The waves of time von MorgainePendragon (Eine Geschichte von Liebe, Schmerz und Tod. Und von Wiedergeburt…) ================================================================================ Kapitel 11: My hands -------------------- Es ging auf die Weihnachtsfeiertage zu, als irgendetwas damit begann, meine Laune und auch mein Glück zu trüben. Ich konnte nicht benennen, woher dieses plötzliche Gefühl der inneren Unruhe kam, das von mir Besitz ergriff. Hätte ich genau überlegt, dann wäre mir durchaus klar gewesen, dass es der Traum gewesen war, der mir noch im Nachhinein ein Kopfzerbrechen bereitete, das ich nur zu bereitwillig ignorieren wollte. Seitdem hatte ich wieder schlechte Träume. Träume, die mich während der ersten Wochen unserer Liebe nicht mehr heimgesucht hatten und nun mit Macht erneut auf mich einstürmten. Kenshins Gegenwart war nach wie vor das Schönste für mich, meine Erfüllung. Dass er meine Gefühle erwiderte hätte ich mir niemals zu träumen gewagt. Ich war sehr glücklich und doch fragte ich mich, warum der Trost, den wir uns gegenseitig zukommen ließen, nun nicht mehr auszureichen schien. Es war wie eine dunkle Vorahnung von etwas, das unaufhaltsam herankam - wie bei einem Unwetter, das sich drohend und mit düsteren Wolken am Horizont ankündigte. Aber ich verschloss die Augen vor dem Offensichtlichen, das mir schon der Traum vermittelt hatte. Ich vergaß den Dolch, der fortan am Boden meiner Tasche ruhte. Absichtlich weit unten und unter einem Stapel von Skizzenpapier vergraben. Ich wollte nichts wissen davon, dass es vielleicht enden konnte, dass unsere Liebe nicht von Dauer sein könnte. Ich wollte auch nichts davon hören, dass der erste Schnee den für mich so wunderschönen Herbst zum Sterben verurteilte. Der Winter hielt Einzug. Und kurz vor den Feiertagen tat er dies mit eisiger, schneidender Kälte, heftigem Nordwind und Eisblumen an den Fenstern. Das alles interessierte mich nicht. Ich klammerte mich - zugegeben - nur noch fester an die Wärme, die Kenshins Liebe mir vermittelte. Ich verschloss mich vor den anderen, zog mich mehr und mehr zurück. War nur noch bei ihm. Dass dies auf Dauer auch nicht gerade eine Lösung war, war mir klar. Aber ich konnte nicht anders zu jenem Zeitpunkt. Ich wollte die Zauberhaftigkeit dieses ausklingenden Jahres mit beiden Armen ganz festhalten. Doch zugleich spürte ich, dass ich das nicht konnte. Mein eigener Aufschrei riss mich abrupt und ziemlich unsanft aus dem Schlaf. Senkrecht fand ich mich in meinem Bett wieder, mein Herz raste und mein Atem ging sehr schnell, als hätte ich einen Sprint hinter mir. Leicht drehte sich das Zimmer um mich und nur ganz langsam fand ich zurück in die Realität. Ich erinnerte mich nicht einmal mehr daran, dass ich am vergangenen Abend HIER schlafen gegangen war, und nicht bei ihm, bei Kenshin. Das Bett war kalt. Dennoch trat mir Schweiß aus allen Poren. Und mit neuerlichem Schrecken wurde mir klar, dass es Angstschweiß war. Was mich wiederum an meinen Traum erinnerte... Keuchend sog ich die Luft ein und hielt sie geschlagene zwanzig Sekunden an. Ich blinzelte nicht einmal. Mein Gott... Konnte das wirklich...? Nein. Das durfte einfach nicht... So unendlich viel Blut… So viel Schmerz… Mit einem Stoßseufzer, der fast einem Schrei gleichkam, entließ ich die Luft schließlich aus meinen Lungen. Meine Hände krampften sich hilflos in die Bettdecke. Warum nur hatte ich mich ausgerechnet in dieser Nacht dafür entschieden HIER zu bleiben und nicht zu ihm zu gehen? 'Ganz ruhig, Madoka...', schalt ich mich in Gedanken. 'Es war ein Traum. Nur ein Traum. Wie du so viele in letzter Zeit hattest.' In der verzweifelten Hoffnung mich ablenken zu können sah ich mich nach Gladys um - und wurde enttäuscht. Sie war nicht da. Oder vielmehr: Nicht MEHR da. Ihre Laken waren zerwühlt. Ich atmete tief. Versuchte den Albtraum, denn nichts anderes war es gewesen, endgültig abzuschütteln. Ich machte mir wahrscheinlich wieder einmal viel zu viele Sorgen. Während ich mich fröstelnd aufsetzte streifte mein Blick die Staffelei und mir fiel wieder ein, warum ich gestern hier geblieben war. Ich hatte die Arbeit für meinen anatomischen Kunstkurs fertig stellen wollen, die wir heute abzugeben hatten. Da ich noch nicht einmal angefangen hatte bis zum gestrigen Tag, hatte ich schweren Herzens