----------------- Oh, wie lang hab ich mich durchringen müssen, diese FF hier hoch zu laden? Sie ist mein absolutes Herzblut, ich hänge wirklich sehr an ihr.. Aber dank der vielen netten Zusprüche habe ich mich schlussendlich doch getraut. ^______^ Ich hoffe einfach, das sie euch gefällt und das sie bei euch Anklang findet. Gleichzeitig bitte ich um eine kurze (oder vielleicht auch etwas längere ;D) Rückmeldung.. es wäre mir wirklich sehr wichtig zu erfahren, was ihr von dieser Story haltet! Und nun viel Spaß mit dem ersten Teil von Tsunagari ^^~ eure Sery Part I [Yagami Taichi centric] Dunkle Schleier legten sich wie pechschwarzer Schnee auf Odaiba und tauchten die Umgebung in eine erdrückende Finsternis. Still war diese Nacht – zu still. Ein junger Mann stand auf dem Balkon seiner Wohnung und begutachtete den Himmel. Seine braunen Haare wiegten sich leicht mit dem Wind und machten aus seiner sonst schon wirren Frisur ein regelrechtes Chaos. Doch dies störte Yagami Taichi nicht im Geringsten, gingen ihm doch gerade weitaus wichtigere Dinge durch den Kopf. Seine Gedanken überschlugen sich beinahe, er wollte sie ordnen, sie zu einer gesunden Masse zusammenlegen, doch alles, was sich ergab, war ein übergroßer Kloß aus absurden Erklärungen, die in sich keinen Sinn mehr ergaben. Er versuchte sich immer wieder klar zu machen, dass es nicht geschehen konnte. Das es nicht möglich war. Und doch, irgendetwas in ihm machte ihm deutlich, ja schrie ihn schon fast an, dass er sich endlich auf den Weg machen sollte. Nur wohin? War ihm doch in seiner Orientierungslosigkeit die Antwort verborgen, wollte sich nicht zeigen, sondern verstecke sich auf so grausame Art und Weise, das es nicht möglich erschien, sie jemals zu finden. Doch die Antwort kam von selbst, fast wie aus Trotz, weil man sie sonst nie erraten hätte: Das Telefon klingelte. Taichi wirbelte herum und war mit einem Satz am Hörer. Wer auch immer um diese späte Stunde noch anrief, er musste einen ziemlich wichtigen Grund haben. „Yagami“, sprach er hastig ins Telefon. „Tai? Taichi-san, bist du es?“, kam nur als Antwort, aber mehr musste der Angerufene gar nicht hören, um zu wissen, mit wem er das Vergnügen hatte. „Also hast du es auch bemerkt, Koushirou…“, murmelte der Braunhaarige vor sich hin. Die Tatsache, das sein ehemaliger, guter Freund in nach vier Jahren mitten in der Nacht anrief, bestätigte nur seine ohnehin schon sichere Befürchtung. „Natürlich.“, kam es sofort. Sicher, als ob es dem Intelligentesten der ehemaligen Bande entgangen sein könnte. Wenn es einem auffallen müsste, dann ihm. „Wo wohnst du jetzt?“, fragte Taichi. Es war selbstverständlich dass man sich sofort treffen musste, auch die Tatsache, dass es schon spät in der Nacht war, änderte nichts daran. „Zum Glück noch in der Nähe.“, antwortete Koushirou, Erleichterung klang in seinen Worten mit. „Ich bin in einer halben Stunde im Park. Den Treffpunkt müsste ich noch finden.“ Mit diesen Worten beendete Taichi das Telefonat, nur um sofort seine Jacke zu schnappen und die Wohnung zu verlassen. Er überprüfte kurz mit einem Griff in seine rechte Tasche, ob sich das DigiVice immer noch am gewohnten Platz befand, und atmete erleichtert auf, als er das kalte Metall unter seinen Fingern spürte. Der mittlerweile 18 Jahre alt gewordene Digiritter erreichte schneller als gedacht den abgesprochenen Treffpunkt. Koushirou war noch nicht da. Die vertraute Umgebung erweckte in ihm alte Erinnerungen. Lange hatte er sich gegen dieses Gefühl gesträubt, gewehrt wie gegen ein übermenschliches Ungeheuer, das immer wieder auf ihn einschlagen wollte. Doch jetzt war keine Zeit sich um die Vergangenheit zu kümmern, Priorität hatte einzig und allein die Zukunft. Und diese war bis heute Nacht noch in allerbester Ordnung gewesen, ohne das man je vermutet haben könnte, das sich daran was ändern würde. Deshalb traf es ihn auch so schlagartig, einfach, weil er nicht mehr damit gerechnet hatte, noch einmal mit der DigiWelt in Konfrontation zu geraten. Taichi fuhr sich durch seine Haare. Nein, da war kein blaues Haarband mehr, was ihn immer daran gehindert hatte, sie in Ordnung zu bringen. Seinen linken Arm verzierte auch kein schwarzer Verband mehr, der doch früher mit seiner übergroßen Pilotbrille seine Markenzeichen gewesen waren. All das hatte er in den Jahren abgelegt, zusammen mit seinen Erlebnissen. Und seinen Freunden. Ein Seufzen durchfuhr die eingesessene Stille. Es war dem Braunhaarigen nur versehentlich entfahren und trotzdem, zeigte es ihm doch deutlich, wie sehr er die alten Zeiten schon verdrängt hatte. Als vor fünf Jahren der Kontakt mit Koushirou abgebrochen war, hatte ihm auch der letzte der Digiritter ‚Goodbye’ gesagt. Unbewusst, natürlich. Niemand der acht Freunde hätte damals gewollt, dass sich die Freundschaft auflöste. Doch war sie mit der Zeit verlaufen, ihnen wie Luft, die man festhalten wollte, entglitten und schien keine Möglichkeit zu hinterlassen, sie wieder zurückzuholen. All dies basierte natürlich auf der Wahrscheinlichkeit, nie wieder mit dem digitalen Reich und deren Bewohnern konfrontiert zu werden. Davon waren sie alle ausgegangen, nachdem Apokalymon besiegt worden war. Aber jetzt? Taichi spürte es genau, es gab keinen Zweifel. Das Gefühl der finsteren Mächte vergisst man nicht, wenn man es schon mehrere Male im Leben gespürt hatte; wenn sich der Magen zusammenzieht und die Dunkelheit mit einem Mal bedrohlich wird. Ein rothaariger, kurzgewachsener Junge blieb keuchend vor ihm stehen. Koushirou. Er hatte seinen Laptop geschultert und das DigiVice in der ausgestreckten Hand. „Hast… hast du es dabei?“, sprach er Taichi an, immer noch nach Luft schnappend. Der Angesprochene nickte und holte den grauen Gegenstand aus seiner Jackentasche. Er lächelte kurz und schaute sein Gegenüber mit einem Blick an, als ob er sich über sich selbst wunderte. „Ich hab es immer bei mir. Geht irgendwie nicht anders.“ Taichi zuckte kurz mit den Schultern und ging einige Schritte auf Koushirou zu. „Es ist lange her.