Monument von Karma (wenn Liebe die Zeit überdauert) ================================================================================ XV -- Ohne lange Vorrede: Enjoy!!! Karma ********************************************************************************* Verwirrt schreckte Seto aus dem Schlaf hoch, als sein Telefon klingelte. "Verdammt! Kann dieser Kerl mich nicht einfach in Ruhe lassen?" fluchte er und atmete tief durch, bevor er den Anruf entgegennahm. Er hielt sich nicht lange mit dem Gespräch auf, sondern fertigte seinen Gesprächspartner kurz und bündig ab und legte dann wieder auf. 'Ich brauche eine Pause. Und zwar dringend.' dachte der Jungunternehmer, stand auf und nahm seinen Mantel. Er würde nach Hause fahren, eine Schlaftablette nehmen und – hoffentlich – endlich mal wieder eine ganze Nacht durchschlafen, ohne von Träumen über Ägypten heimgesucht zu werden. 'Wenn es nicht vollkommen paranoid wäre, würde ich glauben, dass Muto dahinter steckt. Nur, um mich zu nerven und mir eins auszuwischen, weil ich seiner Meinung nach diesem ganzen Schicksalsgequatsche von ihm und seinem Kindergarten nicht genügend Aufmerksamkeit schenke.' grummelte er innerlich, während er seine Sekretärin darüber informierte, dass er nach Hause fahren würde und dort auf keinen Fall gestört zu werden wünschte. Sobald er in seiner Limousine sass, seufzte der Brünette und fuhr sich durch die Haare. 'So kann es einfach nicht weitergehen. Ich kann ja, egal, wo ich gehe und stehe, kaum noch die Augen aufhalten. Das ist doch nicht mehr normal.' Erneut seufzend lehnte sich Seto in den Polstern zurück und schloss die Augen. Waren die Sitze seiner Limousine eigentlich schon immer so bequem gewesen? Wenn nicht, warum kamen sie ihm dann ausgerechnet heute so weich und einladend vor? 'Bloss nicht schon wieder einschlafen.' dachte er noch und war im nächsten Augenblick gegen seinen Willen schon wieder im Reich der Träume. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Beobachtest Du ihn schon wieder, Seth?" Die Stimme seines Vetters riss den Hohepriester aus seiner Versunkenheit und er erhob sich und wandte sich zu dem Jüngeren um, um sich vor ihm zu verneigen. "Ihr habt mich durchschaut, mein Prinz." gestand er ohne Umschweife und Atemu lachte leise, bevor auch sein Blick zu Jono wanderte, der im Garten des Tempels seinen Aufgaben nachging. "Das war nicht zu übersehen. Erlaubst Du mir, Dir eine persönliche Frage zu stellen, Seth?" erkundigte sich der Prinz und wartete das Nicken des Größeren ab, bevor er fortfuhr. "Habt ihr schon das Lager miteinander geteilt?" wollte er dann wissen und der Brünette schüttelte entschieden den Kopf. "Ich bin in dieser Hinsicht nicht an ihm interessiert." behauptete er, obwohl er innerlich zugab, dass er sich in der letzten Zeit immer öfter gefragt hatte, wie sich die Haut seines Sklaven wohl anfühlte und wie es wohl wäre, ihn zu küssen und andere Zärtlichkeiten mit ihm auszutauschen. Ausserdem spürte er tief in seinem Inneren eine unerklärliche Sehnsucht nach der Gegenwart des Jungen mit den leuchtenden braunen Augen und den goldenen Haaren, die er nicht verstand. Doch darüber wollte er weder mit seinem Vetter noch mit einem Anderen sprechen – und am Allerwenigsten mit seinem Sklaven. "Du belügst Dich selbst, wenn Du das behauptest." gab Atemu ungerührt zurück und zwinkerte dem Älteren zu. "Aber Du musst selbst wissen, was Du tust. Soll ich Dir sagen, was ich denke?" fragte er und der Hohepriester seufzte leise, bevor er erneut nickte. Er kannte den Prinzen immerhin seit ihrer gemeinsamen Kindheit und wusste, dass dieser ihm seine Gedanken sowieso auf jeden Fall mitteilen würde – egal, ob er sie