entschieden den Abend und die Nacht auf meinem Zimmer zuzubringen und zu arbeiten. Ich raufte mir im wahrsten Sinne des Wortes die Haare. Denn erstens war das, was ich auf der Leinwand sehen konnte nicht viel mehr als nichts und zweitens - absolut grauenhaft, auch in der Farbwahl... Was zum Teufel hatte mich geritten, ein so hässliches Motiv zu malen? Ich zermarterte mir das Hirn, stand auf und trat näher heran. Ich war ja wirklich unglaublich kreativ gewesen letzte Nacht. Ich seufzte und schüttelte entnervt den Kopf. Das Bild zeigte die dunkle beinahe schwarze, schattenhafte Karikatur einer Hand, die man aber nur mit viel Mühe überhaupt ausmachen konnte, weil sie nämlich von Schlamm oder Dreck komplett besudelt schien. Vielleicht war es aber auch etwas anderes. Vielleicht Blut? Aber weshalb hatte ich dann die Farbe braun, ja beinahe schwarz gewählt? Oder wirkte es nur so? Und was war das überhaupt für eine Motivwahl? Ich wusste doch sehr genau, dass ich meine liebe Not damit hatte menschliche Hände zu zeichnen. Und was suchte ich mir als Motiv aus? Ich runzelte die Stirn. Mich hatte wohl gestern ein wenig der Ehrgeiz gepackt, das Thema „Hände“ endlich zu bewältigen. Dennoch. Mir hätte besseres einfallen können. Ich war dieser Tage wirklich nicht mehr ich selbst, verleugnete mich nur noch. Auch mir selbst gegenüber. Denn das, was mich wirklich tief bewegte war natürlich Angst. Eine unendlich tief verwurzelte Angst den Menschen zu verlieren, der mir die Welt bedeutete. Nein, ich wollte nicht daran denken. Ich musste mich konzentrieren. Ich schüttelte den Kopf und verfrachtete das Bild in eine Ecke des Zimmers, bedauerte leicht die vertane Zeit und Kapazität. Aber das konnte ich so nicht abgeben. Ich wollte es nicht. Ich holte mir ein kleineres Leinwand-Format aus dem Schrank, stellte es auf die Staffelei. Und noch im Pyjama begann ich zu überlegen, den Pinsel zwischen die Lippen geklemmt, das Haar komplett zerzaust. Ich hatte eigentlich keine Lust zum Thema zu malen. Ich hatte vielmehr... Ein Schauer überlief mich. Eiskalt und sehr deutlich. Es war, als würde eine Berührung mich streifen, meinen Rücken entlang gleiten und mir den Atem zuschnüren und mit dünnen, kalten Fingern nach meinem Herzen greifen. Deutlich spürte ich in mir die herannahende Gefahr. War aber noch immer irritiert. Weil sie nicht konkret war. Sie richtete sich auch nicht gegen mich selbst. Das fühlte ich plötzlich. Und dann.. wusste ich es. Heute. Die Bilder des Albtraumes von letzter Nacht stiegen wieder in mir auf, ich sah sie, konnte meinen Blick nicht abwenden, waren sie doch ein Teil von mir. Panik drohte mich mit schwarzen, übermächtigen Wogen zu verschlingen. Heute. Woher ich das wusste war mir nicht klar. Aber ich wusste, dass Enishi HEUTE auftauchen würde. Und heute würde es zu einem letzten, alles entscheidenden Schlagabtausch zwischen Kenshin und ihm kommen. Heute… Ich begann zu zittern. Ich presste die Lider einen Moment lang so fest zusammen, dass ich bunte Kreise vor meinem inneren Auge sah. ‚Du spinnst.’, rief ich mich herrisch zur Ordnung. ‚Woher willst du das denn wissen? Du hattest noch nie hellseherische Fähigkeiten. Also komm runter und konzentrier dich! Bild dir ja nicht ein, dass du neuerdings Dinge vorhersehen könntest. Ausgerechnet jemand wie du, Otto Normalo schlechthin. Das ist glatter Irrsinn. Ganz ruhig bleiben. Tief atmen. So ist es gut. Wahrscheinlich hat nur irgendwo ein Fenster offen gestanden und es hat gezogen…’ Ich log mir selbst etwas vor. Mal wieder. Aber mit wenigstens mäßigem Erfolg. Zwar bekam ich heute kein einziges Bild mehr zustande, aber zumindest besuchte ich ein paar Vorlesungen. Ich war körperlich anwesend. Das war aber auch schon alles. Die Unruhe, die mich in letzter Zeit überkommen hatte war heute Morgen zu etwas Unaussprechlichem herangewachsen. Ich musste mit Kenshin darüber sprechen. Nicht erst heute Abend. Gleich jetzt, nach der Lesung am frühen Nachmittag, würde ich zu ihm gehen. Und unbewusst begann ich den Stift in meiner Hand hektische zu drehen, sodass Mei Lin, die neben mir saß, mir seltsame Blicke zuwarf. ~~~oOo~~~ Kenshin Himura liebte den Schnee. Wie eine weiche, weiße Decke lag er über allem, über dem ganzen Land und alle Laute wirkten gedämpft. Es war sehr friedlich und ruhig hier draußen. Die Wintersonne zeigte