Fighting Dreamers von abgemeldet (Kämpfe für deine Träume!) ================================================================================ Prolog: Fronten --------------- Die drei blickten sich an. Zwei Ninjas auf der linken, ein dritter auf der rechten Seite des Feldes. Die drei Erwachsenen sahen sich nur an. Der Blick jedes Einzelnen strahlte vieles aus. Emotionen wie Hass, Wut, Liebe, Sehnsucht und Verlangen. Das Verlangen nach einer Erklärung. Einer Erklärung, warum er zur anderen Seite gewechselt war. Die drei San-Nin sagten nichts, sie standen nur da und warteten darauf, dass jemand anfangen würde zu reden. „Was wollt ihr?“ fragte der Schwarzhaarige, der alleine seinen zwei Teamkollegen gegenüber stand. „Wieso habt ihr mich hergerufen?“ Der frühere Scherzkeks der Gruppe, nun angesehener Ninja, hielt seine Freundin zurück. Alte Gefühle würden ihr früher oder später in die Quere kommen, es war nur eine Frage der Zeit. Immer wieder hatte sie beteuert, sie würde ihn nicht mehr lieben, sie würde über ihn hinweggekommen sein, doch ob das stimme, das würde sich zeigen. Ob sie ihn bekämpfen konnte. Aber ob er das konnte? Der Chaosninja Konoha-Gakures starrte seinen Teamkameraden hasserfüllt und kalt an. Doch dieser sah nur emotionslos zurück und wartete auf eine Antwort, die seinen Ansprüchen genügen würde. Ja, ob er seinen ehemaligen Freund bekämpfen konnte wusste er nicht, doch auf jeden Fall würde er nicht tatenlos zusehen, wie er sein geliebtes Heimatland zerstören würde. Sasukes Meister hatte einst diesen Weg eingeschlagen, der Meister der Schlangen, Orochimaru. Der jüngste Uchiha war nun sein Nachfolger. Er hatte ihn getötet. Nun war er der Herrscher Oto-Gakures, welches ein ebenbürtiger Gegner Konohas war. Viele Abtrünnige hatten sich in das Land des Klanges geflüchtet und sich erst Orochimaru, dann dem Uchiha Erben unterworfen in der Hoffnung auf ein Leben ohne Angst. Nun waren sie Marionetten des San-Nins. Ja, er war wahrhaftig ein San-Nin geworden. Nachdem er schon auf die andere Seite gewechselt war, wurde er zum San-Nin ernannt. Wieso die Ältesten das taten wusste niemand. Und nun hatten alle drei den Weg ihrer Senseis eingeschlagen und bildeten zusammen die drei legendären San-Nin der neuen Generation. „Wir wollten dich davon überzeugen, dass Konoha und Oto keinen Krieg führen sollten.“ Naruto sprach mit ernster Stimme. Jeder kindliche Zug, jedes kindische Handeln hatte sich vor Jahren verflüchtigt, als er Hokage wurde. Tsunade hatte ihm lediglich den Hut überreicht, hatte ein schelmisches Lächeln auf den Lippen und wenn es ein Comic gewesen wäre, dann hätte sie sicherlich Dollar Zeichen in ihren Augen gehabt. Wahrscheinlich war sie jetzt in einem Casino und ließ sich ausnehmen. „Und warum sollte ich Konoha nicht angreifen?“ „Verdammt, Sasuke!“ es kostete Sakura einige Überwindung und Kontrolle, das altbewährte ‚kun’ nicht anzuhängen und es bei seinem Namen zu belassen. „Du gehörtest einst zu uns, weswegen stellst du dich deinen Freunden in den Weg? Weshalb bist du so grausam?“ Tränen hatten sich in den Augen der 26 Jährigen gebildet. Naruto hielt sie zurück und drängte sie wieder neben sich. Während sie sprach war sie unbewusst ein Stück nach vorne gerückt. „Weißt du was, Sasuke? Es ist genau wie damals. Nur dass ich nun eine Kämpferin bin und kein Zuseher.“ „Was meinst du? Oder besser gesagt: will ich es überhaupt wissen?“ Sasukes Stimme klang kälter denn je, es war fast unmöglich, aber seine ganze Erscheinung zusammen mit seiner unerbittlichen Stimme jagte den beiden einen Schauer über den Rücken. „Du hast mich benutzt, mehrmals, das kann ich dir nicht verzeihen…aber ich kann damit leben. Bitte, lass unseren beiderseitigen Hass nicht in dieser Weise aufeinandertreffen!“ „Früher oder später wirst du einsehen, meine Liebe, dass es sein muss.“ Naruto ballte seine Hände. „Damals, als Jiraiya-sama und ich Tsunade-oba-chan suchten, da mussten die beiden gegen einen ehemaligen Teamkameraden kämpfen. Orochimaru. Es war ein Kampf, den ich nie vergessen werde. Doch nun stehe ich selbst hier, mit Sakura-chan, und warte darauf, dass sich das Ereignis wiederholt. Bitte Sasuke, lass es nicht soweit kommen.“ „Sasuke, bitte.“ Sakura hatte ihre Tränen zurückgehalten, ihre Stimme war fest und ruhig. „Komm wieder nach Hause, lass dein dunkles Leben hinter dir und tritt zu uns in die Sonne.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Es ist nur einen Schritt entfern, das Licht.“ Sasuke machte den Anschein, als ob er überlegen würde. Überlegte er, ob er wirklich die Hand dieses naiven Mädchens ergreifen sollte und ein neues Leben in Konoha beginnen sollte? Dieses naive Mädchen war nun eine starke Frau. Er wusste nicht, wie stark sie war und was der Punkt auf ihrer Stirn zu bedeuten hatte. Ein violettes Karo. Wäre er damals noch in Konoha gewesen, oder würde er wissen, was es bei Tsunade bewirkte, dann würde er nun nicht rätseln, was dieses Symbol zu bedeuten hatte. Aber eines stand fest, er überlegte nicht, es war nur ein Schachzug gewesen. Naruto und Sakura sahen ihn hoffnungsvoll an, aber sie hätten auch gleich in einer Italienischen Restaurant Französisches Essen bestellen können, das hätte denselben Effekt gehabt. Noch bevor sie wussten, was passierte war Sasuke nicht mehr zu sehen. Stattdessen ragte eine riesengroße Schlange vor ihnen in den Himmel. Kein Zweifel, er würde nicht mit ihnen gehen. Auch die beiden anderen setzten nun die Kuchiyose no Jutsu ein und standen auf den Häuptern ihrer treu ergebenen Tieren. „Wer diesen Kampf gewinnt, der gewinnt auch den Krieg“ schallte es vom Uchiha Erben zu seinen einstigen Kameraden hinüber. Die Schlange schoss auf den Frosch, Gamabunta, zu und versetzte ihm einen heftigen Stoß. Kein Zweifel, der Kampf um das Schicksal Konohas und Otos hatte begonnen… Kapitel 1: Training ------------------- Jede Geschichte hat einen Anfang: 12 Jahre zuvor. „Wollen Sie uns für dumm verkaufen, Kakashi-sensei? Nie und nimmer haben sie einer alten Oma über die Straße geholfen! Und kommen Sie mir nicht mit der Ausrede vom Weg des Lebens. Ich dachte Sie haben eine Karte von Konoha!“ „Naruto du Vollidiot, du kapierst auch wieder nichts!“ Prompt fing sich der Chaosninja eine Kopfnuss von Sakura ein. Es war wie jeden gottverdammten Morgen. Sasuke war der erste am Trainingsplatz gewesen, dann war Sakura gekommen, die mit ihm reden wollte. Er blockte ab. Dann war Naruto angerannt, fröhlich mit seinem allmorgendlichen „Ohayo, Sakura-chan!“ auf den Lippen und schlussendlich, nach oft drei bis vier Stunden, fand auch Kakashi den Weg zum Treffpunkt. Anschließend brachte er eine seiner Ausreden zu Tage, die sie alle nun schon zur Genüge kannten, welche der Blonde blöd und unterbelichtet kommentierte, was wiederum dazu führte, dass er eine Kopfnuss von seiner rosahaarigen Kameradin bekam. Sasuke währenddessen lehnte wie immer cool an einem Baum und dachte wahrscheinlich über etwas sehr Komplexes und Tiefgründiges nach. „Was gibt’s heute wohl zu Essen?“ „Naruto, stell nicht immer solche dummen Fragen! Los, wir sollten mit dem Training anfangen.“ Seit einigen Tagen schon war Sakura Feuer und Flamme für ihre alltägliche Beschäftigung, trainieren. Warum sie ausgerechnet jetzt anfing, so hart zu arbeiten, lag klar auf der Hand: die Chu-Nin Auswahlprüfung. Naruto war früher als geplant von seiner Trainingsreise mit Jiraiya zurückgekommen, so konnte er die letzten paar Tage noch mit seinem Team trainieren. Ihr Sensei befand es für unnötig, sie zu den Prüfungen der letzten zwei Jahre anzumelden, aber im Grunde hatte er es einfach nur vergessen. Es war wieder so wie früher, bei ihrem ersten Durchlauf. Alle Ge-Nin, damals noch Anfänger, traten an. Nur Shikamaru, der unfairer Weise, wie es Naruto immer nannte, schon Chu-Nin war und Neji, der ebenfalls die Prüfung vor einem halben Jahr bestanden hatte. Insgesamt waren nun unter anderen Sasuke, Sakura, Naruto, Ino, Choji, Hinata, Kiba, Shino, TenTen und Lee Teilnehmer der diesjährigen Chu-Nin Auswahlprüfung. Natürlich wurde die Konkurrenz nicht leichter, aber sie alle hatten sich gut entwickelt und auch Sakura hatte nun eine reelle Chance zu bestehen. Dieses Mal würden jedoch die Suna-Nin ausbleiben. Keiner wusste wieso, aber aus irgendeinem Grund hatten sich die Sabakunos nicht angemeldet. Wie dem auch sei, alle freuten sich auf die bevorstehenden Kämpfe. Erschöpft lagen Naruto und Sasuke auf dem kühlen Gras der Trainingswiese. Es war November. Sie sahen sich an. Naruto lächelte, der Schwarzhaarige drehte darauf hin beleidigt den Kopf weg. „Gib es zu! Du kannst es nicht verkraften, dass ich besser bin als du!“ „Pah, nur weil du Loser ein einziges Mal um einen Zentimeter weiter auf dem Wasser gehen konntest als ich!“ „Ich habs bis rüber geschafft, du bist volle Kanne untergesunken!“ „Untergesunken ist kein Wort! Außerdem hast du auch nicht vorher 200 Liegestützen gemacht.“ „Genau genommen ist es ein Wort. Eben ein neologistisches Wort, also eine Wortneuschöpfung-“ „Was mischt du dich da ein, Sakura?!“ „Vielen Dank, Sakura-chan“ lächelte Naruto und wollte sie umarmen. „Fass mich einmal an und ich schwöre dir, du wirst die Auswahlprüfung nicht erleben“ zischte sie, setzte ihren bösen Blick auf, der sogar Itachis Sharingan übertreffen könnte und ballte die Hand demonstrativ zu einer Faust. Der Blonde schluckte heftig, dann setzte er sich wieder hin und schielte besserwisserisch zu seinem Kameraden. „Siehst du, Teme“ flüsterte er scharf, dann drehte er sich zu Sakura um. Auch sie war komplett nass. Ihr schwarzes Oberteil lag eng an ihrem flachen Bauch an, die kurzen Ärmel hatten sich gefaltet und die Hose ließ sehr gut darauf schließen, wie wohlgeformt ihre Beine waren. Laut aufseufzend band sich die Kunoichi das Konoha Stirnband wie einen Gürtel locker um die Hüfte und befestigte die nassen Haare mit einem Zopfband zu einem Pferdeschwanz. „Wie hältst du das bloß aus, Sakura-chan? Und warum trainierst du so viel?“ Naruto konnte nicht anders, er musste ständig solche Frage stellen. „Es gibt Leute, Naruto, du wirst es nicht für möglich halten, die sind gezwungen, hart zu trainieren, wenn sie stark werden wollen. Nicht jeder kann einen Kyubi in sich tragen und sich wie an einem Selbstbedienungsschalter Unmengen an Chakra holen.“ Der Chaosninja Konohas überhörte den ironischen Unterton und kratze sich am Kopf. Noch immer trug er sein unmögliches oranges Outfit, weswegen ihn Sakura oft erdrosseln könnte. So eine helle, stechende Farbe und dann auch noch so viel davon, das war zu viel für ihre gutmütigen Nerven. Auch Sasuke blieb seiner Kleidung treu, schwarzes Oberteil, weiße Hose und die Bandagen an den Füßen und einer Hand. Was die schwarzen Bänder zu bedeuten hatten, das wusste niemand. Erschöpft sank die Rosahaarige auf die Wiese und legte sich zurück. Ihr schmerzten sämtliche Glieder ihres Körpers und sie hatte an Stellen Muskelkater, an denen sie nicht einmal wusste, dass man dort welchen bekommen konnte. Auch Naruto erging es nicht besser. Er lag neben ihr und atmete tief ein und aus, als ob er gerade einen zwei Kilometer Lauf im Sprint Tempo hinter sich hatte. Sasuke ließ es sich nicht anmerken, doch auch er war an seine körperliche Grenze gelangt. Dieser Tag war einer der härtesten, den sie bezwungen hatten. Hol Ayase von der Schule ab. Sakura legte ihren Hausschlüssel beiseite und zerknüllte den Zettel, auf dem jeden Tag das Selbe stand. Sie sollte ihre kleine Schwester von der Ninja Akademie abholen, wie immer. Dann würde sie Essen kochen, ihr mit den Hausaufgaben helfen, mit ihr ein wenig trainieren und dann zu Tsunade gehen, um den Unterricht als Medic-Nin fortzusetzen. Ein kurzer Blick aus dem Fenster, dann ging sie wieder aus dem Haus, geradewegs zur Ninja Akademie. Vielleicht würde sie ja einen Freund treffen, sie war wie immer um eine halbe Stunde zu früh. Aber was sollte sie zu Hause machen? Ihre allerliebste Mutter wusste nichts davon, dass sie an der Chu-Nin Auswahlprüfung teilnahm, ob sie überhaupt wusste, ob ihre älteste Tochter ein Ninja war, das bezweifelte die Rosahaarige stark. Trotzdem war es ihre Mutter. Sie würde, wenn sie aufbrechen würde, einen Zettel hinterlassen. Auf dem würde dann kurz und bündig stehen: Bin bei der Chu-Nin Prüfung Aber was sollte es auch schon groß ausmachen? Ihre fürsorgliche Mutter würde ja sowieso nicht zur dritten Runde kommen. Sie war zuversichtlich. So schwer konnte das ja nicht sein, die erste Prüfung war einfach, die zweite würde sie mit Naruto, Sasuke und ihrem ausgearbeiteten Plan locker schaukeln und dann war auch schon die Finalrunde da. Sakura war so in Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, wie die Akademie an ihr vorbeizog und sich wieder von ihr entfernte. Erst hundert Meter weiter realisierte sie, dass sie geradewegs an ihrem Zielort vorbeigelaufen war. Aber wenigstens hatte sie die Zeit ein wenig totgeschlagen. „Hallo, Sakura-nee!“ Ayase umarmte ihre Schwester bevor sie sich von ihren Freunden verabschiedete, die ihrerseits von Eltern und älteren Geschwister abgeholt wurden oder alleine nach Hause gingen. „Ayase? Denkst du, du schaffst es, wie ein großes Mädchen alleine nach Hause zu gehen?“ „Willst du mich denn nicht mehr abholen, Sakura-nee?“ „Doch, das ist es ja nicht. Aber ich werde an der Chu-Nin Auswahlprüfung teilnehmen, und da habe ich keine Zeit um dich abzuholen. Tut mir leid.“ „Die Chu-Nin Auswahlprüfung? Ich wette du gewinnst!“ Sakura musste lächeln. Ihre kleine Schwester war so ziemlich der einzige Mensch, der sie ehrlich zum Lachen brachte. Und wegen dieser Tastsache versuchte sie als Dank dafür, alle Probleme von ihr fern zu halten. Sie verteidigte ihre Mutter, obwohl sie selbst nicht gut auf diese zu sprechen war, machte Essen, half ihr bei den Hausübungen, trainierte mit ihr und machte all das, was eine normale Mutter sonst täte. Das war das Mindeste, was sie tun konnte. „Danke, Ayase. Ich hoffe, du behältst Recht.“ „Ich habe immer Recht!“ „Stimmt, das hatte ich vergessen.“ Sakura tätschelte Ayase leicht den Kopf und lächelte sie an. „Dein zukünftiger Freund kann sich jetzt schon glücklich schätzen, eine so tolle Freundin zu haben.“ „Ohayo, Sakura-chan!!“ schalmaite es ihnen schon entgegen, als sie vor den Toren der großen Halle standen. Damals waren sie aufgeregt, was wohl im Zimmer 301 sein würde, aus heutiger Sicht ziemlich kindisch. Nun wussten sie, was sie erwarten würde. Eine schriftliche Prüfung, in der man schummeln musste, ein Überlebenstraining, bei welchem man zwei Schriftrollen holen musste und schlussendlich der alles entscheidende Kampf, Ninja gegen Ninja. Die Türe öffnete sich, ein Schwall hellen Lichtes kam ihnen entgegen, der sich gleich wieder legte und die Sicht auf die diesjährigen Kandidaten frei gab. „Nicht besonders anspruchsvoll“ flüsterte Naruto enttäuscht zu Sasuke und Sakura, die ihm mit einem Nicken zustimmten. Der Anblick war wirklich sehr kümmerlich. Ein paar ältere Ge-Nin, die ihre Waffen schärften und anscheinend das erste Mal dabei waren. Anderenfalls wüssten sie, dass die erste Runde schriftlich gehandhabt wurde. Ansonsten Anfänger und wahrscheinlich die Mittelschicht der Unterninja. Also erst etwa seit einem Jahr Shinobi. Zweifelsohne waren die Kandidaten vor zwei Jahren wesentlich stärker. Zumindest vom Aussehen her, aber man konnte ja nie wissen. Naruto sah auch nicht wirklich beängstigend aus, trotzdem hatte er Neji und Gaara besiegt. „So, hört mir genau zu, ihr kümmerlichen Gestalten!“ Diese Stimme kam ihnen nur allzu bekannt vor. Sie hatten schon wieder so ein verdammtes Pech. Zweimal denselben Prüfer, doch diesmal waren sie auf seine Methoden vorbereitet. Diesmal würden sie alle gewinnen und am Ende dieser harten Zeit als Chu-Nin die Arena verlassen. Kapitel 2: Langeweile --------------------- Wann passiert denn endlich etwas Spannendes? „Mein Name ist Morino Ibiki, ich bin euer diesjähriger Prüfer für die erste Prüfung.“ Die meisten der Kandidaten waren vor Schreck erstarrt, keiner wagte es, auch nur zu atmen. Alle, sogar die erfahrenen Ge-Nin wurden bei dem Anblick ihres Prüfers ganz ruhig. Sie hatten vergessen, wie angsteinflößend er in Wirklichkeit war. „Die erste Runde wird ein schriftlicher Test sein!“ Keine Überraschung für die Älteren, doch sonst brach überall im Raum Gemurmel aus. „Schriftlich…ich kann doch nichts…“ Die Bruchstücke dessen, was sie verstanden, waren ähnlich ihrer Aussagen früher, als sie das erste Mal antraten. „Ruhe! Jeder bekommt eine Nummer, dann holt ihr euch einen Prüfungsbogen, setzt euch auf euren Platz und seid still.“ Wie ihnen geheißen, trat einer nach dem anderen vor, zog eine Nummer aus dem kleinen Holzkästchen und setzten sich samt eines Blattes auf den zugewiesenen Sitzplatz. Sakura saß etwas abseits von den anderen, ein Vorteil, wie sie es aus ihrer Sicht beurteilen konnte. Als alle saßen erschallte die tiefe Stimme des bedrohlich wirkenden Mannes wieder. Auf der Tafel vor ihnen, sie waren vorhin in den nächsten Raum gegangen, standen die Regeln, doch die waren ein wenig anders. Anscheinend hatte man die Prüfungsbedingungen etwas erschwert. Besonders die dritte Regel war auffällig verändert worden. Wer sich beim schummeln erwischen lässt, wird disqualifiziert. Anscheinend setzte das Komitee der Auswahlprüfung sehr viel auf ihre diesjährigen Kandidaten, andernfalls wären die Regelungen nicht so dramatisiert worden. Die zehnte Frage wurde wie üblich eine viertel Stunde vor Abschluss bekannt gegeben. Das Prinzip war klar, schummeln ohne sich erwischen zu lassen. Frage 1: Auf einer auf 80m² geschätzten Lichtung sind 13 feindlichen Shinobi. Die Sicht ist verklärt, die Waffen sind nicht direkt zu erkennen. Berechne die Mindestanzahl eines Teams, um die Feinde zu besiegen und ein Schriftstück A aus unbekanntem Besitz an dich zu bringen. Gehe davon aus, dass A einer der Feinde besitzt. Die Fragestellung war noch immer so verwirrend. Wörter, die man durch einfache ersetzen konnte, machten das Verstehen der Aufgabe noch schwerer, als es ohnehin schon war. Zumindest für die anderen. Die meisten machten sich noch Gedanken darüber, wie sie die Aufgaben lösen konnten. Sie hatten sich zusammen einen todsicheren Plan ausgemacht, wie sie alle bestehen würden. Erst benutzten Ino ihr Shintenshin no Jutsu, um dem verdeckten Chu-Nin die Antworten abzunehmen. Dann benutze sie dieselbe Technik bei TenTen, um die Lösungen auf deren Blatt zuschreiben. Diese wiederum schickte sie via Spiegel zu Sakura, die Kunchinton no Jutsu benutzen würde, um Sasuke und Naruto die Antworten zu übermitteln. Über ein Jahr lang hatte die Rosahaarige gebraucht, um diese Technik zu erlernen. Tsunade wusste nichts davon, genauso wenig wie Kakashi oder sonst einer der Senseis. Es blieb unter ihren Freunden. Vor zwei Jahren kam ein alter Freund von ihr in die Nähe Konohas. Er hatte die Technik erlernt und ihr die Grundlagen gezeigt. In mühsamen elf Monaten hatte Sakura die Technik der Seelenverbundenheit gelernt und war nun dabei, sie zu perfektionieren. Kunchinton no Jutsu hatte gegenüber der Gedankenübertragung, die Ino anwendete, einen großen Vorteil: es ging schnell. Und sie hatte auch ein paar schwerwiegende Nebeneffekte, hauptsächlich für den Gegner, auf den die Technik wirkte. Aber wenn es richtig eingesetzt wurde, konnte sie in informeller Hinsicht her sehr nützlich sein. Etwas blendete Sakura und weckte sie aus ihren Gedanken. TenTen war soweit, die Antworten waren klar und deutlich zu lesen. Als Zeichen dessen strich sich die Kunoichi in der linken hinteren Ecke die Haare hinter ihr Ohr und begann hastig zu schreiben. Sie hatten nicht viel Zeit, wenn sie auch noch ihren restlichen Freunden helfen wollte. „Sasuke-kun, Naruto, könnt ihr mich hören?“ „Nummer 2, raus. Nummer 59 und 23 auch.“ Die Seelenverbundenheit hatte einen weiteren Pluspunkt. Derjenige, auf den sie angewandt wurde, hatte sozusagen eine übernatürliche Verbindung. Die wahre Kraft dieses Jutsus wäre zu stark gewesen, sie hätte außerdem den Körper von einem der beiden übernommen. Richtig angewandt und reguliert konnte man eine Art Telefonverbindung herstellen, die nur die Personen hörten, für die das Gespräch bestimmt war. „Ja, klar und deutlich, Sakura-chan.“ „Sasuke-kun, vor dir sitzt einer der schreibt, soweit ich das hier sehen kann. Kannst du das vom letzen Mal anwenden? Dein Sharingan?“ „Das mache ich schon die ganze Zeit.“ „Nummer 24, raus. Nummer 54 und 49 auch.“ „Gut, also, dann trenn ich unsere Verbindung wieder.“ In Sasukes Kopf war es wieder ruhig geworden. Er hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt über diese Weise zu sprechen. Und das Wissen, dass Sakura jederzeit für wenige Minuten unentdeckt in seinen Gedanken schwirren konnte, das jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Was wäre, wenn sie genau diesen Moment erwischen würde, in dem er über sie nachdachte? Gar nicht auszumalen wie aufdringlich sie dann wieder sein würde. „Also Naruto, ich sag dir jetzt die Lösungen durch.“ „Nummer 46, raus. Nummer 18 und 27 auch.“ „Wahrscheinlich hat er tausend Rechtschreibfehler. Würde mich nicht wundern“ flüsterte Sakura grinsend. Sie war extrem erleichtert, dass alles so gut funktioniert hatte. Die neue Regelung hatte ihr anfangs Sorgen bereitet. Doch nun hatte sie alle Antworten auf dem Blatt Papier vor ihr stehen und die ach so schwere Frage 10 konnte kommen. Sie hatte noch etwa 15 Minuten, bis diese gestellt wurde. Oder auch nicht, wie man es betrachtete. TenTen saß bereits zurückgelehnt auf ihrem Sessel und legte den Kopf in den Nacken. Was sie auf der Decke des Saales suchte wusste keiner, doch sie starrte unentwegt darauf. Wahrscheinlich war ihr auch einfach nur langweilig. „Nummer 33, raus. Nummer 11 und 4 auch.“ Auch Ino saß gelangweilt über ihren Tisch gebeugt da und versuchte ihren Stift mit dem abgerundeten Ende zum stehen zu bringen. Choji saß drei Reihen vor ihr und aß versteckt unter dem Tisch eine Packung von Etwas, was man nicht genau erkennen konnte. „Mir ist langweilig. Reden wir, Hinata?“ „Sagtest du nicht, du kannst das nicht so gut aufrechterhalten? Also die Verbindung.“ „Nummer 57, raus. Nummer 34 und 12 auch.“ „Das hab ich nur gesagt, damit die Jungs das denken. Sonst regen sie sich womöglich über unsre Frauengespräche auf. Du kennst sie ja. Aber inzwischen geht das recht einfach.“ „Oh, na dann.“ Minuten vergingen, doch sie kamen den 14 und 15 jährigen Ge-Nin wie Stunden vor. Wenn man die Lösungen schon wusste und auch die der letzten Frage kannte, dann war diese Runde einfach nur langwierig und mühsam, um es mit Shikamarus Worten auszudrücken. Der Zeiger der laut tickenden Uhr, die die Prüflinge unter Druck setzten sollte, sprang auf dreiviertel um und tickte das Ende der elendig langen Warterei ein. „Na endlich“ stöhnte Naruto leise und öffnete die Augen wieder. Ibiki stand vorne und sah seine Helfer mit den Klemmbrettern, die auch dieses Jahr nicht gefehlt hatten, an. Sie hatten diesmal ganze Arbeit geleistet. Über die Hälfte der anfangs 73 Kandidaten waren erwischt worden. Diesmal war es aber auch wesentlich anspruchsvoller ewesen als damals. Gerade einmal 32 Ge-Nin saßen noch da. Und wenn man Sasuke, Naruto, Sakura, Kiba, Hinata, Shino, TenTen, Lee, Ino und Choji nicht mitzählte, da sie ja einen gewaltigen Vorteil hatten, blieben nur noch 22 verängstigte Ninjas zurück, die zitternd und schwitzend auf die alles entscheidende Frage warteten.Alle richteten sich auf, auch die Architektin, die inzwischen den Stift zum Stehen gebracht hatte, das Nervenbündel, Lee, der essende Choji, die gelangweilte TenTen und der abwesende Sasuke. Sakura rutschte nervös auf ihrem Platz hin und her. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es auch anders verlaufen könnte. Immerhin waren die Regeln ja auch geändert worden und wer wäre schon so dumm und machte jedes Mal denselben Ablauf? Die Leute im Komitee waren schließlich nicht dumm, vielleicht der eine oder andere ein wenig gegen die Wand gelaufen, aber es beinhaltete auch sehr kluge Köpfe. „Es wird ernst.“ „Nun zur letzten Frage. Aber bevor ich sie stelle, muss ich wissen, ob ihr sie beantworten wollt.“ Es begann wie damals. Aber würde er es auch so weiterführen? „Wenn ihr diese Frage falsch habt, dann dürft ihr nie wieder zur Prüfung antreten und auch nicht eure Teamkameraden.“ Einer der Ge-Nin war aufgesprungen. „Aber dann können wir ja nie Chu-Nin werden!“ „Genau. Wenn ihr euch also nicht in der Lage fühlt, dieses Risiko einzugehen, dann hebt die Hand und gebt auf. Dann werden aber auch eure Teamkameraden disqualifiziert.“ Ibiki kostete die volle Reaktion seiner Aussage aus. In allen Augenpaaren sah er Angst und Unentschlossenheit. Nur die der erfahrenen Ge-Nin waren entschlossen auf ihn gerichtet. „Ich kenne diese Kinder. Sie waren schon einmal hier“ sagte er leise zu sich selbst. Die erste Hand hob sich zögerlich. Ein braunhaariger Junge, an die zwölf Jahre, stand auf und sagte seine Nummer. Die Nummern seiner Kameraden wurden aufgerufen und ein Strich durch die zugehörigen Namen auf den Listen der Hilfsprüfer wurde gezogen. „Entschuldigt, Leute, aber ich kann nicht.“ Weitere Hände hoben sich. Es war erstaunlich, wie weich die Ge-Nin des letzten Abschlussjahrgangs doch waren. In ihrer ersten Chu-Nin Prüfung hatten mehr als 40 Kinder bestanden. Zumindest die erste Runde. Und nun? Als der letzte gegangen war befanden sich bloß 25 Ninjas im Prüfungssaal. Zehn Ge-Nin, die schon zwei Jahre lang Ninjas waren. Drei Neulinge und zwölf 13 Jährige, die seit einem Jahr den Dienst als Unterninja ausübten. Kümmerlich. Für den Prüfer sicher befriedigend, er hatte ganze Arbeit geleistet. Sakuras Sorge blieb unbegründet. Die Worte Ibikis hellten alle Gesichter auf, zumindest die wenigen, die noch übrig waren. „Ihr habt alle bestanden!“ „Ich wusste es doch, echt jetzt!“ Naruto war aufgesprungen und quer über die Tische zu Sakura gesprungen. Er wollte sie erneut umarmen, wie auch schon beim Training. „Fass mich einmal an und du kannst dir nen Grabstein bestellen!“ fauchte sie abermals und wich ihm aus. „Schon gut.“ Fröhlich traten die zehn aus dem Raum. Ino drehte sich noch einmal um und rief dem Prüfer zu: „Wir kennen das ja schon, und unsre Senseis wissen ja dann, wo sie uns finden können.“ Sie winkte ein wenig provokant und lief dann den anderen nach. Zurück blieben verdutze Ge-Nin und ein lächelnder Ibiki, der sich noch einmal dachte, wie schön es doch war, jung zu sein. „Was soll das heißen?!“ „Nun, die Regeln wurden geändert.“ „Asuma-sensei, aber wie bitteschön?!“ Ino kochte vor Wut. Nicht nur, dass ihr Sensei sie absichtliche alle zum Narren hielt, er stellte sich auch noch absichtlich begriffsstutzig. Kakashi, Gai und Kurenai waren ebenfalls anwesend. Sie hatten die Aufgabe, ihren Schützlingen die mehr oder weniger unerfreuliche Nachricht zu übermitteln. „Ja also, das ist so…“ Kakashi hatte nun endlich Mitleid mit Asuma, er musste befürchten, dass die Blondine ihn um einen Kopf kürzen würde, egal ob er nun ihr Meister war oder nicht. Also gab er sein Wissen über die Veränderung der Regeln zum Besten. „…da sie euch in Extremsituationen testen wollen, müsst ihr euch so zu sagen aufteilen.“ „Ja aber wie denn?“ Lee war sofort Feuer und Flamme, die Aussicht mit Sakura in einem Team zu landen war zu schön um wahr zu sein. „In jedem neuen Team sind 2 Personen.“ Kapitel 3: Start ---------------- Muss das denn wirklich sein? „In jedem Team nur 2 Personen? Das ist aber verdammt wenig“ stellte TenTen fest. „Allerdings“ begann Kakashi. „Sie wollen euch unter extremer Belastung sehen und testen. Und solch eine Belastung ist eben, in ein unbekanntes Gebiet mit einem gewisser Maßen unbekanntem Partner zu gehen. Auch wenn ihr euch kennt, ihr kennt die Schwächen und Stärkern des anderen nicht so gut wie von jemandem aus eurem Team.“ „Ich möchte nicht mit der in einem Team sein, klar?!“ Naruto zeigte mit dem Finger auf Ino. Natürlich, sonst wäre sie auch nicht Ino, brach sie gleich in einem Schreikrampf aus. „Wer sagt denn, dass ich mit dir in einem Team sein will??“ Es entbrannte ein Streit, wer nun mit wem zusammengehen sollte. Ino und Sakura zankten sich um Sasuke, Lee und Naruto um Sakura, Ino und Naruto beschimpften sich wüst, während er sich noch eine Schlacht mit seiner rosahaarigen Kameradin lieferte, da sie sich mit Händen und Füßen wehrte, mit ihm ein Team zu bilden. Ein paar Minuten und etliche Beulen später standen Gott sei dank endlich die Paare. Die beiden Blonden bildeten zum gegenseitigen Leidwesen eines. Dann waren da noch Sasuke, ihn hätte es nicht besser treffen können, und Shino, TenTen und Kiba, Hinata und Choji und zu guter Letzt zu Lees Freude, er und seine Kirschblüte. „Ich denke, das sieht ganz gut aus.“ Asuma nickte zufrieden und sah sich die neuen Teams an. „Die diesjährige Auswahlprüfung wird im Trainingsgelände 16 stattfinden. Auch das haben sie geändert. Morgen um 7 Uhr früh seid ihr alle startbereit dort, alles klar?“ Die Gruppe nickte. Sasuke öffnete seine Augen. Zu kurz war der Schlaf gewesen, viel zu kurz. Und das, obwohl er eigentlich ein Frühaufsteher war. Langsam machte er sich Sorgen, früher oder später würde er noch ernsthaft weich werden. Seine Faust schlug wie automatisch auf den Kasten ein. Er wusste nicht wieso, sein freier Wille machte einfach das, was er jedes Mal tat, wenn er aufstand. Sasuke durfte nicht weich werden, er musste doch seine Rache bekommen, das hatte oberste Priorität. Nicht irgendein Mädchen, keine Freunde und vor allem keine Nettigkeiten. Er würde einfach so weitermachen wie bisher, und wenn er verdammt noch mal keine Erfolge erzielen würde, dann wüsste er genau, was zu tun war. Doch vorher musste er noch diese verdammte Prüfung beenden, nur um zu sehen, ob er wirklich so stark war wie er dachte. Nach einer Dusche und mehreren tiefen Atemzügen schmerzte die Faust des jungen Uchiha nicht mehr. Er starrte in den angelaufenen Spiegel. Mit seiner Hand wischte er darüber, sodass er sein Gesicht sehen konnte. Es war ein Jammer. Er war schwach, einfach nur schwach. So konnte er Itachi nie besiegen, seinen Bruder. Wieder drangen die schmerzhaften Erinnerungen hoch. Sie wollten an die Oberfläche, vor seine Fassade und sich zeigen. Die schrecklichen Bilder, Gefühle wie Trauer, Schmerz und Angst. Doch er konnte es nicht zulassen, zu viel stand auf dem Spiel. Und würde er jemandem vertrauen, dann würde ihn derjenige verletzen, genauso wie der einzige Mensch, dem er früher voll und ganz vertraut hatte. Unbewusst ballten sich Sasukes Hände zu Fäusten, sie zitterten unter dem enormen Druck. Dann schnellte eine der Fäuste hoch und raste gegen ihr Spiegelbild. Der große Spiegel zersplitterte, zurück blieben hunderte Risse, die sich zur Mitte hin verengten und immer mehr wurden. Blut tropfte ins Waschbecken. Sasuke starrte in sein verschobenes Selbst, welches sich im Spiegel wiedergab. Seine Hand senkte sich und hinterließ eine Blutspur auf dem Teppich, bis in die Küche, in welche der Schwarzhaarige nun ging. Den Schmerz unterdrückte er ebenso wie alles andere. „Sasuke-kun, was ist denn mit deiner Hand los?“ fragte Sakura besorgt und hob diese hoch, um einen besseren Blick darauf zu haben. „Hast du etwa ein Fenster eingeschlagen? Da stecken ja Splitter drinnen.“ Sie lächelte leicht, eigentlich sollte das ja nur ein Witz sein, doch so falsch lag sie damit gar nicht. Sasuke zog seine Hand zurück. „Lass nur, es ist nichts.“ „Lass es mich wenigstens desinfizieren, möglicherweise könntest du eine Blutvergiftung bekommen.“ Er verstand es nicht und würde es auch nie verstehen. Er war immer abweisend zu ihr und trotzdem half sie ihm wo sie nur konnte, war immer freundlich und verteidigte ihn. Er hatte nicht um Hilfe gebeten, trotzdem versorgte sie nun seine Wunde. Wahrscheinlich wollte er es auch nicht verstehen. Ino und Naruto stritten sich wieder einmal. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Signal, welches die Ankunft des zweiten Prüfers ankündigte. Aus einer Rauchwolke stieg er hinaus und stellte sich mit seiner monströsen Gestalt vor die voller Ehrfurcht aufblickenden Ninjas. Monströs war eine Untertreibung. Sein mindestens zwei Meter großer Körper ragte hoch über die Ge-Nin hinaus und sein Gesicht sah auch nicht gerade einladend aus. Überall waren kleinere und größere Narben von wahrscheinlich lebensgefährlichen Kämpfen. Seine braunen Augen strahlten ein gewisses Maß an Strenge aus, die sie allesamt erzittern ließ. Selbst Ino, die eigentlich immer als erste über andere lästerte, war ausnahmsweise still. Ein wenig Furcht konnte man ihr ansehen. „Wow…“ Das war das einzige, was die meisten herausbrachten. „Mein Name ist unwichtig, deswegen werde ich ihn auch nicht verraten. Erst werdet ihr diese Zettel durchlesen und unterschreiben. Wenn ihr sterbt bin ich dann nicht dafür verantwortlich.“ Wie schon damals wurde der Ablauf erklärt. Lee und Sakura bekamen eine Erdschriftrolle und das Tor Nummer 19 zugewiesen. Sasuke und Shino hatten ebenfalls eine Erdschriftrolle, sie zogen die Nummer drei. Sakura sah Lee an. Sie musste leicht lächeln. Was Besseres hätte ihr gar nicht passieren können. Er konnte Gaara und Sasuke besiegen. Mit ihm würde das ein Kinderspiel werden. Außerdem war er nett, wie sie insgeheim zugeben musste. Lee bemerkte ihren Blick, der auf ihm ruhte. Sein Gesicht bekam einen blassen Rotschimmer. Wie gebannt standen insgesamt 25 Ninjas in Zweiergruppen aufgeteilt, vor jeweils einem anderen Tor, das etwa 15 Kilometer von ihrem Zielort entfernt lag. Bloß die Anfänger blieben eine Dreiergruppe. Es wäre auch etwas unfair, wenn Neulinge gegen zwei Überstarke Gegner kämpfen mussten. Sie würde so oder so verlieren. Das Startsignal ertönte und die Tore wurden von den Chu-Nin geöffnet, die sich daneben befanden. Sasuke und Shino waren schnell. Beide redeten nichts miteinander, bisher hatten sie mit nur vier Sätzen ihre Strategie besprochen. Eine Strategie, die die meisten hatten. Die Bäume flitzen an ihnen vorbei, während sich kleinere Äste an ihnen vorbei schlangen und kleine Kratzer und Abschürfungen hinterließen. Sasuke war das egal. Er wollte nur so schnell wie möglich diese Runde beenden. Vielleicht würden sie ja die Anfängergruppe treffen. Er hatte sie belauscht, oder besser, man konnte sie nicht überhören, wie sie prahlten. „Wir haben eine Himmelsrolle, das ist doch toll, nicht wahr Leute?! Wie naiv diese Kinder doch waren. Es waren gerade einmal eine Stunde vorbei, da hatten Sakura und Lee schon potentielle Opfer erblickt. Die Jüngeren waren wirklich naiv, wie konnten sie glauben, man würde die weiße Schriftrolle in der Tasche des Mädchens nicht bemerken? Es war wie eine Einladung, anzugreifen. Lee sprang voraus und stellte sich ihnen in den Weg. Die Mundwinkel der Blonden zuckten. Sie war gerade einmal 13 Jahre jung und hatte wahrscheinlich wenig Erfahrung. Eine leichte Beute, ein wenig zu leicht, aber jetzt war es schon zu spät. „Lee, findest du nicht, dass dies ein wenig ungerecht wäre?