Ehre und Stärke I: Fortunas Wege von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 36: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: @Jogole: Mit deiner ersten Vermutung liegst du gar nicht so falsch. *zwinker* Wird auch bald dazu kommen... Kapitel 36 Wieder einmal war Zechs über das Anwesen der Khushrenadas überrascht – obwohl er sich fest vorgenommen hatte, sich nicht mehr mit solchen Dingen wie fließendes Wasser, das scheinbar direkt aus den Wänden kam, beeindrucken zu lassen. Doch dies hier! Wer hervor nicht beeindruckt war, der musste schon selbst ein Gott sein. Er betrachtete noch immer die Grotte, die sich harmonisch in den Verlauf der Felswand einfügte als Treize schon längst hineingegangen war. Das Gestein der künstlichen Höhle hatte nicht die Farbe des umliegenden Felsen, sondern war von einem dunklem, rötlichen Braun, durchzogen mit schwarzen Adern und goldglänzenden Einschlüssen. „Treize hat den Granit extra aus den Steinbrüchen von Ägypten hier her bringen lassen. Ebenso die Steinmetze.“, flüsterte Duo ehrfürchtig. „Schön für ihn.“, knurrte hingegen Zechs. Es hörte sich wenig beeindruckt an und keineswegs wollte er zeigen, wie sehr ihm die Grotte gefiel. Er musste daran denken wie viel allein der Transport der Steine gekostet haben mochte. Wahrscheinlich konnte eine Familie davon ein ganzes Jahr lang ihren Lebensunterhalt bestreiten. Genau diese Art von Dekadenz war es, die Zechs so verabscheute. Wie war es möglich, dass manche Menschen – wie Treize und die anderen Adligen – so viel, so unermesslich viel besaßen und andere gar nichts! Jedoch diese künstliche Höhle war wundervoll! Es mussten ganz außergewöhnliche Handwerker gewesen sein, die dieses Kunstwerk erschaffen hatten. Selbst Zechs wusste, dass Granit im Allgemeinen schwer zu bearbeiten war. Aber nicht nur die Kunst der Steinmetze gab es hier zu bewundern. Ein unermüdlicher Wasserlauf bahnte sich seinen Weg durch das Gestein und sammelte sich in einem Becken, das sich schließlich über dem Boden ergoss, so dass man bequem unter dem Wasserstrahl stehen konnte. Das Wasser selbst war angenehm und seltsam ölig wie Zechs feststellte als er die Hand darunter hielt. „Hier gibt es zahlreiche warme Quellen.“ Wieder einmal war es Duo, der dies erklärte während er Zechs aus der Tunica half und begann die blonden Haare zu entwirren. Zechs hatte den Leibdiener zuerst abgewehrt, doch dieser hatte sich nicht so einfach abweisen lassen und darauf bestanden Zechs zu helfen. Sie müssten sich beeilen hatte Duo behauptet. Damit sie alle so schnell als möglich zum Anwesen zurückkehren konnten. „Das Wasser ist siedend heiß, wenn es zur Oberfläche gelangt, deshalb wird es mit dem Wasser aus dem Aquädukt gemischt und abgekühlt. Fabelhafte Erfindung, nicht wahr?!“ „Mhm.“ Zechs blickte zu Treize hinüber. Die Laune des Konsuls hatte sich während der Jagd rapide gebessert. Zu gerne würde Zechs wissen, was diesen Stimmungsumschwung in Treize bewirkt hatte. Sicher nicht diese primitive Lust einem unschuldigen Tier das Leben zu nehmen und sich so zu beweisen. Nein, es musste etwas anderes sein. Jetzt hatte der Konsul die Hände auf die Steinwand gestützt, katzengleich streckte er seinen Rücken durch und hob das Gesicht dem warmen Wasserstrahl aus dem Becken entgegen. Denn drehte er den Kopf. Fast so als ob er Zechs´ Blick gespürt hätte. Zechs konnte sehen wie Treize eine Augenbraue hob als ob er Zechs fragen wollte, ob dieser zufrieden mit dem war, was er vor sich sah. Zechs wandte sich schnell ab. Er spürte wie ihm das Blut ins Gesicht schoss – zum Glück nur ins Gesicht. Duo schien es nicht zu bemerken und schrieb Zechs´ Erröten wohl dem warmen Wasser zu. Für Zechs war es keineswegs etwas Neues sich neben einem anderen Mann zu entkleiden oder sich