Raziels erste Liebe von Mephiles (oder: kann ein Vampir überhaupt lieben?) ================================================================================ Kapitel 4: Das Leben als Jungvampir ----------------------------------- Raziel fliegt über die Zitadelle der Menschen. Sein Blick schweift wachsam über die Straßen. Raziel entdeckt ein Bestattungs-Institut und landet unbemerkt daneben. Er betritt das Institut und entdeckt einen jungen Mann an einem Pult. Der Mann schaut kurz auf und lässt seinen Kopf gelangweilt wieder sinken, wahrscheinlich, weil er dachte, es handle sich nur um einen alltäglichen Routinefall. Doch dann schaut er blitzschnell wieder auf und starrt Raziel ungläubig an. Er zittert ängstlich und verkriecht sich hinter seinen Pult. Raziel grinst und kommt näher. Der Mann kauert sich hinter dem Pult zusammen und starrt Raziel verängstigt an. Raziel packt ihn und wirft ihn auf den Stuhl des Pultes, von dem der Mann heruntergeglitten war. Vor Todesangst wimmernd klammert sich der Mann an den Stuhl. Raziel beendet das Schweigen und seine Stimme scheint den ganzen Raum zu füllen: "Hör zu, Sterblicher. Ich möchte, dass du für mein jüngstes Kind einen Sarg als Ruhestätte entwirfst. Sonst..." Raziel öffnet mit einem angsteinflößendem Fauchen seinen Mund und zeigt seine messerscharfen Raubtierzähne. Der Mann klammert sich fester an den Stuhl und spricht mit zitternder Stimme: J-Ja, Herr. S-Sofort. W-Welche... Farbe? Und s-sollen vielleicht noch V-Verzierungen angebracht werden?" Raziel anwortet nicht, sondern sieht sich in aller Ruhe die bereits in der Ecke stehenden Särge an. Dann schaut er auf den Pult, wo einige neue Entwürfe unordentlich verstreut sind. Raziel nimmt einen der Entwürfe, auf denen nahezu göttliche Verzierungen zu sehen sind. Dann läuft er langsam zu einem schwarzen Sarg. "Der Sarg soll diese Farbe haben, Sterblicher. Und diese Verzierungen besitzen. In Gold und Silber, beide Farben richtig abgewägt. 3 Tage, dann bin ich wieder hier." sagt Raziel und lässt den Entwurf auf den schwarzen Sarg fallen. "3 Tage, aber das ist..." - "3 Tage, Sterblicher. Nicht mehr. Sollte der Sarg nicht fertig sein, wenn ich komme, solltest du schon einmal dein Testament geschrieben haben. Und noch etwas: Wage es nicht, die Serafan zu warnen, sonst wirst du es bitter bereuen." Raziel verlässt das Gebäude und fliegt davon. Der Mann sieht sich die Verzierungen und den Sarg eine Weile lang an, dann schaut er nach draußen, auf die Straße. Er dreht sich um und fängt sofort mit der Arbeit an. Nun sucht Raziel nach dem ersten sterblichen Opfer für Marie. In einer unbelebten Straße entdeckt er eine junge Frau, etwa in dem Alter, in dem Raziel war, als er zum Vampir wurde. Raziel stürzt sich auf die Frau, packt sie und fliegt mit ihr davon. Sie schreit: "Lass mich runter! Lass mich runter, du untotes Scheusal!" - "Hier und jetzt?" fragt Raziel belustigt, und die Frau sieht nach unten. Sie waren etwa 300 Meter vom Boden entfernt. Die Frau würde den Sturz nicht überleben. Sie schüttelt den Kopf. Raziel grinst und fliegt unermüdlich weiter. Dann landet er vor dem Erschaffungsgebäude. Er treibt die Frau in das Gebäude. Drinnen schubst und zerrt er sie energisch auf den Altar und