“ fragte Sakura, als sie eine Sekunde später neben ihm landete und die zwei betrachtete. „Sakura-san, sonst brauchen wir doch ewig.“ „Ja schon, aber…“ Noch bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte griff der Junge an, der sich vorher schützend vor seine Kameradin gestellt hatte. „Wir sind ebenbürtige Gegner!“ schrie er, während er sich den älteren Ge-Nin schnell näherte. Sakura sah ihren Begleiter an, er nickte ihr zu. Mit zwei Handgriffen band sie ihre lange rosafarbene Haarpracht zu einem Zopf und streckte dem Jungen den ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand entgegen. Er hielt verwirrt an. Tsunade hatte ihr in ihrer Ausbildungszeit gezeigt, wie sie ihre Stärke vervielfachen und gezielt einsetzen konnte. Auch wenn sie noch lange nicht so stark war wie ihre Meisterin, sie kam schon annähernd heran. Es war genauso wie damals, als die Hokage Naruto gegenübergestanden hatte. Davon wusste Sakura natürlich nichts, aber für die damals Beteiligten wäre es eine Art Dejavue gewesen. „Hör zu Kleiner, ich kann dich mit diesem einen Finger besiegen, also gib uns lieber die Schriftrolle und bring dich nicht unnötig in Gefahr.“ „Hiromu, gib ihnen die Schriftrolle, ich bitte dich!“ Bei dem Mädchen hatte die Drohung anscheinend gewirkt, doch Hiromu war entschlossen. Irgendwie erinnerte er an Naruto, ungestüm und nicht wissend, wann man besser aufgeben sollte. „Kanae, sei ruhig! Ich werde den Typen und das Mädchen besiegen, verlass dich auf mich!“ Sie nickte nur leicht und blickte ängstlich auf die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte. Der Zeigefinger war noch immer erhoben, ein leichter Wind wehte den Stoff von Sakuras Oberteil leicht hoch. Die Hose bewegte sich nicht, sie lag zu eng an, dafür klapperten einige Kunais und Shuriken aus der Beintasche, als sie einen Schritt nach vorne tätigte. „Was ist jetzt? Greifst du mich an?“ fragte sie leicht ungeduldig. „Ja, Sakura-san, zeig es ihm!“ feuerte Lee seine Kameradin an. Dafür bekam er einen Blick, der ihn verstummen ließ. „Ruhe auf den billigen Plätzen!“ Sie spürte schon im nächsten Moment einen Luftzug an ihrem linken Arm, der Junge war nun nicht mehr vor ihr. Schnell wandte sie ihren Körper nach hinten und sprang hoch, Hirmomus Fuß ausweichend. Sakura landete hinter ihm und hielt noch immer den Finger erhoben. Der braunhaarige Junge sprang währenddessen zurück, bevor er erneut Anlauf nahm und nun direkt auf sie zukam. Mit dem immer noch ausgestreckten Finger drückte die Rosahaarige die Faust herunter, die auf sie einschlagen wollte. Sie bohrte sich in die Erde ein und hinterließ einen kleinen Krater. „Du hast Kraft, das muss man dir lassen, Kleiner.“ „Mein Name ist Hiromu Takawana, klar?!“ schrie er aufgebracht und nahm erneut Anlauf. Lee stellte sich vor Sakura und verpasste dem Jungen einen Fußtritt. „Ich möchte auch einmal kämpfen, macht es dir etwas aus, Sakura-san?“ Sie schüttelte den Kopf und tauchte hinter der blonden Kana, auf. Nur wenige Sekunden blieb sie unbemerkt, da diese auf das Spektakel vor ihr sah und um ihren Freund bangte. Doch diese Zeit reichte Sakura, um die Schriftrolle des Himmels aus ihrer Tasche zu entwenden. „Ha, und ich dachte ihr hättet was drauf…“ zischte Hiromu und lächelte überlegen. Bevor Lee und Sakura realisieren konnten was passiert war, schnitt er mit einem Kunai ein Seil durch, welches verdeckt von einem Haufen Blättert ruhte. Kanae lief schnell nach vorne und ließ Sakura zurück. „Sakura-san!“ Lee hatte die Falle entdeckt, doch es war zu spät. Ein Schrei ertönte durch den Wald. „Das war doch Sakura-chan, oder?“ fragten Naruto und Ino gleichzeitig. Kapitel 4: Kampf ---------------- Es sind Diener der Finsternis! Die Rosahaarige Kunoichi wurde von einem Netz hochgezogen, zeitgleich machte sich ein riesiger Baumstamm, befestigt an einem Seil, auf den Weg zu ihr. Er hatte genau die Höhe, die Sakura treffen würde. Es war wahrlich eine überaus ausgeklügelte Falle. Doch so schnell würde die 2.Runde nicht vorbei sein, zumindest nicht für sie und Lee. Der Schrei diente einerseits zur Ablenkung, andererseits hätte jeder noch so geschulte Ninja aufgeschrieen, wenn er plötzlich von einem etwas hochgezogen wurde. Blitzschnell zückte sie ein Kunai und schnitt die Maschen ihres Gefängnisses durch. Der Baumstamm hatte sie erreicht. Die Kunoichi sprang hoch, stützte sich mit den Händen an jenem ab und landete anschließend weich auf dem mit Gras bewachsenen Stückchen des Waldbodens. „Nicht schlecht, aber trotzdem nicht gut genug.“ Sie hatte die Schriftrolle schon, es war nahezu ein Kinderspiel gewesen. Lee und Hiromu hatten sich mit ihren Waffen ineinander verkeilt und machten nicht den Anschein, als würden sie so schnell fertig werden. „Lee-san, wir haben die Rolle, lass uns gehen“ rief sie ihm zu, doch er überhörte sie mehr oder weniger absichtlich und lieferte sich weiterhin ein Duell mit dem jungen Ge-Nin. „Männer…“ seufzte Kanae und sah kritisch auf die beiden. „Du sagst es.“ Der Himmel verdunkelte sich, als Lee den entscheidenden Schlag setzte und den Jüngeren gegen einen Baum schleuderte. Der Kampf hatte keine 3 Minuten gedauert, und das auch nur, weil Lee sich etwas zurückhielt. „Ihr gebt besser auf. Er hat eine Platzwunde, die sollte genäht werden“ stellte Sakura fest, als sie Hiromu kurz begutachtete. Die Ausbildung bei Tsunade als Medic-Nin brachte gewisse Vorteile mit sich. Keine Sekunde später waren Lee und seine Begleiterin verschwunden, auf den Weg zum Zielort, dem Turm in der Mitte des Geländes. Wie aus dem Nichts tauchten drei Ninja auf. Sie waren schon älter, sicherlich an die 30 und trugen Stirnbänder des Dorfes Oto-Gakure. Das konnten keine Ge-Nin mehr sein. Dazu waren sie zu schnell und ihr Chakra konnten sie perfekt unterdrücken. Deswegen bemerkten Sakura und Lee erst nicht, dass sie verfolgt wurden. Doch nun standen sie vor ihnen. Sie sahen mehr als Angst einflößend aus. Die schwarze Kleidung, die den gesamten Körper bedeckte raubte den ohnehin bleichen Gesichtern das letzte bisschen Farbe. Die Oto-Nin sagten nichts, sie standen da und beobachteten voller Genugtuung das ängstliche Gesicht der beiden Ge-Nin. Selbst wenn Lee stark war, diese Shinobi sahen um einiges stärker aus, vor allem waren sie in der Überzahl. „Lee-san!“ Ein schmerzvoller Schrei drang durch den Wald, als einer der drei Ninja seine Faust in seinen Bauch rammte. Lee spuckte Blut. Dass ein einziger Schlag so etwas anrichten konnte bestätigte sie nur in ihrer Vermutung. Die drei waren nicht wegen der Chu-Nin Auswahlprüfung her. Sakura kniete sich besorgt neben ihrem Kameraden hin. „Was wollt ihr von uns?“ schrie sie den Angreifern entgegen, während sie Lee auf die Beine half. Er hielt seine Hand auf den Bauch, der Schlag hatte mehr geschmerzt als er es erwartet hatte. „Wir führen nur unseren Auftrag aus, mehr nicht, Kleine.“ Der Kunoichi lief es kalt den Rücken hinunter, als die eiskalte Stimme des Oto-Nin ihr Gehör erreicht hatte. Sie schluckte schwer und starrte verängstigt zu den Feinden. Sie waren eindeutig aus Oto, nicht nur das Stirnband sondern auch etwas anderes bestätigte sie in ihrem Glauben. Doch noch bevor sie sicher gehen konnte, dass sie sich nicht täuschte, landete ein kräftiger Fußtritt auf ihrer Schulter, der sie zurückschleuderte. Das Ende ihres kurzen Fluges fand sich, als sie gegen einen Baum prallte und zu Boden sackte. Ihre Hand fuhr an die Schulter, hoffentlich irrte sie sich. Doch ihre Medizinkenntnisse ließen sie nie im Stich. Noch kein einziges Mal, und das sollte auch so bleiben. „Verdammt“ zischte Sakura, als sie, bestätigt durch einen kurzen Handdruck, merkte, dass ihre Schulter ausgekegelt war. Zwei der Sound-Nin rannten auf sie zu. Nur noch wenige Meter, dann würden sie sie erreichen und ihrem Leben ein Ende setzten. Die Rosahaarige schloss die Augen, um mit ihrem Leben abschließen zu können. Fünf Sekunden vergingen, zehn, fünfzehn, dann öffnete sie zaghaft ein Auge. Sakura saß zusammengekauert an den Baum gedrückt auf dem Waldboden und hielt sich die Hände schützend vors Gesicht. Langsam ließ sie sie sinken, um freie Sicht auf das Geschehen vor ihr zu haben. Lee stand vor ihr und hielt einen Fuß und eine Hand von ihr fern. „Sakura-san, ich werde dich beschützen!“ Schon einmal hatte er es geschworen, damals. Es war die erste Chu-Nin Auswahlprüfung, die sie erlebt hatte. Drei von Orochimarus Handlangern wollten Sasuke töten, Sakura stellte sich ihnen in den Weg. Auch damals hatte sie Lee mit seinem Leben beschützt und dabei seines aufs Spiel gesetzt. „Lee-san…“ wisperte Sakura und richtete sich auf. Diesmal würde es nicht so sein. Dieses Mal würde sie mitkämpfen. Sie war nun stark, stärker als damals und entschlossen. Lee hatte sie beschützt, nun war es an der Zeit, ihm zu helfen. Mit einer ausgerenkten Schulter würde es nicht einfach werden, das stand fest, und schmerzhaft oben drein, aber sie hatte auf keinen Fall vor zu verlieren. „Verdammt, wer seid ihr?!“ schrie sie wütend und so Furcht erregend wie es einem rosahaarigem Mädchen möglich war zu den Shinobi. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht, kleines Mädchen.“ Einer lachte. Er war höchst wahrscheinlich der Anführer, er stand hinten und beobachtete nur. „Aber trotzdem denke ich, hast du eine Antwort verdient. Wir sind die Diener der Finsternis.“ „Welch einfallsreicher Name…“ zischte sie verächtlich, sodass es niemand hören konnte. Der ein Arm hing schlaff herunter, der andere, linke, hatte ein Kunai in der Hand und war bereit zum Angriff. Eigentlich war Sakura Rechtshänderin, aber sie musste sich schnell umgewöhnen, andernfalls würde das hier schmerzvoll für sie zu Ende gehen. „Wir sind von Orochimaru geschickt worden, um hier einen Auftrag auszuführen“ erklärte der überaus große Shinobi. Lee konnte dem Druck der anderen zwei nicht länger standhalten und ließ den Arm und den Fuß aus. Alle drei sprangen weiter zurück. Einer zu Sakura, zwei zu dem Oto-Nin in Schwarz. Ein leichter Luftzug erreichte Lee, als er bemerkte, dass einer der drei Ninja der anderen Seite fehlte. Sakura keuchte auf, als sie einen Schlag notdürftig mit der ungewohnten Hand abfing. Es stellte sich als schwieriger heraus als sie dachte, mit der anderen Hand zu arbeiten. Es wäre der perfekte Augenblick gewesen, der passende Moment. Beide Arme der Shinobis waren blockiert, sie hatte noch einen frei. Doch Sakuras Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, als sie versuchte, den rechten Arm zu heben und damit zuzuschlagen. „Verdammt!“ fluchte sie, als ihre letzte Hoffnung erstarb. Mit lediglich einer Hand war es nahezu unmöglich zu gewinnen. Die Chancen standen von vornherein schlecht, die Feinde waren in der Überzahl und noch dazu stärker. Sie hatten wahrscheinlich Jo-Nin oder Anbu Rang. Der Druck auf ihr wurde weniger du hörte ganz auf, als der Angreifer von Lee hinaufgezogen und gegen einen Baum geschleudert wurde. Keine Millisekunde darauf verwickelte ihn der zweite in einen Nahkampf. Lee hatte eindeutig einen Vorteil, im Tai-Jutsu war er unschlagbar. Sakura richtete sich erneut auf. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie, das Kunai des Mannes hatte in einer gebrochenen Rippe seine Spuren hinterlassen. Vielleicht waren es auch zwei. Sie hatte den Schmerz erst nicht gespürt, es war wahrscheinlich der Schock und die Ablenkung, der sie nicht realisieren ließ, dass der Oto-Nin das stumpfe Ende seines Kunais auf ihren Brustkorb geschlagen hatte. Der Shinobi, der von Lee gegen den Baum geschleudert worden war, hielt nun Sakura fest und drückte ihr Handgelenk zu. Wenn er so weitermachen würde, würde er ihr höchst wahrscheinlich den Arm brechen. Es war zudem noch der Rechte, ausgekugelte, den er fest im Griff hatte. Doch nun war der Linke frei. Schnell zückte sie ein Shuriken, etwas anderes bekam sie nicht zu fassen, und rammte es in seinen Arm, gefolgt von einem Ellenbogen auf seine Rippen. Nun hatte sich auch der Anführer der Sound-Nin in den Kampf eingemischt und lieferte sich mit Sakuras Teamkameraden einen harten Kampf. Er hatte es nun mit zwei zu tun. Und es sah schlecht für ihn aus, zahlreiche Schnitt- und Schürfwunden zierten unschön Gesicht und Körper. Trotzdem stand er fest auf den Beinen und zeigte keine Anzeichen von Erschöpfung. „Gib auf, Junge. Du kannst es nicht mit uns aufnehmen!“ „Das werden wir ja sehen, ich werde Sakura-san vor euch fiesen Typen beschützen, klar?!“ Der erste Shinobi schnellte nach vorne. Lee ging in die Knie und zog ihm mit seinem Bein die Füße weg. Noch bevor der Angreifer auf dem Boden aufkommen konnte, beförderte ihn ein Tritt aufs Kinn in die Luft. Der Ge-Nin sprang ebenfalls hoch. In der Luft schlug er sein Bein mit vollem Krafteinsatz in den Bauch des Oto-Nin, sodass dieser mit einem lauten Knall auf den Boden krachte. Wenige hundert Meter weiter huschten Sasuke und Shino vorbei. *Anscheinend haben sich zwei starke Gegner gefunden.* Der Anführer lief nun auf Lee zu, bevor er zuschlagen konnte wich dieser aus und tauchte hinter ihm wieder auf. Ein tiefer, männlicher Schrei ertönte und lies alle wissen, dass der junge Shinobi einen schmerzhaften Treffer erzielt hatte. „Ja, super Lee-san, weiter so!“ feuerte Sakura ihn an. Doch plötzlich stand der dritte Sound-Nin vor ihr. Ein weiterer Schrei erklang und verwirrte sie. Und sie beging einen fatalen Fehler. Der Kopf der Rosahaarigen drehte sich zu ihrem Freund um, von dem der Schrei kam. Ihre grünen Augen weiteten sich vor Entsetzen, er lag gekrümmt auf der Erde. Nie und nimmer durfte ein Ninja seine Deckung vernachlässigen und schon gar nicht vom Feind wegsehen, auch wenn es noch so dringlich war. Diese Lektion hätte sich die Kunoichi zu Herzen nehmen sollen. In Folge ertönte ein dritter und letzter Schrei. Sasuke erkannte erst Lees, dann Sakuras Aufschrei. Er hielt an und drehte sich zu Shino. „Was meinst du? Sollen wir nachsehen?“ Der Aburame Sprössling nickte nur kurz, dann machten sie Kehrt und hechteten in die andere Richtung. „Ich habe eindeutig Sakura-chans Schrei gehört, kein Zweifel. Es muss etwas passiert sein!“ stellte Naruto kurzerhand fest und nickte zu Ino. Sasuke und Shino waren eher da. Doch von Feinden und vor allem von Sakura keine Spur. Sie sahen ein grünes Etwas am Boden liegen, welches sich vor Schmerzen krümmte und versuchte aufzustehen. „Lee, was ist passiert?“ Sasuke war wie immer ruhig. Er wusste selbst nicht, warum er überhaupt nachsehen wollte, was passiert sei. Das war rein gar nicht seine Art. Doch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. „Sakura-san…sie“ Lee spuckte ein wenig Blut, als Sasuke ihm auf die Beine half. „Sie ist entführt worden.“ Kapitel 5: Angst ---------------- Ein Risiko muss man eingehen. „Was?!“ Naruto und Ino waren völlig schockiert, nachdem sie besorgt zu Lee, Sasuke und Shino gestoßen waren. „Lee-san, sag, dass das nicht dein Ernst ist!“ Ino war den Tränen nahe, während ihr blonder Teamkamerad entschlossen auf Lee blickte. „Keine Sorge, wir bringen sie zurück, okay?“ „Jemand sollte bei Lee bleiben und ihn ins Krankenhaus bringen.“ Sasukes Ton war der einzige, der ruhig war. Sogar Shino war beunruhigt. Jeder hatte sich erhofft, dass diesmal alles ohne Zwischenfälle ablaufen würde, doch das Schicksal hatte es ihnen verwährt. „Shino, ich denke du bringst ihn schnell aus dem Wald und rufst Tsunade-sama.“ Ein leichtes einverstandenes Nicken folgte, dann drehte sich Sasuke um. Er wusste, wer Sakura entführt hatte. Er wusste wieso und vor allem wegen wem. Der Arm schmerzte höllischer denn je und auch die Rippen taten schrecklich weh. Langsam öffnete Sakura ihre Augen. Sie lag auf kaltem Stein, umgeben von drei Wänden und einem Gitter, höchst wahrscheinlich eine Zelle in irgendeinem Kerker in Oto-Gakure, wo sie niemand finden würde. Doch wieso war sie hier? Langsam kamen verschwommene Bilder in ihr Gedächtnis und fegten die Unwissenheit über die Geschehnisse weg. Sie hatte Lee vor Augen, wie er vor Schmerzen gekrümmt am Boden lag, blutüberströmt und schrecklich zugerichtet. Die Stirnbänder, mit dem Zeichen Orochimarus, hafteten fest in ihren Gehirnwindungen, jetzt da sie sich wieder erinnerte. War sie wirklich in Oto-Gakure gelandet und wenn ja, wieso? Sie hatte nichts mit dem abtrünnigen San-Nin zu tun, außerdem würde er ganz bestimmt nicht kommen, um sie zu retten. Derjenige, den Orochimaru doch so sehr begehrte - Sasuke Uchiha. Er empfand nichts für sie, wollte noch nicht einmal etwas mit ihr zu tun haben. Warum sollte er sich dann in Gefahr begeben und nach ihr suchen? Ihm direkt in die Arme laufen? Das konnte sich Sakura beim besten Willen nicht vorstellen, nicht von Sasuke. Schritte hallten in den leeren, kahlen Gängen wieder. Sie kamen näher, bis eine Person vor ihrer Zelle hielt und sich daran machte, das Siegel zu entschärfen. Sakura saß mit dem Rücken zur Wand. Sie presste ihn ganz fest an den kalten Stein der Mauer, sodass sich Abdrücke schmerzhaft in ihr Fleisch prägten, doch dieser Schmerz war nichts, angesichts des ausgekegelten Armes und der unvorstellbar großen Angst. Sie hatte gedacht, sie wäre stark, doch nun wimmerte sie wie ein Schoßhund. Dabei wollte sie nie wieder schwach und nutzlos sein. Ihre Selbstzweifel wurden jäh von der Person unterbrochen, die geradewegs in die kleine Zelle schritt. Trotz der beengenden Größe ihres Gefängnisses hallten die Geräusche der Auftritte laut an den nassen Mauern wider und jagten Sakura mehr Angst ein, als sie ohnehin schon verspürte. Schnelle und lautlose Schritte führten durch den Wald. Schon vor zehn Minuten hatten sie das Übungsgelände der Auswahlprüfung verlassen und befanden sich nun auf dem Weg nach Oto-Gakure. „Weißt du wo wir hin müssen, Sasuke?“ fragte Naruto aufgebracht. Er machte sich Sorgen, wahnsinnige Sorgen und vor allem Vorwürfe. „Ich hätte eher da sein sollen, warum konnten wir nicht schneller laufen? Warum habe ich es nicht geschafft, meine beste Freundin zu retten? „Hör auf, Naruto!“ Ino war den Tränen nahe, ihr Gesicht zeigte dennoch eine Entschlossenheit, die sie nur bei einem Kampf gegen Sakura hatte. Ehrgeiz, es zu schaffen, spiegelte sich in den verkrampften Zügen wider. „Selbstvorwürfe bringen nichts. Denk lieber daran, wie wir Sakura befreien können!“ Eine einzelne Träne bahnte sich stumm ihren Weg über die Entschlossenheit Inos und fiel lautlos zu Boden. Sie konnten sich nicht leiden, zumindest taten sie immer so, doch in dieser Rivalität ging die wahre Freundschaft nie verloren und auch wenn Ino es nie offen zugeben würde, Sakura war anfangs der einzige Grund gewesen, weshalb sie eine Kunoichi war. „Soll ich die Schulter wieder einrenken?“ hallte eine bekannte Stimme im Gewölbe des Kerkers. Sakura verzog das Gesicht. Es schmerzte höllisch, außerdem konnte sie ihren rechten Arm nicht benutzen, es war eine Qual. Leicht nickte sie. Sakura schrie vor Schmerzen. Es war ein brennender und gleichzeitig befreiender Stich, der sich durch ihren Körper bahnte und letzten Endes ihre Glieder schmerzen ließ. „Du bist also auch eine Medic-Nin wie ich sehe“ stellte Kabuto mit einem bösartigen Grinsen fest. „Ich erkenne es an deinen Händen. Sie sind von feinen, fast unsichtbaren Kratzer durchzogen. Das passiert nur, wenn man andauernd Chakra für die Heilung durch seine Handflächen fließen lässt.“ Die Rosahaarige lächelte nur zynisch und sah nach rechts an ihrem Arm hinunter. Er schmerzte noch leicht, trotzdem war es ein angenehmeres Gefühl als das vorherige. Zumindest ein Problem weniger. Nun wanderte auch ihre rechte Hand zu den Rippen und hielt sie fest. Während des Einrenkens hatte sie sich gekrümmt, nur leicht, kaum merklich, doch diese winzige Bewegung reichte schon aus um eine wahre Lawine von undenkbaren Schmerzen auszulösen. Sie schrie nicht, diesen Gefallen würde sie ihm nicht noch einmal tun. Immerhin hatte sie noch einen Rest von Stolz, den würde er ihr kein zweites Mal nehmen. „Bist du dir sicher?“ flüsterte Ino zu Sasuke, der neben ihr auf dem Boden kauerte und auf ein Zeichen Narutos wartete. „Ja, sei einfach still, Ino. Ich muss mich konzentrieren.“ In seiner Stimme lag Anspannung. Die Blonde schluckte schwer und sah mit geweiteten Augen auf die Wachen vor ihr. Es war dunkel, sie waren beinahe den ganzen Tag ohne größere Pause durchgerannt. Einmal hatten sie für eine Stunde gehalten, um nicht entdeckt zu werden. Jeder einzelne Knochen rächte sich wegen der Überanstrengung und war schwerer als Blei. Ob sie so kämpfen konnte? Doch nun war keine Zeit für Überlegungen. Eine orangene Jacke stach verschwommen sichtbar hinter den Büschen gegenüber der Wartenden hervor. „Es geht los.“ Inos Stimme zitterte, ihre blauen Augen waren noch immer geweitet. Sie hoffte, dass sie es schaffen würde. Kabuto blickte hinter seiner Brille unentschlossen auf seine Gefangene. Was würde er nun mit ihr machen? Orochimaru hatte ihm freie Hand über sie gegeben, nur töten durfte er Sakura nicht. „Tu lieber was ich sage, ansonsten könnte es schmerzhaft werden. Und ich habe keine Skrupel, glaub mir.“ „Kabuto-san, warum bin ich hier? Was will Orochimaru von mir?“ Sie wusste selbst nicht, wie sie es schaffte, dass ihre Stimme so ruhig und standhaft blieb, doch etwas sagte ihr, dass das alles nichts Gutes zu bedeuten hatte. „Das geht dich direkt nichts an, meine Liebe. Frag lieber nicht, es ist besser für dich.“ In seiner Stimme lag so viel Verachtung und gleichzeitig so viel Stolz und Gehobenheit. Dachte er etwa, er wäre etwas Besseres als sie? Glaubte er das im Ernst, nur weil er hier Orochimarus kleines Hündchen spielte? Wie naiv die Menschen doch waren. „Er will Sasuke-kun, nicht wahr?“ Wie gesagt, es geht dich nichts an. Und jetzt…“ Ein Ball blauen Chakras erhob sich in seiner Handfläche. „…sei still!“ Ein Blitz durchfuhr die rosahaarige Kunoichi und ließ sie allen da gewesenen Schmerz vergessen. Der schwarzer Teppich der Ohnmacht breitete sich vor ihren grünen Augen aus und ließ sie in die so erhoffte Bewusstlosigkeit fallen, in der sie nichts spürte. Ein leiser Faden Chakra zog sich über das Gras, bis hin zu den Wachen vor den Toren Otos. Sasuke sah abwechselnd von Ino zu den Gestalten, die sich vor dem Eingang zu dem Dorf des Klanges positioniert hatten, um Eindringlinge fernzuhalten. In der Dunkelheit der angebrochenen Nacht veränderte sich die Haltung des vordersten Shinobis, während der Körper der Blonden im Schutz der Büsche zusammensackte und mehr oder weniger leblos zu Boden fiel. Sasuke atmete auf, der Chaosninja tauchte neben seinem Teamkameraden auf. „Sie schafft das schon.“ „Orochimaru-sama, das Mädchen liegt bewusstlos im Kerker. Ich denke das war in Ihrem Sinne.“ „Ich vertraue dir, Kabuto. Tu das, was du für richtig hältst. Aber sorge dafür, dass Sasuke-kun auch wirklich auftaucht, hast du verstanden?“ „Er ist bereits auf dem Weg zu uns, Meister.“ Mit einer tiefen Verbeugung verschwand der Grauhaarige lautlos vor dem San-Nin, der hoch auf seinem Thron saß und sich genüsslich über die Lippen leckte. Sasuke und Naruto keuchten vor Anstrengung. Ino kehrte wieder in ihren eigenen Körper zurück und stellte sich zu ihnen. „Orochimaru ist unvorsichtig.“ Naruto sah die am Boden liegenden Wachen verächtlich an. Der Uchiha wusste, dass Orochimaru keineswegs unvorsichtig war. Er wollte, dass er zu ihm kam. Das war alles ein ausgeklügelter Schachzug seines Gehirns und er war darauf angesprungen. Sasuke sprang über die Mauer und landete leichtfüßig auf dem Grund, der zu Oto-Gakure gehörte. Wenige Sekunden nach ihm seine beiden Gefährten. „Verdammt, Sasuke, pass auf!“ schrie Naruto, während er einen kräftigen Schlag abwehrte und gleichzeitig einem Kunai auswich. Sie waren geradewegs in den Kerker gelaufen. Schon auf den Stiegen hinunter erwarteten sie ein Dutzend Oto-Nin, höchst wahrscheinlich Jo-Nin Rang. Nun waren sie hier, außerhalb Otos, umzingelt von mindestens dreißig Sound-Nin auf einer Lichtung in der Nähe eines Flusses, der wild umherplätscherte und die Konoha-Nin noch nervöser machte. Die blonde Kunoichi hatte es bis jetzt am Schlimmsten erwischt. Sie lehnte keuchend an einem Baum und hielt sich eine klaffende Fleischwunde zu, die nicht aufhören wollte zu bluten. „Wäre doch nur Sakura bei Bewusstsein. Sie könnte meine Blutung stillen, verdammt!“ zischte sie nervös und ängstlich, während sie ihre mit Blut übergossenen Hände ansah und betete, dass sie gewinnen würden. Sie wollte sich nichts vormachen, es war aussichtslos. Sie waren hoffnungslos unterlegen. Sasuke wich einem Schlag aus. Er konnte nicht angreifen. Nicht mit Sakura auf dem Rücken. Das einzige was sie nun mehr tun konnten, war der allerletzte Ausweg. Laufen und hoffen, dass sie schnell genug waren. „Lauft!“ schallte Sasukes Stimme durch den Wald. Noch bevor die Oto-Nin reagieren konnten, sprangen die drei Ninjas in verschiedene Richtungen. Als die Angreifer realisierten, dass ihre Opfer flüchteten, teilten auch sie sich auf. „Bitte lass es Sasuke schaffen“ schickte Naruto sein Stoßgebet leise in den Himmel und drehte sich erneut um, um sich seinen Verfolgern zu stellen. Kapitel 6: Gefühle ------------------ Hass, Liebe und Hitze. Kalter Wind peitschte ihm ins Gesicht, während er Sakura im Arm hielt und versuchte, so schnell wie möglich mit dieser Last zu entkommen. Es war wesentlich schwerer, sich lautlos und präzise fortzubewegen, wenn man ein Mädchen tragen musste. Dennoch entfernten sich die Verfolger immer weiter von Sasuke und seiner Kameradin, die noch immer bewusstlos in seinen muskulösen Armen hing. Bisher hatte es der Uchiha nicht bemerkt, doch jetzt, da er sie genauer betrachtete, fiel ihm auf, dass sie von Blauen Flecken, Prellungen und sonstigen Wunden übersäht war. Dazu kamen auch noch gebrochen Knochen, die er vermutete. Eine solche Entführung hinterließ immer schwere Verletzungen. „Ino?“ keuchend lehnte sich Naruto an einen Baum und sank neben der Blonden auf den Boden. „Geht es dir gut?“ Sie nickte, wandte den Blick jedoch nicht vom Boden ab. „Ich habe sie abgehängt.“ Ihre Stimme brach und mündete in einem Fluss von Tränen. „Sakura-chan ist sicherlich nichts passiert, sie ist bei Sasuke, er passt auf sie auf.“ Sie hatten ausgemacht, sich im Falle einer Flucht hier an der markierten Stelle nahe Konoha-Gakures zu treffen. Ino saß bereits seit einer halben Stunde da und wartete vergebens auf ihre Freundin und den Schwarzhaarigen. Bis jetzt war nur Naruto aufgetaucht. „Wir warten noch eine halbe Stunde, dann gehen wir zu Tsunade, ja?“ Er legte die Hand auf ihre Schulter. Die Kunoichi zuckte kurz zusammen. Dann nickte sie und trocknete die Tränen in ihren verquollenen Augen. Grün und Braun schlang sich an ihren Augen vorbei und verschmolz zu gleichmäßigen Streifen, die eine Linie um sie herum bildeten. Ein höllischer Schmerz durchfuhr Sakuras Körper, dann schlangen sich starke Arme fester um sie und drückten sie beschützend an eine muskulöse Brust, die von einem schwarzen Oberteil verdeckt wurde. Ihre Augen schlossen sich erneut, sie versank wieder in ein Meer dunkler Leere. „Sie sind noch immer nicht da…“ stellte Naruto fest und legte die Hand über die Augen, um besser sehen zu können. „Das weiß ich auch!“ fauchte die Blonde verzweifelt neben ihm. Er stand auf und ging ein paar Schritte vorwärts. „Wir sollten zu Tsunade-oba-chan gehen und ihr Bescheid sagen. Sie schickt sicherlich eine Anbu Einheit los. Komm.“ Er reichte Ino die Hand und half ihr auf. Das Weiß stach in ihren grünen Augen, als sie selbige leicht öffnete und sofort wieder schloss, angesichts des Schmerzes, der sie durchfuhr. Sie krümmte sich und wisperte unverständliche Worte. Der Ärmel ihres Oberteils war an der rechten Seite weggerissen und auch die Hose sah keineswegs besser aus. Überall waren Schnitte, durch die man auf Sakuras Oberschenkel sehen konnte, ein Hosenbein der Hose ging nicht einmal mehr über ihr Knie. Der brennende Schmerz ihrer Rippen legte sich wieder. Wenn sie könnte, hätte sie sich schon längst geheilt, doch mit so wenig Chakra würde sie nicht weit kommen. Der Schmerz ließ nach, endlich. Erst jetzt merkte sie, dass sie in einem kleinen Raum war. Sie lag in einem weichen Bett, zugedeckt mit einer dünnen Decke. Es war niemand hier. Hatte Sasuke sie etwa hier zurückgelassen? Oder war es gar nicht Sasuke, der sie gerettet hatte? Vielleicht war es ein Diener Orochimarus, der den Auftrag hatte, sie zu beseitigen, weil dessen Plan nicht funktioniert hatte. Wilde Theorien spukten in ihrem Kopf herum, ihre Fantasie ging mit ihr durch. Plötzlich öffnete sich mit einem leisen Knarren die Türe am anderen Ende des Zimmers. Der Kopf der Kunoichi wandte sich blitzschnell um. „Sasuke-kun! Bin ich froh, ich hatte solche Angst.“ Er setzte sich zu ihr aufs Bett, sofort fiel sie um seinen Hals und begann zu weinen. „Es war so schrecklich…ich hatte solche Angst…lass mich nicht alleine, bitte…“ Ihre Stimme versank in Sasukes T-Shirt und unter dem Tränenfluss, der sich seinen Weg nach draußen bahnte. Sie spürte starke Hände in ihrem Nacken, die sich in ihr Haar gruben und sie näher an den Körper Sasukes drückten. „Keine Angst, ich bleibe hier.“ „Tsunade-oba-chan!“ Der Chaosninja schlitterte aufgeregt und besorgt durch die Gänge des Hauptgebäudes, auf den Weg zu Tsunades Büro. Aufgeweckt durch den lauten Türknall schreckte die Hokage auf und schmiss dabei Unmengen an Unterlagen und Akten vom Schreibtisch. „Naruto, was machst du hier?“ fragte sie schlaftrunken. Ob sie wusste, dass Sakura entführt worden war? Mit schnellen Handbewegungen umwickelte der Schwarzhaarige geschickt die gebrochenen Rippen seiner Gefährtin, um wenigstens irgendeine Stütze für die beschädigten Knochen zu haben. „Es wird nicht viel helfen, aber besser als nichts. Tut dir sonst noch etwas weh?“ Sasuke sah tief in ihre grünen Augen. Der Blick war irgendwie durchdringend, gleichzeitig konnte sie ihm aber nicht standhalten. Sie musste wegsehen. „Ich bin schwach.“ Es war nur ein Flüstern, das aus ihrem Mund kam, dennoch hörte er es und schüttelte leicht den Kopf. „Du bist nicht schwach. Nicht einmal Naruto, Ino und ich zusammen konnten gegen Orochimarus Männer etwas ausrichten, mach dir keine Vorwürfe, Sakura.“ Tränen bildeten sich in ihren Augen, während sich die zierlichen Hände in die Decke eingruben. „Ich hätte besser kämpfen müssen. Immer werde ich gerettet, weil ich zu schwach bin, mich zu wehren. Ich bin es gar nicht wert, ein Ninja zu sein!“ „Halt den Mund, Sakura! Du bist nicht schwach. Aber wenn du es dir einredest und es dann auch noch glaubst, dann bist du es wirklich nicht wert, ein Ninja zu sein. Ninjas zweifeln nie an sich, hast du gehört? Also hör auf die solche blöden Sachen einzureden!“ Mit jedem Satz wurde seine Stimme lauter, bis er schon fast schrie. Sakura blickte auf, aus ihren verweinten in seine wütenden, unergründlichen Augen. Wieder sank ihr Blick auf die Decke, die ihre Beine bedeckte. „Ihr habt was?! Seid ihr denn verrückt geworden?!“ Die Hokage schlug auf den Schreibtisch ein, der bedrohlich zu zittern und knarren begann. „Ihr hättet sofort zu mir kommen müssen! Ich hätte eine Anbu Einheit losgeschickt! Ihr könnt doch nicht einfach alleine nach Oto-Gakure marschieren! Was habt ihr euch dabei gedacht?!“ „Aber Tsunade-sama, wir konnten nicht warten! Wer weiß, was Sakura zugestoßen wäre, wer weiß, was die mit ihr angestellt hätten?!“ Ino versuchte verzweifelt der blonden Frau zu erklären, warum sie eigenmächtig gehandelt hatten, doch diese konnte oder wollte es nicht verstehen. „Und nun? Nun sind Sasuke und Sakura verschwunden! Ich werde eine Anbu Gruppe losschicken und den Wald durchforsten lassen. Geht, bevor ich die Beherrschung verliere!“ „Sasuke-kun? Darf ich dich etwas fragen?“ Sakuras Stimme klang scheu und leise. „Hn?“ Er saß auf einem Stuhl am Fuße des Bettes und hob den Blick von seinem Kunai in ihre Augen. „Warum hast du mich gerettet? Du wärst doch froh gewesen, wenn du mich endlich los gewesen wärst. Ich nerve dich doch nur und bin eine Behinderung für das Team.“ „Ich…weiß es nicht. Ich bin einfach Richtung Oto gelaufen. Ich habe nicht nachgedacht, sondern bin einfach nur gerannt. Mein Körper hat sich wie von selbst bewegt. Und als ich dich dann sah, wie du zusammengekauert und schwer verwundet in dieser engen Zelle lagst, da hab ich etwas in mir gespürt. Es war etwas wie Wut. Wie damals.“ Flashback Das Mal breitete sich auf seinem gesamten Körper aus und spendete ihm Kraft. Die Kraft die er brauchte, um diese Sound-Nin zu besiegen. Wie von alleine stand Sasuke auf, übersäht von den schwarzen Flecken des Juins. Um ihn herum ein Schwall an Chakra. So stark, dass man es sehen konnte. „Wer hat dir das angetan, Sakura?“ „Sasuke-kun…“ Sie kauerte auf dem Boden, ein Bluterguss zierte unschön ihr Auge, überall befanden sich Schnitt- und Stichwunden, weitere Blutergüsse und tiefe Kratzer. „Sag mir, wer dir das angetan hat.“ Sasukes Stimme klang kalt, dennoch besorgt. Flashback Ende „Du hast mir Angst gemacht. Es war so Furcht erregend, ich habe dich nicht wieder erkannt, Sasuke-kun. Ich habe wirklich Angst um dich und ich habe Angst vor dem, den das Juin aus dir macht.“ Leise schluchzte Sakura, bis sie plötzlich Sasuke neben sich bemerkte, der sie durchdringend ansah. „Nicht schon wieder diese Blick. Warum machst du das? Sasuke-kun, was ist-“ Weiter kam sie nicht. Ihr Kopf bewegte sich automatisch nach vor. So lange, bis ihre Lippen aufeinander lagen, geformt zu einem Kuss, der mehr sagte als alles andere auf dieser Welt. „Sasuke-kun!“ Er lag schlaff in ihren Armen, seine Stirn war glühend heiß, er schwitzte und seine Augenlieder zuckten heftig. „Sasuke-kun!“ Es kam keine Reaktion, nur ein unaufhörliches Schütteln, welches sein Körper automatisch von sich gab. „Was ist mit dir? Bitte sag doch was!“ Wieder bahnten sich Tränen ihren Weg nach draußen und fielen auf die übermäßig heiße Stirn Sasukes. Kapitel 7: Fieber ----------------- Halte durch! „Ihr müsst Sakura Haruno und Sasuke Uchiha finden, und kehrt ja nicht ohne sie zurück. Sucht in der Umgebung von Oto, haltet den Suchradius groß, sie sind geflohen. Wir haben Grund zur Annahme, dass in der Nähe noch Orochimarus Leute sind, also seid vorsichtig.“ Die vier Jo-Nin bestätigten ihren Auftrag mit einem einstimmigen „Jawohl!“ und verschwanden zwischen den Bäumen des Waldes, der Oto und Konoha trennte. „Gut, er zuckt nicht mehr, aber trotzdem hat er hohes Fieber.