Schicksalskinder von Schreiberling (Mein erster WB-Beitrag) ================================================================================ Kapitel 12: Diebe und kleine Brüder ----------------------------------- Nummer 12 Soll ja ne gute Zahl sein. Na mal schauen. -------------------------------------------------------------------------------- Mahado machte seinen üblichen Abendrundgang durch den Palast. Wachsam besah er sich jeden Winkel genau. Trotzdem schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Er verstand nicht, wie Seth es geschafft hatte, die Bearbeitung so souverän und vor allem logisch durchzuführen..... Er hatte ihm doch mit Absicht diese schwere Aufgabe gegeben und der neue Hohepriester hatte sie mit Bravour erledigt. Da musste ihm jemand geholfen haben.... Aber wer? Isis, Karim und Shada konnten es nicht gewesen sein. Er hatten sich doch mit diesen Dreien darauf geeinigt, Seth diese Aufgabe zukommen zu lassen. Akunadin war niemand, der freiwillig einem anderen unter die Arme griff, also fiel er auch weg. Atemu hatte als Pharao sicher kein Interesse daran, Seths Aufgaben mit zu übernehmen. Außerdem hatte er doch alle Pflichten des Tages abgesagt und sich in seinen Gemächern verkrochen. Nein. Er hatte Seth sicher nicht geholfen. Aber sonst gab es niemand, der bei den Beratungen zugegen gewesen war.... „Wie hast du es nur geschafft......“ „Och. Ich hab einfach das Fenster genommen, aber danke der Nachfrage.“, antwortete eine schalkhafte Stimme und Mahado schrak zusammen. Als er den Kopf drehte, saß da ein Mann in einem ziemlich ramponierten roten Gewand auf dem Fenstersims und grinste ihn an. „Wer bist du und wie ist es dir gelungen in den Palast einzudringen?!“ Mahado ging sofort in Kampfhaltung über. Er durfte sich keine Fehler erlauben. Diese waren in der Vergangenheit oft genug passiert. „Berechtigte Fragen für jemanden, der für die Sicherheit des Palastes verantwortlich ist.“, meinte der Mann mit den weißen Haaren ironisch und sprang von dem Sims zu Boden. „Aber ich will mal nicht so sein. Schließlich ist es unhöflich sich nicht vorzustellen, wenn man einem Fremden gegenübersteht.“, spielte er auf Mahados fehlende Manieren an und verbeugte sich spielerisch. „Man nennt mich Bakura, König der Diebe.“ Mahado sah nicht ein, weshalb er seinen Namen nennen sollte und außerdem wusste der andere ihn sicher bereits. „Was willst du hier?“ „Du meinst, außer meinem Gewerbe nachgehen.“, fragte Bakura lachend und zog den Stoff seiner Kleidung von seinem linken Arm zurück. „Ich will ein bisschen Spaß.“ Mahado konnte den Blick nicht von dem goldenen Objekt an Bakuras Arm nehmen. Das konnte doch unmöglich ein echtes Diadiak sein..... So etwas besaßen nur die Hohepriester und der Pharao. Seth hatte auch sein eigenes überreicht bekommen, nachdem man ihn geweiht hatte. Jedem wurde ein spezielles Diadiak, was Gewicht und Größe betraf, angefertigt. „Woher hast du das?“, zischte Mahado bedrohlich und machte sein eigenes Diadiak zum Kampf bereit. „Das war ein Geschenk. Warte mal...... Man hat mir gesagt, es hat früher mal so nem verstaubten Pharao gehört. Hieß Aknankadings oder so.....“ „Du mieser Gauner! DAS WIRST DU BÜßEN!