Ein kleines bisschen Liebe? von Blue_XD (Seme mal ganz unerwartet - FF wird überarbeitet) ================================================================================ Kapitel 3: Rosiger Abschied --------------------------- Am nächsten Morgen begrüßte ein ziemlich müde wirkender Sänger die beiden anwesenden Musiker, Kanon und Teruki, die bereits ihre Instrumente angeschlossen hatten und darauf warteten, loszulegen. „Morgen.“, grüßte er sie und unterdrückte ein Gähnen. „Du kommst zu spät.“, erwiderte Kanon vorwurfsvoll. "Du siehst scheiße aus.", kommentierte dagegen Teruki und erhielt einen warnenden Blick von ihrem Bassisten. "Ja, ich weiß... Tut mir Leid.", gab Miku geknickt von sich und verbeugte sich. Teruki's Aussage ignorierte er. „Wo ist Bou?“, versuchte er nach kurzem Schweigen aus den beiden Wartenden herauszukitzeln und blickte von Teruki zu Kanon. „Der sitzt wohl zu Hause und heult sich die Augen aus.“, meinte Teruki und genoss den Anblick. Miku war unter dieser Stichelei zusammen gezuckt und ließ den Kopf hingen. "Teru!", knurrte Kanon und stemmte die Hände in die Seiten. Der Drummer seufzte. "Tut mir Leid.", versuchte er möglichst ehrlich zu klingen, dennoch hörte man eine Spur Gehässigkeit aus seinen Worten heraus. Miku entging dieser Ton nicht, was ihn noch kleiner werden ließ. "Schon gut...", murmelte er und bewegte sich in Richtung Bandcouch, um sich darauf nieder zu lassen. Verdient hatte er es. "Willst du da bis zur Ende der Probe herumsitzen?", wollte nun Kanon wissen und setzte sich zu ihm. Miku's Blick schweifte leicht zur Seite, doch in die Augen schauen konnte er dem Bassisten nicht. Bei niemanden. "Hm." Schulterzucken. Kanon seufzte. "Ohne Bou funktioniert die Probe nicht.", meinte der Schwarzhaarige und sah Miku erkenntlich nicken. "Na dann... Geh zu ihm." Ungeduld klang in seiner Stimme mit. Musste er noch direkter werden? Wieder zuckte Miku merklich. "W-wie? Eh... Zu ihm?" Teruki's Augen formten sich zu Schlitzen. Missmutig betrachtete er seine Bandkollegen und fühlte erneut die aufkommende Eifersucht nach ihm greifen. Er packte seine Drumsticks stärker an. "Ja, natürlich! Wir wollen unseren Gitarristen wieder. Und da du diesen Mist nun mal verzapft hast, musst du das wieder gerade bügeln." "Hast ja Recht...", seufzte Miku und erhob sich. Er hatte gehofft, es noch weiter hinausschieben zu können. Elender Feigling... "Und wen ich höre, wie du ihn-", fing Teruki an, wurde jedoch von Kanon unterbrochen. "Lass Miku machen, Teru. Setz ihn nicht noch mehr unter Druck. Das bringt doch nichts." Der Drummer verstummte und fixierte Kanon. "Moral-Apostel, was mischst du dich immer wieder ein?!" "Tut mir Leid, das ich nicht nach Eifersucht und Wut handele, wie du. Hab dich besser unter Kontrolle, Teruki." Nach kurzem Schweigen, wollte sich der Brünette wieder dem Sänger zuwenden, sah jedoch, wie dieser längst den Bandraum verlassen haben musste. Seine Drumsticks vielen ungeachtet zu Boden und ließen ihn zusammen zucken. Sauer schlug er auf die Snare ein. "Ich bin nicht eifersüchtig!" "Kein Kommentar. Geh nach Hause, Teru und komm wieder runter." Wieder fixierte der Drummer Kanon ärgerlich. "Hör auf dich so aufzuspielen. Ich bin der Leader." "Ach...?", machte der Schwarzhaarige und hängte seinen Bass ab. "Ein Leader sollte sich beherrschen können. Das schaffst du nicht, weil du nicht über Bou hinwegkommen kannst. So kannst du kein Leader sein." "Und wer hat dich bitte dazu auserwählt?!" Teruki kam mit rasenden Schritten näher. "Niemand. Es sind lediglich Bitten, die ich äußere. Ich reiße die Rolle nicht an mich. Du bist damit nur zur Zeit überfordert. Es wäre