“, sagte der Rothaarige, eine Spur Melancholie schwang in jedem seiner Worte mit. Einem weiteren Nicken folgte eine Umarmung. Taichi hatte seinen Freund vermisst, das gab er ohne weiteres zu. Jeden seiner Freunde. Was ihn veranlasst hatte, irgendwann keinen Kontakt mehr zu suchen, konnte er sich nicht erklären, besonders jetzt nicht, wo er einem von ihnen wieder so nahe war. Doch egal, was zwischen ihnen allen gewesen war, oder irgendwann eben nicht mehr, in dieser finsteren Nacht schien ein Wiedersehen unumgänglich. Sie lösten sich wieder voneinander, schauten sich intensiv in die Augen. Beide mussten kein Wort darüber verlieren, was in ihnen vorging, sie wussten, dem Anderen würde es genauso gehen. Denn auch wenn das Band von der Zeit zerrissen war, den Ansatz zu einem Knoten hatten sie getan. Die bevorstehende Zeit würde automatisch den Rest erledigen. „Irgendwie hatte ich nur noch deine Nummer…“, seufzte der Jüngere und schaute traurig zu Boden. „Ich habe noch nicht mal die leiseste Ahnung, wo die Anderen jetzt überhaupt wohnen.“ „Mir geht’s leider genauso“, fing Taichi an „Nicht mal mit Yamato habe ich noch Kontakt.“ Es folgte die gewohnte erdrückende Stille. Doch sie hatten keine Zeit, jetzt stundenlang in Erinnerungen zu schwelgen, wer weiß, was in der DigiWelt gerade passierte. Eile war gefordert. „Einer von uns scheint noch in der Nähe zu sein!“, sagte Koushirou plötzlich, nachdem er ein paar Tasten auf seinem DigiVice betätigt hatte. Er hielt es Taichi hin, damit dieser es auch sehen konnte. Zwei rote Punkte blinkten dicht nebeneinander und einige Stellen entfernt leuchtete ein weiterer roter Punkt auf, aber nur, wenn sie es in eine bestimmte Richtung hielten. Auch Taichi fing an, auf seinem DigiVice herumzudrücken. „Hier ist noch jemand“, sprach er hastig und deutete in die entgegengesetzte Richtung. Der Rothaarige schaute zum anderen Digiritter. „Sollen wir uns aufteilen?“, fragte er ihn. „Nein“, Taichi schüttelte den Kopf. Er seufzte leise und zeigte auf den entfernten roten Punkt, welchen Koushirous DigiVice anzeigte. „Dort in der Richtung liegt mein Haus. Es wird Hikaris DigiVice sein.“ „Wieso hast du sie eigentlich nicht mitgenommen?“ Es schien, als wollte Koushirou das schon die ganze Zeit gefragt haben. „Sie ist wieder ziemlich krank.“ Taichi schaute betrübt auf den Boden. Schon vor sieben Jahren kränkelte seine Schwester oft, doch mit der Zeit schien es erheblich häufiger vorgekommen zu sein. Er hatte sie schon lange nicht mehr richtig gesund erlebt und machte sich deshalb ziemliche Vorwürfe, glaubte er doch, es läge daran, dass er sie damals mit in die DigiWelt genommen hatte. Dieses gefährliche und anstrengende Abenteuer schien wie Gift für ihren ohnehin schon schwachen Körper gewesen zu sein. „Das tut mir leid.“, erwiderte Koushirou leise, ihm war der traurige Blick seines alten Freundes nicht entgangen. Dieser schaute daraufhin wieder auf und lächelte sein Gegenüber an. Das hatte er schon immer getan, einfach alles mit einem Lächeln überspielen, so war er nun mal. „Ist schon okay, es ist nichts Bedrohliches. Ich denke, sie wird in ein paar Wochen wieder gesund sein.“, fügte er mit leichter Stimme hinzu, welche seinen Gesichtsausdruck widerspiegelte. Koushirou sagte dazu nichts, er schien es gewöhnt zu sein, das Taichi sich verstellte. Jedenfalls hatte er es damals oft getan. Und von Veränderungen konnte man in dieser Hinsicht nun nicht sprechen. Der Braunhaarige stupste dem Kleineren kurz gegen die Schulter. „Wir sollten uns beeilen, hm? Je eher wir in die DigiWelt können, umso besser.“ Der klassische Anführerinstinkt kam in ihm hoch – wie früher. Dass er diesen beinahe vollkommen abgelegt hatte, konnte er sich kaum vorstellen. Was die Zeit nicht alles mit einem anstellte, wenn man einen Moment nicht aufpasste. Koushirou sah auf, sein Blick traf abermals den von Taichi und er musste automatisch lächeln. Er sah seinen ehemaligen Anführer wieder vor sich. „Jaah, Taichi-san. Lass uns die anderen suchen gehen.“ to be continued Kapitel 2: Part II ------------------ Huhu ^^~ Vielen vielen lieben Dank für die tollen Kommentare, die ihr zum ersten Teil geschrieben habt. Ihr habt mich damit echt richtig glücklich gemacht und ich bin froh, euch als Leser gefunden zu haben ^^~ Für diesen Teil gibt es noch einen Zusatz-Disclamer: Die Songetxte zu den Liedern 'Home' und 'I hate everything about you' gehören nicht mir, sondern der wunderbaren Band 'Three Days Grace'. Ich habe mir bloß die Freiheit genommen sie in das Kapitel einfließen zu lassen. So und nun wünsche ich viel Spaß mit dem zweiten Kapitel von Tsunagari! Part II [Yagami Taichi centric] Begegnungen konnten in Windeseile einen Haufen von Erinnerungen hervorrufen. Man musste sich ihnen nur hingeben und ihnen Zutritt gewähren. Und genau das tat der Braunhaarige in dieser Nacht, in diesem Moment, als er mit Koushirou durch das finstere Odaiba lief. Der rote Punkt auf Taichis DigiVice kam nur langsam näher – es würde sicher noch ein oder zwei Stunden dauern, bis sie ihn erreichen würden. Viel zu lange. „Sag mal, hast du Geld dabei?“, sprach er den Rothaarigen an. „Ja, ein wenig noch. Aber ob es für zwei Tickets reicht, weiß ich nicht.“, entgegnete der Angesprochene darauf, er schien denselben Gedanken gehabt zu haben. Wie als Antwort erschien plötzlich ein weiterer Punkt auf den DigiVice’ der beiden DigiRitter. „Hier scheint noch einer zu sein. Diesmal etwas näher.“ Taichi blieb stehen und hielt sein DigiVice nach Westen, wodurch der rote Punkt noch deutlicher sichtbar wurde. Auch Koushirou hielt an, sichtlich erschöpft. Er war noch nie der Sportlichste gewesen, daran schien sich auch mit der Zeit nicht viel verändert zu haben. „Ja… bei mir.. wird es auch angezeigt“, keuchte er „vielleicht sollten wir uns... aufteilen. Das ist sicher effizienter!“ Der Rothaarige strich sich eine nasse Strähne aus seinen Augen, immer noch flach atmend. Taichi nickte kurz, auch er war etwas aus der Puste, doch war er wesentlich konditionierter als sein Gegenüber. Das jahrelange Fußballspielen machte sich eben in jeglicher Hinsicht bezahlt. „Dann verfolge ich diesen Punkt hier“, er deutete nach Westen „Da kann ich hin laufen. Nimm du die Bahn zum Anderen.“ „In Ordnung. Aber wir sollten noch einen Treffpunkt ausmachen.“, überlegte Koushirou und umfasste mit Daumen und Zeigefinger sein Kinn. Eine Geste, die schon in der Vergangenheit ein Zeichen tiefen Nachdenkens gewesen war. „Drei Stunden? Reichen die? Ich meine, wir müssen uns beeilen, das steht außer Frage…“, redete er auch schon weiter, doch es schien eher, als würde er laut denken. „Ich denke das reicht. In drei Stunden wieder hier?