Schattenkrieger von Wolf_tears (Kreatief!) ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Der Regen spülte das Blut von den Wänden, dem Boden und den Händen der Menschen, doch vermochte er nicht, das Blut von den Herzen der Schuldigen und Mörder zu vertreiben. Auch blieben die Trauer, die Wut und der Zweifel der Zurückgebliebenen in ihrer zerstörten Seele. Milana blickte hinab auf den leblosen Körper ihres Fürsten, der in einem schön verzierten Sarg ruhte. Viele Stunden waren vergangen, seitdem sie zusammen mit den anderen Schatten- und Sonnenkrieger die Feinde aus ihrem Heim vertrieben hatten. Stunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen waren. Stunden der Freude, Stunden der Trauer. Sie hatten ihr Zuhause wieder, hatten ihre Stärke bewiesen…doch für welchen Preis…? Milana schwieg, hörte nicht die Worte der anderen Krieger, oder des Volkes. Nichts erreichte sie mehr, außer dem Anblick ihres Fürsten. Sie hatte versagt. Sie konnte ihn nicht beschützen… Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und schließlich wandte sie sich von dem Leichnam ab. Der Tigerfürst hatte es so gewollt…er hatte sie fort geschickt…wollte alleine gegen die Feinde kämpfen, damit sie seine Tochter beschützen konnte… Sari, die Tochter des ehrwürdigen Fürsten Namada, stand abseits, entfernt von dem ganzen Tumult. Sie hatte ihr Gesicht von dem toten Körper ihres Vaters abgewandt und blickte hoch zum Himmel. Der Regen floss über ihr Gesicht, vermischte sich mit dem traurigen Blick und wirkten wie Tränen. Die Todesfeier fand nur wenige Stunden nach dem Angriff draußen in dem großen Garten des Fürsten statt. Jeder von dem normalen Volk, der in der Nähe der Festung wohnte, war erschienen, um Namada die letzte Ehre zu erweisen. Selbst einige der Schattenkrieger waren gekommen, nur hielten sie Abstand, so, wie sie es immer machten, bei so vielen Menschen. Nur Milana war mitten drin… Die schweigsame Kriegerin schritt auf Sari zu, blieb neben ihr stehen und sah ebenfalls zum Himmel empor. In diesem Moment wusste sie einfach nicht, was sie sagen sollte…Sari war eine starke Frau geworden in den Jahren und selbst jetzt versuchte sie stark zu bleiben. Milana aber sah, dass es ihr nur halbherzig gelang. „Aráshi…“ Die Stimme der jungen Frau war leise und schwach, als sie dies sagte. Immer noch blickte sie einfach nur hoch. „Mein Vater…er war stolz Sie bei uns zu haben…und ich…ich werde seinen Platz einnehmen müssen…ich werde die neue Fürstin werden, die auf unser Volk Acht gibt…“ Ihre Hände fingen an zu zittern, doch dies war die einzige Blöße, die preisgab. „Wenn ich Fürstin bin…werden…werden Sie mir beistehen, so wie sie meinem Vater beigestanden haben? Ich brauche eine Person, auf die ich zählen kann, egal welcher Auftrag es ist…und Sie haben meinen Vater nie enttäuscht…bitte…Aráshi…“ Die Angesprochene sah Sari bereits an, schwieg aber, bis sie endgültig ihren Satz beendet hatte. Ohne Zögern, griff sie die Hand der zukünftigen Fürstin und zog diese Näher an sich. Es war eine Art Umarmung, doch hielt Milana sich noch immer zurück. Auch wenn sie mit Sari aufgewachsen war und diese zu ihrer Familie gehörte, würde Sari bald eine Fürstin sein und sie selbst war ihre Untergebene, ihr Schattenkrieger. Ein knappes Nicken kam von Milana. „Sari…ich werde Ihnen…ich werde dir immer bei stehen. Ich habe es deinem Vater versprochen, dich zu beschützen, solang es mir möglich ist. Ich würde niemals mein Reich, mein Heim verraten…als Schattenkrieger…und als alte Freundin werde ich dir dasselbe Versprechen abgeben, was ich deinem Vater schon gegeben habe. Ich werde die Fürstenfamilie und das Volk schützen. Auch wenn ich als Schattenkrieger frei bin, ist es mir mehr eine Ehre als eine Pflicht das zu tun.