Fighting Dreamers von abgemeldet (Kämpfe für deine Träume!) ================================================================================ Kapitel 15: Informationen ------------------------- Vertrauen ist ein schweres Wort Hand in Hand wachten Sakura und Sasuke auf, geweckt von den Sonnenstrahlen, die unangenehm in der Nase kitzelten und das Mädchen schließlich zum Niesen brachten. Mit nur einer Jacke über ihrem nackten Körper sammelte sie ihre Sachen ein, die wild verstreut auf dem Boden lagen, während ihr Sasuke genüsslich dabei zusah und ihre weiblichen Rundungen begutachtete. „Was denn?“ „Bereust du es?“ „Nein, keine Sekunde. Auch wenn es nicht hätte passieren dürfen.“ „Wieso? Du bist alt genug um-“ „Nicht dass du Ignorant! Du bist immer noch ein Oto-Nin. Also ein Feind. Und das bedeutet, dass ich gerade mein Land verraten habe.“ Sanft küsste Sasuke ihren Nacken. „Keine Sorge, das bleibt unter uns. Aber wie wäre es mit einem Nachspiel?“ „Ich glaube es ja nicht!“, rief sie aus und stieß ihn leicht weg. „Das ist eine sehr ernste Situation und ich bin alt genug, um zu wissen, was ich eben getan hab! Nicht nur, dass ich mich selbst psychisch gerade foltere, werde ich zusätzlich zur Abtrünnigen erklärt, wenn jemand aus Konoha erfährt, dass ich einen Abtrünnigen liebe! Und dazu kommt auch noch, dass ich es nicht einmal ansatzweise bereue! Ich bin ein schlechter Mensch!“ „Du siehst das alles zu verkrampft, Sakura“, meinte Sasuke. Klar, er hatte ja auch nicht allzu viel zu verlieren. „Im Gegenteil! Du siehst das zu locker“, wandte Sakura ein. Resignierend ließ sie sich neben ihm nieder und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich möchte nicht, dass es so kompliziert ist.“ „Ich kann es nicht einfacher machen“, gab Sasuke zurück. „Aber da es nun sowieso passiert ist, könnte ich dir helfen, es nicht allzu negativ zu sehen.“ „Tu dir keinen Zwang an“, meinte Sakura mit einem leichten Flehen in der Stimme. Sie stand auf und begann sich anzuziehen. Sasuke stand ebenfalls auf. Mit einer kleinen Handbewegung schubste er sie in den See, doch nicht ohne die letzte Aktion von Sakura zu übersehen. Reflexartig erwischte sie Sasukes Oberteil, welches er notdürftig und verkehrt angezogen hatte und zog ihn mit ihr ins Wasser. Nach Luft schnappend tauchten sie wieder auf. „Was sollte das denn?!“, rief Sasuke empört. „Ich sollte dich ablenken und nicht umgekehrt!“ „Es gibt etwas, Sasuke, das du dir merken musst: Im Spiel und in der Liebe ist alles erlaubt.“ Sie schwamm zu ihm und küsste ihn. „Und wegen dir sind meine Sachen nass und Sorgen halbwegs weg. Dankeschön.“ Er lächelte leicht. Die triefend nassen Kleidungsstücke hingen über einem provisorisch gemachten Feuer und versuchten trocken zu werden. Sakura hatte zum Glück ihr Oberteil noch nicht angehabt, so saß sie nun in Sasukes Shirt und Unterhose neben ihm, der allerdings nur seine Boxershorts anhatte. „Warum regst du dich auf? Dich hat es nicht so schlimm erwischt wie mich. Meine ganze Garnitur ist komplett nass!“ „Du hast angefangen. Außerdem, was kann ich dafür, dass ich so gute Reflexe habe?“ Sie mussten angesichts ihrer albernen Diskussion lachen. Die Kunoichi legte den Kopf in den Nacken und beobachtete eine Zeit lang die Wolken, die über ihr vorbeizogen. „Wieso kann es nicht immer so sein?“ Sasuke sah zu ihr hinüber. „Was meinst du?“ „So unbeschwert und lustig wie es jetzt ist. Du und ich und diese ganzen schönen Momente. Warum kann es nicht so bleiben?“ Der Schwarzhaarige sah wieder weg. Er wollte es ihr nicht sagen, dennoch war es ihr gegenüber unfair, nichts zu erwähnen. „Sakura. Orochimaru wird Konoha angreifen.