sich ab und an und stach mit goldenen Strahlen bis hinab zu der in funkelndes Eis gehüllten Erde. Ihr Licht brach sich dann und blendete beinahe, so hell strahlte es. Der Schnee ließ alles unwirklich werden. Er verbarg Dinge. Und das war gut so. Er verbarg und er ließ Dinge schöner werden. Nicht nur hier draußen. Kenshin stand an dem kleinen Bachlauf, der nun teilweise zugefroren zu seinen Füßen träge flüsternd dahinfloss. Er hatte das Gesicht gehoben, die Augen geschlossen und atmete tief die kalte, klare Luft ein. Es war wunderschön. Doch es war ein Traum. Wie immer. Madoka und er hatten sich Zeit gestohlen. Kostbare, wunderbare Zeit. Er wusste nicht, wem genau er dafür danken sollte, aber dankbar war er. Das ließ sich nicht leugnen. Denn zum ersten Mal auf seiner langen, ruhelosen Wanderschaft hatte er wirklich das Gefühl, angekommen zu sein. „Zu Hause…“, flüsterte er leise und ein fernes Echo schien auf seine Worte zu antworten. „Willkommen daheim, Shinta…“ Ein eisiger, leichter Wind glitt durch sein langes, dunkelrot schimmerndes Haar, bauschte es und ließ es wie einen seidigen Vorhang um ihn wehen. Ja. Es war zu Ende. Vorbei. Die Zeit, die sie sich genommen hatten. Sie würde enden. Nicht bald, nicht morgen. Sondern jetzt. Als er sich umwandte blickte er ruhig in das Gesicht seines Gegners, der schweigend unter einer Weide gewartet hatte. Wie lange Enishi schon so dort gestanden hatte wusste er nicht. Aber auch das war gleich. Nicht wichtig. Kenshins dunkelblaue Augen verengten sich, wurden schmal, forschend. Enishi trat langsam unter den tief hängenden Ästen des Baumes hervor auf die kleine, schneebedeckte Lichtung – und es war, als würde die Sonne verhüllt werden, als würde die Welt den Atem anhalten. Denn schlagartig war kein anderer Laut mehr zu hören, als ihrer beider Schritte im Schnee und es war auch nichts anders mehr zu sehen, als sie voreinander zum Stehen kamen, als ihr Atem, der sich vor ihren beiden Gesichtern als grauer Dampf manifestierte. Wolken zogen auf, kündeten von neuerlichem Schnee. Es wurde merklich dunkler. Wie seltsam, dass mit dem Unheil meist auch andere Symptome einhergingen, die alles nur noch unterstrichen und düsterer erscheinen ließen. „Bist du bereit?“, fragte Enishi. Seine Stimme war so kalt und schneidend wie der Wind, der nun immer mehr auffrischte. Kenshin presste die schmalen Lippen aufeinander. „Ich muss dich warnen, Enishi.“, er senkte die Hand auf das Heft seines Katana. „Dies ist das erste Mal, dass du mich forderst und ich tatsächlich noch etwas habe, für das ich kämpfen werde.“ Enishi lachte leise und wie immer auch sehr böse. „Du Narr. Glaubst du wirklich das wäre NICHT so gewollt? Meinst du nicht, dass ich die Kleine JEDERZEIT hätte töten können, wenn es dem Zweck dienlich gewesen wäre? Oh nein, das wäre viel zu einfach, Battosai.“ Enishis Augen waren so düster wie der winterliche Wolkenhimmel. Kenshins Augen weiteten sich. „Ja, genau, du beginnst wohl zu begreifen.“, lächelte sein Gegner. „Sie ahnt es, weißt du? Soeben stirbt sie beinahe vor Sorge um dich. Und sie wird schon bald hier sein. Wie wäre es dann, wenn dieses Mal ICH es bin der sie tötet? Das ist zwar nur ein sehr schwaches Bild von Rache, wenn ich das mit deinen bisherigen Taten vergleiche, wo du selbst Hand an deine Geliebte gelegt hattest. Aber, mh…, ich komme nicht umhin, dass der Gedanke doch etwas für sich hat, meinst du nicht? Zumal dir DIESES Mädchen etwas zu bedeuten scheint, das die anderen nie erreicht haben.“ Noch fester pressten sich Himuras Lippen aufeinander. Er zitterte vor mühsam verhohlener Wut. Er musste sich beherrschen! Enishi wollte ihn ganz bewusst provozieren, das war ihm klar. Änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass es funktionierte. Und Enishi entging das auch nicht. „Wunderbar!“, sagte er und zog nun langsam sein eigenes, breites Schwert aus der prachtvollen Scheide an seiner Seite. Es gab ein leises, singendes Geräusch. „Du begreifst also, worauf ich hinaus will. Das ist gut, Battosai Himura. Das ist GUT.