Ehre und Stärke I: Fortunas Wege von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel 15 Als kleiner Junge hatte sich Quatre auch so gefühlt, wenn sein Vater ihn auf sein Zimmer geschickt hatte und ihn dort dann warten ließ bis zum Abend, um ihm dann zu eröffnen, dass es heute nichts mehr zu essen gab und er sich auch für die nächsten Tage nicht aus dem Haus entfernen durfte, geschweige denn zu den Pferden gehen durfte. Dies war es nämlich was dem jungen Quatre regelmäßig eine Standpauke und Hausarrest beschert hatte: Seine heimlichen Ausritte und Ausflüge. Manchmal war er auch zu den Khushrenadas geritten, die nicht weit weg von dem Anwesen der Winners lebten. Er hatte Treize schon damals bewundert und ihn darum beneidet, dass dieser jeden Tag von einem Offizier, der der Leibgarde des Kaisers angehörte, im Schwertkampf unterrichtet wurde. Quatre hatte sich oft in die Nähe der beiden geschlichen und heimlich zugesehen. Er selbst durfte sich lediglich im Bogenschießen üben. Sein Vater hätte ihm nie einen Lehrer für das Schwert bezahlt. Was Quatre aber auch nicht davon abgehalten hatte später mit Treize zusammen zu trainieren. Zumindest so lange bis ihm sein Vater auf die Schliche gekommen war. Quatre schüttelte die Erinnerungen ab und lenkte seine Gedanken wieder auf die Gegenwart und seine missliche Lage. Er brauchte sich keine Illusionen zu machen: An eine Flucht war nicht zu denken. Außerdem wäre es feige. Nein, er musste der Dinge harren, die da kommen würden. Und dies konnte alles sein: Von einer öffentlichen Hinrichtung bis zu einer Auspeitschung und einer Degradierung. Jedoch konnte Quatre auch nicht sagen, dass er seine Tat bereuen würde. Er hatte eben so gehandelt wie ihm das sein Gewissen aufgetragen hatte. Die Götter würden es verstehen und vielleicht verstand es auch Treize. Wenn Quatres Vater dies jedoch erfahren würde. Oh nein, daran wollte er nicht denken. Zwar verabscheute sein Vater das Militär und die Expansion des Reiches, aber Stolz und Ehre hatten die Winners. Werte, die Quatre gerade mit den Füßen getreten hatte, in dem er sich zu einem Schandfleck der gesamten Legion gemacht hatte. Indem er Gefangene freigelassen hatte und sogar Soldaten durch seine Brandstiftung in Gefahr gebracht hatte. Vielmehr konzentrierte er sich jetzt auf die Geräusche und Stimmen der Männer, die durch die Zeltplane zu ihm drangen. Das Feuer war offensichtlich gelöscht worden und niemand – noch nicht einmal der Pferde – war zu Schaden gekommen. Das beruhigte ihn. Vielleicht konnte man ihm das noch zu Gute halten. Doch es war schließlich auch nicht so, dass Quatre vor ein Tribunal gestellt werden würde, das über die Höhe seiner Strafe entschied. Dies fiel einzig und allein dem Legaten zu. Und Treize hatte Männern schon aus weit aus geringeren Gründen auspeitschen lassen. Trowa hatte ihm erzählt, dass es Treize selbst gewesen war, der die Soldaten bestraft hatte, die sich an dem Germanen im Wald vergehen wollten. Bei anderen Offizieren in der Armee wäre so eine Tat vielleicht sogar noch nicht einmal geahndet worden. Urplötzlich wurde es heller im Zelt als die Plane am Eingang zurückgeschlagen wurde und Treize eintrat. Er trug jetzt seine dunkelrote Tunica, darüber einen dicken Umhang und Stiefel. Quatre konnte das Schwert erkennen, dass an der Hüfte Treizes hing und daneben die Peitsche. Dann war das Urteil wohl schon gefallen, wie einen Dieb würde man ihn bestrafen. „Nimm deinen Mantel und komm mit.“, befahl Treize und Quatre kam den Anweisungen mit zitternden Händen nach. Fast konnte er den Mantel nicht schließen. Zu Quatres Überraschung jedoch führte ihn Treize aus dem Lager heraus mitten in den Wald bis sie schließlich am Fluss standen. Niemand war ihnen gefolgt und um sie herum hörte man nur das Rauschen und Gurgeln des Wassers. Seufzend legte Treize nun seinen eigenen Umhang ab und griff nach der Peitsche, dann sah er auf. „Zieh dich aus Quatre. Stell dich an den Baum dort! Du kannst die Hände aufstützen.