“ „Was?“, wisperte sie. Sie war sich sicher, es richtig verstanden zu haben. Aber diese Information wollte sich nicht richtig anhören. „Ich kenne seinen Plan“, fuhr Sasuke fort. „Wenn wir zusammenarbeiten, dann können wir ihn aufhalten und Konoha retten. Dafür müssen wir aber erst Tsunade von meinem Vertrauen überzeugen.“ „Warum hast du dich so verändert? Was ist mit dir geschehen?“, flüsterte Sakura verzweifelt. „Was meinst du?“ „Ich verstehe es nicht. Erst bleibst du in Konoha, dann gehst du doch. Du greifst mich an, dann rettest du mich und hilfst mir. Und nun bist du total nett und machst dir Sorgen um Konoha, obwohl sie dich zum Abtrünnigen erklärt haben. Warum das alles?“ „Ich denke, ich habe begriffen, zu wem ich wirklich gehöre. Und vor allem habe ich keine Lust, meinen Körper an Orochimaru zu verlieren. Ich brauche ihn noch.“ Sie sah weg, stand auf und zog ihre immer noch nassen Sachen an. Wieso gerade jetzt diese Information kam und nicht schon vorher, bevor sie so viel zeit vertrödelt hatte, wusste sie nicht und es war im Moment unwichtig. „Komm, wir sollten uns beeilen.“ Sasuke nickte. „Tsunade-sama!“ Aufgebracht und völlig hysterisch hechtete Sakura durch die Gänge des Hauptgebäudes. Sie steuerte die Eichenholztüre an und schlug sie auf. Keuchend stand sie vor der blonden Frau und schnappte nach Luft. Noch bevor sie wieder geregelte Blutzirkulation hatte, begann sie aufgelöst hunderte Worte zu sprechen. „Orochimaru, er greift an! Er hat es mir erzählt, glauben Sie mir, er ist jetzt auf unserer Seite! Wir müssen schnell handeln, uns läuft die Zeit zurück! Nein, sie läuft davon! Wir müssen sie aufhalten! Bitte, tun Sie was und stehen sie nicht so teilnahmslos rum, Tsunade-sama!“ Die Hokage brauchte einige Sekunden, bis sie verstand, was hier vor sich ging. Laut Sakuras rascher Erzählung hat Orochimaru ihr erzählt, er wolle Konoha angreifen und er war nett und auf ihrer Seite? Irgendetwas konnte nicht stimmen. „Eins nach dem anderen, Sakura. Warum bist du nass, wo ist Uchiha und was hat Orochimaru vor?“ Sie schnappte erneut nach Luft und lehnte sich erschöpft an die Wand. „Orochimaru plant einen Angriff auf Konoha.“ Sakuras Atem war wieder halbwegs normal und ihre Stimme klang wieder wie die eines normalen Mädchens. „Sasuke hat uns in Oto geholfen Ayase zu befreien. Er hat mir davon erzählt. Glauben Sie mir, Sasuke ist jetzt wieder auf unserer Seite.“ „Sakura, Sasuke ist ein Abtrünniger. Du kannst ihm nicht vertrauen. Und warum bist du nass um Gottes Willen?“ „Ich bin in den See geflogen, weil mich Sas- egal, das ist nun unwichtig. Setzten Sie alles in Bewegung, uns bleibt nicht viel Zeit!“ „Wo ist Uchiha?“ „Er befindet sich noch immer außerhalb Konohas. Bitte, Tsunade-sama, ich versichere Ihnen, er wird dem Dorf nicht schaden. Ohne ihn hätte ich diese Information gar nicht und dann würden wir schutzlos vor Orochimarus gerüsteten Truppen stehen.“ Tsunade legte nachdenklich die Hand aufs Kinn und sah, Sakura den Rücken zugedreht, aus dem Fenster in die Ferne. Einige Minuten schwieg sie, bis sich die Stimme der Hokage erhob. „Nun gut, ich erlaube ihm, in Konoha zu bleiben. Vorübergehend. Nach dem angeblichen Krieg werden wir weitersehen. Ich werde ein paar Späher nach Oto schicken und deine Aussage überprüfen lassen. Bitte, Sakura, sag keinem etwas. Nur den notwendigsten Personen. Ich will keine Massenhysterie, bis es eindeutig feststeht. Verhalte dich dezent, wenn du über dieses Thema sprichst. Und sag den ANBU von mir, sie sollen sich auf einen Krieg gegen Oto vorbereiten.“ „Jawohl, Tsunade-sama.