“ Sein Gesicht verzerrte sich schlagartig. „Erinnerst du dich? Damals an jenem Strand? Als du deine kleine Frau retten gekommen bist? Als wir gegeneinander kämpften? Da war nur sie allein es, die mich davon abhielt dich zu töten. Nur sie – und der Gedanke an meine Schwester, die dich aus unerfindlichen Gründen geliebt hat. Ich habe Tomoe immer geliebt, aber ich habe sie für ihre Gefühle für dich gehasst. Abgrundtief. Weißt du, was für ein schreckliches Gefühl das ist, seine eigene Schwester HASSEN zu müssen? Und wer ist Schuld daran? Und du mimst den heiligen Samariter, erzählst mir, dass meine Schuld getilgt sei, wenn ich nur Vergebung lerne? Was BILDEST du dir ein, der du tausende Menschen auf dem Gewissen hast, den Moralapostel zu spielen? Und wie KONNTEST du es nur wagen, meine Schwester auch nur ANZUSEHEN?!“ Enishis Grinsen verzerrte sich, wurde irr. Er lachte. Seine Wut steigerte sich zur Raserei, nur noch Sekunden von einer Explosion entfernt, die den Kampf bestimmen würde. "Hinzu kommt, dass ich, so zuwider mir dies auch ist, an dich und dein Schicksal gebunden zu sein scheine. Warum sonst muss auch ich immer wieder zurückkehren? Warum sonst kann ich nicht vergessen? Vielleicht, weil deine Strafe noch immer nicht verbüßt ist, Battosai? Kann das sein?", er grinste schief. "Dann ist es nur Recht und billig mich als deine Nemesis zu bezeichnen. Wenn ich dazu ausersehen bin, die Strafe an dir zu vollziehen. Wieder, und wieder, und wieder..." Kenshin blieb ganz ruhig. Es überraschte ihn nicht wirklich, dass Ensihi sich selbst so in Rage redete. Er war immer schon so gewesen. Und wer konnte es ihm verdenken? Selbst jetzt noch, nach all diesen Jahren und Leben, in denen er ihn verfolgt hatte, konnte Kenshin diesem groß gewordenen Kind vor sich nicht böse sein. Auch er hatte sich sein Schicksal sicher nicht ausgesucht. Hinter all dem steckten Hilflosigkeit und Trauer. Er hatte den Menschen verloren, der ihm am Meisten bedeutete. Und wer, wenn nicht er selbst, konnte ahnen, was dies genau hieß… „Enishi…“, flüsterte Himura leise. „Wir müssen nicht kämpfen. Es ist schon zu viel Blut geflossen. In JEDEM Leben, das wir geführt haben. Ich weiß, dass ich meine Schuld NIEMALS tilgen kann. Sie wird das Kreuz sein, das ich zu tragen habe - wie lange noch, das weiß nur der Erleuchtete selbst. Vielleicht nicht einmal er. Vielleicht hat er sich von mir abgewandt. Zu Recht. Aber du, Enishi. Du bist verbittert, enttäuscht und voller Zorn. Du wolltest nur verletzen, weil DU verletzt wurdest. Niemals hast du wirklich aus eigenem Antrieb getötet. Dich hat immer irgendetwas gezwungen, dich so verändert, dass du nicht anders handeln konntest. Aber höre, Enishi, du kannst es beenden. Lass und all dies Blutvergießen beenden, heute und hier. Ich bin sicher, du wirst deinen Frieden finden. Für dich mag es noch nicht zu spät sein. Das ist es, was Tomoe gewollt hätte.“ Doch Enishi Yukishiro antwortete nicht. Seine Lippen zuckten. Wie konnte er es nur wagen? Schon WIEDER! Wieder hatte er behauptet zu wissen, was seine Schwester gewollt hätte. Wie KONNTE er es wagen? Und wie hatte SIE es wagen können, ihm JEMALS zu vergeben? Nein. Er würde NICHT vergeben. Es gab einen GRUND warum er wieder und wieder lebte, warum er immer wieder zurückkehrte. Er wollte Rache und er würde sie einmal mehr bekommen. Er fühlte das Blut heiß und rasch durch seine Adern jagen. Vorfreude. Ja. Vorfreude darauf, Himura erneut leiden zu sehen. So wie er selbst gelitten hatte. All dieser Schmerz, der seinen Lebensmut genommen und sein Haar in jenem fernen Winter grau hatte werden lassen. Der sein Leben zu einem NICHTS reduziert hatte. Seine Seele mochte nun, so wie die des Battosai, in einem anderen Körper wohnen. Doch es war immer noch er selbst und sein Hass der hier vor Himura stand. Mit einem Ruck wandte er den Kopf und starrte in die Augen seines verhassten Feindes, musterte mit brennendem Blick dessen schmales, blasses Gesicht. Mit einer Wut und einem Hass, der alles zu verschlingen schien. Er hatte... ein seltsames Gefühl. Wie ein Hauch, der seine Sinne durchfuhr. Vielleicht hatte Himura zumindest auf EINE Weise Recht. Vielleicht würde es heute enden. Die Wirklichkeit… schien zu flackern, inne zu halten. Zeit verlor jegliche Bedeutung, als Enishi mit einem gellenden Schrei auf den Lippen, der Welten zu durchdringen schien, vielleicht ein letztes Mal und mit einer beinahe animalischen Urgewalt, den Wanderer anzugreifen begann. ~~~oOo~~~ Ich stürmte in mein Zimmer, um den Mantel zu holen. Es war mir mittlerweile egal, ob ich mir selbst meine Ahnungen nur