Highschool-Blues von cork-tip (Portrait of life) ================================================================================ Kapitel 10: Ohayô gozaimasu! ---------------------------- Neues Kapitel, neues Glück! Nur leider passiert diesmal nicht so wahnsinnig viel... Außer, dass Kaoru die ganze Zeit guckt wie ein Auto!^^ Naja, ich hoffe, es gefällt euch trotzdem! Und jetzt genug der Vorrede! Viel Spaß beim Lesen... Das junge Mädchen stellte eine Schale frisch erblühter Kirschblüten auf den Tisch und ließ sich wortlos auf den noch grünen Tatami-Matten nieder. Ihre sanfte Bewegung wurde unterstrichen vom leisen Rascheln ihres wertvollen Kimonos. Die kunstvoll darauf abgedruckten, von Goldfäden umrahmten roten Lilien schimmerten geheimnisvoll im Licht der untergehenden Sonne. Sie beugte sich ein Stück zu ihm herüber, den Hauch eines zarten Lächelns auf den vollen, sinnlichen Lippen. Ihre Wangen hatten einen feinen, durchscheinenden Rotton angenommen und ihre großen, dunklen Augen funkelten wie fein geschliffenes venezianisches Glas. Ein leichter Windzug wirbelte die Kirschblüten auf dem niedrigen Tischchen aus Aloe-Holz durcheinander und ließ die sorgsam gelegten Falten ihres kostbaren, purpurnen Fächers knistern. Sie kicherte leise und strich sich mit einer eleganten Bewegung ein paar Strähnen ihrer langen, ebenholzfarbenen Haare aus dem Gesicht. Ein leichter, kaum wahrnehmbarer Duft von Frühling umwehte sie. „Wer bist du?“, fragte er, ohne den Blick von ihrer faszinierenden Erscheinung abzuwenden. „Shinya“, erklärte die Gestalt, doch ihr verwunderter Tonfall wollte so gar nicht zu ihrem noch immer zärtlich lächelnden Gesichtsausdruck passen. „Ich bin Shinya! Erkennst du mich denn nicht?“ Erschrocken schlug Kaoru die Augen auf und blickte tatsächlich in das blasse, von langen, blonden Haaren umrahmte Gesicht seines femininen Freundes. „Oh!“, war alles, was er hervorbrachte. In seinem Kopf herrschte totales Chaos. Wo war er? Suchend sah er sich um. Er lag in einem Bett, dessen Bezug ihm seltsam bekannt vorkam. Schwarzes Satin, aus dem in strahlendem weiß das Kanji für Liebe aufleuchtete. Es war sein eigenes Bett. Folglich war der Raum, in dem er sich befand, sein Zimmer. Er musste zu Hause sein. Komisch nur, dass ihm das gar nicht so selbstverständlich vorkam... Und was machte Shinya hier? Warum sah er ihn so besorgt an? Langsam richtete er sich auf und rieb sich die Augen, um etwas klarer sehen zu können. Ihm fiel auf, dass er nur ein langes, weißes T-shirt und irgendwelche Shorts trug. Hatte er sich am Abend zuvor umgezogen? Er konnte es nicht sagen. Er erinnerte sich nicht einmal daran, überhaupt ins Bett gegangen zu sein... Und wann und wie war er nach Hause gekommen? Fragen über Fragen. Und so lange und angestrengt er auch nachdachte, er konnte beim besten Willen keine Antworten finden. Außerdem tat sein Kopf so scheußlich weh, dass er schon fürchtete, er könnte jeden Augenblick explodieren. Was war nur geschehen? Er wusste noch, dass er auf dieser Party gewesen war. Und dass ihn ein Kerl namens Toshiya nonstop zugelabert hatte. Aber mehr auch nicht. „Wie geht’s dir?“, erkundigte sich Shinya. „Wunderbar!“, krächzte Kaoru. Seine Stimme hörte sich an, als hätte er ein Pfund Reibeisen gefrühstückt. Das wäre ihm natürlich im Traum nicht eingefallen. Dazu war ihm momentan viel zu schlecht. „Wie komm ich überhaupt hierher? Ich kann mich überhaupt nicht erinnern...“ „Wir haben dich nach Hause gebracht“, erklärte Shinya wenig präzise. Seine Mundwinkel umspielte ein beinahe schmerzlicher Zug. Dann seufzte er leise auf. „Ich bin so froh, dass du endlich wach bist! Wir haben uns solche Sorgen gemacht!