“ Überall auf Quatres Körper bildete sich eine Gänsehaut und das nicht nur von der Kälte, die ihn traf als er die Tunica ablegte, sondern auch ob des unbeteiligten und emotionslosen Tons von Treizes Stimme. Quatre versuchte das Zittern so gut es ging zu unterdrücken, er wollte es wie ein Mann nehmen, wenn ihm Treize schon die Pein und Schmach ersparte, dass ein jeder Legionär seiner Bestrafung bewohnen würde. Oder noch schlimmer, dass sein geliebter Trowa dies hier mit ansehen müsste. Wie würde sich Trowa schämen, wenn er Quatre so sah. Der erste Schlag traf ihn völlig unerwartet und unvorbereitet. Noch nie hatte Quatre die Peitsche spüren müssen und vor Schreck und Schmerz hatte er sich gleich auf die Zunge gebissen. Er spürte den metallischen Geschmack des Blutes in seinem Mund. Zuerst wollte er die Schläge noch mitzählen doch als er das erste Mal spürte, wie das Blut über seinen Rücken floss und zu Boden tropfte. Da konnte er nur noch seine Finger tiefer in die Rinde des Baumes krallen. Er stöhnte und wimmerte, aber kein Schrei löste sich aus seiner Kehle. Doch dann war es auch vorbei. Zuerst wollte dies Quatre gar nicht begreifen und hielt sich mit Mühe weiter aufrecht. Er keuchte und legte die Stirn an das Holz, in fester Erwartung des nächsten Schlages, der ihn dann wahrscheinlich von den Füßen fegen würde, denn er konnte nicht mehr. Erst als ihm Treize eine Hand auf die Schulter legte, war ihm klar, dass es wirklich vorbei war. Dann knickten auch Quatres Beine ein und er saß hilflos vor dem Baum, unfähig sich wieder zu erheben. Treize indes überraschte ihn. Quatre hatte erwartet, dass der Legat sich jetzt einfach abwenden und ins Lager zurückkehren würde. Doch nein, Treize zog ihn langsam in die Höhe und führte ihn zum Flussufer. Er hätte Quatre nicht bedeuten müssen sich hinzusetzen, denn dessen Knie hatten schon wieder nachgegeben. Für Quatre fühlte es sich an als ob seine Gliedmaßen nur noch aus Stroh bestanden. Auch wusste er nicht so recht, was Treize jetzt von ihm wollte. Die Auspeitschung, das hatte Quatre durchaus nachvollziehen können, aber das jetzt. Treize kniete hinter ihm und ließ das kalte Wasser über Quatres Rücken rinnen. Die Kälte wirkte fast betäubend, so dass Quatre das schmerzhafte Brennen der Wunden im Moment ertragen konnte. „Ich denke nicht, dass Narben bleiben. Dass es geblutet hat ließ sich nicht vermeiden.“ Im Gegensatz zu vorher klang Treizes Stimme jetzt nicht wie die eines Befehlshabers, sondern eher wie die eines besorgten Bruders. Quatre war dies auch so ziemlich egal, noch immer versuchte er gegen das Zittern anzukämpfen und erst als er der schleimigen Paste gewahr wurde, die auf seinen Rücken aufgetragen wurde, hob er den Kopf. „Schachtelhalm.“, erklärte Treize. „Genau das Richtige für solche Verletzungen.“ „Ich wusste nicht, dass ihr davon etwas versteht.“ „Ich muss schließlich Sallys Gerede schon einige Jahre erdulden. So nebenbei lernt man einiges.“ Dann legte Treize Quatre den Mantel um die Schultern und dieser war froh um das Kleidungsstück, um das bisschen Wärme. Doch schien es ihm als ob das Zittern noch schlimmer werden würde, obwohl er den dicken Stoff fest um seine Schultern wickelte. Treize blieb noch immer hintern ihm sitzen. „Ist gut Quatre. Jetzt ist es vorbei. Du darfst ruhig weinen.“ Wie als ob er auf diese Erlaubnis gewartet hätte, holte Quatre tief Luft und schon rannen die ersten Tränen über sein Gesicht. „Du bist noch nie geschlagen worden, oder?“ Quatre schüttelte nur den Kopf, zu mehr war er nicht fähig. Nein, nicht einmal sein Vater hatte ihn je geschlagen, obwohl dies in der Erziehung der Römer keineswegs unüblich war. Auch seine Lehrer hatten nie zu diesem Mittel gegriffen. „Ich bin stolz auf dich Quatre. Du hast es sehr tapfer ertragen. Beim ersten Mal ist es besonders schlimm, man glaubt nicht, dass es möglich ist, dass einem ein anderer Mensch absichtlich solche Schmerzen zufügen kann.“ Verwundert lauschte Quatre diesen Worten und ließ es geschehen, dass Treize ihn näher an sich heranzog und ihn umarmte, so als ob er genau wüsste, dass Quatre die Wärme des anderen Körpers brauchte. „Und danach fühlt man sich so leer und einsam.