einbildete, oder wo auch immer sie sonst herkommen mochten. Sie waren DA. Und das allein sollte Grund genug sein, mit Kenshin zu sprechen. Ihn vielleicht auch zu warnen… Ich brauchte Gewissheit. Und wollte ihn wiedersehen… Seine Stimme wieder hören… Auch jetzt noch, nach Wochen, in denen wir uns geliebt hatten als würde es kein Morgen und keine Zukunft geben, kribbelte es noch immer in meinem Unterleib, entfachte es noch immer diese Wärme in meiner Brust, wenn ich auch nur an ihn dachte. An sein seltenes, so wunderbares Lächeln, das mich jedes Mal wie ein Pfeil durchdrang. Ich liebte ihn so unendlich. Ich hatte selbst ein wenig Angst vor der umfassenden Tiefe dieser Gefühle. Nie zuvor hatte ich so empfunden. Kenshin war der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Genau wie er sollte mein Kind aussehen, wenn ich denn eines bekommen durfte. Wenn es uns vergönnt sein würde… Ein Ruck schien durch die Realität zu laufen, als hätte jemand die Zeit für eine Sekunde angehalten. Es war gespenstisch und unbeschreiblich. Kälte griff erneut und sehr viel stärker nach meinem Herzen. Ich blinzelte und erkannte, dass die Zeit wie gewohnt weiterlief. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein. Dieses Mal funktionierte die Ausrede nicht mehr. Ich starrte aus dem Fenster hinunter zum Wald des Campusgeländes. Wo war die Sonne geblieben? Schwarze, tief hängende Wolken schienen sie verschlungen zu haben. Und aus Ahnung wurde schlagartig bange Gewissheit. „Kenshin…“, flüsterte ich voller Angst. Ich warf den Mantel über, griff ohne nachzudenken nach meiner Tasche und wollte auf der Stelle das Zimmer verlassen, als Mei Lin und Gladys mit geradezu provozierend guter Laune in den Raum platzten und mir den Weg versperrten. Beide hatten rote Bommelmützen auf und Gladys sang (ziemlich schräg) ein Weihnachtslied… Auch das noch. Dies war nun wirklich der unpassendste Moment… Jede Sekunde zählte! Das spürte ich einfach. Rigoros und ohne Erklärung versuchte ich mich an den beiden vorbeizudrängeln, die gar nicht daran dachten, noch weiter ins Zimmer zu kommen und die Tür blockierten. „Ho-ho-ho, wohin so eilig Kind? Warst du nicht brav und versuchst jetzt der Rute zu entfliehen?“ Beide Mädchen kicherten albern. Gott. War diese Welt immer schon so naiv und kleinkariert gewesen, so blind für die wirklich wichtigen Dinge? Endlich hatte ich mich durch die Tür gekämpft und stürmte mit großen Sätzen die Treppe hinunter. Gladys und Mei Lin sahen mir ein weiteres Mal in dieser unsäglichen Geschichte entgeistert nach. Irgendwie taten sie mir auch langsam ein bisschen Leid… ~~~oOo~~~ Ein wilder Schlagabtausch folgte dem nächsten. Blitzende Schwertklingen drangen mit hellem Klirren und Singen immer wieder aufeinander ein, tanzend und tödlich. Die Luft schien zu vibrieren. Kenshin befand sich in der Defensive. Aber sein Sakabatou war auch nicht für den Angriff gemacht. Er verteidigte sich nur, was Ensihi zu nur noch größerer Verbissenheit und Wut anstiftete. Er drängte den zierlichen Schwertkämpfer unbarmherzig zurück bis dieser einen Schritt in den Bachlauf hinein machte. Eis krachte unter seinem Fuß und er strauchelte gefährlich. Enishi setzte sofort nach, um die Blöße zu nutzen, die sich Himura gab. Doch Kenshin war ebenfalls ein hervorragender Kämpfer, der auch in ungünstigen Situationen noch einen kühlen Kopf behielt. Er parierte beinahe mühelos und war flink wie ein Wiesel an Enishi vorbei, um seine ungedeckte Flanke zu attackieren. Doch selbst wenn er traf, würde er den Gegner mit der verkehrten Klinge seines Katana nicht ernstlich verletzen können. Das wollte er jedoch auch nicht. Das hatte er NIE gewollt. Enishi knurrte böse. Er wirbelte herum und fing das Sakabatou mit der eigenen Waffe ab. Wieder und wieder drangen die schimmernden Schwertklingen aufeinander ein. Die Kontrahenten umkreisten einander, lauerten auf eine Lücke in der Deckung des Gegners. Enishis gradliniger Kampf, der von Stärke zeugte, und Kenshins leichte, ruhige und wohlüberlegt aufgebaute Deckung wirkten wie eine bizarre Art von Tanz, genau wie damals auf der Wiese, als Enishi zum ersten Mal hier aufgetaucht war. Kenshins athletischer Leib war schnell und wo Enishi mit purer Gewalt zu gewinnen suchte, so ließ ihn Kenshin nicht an sich herankommen, da er ihm immer ein kleines Stück in der Bewegung voraus war. Dennoch begannen beide schneller zu atmen und trotz der Kälte glänzten ihre Gesichter vor Schweiß. Strähnen dunkelroten Haares klebten Himura in der Stirn. Enishi wischte sich den Schweiß vom Kinn, nahm erneut breitbeinig Aufstellung. „Ist das wirklich schon alles? Nur Verteidigung? Ich bin so enttäuscht von dir. Aber das sollte mich nun wirklich nicht mehr überraschen. Ein Samariter warst du und bist du geblieben. Heuchler. Du selbst bist hier nämlich der größte Sünder.