“ Sie verbeugte sich leicht und trat aus dem Büro. Sobald sie die Türe geschlossen hatte begann sie zu rennen. „Naruto! Naruto!“ „Ja? Sakura-chan! Wie schön, endlich bist du wieder da!“ Naruto breitete die Arme aus, um seine Freundin willkommen zu heißen. „Warum bist du nass? Und was habt Sasuke und du gemacht, während ihr weg wart?“ „Keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen ein paar Leute zusammentrommeln. Wir treffen uns bei dir in einer halben Stunde. Hol Neji, Shikamaru, Hinata, Ino, Lee, TenTen und Kiba. Und sag ihnen, dass es wichtig ist. Wenn es nötig ist, dann schleif sie hierher, aber mach, dass sie auftauchen! Es geht um Leben und Tod, klar?!“ „N-Natürlich. Aber dürfte ich erfahren, was hier vorgeht?“ „Nein! Mach schon, ich erzähle euch alles, wenn wir beisammen sind. Los!“ Bevor er eine Einwende hervorbringen konnte, war seine Teamkameradin bereits verschwunden. Es war eng. Zu acht in einem sehr kleinen Wohnzimmer zu sitzen, war nicht das Angenehmste, was man sich vorstellen konnte. Zusammengepfercht hatten sich Ino, Hinata, Kiba und Lee auf der Bank platziert. Neji stand angelehnt an der Wand und TenTen und Shikamaru hatten sich auf den Boden gesetzt. Naruto stand neben Neji. „Könnte mir jemand erklären, um was es hier geht?“ Ino wurde ungeduldig. Mitten in ihrer Mittagspause hatten sie Naruto und Kiba überfallen und zu dem Haus des Chaosninjas geschleift. „Ino, ich weiß es ja selbst nicht!“ Naruto verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Es klopfte. Unaufgefordert traten zwei Personen ein. Sakura erschien als erstes, gefolgt von einem jungen Mann, der jedem nur allzu gut im Gedächtnis geblieben war. „Was macht der denn hier?“ Kiba stellte sich bereits in Angriffsposition und Akamaru bellte aufgebracht. „Halt! Bitte! Sasuke ist auf unserer Seite! Mach nichts, was du später bereuen wirst, Kiba!“ Sakura ging an dem Hundejungen vorbei und stellte sich vor ihre ungeduldigen Freunde. Sasuke stand neben ihr, er sah niemanden in die Augen. „Sakura-chan, ich frage dich, was macht der hier?“ Inos Ton war mehr als abwertend. Es lag Verachtung in ihrer Stimme. Man konnte es nur zu gut verstehen. Er war der Grund für so viel Trauer und Leid gewesen. Erst hatte sie ihre Freundschaft aufgegeben, dann musste sie zusehen, wie ihre beste Freundin an ihm zerbrochen war und zu allem Überfluss hatte er auch noch ihr Heimatland und somit sie alle auf gemeinste Weise verraten. „Bitte, lasst mich doch erklären.“ Sakura machte eine kleine Pause. Als sich niemand mehr zu Wort meldete, fuhr sie fort. „Wie ich bereits sagte, Sasuke-kun ist nun auf unserer Seite. Er hat mir geholfen. Ino, Hinata, ihr wart dabei, als wir meine Schwester befreit haben. Er hat mir mehrmals das Leben gerettet und außerdem habe ich von ihm die Information, die ich euch nun mitteilen werde.“ Alles war ruhig. Ino schluckte. Sakuras Tonfall war ungewöhnlich ernst. „Orochimaru wird Konoha angreifen.“ Es war still. Nicht einmal ein Atmen war zu hören. Keiner wagte es, etwas zu sagen. Bis Naruto das Wort ergriff. „Was?! Orochimaru wird Konoha-“ Sakura hatte einen Schuh nach ihm geworfen. „Halt die Klappe! Tsunade-sama meinte, wir sollen dezent bleiben. Sie will keine Massenhysterie hier in Konoha. Sagt es niemanden, verstanden? Sie hat Späher nach Oto-Gakure geschickt, damit sie überprüfen, ob das stimmt. Und solange sie weg sind haben wir Zeit, uns ausreichend vorzubereiten.“ „Ja aber, wie denn? Ich meine, wir sind nur zehn Ninjas, wenn man den da mitzählt. Was können wir denn ausrichten?“ „Die ANBU wissen bescheid. Und der da hat Konoha vielleicht vom Untergang bewahrt! Und er hat einen Namen, den ihr alle genau wisst. Was ist bloß los mit euch? Sasuke war mal unser Freund!