“, brüllte Mahado und ließ seinen Magier der Illusionen erscheinen. „Was ist das für ein Lärm, Phis?“ Akunadin erhob sich schläfrig aus seinen bequemen Kissen. Das hatte sich ganz nach dem Gekreische eines Monsters angehört..... Oder hatte er etwa geträumt? Seit er dieses Mädchen mit den eisigen Augen gesehen hatte, keimte in ihm ein Verdacht. Das Mädchen konnte das Gefäß für ein ganz bestimmtes Ka sein. Aber vielleicht irrte er sich auch. Nur war ihm noch gut im Gedächtnis, dass eine Seherin, die damals bei Seths Geburt dabei gewesen war, prophezeit hatte, dass ein großes Lichtwesen ihm in die Welt der Sterblichen gefolgt sei und ihn wenn die Zeit reif war, aufsuchen würde. Seine Frau hatte damals geglaubt, dass es für Seth ein Glücksfall wäre, denn Lichtwesen hörte sich doch gut an. Aber Akunadin hatte sofort an eine alte Legende gedacht, nach der der Gott Seth einen weißen Drachen mit eiskaltem Blick besaß, der die Kräfte der heiligen Göttermonster übertreffen könne. Die drei Göttermonster unterstanden immer dem Pharao und nicht jeder hatte die Kraft sie zu rufen. So war es einem Bruder beispielsweise verwehrt geblieben. Vielleicht war der weiße Drache das Lichtwesen aus der Prophezeiung und seinem Sohn würde die ausgleichende Gerechtigkeit des Gottes Seth zuteil werden. Gerade weil Akunadin dies damals inständig gehofft hatte, gab er seinem Sohn den Namen Seth. Mit diesem geheimnisvollen Mädchen und die rätselhafte Weise, in der es mit seinem Sohn sprach, schien es kaum einen Zweifel an Akunadins Vermutung zu geben. „Phis? Wo steckt dieser Nichtsnutz schon wieder.......“ Akunadin schlug die Bettdecke beiseite und stand auf. Von seinem Diener war nichts zu sehen. Vielleicht hatte er sich wo anders ein Schlaflager gesucht. Meist hauste er lieber im Freien. „Der Krach ist ja nicht auszuhalten. Wie soll da ein vernünftiger, zukünftiger König schlafen?“, murrte Akunadin sauer und zog sich schnell etwas über, um der Sache auf den Grund zu gehen. „Schwarze Magie Attacke!“, rief Mahado nun schon zum wievielten Mal, richtete aber nur minimalen Schaden aus. „OH. Wieder daneben. Mein Diabound ist eben nicht so einfach klein zu kriegen.“, stichelte Bakura und griff seinerseits an. „Schnapp dir den kleinen Zauberer, DIABOUND!“ Das Monster aus halb Schlange, halb Ungeheuer packte mit seinem Schwanz zu und wickelte den Magier der Illusionen ein. Mahado keuchte vor Schmerz, als er den seines eingequetschten Monsters spürte. Das war der große Nachteil eines Diadiak Kampfes. Man erfuhr die Pein seines Seelen verbundenen Monsters am eigenen Leib. „Gibst du auf, Hohepriester?“ Bakura grinste breit. „Ich sagte es schon, wenn du mir deinen Ring aushändigst, lasse ich dich unbehelligt frei.“ „NIEMALS!“, keuchte Mahado und rief seinen Schattengoul zur Hilfe. „Schattengoul ATTACKE!“, brachte er unter Mühe hervor und durch den plötzlichen Angriff eines zweiten Monsters konnte sich Mahados Magier der Illusionen befreien. Mahado erholte sich bereits wieder. Jetzt wo sein Magier frei war, ging es ihm zusehends besser. Aber der Kampf war dadurch noch nicht gewonnen. „Sieh einer an. Der große Hohepriester spielt unfair. Zwei Monster gegen eines.“ Bakura rügte Mahado mit einem Fingerzeig. „Das ist aber gar nicht nett.“ „Gibst du auf?