Ehre und Stärke I: Fortunas Wege von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 24: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel 24 Als Zechs das nächste Mal erwachte, setzte er sich sogleich auf und wollte regelrecht aus dem Bett springen. Doch, wenig rühmlich, gaben seine Knie nach und Zechs fand sich auf dem prächtigen Mosaikboden sitzend wieder. Anscheinend hatte die blonde Ärztin Recht gehabt, wenn sie ihm geraten hatte es langsam anzugehen, schließlich hatte Zechs mehrere Wochen nur im Liegen verbracht. Er sah an sich herab und war selbst erschrocken darüber wie sehr die Knochen seiner Hüfte durch die Haut hervor stachen und als er seine Hand auf seine Seite legte, konnte er ganz deutlich die einzelnen Rippen gleich unter der Haut spüren. Wie aufs Stichwort begann auch sein Magen zu knurren. Er braucht etwas zu essen, aber er konnte ja schlecht hier in diesem Haus herumlaufen und sich etwas suchen. Auch widerstrebte es ihm ganz gewaltig von den Römer verpflegt zu werden. Doch war Zechs auch nicht in der Verfassung für einen Hungerstreik. Doch um ehrlich zu sein, Zechs hatte Angst. Hier war alles anders, alles fremd, die Sprache, die Einrichtung des Zimmers... sogar das Wetter. Die Sonne schien hier wärmer und heller, ja sogar richtig stehend hell. Das Licht schmerzte ihm in den Augen. Überhaupt, warum war er hier? Das Zimmer, in dem er untergebracht war, entsprach nicht unbedingt der Unterkunft, in die Zechs einen Gefangenen stecken würde. Und er war doch wohl ein Gefangener dieses römischen Legaten oder Konsul oder was auch immer Treize war. Wahrscheinlich alles nur ein nichtssagende Titel. Ob die Römer wohl wussten, wer er war? Und damit meinte er nicht Zechs Merquise, den Krieger, der mehr Römer getötet hatte, wie er zählen konnte. Wurde er womöglich deshalb so gut behandelt? Wussten sie, dass er der direkte und einzige Nachfahre des Peacecrafts war? Nein, wie sollten die Römer dies erfahren haben. Selbst die Germanen, bei denen er jahrelang gelebt hatte, hatten es nicht gewusst. Lediglich Lucrezia, natürlich hatte er es ihr gesagt und Otto auch, aber Zechs war sich ziemlich sicher, dass es sonst niemand geahnt hatte. Da er schließlich auch nicht mehr länger auf dem Boden sitzen wollte, zog sich Zechs mit einem inbrünstigen Seufzen in die Höhe und öffnete die Tür, durch welche am Tag zuvor die Ärztin und Quatre hereingekommen waren. Zechs trat auf einen breiten Gang hinaus. Zu seiner Linken gab es ein breites Fenster, das mit golddurchwirkten Stoffen verhangen war und so kaum Sonnenlicht in das Gebäude ließ. Was den Gang in ein schummriges Licht tauchte. Zechs sah sich kurz um und als er niemanden sah, zog er den Stoff zurück. Unwillkürlich zog er den Atem ein, das Fenster gab den Blick auf einen unglaublich großen Garten und Park frei. Auch so etwas kannte Zechs nicht, niemand in seiner Heimat würde es in den Sinn kommen, zuerst eine solche Fläche Land zu roden und urbar zu machen, nur um dann wieder Sträucher und Bäume zu pflanzen oder Gras zu sähen. Er sah, dass ein paar Hunde auf den großen Rasenflächen herumtollten und konnte auch einige dieser Brunnen und typisch römischen Statuen ausmachen. Dies alles sollte Treize gehören?! Ein überraschter Schrei ließ ihn herum fahren und am anderen Ende des Ganges stand ein junges Mädchen mit einem Berg voll Wäsche in den Armen, den sie vor Schreck fallen gelassen hatte. Zechs entschuldigte sich. Er hatte sie keineswegs erschrecken wollen, doch sie verstand ihn nicht und obwohl er sich lieber die Zunge abgebissen hätte, griff er auf die Sprache der Römer zurück. Jetzt verstand sie und lächelte unsicher, doch bevor sie etwas erwidern konnte trat ein merkwürdig gekleideter junger Mann an ihre Seite. „Was ist Hilde, ich habe dich schreien gehört?