Ehre und Stärke I: Fortunas Wege von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Ich hoffe, ihr hattet alle ein schönes Osterfest! Kapitel 7 „Treize!“ Die resolute Heilerin warf Treize einen mahnenden Blick zu – vergebens. „Später Sally.“, wimmelte der Legat sie zum wiederholten male ab. „Zuerst muss ich nach meinen Männern sehen.“ Treize legte sich seinen Umhang an, dann warf er nochmals einen Blick zurück auf Duo, der sich noch immer an Heero klammerte als ob dieser ein rettendes Stück Treibgut auf hoher See wäre und Duo ein Mann, der kurz vor dem Ertrinken stünde. „Duo.“ „Ja?“ Endlich sah der junge Diener auf und gab so Heero auch etwas dringend benötigten Raum zum Atmen. „Ich will heute noch baden, sieh zu, dass das Wasser fertig ist. Dann kannst du dich um Heero kümmern. Aber nicht so laut wie beim letzten Mal.“, fügte der Legat nach einer kurzen Pause noch an. Da lachte Sally leise und Heero errötete, wobei er es geflissentlich vermied den Legaten anzusehen. Diese Episode, auf die Treize anspielte, war schon mehrere Monate alt und doch zog sie der Legat von Zeit zu Zeit damit auf: Treize war eines Nacht aufgewacht, weil er sonderbare Laut vernommen hatte. Noch halb trunken vor Schlaf und sich den Gefahren in einem Wald in Germanien bewusst, hatte er gemeint eine Horde Wildschweine wäre in ihr Lager eingebrochen. Mit seinem Schwert bewaffnet war er vor sein Zelt getreten um die Wachposten zu alarmieren. Und hatte sich gewundert, warum diese Laut ausgerechnet aus dem Zelt seines Tribuns drangen. So langsam war es Treize dann gedämmert und er hatte so auch endlich eine Erklärung dafür, warum Duo nachts oft sein Lager verließ. Im Grunde hatte Treize nichts dagegen, wenn die beiden Männer sich so leidenschaftlich die Zeit vertrieben. Doch erstens sollten sie ihn dabei nicht um seinen Schlaf bringen und zweiten konnte sich gerade ein Tribun wie Heero so etwas nicht erlauben! Es war durchaus nichts ungewöhnliches, wenn ein junger Edelmann sich einen Geliebten nahm, doch auf einem Feldzug konnte es auch die Autorität eines Offiziers bei den Soldaten untergraben. Also war Treize in das Zelt getreten und bei dem ihm sich bietenden Anblick hatte er nicht anders gekonnt als die Augen zu verdrehen. „Wie die Karnickel.“, hatte er gemurmelt, was die beiden Liebenden natürlich nicht gehört hatten und munter ihrer derzeitigen Beschäftigung nachgingen. Schließlich hatte Treize Heero das Schwert an den Hals gehalten. Fast augenblicklich hatte dann Ruhe geherrscht. „Sich so einfach überraschen zu lassen!“ Missbilligend hatte Treize den Kopf geschüttelt und Duo mit der flachen Seite des Schneide noch einen Schlag auf den Po gegeben, den dieser so erwartungsvoll in die Höhe streckte. „Seid wenigstens leise. Oder noch besser beherrscht euch, bei Apollo! Muss ich mir so etwas ansehen.“ Doch natürlich konnte er die beiden auch sehr gut verstehen, insgeheim beneidete er sie sogar. Nur zu gerne hätte Treize selbst in diesen einsamen und kalten Nächten mit jemanden das Lager geteilt und sei es nur um einen warmen Körper neben sich zu wissen. Nachdem Treize Heero und Duo verlassen hatte, machte er sich auf zu den anderen Zelten in denen Verwundete versorgt wurden. Erst als es schon spät am Abend war und die Sonne längst den Gestirnen Platz gemacht hatte, ging Treize in sein eigenes Zelt zurück. Seine Gedanken jedoch weilten noch bei den Soldaten. Vielen hatte er, so wie Heero, die Hand gedrückt. Viele hatte er hinübergeleitet in das andere Reich, ihnen die Münze auf die Zunge gelegt für den Fährmann Charon, der die Toten über den Styx brachte. In Momenten wie diesen fragte er sich, ob das alles nötig war. Ob der Kaiser richtig handelte in dem er die Finger nach noch mehr Land und Macht ausstreckte. Sally wartete schon auf ihn im Zelt, doch sie schwieg und drängte ihn nicht schon zum x-ten Male dazu, dass er seine Verletzungen behandeln ließ. Sie kannte ihn schon lange und wusste, dass er jetzt ein paar Minuten für sich brauchte. Hoffentlich hatte Duo das Bad gerichtet, nach nichts sehnte sich Treize mehr als all das Blut, den Schweiß und Dreck von seiner Haut zu waschen. „Warte, ich helfe dir.