“ Taichi sah sich um. Nicht weit entfernt prangerte ein großes X an einer alten Mauer. Eigentlich perfekt für einen Treffpunkt. Koushirou schien seinem Blick zu folgen. „Ja, hier ist gut.“, bestätige er Taichis Überlegung. „Viel Erfolg“, sagte der Braunhaarige darauf, drehte sich um und lief dem anderen Punkt entgegen. Er hatte sich so abrupt von seinem Freund trennen müssen, ansonsten wäre es ihm wohl nicht gelungen, ihn nach so kurzer Zeit des Wiedersehens zu verlassen. Er hätte so gerne ihre gemeinsame Zeit genutzt, mit ihm gesprochen, erfahren, wie es ihm ergangen war. Doch dies waren alles Dinge, welche sie sich für später aufheben mussten. Genauso wie ihre Freude, sich endlich wieder gesehen zu haben. Wie lange er nun schon gelaufen war wusste er nicht, doch ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Mitternacht schon vorbei war. Ob er jetzt noch zu einem seiner ehemaligen Freunde gelangen konnte? Was würden die Familien denn sagen, wenn er plötzlich mitten in der Nacht bei ihnen auftauchen würde? Außerdem wusste er noch nicht einmal, ob sie überhaupt noch alle in der Nähe wohnten. In Japan. Was wäre, wenn einer von ihnen ins Ausland gezogen wäre? Abrupt blieb Taichi stehen. In seinen Gedanken tauchte das Bild von Ishida Yamato auf, seinem damaligen besten Freund. Im Ausland... Er hatte sie damals verlassen, war in die Vereinigten Staaten gezogen um seine Karriere als Sänger zu starten. Ab und an hatte Taichi auch hier in Japan etwas von seinem alten Freund gehört, die Medien hatten ein paar Berichte über ihn gebracht. Doch nur belanglose Dinge; alles, was er sowieso schon wusste. Wie lang war es her, dass er den blonden Digiritter gesehen hatte? Fünf Jahre? Sechs Jahre? Irgendwo in sich spürte Taichi einen Stich. Nahe bei seinem Herzen, doch zu weit weg, als dass es ihn die Jahre über hätte dazu antreiben können, nach dem Blonden zu suchen; sich um Kontakt zu bemühen. Aber jetzt, in dieser Nacht, die komplett anders war, sich schon so sehr von allen Anderen bisher erlebten abgrenzte. In dieser Nacht kamen Gefühle wieder, welche längst vergessen schienen. In Gedanken versunken war Taichi schon wieder weiter gelaufen. Er schaute alle paar Minuten auf sein DigiVice und bemerkte mit Erleichterung, dass der vorhin noch so entfernte rote Punkt nun ganz in der Nähe war. Einer seiner ehemaligen Freunde war nicht mehr weit von ihm entfernt. Er spürte eine gewisse Aufregung in seiner Magengegend, wusste er doch überhaupt nicht, wer es war und wie dieser auf ihn reagieren würde. Taichi schätze die Entfernung auf nicht mal mehr 500 Meter. Er schaute sich um, alles war verlassen, niemand war mehr unterwegs. Hier schien nachts alles still zu sein. Doch als er genauer hinhörte, machte er leise, dumpfe Geräusche aus. Sie hörten sich an wie gedämpfte Musik, ein Bass war, je weiter er lief, deutlich heraus zu hören. Seine Schritte verlangsamten, als er nun den roten Punkt erreichte. Er stand vor einer riesigen, pompösen Halle. Nun verstand er auch den Grund für die Musik, die er hörte. In dieser Halle schien wohl gerade ein munteres Rock-Konzert zu laufen. Ein Blick auf sein DigiVice sagte ihm, das einer seiner Freunde wohl in eben dieser Halle zu finden war. Taichi seufzte. Nun durfte er also in einem, der Lautstärke nach, gewaltigen Publikum einen Digiritter finden. Fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und warten, bis das Konzert vorbei war, ging auch nicht. Er wusste, dass solche Veranstaltungen noch bis weit in die Nacht reichen konnten, dafür hatten sie keine Zeit! Ein Blick auf das Aushängeschild an der Konzerthalle ließ ihn erleichtert ausatmen. Es war ein Free-Entry-Concert, er konnte sich also einfach unbemerkt unter das Publikum mischen ohne irgendwelchen Eintritt bezahlen zu müssen. Mit unsagbar schnell pochendem Herz öffnete Taichi die schwere Tür und betrat das große Gebäude. Jetzt war die Musik klar und deutlich zu hören, die Band schien gerade ein neues Lied angespielt zu haben, denn es sang noch niemand. Gehetzt schaute sich der Braunhaarige um. Es waren wie erwartend viele Fans in dieser Halle. Eine bestimmte Person darunter zu finden würde eine Ewigkeit dauern, wenn er es überhaupt schaffte, sich durch die riesige Menschenmasse zu quetschen. Die Halle war erfüllt von Schreien und Zurufen, lauter Musik und erdrückendem Gestank. Ganz so, wie es Taichi von Konzerten gewöhnt war. Wieso sollte sich das auch jemals ändern? Ein Blick auf sein DigiVice ließ ihn laut aufstöhnen. Der Rote Punkt schien ganz weit vorne an der Tribüne zu sein. Er musste sich also irgendwie bis dorthin vorkämpfen. Doch dann holte ihn eine vertraute Stimme aus seinen Überlegungen, wie er am schnellsten so nahe wie möglich zur Bühne kam. Eine sehr vertraute Stimme. „I'll be coming home just to be alone” ertönte es in der großen Halle. Taichis Kopf wandte sich sofort zur Bühne und seine Augen weiteten sich vor Entsetzten. Nein. Das konnte nicht sein. „Cause I know you not there. And I know that you don’t care. I can’t hardly wait to LEAVE THIS PLACE”, schrie die blonde Gestalt und das Publikum tobte. Wieso war es Taichi nicht von Anfang an bewusst gewesen? Eine Konzerthalle. Einer seiner Freunde.. ganz nah an der Bühne. „No matter how hard I try. You're never satisfied. This is not a home, I think I'm better off ALONE!” Ishida Yamatos tiefe Stimme erfüllte den kompletten Raum, schien in jede noch so finstere Ecke einzudringen. Das eine Stimme eine so starke Präsenz haben konnte, hätte Taichi nie für möglich gehalten. „You always disappear. Even when you're here” Dieser Gesang war so überladen von Emotionen und Ausdruck, dass es dem Braunhaarigen kalt den Rücken runter lief. Er wusste nicht, was ihn in diesem Moment mehr aus der Fassung gebracht hatte. Yamato dort oben auf der Bühne stehen zu sehen oder seine faszinierende Stimme zu hören. „Home, home, this house is not a HOME” Egal wie sehr ihn die Stimme, ja vielleicht auch der Anblick Yamatos, gerade faszinierte, Taichi musste sich wieder fangen. Schließlich war er nicht ohne Grund hier. Er drängte sich also weiter, versuchte an den Rand der Konzerthalle zu kommen um irgendwo den Weg Backstage zu finden. Er musste einfach zu Yamato gelangen, mit ihm reden. Doch einen der Veranstalter zu sprechen war wohl im Moment das Sinnvollste. „By the time you come home, I'm already stoned” Endlich erreichte er die Tür, welche wohl hinter die Bühne zu führen schien, doch zwei groß gewachsene, sehr kräftige Männer versperrten ihm den Weg. „Was willst du, Kleiner. Ohne Pass hast du hier keinen Zutritt.