besser-" Während Kanon sprach, wandte er sich um und erschrak, als er Teruki so dicht vor sich erblickte. "Was?! Was wäre besser?!", bellte Teruki und riss Kanon am Kragen näher, sodass sich beinahe ihre Nasen berührten. Kanon's Augen waren ungläubig geweitet. Es vergingen gefühlte Minuten, die sie einander anstarrten und mit der Zeit bemerkte Teruki die Situation, die er ihnen zugemutet hatte. Seine Augen weiteten sich, während er vor Schreck von Kanon abließ. Geknickt stolperte er zurück und wandte sich abrupt um. "Gehen wir in die Disco?" Teruki erstarrte. "Hä?" "Abreagieren? Einen Trinken? Bou vergessen...?" "Es... ist Nachmittag...?" "Ziehst also den Schwanz ein, ja? Sag doch einfach, du willst nicht und das du lieber einsam, voller Wut und Eifersucht in deiner Wohnung versauerst." Zögerlich wandte sich Teruki um und betrachtete den halb zu ihm stehenden Bassisten fragend. "Okay." +~+ Bei Bou angekommen, klopfte Miku zunächst zögerlich an der Tür. Vielleicht wurde er ja nicht erhört und konnte... verschwinden...? Nein! Dieses Mal nicht! Da sich nichts tat, klingelte er nun etwas mutiger. Doch erneut geschah nichts. Ein weiteres Mal betätigte er den Summer. Das musste der Gitarrist nun aber gehört haben! „Bou, ich bin es! Bitte mach die Tür auf! Ich weiß, das du da bist!" Wieder kein Lebenszeichen. "Hum.", brummte er missgelaunt und trat wenige Schritte zurück, um gerade noch erkennen zu können, wie der Vorhang am Fenster über der Haustür aus einer raschen Bewegung in Ruhe zu kommen versuchte. Ha! Bou war also definitiv da. Er versteckte sich nur und ließ ihn hilflos versauern, aber nicht mit ihm! Nachdenklich spähte er die Fensterreihen ab. Da! Wieder eine Bewegung! Rasch folgte er Bou's Schritten im Inneren des Hauses um dieses herum, bis er auf der Wiese, die zum Grundstück gehörte, stand und die Rückfassade hinauf blickte. Wo war Bou? Keine Bewegung der Vorhänge verriet mehr den Gitarristen. Hm... und nun...? Ein weiteres Mal blickte er zu den Fenstern hinauf, sah diese ab und bemerkte ein offenes Fenster, welches ihm zuvor nicht aufgefallen war. Sollte er...? "BOU!", rief er hinauf und wartete. "ICH WÜRDE GERNE MIT DIR SP-", war er wieder mitten am Rufen, als aus dem Nachbarshaus wütende Rufe zu ihm vordrangen. "Ruhe da drüben!" Vor Schreck erstarrte Miku und schloss den Mund. Die letzten Worte schluckte er hinunter. Scheinbar waren all seine Versuche zum Scheitern verurteilt. Wenn er nicht über diese Entfernung mit Bou sprechen konnte, musste er eben zu ihm. Nur wie...? Noch immer fixierte sein Blick das offene Fenster. Wenn Bou ihn nicht erhören wollte, hätte er dann nicht das Fenster schließen sollen? Nachdenklich setzte er einen vor den anderen Fuß, während sein Kopf dem Sichtwechel folgte. Erst als er das Fenster nicht mehr sah, verharrte er in der Bewegung und trat stattdessen einen Schritt zurück. Dabei war sein Blick auf das Gestrüpp unter dem Fenster gefallen, welches bis oben hinauf führte und sich am Fenster vorbei schlängelte, jedoch nah genug dran sein musste, um das Fenster erreichen zu können. An Teruki's Warnung, Kanon's Bitte und ihre Zukunft denkend, fasste er in das dichte Blätterwerk und nahm sie genau so schnell wieder hervor. Hielt sich den Finger, der an eine Stelle zu bluten begonnen hatte. Er hatte sich gestochen. Waren das Rosen...? Und warum musste er an diesen Kitsch von Romeo und Julia denken, den sie im Englisch Unterricht damals in der Schule hatten durchkauen müssen? Er war nicht Romeo! Und Bou nicht seine Julia! Missmutig vor sich hergrummelnd, schloss Miku die Augen und fasste blind in das Blätterwerk. Die Stiche versucht ignorierend. Ein vorsichtiges