“ Auf den Lippen von Sari zeichnete sich ein Lächeln ab. Diesmal war sie es, die Milana näher an sich zog und diese drückte. So nahe waren die beiden sich seit ihrer Kindheit nicht mehr gekommen. Die Berührung dauerte nur wenige Sekunden, doch Milana spürte, dass es aus Sari’s Herzen kam. Alte Freundschaft wurde für diesen Moment wiedererweckt. Die zukünftige Fürstin ließ von der Kriegerin ab und atmete einmal tief durch. Immer noch lächelte sie leicht. „Danke, Aráshi…“ Milana nickte leicht, sah weiterhin in die dunkel blauen Augen ihres Gegenübers. //Sie kennt als einer der wenigen meinen wahren Namen. Immerhin sind wir zusammen aufgewachsen…und solange bin ich noch nicht die Aráshi, die alle kennen…aber um mir nicht zu schaden hat sie nie wieder meinen Namen gesagt…seit dem Tag nicht mehr, als ich ihr von meinen Absichten erzählt habe…// Sari blickte zum Sarg ihres Vaters, welcher gerade geschlossen wurde. Sie blieb stehen, sah sich dies nur vom Weiten an, sowie sie es schon bei der ganzen Todesfeier getan hatte. Milana glaubte, dass sie noch nicht bereit war, den Tod ihres eigenen Vaters zu akzeptieren. Auch sie hatte ihre Familie vor nicht allzu langer Zeit verloren…und bis heute konnte sie dessen Tod nicht akzeptieren...nur deswegen hatte sie sich entschlossen ein Großmeister zu werden. Nur ohne Familie konnte sie dieses Ziel erreichen…Als Schattenkrieger hatte sie ihre Familie schon Gefahr gebracht, da konnte sie es ihnen nicht auch noch zu muten, ein Meister unter ihresgleichen zu werden… Milana legte noch einmal beistehend ihre Hand auf die Schulter der neuen Fürstin. Nah der Namada seine Ruhe unter der Erde gefunden hatte, würde die zweite Feier stattfinden. Die offizielle Anerkennung für Sari und ihren neuen Platz. Als Fürsten des westlichen Reiches. Als weiße Fürstin, die unter dem Sternenbild des Tigers herrschte… Sari ging nur wenige Schritte vor, wobei sich ihr hellbraunes Haar sanft über ihre Schulter legte, und blieb dann wieder stehen. Ohne sich Milana zuzuwenden sagte sie: „Ich bin zwar noch nicht für das Volk die rechtmäßige Fürstin…aber für dich Aráshi, nicht wahr?“ Sie machte eine kurze Pause, doch Milana schwieg. Sari wusste die Antwort bereits. „Ich habe einen Auftrag für dich…und ich traue nur dir, ich glaube, dass nur du in erfüllen kannst…nehme dir einige meiner Schattenkrieger. Nimm jeden dem du zutraust mithalten zu können. Und dann geh ins Reich des Drachen. Es waren die Samurai dieses Landes, die meinem Vater die tödliche Wunde zugefügt haben, es waren sie, die meine Heimat bedroht haben…ich weiß, dass sie es waren…und dafür werden sie büßen. Ich will meine Rache. Töte den Fürsten und seine Familie. Bring Leid über dieses Land. Vernichte jeden, der dir in die Quere kommt.“ Mit diesen Worten ging sie, ohne darauf zu warten, ob Milana den Auftrag annehmen würde. Fassungslos über den Rachdurst von Sari, blieb Milana stehen und sah der jungen Fürstin nach. Sie konnte verstehen, dass sie Rache wollte…auch Milana hatte nach dem Tod ihrer Familie so gefühlt…aber…das mehr als ein normaler Krieg werden… Milana blickte auf den Boden und atmete tief durch. //Verdammt…// Sie wusste, dass all das nicht gut gehen konnte, aber sie hatte Sari geschworen alles auszuführen, was sie ihr auftragen würde. So wie sie es bei ihrem Vater getan hatte. Aber Namada hatte niemals so etwas von ihr verlangt. Es wäre für sie kein Problem den Fürsten des Ostens zu töten, aber seine ganze Familie? Zu einer Familie gehörten Kinder…und sie wusste, dass sie nicht in der Lage war, wehrlose Kinder zu ermorden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)