“, sprach ihn einer auch direkt an. Noch lag ein Funken Freundlichkeit in dessen Stimme, doch Taichi war sich sicher, das sein Gegenüber diesen nicht lange behalten würde. Den Eindruck machte er jedenfalls nicht. Doch was sollte er sagen? Das er dringend mit Yamato sprechen musste? Sie würden ihn doch für einen abgedrehten Fan halten und aus der Halle werfen. „You turn off the TV and you SCREAM at me” „Ich... mein Name ist Yagami Taichi und ich...” doch weiter kam er nicht, wusste er gerade sowieso nicht, was er noch hätte sagen sollen. Die Tür öffnete sich und ein schmächtiger, kleiner Mann kam zum Vorschein. Dieser wandte seinen Blick sofort auf den Braunhaarigen, seine Augen funkelten. Doch nicht bedrohlich.. eher.. überrascht? Erfreut? Taichi konnte es in diesem Moment nicht genau deuten. „I can hardly wait till you get off my case” Der eben erschienene Mann sprach nun gedämpft zu den beiden Kolossen und kurz darauf verschwanden sie hinter der Backstagetür. Nun war Taichi wirklich verwundert. „Ah, Sie sind also der berühmte Yagami Taichi“, fing der Fremde an. Es war ein deutlich freudiger Unterton in seiner Stimme herauszuhören. Taichi war nun vollends verwirrt. „Be-.. was? Wovon sprechen Sie?“, gab er nur als Antwort. Es strömten gerade viel zu viele Gedanken auf ihn ein. Yamato, der auf der Bühne sang, nein, eher schrie. Seine atemberaubende Stimme. Und dann dieser, dieser merkwürdige Kerl vor ihm. „This is not my home! I think I'm better off alone” „Sie werden schon noch verstehen was ich meine. Warten Sie noch kurz.“, mit diesen Worten schritt er näher an Taichi heran und machte ihm deutlich, dass der Braunhaarige ihm folgen sollte. Zusammen gingen sie ein Stück weiter weg, sodass sie einen direkten Blick zur Bühne hatten. Inzwischen war es still um sie herum geworden. Das Lied war verklungen und Ruhe war eingekehrt. Merkwürdige Ruhe, für ein Konzert doch so untypisch. Neben sich hörte Taichi nur noch ein Flüstern „Jetzt passen Sie auf, Yagami-san. Yamatos bester Song, mit dem hat er seinen Durchbruch geschafft.“ Taichis Blick galt nun allein dem blonden Sänger auf der Bühne. Er war gebannt von dem Anblick, von der Ruhe, gespannte Ruhe, die ihn umgab. Er konnte nicht genau sagen, was er in diesem Moment fühlte, sein Verstand schien sich verabschieden zu wollen. Yamato schritt zum Mikrofon. „Und nun.. ist es wieder soweit. Wie ihr alle wisst kommt jetzt der Song, der mir… mehr als alles andere bedeutet. Er ist für einen sehr guten Freund... Wir haben uns früher oft gestritten, geprügelt… wir konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander…“ Taichis Herz schlug schneller und lauter, es dröhnte in seinem Kopf. Er konnte nicht glauben, was er gerade hörte, starrte mit aufgerissenen Augen zu Yamato und wagte es nicht, sich zu bewegen, zu atmen. „Und egal, was jetzt ist, er wird immer in meinem Herzen bleiben. THIS SONG IS FOR YOU, TAICHI!“ Mit dem letzten Satz, den der Blonde ins Mikrofon schrie, begannen die Instrumente zu spielen. Yamato schloss konzentriert die Augen und fing leise und sanft an zu singen. „Every time we lie awake, after every hit we take. Every feeling that I get, but I haven't missed you yet. Every roommate kept awake, by every sigh and scream we make. All the feelings that I get, but I still don't miss you yet” Bilder strömten in Taichis Kopf. Seine Vergangenheit lief an ihm vorbei, seine Erinnerungen an die DigiWelt. Die ewigen Streitereien mit Yamato. Wie sie sich so oft geprügelt hatten. Und wie er abends – ganz im Stillen – immer noch lange wach lag und über ihre meist lächerlichen Auseinandersetzungen nachgedacht hatte. Yamato senkte seine Stimme, fast zu einem Flüstern, doch noch immer war der Text deutlich hörbar. „Only when I stop to think about it...” Dann riss er schlagartig die Augen auf und schrie mit lauter Stimme ins Mikrofon, sodass die Halle leicht erbebte: „I HATE EVERYTHING ABOUT YOU.. WHY DO I LOVE YOU?” Taichi hatte das Gefühl als bliebe ihm das Herz stehen. Er hatte immer gedacht, ja schon fast erwartet, dass Yamato ihn längst vergessen hätte. Und dort stand er nun, mitten auf der Bühne, umringt von tausenden kreischenden Fans und sang. Sang ein Lied, was einzig und allein ihm, Yagami Taichi, bestimmt war. Sang es mit so viel Emotionen in der Stimme, mit so viel Ausdruck im Gesicht, dass dem Braunhaarigen fast schwindelig wurde. „I HATE EVERYTHING ABOUT YOU.. WHY DO I LOVE YOU?” Yamato schien sich ganz dem Lied hinzugeben, lies seine Stimme mit dem Text verschmelzen. Das Publikum war begeistert, schrie und johlte ihm entgegen. Doch dies nahm Taichi nur noch am Rande wahr. Immer noch fixierte er mit starrem Blick seinen alten Freund. Die Erinnerungen an früher drangen mit einer so gewaltigen Kraft und Menge auf ihn ein, dass er sich erschlagen fühlte. „Only when I stop to think about you, I know. Only when you stop to think about me, do you know?” Ja, er wusste es. Ihm wurde es so schlagartig bewusst wie noch nie. Da war etwas, was sie immer noch verband, auch nach all den Jahren. Etwas, was bei allen seinen anderen Freunden schon zerrissen war, hatte bei ihnen standgehalten. Auch wenn es tief in seinem Herz versiegelt gewesen war, aus Schutz; in diesem Moment spürte Taichi es: Die innige Freundschaft der beiden. Sie war nicht verlaufen, nicht vergessen. Sie war immer noch präsent und erwachte nun in voller Stärke. „I HATE EVERYTHING ABOUT YOU.. WHY DO I LOVE YOU?” Das Lied schien sich langsam dem Ende zuzuneigen. Die Musik wurde leiser und Yamatos Blick veränderte sich. Auch aus dieser Entfernung konnte Taichi erkennen, wie der Ausdruck seines Freundes trauriger wurde. „You hate everything about me.. do you love me?” Die Musik verklang, zu hören war nur noch das Kreischen der Menschenmasse. Ein leises Räuspern ertönte neben Taichi, doch es war ihm noch nicht möglich, seinen Blick von dem Blonden abzuwenden. „Verstehen Sie nun, was ich gemeint habe, Yagami-san? Yamato redet so oft von Ihnen.