Highschool-Blues von cork-tip (Portrait of life) ================================================================================ Kapitel 9: No love at all? -------------------------- Sooo, ich hab's auch mal wieder geschafft! Applaus, Applaus! Ich glaub, ich brauch immer länger, um weiterzuschreiben...^^" Nya, jetzt geht's ja endlich mal weiter. Und endlich kommt auch mal ein bisschen Bewegung in die Sache. Dann red ich jetzt gar nicht mehr viel, sondern wünsche euch treuen Lesern viel Spaß mit dem neuen Kapitel!^^ Skeptisch zog Aoi eine Augenbraue hoch. Als er gesehen hatte, wie Sakito direkt auf Kaoru zugesteuert war und ihm ohne Zögern die Hände auf die Schultern gelegt hatte, da wäre er am liebsten eingeschritten. Schließlich schien Sakito auch nicht mehr gerade nüchtern zu sein... Wer wusste, auf was dieses Zusammentreffen hinauslaufen würde? Aoi war unschlüssig, ob er eingreifen sollte oder nicht. Ging ihn das überhaupt etwas an? Oder waren seine Befürchtungen am Ende vielleicht sogar unbegründet? Was gab ihm eigentlich das Recht, Sakito zu unterstellen, hinter allem her zu sein, das zwei Beine hatte und nicht bei drei auf dem Baum war? Erfahrung, dachte er mit einem bitteren Lächeln, Erfahrung... Bevor Aoi zu einem Entschluss gelangen konnte, wurde er durch ein lautes Klirren irgendwo rechts von ihm abgelenkt. „Scheiße!“, fluchte Toshiya, dem irgendein betrunkener Idiot eine volle Flasche Wodka vor die Füße geschmissen hatte. „Meine Schuhe!“ Aoi konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, als er beobachtete, wie sich Toshiya und Shinya gemeinsam verzweifelt bemühten, die total durchnässten Schuhe mit einem winzigen Stück Serviette – weiß der Teufel, woher sie das hatten! – trocken zu reiben. Einfach zu komisch! Er hätte wirklich viel für eine Kamera gegeben... Schmunzelnd riss er sich von der bizarren Szenerie los und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kaoru und Sakito zu. Als er sah, was sich dort zwischen den beiden abspielte, sog er erschrocken die Luft ein. Manchmal hasste er es, recht zu haben... Glücklicherweise hatte Kaoru bisher nicht im entferntesten daran gedacht, irgendwann in diese oder eine ähnliche Situation zu kommen. Sonst wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass es unter Umständen seinen Prinzipien widersprechen könnte, einen Mann zu küssen. Und auch jetzt – dem Alkohol sei Dank – fand dieser Gedanke keinen Platz in seinem ohnehin nicht mehr voll funktionsfähigen Gehirn. Vielleicht würde er in ein paar Stunden darüber nachdenken, vielleicht würde er es bereuen oder sich ekeln. Aber das spielte im Augenblick keine Rolle. Ein Kuss... Was fiel einem spontan dazu ein? Nun, zuerst einmal gab es verschiedene Arten davon; gerade so, wie es Tausende unterschiedliche Hunde- und Katzenrassen gab. Eine der Beliebtesten Varianten war mit Sicherheit der zarte, schüchterne, romantisch motivierte Kuss. Sie trat meistens in magischen, selbstvergessenen Momenten auf; am häufigsten jedoch Abends, im Schein einer Kerze oder unter dem silbern lächelnden Angesicht des Mondes. Hinter dieser Art von Kuss stand ausnahmslos immer eine Liebeserklärung. Sie musste allerdings nicht unbedingt verbalisiert worden sein. Ein Kuss wie dieser beschränkt sich nicht auf eine rein körperliche Ebene. Er öffnet den Seelen der Küssenden, um es einmal poetisch zu formulieren, Tür und Tor, sodass sie ungehindert ineinander fließen können. Dieser Kuss ist verbunden mit