nun hören wollte oder nicht. Da war es besser, sofort nachzugeben und sich gleich anzuhören, was er zu sagen hatte. "Ich denke, Jonos Gegenwart tut Dir gut. Er sorgt sich um Dich. Und ich bin mir sicher, dass er sehr gerne in Deiner Nähe ist. Er scheint seine Stellung hier sehr zu mögen – ebenso wie Dich, Seth." sagte er und schmunzelte, als er die Verlegenheit seines Vetters bemerkte. "Du weisst, dass das nicht verboten ist. Es ist sogar gang und gäbe im Tempel, soviel ich weiss. Das ist der Grund, warum so viele Priester sich Sklavinnen – oder je nach ihren Vorlieben auch Sklaven – halten. Du weisst, dass im Tempel und im Palast sowieso sehr viel über euch beide gesprochen wird, seit er bei Dir ist, nicht wahr?" erkundigte sich der Prinz und Seth nickte. "Ja, das ist mir bewusst. Aber das Geschwätz der Leute interessiert mich nicht. Ich weiss, was wahr ist. Und die Götter wissen es auch. Das genügt mir vollkommen. Ich habe es nicht nötig, mich vor Leuten zu rechtfertigen, deren einziger Daseinszweck darin besteht, über Andere zu tratschen." erwiderte er kalt und der Jüngere blickte ihn schmunzelnd an. "Ich wusste, dass Du das sagen würdest. So warst Du schon immer. Du hast Dich nie darum geschert, was über Dich geredet wurde. Du bist immer Deinen eigenen Weg gegangen. Ich wünsche Dir, dass es auch weiterhin so bleibt. Du hattest früher schon einen sehr starken Willen. Dafür habe ich Dich stets bewundert." gab er zu und erntete einen erstaunten Blick aus den blauen Augen des Größeren. "Ich danke Euch für das Kompliment, mein Prinz." gab er zurück und wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Moment kam Jono mit einem Tablett mit Obst und Wasser auf sie zu und verneigte sich erst vor dem Prinzen und dann vor seinem Herrn. "Es ist sehr heiss heute. Ich dachte, Ihr hättet vielleicht gerne eine Erfrischung." erklärte er und stellte das Tablett vor den beiden Älteren ab. Atemu lächelte dem Jungen zu. "Du hast Recht, es ist wirklich heiss. Ich danke Dir, Jono." sagte er und der Angesprochene lächelte zaghaft zurück, bevor er sich an seinen Gebieter wandte. "Ich bin mit meinen Aufgaben fertig, Herr." sagte er leise, vermied es dabei jedoch, den Hohepriester anzusehen. "Gut. Halte Dich zu meiner Verfügung. Ich werde Dich rufen, wenn ich noch etwas brauche." befahl dieser und der Blonde nickte und verneigte sich, bevor er sich so weit von den Beiden entfernte, dass er ihr Gespräch auf keinen Fall belauschen konnte. Der Prinz und sein Vetter nahmen im Schatten Platz, verzehrten die Früchte, die Jono ihnen gebracht hatte, und beobachteten, wie der Junge einer der Sklavinnen eines anderen Priesters aus dem Tempel beim Korbflechten zur Hand ging. "Er hat wirklich geschickte Hände." bemerkte Seth und Atemu begann zu lachen. "Dass Dir das aufgefallen ist." stellte er gespielt verwundert fest und der Ältere warf ihm einen verärgerten Blick zu. "Ich meinte das keineswegs so, wie Ihr es verstanden habt, mein Prinz." entgegnete er kühl und der Kleinere bemühte sich, seine Heiterkeit wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Das weiss ich doch, Seth. Trotzdem klang es so, als wüsstest Du das aus Erfahrung und nicht nur durch Beobachtungen." schmunzelte er und das Gesicht des Brünetten verzog sich ärgerlich. "Ich sagte doch, dass ich daran nicht interessiert bin. Ihr werdet der Erste sein, der es erfährt, wenn ich meine Meinung ändere." schnaubte er und der Prinz begann wieder zu lachen. "Entschuldige, Seth, aber wenn ich euch beide so betrachte, frage ich mich immer wieder, wie man so blind sein kann. Ich sehe Dir deutlich an, dass Du Dich zu ihm hingezogen fühlst. Aber Du brauchtest ja schon immer