Highschool-Blues von cork-tip (Portrait of life) ================================================================================ Kapitel 2: Café Paris --------------------- So, das ist also Kapitel zwei. Ich habe leider schon wieder nicht viel dazu zu sagen, schließlich fällt auch diesmal der Inhalt eher spärlich aus. Es sind ja bisher nicht einmal alle Personen aufgetaucht... Sollte das hier trotzdem jemand lesen: Viel Vergnügen!^^ Minuten später erreichten die fünf das mysteriöse Café. Es bestand aus drei kleineren, in einem zarten Orange-Ton gestrichenen Räumen, die in einer Art französischen Stils eingerichtet waren, der überaus charmant und anziehend wirkte. Kaoru bezweifelte allerdings stark, dass die Cafés in Paris genauso überkitscht eingerichtet waren wie dieses „Café Paris“ mitten in Tokyo. Mittlerweile hatte Sakito die Führung übernommen. Zielsicher steuerte er auf einen kleinen Tisch zu, der halb hinter einem beigefarbenen Paravant versteckt in einer Ecke stand und an dem bereits eine Person saß. Eine Person mit silbernen Haaren, wie Kaoru erstaunt feststellte. Als sie etwas näher kamen, erkannte er, dass es sich um einen Schüler derselben Oberschule handeln musste, die nun auch er besuchte. Er hatte das Jackett seiner Schuluniform abgelegt, sein Hemd ein Stückchen aufgeknöpft und sich in seinem Sessel zurückgelehnt. Ab und zu nahm er einen Zug von seiner Zigarette, die Augen hielt er geschlossen. „Hey, Niya!“, grüßte Sakito betont kühl und gelassen, wartete bis der Angesprochene die Augen wenigstens ein Stück weit geöffnet und realisiert hatte, wer da mit ihm sprach, und beugte sich dann zu ihm herunter, um ihm einen doch recht intensiven Kuss zu geben. Beschämt wandte Kaoru den Blick ab und so blieb es an Shinya hängen, Niya geistesgegenwärtig die Zigarette aus der Hand zu reißen, bevor er damit das Polster des Sessels anzünden konnte. „Ja, ja, rauchen ist eben gesundheitsschädlich...“, witzelte Uruha, woraufhin Niya sich von Sakito löste, sich zu ihm umdrehte und mit einem prüfenden Blick auf seine teure Armbanduhr erwiderte: „Unpünktlichkeit aber auch!“ „Sollte das etwa eine Anspielung auf unsere nicht vorhandene Verabredung gewesen sein?“, fragte Uruha gespielt beleidigt. „Genau“, erklärte Niya grinsend. „Ich hatte euch mindestens zehn Minuten früher erwartet...“ „Niya!“, maulte Sakito beleidigt. Er kam sich irgendwie ignoriert vor und das wollte ihm so gar nicht gefallen. Als ihm auch daraufhin nicht sofort Beachtung geschenkt wurde, ließ er sich schmollend auf ein kleines Sofa sinken. „Es ist auch nicht gerade förderlich für die Gesundheit, Sakito zu verärgern...“, fügte Aoi der Unterhaltung betont leise hinzu und setzte sich ebenfalls. „Ja, hast recht!“, lachte Niya und schenkte Sakito einen entschuldigenden Blick. Dessen Gesichtszüge hellten sich fast augenblicklich ein bisschen auf. „Aber er wird’s überleben... Wer ist das eigentlich?“, fragte er dann mit einem abschätzigen Seitenblick zu Kaoru. „Ich...äh...“ Bevor sich dieser jedoch mit seinem Gestotter verständlich machen konnte, ergriff Uruha wieder das Wort. „Darf ich vorstellen?“, fragte er übertrieben Gentleman, beziehungsweise Lady-like. „Das ist Kaoru. Wir gehen in dieselbe Klasse.“ Kaoru verbeugte sich leicht, was Niya zum Lachen brachte. „Sehr gut erzogen der Kleine, wirklich“, lobte er mit glücklichen Grinsen eines zufriedenen Hundehalters. „Ist er denn auch schon stubenrein?