unglaublich vielen Emotionen positiver Art. Er kommt meistens nicht allein. Es ist ein Wunder-Kuss, ein erlösender Kuss, ein befreiender Kuss, ein Friede-Freude-Eierkuchen-Kuss, ein Hollywood-Kuss. DER Kuss, nach dem sich viele ihr Leben lang vergeblich sehnen. Der Kuss, in den Sakito und Kaoru verstrickt waren, war nicht so. Es war kein liebevoller, kein romantischer Kuss, auch wenn er aus gegenseitigem Einverständnis heraus geschah. Es war ein Kuss, der sich ausschließlich auf körperlicher Ebene abspielte. Sakitos Motivation war klar: Er fand Kaoru heiß. Nicht mehr und nicht weniger. Er küsste ihn nicht, weil er sich in ihn verliebt hatte oder gar weil er sich eine Beziehung mit ihm erhoffte. Nein, er küsste ihn, weil er gerade Lust dazu hatte. Es war ein völlig unverbindlicher Kuss. Ein Kuss für den Augenblick. Wenn dieser Abend erst einmal vorbei war, würde nichts folgen. Keine Worte, keine Zärtlichkeiten. Und erst recht keine Verantwortung. Kaoru wusste das. Und es kümmerte ihn überhaupt nicht. Er genoss das atemberaubende Gefühl, das Sakitos Zunge in seinem Mund verursachte, und er genoss es, sich einfach fallen zu lassen, selbst keinerlei Eigeninitiative zeigen zu müssen. Das hier war nicht sein erster Kuss und es würde auch nicht sein letzter sein. Folglich war doch alles in bester Ordnung. Oder? Wie um sich selbst von dieser Tatsache zu überzeugen, legte Kaoru eine Hand in Sakitos Nacken, um ihn noch näher zu sich zu ziehen, und intensivierte den Kuss. Sakito drückte ihn unterdessen sanft zu Boden und legte ihm einen Arm schützend unter den Kopf. Dann mussten sie den Kuss unterbrechen; schließlich schien er beiden nicht wichtig genug, um freiwillig dafür zu ersticken. Und als Sekunden später wieder etwas Kaorus Lippen berührte, waren es nicht Sakitos Lippen, sondern seine Finger. Sanft glitten sie zunächst in Kaorus leicht geöffneten Mund, nur um dann vorsichtig über sein Gesicht zu wandern, sämtliche Züge sorgfältig nachzufahren und dabei eine kühle, feuchte Spur zu hinterlassen. Grinsend sah Sakito ihn an. Kaoru blickte umso ausdrucksloser zurück. Er wusste noch immer nicht so recht, was er denken sollte... „Du hast keine Ahnung, wie schön du bist, nicht wahr?“ Es war keine Frage, mehr eine Feststellung. Und Sakito schien auch keine Antwort zu erwarten. Er beugte sich zu Kaoru hinunter und küsste ihn noch einmal auf den Mund, dann begann er, sanft an seinem Ohrläppchen zu knabbern, glitt anschließend ein Stückchen tiefer und leckte ihm flüchtig über den Hals, nur um sich dann von derselben Stelle ausgehend hinab bis zur Schulter zu küssen. Kaoru keuchte leise auf. Unter Sakitos schon fast irrealen Berührungen bekam er eine Gänsehaut... Aoi schaffte es nicht, den Blick abzuwenden. Sollte er das wirklich zulassen? Durfte er das überhaupt zulassen? Kaoru würde es am folgenden Morgen sicherlich bereuen... Aber hatte er überhaupt das Recht, die beiden zu trennen? War es nicht vielleicht nur seine eigene Eifersucht, die es ihm unmöglich machte, die Situation stillschweigend zu akzeptieren? Er schaffte es einfach nicht, einen Entschluss zu fassen, stand einfach nur da, regungslos, als wäre er von einer Sekunde auf die andere einfach so zu Stein erstarrt, und tat nichts. Sein doch recht befremdliches Verhalten machte schließlich auch Shinya und Toshiya auf die Situation aufmerksam. Sie vergaßen sogar fürs erste, sich weiter um Toshiyas Schuhe zu kümmern. „Wollen wir nicht ein kleines Erinnerungsfoto machen?