“ Sakura befeuchtete das trockene Tuch und tauschte es mit dem auf Sasukes Stirn. Sie ließ sich auf einem Sessel neben seinem Bett nieder und sah auf die geschlossenen Augen. „Es war zu viel Anstrengung für dich, Sasuke-kun. Und ich bin Schuld“ flüsterte sie, während sie sachte mit ihrer Hand über die seine fuhr. Langsam und darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, stand die Kunoichi auf. Sasukes Hand hielt ihr Handgelenk fest. Seine Augen waren immer noch geschlossen, er zitterte wieder, während die Augenlieder heftig zuckten. „Geh nicht, Sakura“ presste er in gequältem Laut heraus, bis er seinen Griff vor Erschöpfung lockerte und wieder in einen traumlosen und anstrengenden Schlaf fiel. „Da vorne ist eine Hütte, sehen wir nach!“ Der Anführer der Gruppe lief schnell und lautlos zur Tür des abgelegenen Hauses, welches an einer Lichtung stand und unbewohnt schien. Vorsichtig öffnete der Shinobi die Türe und hob vorsichtshalber seinen Kunai ein wenig an. „Ist hier jemand?!“ rief er durch das Haus. Die anderen kamen ebenfalls hinein. „Ich spüre Chakra, zwei. Beide sehr schwach, das müssten sie sein. Kommt mit. Noin-san, du behältst die Umgebung im Auge!“ befahl er und ging zur Treppe. Plötzlich lief ein Mädchen von 14 Jahren aufgelöst die Stiegen hinunter, sie war den Tränen nahe und brach fast zusammen. Einer der Jo-Nin fing sie auf und beruhigte sie. „Sasuke-kun, er ist oben. Er hat starkes Fieber, helfen Sie ihm bitte!“ keuchte sie. Verletzt einen Kranken zu versorgen tat nicht gut, das spürte sie nun umso stärker. „Was ist mit dir? Bist du verletzt?“ fragte der Mann. „Es geht mir gut, aber helfen Sie Sasuke-kun! Bitte, ich flehen Sie an!“ Die Rosahaarige stand wieder auf und sah auf den Uchiha Erben, der von einem weiteren Shinobi des viermannstarken Suchteams hinunter getragen wurde. „Sakura?“ Sasuke Stimme war schwach, fast nicht zu hören. Die Angesprochene beugte sich weiter hinunter, um ihn zu verstehen. „Wie geht es dir?“ „Tsunade-sama hat meine Wunden geheilt. Du hast vier Tage lang geschlafen.“ Sie lächelte erleichtert. „Ich muss gehen und Tsunade Bericht über deinen Zustand erstatten, ich bin in einer halben Stunde wieder da.“ Sie fuhr mit der Hand über seine. Der Schwarzhaarige zuckte zusammen. Als Sakura weg war betrachtete er einige Zeit eine weiße Blume, die auf seinem Nachttisch stand. „Es ist eine Lilie.“ Die Krankenschwester lächelte leicht und sah sich die Werte auf dem Klemmbrett am Fuße des Bettes durch. „Sie war jeden Tag da und hat an deinem Bett gesessen, Sasuke-kun. Sakura-chan ist sehr besorgt um dich. Schon damals, als du nach der Chu-Nin Prüfung im Krankenhaus lagst. Sie hat sich sehr um dich gekümmert. Alle zehn Minuten hat sie ein frisches Tuch auf seine Stirn gelegt. Du solltest dich bei ihr bedanken.“ Sasuke sah weg. „Tsunade-sama? Sasuke-kun ist endlich aufgewacht. Das Fieber ist gesunken, es beläuft sich auf 37 Grad. Der Schüttelfrost ist auch weg.“ „Schon gut, Sakura. Geh wieder zu ihm, ich weiß, dass du zu ihm willst.“ „Ich danke Ihnen, Tsunade-sama.“ Mit einer kurzen Verbeugung lief sie aus dem Büro ihrer Meisterin. „Sasuke-kun, wie geht es dir?“ fröhlich öffnete Sakura die Türe, doch ein leeres Zimmer erwartete sie. „Wo ist er?“ Die Rosahaarige durchsuchte sämtliche Zimmer, Räume und Gänge nach ihrem Kameraden, trotzdem blieb er unauffindbar. „Vielleicht…“ Sie drückte den Aufzugknopf, fuhr in das oberste Stockwerk und lief die Stiegen zum Dach des Konoha Hospitals hinauf. „Sasuke-kun…?“ Er stand regungslos mit dem Rücken zu ihr da. Wohin er starrte sah sie nicht. Der Uchiha stand vor dem Zaun, der am Rand des flachen Daches aufgestellt worden war. Sakura trat näher an ihn heran. Er stand unnatürlich, etwas schief. „Sasuke-kun, alles in Ordnung?“ fragte sie zaghaft und legte eine Hand auf seine Schulter. „Nichts ist in Ordnung! Siehst du das denn nicht verdammt?!“ Er drehte sich um und schrie ihr die Worte ins Gesicht. „Sasuke-kun, was ist los?“ Die Stimme der Kunoichi war leise. Was war bloß los mit ihm? In der Hütte was er anders gewesen. War es bloßes Mitleid, welches sich als Freundlichkeit tarnte? „Mein Fuß!“ schrie Sasuke immer noch wütend. Er schlug ihre Hand weg, als sie die seinige fassen wollte, um ihn zu beruhigen. „Ich kann ihn nicht bewegen, ich spüre ihn nicht, was ist das verdammt? Warum spüre ich meinen Fuß nicht mehr?!“ Der Schwarzhaarige sank in Sakuras Armen zusammen. „Was?“ Sie stand auf und lehnte Sasuke sachte auf de Boden. „Bleib hier, ja? Ich hole Tsunade-sama!“ „Tsunade-sama! Tsunade-sama!“ völlig aufgelöst hechtete Sakura ins Büro der Hokage, die sich gerade eine Flasche Sake gönnte. „Was ist los, Sakura?“ fragte sie ruhig, doch sie merkte, dass etwas nicht stimmte. Ihre Schülerin lief nicht ohne Grund wild durch die Gänge und schrie aufgebracht den Namen der besten Heilerin Konohas. „Sasuke-kun kann sein Bein nicht bewegen, er spürt es nicht einmal! Bitte, kommen Sie schnell!“ Die blonde Frau stellte die Sakeflasche ab und eilte mit Sakura ins Konoha Hospital. Die Sonne schien friedlich durch das Zimmer auf das Bett und weckte ihn sanft aus dem Schlaf. Er war wieder vollkommen gesund. Nun musste er nur noch einen Tag zur Beobachtung hier bleiben. „Sakura-san“ Lees Augen weiteten sich vor Freude. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“ Er umarmte sie stürmisch. Sie erwiderte zaghaft. „Was ist los? Ist etwas passiert?“ Sie nickte. „Sasuke-kun hat er mich gerettet, aber als wir nach Hause wollten hat er plötzlich Fieber bekommen. Es war kein normales Fieber, es war so schrecklich.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Seine Stirn war ganz heiß, er hat dauernd gezuckt und sich ständig gedreht.“ Sie schluchzte. „Und dann kam noch der Schüttelfrost dazu und jetzt kann er sein linkes Bein nicht mehr bewegen.“ Weinend fiel sie in Lees Arme. Das kalte Wasser tat gut auf ihrer Haut. Die rot verquollenen Augen schwollen langsam ab. Seit vielen Tagen hatte Sakura unaufhörlich geweint. Trotzdem hatte sie immer noch genug Tränen, um zu Hause zu sitzen, ihr Kissen voll zu weinen und sich von ihrer kleinen Schwester trösten zu lassen. Dabei war es gar nicht mehr Sakuras Art, einfach so zu weinen. Im Laufe der Zeit hatte sie gelernt, Gefühle und Emotionen zu unterdrücken, bei Missionen und beim Training. Nun konnte sie es nicht kontrollieren, es war so viel passiert. Die Entführung, Sasukes Krankheit, die unvorhergesehene Komplikation, einfach alles trug dazu bei, dass sie nun ein am nervlichen Ende angelangtes Wrack war, doch auch Sasuke erging es nicht besser. Er musste sich damit abfinden, nie wieder sein linkes Bein benutzen zu können. Wie das passiert war, das war selbst Tsunade ein Rätsel. Überanstrengung und die starke Erkrankung, dazu der psychische Stress. Das alles könnten Faktoren gewesen sein, trotzdem war es undenkbar. Seit Tagen stellten alle die wirrsten Theorien auf. Versteckte Giftpfeile, verbotene Jutsus, heimliche Angriffe, Flüche, alles Erdenkliche wurde aufgeschrieben und zu Tsunade gebracht. Bis jetzt kam man zu keinem Schluss. Täglich kaufte Sakura Blumen, ging ins Krankenhaus, stellte sie in eine Vase und ging wieder. Anfangs hatte sie versucht, mit Sasuke zu reden, doch jedes Mal hatte er abgeblockt oder sie angeschrieen, sodass sie wieder in Tränen ausbrach. Es tat ihr in der Seele weh, ihn so zu sehen. Wie einen Krüppel, einen Behinderten. Sie wusste, dass ihm seine Rache wichtig war, das hatte sie akzeptiert. Genau deswegen litt sie mit ihm. In diesem Zustand würde er nie seinen Bruder töten können, das war unmöglich. Aber da war noch etwas, viel größer als das Mitleid und der Schmerz. Die Angst. Unvorstellbar große Angst, dass er nun, wo er nicht mehr gehen konnte, zu Orochimaru wechseln würde. Früher oder später würde ihn die Machtgier und der Drang nach Stärke genau in die Arme des San-Nin treiben. Es war nur eine Frage der Zeit und der Geduld des jungen Uchihas. Kapitel 8: Hilflos ------------------ Es ist so verdammt schwer! „Sasuke-kun? Bist du da?“ Ein 15-jähriges Mädchen tapste mit den weißen Socken auf den Balkon der kleinen Wohnung. Es war kalt, feucht und ihr Geburtstag. Der 28.März. Wie sehr hatte sie darauf hingefiebert, gehofft, alles würde besser werden. Doch dem war nicht so. Sakura umfasste das Glas fester und schob die Türe wieder zu. Der Nachtwind umspielte ihren Körper, der von einem blassgelben Kleid umschlungen war. Dennoch jagte es ihr einen Schauer über den Rücken. „Sasuke-kun, möchtest du vielleicht etwas trinken?“, fragte die gerade fünfzehn gewordene lieblich. Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie bloß eine abweisende Antwort bekam. Es war schon seit drei Monaten so. Seit der Chu-Nin Auswahlprüfung Ende November, die TenTen, Hinata, Kiba und Choji bestanden hatten. Sakura sah traurig zu Boden. Sie konnte nichts tun, außer abzuwarten und immer wieder versuchen, Sasuke ins Leben zu holen. Seit diesem Vorfall hatte er sich nicht oft blicken lassen. Es war für alle eine große Überraschung, dass er an Sakuras Geburtstag überhaupt kam. Sie drehte sich wieder um und legte die Hand auf den Griff der Türe, um sie wieder aufzumachen und in die Wohnung zurückzukehren. „Bitte bleib.“ Die Rosahaarige schreckte auf. Hatte sie sich verhört? Das konnte unmöglich Sasuke sein, der das gesagt hatte. Der Junge, der am Geländer lehnte, daneben die Krücken abgestellt und mit leerem Blick auf die Straßen Konohas sah. War es wirklich der jüngste Uchiha, welcher sie gebeten hatte zu bleiben? „Hier.“ Sakura reichte ihm das Glas mit Wasser und lächelte sanft. „Weißt du schon etwas Neues?“ Es war klar, dass diese Frage kam. Warum auch sonst hätte er ihre Anwesenheit gewünscht. Traurig schüttelte sie den Kopf und sah ebenfalls hinunter auf die dunklen Straßen. „Wir wissen es noch immer nicht. Ich gehe täglich mit Tsunade-sama in die Bibliothek und durchforste Bücher nach einem Anhaltspunkt, aber keine der Sachen stimmt mit dir überein. Entschuldige.“ „Bitte, Sakura, sag mir nur eines. Und sei ehrlich, ich bitte dich.“ Er schluckte und sah sie aus seinen schwarzen Augen an. „Werde ich mein Bein jemals wieder vollständig bewegen können?“ „Ich…wenn du deine Übungen machst, die dir Tsunade-sama gezeigt hast und an dich glaubst-“ „Keine Ausflüchte in leere Versprechungen, die mir Hoffnung machen sollen. Ja oder Nein?“ Sakura schluckte schwer, doch was hatte es für einen Sinn ihm etwas vorzulügen, er würde daran zerbrechen. „Nein.“ „Guten Morgen!“, grüßte Hinata. „Hallo, Hinata-chan“, sagte Sakura. Die Hyuga setzte sich zu ihrer rosahaarigen Freundin und bestellte einen Eisbecher. „Du wolltest mich sprechen, Sakura-chan?“ „Es geht um Sasuke-kun. Ich mache mir Sorgen.“ „Glaubst du das im Ernst? Ich meine, er hat dich geküsst. Weshalb sollte er Konoha trotzdem verlassen?“ „Keiner hier kann ihm helfen, nicht einmal Tsunade-sama. Wir wissen nicht, wie das passieren konnte. Weder eine Ursache noch sonst irgendwas. Er kann es einfach nicht mehr spüren und bewegen. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll…“ Ein paar einzelne Tränen tropften auf den Tisch des Cafes, in dem sich die Freundinnen getroffen hatten. „Du bist nach Tsunade-sama die beste Medic-Nin in ganz Konoha, wenn du das nicht schaffst wer dann? Du musst nur an dich glauben!“ Wie aufmunternd Hinata doch immer sein konnte. Aber für Sakura war es längst beendet. Sasuke würde endgültig zu Orochimaru gehen. Nur er könnte ihm helfen und das wussten beide nur zu gut. Der Nachtwind spielte mit Sakuras Haar und wehte leicht ihre Kleidung hoch. Sie befand sich auf dem Weg zu Sasukes Wohnung, wo sie jeden Morgen vorbeischaute und ihm Frühstück brachte. Die Fenster des Apartments kamen zum Vorschein. Nur eines war beleuchtet. Sakura ging immer weiter, schnelle Schritte trugen sie Richtung Türe. Das Licht ging aus, eine Tür flog zu, wahrscheinlich die Eingangstüre. Eine Gestalt, schwer zu erkennen, kam ihr entgegen. Sie bewegte sich normal, es konnte unmöglich Sasuke sein. „Was zum…? Sasuke-kun?“, fragte Sakura in die Schwärze der Nacht hinein. „Bist du das?“ Die Person glitt an ihr vorbei und blieb wenige Meter hinter ihr stehen. Sie war wie erstarrt, noch einmal dasselbe durchmachen zu müssen, das würde sie nicht schaffen. „Lebwohl.“ Das war das einzige, was Sakura von Sasuke hörte. Er stand tatsächlich hinter ihr, bepackt mit einem Rucksack und bereit dafür, endgültig auf die dunkle Seite der Macht zu wechseln. „Sasuke-kun, geh nicht…noch einmal überstehe ich das nicht, bitte…“, wisperte die Rosahaarige leise in die Nacht hinein und schloss dabei mit diesem Kapitel ihres Lebens ab. Sie wusste, noch einmal konnte sie ihn nicht aufhalten. „Sakura, du weißt, dass ich nicht bleiben kann. Versteh das und akzeptiere meine Entscheidung.“ Seine Stimme klang so unglaublich kalt. So unwirklich, weit weg und entschlossen. Der letzte Funken Hoffnung, der in ihr aufgeblüht war, verdörrte zu einer braunen Knospe der Trauer. Sie drehte sich um, wieder liefen Tränen. Sakura musste traurig lächeln. „Siehst du, ich muss wieder wegen dir weinen. Ich sage es noch einmal, Sasuke-kun, Rache macht dich nicht glücklich. Und auch nicht mich oder Naruto oder sonst irgendjemanden. Wenn du Itachi getötet hast wirst du innerlich zerbrechen. Tu uns beiden das nicht an.“ Vor Verzweiflung begann sie lauter zu werden: „Ich flehe dich an, bitte, Sasuke-kun! Was war mit dem Kuss? Mit deiner liebevollen und fürsorglichen Art, mit der du dich um mich gekümmert hast, als ich verletzt war? War das alles nur ein Spiel?“ Was sollte er darauf antworten? Ja? War es einfach nur ein Spiel, damit er ein letztes Mal die Liebe spüren konnte, ein letztes Mal leben konnte, bevor er in die Abgründe seiner Rache stürzen würde? War Sakura wirklich nur ein Objekt gewesen, welches ihm dabei half, sein Leben ein allerletztes Mal auszukosten? „Ja.“ Eine Welt brach zusammen. Warum tat er das? Warum tat er ihr nur so verdammt weh? Es schmerzte so sehr. Alle Tränen, die sie seinetwegen vergossen hatte, waren also umsonst gewesen? „So ist das also.“ Sakuras Stimme versiegte in der dunklen Nacht und hinterließ Tränen, die stumm ihren Weg zu Boden fanden. „Dann geh.“ Woher kam bloß diese feste und entschlossen Stimme ihrerseits? Für beide, Sakura und Sasuke, war es eine Überraschung. Meinte sie das ernst? Wollte sie wirklich, dass ihre große Liebe sie verließ? Oder war sie nur gezwungen dies zu sagen, weil er sie mit seinem letzten Wort innerlich zerschmettert hatte? „Meinst du das ernst? Ist das dein Wunsch?“ durchbrach die männliche Stimme die tödliche, angespannte Stille. Sakuras konnte nicht antworten. Sie zwang sich zu einem zaghaften Nicken und wischte ihre Tränen von den Wangen. Natürlich war es gelogen, sie wollte seine Nähe spüren, seinen Duft riechen und ihn jeden Tag aus verträumten Augen ansehen. Doch ihr Stolz ließ es nicht zu. Wenn er nur mit ihr spielte, mit ihren Gefühlen, Ängsten, Wünschen und Hoffnungen, dann war es besser für sie beide, wenn der Uchiha Erbe Konoha verlassen würde. An die Folgen, dass Orochimaru endlich bekommen sollte, was er begehrte, dass dies der Untergang Konohas sein könnte, daran dachte Sakura bei ihrer egoistischen Entscheidung nicht. „Wenn das so ist. Lebe wohl, Sakura. Verzeih mir.“ Bilder rasten vor ihrem geistigen Auge vorbei. Alles war so schrecklich schmerzhaft, Sakura konnte es nicht ertragen - die Hänseleien der anderen Kinder, die Begegnung mit Ino, ihr Auseinandertreiben wegen Sasuke, der Tag, an dem die Rosahaarige ihrer Freundin die Feindschaft ankündigte, die Freude, als sie mit Sasuke in ein Team kam, die Beleidigungen, die er über sie ausließ, die erste Berührung, der erste Kuss, die vielen Abenteuer - alles schlitterte in einem wilden Karussell an Sakura vorbei. In ihren grünen Augen stiegen, wie schon so oft, Tränen der Verzweiflung auf. Doch diesmal blieben sie ungeweint. Keine einzige Träne würde mehr über ihre Wangen rollen und ihr wunderschönes Gesicht verschandeln. Das schwor sie sich hier und jetzt und für alle Zeiten. Ein Windhauch ließ der Kunoichi einen kalten Schauer über den Rücke laufen. Ein letztes Mal drehte sie sich um und sah Sasuke in die Augen. Er stand vor ihr, sah auf sie herab. Sekunden später bemerkte sie, wie seine Lippen auf den ihrigen lagen. Nur kurz, zaghaft und fast nicht zu spüren. Die grünen Augen waren geschlossen, ein kalter Luftzug ließ sie vernehmen, dass diese Kapitel ihres Lebens abgeschlossen war. Kapitel 9: Entführt ------------------- Der Weg ins Glück oder in die Verdammnis? „Ayase? Bist du schon da?“ Sakura streifte sich die Schuhe ihrer Ninja Kleidung ab und löste den Pferdeschwanz. Die Haare fielen wild auf die Schulter auf die grüne Chu-Nin Weste. „Nee-chan? Höchst verdächtig…“ Die Haruno durchforstete sämtliche Verstecke, die ihre Schwester oft benutzte, um sie aus dem Hinterhalt zu erschrecken. Sie war eine gute Kunoichi geworden. In ihrem zarten Alter von zwölf war sie eine ausgezeichnete Ge-Nin, als Beste in ihrem Jahrgang, abgeschlossen. Seit 2 Monaten übte nun auch die jüngere der beiden Schwestern den harten Job als Ninja aus. In keinem der perfekt gewählten Verstecke befand sich die schwarzhaarige Ayase. „Vielleicht hat sie ein neues Versteck, mal sehen…“, überlegte Sakura laut. Die Schlafzimmer waren leer, auch das Bad und das Wohnzimmer zeigten keinerlei Spuren ihrer Schwester. Warum machte sie sich solche Sorgen? Möglicherweise war sie einfach nur bei Freunden oder hatte einen etwas länger dauernden Auftrag. Sie versuchte sich einzureden, dass der Grund zur Sorge weit hergeholt war. Aber sowohl ihr Bauchgefühl als auch ihr sechster Sinn ließen sie nie im Stich. „Hinata-chan?“ Die 17 Jährige drehte sich um. Sie war mit dem Chaosninja Nummer eins verlobt und arbeitete nun als Chu-Nin an der Ninja Akademie. „Guten Morgen, Ino-chan. Was ist denn los?“ Auch die Blonde hatte einen Job als Lehrerin angenommen. Nun, da sie glücklich mit Shikamaru zusammen war, wollte sie nicht mehr so oft auf Missionen gehen. Nur ab und zu, wenn etwas besonders Spannendes im Angebot war, ließ sie sich von der Versuchung leiten und nahm einen Auftrag an. Sakura war die einzige der weiblichen Ninjas ihres Jahrgangs, die noch als Vollzeit Shinobi arbeitete. Im Laufe der Zeit hatte sich die Feindschaft der beiden Mädchen verloren, nun waren sie zusammen mit Hinata die besten Freundinnen. „Wegen der Hochzeit, ich kann den Strauß, den du dir gewünscht hast, nicht zusammenstellen. Der Lieferant meinte, das Zuchthaus des Gärtners, bei dem er die Blumen kaufe, wäre angezündet worden. Es tut mir leid. Ich kann nirgends Orangenblüten und Tulpen finden, entschuldige.“ Ino verbeugte sich leicht und blickte ihre Freundin traurig an. Es waren Hinatas Lieblingsblumen, und als Floristin konnte die Blonde nur zu gut verstehen, was einem Lieblingsblumen bedeuteten. Vor allem bei der eigenen Hochzeit, bei der alles perfekt sein sollte. „Es wird schon ohne Orangenblüten gehen, dann gib aber bitte mehr von diesen hellvioletten rein, sei so lieb.“ „Gerne.“ „Danke.“ „O nein! Ayase?! Wo bist du?!“ Vor Panik schreiend raste Sakura durch das kleine Haus, hinaus in den Garten. Sie durchforstete alles, den kleinsten Winkel. Doch ihre Befürchtung blieb leider Gottes bestätigt. „Scheiße!“ Ein Zettel weilte zerknittert in ihrer geballten Faust, daneben ein Stirnband mit einer Note darauf. Es war logisch, dass es eines Tages passieren würde. Doch Sakura hatte gehofft, Ayase würde zu dem Zeitpunkt schon stark genug sein, um sich zu schützen. Sie war doch bloß ein Ge-Nin, wie sollte sie sich gegen Orochimarus Ninjas wehren? Sie war stark, keine Frage. Ihr Chakra übertraf Sakuras zwar noch nicht, aber sie konnte Jutsus, davon wagte die Ältere nur zu träumen. Trotz dieses Vorteiles war Sakura war erfahrener. Sie wusste, wo sie zielen musste, um Schade zuzufügen. Sie kannte Strategien, Taktiken und vor allem war es Routine für sie. Die jüngere der Schwestern war noch etwas ängstlich, sie zeigte es nicht, doch in ihrem Inneren traute sie sich noch nicht so viel zu wie es sich ihre Schwester tat. Waffentechnik, Jutsus, Chakrakontrolle, all das war bei der 17-Jährigen besser ausgereift und perfektionierter als bei der Jungen. „Ayase, halte bitte durch.“ Sakuras Blick verfinsterte sich. Ihre Augen verengten sich ein wenig und wirkten entschlossener als je zuvor. Sie musste ihre Schwester aus den Fängen dieses Wahnsinnigen retten. Anders würde er nicht nur sie umbringen, sondern auch Konoha dem Erdboden gleich machen. „Sakura!“ riefen Ino und Hinata, die über die endgültige Zusammenstellung des Hochzeitsstraußes sprachen. Sakura bemerkte die jungen Frauen nicht einmal. Sie ignorierte sie, für Erklärungen oder Smalltalk blieb keine Zeit. „Was war denn das? Sie hatte ja noch ihre Chu-Nin Kleidung an.“ Ino starrte ihrer Freundin nach. Es war unüblich, dass sie so kopflos und aufgeregt durch die Gegend rannte. Vor allem nicht Richtung Nordausgang von Konoha-Gakure. „Ich habe keine Ahnung, aber sie war komisch.“ Während sie, so schnell wie sie ihre Beine tragen konnte, lief, hakte Sakura die geistige Liste ihrer Ausrüstung ab. Sie war in Gedanken, mehr als sie wollte und vor allem sollte. So merkte sie nicht, wie sie vom befahrenen Handelsweg des Waldes zum und vom Feuerreich weg abdriftete und durch den dunklen Teil lief. Es war kürzer, doch gefährlicher. Es gab wilde Tiere und giftige Pflanzen, die sich um den Knöchel schlangen, doch die Kunoichi war zu sehr damit beschäftigt, Stoßgebete in den Himmel zu schicken, als dass sie dies bewusst zur Kenntnis nahm. Doch etwas gab es noch in diesem Wald. Etwas, was gefährlicher war, als alle Tiere zusammen. Etwas Blutrünstiges und Gnadenloses. Mehrer Stunden trugen sie nun schon ihre Beine. Mit jedem Schritt wurde sowohl Hoffung als auch Panik größer. Mit jedem Schritt entfernte sich Konoha, mit jedem Schritt kam Oto näher. Mehrere Kunais kamen wie aus dem Nichts auf die Kunoichi zugeschossen, als sie eine kleine Lichtung im Eiltempo überquerte. Geschickt und schnell wich sie jedem einzelnen aus und fing zwei davon auf. „Was war denn das?“ Hastig blickte sie um sich. Nirgends war auch nur ein Stück von etwas Verdächtigem zu sehen. Doch da waren Chakren. Ganz eindeutig, sie wurden unterdrückt, schlecht unterdrückt. Man konnte sie leicht und ohne große Probleme aufspüren. „Kommt raus, ich habe keine Angst!“ Es waren mindestens 20 Ninjas, die reagierten und in einem Kreis um die junge Frau standen. Sie aktivierten ihre Chakren zur Gänze - sehr stark waren die Oto-Nin wohl nicht, aber trotzdem haushoch in der Überzahl. „Ihr gehört zu Orochimaru, nicht wahr?!“, fragte Sakura als Bestätigung ihrer Vermutung. Sie bekam keine Antwort. Stattdessen rasten die Männer gleichzeitig auf sie zu. Leicht schmerzte die linke Hand, trotzdem war sie noch voll einsatzfähig. Vier der Sound-Nin lagen tot oder zu mindest bewusstlos am Boden. Sakura hatte keine Zeit, um den Puls zu überprüfen. Sie schlug sich gut. Sie hatte einige Kratzer abbekommen und später würde sich blaue Flecken bilden, doch mehr hatten die Angreifer nicht erreicht. „Ist das alles? Ich bin enttäuscht!“ Ein leichter Luftzug erreichte ihren Rücken. Jemand war hinter ihr aufgetaucht. Sie wollte sich nicht umdrehen. Wer sich da hinter ihr verbarg, das wusste sie längst. Trotzdem drehte sich ihr Körper wie automatisch um. „Sasuke? Wie schön dich zu sehen.“ Keiner konnte sein Chakra so perfekt unterdrücken. Sie hatte es nicht gespürt. Doch nun, wo er die psychische Kraft aktiviert hatte, riss es sie nahezu um. Es tat fast weh, nein, es lastete wirklich ein leichter Druck auf ihren Rippen. Seit dem Bruch war sie auf dieser Stelle empfindlicher, nahm alles viel intensiver und verstärkter wahr. Ihre Hand fuhr zu der leicht pochenden Stelle und legte sich wohltuend darauf. „Ist es so besser?“ Der Schwarzhaarige hatte wieder einen Teil unterdrückt. „Danke, Sasuke.“ Er machte eine kurze Handbewegung, keine Sekunde später standen die beiden jungen Erwachsenen alleine auf der Lichtung. „Was willst du hier? Ich komme nicht zurück.“ Er sah sie gefühllos an. „Ich…ich bin nun auch eine Abtrünnige. Ich bin aus Konoha geflohen.“ „Warum?“ „Ich habe…einen von der ANBU getötet, er wollte sich an einem kleinen Mädchen vergehen.“ Natürlich war das eine blöde und höchst unglaubwürdige Aussage, doch ihr war auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen. Zu ihrem Glück beließ er es dabei und packet grob ihr Handgelenk. „Komm mit.“ Es war spontan, nicht vorgesehen, doch so konnte sie nach Oto-Gakure. Sie musste nichts im Geheimen machen, konnte sich dort hoffentlich frei bewegen und vor allem würde keiner misstrauisch werden. Etwas Besseres hätte ihr gar nicht passieren können. Das Licht wurde von den großen Metalltoren verschluckt und gehindert, in den großen Raum einzudringen. Am Ende des Saales stand ein Thron, prunkvoll und groß, wie er einem König gebührte. Darauf saß ein Mann, gelbe Augen, fast wie die einer Schlange, schwarzes Haar und einen Blick, der einem abtrünnigen San-Nin würdig war. „Sasuke-kun, wen hast du mit dir gebracht?“ Orochimaru leckte sich über die Lippen. Es war dunkel, er konnte Sakuras Gestalt erkennen, doch er vermochte sich nicht, sich an sie zu erinnern. Sasuke kniete nieder und zog auch die Rosahaarige mit sich hinunter. „Orochimaru-sama, ihr Name ist Hayabusa Kaname, sie ist eine Abtrünnige aus dem Dorf, das versteckt im Nebel liegt.“ Sie stockte. Was redete er da nur? „Und weswegen wurde sie zu einer Ausgestoßenen?“ „Sie ermordete mehrere Mitglieder der ANBU, weil diese sie beleidigt hatten, Meister.“ „So, so, Kaname-chan also. Sasuke-kun, sie wird bei dir wohnen. Weise sie ein und bring ihr unsre Regelung bei, du darfst mit ihr machen was du willst.“ „Sehr wohl, Meister.“ Erneut verbeugte er sich und stand auf. Sasuke streckte die Hand zu Sakura und half ihr auf. „Komm mit, Kaname-chan.“ Kapitel 10: Schwäche -------------------- Immer das Ziel vor Augen halten! Ein Knarren ertönte und schreckte eine junge Frau auf. Ihre langen Haare wippten leicht mit, als sie vom Schlafzimmer zum Eingang lief um zu sehen, wer das kleine Haus betreten hatte. „Willkommen zurück, Sasuke-kun. Wie ist deine Mission verlauf-“ Die blonde Frau stockte, als sie das Mädchen hinter ihm sah. „Wer ist das?“ „Das geht dich nichts an, und jetzt verschwinde.“ Er packte sie am Handgelenk und warf sie kaltherzig aus der Wohnung. „Sasuke-kun…“, flüsterte Sakura, als sie in seine Augen sah. Er schaute weg. „Zieh dir erstmal etwas anderes an.“ Sasuke verschwand im Schlafzimmer und ließ seine ehemalige Kameradin verdutzt und verwirrt stehen. „Hier, ich denke das müsste in etwa passen.“ Die Kunoichi trat aus dem Raum und stellte sich vor Sasuke, der sie prüfen ansah. „Was denn?“ „Schon okay, ich denke das sollte fürs erste reichen.“ „Wie reichen? Warum muss ich das tragen?“ Sie hatte ein schwarzes Oberteil an, auf dem Rücken das Emblem der Uchiha Familie. Es sah genauso aus wie das, was Sasuke angezogen hatte. Außerdem noch eine schwarze Hose, die relativ weit und überhaupt nicht ihre Größe war. „Damit du hier in Sicherheit bist, verstanden?“ Sie schüttelte den Kopf. Der Uchiha deutete mit seiner Hand auf den Platz gegenüber von ihm. „Setz dich, ich werde dir alles erklären.“ Gehorsam ging sie zögernd zu ihm und setzte sich ihm gegenüber. Sakura schluckte unhörbar. „Sasuke-kun? Darf ich dich etwas fragen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr sie fort. „Warum hast du mich nicht getötet? Du brauchst mich doch nicht, ich war immer nur eine Behinderung, eine Last.“ „Wenn du nun auch eine Abtrünnige bist, so wie du es gesagt hast, dann habe ich keinen Grund dich zu töten. Ich weiß, dass es schwer ist, ohne Heimat, ohne Familie. Ich dachte, ich kann dir helfen.“ Sakura wandte den Blick zu Boden. So Recht konnte sie es zwar nicht glauben – warum sollte er ihr auch helfen wollen? – aber sie beschloss, es erstmal dabei zu belassen und nicht weiter nachzufragen. „Hier in Oto herrschen andere Regeln als in Konoha – besonders für Mädchen und Frauen. Hier leben viele Nuke-Nin, sie unterdrücken die wenigen Menschen, die in Frieden leben wollen. Oto-Gakure war früher ein kleines Dorf. Es gehörte zu keinem Reich, hielt sich aus Kriegen raus und war politisch neutral. Damals hieß es Tenjuto. Orochimaru sah darin ein ideales Imperium, welches er nach und nach aufbauen konnte. Er übernahm es kurzerhand und siedelte sich und seine Anhänger hier an. Die Menschen hier, die schon früher in Tenjuto lebten, sind einfache Bauern oder Arbeiter. Manche haben Imbissbuden, andere Boutiquen oder kleine Lebensmittelläden. Nach außen hin ist Oto ein normales Dorf wie Konoha. Doch es gibt grundlegende Unterschiede. Es gibt kein Gesetz, wie du es von deiner Heimat kanntest. Hier herrscht das Recht des Stärkeren. Wer eine hohe Position bei Orochimaru hat und schwere Aufträge erledigt, der darf hier alles, was er will.“ Sakura stutzte bei jedem Wort, welches sie hörte. Dennoch interessierte sie eine Sache nach wie vor. „Aber warum muss ich dann deine Sachen tragen?“ „Ganz einfach, die gefährlichen Typen nehmen sich alles was sie wollen. Einfach so. Ohne Rücksicht. Und wenn ihnen ein Mädchen gefällt, dann passiert etwas mit ihr, was du nicht wissen und schon gar nicht erleben willst, glaub mir. Ich bin eine der angesehenen Personen hier, sie kennen mein Wappen. Wenn du das trägst, dann gehörst du zu mir. Keiner wird wagen, dich auch nur anzusehen.“ „Sasuke …“ „Viele Abtrünnige die hier leben sind nur mittelklasse. Ein paar sind wirklich stark, aber mit den meisten wirst du hier sicherlich fertig. Trotzdem rate ich dir, die erste Zeit möglichst unauffällig zu sein. Du bist neu hier. Bis du dich eingelebt hast und weißt, wie hier alles läuft, solltest du dich in nichts einmischen und Streit und dergleichen aus dem Weg gehen.“ „Ich habe nur eine letzte Frage. Warum hast du mich Kaname genannt?“ „Glaub mir, du willst nicht wissen was Orochimaru mit dir gemacht hätte, falls er dich erkannt hätte.“ Sasukes Stimme wurde leiser und trauriger. Wenn auch kaum merklich. „Du hast dich sehr verändert. Hätte ich deinen Namen gesagt, würde sich Orochimaru an dich erinnern. Er weiß, dass du gefährlich werden könntest. Der Name dient dir als Schutz. Benutze ihn überall. Es dient deiner eigenen Sicherheit.“ Der Schwarzhaarige stand auf und trat aus dem Raum, der gewissermaßen das Wohnzimmer darstellen sollte. „Du kannst dich hier frei bewegen, aber gehe nicht außerhalb der Mauern Otos und vor allem, geh noch nicht zu weit von hier weg, verstanden?“ Sakura nickte. „Wohin gehst du?“ „Zu Orochimaru, ich muss noch einiges klären. Die meiste Zeit werde ich auf Missionen sein, also halte dich an meine Worte.“ Sasuke trat aus dem Haus und schloss die Türe. Erst jetzt nahm Sakura ihre Umgebung richtig wahr. Es war dunkel, alle Vorhänge waren zu und ließen nur spärlich Licht durch den Stoff. Man konnte fast nichts sehen, alles war in ein paar verschiedenen Grautönen zusammengeschmolzen. Langsam richtete sie sich auf und tastete an der Wand nach einem Lichtschalter. Plötzlich erstrahlte alles in einem hellen Farbton. Sakura kniff die Augen zu, so viel Licht hatte sie in letzter Zeit nicht gesehen. Die Wohnung war klein. Es standen karge Möbel im Wohnzimmer. Eine Bank in grau, ein Tisch aus Holz und ein Kasten, der verschlossen war. Die Küche war das nächste Zimmer, in das sie kam. Ein Esstisch und zwei Sessel standen auf dunkelweißen Fliesen, sonst die übliche Kücheneinrichtung. Der Spiegel im Schlafzimmer zeigte Sakura ihr Selbst. Sie sah an sich hinunter. Wie lange hatte sie sich gewünscht, das Uchiha Emblem auf ihrem Rücken zu tragen, zu Sasuke zu gehören. Doch sie fühlte sich unwohl. Sie hatte alle belogen, ihren Freunden ihr Vorhaben verschwiegen und noch dazu auf eigene Faust gehandelt, was dem Kodex eines Ninjas widersprach. „Verzeiht mir.“ Ihre Stimme war leise, sie biss sich auf die Lippe. Hinter ihr bemerkte sie ein Bild. War es das, was sie vermutete? Langsam ging sie in Richtung Nachttisch, nahm den Rahmen hoch und begutachtete ihn traurig. Wie vermisste sie die alten Zeiten. Den Streit mit Naruto, die Verspätungen Kakashis und die kindische Schwärmerei für den jüngsten Uchiha. Doch sie war jetzt hier, die Zeiten hatten sich geändert. Sie war nicht mehr das kleine schwache Mädchen, keine Last. Für wenige Momente hatte sie vergessen, weshalb sie das tat. Sie musste ihre kleine Schwester befreien. Abermals fiel die Türe ins Schloss. Sakura musste Informationen beschaffen. Auch wenn ihr Sasuke geraten hatte, in der Nähe des Hauses zu bleiben. Sie war keine echte Nuke-Nin, genauso wenig wie sie jemals vorhatte, ihr Leben hier zu fristen. Ihr Ziel war klar: Ayase retten und nach Konoha zurückkehren. Und wenn sie sich jetzt von Gefühlen leiten und beeinflussen ließ, dann würde ihre Schwester das Leben verlieren. Keine Minuten später ragte vor ihr ein großes Gebäude in den Himmel. Es sah aus wie ein Palast. Vor wenigen Stunden war sie dort gewesen. Dort, wo die Dunkelheit so stark war, dass man die Hand nicht vor Augen sehen konnte, wo ein Mann, nein, ein Monster saß, welches ihr oft schlaflose Nächte voller Sorge bereitet hatte. Orochimaru. Sasuke war dort, würde sie seinen Angaben trauen können. Doch das alles war ihr egal. Zu viel Zeit hatte sie schon hier verschwendet, sie würde keine weitere Sekunde zögern. Nicht auszudenken, was diese Schlange mit ihrer Schwester anstellen würde, sobald er es bekommen hatte. Ihre Beine trugen sie immer schneller Richtung Eingang, bis sie sich kraftvoll vom Boden abstießen und den zierlichen Körper der jungen Kunoichi lautlos in eine Nische auf dem Dach beförderten. Pure Entschlossenheit blitze aus den grünen Augen, Selbstzweifel waren unterdrückt und auch die Angst zu versagen war wie weggeblasen. Es zählte nur noch eines. Ihre Schwester. Und sollte sie dabei ihr Leben verlieren, es war längst nicht so wertvoll wie das von Ayase. Denn Sakura hatte es nicht, ihr war die Gabe verwährt worden. Deswegen musste die Ältere ihre kleine Schwester um jeden Preis beschützen. Ein Knarren ertönte, die große Flügeltüre ging auf und ließ die Sicht auf einen Mann frei werden. Er stand vor dem Thron und kniete sich hin. „Meister, das Mädchen weigert sich.“ „Foltert sie bis sie etwas sagt, hast du verstanden? Ich will es endlich in meinem Körper spüren.“ Orochimaru wurde ungeduldig. Schon so lange hatte er darauf gewartet. Seine zischende Stimme wurde lauter. „Das ist die ultimative Waffe. Wenn ich sie habe, dann wird Konoha dem Erdboden gleichgemacht. Also beschaff sie mir, meine Geduld ist langsam erschöpft!