Ehre und Stärke I: Fortunas Wege von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 13: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel 13 Quatre lag noch immer wach. Die ganze Nacht hatte er nicht richtig schlafen können, er war des öfteren eingenickt, aber immer wieder aufgeschreckt. Immer wieder hatte er den Blick des Germanen vor seinen Augen. Es war nicht so, dass der Germane ihn um sein Leben angefleht hätte. Nein, vielmehr lag in diesem Blick noch ein letzter Rest Stolz, gemischt mit dem Wissen, dass er sich wohl in sein Schicksal ergeben musste. Doch was für ein Schicksal erwartete den Germanen? Treize hatte Recht, man würde ihn wohl für eine der Gladiatorenschule aufkaufen und dort regelrecht in den Kämpfen für die Belustigung der Massen verheizen. Es war nicht so, dass Quatre besonderes Mitleid hätte, weil der Gefangene ein Germane war und Quatre nun einmal selbst diesem Volk entstammte. Nein, Rom und die römische Gesellschaft waren seine Heimat. Nur weil seine Mutter, eine germanische Sklavin, Glück gehabt hatte, dass Winner das illegitime Kind als seinen Sohn angenommen hatte, machte Quatre das noch lange nicht zu einem Germanen. Zumindest sah er das so, auch wenn sein Äußeres da eine ganz andere Sprache sprach. Nein, daran lag es ganz sicher nicht. Er hatte auch schon früher germanische Gefangene gesehen, die auf den Sklavenmärkten versteigert worden waren. Es hatte ihn nicht weiter beschäftigt. Nein, es gab einen ganz anderen Grund. Er verdankte diesem Mann sein Leben! Dies war die Wahrheit und Quatre fühlte sie ihm verpflichtet. Darüber dachte er bereits den ganzen Tag nach. Es war eine Frage der Ehre und Quatre konnte diesen Germanen nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Wie sollte er sich denn je vor den Göttern verantworten, wenn er jetzt die Augen verschloss und den Mann dem sicheren Tod überantwortete. Keine Frage, der Geist des Germanen würde ihn noch nach Jahren in seinen Träumen verfolgen. Deshalb hatte Quatre auch einen Plan gefasst. Er lag auf seiner Pritsche und versuchte ruhig zu atmen wie ein Schlafender. Trowa lag neben ihm und hatte seinen Kopf auf Quatres Brust gebettet. Wenn sein Plan nicht funktionieren würde, dann... dann konnte es sein, dass er Trowa nie mehr wiedersehen konnte. Es war ihm nicht zu sehr Angst um seine Stellung in der Armee als darum, dass er von seinem geliebten Trowa getrennt sein könnte. Aber er dachte auch an Treize. Es war nicht so, dass ihn Treize schonte auf Grund der Tatsache, dass sich ihre Familien nahestanden. Treize bevorzugte ihn auch nicht, aber er hatte eigentlich immer Verständnis für Quatre und dessen Sorgen gehabt. Quatre erinnerte sich an mehr als eine Nacht, die er auf dem Anwesen der Khushrenadas verbracht hatte, weil er seinem Vater nicht mehr unter die Augen treten wollte. Treize hatte auch immer wieder versucht zu schlichten und das Verhältnis zwischen Quatre und dessen Vater zu kitten. Quatre verdankte dem Legat so einiges und jetzt trug er sich mit dem Gedanken genau diesen Menschen zu verraten. Wie Treize wohl reagieren würde, wenn er wüsste mit welchen Gedanken sich Quatre beschäftigte? Dass Quatre als römischer Tribun daran dachte einen unbedeutenden Germanen zu befreien. Ah... Und Heero, was würde der von ihm denken? Quatre drehte sich auf seiner Liege um, prompt rückte Trowa näher an ihn heran und Quatre spürte den warmen Atem des anderen an seinem Hals. Treize, seine Diener, Heero, Sally und Quatre sie waren in diesem Jahr hier in Germanien zu einer verschworenen Gemeinschaft geworden, fast so etwas wie eine kleine Familie. Wenn Quatre wirklich den Germanen befreien würde, dann würde er auch diese Zugehörigkeit auf Spiel setzen. Er musste nur an die vielen Abende denken, die sie im Zelt des Legaten verbracht hatten. Heero, der in Duos Armen lag und schon fest schlief. Trowa, der Quatre noch die Schultern massierte und in mitten Treize, der in einer seiner Schriftrollen las und sich im Stillen darüber amüsierte wie sehr sich die Jungen zurückhielten nicht sofort übereinander herzufallen. Bis er schließlich seinen Blick von dem Papyrus heben, Quatre und Heero mustern und dann sie und die Diener