“, wollte Mahado stattdessen wissen und ging nicht auf die Spielchen seines Gegenüber ein. Dieser Diabond, den Bakura da hatte, war wirklich stark und kaum zu schlagen. Er schien mit jedem Zug stärker zu werden, ohne dass ersichtlich wurde, warum..... „Das hast du dir so gedacht......“ Bakura lachte laut. „Dabei habe ich doch noch nicht mal richtig angefangen, Spaß zu haben.“ „Wie du willst.“, gab Mahado wütend zurück und ließ seinen Schattengoul in der Wand zu Bakuras Rechten verschwinden. „Dann sieh selbst, was du davon hast....“ Bakura blieb von Mahados Worten völlig unbeeindruckt. „Ich sehe immer zu, dass was anständiges für mich abspringt.....“, grinste er und beobachtete vorsorglich die Wände um ihn herum. Mahado, der sich im Vorteil fühlte, nutze die Chance und startete einen Überraschungsangriff. „Schattengoul!“ Das Monster kam aus derselben Wand geschossen, in der es auch verschwunden war, was an sich schon den Überraschungseffekt auf seiner Seite hatte, aber leider war Bakura nicht auf den Kopf gefallen. „Diabound Schockwelle!“ Das große Monster öffnete sein Maul und stieß einen so markerschütternden Schrei aus, dass der Palast bebte. Die Schallwellen, die durch den Raum hallten, waren einfach zu gewaltig für Mahados Monster und es wurde im Sprung vernichtet. Mahado fiel stöhnend auf die Knie und schlang die Arme um seinen Oberkörper. „Wie ist das nur möglich......“, keuchte er auf und versuchte krampfhaft nicht ohnmächtig zu werden. „Was ist denn los? Ist der große Mahado, etwa schon am Ende???“ Bakura gähnte herzhaft. „Dabei hatte ich mir noch soviel mehr Spaß versprochen.“ „Wir sind noch lange nicht fertig.....“, stellte Mahado klar und richtete sich unter Schmerzen wieder auf. Das Atmen fiel ihm schwerer und schwerer. Aber er durfte nicht gegen einen Dieb verlieren, der sich auch noch vorgenommen hatte die Millenniumsgegenstände zu stehlen. Diese konnten in den falschen Händen großen Schaden anrichten. Natürlich nur, wenn der Gegenstand seinen neuen Besitzer akzeptierte oder der Besitzer etwas von Magie verstand. Mahado wusste zwar nicht, wie Magie mit Bakura zusammenhängen könnte, aber Diabound war sicher nicht von ungefähr sein Ka. „Dann zeig mal, was du kannst. Mir ist bereits langweilig.“ Bakura wartete gespannt und versuchte nicht all zu ungeduldig zu wirken. Mahado stand nun wieder aufrecht da und funkelte seinen Gegner wütend an. „Magier der Illusionen...... GIB ALLES!“ Damit ging Mahado einen großen Risikoangriff ein. Er gab seine Lebenskraft an sein Monster weiter um dessen Diabound in einem vernichtenden Schlag zu besiegen. Aber als der Energieblitz auf Bakuras Monster zuschoss, verschwand dieses plötzlich im Boden. „WAS?! ABER DAS KANN NICHT SEIN?!“ Diese Fähigkeit hatte nur sein zerstörtes Monster besessen, wie konnte Bakura nur....... „Ups. Hatte ich etwa vergessen zu sagen, dass mein Diabound die Fähigkeiten der Monster absorbiert, die er vernichtet......“ Bakura lachte auf und sein Diabound erschien wieder. Geschwächt fiel Mahado auf die Knie. Das war ein fataler Fehler von ihm gewesen, denn nun war er leichte Beute für Bakuras Diabound. „Dann verabschiede dich schon mal von deinem Millenniumsring, Mahado!