“ Der unbekannte Mann von vorhin sprach wieder zu ihm. Die Freundlichkeit in seiner Stimme schien sich in wachsende Begeisterung zu verwandeln. Doch Taichi fühlte sich noch nicht im Stande irgendetwas Sinnvolles zu sagen. Immer noch hallte das Lied in seinen Gedanken nach, der letzte Satz, den Yamato mit so viel Betrübnis in der Stimme gesungen hatte. Do you love me? Den alten Mann schien es nicht zu stören, von dem Braunhaarigen ignoriert zu werden, denn er sprach munter weiter: „Nun, Yagami-san. Sie sind doch sicher nicht ohne Grund hier, oder?“ Nein, ohne Grund war er nicht gekommen, dass wusste er. Doch dieses Lied fesselte seine Gedanken immer noch so unmenschlich und lies sie sich nicht ordentlich entfalten, als dass er vernünftig hätte nachdenken können. Langsam schaute er den fröhlichen Mann vor sich an, Yamato hatte die Bühne verlassen, deshalb war es Taichi leichter gefallen, seinen Blick irgendwo anders hin zu richten. Doch in seinen Gedanken sah er immer noch Yamato vor sich. Das Bild des blonden DigiRitters von früher und von heute auf der Bühne. „Kann… kann ich mit ihm sprechen?“, fragte er nun endlich das, was sein Verstand schon die ganze Zeit über wollte. „Natürlich. Bitte folgen Sie mir.“ Sein Gegenüber schien nur auf diese Frage gewartet zu haben und schritt sofort zum Backstagebereich, Taichi ihm langsam folgend. Wieder kam die Aufregung in ihm hoch. Wie würde Yamato nun auf ihn reagieren? Dieses Lied hatte die Situation komplett verändert, wusste der blonde Sänger ja gar nicht, das Taichi es nun gehört hatte, dabei gewesen war, als dieser es so bedingungslos gesungen hatte. Gedankenversunken stand der Braunhaarige nun in einem kleinen, nur schwach erhellten Raum. Allein. Der immer noch unbekannte Mann hatte ihn gebeten, hier zu warten, er würde Yamato nun holen, damit sie allein und ungestört sein konnten. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gesetzt und schien mit jeder Minute zu wachsen. Taichi konnte so viel schlucken wie er wollte, doch er blieb demonstrativ stecken. Würde er denn gleich überhaupt noch ein Wort heraus bekommen? Früher war es nie ein Problem gewesen, mit Yamato zu reden, zu diskutieren, zu streiten. Ihn einfach nur anzuschauen. Doch nun waren Veränderungen geschehen, die in ihm eine große Aufregung verursachten. Mal wieder schien die Zeit gut als Übeltäter zu fungieren. Doch bevor er wieder seinen Erinnerungen verfiel, hörte er, wie draußen die Stimmen lauter wurden. Der Mann von vorhin schien mit Yamato zu reden, doch soviel Taichi durch die Tür verstand, schien er ihm nicht zu sagen, wer hier auf ihn wartete. Er bezeichnete Taichi als eine Art ‚Überraschung’. Die Tür wurde schlagartig geöffnet und Yamato blieb wie angewurzelt vor ihm stehen. Blaue Augen schauten Taichi mit Entsetzten an. to be continued Kapitel 3: Part III ------------------- Part III [Ishida Yamato centric] Sein erstes Konzert wieder hier in Japan, seiner geliebten Heimat, war ein voller Erfolg gewesen. Mit Stolz hatte er erkannt, dass nicht nur die USA gefüllt mit seinen Fans zu sein schien. Als er ausgelaugt und müde von der Bühne ging, kam ihm schon sein vor Freude breit grinsender Manager entgegen. Doch statt dem routineähnlichen Lob, das er sonst auf der Zunge hatte, eröffnete er Yamato ganz andere Dinge. „Ishida-san, ach, es ist so... kommen Sie schnell mit, ich habe eine Überraschung für Sie! Na los, beeilen Sie sich!“ Der Blonde hasste seinen Manager manchmal für dessen erdrückenden Enthusiasmus. „Was ist denn, Kagami-san?“, fragte der junge Sänger leicht gereizt. Das Einzige, was er jetzt wollte, ja wonach er sich gerade wirklich sehnte, war sein warmes, weiches Bett. Nicht nur das die Rückreise zu seinem Heimatort schon anstrengend genug gewesen war, er musste natürlich an seinem ersten Abend direkt ein Eröffnungs-Konzert geben. Und jetzt musste er sich auch noch so etwas kindischem wie Überraschungen widmen. Dabei hasste er solche Dinge. Entnervt folgte er seinem Manager in Richtung des kleinen Aufenthaltsraumes. „Dort wartet jemand auf Sie.“ Das Strahlen in den Augen des schmächtigen Mannes vor ihm schien keineswegs schwinden zu wollen. „Was soll das, Kagami-san? Ich habe Ihnen ausdrücklich verboten, Fans hinter die Bühne zu lassen, dass wissen Sie!“, fuhr Yamato seinen Manager mit gereizter Stimme an, doch dieser schien ihm gar nicht mehr zuzuhören. „Ja ja, nun lassen Sie ihn nicht so lange warten.“ Mit diesen Worten schob Kagami ihn zur Tür und verschwand, immer noch begeistert lächelnd. Nun stand Yamato da, seine Hand berührte die kalte Klinke der Tür. Mit einem Mal fühlte er eine Nervosität in sich aufkommen, die er lange nicht mehr empfunden hatte. Das Leben auf der Bühne schien ihn diesbezüglich abgehärtet zu haben. Wer wartete bloß hinter dieser Tür, dessen Präsenz schon jetzt eine so fesselnde Wirkung auf ihn hatte? Langsam drückte Yamato die Klinke herunter, hörte, wie sich die Tür mir einem leisen Klacken öffnete. Und plötzlich sah er nur noch braune Augen. Entsetzen machte sich in ihm breit, durchflutete ihn und schien in jede Faser seines Körpers eindringen zu wollen. Pures Entsetzten. Er hatte Taichi sofort erkannt! Diese großen, klaren Augen, die braunen, stets verwuschelten Haare – er würde ihn immer und überall wieder erkennen. „Was.. was machst du denn hier?