Summer Wine von abgemeldet ================================================================================ Teil 2 ------ In der S-Bahn war es um diese Zeit leer. Es war eh die vorletzte, halb elf war es jetzt schon, wir hatten ganz schön lange zusammengesessen und auch eine Zeit gebraucht um wieder aus dem Flughafengebäude herauszufinden. Dort konnte man sich leicht verlaufen. War mir schon mal passiert, als ich mit meiner Tante meine Cousine aus Amerika wieder zum Flieger brachte, haben wir uns total verlaufen und mussten uns zum Ausgang durchfragen, ich glaub wir haben vier oder fünf Stunden gebraucht bis wir wieder draußen waren. Ach wie schön ist so eine leere S- Bahn... keiner der einen blöd anquatscht und schon gar keine Fans die Orli auf die Pelle rücken konnten. Gar keine? Na ja, ich hoffte es mal, denn weiter vorne saßen ein paar Mädchen ungefähr in meinem Alter, aber die waren mit Ohrstöpseln und Glamour – Magazin so abgelenkt dass sie nichts anderes mehr um sich herum registrierten... ich sah noch mal genauer hin. Ach du Scheiße, da saß Tina! Ich geriet in Panik. „Verhalt dich ganz unauffällig und sag keinen Ton, ja?“ Flüsterte ich zu Orli. Der sah mich ein bisschen verwirrt an, und ich deutete mit dem Kopf auf die Person sechs Sitzreihen weiter. „Das ist Tina, einer deiner Fans denen du lieber nicht begegnen wolltest... die dümmliche kleine Barbiepuppe aus unsrer Klasse... war wohl doch auf Promijagd und wir haben sie nicht bemerkt... Scheiße!“ Doch Tina rührte sich zum Glück nicht von der Stelle und stieg an der nächsten Haltestelle aus, nachdem wir sie bemerkt hatten und ohne uns zu bemerken... Erleichtert atmeten wir auf. „Jetzt darfst du wieder was sagen, sie ist weg.“ Weg war sie schon, aber gesehen hatte sie uns dennoch durch die Scheibe der S-Bahn... Scheiße... verdammter verfluchter Mist, jetzt würde das am Montag die ganze Schule erfahren, denn Mandy war auch dabei und dass zwei Leute Ähnlichkeit mit uns hatten war ja wohl kaum möglich. Oje, und mein Handy piepte, sie würde mir garantiert drohen, mich mit irgendwas erpressen oder Orli... Hey Süße, wart ihr das grade in der S-Bahn? Ich meinte, dich, Mandy und einen gewissen Jemand gerade gesehen zu haben... Ich schluckte, na ja dumm genug war sie ja dass man ihr eine Lüge auftischen konnte. Ich schrieb ganz frech zurück: Ich hoffe dir ist klar dass du mich grade aus der Badewanne geworfen hast! Wer auch immer das war den du da gesehen hast, ich kann’s nicht gewesen sein und Mandy auch nicht. Denn ich sitze hier genüsslich in der Wanne, Mandy unten vor dem Fernseher, weißt doch dass sie heute nach der Schule bei mir war. Also hör auf dir was einzubilden und lass mich endlich in Frieden bloß weil ich dieses blöde Interview gemacht habe!! So, das musste sie jetzt schlucken. Ich grinste Orli an und gab ihm das Handy mit meiner sms. Der grinste auch schelmisch. „Hast du gut gemacht. Wenn die wirklich so doof ist wie du sagst dann kauft sie dir das glatt ab.“ Schon piepte mein Handy ein weiteres Mal. Ich trau dir zwar immer noch nicht ganz über den Weg aber beim Baden werd ich dich nicht weiter stören, aber mach dich auf ein paar Fragen gefasst wenn du am Montag zurück in die Schule kommst! Ich warf mich nach hinten in den Sitz. Na das mochte ja was werden, die würde mich bis auf den letzten Buchstaben ausquetschen, aber aus mir würde sie nichts herauskriegen, ich würde meiner Mutter einbläuen, ihr zu sagen dass ich um diese Zeit zu Hause in der Wanne saß und danach mit Mandy noch ein paar Filme geschaut habe. Die S-Bahn hielt an, wir mussten umsteigen. Wieder das alte Rennen mit der Tarnung. Auch hier bemerkte uns niemand. Wir fuhren mit der S25 weiter Richtung Süden. Endlich zu Hause angekommen, klingelte ich erst mal vorsichtig an der Tür, Orli hielten wir noch versteckt unten im Gebüsch damit meine Mom nicht jetzt schon einen Herzinfarkt bekam, ich musste ihn erst ankündigen... „Wieso klingelst du, du hast doch einen Schlüssel...“ – „Das schon, aber ich wollte, dass du’s vorher weißt, wär womöglich ein Schock für dich sonst...“ – „Sag bloß...“ Sie stellte sich auf Zehenspitzen und sah über meine Schulter hinweg runter in die Büsche, wo Mandy und Orlando standen. „Bitte keinen Schock kriegen Mom und ganz ruhig bleiben. Er’s ein Mensch wie jeder andre auch und wird dich nicht beißen.“ Meine Mom musste lachen. „Na also hör mal ich bin doch kein fanatischer Teenager mehr! Kommt ruhig rauf, ich werd nicht umfallen! Muss doch meinen zukünftigen Schwiegersohn begutachten!“ Ich musste lachen. „Mom!“ und gab ihr einen Knuff in die Seite. „Hey! Was denn, glaubst du etwa das wird nix Festes mit euch?“ Dazu hüllte ich mich in Schweigen. Nun kamen Mandy und Orlando die Treppe herauf und ich konnte sehen wie die Augen meiner Mutter zu leuchten anfingen, wie die eines kleinen Kindes das zu Weihnachten sein Lieblingsspielzeug geschenkt bekommt. „So so, man hört ja allerhand von dir... Marie hat mir schon einiges erzählt...“ Sie musterte ihn von oben bis unten. Orli war das sichtlich unangenehm, aber er ließ es über sich ergehen. „Nicht übel, wirklich nicht übel, ich muss schon sagen... wär ich ein paar Jahre jünger...“ Ich knuffte meine Mutter noch mal. „Schlag dir das aus dem Kopf, Mandy hat heut auch schon versucht, ihn mir auszuspannen.“ Sie grinste. „Aber kommt doch rein in die gute Stube, ihr friert euch ja einen ab!“ Tatsächlich hatte es draußen nur fünf Grad, ich hatte eben gerade auf den Thermometer gesehen, der unter der Hauslampe hing. Drinnen war es schön warm, Mom hatte die Heizung aufgedreht. „Wieso bist du eigentlich noch so spät wach, is doch sonst nicht deine Art...“ Fragte ich, während ich meine Jacke an die Garderobe hängte. Ich nahm Orli die seine auch ab und hängte sie dazu. Mom zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht, hatte so ein Gefühl dass es bei euch heute später werden würde... und behielt recht.“ Sie strahlte immer noch bei Orlandos Anblick. Man konnte sehen, wie sehr sie sich im Zaum halten musste. „Und du, bleibst wohl übernacht hier wenn ich richtig vermute.“ Orli entwischte nun ein kleines Grinsen. Nanu, erst so frech und nun so stumm? Ich knuffte ihn in die Seite. „Hey, meine Mom beißt nicht, sie ist auch bloß ein Fan...“ Ich hatte ganz vergessen zu erwähnen wie schön Orli dumm gucken kann... Ich musste jedes Mal lachen wenn er eine seiner Mienen zog. Einfach süß! „Na ja, ich bleib natürlich nur wenn ihr nix dagegen habt...“ – „Ganz im Gegenteil...“ Grinste meine Mom. „Wo is eigentlich der Rest des Haufens, Johnny und Co?“ Ich wusste dass das kommen würde. „Die sind schon wieder drüben in Amerika und gönnen sich erst mal ein paar Tage Ruhe... ah verstehe!“ Er grinste schelmisch zu meiner Mom hinüber, er hatte gecheckt dass sie auf Johnny stand. „Ich kann ihn ja mal bitten rüberzukommen ...“ Jetzt wurde meine Mom rot und sah verlegen zu Boden. Hehe, haben wir dich erwischt. Nachher gingen wir rauf in mein Zimmer... ach herrje, ich hatte ja ganz vergessen dass wir es heute Nachmittag noch mit Orlando – Postern vollgekleistert hatten... „Bitte lass die Augen zu, ja?“ Bettelte ich. Er betrat mein Zimmer aber trotzdem mit offenen Augen und musste sich ein bisschen unter dem Türrahmen ducken, genau wie ich, denn dieses Haus war schon ein bisschen älter und eigentlich für kleinere Leute als mich gebaut... Orli musste erst einmal lachen, als er meine Bude sah. „Oje, wie hast du die denn so schnell zusammengesammelt?“ Ich schämte mich trotzdem, auch wenn es ihm nichts auszumachen schien. „Ich hatte vor Jahren schon mal so nen Anfall, als der Herr der Ringe rauskam, danach landeten die alle wieder im Schreibtisch und heute Nachmittag bin ich auf die Idee gekommen, sie wieder auszupacken... werd sie aber alsbald wieder runternehmen solange du hier bist, versprochen!“ Er reagierte aber ganz gelassen und ließ sich erst einmal auf meinem Bett nieder, nicht ohne vorher die Matratze zu testen. „Lass dir nur Zeit, mich stört das nicht weiter. Ich mag gute Fotos. Hast ja die Besten rausgesucht, gibt auch ganz miserable, zum Beispiel die ganzen Paparazzifotos... die ham echt keine Ahnung von Fotografie.“ – „Stimmt ja, du bist ja Hobbyfotograf. Du, dann müssen wir mal in den englischen Garten und den Tierpark gehen, da kannst du dir tolle Motive aussuchen.“ – „Oh ja, immer doch.. ich muss mich nur gut genug verkleiden. Man is das blöd wenn man überall erkannt wird... hey!“ Schon lag er flach, ich war zu ihm aufs Bett gekrochen und kraulte ihn ein bisschen. Wie eine Katze. „Ich werd mich dann mal auf den Weg machen, meine Mom macht sich bestimmt schon Sorgen..“ Machte sich Mandy dann bemerkbar – oje die hatte ich ganz vergessen. „Ach herrje, sorry Mandy ich hatte dich ganz vergessen über diesen Lümmel hier...“ Ich stand auf und umarmte sie zum Abschied. „Dann bis Montag und pass auf unser Tinchen auf, damit ihr ja nix rausrutscht ja, und wenn, erzähl es sofort mir!“ – „Mach ich, also macht’s gut ihr zwei, und schön brav sein, ja?“ Sie zwinkerte mir zu und verließ das Zimmer. Ich warf mich zurück aufs Bett zu Orli. Sollte ich schon wieder...? Nein, heute nicht. Wir kuschelten uns eng aneinander und irgendwie mussten wir wohl eingeschlafen sein, denn ich wachte durch einen warmen Sonnenstrahl in meinem Gesicht auf – von Orlando keine Spur. Ich sah mich um. Wo steckte der Lümmel schon wieder?? Ich hörte die Klospülung, und mir wurde alles klar. Frisch geduscht und wie aus dem Ei gepellt kam er herein, allein bei seinem Anblick fiel ich schon fast wieder in Ohnmacht. Wie zum Teufel konnte man nur so gut aussehen?? „Sag mal hast du deine Seele an den Teufel verkauft?“ – „Wieso?“ Fragte er, während er sich wie ein Raubtier an mich heranpirschte. „Weil dein Anblick mich ganz irre macht...“ – „Vielleicht...“ grinste er frech. Na ja, nun passierte es halt am Vormittag, auch egal... noch schöner als das letzte mal – ich könnt es jeden Tag tun... Wie schade, dass mein Bett so quietscht, meine Mom hatte es (leider) gehört und empfing uns mit einem breiten Grinsen. „Marie, du verdammter Glückspilz... kommt, es gibt Essen, ihr müsst doch am Verhungern sein!“ Den Satz kannte ich doch irgendwoher... „Der is geklaut!“ Gab ich zurück. „Kann schon sein.“ Wir hauten kräftig rein, ich hatte wirklich großen Hunger und seit glaub ich drei Tagen nichts richtiges mehr gegessen, ich hatte nur von Luft und Liebe gelebt. Eigentlich hatte ich auch jetzt noch keinen richtigen Appetit nach meiner Verausgabung oben mit Orlando... *feix* Ich täuschte meinen Riesen – Appetit also nur vor. Immer wieder musste ich zu ihm rübersehen, ich konnte meine Augen heute einfach nicht von Orlando abwenden... Jetzt sah er ziemlich wild aus nach unserm kleinen Abenteuer da oben, aber das machte ihn nur noch ansehnlicher, ich hätte ihn am liebsten gepackt und irgendwo in der nächsten Ecke weitergemacht oder auf dem Küchentisch. Vielleicht später, aber für jetzt war erst mal genug. Meine Mom hätte sich sicher daran erfreut. Danach wär sie auch noch auf Orli losgegangen, nein, das wollten wir nicht haben. Lieber schön versteckt im Schlafzimmer *hehe* Ich musste sehen dass ich fertig wurde mit Essen, denn lange konnte ich mich nicht mehr halten, dann würde ich erneut über ihn herfallen... Auch Orlando zog mich mit seinen Blicken schon wieder aus und beeilte sich ebenfalls mit essen. Meine Mom lehnte hinten in der Ecke und grinste sich eins. Wir stellten noch eben schnell die Teller in die Spüle – auch da konnte er schon die Finger nicht von mir lassen und ich meine nicht von ihm... – und machten uns dann schleunigst auf den Weg nach oben, bald konnten wir uns nicht mehr halten... „Na wenn das den ganzen Tag so weitergeht dann gute Nacht...“ seufzte ich erschöpft, nachdem wir uns „abreagiert“ hatten. „Wieso, ich glaub du hättest nichts dagegen...“ sagte Orli und begann wieder, mich zu küssen... Ich weiß nicht, aber ich glaub das ging noch ein paar Stunden so, bis es langsam dämmerte. Wir hatten tatsächlich den ganzen Tag nur im „Bett“ verbracht... Solche Tage wollte ich öfter haben. Ich liebte es einfach, ihm ewig lange in die Augen zu schauen bis mir ganz schwindelig wurde. Irgendwann klingelte aber mein Handy vorne auf dem Schreibtisch... wiederwillig und Orlandos Hand nicht loslassend stand ich auf und streckte mich nach vorne nach meinem Handy. Zurück auf dem Bett hob ich ab. „Ja?“ – „Hey Marie, hier Jazzy, sorry, ich hoff ich stör grade nicht…“ Klar störte sie! Aber andererseits auch gut dass sie uns mal abgelenkt hatte. „Nicht die Bohne... ein bisschen vielleicht...“ Ich küsste Orli, sodass man es durchs Handy auch hören konnte. „Mandy hat mir schon berichtet dass ihr ihn vom Airport abgeholt habt. Was ich sagen wollte, hast du Lust, das Interview auszuwerten? Ich hab den Schlüssel für die Redaktion gekriegt, heute ist keine Sau in der Schule, ihr könnts also auch in irgendeinem Klassenzimmer treiben nachher...“ Ich sah auf die Uhr, es war schon 16 Uhr... Aber ich stimmte trotzdem zu, nicht ohne vorher Orlando gefragt zu haben. „Was hältst du davon.“ Ich hatte mein Handy auf Lautsprecher sodass er auch mithören konnte. Der zuckte mit den Schultern. „Warum nicht, aber fall bitte nicht um, Jazzy.“ Ich konnte durch die Leitung sehen wie Jazzy der Mund offen stehen blieb, bei der Tatsache dass er ihren Namen noch wusste. Na ja gut es war auch erst zwei Tage her. „Also um halb fünf vor der Schule? Bring deine Utensilien mit...“ – „Wird gemacht, wir machen uns gleich auf den Weg.“ – „Soll ich euch holen?“ – „Wieso nicht, dann sind wir wenigstens sicher und er hier wird nicht erkannt...“ ich deutete auf Orlando, der hinter mir saß und die Arme um mich geschlungen hatte. Es fiel mir schwer, zu telefonieren weil das so gut tat dass alle Bewegungsabläufe außer Betrieb und ich wie gelähmt war... Ich ließ mich in seine Arme sinken und Jazzy sprach weiter. „Ich komm gegen zehn nach bei euch vorbei, aber zieht euch was Anständiges an, ja?“ Ich konnte sie durch die Leitung grinsen sehen. „Geht klar, wir machen uns dann fertig.“ – „Also bis gleich, Ciao!“ – „Namaríë!“ Jazzy kicherte und Orli sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Sagte ich nicht dass ich vor Jahren schon einen Tick hatte?“ dann grinste er. Wir zogen uns noch eben was andres an, denn unsre Klamotten von vorhin waren völlig verknittert und verschwitzt. So wollten wir Jazzy nicht unter die Augen treten. Wieder perfekt gebügelt traten wir vor die Haustür, wo man einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern konnte. Ein Idealer Anlass für einen laaaangen Kuss... bis uns ein Hupen aus den Träumen riss, Jazzy war da. „Los kommt rein ihr zwei Turteltauben.“ Grinste sie. „Ihr könnt ja auf der Rückbank weiterknutschen.“ Sie öffnete uns die Autotür vom Fahrersitz aus und wir sprangen hinein. „Und? Ich vermute mal ihr habt den Tag im Schlafzimmer verbracht...“ grinste Jazzy, um uns abzulenken. Ich grinste einfach nur zurück, was bei Jazzy und mir so viel wie Ja bedeutete. „Du weißt dass ich schon neidisch auf dich bin, Marie... na ja gut, aber du hattest jetzt so lange keinen mehr, du hast mal was besseres verdient.“ Stimmte, ich war inzwischen seit drei Jahren solo, woran das lag wusste ich nicht. Jazzy hatte alle zwei Wochen einen Neuen, also wär es sicher nicht von Vorteil für Orlando gewesen wenn er sich Jazzy geangelt hätte, die hätte ihn nach zwei Wochen wieder abgesetzt. Ich selber war eher der beständige treue Typ. Klar, wenn man mal einen hatte wollte man ihn auch nicht mehr hergeben, denn wer wusste ob man danach was Besseres erwischte. Komisch dass Jazzy so viele abbekam, sie sah nicht gerade Männerfreundlich aus... feuerrote Haare, ich vermute, sie war ein Punk. Sie hatte mir nur nie verraten was sie war, drum stell ich jetzt einfach Vermutungen an. Ich selber... na ja, ich war ja auch nicht gerade auffällig, eigentlich mehr ein Mauerblümchen könnte man so sagen. Wenn ich mich richtig aufmotzte und mal Kontaktlinsen trug sah ich ein bisschen aus wie Shania Twain. Aber nur ein bisschen. Ich wunder mich schon ein bisschen dass Orli sich für mich entschieden hat obwohl ich nicht blond bin. Ich hatte mir vor ein paar Monaten die Haare schwarz gefärbt, und langsam wuchsen sie wieder in dunkelblond, meiner Naturfarbe heraus. Ich hatte ja schon überlegt, sie zum Treffen zu blondieren um meine Chancen zu erhöhen, es aber dann doch bleiben lassen. Ich erwachte wieder aus meinen Gedanken, denn Jazzy bog gerade um die Ecke auf den Lehrerparkplatz, den wir ja benutzen konnten weil kein Lehrer da war. *grins* Wir stiegen aus und sogen die frische Abendluft ein. Ich liebte diesen Duft. Jazzy sperrte den Hintereingang der Schule auf. Drinnen war es stockfinster, wie damals im Kino... das nutzte ich natürlich sofort, um Orlando niederzuknutschen. Jazzy hörte das aber und gab zu verstehen, dass wir das nachher in der Redaktion auch fortsetzen konnten. Wir stiegen eine Treppe hinauf und bogen nach rechts ab. Dann noch mal nach Links. Neben dem Chemiesaal befand sich unsere Redaktion, sehr komisch gewählter Standort, weil alle flüchten mussten wenn mal wieder ein Experiment in die Hose ging und es hier nach Pech und Schwefel stank. Das war schon öfter vorgekommen. Immer wenn die 8a Chemie hatte. Aber seit die Klasse in den Neubau umgezogen war, herrschte hier reine Luft. Auch die Redaktionstür wurde aufgesperrt und wir betraten den nach Papier und Druckerschwärze riechenden Raum. Jazzy knipste das Licht an und musste grinsen, denn Orlando und ich hatten uns immer noch nicht voneinander lösen können und so hatte er immer noch den Arm um mich und ich den meinen um ihn. „Da drüben können wir uns hinsetzen, der Tisch is groß genug. Für euch ist eigentlich nicht groß was zu tun grade, ich muss das Band nur abhören und aufschreiben... hey, ich hab die Kamera hier liegen, wir können ja nachher noch ein paar Fotos machen...“ Grinste Jazzy. „Unsre Erinnerungsfotos können wir ja auch reinstellen. Wir haben doch auch ein Gruppenfoto gemacht, das der Security für uns geschossen hat... ich glaub das nehmen wir. Und ein extraschönes das wir hier noch mit meiner Digicam schießen, das lass ich dann morgen zu Hause aus meinem Computerdrucker. Ich muss es einfach tun weil du heute umwerfend aussiehst...“ sie sah Orlando mit gierigem Blick an. Dass nur alle was von ihm wollten... langsam wurde das nervig. „Du kriegst ihn nicht, vergiss es, nach zwei Wochen lässt du den Armen sitzen.“ Nun schwieg Jazzy, denn da hatte ich ja Recht. Während sie das Band abhörte und sich Notizen machte, sank die Sonne langsam hinter den Horizont und Orlando legte sich müde auf den Tisch und sah mich mit halb offenem Mund an... klar dass er im Halbschatten mehr als verführerisch aussah und ich wieder nicht widerstehen konnte... Jazzy sah von ihrem Blatt Papier auf. „Leute, könnt ihr zum Knutschen bitte woanders hingehen? Ich kann mich nicht konzentrieren bei so viel Geilheit im Raum...“ Wir mussten lachen und verzogen uns nach draußen auf den Flur. Orli lachte immer noch. „Wirklich so geil?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Scheint so!“ Wir lachten weiter und setzten uns auf den Treppenabsatz weiter vorne. Dort machten wir weiter. Lang dauerte es auch nicht, dann hatte Jazzy das Interview aufs Papier gebracht und rief uns wieder herein. Natürlich grinsend und kopfschüttelnd. Drinnen gab sie Orlando das Blatt. „Lies du’s dir noch mal durch ob du auch damit zufrieden bist, wir können ja noch was korrigieren.“ Er las sich das Ganze noch mal durch, war aber vollkommen zufrieden damit. „Vollkommen in Ordnung, kannst du so abdrucken.“ – „Super, das hätten wir schon mal, das tipp ich dann daheim aufm Computer fertig... nun zu den Fotos... da vorn is ein Spiegel, vielleicht zupfst du dir die Haare noch einmal ein bisschen zurecht, Marie hat dich ja ganz schön zugerichtet...“ Ich musste grinsen. Im Halbdunkel war eben nicht viel zu sehen... und da wusste man auch nicht wo man hinfasste.. Orli ging vor zum Spiegel und betrachtete sich noch mal. „Ich find es passt so. Wir brauchen aber einen neutralen Hintergrund, sonst denken die, ich war hier...“ – „Stimmt... das muss ja alles schon vor zwei Tagen passieren...“ Jazzy schnappte sich ihre Digicam und wir gingen ein Stockwerk tiefer wo wir eine reinweiße Wand hatten. „Perfekter Hintergrund...“ Jazzy knipste das Licht an, damit es ein perfektes Bild wurde und Orlando stellte sich vor die weiße Wand. „Man, dieses lila Piratenhemd passt einfach perfekt, als hättest du’s gewusst...