“ Kenshin trat zurück, senkte die Klinge des Sakabatou. Er atmete schnell, seine schmale Brust hob und senkte sich rasch. „Du hast Recht, Enishi. Aber ich habe dies auch nie bestritten.“ „Nein.“, fauchte Yukishiro böse. „Aber du hast geheuchelt! Geheuchelt, als würde dein gutes Wesen, dass du jetzt zur Schau trägst, alles wieder gut machen! Aber ich muss dich enttäuschen! Nichts davon was du getan hast in der Vergangenheit kann durch irgendein vorgetäuschtes Verhalten in der Gegenwart wieder gutgemacht werden! Diese Menschen, die du umgebracht hast, meine Schwester! Sie werden nicht wieder lebendig dadurch!“ Enishis Gesicht war wutverzerrt – jedoch jetzt auch von Tränen des Zorns überströmt. Er merkte es selbst nicht einmal. „Nein.“, sagte Kenshin nun leise. Er senkte den Kopf. „All jene, denen ich Leid und Tod gebracht habe, werden nicht wieder zurückkehren. Nicht zu dir. Und auch nicht ins weltliche Leben an sich. Aber zu mir, Enishi, und das glaube mir. Zu mir kehren sie zurück. Jede Nacht. Jeden Tag. Ich höre ihre Stimmen. Ich sehe, wie sie anklagend auf mich deuten. Wie sie nach meinem Tod verlangen, oder nach noch schlimmerer Qual. Doch deine Schwester, Enishi, Tomoe. Sie kommt zu mir, im Traum, und verurteilt mich nicht. Sie hat es nie getan. Sie schenkt mir ein Lächeln, das anders sein mag, als das, was sie dir immer geschenkt hat. Aber doch ein Lächeln. Und ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin, wenn ich auch niemals wieder gutmachen kann, was ich getan habe. Enishi, deine Schwester liebt dich. Und sie trauert. Um den Menschen, der du einmal warst. Und der für immer verloren scheint.“ „Halt dein Maul!“, brüllte Enishi und seine rot umrandeten Augen funkelten. Jetzt reichte es. Er hatte es WIEDER gesagt. „Halt dein verdammtes Maul! Woher willst du wissen, was meine Schwester denkt und was nicht?!“ „Weil sie es mir sagt.“, erwiderte Kenshin unbeeindruckt. „Wann immer sie zu mir kommt. Im Traum. Vielleicht… ist dieses ewige Leid, diese immerwährende Wiederkehr in neue Leben eine Art… Reinigung unser BEIDER Seelen, Enishi. Vielleicht soll ich büßen – und du sollst bekehrt werden.“ Yukishiros Lachen troff vor Hohn. „JETZT klingst du wirklich wie ein verkappter Heiliger. Scheiße, lass mich mit diesem Unsinn in Ruhe! Ich weiß nicht genau, warum wir hier sind, und auch nicht, warum ich dir immer folgen muss. Aber bislang habe ich es genossen dich leiden zu sehen. Leben für Leben für Leben. Immerfort. Dein Leid, war mein Labsal, dein Schmerz mein Trost. Und dein Verlust meine Genugtuung. Ich hasse dich aus tiefster Seele. Glaubst du wirklich, ich WILL bekehrt werden? So ein Schwachsinn.“ Und erneut drang er mit dem Schwert auf Himura ein, kämpfte wie ein Berserker und voll hilflosem Zorn. Und er merkte immer noch nicht, dass er dabei unablässig weinte. ~~~oOo~~~ Ich lief über die verschneiten Wiesen in Richtung Wald. Verbissen kämpfte ich mich durch die teilweise überraschend hohen Schneewehen. Es war bitterkalt geworden jetzt, wo die Sonne nicht mehr zu sehen war. Die ersten, dicken Schneeflocken begannen lautlos zu fallen. Um mich herum war eine zauberhaft winterliche Landschaft entstanden – und das quasi über Nacht. Aber ich hatte keine Augen dafür. Mein Herz schlug bis zum Hals. Ich konnte es so schnell rasen fühlen, dass ich beinahe überzeugt war, dass es nicht mein eigenes war. Absurderweise kam mir ausgerechnet jetzt ein Lied in den Sinn, dass ich sehr mochte. Eine Zeile darin lautete: „Couldn’t leave you, even if I try, your heart beats inside of me…“ Ja, vielleicht war es längst nicht mehr MEIN Herz, dass da in meiner Brust schlug. Sondern seines, das er mir so bereitwillig schenkte. Was ich wie einen Schatz hütete. Und wofür ich unendlich dankbar war. Voller Angst lief ich schneller und drang in den Wald ein. Hier lag der Schnee nicht so hoch und ich kam besser vorwärts, brach mir grob einen Weg durch das Unterholz. ‚Kenshin! Sei stark! Bitte! Ich komme!’ ~~~oOo~~~ „Oder ich werde Dich töten! Jetzt und hier! Vielleicht hat es dann ein Ende, was meinst du? Und wenn die Kleine kommt wird sie dich in deinem Blut liegen sehn! DAS ist wahres Leid! Ich dachte immer, es würde mich freuen, wenn ich das an dir sehe – und ich hoffe, dass du dann gerade noch am Leben bist, um ihr Gesicht zu sehen! Aber dieses Leid an euch BEIDEN zu sehen… wird alles übertreffen! Dann ist meine Rache vollendet!“, schrie Enishi und lachend (und unter unablässigen Tränen) drang er immer wilder auf Himura ein, der die Schläge des breiten Schwertes nun wirklich nur noch abwehrte, tänzelnd aber schwer atmend. Beide hatten nun schon Blessuren davongetragen – Himura blutete sogar aus zahlreichen kleineren und einer größeren Wunde. Die alte Narbe an seiner Brust war wieder aufgegangen und tränke seinen Yukata dunkelrot. Im Schnee wirkte das Blut beinahe schwarz. Enishi schien zu spüren, dass Himuras Kräfte nachließen, ja, dass er sogar versuchte, nicht mit voller Kraft gegen ihn zu kämpfen, dass er es geradezu vermied. „Nun ja, wenn der Hitokiri Battosai nicht mit mir kämpfen will soll mir das auch recht sein. Hauptsache du blutest. Für alles was du mir angetan hast.“ ‚Er hat den Verstand endgültig verloren’, dachte Kenshin traurig. ‚Er hat den Verstand verloren und ich kann nichts mehr für ihn tun… Ich fühle mich so hilflos…’ Doch er brauchte nicht weiter zu überlegen, was er noch tun konnte und was nicht. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. ~~~oOo~~~ Ich hatte die Lichtung erreicht. Stocksteif blieb ich stehen und starrte auf die Szene aus meinem Albtraum. Auf die Erfüllung all meiner furchtbaren Ahnungen. Auf die Wahrheit. Der Schnee zeigte dunkle Spuren von Blut, war zerwühlt durch den Kampf und die Schritte, welche die Beiden umeinander kreisenden Kontrahenten hinterlassen hatten. Schnee sprühte auf, wo sie umherwirbelten. Ich sah Enishis wütende Hiebe wie durch einen weißen Nebel, hörte seine schrille Stimme, die sich beinahe überschlug. Und ich sah auch jetzt voller Liebe Kenshin an, der zwar sichtlich erschöpft, aber immer ruhig und leichtfüßig parierte. Langes, dunkelrotes Haar peitschte durch den Nebel aus Schnee. Er lebte! Gott sei Dank. Doch wie lange konnte das noch so weitergehen? Ich wollte schon den Mund öffnen um meinem Geliebten zu sagen, dass ich da war, dass ich an seiner Seite sein würde, egal was kam. Da landete Enishi einen entsetzlichen Treffer. War es Absicht gewesen von Himura? Wie hatte er seine Deckung so vernachlässigen können? Mit schreckgeweiteten Augen sah ich, wie Enishis Klinge Kenshins Schulter traf und aufriss, der Stoff und viel zu viel Blut gingen zu Boden. Kenshin stöhnte vor Schmerz. Ich konnte seine Qual beinahe am eigenen Leib spüren und ich wimmerte leise, wollte nicht sehen was nun kam. Himura glitt auf ein Knie hinab, das dunkelrote Haar fiel nach vorn, über sein schmerzverzerrtes Gesicht, über seine bloße, schmale Schulter. Und doch musste ich sehen. Ich sah wie Enishi triumphierend seine Klinge hob. Kein Zweifel. Dieser Hieb würde Himura töten. Und ich dachte nicht mehr nach, handelte nur noch. Wieder einmal war es, als ob ein anderer Wille von mir Besitz ergriff, als wenn ich nur noch ausführendes Organ einer anderen, unbekannten Macht war. Ich hatte keine Ahnung, und in dem Moment war mir das natürlich auch nicht bewusst - und ziemlich gleich. Lediglich im Nachhinein versuchte ich zu überlegen, was mich dazu bewegt haben mochte so zu handeln wie ich es tat. Ich ließ die Tasche fallen und begann hektisch in ihr herumzukramen. Der kalte Griff des Dolches glitt wie von selbst in meine Hand. Und ich stürmte los. Mit wehenden Haaren. Quer über die Lichtung. Schneeflocken peitschten mir eisig ins Gesicht. Enishi MUSSTE mich jedoch einfach sehen. Aber er schien so in seinem Wahn gefangen, dass er nichts um sich herum wahrnahm. Dafür gewahrte Kenshin mich sehr wohl. Mit einem Ruck hob er den Kopf. Ich weiß nicht mehr, ob er etwas rufen wollte. Seine blauen Augen waren voller Entsetzen. Doch ich kannte kein Halten mehr. Dieser Mann wollte mir das Liebste nehmen, das ich auf der Welt besaß. Eher würde ich sterben, als dies zuzulassen! Ich hob den Dolch. Enishi drehte sich noch immer nicht herum. Er hatte keine Chance. Doch in vollem Lauf merkte ich, wie Himura mit jener gottgleichen Geschwindigkeit, die man dem Battosai nachgesagt hatte und die weder Enishi noch ich selbst momentan noch an ihm vermutet hätten, aus der knienden Position aufsprang. Er wirbelte um seinen Gegner herum, der erstaunt die Augen aufriss, trat mit einem Satz zwischen uns. So schnell, so entsetzlich schnell und unvermutet… Warum schützte er seinen Feind? Ich KONNTE einfach nicht mehr anhalten. Ich sah, wie Kenshins Lippen ein „NEIN!