gemeinsam mit anderen Männern zu waschen. So etwas war auch unter den Germanen üblich. Gerade wenn sie sich auf einem Beutezug befunden hatten. Was ihn jedoch so aus der Fassung brachte, war die Tatsache, dass ihn Treize so offen dabei anblickte. Natürlich schielte jeder Mann einmal nach einem anderen, gerade wenn es um die unteren Körperregionen ging um zu vergleichen und abzuschätzen. Allen voran junge Männer taten dies oft, aber es geschah im Geheimen, verstohlen, ein kleiner Blick aus dem Augenwinkel. Nicht so wie es Treize tat, der ihn geradezu mit seinem Blick verschlang und sich dabei selbst rein gar nichts dabei dachte seine eigene Nacktheit zur Schau zu stellen. Zechs riss sich los und blickte stattdessen Duo an: „Ich verstehe immer noch nicht, warum Wufei dich geschickt hat uns abzufangen.“ „Er möchte, dass Treize einen guten Eindruck auf die Gesandten aus Seres macht. Wufei wäre es wohl am liebsten, wenn Treize in seiner besten Gewändern durch das Haus spaziert.“ Zechs war nahe daran einzuwenden, dass Treize dies doch ohnehin jeden Tag tat. „Aber warum?“, fragte er stattdessen, völlig berechtigt. Treize hatte dies gehört und während er sich abtrocknete, gesellte er sich zu ihnen. „Weil Wufeis Familie damals gegen seine Reise nach Rom war. Die Einwohner von Seres glauben, dass ihr Land das beste und schönste auf dieser Welt ist...“ Treize hielt dies wohl eindeutig für übertrieben. „Ach, die Römer glauben etwa nicht, dass sie das erlesenste aller Völker sind!“, ging Zechs dazwischen. Treize überhörte diesen sarkastischen Einwurf geflissentlich. „Wufei will seinem Cousin und Onkel zeigen, dass seine Wahl nach Rom zu gehen nicht gleichbedeutend mit dem Abstieg in die Wildnis gewesen ist. Und deshalb,“ Treize blickte Zechs finster an. „Wirst du dich benehmen. Es geht hier um die Ehre deines Freundes!“ Widerstrebend musste Zechs einsehen, dass Treize Recht hatte. Damit Wufei von seinen Verwandten akzeptiert und respektiert wurde, war es nötig, dass diese den besten Eindruck von Rom und von Wufeis Gastgeber hatten. Inzwischen waren Zechs´ Haare zu Duos Zufriedenheit entwirrt und der Diener begann sie zu einem Zopf flechten. „Aber was können sie von Wufei wollen? Warum nehme sie die lange Reise auf sich und kommen nach Rom?“ Auch diese Frage war völlig berechtigt. „Das werden wir sicher bald erfahren.“ „Wufei hat einmal erwähnt, dass er vor seiner Reise verheiratet gewesen war und dass er sein Vater ein bedeutender Mann im Clan ist.“ Zechs bemerkte, dass Treize mehr als überrascht war, dass er dies wusste. Wahrscheinlich hatte Treize angenommen, dass Wufei nur ihm solche privaten Dinge erzählte. „Vielleicht wollen sie, dass er zurückkommt.“, mutmaßte Zechs weiter und beobachtete was für eine Reaktion diese Worte in Treize hervorriefen. Doch Treize zeigte keinerlei Anzeichen, dass ihn diese Vorstellung beunruhigen würde. Er ging erst gar nicht darauf ein. „Hast du an Kleidung gedacht, Duo?“ „Natürlich Herr.“ Duo sah kurz von seiner Arbeit auf und deutete auf ein weißes Bündel, das gleich neben dem Eingang der Grotte lag. „Wufei meinte, ihr solltet eure Toga tragen, aber damit könntet ihr nicht reiten.“ „Wohl kaum.“, stimmte Treize zu und löste die Knoten des Tuches, in welchem die Tunicen eingeschlagen waren. „Zechs kann die braune Tunica nehmen.“ Duo protestierte. „Aber das wäre nicht angemessen!“ „Was angemessen ist, das entscheide immer noch ich.“ Treize griff schon nach einer anderen, blauen Tunica und zog sie sich über den Kopf. Zechs wandte sich um und konnte einen Blick auf das besagte braune Kleidungsstück erhaschen. Dann erkannte er, was Duo gemeint hatte: Der Saum der Tunica war vollständig mit Goldfäden versäumt, ganz zu schweigen von dem üppigen Blattmuster mit welchem die Schulterpartien verziert waren. Solch eine Kleidung stand einem Fürsten zu! „Man würde dich nicht für einen Germanen halten.