“ sagte Jazzy und drückte ab. Sie gab Orli die Cam damit der seinen Konterfei bewundern konnte. Der hob den Daumen. „Eins a. Lassen wir so.“ Er kannte sich ja aus, er war ja Hobbyfotograf. - Was ich nicht gesehen haben musste... oder beziehungsweise ich hatte - vor zwei Minuten einen Schatten durch den Flur oben huschen sehen, wer das gewesen war weiß ich nicht, aber wenn derjenige uns beim Knutschen erwischt hatte, würde das böse Folgen haben. Wir gingen wieder zurück hoch in die Redaktion. „Ach wisst ihr was, ich mach das Ganze gleich hier.“ Meinte Jazzy und warf den Computer an. „Du, wir werden solange mal die Schule durchsuchen, bzw. ich werd mal sehen, denn ich hab vorhin was huschen sehen... Orlando du bleibst besser hier, denn sollte es eine unsrer Barbies sein könnte das böse enden...“ Er nickte nur ernsthaft. „Und dass ihr ja die Finger voneinander lasst, ja?“ Ermahnte ich Jazzy. „He, was denkst du von mir, hab ich jemals den Freund einer andren angefasst??“ Stimmt, hatte sie nicht. Ich machte das Licht draußen wieder aus und schnappte mir meine LED – Taschenlampe. So Tinchen, jetzt bist du fällig du Miststück. Ich ging nach oben ins dritte Stockwerk, da wollte ich anfangen, denn so konnte sie mir nicht entwischen, von hier aus sah man bis ganz nach vorne. Und irgendwo auf dem Weg musste sie mir begegnen. Jedenfalls vermutete ich, dass Tina hier rumschlich. Ich öffnete die Tür jedes Klassenzimmers, lugte in jede Ecke, Klos... im zweiten Stock jedenfalls war keiner. Runter in den ersten. Auch hier – nichts. Erdgeschoss – nichts. Keller... vorne in der Ecke der Schulküche hörte ich etwas rascheln. So, jetzt bist du erledigt. Ich schlich nach vorne, das nächstbeste Werkzeug in der Hand um einen Einbrecher erschlagen zu können ... Und wer sah mich da mit großen Augen an – „Hab ich’s mir doch gedacht! Was machst du hier?!?“ Es war wirklich Tina, die vorne unter der Tafel einen Stapel Papier liegen hatte. Und... oh nein, die schnappte ich mir gleich –eine Videokamera. „Was beabsichtigst du eigentlich mit deiner Spioniererei?“ Hehe, alleine war sie nicht mehr so mutig wie mit Jeany zusammen. Sie wagte es nicht einmal, mir die Kamera abzunehmen, aus der ich das Band nun herausnahm. Das würde daheim im Ofen landen. „Hast du sonst noch irgendwelches Filmmaterial? Fotos? Wenn ja, rück raus!“ Klein wie eine Maus gab sie mir noch fünf Fotos. Verflucht, die hatte uns am Flughafen gesehen. Das waren Fotos von Mandy, Orli und mir wie wir hinausrannten und eins vom Café... „Du warst im Café? Da hätten wir dich doch gesehen...“ – „Ganz versteckt hinter den Topfpflanzen, drum sind da auch ein paar Blätter im Weg. Jetzt hab ich euch!“ Feixte sie mich an. „Ja schon, doch wie willst du das beweisen ohne Beweise... ich glaube kaum dass dir das jemand abkaufen wird.“ – „Och, ich hab daheim auch noch ein paar Fotos...“ Dreckiges Miststück. „Was erhoffst du dir eigentlich für einen Vorteil aus der Sache? Mehr als die andern neidisch machen und mich in Erklärungsnot bringen springt für dich doch dabei nicht raus...“ Ein bisschen sah ich die eingerosteten Zahnräder in ihrem Hirn sich bewegen. Aber heraus brachte sie nichts. „Ich warne dich, wenn du auch nur ein Foto ans schwarze Brett hängst bring ich dich um. Dann erwartet dich ein Leben in der Hölle.“ Immer kleiner wurde sie, das gefiel mir. „Nein, ich hab die Fotos dabei, du kannst sie auch noch haben, aber tu mir nichts...“ Zugegeben, ich sah schon ein bisschen bedrohlich aus als Schatten mit einem Handbesen in der Hand... *lol* Sie gab mir noch drei Fotos, die uns in den wildesten Posen zeigten... erst jetzt merkte ich dass das Fotos aus einer Sofortbildkamera waren, denn diese Bilder waren vielleicht grade mal 10 Minuten alt und zeigten Orlando und mich oben an der Treppe... ich hatte doch gewusst dass ich was gesehen hatte. Das Ding musste Nachtmodus haben, denn Blitz hab ich keinen gesehen. „So, ich hoffe das ist alles und jetz bring ich dich zum Ausgang. Verschwinde hier und lass uns in Frieden! Oder was würdest du sagen wenn ich dir und deinem Macker hinterherspionieren würde??“ Tja da war sie still, denn das wollte sie mit Sicherheit auch nicht. Zögerlich stand sie auf und ging vor mir her Richtung Ausgang. Ich öffnete die Tür, sie ging raus und ich machte zu. Von außen bekam man die Tür nicht ohne Schlüssel auf. Aber den hatte sie in der Schulküche liegen lassen, dafür hatte ich gesorgt. Ich ging noch mal nach unten und nahm das Papier, die Fotos und den Schlüssel mit und gesellte mich wieder zu Jazzy und Orli. „Und, wer war's?“ ich wedelte mit den Fotos vor Orlis Nase herum. „Tina das kleine Miststück, hat uns gestern doch gesehen. Ich hab ihr ein Videoband und acht Fotos abgeknöpft. Lustiger Anblick, sie kauerte da wie Gollum in seiner Höhle.“ Wir mussten lachen. „Du hast sie hoffentlich vor die Tür gesetzt...“ Bemerkte Jazzy während sie ein Bild zum Artikel hinzufügte. „Jap.“ Ich wedelte mit dem Schlüssel. „Den muss sie der Finkenberg geklaut haben.“ - „Unsre Finkenberg ja...“ – „Was lehrt die?“ Fragte Orli. „Die Finkenberg is unsere Sportlehrerin und lässt ihre Schlüssel immer herumliegen sodass jeder drankann und in einer unbemerkten Minute muss Tina wohl den Hauptschlüssel mitgehen lassen haben. Ja nicht schwierig für eine Meisterdiebin – sie is unten im Drogeriemarkt schon einmal beim Klauen erwischt worden und hat Hausverbot bekommen...“ – „Hola, nicht schlecht. Na ja, wenn man so dumm ist...“ – „So, fertig, jetzt kannst du das Prachtstück bewundern.“ Jazzy drehte den Monitor zu uns herüber und wir konnten einen fix und fertigen Artikel bestaunen. „Okay, der kann so raus, du hast mein Okay.“ – „Danke. Und, was fangen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend an?“ Fragte Jazzy, nachdem sie den Artikel abgespeichert hatte. Orli und ich sahen uns an – wir hätten da schon was gewusst, aber das wäre für Jazzy nicht sonderlich amüsant gewesen. „Wie wär's wenn wir noch in die Disko gehen?“ Mir klappte die Kinnlade herunter, war die wahnsinnig?? „Bist du bekloppt?? Da erkennt Orlando doch jeder!!“ Doch Jazzy grinste schelmisch. „Ich hab noch ein paar Sachen vom Fasching über, die Haare kriegen meine auswaschbare grüne Farbe und auch ein bissel lila wenn du magst – geht nach einer Wäsche wieder raus – Ich hab noch blaue Kontaktlinsen... so erkennt dich keiner. Die werden dich höchstens mal bedrängen dass du ihm ähnlich siehst.... äh dir...“ Wir lachten. Keine schlechte Idee. Aber es würde dennoch auffallen dass ich plötzlich einen Freund hatte, der wie Orlando Bloom aussah... Hmm. Denn in die Disko die Jazzy meinte gingen viele von unsrer Schule. „Oder, wenn dir das zu gefährlich is fahren wir mal eben raus aufs Land, da is heut ein Zeltfest mit Coverband, da isses nicht so voll und dich kennt keine alte Sau.“ Stimmt, draußen am Stadtrand war heute Schützenfest. Ich zuckte mit den Schultern. „Irgendwas müsst ihr verkleidungstechnisch aber trotzdem machen, so können wir ihn nicht gehen lassen. Ich okay, aber da draußen gibt’s sicher auch ein paar Fluch der Karibik – Fans...“ Jazzy winkte ab. „Mach dir da mal nicht in die Hose, das kriegen wir schon hin.“ Und sperrte die Tür hinter sich zu. Draußen war es inzwischen stockfinster und 20 Uhr. Wir hatten drei Stunden in diesem alten muffigen Schulgebäude verbracht, in das ich normal nicht freiwillig ging. Zu Hause bei Jazzy ging es an Orlis Generalüberholung... oh man ich werd diesen Anblick nie vergessen, er sah aus wie ein schwuler Clown. Ich konnte den ganzen Abend nicht mehr aufhören zu lachen. Sehr zu Orlis Leid, denn wir konnten uns nicht mal küssen ohne dass ich aufhören konnte zu lachen. Ich musste mich tausendmal entschuldigen... Erkannt hatte ihn zum Glück niemand. Na gut.... einen Orlando mit halb grünen und halb lila Haaren erwartet auch niemand. Und ohne Bärtchen sah er aus wie ein Bubi. Jetzt musste ich wieder warten bis der nachgewachsen war... :o( Aber so konnten wir uns ein bisschen freier in der Umgebung bewegen, denn ohne Bart kannte ihn kaum jemand. Eigentlich niemand. Und so kam es dass wir den Sonntag im Tierpark verbrachten. Natürlich hatten wir uns wieder mal den besten Tag ausgesucht, denn es war gesteckt voll. Wie logisch dass alle Familien Sonntags in den Zoo mussten... Orlis Haare waren inzwischen feuerrot, Jazzy hatte ihm noch was von ihrer Paste mitgegeben und irgendwie schien er’s lustig zu finden, die Haarfarbe zu wechseln wie andere Leute die Unterhosen... hoffentlich blieb das nicht so. Ich hoffte es wirklich! Ich hab ganz vergessen zu erwähnen dass wir uns zu Hause erst mal eine Farbschlacht geliefert hatten, die man mir deutlich ansah, ich hatte nämlich lauter rote Flecken in meinen Haaren. Zum waschen war keine Zeit mehr gewesen und so musste ich jetzt wohl damit leben... Um Mittag setzten wir uns am Elefantengehege auf eine Parkbank, die dort stand und aßen genüsslich ein Eis. Natürlich nur wie verliebte das tun... Ein Eis für zwei. Und ab und zu schleckten wir ein bisschen zu weit und küssten uns dann so lange dass das Eis schon zu tropfen anfing... war das schön wenn ihn mal niemand erkannte. Selige Ruhe. Nachher gingen wir weiter zu den Raubtieren. Orli hatte doch glatt seine Digicam dabei... hatte ich gar nicht gesehen als er vor zwei Tagen seinen Koffer ausgepackt hatte. Wir wollten uns die Fotos dann zu Hause ansehen und vielleicht ein paar ausdrucken. Auch mich musste er knipsen vor dem Raubtiergehege als ein großer Löwe direkt hinter mir stand und bedrohlich das Maul aufriss... Und ich knipste Orli, war doch klar. Ich würde noch ewig über die roten Haare lachen müssen. Ich weiß nicht, ohne Bart piekste es zwar nicht so beim Küssen aber es war irgendwie nicht dasselbe... nicht dass es direkt piekste, aber da fehlte was. Na ja, in ein paar Tagen war der ja schon wieder nachgewachsen. Und so schön getrimmt wie eh und je. Aber die Haare... das sah schon frappierend aus... knallrote Haare wie eine Tomate und braune Augen, ich fand das passte überhaupt nicht, aber Orli fand es passend... hoffentlich machte er sie morgen nicht blau, denn blaue Farbe hatte er auch noch mitbekommen. Das würde noch schlimmer aussehen. Wir gingen rüber ins Tropenhaus zu den Schmetterlingen. Das war meine Lieblingsabteilung weil einem da immer die schönen bunten Falter um die Ohren flattern. Ich liebe Schmetterlinge, sowohl in Natura als auch in meinem Bauch... und grade setze sich einer voll auf meine Nase! „Stillhalten...“ Orli holte die Digicam heraus und versuchte, den Schmetterling auf meiner Nase abzulichten. Zu Hause würden wir erfahren ob das geklappt hatte, denn der Flattermann war sehr schnell wieder weggeflattert, als ich anfing, auf ihn zu schielen. Sogleich nahm ich Orli aber die Kamera ab, denn bei ihm hatte es sich ein Flatterer auf dem rechten Ohr bequem gemacht. „Wir riechen wohl wie Blumen, weil die sich bei uns so wohlfühlen...“ grinste ich. Orli duftete wirklich gut heute... natürlich nicht nach Blume! Ich hatte keine Ahnung was das für ein Wässerchen war, aber es roch verdammt gut... ich entfernte mich heute glaub ich nie weiter als zwanzig Zentimeter von ihm... Ich selber benutze fast nie Parfüm, nur zu besonderen Gelegenheiten. Schulfest, oder so was wie die Filmpremiere, da hatte ich meinen Lieblingsduft drauf. Meinen Glücksbringer könnte man so sagen. Und schon wieder setzte sich ein Schmetterling auf mich... „Komm lass uns abhauen, die werden langsam bedrohlich...“ lachte ich a la sich ein riesiger Falter mit großem Augenmuster auf meine Schulter setzte und zog Orlando weiter ins Vogelhaus. Da war alles mit Netzen abgesperrt und die konnten uns nicht gefährlich werden. „Wow schau mal, is der nicht schön?“ Orli deutete auf einen wunderschönen Paradiesvogel, der hinter uns im Baum saß. Digicam raus... Irgendwann am Nachmittag saßen wir dann müde und erschöpft am Eingang und futterten eine Portion Pommes. Orlando hatte seine Speicherkarte vollbekommen und wollte so schnell wie möglich nach Hause um die Fotos zu begutachten. „Mensch jetz iss doch erst mal fertig...“ Ich aß eh schon den Großteil der Pommes damit er möglichst schnell weiterkam... brauchte sich aber nachher nicht beschweren wenn ich eine Wampe bekam! Wir schnappten uns dann die Ubahn und fuhren wieder nach Hause, denn für heute waren wir wirklich fix und fertig von der vielen Rennerei. Obwohl Orli noch ein bisschen Power hatte, er hatte ja genug Kondition von den vielen Drehs... Er versuchte auch glatt noch, mich ins Bett zu kriegen, aber ich war so fertig, ich pfiff aus dem letzten Loch. So setzten wir uns ins Büro an den Computer und sahen uns die Fotos an. Eins war dabei, da waren wir alle zwei drauf, das hatte jemand Unbekanntes geschossen... „Am Besten find ich ja noch das hier... die hat dich wirklich nicht erkannt! Schon krass.“ – „Okay du musst bedenken, die is auch oberhalb meiner Altersgruppe und ich glaub kaum dass die auf mich stehen, siehst ja deine Mom, die steht auf Jack... äh Pardon, Johnny...“ – „Wieso, soll ich dich auch Will nennen?“ Grinste ich ihn an. „Mach wie du willst. Hihi, und das ausgerechnet vor dem Lamagehege...“ Stimmte, da steckte ein fieses Lama einfach den Kopf zwischen uns beide... aber lustig sah’s schon aus. „Du darfst keinem erzählen dass das Viech mich angespuckt hat...“ schmollte Orli und wischte sich noch mal den Ärmel, auf dem immer noch ein Fleck zu sehen war. Stimmt, das Lama hatte ihn angespuckt nachdem er es am Kinn gekrault hatte... warum weiß ich bis heute nicht, ich würde schnurren wie ein Kätzchen wenn er das täte... und merkte gar nicht wie ich wieder in seinen Armen landete... was solls, ich seufzte und ließ mich einfach sinken. Und irgendwie checkte ich's immer noch nicht dass das da wirklich Orlando war und nicht irgendein Verschnitt.... auch wenn er jetzt aussah wie Pumuckl. „Und nachher schmeißt du dich bitte ganz schnell untern Wasserhahn, ich will dich wieder in voller Schönheit bewundern...“ Meinte ich dann zu ihm. Du aber auch, du hast auch rote Flecken.. oje, steck mich bitte nicht an!!“ Er machte mit den Fingern ein Kreuzzeichen vor mir und wir mussten lachen. Nachher gingen wir dann rauf ins Bad um uns die Farbe vom Kopf zu waschen... na ja, dabei blieb es aber nicht, wir waren ja ganz verschwitzt vom Zoobesuch, und so landeten wir unter der Dusche... Frisch gewaschen und gut duftend fanden wir uns dann in der Küche wieder. Meine Mom saß vor der Glotze und sah ihre sonntägliche Serie, ich schob uns eine Pizza in den Ofen. Ich fasste in meine Hosentasche, hatte ich ja ganz vergessen, das Band von gestern... Ich hielt es Orli vor die Nase. „Und was machen wir damit?“ Fragte ich ihn. „Nicht wegschmeißen... das sind Erinnerungen!“ Grinste er schelmisch. Ja klar, das wollte er dann zu Hause vorführen und allen seinen Triumph zeigen. „Das bleibt aber schön bei mir, nicht dass du zu Hause damit rumprahlst dass du schon wieder einen Fan umgenietet hast.“ sagte ich und streckte ihm zum Spaß die Zunge raus. „Du weißt dass du nicht irgendein Fan bist...“ – „Doch, nur einer mit viel Glück.“ – „Stimmt nicht.“ – „Ach komm, mach mir nix vor, du stehst doch auf blond.“ Das konnte er nicht verleugnen, seine letzten beiden Damen waren blond gewesen, Kate und Kirsten. „Nicht ausschließlich, die letzten beiden Male waren völliger Zufall... wenn du sie siehst muss es einfach peng machen...und dann isses ziemlich egal ob blond oder schwarz.“ Ich sah ihm tief in die Augen. „So wie im Kino.. ich hab dich gesehen und vorbei war’s... ich war vorher eigentlich gar nicht richtig in dich verknallt, aber da hat dann der Blitz eingeschlagen...“ Ich erntete wieder dieses zufriedene Grinsen von seiner Seite. Männer, tss. Nur glücklich wenn sie mal wieder auf der ganzen Linie erfolg hatten. Ich bin sicher mit einer seiner Exen ist er bestimmt nicht so oft in der Horizontalen gelandet wie mit mir die letzten drei Tage. Die Pizza war fertig und ich holte sie mit meinen selbstgestrickten Topfhandschuhen aus dem Ofen. Nach dem Essen gesellten wir uns zu meiner Mom vor den Fernseher, ich natürlich als Puffer zwischen Mom und Orli, man wusste ja nie was passieren konnte. Meine Mom kannte ich inzwischen gut genug um zu wissen dass sie ihn mit Sicherheit begrapscht hätte. Und Orli hätte ihr eins auf die Finger gegeben *grins* Aber Mom schielte schon immer wieder zu ihm hinüber... und ich funkelte sie an, worauf sie ihren Blick wieder abwendete. Tss. Wieso konnte ich keine Mutter haben, die nichts an solchen Kerlen fand und zum Beispiel auf Dieter Bohlen stand? Das hätt ich noch eher verstanden... *g* Unten wurde es uns aber irgendwann zu langweilig. Also ging es wieder hoch zu mir ins Zimmer, aber da wurden wir auch nicht alt. Irgendwas musste noch passieren heute, sonst würden wir hier vor Langeweile sterben. „Hey, was hältst du davon wenn wir uns nen Film reinziehen? Den Weg zum Kino kennst du ja schon.“ Orlando sah mich schief an. „Das schon, aber heute hab ich mein Auto nicht dabei.“ – „Na dann fahren wir halt mit der Ubahn.“ Beschloss ich. Im Kino war’s dunkel und so erkannte ihn wenigstens keiner. Um die Zeit waren eh alle müde und unaufmerksam, sodass sich sicher keiner mehr für Orli interessieren würde und die braven Mädchen die sonst immer hinter ihm her waren lagen jetzt schon im Bett. „Nimm doch mein Hilfiger – Käppi, mit dem erkennt dich keiner weil du immer nur deine Army – Mütze auf hast. Und mit Drei-Tage-Bart kennt dich eh keiner. Also. Was sehn wir uns an?“ Ich reicht ihm die Kinozeitschrift mit dem Programm für die nächsten drei Wochen. „Die fertige Kinofassung? Oh bitte, welcher Schauspieler ist schon erpicht darauf sich selbst auf der Leinwand bewundern zu können?? Beziehungsweise wer sieht sich seine eigenen Filme an??“ Er hatte auf Fluch der Karibik gedeutet. „Irgendwas was nicht allzu lang dauert, denn morgen hab ich wieder Schule! Was machst du eigentlich so lang??“ Jetzt fiel es mir erst wieder ein, ich musste ja morgen wieder zur Schule und Orli würde eine Zeitlang alleine sein... „Och, ich geh shoppen.“ Grinste der. Männer und shoppen, hatte ich was verpasst?? „Gucci, Prada...“ Fing ich an, aufzuzählen, weil ich sicher war dass er nur in Designergeschäften kaufte. „Nur wenn ich mal zu viel Geld hab.“ Grinste Orli. „Sonst kauf ich auch wie jeder normale Mensch da ein wo alle hingehen.“ Ich drückte ihn ganz fest. „Schön dass du so bodenständig bist. Und kein abgehobener Schnösel dem das Geld zu Kopf gestiegen ist...“ Er seufzte. „Ja leider, solche gibt’s auch. Oder der hier...“ Er deutete auf Ice Age 3. „Oh bitte, das is ein Kinderfilm. Weißt was, wir gehn da jetz einfach hin und suchen uns den erstbesten Film aus der uns vor die Nase kommt.“ Und so machten wir es dann auch und landeten im allerneuesten Horrorfilm. Aber das machte nichts, denn ich konnte mich ja in Orlis Arme verkriechen wenn’s mir zu schrecklich wurde. Ich weiß gar nicht wie oft wir uns geküsst haben während des Films, aber es war sicher oft. Und immer hielt er mich in seinen Armen... oh ich hätte dahinschmelzen können... Schade dass der Streifen um zehn zu Ende war, ich hätte lieber noch ein paar Stunden so da gehangen... aber ich musste nach Hause und ab in die Federn, denn morgen musste ich um halb sieben schon wieder raus. Aber die Nacht war ja umso schöner, denn ich hatte ja noch jemanden bei mir. Da konnte man so richtig schön seelenruhig einschlafen und man wusste, dass da jemand war der dich vor allen bösen Geistern bewahrt ;o) Am nächsten Morgen weckte mich nicht der Wecker... ich merkte nur dass irgendwelche Hände sich an mir zu schaffen machten und genoss es... Ich drehte mich um und küsste Orli erst mal. „So will ich immer geweckt werden...“ hauchte ich, denn zu mehr war ich momentan nicht in der Lage, er hatte mich schon wieder völlig aus der Puste gebracht und das am frühen Morgen! Ich sah vorsichtshalber auf den Wecker und stellte fest, es war grade mal sechs Uhr... Ich sah Orli ein bisschen beleidigt an, wieso hatte er mich so früh geweckt. Ich gähnte erst mal herzhaft und drehte mich dann wieder um, um weiterzuschlafen. Doch daraus wurde nichts, er konnte schon wieder die Finger nicht von mir lassen... „Komm, bitte nicht schon am frühen Morgen, ich will noch eine halbe Stunde schlafen bitte.“ Doch er ließ es nicht und wenn ich auch noch so fertig war von gestern, mir jeder Knochen weh tat vom Gehen, ich konnte nicht widerstehen, fragt mich jetzt bitte nicht warum, aber ich machte trotzdem mit... „Na toll, wegen dir muss ich jetzt noch duschen, das wird verdammt knapp.