fesselt sie. Dann bindet er ihr einen Knebel vor den Mund. Als alles fertig ist, sieht er in die Dunkelheit. Als er keine Regung in ihr vernehmen kann ruft er : " Marie. Ich bin wieder da. Dein Abendessen ist bereit! Komm heraus!" Endlich regt sich etwas im Schatten und Marie kommt auf Raziel zu. "Sie ist es?" fragt sie. "Ja Marie. Lass es dir schmecken." - "Und, äh, wie?" - "Na wie wohl? Beiß sie einfach in den Hals. Sie ist wehrlos, also zier dich nicht." Marie geht unsicher auf den Altar zu. Die Frau weint verzweifelt, als sie Marie sieht, denn sie weiß, das Marie sie töten wird. Diese versucht angewidert, nicht auf die Tränen der Frau zu achten. Sie schiebt das hellbraune Haar hinfort, öffnet den Mund und schlägt ihre Zähne in den Hals der Frau, die vor Schmerz aufschreit, was man allerdings durch den Knebel kaum hören kann. Marie trinkt gierig und mit schrecklichen Schlürfgeräuschen das Blut. Mit ihren Zähnen reißt sie den Hals ihres Opfers unbarmherzig auf, worauf die Frau noch mehr aufschreit. Marie trinkt unbeirrt weiter. Als sie endlich den Kopf hebt, sieht sie Raziel lässig an der Wand lehnen. Er lächelt. "Du willst mir anscheinend schon Konkurrenz machen. Du schlachtest deine Opfer ja noch härter ab als ich!" sagt er mit mildem Tadel. Er kommt langsam auf sie zu. Marie schwankt etwas, läuft auf Raziel zu und lässt sich erschöpft in seine Arme fallen. Dann schaut sie verlegen zu ihm auf. "Es war ganz anders, als ich mir vorgestellt hatte. Ich dachte immer, dass es ekelhaft wäre, sich von Blut zu ernähren. Ist es aber nicht!" sagt Marie. Nach einer Weile fügt sie hinzu: "Was ist eigentlich mit meinem Sarg, den du mir beschaffen wolltest, Raziel?" - "Ach, der ist bereits in Bearbeitung. In spätestens 3 Tagen ist er fertig. Wenn der Sterbliche nicht rumtrödelt, versteht sich." antwortet Raziel vergnügt. Marie gähnt müde und schaut Raziel mit verschlafenen Augen an. "Das ist ebenfalls typisch für junge Welpen wie dich, Marie, also keine Sorge. Schlaf gut, mein Kind." sagt Raziel sanft. "Nacht, Raziel." erwidert Marie und schließt ihre Augen. Nach einer Weile schläft sie seelenruhig in Raziels Armen. Raziel schiebt die tote Frau unsanft vom Altar und legt Marie behutsam darauf. Er küsst sie noch verabschiedend auf die Stirn und entfernt sich dann zurück zu seinem Clan. Dort geht er langsam in Richtung Ruhestätte und legt sich in seinen Sarg. Dort denkt er noch einmal über all die Dinge nach, die in den letzten Wochen passiert waren. Und dann fiel es ihm ein. Er richtet sich in seinem Sarg auf, mit ungläubig aufgerissenen Augen. "Ja! Warum bin ich nicht schon früher darauf gekomen? Möbius... er... er hatte recht. Und ich wollte es nicht glauben... Marie... Ja, sie ist es. Die Gefühle, die ich noch nie gekannt habe... sie hat sie hervorgerufen... das ist... wie nannte Möbius es? ...Schicksal... Warum habe ich es nicht früher erkannt? Ich wollte Möbius nicht glauben, weil ich dachte, dass Vampire Gefühle wie Liebe nicht kennen... schon irgendwie komisch..." Raziel kichert. Dann gähnt er müde. Maries Umwandlung hat ihn sehr geschwächt, und er braucht dringend Schlaf. Raziel legt sich wieder beruhigt hin und schläft alsbald ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)