“, rief Bakura siegesgewiss aus und befahl seinem Monster den Angriff. Die dunkle Welle aus vernichtender Energie rollte auf Mahado zu und dieser schloss geschlagen die Augen. Er konnte sich kaum mehr bewegen, geschweige denn zurückschlagen. „Leb wohl.“, grollte Bakura dunkel und dann hatte die Welle Mahado auch schon erreicht...... Doch...... Ein lautes Drachenbrüllen war zu hören und dann schoss ein weißer Drache vom Himmel hinab inmitten des Gebäudes, wo sich die zwei Kontrahenten befanden. Mit einem hellen Lichtblitz wurde nicht nur die Decke zerschlagen, sondern auch Diabounds Attacke. „Verdammt.“, schimpfte Bakura, nutzte aber schnell die Gelegenheit dem bewusstlosen Mahado den Millenniumsring zu entreißen. Schnell floh er über das Dach davon. Der weiße Drache verschwand wieder, als er sah, dass die Gefahr vorüber schien. Er hatte seinen Auftrag erledigt. Sein Drachendonnern hatte mittlerweile jeden im Palast aufgeweckt und so kamen die Hohepriester allesamt angelaufen, um zu sehen was los war und schließlich Mahado zu helfen. Bakura entkam unbemerkt mit dem Ring. Er hatte es zwar nicht geschafft Mahado aus dem Weg zu räumen, aber dafür besaß er das, was er hätte stehlen sollen. Auftrag also erfolgreich abgeschlossen..... Akunadin stand da und schaute dem weißen Drachen verträumt nach. Dann hatte er also mit seiner Vermutung gar nicht so falsch gelegen. Nun musste er nur noch herausfinden, wer das Ka des weißen Drachens hatte und ob es sich dabei zufällig um Seths Kisara handelte. Was ihm weniger gefiel, war der weißhaarige Mann, der über die Palastmauer gehuscht und dann so plötzlich und mit einem goldenen Licht verschwunden war. Das hatte nach einem Millenniumsgegenstand ausgesehen, da war sich Akunadin sicher. Wenn jemand die Millenniumsgegenstände stahl, war das nicht gut für seine eigenen Pläne. Er musste herausfinden, wer dahinter steckte, bevor sich dieser jemand alle weiteren Gegenstände unter den Nagel riss. Es war bereits wieder helllichter Tag, als Mahado die Augen aufschlug. Besorgte Gesichter waren um ihn versammelt und schauten ihn durchdringend an. „Geht es euch gut?“ “Seid ihr verletzt?“ „Was ist passiert?“ „Wo ist euer Millenniumsring?“ Viel zu viele Stimmen, viel zu viele Fragen prasselten auf den Hohepriester ein und bereiteten ihm Kopfschmerzen. „Lasst ihn doch erst mal zu sich kommen.“, warf eine kühle Stimme ein und brachte damit die anderen zum Schweigen. Überrascht begriff Mahado etwas verspätet, dass ausgerechnet Seth ihm half. Verwirrt sah er nach oben in tiefes Blau, dass gerade zu Karim hinüberschaute, der wieder den Mund geöffnet hatte, um noch etwas zu sagen. Nach Seths drohendem Blick überlegte er es sich aber anders und schloss ihn wortlos zu. Isis nahm einen feuchten Lappen und legte ihn Mahado über die Stirn. „Seth hat recht. Mahado ist sehr erschöpft. Vielleicht sollten wir ihm noch etwas Ruhe gönnen.....“ Besorgt tastete sie nach seinem Puls. Mahado ließ es einfach über sich ergehen. Er fühlte sich noch zu schwach um viel zu protestieren. „Das sehe ich nicht so. Sein Millenniumsring ist verschwunden und wir müssen in Erfahrung bringen, weshalb......“ Shada verschränkte trotzig die Arme. Er liebte es wohl quer zu schießen, vor allem wenn Seth seine Meinung kund tat. Seth ergriff gereizt das Wort. „Könnt ihr nicht sehen, dass er kaum die Augen aufhalten kann?!