“ Kaoru sah davon ab, zu fragen, was eigentlich passiert war. Plötzlich hatte er das unbestimmte Gefühl, dass er das gar nicht wissen wollte... „Wie spät ist es denn?“, fragte er statt dessen. „Kurz nach eins.“ „So spät schon?“ Er machte Anstalten, sich aufzusetzen, hätte mit seinem Vorhaben jedoch keinen nennenswerten Erfolg gehabt, wenn Shinya ihm nicht helfend unter die Arme gegriffen hätte. Wo war so ein Kreislauf, wenn man ihn mal brauchte? Kaoru taumelte kurz, dann tapste er unsicher auf nackten Sohlen zur Zimmertüre. „Bist du sicher, dass du nicht besser liegen bleiben willst?“, fragte Shinya, der ihm nachgeeilt war, jederzeit bereit, ihn aufzufangen, falls er umkippen sollte. „Ja...“, meinte Kaoru, der bereits auf halbem Weg in die Küche war. „Ich brauch jetzt nur ‘ne Tasse starken Kaffee, dann geht’s mir sicher wieder gut...“ Er hatte das Wohnzimmer schon fast durchquert, als ihm auffiel, dass das Sofa dort ungewöhnlich stark bevölkert war... Dort saß nicht nur seine große Schwester, sondern auch Toshiya, Aoi, und ein völlig in sich zusammengesunkener, allem Anschein nach schlafender Uruha. Verwundert blieb Kaoru stehen. Was zum Henker ging hier vor? Nach einigen Sekunden des gegenseitigen überraschten Anstarrens erhob sich Yuki, fasste ihren kleinen Bruder an den Schultern und musterte ihn genau. „Hast du starke Kopfschmerzen?“, fragte sie nach einer Weile. Kaoru schüttelte den Kopf. Eine etwas unüberlegte Aktion, wie er schmerzhaft feststellen musste... „Geht schon“, log er. „‘ne Tasse Kaffee und ich bin wieder in Ordnung.“ Der Versuch, irgendeine Art von Lächeln zustande zu bringen, scheiterte kläglich. „Kao, sei ehrlich!“, ermahnte ihn Yuki. „Ich weiß ja, dass du dich nicht gerne von mir bemuttern lässt, und ich weiß auch, dass du es nicht leiden kannst, wenn alle so einen Aufstand um dein Wohlbefinden machen, aber es muss sein. Wir sehen doch, wie beschissen es dir geht! Und von einer Tasse Kaffee wird’s auch nicht besser werden. Also?“ Kaoru wandte den Blick ab, sodass er nun direkt Uruha ansah. Ihm fiel sofort auf, wie schlimm der Blonde noch immer aussah. Warum redeten hier eigentlich alle über ihn, statt sich um Uruha zu kümmern? „Kao!“ Yukis Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie keinerlei Ausflüchte dulden würde. „Na schön...“, seufzte Kaoru und sah ihr wieder ins Gesicht. „Ja, ich habe Kopfschmerzen. Mir ist kotzübel und ich kann keine zwei Schritte geradeaus gehen, weil mir dermaßen schwindlig ist, dass ich kaum oben von unten unterscheiden kann! Zufrieden?“ Yuki lächelte. „Na bitte, geht doch! Das kriegen wir gleich wieder hin. Aber das nächste Mal trinkst du bitte nicht so viel. Ich verstehe sowieso nicht, warum-“ „Schon gut, Yuki-san“, mischte sich Toshiya kleinlaut ein. „Ich fürchte, das war meine Schuld...“ Darauf schüttelte Yuki zwar den Kopf, beließ es aber dabei. Statt weiter große Reden zu schwingen, verfrachtete sie ihren Bruder auf einen Stuhl und drückte ihm ein Glas Wasser in die Hand, in dem sie eine giftgrüne Kopfschmerztablette aufgelöst hatte. „Trink das!“, befahl sie, Kaorus angewiderten Gesichtsausdruck ignorierend. „Das wird dir helfen. Ich muss jetzt gehen, hab noch ‘ne Verabredung. Ruh dich ein bisschen aus, bis ich wieder da bin. Dann reden wir nochmal.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zum gehen. Noch immer in höchstem Grade verwirrt starrte Kaoru ihr nach. Dann drehte er sich zu seinen auf dem Sofa versammelten Freunden um. „Du solltest das wirklich trinken“, riss Aoi ihn schließlich aus seiner Trance. Misstrauisch sah Kaoru die seltsam gefärbte Flüssigkeit an. Vorsichtig nippte er daran. Scheußlich! Gequält verzog er das Gesicht. „War meine Schwester sehr wütend?