“, meinte Treize als sie beide wieder auf die Straße zurückkehrten, die zum Anwesen führte und sprach damit genau jene Gedanken aus, die auch Zechs beschäftigten. Sie bestiegen die beiden Pferde, die ihnen ein Sklave gebracht hatten und deren Zaumzeug mit Gold beschlagen war. Ganz zu schweigen von den feinen Sätteln. Keine Frage, sie sollten Eindruck machen auf die ausländischen Gesandten. Die Pferde waren von den Pferdeknechten gestriegelt worden und nichts deutete mehr daraufhin, dass Treize und Zechs mit ihnen wenige Stunden zuvor durch den Wald gestreift und von wilden Ebern verfolgt worden waren. Zechs´ Gesicht zeigte ein freudloses Lächeln. „Ja, so weit ist es schon.“ „Was meinst du damit?“ Treize musterte ihn und zügelte das Pferd. „Manchmal fühle ich mich selbst kaum noch als Germane. Der ganze Luxus hier... Das erscheint mir so ungerecht, gerade wenn ich an die anderen Mitglieder meines Stammes denke, die in notdürftigen Hütten leben müssen, weil ihre Dörfer von Römern abgebrannt worden sind. Die die Angst packt, wenn sie an den bevorstehenden Winter denken und nicht wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen.“ „Soll ich dich in die kleine Zelle neben dem Schweinestall sperren und dir nichts als schimmliges Brot und Wasser zu essen geben. Würdest du dich dann besser fühlen, weil dir das als ‚gerecht‘ erscheint?“ Was sollte Zechs darauf antworten? Ja, er glaubte wirklich, dass dies irgendwie angemessener wäre. „Hast du schon einmal daran gedacht, dass es der Wunsch der Götter gewesen ist? Dass sie dich bevorzugen und du deshalb hier bist?“ „Merkwürdig. Wufei hat einmal das Gleiche zu mir gesagt.“ Zechs erinnerte sich noch gut an den Tag als er mit Wufei über genau jenes Thema gesprochen hatte. Es war der Tag gewesen an dem er Treize das erste Mal hier in Rom getroffen hatte. Unwillkürlich erinnerte er sich auch an Wufeis Worte, dass die Götter Zechs deshalb nach Rom geführt hatten, um den Mörder seiner Frau und seines ungeborenen Kindes zu finden. Ein Stich von Schuld durchzuckte ihn. In der Tat hatte er bereits seit etlichen Wochen nicht mehr an Lucrezia gedacht. Fast so als ob das Leben hier ihm langsam die Erinnerung an Germanien und seine Brüder nahm. Wie konnte er Lucrezia auch nur vergessen? Doch musste er sich zugestehen, dass sie zwar noch immer einen Platz in seinem Innersten hatte, aber der Schmerz, wenn er an den Augenblick ihres Todes dachte weniger geworden war. Er schnürte ihm nicht mehr die Kehle zu und raubte ihm den Atem. „Wirklich? Nun, das überrascht mich nicht.“, griff Treize das Thema wieder auf, lächelte und sie ritten weiter. „Was kann ich tun, damit du dich besser fühlst... Außer, dass ich dich in den Schweinestall sperre.“, fügte der Konsul mit einer Spur von Humor an. „Wieso fragst du das überhaupt? Ich bin dir doch völlig gleichgültig. Wenn ich nicht von gewissem strategischem Wert wäre, dann würde ich wohl wirklich in einer finsteren Zelle vor mich hin faulen und einzig ein paar Ratten wären meine Gesellschafter.“ „Du gehst zu hart ins Gericht mit mir.“, verteidigte sich Treize. „Warum kann es keine Freundschaft zwischen uns geben?“ „Warum?“ Als ob man diese Frage überhaupt stellen musste. Das lag doch auf der Hand. „Ihr seid ein Römer! Ein dekadenter, verwöhnter, verdorbener Römer durch dessen Hand viele meiner Brüder sterben mussten!