“ Der Mann entfernte sich wieder. Kein Zurück, jetzt oder nie. Kurz kalkulierte Sakura ihre Chance durch. Wie wahrscheinlich war die Möglichkeit, dass sie wieder lebend herauskam? Eine Chu-Nin alleine gegen eine unbekannte Anzahl an Gegnern auf unbekanntem Gebiet. Sie verwarf ihre Rechnungen wieder. Sakura war gut, das wusste sie. Und jetzt war nicht die Zeit, in Selbstzweifel zu versinken. Langsam schloss sie ihre Augen im Schutz ihres Versteckes und formte die Fingerzeichen. Es war eine sehr gute Idee gewesen, die Kunchinton no Jutsu zu lernen, die Technik der Seelenverbundenheit. Ein Stockwerk unter der Erde, im unterirdischen Verließ Oto-Gakures, sank ein Mann vor Schmerzen schreiend auf die Knie. Eine zweite Seele hatte sich in seinem Körper eingenistet und zwang ihn dazu, sie das sehen zu lassen, was auch er sah. „Es geht los, jetzt oder nie!“ Kraftvoll sprang sie auf den Boden vor dem Eingangstor und lief, ohne Rücksicht auf Verluste, mitten in die Höhle des Löwen. Kapitel 11: Unterstützung ------------------------- Eine Hilfe, die man nicht erwartet hätte. Es wurde dunkel, kein Sonnenstrahl drang durch die Gemäuer, die den riesigen Palast Orochimarus bildeten. Es war still. Zu still für Sakuras Geschmack. Ihre Schritte hallten laut an den kalten Steinwänden wieder, es war wirklich zu leise. Und vor allem war sie zu laut. Langsam umfassten ihre Hände die Schuhe und streiften sie ab. Die schwarzen Kleidungsstücke blieben zurück, während sich die Kunoichi nun fast lautlos durch die düsteren und feuchten Gänge bewegte. Ohne zu wissen, wohin sie ging und vor allem wohin sie gehen musste, steuerte sie eine Treppe an, die nach unten führte. Sakura war schon einmal hier gewesen, damals bei der Chu-Nin Prüfung, als sie entführt wurde. Doch sie hatte nur ihre Zelle gesehen, wo sich diese befand und wo ihre Schwester nun war, wusste sie nicht. Ein lautes Atmen schreckte sie aus ihren Erinnerungen und holte sie in die harte Realität zurück. Die Rosahaarige war nun unten angelangt und stand neben einem Wächter, der seelenruhig den Schlaf der Gerechten schlief. Ein Kunai befand sich lose in seiner Hand, während ein Katana schief an seinen Sesseln gelehnt war. Ein größeres Geschenk hätte ihr der Himmel nicht machen können. Es grenzte schon fast an Ironie. Schnell griff Sakura nach den beiden Waffen. Das würde die ganze Sache um einiges einfacher machen. Ihre eigenen Waffen waren inzwischen sehr abgestumpft. Langsam entfernte sie das Schwert von dem Schlafenden und befestigte die Halterung an ihrer Hüfte. Früher oder später könnte sie die Waffe gebrauchen. Sie schauderte. Barfuss auf kaltem, nassen Stein zu gehen gehörte nicht zu den gesündesten Aktionen. Gelächter war von vorne zu hören. Hinter der Ecke war eindeutig jemand. Langsam umfasste ihre Hand einen Kunai und verkrampfte sich gespannt. „Komm schon, zier dich nicht so, Kleines!“ Die rauchige Stimme des Mannes drang Sakura bis ins Mark. Wenn das ihre Schwester wäre, an der sich dieser widerliche Kerl verging oder schon vergangen hatte, würde sie kurzen Prozess mit ihm machen. So sehr hatte sie sich bemüht, ihrer Schwester ein schönes Leben zu bieten. Sie hatte ihre Eltern verteidigt, obwohl es diese nicht verdient hatten, und hatte die Probleme von ihr fern gehalten. Und wofür? Dass sie nun zusehen musste, wie die Welt ihrer Schwester dennoch zerbrach? Sie sollte um Gottes Willen nicht so enden wie sie, das würde Sakura nicht verkraften. Flashback „Nein, bitte nicht! Mach mit mir was du willst, aber lass Aya-chan zufrieden!“ Sakura schrie aus voller Kehle. Sie war neun Jahre alt und hatte schon so viel Schmerz und Leid ertragen müssen, wie es ein Erwachsener nicht hätte durchmachen müssen. Schläge. Sie kamen unvorhergesehen und oft, brannten schmerzvoll auf der Haut und hinterließen schlimme Blutergüsse, die sie dann in der Schule mit schwachen Ausreden wegkomplimentierte. „Halt die Klappe du dummes Gör! Warum mischt du dich in Sache ein, die dich nichts angehen?!“ Ihr Vater schrie sie erzürnt an. Hinter ihr war das Objekt seiner Begierde, ihre kleine, vier jährige Schwester – seine Tochter! Und dennoch behandelte er sie, als wäre sie nur ein Lustobjekt, das man nach seinen Launen behandeln konnte. Dabei vergaß er, dass dieses zarte Wesen eine Seele hatte. Eine unschuldige und reine Seele, die drohte zu zerbrechen.Doch soweit sollte es nicht kommen. Das hatte Sakura beschlossen. Ihr war es mittlerweile egal, wie viel Schmerz er ihr selbst antat, ihre Seele war schon längst zerbrochen, die Splitter waren schwarz, befleckt von der Schande, die ihr ihr Vater mit seinen kranken Phantasien anhängte. Es schallte, ein Schrei war zu hören, dann war es ruhig. Ein Mädchen hielt sich den roten Handabdruck in ihrem Gesicht, während die Jüngere im Schutz ihrer Schwester vor Angst zitterte. „O-nee-chan…“ „Es ist okay, Aya-chan.” Die Rosahaarige wandte sich wieder zu ihrem Vater. „Mir kannst du längst nichts mehr anhaben. Füge mir so viel Wunden zu wie du willst, zerstöre mein Leben, meinen Körper und mein Selbstwertgefühl! Zerstöre alles, aber lass verdammt noch mal deine Tochter in Ruhe!“ Angewidert drehte er den Kopf weg und wandte ihnen schließlich den Rücken zu. „Dich zu adoptieren war die schlechteste Idee, die wir je hatten.“ Mit diesen Worten trat er aus Ayases Schlafzimmer und ließ seine beiden Töchter zurück. „Warum macht Papa so schreckliche Sachen?“ „Mach dir keine Gedanken. Ich werde dich beschützen, Aya-chan. Weißt du, mir kann er so viel zufügen wie er möchte, aber dich wird er kein einziges Mal so behandeln. Glaub mir, irgendwann wir alles besser. Ich verspreche es dir.“ Sie umarmte ihre schwarzhaarige Schwester und trat zitternd aus dem Zimmer. „Schlaf schön.“ Ihre Stimme brach und ging in ein Schluchzen über. Das Licht ging aus. Zurück blieb eine Welt voller Dunkelheit. Tränen flossen. So stark wie Sakura vor ihrem Vater und ihrer Schwester tat war sie in Wirklichkeit nicht. Nicht einmal annähernd. Sie zog die Beine enger an und drückte den Rücken gegen den Fensterrahmen. Wie jede Nacht beobachtete sie die Sterne und wünschte sich, dass sie ein normales Leben führen würde. „Wieso kann er nicht einfach verschwinden? Was haben wir ihm bloß getan, dass er so gemein ist? Ich verstehe das nicht…“ Ihre Stimme brach erneut. Sie hatte sich nie als seine Tochter gefühlt. Manchmal sogar nicht einmal als Kind. Und als sie dann auch noch die Adoptionspapiere sah, auf denen ihr Name stand, brach eine sowieso schon kaputte Welt endgültig in ihre Millionen Scherben zusammen, die niemand zu reparieren vermochte und konnte. Flashback Ende Sakura schüttelte den Kopf. Solche Gedanken und Erinnerungen hatten nichts, aber auch gar nichts in einer solchen Situation zu suchen. Warum dachte sie jetzt an soetwas? Ihr Vater war seit Jahren tot, alles hatte sich einigermaßen normalisiert. Dennoch, die Scherben ihrer Welt lagen immer noch vermischt mit den Überresten ihrer Existenz und ihrer Seele auf dem dunklen Boden. Nein! Sie war nicht schwach. An so etwas durfte sie nicht denken. Andernfalls hätte sie es kaum zur Chu-Nin geschafft. Ihre Hand klammerte sich um den Kunai, ihre Augen strahlten erneut den Glanz purer Entschlossenheit aus. Sie trat ins Licht und stellte sich vor den Mann, der mit seiner rauchigen, dunklen Stimme einem Mädchen Angst machte. „Was? Wer bist du denn?“ Doch bevor er eine Antwort erhielt, rann Blut an seinem Körper hinunter. Ein Kunai war so schnell in seine Bauchhöhle gebohrt worden, dass er es erst jetzt merkte, als der Schmerz einsetzte. „Wo ist Ayase?“ „Ich kenne keine, die so heißt“, presste der blutüberströmte Mann hervor. Seine Stimme war schwach, klang aber trotzdem noch wie ein Reibeisen. Sakuras Blick verfinsterte sich. Sie war eine Medical-Nin und wusste, wo man zielen musste, um den Gegner um ein Haar überleben zu lassen. Ein Schrei hallte durch die Gänge. Der Kunai hatte sich tiefer in sein Fleisch gebohrt. „Das kleine Mädchen, auf das es Orochimaru abgesehen hat! Sag schon!“ „Da vorne links, und dann…aah…dann durch das Tor…“ Entsetzt beobachtete ein junges Mädchen das grausame Schauspiel. Sie zitterte am ganzen Leib, dennoch war sie froh, dass der Alptraum ihrer Gefangenschaft nun ein Ende genommen hatte. Wie in Trance lief sie die nassen Gänge entlang, als Sakura ihre Ketten zerstörte und sie fortschickte. Ab jetzt zähle äußerste Vorsicht und schnelles Handeln. Vor dem Tor tätigte sie einen tiefen Atemzug, dann legte Sakura ihre zarten Hände an das kalte Metall des Tors. Sachte drückte sie dagegen, es war schon ein Spalt des inneren Raumes zu sehen, plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter, durchflossen von einem ihr allzu bekannten Chakra. „S-Sasuke? Was machst du hier?“ „Denkst du im Ernst, ich lasse dich da alleine reingehen?“ Kapitel 12: Rettung ------------------- Gerade noch rechtzeitig! „Ja aber, wie hast du…? Warum bist du…? Was machst du…?“ Sakura war unfähig, eine ganze Frage zu formulieren. Zu viele schwirrten in ihre, Kopf herum, als dass sie alle hätte stellen konnte. „Ich erkläre dir alles Weitere, wenn wir hier endlich raus sind. Du brauchst nur zu wissen, dass ich Orochimaru keineswegs meinen Körper überlassen werde.“ Sie nickte, immer noch vollkommen perplex. Sakura lächelte schief. Sie hatte ihre Fassung noch immer nicht wieder. „Gut…dann gehen wir da jetzt rein?“ Die Entschlossenheit drang durch ihre gefragte Aufforderung und Sasuke nickte. Er drückte das große Tor ganz auf. Mindestens drei Dutzend Ninjas befanden sich in dem Raum, der wohl als provisorische Folterkammer diente. Eine Menge schrecklicher Geräte befand sich darin. Von einer Kopfzwinge bis hin zu einem großen Waagenrad und einer eisernen Jungfrau. An der Wand hing ein zugerichtetes, junges Mädchen. Das schwarze Haar fiel ihr ins Gesicht und verdeckte den Rest des gesenkten Kopfes. Die Arme waren nach oben ausgestreckt, an den Handgelenken waren Ketten befestigt, die ihr Ende in einer Verankerung an der Wand oberhalb der Kunoichi fanden. Kein Zweifel, es war Ayase. Doch der Anblick ihrer Schwester tat Sakura selbst mehr weh, als alles andere. Die zahlreichen Blutergüsse und Schrammen waren die leichtesten Verletzungen, die sich an ihrem zierlichen Körper befand. „Aya-chan!“ Völlig aufgelöst lief Sakura zu ihr, plötzlich spürte sie einen schmerzhaften Stich in der Magengegend, dann den harten Aufprall an der Wand und die Hände Sasukes, die sie wieder aufzerrten. „Sakura, alles in Ordnung?“ „Klar doch, ich bin Schlimmeres gewohnt.“ Ihre Augen verengten sich aus Wut und Schmerz und sie wischte das Blut, das aus ihren Mundwinkeln ronn, mit dem Handrücken ab. „Ist das denn alles? Habt ihr keine stärkeren Wächter? Ist euch das Bluterbe der Harunos denn so wenig wert?“ „Halt deinen Mund, Mädchen!“ Einer der Sound-Nin war verschwunden und hinter ihr aufgetaucht. Der Schlag, der sie direkt im Nacken treffen sollte, wurde von Sasukes Unterarm abgeblockt. „Uchiha-sama, was hat das zu bedeuten?“ „Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte.“ Er schleuderte den Mann gegen die gegenüberliegende Wand. „Geh mir aus dem Weg!“, schrie er überflüssigerweise. Das war das Stichwort für die anderen Oto-Nin. Es waren ungefähr dreißig, die im schnellen Tempo auf eine Konoha-Nin und einen ehemaligen Konoha-Nin zustürmten. Gleichzeitig wussten alle, dass sie nur solange eine Chance gegen den Uchiha hatten, wie sie in großer Überzahl waren. Sie hatten die Übungskämpfe gesehen, die er mit unzähligen mächtigen Gegnern bestritten hatte. Keiner hatte mehr als 5 Minuten gedauert. „Sakura, ich halte sie auf und du befreist deine Schwester, klar?!“ Sie nickte nur und lief geradewegs auf die bewusstlose Ayase zu. Solange, bis sich zwei große Shinobi vor sie stellten und ihr den Durchgang unmöglich machten. „Geht mir aus dem Weg!“, schrie sie und verpasste dem Einen einen kräftigen Tritt. Gleich darauf spürte der andere eine Faust in seinem Gesicht, die seinen Kopf herumriss und das Genick schmerzhaft verriss. „Ich habe euch gewarnt.“ Zufrieden wollte sie ihren Weg fortsetzten, als sich erneut mehrere Sound-Nin vor ihr aufbauten. „Mist, so komme ich nicht weiter!“, zischte sie. Sakuras Rücken stieß gegen den des Uchihas. „Ich dachte du wolltest Ayase retten!“ „Haha! Ich komme nicht zu ihr durch!“ Die Situation war ernst, trotzdem schaffte Sasuke es – gerade Sasuke Uchiha! –, sie zum Lachen zu bringen. Auch wenn es ein falsches und ganz und gar ironisches Lachen war, es war eines. „Und was nun?“ Die Situation war ausweglos. Mit so vielen Gegnern konnte es sogar der junge Uchiha nicht gleichzeitig aufnehmen. Bis alle besiegt waren hätte er schon längst kein Chakra mehr. Und das brauchte er, um heil aus Oto hinauszukommen. „Ich sagte euch schon einmal, der Held kommt immer am Schluss!“ Alle ihre Köpfe fuhren in die Richtung der Stimme. Nein! Das konnte unmöglich sein. Diese Stimme, die gleiche Wortwahl das wohlbekannte Chakra, dieselbe grelle Uniform. Doch es war nicht möglich! Sie hatte keinem gesagt, dass sie nach Oto gehen würde. Doch warum zum Teufel war er dann hier? Oder besser, warum waren sie hier? „Aber wie…?!“ Sakura starrte ebenso wie Sasuke und die Oto-Nin hoch, dort wo ein junger Mann in Orange auf einem der vielen Foltergeräte stand, begleitet von anderen Konoha-Nin. „Naruto!“ „Dobe!“ „Sakura-chan! Sasuke-teme!“ „Was macht ihr denn alle hier?“ „Na dich retten! Was denn sonst?!“ Ino sprang neben Naruto und sah auf das Schauspiel herab. Auch Neji, Hinata und Shikamaru hatten sich eingefunden und standen nun verteilt im Raum, bereit für einen Angriff. Metall stieß auf Metall, Fleisch auf Fleisch. Alle paar Minuten waren Schreie zu hören. Mittlerweile nahmen sie die Kämpfer nicht mehr wahr. Rücken stieß an Rücken. „Hinata, bitte, befreie Ayase und flüchte mit ihr nach Konoha. Ich bitte dich. Ihr darf nichts geschehen!“ „Ich werde dich hier nicht alleine lassen“, stellte Hinata fest und blockte einen Angriff ab. „Es sind zu viele für dich!“ „Bitte“, flehte Sakura. „Ayase ist wichtig! Sie muss in Sicherheit gebracht werden!“ Zögerlich nicke Hinata, dann verschwand sie und ließ Sakura mit fünf Sound-Nin zurück. Hinter ihr spürte Sakura einen Luftzug. Sofort fuhr sie herum und sah aus verengten Augen einen Sound-Nin, der es auf ihre Kniekehlen abgesehen hatte, jedoch starr und gebückt dastand. Ein dicker dunkler Faden verlief von seinen Fußsohlen nach hinten und endete bei Shikamaru, der in einem Fingerzeichen verharrte. „Bitte, Shikamaru, hilf Hinata! Es ist wichtig. Sie dürfen ihr Bluterbe nicht entdecken!“ „Wer bin ich denn, dass ich von dir Befehlte entgegennehme?“, fragte er ein wenig sarkastisch, während er den gefangenen Oto-Nin freiließ und gleich darauf attackierte. „Du bist ein guter Freund! Außerdem kann es Hinata nicht alleine schaffen!“ „Schon gut, ich helfe ihr. Pass auf dich auf!“ Er verschwand in Richtung Ayase, die von Hinata gerade losgebunden wurde und schützte die beiden Mädchen vor weiteren Angriffen, sodass sie ungehindert fliehen konnten. Wohl war Hinata dabei nicht. Sie ließ ihre Freunde gerade im Stich. Mittlerweile hatten sich mehr Oto-Nin eingefunden, die durch den kürzlich ausgelösten Alarm gerufen worden waren. Sie waren immer noch in der Überzahl, jedoch hatten schon einige den Tod gefunden oder lagen bewusstlos am nassen Steinboden. Es kamen auch keine Ninja mehr nach, wahrscheinlich waren die anderen außerhalb des Dorfes auf Missionen. Hinata leitete Chakra in ihre Hand, die Kette zersprang endlich. Ayase wurde von Shikamaru aufgefangen, der sie an Ino übergab. Die drei Mädchen wurden von ihm ungesehen hinausgebracht. „Dreht euch nicht um und vor allem, lauft so schnell ihr könnt! Ich werde wieder reingehen, sie brauchen meine Hilfe! Geht!“ So schnell wie ihre Füße sie tragen konnten machten sich Ino und Hinata auf den Weg zurück nach Konoha. Sakura hatte etwas von einem Bluterbe erwähnt. Anscheinend war es sehr mächtig. Doch wieso hatte sie es noch nie eingesetzt, wenn es so stark war? Aber diese Fragen waren unwichtig, zumindest jetzt. Es zählte nur das blanke Überleben. Und vor allem, die Wahrung dieses Geheimnisses. „Werden es jetzt weniger oder bilde ich mir das nur ein?“, fragte Sakura und sah sich wachsam um. „Ich denke mehr Wächter können sie nicht von ihren Posten entbehren“, meinte Sasuke fachlich. Doch trotz der stark rationalisierten Anzahl der Sound-Nin waren sie immer noch in der Überzahl. Die Chancen standen wieder schlechter. Die beiden Mädchen der Truppe fehlten, zwei starke Ninjas. Zurückgeblieben waren Neji, Sasuke, Sakura, Naruto und Shikamaru, die sich mit den siebzehn übrig gebliebenen Oto-Nin herumschlagen mussten. „Verdammt, so wird das nichts!“ Ein drittes Mal stieß Sakuras Rücken mit Sasuke und Shikamaru zusammen. „Sakura, du erwähntest ein mächtiges Bluterbe. Warum setzt du es nicht ein, wenn es so stark ist? Das ist unsre einzige Chance!“ Shikamaru hatte anscheinend auch keinen besseren Plan. „Ich…ich kann nicht!“ „Warum denn nicht? Brauchst du Zeit? Deckung? Wir können sie eine Weile aufhalten!“ „Ich…es geht einfach nicht!“ „Sakura“, mischte der Uchiha sich ein. „Jetzt ist nicht die Zeit für Selbstzweifel, tu es verdammt!“ „Scheiße, ich habe es nicht! Ich bin keine echt Haruno, also habe ich auch das Bluterbe nicht, klar?!“ Kurze Stille legte sich über die Folterkammer, die nun als Schlachtfeld diente, bis erneut ein fürchterlicher Kampf begann. „Du...ja aber, Sakura…“ „Ich erkläre es später, jetzt müssen wir sehen“ – sie blockte einen Schlag ab – „dass wir hier endlich raus kommen. Ich brauche eine Idee, einen Einfall, einen Plan, egal was, aber bitte, irgendwas!“ Sasukes Hand führte das Kunai schon fast automatisch. Alles passierte wie in Trance. Wieso nahm er nicht wahr, dass er gerade drei Menschen getötet hatte? Warum merkte er nicht bewusst, wie Sakura schrie und an die Wand gedrückt wurde? Aber natürlich! Das Bluterbe!, schoss es Sakura durch den Kopf, während sie von einem übermächtigen Gegner gegen die steinerne Wand gedrückt wurde. Sie versuchte sich zu befreien und sprintete in Rekordgeschwindigkeit zu Naruto, der inzwischen mit Shikamaru Rücken an Rücken stand und einem kräftigen Schlag nach dem anderen auswich. Sie stellte sich zu ihnen und zischte unter einer Wucht an Angriffen, die nun auch sie trafen, den Kämpfenden zu: „Ich weiß, wie wir hier rauskommen!“ Kapitel 13: Erklärung --------------------- Wir wollen eine Erklärung! „Und wie?!“, drängte Naruto. „Lange halte ich das nämlich nicht mehr aus.“ „Komm mit!“, befahl sie und zerrte an seinem Ärmel. Shikamaru wusste gar nicht, wie ihm geschah, aber auch er wurde von Sakura mitgezogen. Nach einer Schrecksekunde liefen sie hinter ihr her, bis sie nach weiteren fünf Sekunden anhielt und Naruto ansah. „Bleib da stehen und stirb mir ja nicht weg!“ Dann sprang sie mit einem gewaltigen Satz ein paar Meter weiter und sah Shikamaru an. „Du bleibst da stehen.“ Ausnahmsweise nahm er diesen Befehl ohne Widerrede und einem „Wie mühsam“ an. Mit eiligen und panischen Schritten sprintete sie zu Neji und packte ihn an der Schulter, während sie aus den Augenwinkeln sah, wie sich die beiden anderen Jungs schon wieder verteidigen mussten. Der perplexe Hyuga ließ sich mitschleifen und ließ einen verdutzten Shinobi aus Oto zurück, der den beiden aber nach wenigen Sekunden nachhechte. Der Raum kam Sakura plötzlich so groß vor, oder war es, weil alles wie in Zeitlupe geschah? Sie wusste es nicht, wollte es auch nicht hinterfragen. Aber fest stand, dass die Sound-Nin langsam zu lachen begannen. „Tsunade-sama, Tsunade-sama!“ Keuchend schlug Ino die Türe zum Büro der Hokage auf und legte Ayase sanft auf den Boden. „Bitte, schnell!“ Die Blonde Frau hechtete von ihrem Platz auf und kniete sich neben die übel zugerichtete Ge-Nin. „Sie hat schwere Prellungen und Blutergüsse, wahrscheinlich auch Knochenbrüche. Wir bringen sie ins Krankenhaus!“ „Wo bin ich? Nee-chan?“ „Bleib liegen, Ayase-chan.“ Eine zarte Hand drückte sie wieder in das Kissen, auf dem sie erwacht war. „Wo bin ich?“ Leicht benebelt und verwirrt sah sich Ayase um. Sie erblickte eine Frau in Weiß gekleidet und einem Klemmbrett in der Hand, die ihr antwortete. „Du bist im Konoha Krankenhaus. Keine Sorge, wir kümmern uns um dich.“ „Wo ist meine Schwester?!“ Hektisch sah sie sich um, nirgends konnte sie die ausdrucksstarken, grünen Augen oder das rosa Haar erkennen, welches ihre große Schwester prägte. Tsunade trat an das Bett der jungen Kunoichi. „Sie wird dich bald besuchen kommen, keine Angst. Es geht ihr gut.“ Sakura stellte Neji wie ein Paket neben Naruto ab. „Hier bleiben und nicht sterben!“, war ihre Aussage, bevor sie sich hektisch nach Sasuke umsah. Wäre Neji nicht neben ihr gewesen, hätte nun ein Kunai in ihrem Kopf gesteckt. Sie bekam nicht mit, wie er es abblockte und wieder in einen Kampf mit drei Shinobi verwickelt wurde. Ihr Blick fuhr durch den Raum, inzwischen versuchte Neji sein Möglichstes, damit sie nicht getroffen wurde. Endlich kamen die schwarzen Haare Sasukes in ihr Blickfeld und ohne weiter zu zögern lief sie zu ihm. Der Weg gestaltet sich als schwieriger. Die Shinobi Orochimarus wussten zwar nicht was, aber dieses Mädchen hatte definitiv etwas vor. Sie versuchten sie zu stoppen. Sakura stieß das stumpfe Ende des Dolches einem Angreifer in die Rippen und rammte ihre Schulter gegen den anderen. Doch der dritte hielt sie am Arm fest und ehe sie sich versah, hatte er sie an sich gerissen und ihr ein Kunai in den Arm gerammt. Sakura spürte es kaum, es war nicht mehr als ein unangenehmes Pochen, doch nachdem sie realisiert hatte, was ihr gerade widerfahren war, schrie sie vor Schmerzen auf. Im nächsten Moment lag sie unter dem Körper des Oto-Nins. Sasuke ergriff ihren Oberarm, der noch hervorlugte und zog sie zu sich hinauf. Er hatte den Ninja bewusstlos geschlagen. „Du hast mich gesucht?“ Dass er seinen strammen Griff an genau der Stelle hatte, wo vor wenigen Sekunden noch ein Kunai steckte, ignorierten beide geflissentlich. Sakura nickte, dann befreite sie sich aus seinem Griff, nahm aber eine Bewegung später sein Handgelenk. „Stell dich da hin und bleib so, klar?“, befahl sie mit einem Hauch einer Bitte in der Stimme. Auch wenn sie stark war, sie hatte großen Respekt vor Sasuke. Als dieser nickte und sich einem Kampf hingab, entspannten sich ihre Gesichtszüge. Würde man von oben herab auf das Kampffeld schauen, würde man vier junge Männer sehen, die in einem mittelgroßen Viereck in der Kampfarena standen und sich erbitterte Kämpfe lieferten. In den Ecken lagen viele Oto Leichen, aber auch den Boden zierten bewusstlose oder tote Sound-Nin. Während die Konoha-Nin und der eine Nuke-Nin aus Konoha die restlichen Feinde, deren Zahl sich von über 30 auf 17 reduziert hatte, von dem Mädchen fern hielten, wie sie es vorhin befohlen bekommen hatte und gleichzeitig auch noch ihre Position beibehalten sollten, stand eben genanntes Mädchen in der Mitte des Vierecks. Sakura hatte die Augen geschlossen und versuchte alles um sich herum zu vergessen. Sie erinnerte sich an die Worte ihres kurzzeitigen Lehrers, der ihr die Kunchinton no Jutsu beigebracht hatte. Aber wie war der genaue Wortlaut gewesen? Sie konnte sich nicht dran erinnern! Aber für Überlegungen blieb keine Zeit mehr. Kampfgeräusche drangen dumpf an ihr Ohr und holten sie in die Gegenwart zurück. Egal, was er gesagt hatte, sie versuchte einfach das, was ihr am logischsten erschien. Alles verlief wie in Zeitlupe für die Kämpfenden und das Mädchen selbst. Ein gleißender Lichtstrahl kam und ging in sekundenschnelle. Sakura hörte ihr Herz schlagen und die Stimmen ihrer Retter von weiter Ferne. Ein Schrei folgte, dann die Worte „Mate no Jutsu!“ aus ihrem Mund. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Die Oto-Nin bewegten sich nicht, sie standen wie Statuen da. Doch auch nach ein paar Sekunden hielten sie diese Position. Sakura ergriff die erst beste Hand, die anscheinend Shikamarus war, und rannte los. Sie drehte den Kopf nicht um, schrie den anderen aber nach hinten: „Lauft!“ Wenige Minuten später waren die Konoha-Nin samt Sasuke unentdeckt aus dem Dorf Oto-Gakure geflohen. Sie schwiegen. Die feinen, kleinen Äste, die der geschundenen Haut noch mehr Kratzer zufügten, nahm keiner wahr. Alle waren in Gedanken versunken. Bis Naruto plötzlich stehen blieb. „Sakura, was war das eben?! Das war total cool!“ „Und was meintest du mit ‚Ich bin keine echte Haruno’?“, fragte nun auch Sasuke, dem das alles ganz und gar nicht egal zu sein schien, wie es sonst der Fall war. Auch Neji und Shikamaru hielten an. Sakura lehnte an einem Baum am Rande der Lichtung. „Eines nach dem anderen. Also, ich war nie eine Haruno. Meine Eltern, die ich übrigens nicht kenne, haben mich nach meiner Geburt weggegeben. Ich kam zu Pflegeeltern, einem jungen Ehepaar, das den Nachnamen Haruno trug, die mich später gänzlich adoptierten. Ich will jetzt nicht lange über meine Familienverhältnisse sprechen, aber nach der Geburt ihres leiblichen Kindes, Ayase, hat sich alles verändert. Mein Pflegevater fing an zu trinken, ebenso meine Pflegemutter. Sie waren mit zwei Kindern überfordert. Als dann das Bluterbe des Haruno Clans bei Ayase zum Vorschein kam, fragte ich mich, warum ich es nicht hatte. Ich durchforstete die Dokumente meiner Zieheltern und fand schließlich was ich suchte. Eine Adoptionsurkunde. Ich war eigentlich ziemlich erleichtert. Einerseits, weil ich nie das Kind meiner sogenannten Eltern sein wollte, andererseits, weil ich mich dafür gehasst habe, dass ich wieder nichts zustande brachte.“ „Wie meinst du denn das wieder?“, hakte Naruto nach, obwohl es doch eigentlich offensichtlich war. „Ist doch ganz einfach! Ich habe nie etwa bestimmtes gekonnt, wie alle anderen aus meiner Altersgruppe. Neji und Hinata haben das Byakugan, Sasuke das Sharingan, du hast Kyubi und Kagebunshin no Jutsu, Shino seine Käfer, Kiba Akamaru, Shikamaru sein Kagemane no Jutsu, Ino ist mit Shintenshin no Jutsu gesegnet und Choji hat ja seine Baika no Justu. Und Lee ist unschlagbar in der Tai-Jutsu und zudem auch noch verdammt schnell und TenTen ist eine Waffenexpertin, die immer trifft. Aber ich…“ Es bildeten sich kleine Tränen in ihren Augenwinkeln, die sie schnell unterdrückte. Sakuras Hand ballte sich zur Faust und begann zu zittern. „Ich konnte nie etwas Besonderes. Ich war ganz gut in der Theorie und so, aber praktisch stand ich allen im Weg und konnte mich durch nichts herausheben.“ Sie schlug gegen den Baum, an dem sie lehnte. Besagter lag gefällt hinter ihr. Schweigen breitete sich aus, bis Naruto sich ein Herz fasste. „Du bist doch eigentlich ganz stark, oder?“ Wie aufbauend, Naruto, ging es allen durch den Kopf, aber Sakura lächelte schwach. „Ja, schon möglich.“ „Aber was war denn diese geile Technik, die du da angewendet hast? Die war doch was Besonderes!“, warf er ein. Es war das einzig Kluge, das er bis jetzt gesagt hatte. „Ach das, das war nichts Großes.“ „Aber es hat Eindruck gemacht“, bestärkte sie Shikamaru. Langsam wurden diese Gestalten, die sich Freunde nannten, unheimlich. „Es war eine ganz normale Stopp Jutsu. Das ist eigentlich ganz einfach, aber relativ schwach. Man kann einen Shinobi, der geistig nicht allzu helle ist, für etwa eine halbe Minute in eine Art Statue verwandeln.“ Sie wählte ihre Worte genau, denn es war nicht so einfach das zu erklären, ohne sich lächerlich zu machen. „Aber mit einem Trick wird es um einiges stärker und kann mehrere Menschen stoppen. Eben nur solche, die geistig nicht ganz oben auf sind. Keine Technik für schwere Gegner, aber wenn man keine Lust hat zu kämpfen sehr nützlich.“ „Und dieser Trick ist…?“ „Lass mich doch ausreden, Naruto. Also, habt ihr ungefähr gemerkt, wie ihr gestanden habt?“ Alle schüttelten den Kopf. „Es war ein Viereck, das Symbol des Ewigen. Genau wie der Kreis. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Man könnte auch einen Kreis machen, aber der ist schwer mit vier Leuten und die Mitte ist auch nicht leicht rauszubekommen. Wie gesagt, das Symbol des Unendlichen. Es verstärkt, wenn man sich genug konzentriert und ungefähr weiß, was man tut, die gesamte Energie um die Ausführenden herum - also uns.“ „Also werden wir stärker dadurch?“ „Nein. Es verstärkt die Energie, nicht das Chakra. Auf jeden Fall kann sich die angestaute Energie in dem Jutsu besser entfalten und auf mehr Leute übergreifen. Leider aber nur gut 15 Sekunden.“ „Und dieses Licht?“ „War eine Leuchtkugel zur Ablenkung. Und es verleiht dem ganzen ein wenig mehr Dramatik.“ Ein leises Sirren holte Sasuke in die Realität zurück. War das etwas…? „Runter!“, brüllte er gerade noch rechtzeitig, als ein Kunai aus dem Dickicht geschossen kam und Naruto ein kleines Büschel Haare abrasierte. „Was sollte das denn? Meine schönen Haare!“ Der Chaosninja richtete sich auf und blickte wütend in die Richtung, aus der das Geschoss kam. „Zeig dich, Feigling!“ Fünf vermummte Shinobi tauchten plötzlich hinter ihnen auf. Sakura riss den Kopf herum und konnte gerade noch einem kräftigen Schlag ausweichen, der den zweiten Baum, an dem sie bis vor kurzem gelehnt hatte, zum Bersten brachte. Ein paar Blätter der Eiche fielen hinab und landeten auf dem Erdboden des Waldes. „Oh Gott, die sind verdammt stark!“, entfuhr es Sakura, als sie den umgefallenen Baum sah, den der bloße Faustschlag des Vermummten niedergestreckt hatte. „Aber du hast das doch auch gekonnt, Sakura!“, schrie Sasuke etwas verwundert. „Aber nur mit Chakra! Und das war pure Muskelkraft!“, schrie sie entsetzt. Sasuke war gerade einem Shuriken ausgewichen, als ein anderer Angreifer seinen Arm packte und den Schwarzhaarigen zu Boden riss. „Scheiße, ich habe fast kein Chakra mehr!“, zischte er und hielt sich die Stelle am Arm, die der Shinobi gepackt hatte. Der Mann hatte einen festen Griff, fast schon zu fest. „Verdammt!“ Ein weiterer Faustschlag grub sich tief in seine Wange und schleuderte den Uchiha gegen einen Baum. „Hey, Sasuke-teme, ich dachte, wir wären unentdeckt aus Oto gekommen!“ „Ich bezweifle stark, dass die Typen aus Oto sind. Quatsch nicht so viel, sondern kämpfe lieber, Dobe!“ Ein Kunai bohrte sich tief in den Oberschenkel des vermummten Kriegers. Mühelos und ohne auch nur die geringsten Anzeichen von Schmerz zog er es wieder hinaus und warf es auf Neji, der damit beschäftigt war, den Gegner, der mit Shikamarus Kagemane no Jutsu gelähmt war, bewusstlos zu schlagen. Doch sooft er auch zuschlug, so fest es auch war, keiner der schwarzen Gestalten zeigte die kleinste Reaktion. Vielleicht waren es keine Menschen? Das war die einzige Erklärung, die sich inmitten des Gefechts herauskristallisierte. „Das ist nicht normal! Sie kämpfen wie gesteuert und empfinden keine Schmerzen. Was können wir gegen solche Ninjas ausrichten?“ Sakura blockte einen Schlag ab, wurde aber dennoch von der großen Kraft überwältigt und flog ein Stück weit nach hinten. „Zudem sind sie auch noch übernatürlich stark! Hat jemand einen Plan?“ „Ich schlage Plan C vor!“, schallte es von Naruto, dessen Hals von einem der Shinobi gewürgt wurde. Seine Beine baumelten frei in der Luft und sein Rücken war an einen Baum gepresst. „Und der wäre?!“, fragten Neji und Sasuke gleichzeitig nach. „Weglaufen!“ Naruto trat dem Mann, der ihn hielt, in den Bauch und konnte sich mit Hilfe einer Drehung und eines Kagebunshins schließlich befreien. Auch Neji hörte damit auf, den Vermummten in Shikamarus Schattenbesitz zu verprügeln, während letzterer das Jutsu auflöste, um sich frei bewegen zu können. Sasuke wich ein letztes Mal einem gewaltigen Schlag aus, bevor er Sakura vor einem herannahenden Kunai rettete und zusammen mit den anderen in eine zufällig von Naruto gewählten Richtung flüchtete. Keiner sah sich um. Sasuke und Sakura waren die letzten der Gruppe. Shikamaru vertraute darauf, dass sie alle beisammen blieben. Und wenn nicht hoffte er, dass sie im Falle einer Trennung nach Konoha zurückkehren würden und nicht die Zeit damit vergeudeten, nach den restlichen Gruppenmitgliedern zu suchen. Nach etwa zehn Minuten hielt Naruto an einem kleinen Wasserfall. Shikamaru und Neji landeten neben ihm. „Sagt mal Leute, hat jemand eine Ahnung, wo Sakura-chan und Sasuke sind?“ Kapitel 14: Alte Gefühle ------------------------ Hat sich doch nichts etwas verändert? „Wir haben sie echt verloren, verdammt!“ Naruto raufte sich die Haare. „Wie konnte das nur passieren? Sie waren doch direkt hinter uns, echt jetzt!“ „Naruto, halt mal die Luft an“, mahnte Neji. „Uchiha ist bei Sakura, ihr wird schon nichts passieren. Wir sollten schnell nach Konoha zurück. Mit diesem Angriff haben wir etliches an Zeit verloren. Los, kommt.“ Der Hyuga Erbe stand auf und lief Richtung Heimat. „Trotzdem hab ich bei Sasuke ein komisches Gefühl“ nuschelte Naruto beleidigt und eilte seinem Teamkameraden hinterher. Langsam wurden Sasukes Schritte langsamer, bis er schließlich stehen blieb. „Sakura? Ich glaube, wir haben Dobe, Hyuga und Shikamaru tatsächlich verloren.“ Die Rosahaarige hielt neben ihm. „Du hast Recht. Wir sollten sie suchen.“ „Nein. Es wird bald dunkel. Wir suchen uns einen Unterschlupf und kehren dann morgen nach Konoha zurück.“ Erneut liefen sie weiter, auf der Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Nach einigen Kilometern machte eine Lichtung die Sicht auf einen kleinen See frei. „Können wir hier bleiben, Sasuke-kun? Es ist dunkel und ich bin müde! Ich habe seit über zwanzig Stunden nicht mehr geschlafen. Gestern Früh hatte ich mein Training bei Tsunade und Kakashi, was an und für sich schon verdammt anstrengend war. Dann auch noch die schreckliche Nachricht, dass Ayase entführt worden ist. Die Reise nach Oto, der Kampf mit deinen Leuten, dann auch noch die psychische Belastung, im Dorf meines größten Feindes zu sein. Danach der Kampf mit den Wächtern in dieser Kammer und schließlich noch die Auseinandersetzung mit diesen komischen Typen von vorhin. Und schlussendlich noch vier Stunden langes Herumlaufen, auf der Suche nach einem Unterschlupf, ich halte das nicht mehr aus!“ „Schon gut. Hör auf dich zu beschweren“, fauchte Sasuke genervt. „Du bist eine Kunoichi, also verhalte dich auch wie eine. Wir bleiben hier, okay?“ Sakura sah ihn mit einer Mischung aus Wut, Respekt und Angst an. „Danke“, sagte sie schließlich. Es wurde schnell dunkel. Der Mond schien hell über den Bäumen und spiegelte sich im Wasser des Sees, der nur wenige seichte Wellen hervorbrachte. Ein kalter Nachtwind wehte über die Ebene, jagte Sakura eine Gänsehaut über den Körper und ließ sie auf dem harten Waldboden erwachen. Sie richtete sich auf und rieb sich den schmerzenden Rücken. „Nie wieder Schlafen im Wald“, hauchte sie in die Nachtluft und sah sich um. Sasuke war nicht da. War er etwa ohne sie weitergegangen? Das konnte er nicht getan haben. Irritiert und schlaftrunken erhob sie sich. Eine schemenhafte Gestalt war auf der Spitze des Hügels zu erkennen, der hinter dem kleinen Wasserfall war. „Warum willst du mit uns nach Konoha? Du weißt, dass sie dich dort nicht herzlich begrüßen werden.