“ „Ja, ganz recht. Er war unser Freund.“ Ino war kurz davor, auf Sasuke loszugehe und sie hätte es ohne zu zögern getan, hätte Shikamaru sie nicht zurückgehalten. „Ino, lass es. Wir vertrauen Sakura. Und wenn sie Sasuke vertraut, dann vertrauen auch wir ihm.“ „Nehmt alle eure Waffen die ihr finden könnt und bereitet sie vor. Sucht alles Mögliche, was uns helfen könnte. Der Krieg ist unaufhaltsam. Und er kommt mit jeder Sekunde näher.“ Dunkle Wolken zogen am Himmel über Konoha hinweg und verdunkelten das Dorf. Das Wetter spiegelte nur allzu gut die Situation wider. Dunkel und ausweglos. Ein feiner Regentropfen fiel auf Sakuras Wange und fand seinen Weg zu Boden. Sie wandte ihren Kopf gen Himmel. „Es beginnt zu Regnen. Tsunade-sama, halten Sie es für eine gute Idee, ich meine jetzt schon?“, hauchte sie in die Abendluft. Die Dämmerung setzte langsam ein und verdunkelte zusammen mit den Wolken die Stadt im Feuerreich. „Sakura, du weißt, dass ich nicht länger damit warten kann. Ich habe Gaara gebeten, die Evakuierten aufzunehmen und uns Hilfe zu schicken. Du weißt, was zu tun ist?“ Sakuras Griff um das Geländer der kleinen Brücke des Krankenhauses verstärkte sich. Doch auch ihr Blick wurde entschlossener. „Jawohl.“ Mit einer kleinen Verbeugung vor ihrer Meisterin wandte sie ihr den Rücken zu und ging Richtung Hauptgebäude. Sie würde die Entscheidung der Hokage nie in Frage stellen, obwohl sie anders gehandelt hätte. „Naruto, Sasuke, kommt, es bleibt nicht viel Zeit.“ Die beiden Angesprochenen erhoben sich von der Bank, die vor dem Büro Tsunades aufgestellt war. „Tsunade-sama meinte, wir sollen jetzt beginnen.“ Die beiden jungen Männer nickten und gingen auf Sakura zu. „Kopf hoch, wird schon schief gehen“, meinte Naruto mit einem falschen Lächeln auf den Lippen und legte seine Hand auf die Schulter seiner Freundin. „Ja, aber nichts wird gut, wenn wir nicht endlich damit beginnen. Ich schlage vor, Sasuke und ich verständigen die Chu-Nin und Naruto, du holst die anderen her.“ „Wird gemacht!“ Schon war der Chaosninja verschwunden. „Und Sasuke, überlass mir das Reden, bitte.“ Schnelle Schritte waren dumpf auf dem aufgeweichten Boden zu hören. Und jeder dieser Schritte gehörte zu Jemandem, der seit wenigen Minuten in Angst lebte. Die Chu-Nin, die die Zivilisten Konoha-Gakures durch einen versteckten Gang nach Suna brachten, die verängstigten Menschen, die nicht in diesem Krieg kämpfen würden. Vorwiegend Frauen und Kinder, aber auch Händler, Arbeiter oder ältere Männer, die nicht mehr in der Lage waren, den Dienst als Shinobi zu verrichten. Man wollte erst alle in Sicherheit bringen, dann die Kampfeinheiten bilden und letztlich auf die Hilfe aus Suna warten, damit sie in diesem Krieg eine reelle Chance hatten. Was niemand wusste, war, dass der Kampf eher beginnen würde, als sie angenommen hatten. Tsunade wollte keine unnötige Panik hervorrufen, das würde alles noch verschlimmern. Doch sie würde, sobald die Chu-Nin wieder zurück waren, die Wahrheit erzählen. Ein leichter Wind umwehte sie. Sachte legte die Hokage die Hand auf ihre Brust und neigte den Kopf gen Boden. Ein tiefer Atemzug, dann waren alle Zweifel weggeblasen und der geklärte Kopf arbeitete an einem Plan weiter, wie sie die übergroße Macht Orochimarus bändigen konnten. „Tsunade-sama.“ Shizune kam mit Ton-Ton auf dem Arm zu ihrer Meisterin und nickte. „Sie sind bereit. Alle warten auf Sie im Versammlungsraum.“ „Sag ihnen, dass ich sofort da bin.