“ Grinste ich Orli an und zog meinen Morgenmantel an. Sich am frühen Morgen vernaschen lassen hatte was... was Aufweckendes. Ich verschwand unter der Dusche. Orli lehnte grinsend in der Ecke, immer noch zugedeckt. Oh ich hätte stundenlang da sitzen und ihn einfach nur betrachten können.. so schön zerzaust und sexy... wie eins dieser Kalendermodels. Während ich mir drinnen die Zähne putzte, hörte ich draußen einen Gürtel klappern, Orli zog sich wohl auch an. Na ja, wenn es nach dem Badwecker ging war es jetzt kurz vor sieben, ich hatte also noch eine gute halbe Stunde, um zu frühstücken. Ich ging wieder hinaus. „Wieso stehst du eigentlich schon auf, um sieben hat noch kein Geschäft offen... schlaf doch noch eine Runde, du musst doch fertig sein von gestern und eben...“ Na gut, angezogen war gelogen, er hatte nur seine Hose an, sonst nichts. Ich musste mich beeilen, nach unten zu kommen, sonst wär ich womöglich noch mal über ihn hergefallen und damit zu spät zur Schule gekommen. „Zieh dir bitte was drüber bevor du runtergehst, sonst komm ich zu spät zur Schule...“ rief ich hoch. Ich konnte sehen wie Orli eine beleidigte Schnute zog und sich ein Hemd aus seinem Koffer schnappte. Dann kam auch er nach unten. „Du, deine Klamotten kannst bei uns in die Wäsche schmeißen wenn du willst.“ Er hatte inzwischen schon einen ganz schönen Stapel da liegen, ich fragte mich wirklich was für eine ostasiatische Falttechnik er verwendete um so viel Wäsche in einen nicht gerade großen Koffer zu kriegen. „Gut dass du’s sagst, ich hab nämlich nur noch ein Hemd... wir ham ja mächtigen Verschleiß die letzten Tage...“ Grinste er. Das stimmte, ein Hemd war voller roter Farbe, drei oder so völlig verschwitzt und der Rest war normale Wäsche. Ging ganz schön rund, dafür dass er erst seit Freitag da war... Diesmal dauerte es ein bisschen, bis ich aus dem Haus gehen konnte, denn Orli durfte nicht mit an die Bushaltestelle, das hätte Probleme gegeben, also küssten wir uns noch ewig lange in der Küche. „Hey, ich hau doch nicht wieder ab, es is doch nur ein Tag Schule! Wie soll das denn morgen weitergehen...“ Lachte er, weil ich mich einfach nicht von ihm trennen wollte. Aber nur diese paar Stunden könnten reichen um mich um den Verstand zu bringen vor Sehnsucht nach ihm. „Schick mir zwischendurch mal eine sms, ich will wissen dass du noch da bist und lass dich nicht enttarnen, ja?“ Bläute ich ihm ein, während er am Küchentisch saß, Zeitung las und nicht aufhören konnte zu grinsen. Ich küsste ihn noch einmal um seinen Kaffeegeschmack mit in den Bus zu nehmen und den ganzen Tag daran zu zehren... dann musste ich leider gehen. „... weißt du, was wir heute aufhatten?“ Mandy drehte sich um und sah mich ein bisschen verblüfft an. „Schon da?“ Ich setzte mich grinsend hin. „Grade so geschafft, hätte mich fast festgenagelt...“ Mandy grinste ebenfalls. „Verstehe.“ – „Der Abschied fiel wirklich schwer... was so ein paar Stunden doch ausmachen... Gott ich glaub’s immer noch nicht. Das kommt mir vor wie ein viel zu schöner Traum aus dem ich gleich aufwache.“ Mandy seufzte und senkte den Blick. „Wenn du mal einen abkriegst erwischst du immer die Guten...“ Ich zog eine Schnute, eine nachdenkliche. „Ich weiß nicht, ich zieh solche Leute halt an...“ wir mussten lachen. „Ach, hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass wir vorgestern noch eben hier waren und das Interview ausgewertet haben? Jazzy hat uns rausgeschickt weil sie sich nicht konzentrieren konnte, und da hab ich jemanden durchs Gebäude huschen sehen... rate mal wer’s war.“ – „Jetz nicht dein Ernst...“ Ich hatte mit dem Kopf nach vorne zu unsrer Barbie gezeigt, die mich seit dem Vorfall am Samstag nicht mehr ansah. „Ich hab ihr acht Fotos und ein Videoband abgeknöpft... was glaubst du was für ein Tumult hier an der Schule herrschen würde wenn die die Fotos ans schwarze Brett gehängt hätte... Und mündlich wird sie’s sich sicher nicht trauen zu verbreiten, wenn sie keine Beweise hat...“ ich rieb mir schadenfroh die Hände aneinander. Mandy freute sich auch über meinen Triumph. Morgen würde eh die Schülerzeitung rauskommen, denn nur noch das Interview hatte gefehlt. Dann konnten uns alle bewundern wie wir da so freudestrahlend Arm in Arm mit Orlando standen... und dieses hammerscharfe Foto das wir am Samstag noch geschossen hatten.. ich glaub das werden sich bestimmt einige ausschneiden und an die Wand hängen... ich werd’s mir auch aufheben. *g* Ich sah noch mal nach vorne zu unsren Barbies.. irgendwas war da im Gange. Die tuschelten schon die ganze Zeit. Na ja, sicher würde sie allen erzählen dass ich mir ihren Lieblingsschnuckel geangelt hatte... selber schuld wenn man blond und doof war, hehe. Aber Orli wär es bei ihr sicher nicht grade gut ergangen, die hätte ihn wahrscheinlich ausgestopft und in ihr Bett gelegt... armer Orlando. Doch was war das? Jazzy kam herein, zusammen mit einigen Ausgaben der neuen Schülerzeitung... Hä? Sie kam zu uns nach hinten. „Hey ihr zwei, ich hab euch schon mal eine Zeitungsausgabe besorgt, die Hälfte is schon fertig. Bitteschön...“ sie legte Mandy und mir je ein Exemplar vor die Nase. Von außen sah sie ziemlich harmlos aus. Ich suchte sofort die Seite mit dem Interview mit Orli. Oh man, das Bild war umwerfend! Wie schön, dass unsere Schülerzeitung in Farbe war und wenigstens hier nicht gespart wurde. Ich umarmte Jazzy vor Freude. „Super gemacht, das haut sie alle aus den Latschen, die werden gelb vor Neid.“ Ich musste grade dran denken wie Orli gesagt hatte dass Gelb ihm gefällt... *g* Solche Sätze fallen einem immer in solchen Situationen ein. Die Zeitung würde ich ihm gleich zeigen zu Hause. „Und niemand wird etwas herausfinden, du wirst allerhöchstens noch ein paar Fragen zur Person beantworten müssen vermute ich mal... Mandy und ich auch, denn wir drei haben ihn ja getroffen.“ Jap, das war richtig. Gerade in dem Moment piepte mein Handy, das war sicher Orli. Hey Süße... bin grade im Olympia – Einkaufszentrum... Wahnsinn *grins* Bisher hat mich nur eine erkannt, Foto gemacht, Autogramm, die übliche Routine halt. Hoff du lebst noch? *Kuss* Orlando... „Mmh, was für ein Mann...“ seufzte ich. Jazzy zeigte mir ein zustimmendes grinsen, sie hatte ihn ja am Samstag auch in privat erleben dürfen. Aber dass er mit der Ubahn bis ins Olympiazentrum gefunden hatte wunderte mich schon ein bisschen. Na ja gut, er hatte wahrscheinlich die Ubahn genommen und war bis zum Ende gefahren... so konnte man das eigentlich gar nicht verfehlen. Machte ich auch immer so, wenn mir langweilig war, ich setzte mich in die nächste Ubahn und fuhr einmal bis zum Ende, stieg um und tingelte ein bisschen durch den Untergrund... es is wirklich wahnsinnig interessant was da für Leute rumrennen, einfach mal in der Ubahn sitzen bleiben und Leute beobachten, echt! Ich sah von meiner sms auf und schrieb zurück. Hey... noch bin ich am Leben doch jede Sekunde sterbe ich mehr ohne dich... oje, hoff sie is dir nicht zu nahe gekommen? *grins + Kuss* Marie Zack – weg war das Ding. Ich wendete mich wieder unserem Artikel zu, der inzwischen schon in der Klasse die Runde gemacht hatte und über den nun alle aufgeregt tuschelten. Niemand hatte von unsrem Ausflug gewusst... Mich wunderte ja, dass sie selbst dann nicht stutzig wurden als am Freitag unser oberfieser Mathelehrer mich aufgeweckt hatte...Da hatte er ja was von Kino gesagt. Dumm warn die Leute halt. Von vorne hörte ich nun Sachen wie man das ist gemein, wieso ham sie uns nichts gesagt und oh ich würde sterben... die alte Leier halt. Insgeheim freute ich mich wie ein Schnürsenkel dass ich den andren ein Schnippchen geschlagen und mir den begehrtesten Typ Hollywoods geangelt hatte... was heißt ich ihn, er mich... Ich konnte nur hoffen, dass er nicht doch noch auf die Idee kam, hier an der Schule aufzutauchen und ein riesiges Tohuwabohu zu veranstalten... Nein, so doof war er nicht. Und die nervigen Fragen würden wohl auch bald kommen, Jeany und Caz sahen schon in unsere Richtung. Doch ehe sie aufstehen konnten, um mich zu nerven, betrat unser allseits beliebter, - weil viel netter als der Mathelehrer – Englischlehrer unser Klassenzimmer. Ab jetzt wollte ich mich besonders anstrengen, um mich später mal bei Orli daheim verständigen zu können, er kam ja schließlich von der Insel und die weigerten sich ja, Deutsch zu sprechen. Jedenfalls soweit ich das gehört hatte. Ein tief dröhnendes „Good Morning, Class!“ Dröhnte durch den Raum. Brav antworteten wir natürlich. „Good Morning, Mr Schnabel!“ Den Namen fand ich irgendwie lustig. Er hatte so einen bisschen schwulen Touch, drum nannten wir ihn auch öfter mal Schnabeltässchen und lachten uns dann kaputt darüber. Der fand das natürlich gar nicht lustig, ich hatte schon mal nachsitzen aufgebrummt gekriegt wegen so ner Sache. Da merkte ich, dass irgendjemand meine Schülerzeitung hochhob. „Ah was haben wir denn da... ihr wart auf der Filmpremiere? Und, habt ihr eure Englischkenntnisse anwenden können?“ Ich sah betreten zu Boden. Hatte der ne Ahnung. „Ging so...“ Na ja, bei meinen bisherigen Noten brauchte das auch keinen wundern. Ich schrieb bis jetzt immer nur vieren in Englisch. „Und wie habt ihr ihm das Interview dann schmackhaft machen können? Ich nehme mal an, Jazzy hat das für euch übersetzt.“ Jazzy war eine Klasse höher als ich und konnte viel besser Englisch als meine Wenigkeit. „Zu unsrer Verblüffung brauchten wir die Übersetzung gar nicht...“ Schnäbelchen sah mich schief an. „Wie.“ – „Er konnte genauso gut Deutsch wie Johnny Depp... und es is ja allseits bekannt dass der unsre Landessprache spricht.“ (Anm.d.A.: Erste Anmerkung – mal angenommen, Orli spricht auch Deutsch so wie Johnny - „Ich habe viiiiiiiele Flöhe“ - Depp...) Das war gerade ein sehr persönliches Er gewesen und so sahen mich alle in der Klasse ein bisschen seltsam an. Und konnte war ja gelogen, er kann’s ja immer noch. „So... na ja dann. Schade, wär eine gute Übung gewesen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Tja, Pech.“ Und grinste hämisch. Ich durfte ja nicht zu viel ausplaudern, sonst würden sie sich auf mich stürzen wie ein Rudel Wölfe auf einen toten Hirsch... aber Schnäbelchen ging nicht weiter auf das Thema ein sondern fuhr mit dem Stoff von letztem mal fort. Erleichtert atmete ich auf. Nach der Mittagspause hatten wir Sport. Bei der blöden Finkenberg. Was heißt blöd nicht im allgemeinen, aber schusselig. Ich mochte sie trotzdem nicht. So ein langnäsiges Gesicht... Ihr wisst schon, wie die Bürodame an der Ballettschule wenn ihr Flashdance gesehen habt. So ähnlich sah sie aus. Und jedes mal hatte sie ihre schrecklichen rosa Turnklamotten an. Wusch sie die denn niemals?? Wir hatten letztes Mal damit begonnen, eine Choreographie einzustudieren zu irgend nem Lied das ich nicht kannte. Ich mochte zwar tanzen, aber ich hatte keinen Bock mir eine vorher festgelegte Schrittfolge zu merken. So tat ich halt die ganze Zeit als könnte ich es... bis ich eines besseren belehrt wurde und über meine eigenen Füße stolperte. Klasse. Finkie ging einen Kühlbeutel holen, weil es ziemlich weh tat und geschwollen war. Ich war beim Ausfallschritt nach rechts umgeknickt und auch noch blöd nach links gedreht. Musste ich wohl zum Onkel Doc damit. Das rosa Moorhuhn kam mit dem Kühlbeutel zurück und gab ihn mir in die Hand. Das tat gut, die Schmerzen wurden etwas besser. Natürlich durfte ich jetzt nicht mehr mitmachen und so klaffte zwischen Conny und Mandy ein großes Loch in der Blockaufstellung. Nach der Sportstunde gingen wir eben rüber ins Lehrerzimmer, wo man mir einen Verband mit Kühlsalbe anlegte. Orlando würde schauen wenn ich mit dem Fuß heimkam... ja genau, wie wollte ich eigentlich heimkommen. Ohne Stütze konnte ich nicht gehen. Mandy und Conny hatten mich auf meinem Bisherigen Weg links und rechts abgestützt und ich musste nur mit dem linken Bein auftreten. Und meine Mom würde auch erst mal einen Herzinfarkt bekommen und sich wieder zu Tode sorgen. dann läge ich wieder zwei Wochen auf dem Sofa vor dem Fernseher mit einem Milchshake in der Hand und zugedeckt wie eine Grippekranke. „ Mom!! Es ist doch bloß mein Knöchel!!“ Fuhr ich sie nun schon zum fünften Mal an, sie konnte es einfach nicht lassen, mich zu ummuttern. Grauenhaft. Schlimm genug, dass Orli nun nicht mehr von meiner Seite wich – was ich aber durchaus angenehm fand – aber nun auch noch meine Mom?? Na ja, aber wenn’s nach dem Ich-war-zuerst-hier – Prinzip gehen würde hätte meine Mom leider Vorrang. Irgendwann gelang es mir dann, sie wegzuscheuchen. Und Orli... der dachte gar nicht daran, abzuhauen. Nicht so wie meine letzten, die einen einfach im Stich ließen wenn man krank wurde – nein, er umsorgte mich so liebevoll ... ich glaub wir hingen wirklich den halben Tag nur küssend in der Ecke. Sehr angenehm. Da schmerzte mein Fuß gleich auch nicht mehr. Nach der Schule waren wir noch eben beim Doktor gewesen, der eine Bänderzerrung festgestellt und mir sofort einen Gips verpasst hatte. Super, nun durfte ich morgen mit Klotz am Bein zur Schule gehen. Aber wenigstens konnte ich so vorerst mal nicht am Sportunterricht teilnehmen, das fand ich klasse. „Hey, nicht hier, Mom könnte uns beobachten...“ Ich schubste Orli sanft weg, der versucht hatte, mir meinen Pulli hochzuziehen. Und mit dem Gips war das eh ein bisschen schwierig, na ja, wenn ich ihn hochlegte ging’s vielleicht. Aber die Hose auskriegen war eine Katastrophe. Er kuschelte sich an mich und wir wandten uns wieder dem TV zu. Eine gute halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Nanu, wer konnte das denn sein... „Mom, machst du mal auf?? Ich bin ja verhindert wie du weißt...“ Rief ich aus dem Wohnzimmer nach vorne. „Is okay Schatz!“ Kam es zurück. Ich hörte wie sie die Haustüre öffnete. Mädchenstimmen... oh nein, hatte etwa jemand herausgefunden, dass Orli hier war?? Panik ergriff mich, verflog aber sogleich wieder, als Jazzy und Mandy durch den Türbogen ins Wohnzimmer kamen. „Na unsrer Patientin geht’s ja blendend...“ Lachte Jazzy, als sie Orli und mich da so in der Ecke lehnen sah. Es musste wirklich so ausgesehen haben als könnte man uns nur mit dem Schuhlöffel oder Brecheisen da wieder aus der Ecke kriegen, so eingequetscht waren wir. „Hey ihr zwei, schön dass ihr vorbeischaut!“ Begrüßte ich meine beiden besten Freundinnen und bot ihnen einen Sitzplatz an. „Hier, was Süßes für unsre beiden Süßen, damit du mir nicht vom Fleisch fällst während du hier rumliegst und dir nix zu futtern holen kannst...“ Sagte Jazzy und gab mir eine große Schachtel Pralinen. Ich umarmte sie so gut ich es konnte. „Wie lieb von euch, danke! Damit wird er mich wahrscheinlich nachher gleich voll stopfen...“ Grinste ich zu Orli herüber. Der grinste nur schelmisch zurück. „Und, was habt ihr noch so getrieben heut?“ Fragte Mandy und legte ihre Jacke auf den Stuhl neben ihr. „Nix großartiges, Fern gesehen... die üblichen Dinge halt..“ Ich kniff die Lippen zusammen, was die beiden verstehen ließ. „Besser als Schmerztabletten.“ Grinste ich. „Solltet euch auch einen zulegen, wenn euch mal was wehtut.“ – „Ja komisch, dass er bei dir bleibt, die meisten Typen die ich kenn, die machen dann einen auf Was, du bist doch nicht krank, mit einem Bein kannst du doch gehen! und lassen dich allein... aber wenn sie selbst mal krank sind geht das große Gejammer los. Also ich muss echt sagen, Orli das find ich klasse von dir.“ Er wurde ein bisschen rot. „Is doch selbstverständlich, ich will doch auch nicht allein gelassen werden wenn ich krank bin. Was du nicht willst...“ Der olle Spruch, jetzt kam er auch noch damit daher. Ich knuffte ihm in die Seite. „Für solche Sachen lieb ich dich. Ein echter Mann, keiner dieser ekelhaften Machos.“ Wir mussten lachen. Tja, das sind beste Freundinnen, die besuchen dich wenn du dir den Fuß gezerrt hast sogar zu Hause, auch wenn du am nächsten Tag wieder zur Schule sollst... „Willst du morgen wirklich mit dem Bus fahren, mit deinem Fuß?“ Fragte mich Jazzy. Ich zuckte mit den Schultern. „Wieso nicht, das krieg ich schon hin, halbe Stunde eher aufstehen und es funzt.“ – „Ich könnt auch vorbeikommen und dich mitnehmen wenn du magst.“ Bot sie mir dann an. Jazzy fuhr ja inzwischen selbst zur Schule mit ihrem Golf. „Nur wenn’s dir keine Umstände macht, sonst nehm ich natürlich den Bus.“ Antwortete ich dann. Lieb von ihr, wirklich, ich fand die Idee nett! Sie freute sich. „Super! Dann morgen um halb acht vor deiner Haustür.“ – „So spät? Is morgens net immer unheimlich viel los auf der Straße?“ – „Ich kenn inzwischen ein paar Abkürzungen und kann die Hauptverkehrszonen umgehen... brauch immer nur zwanzig Minuten zur Schule.“ Cool. Was den Verkehr anging hatte Jazzy den vollen Durchblick. Orli durchbrach meine Gedanken, weil er mich zu sich hin zog... und ich muss immer noch aufpassen dass ich nicht in Ohnmacht falle wenn er mich anfasst... das ist einfach noch zu unglaublich um wahr zu sein. Jetzt kenn ich ihn grade mal ... was war's... Donnerstag und heut war Montag. Fünf Tage. Schon komisch, ich muss immer wieder grinsen wenn ich daran denke. Der geilste Typ Hollywoods befindet sich mitten in München unter einem Haufen Teenager und keiner weiß es. „Hey, nicht so stürmisch! Ich muss immer noch aufpassen dass mein Kreislauf nicht absackt...“ Grinste ich Orli an. „Hast du deine Ohnmachtsanfälle immer noch nicht unter Kontrolle?“ Grinste mich Jazzy an. „Inzwischen geht’s aber momentan isses wieder schlimm weil ich mich jeden Tag mehr in ihn verknalle...“ Ich sah zu Orli hinauf, der ein bisschen über mir saß. Der schenkte mir ein zärtliches Lächeln. Wir küssten uns. „Wie süüüß!“ Entfuhr es Jazzy. Ich musste grinsen. Insgeheim war ich ja unheimlich stolz auf meinen Fang. Fast schon überheblich könnte man sagen, ich hatte wirklich Mühe das zu verbergen, nicht arrogant zu wirken weil ich nun was Besseres ergattert hatte als jeder Ottonormal – Bürger sich erträumen hätte können. He. Und schadenfroh war ich ja gar nicht *g* Da saßen nun unsre ganzen Tussis an der Schule und glotzen ihr Schülerzeitungs – Foto an während ich das Original in Händen hielt. „Schade, wir können dich ja nicht fragen ob du mit uns ein Eis essen gehst...“ weckte mich Mandy wieder aus meinen Gedanken. „Wieso, ich kann ja aufstehen, hab doch meine Krücken.“ War eine gute Idee, ich wollte eh irgendwie raus hier. Und abends noch schön ein Eis essen, das war's jetzt. Die nächste Eisdiele war vielleicht hundert Meter die Straße runter. Und die würd ich doch wohl schaffen. „Und er hier?“ Ich deutete auf Orli. „Verkleiden. Um die Zeit sind eh nur noch Leute unterwegs die ihn nicht kennen... Ali und Co weißt scho...“ Ich musste grinsen. Hier in der Umgebung wohnten ziemlich viele Ausländer und ich war eigentlich froh drüber, denn die interessierten sich nicht für Orli. Und die hingen abends immer unten an der Eisdiele ab.... ich hatte da zwar keine so große Lust drauf, aber Hunger auf ein Eis. Plötzlich wurde ich hochgehoben. „Hey, ich kann selber gehen!“ Lachte ich zu Orli, der tatsächlich meinte, er könnte mich ja eben runtertragen. „Na ja dann nimmt halt eine von euch die Krücken mit, ich trag sie jetz die hundert Meter.“ Grinste er und ließ mich nicht runter. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich wollte auch gar nicht runter. Dieser sanfte Griff, als hätte er dreißig Schachteln mit rohen Eiern im Arm... einfach klasse. Und immer darauf bedacht, dass mein Fuß nirgends anstieß. Dabei tat es gar nicht so weh wenn ich irgendwo gegen kam, nur wenn ich auftrat. Auf einem Barhocker an einem großen runden Tisch setzte er mich wieder ab. Ich küsste ihn. „Also, was wollt ihr, wir laden euch ein.“ Jazzy gab mir die Eiskarte. „Einen großen gemeinsamen?“ fragte ich Orli. Wir würden uns wieder gegenseitig füttern, so wie im Zoo. „Vanille mit heißen Himbeeren?“ Fragte er mich. Ja, da hatte ich jetzt nix dagegen. Obwohl mir ja schon heiß genug war wegen ihm. Ich nickte und gab Mandy die Karte. „Ich nehm ein gemischtes.“ Sie reichte die Karte an Jazzy weiter. „Für mich auch, aber mit viiiiiiiel Sahne!“ Jazzy war absoluter Sahne – Fan. Wir hatten das zu Hause schon mal gemacht, jeder hatte ein gemischtes Eis gekriegt, das war auf meiner letzten Geburtstagsfeier gewesen, und Jazzy nur eine Kugel und den Rest der Schüssel mit Sahne aufgefüllt. Danach war ihr schlecht und wir haben sie eine halbe Stunde lang nicht mehr gesehen... Ich musste grinsen. „Achso, für mich zwei Löffel bitte...