“ Seine Stimme hatte einen eigenartigen Akzent, überhaupt seine ganze Erscheinung, seine Haltung, alles war fremdartig. Zechs konnte nicht umhin den eigenartigen Menschen anzustarren, waren die Augen tatsächlich so schmal und langgezogen? Und diese Kleidung, Zechs hatte noch nie einen solchen Stoff gesehen. Er war völlig schwarz gefärbt und goldene Vögel waren auf diesem schwarzen Grund zu sehen. Waren sie etwa auf den Stoff gemalt? Aber sie schienen so filigran zu sein! Auch der Schnitt dieser Kleidung. Die Ärmel lagen nicht eng am Handgelenk an, stattdessen erinnerten sie Zechs an Blütenkelche, die sich immer weiter öffneten. Der eigenartige Mantel wurde von einem breiten, leuchtend gelben Stoffband gehalten, das um die schmale Hüfte des jungen Mannes gebunden war. Die Füße konnte Zechs erst gar nicht ausmachen, so ausladend und fließend war der Stoff und reichte bis zum Boden. Der fremde Mann erwiderte Zechs´ Blick geduldig. „Du musst der berüchtigte Germane sein. Ich hielt es immer für Gerüchte, dass ihr Germanen nackt in den Wälder herumspringt, aber es scheint wohl zu stimmen.“ Erst nach einem Moment begriff Zechs den Sinn dieser Worte und zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Kleidung, die ich anziehen könnte.“ „Oh. Entschuldige, das habe ich nicht bedacht.“ Der Mann lächelte ein wenig verlegen und verbeugte sich vor Zechs. „Ich bin sicher, du hast deine Heimat nicht freiwillig verlassen. Das ist sicher schwer für dich.“ Zechs hörte in der Stimme einen Hauch von Melancholie und ehrlich gemeintes Verständnis. Er nickte nur und konnte sich nicht helfen, dass auch ihn eine Welle voll Traurigkeit übermannte. „Hier ist alles anders.“, meinte Zechs leise, war sich jedoch sicher, dass ihn die anderen beiden nicht gehört hatten. „Ich bin Wufei Chang.“, stellte sich sein Gegenüber vor und deutete dann auf das Mädchen, die noch immer hinter ihnen im Korridor stand. „Aber ich denke, wir sollten dir etwas zum Anziehen suchen, nicht dass du noch mehr Diener erschreckst.“ Wufei wandte sich dann so gleich um und bedeutete Zechs mitzukommen. Was blieb diesem auch anderes übrig und so führte ihn Wufei in ein großes Schlafzimmer, noch größer als jenes in dem Zechs untergebracht war. „Ich denke mal, dass wir hier etwas für dich finden. Er hat in etwa die gleiche Größe.“ „Wer?“ Zechs war näher an das Bett getreten und bewunderte die Decke, die über dem Möbelstück gebreitet war. Sie schien aus dem gleichen Stoff gearbeitet zu sein wie Wufeis Kleidung. Er ließ eine Hand darüber gleiten und konnte nicht glauben wie leicht und kühl sich das Gewebe anfühlte. „Treize und du. Ihr seid ungefähr gleich groß.“, erklärte Wufei und öffnete eine Truhe, die an der Wand stand. Als dieser Name fiel richtete sich Zechs unwillkürlich auf. „Ist das sein Zimmer?“ „Natürlich.“ Wufei richtete sich wieder auf und hatte eine dunkelblaue Tunica aus der Truhe gezogen. „Hier.“ Er reichte das Kleidungsstück an Zechs weiter. „Ich denke, das sollte fürs Erste genügen. Ich weiße einen der Diener an, dir ein paar Kleidungsstücke zu suchen.“ „Danke.“ Wufei ließ wieder dieses kleine Lächeln aufblitzen und wandte sich taktvoll ab, während Zechs sich die Tunica überstreifte und die Bänder an dem Ausschnitt des Kragens zusammenknotete. Er mochte nicht daran denken, dass dies die Kleidung des Römers war, der über das Schicksal von so vielen Germanen gerichtet hatte. Allein der Gedanke bescherte ihm einen unangenehmen Schauer, aber nackt wollte er schließlich auch nicht umherlaufen. Anschließend führte ihn Wufei in einen großen Raum, in dem mehrere Liegen und kleine Tischchen standen. Das Essen war schon angerichtet worden und neben zahlreichen kleinen Schälchen, die kalte Speisen enthielten, gab es auch einige Gerichte, die noch munter vor sich hin dampften. Zechs konnte es nicht verhindern, dass sein Magen erneut recht eindeutige Laute von sich gab. Wufei bedeutete ihm auf einer der Liegen Platz zu nehmen. „Greif zu. Du musst wieder zu Kräften kommen.“ „Was ist das alles?“ „Probiere es einfach. Die römische Küche ist wirklich nur zu loben.