“ Er funkelte Shada wütend an. „Wo der Ring hin ist, wissen wir nicht. Aber warum er weg ist, ist doch offensichtlich....“ „Ach? Und weshalb?“, keifte Shada zurück und erntete einen weiteren kalten Blick nur diesmal mit echtem Frostfaktor. „Ganz einfach. Da versucht jemand sich alle Millenniumsgegenstände zu schnappen.“ Shada schwieg etwas bestürzt über diese Antwort. „Wenn das, was ihr da sagt, stimmt.....“, warf Karim ein. „Dann kann einer von uns das nächste Ziel eines Angriffes sein.“ Seth nickte zustimmend. Wenigstens einer, der begriff. „Aber das ist doch absurd. Weshalb sollte jemand die Millenniumsgegenstände stehlen? Sie gehorchen doch nur ihrem Träger.“, gab Shada zu bedenken und machte sich dabei selbst falsche Hoffnungen. Im Grunde wusste er, dass Seth recht hatte, wollte es aber nicht zugeben. „Das ist nicht ganz richtig.“, meinte Isis und jeder wusste an was sie dachte. „Jemand mit magischen Fähigkeiten und einem dunklen Geist könnte die Gegenstände zweckentfremden.“ Bedrücktes Schweigen stellte sich ein. Mahado nutzte die Gelegenheit und richtete sich stöhnend auf. „Mahado! Bleibt noch liegen!“ Isis versuchte den geschwächten Hohepriester zum Hinlegen zu überreden, aber Mahado wollte sie warnen, bevor der Dieb zurück kam. „Es war ein weißhaariger Dieb, namens Bakura. Er hatte ein Diadiak und ein unglaublich starkes Ka. Er nannte es Diabound.“ Mahado holte tief Luft und Isis reichte ihm schnell einen Becher mit Wasser. Nachdem Mahado in schnellen Zügen das Wasser heruntergespült hatte, sprach er weiter. „Wenn es wahr ist, was er sagte, so hat er das Diadiak aus Aknankanons Grab gestohlen.“ „DAS IST FREVEL! HOCHVERRAT!“ Shada konnte sich kaum beherrschen. „Das sind schlimme Neuigkeiten.“, mischte sich nun Akunadin ein, der bisher nichts gesagt hatte. „Aber was sollte ein kleiner Dieb mit den Millenniumsgegenständen wollen.....“ Diese Frage war wirklich berechtigt, denn keiner konnte sich Bakuras Verhalten erklären. Vor allem da Mahado noch hinzusetzte, dass er es für unwahrscheinlich hielt, dass Bakura dieses starke Ka schon früher in sich gehabt hatte. „Es kam mich so vor, als würde er mit seinem Monster zum ersten Mal kämpfen. Wenn man ein eigenes Ka besitzt, ist es doch normalerweise so, dass man es öfter einsetzt. Wenn man in Gefahr ist oder Angst hat......“ Karim nickte zustimmend. „Was glaubt ihr, wen er als nächstes angreifen will?“ Dazu konnte niemand eine passende Antwort geben. Es konnte jeden treffen. Vielleicht hing es von der passenden Gelegenheit ab. Schließlich war Mahado ganz alleine gewesen auf seinem Rundgang. „Wir sollten jedenfalls vorsichtig sein und uns nur noch zu zweit bewegen....“, meinte Isis nachdenklich, aber da waren die Männer nicht ihrer Meinung. „Schon wegen unserer Pflichten können wir das nicht durchführen. Wir müssen also einfach wachsam bleiben und bei Gefahr nach Hilfe rufen.“, gab Karim zu bedenken. „Dann heißt es ab jetzt, Ohren offen halten.“, setzte Shada hinzu. Die Hohepriester verließen Mahados Zimmer, um ihre täglichen Pflichten wieder aufzunehmen. Nur Isis blieb noch am Bett des Kameraden und legte noch ein frisches Tuch auf seine fiebernde Stirn. „Sagt Mahado...... Wie ist es euch gelungen Bakura in die Flucht zu schlagen, wo ihr doch euren Ring verloren habt?