“ Sakura wollte im Grunde gar nicht wissen, wieso Sasuke was wann und wo tat und sie wollte ihn schon gar nicht verstehen, weil es unmöglich war. Trotzdem hatte sie das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Ihre klare, leise Stimme spiegelte ihre Unsicherheit und Befangenheit wider. „Warum interessiert dich was ich tue? Du sagtest damals, dass ich gehen sollte.“ Sie schwieg und sah weg. Wieder kämpfte Sakura mit den Tränen. Doch statt weinend wegzulaufen setzte sie sich neben ihn und sah in den sternenbehangenen Himmel. „Es tut mir Leid. Ich habe dich belogen, Sakura.“ „Was meinst du?“ Sakura sah ihn fragend an, doch Sasukes Blick war nur gen Mond gerichtet. Ein leichter Luftzug streifte sein Haar. „Als du mich fragtest, ob alles, der Kuss und die fürsorgliche Art meinerseits, nur ein Spiel gewesen sei, da habe ich dir mit ‚Ja’ geantwortet. Aber glaub mir, es war alles andere als ein Spiel.“ Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich von fragend zu ungläubig und irritiert und mit jedem Wort weiteten sich die grünen, leuchtenden Augen. Sasuke nahm es nur am Rande wahr, mit seinem Blick immer noch den Mond fixierend. „Ich habe mich das erste Mal seit langer Zeit wieder lebendig gefühlt. Als ich deine Lippen spürte, das war nicht so wie immer. Ich spürte es. Dieses Gefühl, diese Berührung. Einfach alles, ich nahm es bewusst war, nicht nur als Traum, der bald wieder vergessen zu sein schien, so wie es sonst immer war.“ „Aber warum ist es dann so gekommen, wie es gekommen ist?“ Sakura wandte nun ebenfalls den Blick ab. Sie besah die langen Grashalme zu ihren Füßen. Würde sie Sasuke ansehen, würde sie in Tränen ausbrechen, das war ihr bewusst. Sie war für sich selbst so berechenbar. „Ich konnte dich doch nicht zerbrechen lassen. Hätte ich dir das damals gesagt, hätte ich das nicht verantworten können. Es ist mir nämlich nicht egal, was mit dir passiert. Und so war es leichter. Für dich und auch für mich. Ich wusste, dass es für dich weitaus leichter zu ertragen ist, wenn du wütend auf mich bist und aufhören würdest, mich zu lieben.“ „Und du denkst, dass das so einfach ist?“, fragte Sakura laut. Wut und Enttäuschung schwang in ihrer klaren Stimme mit. „Ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Du hast mich verletzt, aber ich konnte nicht abschließen. Und ich habe es nicht übers Herz gebracht, dich zu vergessen. Glaubst du, nur weil du sagst, dass du mich nicht liebst, könnte ich einfach alles vergessen? So einfach ist es mit Gefühlen nicht.“ Sasuke sagte nichts. Er senkte seinen Blick auf die Wiese, dann auf Sakuras Hand, die seinen Arm berührte. „Egal wie, es wäre nicht einfacher geworden.“ „Es wäre einfacher, wenn wir dieses Gespräch nie geführt hätten“, sagte sie leise. Sakuras Kopf lehnte sich an seiner Schulter an. „Vielleicht hätte ich dich vergessen können, aber im Konjunktiv zu sprechen bedeutet immer, dass sich alles ändern kann. Nun hat sich alles geändert und ich weiß mit Sicherheit, dass ich dich nicht mehr vergessen kann. Jetzt, wo ich weiß, dass ich dir etwas bedeute.“ Sasuke strich ihr sanft über den Kopf. Das alles war nicht richtig. Es war falsch, das zu denken, zu fühlen, so zu handeln, wie er es nun tat. Das alles entsprach nicht seinem Wesen. Und doch zog er Sakura näher an sich heran. Nur, um das Leben zu spüren. Als er seinen Kopf zur Seite drehte, war Sakuras Gesicht ganz nah bei ihm und kein Augenblinzeln später lagen ihre Lippen aufeinander. Langsam fuhr seine Hand zu ihrer Hüfte und drückte sie näher an sich. Auch wenn es nur ein vorübergehender Zustand sein würde, in ihrer Nähe, er genoss jede Sekunde. Und so schön es auch war, solche Dinge zu fühlen, Sasuke hatte Größeres vor. Auf keinen Fall würde er sich von Orochimaru seinen Körper nehmen lassen, dafür war er zu kostbar. Es war das einzige Werkzeug, mit dem er Itachi töten konnte. Sakura löste den Kuss und sah ihm tief in die Augen. „Und nun sag mir, dass das alles nur ein Spiel war.“ „Das ist keineswegs ein Spiel. Übrigens, dein neuer Kleidungsstil gefällt mir sehr gut.“ Er drückte sie enger an sich und umfasste ihre schmale Taille. Immer noch trug Sakura das zu große schwarze Oberteil mit dem Uchiha Emblem. Sie zuckte. „Sasuke? Wieso kannst du dein Bein wieder bewegen?“ „Und wieso interessiert dich das? Du hast gerade diese romantische Stimmung zerstört.“ „Du weißt, dass ich eine Medic-Nin bin. Sogar Tsunade-sama fand weder eine Ursache, noch eine Heilungsmethode. Ich muss es wissen. Bitte.“ Sasuke wandte den Blick wieder gen Himmel und versuchte sich daran zu erinnern. „Es ist schon lange her. Über zwei Jahre, glaube ich. Ich denke, es war der Abend, bevor ich Konoha verlassen hatte. Genau weiß ich es nicht mehr, aber ich habe wie üblich meine Übungen gemacht. Plötzlich stand eine Gestalt vor mir. Ob es eine Frau war oder ein Mann weiß ich nicht mehr. Es ging alles ziemlich schnell, doch diese Person holte aus und schlug mir gegen mein rechtes Bein…denke ich. Ich bin dann nach etwa 10 Minuten wieder aufgewacht, aber anstatt dem Schmerze, den ich bei diesem kräftigen Schlag erwartet hatte durchfloss mich ein wohltuender Kraftstrom. Ob es Chakra war? Keine Ahnung, ehrlich – aber es fühlte sich fremd an. Von dieser Person war auch keine Spur, und ich habe mich lange gefragt, ob ich mir das nur eingebildet hatte. Aber nach und nach verschwand dieses fremdartige Gefühl in meinem Bein und ich konnte es normal verwenden. Aber, ist das denn nun wichtig?“ Ein Kuss benetzte Sakuras Hals und ließ in ihr ein angenehmes Gefühl aufsteigen. „Mit Uchiha Sasuke? Was soll das nun schon wieder heißen?“ Tsunade knallte eine Hand auf den Tisch, der bedrohlich zu knarren begann. Naruto zuckte verängstigt zusammen. Er war zur Hokage gegangen, um ihr Bericht von der Mission in Oto zu erstatten. Doch anstatt eines Lobes, wie er sich erhofft hatte, kam eine hysterische Standpauke. „Ich glaube, ich habe mich verhört! Warum ist Sakura mit Uchiha alleine im Wald? Und vor allem was macht er bei ihr?“ „Tsunade-obachan, Sasuke hat uns geholfen! Er hat mit uns gekämpft. Mit seiner Hilfe konnten wir Ayase befreien. Er ist ungefährlich für Sakura!“, versuchte er Tsunade zu beschwichtigen. Allerdings schien sie dadruch noch wütender zu werden. „Nicht gefährlich?! Er ist ein Abtrünniger unter Orochimaru! Natürlich ist er gefährlich, Oto ist der Feind, Naruto! Der Feind, hörst du?“ Sie hatte sich nach vorne gelehnt, nun war ihr Gesicht nur mehr wenige Zentimeter von Narutos entfernt. Sie flüsterte nun scharf: „Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, weil du unfähig warst, dich umzudrehen und auf die zu achten, dann gnade dir Gott!“ Der Blonde schluckte und nickte ängstlich. „Und jetzt verschwinde, bevor ich dir auf der Stelle etwas antue!“ Schneller als je zuvor war Naruto aus dem Büro des Oberhauptes verschwunden und lehnte sich gegen die schwere Eichenholztüre. Er atmete tief ein und aus und seufzte. „Grade noch einmal davongekommen.“ Mehr und mehr Küsse bedeckten Sakuras Hals. Ihre Hände fuhren durch Sasukes Haar, auch seine Hände waren nicht untätig. Sachte fuhr er ihren Körper entlang und drückte sie mit sanfter Gewalt auf den Boden. Seine Hände fuhren unter ihr T-Shirt und streiften es ihr über den Kopf. Während er sanft ihren Bauch entlang fuhr, seufzte Sakura wohlig. Er war wieder bei ihrem Gesicht angelangt und versank in einem langen Kuss, der immer leidenschaftlicher wurde. Auch wenn es lediglich eine einmalige Sache bleiben würde, er wollte es nur einmal spüren. Unbesorgt einfach das Leben mit all seinen schönen Seiten genießen. Und zu diesen Seiten gehörten nun einmal Sakura und das, was er nun mit ihr erleben würde. Auch wenn er sich der Tatsache bewusst, war, dass er sie nur ausnutze. Eine Hand, die seine Hose aufknöpfte, holte ihn wieder in das Hier und Jetzt zurück. Langsam verloren die Kleidungsstücke beider Seiten ihre Besitzer und landeten achtlos im Eifer des Gefechts am schmutzigen Waldboden. Beiden machte diese Tatsache aber derzeit keinerlei Gedanken. Für Sakura zählte einzig und alleine die wunderbare Person, die sie mit Küssen bedeckte und langsam ihr Oberteil von ihrem Körper streifte. Kapitel 15: Informationen ------------------------- Vertrauen ist ein schweres Wort Hand in Hand wachten Sakura und Sasuke auf, geweckt von den Sonnenstrahlen, die unangenehm in der Nase kitzelten und das Mädchen schließlich zum Niesen brachten. Mit nur einer Jacke über ihrem nackten Körper sammelte sie ihre Sachen ein, die wild verstreut auf dem Boden lagen, während ihr Sasuke genüsslich dabei zusah und ihre weiblichen Rundungen begutachtete. „Was denn?“ „Bereust du es?“ „Nein, keine Sekunde. Auch wenn es nicht hätte passieren dürfen.“ „Wieso? Du bist alt genug um-“ „Nicht dass du Ignorant! Du bist immer noch ein Oto-Nin. Also ein Feind. Und das bedeutet, dass ich gerade mein Land verraten habe.“ Sanft küsste Sasuke ihren Nacken. „Keine Sorge, das bleibt unter uns. Aber wie wäre es mit einem Nachspiel?“ „Ich glaube es ja nicht!“, rief sie aus und stieß ihn leicht weg. „Das ist eine sehr ernste Situation und ich bin alt genug, um zu wissen, was ich eben getan hab! Nicht nur, dass ich mich selbst psychisch gerade foltere, werde ich zusätzlich zur Abtrünnigen erklärt, wenn jemand aus Konoha erfährt, dass ich einen Abtrünnigen liebe! Und dazu kommt auch noch, dass ich es nicht einmal ansatzweise bereue! Ich bin ein schlechter Mensch!“ „Du siehst das alles zu verkrampft, Sakura“, meinte Sasuke. Klar, er hatte ja auch nicht allzu viel zu verlieren. „Im Gegenteil! Du siehst das zu locker“, wandte Sakura ein. Resignierend ließ sie sich neben ihm nieder und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich möchte nicht, dass es so kompliziert ist.“ „Ich kann es nicht einfacher machen“, gab Sasuke zurück. „Aber da es nun sowieso passiert ist, könnte ich dir helfen, es nicht allzu negativ zu sehen.“ „Tu dir keinen Zwang an“, meinte Sakura mit einem leichten Flehen in der Stimme. Sie stand auf und begann sich anzuziehen. Sasuke stand ebenfalls auf. Mit einer kleinen Handbewegung schubste er sie in den See, doch nicht ohne die letzte Aktion von Sakura zu übersehen. Reflexartig erwischte sie Sasukes Oberteil, welches er notdürftig und verkehrt angezogen hatte und zog ihn mit ihr ins Wasser. Nach Luft schnappend tauchten sie wieder auf. „Was sollte das denn?!“, rief Sasuke empört. „Ich sollte dich ablenken und nicht umgekehrt!“ „Es gibt etwas, Sasuke, das du dir merken musst: Im Spiel und in der Liebe ist alles erlaubt.“ Sie schwamm zu ihm und küsste ihn. „Und wegen dir sind meine Sachen nass und Sorgen halbwegs weg. Dankeschön.“ Er lächelte leicht. Die triefend nassen Kleidungsstücke hingen über einem provisorisch gemachten Feuer und versuchten trocken zu werden. Sakura hatte zum Glück ihr Oberteil noch nicht angehabt, so saß sie nun in Sasukes Shirt und Unterhose neben ihm, der allerdings nur seine Boxershorts anhatte. „Warum regst du dich auf? Dich hat es nicht so schlimm erwischt wie mich. Meine ganze Garnitur ist komplett nass!“ „Du hast angefangen. Außerdem, was kann ich dafür, dass ich so gute Reflexe habe?“ Sie mussten angesichts ihrer albernen Diskussion lachen. Die Kunoichi legte den Kopf in den Nacken und beobachtete eine Zeit lang die Wolken, die über ihr vorbeizogen. „Wieso kann es nicht immer so sein?“ Sasuke sah zu ihr hinüber. „Was meinst du?“ „So unbeschwert und lustig wie es jetzt ist. Du und ich und diese ganzen schönen Momente. Warum kann es nicht so bleiben?“ Der Schwarzhaarige sah wieder weg. Er wollte es ihr nicht sagen, dennoch war es ihr gegenüber unfair, nichts zu erwähnen. „Sakura. Orochimaru wird Konoha angreifen.“ „Was?“, wisperte sie. Sie war sich sicher, es richtig verstanden zu haben. Aber diese Information wollte sich nicht richtig anhören. „Ich kenne seinen Plan“, fuhr Sasuke fort. „Wenn wir zusammenarbeiten, dann können wir ihn aufhalten und Konoha retten. Dafür müssen wir aber erst Tsunade von meinem Vertrauen überzeugen.“ „Warum hast du dich so verändert? Was ist mit dir geschehen?“, flüsterte Sakura verzweifelt. „Was meinst du?“ „Ich verstehe es nicht. Erst bleibst du in Konoha, dann gehst du doch. Du greifst mich an, dann rettest du mich und hilfst mir. Und nun bist du total nett und machst dir Sorgen um Konoha, obwohl sie dich zum Abtrünnigen erklärt haben. Warum das alles?“ „Ich denke, ich habe begriffen, zu wem ich wirklich gehöre. Und vor allem habe ich keine Lust, meinen Körper an Orochimaru zu verlieren. Ich brauche ihn noch.“ Sie sah weg, stand auf und zog ihre immer noch nassen Sachen an. Wieso gerade jetzt diese Information kam und nicht schon vorher, bevor sie so viel zeit vertrödelt hatte, wusste sie nicht und es war im Moment unwichtig. „Komm, wir sollten uns beeilen.“ Sasuke nickte. „Tsunade-sama!“ Aufgebracht und völlig hysterisch hechtete Sakura durch die Gänge des Hauptgebäudes. Sie steuerte die Eichenholztüre an und schlug sie auf. Keuchend stand sie vor der blonden Frau und schnappte nach Luft. Noch bevor sie wieder geregelte Blutzirkulation hatte, begann sie aufgelöst hunderte Worte zu sprechen. „Orochimaru, er greift an! Er hat es mir erzählt, glauben Sie mir, er ist jetzt auf unserer Seite! Wir müssen schnell handeln, uns läuft die Zeit zurück! Nein, sie läuft davon! Wir müssen sie aufhalten! Bitte, tun Sie was und stehen sie nicht so teilnahmslos rum, Tsunade-sama!“ Die Hokage brauchte einige Sekunden, bis sie verstand, was hier vor sich ging. Laut Sakuras rascher Erzählung hat Orochimaru ihr erzählt, er wolle Konoha angreifen und er war nett und auf ihrer Seite? Irgendetwas konnte nicht stimmen. „Eins nach dem anderen, Sakura. Warum bist du nass, wo ist Uchiha und was hat Orochimaru vor?“ Sie schnappte erneut nach Luft und lehnte sich erschöpft an die Wand. „Orochimaru plant einen Angriff auf Konoha.“ Sakuras Atem war wieder halbwegs normal und ihre Stimme klang wieder wie die eines normalen Mädchens. „Sasuke hat uns in Oto geholfen Ayase zu befreien. Er hat mir davon erzählt. Glauben Sie mir, Sasuke ist jetzt wieder auf unserer Seite.“ „Sakura, Sasuke ist ein Abtrünniger. Du kannst ihm nicht vertrauen. Und warum bist du nass um Gottes Willen?“ „Ich bin in den See geflogen, weil mich Sas- egal, das ist nun unwichtig. Setzten Sie alles in Bewegung, uns bleibt nicht viel Zeit!“ „Wo ist Uchiha?“ „Er befindet sich noch immer außerhalb Konohas. Bitte, Tsunade-sama, ich versichere Ihnen, er wird dem Dorf nicht schaden. Ohne ihn hätte ich diese Information gar nicht und dann würden wir schutzlos vor Orochimarus gerüsteten Truppen stehen.“ Tsunade legte nachdenklich die Hand aufs Kinn und sah, Sakura den Rücken zugedreht, aus dem Fenster in die Ferne. Einige Minuten schwieg sie, bis sich die Stimme der Hokage erhob. „Nun gut, ich erlaube ihm, in Konoha zu bleiben. Vorübergehend. Nach dem angeblichen Krieg werden wir weitersehen. Ich werde ein paar Späher nach Oto schicken und deine Aussage überprüfen lassen. Bitte, Sakura, sag keinem etwas. Nur den notwendigsten Personen. Ich will keine Massenhysterie, bis es eindeutig feststeht. Verhalte dich dezent, wenn du über dieses Thema sprichst. Und sag den ANBU von mir, sie sollen sich auf einen Krieg gegen Oto vorbereiten.“ „Jawohl, Tsunade-sama.“ Sie verbeugte sich leicht und trat aus dem Büro. Sobald sie die Türe geschlossen hatte begann sie zu rennen. „Naruto! Naruto!“ „Ja? Sakura-chan! Wie schön, endlich bist du wieder da!“ Naruto breitete die Arme aus, um seine Freundin willkommen zu heißen. „Warum bist du nass? Und was habt Sasuke und du gemacht, während ihr weg wart?“ „Keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen ein paar Leute zusammentrommeln. Wir treffen uns bei dir in einer halben Stunde. Hol Neji, Shikamaru, Hinata, Ino, Lee, TenTen und Kiba. Und sag ihnen, dass es wichtig ist. Wenn es nötig ist, dann schleif sie hierher, aber mach, dass sie auftauchen! Es geht um Leben und Tod, klar?!“ „N-Natürlich. Aber dürfte ich erfahren, was hier vorgeht?“ „Nein! Mach schon, ich erzähle euch alles, wenn wir beisammen sind. Los!“ Bevor er eine Einwende hervorbringen konnte, war seine Teamkameradin bereits verschwunden. Es war eng. Zu acht in einem sehr kleinen Wohnzimmer zu sitzen, war nicht das Angenehmste, was man sich vorstellen konnte. Zusammengepfercht hatten sich Ino, Hinata, Kiba und Lee auf der Bank platziert. Neji stand angelehnt an der Wand und TenTen und Shikamaru hatten sich auf den Boden gesetzt. Naruto stand neben Neji. „Könnte mir jemand erklären, um was es hier geht?“ Ino wurde ungeduldig. Mitten in ihrer Mittagspause hatten sie Naruto und Kiba überfallen und zu dem Haus des Chaosninjas geschleift. „Ino, ich weiß es ja selbst nicht!“ Naruto verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Es klopfte. Unaufgefordert traten zwei Personen ein. Sakura erschien als erstes, gefolgt von einem jungen Mann, der jedem nur allzu gut im Gedächtnis geblieben war. „Was macht der denn hier?“ Kiba stellte sich bereits in Angriffsposition und Akamaru bellte aufgebracht. „Halt! Bitte! Sasuke ist auf unserer Seite! Mach nichts, was du später bereuen wirst, Kiba!“ Sakura ging an dem Hundejungen vorbei und stellte sich vor ihre ungeduldigen Freunde. Sasuke stand neben ihr, er sah niemanden in die Augen. „Sakura-chan, ich frage dich, was macht der hier?“ Inos Ton war mehr als abwertend. Es lag Verachtung in ihrer Stimme. Man konnte es nur zu gut verstehen. Er war der Grund für so viel Trauer und Leid gewesen. Erst hatte sie ihre Freundschaft aufgegeben, dann musste sie zusehen, wie ihre beste Freundin an ihm zerbrochen war und zu allem Überfluss hatte er auch noch ihr Heimatland und somit sie alle auf gemeinste Weise verraten. „Bitte, lasst mich doch erklären.“ Sakura machte eine kleine Pause. Als sich niemand mehr zu Wort meldete, fuhr sie fort. „Wie ich bereits sagte, Sasuke-kun ist nun auf unserer Seite. Er hat mir geholfen. Ino, Hinata, ihr wart dabei, als wir meine Schwester befreit haben. Er hat mir mehrmals das Leben gerettet und außerdem habe ich von ihm die Information, die ich euch nun mitteilen werde.“ Alles war ruhig. Ino schluckte. Sakuras Tonfall war ungewöhnlich ernst. „Orochimaru wird Konoha angreifen.“ Es war still. Nicht einmal ein Atmen war zu hören. Keiner wagte es, etwas zu sagen. Bis Naruto das Wort ergriff. „Was?! Orochimaru wird Konoha-“ Sakura hatte einen Schuh nach ihm geworfen. „Halt die Klappe! Tsunade-sama meinte, wir sollen dezent bleiben. Sie will keine Massenhysterie hier in Konoha. Sagt es niemanden, verstanden? Sie hat Späher nach Oto-Gakure geschickt, damit sie überprüfen, ob das stimmt. Und solange sie weg sind haben wir Zeit, uns ausreichend vorzubereiten.“ „Ja aber, wie denn? Ich meine, wir sind nur zehn Ninjas, wenn man den da mitzählt. Was können wir denn ausrichten?“ „Die ANBU wissen bescheid. Und der da hat Konoha vielleicht vom Untergang bewahrt! Und er hat einen Namen, den ihr alle genau wisst. Was ist bloß los mit euch? Sasuke war mal unser Freund!“ „Ja, ganz recht. Er war unser Freund.“ Ino war kurz davor, auf Sasuke loszugehe und sie hätte es ohne zu zögern getan, hätte Shikamaru sie nicht zurückgehalten. „Ino, lass es. Wir vertrauen Sakura. Und wenn sie Sasuke vertraut, dann vertrauen auch wir ihm.“ „Nehmt alle eure Waffen die ihr finden könnt und bereitet sie vor. Sucht alles Mögliche, was uns helfen könnte. Der Krieg ist unaufhaltsam. Und er kommt mit jeder Sekunde näher.“ Dunkle Wolken zogen am Himmel über Konoha hinweg und verdunkelten das Dorf. Das Wetter spiegelte nur allzu gut die Situation wider. Dunkel und ausweglos. Ein feiner Regentropfen fiel auf Sakuras Wange und fand seinen Weg zu Boden. Sie wandte ihren Kopf gen Himmel. „Es beginnt zu Regnen. Tsunade-sama, halten Sie es für eine gute Idee, ich meine jetzt schon?“, hauchte sie in die Abendluft. Die Dämmerung setzte langsam ein und verdunkelte zusammen mit den Wolken die Stadt im Feuerreich. „Sakura, du weißt, dass ich nicht länger damit warten kann. Ich habe Gaara gebeten, die Evakuierten aufzunehmen und uns Hilfe zu schicken. Du weißt, was zu tun ist?“ Sakuras Griff um das Geländer der kleinen Brücke des Krankenhauses verstärkte sich. Doch auch ihr Blick wurde entschlossener. „Jawohl.“ Mit einer kleinen Verbeugung vor ihrer Meisterin wandte sie ihr den Rücken zu und ging Richtung Hauptgebäude. Sie würde die Entscheidung der Hokage nie in Frage stellen, obwohl sie anders gehandelt hätte. „Naruto, Sasuke, kommt, es bleibt nicht viel Zeit.“ Die beiden Angesprochenen erhoben sich von der Bank, die vor dem Büro Tsunades aufgestellt war. „Tsunade-sama meinte, wir sollen jetzt beginnen.“ Die beiden jungen Männer nickten und gingen auf Sakura zu. „Kopf hoch, wird schon schief gehen“, meinte Naruto mit einem falschen Lächeln auf den Lippen und legte seine Hand auf die Schulter seiner Freundin. „Ja, aber nichts wird gut, wenn wir nicht endlich damit beginnen. Ich schlage vor, Sasuke und ich verständigen die Chu-Nin und Naruto, du holst die anderen her.“ „Wird gemacht!“ Schon war der Chaosninja verschwunden. „Und Sasuke, überlass mir das Reden, bitte.“ Schnelle Schritte waren dumpf auf dem aufgeweichten Boden zu hören. Und jeder dieser Schritte gehörte zu Jemandem, der seit wenigen Minuten in Angst lebte. Die Chu-Nin, die die Zivilisten Konoha-Gakures durch einen versteckten Gang nach Suna brachten, die verängstigten Menschen, die nicht in diesem Krieg kämpfen würden. Vorwiegend Frauen und Kinder, aber auch Händler, Arbeiter oder ältere Männer, die nicht mehr in der Lage waren, den Dienst als Shinobi zu verrichten. Man wollte erst alle in Sicherheit bringen, dann die Kampfeinheiten bilden und letztlich auf die Hilfe aus Suna warten, damit sie in diesem Krieg eine reelle Chance hatten. Was niemand wusste, war, dass der Kampf eher beginnen würde, als sie angenommen hatten. Tsunade wollte keine unnötige Panik hervorrufen, das würde alles noch verschlimmern. Doch sie würde, sobald die Chu-Nin wieder zurück waren, die Wahrheit erzählen. Ein leichter Wind umwehte sie. Sachte legte die Hokage die Hand auf ihre Brust und neigte den Kopf gen Boden. Ein tiefer Atemzug, dann waren alle Zweifel weggeblasen und der geklärte Kopf arbeitete an einem Plan weiter, wie sie die übergroße Macht Orochimarus bändigen konnten. „Tsunade-sama.“ Shizune kam mit Ton-Ton auf dem Arm zu ihrer Meisterin und nickte. „Sie sind bereit. Alle warten auf Sie im Versammlungsraum.“ „Sag ihnen, dass ich sofort da bin.“ Das Flüstern und Gemurmel erstarb, als die blonde Frau den Raum betrat und sich, den Versammelten zugewandt, in die vorderste Reihe stellte. Sakura stand neben ihr, ebenfalls der unruhigen Menge zugedreht. Sasuke saß ganz vorne und blickte nervös um sich. Er war eine Umgebung mit zahlreichen Konoha-Nin nicht mehr gewöhnt, und es machte ihm gewisser Maßen Angst. Die Stimme Tsunades erklang und holte alle aus ihren Tagträumen und Gesprächen. „Wir sind hier, damit wir weiteres Vorgehen besprechen können. Sind die Zivilisten nun evakuiert?“ Der Leiter der Chu-Nin Einheit erhob sich und nickte. „Jawohl, Hokage-sama!“ „Gut, sind die Einheiten für den Kampf gebildet?“ Ein weiterer Mann erhob sich. „Ja. Wir sind bereit.“ „Ich werde nicht sagen, seid vorsichtig. Ihr alle seid die letzte Hoffnung von Konoha. Gebt euer Bestes und kämpft für Konoha und um Konoha.“ Regentropfen fielen unaufhörlich vom Himmel hinunter und trommelten im Zusammenspiel mit Wind an die Fensterscheibe. Sakura saß am Fensterbrett und hatte die Stirn an das kalte Glas gelehnt. „Denkt ihr, wir werden es schaffen?“ „Hör auf mit diesen Selbstzweifeln. Ich kann es schon nicht mehr hören!“ Ino kochte vor Wut. Wieder einmal. Doch diesmal nicht, weil Sakura etwas gesagt hatte, nicht weil sie nun eine bessere Kunoichi war als sie, und sie das genau wusste, nein. Es war die Anspannung ihrer eigenen Selbstzweifel, die sie so reizbar machten. „Ruhig, Mädels. Wenn ihr euch gegenseitig anspringt, dann hilft das hier auch keinem.“ „Halt du dich da raus, Shikamaru!“ „Ino-chan, lass gut sein, ja?“ Sakura hauchte die Fensterscheibe an und sah zu, wie sich die Sicht langsam wieder klärte. Wie in Trance atmete sie ein und aus, versuchte alles um sich rum zu vergessen. Den Streit zwischen Ino und Shikamaru bekam sie gar nicht mehr mit, denn kurz nachdem sie aufgehört hatte mit Ino zu reden, fielen ihre Augen zu und geleiteten sie in einen ruhigen und traumlosen Schlaf. Die kräftige Stimme Tsunades erklang über das Heer von Konoha- und Suna-Nin. Trotz ihrer enormen Lautstärke, die um ein Vielfaches Inos übertraf, hörten die jungen Ninjas nicht richtig zu. Sasuke saß etwas abseits und war in seiner eigenen Gedankenwelt. Niemand fragte sich mehr, was wohl in ihm vorging. Es war zu anstrengend geworden, ihn zu verstehen. Nach der kurzen Rede der Hokage erhob sich Sakura von ihrem Platz am Boden, nahe dem Haupttor und schritt auf ihre Meisterin zu. „Tsunade-sama? Kann ich mit Ihnen reden?“ „Was hast du mit ihr besprochen, Sakura?“ Ja, selbst in so schweren Zeiten musste Naruto mit diesem dämlichen Gesichtsausdruck Sachen hinterfragen, die ihn nun wirklich nichts angingen. Sakura winkte ab und schüttelte den Kopf. „Sag schon, Sakura!“ „Hör zu, Naruto, auch wenn du es nicht wahr haben willst, aber es gibt Leute, sogar ziemlich viele Leute, die haben ein Privatleben. Und zu diesem Privatleben, welches außer Reichweite nerviger Teamkollegen gehören sollte, gehören Privatgespräche. Und diese Privatgespräche tragen nicht umsonst den Namen ‚Privat’, denn sie sind vertraulich und wie der Name schon sagt, privat. Und weil du zu der Kategorie ‚nervige Teamkollegen’ gehörst und dich mein Privatleben einen feuchten Käse angeht, gehören dazu auch meine Privatgespräche, die dich demnach nicht zu interessieren haben. Klar?“ „Ähm…“ „Ich artikulieren mich mal so, dass es dein Spatzenhirn versteht: Das geht dich nichts an!“ Ja, in der Tat. Sogar in solch schwierigen Zeiten hatte sich nicht viel verändert. Auch wenn die Kunoichi bewusst etwas ‚gehobenere’ Wörter benutzt hatte, um ihren blonden Freund zusätzlich auf die Palme zu bringen. Eine weitere Nacht brach an, ohne dass die Truppen aus Oto-Gakure einmarschierten. Langsam wurden alle unruhig. Tsunade hatte es niemanden außer Sakura gesagt, und das auch nur, weil sie sie sonst genervt hätte, aber die Botschaft Orochimarus, die sie erhalten hatte, besagte, dass er in wenigen Tagen angreifen würde. Doch wo war er nun? Drei Tage waren seit dieser Mitteilung vergangen. Was verstand er denn unter „wenige Tage“? Oder wollte er sie vielleicht zusätzlich fertig machen, damit er dann leichteres Spiel hatte? Würde er auf den Genuss eines langsamen Untergangs Konohas verzichten und stattdessen kurzen Prozess mit einem geschwächten Dorf machen? War er so tief gesunken? War sein Stolz wirklich so am Boden, dass er es nötig hatte, seine Feinde vorher seelisch zu schwächen? Die Grübelei bereitete der Hokage Kopfschmerzen. Nach zwei Gläsern Sake nahm sie den Zettel und las sich abermals die Botschaft des San-Nin durch. „Sakura? Kannst du nicht schlafen?“ „Du etwa, Sasuke? Oder redest du immer im Schlaf?“ „Warum traust du mir nicht?“ Sakura schluckte. Wie konnte jemand mit so schrecklicher Menschenkenntnis sie so leicht durchschauen? „Wie kommst du darauf?“ „Alle paar Minuten siehst du unauffällig zu mir rüber. Wenn ich etwas sage, dann wirst du nervös und jedes Mal, wenn mich jemand etwas fragt, dann siehst du aus, als ob du ein Stoßgebet in den Himmel schicken würdest. Wieso?“ „Willst du das ehrlich wissen? Oder brauchst du nur Bestätigung, dass du richtig liegst?“ Er erwiderte nichts, sondern zog nur auffordernd eine Augenbraue hoch. Sakura seufzte. „Ich habe für dich gebürgt. Wenn du Scheiße baust, dann bin ich dran. Wenn du auch nur einen falschen Ton sagst oder eine banale Andeutung machst, die jemand missversteht, dann muss ich dafür bezahlen. Ich habe mich für dich eingesetzt und dir geglaubt. Aber denk nicht, dass alles vergessen sei. Immerhin bist du immer noch ein Oto-Nin. Du hast Konoha verraten und uns alle mit dazu. Ich kann dir nicht mehr blind links vertrauen, das geht nicht mehr. Aber ich hoffe, dass du mir dankbar bist. Nicht jeder hätte dir gleich getraut und dich nach Konoha gebracht.“ „Bist du fertig mit deiner Lobesrede?“ „Ich hab mich wohl verhört!“ Ein leichter Windzug streifte ihr Haar. Die Zeit schien wie angehalten. Der Augenblick, der nur eine Sekunde dauerte, kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Und dann ging alles ganz schnell. Sasukes Lippen lagen auf den ihrigen und unterbanden das Sprechen. Im nächsten Moment spürte sie eine kalte Hand auf ihrem Rücken, die sie fester an ihn drückten. Wieder benutzte Sasuke sie. Er tat es schon wieder, obwohl er sich schon einmal geschworen hatte, das nicht mehr zu tun. Wieder wollte er nur leben, nur das Leben spüren. Seine Gier danach war immer noch so stark. Aber im selben Augenblick wusste er, dass es falsch war. Er spielte nur mit ihren Gefühlen. Er war gemein und egoistisch. Auf andere nahm er keinerlei Rücksicht. Und schon gar nicht auf seine ehemalige Teamkollegin. Ihm war alles egal. Alles. Auch, dass er sie seelisch noch mehr verletzte, als sie beide aufstanden und noch immer in einer innigen Berührung Sakuras Haus betraten. Selbst als er sie nach hinten aufs Bett drückte und ihr tief in die Augen sah, ließ ihn diese Gewissheit kalt. Was blieb, war der Genuss, der ihm nach dieser Nacht für ewig verwährt bleiben würde. Nie mehr könnte er ein Mädchen so lieben wie sie, das gestand sich der junge Uchiha ein. Aber für sein Ziel musste er Opfer bringen. Und dieses Opfer stellte nun einmal die junge Frau mit dem rosa Haar und den grünen Augen dar. Doch nach dieser Schlacht, die bald beginnen würde, würde er sie abermals verletzten. Das war Fakt, das war unumgänglich. Indikativ. Kapitel 16: Abseits ------------------- Aus Mangel an Zeit Ein Schrei durchfuhr den Wald und erreichte unbewusst die Ohren einiger Konoha-Nin. Neji horchte auf. „Was ist los, Neji-kun?“ fragte TenTen besorgt, als sich ihr Freund aufrichtete und sich aus ihrer Umarmung löste. „Ich dachte ich hätte einen Schrei gehört. Du etwa nicht?“ „Das war sicherlich nur ein Räuber, der in eine Tierfalle gelaufen ist. Das passiert doch ständig. Sieh nicht immer in allem eine Verschwörung.“ Gerade einmal zwei Wochen waren sie beide nun zusammen und schon ging dem Mädchen ihr Freund gewaltig auf die Nerven. Sie zog ihn mit sanfter Gewalt zurück und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich abermals in seine Arme legte. Doch trotz diesem wohligen Gefühl beschlich nun auch sie eine böse Vorahnung. Der Krieg war erst seit wenigen Stunden vorbei. Etwas war da draußen und es ging auch ihn etwas an. Sasuke schwitzte. Seine Hände verkrampften sich, als er die vielen Bilder vor seinen Augen sah. Tote Menschenkörper, die seiner Eltern. Rote Sharingan Augen, die ihn böse anblitzten und sich voller Mordlust im Mond widerspiegelten. Die unendliche Dunkelheit, als sein Wille unter Orochimaru gebrochen wurde. Sakuras verweinte Augen, als er sie und Konoha verließ. Das waren nur wenige Ausschnitte aus seinem Leben, die er vor seinem geistigen Auge erfassen konnte. Doch da war noch viel mehr, das er nicht sah, sondern nur dessen unendliche Schmerzen in seinem Kopf vernahm. Narutos Faust ballte sich, Sakura rollte eine Träne über die Wange. Es war schon schmerzhaft genug nur zuzusehen und nichts tun zu können. Wie musste sich erst Sasuke fühlen, der diese Qualen am eigenen Leibe erfuhr? Doch noch konnten sie nichts tun. Noch war es zu früh. Der Chaosninja spürte eine Hand auf seiner Schulter, die ihn zurückhielt. „Noch bringt es nichts, Naruto. Warte, bis wir die Schwachstelle nutzen können.“ „Es ist, als ob er jede Sekunde ein Stück weit stirbt. Ich kann nicht tatenlos herumsitzen!“ „Naruto, hör mir zu verdammt“ Ihre Stimme wurde fester und mahnender. „Wenn es sein muss, dann binde ich dich irgendwo an, verstanden? Aber wenn du jetzt auf Orochimaru zustürmst, dann bringst du dich und sogar Sasuke in unnötige Gefahr. Und damit hilfst du keinem. Alleine kann ich es nicht mit ihm aufnehmen, das weißt du. Ich brauche dich! Wir müssen zu zweit angreifen, damit wir wenigstes den Hauch einer Chance haben.“ Naruto sank auf seinen Platz im Dickicht zurück und sah sie ernst an. „Gut, ich vertraue dir. Aber lange kann ich mich nicht mehr zurückhalten, das weißt du.“ Sie nickte. Ja, lange würde er es wirklich nicht mehr können, denn erste größere Chakraschwälle gingen von ihm aus. Kyuubi würde sich nicht mehr allzu lange aufhalten lassen. Erneut stieß der jüngste Uchiha einen Schrei aus, der tief durch das Dickicht drang. „Neji-kun, verdammt, was ist jetzt schon wieder?“ TenTen blitzte ihn böse an, bald würde sie die Geduld verlieren. Doch, da war tatsächlich etwas gewesen. „Was ist das?“, fragte sie sich selbst flüsternd. „Spürst du es auch endlich, TenTen? Nur ganz schwach, aber etwas ist hier nicht in Ordnung. So viel ist klar.“ Die Kunoichi nickte und streifte sich nun ebenfalls ihre Sachen über. Neji ergriff ein paar Kunai und Shuriken und lief aus dem Haus seiner Freundin. Diese packte nun ebenfalls das Nötigste ein und folgte ihm eilig. Vielleicht war es nichts, aber ihr Bauchgefühl hatte sie nur selten getäuscht. Das letzte Mal war es der Sommer vor zwei Jahren, als Sakura und Ino sie überredet hatten, ihr selbstgekochtes Sushi mit dieser ekelhaft scharfen Sauce zu probieren. Eine Magenverstimmung für knapp acht Tage war die Folge gewesen. Aber diesmal war es kein Sushi. „Wow, ich wusste nicht, dass du so Herzklopfen bekommst, wenn du mich ansiehst.“ „Halt die Klappe Shikamaru, da hat jemand an die Türe geklopft“, fauchte Ino, als sie das Geschenkspapier beiseite legte und zur Eingangstür des großen Hauses ging. „Blödmann“, zischte sie kaum merklich, als sie die Türklinke ergriff und sich gleichzeitig wunderte. Wieso sollte jemand klopfen, wenn doch die Ladentüre ums Eck offen stand? Bevor sie sich selbst antworten konnte, erblickte sie TenTen, wenige Meter hinter ihr Neji. „Hallo, was kann ich für euch tun? Vielleicht ein schönes Valentinstagssträußchen, Moment mal, es ist Herbst. Oder vielleicht ein hübsches Hochzeitsbucket oder gar schon was für die Taufe? Aber ich wüsste nicht, dass du schwanger bist.“ „Ino! Sei ruhig und komm mit!“ Es war nicht TenTens Art jemanden zu unterbrechen, besonders nicht Ino, aber diese Lage erforderte drastische Maßnahmen. „Was ist denn los? Was soll den das, hey!“, wehrte sich Ino, ließ sich aber mehr oder weniger bereitwillig mitschleppen. „Keine Zeit für Erklärungen! Ist wer bei dir?“ „Ja, Shikamaru, aber, kannst du mir erklären was hier los ist?