“ Bestellte Orli, wir aßen unsren Becher ja gemeinsam. Der Ober nickte und schrieb auf, nicht ohne vorher einen komischen Blick auf Orli geworfen zu haben. Er schien sich zu fragen ob er ihn kannte. Der Typ sagte aber nichts und ging rein. Fünf Minuten später kam unser Eis. Nachdem wir alle genüsslich aufgegessen hatten... unser Eis war inzwischen nur noch Soße, weil wir nach jedem zweiten Löffel nicht widerstehen konnten und laange knutschen mussten ... aber die Soße schmeckte auch ganz gut. Vor allem die auf Orli’s Lippen... *feix* Ich glaub mehr ineinander verknallt wie wir beide gerade konnte man nicht sein. Einer war verrückt nach dem anderen. Und ich fand das gut so... Ich streckte mich und gähnte. „Du, ich glaub wir sollten dann mal so langsam in die Federn huschen... sonst komm ich morgen net raus.“ Mandy und Jazzy stimmten mir zu. Es war schon fast elf und um sechs wollte ich raus. Unter sechs Stunden schlaf konnte man mich vergessen. „Trägst du mich wieder?“ Bettelte ich Orli an, ich wollte wieder in seinen starken Armen liegen... Er musste grinsen und hob mich hoch. Die Krücken nahm ich in die rechte Hand. „Also danke für die Einladung, war schön mal aus der Bude rauszukommen! Wir sehen uns morgen dann... halb acht vor meiner Tür.“ – „Genau. Schafft ihr’s alleine nach Hause?“ Fragte Jazzy grinsend. „Nur keine Sorge, ich hab ja hier meinen Beschützer...“ wofür ich mir einen Kuss von Orli einhandelte. Jazzy stand auf und nahm ihre Handtasche. „Also dann bis morgen, schlaft schön und treibts nicht mehr allzu schlimm heute ja?“ Wir lachten und machten uns dann auf den Heimweg. Zu Hause knipste Orli erst mal das Licht an. Es war heut den ganzen Tag über ziemlich finster gewesen, auch als wir vor der Glotze saßen, und so sah ich ihn erst jetzt im Licht. „Mmh, weißt du dass du mal wieder umwerfend aussiehst?“ bemerkte ich. Ihr kennt das doch sicher wenn man lange im Dunkeln war und das die Augen angestrengt hat.. die leuchten dann irgendwie. So war es bei ihm auch. Dieser Blick haute mich fast um. Er lächelte mich lieb an. Ich wusste dass er auf Komplimente steht. Ich hätte ihn den ganzen Abend nur betrachten können. Ich hab bis heute keinen Schimmer wie man nur so gut aussehen kann... da muss ein Engel vom Himmel gefallen sein. Behutsam legte er mich auf mein Bett, nachdem ich noch eben Zähneputzen war. Ebenso behutsam kroch er zu mir unter die Decke und legte seinen Arm von hinten um mich. Ich drückte mich näher an ihn. „Nicht loslassen...“ Flüsterte ich. Er drückte noch ein bisschen fester zu und ich fühlte mich nun als könne mir auf dieser Welt nichts mehr geschehen. Zufrieden mit der Welt schlief ich ein... ... und wir verpennten am nächsten Morgen tatsächlich, Orli schnarchte noch seelenruhig neben mir, als ich einen Blick auf den Wecker warf und einen Schock bekam, es war schon viertel nach sieben! Wie von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bett und vergaß dabei ganz meinen Fuß... „AU!!!!“ Schrie ich und sprang auf die nächstbeste Sitzgelegenheit die ich finden konnte... „Wer was wo??“ Fuhr Orli herum, ich war glatt auf ihm gelandet.. „Autsch Orli, das tut mir leid ich wollt dich nicht wecken, hab grad meinen Fuß vergessen und außerdem noch verpennt... ich muss sehen dass ich nach unten komm!“ – „Ich helf dir anziehen.“ Waren seine ersten Worte, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. So griff er sich meinen Stapel Klamotten den ich mir gestern noch hergerichtet hatte und zog mich an wie eine Schaufensterpuppe. Muss ein lustiger Anblick gewesen sein. Zum Küssen blieb uns heute keine Zeit, ich musste so schnell wie möglich noch irgendwas frühstücken und dann raus, denn zehn Minuten später hupte es schon vor meiner Tür, Jazzy war da. Ich verpasste Orli trotzdem noch einen leidenschaftlichen Kuss und verschwand dann nach draußen. „Oje, verpennt?“ Jazzy musterte mich. Ich musste mich in der Schule noch eben aufmöbeln, sah total zerzaust aus. Bürste und MakeUp hatte ich dabei. Obwohl, das ging ja auf der Fahrt auch. Ich klappte die Sonnenblende herunter, hinter der sich ein Spiegel befand. „Oder verpennt weil ihr’s zu lang getrieben habt?“ Grinste Jazzy. Ich sah sie entsetzt an. „Dann wär ich aber früher dran gewesen, weil früher aufgewacht... schade eigentlich, warum is mir das nicht eingefallen. Na ja, ich hab ja heut Morgen erst mal schon meinen Fuß vergessen und daraufhin Orli plattgemacht...“ – „Wie.“ – „Na ja, ich bin vor Schock dass es schon viertel nach sieben ist wie eine Irre ausm Bett gesprungen, auf mein Fuß gekommen - und du kannst dir ja denken dass das schmerzte... jedenfalls hab ich mir dann die nächste Sitzgelegenheit gesucht und die war zufällig Orli... der Arme. Hättest mal sein Gesicht sehen sollen, als hätte er vollkommen die Orientierung verloren...“ Wir lachten. Aber irgendwie war's schon gemein, über ihn zu lästern, wo ich ihn doch liebte... nicht nur ein bisschen, sondern mehr als alles andere auf dieser Welt, vielleicht sogar mehr als mein Leben wenn er nicht bei mir wäre. Auch jetzt wär ich bereit, mein Leben für ihn zu geben um seins zu schützen. So etwas Schönes darf nicht einfach dahingehen... So, frisch aufgemöbelt und fertig zum „Angriff“ stieg ich aus dem Auto. Was heißt – ich versuchte es und Jazzy gab mir meine Krücken. Natürlich würde ich jetzt wieder von meinen Mitschülern beliebäugelt werden weil sie ja alle soooolches Mitleid hatten... *hmpf* half nichts, da musste ich jetzt durch. Aber Jazzy leistete mir ja Beistand und Mandy würden wir auch gleich treffen. Im Klassenzimmer selbst herrschte noch Ruhe. Nur ein paar Leute waren da, weil wir heute in der ersten Stunde erst mal Religion hatten und der Großteil der Klasse Bekenntnislos war, demnach frei hatte. Nur ich war auf dem Papier katholisch und musste mir leider jeden Dienstag die Predigt reinziehen. Und wer saß da hinten neben Mandy? Ein schwarzer Haarschopf... das konnte doch nicht sein, sie war wieder da? Ich ging näher hin um besser zu sehen... „Janine!! Wieder fit?“ Sie drehte sich um – ja, es war Janine, noch eine meiner besten Freundinnen, die vor zwei Wochen von einem Auto angefahren worden war vor unsrer Schule und seitdem im Krankenhaus gelegen hatte... sah eigentlich wieder total fit aus. „Bin wieder die Alte, aber du anscheinend nicht...“ sie lugte auf meinen Fuß. Ich grinste. „Dämlicher Sportunfall, Bänderzerrung... schön dass du wieder hier bist, hast einiges verpasst!“ – „Ja, leider...“ Sie sah ein bisschen traurig aus, und als ich die Schülerzeitung neben ihr liegen sah, wusste ich auch warum, denn Janine war schon seit Herr der Ringe in Orli verknallt, mindestens genauso schlimm wie ich jetzt, sie hatte ihr Zimmer volltapeziert mit Postern, sammelte jeden Zeitungsschnibbsel... Ach du heilige Scheiße, was wenn sie erfuhr dass ich ihn mir geangelt hatte? Sie würde mich nie mehr ansehen... „... hat mir erzählt du hast ein dunkles Geheimnis?“ den ersten Teil des Satzes hatte ich nicht mitgekriegt. „Was?“ – „Mandy...“ Mandy sah mich ein bisschen beschämt an, sie hatte geplaudert... was sie sonst eigentlich nie tat. „Los erzähl, du weißt ich kann schweigen wie ein Grab.“ Jetzt wurde es peinlich, und ich setzte mich erst mal auf einen Stuhl neben Janine, denn das Stehen war mit Krücken sehr anstrengend. „Wenn ich dir das verrate, siehst du mich nie wieder an.“ – „Glaub ich nicht, du kannst mir alles erzählen und so schlimm is es doch sicher nicht.“ Ich sah betreten zu Boden. „Überhaupt, wie war eigentlich das Interview? Oh Gott ich wär gestorben vor Angst...“ Ich grinste gekünstelt. „Echt klasse, der is total locker drauf, super netter Mensch...“ – „Und das Foto...“ Sie seufzte. Oje, das würde schwer werden, ihr das beizubringen... Und vor allem wenn sie erst mal zu mir nach Hause kam... die würde einen Herzinfarkt kriegen oder Schlimmeres und dann läge sie wieder im Hospital... „Sag schon endlich, ich will es wissen!“ – „Na ja weißt du, es is wie eine unheilbare Krankheit, wenn du dich erst mal angesteckt hast wirst du sie nicht mehr los...“ Janine zog die Augenbrauen hoch und sah mich schief an. Hieß: sie hatte nix verstanden. Irgendwie auch gut so. Stimmte ja irgendwie, ich hatte mir den leibhaftigen Orli – Bazillus eingefangen und nun klebte er an mir und ich hoffte – nicht wie bei einer Krankheit – ihn nie wieder loszukriegen. „Na ja, ich hab mir da was eingefangen am Donnerstag...“ Und nieste gespielt. Jetzt wurden Janines Augen groß, ach du Scheiße, sie hatte es gecheckt... „Oh mein Gott... du ... das is ein Scherz.“ Ich schüttelte breit grinsend den Kopf. „Die reine Wahrheit. Du kannst dich gern selbst überzeugen heut Nachmittag wenn du willst. Der Bazillus sitzt auf meinem Sofa und schaut Fern.“ – „Wie kann... hat der keine Termine??“ – „Seine Agentin hat ihm zwei Wochen frei gegeben... Bin ja gespannt was er heut wieder anstellt.“ – „Hä.“ – „Gestern hat ihn im OEZ eine erkannt... grad noch mal gut gegangen, aber unsre Barbies hätten die Sache schon beinah auffliegen lassen, ich konnt es zum Glück verhindern.“ – „Ging ja noch mal gut... aber sag mal wie kommst du dazu... man hast du ein Glück, ich würde sterben dafür, du zu sein...“ – „Lass das mal lieber, du kommst grad aus dem Krankenhaus, da will ich dir meinen Fuß nicht zumuten. Aber der andre Teil meines Seins... o ja, da würden viele für sterben...“ – „Ihr habt doch nicht etwa...“ Ich grinste noch breiter, breiter ging’s nicht mehr. „Wenn man so will bin ich eins dieser abgeschleppten Groupies...“ – „Schon am Donnerstag?? Whoa.“ – „Ich wollt ja eigentlich nicht, aber s kam so über mich... und ich bereue nichts! Er is das Schärfste was rumläuft auf diesem Planeten...“ – „Du bist doch nicht etwa ...“ Ich wehrte mit einer Handbewegung ab. Ein Kind von Orli? Das hätte mir grade noch gefehlt. Beziehung schön und gut, auch auf reiferer Ebene, aber ein Kind? Später vielleicht. Aber jetzt nicht. Ich wollte das Leben einfach nur genießen so wie es war. Und schöner hätte es momentan nicht sein können... bis auf den blöden Fuß. Der nervte, aber alles andre war ... wie sagen die Italiener? Perfetto? *grins* In der großen Pause dann waren wir wieder alle zusammen, Jazzy, Mandy, Janine und ich. Das war unsre Clique seit der Grundschule. Wir hatten schon eine Menge Unsinn miteinander angestellt. Unter anderem auch schon mal den Ubahnverkehr lahmgelegt, weil Jazzy auf die Gleise gesprungen war und in den Tunnel laufen wollte um rauszufinden ob sie am entgegengesetzten Ende wieder rauskam wie in Matrix... das hatte mächtig Ärger gegeben und wir bekamen Sachen wie „Dieser Film gehört verboten!“ und so weiter zu hören. Aber am Ende lachten wir alle drüber. Wir beschlossen dann kurzerhand, Janine ins kalte Wasser zu werfen, was hieß ich würde sie heut nach der Schule mit nach Hause nehmen und sie Orli vorstellen. Aber zuvor musste ich ihn noch warnen... vor einem verrückten Fan. Hey du, was treibst du grade? Ich bring heut nach der Schule Janine mit, noch eine Freundin von mir. Aber nimm dich in Acht, sie is einer deiner größten Fans und ihr könnt es vielleicht genauso gehen wie mir am Donnerstag... Kuss, Marie Lange dauerte es auch nicht da kam schon die Antwort. Hey Süße... ich schau grad Fern... oje *Grins* na ja das managen wir schon irgendwie, bei dir hab ich's ja auch hingekriegt. Freu mich auf sie, bestell ihr nen Gruß! Kuss, Orli Ich steckte das Handy weg. „Schönen Gruß von ihm, er freut sich schon dich kennen zu lernen.“ Feixte ich Janine an, weil ich genau wusste dass sie hyperventilieren würde... oder so was in der Art was verrückte Fans halt immer tun. „Sieht er denn genauso aus wie auf den ganzen Plakaten und so?“ Ich grinste schelmisch. Nein, er sah in Natura noch tausendmal geiler aus... hätt ich selber nicht gedacht, aber es is wahr! „Das musst du dann selbst herausfinden. Zu viel werd ich dir nicht verraten.“ Janine schmollte. „Fies.“ – „Tjaa...“ *grins* Nach der Schule fuhr uns Jazzy wieder nach Hause. Bzw. zu mir nach Hause. Und wer stand da in der Tür?? Ich deutete Orli, wieder reinzugehen, weil ihn jemand sehen könnte und dann würden wir vor Paparazzi nicht mehr froh hier... er zuckte mit den Schultern und ging ein Stück nach hinten. Janine hatte ich vor dem losfahren die Augen verbunden, sie sollte richtig geschockt werden. Fies, aber sie brauchte so was. *g* Langsam führte Jazzy sie die Treppe hinauf, während ich auf Krücken hinaufhinkte. Scheiße wenn man selbst nicht gut gehen kann und dann auch noch eine Blinde dabei hat. Orli grinste. „Also du bist ja echt gemein...“ sprach er lautlos zu mir. Ich zuckte nur mit der Schulter und grinste. Oben angekommen, hakte sich Janine bei mir ein und wir gingen ins Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzten. Es war zum Glück keiner da, denn meine Mom arbeitete unter der Woche in einem Supermarkt. „Ich setz mich da hin, du da...“ flüsterte ich so leise ich konnte und wies Orli seinen Platz links neben Janine zu. Ich setzte mich rechts von ihr um sie aufzufangen wenn sie mir umkippte. Langsam nahm ich das Kopftuch ab, das wir als Augenbinde benutzt hatten... Janine sah sich um, fand aber niemanden. „Da hast du mich ja schön angeschmiert.“ Meinte sie zu mir, ein bisschen sauer, drehte sich nach rechts, wollte aufstehen und bekam den Schock ihres Lebens als sie Orli dort sitzen sah. „Heilige Scheiße, es ist wahr!“ Entfuhr es ihr, als hätte ich ihr erzählt, dass im Wohnzimmer meine Oma rumgeistert und sie den Geist nun leibhaftig sah. Sie war kreidebleich. Wirklich wahr, so was hatte ich nicht beabsichtigt. Ich zog sie zurück aufs Sofa. „Hey, ganz ruhig, er beißt nicht. Ganz sicher nicht... ganz im Gegenteil.“ Janine brachte immer noch kein Wort heraus, sie starrte Orli immer noch an als wäre er ein Geist oder so. Nun ergriff er das Wort. „So, du bist die Janine vor der mich Marie schon gewarnt hat? Na komm, ich beiß nicht. Hat sie auch schon gesagt. Oh man...“ So, ihm fiel auch nichts mehr ein. Ich griff mir Janine und rüttelte sie wach. „Mädel, jetz krieg dich mal wieder, der is auch nur ein Mensch wie jeder andre auch! Eben nur einer der besondren Sorte. Und es ist höchst unhöflich, jemanden anzustarren.“ Langsam löste sich ihre Verkrampfung. „Äh ja, sorry tut mir leid. Ich bin Janine...“ sie streckte ihm die Hand hin und er schüttelte sie. Ich bin mir sicher, das glaubt sie auch Monate oder Jahre später nicht, dass er das wirklich ist. Bin mir ja selbst manchmal nicht sicher... ;o) „Und damit eins klar ist, geflirtet wird hier nicht!“ Grinste ich Janine an. „Bist du des Wahnsinns? Dazu hab ich doch viel zu viel Schiss!“ Kam es von ihr zurück. Mist, kontern konnte sie schon immer gut. Orli grinste. Sicher würde Janine gleich heute Abend noch im Fanforum - wo sie angemeldet war - prahlen, sie hätte Orli kennen gelernt, was ihr eh keiner glauben würde ohne Beweise. Hieß wir würden wohl ein Foto machen müssen. Janine hatte ja am Donnerstag nicht dabei sein können, sie war nämlich auch bei der Schülerzeitung. Na ja, damals hatte sie das auch noch nicht großartig gestört, denn ich hatte ja noch keinen Schimmer wen wir interviewen würden, aber jetzt war sie insgeheim unheimlich stinkig auf mich. Weil ich diese geniale Idee gehabt hatte. Hehe. „Was treibst du eigentlich jetz die ganzen zwei Wochen hier in München?“ Fragte Janine ihn dann. „Weiß noch nicht, mir von Marie einiges zeigen lassen... natürlich blöd dass sie ihren Fuß hat jetz aber mit Krücke geht das schon.“ Er zwinkerte mir zu. „Fernsehen, essen, schlafen... Fans nerven...“ Grinste er. „Ha ha, voll witzig!“ Lachte Janine. Hehe, wenn man ihn am richten Punkt erwischte konnte Orli richtig lustig sein. „Hey, was haltet ihr von ner Runde Orli’s Lieblingstee?“ Jeder wusste sofort was gemeint war. „Hätt ich jetz auch Lust drauf, ja.“ ließ Orli verlauten und erhob sich vom Sofa, um am Küchentisch Platz zu nehmen. Janine hastete mir hinterher. „Ich helf dir!“ Hehe, ich war auf den Krücken inzwischen ganz schön schnell, hätte ein Wettrennen gegen Andi, den schnellsten Läufer in unsrer Klasse machen können und hätte gewonnen. Na ja, vielleicht. Hihi, Andi, die Rennmaus. Zusammen stellten wir also den Wasserkocher an und hängten Teebeutel in die Tassen. Sicher hatte Mom auch noch irgendwo Sojamilch rumstehen, sie war gerade auf ihrem Vegetarier – Trip... Was Orli natürlich gefiel, denn er war auch einer. Vermutete ich jedenfalls, so wie er sich in den letzten Tagen ernährte. Ich hatte noch kein Stück Fleisch auf seinem Teller gesehen, geschweige denn Milch oder Eier. Mir soll’s Recht sein – und eigentlich hat er ja Recht – wieso sollen Tiere sterben nur weil wir Hunger haben? Ich goss das heiße Wasser in die Teetassen. Nun mussten wir ein bisschen warten bis er durchgezogen hatte. Ich hatte inzwischen beschlossen, dass wir eine Runde Mensch – ärger – dich – nicht spielten. Was mir zum Verhängnis wurde, denn ich flog fünf mal Raus und Orli und Janine lieferten sich einen erbitterten Kampf um den Gewinn. Orli gewann. Ich kam als Letzte ins Ziel und Janine wurde zweite. „Dafür machst du jetzt noch ein Foto mit mir dass mir das auch jeder glaubt... und zum einrahmen.“ Grinste die. Ich verdrehte die Augen. Fans. Wenn sie nicht meine beste Freundin gewesen wäre hätte ich nen Anfall gekriegt, aber ich wusste ja inzwischen wie das sein konnte ;o) Also ging ich meine Digicam suchen. Und fand sie – im Schreibtisch meiner Mom. Was das Ding da machte? Ich will es gar nicht wissen. Ich konnte nur hoffen, dass Janine mir jetzt nicht umkippte, wenn Orli sie in den Arm nahm. Na ja, aber wenn er das so tat wie bei mir dann würde es schon gefährlich werden. Janines Kreislauf hielt nämlich auch nicht allzu viel aus, sie war ziemlich dürr und zierlich. In der Sportstunde hatte sie es schon so manches Mal umgehauen. Aber ein paar Stückchen Traubenzucker und die Sache ging wieder. Es war lustig anzusehen, wie Janine sich nur zögerlich von Orli in den Arm nehmen ließ, immer Angst, er könnte sie sogleich vernaschen. Na ja gut okay, ich hätt natürlich vor so einem Megastar auch einen Höllenrespekt wenn ich ihm das erste Mal begegnen würde. Aber sie blieb standhaft und ich schoss ein wirklich gutes Foto. Passten irgendwie zusammen die zwei, aber das schlug ich mir ganz schnell wieder aus dem Kopf. Wir gingen nach oben an meine Computerkiste um das Foto auszudrucken. „Verzeih die Unordnung, ich hab heut schon nen Hechtsprung aus dem Bett gemacht...“ Grinste ich beim Anblick meiner total zerpflückten Bettdecke und knipste meinen Computer an. Der war inzwischen sechs Jahre alt und brauchte dementsprechend lange zum Hochfahren. Aber bis jetzt fraß er noch jedes Programm das ich ihm einhämmerte und funktionierte einwandfrei. Harry sei dank – ein guter Freund von mir und absolutes Computergenie. Und wenn er seine Brille aufhatte nannten ihn auch alle schon mal scherzhaft Harry Potter. Der hatte meine Blechkiste schon oft vor dem Absturz bewahrt. Irgendwann musste ich mich mal erkenntlich zeigen. Es dauerte auch nicht allzu lange bis der Drucker ein Hochglanzfoto ausspuckte, das ich wie eine Trophäe Janine überreichte. Sie betrachtete es eingehend. „Geil!“ Kam dann, mehr nicht. Mir hätten in so einer Situation auch die Worte gefehlt. „Danke Orli, du bist ein Schatz! Aber ich werd mich wahrscheinlich die nächsten Tage trotzdem noch paar Mal kneifen müssen, um zu glauben dass das wahr ist.“ Orli grinste, er fühlte sich geschmeichelt. „Na ja, wir sehen uns ja sicher noch öfter. Is ja nicht aus den Augen aus dem Sinn.“ Ich stemmte die Fäuste in die Hüften. „Na das will ich doch mal schwer hoffen, nicht dass du mit irgend ner Hollywood – Blondine abzischst wenn du mal nicht bei mir bist!“ Orli zog eine Grimasse. „Sag mal für wen hältst du mich.“ Das konnte ich mir eigentlich sparen aber ich sagte ihm trotzdem meine Meinung. „Für den geilste, schärfsten, absolut.... ich weiß nicht was – esten Kerl der Welt den ich garantiert nie mehr hergebe!!“ So, da hatte er den Salat. Musste er jetz mit fertig werden *feix* Orli hatte meinen Kalender erspäht und begutachtete ihn. „Wann habt ihr eigentlich die nächsten Ferien?“ Ich sah Janine an. „Wann ham wir Ferien?“ Sie sah auf den Kalender und ich merkte wie sie sich zurückhalten musste, nicht vor Freude in die Luft zu springen. „Wart mal heute ist... Dienstag? Wenn mich nicht alles täuscht. 30. Mai bis 9. Juni sind Pfingstferien... Heißt morgen keine Pauke!! Ich werd nicht mehr.“ Ich sah Orli freudig an. „Ich auch nicht!“ Der grinste nun noch breiter. „Du, ich hätt da n Vorschlag, nur wenn’s dir nix ausmacht natürlich und deine Mom das erlaubt!