“ Mahado schaute mit glasigen Augen zu ihr auf. „Ich erinnere mich nur noch an ein gewaltiges Brüllen und ein unglaublich helles Licht...“ Mahado schloss seufzend die Augen. „Das ist alles woran ich mich erinnere.“ Dann schlief er ein und Isis blieb bei ihm, um auf ihn aufzupassen. Draußen vor der Türe hatten sich die restlichen Hohepriester wieder zerstreut, um ihren eigenen Belangen nachzugehen. Jedenfalls fast alle...... „Seth. Kann ich euch kurz unter vier Augen sprechen?“ Akunadin legte dem Blauäugigen beschwörend eine Hand auf die Schulter und hielt ihn so vom Weggehen ab. „Was ist denn, Meister Akunadin?“ Akunadin hatte ihn zwar gebeten das Meister bei der Anrede sein zu lassen, aber Seth bestand darauf und so beließ er es vorerst dabei. „Habt ihr bereits versucht euer Diadiak zu nutzen?“ Seth schaute dem Mann vor sich fragend ins Gesicht. „Wozu? Ich hatte bisher keinen Anlass. Warum fragt ihr?“ Akunadin, der sich das schon gedacht hatte, sah ihn besorgt an. „Wenn man die jetzigen Umstände betrachtet, solltet ihr bald damit anfangen. Am Besten sofort.“ Seth verstand. „Ich bin sicher, dass ich kein Problem mit dem Umgang haben werde. Ich habe immer sehr schnell und leicht gelernt.“ Aber Akunadin war anderer Meinung. „Das ist nichts, was man lernen sollte. Man muss es im Blut haben. Ich habe eine Idee.“ Er nahm Seths Arm und zog ihn mit sich. „Was soll das? Was habt ihr denn vor?“ „Wir zwei werden jetzt ein bisschen duellieren gehen.“, meinte der alte Mann lächelnd und zog seinen nichts ahnenden Sohn hinter sich her. Atemu, der von dem nächtlichen Vorfall unterrichtet worden war, machte sich keine Sorgen. Seine Hohepriester waren allesamt stark und Mahado würde sich seinen Gegenstand sicher wiederholen, wenn er genesen war. Eine andere Sache beschäftigte den Pharao fiel mehr. Man hatte ihm eine Nachricht gebracht, in der stand, dass sich Seths Bruder höchst wahrscheinlich gefunden hatte. Der Beschreibung nach, die er sich heimlich von Seths Diener Rekash besorgt hatte, gab es kaum einen Zweifel. Man würde den Jungen noch heute zu ihm bringen und nun wartete der Pharao ungeduldig auf dessen Ankunft. Nach allem, was er wusste, war der Junge von diesem Galerius an einen Sklavenhändler, namens Kasek, verkauft worden und dieser war mit Mokeptah zu Pferde nach Süden zurückgereist. Dabei hatte sich ein Unfall ereignet und Seths Bruder hatte wohl in irgendeiner Form, die der Pharao noch nicht kannte, Schaden genommen. Aber erst würde er sich ein eigenes Bild von dem Jungen machen und außerdem musste der Kleine erst mal Beweise erbringen, dass er wirklich Seths Bruder war. Eher würde er ihn nicht zu seinem geliebten Hohepriester lassen. Das war ja wohl klar. Was Atemu nicht in den Kopf gehen wollte, war, dass Seths Diener und seine Männer es nicht geschafft hatten, Seths Bruder ausfindig zu machen, wo es plötzlich so schnell ging. Aber es stimmte wohl, dass die Leute viel gesprächiger wurden, wenn sie wussten, dass der Pharao jemanden suchte und nicht ein paar einfache Diener irgendeines hohen Herrn. Atemu schmunzelte. Pharao zu sein, hatte eben doch so seine