“, entwich es leise seiner Kehle. Die Frage schien genauso dumm wie wirkungslos, doch fühlte er sich nicht im Stande einen klaren Gedanken zu fassen und eine weniger klischeehafte Frage zu stellen. Die blauen Augen richteten sich fest auf seinen Gegenüber, musterten ihn unbewusst von oben bis unten, schienen jedes noch so kleine Detail der Veränderung ausfindig machen zu wollen, um es danach für immer in seinem Kopf zu speichern. Taichi hatte sich äußerlich verändert, nicht zur Unkenntlichkeit, aber dennoch ausschlaggebend. Die buschigen Haare hatten sich den Jahren nicht hingegeben, sondern waren in ihrer Standhaftigkeit dem Taichi von vor sechs Jahren immer noch gleich. Doch das schien auch das Einzige an ihm zu sein, was sich nicht verändert hatte. Er war eindeutig größer geworden, überragte nun den Blonden selbst, seine Gesichtszüge waren ausgeprägter, ernster. Hohe Wangenknochen, eine große Stirn und das nun kantige Kinn ließen ihn wesentlich erwachsener als damals aussehen und schienen den kindlichen Leichtsinn aus seinem Gemüt gestrichen zu haben. Taichi schaute zu Boden, er dachte wohl über seine Antwort nach. Als er Yamato dann wieder anschaute, öffnete der Braunhaarige kurz seinen Mund, doch, ohne das ihm ein Laut entwich, schloss er ihn wieder. Er wusste wohl auch nicht Recht, was er sagen sollte. Und so verhallte Yamatos Frage in der aufkommenden Stille. Auf eine Antwort wartend, schaute der Blonde weiter auf Taichi. Ob sein alter Freund das gesamte Konzert mit angehört hatte? Moment, das hieße dann ja auch.. Nein! Das durfte nicht sein! Nicht jetzt schon… Sicher, sein Abschlusssong jeden Konzertes war für den Braunhaarigen bestimmt und Yamato war sich auch bewusst, dass dieser ihn irgendwann hören würde. Doch das kam jetzt alles so schnell, so unverhofft, hatte sich der junge Sänger überhaupt nicht darauf vorbereiten können. Ein leises „Uhm...“ unterbrach seinen Gedankenverlauf. Taichi schien wohl seine Stimme wiedererlangt zu haben. „Yamato… ich…“ Doch der Braunhaarige stockte erneut. War es so schwer für zwei junge Männer in ihrem Alter ein Gespräch aufzubauen? Aber dem Blonden selbst viel jetzt auch nichts ein, was er hätte sagen können, zu sehr war er aufgewühlt von Emotionen. Die Nachwirkungen seines Konzertes und das Adrenalin kochten noch in seinem Blut, vermischten sich mit der drückenden Müdigkeit und ergaben eine paradoxe Mischung aus Tatendrang und Lethargie. Dazu kam sein Herz, das wohl den Drang bekommen hatte, immer lauter und schneller zu pochen. Langsam aber sicher registrierte der Blonde, das wirklich Taichi vor ihm stand. Kam ihm der Braunhaarige vorhin noch eher wie eine Erscheinung vor, so traf ihn nun langsam die Erkenntnis. Yagami Taichi, chaotischer Anführer der damaligen DigiRitter und sein… ja, was waren sie damals denn? War ihre Freundschaft schon so tiefgründig gewesen, das er ihn als besten Freund bezeichnen durfte? Doch bevor er nun dem intensiven Nachdenken verfiel, startete Taichi einen neuen Gesprächsversuch: „Du… hast doch sicher auch dieses Dunkle gespürt… oder? Koushirou und ich suchen im Moment nach den Anderen... den anderen DigiRittern... und... und da bin ich hier auf dich gestoßen...“ Ein leichtes Stocken zierte hin und wieder die Stimme des Braunhaarigen. Das war also die Erklärung für sein unangemeldetes Auftauchen. Wäre wenigstens schon einmal eine der Fragen, die Yamatos Kopf vernebelten, beantwortet. Der Blonde erinnerte sich, dass er mitten in seinem Konzert wirklich irgendetwas derartiges wie Dunkelheit empfunden hatte. Doch zu sehr aufgewühlt mit Emotionen, die ein solches Konzert mit sich brachte, hatte er das fremde und doch irgendwie so vertraute Gefühl nicht richtig einordnen können. „Aha…“, entwich es unsanft trocken seiner Kehle. Hatte er sich jetzt einen anderen Grund erhofft? Vielleicht einen mehr… freundschaftlichen Drang, den Taichi gehabt haben könnte? Yamato spürte, wie sich eine leichte Welle der Enttäuschung in seinem Körper breit machte. Da sahen sich die alten Freunde schon mehr oder weniger zufällig wieder und dann hatte all das einen solchen Grund? So zu denken war aber auch nicht richtig. In der DigiWelt passierte etwas, wenn er das alles richtig sah, schienen sie bald wieder die dortigen Konflikte lösen zu müssen. Sollte man sich jetzt nicht eher darum Gedanken machen? Hatten die aufkommenden Probleme in der DigiWelt nicht höchste Priorität verdient? Sieben Jahre war es nun her, seit sie wieder nach Hause zurückgekehrt waren, sich allen damaligen Feinden gestellt und gesiegt hatten. Sieben Jahre in denen Yamato sein Leben endlich wieder unter Kontrolle bekommen hatte. Und jetzt ging alles wieder von vorne los…? Das… das war gerade zu viel auf einmal. Zu viele Gedanken, zu viele Fragen, zu viele Erinnerungen. Erst tauchte Taichi nach all den Jahren so unverhofft auf, erweckte mit seiner plötzlichen Anwesenheit einen Haufen Gefühle in dem Blonden… und dann hieß es plötzlich, sie müssten wieder in die DigiWelt. Taichi hatte es zwar nicht laut ausgesprochen, doch es war klar, was es hieß, wenn sie ‚die Anderen’ suchen, wenn sie von ‚Dunkelheit’ sprachen. Von der Dunkelheit. „Ich… also…“, fing Taichi wieder an, doch er wusste wohl auch nicht mehr, was er noch hätte sagen sollen. Für beide schien diese Situation sehr schwer zu sein, schließlich hatten sie sich Jahre lang nicht gesehen. Und anstelle einer harmonischen Zusammenkunft war ihr Treffen jetzt so plötzlich, so unverhofft zustande gekommen. Keiner der beiden hatte sich auf den Anderen vorbereiten können. Yamato spürte, wie er allmählich den Drang bekam, hier heraus zu kommen. Die drückenden Gedanken schienen sich jetzt auf seine Umgebung zu projizieren, er fühlte sich langsam aber sicher in diesem kleinen Raum eingeengt. Sehnsucht nach frischer Luft überkam ihn; vielleicht könnte er dann auch klarere Gedanken fassen. „Okay, Taichi. Also… ich geh dann jetzt eben mal… rüber zu meinem Manager und der Band… und sag ihnen bescheid… und dann, dann hol ich mein DigiVice noch kurz und dann können wir auch schon... auch schon losgehen. Warte einfach draußen am Hinterausgang auf mich“, sprach der Blonde mit eigenartig verzerrter Stimme. Er war froh, wenigstens noch halbwegs vernünftige Sätze auf die Reihe bekommen zu haben. Taichi nickte bloß kurz und schaute ihn mit einem, für den Blonden undefinierbaren Blick an. Aber Yamato fühlte sich gerade sowieso nicht im Stande dazu, irgendwelche Ausdrücke seines Gegenübers zu interpretieren. Damals hatte er es ständig gemacht, somit fast immer gewusst, wie sich Taichi gerade gefühlt hatte. Aber jetzt war Yamato selbst viel zu verwirrt und überfordert mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Es fiel ihm schwer seinen Blick von Taichi abzuwenden, er hatte irgendwie Angst, dass dieser plötzlich wieder verschwinden würde… oder gar nicht da gewesen war. Aber er musste sich jetzt zusammenreißen, sich irgendwie wieder unter Kontrolle bekommen. Schließlich wollte er seiner Band und Kagami nicht so begegnen. Diese Seite von ihm sollten sie gar nicht erst kennen lernen. Seine Band hatte ihn zwar etwas verwundert angeschaut, aber er hatte nur abgewinkt, mit der Erklärung, dass er