Sorry von MissNothing ================================================================================ Kapitel 3: Three ---------------- So... eigentlich müsste ich jetzt alles erledigt haben. Ich gehe im Kopf noch einmal meine Liste durch. Ja, ich hab alles. Mein Flug geht in zwei Stunden, also ist noch Zeit für einen Kaffee. Die alte, kaputte Kaffeemaschine werd ich bestimmt nicht mitnehmen, aber für einen letzten Kaffee hier reicht sie noch. Während das Teil so vor sich hin blubbert sitze ich auf dem Boden und warte. Doch plötzlich klingelt es. "Ja?" frage ich leicht verwundert in die Gegensprechanlage. "Ruki?" Ich glaub mein Herz bleibt stehen. Warum gerade jetzt? "Ruki? Lässt du mich rein?" Ohne zu antworten betätige ich den Türöffner. Ich höre das Summen von unten und dann Schritte im Treppenhaus. Und dann stehst du vor mir und siehst mich an. Und schon wieder würde ich am liebsten anfangen zu weinen. "Hi..." Mehr krieg ich nicht raus. Mehr kann ich beim besten Willen nicht sagen. Du gehst an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich schliesse die Tür und geh dir nach. Du stehst mitten im Wohnzimmer und siehst mich verwundert an. "Ruki, wo sind denn deine ganzen Möbel hin? Ziehst du aus?" Ich nicke nur. Ich nicke und versuche dich nicht anzusehen. "Aber... warum denn?" Ein bitteres Lächeln liegt auf meinem Gesicht. Wie blind ist dieser Mann eigentlich? "Was soll ich denn noch hier?" Er scheint darauf keine richtige Antwort zu wissen. Er zuckt mit den Schultern. "Wo gehst du denn hin?" "Nach Fukuoka. Ich hab mit ein paar Freunden von mir geredet, bei denen werd ich die ersten paar Wochen wohnen, bis ich was eigenes hab. Und nen Job können die mir auch besorgen." "Und die Schule?" "Die will ich eigentlich schon seit Jahren abbrechen." Er grinst. "Ok. Ich wollte eigentlich auch nur gucken ob du dir nix angetan hast, du warst ja seit Tagen nicht in der Schule. Bist ja so ein Sensibelchen." Dieses Grinsen. Dieses dumme, verlogene Grinsen. Freunde für immer, ja? Und jetzt behandelst du mich als würdest du mich nicht kennen. Ich hebe den Kopf und sehe dir in die Augen. "Du hast dir Sorgen gemacht? Ah ja, sicher. Hat man ja neulich auf dem Schulhof gesehen, als die mich zusammengeschlagen haben. Schien dir nicht so viel auszumachen." Ein leises Lachen entkommt mir. "Weisst du was? Ich bin froh hier endlich wegzukommen. Ich bin froh dass ich diesen Schritt endlich machen kann. Ich hatte bisher nie bemerkt dass ich mich total in die Vorstellung verrannt hatte, ohne dich nicht leben zu können. Aber ich kann ohne dich leben. Ich brauch dich wirklich nicht. Die ganze Zeit wollte ich nur bei dir sein, die ganze Zeit hab ich gedacht dass ich dir auch wichtig bin, zumindest als Freund. Aber jetzt hab ich ja gesehen dass das nicht mal ansatzweise so ist. Ich bedeute dir gar nichts, nicht mal als Freund bin ich dir wichtig. Wie blind war ich eigentlich? Die ganze Zeit hab ich nicht gemerkt was für ein Arschloch du eigentlich bist. Aber jetzt bin ich nicht mehr so dumm. Ich werd in Fukuoka ein neues Leben anfangen, ohne dich und ich bin froh darüber." Du stehst erstmal da und sagst nichts. Dann nickst du leicht. "Ok. Ich wünsch dir viel Glück. Ich hoffe du findest Menschen die dich so behandeln wie du es verdienst. Das hab ich ja scheinbar nicht getan." Die Ironie in deiner Stimme ist nicht zu überhören. warum ist mir nicht früher aufgefallen wie du wirklich bist? "Ich muss dann jetzt auch los. Mein Flug geht bald." "Ja, jetzt verpiss dich schon!" Ich nehme meine Koffer und stelle sie in den Flur. Dann ziehe ich mir meine Jacke über und gehe nochmal ins Wohnzimmer, wo du immer noch stehst. Ich gehe zu dir. "Eins noch..." Ich lege meine Lippen sanft auf deine. Im nächsten moment zieht ein Schmerz durch mein Gesicht. Du hast mir mit voller Kraft ins Gesicht geschlagen. "Hast du sie noch alle? Was soll der Scheiss?" "Tut mir leid. Aber das wollte ich noch tun bevor ich gehe." Ich lächle dich an. Dein Blick ist undefinierbar. Dann knuffst du mich leicht in die Seite. "Lass irgendwann mal von dir hören." Du grinst schief. Mein Lächeln wird ein Stück breiter. Du bist zwar ein Arschloch, aber trotzdem mein bester Freund. "Bis irgendwann. Mach nachher die Tür zu, der Schlüssel liegt auf dem Küchentisch." Ich nehme meine Koffer und gehe langsam die Treppe runter. Steige in das Taxi das schon auf mich wartet. Immer noch liegt ein Lächeln auf meinem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)