länger, um Dir über so etwas klar zu werden." "Ganz im Gegensatz zu Euch, mein Prinz." konterte der Angesprochene scharf und der Jüngere nickte seufzend. "Das ist wohl wahr. Ich fürchte, ich bin derartigen Zerstreuungen wirklich nicht abgeneigt. Und vielleicht, mein Freund, wäre es für Dich gar nicht schlecht, wenn Du Dir auch hin und wieder etwas Vergnügen gönnen würdest. Wenn Du willst, erkläre ich Dir gerne, worauf Du bei einem anderen Mann achten musst." bot er an, ohne auch nur im Geringsten verlegen zu werden. "Ich verzichte, mein Prinz. Doch ich danke Euch für Euer Angebot." erwiderte der Hohepriester kühl und der Kleinere erhob sich. "Du musst selbst wissen, was Du tust, Seth. Sag Jono einen Gruß von mir und richte ihm meinen Dank aus – für die Erfrischungen und dafür, dass er so gut auf Dich achtet." sagte er und entfernte sich lachend, als er das verärgerte Gesicht seines Vetters sah. 'Ich bin nicht wie Ihr, mein Prinz. Ich habe Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss. Ich habe keine Zeit für diese Art von Zerstreuungen.' dachte der Brünette, obwohl er tief in seinem Inneren wusste, dass das nur eine Ausrede dafür war, dass er einfach nicht wusste, was er tun sollte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Seto schrak aus dem Schlaf hoch, als die Limousine vor seiner Villa hielt. 'Schon wieder. Das darf einfach nicht wahr sein!' fluchte er innerlich, stieg aus dem Wagen und öffnete die Tür. Er schaffte es gerade noch, seinen Mantel aufzuhängen, bevor Mokuba ihn auch schon freudestrahlend umarmte. "Du bist heute aber früh dran, großer Bruder!" freute er sich und wollte den Älteren ins Wohnzimmer ziehen, doch der schüttelte die Hand des Kleineren ab. "Tut mir leid, Mokuba, aber ich brauche Schlaf. Wenn nichts Wichtiges mehr ist, gehe ich jetzt nach oben und lege mich hin." murmelte er und der Junge musterte ihn prüfend. "Du siehst auch wirklich müde aus." stellte er fest und legte nachdenklich den Kopf schief. "Gut, dann werde ich Dich heute nicht mehr stören. Über meinen Geschichtsaufsatz können wir auch morgen noch sprechen, Seto. Schlaf gut." sagte er und der Angesprochene nickte und strich ihm kurz über die Haare, bevor er die Treppe hochging und in seinem Schlafzimmer verschwand. Dort angekommen entkleidete er sich, zog seinen Pyjama über und setzte sich auf sein Bett. Wie er erwartet hatte, hatte Roland die Schlaftabletten, die er für ihn besorgt hatte, gut sichtbar auf seinen Nachttisch gelegt. Der Jungunternehmer nahm eine der Tabletten mit einem Schluck Wasser ein, rutschte in sein Bett und deckte sich zu. 'Hoffentlich wirken diese Tabletten wenigstens auch. Wenn ich heute noch ein einziges Mal von Ägypten träume, verklage ich den Pharmakonzern, der diese Dinger herstellt.' schwor er sich und war nur wenige Atemzüge später wieder fest eingeschlafen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Joey liess sich unterdessen von dem Archäologen in einen nicht gerade kleinen, aber ziemlich vollgestellten Raum des Museums mitnehmen, in dem eine Menge Gegenstände herumlagen und –standen, die es nicht in die Ausstellungsräume geschafft hatte. "Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass hier so wenig Platz ist." entschuldigte sich Arthur bei dem Jungen und der begann, breit zu grinsen. "Ach was. Das sieht fast so aus wie mein Zimmer. Nur ist es hier viel ordentlicher." konterte er und der Ältere lachte. 