“ Treizes Gesicht wurde mit einem Mal zu einer starren Maske und Zechs bemerkte erst jetzt, wie beleidigend seine Worte gewesen sein mussten. Gerade in Anbetracht der Tatsache wie sehr sich Treize für seine Pächter in den vergangenen Wochen eingesetzt hatte. Wie tolerant er gegenüber seinen Sklaven war und Zechs, als völlig Fremden, am Leben seines Haushaltes teilhaben ließ. Gerade heute Mittag während der Jagd, da hatte ihn Treize wie einen Gleichrangigen behandelt und ihn an seinen Gedanken und Befürchtungen teilhaben lassen. Nein, Zechs erkannte selbst, dass es nicht gerade taktvoll gewesen war, sich so gegenüber Treize auszulassen. Die alten Vorurteile wieder ans Licht bringen wo doch Treize mehr als einmal bewiesen hatte, dass er genau so nicht war. „Aha. So denkst du also von mir. Ich frage mich, wie du dich verhalten würdest wenn du ein Heer befehligen müsstest und den Auftrag hast neue Ländereien zu erobern. Glaub nicht, dass mir das Leid entgeht, in das ich viele Familien gestürzt habe – nicht nur germanische wohlgemerkt. Und ich denke oft daran, was meine Befehle bewirken.“ „Ich wollte nicht ...“ „Schweig! Für heute, Germane, hast du genug gesagt.“ So schwiegen sie nun während sie das kurze Stück zur Villa ritten. Zechs war die erzwungene Stille unangenehm und aus Verlegenheit und um Ablenkung bemüht, versuchte er immer wieder seinen schweren Umhang kunstvoll auf der Kruppe des Pferdes zu drapieren. Ganz so wie es Treize getan hatte, doch es wollte dem Germanen nicht so recht gelingen und schließlich verzichtetet er ganz darauf. Diese Gäste aus Seres waren ganz sicher nicht wegen ihm hier. Zechs war sich ziemlich sicher, dass Treize auf die Kundschafter Eindruck machen würde: Der Römer hatte wieder seine würdevolle, stolze Haltung eingenommen, ganz der edle Feldherr und Aristokrat. Sogar noch die Spuren der offensichtliche Verärgerung über Zechs war mit einem Mal aus seinem Gesicht verschwunden. Zechs war immer wieder darüber verblüfft wie leicht und scheinbar mühelos Treize in diese Rollen fiel. Er war wie ein Fluss, der sich immer aufs Neue seinen Weg durch das Erdreich und Gestein bahnte. Gemeinsam – wenn auch schweigend – ritten sie vor die Villa und gleich hörten sie wie die Türen aufgestoßen wurden und Wufei hinaustrat. Ein kurzes, erleichtertes Lächeln zeigte sich auf seinen Zügen beim Anblick Treizes. Wufei folgten andere Männer, die allesamt dieses pechschwarze Haar und dunkle Augen besaßen. Trowa trat aus dem Schatten einer Hecke hervor, hielt Treize den Steigbügel und dieser zögerte einen kurzen Moment als er das sah. Wahrscheinlich hatte Wufei es dem Diener aufgetragen Treize diesen Dienst zu erweisen, etwa als Zeichen dafür, dass Treize hier der Anführer und gesellschaftlich im höheren Rang stand. Elegant steig Treize ab und begrüßte die ausländischen Gesandten in einer Sprache, die für Zechs nicht fremdländischer klingen konnte. Der älteste der Gesandten war sichtlich beeindruckt. Er erwiderte die Begrüßung, allerdings auf Latein – wenn auch sein Akzent deutlich zu vernehmen war: „Wufei hat uns nicht angelogen als er uns euch beschrieben hat. Ihr scheint in der Tat ein Mann von großer Weisheit und Stärke zu sein. Eure Gastfreundschaft ehrt uns und gerne möchten wir sie annehmen. Allein unser Auftrat zwingt uns baldmöglichst wieder nach Seres aufzubrechen.“ „Mir Verlaub, aber was beinhaltet dieser Auftrag?“ Treize war noch immer ausgesucht höflich, auch wenn Zechs erkannte, dass der Römer sich unwillkürlich verspannt hatte. Als fürchtete er um schlechte Neuigkeiten. „Unser Auftrag ist von höchster Wichtigkeit für unseren Stamm. Wufei wurde dazu auserwählt der nächste Anführer des Long-Clan zu werden. Er ist der einzige lebende Nachfahre einer alten Kriegerlinie, jetzt da sein Vater gestorben ist. Wir haben den Auftrag wohlbehalten nach Seres, in seine Heimat, zu bringen.“ Dies überraschte sowohl Treize als auch Zechs. Und Wufei, der mit dem Rücken zu den Gesandten stand, so dass diese sein Gesicht nicht sehen konnte, lächelte schmerzlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)