einfach total müde sei und nur noch ins Bett wolle. Das hatten sie zum Glück so hingenommen und nicht weiter gefragt. Als er auf dem Weg zum Hinterausgang war, beschlich ihn wieder dieses mulmige Gefühl, weil er Taichi vorhin einfach so zurückgelassen hatte. Sein Verstand sagte ihm zwar ausdrücklich, dass der Braunhaarige nicht abhauen würde, schließlich war er nicht ohne Anliegen gekommen. Aber irgendwo tief in seinem Inneren konnte er die Angst nicht verdrängen… sie hatten sich einfach schon lange nicht mehr gesehen. Langsam machte die Verwunderung der Enttäuschung Platz. Wieso musste denn ihr erstes Treffen nach so langer Zeit gerade so verlaufen sein? Hätten sie sich nicht in den Arm nehmen können, darüber freuend, dass sie sich endlich wieder gesehen hatten? Stattdessen hatte keiner von beiden genau gewusst, was er sagen sollte… hatte keinen Schritt auf den Anderen zugemacht. Würde das jetzt die ganze Zeit so weitergehen…? to be continued Kapitel 4: Part IV ------------------ Part IV [Takenouchi Sora centric] Nachts schien der Stadtteil Taito-ku noch schmutziger zu werden. Was am Tag noch durch Licht und Sonne hätte verschönert – erleuchtet – werden können, verlor in der Dunkelheit nun völlig seinen Glanz. Doch nicht nur Straßen und Gegenstände passierten diese Wandlung, nein, nachts veränderten sich auch die Menschen, die hier lebten. So auch Takenouchi Sora. Ein letztes Mal zog sie noch an ihrer Zigarette, inhalierte den wohltuenden Qualm und stieß ihn mit einem leichten Seufzen wieder aus. Ihre vorerst letzte Zigarette landete auf dem, durch Nässe ganz aufgeweichtem Boden. Nicht mal für das Rauchen würde sie jetzt noch Geld haben. Die orangefarbenen, kurzen Haare wurden in einer automatischen Bewegung hinter die Ohren gestrichen und der kurze Rock weiter runter gezogen. Sie sollte langsam den Weg nach Hause beginnen, sonst könnte es noch ungemütlich werden. „Sora-chaaaaan~“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Es wurde ungemütlich. Aber Sora war auf solche Momente gefasst, hieß es doch jetzt nicht zurückschauen, ignorieren und einfach weitergehen. Und gegebenenfalls auf ein Wunder hoffen. Innerlich verkrampfte sich die Achtzehnjährige, versuchte aber nach Außen hin ihren ruhigen Schein zu bewahren. „Ah, Sora-chan, du musst nich’ so tun, als würdeste’ mich nich’ bemerken, Liebes.“ Er war eindeutig betrunken. Keine Seltenheit für ihn, vor allem nicht um diese Uhrzeit. Ein Fehler wäre es, stehen zubleiben und sich ihm zuzuwenden; aber ein noch viel größerer, jetzt weiterzugehen. Diesem Zwiespalt erlag die junge Frau oft, und jedes Mal war es zum Vorteil für ihn ausgefallen. Und zum Nachteil für sie, wobei sie an die immer wiederkehrenden Folgen gar nicht denken wollte. Doch Weglaufen hatte noch nie etwas gebracht. „Kurosagi-san, was führt dich zu mir?“ Die Stimme versucht fest klingen zu lassen, wandte sie sich missmutig zu ihrem Nachfolger um. Ein abschätzender Blick wurde von ihrem Gegenüber erhalten, ebenso wie ein rasches Lecken über die dreckigen, gerissenen Lippen. „Sora-chan, anmutig wie immer, huh?“, säuselte Kurosagi und trat immer näher an die junge Frau heran, die Hände aneinander reibend. In seinen Augen begann sich ein Glimmern zu bilden, welches sich zum Funkeln widerlicher Erregung entwickelte. Sie wusste, dass er wollte. Und er wusste, dass sie keine Chance hatte, sich zu wehren. „Ich hab heut wirklich keine Zeit mehr, dass musst du verstehen...“ Der feste Ton schwand stetig, entwickelte sich zu leichtem, ungehörtem Flehen. Aber Betrunkene verstanden nichts; und er erst recht nicht. Den letzten Abstand überwindend, schritt ihr Gegenüber schnell und zielstrebig zu ihr, erhob die Hand, fasste die ihre, bevor sie sich ihm entwinden konnte und hielt sie an sich. „Kurosagi, bitte...“ Das Flehen wurde lauter, sowohl in ihrem Herz, als auch in ihrer Stimme. Sora bekam Angst, auch wenn diese Prozedur fast zur Routine geworden war. Ihr Körper verkrampfte sich, sie versuchte sich zu wehren, aber er war wie immer stärker. Die gewohnte Erkenntnis durchfuhr sie. Er würde eh wieder bekommen, was er wollte. Wieder und wieder. Und doch konnte sie sich ihm nicht hingeben, konnte ihr dreckiges Leben nicht akzeptieren. „Maan~, jetzt zier’ dich nich’ so, Kleines. Du machs’es doch auch für Geld, also wieso nich’ zwischendurch mal umsonst, huh?“, lallte Kurosagi in ihr Ohr und erweckte damit einen weiteren unwohlen Schauer in der Orangehaarigen. Sein Griff um ihre Hand wurde fester, sein Körper kam näher. Sie schrie auf. „Lass mich los, verdammt!“ Ihre freie Hand drückte gegen seine Brust und ihr Knie versuchte seine empfindliche Stelle zu treffen. Doch er ließ sich das nicht lang gefallen, schien allmälig genug von ihrer stupiden Gegenwehr zu haben. Auch seine Stimme wurde lauter. „Jetz’ hör aber mal auf, du dreck’ges Stück, ey. Immer wieder dasselbe!“ Genervt wurde der Ton und immer einnehmender seine Bewegungen. Soras andere Hand wurde auch ergriffen, die nächste Wand anvisiert und die junge Frau langsam dagegen geschoben, sodass wirklich jeglicher Fluchtweg abgeschnitten war. Sie wusste, das sie bald nicht mehr die Kraft zum Wehren hatte, bald würde ihr Körper ganz von allein aufgeben. Nur in ihrem Kopf würde es schmerzhaft rebellieren, die ganze Zeit lang, in der Kurosagi die Kontrolle über sie hätte. Sein Gesicht war nur noch eine Haaresbreite von ihrem entfernt, sein Atem legte sich auf ihre Züge und ihr wurde übel von seinem Gestank. Zigaretten, Alkohol, ein widerliche Kombination aus beidem, die seinen Mundgeruch ergab. Er schien zu merken, dass ihr Körper schlaffer wurde, hielt sie nur noch mit einer Hand fest, während er seine andere über ihren Körper wandern ließ. Bei jeder Berührung zuckte sie innerlich zusammen, verkrampfte sich so stark, das sie nur noch schwer Luft bekam. In ihrem Magen rebellierte es, sie würgte leicht. Am liebsten hätte sie sich jetzt übergeben, ihm gezeigt, wie sehr sie abgetan von dieser Situation, von ihm war. Doch sie hatte zu lange nichts mehr gegessen, ihr Magen war leer. So leer, dass sie sich wünschte, in ihrem Kopf sähe es genauso aus. Doch die Gedanken konnte sie nicht ausspucken, nicht vertreiben, nicht löschen. Die Gedanken würden bleiben, so sehr sie sich auch Schlaf oder Ohnmacht wünschte in diesem