“ „Nein, später, gleich, Shikamaru!“ Narutos Faust zitterte noch unkontrollierter, seine Augen färbten sich langsam rötlich und sein Gesichtsausdruck glich mehr einem Tier als einem Menschen. Sakura legte beruhigend die Hand auf seine Schulter. „Gedulde dich bitte. Nur noch ein paar Minuten. Bitte. Zügle deine Wut, nicht einmal mit Kyubi kannst du Orochimaru besiegen. Nicht wenn er in dieser Phase ist.“ Sasuke keuchte unter den unendlichen Schmerzen. Doch nun war Rache fällig. Auch wenn er sie betrogen und belogen hatte, auch wenn er sie verletzt und hintergangen hatte, selbst wenn er sie danach töten würde, alles war ihr egal. Alles, bis auf die Tatsache, dass Sasukes Leben bald ein jämmerliches Ende finden würde, ihm nicht gerecht. Seinem Ruf nicht gerecht. Einsam am Waldboden verkümmern, vor Schmerz und durch die Hand des Mannes, den er als zweitliebstes töten wollte. Sakura konnte nicht mit ansehen, dass Sasuke mit jeder einzelnen ewigen Sekunde dem Tod ein Stück näher kam. Das konnte sie ihm nicht antun, auch jetzt nicht, nach all den Gemeinheiten und verletzenden Dingen, die er zu ihr gesagt hatte. Die Fingerzeichen wandelten sich auf Orochimarus Hand und formten das Symbol des Widders. Das zweite Schwert leuchtete auf. Doch noch raste es nicht auf das wehrlose Opfer, Sasuke, herab. Noch zitterte es. Orochimaru brauchte noch ein wenig mehr Kraft und somit auch Zeit. Es waren nur wenige Sekunden, doch genau auf diese Sekunden hatte Sakura gewartet. „Es tut mir leid, Naruto.“ Sakuras Stimme versagte und Tränen fanden ihren Weg nach draußen, tropften auf dem Erdboden. Wie in Zeitlupe sah es der Chaosninja. Sah, wie seine beste Freundin sie vom Erdboden erhob und weinend auf Orochimaru zustürmte. Ino, TenTen, Neji und Shikamaru erstarrten. Auch Lee und Hinata, die sie noch schnell abgeholt hatten, stoppten und sahen wie Sakura auf die beiden Kontrahenten stürmte. Und dann ging alles ganz schnell. Schreie von Naruto, Hinata und Ino, ein Schluchzen von TenTen, Lees verzweifelter Ruf „Nicht, Sakura-san!“ und der verzweifelte Versuch, sie aufzuhalten, abgehalten von Neji, der Ino gerade noch abfangen konnte. Kurz vor Orochimaru machte Sakura kehrt und stieß Sasuke beiseite. Er fiel hin wie eine leblose Puppe, hatte die Augen aber geöffnet, den Blick auf das grausame Schauspiel gerichtet, welches sich nun vor ihm und den andere eröffnete. Sakura blieb noch wenige Sekunden schwerelos im Fall, bevor das zweite Schwert mit gewaltigem Dröhnen einen breiten Lichtstrahl entsendete und sie laut aufschrie. Blut ergoss sich über ihre Ninjakleidung. Es war ihr eigenes. Niemand sah, wieso, es waren weder Waffen noch Chakra zu sehen, doch wahr und gut zu sehen war, dass Sakura litt. Sie litt in diesen wenigen Sekunden Höllenqualen, die eigentlich Sasuke galten. Orochimaru sah mit Entsetzen die Szenerie an, doch nicht aus Sorge um die junge Frau, sondern aus Ärger, dass er sein Ziel verfehlt hatte. Langsam begannen sich ihre Kleider in Fetzen zu reißen, der Saum der säuberlich genähten Hose riss auf und trennte die knielange Hose bis zum Oberschenkel auf. Das Oberteil zerfledderte. Der Strahl erlosch, mit ihm auch das Tosen des Schwertes und schließlich Sakuras Schreien. Wie in Zeitlupe, getragen von furchtbaren Schmerzen, fiel sie zu Boden und blieb regungslos liegen. Narutos Schrei vermischte sich mit Inos und Hinatas, alle drei liefen zu ihrer Freundin. Neji stand noch immer fassungslos da. Was war das? Er war, genau wie die anderen, erst später hinzugekommen und hatte keinerlei Ahnung, um welches Jutsu es sich handelte. Doch diese zerstörerische Kraft, war das wirklich ein einfaches Jutsu? Er blickte von Sakura zu Orochimaru. Keiner der Anwesenden konnte sich rühren. Lediglich die drei Ninjas an Sakuras Seite versuchten sie anzusprechen. Selbst der San-Nin starrte wutentbrannt auf das Szenario. So viel Kraft hatte es gekostet diese verbotene Technik anzuwenden. Nun waren seine Reserven zur Neige gegangen. Hätte er Sasuke damit getötet, dann wäre das Chakra des Uchihas geradewegs in ihn übergegangen und er hätte wieder Kraft um zurück nach Oto zu gehen. Doch so? Neji blickte weiter an die Stelle, wo Sasuke liegen sollte, nachdem er weggestoßen wurde. Doch da war nur Gras. Hektisch sah sich der Hyuga um. „Wo ist Uchiha verdammt?“ Nirgends konnte er ihn entdecken. Seine Frage wurde keine Sekunde später beantwortet. Ein blaues Licht lenkte jegliche Aufmerksamkeit auf den Uchiha. Er rannte. Rannte direkt auf Orochimaru zu. „Sasuke!“Mmehrere Schreie erschallen zur gleichen Zeit, wenige Augenblicke später lag der große San-Nin mit weit aufgerissenen Augen am dreckigen Waldboden. „Naruto-kun?“ Sakura zupfte leicht an Narutos Hose, der Blick des Ninjas war auf Orochimaru und Sasuke gerichtet, die beide leblos am Boden weilten. „Sakura?“ „Sakura! Wie geht es dir?“, fragte Hinata, die nun ebenfalls bemerkte, dass ihre Freundin lebte und auch Ino davon in Kenntnis setzte. „Kann ich mit Naruto alleine sprechen, bitte?“ Die beiden Mädchen nickten und erhoben sich ohne Widerrede, auch wenn sie es nicht verstanden. Sakura setzte sich auf ohne eine Miene zu verziehen. Die unvorstellbar großen Schmerzen ließen sie äußerlich kalt. Liegen zu bleiben wäre sicherlich gesünder und weniger schmerzhaft, doch wie eine Sterbende wollte sie nicht aussehen. „Sakura-chan? Was ist denn los?“ „Hör mir zu, Naruto-kun.“ „Wieso nennst du mich Naruto-kun? Das machst du doch sonst nie!“ Dem Blonden standen Tränen in den Augen. Sakura konnte zwar hervorragend lügen, doch ihn anzulügen, das hatte sie noch nie gewagt und sie wollte es auch nicht. „Bitte, lass mich ausreden.“ Woher kam diese Kraft mit der ihre Stimme gefestigt wurde? Woher dieser kleine Funken Elan, wo sie doch endlich sterben würde? Sie machte jeden Eindruck, den einer Verletzten, den einer Leidenden, doch wie eine Sterbende sah sie bei Gott nicht aus. Aber genau das würde sie. Sterben. Früher oder später. „Naruto, hör zu, es ist mir wirklich ernst.“ Wenige Meter abseits war jeder mit seiner eigenen Welt beschäftigt. Während Ino mit äußerster Vorsicht und einem unguten Gefühl nachsah, ob Sasuke oder Orochimaru noch lebten, schwiegen alle anderen. War es nun endgültig vorbei? Würde Sasuke oder gar der San-Nin noch leben? Was passierte nun mit Sakura? Was war das für eine unglaubliche Kraft, die sie so leiden ließ? Was würde nun passieren? Und vor allem, wieso wollte die Rosahaarige mit Naruto alleine sprechen? „Ich weiß nicht wie lange, aber ich werde definitiv bald sterben.“ Sie sagte es, als sei es die natürlichste Sache der Welt, mit siebzehn zu sterben. Naruto schluckte. „Doch bevor ich das tue, möchte ich dich um ein paar Gefallen bitten.“ „Nein.“ Sakura sah ihn ungläubig an. „Wie bitte?“ „Nein. du wirst nicht sterben.“ Die erste Träne rollte über seine Wange, seine Lippen bebten und seine Stimme war verlegt. „Du stirbst mir nicht einfach! Wir werden zusammen alt, du mit Sasuke, ich mit Hinata, und wir beide als beste Freunde, ist das klar? Und bevor“ – er schluchzte – „bevor du nicht achtzig bist, stirbst du gefälligst nicht!“ Er schlug gegen den Baumstamm, an den er angelehnt saß. „Ist das klar?!“ Sakura sah zu Boden und lächelte traurig. „Ach, Naruto. Wir sind Shinobi. Unsere durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei dreiunddreißig. Da kann ich diese tolle Statistik schon mal um ein paar Jahre unterschreiten.“ „Was ist mit unseren Träumen?“ „Das waren und sind nur Träume. Wir wissen beide, dass wir keine Familie gründen können. Wir haben uns dafür entschieden, Ninjas zu sein.“ Sie sah wieder auf, dem Ninja genau in die Augen und lächelte. „Wie kannst du nur lächeln, wenn du bald sterben wirst?“ Sakura legte ihre Hand auf Narutos Wange. „Naruto, du bist und warst immer mein bester Freund. Nur mit dir konnte ich über alles reden. Über meine Sorgen, Probleme und über Sasuke. Und deswegen will ich auch nur mit dir über das sprechen, was ich dir nun erzählen werde. Unterbrich mich bitte nicht.“ Ino stützte Sasuke auf und half ihm hoch. Orochimaru war tot, so viel stand fest. Sasukes Chidori hatte ihm den Rest gegeben. Glücklicherweise hatte der Uchiha dabei überlebt. „Ich sagte euch doch, die Guten gewinnen immer!“, warf Shikamaru ein, was allen ein irritiertes zucken eines Mundwinkels entlockte. Das passte ja überhaupt nicht zum Taktiker schlecht hin. Dennoch beließen sie es dabei. „Es sind nur mehr wenige Tage bis meine ersten Organe versagen. Als ich das Jutsu auf mir spürte, da kam der Schmerz nur innerlich. Ich bin mir sicher, dass so ziemlich alle Organe geschädigt sind, die auch nur im Entferntesten lebenswichtig sind. Vielleicht kann mir Tsunade-sama noch ein paar Tage mehr beschaffen, aber trotzdem, mehr als 2 Wochen werden es nicht. Ich will in Ruhe sterben, sag das Tsunade-sama. Ich will maximal zwei Besucher pro Tag und vorher gefragt werden, sollte ich wach sein. Du und Ino, ihr dürft aber so oft kommen wie ihr wollt. Bei euch ist die große Ausnahme. Aber ich will Sasuke nicht sehen. Und noch etwas. Ich will nicht, dass irgendjemand mich überreden will, dass ich kämpfen und nicht aufgeben soll. Ist das klar?“ So schwer es Naruto fiel nickte er, denn er wusste, und Sakuras Gesicht ließ keine andere Antwort zu, dass sie es ernst meinte. „Danke.“ „Sakura?! Sakura?! Sakura!!“ Tsunades Geschrei holte alle aus ihrer anderen Welt zurück. Die Hokage lief aufgelöst an Orochimaru vorbei, würdigte ihn nur eines winzigen Blickes und hielt vor Naruto und ihrer Schülerin. „Ich bringe dich ins Krankenhaus, dann kannst du erzählen, was passiert ist.“ Sie wandte sich zur größeren Gruppe um. „Uchiha, du kommst mit, du siehst auch nicht gut aus.“ Sie holte kurz Luft und fasste sich an die Schläfe. „Jiraya, ich habe sie gefunden“, sagte sie in normaler Lautstärke. Keine Sekunde später tauchte der dritte San-Nin auf und begutachtete seinen einstigen Teamkollegen. „Sieht tot aus.“ „Nimm ihn mit, alles weitere klären wir später.“ Sakura schlief schlecht. Sie wälzte sich stundenlang herum, starrte an die Decke, dann an eine der Wandseiten. Weiß. Alles war weiß, sie hasste diese Farbe. Die Farbe der Unschuld. War sie denn noch unschuldig? Nein, sie war weiß Gott was, aber eines bestimmt nicht. Unschuldig. „Es war nicht meine Schuld. Es war nicht meine Schuld.“ Wie ein Mantra wiederholte sie diese Worte. Doch sie verfehlten ihre Wirkung. War sie denn überhaupt unschuldig? Selbst wenn sie es sich einredete, glauben konnte und wollte sie es nicht. Sie hatte ihre Unschuld vor Jahren verloren. An ihren Vater, Ziehvater, der jahrelang nichts anderes war als der Mann der sie vergewaltigte. Aber auch wenn sie nichts dafür konnte, so viele Dinge hatte sie getan die sie schuldig machten. Gelogen, ihre Freunde verletzt, sie hatte sich mit dem Feind verbündet, war egoistisch und voreingenommen. Natürlich, Sasuke war auf ihrer Seite, doch sein Rang als Nuke-Nin wurde ihm nicht aberkannt. Sie hatte ihrem Dorf Schande bereitet, ihrem Gewissen. Sie, die sie die nächste Hokage werden sollte. Wie gut konnte sich Sakura an diesen Tag erinnern. Als ob er jedes Mal aufs Neue wiederholt werden würde. Flashback „Sakura? Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen.“ „Tsunade-sama, ich bin müde. Das Training heute hat mich zu sehr geschafft. Darf ich nach Hause gehen?“ Sie sah gen Himmel und schloss die Augen. Ein Schweißtropfen lief von ihrer Schläfe über die Wange und tropfte auf ihr Oberteil. Die blonde Frau wandte sich ihr zu und reichte ihr die Hand. Mit Leichtigkeit half sie Sakura auf, die sich mehr oder minder wie ein nasser Sack hängen ließ. „Hör zu, Sakura, ich gedenke, und hinterfrage meine Entscheidung nicht, ich werde dir gleich alles was du wissen musst erklären, nun, ich gedenke dich als nächste Hokage einzuspannen.“ Ein burschikoses Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Aber, Tsuande-sama-“ „Sakura. Hör zu“, befahlt Tsunade. „Als Hokage muss man stark sein, das ist wohl wahr. Und, versteh mich nicht falsch, du bist eine der Besten, aber es gibt ein paar die stärker sind als du. Sie sind dir um Längen voraus.“ „Hyuga Neji zum Beispiel.“ „Aber zum Hokage reicht Stärke alleine nicht.“ Sie legte eine Hand auf Sakuras Schulter. „Ein Hokage muss weise sein und sein Dorf gerecht führen, die Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen verteilen und sonstigen trockenen Papierkram. Und für das bist du wie geschaffen!“ „Für trockenen Papierkram?! Ich hör wohl nicht recht!“ Sakura sah ihre Meisterin böse an. Diese wich zurück und winkte beschwichtigend lächelnd ab. Sie legte den Arm um Sakuras Schulter und führte sie Richtung Hauptgebäude ab. „Aber eines nach dem Anderen! Erst wirst du mindestens siebzehn, dann San-Nin und schlussendlich Hokage, ja?“ „Wer sagt denn dass ich Hokage werden will?! Das ist doch langweilig!“ „Na hör mal! Also so langweilig ist das alles auch wieder nicht!“ „Dann sagen Sie mir einen Punkt der spannend ist!“ „Also, naja, das Aufgaben verteilen, das ist schon eine ganz-“ „Ach, Papperlapapp! Alles Blödsinn. Sie wollen nur dieses blöde Amt loswerden und in Ihren dämlichen Casinos Ihr ganzes Geld verpulvern!!“ „Wie redest du denn mit mir?!“ „Ist doch wahr!“ Flashback Ende Sakura musste lächeln. Damals war sie gerade einmal fünfzehn. Es war einer dieser schönen Momente. Einfach nur mit Jemandem herumalbern. Tsunade war eine Art Mutter geworden. Sie wusste um Sakuras Familienverhältnisse und ihre Vorgeschichte. Eine einzelne Träne benetzte das Kissen, auf dem Sakuras Kopf lag, wenig später folgten weitere. War es das Leben noch wert? Ja oder Nein? Sie musste sich entscheiden. Wollte sie vielleicht einmal Kinder haben? Sehen wie sie aufwachsen würden? Ihren Ehemann liebevoll umsorgen und jeden Tag das Essen kochen? Wollte sie denn ein Haus mit großem Garten und einen Hund? Nein. Aber sie wollte ein Ninja werden. Es bis zum Jo-Nin oder gar ANBU schaffen. Vielleicht sogar, wie es Tsunade meinte, eine San-Nin. Sie wollte sehen, wie Naruto und Hinata heirateten, sie wollte sehen wie Naruto endlich Hokage werden würde und sein vor Freude strahlendes Gesicht würde ihr ewig im Gedächtnis bleiben. Das alles wollte sie erleben. Ohne Sasuke. Ohne das Gefühl der Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Wer brauchte schon Liebe? Und die Anerkennung würde sie sich ohnehin in ihrem Beruf holen. Sakuras Augen nahmen einen entschlossenen Gesichtsausdruck an. Warum waren plötzlich alle Gedanken wie weggeblasen? Nur mehr die Erkenntnis, dass das Leben lebenswert war, war in ihrem Kopf verankert. Woher kam bloß dieser Elan? Woher diese Entschlossenheit? Und woher zum Teufel diese Kraft, weitermachen zu wollen? Das konnte doch nicht im Ernst wirklich so sein. Im ersten Moment wollte sie sterben und jetzt? Aber um zu ihr selbst ehrlich zu sein, wollte sie jemals sterben? Wenn sie ganz ehrlich war, wenn sie alle Barrikaden ihrer Selbst überwand und auch nur für einen kurzen Moment ihre Fassade Fassade sein ließ, ja wenn sie auch nur für eine Sekunde grundehrlich zu sich war, dann wollte sie niemals sterben. Das hatte sie niemals vor. Aber wieso sagte sie es dann? Wegen ihm? Wollte sie nur sein Mitleid erhaschen? Nein, das war es auch nicht. Aber was wollte sie dann? Sie wollte seine Reaktion sehen. Die Reaktion Sasukes. Sie wollte sehen ob er sie wirklich liebte oder nur ein übles Spiel ohne Gefühle mit ihr trieb. Aber eigentlich war es ihr egal. Immerhin spielte sie genauso mit ihm wie er mit ihr. So wollten beide einmal das Leben auskosten, bis beide ihr unausweichliches Schicksal erreichen würden. Kapitel 17: Von Leid und Liebe ------------------------------ Aus Mangel an Zeit Ein Schrei durchfuhr den Wald und erreichte unbewusst die Ohren einiger Konoha-Nin. Neji horchte auf. „Was ist los, Neji-kun?“ fragte TenTen besorgt, als sich ihr Freund aufrichtete und sich aus ihrer Umarmung löste. „Ich dachte ich hätte einen Schrei gehört. Du etwa nicht?“ „Das war sicherlich nur ein Räuber, der in eine Tierfalle gelaufen ist. Das passiert doch ständig. Sieh nicht immer alles als Verschwörung.“ Gerade einmal zwei Wochen waren sie beide nun zusammen, und schon ging dem Mädchen ihr Freund gewaltig auf die Nerven. Sie zog ihn mit sanfter Gewalt zurück und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich abermals in seine Arme legte. Doch trotz diesem wohligen Gefühl beschlich nun auch sie eine böse Vorahnung. Sasuke schwitzte. Seine Hände verkrampften sich, als er die vielen Bilder vor seinen Augen sah. Tote Menschenkörper, die seiner Eltern. Rote Sharingan Augen, die ihn böse anblitzten und sich voller Mordlust im Mond widerspiegelten. Die unendliche Dunkelheit, als sein Wille unter Orochimaru gebrochen wurde. Sakuras verweinte Augen, als er sie und Konoha verließ. Das waren nur wenige Ausschnitte aus seinem Leben, die er vor seinem geistigen Auge erfassen konnte. Doch da war noch viel mehr, welches er nicht sah, sondern nur dessen unendliche Schmerzen in seinem Kopf vernahm. Narutos Faust ballte sich, Sakura rollte eine Träne über die Wange. Es war schon schmerzhaft genug nur zuzusehen und nichts tun zu können. Wie musste sich erst Sasuke fühlen, der diese Qualen am eigenen Leibe erfuhr? Doch noch konnten sie nichts tun. Noch war es zu früh. Der Chaosninja spürte eine Hand auf seiner Schulter, die ihn zurückhielt. „Noch bringt es nichts, Naruto. Warte, bis wir die Schwachstelle nutzen können.“ „Sakura-chan…es ist, als ob er jede Sekunde ein Stück weit stirbt. Ich kann nicht tatenlos herumsitzen!“ „Naruto, hör mir zu verdammt“ Ihre Stimme wurde fester und mahnender. „Wenn es sein muss, dann binde ich dich irgendwo an, verstanden? Aber wenn du jetzt auf Orochimaru zustürmst, dann bringst du dich und sogar Sasuke in unnötige Gefahr. Und dann hilfst du keinem was. Alleine kann ich es nicht mit ihm aufnehmen, das weißt du. Ich brauche dich! Wir müssen zu zweit angreifen, damit wir wenigstes den Hauch einer Chance haben.“ Naruto sank auf seinen Platz im Dickicht zurück und sah sie ernst an. „Gut, ich vertraue dir. Aber lange kann ich mich nicht mehr zurückhalten, das weißt du.“ Sie nickte. Ja, lange würde er es wirklich nicht mehr können, denn erste größere Chakraschwälle gingen von ihm aus. Kyuubi würde sich nicht mehr allzu lange aufhalten lassen. Erneut stieß der jüngste Uchiha einen Schrei aus, der tief durch das Dickicht drang. „Neji-kun, verdammt, was ist jetzt schon wieder?“ TenTen blitzte ihn böse an, bald würde sie die Geduld verlieren. Doch…da war etwas. „Was zum…?!“ „Spürst du es auch endlich, Ten-chan? Nur ganz schwach, aber etwas ist hier nicht in Ordnung. So viel ist klar.“ Die Kunoichi nickte und streifte sich nun ebenfalls ihre Sachen über. Neji ergriff ein paar Kunai und Shuriken und lief aus dem Haus seiner Freundin. Diese packte nun ebenfalls das nötigste ein und folgte ihm eilig. Vielleicht war nichts, aber ihr Bauchgefühl hatte sie nur selten getäuscht. Das letzte Mal war es der Sommer vor zwei Jahren, als Sakura und Ino sie überredet hatten, ihr selbstgekochtes Sushi mit dieser ekelhaft scharfen Sauce zu probieren. Eine Magenverstimmung für knappe 8 Tage war die Folge. Aber diesmal war es kein Sushi. „Wow, ich wusste nicht, dass du so Herzklopfen bekommst, wenn du mich ansiehst.“ „Halt die Klappe Shikamaru, da hat jemand an die Türe geklopft.“ fauchte Ino, als sie das Geschenkspapier beiseite legte und zur Eingangstür des großen Hauses ging. „Blödmann“ zischte sie kaum merklich, als sie die Türklinke ergriff und sich gleichzeitig wunderte. Wieso sollte jemand klopfen, wenn doch die Ladentüre ums Eck offen stand? Bevor sie sich selbst antworten konnte, erblickte sie TenTen, wenige Meter hinter ihr Neji. „Hallo, was kann ich für euch tun? Vielleicht ein schönes Valentinstagssträußchen, Moment mal, es ist Herbst…oder vielleicht ein hübsches Hochzeitsbucket oder gar schon was für die Taufe…aber ich wüsste nicht, dass du schwanger…“ „Halt die Klappe, Ino-chan und komm mit!“ Es war nicht TenTens Art jemanden zu unterbrechen, besonders nicht Ino, aber diese Lage erforderte drastische Maßnahmen. „Was zum…? Was soll den das, hey!“ wehrte sich Ino, ließ sich aber mehr oder weniger bereitwillig mitschleppen. „Keine Zeit für Erklärungen! Ist wer bei dir?“ „Ja, Shikamaru, aber…kannst du mir erklären was hier los ist?“ „Nein, später, gleich, Shikamaru!“ Narutos Faust zitterte noch unkontrollierter, seine Augen färbten sich langsam rötlich und sein Gesichtsausdruck glich mehr einem Tier als einem Menschen. Sakura legte beruhigend die Hand auf seine Schulter. „Gedulde dich bitte, nur noch ein paar Minuten. Bitte. Zügle deine Wut, nichtmal mit Kyubi kannst du Orochimaru besiegen. Nicht wenn er in dieser Phase ist.“ Sasuke keuchte unter den unendlichen Schmerzen. Doch nun war Rache fällig. Auch wenn er sie betrogen und belogen hatte, auch wenn er sie verletzt und hintergangen hatte, selbst wenn er sie danach töten würde, alles war ihr egal. Alles, bis auf die Tatsache, dass Sasukes Leben bald ein jämmerliches Ende finden würde, ihm nicht gerecht. Seinem Ruf nicht gerecht. Einsam am Waldboden verkümmern, vor Schmerz und durch die Hand des Mannes, den er als zweit liebstes töten wollte. Sakura konnte nicht mit ansehen, dass Sasukes Geist nach und nach zerbrach. Das konnte sie ihm nicht antun, auch jetzt nicht, nach all den Gemeinheiten und verletzenden Dingen, die er zu ihr gesagt hatte. Die Fingerzeichen wandelten sich auf Orochimarus Hand und formten das Symbol des Widders. Das zweite Schwert leuchtete auf. Doch noch raste es nicht auf das wehrlose Opfer, Sasuke, herab. Noch zitterte es, Orochimaru brauchte noch ein wenig mehr Kraft und somit auch Zeit. Es waren nur wenige Sekunden, doch genau auf diese Sekunden hatte Sakura gewartet. „Es tut mir leid, Naruto-kun…“ Sakuras Stimme versagte und Tränen fanden ihren Weg nach draußen, tropften auf dem Erdboden. Wie in Zeitlupe sah es der Chaosninja. Sah, wie seine beste Freundin sie vom Erdboden erhob und weinend auf Orochimaru zustürmte. Ino, TenTen, Neji und Shikamaru erstarrten. Auch Lee und Hinata, die sie noch schnell abgeholt hatten, stoppten und sahen wie Sakura auf die beiden Kontrahenten stürmte. Und dann ging alles ganz schnell. Schreie von Naruto, Hinata und Ino, ein Schluchzen von TenTen, Lees verzweifelter Ruf „Nicht, Sakura-san!“ und der verzweifelte Versuch, sie aufzuhalten, abgehalten von Neji, der Ino gerade noch abfangen konnte. Kurz vor Orochimaru machte Sakura kehrt und stieß Sasuke beiseite. Er fiel hin wie eine leblose Puppe, hatte die Augen aber geöffnet, den Blick auf das grausame Schauspiel gerichtet, welches sich nun vor ihm und den andere eröffnete. Sakura blieb noch wenige Sekunden schwerelos im Fall, bevor das zweite Schwert mit gewaltigem Dröhnen einen breiten Lichtstrahl entsendete und sie laut aufschrie. Blut ergoss sich über ihre Ninjakleidung. Es war ihr eigenes. Niemand sah, wieso, es waren weder Waffen noch Chakra zu sehen, doch wahr und gut zu sehen war, dass Sakura litt. Sie litt in diesen wenigen Sekunden Höllenqualen, die eigentlich Sasuke galten. Orochimaru sah mit Entsetzen die Szenerie an, doch nicht aus Sorge um die junge Frau, sondern aus Ärger, dass er sein Ziel verfehlt hatte. Langsam begannen sich ihre Kleider in Fetzen zu reißen, der Saum der säuberlich genähten Hose riss auf und trennte die knielange Hose bis zum Oberschenkel auf. Das Oberteil zerfledderte. Der Strahl erlosch, mit ihm auch das Tosen des Schwertes und schließlich Sakuras Schreien. Wie in Zeitlupe, getragen von furchtbaren Schmerzen, fiel sie zu Boden und blieb regungslos liegen. Narutos Schrei vermischte sich mit Inos und Hinatas, alle drei liefen zu ihrer Freundin. Neji stand noch immer fassungslos da. Was war das? Er war, genau wie die anderen erst später hinzugekommen und hatte keinerlei Ahnung, um welches Jutsu es sich handelte. Doch diese zerstörerische Kraft…war das wirklich ein einfaches Jutsu? Er blickte von Sakura zu Orochimaru. Keiner der Anwesenden konnte sich rühren. Lediglich die drei Ninjas an Sakuras Seite versuchten sie anzusprechen. Selbst der San-Nin starrte wutentbrannt auf das Szenario. So viel Kraft hatte es gekostet diese verbotene Technik anzuwenden. Nun waren seine Reserven zur Neige gegangen. Hätte er Sasuke damit getötet, dann wäre das Chakra des Uchihas geradewegs in ihn übergegangen und er hätte wieder Kraft um zurück nach Oto zu gehen. Doch so? Neji blickte weiter an die Stelle, wo Sasuke liegen sollte, nachdem er weggestoßen wurde. Doch da war nur Gras. Hektisch sah sich der Hyuga um. „Wo ist Uchiha verdammt?“ Nirgends konnte er ihn entdecken. „Junge, mach keinen Scheiß!“ zischte er, doch seine vorher gestellte Frage wurde keine Sekunde später beantwortet. Ein helles, blau-weißes Licht lenkte jegliche Aufmerksamkeit auf den Uchiha. Er rannte. Rannte direkt auf Orochimaru zu. „Sasuke!“ mehrere Schreie erschallen zur gleichen Zeit, wenige Augenblicke später lag der große San-Nin mit weit aufgerissenen Augen am dreckigen Waldboden. „Naruto-kun?“ Sakura zupfte leicht an Narutos Hose, der Blick des Ninjas war auf Orochimaru und Sasuke gerichtet, die beide leblos am Boden weilten. „Sakura-chan?“ „Sakura-chan! Wie geht es dir?“ fragte Hinata, die nun ebenfalls bemerkte, dass ihre Freundin lebte und auch Ino davon in Kenntnis setzte. „Kann…kann ich mit Naruto alleine sprechen, bitte.“ Die beiden Mädchen nickten und erhoben sich ohne Widerrede, auch wenn sie es nicht verstanden. Sakura setzte sich auf ohne eine Miene zu verziehen. Die unvorstellbar großen Schmerzen ließen sie äußerlich kalt. Liegen zu bleiben wäre sicherlich gesünder und weniger schmerzhaft, doch wie eine Sterbende wollte sie nicht aussehen. „Sakura-chan? Was ist denn los?“ „Hör mir zu, Naruto-kun-“ „Und wieso nennst du mich Naruto-kun? Das machst du doch sonst nie!“ Dem Blonden standen Tränen in den Augen. Sakura konnte zwar hervorragend lügen, doch ihn anzulügen, das hatte sie noch nie gewagt und sie wollte es auch nicht. „Bitte, lass mich ausreden.“ Woher kam diese Kraft mit der ihre Stimme gefestigt wurde? Woher dieser kleine Funken Elan, wo sie doch endlich sterben wollte? Sie machte jeden Eindruck, den einer Verletzten, den einer Leidenden, doch wie eine Sterbende sah sie bei Gott nicht aus. Sterben…genau das würde sie. Früher oder später. „Naruto, hör zu, es ist mir wirklich ernst.“ Wenige Meter abseits war jeder mit seiner eigenen Welt beschäftigt. Während Ino mit äußerster Vorsicht und einem unguten Gefühl nachsah, ob Sasuke oder Orochimaru noch lebten, schwiegen alle anderen. War es nun endgültig vorbei? Würde Sasuke oder gar der San-Nin noch leben? Was passierte nun mit Sakura? Was war das für eine unglaubliche Kraft, die sie so leiden ließ? Was würde nun passieren? Und vor allem, wieso wollte die Rosahaarige mit Naruto alleine sprechen? „Ich weiß nicht wie lange, aber ich werde definitiv bald sterben.“ Sie sagte es, als sei es die natürlichste Sache der Welt, mit 17 zu sterben. Naruto schluckte. „Doch bevor ich das tue, möchte ich dich um ein paar Gefallen bitten.“ „Nein.“ Sakura sah ihn ungläubig an. „Wie bitte?“ „Nein. du wirst nicht sterben.“ Die erste Träne rollte über seine Wange, seine Lippen bebten und seine Stimme war verlegt. „Du stirbst mir nicht einfach! Wir werden zusammen alt, du mit Sasuke, ich mit Hinata, und wir beide als beste Freunde, ist das klar? Und bevor…“ er schluchzte. „…bevor du nicht 80 bist beißt du nicht ins Gras!“ Er schlug gegen den Baumstamm, an den er angelehnt saß. „Ist das klar?!“ Sakura sah zu Boden und lächelte traurig. „Ach Naruto. Wir sind Shinobi. Unsere durchscnittliche Lebenserwartung liegt bei dreiunddreißig. Da kann ich diese tolle Statistik schon mal um ein paar Jahre unterschreiten.“ „Was ist mit unseren Träumen?“ „Das waren und sind nur Träume. Wir wissen beide, dass wir keine Familie gründen können. Wir haben uns dafür entschieden, Ninjas zu sein.“ Sie sah wieder auf, dem Ninja genau in die Augen und lächelte. „Wie kannst du nur lächeln, wenn du bald sterben wirst?“ Sakura legte ihre Hand auf Narutos Wange. „Naruto-kun, du bist und warst immer mein bester Freund. Nur mit dir konnte ich über alles reden, über meine Sorgen, Probleme und über Sasuke-kun. Und deswegen will ich auch nur mit dir über das sprechen, was ich dir nun erzählen werde. Unterbrich mich bitte nicht.“ Ino stützte Sasuke auf und half ihm hoch. Orochimaru war tot, so viel stand fest. Sasukes Chidori hatte ihm den Rest gegeben. Glücklicherweise hatte der Uchiha dabei überlebt. „Ich sagte euch doch, die Guten gewinnen immer!“ warf Shikamaru ein, was allen ein irritiertes zucken eines Mundwinkels entlockte. Das passte ja überhaupt nicht zum Taktiker schlecht hin. Dennoch beließen sie es dabei. „Es sind nur mehr wenige Tage bis meine ersten Organe versagen. Als ich das Jutsu auf mir spürte, da kam der Schmerz nur innerlich zu Tage. Ich bin mir sicher, dass so ziemlich alle Organe geschädigt sind, die auch nur im Entferntesten lebenswichtig sind. Vielleicht kann mit Tsunade-sama noch ein paar Tage mehr beschaffen, dennoch, mehr als 2 Wochen werden es nicht. Ich will in Ruhe sterben, sag das Tsunade. Ich will maximal 2 Besucher pro Tag und vorher gefragt werden, sollte ich wach sein. Du und Ino, ihr dürft aber so oft kommen wie ihr wollt. Bei euch ist die große Ausnahme. Aber ich will Sasuke-kun nicht sehen. Und noch etwas. Ich will nicht, dass irgendjemand mich überreden will, dass ich kämpfen und nicht aufgeben soll. Ist das klar?“ So schwer es Naruto fiel nickte er, denn er wusste, und Sakuras Gesicht ließ keine andere Antwort zu, dass sie es ernst meinte. „Danke.“ „Sakura?! Sakura?! Sakura!!“ Tsunades Geschrei holte alle aus ihrer anderen Welt zurück. Die Hokage lief aufgelöst an Orochimaru vorbei, würdigte ihn nur eines winzigen Blickes und hielt vor Naruto und ihrer Schülerin. „Ich bringe dich ins Krankenhaus, dann kannst du erzählen, was passiert ist.“ Sie wandte sich zur größeren Gruppe um. „Uchiha, du kommst mit, du siehst auch nicht gut aus.“ Sie holte kurz Luft und fasste sich an die Schläfe. „Jiraya, ich habe sie gefunden“ sagte sie in normaler Lautstärke. Keine Sekunde später tauchte der dritte San-Nin auf und begutachtete seinen einstigen Teamkollegen. „Sieht tot aus.“ „Nimm ihn mit, alles weitere klären wir später.“ Sakura schlief schlecht. Sie wälzte sich stundenlang herum, starrte an die Decke, dann an eine der Wandseiten. Weiß. Alles war weiß, sie hasste diese Farbe. Die Farbe der Unschuld. War sie denn noch unschuldig? Nein, sie war weiß Gott was, aber eines bestimmt nicht. Unschuldig. „Es war nicht meine Schuld. Es war nicht meine Schuld.“ Wie eine Zauberformel wiederholte sie diese Worte. Doch ihre Wirkung verfehlten sie. War sie denn überhaupt unschuldig? Selbst wenn sie es sich einredete, glauben konnte und wollte sie es auch nicht. Sie hatte ihre Unschuld vor Jahren verloren. An ihren Vater, Ziehvater, der jahrelang nichts anderes war als der Mann der sie vergewaltigte. Aber auch wenn sie nichts dafür konnte, so viele Dinge hatte sie getan die sie schuldig machten. Gelogen hatte Sakura, ihre Freunde verletzt, sie hatte sich mit dem Feind verbündet, war egoistisch und voreingenommen. Natürlich, Sasuke war auf ihrer Seite, doch sein Rang als Nuke-Nin wurde ihm noch nicht aberkannt. Sie hatte ihrem Dorf Schande bereitet, ihrem Gewissen. Sie, die sie die nächste Hokage werden sollte. Wie gut konnte sich Sakura an diesen Tag erinnern. Als ob er jedes Mal aufs Neue wiederholt werden würde. Flashback „Sakura? Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen.“ „Tsunade-sama, ich bin müde. Das Training heute hat mich zu sehr geschafft. Darf ich nach Hause gehen?“ Sie sah gen Himmel und schloss die Augen. Ein Schweißtropfen lief von ihrer Schläfe über die Wange und tropfte auf ihr Oberteil. Die blonde Frau wandte sich ihr zu und reichte ihr die Hand. Mit Leichtigkeit half sie Sakura auf, die sich mehr oder minder wie ein nasser Sack hängen ließ. „Hör zu, Sakura, ich gedenke, und hinterfrage meine Entscheidung nicht, ich werde dir gleich alles was du wissen musst erklären, nun, ich gedenke dich als nächste Hokage einzuspannen.“ Ein burschikoses Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Aber…Tsuande-sama-“ „Sakura- hör zu. Als Hokage muss man stark sein, das ist wohl wahr. Und, versteh mich nicht falsch, du bist eine der Besten, aber es gibt ein paar die stärker sind als du. Sie sind dir um Längen voraus.“ „Hyuga Neji zum Beispiel.“ „Aber zum Hokage reicht Stärke alleine nicht.“ Sie legte eine Hand auf Sakuras Schulter. „Ein Hokage muss weise sein und sein Dorf gerecht führen. Die Aufgaben gerecht zu verteilen und sonstigen trockenen Papierkram. Und für das bist du wie geschaffen!“ „Für trockenen Papierkram?! Ich hör wohl nicht recht!“ Sakura sah ihre Meisterin böse an. Diese wich zurück und winkte beschwichtigend lächelnd ab. Sie legte den Arm um Sakuras Schulter und führte sie Richtung Hauptgebäude ab. „Aber eines nach dem Anderen! Erst wirst du mindestens 17, dann San-Nin und schlussendlich Hokage, ja?“ „Wer sagt denn dass ich Hokage werden will?! Das ist doch langweilig!“ „Na hör mal! Also soooo langweilig ist das alles auch wieder nicht!“ „Dann sagen Sie mir einen Punkt der spannend ist!“ „Also, naja, das Aufgaben verteilen, das ist schon eine ganz-“ „Ach, Papperlapapp! Alles Blödsinn. Sie wollen nur dieses blöde Amt loswerden und in Ihre dämlichen Casinos und Ihr ganzes Geld verpulvern!!“ „Wie redest du denn mit mir?!“ „Ist doch wahr…“ Flashback Ende Sakura musste lächeln. Damals war sie gerade einmal 15. Es war einer dieser schönen Momente. Einfach nur mit Jemandem herumalbern. Tsunade war eine Art Mutter geworden. Sie wusste um Sakuras Familienverhältnisse und ihre Vorgeschichte. Eine einzelne Träne benetzte das Kissen auf dem Sakuras Kopf lag, wenig später folgten weitere. War es das Leben noch wert? Ja oder Nein? Sie musste sich entscheiden. Wollte sie vielleicht einmal Kinder haben? Sehen wie sie aufwachsen? Ihren Ehemann liebevoll umsorgen und jeden Tag das Essen kochen? Wollte sie denn ein Haus mit großem Garten und einen Hund? Nein. Aber sie wollte ein Ninja werde. Es bis zum Jo-Nin oder gar Anbu schaffen. Vielleicht sogar, wie es Tsunade meinte, eine San-Nin. Sie wollte sehen wie Naruto und Hinata heiraten, sie wollte sehen wie Naruto endlich Hokage werden würde und sein vor Freude strahlendes Gesicht würde ihr ewig im Gedächtnis bleiben. Das alles wollte sie erleben. Ohne Sasuke, ohne das Gefühl der Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Wer braucht schon Liebe? Und die Anerkennung würde sie sich ohnehin in ihrem Beruf holen. Sakuras Augen nahmen einen entschlossenen Gesichtsausdruck an. Warum waren plötzlich alle Gedanken wie weggeblasen? Nur mehr die Erkenntnis, dass das Leben lebenswert war, war in ihrem Kopf verankert. Woher kam bloß dieser Elan? Woher diese Entschlossenheit? Und woher zum Teufel diese Kraft, weitermachen zu wollen? Das konnte doch nicht im Ernst wirklich so sein. Im ersten Moment wollte sie sterben und jetzt? Aber um ehrlich zu sein, wollte sie jemals sterben? Wenn die ganz ehrlich war, wenn sie alle Barrikaden ihres Selbst überwand und auch nur für einen kurzen Moment ihre Fassade Fassade sein ließ, ja wenn sie auch nur für eine Sekunde grundehrlich zu sich war, dann wollte sie niemals sterben. Das hatte sie niemals vor. Aber wieso sagte sie es dann? Wegen ihm? Wollte sie nur sein Mitleid erhaschen? Nein, das war es auch nicht. Aber was wollte sie dann? Sie wollte seine Reaktion sehen. Die Reaktion Sasukes. Sie wollte sehen ob er sie wirklich liebte oder nur ein übles Spiel ohne Gefühle mit ihr trieb. Das letzte Wort in Gottes Ohren! Aber eigentlich war es ihr egal. Immerhin spielte sie genauso mit ihm wie er sie ausnutzten. So wollten beide einmal das Leben auskosten, bis beide ihr unausweichliches Schicksal erreichen würden. Kapitel 18: Zerbrechen ---------------------- Ich kann doch nicht anders! „Sakura-chan, bist du völlig blöd?!