Vorzüge. Kisara stand etwas abseits des Geschehens vor ihr und machte ein betrübtes Gesicht. Akunadin und Seth kämpften dort im Innenhof des Palastes mit ihren Monstern. Seth, der natürlich erst seit kurzem Hohepriester war, hatte Sengals Monster sozusagen geerbt und versuchte sich nun so gut es ging, mit dem Diadiak vertraut zu machen. Kisara wäre gerne eingeschritten, schon deshalb weil ihr Akunadins Ermunterungsversuche kleine Schauer über den Rücken jagten. „Du musst wütender sein, das stärkt deine Kampfkraft!“, wies er Seth an und dieser versuchte es so zu machen, wie der alte Hohepriester es von ihm verlangte. Dass er damit völlig falsch lag, ahnte er nicht. Bei einem Kampf mit dem Diadiak war die größte Kraft immer die in sein eigenes Monster, das einen schützte. Vertraute man diesem Wesen und hatte keine Zweifel an seiner Stärke konnte man nicht verlieren. Was Akunadin Seth da beibrachte, war zwar auch eine Möglichkeit an Stärke zuzunehmen, aber es war die falsche Art von Stärke. Kisara ließ traurig den Kopf hängen, was nützte es ihr hier zu sein, wenn sie nichts tun durfte. Sie war wieder vertröstet worden und es blieb ihr nichts übrig, als zu gehorchen. Wenn sie es nicht tat, hatte sie nicht wieder gutzumachende Konsequenzen zu tragen. Das konnte sie nicht riskieren. Sie musste bei Seth bleiben und zwar so lange, wie möglich. „JA! Das war unglaublich! Du lernst schnell, Junge.“, feuerte Akunadin Seth an und schmeichelte damit dem Ego des Braunhaarigen ungemein. Kisara konnte es deutlich an seinen Augen erkennen. Sie glitzerten vor Stolz. / Ach Seth...... Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen getroffen. Nur du und ich. / Kisara lächelte ein wenig. / Ich hätte dich sicher glücklich machen können... / Der Kampf der beiden Männer stand vor dem Ende und mit einem letzten Schlag setzte Akunadin Seths Monster schachmatt. Vernichten wollte er es nicht. Das hätte an der Lebenskraft des Braunhaarigen gezehrt. Kisara kam hinter der sandsteinfarbenen Säule hervor, hinter der sie sich bedeckt gehalten hatte. „Seth..... Hättest du nicht Lust einen kleinen Ausritt mit mir zu........“, versuchte sie es leise, denn Akunadin sollte nicht alles mitbekommen, was sie beide betraf. Seth, der sich gerade gut mit dem Trägers des Auges unterhalten hatte, schaute sie lächelnd an. „Ah, Kisara. Schön dich zu sehen. Was wolltest du mich fragen?“ Kisara fühlte sich zurückgesetzt. Das war das erste Mal, dass Seth sie nicht beachtet hatte. Vorher hatte er ihren Worten immer zuerst Gehör geschenkt. „Ich dachte an einen kleinen Ausritt...“, erklärte sie geduldig und Seth strich ihr liebevoll über die Wange. „Aber natürlich. Geh nur. Akunadin und ich nehmen erst mal ein Bad. Ich bin ganz schön durchgeschwitzt.“ Seth sah grinsend zu Akunadin. „Ich wusste gar nicht, dass diese Kämpfte so anstrengend sein können.“ „Tja. Deshalb sollte man zumindest einen real erlebt haben, bevor man einem unbekannten Gegner gegenübertritt.“, rügte Akunadin spaßeshalber und sie verließen den Hof, um baden zu gehen. Kisara blieb traurig und allein zurück. Es war genauso, wie sie es befürchtet hatte, schon seit sie aus dem Horustempel fortgereist waren. Warum machte sie sich nur selbst was vor? Sie wusste doch ganz genau, dass die Zukunft nichts Gutes bereit hielt. Seit ihrer Geburt kannte sie die Wahrheit, warum hoffte sie also immer noch, dass es anders werden würde? „Soviel Kraft hast du mir gegeben........und warum fühle ich mich dann so schwach....