mit einem Lächeln wegschicken würde. Ein Lächeln, das zeigte, dass Treize ganz genau wusste, was seine Diener und seine Tribune jetzt tun würden. Wollte Quatre das wirklich alles wegen eines Germanen aufgeben? Er mahnte sich selbst zur Ruhe. Wahrscheinlich würde es ja gar nicht auffallen, dass er bei der Flucht die Finger im Spiel hatte. Außerdem würde niemand einen Tribun so einer Tat verdächtigen. Und so betete Quatre zu Jupiter, dass dieser ihm helfen möge. Quatre legte in sein Gebet die Beweggründe für sein Handeln und er wusste, dass es der Gott verstehen würde. Auch betete er zu Diana, der Göttin des Mondes, dass sie ihm gnädig sei. Quatre kannte den Rhythmus des Lagers so gut wie er den Herzschlag seines eigenen Körpers kannte. Die letzte Stunde der Nachtwache war angebrochen, nicht mehr lange bis zur Dämmerung. Doch jetzt, jetzt war es am dunkelsten in dieser Zeit unmittelbar vor Tagesanbruch. Vorsichtig schob Quatre den Körper seines Geliebten von sich. Zum Glück war er selbst nicht nackt, sondern trug seine Tunica, so dass er sich nicht noch im Dunkeln anziehen musste. Schnell schlüpfte er in seine Stiefel, die vor dem Bett standen, und schlich zum Eingang des Zeltes. „Quatre?“ Trowa war doch erwacht und tastete nach ihm. „Ist gut, ich muss nur kurz nach draußen.“ Quatre kam zurück, beugte sich hinab und küsste Trowa auf die Stirn. „Mach schnell.“, murmelte Trowa und zog sich die Decke fester um die Schultern. Quatre wartete noch kurz ab bis er sicher sein konnte, dass Trowa wieder eingeschlafen war und es tat ihm weh, dass er seinen Geliebten so hintergehen musste. Er griff sich noch einen leeren Tonkrug, in dem normalerweise Essensvorräte abgefüllt wurden, und ging dann nach draußen. Das Feuer vor dem Zelt des Legaten, das seinem genau gegenüber stand, brannte noch. Quatre schaute sich um, ob auch keine Wachen in der Nähe standen. Wie gut, dass Treize keinen Wert auf eine verstärkte Bewachung legte, nur weil er Legat war. Schnell huschte Quatre zu der Feuerstelle, nahm sich einen dicken Ast und schaufelte etwas Glut in den Tonkrug, ebenso etwas Reisig. Es fröstelte ihn als er quer durch das Lager eilte. Auch die Wärme der Glut, die durch den Krug drang, den er fest gegen seine Brust presste, vermochte nicht ihn aufzuwärmen. Diana schien sein Gebet erhört zu haben, denn der Monde wurde durch einige dicke Wolken verborgen und so war Quatre kaum sichtbar, wie er durch die Schatten der Zelte hastete. Und doch schlug sein Herz so schnell wie nach dem morgendlichen Schwertkampftraining. Endlich hatte er sein Ziel erreicht: Das Stroh- und Futterlager der Pferde. Wieder sah er sich verstohlen um, dann schlug er die Plane zurück mit der das Lager bedeckt war und leerte er die Glut auf das Stroh. Zum Glück war das Stroh nicht nass und schon nach kurzer Zeit züngelten die ersten Flammen empor. Quatre zog sich zu dem nahen Befestigungswall zurück und wartete ab, lange mochte es nicht dauern bis die Wachen auf dem Wall das Feuer sahen. Die Pferde im Stall taten ihr übriges, denn sie wurden zusehends unruhig und wieherten als sie den Rauch rochen. Hoffentlich wurde das Feuer bald entdeckt, so dass niemand zu schaden kam. Aber hoffentlich war die Verwirrung und Hektik auch so groß, dass niemand mehr auf ihn achten würde. Oder auf einen Germanen. Langsam ging Quatre am Wall entlang, dort vorn waren schon die Käfige der Germanen. ‚Jetzt muss es bald so weit sein.‘, dachte er und erstarrte. Er versuchte sich tiefer in den Schatten zu pressen als plötzlich ein Legionär, der Wache schob, keine zehn Ellen an ihm vorüberging. Doch der Soldat bemerkte ihn nicht, vielmehr schallten jetzt die ersten Rufe von den Wällen. „Feuer! Feuer! Feuer im Lager!“ Der Wachsoldat, der eben an Quatre vorüber gegangen war, begann zu rennen. Ebenso die Männer, die die Gefangenen bewacht hatten, auch sie liefen nun in Richtung Strohlager. Kurz darauf schien das gesamte Lager auf den Beinen und strömte zum Fluss um Wasser zu holen. Quatre hatte das Strohlager absichtlich gewählt, zum einen weil es schnell brannte, aber zum anderen auch, weil dieses Gebäude etwas abseits von den Zelten der Legionärestand und so die Gefahr geringer war, dass das Feuer auf das gesamte Lager übergreifen würde. Zumindest hoffte er das. Jetzt wo er sich sicher war, dass keiner der Soldaten mehr die Germanen bewachte, rannte er selbst auf den Käfig zu in dem er diesen einen Mann wusste. Natürlich waren auch die Germanen durch den Tumult geweckt worden. Quatre öffnete den Käfig. „Komm schon, beeil dich!