“, schrie Naruto aufgebracht und wurde von Hinata mit einer Kopfnuss zum Schweigen gebracht. Sakura staunte nicht schlecht, als ihre sonst so schüchterne Freundin dem Chaosninja wahrhaftig auf den Kopf schlug. „Um Himmels Willen, Hinata! So kenne ich dich ja gar nicht“, lachte sie und reichte Naruto die Hand, der von diesem unerwartetem Schlag zu Boden gegangen war. Er rieb sich seinen Kopf und stand ohne die Hand seiner rosahaarigen Freundin zu Hilfe zu nehmen auf. „Habe ich dir etwas getan, Naruto-chan? Du bist ja so beleidigt“, fragte Sakura übertrieben süßlich. Sie kannte immerhin die Launen ihres Freundes. Vielleicht lag es daran, dass er sich wieder einbildete, dass er seine Periode habe. Flashback Sasuke stand wie immer cool angelehnt an einem Baum und schärfte seinen Kunai an einem geeigneten Stein. Naruto erzählte Sakura mal wieder eine seiner dämlichen Geschichten und fuchtelte dabei so energisch mit den Händen herum, dass er ihre Wange traf. „Ich hab dir schon hunderte Male gesagt: Lass. Deine. Hände. Gefälligst. Unten“, mahnte sie mit düsterer Stimme, bevor sie zu schreien begann. „Wie oft soll ich es dir noch sagen? Mit deiner energisch-nervigen Art reitest du uns von der einen Scheiße in die nächste! Langsam reicht es mir mit dir!“ Zur Überraschung aller, sogar Kakashi sah von seinem Schmuddelheftchen auf, mischte sich Sasuke ein und gab sogar ein halbwegs brauchbares Kommentar ab. „Sakura, lass ihr einfach. Du weißt ja wie er ist, wenn er seine Periode hat.“ Sakuras Mundwinkel zuckten, dann brach sie in einen Lachanfall aus. Sie hielt sich den Bauch und sah aus den Augenwinkeln, dass auch Naruto auf dem Boden lag und sich Tränen aus den Augen wischte. Kakashi entlockte das Ganze ein kurzes Lächeln und den Gedanken: „Das perfekte Team.“ „Wieso lachst du denn eigentlich, du Pfeife?“, fragte Sasuke, als Naruto am Boden herumkullerte. Nach ein paar Atemzügen hatte er sich wieder einigermaßen gefasst und war in der Lage eine normale Antwort anzugeben. „Weil gerade du das sagst.“ Er klopfte sich symbolisch auf den Schenkel und ließ sich wieder zu der immer noch lachenden Sakura fallen. Flashback Ende Sakura stemmte die Hände in die Hüften und wartete eine Antwort von Naruto ab. Er sah sie ernst an. „Sakura, du warst doch so schwer verletzt, wieso gehst du dann seelenruhig spazieren und willst mir auch noch aufhelfen.“ Sie schubste ihn um. „So besser?“ „Das war doch nicht so gemeint!“, beschwerte er sich. „Nimm meine Hand oder ich mach es noch einmal“, meinte sie leichthin und reichte ihm abermals die Hand. Lächelnd nahm Naruto sie an und ließ sich von ihr aufziehen. „Ich mache mir Sorgen um dich. Weißt du denn noch, was du zu mir gesagt hast? Ich meine im Wald.“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter und sah ihr besorgt in die Augen. „Hinata-chan, lässt du uns kurz alleine?“, sagte Sakura und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, mit Naruto weg. Nach gut hundert Metern stoppte sie und drehte Naruto den Rücken zu. „Hör zu, Naruto, was ich damals gesagt habe, das war blöd von mir. Ich kann dir den Grund für meinen plötzlichen Sinneswandel nicht sagen, das würde zu lange dauern.“ Sie drehte sich um. „Aber es ist nun einmal so. Akzeptiere bitte, dass sich Menschen ändern.“ „Sakura, ich freue mich, dass du lebst und vor allem leben willst. Aber ich wollte dich nur schonen.“ „Du bist so süß!“ Sie lächelte ehrlich und umarmte ihren besten Freund. „Pass auf Hinata auf, ja? Sie braucht eine starke Schulter. Naruto-kun.“ „Sprich nicht so, als würden wir uns nie wieder sehen.“ „Sasuke, ich muss mir dir reden.“ Sakura betrat den dunklen Raum. Ihr Wohnzimmer bekam im schwachen Mondlicht ein ganz anderes Aussehen. Es wirkte bedrohlich, aber zugleich auch anziehend. Die dunkle Seite hatte Sakura schon immer gereizt, wenn auch nicht in dem Maße wie sich Sasuke zu ihr hingezogen fühlte. Besagter junger Mann saß auf der Bank und sah aus dem Fenster. „Was ist denn los?“ „Es muss aufhören.“ Bestimmt setzte sie sich neben ihn und drehte seinen Kopf zu ihr, er musste ihr in die Augen sehen. „Was muss aufhören?“ „Du weißt genau was ich meine!“ flüsterte sie bedrohlich und ängstlich zugleich. Ihre Stimme klang anders als sonst. Woran es lag wussten beide nicht, aber in Sasuke stieg ein mulmiges Gefühl auf. „Unsere Scheinbeziehung.“ „Wieso denn Scheinbeziehung? Wir küssen uns, schlafen miteinander, all das, was normale Paare auch machen. Oder meinst du nicht?“, stellte er ein wenig ironisch fest. Es war wieder dieser überhebliche Unterton zu hören. Wie sehr sie den doch hasste. „Das nennst du Beziehung?“ Sakura stand auf und drehte Sasuke für wenige Sekunden den Rücken zu. Als sie sich wieder umdrehte sah er die Überreste von kleinen Tränen. „Wir zerstören uns gegenseitig, merkst du das nicht?“ Ihre Stimme wurde emotionaler. Wenn sie sonst mit ihm redete wirkte sie distanziert, aber liebevoll. Doch so distanziert wie sie immer klang war sie nicht. „Sasuke, wenn wir so weitermachen, dann werden wir aneinander zerbrechen. Und tu bloß nicht so, als ob dich all das kalt lassen würde.“ „Lass mich bitte zu Wort kommen, Sakura.“ Auch er stand auf. Langsam kam er auf sie zu. Mit jedem Wort näher. „Für mich war das alles nur ein Spiel. Sozusagen ein letztes Mal das Leben spüren. Und tu bloß nicht so, als ob es für dich etwas anderes gewesen wäre. Du warst für mich ein Objekt der Lust.“ Er nahm ihre Handgelenke und drückte sie gegen die Wand. Verlangend drückte er seinen Körper an den ihren und hauchte ihr ins Ohr: „Und dasselbe war ich für dich.“ „Sasuke.“ Sie stöhnte unter den Berührungen und fordernden Gesten. „Es ist schlecht für uns.“ Er antwortete nicht, strich nur mit seinen Fingern über ihren Hals, ihre Brust und ihren Bauch. Sasuke streifte das dunkelrote T-Shirt über ihren Kopf und küsste ihren nackten Bauch. Sie standen immer noch an der Wand des Wohnzimmers, das schummrige Mondlicht warf nur spärlich Licht hinein. „Hör auf“, brachte Sakura unter ihrer Erregung hervor. „Sasuke, lass es bitte.“ „Du siehst uns also an uns selbst zerbrechen, ja?“ Er hörte mit seinen fordernden Küssen auf und sah ihr in die grünen Augen. „Ich sehe nur die Lust in deinen Augen.“ Er wandte sich ab und ging langsam zurück zur Bank. Keine Sekunde nachdem er sich gesetzt hatte stand Sakura vor ihm und setzte sich mit dem Gesicht zu seinem auf seine Beine. Er legte eine Hand auf ihr Schulterblatt und zog sie näher zu sich. „Du bist an alledem Schuld, du Mistkerl“, hauchte sie ihm ins Ohr und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Ich trage gerne die Konsequenzen.“ Ein Kopfweh erregendes Pochen ließ Sakura die Augen öffnen. Zaghaft stand sie auf und sah sich um. Die Umgebung war noch verschwommen, dennoch wusste sie wo sie war. Das Pochen wurde lauter und stürmischer. Dazu kam eine grelle Stimme, die sie zusammenzucken ließ. „Ich komm ja schon!“, schrie sie genervt und weckte damit auch Sasuke auf. Das Poltern an der Türe verebbte und auch die Stimme, die undefinierbare Worte gerufen hatte, versickerte in der Stille. Kein Vogel zwitscherte an diesem ruhigen Morgen, kein Wind pfiff durch die Bäume und keine kleine Schwester hängte sich an Sakura. Mühsam richtete sie sich auf und wankte zur Tür. Noch bevor sie sie aufmachte, bereute sie ihre Handlung. Blondes Haar kam zum Vorschein und umrandete ein hübsches Gesicht. Ino trug ihre Haare heute offen, zurückgehalten mit einem 80er Jahre Band. Rosa mit weißen Punkten. Sakura schüttelte es und bat sie herein. Sie setzte sich in die Küche und gab Ino eine Tasse Tee. Diese saß mit dem Rücken zur offenen Türe und konnte nicht sehen, wie Sasuke den Raum betreten wollte. Und auch nicht, dass er lediglich eine Boxershorts anhatte. Sakura sah ihn böse, aber auch panisch, an und deutete mit verkrampften Kopfbewegungen dem jungen Mann woanders hinzugehen. „Alles okay, Sakura?“, fragte Ino und sah ihre Freundin an, als wäre sie eine Geistesgestörte. „Was willst du denn, Ino?“, zwitscherte Sakura mit schlecht gespielter Freundlichkeit. „Ich wolle dir nur schnell sagen, dass Tsunade dich sprechen will. Ich glaube es geht um Sasuke. Danke für den Tee.“ Ohne ein weiteres Wort ergriff sie ihre Tasche und verließ das Haus. Verdutzt sah Sakura ihr nach und ging dann wieder ins Wohnzimmer. Dass sie nur einen BH und einen Slip anhatte, hatte Ino nicht gestört oder sie hatte es einfach übersehen. Allerdings war man als beste Freundinnen ja oft zusammen schwimmen und auf knappen Pyjamapartys, dass man die Figur der anderen kannte und das nichts Außernatürliches mehr war. Sasuke betrat nun die Küche und schenke sich Tee ein. Sie setzte sich auf die Theke neben dem Waschbecken und sah ihn böse an. „Ich bring dich dafür um.“ „Macht nichts, ich werd’s überleben. Für was denn eigentlich?“ „Hat dir meine Ansprache gestern denn nicht die Augen geöffnet?“ „Nein, aber dir hat es doch auch gefallen.“ Er trat an sie heran und stellte sich zwischen ihre herabhängenden Beine. Zärtlich küsste er sie und spürte ihre Hände um seinen Nacken. Wieder begann er ihren Hals zu küssen. „Du kriegst wohl nie genug, oder?“, sagte Sakura und schloss sie Augen. „Sakura-neechan, hast du meine Socken gesehen? Ich habe heute Training und kann sie nicht-“ Ayases Stimme verstummte, als sie die Küche betreten hatte, sich am Absatz umdrehte und hinausflüchtete. Sakura schlug leicht auf Sasukes Oberarm und hüpfte von der Theke. „Die Socken sind in der Waschküche!“, rief sie, als sie ins Bad hechtete. Wollte sie eine gewisse Hokage nicht sehen? Nachdem sie wieder einigermaßen ansehnlich war, zog sie ihre Ninjakleidung an und verließ das Haus schnell. Tsunade hasste es, wenn man sie warten ließ. Ino hatte zwar keine Uhrzeit gesagt, dennoch war es klar, dass ihre Meisterin sofort meinte. „Sie wollten mich sprechen, Tsunade-sama?“ meldete sich Sakura in Tsunades Büro. „Ja.“ Sie sortierte seelenruhig ihre unzähligen Akten und sah erst nach einigen Minuten auf. Sie wusste genau, wie sehr es ihre Schülerin nervte. „Es geht um Uchiha Sasuke.“ Sakura schluckte. Entweder durfte er hier bleiben oder nicht. „Ich habe, in Anbetracht der Umstände, einen Entschluss gefasst. Du hast für ihn gebürgt und ich weiß wie wichtig er dir ist. Seine Informationen über Orochimarus geplanten Krieg waren hilfreich.“ „Tsunade-sama, kommen Sie zur Sache!“ Sakura schlug eine Hand vor den Mund. „Es tut mir Leid.“ Peinlich berührt verbeugte sie sich und verfluchte ihre aufbrausende Art, die in letzter Zeit zum Vorschein gekommen war. „Ich habe mit dem Senat beschlossen, dass er nicht hier bleiben kann.“ „Was wollte sie denn?“, fragte Sasuke und sah Sakura an. „Du musst gehen. Es war nur eine Frage der Zeit. Aber Tsunade-sama wollte Naruto, dich und mich noch einmal in ihrem Büro sehen. Ich soll dich nur abholen. Naruto ist schon auf dem Weg dorthin.“ Sasuke erhob sich ohne ein Wort und folgte ihr stur. „Sehr schön. Ich habe euch hierher gebeten, weil ich euch dreien etwas mitteilen möchte.“ Tsunade stand auf und ging um ihren Schreibtisch zu den Siebzehnjährigen. Es war alles so hektisch und schrecklich gewesen, dass keiner der Ninjas seinen Geburtstag feiern wollte oder das schlicht und einfach vergessen hatte. „Da ihr drei besondere Leistungen im Krieg gegen Oto erbracht habt, und auch sonst die Kriterien erfüllt, die ich nicht näher erklären will, haben der Senat, Jiraiya und ich festgelegt, als San-Nin zurückzutreten und nun einer neuen Generation eine Chance zu geben.“ Sie sah den Widerspruch in Sakuras Augen. „Akzeptiere bitte diese Entscheidung, Sakura. Es ist mir selbst nicht geheuer.“ Flashback „Das ist nicht Ihr Ernst!“, protestierte die Hokage. „Der Junge ist ein Abtrünniger! Er kann keiner der neuen San-Nin werden! Sakura und Naruto, ja, da stimme ich zu, aber Uchiha?“ „Hören Sie, Hokage-sama, der Senat hat einstimmig beschlossen, dass es das Beste ist. Wir sehen in dem Jungen mehr, als nur einen Abtrünnigen. Er ist stark und vor allem ist er nicht von Grund auf böse.“ „Ja, das war bei Orochimaru auch der Fall! Damals! Aber er hat sich gewandelt, er hat sich dem Bösen zugewandt und nun sehen Sie sich an, was er angerichtet hat!“ „Keiner glaubt, dass der Uchiha Junge ein zweiter Orochimaru wird. Denn er hat etwas, was Ihr früherer Teamkamerad nicht hatte. Liebe.“ „Was meinen Sie damit?“ „Hokage-sama, Sie können seine Beziehung zu Haruno Sakura nicht leugnen. Die Senatoren glauben daran, dass die Liebe das Dunkle überwindet.“ Tsunade schnaubte abfällig. „Welch romantische Vorstellung! Aber sie ist veraltet und nur im Märchen zu finden! Das denken Sie doch nicht wirklich, oder? Außerdem, wieso lassen wir Ihn dann nicht in Konoha, wenn er dann ein San-Nin ist?“ Einer der Senatoren seufzte. „Meine Liebe, wir kennen uns seit über 30 Jahren. Sie müssten doch wissen, wieso meine Entscheidung so ausgefallen ist. Oder etwa nicht?“ „Ihr schon, aber die der anderen neun Mitglieder nicht!“ „Ich habe sie davon überzeugt, dass es das Beste sei.“ „Wie konnte ich nur vergessen, dass Sie ein Überredungskünstler sind.“ „Habe ich nun auch Sie überredet, Tsunade-sama?“ „Wenn es sein muss. Aber ich sage es gleich! Wenn er Mist baut, bin nicht ich schuld!“ „Tsunade du bist keine acht mehr.“ „Einen Versuch war es wert.“ Flashback Ende „Tsunade-sama? Träumen Sie?“ Tsunade schreckte aus ihrer Erinnerung und schüttelte kurz den Kopf. „Nein, ich bin wach.“ Sie fasste sich an die Schläfe, massierte sie kurz und setzte sich. „Geht jetzt bitte. Sasuke Uchiha, du darfst noch zwei Tage in Konoha bleiben.“ Ohne ein weiteres Wort drehten sich die drei um und gingen aus dem Büro. Sakura stand am Fenster. Es regnete. Die schweren Regentropfen fielen gegen die Scheibe und ließen sie manchmal aufschrecken. „Du musst deine Sachen packen.“ Sasuke war lautlos eingetreten, dennoch war sein Chakra unverkennbar. Es löste in ihr ein wohliges Gefühl aus. Dennoch wusste sie, dass es keinen Sinn hatte. Sie liebte ihn nicht. Es war lediglich sein starker Körper und die Erinnerungen an die wunderbaren Berührungen, der dieses Empfinden auslöste. „Wieso packen? Ich habe nichts mit.“ Er setzte sich auf die Bank, nur um sofort wieder aufzustehen und an Sakura heranzutreten. Er umfasste ihre Hüfte von hinten und drückte sich an sie. „Wie wäre es mit einem kleinen Abschiedsgeschenk?“, hauchte er ihr ins Ohr und spürte, wie ihr Körper verlangend zu zittern begann. Ohne eine Antwort abzuwarten küsste er ihren Hals entlang und wollte ihr gerade den Pyjama von den Schultern streifen. Sakura drehte sich aus seiner Umarmung und drückte sich an ihm vorbei. Bestimmt stemmte sie die Hände in die Hüften und schnaubte. „Sasuke, du musst morgen verschwinden. Ich habe gesagt, dass sich unsere Beziehung erledigt hat. Klar?“ „Ich dachte wir haben keine Beziehung“, sagte er spöttisch. „Natürlich haben wir eine Beziehung! Wir schlafen miteinander! Nicht mehr und nicht weniger, klar?“ „Also eine Sexbeziehung?“ „Ich bevorzuge den Ausdruck Bettbeziehung. Und jetzt geh. Man weiß nie, wann die ANBU eingreifen.“ „Gut, ich war sowieso auf der Durchreise.“ Sakura stutzte. Durchreise? Wieso denn das? Doch im selben Moment konnte sie es sich denken. Er wollte anscheinend noch immer seinen Bruder töten. Nach alledem war er um keinen Deut klüger geworden. Dennoch wollte Sakura sicher gehen. So lässig wie sie es konnte lehnte sie sich gegen die Wand und bog einen Fuß ab. Sie musste lächerlich bei dem Versuch wirken, cool zu stehen. Aber sie hatte schon den letzten Funken Stolz ihm gegenüber verloren. In beton gleichgültigem Ton fragte sie: „Willst du deinen Bruder noch immer töten?“ Sasuke nickte nur und ging an ihr vorbei. Wenige Meter hinter ihr blieb er jedoch stehen und drehte sich um. Auch Sakura drehte sich um. Ein letztes Mal sahen sie sich in die Augen, dann ein letztes Berühren ihrer beider Lippen, nachdem Sakura auf ihn zugegangen war. Keine Sekunde später war die Tür ins Schloss gefallen. Stille. Erdrückende Stille. Sie legte sich über Sakuras Haus. Ihre Schwester war auf einer längeren Mission. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann musste sie auf den Sohn eines wohlhabenden Mannes aufpassen. Sie nannte es Babysitten. Was wohl Naruto und die anderen machten? Sie wollte nicht wieder wie ein hilfloses Mädchen hinter ihnen herlaufen, nur weil Sasuke jetzt nicht da war. Denn das würden Naruto und Hinata denken, wenn Sakura sich wieder an sie heften würde. Doch wer blieb noch übrig? „Diese verdammte Stille! Ich halte das nicht aus!“ Sie und hämmerte gegen die Wand. „Ich halte das nicht aus“, wisperte sie und lehnte sich gegen die geschlossene Tür. Langsam sank sie zu Boden und legte den Kopf in ihre Hände. Wie lange sie so dasaß wusste sie nicht, doch nach einer Zeit läutete es. Wie vom Blitz gerührt sprang sie auf und lief zur Tür. „Ino!“, rief sie freudig. „Komm, lass uns einkaufen gehen.“ Sie nahm ihre perplexe Freundin am Handgelenk und zog sie mit sich. „Wir nehmen auch noch Hinata und TenTen mit, ja?!“ Ino konnte nichts erwidern, denn sofort begann Sakura wieder loszuplappern. „Ich muss mir unbedingt dieses neue Kleid bei Kassedy’s kaufen! Bald ist ja der große Winterball und da muss ich ja gut aussehen. Und wir sollten mal wieder bei Hiromi im Cafe vorbeischauen, das haben wir schon lange nicht mehr getan und die Gutscheine von der Thermalquelle müssen auch noch aufgebraucht werden und-“ „Sakura!“, schrie Ino dazwischen. Langsam machte ihr ihre Freundin Angst. „Beruhige dich bitte und komm runter!“ „Was ist denn?“ „Du bist vollkommen überdreht. Hör damit auf, das ist unheimlich.“ Sakura befreite sich aus dem Griff von Ino und streckte die Arme in den Himmel. Es begann zu schneien und eine Schneeflocke landete elegant auf ihrer Nasenspitze. Sie lächelte sanft und drehte sich zu Ino um. „Weißt du, Ino, ich denke ich war viel zu sehr auf Sasuke versessen und habe euch zu kurz kommen lassen. Tut mir leid.“ Sie verbeugte sich leicht. Ino fing an zu lachen. „Und, wie war’s?!“ „Ino!“ Die beiden Mädchen lachten. „Natürlich schön.“ „Na gut, dann lass uns Hinata und TenTen abholen und dann gehen wir schwimmen!“ Ino drehte sich einmal und zerrte Sakura dann mit sich. Ein paar Meter weiter ragte das Hauptgebäude Konohas in die Luft. Im obersten Stockwerk war der Sitz der wichtigsten Person des Dorfes. Tsunade saß in ihrem Büro und hatte einen üblen Kater. Viele Stapel von Papieren ließen den Tisch bedrohlich knarren. Doch sie wurden keineswegs weniger, denn jede paar Minuten kam Shizune herein und übergab ihr einen weiteren Haufen dieser Nervtöter. Sie hätte nicht zum Hokage zustimmen sollen. Mitten in ihrem Selbstmitleid klopfte es an der Tür. „Bitte Shizune, verschone mich mit diesen blöden Papieren!“ Doch der Junge der eintrat, ließ sie aufatmen. Es war Naruto, der sich fluchend durch seine durchnässten Haare fuhr. Als er die vielen Akten auf Tsunades Tisch sah musste er grinsen. „Was ist? Noch nie jemanden bei der Arbeit gesehen oder wie? Was machst du denn hier überhaupt?“ „Na Sie sind ja vielleicht vergesslich. Haben Sie mit ihren 50 Jahren schon Altsheimer, oder wie alt sind sie eigentlich? Sie haben mich doch hergebeten.“ „Erstens“, begann die Hokage böse „geht dich mein Alter nichts an und zweitens weiß ich, warum ich dich hierher bestellt habe.“ „Und das wäre?“ „Hör mir gut zu, Naruto. Du bist ein San-Nin.“ „Das wusste ich“, bemerkte er. Tsunade gefiel dieser Ton überhaupt nicht. Sie sah ihn böse an und ließ ihn somit wissen, dass es etwas Ernstes war, was sie im mitteilen wollte. „Du weißt, dass einer der San-Nin einmal den Posten des Hokage übernehmen wird, wenn dieser seinen Platz freigibt.“ Naruto erwiderte nichts, er nickte nur eifrig. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie wollte doch nicht etwa…? Kapitel 19: Entscheidungen -------------------------- Was ist denn nun los? „Mir wird das alles manchmal zu viel, und ich habe langsam keine Lust mehr, Hokage zu sein. Deswegen muss ich einen Nachfolger auswählen. Auch, wenn ich damals Sakura dafür vorgesehen hatte, denke ich, dass“, sie seufzte tief und massierte sich die Schläfen. „Tsunade-sama? Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Naruto besorgt. Sie sah ganz und gar nicht gut aus. „Fehlt Ihnen etwas?“ Als er auf sie zuging kippte sie leicht nach vorne. „Hokage-sama!“ Ihm war es gar nicht bewusst, dass er sie das erste Mal in seinem Leben mit ihrem Titel angesprochen hatte. „Hol Shizune“, sagte sie bestimmt und stützte sich auf dem Tisch auf. „Schnell!“ Naruto blinzelte zweimal, doch als Tsunade immer noch so elend aussah, hechtete er aus ihrem Büro und bog nach links ab. „Shizune! Shizune!“ Die Jo-Nin hörte jemanden, der ihren Namen rief. Sie drehte sich um und erkannte einen orangen Anzug. „Naruto?“, fragte sie verwundert. Was könnte er bloß von ihr wollen? „Shizune! Tsunade geht es nicht gut. Ich glaube, dass sie krank ist oder so! Komm schnell!“ Bevor Shizune noch begreifen konnte, was los war, zerrte Naruto sie auch schon mir sich. Shizune stieß die Türe zum Büro ihrer Meisterin und Freundin auf. „Tsunade! Was ist mit dir?!“, fragte sie panisch und half ihr, sich zu setzen. Tsunade öffnete sie Augen. Ein einziger Blick genügte und Shizune wusste, was los war. Ihre Augen waren ganz trüb, ihre Gesichtsfarbe mehr weiß als fleischfarben und ihre Hände zitterten unkontrolliert. „Ich hole die Ärzte!“, schrie sie, dann wandte sie sich Naruto zu, der im Türrahmen stand und besorgt zusah. „Pass auf sie auf, während ich weg bin.“ Sie lief an ihm vorbei, hielt aber einen halben Meter hinter ihm noch einmal. „Und schau, dass sie nicht einschläft, das ist das Wichtigste.“ Danach war sie hinter der nächsten Ecke verschwunden. Naruto trat an die Hokage heran. „Tsunade-sama?“ Sie zuckte kurz, richtete ihren Oberkörper auf und sah ihn an. Vor wenigen Minuten hatte sie einen gesunden Eindruck gemacht. „Wieso sind sie plötzlich so krank geworden?“ Die Wortwahl gefiel ihm irgendwie nicht, aber es konnte es nicht anders ausdrücken. Tsunade blinzelte müde und erhob träge ihren Körper. Sie trat ans Fenster und stützte sich am Fensterbrett auf. In diesem Moment sah sie alt aus, älter, als sie wahrscheinlich schon war. „Weißt du, Naruto, dieses violette Zeichen auf meiner Stirn beinhaltet eine große Menge an Chakra. Du hast es damals beim Kampf gegen Orochimaru mitbekommen.“ Tsunades Stimme klang erschöpft und rau. „Ich habe in diesem Krieg zu viel Chakra verbraucht, als ich noch übrig hatte. Meine Reserven reichen nicht aus.“ „Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“ Tsunade nickte. „Wie alt sind Sie denn jetzt eigentlich?“ Die Hokage lächelte schwach. „Wäre ich noch bei Kräften, würdest du jetzt durch eine Wand fliegen. Aber lass dir eines gesagt sein, wenn ich wieder mein ursprüngliches Chakra habe, dann holen wir das nach.“ „Tsunade! Wir sind da!“, schrie Shizune von Weitem. „Keine Sorge!“ Sie betrat mit einigen Ärzten den Raum und half Tsunade in den mitgebrachten Rollstuhl. Sie durfte sich nicht anstrengen, nicht jetzt. „Es wird alles gut, da bin ich sicher“, sagte Shizune und sah zu, wie das Krankenhauspersonal ihre Freundin hastig wegführte. Sie drehte sich zu Naruto um. „Was wolltest du eigentlich bei ihr?“ „Sie hat mich herbestellt und hat angefangen, irgendetwas von Hokage und San-Nin zu faseln. Dann hat sie gesagt, ich soll dich holen. Mehr weiß ich leider selbst nicht.“ „Gut dass du bei ihr warst. Sag Sakura Bescheid und komm mit ihr ins Krankenhaus. Sie will euch beide sicherlich sehen.“ Der Blonde nickte und verschwand eilig aus dem Büro. „Wenn ich Sakura wäre, wo wäre ich dann jetzt?“, fragte er sich selbst und ließ seinen Blick schweifen. Wie von Gott gewollt blieben seine Augen an einem Werbeplakat der Thermalquelle hängen. „Hat sie nicht gesagt, sie hat noch Gutscheine dafür?“ Er lief in Richtung Badehaus und dachte gleichzeitig nach, wie er als Junge bloß in die Mädchenräume kommen könnte. Naruto hielt hinter den heißen Quellen und überlegte noch kurz. „Na klar doch!“ Keine Sekunde später war er in Rauchwolken gehüllt, die sich langsam verzogen und den Blick auf einen Frauenkörper frei machten. Das Sexy no Jutsu war eben immer für etwas gut. Schnell schnappte er sich eines der Handtücher, die neben dem Hintereingang lagen. Ihn störte es nicht, dass es höchst wahrscheinlich die schmutzigen waren. Das zählte jetzt nicht. Nach wenigen Minuten sah er rosafarbene Haare in der mittleren Quelle. Sie saß, soweit er es durch den Dampf erkennen konnte, bei Ino, TenTen und Hinata. Ohne zu überlegen ging er um das erste der Wasserbecken. Naruto stieg schnell ins Wasser und schwamm zu Sakura und ihren Freundinnen. „Sakura, ich muss mit dir reden“, sagte er und tippte ihr dabei auf die Schulter. Sakura drehte sich um. Sie erschrak, als sie das blonde, überaus gut gebaute Mädchen sah. Erst erkannte sie es nicht, denn auch die Stimme Narutos hatte sich durch die Verwandlung verändert. „Sie wünschen?“, fragte sie leicht irritiert und musterte die vermeintlich Fremde. „Ich bin’s!“, sagte er, senkte dann aber seine überaus helle Stimme. „Naruto.“ Die Mädchen schluckten. Hinata wurde auf der Stelle rot und Ino legte ihre Arme schützend vor die Brust, was eigentlich unnötig war, da sie bin zum Hals im Wasser steckte. TenTen verdrehte nur die Augen und sah ihn danach böse an. „Was willst du hier?!“, zischte Sakura aufgebracht. „Hey, regt euch ab, Mädels. Ich muss dir was Wichtiges sagen“, versuchte er die Situation zu verharmlosen. „Außerdem, Hinata-chan, kenne ich deinen Körper ja zur Genüge.“ Er grinste schelmisch und fing sich einen weitern bösen Blick ein. „Hör auf darüber zu reden, Naruto-kun! Das geht niemanden etwas an!“, regte sich nun Hinata auf. „Tragt eure Beziehungskrise Zuhause aus!“, mahnte Sakura. „Also, was ist los, Naruto?“ „Tsunade. Sie ist irgendwie krank.“ „Wie meinst du das denn?“, hakte sie ungeduldig und ängstlich zugleich nach. „Ich weiß nicht genau, aber sie meinte, dass sie über ihre Reserven hinaus ihr Chakra verbraucht hätte.“ „Ach du Scheiße!“, fluchte sie und erhob sich. Gott sei dank hatte sich das Handtuch nicht gelöst, welches sie um ihren Körper gebunden hatte. „Los, komm mit!“ Sie zerrte Naruto auf und lief in die Umkleidekabinen. Die Glastüre des Krankenhauses öffnete sich automatisch und gewährte den Ankömmlingen Einlass. Sakura war nervös und besorgt. Sie wusste, dass es lebensgefährlich war, sein gesamtes körperliches Chakra zu verbrauchen. Nur durch die gespeicherten Energiereserven hatte sich Tsunade immer am Leben halten können. Aber nun waren auch die weg. Wie hatte sie nur so unverantwortlich handeln können? Naruto hatte ihr auf dem Weg ins Hospital erklärt, wie er zur Hokage gerufen worden war und was danach passiert war. „Was denkst du, wollte sie?“, hatte er wissen wollen. „Immerhin kennst du sie besser als ich.“ „Ich denke, dass sie dir sagen wollte, dass du der neue Hokage werden solltest. Sie wollte ihr Amt an dich abgeben“, hatte sie darauf vermutet. Die Situation war für sie eindeutig gewesen. Zumindest wollte sie ihn darauf vorbereiten, dass er in ein paar Jahren das Amt übernehmen würde, wenn er denn wollte. „Wir wollen zu Tsunade-sama“, erklärte Sakura aufgebracht, als sie ans Rezeptionspult traten. „Zimmer 306C. Aber sie schläft gerade.“ „Danke.“ Nach wenigen Minuten traten sie aus dem Aufzug und bogen links in den vierten Gang ein. Sakura deutete auf eine Tür am Ende des Flurs. „Da ist es.“ Naruto ergriff ihre Hand. „Es wird alles gut, Sakura-chan. Vertraue mir.“ Als Antwort erhielt er ein Nicken und ein schwaches Lächeln. Dann betraten sie den hellen Raum. Im Bett richtete sich die Hokage gerade auf. Noch bevor die beiden etwas sagen oder fragen konnten, schüttelte Tsunade den Kopf. „Es besteht keine akute Lebensgefahr.“ Bei diesem Worten atmeten alle erleichtert auf. Sakura setzte sich auf den Stuhl neben dem Krankenbett. „Tsunade-sama?“ „Ich werde noch für einige Zeit Hokage bleiben, aber was ich dir vorhin sagen wollte, Naruto: Ich vertraue deiner Stärke und deinen Entscheidungen, die du triffst und treffen wirst. Und wenn ich einmal meinen Posten abgebe, dann wirst du Hokage werden. Ich hoffe, du bist mit dieser Entscheidung zufrieden. Wenn du nicht möchtest-“ „Natürlich will ich! Mein größter Traum geht endlich in Erfüllung!“ Er sah erst Sakura, dann Tsunade an. „Aber ich bin dazu noch nicht reif genug.“ Die Hokage lächelte. „Du hast noch ein paar Jahre. Trainiere und lerne aus deinen Fehlern.“ „Das werde ich! Aber nicht hier. Nicht hier in Konoha.“ Sakura sah traurig zu Boden. Naruto ging neben ihr her, sie hatten seit zehn Minuten kein Wort mehr gesprochen. Doch plötzlich blieb sie stehen. „Naruto. Ich werde auch gehen.“ Er sagte nichts, sondern starrte sie nur verwundert an. „Weißt du, Sasuke war bei Orochimaru um Stärke zu erlangen, du warst mit Jiraiya-sama weg und bist stärker und reifer geworden. Ihr seid euren Weg gegangen, aber ich will auch einmal etwas für mich tun.“ ‚Du hast doch bei Tsunade trainiert’ ,wollte er gerade sagen. Doch sie fuhr schon fort. „Ich habe zwar bei Tsunade-sama trainiert und gelernt, aber ich bin nicht meinen Weg gegangen. Ich habe es immer auf später verschoben, aber ein Später gibt es bald nicht mehr. Wenn ich jetzt nicht gehe, dann werde ich es niemals tun. Ich will alleine trainieren, mir neue Fähigkeiten aneignen, etwas von der Welt da draußen sehen. Verstehst du?“ Naruto nickte. „Ja. Dasselbe will ich auch. Mit dem Ero-sennin war es zwar auch toll und ich habe einiges gelernt, aber ich muss auch meinen Weg gehen. Alleine.“ Die zwei sahen sich an. Ihr Entschluss stand fest, doch sie mussten es noch den anderen sagen. Und das war definitiv die schwierigste aller Aufgaben beim Beginn ihrer Reise. Die Sonne schien schwach über die Baumkronen vor Konoha hinweg und erhellte das Dorf kaum. Sie spendete auch keine Wärme, dennoch fielen ihre dünnen Strahlen dorthin, wo vor wenigen Minuten noch ein Mädchen gelegen hatte. Die Digitaluhr zeigte acht Minuten vor Fünf und der Radiowecker daneben spielte ein wunderschönes Lied. Sakura versuchte sich daran zu erinnern wie es hieß. Es hatte etwas mit einem unerfüllten Traum zu tun. Schwach lächelnd packte sie alle hergerichteten Sachen ordentlich in den Rucksack. Ihr Traum würde in Erfüllung gehen. Lange Zeit hatte sie sich gefragt, was ihr großer Traum war. Naruto wollte Hokage werden, Sasuke hatte vor, seinen Clan neu aufzubauen. Aber was war ihr größter Wunsch? Nach reichlichem Überlegen hatte sie es aufgegeben. Aber im Alter von fünfzehn fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie wollte einmal in ihrem Leben die Welt so sehen, wie sie tatsächlich war. Neue Techniken erlernen, fremde Dörfer erkunden und neue Leute treffen, die anders waren, als die die sie kannte. Der Moderator sagte das nächste Lied an. Sie kannte die Sängerin nicht, aber laut dem Radiomann war sie im Norden sehr bekannt. Sakura musste über den Namen lachen. Er war komisch und sie kannte niemanden, der so hieß. „Andere Länder, andere Namen“, bemerkte sie spöttisch und packte das letzte Kunai in ihre Beintasche. Das Lied war schnell und fröhlich, es weckte sie auf. Und auch, wenn sie es noch nie im Leben gehört hatte, musste sie den Refrain mitsingen und tanzte durchs Haus. „Onee-chan?“ Ayase rieb sich die Augen und blinzelte verschlafen. „Was ist mit dir los?“ Sakura küsste ihre Schwester auf die Stirn. „Nichts, Schwesterchen. Aber ich muss langsam gehen. Ich freue mich schon so auf die Reise!“ Aber ihre Schwester war nicht so begeistert. „Ich wünsche dir viel Spaß. Und denk ab und zu an mich Und bring mit ja was mit, klar?“ Sakura umarmte sie und lächelte sie an. Dann nickte sie und schulterte den Rucksack. „Wo willst du eigentlich hin?“, wollte sie wissen, als ihre große Schwester ihre Schuhe anzog und eine schwarze Weste vom Haken nahm. „Keine Ahnung, aber auf jeden Fall irgendwo hin, wo es andere Kulturen gibt und andere Menschen, als hier. Ich will einfach etwas Neues erleben!“ Als sie es der inzwischen fünfzehnjährigen Ayase vor ein paar Tagen mitgeteilt hatte, war diese in Tränen ausgebrochen. Sie meinte, sie könne sie nicht einfach alleine lassen, aber Sakura hatte nur erwidert, dass es ja nicht für ewig sein würde. Jetzt freute sich ihre kleine Schwester, dass sie für mehrere Monate sturmfrei hatte, auch wenn sie sie vermissen würde. „Weißt du was, Sakura-nee? Du siehst echt toll aus! Man glaubt gar nicht, dass du auf eine Reise gehst. Eher auf eine Modenschau.“ Sie lächelte. Und sie hatte Recht. Sakura sah in der schwarzen Dreiviertelhose umwerfend aus und das schwarz-petroleumblau gestreifte T-Shirt, welches nur bis zu den Ellenbögen ging ergänzte sich gut damit. Sie hatte ihre Haare, die inzwischen wieder ihre ursprüngliche Länge erreicht hatten, mit einem blauen Haarband nach hinten verbannt. Das Konoha Stirnband hing nun als Gürtel an ihrer Hüfte. Beim Osttor Konohas waren schon lange nicht mehr so zeitig so vielen Leute. Naruto blickte sich um. Er sah Kiba, Shikamaru, Choji, Shino, Ino, Lee, Neji, TenTen, Choji und ganz vorne Hinata. Sie sah ihn immer noch traurig an. Ihr Naruto würde sie ein zweites Mal für lange Zeit verlassen. Doch all ihre Überredungsversuche hatten nichts genützt. Er wollte es so und daran war nicht zu rütteln. Sakura kam angerannt und stellte sich neben Naruto. Beide waren nur leicht bepackt. Das Wichtigste eben. Essen und Trinken bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit, Geld, ausreichend Kampfausrüstung und einer Jacke für den Winter. Die beiden würden nur wenige Kilometer gemeinsam nach Osten wandern, danach würde Sakura nach Norden und Naruto nach Süden gehen. Ino war die erste, die zu Sakura ging und sie umarmte. „Du wirst mir fehlen, Sakura.