“ Sally stand bereits so lange in seinen Diensten, dass sie genau wusste wie man eine römische Rüstung ablegte. Danach schickte er sie zu den Köchen, damit sie ihm etwas zu essen brachte. Natürlich war sie keine Dienerin, die solche Botengänge erledigen musste. Doch Sally verstand seinen Wink, dass er allein sein wollte und ging nach draußen. Und so konnte er endlich sein langersehntes Bad nehmen. Natürlich war das Bad in einem Holzzuber mit lauwarmen Wasser kein Vergleich zu den Thermen in Rom, aber trotzdem fühlte sich Treize danach wieder etwas Menschlicher und Zivilisierter. So wie das Wasser den äußerlichen Schmutz abgewaschen hatte, so schien es ihm hatte es auch die wilde und primitive Brutalität mit sich genommen, die einen Krieger zwangsläufig während einer Schlacht ereilte. Sally war längst wieder zurückgekommen, da saß er noch immer in der Wanne, den Arm auf den Rand gelegt und den Kopf darauf gebettet. Treize sah, dass sie ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden klopfte. „Weißt du, dass die Männer schon sagen, du müsstest Schwimmhäuten zwischen den Fingern haben? Weil du so oft badest.“ Treize seufzte nur. „Dafür stinke ich auch nicht wie ein Hafenarbeiter im Sommer auf Sizilien.“ Er betrachtete seine rechte Hand. Nein, keine Schwimmhäute. Er sah nur Abschürfungen zwischen den Fingern, wo die Zügel daran gescheuert hatten. Ganz zu schweigen von den vielen kleinen Kratzern auf dem Handrücken, hervorgerufen von Ästen oder auch Schwertern, die ihn gestreift hatten. „Sag Sally, war es richtig? War es nötig? Wir haben genügend Land und genügend Nahrung für unser Volk. Warum dann?“ „Treize, du kennst die Antwort.“ „Ja.“ Er legte den Kopf zurück. „Ja, natürlich. Weil es der Befehl des Kaisers war.“ „Diese Antwort meinte ich nicht. Denk auch einmal an die vielen Römer, die von den Germanen in den Städten getötet wurden. Oder an die Händler, die auf den Straßen überfallen werden.“ „Wiegt es das auf?“ „Osiris sei mein Zeuge, Treize du bist schlimm!“ Sally hatte eindeutig genug vom diskutieren. „Du hast heute einen großen Sieg errungen. Endlich können wir nach Rom zurückkehren. Die Männer da draußen feiern und du sitzt in deiner Wanne und philosophierst! Raus jetzt!“ Sie hielt ihm ein großes Handtuch hin und nach einem kurzen Moment des Zögern folgte Treize dann ihrem Rat. Niemand anderem würde er es je erlauben so mit ihm zu reden wie es Sally tat. Aber er kannte sie schon so lange, dass sie eine wahre Freundin für ihn geworden war, die ihn oft an unbequeme Wahrheiten erinnerte und auch ungefragt ihre Meinung kundtat, ob dies Treize wollte oder nicht. Als er sich in das Handtuch eingewickelt hatte, griff sie schon nach seiner Hand, um sie genauer zu untersuchen. Schließlich war es nur der kleine Schnitt an seinem Bein, der versorgt werden musste. Sally bestand darauf, dass er genäht wurde. Schließlich kannte sie den Legaten und wusste, dass Treize sich schon morgen wieder auf das Pferd schwingen würde und die Wunde leicht wieder aufreißen konnte. Wie Heero verweigerte Treize das Schmerzmittel, doch im Gegensatz zu der Behandlung Heeros war diese Prozedur schnell erledigt. Treize pickte sich etwas Fleisch von der Platte, die neben ihm auf dem Bett stand und versuchte das pochende Gefühl in seinem Bein zu ignorieren, das von