“, fügte Treize noch an, allerdings so leise, dass man es kaum verstand. „Woher wisst ...?“ Die restliche Frage ging im Zähneklappern des Tribuns verloren. „Woher ich das weiß?... Ich bin ausgepeitscht worden als ich noch einer junger Centurio war.“, begann Treize. „Der Grund war einfach nur lächerlich, aber mein Tribun hatte schon lange einen passenden Anlass gesucht um dies zu tun. Er hat mich von einem gewöhnlichen Legionär auspeitschen lassen, vor den Augen meiner gesamten Centurie. Und dies war allemal schlimmer als die fünfzehn Schläge.“ Treize unterbracht sich und schüttelte den Kopf als er sich daran erinnerte. „Danach bin ich in meinem Zelt gelegen. Niemand durfte nach den Wunden sehen oder mir Beistand leisten. Ich bin auf meiner Pritsche gelegen und habe geweint, den ganzen Abend. Noch nie habe ich mich so einsam gefühlt.“ Beide schwiegen sie nun. „Danke.“, meinte Quatre und damit meinte er so vieles: Danke dafür, dass seine Bestrafung ausgesprochen milde ausgefallen war. Dafür dass niemand der anderen Soldaten es mitansehen musste und dafür, dass Treize ihm seine eigene Geschichte erzählt hatte und Quatre wohl doch noch vertraute, trotz dessen Tat. Treize seufzte schwer: „Glaub nicht, dass das leicht für mich war. Dein Vater bat mich mehrmals vor unserer Abreise, dass ich auf dich achtgeben soll, weil du noch so jung bist. Ich habe dir mehr als jedem anderen vertraut Quatre.“ „Ich weiß.“ „Warum Quatre? Warum hast du es getan, obwohl du genau weißt, dass es falsch war?“ Treize klang durchaus nicht verärgert, sondern er wollte es wirklich wissen und wollte Quatre verstehen. „Als ich als Kundschafter bei den Germanen war, hat er mir die Flucht ermöglicht. Ich bin ihm zu Dank verpflichtet. Ich konnte es nicht mit ansehen wie er in diesem Käfig sitzen muss und vielleicht später in der Arena abgeschlachtet wird. Wie hätte ich dies vor den Göttern erklären sollen, dass ich einem Mann, dem ich so viel schulde, nicht geholfen habe?!“ Quatre Zerrissenheit hörte man dem jungen Tribun deutlich an. „Ach Quatre.“ Liebevoll strich Treize durch das kurze, blonde Haar seines Offiziers. „Du bist einfach zu gut für einen Soldaten. Dein Herz ist zu weich.“ Bei diesen Worten wollte Quatre schon protestieren doch Treize fuhr unbeirrt fort. „Aber so bist du nun einmal. Ich bin mir sicher, dass Trowa genau dies so an dir liebt.“ Treize rückte etwas ab und wusch sich die Hände im Fluss. „Egal was du getan hättest, entweder hättest du gegen dein Gewissen gehandelt oder gegen deine Befehle. Du hast dich für das letztere entschieden und die Konsequenzen ertragen müssen.“ Während Treize sich seinen eignen Mantel umlegte und die Peitsche zusammenrollte, hielt er nochmals inne und blickte Quatre an. „Du bist dir hoffentlich darüber im Klaren, dass ich nichts für dich hätte tun können, wenn dich jemand anders bei den Germanen gesehen hätte.“ „Ich weiß Legat.“ „Gut, wenn du dich stark genug fühlst, dann zieh dich wieder an und komm in das Lager. Bis wir abreisen wirst du in deinem Zelt bleiben. Falls jemand fragt, dann hast du Fieber.“ Treize war jetzt wieder der kühle Befehlshaber, den sie alle kannten. Nichts deutete mehr in seiner Stimme auf eine Spur von Mitgefühl hin. Und es war wohl wirklich ein großer Vertrauensbeweis von Treize, wenn er sich Quatre gegenüber so ‚menschlich‘ und verletzlich zeigte wie noch Augenblicke zuvor. „Duo wird dir etwas zu essen bringen.“, fuhr der Legat dann fort. „Außerdem untersage ich dir jeglichen Kontakt zu Trowa bis wir wieder in Rom sind.“ Auch dies gehörte noch zu seiner Strafe und trotz allem musste Quatre den Göttern danken, dass Treize ihn so behandelte. Quatres Verrat hätte ihn das Leben kosten können. Ganz zu schweigen von der Schmach, die seine Familie dadurch erleiden würde. Da war er gerne bereit sich von Trowa fernzuhalten auch wenn dies vielleicht die härteste Bestrafung von allen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)