“ Nach ihr folgten Hinata, TenTen, Lee und Kiba. Neji musste sich einen Ruck geben, reichte Sakura und Naruto dann aber freundschaftlich die Hand und wünschte ihnen viel Glück. Der Rest der Gruppe gab ihnen ebenfalls die Hand, nicht ohne blöde Kommentare abzugeben. Kiba hatte lächelnd gesagt: „Ich werde derweil den Hokageposten warm halten und mich um Hinata kümmern.“ Naruto war halb ausgerastet und hatte wild herumgefuchtelt „Das wirst du schön bleiben lassen, Hundejunge!“ Der schwere Abschied dauerte fast eine halbe Stunde, bis sich die beiden endlich umdrehten und ihren Freunden ein letztes Mal winkten. Mit einem Lächeln auf den Lippen hatte Naruto noch „Bis dann!“ gerufen und war im nächsten Moment auf einem der Bäume verschwunden. Auch Sakura rief „Ihr werdet mir fehlen!“ und folgte ihrem Freund. Zehn Minuten später teilte sich der Weg in vier Richtungen. Sakura und Naruto standen sich gegenüber und sahen sich wehmütig an. „Abschied ist doch dämlich“, entfuhr es ihr, als Naruto sie umarmte und ihr alles Gute wünschte. „Was du nicht sagst. Aber wir wollten es so und es ist ja schließlich nicht für immer, Stimmt’s oder hab ich Recht?“ „Du hast Recht“, bestätigte die Roshaarige und reichte ihrem bisherigen Gefährten die Hand. „Wir sehen uns.“ Naruto reckte den Daumen hoch. „Aber logo!“ Auch Sakura streckte ihren Daumen aus und drehte sich um. Nach wenigen Sekunden sah er sie nicht mehr. Ein bisschen traurig, aber auch gleichzeitig neugierig auf seine Reise drehte sich schließlich auch der Chaosninja um und setzte seinen Weg gen Süden fort. Kapitel 20: Der finale Showdown ------------------------------- Neun Jahre später Eine Frau betrachtete sich skeptisch im Spiegel. Das neue Oberteil war todschick, aber auch gleichzeitig so teuer wie ihr Wochengehalt. Wollte sie sich dafür etwa eine Woche lang von Dosenfraß ernähren? Für dieses dämliche Oberteil, das sie vielleicht in einem anderen Laden billiger bekommen könnte? „Ich nehme es!“, sagte sie bestimmt. Es betonte ihre ausgeprägten Taille wunderbar. Als sie der Verkäuferin des Designerladens die Geldscheine übergab ging die Türe zum Geschäft auf. Ein Mann in ihrem Alter hatte es betreten und steuerte auf die Kasse zu. Als die junge Verkäuferin erkannte, wer gerade hereingekommen war, bekam sie einen ehrfürchtigen Blick und verbeugte sich leicht. „Willkommen, Hokage-sama!“, flötete sie. Er nickte ihr zu und wandte sich an Sakura, die gerade die Tasche mit dem Emblem des Kleidungsgeschäftes ergriff. „Sakura, es ist etwas passiert.“ „Interessiert mich nicht!“, erwiderte die Sechsundzwanzigjährige. „Aber“, begann der blonde Mann, doch sie schnitt ihm das Wort ab. „Ich habe frei, klar?! Und ich möchte wenigstens ein einziges Mal nicht von dir um Hilfe gebeten werden, Naruto! Ich bin nicht deine Tipse!“ „Ja, aber ich…“ „Kein aber! Ich. Habe. Frei. Und außerdem habe ich Naemi versprochen, mit ihr in den Zoo zu gehen.“ Du meinst wohl diese neue Einrichtung, wo diese stinkenden, blöden Viecher stehen, dachte Naruto und versuchte es mit einer Zusatzinformation. „Es geht um ihn.“ Sakura hob eine Augenbraue. „Ihn?“ wiederholte sie. „Wer ist ihn?“ „Mensch, Sakura! Sasuke meine ich natürlich!“ Die Verkäuferin zuckte bei diesem Namen zusammen. Die beiden ignorierten es. „Ist mir egal!“, sagte Sakura gleichgültig und ging aus dem Geschäft. Der Hokage folgte ihr. „Ich werde dich wohl nie los, oder?“ Er ergriff ihr Handgelenk und sah ihr ernst in die Augen. „Sakura“, sagte er ernst mit gedämpfter Stimmte. „Oto hat uns vor zwei Stunden den Krieg erklärt.“ Sakuras Augen weiteten sich. „Nicht schon wieder“, flüsterte sie mit viel zu hoher Stimme, fasste sich aber im selben Moment wieder. „Aber ich dachte Sasuke hat Orochimaru umgebracht. Wie kann Oto dann…“ „Er hat seinen Platz eingenommen.“ „Nein!“, entfuhr es ihr. „Komm mit. Du bist mein beste Freundin und rechte Hand, ohne dich entscheide ich genau gar nichts.“ Keine fünf Minuten später standen die beiden im Verhandlungszimmer. Sakura war schon oft hier gewesen, wenn sich Naruto irgendwelche neuen Beschlüsse oder Änderungen ausgedacht hatte. Aber noch nie war die Situation so ernst wie jetzt gerade. „Sasuke ist also nun der Herrscher Otos und will Krieg mit Konoha, ist das richtig?“, fragte Sakura mit sachlicher Stimme. Einstimmiges Nicken folgte. „Was wollen wir machen, Sakura-sama?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Naruto ist Hokage, nicht ich.“ Er legte eine Hand auf Sakuras Schulter. „Ja, aber nur nach Außen hin. Immerhin bist du der kluge Kopf der hinter allen wichtigen Entscheidungen steht. Sakura, bitte, sei professionell, auch wenn es um Sasuke geht.“ „Ich schlage vor“, sie brach ab und überlegte kurz. „Wir sollten mit ihm alleine reden. Vielleicht nützt es etwas.“ „Du meinst…?“ „Ja. Nur er und wir beide auf neutralem Boden. Das Team 7 wieder vereint. Ich will wissen, was seine Absichten und Beweggründe sind, dass er Konoha angreifen will.“ „Gut. So soll es sein.“ Naruto wandte sich an einen der Jo-Nin, die an der Türe standen. „Schickt einen Boten mit einer Nachricht nach Oto zu Sasuke Uchiha.“ Sakura schrieb etwas auf einen Zettel und reichte das fertige Schriftstück dem Ninja. „Naruto, ich habe Angst.“ „Ich auch.“ Die drei blickten sich an. Zwei Ninjas auf der linken, ein dritter auf der rechten Seite des Feldes. Die drei Erwachsenen sahen sich nur an. Der Blick jedes Einzelnen strahlte vieles aus. Emotionen wie Hass, Wut, Liebe, Sehnsucht und Verlangen. Das Verlangen nach einer Erklärung. Einer Erklärung, warum er zur anderen Seite gewechselt war. Die drei San-Nin sagten nichts, sie standen nur da und warteten darauf, dass jemand anfangen würde zu reden. „Was wollt ihr?“ fragte der Schwarzhaarige, der alleine seinen zwei Teamkollegen gegenüber stand. „Wieso habt ihr mich hergerufen?“ Der frühere Scherzkeks der Gruppe, nun angesehener Ninja, hielt seine Freundin zurück. Alte Gefühle würden ihr früher oder später in die Quere kommen, es war nur eine Frage der Zeit. Immer wieder hatte sie beteuert, sie würde ihn nicht mehr lieben, sie würde über ihn hinweggekommen sein, doch ob das stimme, das würde sich zeigen. Ob sie ihn bekämpfen konnte. Aber ob er das konnte? Der Chaosninja Konoha-Gakures starrte seinen Teamkameraden hasserfüllt und kalt an. Doch dieser sah nur emotionslos zurück und wartete auf eine Antwort, die seinen Ansprüchen genügen würde. Ja, ob er seinen ehemaligen Freund bekämpfen konnte wusste er nicht, doch auf jeden Fall würde er nicht tatenlos zusehen, wie er sein geliebtes Heimatland zerstören würde. Sasukes Meister hatte einst diesen Weg eingeschlagen, der Meister der Schlangen, Orochimaru. Der jüngste Uchiha war nun sein Nachfolger. Er hatte ihn getötet. Nun war er der Herrscher Oto-Gakures, welches ein ebenbürtiger Gegner Konohas war. Viele Abtrünnige hatten sich in das Land des Klanges geflüchtet und sich erst Orochimaru, dann dem Uchiha Erben unterworfen in der Hoffnung auf ein Leben ohne Angst. Nun waren sie Marionetten des San-Nins. Ja, er war wahrhaftig ein San-Nin geworden. Nachdem er schon auf die andere Seite gewechselt war, wurde er zum San-Nin ernannt. Wieso die Ältesten das taten wusste niemand. Und nun hatten alle drei den Weg ihrer Senseis eingeschlagen und bildeten zusammen die drei legendären San-Nin der neuen Generation. „Wir wollten dich davon überzeugen, dass Konoha und Oto keinen Krieg führen sollten.“ Naruto sprach mit ernster Stimme. Jeder kindliche Zug, jedes kindische Handeln hatte sich vor Jahren verflüchtigt, als er Hokage wurde. Tsunade hatte ihm lediglich den Hut überreicht, hatte ein schelmisches Lächeln auf den Lippen und wenn es ein Comic gewesen wäre, dann hätte sie sicherlich Dollar Zeichen in ihren Augen gehabt. Wahrscheinlich war sie jetzt in einem Casino und ließ sich ausnehmen. „Und warum sollte ich Konoha nicht angreifen?“ „Verdammt, Sasuke!“ es kostete Sakura einige Überwindung und Kontrolle, das altbewährte ‚kun’ nicht anzuhängen und es bei seinem Namen zu belassen. „Du gehörtest einst zu uns, weswegen stellst du dich deinen Freunden in den Weg? Weshalb bist du so grausam?“ Tränen hatten sich in den Augen der 26 Jährigen gebildet. Naruto hielt sie zurück und drängte sie wieder neben sich. Während sie sprach war sie unbewusst ein Stück nach vorne gerückt. „Weißt du was, Sasuke? Es ist genau wie damals. Nur dass ich nun eine Kämpferin bin und kein Zuseher.“ „Was meinst du? Oder besser gesagt: will ich es überhaupt wissen?“ Sasukes Stimme klang kälter denn je, es war fast unmöglich, aber seine ganze Erscheinung zusammen mit seiner unerbittlichen Stimme jagte den beiden einen Schauer über den Rücken. „Du hast mich benutzt, mehrmals, das kann ich dir nicht verzeihen…aber ich kann damit leben. Bitte, lass unseren beiderseitigen Hass nicht in dieser Weise aufeinandertreffen!“ „Früher oder später wirst du einsehen, meine Liebe, dass es sein muss.“ Naruto ballte seine Hände. „Damals, als Jiraiya-sama und ich Tsunade-oba-chan suchten, da mussten die beiden gegen einen ehemaligen Teamkameraden kämpfen. Orochimaru. Es war ein Kampf, den ich nie vergessen werde. Doch nun stehe ich selbst hier, mit Sakura-chan, und warte darauf, dass sich das Ereignis wiederholt. Bitte Sasuke, lass es nicht soweit kommen.“ „Sasuke, bitte.“ Sakura hatte ihre Tränen zurückgehalten, ihre Stimme war fest und ruhig. „Komm wieder nach Hause, lass dein dunkles Leben hinter dir und tritt zu uns in die Sonne.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Es ist nur einen Schritt entfern, das Licht.“ Sasuke machte den Anschein, als ob er überlegen würde. Überlegte er, ob er wirklich die Hand dieses naiven Mädchens ergreifen sollte und ein neues Leben in Konoha beginnen sollte? Dieses naive Mädchen war nun eine starke Frau. Er wusste nicht, wie stark sie war und was der Punkt auf ihrer Stirn zu bedeuten hatte. Ein violettes Karo. Wäre er damals noch in Konoha gewesen, oder würde er wissen, was es bei Tsunade bewirkte, dann würde er nun nicht rätseln, was dieses Symbol zu bedeuten hatte. Aber eines stand fest, er überlegte nicht, es war nur ein Schachzug gewesen. Naruto und Sakura sahen ihn hoffnungsvoll an, aber sie hätten auch gleich in einer Italienischen Restaurant Französisches Essen bestellen können, das hätte denselben Effekt gehabt. Noch bevor sie wussten, was passierte war Sasuke nicht mehr zu sehen. Stattdessen ragte eine riesengroße Schlange vor ihnen in den Himmel. Kein Zweifel, er würde nicht mit ihnen gehen. Auch die beiden anderen setzten nun die Kuchiyose no Jutsu ein und standen auf den Häuptern ihrer treu ergebenen Tieren. „Wer diesen Kampf gewinnt, der gewinnt auch den Krieg“ schallte es vom Uchiha Erben zu seinen einstigen Kameraden hinüber. Die Schlange schoss auf den Frosch, Gamabunta, zu und versetzte ihm einen heftigen Stoß. Kein Zweifel, der Kampf um das Schicksal Konohas und Otos hatte begonnen… Zwei Fronten rasten aufeinander zu. Rosa und Blond gegen Schwarz. Es gab einen Vorteil für die beiden Konoha-Nin. Sie waren zu zweit. Er war alleine. Doch es gab auch einen großen Nachteil. Er war unberechenbar und kaltherzig, sie könnten ihn wahrscheinlich nicht töten. Zumindest zögern. Und diese Sekunden des Zögerns würden dann entscheiden. Und sie würden verlieren. Aber soweit musste es erst kommen. Sakura war eine fast ebenbürtige Gegnerin und alles andere als im Weg. Naruto war generell stärker als Sasuke, doch sein gutes Herz und die Gabe, allen zu verzeihen und noch eine Chance zu geben, war leider jetzt hinderlich. Katsuyu wich Mandas Hieb aus, Sakura jedoch blieb ohne eine übermäßige Regung auf dem Kopf ihrer Schnecke stehen. Sasuke hingegen hatte Probleme die riesengroße Schlange zu kontrollieren, die sogar Orochimaru nicht widerstandslos gehorchte. „Was soll das, Sasuke?“, fragte Sakura provokant. „Wieso versteckst du dich hinter einem Tier? Das ist erbärmlich!“ „Genauer gesagt, liebste Sakura, ich stehe auf einem Tier, und verstecke mich nicht hinter einem. Du solltest lernen, dich genauer auszudrücken.“ „Sag mir nichts von Artikulation! Genug dem Smalltalk, komm von deinem bescheuerten Viech runter und kämpfe wie ein Ninja!“ Sakura schrie über das gesamte Feld und ihre Hände ballten sich langsam zu Fäusten. Sie würde eigenhändig von Katsuyu runtersteigen und in diese Schlange einen Knoten machen, wenn dieser Feigling nicht sofort hinunter kommen würde. Naruto stand neben ihr und beobachtete seine Freundin. „Sakura…“ Er wandte seinen Kopf zu Sasuke und sah ihn wütend an. Der riesengroße Frosch schräg hinter Sakura setzte sich schwerfällig in Bewegung. „Nein! Naruto, bitte. Das ist mein Kampf. Ich möchte alleine kämpfen. Zumindest für fünf Minuten. Auch wenn Konohas Schicksal davon abhängt. Bitte.“ Naruto sah sie an. In seinem Blick lag so Vieles, das sie nicht deuten konnte. Allem voran aber strahle er Sorge aus. Sorge um Konoha, um Sasuke, um sie. Er schloss kurz die Augen und Gamabunta ging zwei Schritte zurück. Auch wenn dieser Kampf über Konohas Schicksal ging, er vertraute seiner Freundin. Sie war ewig diejenige, die wusste was sie tat, und wenn es schlecht stand, konnte er immer noch eingreifen, würde er eingreifen. Aber solange dieser Kampf ebenbürtig war, würde er sich zurückhalten. Die Worte Sakuras lagen ihm noch immer in den Ohren. „Wenn ich noch einmal die Chance habe, gegen Sasuke zu kämpfen, dann will ich alles zu Ende bringen.“ Was genau sie damit gemeint hatte wusste er bis heute nicht. Aber wenige Wochen vor der Hochzeit ihrer Schwester hatte sie es ihm gesagt. Entweder wollte sie endlich abschließen, oder aber… In seinen Gedanken hatte er nicht bemerkt, dass Sakura die Schnecke zurückrief und einige Meter tief fiel. Sie hob ihre geballte Faust und rammte sie beim Aufprall in den Boden. Risse entstanden, doch es war nur eine kleine Probe ihrer Kraft. Blitzschnell verschwand sie und tauchte wenige Sekunden später hinter Sasuke auf. Der Uchiha drehte sich um und wich nur knapp einem kraftvollen Schlag aus. Sogleich folgte ein Fußtritt, der sich schmerzhaft in seine Magengegend drückte. Sakura trat einen Schritt zurück und hob ihre beiden Arme in Kampfposition. Sasuke hielt sich den Bauch und stand auf. Er grinste leicht und renkte sich ohne mit der Wimper zu zucken den Arm wieder ein, der ihm durch den wuchtigen Aufprall ausgerenkt worden war. „Nicht schlecht. Du hast Kraft.“ Weiter kam er nicht, denn sofort spürte er eine Faust in seinem Gesicht und eine Hand, die sein Bein festhielt, damit er nicht von der Schlange flog. Es war für Naruto wie ein Dèjá-vus. Tsunade alias Sakura schlug Orochimaru alias Sasuke beinahe zu Tode. Doch wenn dieser Kampf so ausgehen würde wie der Kampf damals, dann würde er noch vorher eingreifen müssen. Doch bisher standen Sakuras Chancen gut. Sie war im Vorteil, denn sie unterschätzte ihren Gegner nicht. Das tat Sasuke mit seiner Gegnerin. Sie hatte fest zugeschlagen, aber nicht so fest, als ob sie jemanden töten wollen würde. Wenn Naruto bisher geglaubt hatte, das sei ein nostalgischer Moment, dann dachte er es jetzt erst recht. Sakura sprang von Mandas Kopf und landete auf seinem Schwanz. Sie hatte einen Plan, doch keine Sekunde später sah sie, wie Sasuke hochsprang und eine ekelhafte lange Zunge auf sie zuschoss. Die Rosahaarige war zu perplex, zu geschockt, als dass sie ausweichen hätte können. Die Zunge wickelte sich mehrmals um ihren Brustkorb und fesselte ihre Arme an ihre Seiten. „Ich habe dich keineswegs unterschätzt, Sakura-chan“, rief er etwas undeutlich, angesichts der Tatsache, dass seine Zunge ausgestreckt war. „Doch, das tust du immer noch!“, schrie Sakura wutentbrannt zurück und griff mit ihrer Hand einen Teil der Zunge. Sie leitete alles nur erdenkliche Chakra in diese eine Hand und spürte, wie der Druck der Zunge leichter wurde. Was als nächstes kam, hatte Naruto schon kommen sehen. Sakura riss die Zunge endgültig von ihrem Körper und fasste mit der einen Hand nach. Gleichzeitig holte sie mit der anderen, zur Faust geballten, aus und wartete, bis Sasuke an seiner Zunge herangezogen wenige Zentimeter vor ihr war. Mit voller Kraft rammte sie die Faust in sein Gesicht und ließ die Zunge los, nur um sie am hinteren Ende wieder zu packen und noch einmal heranzuziehen, für einen weiteren, diesmal noch stärkeren Schlag. Sasuke wurde erst zurückgeschleudert, dann wieder in die andere Richtung befördert, um gleich wieder in die andere Richtung zu fliegen. Er prallte gegen Gamabunta und landete hart auf dem Boden. Sein Gesicht war blutverschmiert und durch den Aufprall auf dem erdigen Grund war wahrscheinlich sein Unterschenkelknochen angeknackst wenn nicht sogar gebrochen. Sakura sah um einiges besser aus. Sie spürte nur ein leichtes Kitzeln in den Beinen, ausgelöst durch die zwei relativ harten Landungen ihrer Sprünge. An ihren Handknöcheln klebte Blut. Es war das von Sasuke. Zufrieden mit sich und ihrer Härte ging sie drohend auf ihren ehemaligen Teamkollegen zu und kniete sich vor ihn hin. Sasuke lehnte mit seinem Rücken am Fuß des Riesenfrosches und blickte sie aus einem Sharinghanauge und einem geschwollenen Sharinghanauge an. Er konnte ihr fast Leid tun, aber nur fast. Immer noch durchströmte sie die Wut. Sie hatte sich damals eingeredet, dass sie nur mit ihm spielen würde, dass sie nur aus Eigennutz mit ihm geschlafen hatte, doch es waren Gefühle dabei. Aber er, er hatte wirklich nur gespielt. Das machte sie wütend, rasend vor Wut. Doch es gab noch etwas, das sie wissen wollte. „Hast du Itachi getötet, Sasuke?“ Er nickte und richtete sich langsam auf. „Du bist immer noch so schwach wie damals, als wir noch Ge-Nins waren. Charakterschwach.“ Er spürte abermals einen festen Hieb, diesmal auf seiner Schulter. Sein Körper wurde fest an Gamabunta gepresst, bis Sakura ihn an den Schultern nahm und in die andere Richtung schleuderte. „Halt die Klappe! ICH!“ Sie rammte die eine Faust in seinen Magen. „BIN!“ Die zweite Faust drückte sich in seine linke Rippenpartie. „NICHT!“ Ein Fußtritt folgte gegen seinen rechten Oberschenkel und ließ ihn nach hinten taumelt. „SCHWACH!“ Mit diesem letzten Wort packte Sakura Sasukes Schultern und rammte ihr Knie in seine Bauchhöhle. „VERSTANDEN?!“ Sie ließ ihn los und warf ihn nach hinten. „Doch“, brachte Sasuke gequält heraus. „Du hättest mich schon längst töten können.“ Er spuckte Blut. „Aber du hast es nicht getan. Glaubst du im Ernst, dass ich zurückkomme, wenn du mich halb umbringst? Mein Platz ist in Oto-Gakure und nicht bei euch in Konoha. Es gibt in dieser Geschichte kein Happy End.“ Sakura standen Tränen in den Augen, doch sie lauschte seinen Worten ruhig. „Bringen wir es hier zu Ende. Ich weiß doch schon, wie es ausgeht. Ihr werdet mich töten und danach Oto auslöschen, um einen weiteren Krieg zu verhindern. Also, töte mich, Sakura. Beschere mir ein Ende, wie es einem Abtrünnigen gehört. Getötet von seiner ehemaligen Teamkameradin, die ihn einst geliebt hat.“ „Sasuke“, wisperte Sakura und wischte sich die Tränen aus den Augen. Doch es kamen unkontrolliert neue nach. „Ich…ich…“ Sie schniefte und zückte ein Kunai. Sie sah wie Sasuke sich bereit zu sterben hinsetzte und auf sie wartete. Langsam ging sie auf ihn zu. Nichts zählte, außer dem Bild des Jammers vor ihr. Sie bekam nicht einmal mehr mit, wie Naruto den Frosch hinter ihr zurückrief und neben ihr herging. „Ich werde dich so nicht sterben lassen! Du bist ein Uchiha verdammt! Kämpfe! Kämpfe um dein Leben und dann kannst du sterben. Aber warte nicht auf den Tod wie ein Feigling“, schrie Sakura. Tränen rannten an ihren Wangen herab und tropften auf den Boden, der mit Blut besudelt war. „Der Kampf war nicht fair. Kämpfe mit voller Kraft, dann stirbst du wie ein Ninja. Bitte.“ Sasuke richtete sich schwerfällig auf. Manda war schon längst verschwunden. Auf dem riesengroßen Kampffeld standen nur mehr drei San-Nin, einer davon Hokage, die einst Freunde waren. Der Uchiha zog sein Katana aus der reichlich verzierten Scheide, machte diese von seinem Gürtel los und warf sie zu Boden „Du willst, dass ich kämpfe? Siehst du das? Ich kämpfe. Und wenn ich es schaffe, dann werde ich dich und Naruto ohne zu zögern töten. Dann bist du schuld. Hörst du, Sakura? Du bist dann schuld.“ „Sei still und kämpfe! Wenn hier jemand stirbt, dann bist du es!“ Sie rannten aufeinander zu und beachteten Naruto nicht. Dieser hörte metallische Geräusche eines Kunais und eines Katanas, die aufeinanderprallten. Die beiden Kontrahenten sprangen auseinander, Sasuke knickte um und fiel zu Boden. Er sah erbärmlich aus, dennoch stand er wieder auf und rannte schreiend auf Sakura zu. Er ließ keinen Zweifel aufkommen. Wenn sich die Chance ergab, dann würde er sie töten. Doch Sakura hatte genug. Sie hatte Sasuke ermöglicht, einen ehrenhaften Tod zu sterben. Nicht wie ein feiger Schwächling auf der Erde zu sitzen und auf den Tod zu warten. Er hatte gekämpft, zuletzt mit voller Kraft. Dabei wusste sie genau, dass er schon lange vor gehabt hatte zu sterben. Was wollte er denn noch erreichen? Er hatte Itachi getötet, der einzige Grund, wieso er all die Jahre gelebt hatte. Vielleicht hatte er in einem Anfall nostalgischer Ironie beschlossen durch die Hand seiner einzigen Freunde zu sterben. Aber sie hatte keine Zeit um genauer darüber nachzudenken. Dennoch wusste sie eines: Heute war es zu Ende. Wenn er gewollt hätte, dann wären Naruto und sie schon lange tot. Sakura machte sich nichts mehr vor; sie würde ewig die Schwächste der drei bleiben. Sasuke hatte sich, aus welchen Gründen auch immer, dazu entschlossen zu sterben. Wahrscheinlich wusste er schon immer, dass er nicht normal war, dass es nicht sein Schicksal war, normal zu sein. Außergewöhnliche Menschen gingen außergewöhnliche Wege. Sakura wich einem Hieb des Schwertes aus und kniete nieder. Sie streckte ihr Bein aus und riss Sasuke damit zu Boden. Als er aufstehen wollte, hielt sie ihm ein Kunai an die Kehle und schnitt langsam die fahle Haut ein. Ein wenig Blut drang aus der Wunde, als Sakura aufstand und die kalte Klinge des Katanas an der nackten Haut ihres Unterschenkels spürte. Sie wollte ihren Fuß wegreißen, da befand sich auch schon ein tiefer Einschnitt an ihrem Bein. „Du bist nicht die Einzige, die mit Gift arbeiten kann, Sakura“, röchelte Sasuke. Es fiel ihm sichtlich schwer zu sprechen. Das Gift, das an ihrem Kunai gehaftet hatte, hatte seine Blutbahn erreicht und vielleicht sogar schon seine Lunge oder seine Niere. Sakura zuckte zusammen. Er hatte eindeutig Gift an der Klinge seines Katanas gehabt, andernfalls könnte sie sich nun selbst heilen. Doch es geschah nichts, nicht einmal das kleinste Flämmchen Chakra verirrte sich aus ihrer Hand, mit der sie den Schnitt schnell heilen wollte. Naruto schrie, was genau, das konnte man nicht verstehen. Er lief auf Sakura zu, blieb aber aprubt stehen, als er sie schreien hörte: „Bleib da!“ Voller Panik, dass gleich seine zwei besten Freunde sterben würde, setzte er einen Fuß nach vorne und wollte zu seiner blutverschmierten, gerade sterbenden besten Freundin laufen. Sie sank zu Boden, doch ihre kraftvolle Stimme war außer einem zitternden Unterton noch unverändert. „Naruto, lass es zu Ende gehen“, rief sie ihm zu und konnte sehen, wie er widersprechen wollte. „Nein. Vertraue mir, erinnere dich an das was ich gesagt habe.“ Naruto fragte sich indes, wie es soweit kommen konnte. Er sagte nur „Lebt wohl“ und drehte sich traurig um. Er wollte seine Freunde nicht sterben sehen. Mit verengten Augen und gesenktem Kopf ging er langsam auf das Nordtor Konohas zu, das etwa zehn Kilometer weit weg war. Man hatte den finalen Kampf, wie er insgeheim genannt wurde, weiter weg verlegt. Die Kraft der drei San-Nin war jedem bewusst und das war auch gut so. Das Schlachtfeld sah aus, als ob hunderte von Ninjas gegeneinander gekämpft hatten. Tiefe Schlaglöcher, die auch von kleinen Kometen hätten stammen können. Die Bäume waren nach der Reihe gefällt worden. Nach ein paar Minuten fing der ehrenwerte Hokage an zu laufen. Er fragte sich den ganzen Weg über, wieso er nicht geblieben war, wieso er Sakura nicht ins Krankenhaus gebracht hatte. Was war los mit ihm? War er so kalt geworden, dass er sie einfach sterben ließ, auch wenn es ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen war? „Nein!“, schrie er und drehte sich um. Für kurze Zeit hatte er vergessen, dass er Hokage war und alle, ausdrücklich alle, Bewohner Konohas schützen wollte. „Ich sagte doch…ich werde dich…bei jeder Gelegenheit töten…“ Es waren die vermeintlich letzten Worte des letzten Uchihas zu der Frau, die er eigentlich aufrichtig liebte. Tief in seinem Inneren hatte er sie immer geliebt, aber sein Leben bestand aus Rache, Hass und Finsternis. Dinge, die nicht zu ihr gehörten und sie somit meilenweit voneinander entfernten. Sie waren aus zwei verschiedenen Welten, es gab nie eine Chance für ihre Liebe. Deswegen taten sie das einzig Richtige, zumindest für einen Shinobi. Sie ignorierten Gefühle und handelten rational. So wie jetzt. Es begann zu regnen. Erst waren es leichte Tropfen, doch nun ergoss sich ein wahrer Schauer über das Trauerspiel. „Du Mistkerl!“ Tränen vermischten sich mit Regen und tropften an Sakuras Kleidung herab. Sie ergriff ihr Kunai, das nun in einer sich bildenden Wasserlacke lag und beugte sich über Sasuke. Als nächstes war ein Schrei zu hören, dann ein Lächeln von Sasuke zu sehen, der besagten Schrei ausgestoßen hatte. Sakura ließ den Kunai fallen. Ihr Körper versagte ihr zunehmend den Dienst. Er erschlaffte und flog auf Sasukes ebenfalls schon tauben Körper. Er brachte ein weiteres gequältes Lächeln heraus, bevor sich Sakura mit letzter Kraft abrollte und auf dem Rücken neben ihm liegen blieb. Sie mussten beide die Augen schließen, die Regentropfen prasselten leicht schmerzhaft auf den gelähmten Körper, der zudem auch noch schmerzempfindlicher war als normal. Ein weiterer Effekt der Lähmungsgifte, von denen zwei eingesetzt worden waren. „S-Sasuke…es tut…mir Leid“, erreichte Sakuras leise Stimme sein Ohr. Sie wussten beide, dass es keinen anderen Weg gegeben hatte. Und vor allem waren sie dankbar, dass Naruto nicht eingegriffen hatte. Er hatte nicht wissen können, dass es soweit kommen würde und als er realisiert hatte, was geschehen war, war es bereits zu spät gewesen. Lähmgifte wie sie beide benutzt hatten, soweit hatte ihn Sakura unterrichtet, lähmten nicht nur den Körper, sondern auch die Organe. Je nachdem wo es injiziert wird, die Organe, die es zuerst erreicht. Sasuke würde zuerst sterben. Erst würde seine Lunge versagen und mit nur wenigen Sekunden Verzögerung sein Herz aufhören zu schlagen. Dann war es vorbei. Bei Sakura würde es länger dauern. Sie wurde am Fuß verletzt, also erreichte das Gift erst ihre Nieren, dann ihr Verdauungssystem und kurz danach ihre Lunge und ihr Herz. Also durfte sie dem Mann beim Sterben zusehen, den sie eigentlich liebte. „Schon gut, Sakura-chan…ich…liebe dich…“ Sasuke drehte mit dem letzten Bisschen Kraft, das er noch hatte, den Kopf zur Seite und lächelte sie mehr gequält als freundlich an. Sakura hatte ihren Kopf ebenfalls vorhin schon gedreht und ihre Augen wieder geöffnet. Er hustete Blut, doch trotz des gewaltigen Drucks beim Husten bewegte sich sein Kopf nicht im Geringsten. Ein Indiz für die Kraftlosigkeit seines Atems, die Lunge hatte also schon versagt. „Blödmann….“, hauchte sie. Keine Sekunde später atmete er aus, aber nie mehr ein. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Sakura lächelte und schloss ihre Augen. Epilog: Begräbnis ----------------- Das Ende einer Freundschaft Der Himmel zog auf, es hörte auf zu regnen. Doch die Stimmung war gedämpfter denn je. Vor drei Tagen war Naruto zurückgekommen und hatte nur den Kopf geschüttelt. Sofort hatten alle, die auf ihn gewartet hatten, gewusst, dass es ein trauriges Ende genommen hatte. Er hatte nur seinem engsten Freundeskreis erzählt, was genau vorgefallen war. Bis ins kleinste Detail, an das er sich erinnern konnte, hatte er die traurige Geschichte wiedergegeben. Bis zu dem Punkt, an dem er erzählt hatte, wie er feige weggelaufen war. Da war er in Tränen ausgebrochen. Seine Frau hatte ihn in den Arm genommen und wie ein kleines Kind hin und her gewogen. Immer wieder hatte sie Worte gewispert. „Es ist nicht deine Schuld.“ Aber die Wirkung war ausgeblieben. Er hatte unter Tränen weitererzählt. Nachdem er zurückgekommen war sah er zwei leblose Körper auf dem verregneten Schlachtfeld liegen, Hand in Hand. Sakura hatte noch gelebt, Sasuke war schon wenige Minuten vorher gestorben. Als er sie ins Krankenhaus bringen wollte, schüttelte sie nur sachte den Kopf. Sie hatte die Augen zwar noch immer geschlossen gehabt, aber sie hatte ihn sofort erkannt. Narutos vorläufig letzte Worte zu diesem Thema waren: „Dann hat sie mit ihren Lippen ein „Auf Wiedersehen“ geformt und dann…“ Er schluchzte, aber alle verstanden ihn. Ino und TenTen hatten während seiner Geschichte schon angefangen zu weinen und als er geendet hatte, hatten noch immer einzelne Tränen den Weg an ihren Wangen gen Boden gefunden. Nun standen sie hier in der Sonne, die höhnisch ihre warmen Strahlen gen Erde sendete. Bisher waren alle größeren Begräbnisse in Konoha mit Regen oder zumindest dunklem Himmel begleitet worden. Es hatte ewig den Anschein gehabt, als würde der Himmel mit ihnen trauern, doch nun zwitscherten die Vögel ein falsches Freudenlied. Naruto stand als Hokage vor einem großen Grab. Er hatte das Begräbnis sofort gewollt, wenn die Trauer noch frisch war und die Worte der Grabrede kein hohles Sagen mehr waren. Er legte seine Hut und den Umhang ab. Zum Vorschein kam das übliche Trauergewand in schwarz. Die Senatoren hatten dem Hokage eine fertige Rede vorgelegt, die in seiner Hand leicht zitterte. Naruto starrte kurz auf das Papier herab und zerknüllte es dann. Alle Augenpaare waren nun auf ihn gerichtet. Sein Blick schweifte durch die Menge und erblickte viele vertraute Gesichter, die er nicht erst kannte, seid er Hokage war. Seine blauen Augen erfassten Iruka, Kakashi, Kurenai, Asuma und Gai, der den weinenden Lee umarmt hatte. Naruto hatte vor wenigen Wochen erfahren, dass Lee eine Frau namens Kimiko geheiratet hatte. Trotzdem verstand er es, dass er in Sakura doch noch mehr als eine gute Freundin gesehen hatte. Sein Blick fuhr weiter durch die Menge und blieb kurz an Ino hängen, die Shikamaru umklammerte. Ihr Gesicht wirkte fahl, ihre Augen waren stumpf und sie drohte zusammenzubrechen. Shikamaru hielt sie fest, doch auch er wirkte nicht so gefasst wie üblich. Hinter den beiden standen der Yamanaka- und der Nara-Clan. Neji und TenTen standen Hand in Hand bei dem Hyuga-Clan, der sich absichtlich ein wenig weiter von TenTens namenlosem Clan entfernt hatten. Hanabi hatte eine Hand auf Hinatas Schulter gelegt; die beiden standen etwas abseits schräg hinter Naruto selbst. Als Frau des Hokage musste Hinata diese Position beziehen. Die anderen, die er sah, wie zum Beispiel Kiba oder Shino, standen allesamt bei ihren Familien und starrten auf den Boden. Naruto tat einen Schritt auf die Menge zu. „Ich sollte heute hier als Hokage stehen, aber ich kann es nicht. Die beiden Menschen, die von uns gegangen sind, waren meine besten Freunde. Auch wenn Uchiha Sasuke vor Jahren das Dorf verraten hat, ich habe ihm verziehen, denn ich kannte ihn. Trotzdem werden wir sein Grab hier nicht errichten, denn das war es nicht, was er wollte. Was er wollte, war Freiheit. Und die geben wir ihm hier. Trauern wir eine Minute um ihn, denn er war im Grunde ein guter Mensch, der leider viel Schweres durchmachen musste.“ Naruto wusste genau, dass es alle missbilligten, dass er so von Sasuke sprach, außer Diejenigen, die ihn besser kannten. Es war ihm egal. Er wollte es sagen und er hatte es gesagt. Die Schweigeminute wurde nicht unterbrochen und als sie verstrichen war, öffnete er seine blauen Augen wieder. Manche Menschen hier hatten ihre Augen schon geöffnet, andere schlossen erst ein paar Sekunden später damit ab. „Aber weswegen wir hier sind“, begann er wieder, als alle die Augen geöffnet hatten und zu ihm sahen. „ist eine besondere Frau. Sie war meine beste Freundin, meine rechte Hand und meine treue Kameradin. Haruno Sakura. Auch wenn Sasuke erst am Schluss erkannt hatte, was für ein besonderer Mensch sie ist, habe ich es schon immer gewusst.“ Er machte eine Pause und blickte auf das weiße Marmorgrab hinter ihm. „Ich kann das nicht“, sagte er zu den Ältesten in der ersten Reihe. „Ich kann von ihr nicht so geschwollen und förmlich reden.“ Seine Tonlage veränderte sich und wurde höher. Die vorhin so tiefe, konzentrierte Stimme verwandelte sich zurück in seine übliche. „Sakura war eine Frau, die Freude am Leben gehabt hat. Sie hat oft den Streit zwischen mir und Sasuke geschlichtet und bis zum Schluss hat sie an das Gute im Menschen geglaubt. Anfangs haben wir uns nicht wirklich verstanden, aber mit der Zeit wussten wir mehr voneinander und wir wurden die besten Freunde. Manche haben und sogar als Privatparty bezeichnet. Uns hat vor allem eines verbunden: Der Glaube an den guten Kern in jedem Menschen. Sie hat sich nicht unterkriegen lassen, und auch wenn sie…wenn wir zusammen viel Schreckliches erlebt haben, war sie die Erste, die aufgestanden ist und mir Mut gemacht hat. Hätte sie nicht dauernd gesagt, dass ich es irgendwann schaffen würde, Hokage zu werden, dann hätte ich schon früh aufgegeben. Was ich damit sagen will, sie war ein guter Mensch, eine gute Kunoichi und eine gute Freundin. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir vor dem Gedenkgrabstein gestanden haben, wir drei und Kakashi, unser damaliger Sensei. Der Grabstein für die Ninjas, die im Kampf für Konoha gestorben sind. Damals war ich jung und wusste nichts vom Leben und ich wollte unbedingt einmal, dass mein Name eingeritzt wird. Sakura hat mir erklärt, was der Stein zu bedeuten hat und ich habe gehofft, niemals die Namen meiner Freunde darauf zu sehen. Nun steht ihrer selber drauf. Es ist für mich wie Ironie, dass es so verlaufen ist, aber ich bereue meinen Weg nicht. Wir haben gemeinsam gelacht, gelitten und gekämpft und letzten Endes war ich dankbar für unsere enge Freundschaft, die so tragisch enden musste.“ Obwohl der Hokage nichts gesagt hatte, senkten alle, die dem Begräbnis beiwohnten, den Kopf und schlossen die Augen. Er selbst wartete, bis alle Augenpaare geschlossen waren und drehte sich um. Langsam legte er eine Hand auf den glatten Marmorgrabstein und formte stumm die Worte: „Auf Wiedersehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)