den frischen Stichen stammte. Stattdessen beobachtete er Sally, die einen kleinen Krug aus ihrem Arzneikorb hervorzauberte. Sie hob den Deckel des Tonkrugs an und schien mit dem, was sie da sah, ganz zufrieden zu sein, denn sie lächelte. Mit spitzen Fingern griff sie hinein und zog ein schwarzes, schleimiges Ding hervor, das augenscheinlich noch lebte, so wie es sich wand und hin und her zappelte. Treize ließ augenblicklich das Fleisch wieder auf die Platte fallen. „Sally, ich hoffe doch sehr, dass dieser Wurm nicht das ist wofür ich ihn halte. Das ist einfach nur ekelhaft! Denk nicht einmal daran!“ „Das ist kein Wurm, sondern ein Blutegel.“, dozierte Sally. „Außerdem sind das nützliche kleine Tierchen.“ Sie trat zu ihm hin und drückte auf die Beule über seinem Auge, was Treize rein aus Reflex dazu veranlasste ihren Arm wegzuschlagen. „Wie ich es mir gedacht habe.“, stellte die Heilerin zufrieden fest. „Die Schwellung ist angefüllt mit Blut. Natürlich kannst du auch mehrere Tage mit diesem hübschen Veilchen herumlaufen, aber wenn du mich und meine netten kleinen Tierchen machen lässt, sieht es morgen nur noch halb so schlimm aus.“ Warum musste sie ihn auch bei seiner Eitelkeit packen. Wahrlich, Treize wollte nicht die nächsten Tage mit einem Veilchen durch das Lager gehen, so als ob er in eine Tavernenprügelei geraten wäre. Doch zuerst nagte Treize einen weiteren Hühnerknochen ab, bevor er Sally seine Zustimmung signalisierte, dass sie ihre ‚Behandlung‘ beginnen konnte. Keineswegs würde er noch einen Bissen hinunterbekommen, wenn auf seiner Stirn zwei Blutegel saßen. Tatsächlich musste er sich sehr beherrschen nicht zurückzuweichen als sie die Tierchen auf seine Haut setzte und die sich fast augenblicklich festsaugten. Als Kind hatte Treize im Garten seiner Mutter oft die Schnecken gefangen und dann über spitze Glasscherben wandern lassen um zu sehen ob es stimmte, dass dies diesen Tieren nicht anhaben konnte. Die Tiere auf seiner Stirn fühlten sich genau so schleimig und feucht an wie jene Schnecken und Treize versuchte sich nicht auszumalen, wie er sie saugen hörte, wie sie ihm sein Blut aussaugten. „Brauchst du einen Eimer?“ Die Abscheu und der Ekel war ihm wohl ins Gesicht geschrieben. Treize schüttelte den Kopf, was die Tierchen wackeln ließ. Im Gegensatz zu ihren römischen Kollegen hatte Sally schon ‚ausgefallene‘ Praktiken in ihrem Repertoire. Doch genau dies machte sie auch zu so einer hervorragenden Ärztin. Sally war genau wie Quatre germanischer Abstammung, schon als Kind war sie jedoch Sklavenhändlern in die Hände gefallen und ins geheimnisvolle Ägypten verschleppt worden. Glücklicherweise war sie dort an einen guten Herren geraten, der Leibarzt eines hohen Beamten gewesen war und schon bald das Interesse des Kindes an Pflanzen aller Art beobachtet hatte. So kam es, dass er sie in die uralten Geheimnisse der Heilkunst gelehrt hatte und nach dem Tod ihres Herren war Sally nach Rom gegangen. Treize hatte sie das erste Mal gesehen, da hatte sie in der Nähe seiner Villa vor einem hohlen Baum auf der Lauer gelegen und auf eine Schlange gewartet, die sich dort Minuten zuvor verkrochen hatte. Nicht im Geringsten hatte sie die Anwesenheit von Treize gestört und ihm nur knapp erklärt, dass sie das Gift der Schlange bräuchte, um eine Medizin für eine Frau aus dem nächsten Dorf zu brauen. So etwas hatte Treize noch nie zuvor gehört: Medizin aus Schlangengift! Seine Neugier war geweckt und er hatte sich Tage später in jenem Dorf erkundigt was aus der Frau geworden war, die von der sonderbaren Heilerin behandelt worden war. Man hatte ihm erklärt, dass die Frau nicht mehr zu Hause war, sondern schon längst wieder auf den Felder arbeitete. Sally war noch längere Zeit in der Nähe des Dorfes geblieben und als sich einer von Treize Pferdeknechten einen schlimmen Sturz mit Knochenbruch zugezogen hatte, da hatte er sie rufen lassen. Schon bald war der Mann wieder auf den Beinen gewesen und konnte auch seinen Arm wie früher benutzen. Treize würde den Tag nie bereuen als er diese eigensinnige Frau schließlich gebeten hatte seine Leibärztin zu werden und ihn auf die Schlachten zu begleiten und dort ihre Heilkünste anzuwenden. „Wie kommen die wieder runter?