“ Das Flüstern und Gemurmel erstarb, als die blonde Frau den Raum betrat und sich, den Versammelten zugewandt, in die vorderste Reihe stellte. Sakura stand neben ihr, ebenfalls der unruhigen Menge zugedreht. Sasuke saß ganz vorne und blickte nervös um sich. Er war eine Umgebung mit zahlreichen Konoha-Nin nicht mehr gewöhnt, und es machte ihm gewisser Maßen Angst. Die Stimme Tsunades erklang und holte alle aus ihren Tagträumen und Gesprächen. „Wir sind hier, damit wir weiteres Vorgehen besprechen können. Sind die Zivilisten nun evakuiert?“ Der Leiter der Chu-Nin Einheit erhob sich und nickte. „Jawohl, Hokage-sama!“ „Gut, sind die Einheiten für den Kampf gebildet?“ Ein weiterer Mann erhob sich. „Ja. Wir sind bereit.“ „Ich werde nicht sagen, seid vorsichtig. Ihr alle seid die letzte Hoffnung von Konoha. Gebt euer Bestes und kämpft für Konoha und um Konoha.“ Regentropfen fielen unaufhörlich vom Himmel hinunter und trommelten im Zusammenspiel mit Wind an die Fensterscheibe. Sakura saß am Fensterbrett und hatte die Stirn an das kalte Glas gelehnt. „Denkt ihr, wir werden es schaffen?“ „Hör auf mit diesen Selbstzweifeln. Ich kann es schon nicht mehr hören!“ Ino kochte vor Wut. Wieder einmal. Doch diesmal nicht, weil Sakura etwas gesagt hatte, nicht weil sie nun eine bessere Kunoichi war als sie, und sie das genau wusste, nein. Es war die Anspannung ihrer eigenen Selbstzweifel, die sie so reizbar machten. „Ruhig, Mädels. Wenn ihr euch gegenseitig anspringt, dann hilft das hier auch keinem.“ „Halt du dich da raus, Shikamaru!“ „Ino-chan, lass gut sein, ja?“ Sakura hauchte die Fensterscheibe an und sah zu, wie sich die Sicht langsam wieder klärte. Wie in Trance atmete sie ein und aus, versuchte alles um sich rum zu vergessen. Den Streit zwischen Ino und Shikamaru bekam sie gar nicht mehr mit, denn kurz nachdem sie aufgehört hatte mit Ino zu reden, fielen ihre Augen zu und geleiteten sie in einen ruhigen und traumlosen Schlaf. Die kräftige Stimme Tsunades erklang über das Heer von Konoha- und Suna-Nin. Trotz ihrer enormen Lautstärke, die um ein Vielfaches Inos übertraf, hörten die jungen Ninjas nicht richtig zu. Sasuke saß etwas abseits und war in seiner eigenen Gedankenwelt. Niemand fragte sich mehr, was wohl in ihm vorging. Es war zu anstrengend geworden, ihn zu verstehen. Nach der kurzen Rede der Hokage erhob sich Sakura von ihrem Platz am Boden, nahe dem Haupttor und schritt auf ihre Meisterin zu. „Tsunade-sama? Kann ich mit Ihnen reden?“ „Was hast du mit ihr besprochen, Sakura?“ Ja, selbst in so schweren Zeiten musste Naruto mit diesem dämlichen Gesichtsausdruck Sachen hinterfragen, die ihn nun wirklich nichts angingen. Sakura winkte ab und schüttelte den Kopf. „Sag schon, Sakura!“ „Hör zu, Naruto, auch wenn du es nicht wahr haben willst, aber es gibt Leute, sogar ziemlich viele Leute, die haben ein Privatleben. Und zu diesem Privatleben, welches außer Reichweite nerviger Teamkollegen gehören sollte, gehören Privatgespräche. Und diese Privatgespräche tragen nicht umsonst den Namen ‚Privat’, denn sie sind vertraulich und wie der Name schon sagt, privat. Und weil du zu der Kategorie ‚nervige Teamkollegen’ gehörst und dich mein Privatleben einen feuchten Käse angeht, gehören dazu auch meine Privatgespräche, die dich demnach nicht zu interessieren haben. Klar?“ „Ähm…“ „Ich artikulieren mich mal so, dass es dein Spatzenhirn versteht: Das geht dich nichts an!