“, fragte Toshiya kichernd. Doch er war auch der einzige, den die Angelegenheit zu amüsieren schien. „Spinnst du?!“, schrie Shinya ihn aufgebracht an. „Das ist jetzt nicht der Moment für dumme Scherze! Aoi? Sollen wir nicht irgendwas unternehmen?“ Aoi reagierte überhaupt nicht. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass sich seine beidem Freunde zu ihm gesellt hatten. „Was habt ihr denn?“, wollte Toshiya wissen. „Das ist doch nicht unser Problem! Die zwei sind alt genug, um selbst zu entscheiden, was gut für sie ist! Wer seid ihr denn? Ihre Eltern? Oder doch eher eifersüchtige Ehefrauen?“ Shinya schwieg betreten. Irgendwie hatte er recht... Und trotzdem! Er wurde das Gefühl nicht los, das nicht zulassen zu dürfen. Unsicher wandte er sich zu Aoi um – und realisierte, dass dessen Blick nicht mehr Richtung Pool gewandt war. Er schien etwas anderes zu fixieren... Suchend sah er sich um, bis er schließlich erstaunt zusammenzuckte. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt stand Uruha. Shinya hätte ihn fast nicht erkannt, so untypisch und unauffällig war er gekleidet. Er trug eine dunkle Jeans, die an Schlichtheit kaum mehr zu überbieten war, und, obwohl es doch ziemlich warm war, ein langärmliges Kaputzenshirt. Beinahe die Hälfte seines Gesichts wurde von einer großen Sonnenbrille verborgen und seine blonden Haare hatte er mit einem ausgeleierten Haargummi zusammengebunden. Dabei war es mehr als ungewöhnlich für ihn, sein Aussehen so sträflich zu vernachlässigen. In diesen Sachen würde er normalerweise nicht einmal zu Hause herumlaufen, dessen war sich Shinya sicher. Irgendetwas war mit ihm nicht in Ordnung... Einige Augenblicke verharrte Uruha regungslos. Genau wie Aoi zuvor, schien er den Blick nicht mehr von Sakito und Kaoru abwenden zu können. Und trotz der Sonnenbrille konnte man die Fassungslosigkeit erkennen, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. Dann, plötzlich, als hätte irgendjemand einen Schalter in seinem Kopf umgelegt, löste er sich aus seiner Starre und stürmte auf die beiden zu. „Uruha! Nicht! Bleib da!“ Aoi versuchte noch, ihn aufzuhalten, doch er hatte keinen Erfolg. Er erwischte nicht einmal mehr seinen Ärmel. Etwas langsamer folgte er ihm. Es sah ganz so aus, als würde er das tun, wozu er selbst sich nicht hatte durchringen können. Mit einer einzigen raschen Bewegung riss Uruha Sakito von Kaoru herunter, sodass er unsanft zu Boden fiel. Wütend packte er ihn am Kragen und zog ihn auf die Knie. Sakito sah ihn von unten herauf erschrocken an. „Was fällt dir ein?!“, zischte Uruha ungehalten. „Lass Kao gefälligst in Ruhe! Ich dulde nicht, dass du ihn für deine Spielchen missbrauchst!“ Beinahe sofort wich der Schrecken aus Sakitos Gesicht und machte einem hämischen Grinsen Platz. „Ach ja?“, erwiderte er kühl, befreite sich aus Uruhas Griff und richtete sich auf. „Und wer gibt dir das Recht, so mit mir umzugehen? Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, oder?“ Das hätte er vielleicht nicht sagen sollen, denn mit Uruhas Geduld war es an diesem Tage nicht weit her. Bevor Sakito noch irgendetwas hinzufügen konnte, hatte er auch schon eine schallende Ohrfeige kassiert. „Ich hasse dich, du Arschloch!“, schrie Uruha. „Ich verachte dich! Du bist so widerlich! Weißt du eigentlich, was für eine Scheiße du hier verzapfst?! Du solltest dich mal reden hören!“ „Und du solltest mal in psychiatrische Behandlung!