“ Janine warf ihm einen schiefen Blick zu. „Ich hätt Lust auf Urlaub und würd dich gern einladen.“ Jetzt bekam er einen schiefen Blick von mir. „Was hältst du von Hawaii? Ich bring dir das Surfen bei.“ Das kaufte ich ihm nicht ab, der machte Witze. „Das is ein Scherz.“ – „Sollte ich scherzen? Wenn ja, warum? Vorgezogene Flitterwochen...“ Grinste er, woraufhin ich ihn umnietete, denn wir saßen eh schon auf dem Bett. „Vergiss es, ich heirate nicht. Nicht jetzt. Bin grade mal achtzehn und das will ich genießen so lang ich kann! Frag in zehn Jahren noch mal.“ – „Kein Hawaii?“ – „Das mit dem Heiraten du Dussel. Hawaii wär schon geil...“ – „Ich befürchte, für mich habt ihr keinen Platz...“ sah mich Janine an und dann Orli. Der legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter. „Wir schreiben dir ne Karte und bringen Fotos mit wie sie sich auf dem Surfbrett blamiert...“ Grinste er, worauf ich ihn abermals auf der Matratze festnagelte. „Äh... ich hätt da nur ein Problem...“ ich deutete auf meinen Gips. „Mit dem kann ich ja wohl schlecht surfen.“ Scheiße, dumm gelaufen. Aber ich konnte ihm ja zusehen wie er sich graziös wie ein Raubtier auf dem Wasser bewegte... der Gedanke gefiel mir. Er bewegte sich zwar nicht ganz so geschmeidig wie ein Elb, aber trotzdem liebte ich es, ihm zuzusehen. „Wir können ja schon mal mit der Reha beginnen auf der Insel.“ Grinste mich Orli an. Oje, das bedeutete nichts gutes. Eineinhalb Wochen mit Orli allein auf Hawaii... Unten hörte ich die Haustür, Mom kam nach Hause. Ich rief sie eben nach oben und vernahm gleich darauf das knarrende Geräusch der Holztreppe die in den ersten Stock führte. Mom öffnete die Tür. „Was gibt’s? Oh hi Janine, geht’s dir wieder gut?“ Janine nickte und wandte dann den Kopf zu Orli und mir. Ich rückte mit der Sprache raus. „Äh Mom... wir haben doch jetz Ferien ab morgen...“ – „Und?“ Hoffentlich gab sie mir kein Nein. Das würde ich nicht aushalten. „Na ja, der da...“ ich zeigte auf Orli „.. hat mich auf einen Urlaub eingeladen...“ – „Und wo soll’s hingehen?“ Was, das war's schon? Na ja, wenn ich Hawaii sagte würde sie sicher sagen Niemals, das ist viel zu weit weg „Hawaii.“ Jetzt zog Mom dieses – nicht übel – Gesicht, ihr wisst ja wie so was aussieht. „Wie lang?“ – „Eineinhalb Wochen.“ Gab Orli zurück. „Vorgezogene Flitterwochen, he? Von mir aus, macht euch nen schönen Lenz, ich komm auch allein klar, aber pass auf deinen Fuß auf, Marie.“ Ich wollte hochspringen vor Freude aber das ging ja leider nicht... :o( „Danke Mom!“ Sie kam zu mir ans Bett, damit ich sie umarmen konnte. „Und wann soll’s losgehen?“ Ich sah zu Orli, genau, wann wollte er los? „Morgen? In aller Frühe? Sind immerhin zehn Stunden Zeitunterschied, heißt...“ er sah auf die Uhr, es war jetzt 19 Uhr. „Auf Hawaii is es jetzt neun Uhr Vormittags. Besser wir kommen spät an, dann können wir uns ausschlafen und sind am nächsten Morgen fit.“ Ich nickte zustimmend. „Soll ich euch zum Flughafen bringen?“ Fragte Mom dann. „Mit den Koffern... na ja so viel brauchen wir auch nicht, das geht schon ich hab ja meinen großen Trolleykoffer. Wir fahren mit der Sbahn raus. Oder?“ Ich sah zu Orli. Na ja, das Risiko, erkannt zu werden war in der Sbahn höher. „Ich würd’s vorziehen wenn deine Mom fährt, da is das Risiko, erkannt zu werden, nicht so groß...“ Mom sah ihn an. „Bis wann wollt ihr denn den Flieger kriegen morgen früh?“ – „S sind ungefähr zehn Stunden Flug... drei Stunden eher am Flughafen sein, Tickets lösen... eineinhalb Stunden braucht man mit dem Auto raus... halb vier so was.“ Mom überlegte. „Macht für mich drei Stunden Fahrt hin und zurück, dann wär ich halb sieben wieder hier... könnt ich mit der Arbeit arrangieren. Einverstanden?“ Wir nickten einvernehmlich. „Dann heißt es für uns jetz aber langsam schlafen gehen, wir müssen morgen früh raus. Noch eben Koffer packen... Ich schätze mal wir kommen gegen neun oder zehn ins Bett.“ Jetzt war es halb acht. Also vernaschen war heut nicht mehr drin. Das würden wir dann morgen am Strand von Maui tun. *feix* Mom fuhr eben Janine nach Hause und ich kramte meinen Trolley aus der Ecke. Ich war schon so lange nicht mehr verreist, dass er ganz verstaubt und voller Spinnweben war. Seit mein Vater vor fünf Jahren abgehauen war, konnten wir uns keinen Urlaub mehr leisten. Mom rackerte jeden Tag um uns über Wasser zu halten und ich war ihr für die vielen Freiheiten die sie mir trotzdem gab sehr dankbar. Letztes Weihnachten hatte ich sogar ein paar Chucks geschenkt gekriegt von ihr. Und die waren beileibe nicht billig... Nachdem ich meinen Koffer abgestaubt hatte, ging es daran, den Reißverschluss aufzukriegen. Der war ebenfalls eingerostet. Was war denn das für eine chinesische Qualität? So machten wir es schließlich anders – ich hielt den Koffer fest und Orli zog am Reißverschluss. Schließlich bekamen wir den Koffer auf. Und Orli landete in der Ecke von Bett und Kommode. Ich kroch zu ihm hin. „Hey, alles okay?“ Er grinste und küsste mich. „Alles in Ordnung. Is ja voll hartnäckig das Ding...“ Ja klar, seinen hatte er ja gleich gepackt, er hatte ja nur ein paar Sachen dabei. Unter anderem auch eine Badehose die ich ja nicht grade als den Renner empfand... bis zu den Knien runter. Ich nahm ihm das Ding aus der Hand. „Also so geht das nicht, du hast so eine tolle Figur, wieso versteckst du die unter diesen Elefantenhosen?“ er nahm sie mir wieder ab und konterte: „Weil nicht jeder Paparazzo auf dieser Welt meinen Arsch sehen soll!“ – „Aber doch nicht auf Hawaii...“ antwortete ich, nicht ohne mich vorher gefragt zu haben, was eigentlich die korrekte Mehrzahl von Paparazzi war, oder war das schon die Mehrzahl? „Hast du eine Ahnung wo die einen überall hinverfolgen... aber ich glaub wir werden Ruhe haben weil keine Sau weiß dass ich in Hawaii bin, die denken alle ich sitz zu Hause in London...“ Er grinste. „Schon mal gut für uns, dann können wir die Nächte ungestört am Strand verbringen...“ ich sah ihn begierig an. „Mit dem Gips ins Wasser? Vergiss es.“ Scherzte Orli. „Wir finden schon nen Weg. Und mein Fuß tut eh schon nicht mehr so weh.“ – „Na, übernimm dich mal nicht. Das kann böse Folgen haben.“ Orli, der Vernunftsapostel. Dafür bekam er einen innigen Kuss von mir. Ich liebte es, ihn zu küssen. Keine Ahnung was diese Keira da gefaselt hat von wegen Pieksen... gar nicht find. Vielleicht bemüht er sich auch absichtlich, mich nicht zu pieksen... *grins* Und so kam es dann auch, dass wir uns todmüde um halb drei völlig verdreht auf meinem Bett wiederfanden, wo uns der Wecker eben aus dem Schlaf gerissen hatte. Selbst schuld wenn man noch bis Mitternacht knutschen musste. Aber den Schlaf konnten wir ja während des Fluges nachholen. Ich küsste Orli wach, schade eigentlich, denn ich liebte es, ihm zuzusehen wenn er schlief. Dann sah er aus wie eine Puppe aus Porzellan, so rein und unschuldig, so wunderschön... Ich knipste meine Nachttischlampe an und sah mal wieder in diese großen, braunen Augen. Wir küssten uns erst mal zum Frühstück... Meine Mom war auch noch todmüde, sie musste gestern wohl noch lange vor dem Fernseher gesessen haben... und die Nachtmusik im Autoradio machte die Sache nicht gerade besser. Aber ich fand die Musik schöööön... Breathe – Hands To Heaven... konnte mich richtig schön in Orlis Arme kuscheln und träumen. Und das war noch schöner. Ja, ich fing gerade an, mich richtig, unsterblich, in ihn zu verlieben. Er weckte dieses Ur – Vertrauen in mir, dass mir überhaupt nichts mehr passieren kann wenn er bei mir ist. So was hatte ich bis jetzt noch gar nicht gekannt, aber mit Orli war das irgendwie anders. Auch wenn ich ihn noch nicht mal eine Woche lang kannte, irgendwas sagte mir, der und sonst keiner! Und normal pflegte ich, auf meine innere Stimme zu hören, die bis jetzt immer richtig gelegen hatte. Und Orli war schon so ein kleiner Traum... auch wenn ich ihm vorher nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte – gut, ich hatte den zweiten Fluch der Karibik gesehen, Herr der Ringe auch, aber in FdK hatte ich damals eher Johnny im Auge gehabt, auf Orli hatte ich gar nicht so aufgepasst und Herr der Ringe nur gesehen weil es alle taten... vor dem Interview hatte ich eigentlich auch keine Angst gehabt, trotz schlechtem Schlaf. Ich wusste, dass das entweder total nette Leute waren oder abgehobene, geldgeile Snobs. Und als glücklicher Zufall stellte sich heraus dass Orli eher zur ersteren Sorte gehörte. Die ganze Szenerie lief vor mir grade herunter wie ein Film.. ich schien einen Wachtraum zu haben... die Begegnung im Kino, der Kuss, das Hotelzimmer... Ich musste wohl in Orlis Armen eingeschlafen sein, weil mich ein Kuss aufweckte. Ich sah nach oben und wieder in seine Augen. Er grinste mich an. „Wie du mir so ich dir...“ – „Diese Revanche lass ich mir gerne gefallen...“ gähnte ich und küsste ihn noch einmal. Meine Mom hielt vor dem Zentraleingang des Flughafengebäudes und ließ uns raus. „Also, ich wünsch euch nen erholsamen Urlaub, macht keinen Unsinn und kommt heil wieder!“ Küsschen links, Küsschen rechts.. Mütter. -_-´´ Dann sah sie Orlando mit ernstem Blick an. „Pass gut auf sie auf, ja?“ Er nickte nur ernsthaft zurück. Dann drehten wir uns um und schlenderten zum Eingang. Also für vier Uhr früh war hier einiges los. Die Leute standen Schlange an den Schaltern, hatten wohl alle die gleiche Idee wie ich. Orli hatte sich gut verkleidet, gelbes Käppi, ich hatte ihm meinen Mickymaus – Schal geliehen, auch wenn es lächerlich aussah, so würde sicher keiner auf die Idee kommen, dass das Orlando Bloom sein könnte... Nur seine Chucks konnte ich ihm nicht abschwatzen. Aber so im Großen und Ganzen sah er nicht Orli – like aus. Also auch nicht zu erkennen – hoffte ich jedenfalls. So konnten wir uns zwischendurch auch schon mal küssen ohne Aufsehen zu erregen. Nach einer halben Stunde Schlange stehen hatte Orli zwei Tickets hin und zurück nach Hawaii ergattert und wir gingen zur Terminaltafel, auf der wir uns unser Terminal aussuchten von dem wir abflogen. „Uff, na toll, 30. Noch weiter hinten wie letztes Mal…“ Hustete ich. „Müssen wir durch. Im Flugzeug können wir ja dann schlafen.“ So packten wir wieder unsre Koffer bei den Griffen und machten uns auf den halbstündigen Irrweg in Richtung Terminal 30. Inzwischen war es halb sechs, draußen wurde es langsam hell. Ein wunderschöner Sonnenaufgang. Richtig romantisch. Am Terminal angekommen, suchten wir uns einen Platz in der Warteschlange, setzten uns auf den Boden und warteten darauf, dass die Zugangsbrücke zum Flugzeug freigegeben wurde. Wir hatten Glück und mussten nur eine halbe Stunde warten. So saßen wir um sechs schon im Flieger. Wohlgemerkt saßen – losfliegen würden wir erst in einer weiteren Stunde. So hatte ich wieder Zeit, mich in Orlis Arme zu kuscheln und weiterzuträumen. Auch Orli zog sein Käppi ein bisschen tiefer ins Gesicht und versuchte zu schlafen. Irgendwann nahm ich dann mitten im Traum das Dröhnen von Düsen wahr, wir starteten offensichtlich. Und weil wir uns nicht angeschnallt hatten und keiner uns geweckt hatte um uns das zu sagen, purzelte ich kurzerhand vom Sitz auf den Flur. Orli hatte das nicht gemerkt, der schnarchte weiter. Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte und das Flugzeug nicht mehr so gefährlich schwankte, kletterte ich wieder zurück in seine Arme. Wie ein Reflex legte er sie sofort wieder um mich. Ich schlief weiter. Einige Stunden später wachte ich auf. Ich kletterte über Orli und sah aus dem Fenster. Nur blau war zu sehen. Wir befanden uns vermutlich irgendwo über dem Ozean. Orli tat ein Auge auf, um zu sehen was ich da über ihm mache. „Wir sind gleich da. Hast aber lange geschlafen. Ich war zwischendurch schon mal wach und hab was gegessen, hab dir was übrig gelassen, willst was?“ Er bot mir ein belegtes Brötchen an. „So, kein Vegetarier, wie?“ moserte ich ihn an. Wenn, dann sollte man seinen Grundsätzen schon treu bleiben. Er zuckte mit den Schultern. „Mir war danach, aber normal ess ich kein totes Tier.“ Ich musste lachen bei diesem Ausdruck und nahm ihm das Brötchen aus der Hand. „Danke.“ Nachdem ich aufgegessen hatte musste ich ihm da mal ein paar Fragen stellen. „Sag mal, müssen wir da jetz dann Baströcke anziehen und Hula tanzen?“ Orli musste lachen. „Ich kann ja mal sehen ob ich einen Hulakurs buchen kann...“ Dabei sah er auf meinen Gips. Die Krücken lagen über uns im Handgepäckfach. „So ein Bastrock steht dir bestimmt gut...“ Grinste ich ihn frech an. Orli nur im Bastrock... au ja. Ich hegte schon die wildesten Fantasien, dabei waren wir noch nicht mal angekommen. „Ah, da unten sieht man schon Hawaii.“ Orli deutete nach unten. Da zeichnete sich ein braun - grünes Fleckchen ab. Na ja, eher grün als braun. Und schon ertönte die Ansage, wir sollten uns bitte anschnallen, wir würden zur Landung ansetzen. Draußen empfing uns wunderbarer Sonnenschein, es war viel zu warm für die Klamotten, die ich an hatte. Ich schwitzte mir einen ab. Mit dem Taxi fuhren wir ins Hotel. „Hehe, schon wieder ein Hotelzimmer...“ Grinste ich Orli an. „Und es wird sicher wieder was drin passieren...“ Grinste er zurück, nahm dem Empfangsmann den Zimmerschlüssel ab und ging mit mir zum Lift. „Scheint als wärst du hier schon mal gewesen weil du dich so gut auskennst...“ – „Hawaii ist wunderbar zum Surfen, war oft mit meinen Herr der Ringe – Kumpels hier und mit Johnny... und du wirst auch wieder herwollen wenn du erst mal wieder im grauen, kalten Deutschland bist.“ Wir waren oben angekommen und Orli warf noch mal einen Blick auf den Schlüsselanhänger, auf dem die Zimmernummer stand. Wieder staunte ich über dieses wunderschöne Hotelzimmer. „Also für mich hätt es gar kein Luxus sein müssen...“ Ich hängte meine Jacke an die Garderobe im Eingang. Das Zimmer war wunderbar, groß, Sofas, ein Fernseher, ein großer Tisch und eine große Fensterfront. Die Balkontür stand offen und man konnte bis aufs Meer hinaus sehen. „Für dich ist mir nichts gut genug...“ Meinte Orli mit einem liebevollen Blick zu mir. Ich sag ja – die Chemie stimmt. Hier auf Hawaii war es inzwischen schon 21 Uhr und es wurde langsam dunkel. Zeit für uns, schlafen zu gehen, denn trotz des Nickerchens im Flugzeug waren wir erledigt vom Jetlag. Wir kuschelten uns in die weiche Bettdecke und eng aneinander. Hier war es egal, wie lang wir uns küssten, und mir auch, denn ich wollte nie mehr aufhören... Zehn Tage Hawaii, das würde der Himmel auf Erden werden. Am nächsten Tag wachten wir um die Mittagszeit auf. Im Zimmer war es brütend heiß. Also hatte uns wohl die Hitze aufgeweckt. Was heißt hier uns... Orli tobte sich schon im Bad aus, ich hörte Wasser laufen. Dann lugte ein nasser Lockenkopf aus der Tür zu mir herüber. „Hey, auch schon wach? Wollt dich nicht aufwecken. Gehn wir nachher an den Strand? Ich will die Wellen testen, soll heute gut sein.“ Ich erhob mich langsam aus den Federn. „Ja, warum nicht...“ Dann blieb mir der Mund offen stehen ... Okay, er hatte zwar diese ober – unpassende Badeshorts an, aber der Rest... mir verschlug es echt die Sprache. Orli grinste nur. Wollte mich der mit Absicht provozieren? „Du, wenn du so weitermachst, kommen wir nicht mal bis zum Strand...“ funkelte ich ihn an, in der Gewissheit, wahrscheinlich in der nächsten Sekunde umzukippen. Mir war jetzt schon ganz duselig. Was hatte mal in einer Bravo gestanden... Was für ein Mann! Was für ein Körper!... Oder so ähnlich, keine Ahnung, die hatten völlig untertrieben... Für so was gab es keinen Ausdruck, man musste es selber gesehen haben. Wow. Nun kam er mit einem T-Shirt drüber zurück. Schade. Aber am Strand würde er sich dessen ja wieder entledigen... „Och schaaade...“ Grinste ich. „Na ja, ich will schon noch surfen gehen heute... danach kannst ja von mir aus anstellen mit mir was du willst.“ Tss, Scherzkeks. Aber auch das T-Shirt ließ vermuten was darunter steckte. Nachdem Orli mir geholfen hatte, mich anzuziehen – ich kam mir vor wie eine alte Oma die sich nicht mehr selber anziehen kann – schnappte ich mir meine Krücken und wir machten uns auf den Weg zum Strand. Unten im Sand suchte ich mir ein Plätzchen unter einem Sonnenschirm und Orli setzte sich neben mich. Natürlich hatte ich meinen Bikini mitgenommen, was denkt ihr denn!! Und dann zog er das T-Shirt aus... *umfall* Diese Szene lass ich ohne Worte. Das Surfbrett steckte neben Orli im Sand, und das schnappte er sich jetzt um aufs Wasser hinauszulaufen. Ich sah ihm zu wie er sich durch die Brandung surfte. Echt ein Hammer der Kerl. Aber es dauerte gar nicht lang und er kam wieder zurück... „Ich Dussel... die Sonne knallt heut ganz schön... Schmierst du mir noch eben den Rücken mit Sonnencreme ein?“ Fragte er mich grinsend. Natürlich würde ich... ich wollte und konnte meine Finger heute nicht von ihm lassen... Danach war ich dran... oh diese Hände... ich kam mir vor wie im Himmel. Ich war so entspannt, ich traute mich gar nicht aufstehen. Aber ich musste den Kopf einmal heben, um zu sehen was Orli trieb, denn der war schon eine Zeitlang weg. Vermutlich surfen. Aber was war das? Er kam mit etwas wedelnd wieder. Oh nein, das waren tatsächlich Baströcke. „Die hab ich drüben an der Hula – Bar ergattert... jetzt kommst du nicht drum rum.“ Grinste er. Oh doch, kam ich... oder er musste sich diesen Gefallen erkaufen... „Aber nur wenn du mir noch mal so ne Massage verpasst...“ Er schmunzelte und machte sich noch mal über mich her... „So, das war's... ich bin erledigt...“ seufzte ich und ließ mich endgültig – flach wie eine Flunder – in das warme Strandtuch sinken. Schöner konnte es nicht mehr werden. Oder doch? „Hey, ich sagte doch ich bin erledigt... willst du dass ich ohnmächtig werde?“ Er fing schon wieder an... volle Absicht sag ich euch! Aber das hätte noch den ganzen Tag so weitergehen können... „Willst du nicht noch ne Runde surfen?“ Hauchte ich mit dem letzten Bisschen Stimme das ich aufbringen konnte. „Die Wellen sind grad nicht so, später wieder.“ Das Komische an der ganzen Sache war ja – ihn hatte bis jetzt noch keiner erkannt! Vielleicht lag es auch daran dass heute nur Hawaiianer am Strand zu sein schienen. Wo waren denn die ganzen Urlauber? „Du, wieso kommt’s mir eigentlich vor als wären wir hier die einzigen Ausländer?“ Orli zuckte mit den Schultern, auf denen ich grade meine Hände kreisen ließ... „Weiß nicht. Is doch gut so, so erkennt mich keiner... au ja, genau da...