“ „Niya!“,tadelte Shinya, der wohl bemerkt hatte, dass derartige Bemerkungen nicht gerade dazu beitrugen, Kaorus Unsicherheit schwinden zu lassen. „Halt einfach die Klappe, okay?“ „Den Gefallen würde ich dir wirklich gerne tun, Shin-chan“, sagte er, nun ebenfalls zum pseudo-Gentleman mutiert, „aber leider liegt das so gar nicht in meiner Natur. Ja, ja, die Gene... Komm, Kao-Baby, setz dich.“ Mit einer galanten Geste wies er auf irgendeinen freien Platz und ignorierte dabei gekonnt die tödlichen Blicke, die Shinya und Sakito ihm zuwarfen. Kaoru starrte Niya fassungslos an. ‚Kao-cchan‘ war ja noch ganz in Ordnung, aber ‚Kao-Baby‘... Er war doch kein Mädchen! Nach einigem Zögern setzte er sich dann aber doch kommentarlos auf den ihm mehr oder weniger zugewiesenen Platz. Shinya, der sich irgendwie selbst zu seinem persönlichen Bodyguard ernannt zu haben schien, folgte. Uruha setzte sich neben den noch immer leicht beleidigten Sakito und schenkte ihm endlich ein bisschen der erwünschten Aufmerksamkeit. Anfangs versuchte Kaoru noch, ihr Gespräch zu verfolgen, doch dann drifteten seine Gedanken immer weiter ab. Plötzlich kam ihm Mai in den Sinn. Was würde seine Schwester wohl sagen, wenn sie ihn jetzt sehen könnte? Ihr ach so toller großer Bruder kam aus dem Stottern nicht mehr heraus, lief alle zwei Minuten vor lauter Verlegenheit hellrosa an und saß da, als hätte er soeben seine engen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Stockfischen entdeckt. Und das nur, weil er eine Reihe schräger Gestalten kennengelernt hatte, die alles in allem doch eigentlich ganz nett waren... Wo also lag sein verdammtes Problem? Warum kam er nur nicht über diese Begegnung hinweg? Er benahm sich einfach lächerlich! „Sag mal, Kao-Baby – hat der riesige Kaffeefleck auf deinem Ärmel eigentlich irgendeinen tieferen Sinn?“ Okay, dieser alberne Kaffeefleck ließ ihn auch nicht eben cooler wirken... Kaoru drehte sich hastig zu Niya um, und bemerkte, dass er äußert erwartungsvoll angesehen wurde. Wieder einmal wusste er nicht so recht, was er jetzt sagen sollte... „Da – Waaaaaaaaah!“ Na, wenigstens hatte er nicht gestottert. Dafür hatte er aber bestimmt den Schock seines Lebens erlitten, als Uruha ihm – weiß der Henker, warum – urplötzlich auf den Schoß gesprungen war. Wäre da nicht eine rettende Sofalehne gewesen, läge er jetzt mit Sicherheit mit gebrochenem Genick auf dem Boden. Während Kaoru versuchte, seinen Herzschlag wieder auf ein normales Tempo zu bringen, hob Niya, noch immer grinsend und nicht halb so irritiert aussehend, wie er wahrscheinlich wirken wollte, eine Augenbraue. „Dieser Kaffeefleck“, dozierte Uruha sanft lächelnd, „war sozusagen ein Wink des Schicksals. Er hat dem armen Kao-chan eine seeeeehr einsame Zukunft erspart. Ohne ihn hätten wir uns nämlich niemals kennengelernt...“ „Ach so! Alles klar!“, lachte Niya und zündete sich eine neue Zigarette an, nachdem die alte Shinyas Sessel-Rettungsaktion zum Opfer gefallen und im Aschenbecher gelandet war. „Vergesst dann nicht , mich zu eurer Hochzeit einzuladen... Schon ‘nen Termin im Auge?“ „Wir hatten an Ende Juni gedacht...“, erläuterte Uruha und setzte dabei eine möglichst nachdenkliche Miene auf, die ihn aussehen ließ wie einen kleinen Dackel, der vergessen hatte, wo er seinen Knochen vergraben hatte. „Ist doch so, nicht wahr, Schatz?“ „Äh...