“, fragte er nach einer Weile. „Das könnte man so sagen...“ Betreten senkte Kaoru den Kopf. Er hatte zwar noch immer nicht den blassesten Schimmer, was eigentlich vorgefallen war, aber wenn es solche Reaktionen hervorrief musste es wohl etwas gewichtiges sein. Vielleicht hatte er ja im Vollrausch irgendein Haus angezündet? Ach, Blödsinn! Hastig verwarf er den unsinnigen Gedanken wieder... Einige Zeit lang herrschte betretenes Schweigen. Dann erhob Aoi wieder das Wort. „Du kannst dich nicht erinnern, oder?“, fragte er. Kaoru schüttelte den Kopf. Diesmal war es etwas weniger schmerzhaft, was darauf hindeutete, dass Yukis widerliches Gesöff tatsächlich Wirkung zeigte. „Nein, aber was immer ich getan habe, es tut mir leid. Ich wollte euch keine Probleme bereiten.“ Er wagte es kaum, den Kopf zu heben und seine Freunde anzusehen. „Du musst dich nicht entschuldigen“, meinte Shinya und lächelte ihm beruhigend zu. „Du hast überhaupt nichts getan...“ „Aber...“, begann Kaoru verwundert, „was ist denn dann passiert?“ Stille. Keiner rührte sich, und sowohl Aoi, als auch Shinya schienen Kaorus Blicken auszuweichen. Schlussendlich war es Toshiya, der sich erbarmte, aufstand, zu ihm ging und zu erklären anfing. Als er geendet hatte, sah Kaoru noch verwirrter aus als vorher. „Das glaube ich nicht...“, flüsterte er und tastete unbewusst sein Gesicht ab, wie um zu überprüfen, dass er tatsächlich a.) geküsst und b.) geschlagen worden war. „Es ist aber wahr!“, bestätigte Aoi emotionslos. „Wenn du einen Beweis willst...“ Toshiya zog seine Digitalkamera hervor und zeigte ihm ein Bild. Kaorus Gesichtsfarbe nahm sofort einen gesunden Rotton an. „Ich fand’s anfangs ganz amüsant, wenn ich ehrlich bin... Deshalb hab ich das Bild gemacht. Wer hätte denn damit rechnen können, dass Uru-chan so austickt?“ Shinya sah den Schlafenden bedrückt an. „Es muss ihm ziemlich dreckig gehen“, bemerkte er. „Nicht genug damit, dass er so übel zugerichtet wurde. Er hat die halbe Nacht geweint...“ Betreten ließ Kaoru den Kopf noch weiter sinken. Er würde Uruha doch so gerne helfen! Nur zu deutlich hallten die Worte der Lehrer in seinem Kopf wieder. Was, wenn er tatsächlich von der Schule verwiesen wurde? Oder wenn ihm wieder etwas passierte? „Hm...“, stimmte Kaoru Shinyas Aussage traurig zu. Genau in diesem Augenblick schlug Uruha die Augen auf. Er blickte hastig in der Runde umher, wie ein gehetztes Tier. Dann fiel sein Blick auf Kaoru und er zuckte heftig zusammen. Beinahe sofort traten Tränen in seine Augen und er begann zu zittern. „Es tut mir leid!“, schluchzte er. „Bitte verzeih mir!“ Dann stürmte er ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Völlig perplex starrte Kaoru ihm nach. Als dann auch noch Aoi an ihm vorbeieilte, mit den Worten, dass er sich um Uruha kümmern musste, wurde es ihm endgültig zu viel. Sobald er den ersten Schreck überwunden hatte, verzog er sich kommentarlos auf sein Zimmer und legte sich wieder ins Bett. Toshiya und Shinya ignorierte er einfach. Er wollte jetzt nur noch weiterschlafen. Das ganze hier musste einfach irgend so ein blöder Traum sein! So was bescheuertes konnte in der Realität nicht passieren! Warum bitte regten sich alle dermaßen auf, nur, weil er Sakito geküsst hatte? Und warum führte sich Uruha auf, als hätte er Kaorus Mutter ermordet? Nur, weil er ihn aus Versehen geschlagen hatte? War das nicht alles ein bisschen übertrieben? Rasch zog er sich die Bettdecke über den Kopf. Wenn er aufwachte würde alles wieder normal sein. Ja, das würde es bestimmt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)