'Scheint ein netter junger Mann zu sein. Hatte dieser Andere gestern Nachmittag nicht gesagt, sie wären Klassenkameraden? Vielleicht kann er mir ja sagen, warum ausgerechnet ein Schüler von gerade mal achtzehn Jahren mühelos Altägyptisch lesen kann.' dachte er und bot dem Blondschopf einen Platz an. Dann machte er sich daran, Teewasser aufzusetzen und zwei Tassen zu suchen. Der Siebzehnjährige sah sich unterdessen interessiert um. "Sie haben nicht zufällig ein Bild von diesem Pharao hier? Der, aus dessen Grab die ganzen Sachen sind?" fragte er und der Archäologe kratzte sich nachdenklich über seine Bartstoppeln. "Da müsste ich nachsehen. Ich bin mir sicher, ich habe irgendwo eine Zeichnung von der Totenmaske. Allerdings weiss ich bei meinem kreativen Chaos im Moment leider nicht, wo genau ich sie versteckt habe." gestand er und der Junge nickte verständnisvoll. "Das kenn ich. Geht mir mit meinen Hausaufgaben meistens genauso." erwiderte er und brachte den Archäologen damit wieder zum Lachen. "Darf ich fragen, warum Sie sich so für Ägypten und diese Ausstellung interessieren? Liegt es an der Statue?" erkundigte er sich und der Blondschopf nickte erneut. "Ja." sagte er und legte den Kopf schief. "Aber Sie müssen mich nicht siezen. Joey reicht völlig." bot er an und Arthur setzte sich ihm gegenüber. "Also gut, Joey. Hast Du eine Frage zu der Ausstellung?" erkundigte er sich und der Junge schwieg eine Weile, bevor er abgrundtief seufzte. "Ich weiss, das hört sich vielleicht verrückt an, aber glauben Sie an Wiedergeburt?" fragte er und der Archäologe lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Der Glaube an ein nächstes Leben war in Ägypten weit verbreitet." sagte er. "Was ich persönlich davon halten soll, weiss ich allerdings nicht. Ich habe mich bisher noch nie damit auseinandergesetzt, wenn ich ehrlich sein soll." gestand er und Joey seufzte erneut. "Das hatte ich eigentlich auch nicht vor. Aber nach der Sache mit der Statue..." setzte er an und der Ältere nickte verständnisvoll. "Ich glaube, ich weiss, was Du meinst. Lass mich mal suchen, ob ich nicht doch die Zeichnung finde." schlug er vor und begann, in den unzähligen Blätterstapeln zu wühlen, bis der Teekessel zu pfeifen begann. "Ich war mir sicher, sie müsste hier sein. Aber offenbar habe ich sie doch woanders hingeräumt. Manchmal bin ich wirklich furchtbar schusselig. Das behauptet zumindest meine Frau." gab der Archäologe zu und der Siebzehnjährige nickte. "Das sagen meine Freunde von mir auch immer. Und sie haben Recht damit." gestand er und Arthur lachte wieder. "Ja, meine Frau hat auch Recht. Bei uns zu Hause ist sie Diejenige, die den Überblick behält, wenn ich schon längst nicht mehr weiss, wo sich was befindet. Ohne Clara wäre ich aufgeschmissen." erwiderte er und brachte den Blondschopf damit zum Schmunzeln. "Lass uns erst einmal Tee trinken. Ich hätte da nämlich auch eine Frage, die ich Dir gerne stellen würde." erklärte der Ältere, reichte dem Jungen eine Teetasse an und setzte sich dann wieder auf seinen Platz. "Und dann werde ich auch die Zeichnung suchen. Vielleicht ist Hiroto ja bis dahin auch schon mit der Totenmaske fertig. Ich fürchte nämlich, ich bin kein besonders begnadeter Zeichner." sagte er. "Okay." stimmte Joey zu, lehnte sich zurück und liess seinen Blick über die im Raum gelagerten Artefakte schweifen. 'Für mein früheres Ich war es sicher ganz alltäglich, so was zu sehen. Er wüsste bestimmt, was das alles für Sachen sind.' dachte er und sah seinen Gegenüber an. 'Aber das erzähle ich ihm besser nicht. Das würde er mir wahrscheinlich eh nicht glauben.' ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ********************************************************************************* So, und ich lad auch gleich das nächste hoch. Hoffe, es gefällt!! Würd mich über Kommis freuen, aber das wisst ihr ja schon. Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)