“ Treize wagte jetzt mehr kaum seinen Kopf zu bewegen. Er saß da wie eine fleischgewordene Statue, wagte es kaum mehr zu blinzeln. „Sie fallen von alleine ab.“ Sally nahm sich ein Stück Fleisch von der Platte und scherte sich einen Dreck darum, ob dies jetzt unhöflich war oder nicht. „Wenn nicht, dann kann ich mit Salz etwas nachhelfen.“ Sie musterte seine Bemühungen sich völlig still zu verhalten und griff abermals nach dem Tonkrug. „Ihr Männer seid solche Memmen.“ Sally griff sich noch eines der Blutegel und setzte es sich auf ihren Arm. „Siehst du? Ich weiß wirklich nicht, warum du so einen Terz darum machst. Ist doch nicht schlimm. Zum Glück bekommt ihr nicht die Kinder, das wäre ein Gejammer und Geheule.“ Treize gab vor nicht hinzuhören und blickte in eine andere Richtung. Von draußen hörte Treize die ersten Klänge von Trommeln und Gesang. Die Legionäre begannen ihren Sieg zu feiern, ganz so wie Sally es vorhergesagt hatte. In diesem Moment betrat Duo das Zelt. „Ihhhh!“ Er deutete auf Treizes Stirn. „Herr, ihr habt da was!“ In diesem Moment hätte sich Treize liebend gerne eine Decke über den Kopf gezogen. „Das sind Blutegel.“, erklärte er mit spitzer Stimme. „Sally hält sie für sehr nützliche Tierchen. Wie geht es Heero?“, versuchte er von sich abzulenken und trotz allem eine aufrechte, würdevolle Haltung einzunehmen. So gut dies eben gelang, wenn man zwei Würmer im Gesicht baumeln hatte. „Ganz gut. Ich wollte heute Nacht bei ihm bleiben, wenn es ginge.“ Treize nickte kurz, wobei die Egel endgültig ins Rutschen kamen und eines prompt auf den Boden klatschte. Duo konnte sich da ein Glucksen nicht ganz verkneifen. „Sally ich brauche noch etwas von der Salbe für Heeros Arm.“, bemühte sich der junge Diener mit völlig unbeteiligter Mine zu sprechen, doch sein Gesicht wurde immer röter von dem unterdrückten Gelächter und die Mundwinkel zuckten verräterisch. „Natürlich, ich gebe dir noch etwas Salbe.“ Sally stand auf und ging zu ihrem Korb. „Doch zuerst, muss ich Treize erlösen. Ich glaube, er reißt uns noch den Kopf ab.“ Sie zwinkerte Treize zu als sie das Salz auf den letzten Egel streute und ihn dann abnahm. Als Duo wieder gegangen war, bereitete sich auch Sally vor, in ihr Zelt zurückzukehren. Aber dann blieb sie noch einmal am Eingang stehe und wandte sich um. „Geh nach draußen Treize. Die Männern feiern nicht nur ihren Sieg, sie feiern dich. Auch wenn du nicht weißt, warum du gekämpft hast. Die Soldaten wissen es. Sie haben für dich gekämpft. Also zieh dich an und komm mit. Du könntest ihnen kein größeres Geschenk machen als jetzt bei ihnen zu sein.“ Treize antwortete nicht sofort, sondern blickte nur auf den Boden. Doch dann nickte er und Sally verließ das Zelt. Wenig später trat dann auch Treize nach draußen, angetan in seiner besten Rüstung und einem scharlachroten Umhang. Augenblicklich jubelten die Männer, die in der Nähe seines Zelten standen, und seinen Auftritt beobachteten. Treize sah Quatre und Trowa am Feuer stehen und gesellte sich zu ihnen. Einer der Centurios bot ihm einen Kelch mit gewürztem Wein an. Treize nahm ihn an und tatsächlich konnte er in den nächsten Stunden seine Fragen und Zweifel gänzlich vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)