“, zischte er der auf dem Boden liegenden Gestalt zu. Der Germane richtete sich mit sichtlicher Mühe auf, dann schien er Quatre wiederzuerkennen. „Was machst du?“, krächzte er mit trockener Stimme. „Dich retten.“, erwiderte Quatre. „Los, komm schon.“ Wieder schaute er sich um ob nicht doch noch ein Legionär in der Nähe war. Dies entlockte dem Germanen nur ein müdes Lachen. Quatre wusste nicht, was daran so lustig sein sollte. „Sei still.“, mahnte er und blickte nervös um sich. „Ich danke dir wirklich für deine Bemühungen, aber das hättest du dir sparen können.“, erklärte der Germane. „Sei still. Ich schulde dir mein Leben und mit dieser Schuld kann ich nicht leben, also los. Geh!“ „Wenn du etwas für mich tun willst, dann rette meine Brüder.“ Der Germane schien dies völlig ernst zu meinen. „Für mich ist es zu spät. Ich sterbe bald. Aber sie können leben.“ „Ist das... ist das dein Ernst?“ „Ja.“ Quatre konnte sich über so viel Edelmut nur wundern. Doch was sollte er nur tun? Er sah, dass der Germane sich kaum aufrecht halten konnte und auch jetzt, wo Quatre von der Gittertür zurücktrat sich nicht die Mühe machte ins Freie zu treten. Er musste wohl den Wunsch des Mannes respektieren, wenn dieser die Freiheit nicht für sich wollte, sondern für die anderen Germanen. Auch wenn er wusste, dass es eine Sache war einen einzelnen Mann zu befreien, aber eine ganz andere allen Gefangenen zur Flucht zu verhelfen. Doch wenn er entdeckt werden würde, dann war das eine so schlimm wie das andere. Und Quatres Schuld dem Germanen gegenüber wäre dann bezahlt. Genau das wollte er ja. Zum Glück hatten die Römer in dieser Schlacht nicht allzu viele Gefangen gemacht, so dass Quatre nur etwa zwanzig Käfige öffnen musste. Zuerst waren die Gefangenen vorsichtig und musterten ihn nur erstaunt. „Er wollte es.“, raunte Quatre und deutete über seine Schulter hinweg auf den blonden Germanen. Das führte zu aufgeregtem Getuschel. „Wir sollen gehen dürfen?“, hörte Quatre die zwei Gefangenen sagen, die in dem letzten Käfig saßen. „Wenn Zechs es will?“ „Aber..“ „Zechs?“ Quatre hielt den Germanen am Arm fest, der gerade an ihm vorüber gehen wollte. Offensichtlich hatte der sich in Sicherheit gewiegt und nicht daran gedacht, dass Quatre ihn verstehen könnte. „Wer ist Zechs?“, fragte er zur Sicherheit nach. Doch der Germane schwieg. Er hatte seinen Fehler erkannte und riss sich los, aber nicht ohne zuvor noch einmal zu dem etwas abseits stehenden Käfig zu blicken. Quatre wollte es nicht glauben, der Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, das war Zechs Merquise gewesen?! Der gefürchtete Krieger, der zahlreiche Römer auf dem Gewissen hatte. Der zusammen mit seiner Gefährtin, einer waghalsigen Bogenschützin, durch die Wälder zog. Die übrigen Germanen indes waren schon in Richtung Nordtor gerannt. Das Tor war sicher offen, weil die Soldaten zum Fluss geeilt waren und sollten die Germanen auf Legionäre treffen, dann waren sie sicher klug genug um auszuweichen. Quatre ging zu dem Käfig zurück, den er als erstes geöffnet hatte. Der Mann hatte sich nun doch nach draußen gekämpft und zog sich an den Gitterstäben in die Höhe. Er schien keine Kraft mehr zu haben sich selbst aufzurichten. „Wer bist du?“ Quatre schlang einen Arm um die Brust des Mannes und stützte ihn. Vielleicht konnte er ihn doch noch nach draußen schaffen, noch herrschte Unruhe im Lager. „Wieso willst du das wissen?“ Die Stimme war kaum hörbar und Quatre bemerkte jetzt auch, was für eine Wärme, ja Hitze, der Mann abstrahlte. Das war nicht normal. „Bist du Zechs? Zechs Merquise?“ Doch er sollte keine Antwort mehr erhalten. „Quatre!“ Quatres Herz setzte einen Schlag aus und er schwankte, genauso wie der Gefangene an seiner Seite. Es war der Legat, der gerade auf sie zukam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)