Moment. Ganz von allein kam diese Vorstellung. Es war eine Phantasie, auf die sie nur gewartet hatte, die vielleicht nicht half, aber es ihr dennoch einfacher machte, mit Kurosagi umzugehen. Jemand würde kommen, sie retten. Sich um sie kümmern. Ja, sie war auch nur eine Frau, die sich wünschte, jemanden kennen zulernen, der sie lieben würde. Der sie verehren würde. Nicht so wie Kurosagi, nicht so wie die Anderen, für die sie nur Mittel zum Zweck war. Aber mit jeder dieser Phantasie kamen auch andere Gedanken. Fragen, die wehtaten. Natürlich fragte sie sich oft, wie das alles bloß so weit kommen konnte. Wie sie vom glücklichen Teenager zu so einer verkommenen, benutzten Gestalt werden konnte. Die Fragen brannten auf ihrer Haut, wie die Hände Kurosagis, die rasch und fest unter ihr knappes Shirt wanderten. Wieso das alles…? Eine Träne stahl sich aus ihrem Auge, lief die erhitze Wange entlang und verschwand irgendwo in ihren Haaren, die strubbelig auf ihre Schultern fielen. Der einen folgten gleich mehrere, als ob Tränen sich nur in Rudeln fortbewegen konnten, nicht im Stande waren, allein ihren Weg gehen zu können. Wie schwach sie doch waren. Wie rau Kurosagis Hand. Sein Mund wanderte ihren Hals entlang, hinterließ nasse Spuren, die sich mit ihren Tränen vermischten. Anfangs hatte sie sich geschämt, zu weinen, aber jetzt war es ihr gleich. Ihm scheinbar auch. Ihre Augen schlossen sich verzweifelt, ihr Körper zeigte keine Gegenwehr mehr. Und mit jeder weiteren, schmerzenden Berührung wurde ihr Verstand benebelter. Ein Glück. War es eigentlich kalt gewesen? „Hey! Hey, was soll das? Lass gefälligst deine Finger von der Frau!“ Ja, es war kalt… bevor sie Kurosagis heißen Atem auf ihrem Körper gespürt hatte. „Lass sie sofort los, hab ich gesagt!“ Ein Ruck, ein Ziehen. Da war die Kälte wieder. „Was willste’, Kleiner?! Was soll’n der Mist?“ Kurosagi hörte sich sehr wütend an. Das war nicht gut. Dann tat es immer noch mehr weh. Aber irgendwas war anders, der heiße Körper war weg. Sie vernahm Geräusche, die nicht zu ihrer Situation passten. Ein Faustschlag, ein Aufschreien ihres Peinigers. „Fass sie bloß nicht noch mal mit deinen dreckigen Fingern an!“ Eine fremde Stimme. Noch ein Schlag. „Hast du mich verstanden?!“ Die Stimme hörte sich gar nicht so fremd an. Doch Sora konnte die Augen nicht öffnen, ihre Tränen und ihre Angst hatten sie zugeklebt. „Woah, was bist’en für’n Irrer! Lass mich los!“ Kurosagis Stimme nahm einen… zweifelnden Unterton an? Was war hier los? Sie musste es wissen, auch wenn die Angst noch permanent durch ihre Venen floss. Nachdem sie einen weiteren Schlag vernahm, zwang sie ihren Augen, sich langsam zu öffnen. Das erste was sie sah, war Kurosagis blutige Nase. Sensationslüstern, wie der Mensch nun mal war, fielen ihm Blut, Gewalt und Tod am schnellsten auf. Ganz automatisch. Dann der wütende, zugleich ängstliche Blick. Sie folgte diesem und landete bei einer fremden Gestalt. Ihr musste die Stimme gehören, die sie zuvor gehört hatte. Noch bevor sie irgendetwas von sich geben konnte, schien der Neuankömmling zum letzten Schlag auszuholen, traf Kurosagi hart im Magen. Darauf hörte man nur fiese Würgegeräusche und er fiel auf die Knie. Der Fremde drehte sich um und war mit einem Mal bei ihr. „Oh Gott, Sora. Ist alles in Ordnung mit dir? Was hat er dir bloß angetan?“ Die Stimme, die gerade noch hasserfüllt zu Kurosagi gesprochen hatte, war mit einem Mal ganz sanft und führsorglich geworden. Verwirrt über diesen plötzlichen Wandel konnte die junge Frau erst einmal nur perplex ihr Gegenüber anstarren. Dieser legte vorsichtig die Arme um sie, wurde aber sofort von ihr weggestoßen. „Fass mich nicht an!“, war ihr schneller rausgerückt, als sie auch nur über irgendetwas Weiteres nachdenken konnte. „Sora, ganz ruhig, ich tu dir doch nichts! Ich bin es, Taichi. Erinnerst du dich nicht? Taichi Yagami.“ Die Formulierung des Schlages ins Gesicht kam dem Gefühl ganz nah, das Sora verspürte, als sie den Namen ihres Gegenübers aufnahm, verarbeitete und schlussendlich auch realisierte. „Tai.. chi...?“ Ihre Stimme war ganz brüchig und leise, viel kraftloser als vorhin noch, als sie ihn weggeschubst hatte. Soras Kopf, ihre Gedanken, ihr Verstand, alles wollte diesen Namen gar nicht verarbeiten. Konnte es irgendwo nicht, weil der junge Mann vor ihr so plötzlich aufgetaucht war. Ganz unerwartet, aber doch sehr willkommen, musste sie sich eingestehen. Er kam langsam wieder näher, hob erneut die Hände. „Jaah, Taichi. Ich tu dir wirklich nichts, vertrau mir“, entgegnete er ihr abermals, die Sanftmut in seiner Stimme schien von Wort zu Wort stärker zu werden. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper, als er sie berührte. Doch es war so anders, als bei Kurosagi. Er fasste sie nur kurz an, streifte nur flüchtig mit den Händen ihre kalten Arme, als er ihr seine Jacke um die Schultern legte. „Shhhh, beruhige dich erstmal.“ Und diese Worte halfen, auch wenn sie oft in solchen Situationen nichts bewirkten. Sora machte diese Prozedur ja nicht zum ersten Mal durch. Doch normalerweise lief es anders, normalerweise ließ sie Kurosagi sein Werk zu Ende bringen und machte sich dann beschmutzt und zitternd auf den Heimweg. Aber diesmal hatte jemand diese Routine unterbrochen, war eingeschritten. Aber war es wirklich Taichi, der gerade vor ihr stand? Der Taichi, damaliger Anführer ihrer kleinen Gruppe? Der Hitzköpfige, übermütige, aber so treue Taichi Yagami? Erst als sie ihren Blick wieder aufrichtete, bemerkte sie, dass sie ihn auf den Boden gerichtet hatte. Taichi wurde aus Tränenverschmierten Augen angeschaut. Ihr Mund öffnete sich, doch bevor sie nur den Ansatz eines Wortes machen konnte, wurde ihr leicht ein Finger auf diesen gedrückt. Taichi schüttelte lächelnd den Kopf. „Sag jetzt nichts“ Und dann spürte sie die Wärme wieder, fühlte das feste Drücken einer Umarmung. Ihr Körper entkrampfte sich langsam, gab wieder einen Kontrast zu ihren Gedanken, welche gerade wild durcheinander tobten. Doch auch ihr Verstand wollte ruhiger werden, entspannte sich auf seine eigene Art und Weise. Nun nicht mehr ganz so zitternd, hob auch sie ihre Arme, schlang sie um den warmen Körper vor sich und ließ ihren Tränen einfach nur freien Lauf. to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)