Wenn Kakashi liebt... von Passer ================================================================================ Kapitel 14: Zum Haare raufen ---------------------------- Es dauerte noch lange, bis Iruka endlich entlassen werden konnte. Sein Bein sah aus, als wäre es durch einen Fleischwolf gezogen worden. Es war fast ganz dunkelblau, jedoch mit einigen hellen Stellen, so dass es so aussah, als hätte er merkwürdige Muster eingebrannt bekommen. Der Blutfluss würde an diesem Bein nie wieder normal werden, gerade so, um es nicht zu verlieren. Zum Glück konnte er ohne Krücken oder sonstige Hilfen laufen, auch wenn sich das Bein dabei dick und geschwollen anfühlte. Hin und wieder zwickte es auch, wenn es zu kleinen Blutstaus kam. Kakashi war völlig überfordert mit Iruka. Er war vollkommen ausgelassen und schien sich nichts dabei zu denken, ab jetzt sein restliches Leben lang mit einem eigentlich verletzten Bein herumzulaufen. Es war fast, als durchlebte Kakashi noch einmal den Tod von Obito – er fuhr schmerzhaft zusammen – und doch war es in einem gewissen Sinne viel schlimmer, das jeden Tag mit ansehen zu müssen. Zu mancher Stunde dachte er darüber nach, einfach fortzugehen, weil sein Herz das nicht mehr lange würde ertragen können. Doch andererseits wagte er es auch nicht, Irukas Herz zu zerreißen. In Sachen Liebe waren sie auch nicht weiter gekommen. Iruka wandte immer den Kopf ab, wenn Kakashi es auch nur andeutungsweise erwähnte. Er schien sich irgendwie dagegen zu sträuben... Aber warum? Er ging immer noch wie früher in die Schule, um zu unterrichten, aber anders als früher stand er in den Pausen jetzt etwas abseits der Schülerschaft und schien stets in Gedanken versunken. Wenn er mit Kakashi zusammen war, gab er sich nicht so, aber in der Schule konnte er sich das erlauben – so lange der andere nichts davon erfuhr. Glaubte er. Doch Kakashi saß jede Mittagspause auf dem Dach eines nahe gelegenen Hauses und beobachtete ihn besorgt. Er seufzte fast nur noch vor sich hin; er war verzweifelt. Eines Morgens stand er schließlich vor Irukas Tür und wartete darauf, dass er herauskam, wie immer, wenn er zur Arbeit ging. Er hatte sich diese Sache lange und viele Male überlegt, aber er hatte keine andere Lösung gefunden. Es schien ausweglos. Irukas Gesicht war blass und weiß, sein Blick zu Boden gesenkt. Als er Kakashi entdeckte, wandelte es sich augenblicklich: Die Augen schienen freudig zu funkeln, aber Kakashi wusste, dass er nur der Schein war, der sein Herz für einen Moment hüpfen ließ. „H...Hallo, Kakashi.“ Er war merkwürdig verschlossen, der Blick war wieder in die unsichtbare Ferne gerichtet. Ohne zu zögern packte er Iruka bei den Schultern. „Glaubst du, darauf falle ich jetzt rein? Es stimmt etwas nicht mit dir! Und zwar ganz gewaltig!“ „Was soll denn sein?“ Kakashi wurde wütend. Wie kann er das alles nur so einfach abstreiten. Nach außen hin scheint es für mich schwieriger zu sein als für ihn. Iruka starrte ihn versteinert an. Er schien geschockt von dem, was sein Freund da sagte. „Was sein soll? Du fragst mich, was sein soll?!“ Er presste Iruka gegen die Hauswand und sah ihm offen in die Augen. Er versuchte, irgendetwas in ihnen zu erkennen, aber da war nichts. Nur Verwirrung. Und Angst. Angst vor ihm. Kakashi ließ ihn wieder los und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er atmete tief durch. „Geh schon.“ „Wohin soll ich gehen?“ Er sah Iruka entgeistert an. Dieser hatte endlich seine Fassade aufgegeben; sein Blick war voller Verzweiflung. Jedoch war es die zusätzliche Leere in ihnen, die Kakashi noch mehr aufregte. Iruka schlang die Arme um ihn und zog ihn an sich. Er verbarg das Gesicht an seiner Schulter. „Ich weiß nicht mehr weiter. Wo soll ich denn hin...“ Kakashi legte seine Arme auf Irukas Rücken. Er murmelte sanft, denn er spürte die Tränen, die seine Weste benetzten. Irgendwann, als Iruka aufgehört hatte zu weinen, wandte der Lehrer sich zum Gehen. Kakashi folgte ihm. „Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Iruka drehte sich nicht um „Ach ja?“ Sie kamen zu einer Brücke, die über einen schmalen Flusslauf führte. Sie blieben stehen und schauten auf das glitzernde, leise plätschernde Wasser. „Ich will bei dir bleiben. Hörst du?“ Kakashi sah ihn an. Iruka starrte ausdruckslos auf den Fluss. Erst nach einer kleinen Weile begriff er. Von hinten umarmte er Iruka und sah ebenfalls auf das Wasser. Er schluckte. „Ich gehe überall hin... Bleib nur bei mir...“ „Das werde ich. Ich verspreche es...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)