“ Ja, in der Tat. Sogar in solch schwierigen Zeiten hatte sich nicht viel verändert. Auch wenn die Kunoichi bewusst etwas ‚gehobenere’ Wörter benutzt hatte, um ihren blonden Freund zusätzlich auf die Palme zu bringen. Eine weitere Nacht brach an, ohne dass die Truppen aus Oto-Gakure einmarschierten. Langsam wurden alle unruhig. Tsunade hatte es niemanden außer Sakura gesagt, und das auch nur, weil sie sie sonst genervt hätte, aber die Botschaft Orochimarus, die sie erhalten hatte, besagte, dass er in wenigen Tagen angreifen würde. Doch wo war er nun? Drei Tage waren seit dieser Mitteilung vergangen. Was verstand er denn unter „wenige Tage“? Oder wollte er sie vielleicht zusätzlich fertig machen, damit er dann leichteres Spiel hatte? Würde er auf den Genuss eines langsamen Untergangs Konohas verzichten und stattdessen kurzen Prozess mit einem geschwächten Dorf machen? War er so tief gesunken? War sein Stolz wirklich so am Boden, dass er es nötig hatte, seine Feinde vorher seelisch zu schwächen? Die Grübelei bereitete der Hokage Kopfschmerzen. Nach zwei Gläsern Sake nahm sie den Zettel und las sich abermals die Botschaft des San-Nin durch. „Sakura? Kannst du nicht schlafen?“ „Du etwa, Sasuke? Oder redest du immer im Schlaf?“ „Warum traust du mir nicht?“ Sakura schluckte. Wie konnte jemand mit so schrecklicher Menschenkenntnis sie so leicht durchschauen? „Wie kommst du darauf?“ „Alle paar Minuten siehst du unauffällig zu mir rüber. Wenn ich etwas sage, dann wirst du nervös und jedes Mal, wenn mich jemand etwas fragt, dann siehst du aus, als ob du ein Stoßgebet in den Himmel schicken würdest. Wieso?“ „Willst du das ehrlich wissen? Oder brauchst du nur Bestätigung, dass du richtig liegst?“ Er erwiderte nichts, sondern zog nur auffordernd eine Augenbraue hoch. Sakura seufzte. „Ich habe für dich gebürgt. Wenn du Scheiße baust, dann bin ich dran. Wenn du auch nur einen falschen Ton sagst oder eine banale Andeutung machst, die jemand missversteht, dann muss ich dafür bezahlen. Ich habe mich für dich eingesetzt und dir geglaubt. Aber denk nicht, dass alles vergessen sei. Immerhin bist du immer noch ein Oto-Nin. Du hast Konoha verraten und uns alle mit dazu. Ich kann dir nicht mehr blind links vertrauen, das geht nicht mehr. Aber ich hoffe, dass du mir dankbar bist. Nicht jeder hätte dir gleich getraut und dich nach Konoha gebracht.“ „Bist du fertig mit deiner Lobesrede?“ „Ich hab mich wohl verhört!“ Ein leichter Windzug streifte ihr Haar. Die Zeit schien wie angehalten. Der Augenblick, der nur eine Sekunde dauerte, kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Und dann ging alles ganz schnell. Sasukes Lippen lagen auf den ihrigen und unterbanden das Sprechen. Im nächsten Moment spürte sie eine kalte Hand auf ihrem Rücken, die sie fester an ihn drückten. Wieder benutzte Sasuke sie. Er tat es schon wieder, obwohl er sich schon einmal geschworen hatte, das nicht mehr zu tun. Wieder wollte er nur leben, nur das Leben spüren. Seine Gier danach war immer noch so stark. Aber im selben Augenblick wusste er, dass es falsch war. Er spielte nur mit ihren Gefühlen. Er war gemein und egoistisch. Auf andere nahm er keinerlei Rücksicht. Und schon gar nicht auf seine ehemalige Teamkollegin. Ihm war alles egal. Alles. Auch, dass er sie seelisch noch mehr verletzte, als sie beide aufstanden und noch immer in einer innigen Berührung Sakuras Haus betraten. Selbst als er sie nach hinten aufs Bett drückte und ihr tief in die Augen sah, ließ ihn diese Gewissheit kalt. Was blieb, war der Genuss, der ihm nach dieser Nacht für ewig verwährt bleiben würde. Nie mehr könnte er ein Mädchen so lieben wie sie, das gestand sich der junge Uchiha ein. Aber für sein Ziel musste er Opfer bringen. Und dieses Opfer stellte nun einmal die junge Frau mit dem rosa Haar und den grünen Augen dar. Doch nach dieser Schlacht, die bald beginnen würde, würde er sie abermals verletzten. Das war Fakt, das war unumgänglich. Indikativ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)