“ Wir hatten vorhin unsre Baströcke angezogen und uns halb tot gelacht über den Anblick des jeweils anderen. Orli hatte sich noch eine rosa Blumenkette um den Hals gehängt und ein bisschen Hula getanzt, worüber ich mich natürlich noch mal kaputt gelacht hatte. Langsam wurde es ein bisschen finsterer und die Leute zündeten Fackeln an. So was liebte ich. Strandfeste Abends, Fackeln, Meer... Ich war mal mit meiner Tante an der Nordsee gewesen, da haben die auch so was gemacht, aber das war lange nicht so schön gewesen wie hier weil zu kalt... Am Ende lehnten Orli und ich unter unserm Sonnenschirm aneinander und beobachteten den Sonnenuntergang, der den Himmel rosarot färbte. Einfach himmlisch. Gegen acht, halb neun leerte sich dann der Strand, nur wir beide blieben übrig. Trotz dass es Nacht war, war es gar nicht so kalt. Lag vielleicht auch daran dass Orli mich wärmte. Wir küssten uns schon seit mindestens zwanzig Minuten und bekamen nicht genug voneinander. Immer weiter kullerten wir von unserm Schirm weg hinüber in den immer noch warmen Sand... Und ihr wisst ja was bei solchen Gelegenheiten passiert. Der krönende Abschluss dieses wunderschönen Tages. Ich hatte heute nicht mal was gegessen, lebte nur von Luft und Liebe wie man so schön sagt... Und was machte Orli spät Nachts? Er hob mich hoch, schnappte sich meine Krücken und trug mich bis ins Bett... einfach süß. Ein Traum. Ein totaler Traum... Der Wecker schepperte und ich schreckte auf. Verwirrt sah ich mich um. Wo war ich? Wer war ich und vor allem – was war das da neben mir im Bett?? Dann fiel es mir wieder ein, ich war ja auf Honolulu – Dingsda... der Begriff Hawaii fiel mir in dem Moment nicht ein. Und dann betrachtete ich den süß schlummernden Orlando. Wie hatte mal einer der Hobbits gesagt? Oder so... Er könnte nicht schöner sein... so war es. Ich setzte mich auf und sah ihm beim Schlafen zu. Jetzt hatte ich ein Bisschen Zeit zum Nachdenken und es kam mir schon komisch vor – ich armes kleines Stadtkind mit diesem Hollywoodstar... hatte ich so was überhaupt verdient? Leise erhob ich mich und schlich hinaus ins Bad. Ich weiß nicht warum, aber ich musste raus. Der Morgen dämmerte und es war schon ein bisschen warm. Ich liebe den Geruch, der frühmorgens in der Luft hängt. Ich hinterließ Orlando eine Nachricht, damit er sich keine Sorgen machte. Leise schloss ich die Zimmertür und machte mich auf den Weg nach unten. Am Strand war noch kein Mensch zu sehen. Ich ging ein bisschen auf und ab, sog die frische Luft ein und sah der Sonne zu, wie sie über den Horizont stieg. Ich glaub was Schöneres hab ich noch nie gesehen... außer Orlando natürlich. Und den kann man eigentlich nicht übertrumpfen. Über mir zog ein Schwarm Vögel aufs Meer hinaus. Der Himmel wurde immer mehr orange – rot, das rosa verschwand langsam. Und dann spitzte der erste Sonnenstrahl aus dem Meer. Schon komisch, das war jetzt das erste Mal seit langem dass ich wieder mal für mich alleine war, ohne jemanden, der dauernd um mich herum war. Und ich wunderte mich schon irgendwie dass ich es mit meinen Krücken bis hier runter geschafft hatte, es waren ja doch ein paar Steine im Weg gewesen. Aber mein Fuß befand sich auf dem Weg der Besserung, es tat fast nicht mehr weh beim Auftreten, in zwei, drei Tagen würde ich vielleicht ohne Krücken gehen können und einen Hawaiianischen Arzt fragen ob er mir den Klotz am Bein abnahm damit ich mit Orli auch mal den Mauna Loa oder so besteigen konnte. Inzwischen war die Sonne schon zur Hälfte aufgegangen und wärmte mich auf. Es war doch ein bisschen kalt geworden, nachdem ich eine Weile auf diesem Stein gesessen hatte... he, schon komisch ohne einen Orlando der einen aufwärmte... wo er nur blieb... wahrscheinlich schnarchte er noch in Ruhe vor sich hin. Ja, er schnarchte wirklich – musste ich leider feststellen, als wir die erste Nacht nebeneinander verbrachten. Aber das macht mir nichts aus, wenn ich wach bin kann ich ihn ja betrachten und das ist die schönste Entschädigung. Es wurde immer wärmer, je höher die Sonne stieg. Oben auf dem Felsen über dem Strand regte sich langsam Leben, ich hörte einige Motoren brummen und Leute reden. Aber hier runter kam keiner. Zum Glück. Ich stand auf und machte mich auf den Rückweg. Und – welch Zufall – kaum hatte ich das Hotel betreten, kam mir Orli entgegen. Er schenkte mir eins seiner wunderschönen sanften Lächeln... „Hey, wollt grad zu dir runter. Gehn wir frühstücken?“ Ich nickte und ließ mich von ihm in die Arme nehmen. „Hab mir den Sonnenaufgang angesehen... wunderschön.“ Er lächelte immer noch. „Ich weiß, ich hab oft da unten gesessen und mir gewünscht, ich hätte jemanden neben mir...“ – „Aber du hattest doch Kate und Kirsten und...“ – „Die? Die ham lieber ausgeschlafen! Für so was konntest du die nicht haben. Und wenn du dann was gesagt hast hieß es nur ich brauch meinen Schönheitsschlaf, Orli!“ Wir lachten. Okay, jeder hatte so seine Macken, ich war normal auch kein Frühaufsteher, aber heute musste ich raus, vielleicht lag es auch daran dass ich nicht mehr schlafen konnte weil ich woanders war... Wir frühstückten in aller Seelenruhe und überlegten dann, was wir mit dem Tag anfangen könnten. „Du kannst mit deinem Fuß ja nicht klettern...“ Meinte Orli und sah auf meinen Gips. „In ein paar Tagen können wir richtig loslegen, da lass ich mir den Gips abnehmen, der Arzt hat ja gesagt so um Freitag, Samstag rum kann ich das Ding abnehmen und meinen Fuß wieder belasten. Aber ausreizen dürfen wir's trotzdem nicht, es is noch nicht ganz verheilt.“ Orli grinste mich an. „Ich glaub die hier im Hotel haben einen Arzt, den können wir ja dann fragen. Also, was willst du machen, Inselrundfahrt?“ War keine schlechte Idee, aber ich hatte nicht großartig Bock darauf, von allen angestarrt zu werden, wenn ich mal wieder eine Knutschattacke bekam. Ich zuckte also mit den Schultern. „Etwas, wo wir möglichst unerkannt bleiben.“ Er überlegte lange. „Die fahren doch mit Booten raus aufs Meer zu den Korallenriffen... ach ja scheiße, du kannst mit deinem Gips ja nicht tauchen...“ Ich sah ihn skeptisch an. „Du kannst doch auch nicht tauchen...“ Er wurde rot. Erwischt. Hehe. „Aber zum Delfine beobachten kannst du mit, is das was?“ ich mochte Delfine, diese intelligenten Meeressäuger die sogar Kinder von Behinderungen heilen konnten... Ich stimmte zu und Orli ging an die Rezeption, fragen wo man so was buchen konnte. Glücklicherweise gab’s das gleich dazu in unserm Rundum – Paket... Orli, da hast du mal wieder an was nicht gedacht. Wir gingen noch eben nach oben, uns umziehen. Um neun würde das Boot ablegen, und zum Steg war es schon ein Stück zu gehen. Orli bot mal wieder an, mich zu tragen, aber so würden meine Beinmuskeln ja völlig verkümmern wenn er mich immer nur durch die Gegend schleppte... *grins* Ich beschloss also, selbst zu gehen. Um viertel vor neun kamen wir am Steg an, an dem etwa noch... ich zählte durch... mit uns waren’s sieben Leute. Das ging, da hätten wir schön Platz. Hoffentlich erkannte Orli keiner. Bis jetz war aber alles gut gegangen, auf Hawaii kannte ihn offenbar niemand. Hatten die denn hier kein Kino? Na ja, war jedenfalls gut so. Wir kletterten aufs Boot, Orli hob mich über die Kante, weil ich sonst mit meinen Krücken zwischen Steg und Boot hängen geblieben wäre und über dem Wasser geschwebt hätte... sicher kein schöner Anblick *grins* Zum Dank küsste ich ihn und wir setzten uns auf eine Bank nahe des Führerhauses. Das Meer glitzerte in der Morgensonne und es war schon ganz schön warm... ich schätze mal 25 Grad oder so. Ich setzte meine Sonnenbrille auf, damit die Sonne nicht mehr so blendete. Orli setzte die seine auch auf. Der Kapitän startete den Motor und wir fuhren hinaus ins offene Meer. Und es dauerte auch gar nicht lange, da kamen die ersten Delfine neben uns hergeschwommen, steckten ihre Schnauzen zur Begrüßung aus dem Wasser und vollführten Kunststücke. Sagte ich, ich mag Delfine? Ich liebe sie! Wenn doch nur die Menschen halb so intelligent wären wie die Delfine... Die Tour war aber ziemlich schnell wieder zu Ende, um 13 Uhr waren wir schon wieder am Steg. Es war auch höchste Zeit für’s Mittagessen, ich war schon halb am Verhungern, Delfine beobachten macht hungrig *Grins* Hatte ich eigentlich schon erwähnt dass Orli uns einen Platz in einem fünf Sterne – Wellnesshotel besorgt hatte, der alte Schlingel? Klar, für die Großverdiener nur das Beste, er hatte ja mit seinen Filmen Millionen gemacht, die er jetzt ausgeben konnte. Hä, ihr denkt bestimmt ich wär nur auf sein Geld scharf. Nein! Orli ist der wunderbarste Mensch der Welt, nur das zählt und sonst nichts, nicht mal dieses beschissene Geld. Und ehrlich – ich hätt ihn ebenso genommen wenn er ein armer Schlucker wäre! So ein Goldstück fällt einem schließlich nicht alle Tage in den Schoß. Nach dem Mittagessen ließen wir uns eine Schoko – Massage verpassen, über die wir uns am Nachmittag auf dem Balkon bei einem Drink amüsierten. „Schade, ich hatte solchen Hunger auf Schoki...“ Lachte Orlando. „Ich auch... aber mal ehrlich, du massierst zehntausendmal besser als die Tussi da unten...“ Er grinste verschmitzt. Ich fragte mich, wo er das gelernt hatte. Bestimmt nicht in der Masseurschule. „Jahrelange Übung macht den Meister...“ Ich musste lachen. „Deine arme, erste Freundin muss ja was mitgemacht haben damit du von einem Stück Kohle zu so einem Diamanten wurdest...“ – „So schlimm nu auch wieder net.“ Schmollte er. Glaubte ich auch nicht, er hatte das im Blut. Er war eben perfekt :o) Na ja, keiner ist perfekt, auch Orli hatte so seine Ecken aber das war mir egal. Wenn man jemanden liebt, sieht man über die kleinen Fehler hinweg. Ja, ich fing sogar an, Gelb zu mögen! Komisch. *g* Wir beschlossen dann, den Nachmittag auf dem Balkon in der Sonne zu verbringen. Ich muss irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, war es eiskalt und stockdunkel. Oje... ich rannte nach drinnen und sah in den Spiegel. Orli lehnte an der Ecke zum Badezimmer und drückte mir eine Tube in die Hand. „Ich hab auch nen Sonnenbrand, bin auch grad eben erst aufgewacht...“ Ich cremte mich dick ein und suchte dann nach etwas zu trinken, bei Sonnenbrand soll man viel trinken... oder war das bei Sonnenstich... keine Ahnung, ich schüttete jedenfalls erst mal ein Glas Wasser in mich hinein, denn ich hatte wirklich Durst. Wir sahen beide aus wie frittierte Krebse. Na ja, was waren’s gewesen... drei, dreieinhalb Stunden bis die Sonne untergegangen war... es war rot, aber schälte sich nicht, das wäre in ein paar Tagen wieder gut. „Du siehst aus wie ne echte Rothaut.“ Witzelte ich über Orli. Er hatte ja die Haare ein bisschen länger jetzt und sah wirklich aus wie ein Indianer grade. Er verbeugte sich. „Danke.“ – „Kannst ja im nächsten Winnetou – Streifen mitspielen...“ Grinste ich. Er knuffte mir in die Seite. „Wasn?“ Wir schalteten den Fernseher ein und warfen uns aufs Bett. Komisch, dass ein Tag, an dem man nichts tut, einen so fertig machen kann. Vielleicht hatte ich auch wirklich einen leichten Sonnenstich. Friedlich schliefen wir ein. Der nächste Tag war Samstag... in Deutschland, aber hier war es einen Tag früher, also Freitag. Ich wollte mich heute daran machen, Postkarten zu kaufen um meinen Freunden zu schreiben. Und meiner Mom. Für die musste ich eine extra schöne Karte raussuchen, dafür dass sie schon nicht mit konnte. Das hätte mir grade noch gefehlt, Mom unten am Strand mit Orli... wer weiß was da alles hätte passieren können *grins* Danach hätte ich noch ein Geschwisterchen gekriegt von meinem eigenen Freund.. Ich liebe solche absurden Gedanken ^_^“ Wir waren irgendwann, ich glaub es war gegen zehn, aufgestanden. Und was jeder als erstes Tat, war in den Spiegel schauen was der Sonnenbrand machte. Eitel waren wir ja gar nicht. *kicher* Aber es war schon deutlich besser. Ich hoffte nur, dass ich keine Pigmentflecken bekam. Am Arm hatte ich mir schon mal einen Sonnenbrand geholt und jetzt so hässliche braune Flecken davon. Na ja, aber der war auch etwas heftiger gewesen als dieser hier. Ich schmierte mir noch mal eine Portion Creme ins Gesicht und ging mich dann umsehen wo Orli steckte. Im Bad war er und tat das Selbe wie ich. Ich musste grinsen, sah schon lustig aus, auch wenn es das eigentlich nicht war. „Können wir uns so eigentlich aus dem Haus trauen?“ – „Wieso nicht, hier laufen viele mit rotem Gesicht rum... die können alle nicht aufpassen und sehen dann was sie von ihrer Leichtsinnigkeit haben... ich hoff nur ich krieg keine Flecken...“ Orli betrachtete sein Gesicht kritisch im Spiegel. „Die sieht man bei dir doch eh net, du bist eh schon so dunkel.“ – „Na ja, aber wenn ich mal eine Zeitlang keine Sonne abkrieg werd ich auch weiß wie du. Hast ja bei Herr der Ringe gesehen, blonde Haare machen einen gleich noch bleicher...“ – „Ach so, dachte du wärst von natur aus ein bisschen dunkler.“ – „Hmm...“ Er sah noch mal genauer hin und knipste dann das Licht über dem Badezimmerschränkchen aus. „Wo wir grad dabei sind...“ – „Hm?“ Ich wendete mich wieder von meinem Oberteil ab, das ich grade auf der Bettdecke ausgebreitet hatte. „Was hast du eigentlich für ne Naturhaarfarbe?“ Wieso wollte der das denn wissen... „Dunkelblond bis hellbraun, wieso? ... Ah, du stehst auf Blondinen, wie? Ich kenn dich schon, keine Sorge...“ Grinste ich ihn an und er wurde ... na ja gut, rot kann man nicht sagen, das war er ja eh schon, aber man sah dass es ihm dann doch ein bisschen peinlich war. „Hat mich nur mal interessiert. Is doch scheißegal ob du blond bist oder rot oder sonst was. Rot sieht auch gut aus, aber das sind dann meistens Iren oder Schotten oder so was.“ – „Du wirst dich wundern.“ – „Was.“ – „Meine Mom hatte als sie jung war feuerrote Haare... ich vermute dass da was schottisches oder so drin is in unsrer Familie, frag aber nicht was.“ – „Cool.“ Er zupfte sich an den Haaren und schien zu überlegen ob er rote Haare an sich selbst nicht auch cool finden würde... „Soll ich dir die Haare auch mal rot färben?“ Zog aber dann eine Schnute, denn dann müssten wir ihm Kontaktlinsen besorgen in grün oder blau, würde sonst nicht zum Typ passen. „Lass mal lieber, ich gefall mir so wie ich bin.“ Wenigstens einer war mit sich zufrieden. Ich zog mir mein Oberteil also über und versuchte den Sonnenbrand mit ein bisschen Schminke zu übertünchen, was Orli in Erstaunen versetzte: „Man könnte meinen, du hättest keinen Sonnenbrand...“ Ich hatte mir ja auch Schminke gekauft die gut deckte! Nicht dieses fast nicht pigmentierte Zeug unter dem du noch deine Augenringe siehst! „Soll ich dich auch schminken damit du nicht mehr rot bist?“ grinste ich ihn an, worauf er mit seinen Zeigefingern ein Kreuz vor mir formte. „Bleib mir bloß vom Leib!“ Wir mussten lachen. Als schließlich alles fertig war, machten wir uns auf den Weg nach unten. Vor dem Hotel knallte die Sonne schon wieder gnadenlos auf uns hernieder. Aber Orli hatte da ja vorgesorgt – und sein graues Army – Cap übergezogen. Konnten wir nur hoffen dass ihn so keiner erkannte, denn das Käppi war ja schon auf der ganzen Welt bekannt. Bis jetzt hatte aber noch keiner was gesagt. Ich hatte mir auch ein Käppi übergezogen, ein gelbes, das ich mir von Orli geborgt hatte. Und so zogen wir ein bisschen um die Häuser, um hier mal zu halten, da was zu kaufen... wir hatten in einer Gasse einen wunderschönen Basar entdeckt, auf dem du alles mögliche kaufen konntest, von Armbanduhren bis zum Zahnstocher. Ich wollte meiner Mom einen Schreck einjagen und hatte mir eine hölzerne Tiki – Maske (Ihr wisst schon, diese hässlichen Fratzen...) gekauft, die Orli natürlich brennend interessierte als Inventar für seine antike Wohnung in London... Ich entschied mich dann auch noch, mir an einer Ecke einen Strohhut zu kaufen. Den fand ich ein wenig passender als dieses quietschgelbe Käppi, das ich dann Orli aufsetzte und seine graue Mütze in meinem Rucksack verstaute, denn vorhin waren wir schon von zwei Mädchen erkannt worden. Ich amüsiere mich jetzt noch über deren Gesichter, denen sind fast die Augen rausgefallen als sie Orli gesehen haben. Immer wieder haben sie sich gegenseitig die Ellenbogen in die Seiten gestoßen weil keine glauben wollte dass er das wirklich ist. Wir hatten dann versucht, uns unbemerkt aus dem Staub zu machen, aber es hatte nichts geholfen, eine hatte dann die Initiative ergriffen und kam zu Orli gerannt und bat ihn völlig außer sich um ein Autogramm und Foto. Orli – Profi wie er alt einer ist – wickelte das ganz lässig ab und wir verschwanden hinter der nächsten Biegung bis die beiden außer Sichtweite waren. „Wow, das war aber verdammt knapp...“ Bemerkte ich schließlich, denn eine hatte mich ziemlich böse angesehen, wie ich da so Arm in Arm mit Orli stand... Neid sag ich nur, purer Neid. Aber wer wäre da nicht neidisch... Ich sah zu Orli hoch, der grade etwas weiter vorne im Visier hatte... „Ich dachte du bist Nichtraucher?“ Meinte ich zu ihm, als wir „da vorne“ angekommen waren – an einem Stand, der Wasserpfeifen verkaufte. „Ich seh sie mir doch nur an...“ Na ja, stimmte schon, schön anzusehen waren sie, diese Wasserpfeifen. Ich zog ihn weiter, so gut das halt auf zwei Krücken ging. Heute Nachmittag wollten wir den Doc fragen ob er mir den Verband abnahm. Dann konnte ich endlich mit Orli surfen gehen. „Ich glaub da nehm ich ein paar mit...“ Ich hatte an einem Stand Glas – Armreifen zum Spottpreis gesehen und wollte mir beide Arme damit voll machen. Stolz auf meine klimpernde Errungenschaft zogen wir ein paar Stände weiter. Ich kaufte mir noch eine riesige, bunt bedruckte Decke als Bettüberwurf für zu Hause. Zurück im Hotel ruhten wir uns erst einmal bei einem Eisbecher in der Lobby aus. Klar dass wir ein paar Stunden für den Becher brauchten, bei den Knutschanfällen die ich immer wieder bekam... Nachher gingen wir dann zur Rezeption, fragen wo die Krankenstation war. Der Potier wies uns den Weg in den dritten Stock irgendwo ganz hinten. Freundlich empfing uns ein sehr Hawaiianisch aussehender Arzt, wohl ein Ureinwohner oder so... sah einem dieser Fanta – Werbungs – Typen ziemlich ähnlich. „Also, ich wollte den Gips ab haben, hab mir am Montag zu Hause eine Bänderzerrung geholt, und der Doc meinte ich könne Freitag oder Samstag so was den Gips abmachen und wieder belasten...“ – „Okay, dann machen wir das Ding ab. Aber noch nicht übertreiben, es ist noch nicht ganz verheilt.“ Gab der Arzt zu verlauten und holte die Gipssäge. Ich hatte bei solchen Dingern immer Angst, dass der mir das Bein auch noch absäbelt... Aber es passierte nichts, und nach zehn Minuten hatte ich den Klotz los. „Oje, haarige Angelegenheit...“ Grinste Orli, als er mein entgipstes Bein zu Gesicht bekam. „Dann gehn wir halt eben noch rauf und beheben das...“ schlussfolgerte ich. Der Arzt wusch noch eben die letzten Gipsreste ab und gab mir dann die Krücken in die Hand. „Versuchen Sie’s erst einmal ohne und wenn es nicht geht, benutzen Sie sie noch für ein paar Tage.“ Darauf hatte ich aber keine Lust, ich wollte nachher mit Orli surfen gehen!! Wir verzogen uns erst einmal aufs Zimmer, um die haarige Bescherung zu beheben. Orli lümmelte derweil auf dem Bett herum, während ich im Bad war. Ich konnte ohne die Krücken ganz gut stehen, musste nur aufpassen dass ich nicht nach links umknickte mit dem Fuß, denn das tat verdammt weh. Aber sonst ging’s. Ich hatte mir einen Jux gemacht und zum Strand runter meine Hotpants angezogen, die ich besaß. Ich hatte die Dinger schon seit Jahren nicht mehr getragen, aber sie passten noch. Dazu ein schönes Top... dann musste mich Orli wieder einschmieren, hehe. Er sah gerade aus dem Fenster als ich aus dem Bad geschlichen kam. Und diesmal blieb ihm der Mund offen stehen. Hehe, so jetzt hab ich dich am Wickel, Orlando. „Wow!“ War alles, was er noch hervorbrachte. Und dann grinste er mich schelmisch an. „Gehn wir surfen?“ Fragte ich ihn und setzte mich zu ihm aufs Bett. Er machte einen auf überrascht. „Nicht so schnell, ich bin doch noch nicht mal umgezogen...“ Jap, er lag immer noch in Hawaiihemd und kurzer Hose auf dem Bett herum und dachte nicht daran, aufzustehen. Ich schubste ihn sanft aus dem Bett. „Hey, das war grad so bequem...“ Schmollte er, ging aber dann zum Schrank, um seinen Surferanzug herauszuholen. Vor meinen Augen zog er sich um... X–P Das war das erste Mal dass ich ihn bei Tageslicht genauer betrachten konnte, denn sonst war es immer ein bisschen düster gewesen... Was für ein Mann... „Du kannst es nicht lassen, was?“ Grinste ich ihn an. Er grinste zurück und holte dann sein Surfboard aus der Nische. „Für dich werden wir unten was ausleihen, ich kenn den Typen da recht gut, der wird dir sicher einiges erklären und helfen.