“ Wufei kniete sich neben einen der Tischchen. Dies tat er jedoch mit einer solchen Eleganz, dass sich Zechs erneut fragte, wer dieser Mann war und woher er stammte. „Hier haben wir eingelegte Oliven und Lauch... Melonen... Hasenfleisch und Leberpastete von der Gans....“ Geschickt raffte Wufei den Ärmel seines Gewandes damit dieser nicht in die Schalen mit den Speisen hing. Er blickte Zechs an und lachte dann. „Ihr Götter, bist du so hungrig wie du aussiehst?“ Zechs konnte sich nicht helfen, das Lachen war ansteckend und auch wenn er nicht wusste, warum dieser Mann so freundlich zu ihm war, er fand Wufei sympathisch. „Vielleicht ist es am besten, du sitzt dich einfach neben mich.“ Und so saßen sie beide auf dem Boden und Zechs probierte sich durch sämtliche Köstlichkeiten. Manche Gemüsesorten konnte er noch erkennen, weil es sie auch in Germanien gab. Wie Lauch oder Pilze. Doch die meisten Gerichten, waren so unbekannt wie ihre Namen, die ihm Wufei nannte. Und Zechs lernte so einiges über römische Tischsitten: Dass die Linsen teurer aus Ägypten importiert waren. Dass das Schulterstück eines Hasen als besondere Delikatesse galt und die Hasen extra gezüchtet und gemästet wurden. Zechs konnte da nur den Kopf schütteln. Die Hasen, die er sich als Junge in den Wäldern Germanien gefangen hatte, schmeckten schließlich nicht anders wie die der Römer. Ganz besonders gut waren jedoch ihm die Rosinen, die zur Nachspeise gereicht wurden. Nach dem Essen fasste sich dann Zechs endlich ein Herz und fragte Wufei, aus welchem Teil des Römischen Reiches er wohl stammte. „Meine Heimat liegt außerhalb dem Einflussbereich der Römer. Es liegt im Osten, weit jenseits der großen dunklen Wälder Germaniens. Die Römer nennen mein Land Seres. Das bedeutet: ‚Land, aus dem die Seide kommt‘.“ Wufei lächelte wehmütig. „Glaube mir, ich weiß, wie es ist in ein fremdes Land zu gehen. Aber du wirst dich sicher bald eingelebt haben.“ „Ich weiß nicht, was sich die Götter gedacht haben. Ich hätte in Germanien sterben sollen, zusammen mit meinen Brüdern.“ „Es ist müßig sich zu fragen, was die Götter wollen. Wir Menschen können es sowieso nicht ändern. Du musst dein Schicksal wohl oder übel akzeptieren.“ „Aber was soll ich hier?“ Aufgebracht stand Zechs auf und stiefelte quer durch den Raum und ließ sich auf einer der Liege nieder. „Die Römer sind unsere Feinde, sie roden unsere Wälder und bauen Städte. Sie zwingen unsere Frauen und Kinder in die Sklaverei und greifen nach immer mehr Land. Wie soll ich ruhigen Gewissens unter diesen Menschen leben?“ „Nicht alle Römer teilen die Meinung des Kaisers und wollen die Expansion. Treize selbst hat oft Kritik geäußert an den Plänen eines neuen Feldzugs nach Germanien.“ „Und trotzdem hat er die Soldaten angeführt, die meinen Stamm getötet haben!“ Da musste Wufei einlenken. „Ja, das hat er wohl unbestreitbar. Aber es war nun einmal sein Befehl und er hat seine Pflicht getan.“ Zechs fand, dass dies eine zu einfache Sicht auf die Dinge war. Doch er schwieg. Es schien als ob er einen ersten Freund in diesem fremden Land gefunden hatte und da wollte er sich nicht gleich mit diesem verscherzen, denn Wufei hielt auf Treize wohl große Stücke. „Und wie ist er so?“ „Treize?“ „Mhm.“ Zechs pickte sich noch von eine Handvoll Rosinen aus der Schale. „Er ist ein großer Krieger, ein guter Stratege und man sagt er sei einer der besten Schwertkämpfer in der Armee. Außerdem ein begnadeter Reiter und ist ebenso behände mit dem Bogen wie mit dem Speer. Er ist im Besitz einer der größten Bibliotheken Roms und liest am liebsten die griechischen Philosophen. Und er ist außerordentlich tolerant gegenüber seinen Sklaven.“ Kam es Zechs nur so vor oder schwärmte Wufei regelrecht von dem römischen Feldherren? Zechs schüttelte den Kopf. „Wufei, du beschreibst keinen Menschen, sondern einen Gott.“ Wufei lachte verlegen auf. „Du wirst ihn bald kennen lernen.“ „Das fürchte ich allerdings auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)