“, schrie Sakito zurück, wobei er sich fassungslos die schmerzende Wange hielt. „Du bist doch total verrückt geworden! Das muss ich mir nicht gefallen lassen! Wie kommst du dazu, mich zu schlagen?!“ „Stimmt, du hast recht! Einer wie du ist es eigentlich gar nicht wert, dass man Hand an ihn legt! Also verpiss dich endlich und versau jemand anderem den Abend!“ „Jetzt halt aber mal die Luft an! Das ist ja lächerlich! Übertreiben ist wahrscheinlich auch das Einzige, was du kannst! Wehe du wagst es, mich noch einmal so zu behandeln!“ „Willst du mir drohen?!“ „Du hast mir überhaupt nichts zu sagen!“ „Ähm...“, unterbrach Kaoru schüchtern. Er hatte dem Streit eine Weile erschrocken zugehört, dann war irgendwie zu ihm durchgesickert, dass es allem Anschein nach um ihn ging. Ganz verstand er die Angelegenheit zwar nicht, doch er hielt es für angebracht, etwas zu unternehmen, bevor sich seine Freunde noch an die Gurgel gingen. „Was... Wasisn los?“ Dummerweise wurde seinen Worten keinerlei Beachtung geschenkt. „Wenn ich dir nichts sage, wer dann?!“, schrie Uruha, ohne überhaupt Notiz von Kaoru zu nehmen. „Das kann so nicht weitergehen! Reicht es dir denn nicht, dass du Aois Gefühle verletzt hast?!“ „Ach...“, meinte Sakito mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen. „Bei Kao-chan willst du das wohl lieber selber machen!“ „SAKITO!“ Abermals holte Uruha aus, um seinem Gegenüber eine weitere Ohrfeige zu verpassen, doch dazu sollte es nicht kommen, da genau in diesem Moment Kaoru zwischen sie getreten war. Uruhas Schlag traf ihn so hart mitten ins Gesicht, dass er fast augenblicklich das Bewusstsein verlor, zurückfiel und im Wasser landete. Eine Schrecksekunde lang herrschte Stille. Geschockt sahen die Streitenden dabei zu, wie ihr unabsichtliches Opfer nach und nach im Pool versank. Dann, als der erste Schreck abgeklungen war, sprangen sie beide gleichzeitig hinterher, zogen Kaoru mit vereinten Kräften nach oben und versuchten, ihn irgendwie aus dem Pool zu bekommen. Dies gelang jedoch erst, als Shinya und Toshiya ihnen zu Hilfe eilten und ihnen ihre Last abnahmen. Kaum lag Kaoru sicher am Rand des Beckens, zog Aoi auch Sakito aus dem Wasser und begann ruhig und doch vorwurfsvoll auf ihn einzureden. Sakito ließ die Moralpredigt schweigend und mit gesenktem Kopf über sich ergehen. Uruha kletterte unterdessen selbst aus dem Pool und setzte sich an den Rand. Er war mit den Nerven völlig am Ende. Vielleicht, dachte er, hatte er es wirklich etwas übertrieben... Unter normalen Umständen hätte er sicher nicht so heftig reagiert... Aber jetzt konnte er es leider nicht mehr rückgängig machen. Er musste Kaoru unbedingt um Verzeihung bitten, wenn er wieder aufwachte. Er hatte ihn wirklich nicht schlagen wollen... Ach, es war einfach unverzeihlich! Er schluchzte leise und ein paar Tränen liefen über sein Gesicht. Warum musste ausgerechnet er so viel Pech im Leben haben? Er verstand es einfach nicht... „Uru-chan? Bist du in Ordnung?“, fragte Shinya sanft. Er hatte sich leise neben ihn gesetzt und betrachtete ihn sorgenvoll. Als Uruha sich zu ihm umdrehte, zuckte er entsetzt zusammen und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Während des ungeplanten Tauchgangs hatte sein Freund die schützende Sonnenbrille verloren, sodass die vielen blauen Flecken, Kratzer und Schürfwunden in seinem Gesicht nun deutlich sichtbar waren. „Oh mein Gott!“, keuchte Shinya. „Wer hat dir das angetan?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)