“ Ui, das freute mich schon! Wir gingen also runter an den Strand, der heute, ja sagen wir zu zwei Dritteln belegt war. Würde schwer werden, da nicht erkannt zu werden. Wir gingen zu einer Schilfhütte am Rande des Strands. In der Hütte befand sich wieder so ein Hawaii – Typ wie aus dem TV... komisch, sahen die alle gleich aus oder war das der Arzt?? So ein Quatsch. Der Verpasste mir dann auch erst mal eine Lektion in Grundlagen des Surfen und ein für meine Verhältnisse viel zu großes Brett, das aber genau richtig war, so wie Orli mir das erklärte. Und auch ich bekam so eine Schnur um den Fuß, die mit dem Brett verbunden war und dafür sorgte dass es auf offener See nicht wegtrieb... Orli und ich suchten uns erst mal ein freies Plätzchen etwas abseits der Menge und machten ein paar Trockenübungen... wie man auf dem Brett steht, paddeln, was man auf keinen Fall machen darf – all solche Sachen halt und nach eineinhalb Stunden durfte ich (endlich!!) ins Wasser. Na ja, ich brauch euch ja nicht erzählen wie jämmerlich meine ersten Versuche waren. Und Orli amüsierte sich natürlich köstlich. Er hatte seine Digicam dabei und schoss richtig peinliche Urlaubsfotos. Aber nach drei Stunden surfen am Stück – ich wollte nicht raus und aufgeben – hatte ich es schon einigermaßen drauf, mir tat mein Fuß zwar ziemlich weh, aber das war mir in dem Moment egal, denn der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Trotzdem zog Orli immer noch an mir vorbei und ließ mich wie einen Amateur aussehen, was ich ja auch war. Zwischendurch saßen wir immer wieder auf unsren Brettern im Wasser uns spritzten uns gegenseitig nass. War lustig *g* Schließlich kriegte er mich doch noch dazu, wieder an Land zu kommen. Außerdem war eine Auffrischung unsres Sonnenschutzes nötig... Da lag er, flach im Sand und ich cremte ihm den Rücken ein. Ein klein wenig jagte mir das immer wieder einen Schrecken ein, wenn ich die lange Narbe sah von seinem Unfall... ich hatte davor ja schon davon gehört, aber dass das so heftig aussah... aber Orli beteuerte immer wieder, das wäre nur noch äußerlich und sie würde manchmal ein bisschen kneifen. Ich hoffte das und drückte an der Stelle nie zu fest, aus Angst, ihm weh zu tun. Hätte ich gekonnt, hätte ich im Himmel oder so einen Antrag auf völlige Schmerzfreiheit für Orli gestellt, denn er hatte, wie ich fand, schon viel zu viel durchmachen müssen. Das war nicht fair. Aber momentan ging’s ihm ja prächtig. Er genoss es genauso wie ich, eingecremt zu werden... und ich genoss seinen Anblick, wie er sich einfach sinken ließ... Mich cremte er nachher auch noch ausgiebig ein... er hätte wieder den ganzen Tag so weitermachen können und die darauf folgenden auch noch. Der Kerl war so zärtlich dass einem die Sinne schwanden... Wirklich, ich glaub ich bin fast eingeschlafen, so gut hat das getan. Aber bald war die Sonnencreme alle... wir küssten uns noch eine Weile und machten uns dann wieder auf den Weg in die Wellen. Langsam mussten wir uns beeilen, es war schon nach 17 Uhr und in ein paar Stunden würde es dunkel werden. Und statt uns diesmal wieder nass zu spritzen, saßen wir nebeneinander auf unsren Boards und küssten uns... und ich weiß jetzt schon dass ich diesen Urlaub nie vergessen werde, denn er war der schönste meines Lebens. Würden die in meiner Klasse staunen wenn ich braungebrannt wiederkam. Inzwischen hatten wahrscheinlich eh alle gecheckt, dass ich mit Orli zusammen war, bzw. Christinchen hatte es ihnen wahrscheinlich geflüstert. Sollte mir gleich sein, denn bis jetzt war ja noch nichts großartiges passiert. Wieso hab ich eigentlich solche Gedanken im Kopf wenn mich dieser lebende Wahnsinn küsst... ich ließ mich rückwärts in den Sand sinken. Inzwischen war es schon wieder ziemlich leer, und wir konnten noch stundenlang weitermachen... heute hatte ich ja wieder jemanden, der mich wärmte. Ich hatte ja schon gesagt, dass ich mich unsterblich in Orli verliebt hab, oder? Na ja, jedenfalls wurde das von Tag zu Tag mehr... Ich hoffte wirklich, er würde mir nie wieder von der Seite weichen. Aber was würde sein, wenn seine zwei Wochen Urlaub um waren? „Du, Orli...?“ Wir lagen nebeneinander im Sand, dem andern gegenüber. Er sah mich an. „Hm?“ – „Was machst du jetz dann eigentlich wenn deine zwei Wochen Urlaub um sind?“ Er schien nachzudenken. „Eigentlich wollte ich ja nach Fluch der Karibik eine längere Pause einlegen...“ Mein Herz sprang in die Luft vor Freude, aber meine Miene trübte sich sogleich, als er weitersprach. „Aber meine Agentin meinte, ich sollte noch ein paar Pressetermine und so machen... heißt ich müsste dafür zurück nach England und das kann ein paar Wochen dauern... Hey, nicht weinen...“ Er lächelte mich lieb an und küsste mir sanft meine Tränen weg, die mir hochgekommen waren. Ich wollte nicht wieder ohne ihn sein! Ich hasste dieses Gefühl, allein zu sein, ohne den Menschen den man mehr liebt als alles andere auf der Welt. Ich würde sterben ohne ihn. Ohne Orli war ich kein kompletter Mensch, und wenn jemandem etwas wichtiges fehlt, dann kann er auch nicht überleben. Er nahm mich in seine Arme. „Lass nie mehr los, ja?“ Flüsterte ich. Als ich aufwachte, war es erst einmal eiskalt. Dann sah ich mich um und musste feststellen dass ich mich immer noch am Strand befand. Wir waren gestern doch tatsächlich hier eingeschlafen... Ich küsste Orli wach. „Wir sind am Strand eingeschlafen...“ Grinste ich ihn an. Der war zwar anfangs noch ein bisschen verwirrt, wusste dann aber schnell wieder was Sache war. Wir mussten erst einmal lachen. Aber dann überfiel mich der kleine Unmut wieder, der mich gestern Abend schon beherrscht hatte. Orli würde bald ein paar Wochen verschwinden, womöglich erst mal länger... „Lass uns hochgehen, mich friert...“ Orli zog sein Surfboard aus dem Sand und wir gingen nach oben ins Hotel. Oben war noch keine Menschenseele zu sehen, was musste es gewesen sein, sieben? Irgendwas um den Dreh. Oben zogen wir erst mal unsere sandigen Klamotten aus und machten es uns im Bett gemütlich. Aber ich bekam kein Auge zu. „Du Orli?“ Er konnte anscheinend auch nicht schlafen, denn von drüben kam ein „Hm?“ – „Ich will nicht ohne dich sein...“ Erst mal lange Pause. „Ich weiß, das wird verdammt schwer, mir fällt es auch nicht leicht, mich so lang von dir zu trennen, aber ich weiß nicht wie wir das bewerkstelligen sollen... du musst zur Schule, kannst da nicht weg.“ – „Aber ich sterbe ohne dich...“ Er drehte sich um, strich mir durchs Haar und küsste mich. „Das schaffst du schon, du bist doch bis jetzt auch stark gewesen.“ – „Das war nur gespielt, innerlich bin ich draufgegangen, ich hatte keine Sekunde, in der ich nicht an dich gedacht hab als wir getrennt waren.“ Orli sah wieder zum Fenster hinaus, ich konnte den Rauch förmlich aus seinen Ohren kommen sehen. „Ich hab's.“ Ich stutzte. Was war das jetz wieder für eine geniale Idee. „Habt ihr nicht so was wie ein Schüleraustauschprogramm?“ Ich musste überlegen. Einige aus der Klasse über mir waren schon nach Amerika gegangen letztes Jahr, aber ob dieses Jahr auch wieder so was statt finden würde und vor allem wohin, das wusste ich nicht. „Kann ich dir erst sagen wenn ich wieder Schule hab... wär eine Idee, aber als Au Pair muss ich ja in eine Familie...“ – „Na ja, vielleicht kriegen wir das ja hin, dass ich deine Familie sein kann...“ Wir lachten. Lustige Vorstellung. „Hey, ich mach aber dann nicht deine Putze, ja?“ Gab ich ihm schließlich zu verstehen. „Also hör mal, hat sich schon je eine beschwert, dass sie bei mir nur putzen musste?“ Stimmt, gehört hatte ich noch nichts. „Ich werd dir den Himmel auf Erden bieten, soweit das in meiner Junggesellenbude halt möglich ist...“ Grinste er. Schelm. Das würde bestimmt schööön... aber meine Freundinnen würde ich vermissen. Jazzy mit ihrer Art, durch die Wand zu gehen und Mandy für ihre Zuhörerqualitäten. Und Janine, oh je, die würde mir das nie verzeihen wenn ich mit Orli durchbrenne. Aber damit musste sie leben. Ich weiß nicht warum, aber ich spürte innerlich dass ich meine Bestimmung gefunden hatte... wie Puzzleteile die genau ineinander passen. Und meine Mom... Na ja, Jazzy und Mandy müssten ihr halt mal einen Schubs zur Tür hinaus geben damit sie mal wohin geht und sich einen Typen angelt... Wie ich mir Orli, da hatte es ja geklappt *grins* Ich wusste jetzt am Ende eigentlich gar nicht mehr, wer von uns beiden angefangen hatte. Aber ich glaub es war Orli, denn von mir selbst aus hätte ich ihn niemals geküsst, dazu hatte ich viel zu viel Schiss. Ich musste innerlich grinsen, wenn ich an den Tag unsres Kennenlernens zurückdachte, war doch erst eine gute Woche her. Ihr werdet jetzt sagen – Was, eine Woche und du fährst schon mit ihm weg?? Spinnst du?? – Ähm... ich weiß nicht, siehe Puzzleteile *g* Wir schliefen noch bis ungefähr Mittag, wie meistens. Und da hier auf der Insel jetzt Sonntag war, gingen wir den Tag sehr ruhig an. Unten im Hotel gab es Frühstück heute später für die ganzen Langschläfer die Sonntags auspennen wollten, und so gesellten wir uns in einer stillen Ecke zur Menge und frühstückten erst mal in aller Ruhe, um dann zu überlegen was wir mit dem angebrochenen Tag anfingen. Da fiel mir ein, die hatten doch sicher hier irgendwo ein Telefon. „Du, können wir nachher mal fragen ob wir telefonieren können? Ich werd meiner Mom gleich mal den Auftrag geben, an der Schule nachzuhaken, was da mit Schüleraustausch is...“ An unsrer Schule wurde verwaltungstechnisch auch noch unter den Ferien weitergeschuftet, also müsste Mom am Montag mal nachfragen können, ob das irgend möglich wäre. „Du wirst ihr so einiges erklären müssen...“ Schmunzelte Orli. Ich zuckte mit den Schultern. „Das muss sie in Kauf nehmen, ich bin keine zehn mehr und sie muss mich langsam gehen lassen. Andere ziehen schon mit sechzehn aus.“ Wir gingen also zum Schalter und fragten nach einem Telefon, das man uns dann prompt auf den Tresen stellte mit genauer Anleitung wie man nach Deutschland telefonieren konnte. Es läutete sechs Mal bis jemand abhob... „Ja?“ – „Mom?“ Ich konnte förmlich durchs Kabel sehen, wie meine Mom große Augen bekam, verblüfft dass es auf Hawaii Telefone gab. „Marie? Bist du das??“ Ich kicherte. So war meine Mom... „Ja, ich bin’s... wollt nur mal fragen ob alles okay is bei dir.“ – „Ich hoffe dir is klar wie spät es ist.“ Ich sah auf die Uhr, hier war es halb eins, also war es in Deutschland... au scheiße, halb drei nachts... „Oh Sorry Mom, ich hatte die Zeitverschiebung ganz vergessen...“ – „Schon gut, es sei dir verziehen. Jetz erzähl mal, wie isses auf Hawaii? Muss ja geil sein...“ War das ihr neues Lieblingswort?? „Is es auch, Strand, Wellen, Sonne... Orli hat mir das Surfen beigebracht...“ Ich wusste was jetzt kam...“Mit Gips??“ – „Den hab ich mir abnehmen lassen, der Doc hat ja gesagt Samstag oder Sonntag. Läuft schon wieder ganz gut. Sonnenbrand haben wir beide leider auch weil wir vorgestern auf dem Balkon eingeschlafen sind...“ – „Oh je, man cremt sich ein wenn man in die Sonne geht, weißt du das nicht??“ Mütter... „Normal tun wir das schon, und zwar ausgiebig...“ ich betonte die letzte Silbe übermäßig und ließ ein bisschen Platz für Mom um zu verstehen. „Aber warum ich eigentlich anrufe...“ – „Jetzt kommt bestimmt wieder was Superschlaues...“ Ich verdrehte die Augen und sah zu Orli hinüber, der mich angrinste. „Nicht wirklich, aber du weißt doch sicher dass Orli nur zwei Wochen Urlaub hat. Und wir haben lange überlegt, was man da machen kann, denn ohne ihn will ich nicht mehr leben, sterbe ich.“ – „Hab ich damals von deinem Vater auch gesagt, und was is? Abgehauen isser, der Arsch...“ – „Werd nicht unsachlich. Folgendermaßen – kannst du mal an der Schule fragen ob die dieses Schüleraustausch – Programm noch haben? Ich würd, wenn’s möglich ist gern als Au Pair nach London gehen..“ – „Ja, aber da müssen wir doch erst mal eine Familie finden...“ – „Brauchst du nicht, du brauchst nur fragen ob ich eventuell bei Orli bleiben könnte, sozusagen als Familie...“ – „Ach so denkst du dir das. Und was wenn ihr euch mal in die Haare kriegt, dann sitzt du mutterseelenallein auf der Insel und hast keinen mehr den du da kennst.“ – „Ich werd da an der Schule ja auch Freunde finden, also das wär nicht so tragisch, außerdem glaub ich nicht dass ich mich mal groß streiten werde mit ihm...“ Ich gab Orli einen Kuss, den man auch durchs Telefon hören konnte. „Ich sag ja, vorgezogene Flitterwochen... wann wollt ihr heiraten?“ – „Voll witzig, Mom. Zurück zum Thema – bitte frag in der Schule nach dem Programm und ob ich bei... na ja sagen wir, meinem Freund bleiben könnte, der dort lebt. Statt einer Familie. Ich ruf dich dann am Donnerstag, also Mittwoch bei euch noch mal an und frag nach.“ – „Is ja schon gut, ich mach’s ja. Ich soll dich übrigens von Jazzy, Mandy und Janine grüßen, ham sie gesagt falls du anrufen solltest. Macht euch ne schöne Woche ihr zwei.“ – „Werden wir, grüß die drei zurück von mir, ich meld mich dann am Donners.. äh Mittwoch noch mal. Verdammte Zeitverschiebung....“ – „Okay, also bis dann, macht’s gut, grüß den Großen, Hübschen von mir...“ Ich konnte sie durch die Leitung grinsen sehen. „Werd ich, der steht neben mir und schneidet Grimassen...“ Ich musste lachen, Orli stand die ganze Zeit schon neben mir und machte Faxen, um mich zum Lachen zu bringen, offenbar sah ich beim Telefonieren so ernst aus... „Also bis dann, Servus...“ – „Ciao Mama, bis bald!“ Ich legte auf. „Du alter Clown!“ ich knuffte Orli in die Seite und gab ihm dann einen Kuss. „Ich soll dir Grüße von meiner Mom bestellen. Sie hängt immer noch an dir...“ grinste ich ihn an. Orli verstand was ich meinte. Wir setzten uns an einen Tisch in der Lobby und lehnten uns erst mal zurück. „Und, was gedenkst du heute anzufangen?“ Fragte ich Orli. Er musste entscheiden, denn er kannte sich hier besser aus als ich. Er überlegte lange. Ich wollte eigentlich wieder raus an die frische Luft, die jetzt ein bisschen wärmer war als noch heute Morgen als wir am eiskalten Strand aufgewacht waren... „Wie wär's mit... nein, zu langweilig.“ Oje, fing das auch schon an. „Kann ich den Herrschaften behilflich sein?“ Wie aus dem Nichts war ein Kellner neben uns aufgetaucht. Befanden wir uns immer noch im Essbereich? „Oh T’schuldigung, danke, wir wollen nichts mehr essen, aber wissen Sie vielleicht was man an einem Sonntag hier so anfangen kann?“ Der Kellner überlegte eine Sekunde. „Draußen in der Bucht gibt’s Wasserski, Oder Sie gehen mit der Wandertour den Berg hinauf. Hulakurs im Keller des Hotels, Strandfeier heute Abend... wirklich nichts mehr?“ Oje, da war ja jede Menge Auswahl. Ich winkte ab, war noch total voll vom Frühstück. Orli auch. „Und, was meinst du.“ Fragte ich ihn, nachdem ich im Kopf noch mal alles überschlagen hatte. Für eine Wandertour war es schon ein bisschen spät. Fand ich jetzt... „Wandern? Ich bräuchte mal wieder bisschen Bewegung...“ Orli sah mich mit seinem Dackelblick an. Ich wusste aber nicht ob mein Fuß das schon aushielt. „Ich weiß aber nicht ob mein Fuß schon soweit ist...“ – „Wir können ja Pause machen wenn’s dir zu viel wird. Ich meine mich zu erinnern, dass die Wandertour immer abends zu Ende ist und man dann am Fuße des Vulkans demselben beim Lava spucken zusehen kann.“ – „Is das nicht gefährlich?“ – „Keineswegs, ihr seid ja weit genug weg. Der spuckt nicht viel, aber im Dunkeln sieht das beeindruckend aus.“ – „Hast du keine Angst, dass der hier irgendwann ausbricht und die Insel dem Erdboden gleich macht?“ – „Damit musst du leben können. Keine Sorge, der is schon ewig nicht mehr richtig ausgebrochen, pafft immer nur so dahin.“ Na ja, wenn er das sagte... Ich wollte zwar lieber Hula tanzen lernen, aber Wandern war mir eigentlich dann lieber, weil ich dann meine Beinmuskeln wieder auf Vorderfrau bringen konnte, die während meiner Krückenzeit ziemlich verkümmert waren wie ich fand... „Wann geht’s denn los?“ Fragte ich Orli und rutschte näher zu ihm, um den Plan mitlesen zu können, den er vom Kellner bekommen hatte. Und natürlich um ihm nahe zu sein... „Um drei, jetz isses...“ er sah auf die Uhr. „Zwei, wir haben also noch genug Zeit, uns umzuziehen und Rucksäcke fertig zu machen.“ Au ja, ab nach oben und ihn erst mal niederknutschen... hab ich schon erwähnt dass er heute umwerfend aussah? Nicht normal, was auch schon umwerfend war, aber heute noch besser also normal... Wirres Gerede *g* Halt umwerfender als umwerfend... ach egal jetzt! Wir verzogen uns also erst mal aufs Zimmer und richteten unsere Klamotten her. Ich zog meine besten Turnschuhe an, die ich dabei hatte. Nikes, die ich mir vor einem halben Jahr gekauft hatte. Natürlich im Sonderangebot bei Deichmann ;o) Orli war natürlich voll gerüstet mit Trekkingschuhen, passender Hose... „Na du alter Extremsportler? Wenn ich mal genug Kohle hab dann schaff ich mir auch so ein Hobby an.“ Ich knuffte ihn in die Seite, worauf er mich von hinten umarmte und nicht mehr losließ. „Hey, lass los, du zerquetschst mich ja.“ – „Wie lautet das Passwort?“ – „Sprich Freund und tritt ein?“ Wir mussten lachen. Ich konnte den ersten Teil von Herr der Ringe inzwischen schon auswendig. Aber ich wusste was er wollte und so küsste ich ihn eben, worauf er mich losließ. Ich hatte meine zweite Hotpants angezogen, um ein wenig Bewegungsfreiheit in der Wildnis zu haben. War ja klar dass Orli mich noch eincremen musste... aber daraus wurde nichts, weil die Tube leer war... „Du, ich glaub wir müssen noch eben Sonnencreme kaufen...“ – „Sieht ganz so aus. Also los.“ Wir ließen erst mal alles liegen und gingen runter in den nächsten Supermarkt (auch auf Hawaii gibt’s so was!) und besorgten uns eben eine Tube Sonnencreme. Na ja, besser gleich zwei ;o) Und jetzt konnte er mich eincremen... und ich natürlich ihn *grins* Sonnenhut, Käppi, Sonnenbrille... Sogar Walkingstöcke konnte man sich ausleihen hier, wow! Ich nahm welche um meinen Fuß ein bisschen zu entlasten, worauf Orli mich als Weichei bezeichnete, denn er musste natürlich ohne Stöcke gehen, er war ja auch ein Mann und keine Nordic Walking – Oma. Ich schaffte es dann doch noch irgendwie, ihn zu einem paar Stöcke zu überreden, mit dem Argument, das sei besser für sein Kreuz, das ihm heute ein bisschen weh tat. Hoffentlich war er nicht wetterfühlig? Regnete es hier überhaupt mal? Musste ich nicht unbedingt haben, aber so ein schöner Sommerregen war bestimmt angenehm. Allein die Vorstellung, Orli mal im Regen zu küssen... Um fünf vor drei war die Wandergruppe schon vor dem Hotel versammelt, waren vielleicht zehn Leute mit uns, glaub zehn ja, die hatten das limitiert damit der Führer bessere Übersicht behalten konnte. Wir gingen durch den Ort hindurch und langsam stieg der Weg an. War schon ein komisches Gefühl, der Boden hier war schwarz von Basalt. Aber um uns das pure Leben, grüne Bäume, viele schöne Vögel, solche wie wir sie im Zoo gesehen hatten und wirklich große Schmetterlinge, einmal kam mir so ein riesen Teil entgegen geflogen und ich versteckte mich voller Panik hinter Orli, der sich köstlich über mich amüsierte. Na hör mal, ich war noch nie auf Hawaii, wie kannst du mir dann so was zumuten?? Nach eineinhalb Stunden gehen legten wir die erst Rast ein. Unter einem riesengroßen Baum von dem viele Lianen herunterhingen. Orli und ich machten es uns auf unsrer Picknickdecke gemütlich, die wir mitgenommen hatten. Na ja, dieses Ding halt das ich gestern gekauft hatte. Verspeisten ein paar Bananen, tranken ein bisschen Kokosmilch... ich fing an, Hawaii richtig zu mögen, das war wie das Paradies hier, du konntest dich mit allen möglichen Südfrüchten voll stopfen bis du kurz vorm Platzen warst. Dazu noch leckere Cocktails, die der Barkeeper unten am Strand anrührte... geil ;o) Wir fütterten uns gegenseitig mit Weintrauben wie die Kaiser von Rom. Aber die Viertelstunde Pause war schnell vorbei. Wir machten uns wieder auf den Weg hoch zum Mauna... ach keine Ahnung wie der Berg hieß, ich wusste nur dass es ein Vulkan war. Man hatte uns vorher noch informiert und gesagt, dass wir allerhöchstens bis tausend Meter hinaufsteigen würden, der Berg selber seit über viertausend hoch. Na ja, da konnte uns ja wirklich nix passieren. Ich war beruhigt und hakte mich wieder bei Orli ein. Wir hatten es aufgegeben, mit unsren Stöcken zu gehen, weil wir dann so langsam wurden und hinter der Gruppe zurückblieben. Nicht gerade von Vorteil wenn man sich hier nicht auskannte. Wir waren noch gute drei Stunden unterwegs, hieß wir kamen also gegen... viertel vor acht wieder unten an. Das angebliche Feuerwerk war gar nicht sooo spektakulär gewesen, da der Berg heute nicht grade spuckfreudig war. Außerdem hing ein Ring aus Nebel und Rauch um die Bergspitze, sodass man eh nicht viel sah. Ich fragte mich, wieso ich da eigentlich raufgelatscht war, zudem mir mein Fuß jetzt ziemlich weh tat und Orli mir nasse Handtücher drum wickelte. „Hätt ich das gewusst... ich glaub Wasserski hätt dir besser gefallen. Ich war schon mal oben mit der Tour, da war's wunderschön, der Berg hat gespuckt wie blöd, aber heut war's ein totaler Reinfall. Tut mir leid dass ich dich dazu überredet hab..“ Jetzt gab er sich auch noch die Schuld dafür. Mensch Orli... ich zog ihn zu mir aufs Bett und küsste ihn. „Du kannst doch nichts dafür, mach dir keine Vorwürfe. Wir können ja sehen wie’s meinem Fuß gleich geht und noch ein bisschen runter zur Strandparty gehen..“ Aber andererseits war ich total fertig und wollte nichts mehr sehen außer mein kuscheliges Bett. „Traust du dir das wirklich noch zu? Du bist den ganzen Tag gegangen...“ Fragte er mich mit sorgenvollem Blick. Orli selbst merkte man nichts an, der hatte ja auch eine bessere Kondition als ich. „Vielleicht, ich weiß es noch nicht. Ich würd aber lieber gleich schlafen gehen als da unten noch zu versiffen...