“, war alles, was Kaoru dazu einfiel. Hilfesuchend sah er zu Shinya. Der Blonde schien völlig in seiner selbst gewählten Mutterrolle aufzugehen. Augenblicklich hatte er die ihm wesenseigene Sanftheit abgelegt und Uruha von seinem Schützling heruntergeschubst, ohne darauf zu achten, dass dieser beinahe mit dem Kopf gegen die Tischkante geknallt wäre. Dann sah er Niya giftig an. „Da hat er ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!“, bestimmte er. „Ach!“, meinte Uruha, der sich rasch wieder aufrappelte und irgendwelchen imaginären Staub von seiner Schuluniform klopfte, während sein Gesichtsausdruck von Nachdenklichkeit zu einer Art überraschten Enttäuschung mutierte. „Dann ist Juni also nicht recht?“ „Darum geht es nicht!“, keifte Shinya. Heute schien er wirklich einen sehr humorlosen Tag zu haben. „Behaltet eure scheiß hirnlosen Witze gefälligst für euch, statt anderen damit auf die Nerven zu gehen!“ „Aber das war doch nur Spaß!“ Als ob das jetzt nicht klar gewesen wäre. Außer einem abfälligen und äußerst missgelaunten Schnauben, war von Shinya nichts zu hören. Kaoru warf ihm einen verwunderten Blick zu. Klar – Keiner in dieser Runde verhielt sich so, wie er erwartete, doch Shinyas völlig überzogene Reaktion schoss endgültig den Vogel ab. „Uu~uuh, Shin-chan!“, witzelte Niya. „Da ist wohl jemand sehr eifersüchtig...“ „Niya....“ Shinyas Stimme war nicht mehr als ein gefährliches Knurren und selbst sein braves-Schulmädchen-Image schaffte es nicht mehr so recht, ihn harmlos wirken zu lassen... ...Und das war der Punkt, an dem Aoi beschloss, dass es an der Zeit war, schlichtend einzugreifen. Bevor noch etwas zu Bruch ging... „Hey, Leute!“, verschaffte er sich Aufmerksamkeit. „Wer außer mir will noch einen Kahe o le?“ Französisch war eine böse Sprache. Und obwohl Aoi mehrmals im Wörterbuch nachgeschlagen hatte, wie genau man ‚Café au lait‘ denn nun aussprach, brachte er es einfach nicht auf die Reihe. Aber das spielte im Augenblick auch nicht die größte Rolle, solange seine Freunde verstanden, was er meinte. Und er hatte tatsächlich Erfolg mit seinem Ablenkungsmanöver. „Ich! Ich! Ich!“ Uruha war beinahe sofort wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen, um seine Meinung zum Kahe o le kundzutun. „Kaffee mit Milch ist das beste! Super Idee, Aoi, du bist toll!“ Und schon klebte er dem Schwarzhaarigen im wahrsten Sinne des Wortes am Hals, was diesen allerdings nicht weiters zu stören schien. „Igitt!“, stellte Sakito nüchtern fest. Wie kann man sowas bloß trinken? Kaffee an sich ist ja schon widerlich. Und dann auch noch mit Milch?!“ Angeekelt verzog er das Gesicht. „Zicke!“, bemerkte Niya mindestens ebenso kühl, konnte sich das obligatorische Grinsen jedoch nicht ganz verkneifen. „Zicke?!“, wiederholte Sakito fassungslos. „Hast du mich eben tatsächlich Zicke genannt? Na warte! Das muss ich mir nicht von einem sagen lassen, der sich auch noch Zucker in den Kaffee schmeißt! Trau du dich ja nicht, mich noch einmal anzufassen!“ Und schon brachte Sakito wieder seinen berühmt-berüchtigten Schmollmund zum Einsatz, der jede Operndiva hätte neidisch machen können. Aoi lachte leise in sich hinein. Schon nach wenigen Sekunden war eine fieberhafte Diskussion über die richtige Art und Weise Kaffee zu trinken ausgebrochen, sodass sogar Shinya von seinem Ziel Niya ungespitzt in Grund und Boden zu stampfen, abgelenkt worden war. Bravo, Kommandant! Täuschungsmanöver geglückt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)