“ formten, wie in Zeitlupe. Die Zeit schien festgefroren, und unendlich langsam und doch unerbittlich weiterzulaufen. Ich versuchte, mein Handgelenk zu drehen, die Klinge gegen mich selbst zu richten, bevor ich meinen Liebsten verletzen würde. Doch es war zu spät. Viel zu spät. Die Zeit begann mit doppelter Geschwindigkeit auf mich einzustürmen, als auch Enishi entsetzt herumfuhr und den Mund aufriss, alles in wenigen Bruchteilen von Sekunden. Und mein Dolch drang mit unerbittlicher Kraft und Gewalt in Kenshins Leib, während seine ausgebreiteten Arme mich umfingen, er mich praktisch aus meinem Schwung heraus auffing und in eine tödliche Umarmung zog. Meine hektische Bemühung, den Dolch noch zur Seite zu drehen, verschlimmerte es nur noch und die Klinge riss eine tiefe, unglaublich tiefe Wunde in seinen Unterleib. Und plötzlich war da überall das Blut, das ich im Traum gesehen hatte. Warmes, dunkles Blut, das über meine Hände, auf meine Kleidung, aus seinem Leib hervorquoll. Unaufhaltsam wie das Leben selbst – oder wie der Tod, den dies mit sich brachte… Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Sein mir so vertrauter Geruch war mir ganz nah: Honig... Sein Atem stockte. Sein Herz hatte im Schlagen inne gehalten. Und doch konnte ich seine Wärme spüren so wie in jeder Nacht, in der wir vereint gewesen waren, in der seine Wärme auch die meine gewesen war. Vollkommen fassungslos hielt ich ihn und er mich, während seine Kraft ihn verließ. Während Kenshin stöhnend fiel starrte ich nun auf meine blutbesudelten Hände, ließ angewidert den Dolch fallen. Ich gewahrte weder Enishis entgeistertes Gesicht, noch wollte ich das Blut aus meinem Geliebten herausfließen sehen. In diesem Moment, wie ein trotziges, verstocktes Kind, wollte ich mich in mich selbst verkriechen, alles dicht machen, nie wieder jemanden an mich heranlassen und die Panik und den Schrecken, die an meinem Verstand zerrten und rissen, gar nicht erst zu mir vordringen lassen. Und doch läutete jeder verdammte Schlag meines Herzens, das gar nicht daran dachte stillzustehen, wie ich es verlangte wie nie etwas anderes zuvor, jeder Pulsschlag, der das Blut aus Kenshin heraus trieb, und auch mein Blick, der sich an meinen eigenen Händen festgesaugt zu haben schien, unweigerlich und unabänderlich das Ende ein. Den Tod. Und zugleich eine Wahrheit, vor der ich mich nicht mehr verschließen konnte. Ich starrte auf meine Hand hinunter und erkannte, dass es dieses Motiv gewesen war, das ich in der Nacht gezeichnet hatte. Meine eigene Hand. Das Blut auf ihr wirkte vor dem Schnee am Boden beinahe schwarz. ********* Hold on to me love you know I can't stay long all I wanted to say was I love you and I'm not afraid can't you hear me? can you feel me in your arms? I'll miss the winter a world of fragile things look for me in the white forest hiding in a hollow tree (come find me) I know you hear me I can taste it in your tears Holding my last breath safe inside myself are all my thoughts of you sweet raptured light it ends here tonight Closing your eyes to dissapear you pray your dreams will leave you here but still you wake and know the truth no one's there say goodnight don't be afraid calling me, calling me as you fade to black ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So ihr Lieben. Das war echt ne schwere Geburt. *ggg* Hat ja lange gedauert, bis ich mich wieder aufraffen konnte zu schreiben. Da mir aber auch klar war, was im nächsten Kapi passieren würde, kann man vielleicht verstehn, dass ich das hinauszögern wollte. Vielleicht auch gar nicht schreiben wollte. >.< Mein armer Schatz... *schnief* *ken-san in arm nehm* Bis zum nächsten Mal! *wink* Eure Mado Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)