“ Er rückte ein bisschen weiter zu mir her. Seine Nähe war das was ich jetzt brauchte. Ich fühlte mich total ausgelaugt und fertig, ich würde morgen sicher einen ziemlichen Muskelkater haben. Aber dafür hatte ich ja Orli, um mir den wieder auszutreiben *grins* Eng umschlungen schliefen wir schließlich doch ein. Oje *grins* ich darf gar nicht daran denken wie der nächste Morgen anfing, ich hatte ein furchtbares Ziehen in meinen Beinen, mir taten alle Knochen weh und Orli sprang munter herum... ich bat ihn, noch ein bisschen zu mir ins Bett zu kommen, damit ich mir nicht ganz so verloren vorkam da wie ein Pflegefall der sich nicht bewegen kann. Und dann kam natürlich wieder der ganz andere Orli zum Vorschein... wir küssten uns ewig, die Schmerzen verflogen... war ja klar dass es nicht nur bei Küssen blieb... Ich sag euch, wenn man Muskelkater nur durch *peep* vertreiben kann, dann steig ich öfter auf einen Berg... aber war klar dass ich danach noch fertiger war als davor eh schon. Aber es war mal wieder schön, wie jedes Mal mit Orli... Langsam und ohne Eile standen wir dann wieder gen Mittag auf, gingen runter was Essen und dann zum Strand. Heute war die zweite Surflektion angesagt und ich stand anfangs noch ein bisschen wackelig auf dem Brett, war ja klar, einen Tag nicht drauf, schon verlernt... Orli musste mir alles noch mal eintrichtern, was er natürlich gern tat *grins* Wir landeten desöfteren auch knutschend im Sand, sodass die Geschichte heute etwas länger dauerte. Dazu noch das Eincremen... ich weiß nicht was das heute war, aber wir konnten einfach die Finger nicht voneinander lassen... aber wir brachten es dann in der Gesamtheit schon noch auf gute drei Stunden im Wasser. Ich hatte heute mal meinen zweiten Bikini, den rosafarbenen, angezogen, den ich eigentlich lieber daheim im Schrank gelassen hätte weil meine Mom ihn mir zum Geburtstag geschenkt hatte und ich fand, dass das Ding oberpeinlich aussah. Aber Orli fand, rosa steht mir, und so zog ich das Ding halt an. Besser als der mit dem Tigermuster. Ich hatte lauter so lach – Bikinis, warum weiß ich nicht, entweder geschenkt oder im Billigladen gekauft sahen die Dinger halt auch dementsprechend aus. Ich traute mich außerdem selten im Bikini ins Bad, weil ich mich viel zu fett fand. Vor allem meinen Hintern fand ich viiiel zu groß... aber das schien Orli ja nicht zu stören... wunderte mich. Diesmal surften wir bis Sonnenuntergang und sahen dann vom Strand aus zu wie die Sonne im Meer versank. Ich sagte ja, ich liebe Hawaii, für die Köstlichkeiten und die Sonnenuntergänge. Die Leute haben hier eine ganz andere Mentalität, nehmen alles viel lockerer. Trinke Fanta, sei Bamboocha... ich konnte den Spruch eigentlich nicht leiden, aber irgendwie passte er. Auch wenn ich hier noch keine Fanta gesehen hatte. *grins* Wieder wurden Fackeln angezündet als es dunkel wurde. Heute war der zweite Tag der Strandfeier und so gesellten wir uns zu der Menge. Orli brachte noch mal ein paar Baströcke daher, dabei hatten wir die andern doch oben im Zimmer liegen... na ja, würden Mandy und Jazzy halt auch welche kriegen. Und Hula tanzen mit Orli war was richtig Geiles... wusste gar nicht dass er so die Hüften schwingen kann. X–P Wir probierten auch noch hie und da ein paar Drinks, und es dauerte gar nicht soo lange bis Orli ein bisschen angetrunken war. Ich selber schlürfte natürlich nur alkoholfreies, denn ich musste ihn ja im Auge behalten damit er keine Dummheiten machte... Ein paar leicht bekleidete, blonde Strandschönheiten hatten sich vorhin auch schon an ihn rangemacht, aber ich hatte ihn am Rockzipfel wieder zu mir herübergezogen und ihm mal ordentlich die Meinung gesagt. Mir war ja klar dass er auf Blondinen steht, also musste ich aufpassen, denn hier lauerte ernsthafte Konkurrenz für mich. Als Orli schließlich mit einer dieser Tussis von vorhin verschwinden wollte, packte ich ihn mir und zog ihn wieder hinauf in die „Ausnüchterungszelle“, unser Hotelzimmer. Wenn Blicke töten könnten... die beiden Damen hätten mich sicher gekillt. Oh nein Orli, so leicht mach ich dir das nicht. Aber so sind die Jungs eben, wenn sie ein, zwei oder drei intus haben... ich war ihm deswegen nicht böse, das is einfach der natürlich Jagdtrieb der dann im Manne erwacht. Man muss ihn nur zu zügeln wissen... Und dafür hatte er dann am nächsten Morgen auch Kopfschmerzen, geschah ihm recht. Ich löste Orli eine Aspirin auf und brachte sie ihm ans Bett. Irgendwie tat er mir leid wie er so dahing, andererseits auch wieder nicht, denn er hatte seinen Kater ja selbst verschuldet. Aber er war ja wieder bei vollem Verstand und hatte sich schon tausendmal entschuldigt was für Dummheiten er angestellt hatte und dass er nur Augen für mich hätte... ich glaubte ihm nur die Hälfte. Ich muss zugeben, auch wenn ich noch so verschossen in ihn war, so ganz traute ich Orli nicht, er war einer dieser berühmten Sternchen, die jeden haben konnten wenn sie nur wollten, konnte sein dass ich nur eine vorübergehende Affäre war in seinem Liebesleben und er sich, wenn wir wieder zu Hause waren, gleich die nächste Blondine suchte... Normal sollte man demjenigen, den man liebt ja total vertrauen, aber ich weiß nicht... wenn es sich um so einen wie Orli handelt... Er beteuerte zwar immer wieder, wie sehr er mich liebte, aber trotzdem... Nicht dass ihr jetzt denkt ich wär chronisch eifersüchtig! Jeder braucht seinen Freiraum bis zu einem gewissen Grad, aber wenn’s dann drüber hinausgeht muss man eingreifen. Nachdem die Aspirin gewirkt hatte und einigen Küssen ging’s Orli wieder einigermaßen. Draußen war es heute nicht wirklich schön, graue Wolken hingen über uns und es sah ganz nach Regen aus, also hatte Orli’s Wettergespür gestern doch Recht gehabt. Aber draußen war es noch ziemlich warm, und so beschlossen wir, trotzdem runter zum Strand zu gehen und ein bisschen zu planschen wenn die Wellen nicht zu heftig waren. Man wusste ja nie ob da noch ein Sturm kam oder so... Es dauerte auch gar nicht lange, wir waren glaub ich fünf Minuten oder so unten, dann fielen die ersten Tropfen. Weiter unten am Strand waren ein paar Surfer, die die Wellen nutzen wollten, wirklich hohe Wellen. Aber die registrierten uns gar nicht. Und so saßen wir im Sand und bauten Sandburgen so gut es halt ging bis der Regen sie zerfließen ließ, um danach wieder ins Wasser zurückzugehen. Wir waren beide pitschnass, aber das ließ Orli unheimlich sexy aussehen... ihr wisst schon, wie diese nassen Models... ich drohte umzukippen bei seinem Anblick. Und dann kam dieser magische Moment – wir standen mitten in einer tosenden Welle – sahen uns in die Augen und näherten uns langsam... oh ich liebe es, ihn im Regen zu küssen. Hätte jemand ein Foto gemacht, wir hätten es glatt auf ein Kuschelrock – Cover geschafft. Und wären die anderen Surfer nicht gewesen, wer weiß was dann noch passiert wäre. Wir küssten uns ewig, so lang bis die Wellen zu heftig wurden und wir kaum noch stehen konnten. Oben im Hotel trockneten wir uns erst mal gründlich ab, wir waren von oben bis unten nass geworden, aber das war angenehm, der Regen war nicht kalt wie zu Hause, der war hier schön warm und verbreitete einen angenehmen Geruch in der Luft, wie im Sommer wenn es tagelang brütend heiß ist und dann ein erfrischender Regenguss... ich liebe diesen Geruch. Ich trocknete Orli ab und er mich. Natürlich nicht ohne den ein oder anderen Kuss... Wir kamen aber gar nicht dazu, uns wieder etwas trockenes anzuziehen, denn wir landeten sofort wieder im Bett... hatte ich gesagt ich trau ihm nicht? In diesem Moment wurde mir klar wie blöd ich eigentlich war, denn wenn er gewollt hätte, hätte er sich gestern von meiner Hand losgerissen und wäre mit der Blondine abgehauen, aber er hat es nicht getan! Wie blind war ich eigentlich... Erschöpft lagen wir nebeneinander. Es war das erste Mal seit gestern Abend, dass wir uns mal wieder angrinsten. Wir hatten gestern so einen kleinen Tiefpunkt gehabt, nachdem ich ihm die Standpauke unten am Strand gehalten hatte. Und unten am Strand grade eben... das war einfach nur blindes Verstehen, so wie das einfach passiert, du siehst ihn und weißt was er tun wird und umgedreht... „Bist du noch sauer wegen gestern?“ Fragte Orli mich. „Aber nein. Ihr könnt eben nicht anders, du bist nun mal männlich und das kannst du nicht verleugnen. Wär ich ein Typ wär ich den Blondies auch nach. Aber mal ehrlich – wenn so ein blonder Surferboy sich an mich rangemacht hätte, was hättest du getan?“ Orli grinste, ich musste da an diese Typische Rangordnungs – Kampf – Szene denken. Sie kloppten sich so lang bis einer übrig war. Aber in dem Fall glaub ich wäre das sicher nicht Orli gewesen, dafür wirkte er zu schmächtig auf mich. „Weiß nicht, hätte ihm erst mal mit Wortgewalt klar zu machen versucht dass du mir gehörst und wenn das nicht geholfen hätte hätt ich ihm wohl andere Gewalt zeigen müssen...“ Ich musste lachen. „Du großer Kämpfer?“ – „Du zweifelst an mir?“ – „Nein... ich hab dich ja schon mit Schwertern kämpfen sehen und das kannst du wirklich gut. Als du Johnny das Schwert direkt vor die Nase geknallt hast...“ Ich musste lachen, diese Szene aus dem ersten Fluch der Karibik ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Auch Orli lachte. „Ja, da hatte er verdammtes Glück, Gore meinte, einen Millimeter weiter rechts und Johnny wär seinen Bart los gewesen...“ – „Oje, ... da fällt mir ein, ich hab Johnny eigentlich noch nie ohne Bart gesehen... ah doch, in Charly und die Schokoladenfabrik, aber ich find ohne Bart sieht er irgendwie tuntig aus. Du nicht auch?“ – „Irgendwie schon. Und ein Pirat ohne Bart geht schon gleich gar nicht. Das muss sein.“ Um ganz nebenbei zu bemerken – seiner war ja wieder nachgewachsen nach der Aktion vom Samstag.. weiß gar nicht mehr, wann sind wir weggegangen? „Ich will dir ja dein glattrasiertes Image nicht madig machen, aber mit Bart siehst du viel besser aus..“ bemerkte ich schließlich, worauf Orli mich angrinste und an seinem Schnauzer herumzupfte. Ich weiß nicht, aber es machte ihn einfach ein bisschen männlicher, ich steh auf Jungs die so ein kleines Bärtchen haben wie Orli. Ich weiß nicht warum, aber ich find so was anziehend *grins* Und da ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte während ich nachdachte, musste ich ihn natürlich erst mal wieder umnieten... Tja, und so verbrachten wir den verregneten Tag knutschend im Bett... auch nicht schlecht. Konnte sich mein Bein und Orlis Kopf erholen. Am nächsten Tag wollte Orli unbedingt mit dem Schiff auf Maui hinüberfahren um dort zu surfen. Ein Kumpel hatte ihm das empfohlen. Na das konnte ja was werden, das waren Mörderwellen. Ich lag in Orlis Armen und sah zweifelnd zu ihm auf. „Du, ich hab Schiss...“ Er grinste mich an. „Schau mir erst mal zu und dann sehen wir weiter. Das is halb so schlimm wie es aussieht und wenn du runterfällst landest du halt im Wasser, na und?“ – „Ich mag aber keine Haie...“ Jup, ich wollte ganz sicher nicht von Haien gefressen werden, auch wenn mir das schon auf Hawaii hätte passieren können. Trotzdem, was der Bauer nicht kennt... Ich küsste Orli und entließ ihn in Richtung Wasser. Von mir aus konnte er da rumsurfen bis er selber ein Hai war... mich würden da keine zehn Pferde raus bringen bis ich es nicht besser konnte. Orli hatte natürlich kein Problem damit... er war ja auch ein Profi! Später gingen wir noch ein bisschen die Insel erkunden, Orli zeigte mir dies und das, Ureinwohner und lauter so Kram... fand ich schon irgendwie interessant, ich hatte mich zu Hause eigentlich nie für Hawaii interessiert, aber irgendwie flammte da langsam was auf. Schon interessant die ganze Geschichte... Abends schnappten wir uns das letzte Boot wieder zurück nach Hawaii. Zurück ins bequeme, warme Hotel, denn es war ganz schön kalt geworden abends. Und nach einer ausgiebigen Knutschpartie schliefen wir ein... Dann war da der Donnerstag an dem ich meine Mom anrufen würde und an dem sich unser aller Schicksal entscheiden würde... ich sah auf die Uhr, es war jetzt zehn Uhr früh, das hieß Mitternacht zu Hause. Ich rief wohl besser abends an. Meine Mom wäre mir sicher auf ewig böse wenn ich sie jedes Mal aus ihrem Schönheitsschlaf reißen würde... Wir gingen also ein bisschen auf der Insel spazieren um uns die Langeweile zu vertreiben, denn so ein Urlaub kann ganz schnell ausufern in gähnende Langeweile... wenn man nichts mehr mit sich anzufangen weiß als den ganzen Tag nur küssend im Bett zu verbringen oder zu surfen... langweilig. Aber irgendwie schien heute ein Feiertag zu sein oder so hier, denn auf dem Dorfplatz oben wurde Hula getanzt... oder einfach nur eine spontane Feier. Auch das mochte ich an Hawaii, die Leute waren hier dauernd in Feierlaune, wie auf dem Ballermann *grins* Auch wenn wir keine Baströcke dabei hatten, Orli und ich konnten es nicht lassen mitzutanzen. Beziehungsweise ich hatte ihn dazu angehalten, weil ich wieder seinen Hüftschwung sehen wollte... *grins* Gegen drei Uhr Nachmittags kamen wir dann wieder runter ins Hotel und machten es uns erst mal vor dem Fernseher gemütlich, der sich bei uns auf dem Zimmer befand. CNN, ABC... blabla… Orli mochte sicher verstehen, was die da von sich gaben, aber für mich war das englische Kauderwelsch nach wie vor Bahnhof Moskau… Aber er übersetzte ja brav jedes Wort für mich. „Du hättest Dolmetscher werden sollen, und nicht Schauspieler, weißt du das?“ – „Ja, das schon, aber dann hätt ich ja dich nie kennen gelernt...“ – „Charmeur..“ Ich gab ihm einen Kuss. Er war schon so ein kleiner süßer Schlingel... Um acht Uhr abends gingen wir dann runter an die Rezeption und fragten wieder nach einem Telefon. Diesmal dauerte es ein bisschen länger bis jemand abhob. „Ja?“ – „Hi Mom...“ – „Ach du bist’s. Und, haben euch die Haie noch nicht gefressen?“ Ich musste grinsen. Mom. „Nein, wir sind noch am Stück… und du, erzähl, was macht der Schüleraustausch?“ Mom holte ganz tief Luft, wie sie es immer tat, wenn man einen längeren Redeschwall zu erwarten hatte. „Also pass auf, das Programm gibt’s noch, du müsstest dich aber erst anmelden. Das mit dem Freund würden sie durchgehen lassen, würden im Hintergrund aber noch eine Familie bereithalten wenn’s wirklich krachen würde, was ich bei euch aber nicht glaube. Ihr seid doch noch zusammen oder?“ Ich sah vorwurfsvoll in den Hörer. „Sonst wär ich sicher mit einem der nächsten Flieger heimgekommen. Erzähl weiter.“ – „Du könntest nächsten Montag schon die Biege machen, hieße am 18. Juni. Eine Woche würdest du ohne deinen Schatz auskommen müssen…“ Ich wurde still. Die Woche würde sicher die Hölle werden, aber die würde ich auch überleben um dann in den Himmel zu kommen. „Weil die dich noch auf der Schule da anmelden müssen und so. Aber derweil kannst du ja mir in den Ohren liegen. Und danach kannst du von mir aus für immer da drüben bleiben. Ich komm schon zurecht.“ Ich musste grinsen. Meine Mom war auch eine alte Schauspielerin, nicht von Berufswegen, aber sie konnte einem gut was vorspielen. „Ich werd Jazzy und Mandy mal beauftragen, dir mal einen Schubs zur Tür hinaus zu geben. Dann kommst du auch mal rum.“ Meine Mom lachte. „Na das versuch mal, mich alte Hexe kriegst du nirgends mehr hin.“ Jetzt übertrieb sie aber schamlos. „Du, gibst du mir mal dein Anhängsel? Ich muss da was besprechen.“ Ich sah ein wenig irritiert erst den Hörer und dann Orli an und flüsterte ihm zu. „Sie will mit dir reden…“ ich gab ihm den Hörer. „Hallo?“ – „Er isses tatsächlich.. und, wie läuft’s mit euch zwei?“ – „Wollen Sie mich jetzt ausquetschen?“ – „Doch nicht so förmlich! Du darfst mich ruhig duzen, sonst fühl ich mich so alt… aber nein, ich will nur sichergehen dass sie bei dir auch in guten Händen ist, man hört ja allerhand von euch Hollywoodstars.“ Orli musste lachen. Was würde sie ihm wohl für Storys erzählen. „Na ja, also ich glaub das hält zusammen wie Pech und Schwefel… mich wird sie jedenfalls so schnell nicht mehr los, da brauchst du dir keine Sorgen machen.“ Nanu, war er jetzt mit meiner Mom per du? „Na dann passt ja alles. Ich werd in der Woche die zwischen euch liegt für das seelische Wohlbefinden meiner Tochter sorgen damit du keinen ausgelaugten Zombie zurückbekommst.. ich weiß wie sie wird wenn sie auf Entzug ist.“ Orli musste herzhaft lachen. Das bedeutete nichts gutes. „Also, pass noch schön auf meine Marie auf, wann kommt ihr wieder?“ Orli grübelte. „Also wenn hier Sonntag ist und bei euch Samstag… wir würden am Sonntag um Mitternacht fliegen, dann sind wir am Samstag um zehn Uhr vormittags wieder bei euch.“ – „Ich hol euch vom Flughafen wenn ihr wollt.“ – „Gute Idee, wir ham ja kein Auto…“ – „Alles klar, dann macht euch noch nen schönen Lenz und bis Samstag dann!“ – „Werden wir, bis Samstag!“ Orli legte auf. „Sag mal seid ihr jetz schon per du oder was.“ Er grinste ungläubig. „Sie fühlt sich sonst so alt hat sie gesagt… die Frau macht mir Angst.“ – „Ich weiß, sie steht auf dich… aber du gehörst mir, ganz allein mir… mein Eigen, mein Lieber, mein Eigen, mein Schaaaatzsssss….“ Ich machte Gollum nach. „Jetzt machst du mir Angst.“ – „Sorry, wollt ich nicht. Doch ich bin dir auch schon verfallen wie Gollum dem Ring…“ (Anm.d.A.: Um ganz nebenbei zu bemerken – ich bin ein riesengroßer Herr der Ringe – Fan, also nicht wundern wenn hie und da ein Kommentar auftaucht… ^.^“) „Nur mich wird man nicht so leicht los wie den Ring, wie?“ – „Aber du kannst dir auch einen neuen Träger suchen…. also Trägerin in dem Fall.“ – „Schlag dir das aus dem Kopf, ich hab meine Ringträgerin schon gefunden…“ Ich zog die Augenbraue hoch. „Damit du’s weißt, mit Hochzeit wird das so schnell nix!“ – „Ja aber ich darf dir doch mal was schenken…“ Was war das jetzt. Er zog ein kleines Kästchen hinter seinem Rücken hervor. „Wann hast du denn den besorgt… oh mein Gott, bist du wahnsinnig??“ Das Ding hatte mindestens ein paar tausend gekostet, so wie das funkelte. Er steckte mir den Ring an den Finger, er passte wie angegossen. Ich fiel ihm um den Hals. „So was hab ich doch gar nicht verdient… so wertvoll bin ich doch gar nicht.“ Ich küsste ihn. „Doch, für mich bist du wertvoll, noch wertvoller als dieser Ring.“ Ich wollte auch gar nicht wissen, was der Ring wert war. Mir hatte es nur gerade die Sprache verschlagen, so einen Liebesbeweis von Orli zu bekommen… und das, nachdem wir uns gerade mal … zwei Wochen kannten? Ich betrachtete den Ring an meinem Finger, er funkelte wirklich wunderschön. „Ich dachte, dir einen dieser Fan – Ringe zu schenken wäre ein bisschen kitschig…“ Jetzt fiel es mir erst auf, das war doch der Ring… „Ist das nicht dieser Ring von …“ – „Ist er, aber nicht irgendeiner, sondern das Original…“ – „Hä, wie.“ – „Das Original, sie hat ihn mir nach dem Dreh gegeben… warum weiß ich bis heute nicht, das ist doch ein Damenring, stell dir vor ich würde mit ner Blume an der Hand rumlaufen…“ Er lachte. Ein echtes Filmrequisit also… „Sind Requisiten nicht immer Attrappen?“ – „Der nicht, der ist echt Silber. Ebenso der eine und der Abendstern, das waren echte Schmuckstücke die man extra hat anfertigen lassen, und heute werden sie tausendfach kopiert und zu Wucherpreisen verscherbelt..“ Schade war das schon. Aber welcher Fan wünschte sich nicht so was… „Aber das kannst du mir doch nicht schenken, der ist doch viel zu wertvoll… verwahr ihn lieber zu Hause im Safe!“ Ich mochte die Millionen oder Tausend die dieser Ring gekostet hatte nicht einfach so in der Öffentlichkeit herumtragen, das war zu viel für mich. Ich hätte es mir nie verziehen wenn ich den Ring verloren hätte oder er mir gestohlen worden wäre… „Ist schon in Ordnung so, ich finde du sollst ihn bekommen. Denn für mich kommst du einer Elbin gleich, schöner als menschenmöglich von Angesicht…“ – „Jetz hör aber auf.“ Jetzt fing er wirklich an zu schleimen. „Sollen wir dir die blonde Perücke wieder aufsetzen? Ich schau wo ich eine herkrieg und dann bist du fällig, Legolas!“ Ich weiß das war fies aber er wollte es ja nicht anders. Wir befanden uns inzwischen schon wieder auf unsrem Zimmer. Ich konnte immer noch nicht aufhören, den Ring zu betrachten in all seinen Einzelheiten, denn der war wirklich wunderschön… Aber ich packte ihn zurück in sein Kästchen und steckte ihn weg, gleich in meinen Koffer damit er nicht hier liegen blieb wenn wir abreisten. Aber dann traute ich dem Frieden doch nicht so ganz und steckte ihn ins Schließfach, dass sich in unsrem Schrank befand. Ich musste mich nur erinnern, ihn nicht zu vergessen wenn wir gingen. Der Freitag kam und ging... draußen war es mal wieder trüb, irgendwie schien uns das Wetter in den letzten Tagen nicht mehr hold zu sein. Und sonderlich warm war es auch nicht. Wir genehmigten uns einen Kaffee unten im Hotel und verzogen uns dann gemütlich aufs Zimmer zum fernsehen. Orli hatte ja schon spekuliert ob wir nicht unten im Pool schwimmen gehen wollten, aber das war mir dann zu gefährlich, denn sicher wäre das halbe Hotel dort unten und die Mädels würden Orli reihenweise nachlaufen. Musste ich heut wirklich nicht haben, ich wollte ihn lieber ganz für mich allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)