Ziehen... Dann ein heftiger Ruck... Nichts. Fast schon erleichtert atmete Miku auf. Konnte er also doch noch zu Bou. Mit dem ersten Schritt voran, hangelte er sich, schmerzhaft die Lippen aufeinander pressend, die Ranken hinauf. Das Geäst unter ihm erzitterte heftig. "Bitte reiß mir nicht...", bat er stumm und versuchte nach dem Fenstersims zu greifen. Den Halt verlierend streckte er sich ihm entgegen, berührte ihn mit den Fingerspitzen und schwankte zurück. Das Geäst knackte bedrohlich. Panisch klammerte er sich fest an ihnen fest. Wieder folgte ein Knacken und Miku spürte den übrig gebliebenen Widerstand brechen. Er fiel, landete unsanft und wurde von losen Rosenranken bedeckt. Aufjammernd trat er sich frei. "So ein Mist!", bellte er besah sich die zerstochenden Hände. Tränen bildeten sich in seinem wässrign Augen. "Ich werde wiederkommen, Bou!" Dann liefen die Tränen. Schnell senkte er sein Haupt und eilte davon. Bou sollte ihn so nicht sehen... Das dieser alles mit angesehen hatte, veriet ein ein schwankender Vorhang und hastige Schritte hinter den Fenstern, die Miku folgten. +~+ „Du hast es also nicht geschafft.", seufzte Kanon enttäuscht am nächsten Morgen, nachdem er mit einem brummenden Kopf die Probe absagen musste. Teruki, der bei ihm übernächtigt hatte, schlief noch immer seelenruhig. "Das sagte ich dir bereits. Jetzt hör auf zu Seufzen. Ich versuche es heute nochmal.", versprach Miku wenig motiviert. Er hatte das Telefon auf Lautsprecher gestellt, ruhte kühlend für die Kratzer auf der einen Wange auf der Tischplatte der Küche und ließ die bandagierten Arme darüber hinaus hängen. „Soll ich es mal bei Bou versuchen?“, schlug Kanon ratlos vor und rieb sich die Schläfe. „Nein. Das ist meine Sache, Kanon. Ich bin der Grund, warum er sich zu Hause verkriecht.“, verneinte Miku mit ruhiger Stimme und erschrak etwas, als sein Hamster an seiner Nase vorbei zum Sandwich, welches er sich zum Frühstück gemacht hatte, flitzte. „Wenn du meinst. Sag Bescheid, wenn deine Versuche gefruchtet haben.“, bat der Bassist und legte sich erneut neben dem schlafenden Teruki. Seine Worte waren flüsternd, damit er den Drummer nicht weckte. "Okay.", bestätigte der Sänger und hörte es tuten. Kanon hatte aufgelegt, um weiter zu schlafen. Und als Kanon das Telefon weggelegt und die Decke erneut um sich geschlungen hatte, um seine Kopfschmerzen und seine Kater auszukurieren, kam Teruki in Bewegung. Kanon verhielt sich still und wartete ab, bis der Drummer sich genug im Schlaf bewegt hatte. So schrak er umso mehr zusammen, als sich ein Arm um seine Taille legte, der ihn zurück zog, bis er gegen Teruki selbst stieß. "Teru...?", hauchte Kanon überrascht und versuchte den Kopf anzuheben. Doch Teruki verharrte in seinem traumreichen Schlaf und überließ Kanon seiner Machtlosigkeit. +~+ Wie paralysiert starrte Bou in seinem einsamen Häuschen auf die Straße, auf der Miku am gestrigen Abend um die Ecke verschwunden war. Er hatte nicht schlafen können, soviele Gedanken schossen ihm im Kopf herum. Unter anderem über die Ernsthaftigkeit hinter Miku's Versuch, zu seinem Fenster hinauf zu klettern. Warum hatte er es getan...? Mochte er das Gestrüpp nicht oder wollte er tatäschlich wegen ihm die Rosenranken passieren? Wie dumm...? Warum hatte er nicht den Ersatzschlüssel genommen, den er ursprünglich für Teruki dort hingelegt und nun nicht mehr wegzudenken war, selbst wenn die Beziehung, die er mit Teruki gehabt hatte, längst vorbei war. „Miku, du wolltest wieder kommen. Wo bleibst du nur? Komm zu mir zurück...“ In dem Moment erklang das Klingeln des Telefons. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)