Sorry von MissNothing ================================================================================ Kapitel 2: Two -------------- Ein schrilles Klingeln reisst mich aus meinen Träumen. Am liebsten würde ich meinen Wecker ausmachen und weiter schlafen. Ich bin echt einfach nur müde. Die halbe Nacht war ich wach, weil ich nicht einschlafen konnte. So lange habe ich nur dagesessen und mich gefragt wie es jetzt weitergehen soll. Die Antwort auf diese Frage habe ich immer noch nicht. Lustlos taste ich nach meinem Wecker, nur um dieses vom Nachttisch zu schubsen. Mit einem letzten Klingeln verstummt er und ich stehe langsam auf. Ich tapse ins Bad und stelle die Dusche an. Ich warte kurz bis das Wasser warm geworden ist, sehe mich in meinem Bad um. Der kaputte Spiegel, den du einmal eingeschlagen hast als wir uns gestritten hatten. Das Klo über dem du nach unseren Sauftouren so oft gehangen und dich übergeben hast. Das Waschbecken auf dem ein paar schwarze Flecken sind, weil du mir hier die Haare gefärbt und ne ziemliche Sauerei gemacht hast. Tränen schießen mir in die Augen. Alles, wirklich alles in dieser Wohnung erinnert mich an dich. Ich ziehe mich aus und stelle mich unter das mittlerweile warme Wasser. Jetzt kann man zwischen Wasser und Tränen nicht unterscheiden. ~ Schon vor der ersten Schulstunde haben mir ein paar deiner Freunde Schwuchtel hinterhergerufen. Ich hätte nie gedacht dass mir das so egal ist. Solange du das nicht zu mir sagst. In den Pausen verzieh ich mich aufs Klo. Ich hab schon irgendwie Angst denen auf dem Schulhof zu begegnen. Die restlichen Unterrichtsstunden ziehen fast unbemerkt an mir vorbei. Was mach ich eigentlich jetzt noch hier? Schon seit ich 16 bin will ich die Schule eigentlich abbrechen und mir irgendwo Arbeit suchen. Jetzt bin ich fast 19 und sitze hier immer noch. Und nur weil du gut in der Schule bist. Nur weil du deinen Abschluss machen willst. Nur weil ich so jeden Tag bei dir sein konnte. Aber jetzt? Jetzt tut deine Anwesenheit einfach nur weh. ~ Endlich das erlösende Klingeln. Ich stehe auf, packe meine Sachen zusammen und gehe nach draussen. Ich gehe langsam über den Schulhof, nehme um mich herum kaum etwas wahr. Bis ich stolpere und ziemlich hart auf den Boden aufschlage. Ein lautes Lachen ertönt. Ich stehe auf, sehe deine Freunde an. "Oh, das wollte ich nicht, das tut mir aber leid." Ja klar, es lebe die Ironie. Zum Glück hab ich mir nicht wirklich wehgetan. Eigentlich will ich gehen, aber einer von denen hält mich zurück. Er schubst mich zurück, schmeisst mir irgendwelche Schimpfwörter an den Kopf. Ist mir aber egal. Die können mich von mir aus beschimpfen wie sie wollen. Ein stechender Schmerz zieht plötzlich durch meinen Körper. Einer von ihnen hat mich voll in den Bauch geschlagen. Scheisse, hat der nen Schlag drauf. Ich taumele leicht zurück, weitere Schläge folgen. Im Grunde genommen spüre ich gar nichts. Sicher ist da der körperliche Schmerz, aber ansonsten fühle ich nichts. Doch dann hebe ich den Kopf und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Du kommst über den Schulhof, neben dir deine Schwester. Als ihr bei uns ankommt geht sie einfach weiter, du aber bleibst stehen. Ich sehe dir in die Augen, würde dich eigentlich gerne um Hilfe bitten. Aber kein einziger Ton kommt über meine Lippen. Du drehst dich um und gehst. Tränen laufen über mein Gesicht ohne dass ich sie zurückhalten kann. Die Typen lachen nur, schlagen noch ein paar mal zu und verschwinden dann. Ich sammele meine Sachen zusammen und gehe nach Hause. Ich schliesse die Tür hinter mir und sinke zu Boden. ~ Ich sitze auf meinem Balkon und rauche. Einige Stunden habe im Flur gesessen und wie ein kleines Kind geweint. Dann habe ich die Verletzungen die deine tollen Freunde mir zugefügt haben versorgt. Aber die Wunde die du mir zugefügt hast wird lange Zeit brauchen um zu verheilen. Das weiss ich. Aber ich werde jetzt nicht mehr weinen. Ich bin kein Kind mehr, ich bin erwachsen. Du liebst mich nicht, damit muss ich klarkommen. Du willst nichts mit einem Schwulen zu tun haben, auch dass muss ich akzeptieren. Sollte ich wirklich einen Schlussstrich ziehen? Sollte ich das Kapitel 'Reita' endlich beenden? Sollte ich wirklich nochmal anfangen zu leben? Ich lächele leicht. Ja, ich sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)