“ Ziemlich stark kam sich Shada vor, als langsam die Nacht hereinbrach. Er hatte Mahados Aufgaben übernommen und stand nun auf diesen Dieb lauernd im großen Thronsaal. Hier gab es genügend Platz für einen Kampf und außerdem konnte man von hier aus in jeden Teil des Palastes gelangen ohne lange hin und her zu laufen. Der Thronsaal war der zentrale Punkt im ganzen Palast. Ein perfekter Ort für einen perfekten Kampf, wie Shada meinte....... und so stand er da und beobachtete jede Tür um sich herum. Sein Millenniumsschlüssel blitzte im Licht der entfachten Kerzen und zeigte gleichzeitig, dass er aktiv war. Normalerweise hatte der Schlüssel die Macht in die Gedanken der Menschen einzudringen und ihre geheimsten Gefühle und Wünsche zu erkunden. Aber heute Abend konzentrierte sich Shada darauf den Schlüssel zu benutzen, um herauszufinden, ob jemand in seiner Nähe dabei war eine Tür zu öffnen. Das war seinem Gegenstand auch möglich, wenn er seine Konzentration allein darauf verwandte. Shadas Sinne waren bis zum Zerreißen gespannt. „Komm endlich, du verfluchter Dieb......“, knurrte er in den leeren Saal hinein. Aber niemand kam, bis sich plötzlich die Hauptpforte öffnete. Shada machte sein Diadiak bereit und wartete angespannt. „Zeig dich.....“, flüsterte er ungeduldig, aber als die Person durch die Tür trat, war es nur Isis. „Verflucht. Isis.“ Shada ließ sein Diadiak sinken. „Was macht ihr hier? Ich hatte doch gesagt, dass ich allein kämpfe.“ Isis kam besorgt näher. „Mahado schickt mich. Er meinte, dass ich euch nicht allein lassen sollte.“ „Ach. Hält er mich etwa für zu schwach, um diesen Dieb zu stellen?“ Shada fühlte sich gekränkt. Wenn dies wirklich Mahados Meinung war, weshalb schickte er ihm dann ausgerechnet Isis vorbei. Karim hätte er ja noch verstanden, aber Isis..... „Darum geht es doch nicht, Shada.“ Isis schaute ihn ernst an. „Ihr verhaltet euch in letzter Zeit so anders. Hegt ihr eine Wut gegen uns, Shada?“ Der Träger des Schlüssels sah Isis verwirrt an. „Wovon sprecht ihr, Isis?“ Er konnte sich wirklich nicht erklären, was diese Frau nun schon wieder in ihrem Kopf ausbrütete. „Ihr seid so voller Groll.“, versuchte Isis ihm zu erklären. „Als wäret ihr von irgendwas geradezu besessen.......“ Shada schwieg. Diese Worte musste er erst mal sacken lassen. Aber Isis hatte nicht ganz unrecht mit ihren Vermutungen. Da war tatsächlich etwas, was ihn bedrückte, aber er war sich nicht sicher, ob er es aussprechen sollte. „Bitte, Shada, sagt doch, was euch auf dem Herzen lastet.....“ Isis schaute ihn voller Güte und Verständnis an. Diesem Blick konnte der Hohepriester nicht wiederstehen und so holte er tief Luft, um die Wahrheit auszusprechen. „Sagt Isis, könnt ihr euch noch daran erinnern, als man mich zum Hohepriester gemacht hat?“ Isis war zwar überrascht, dass es damit zusammenhängen sollte, aber sie nickte eifrig. „Damals fühlte ich mich kein bisschen stolz über diese Anerkennung meiner Dienste, denn ihr müsst wissen, dass meine Vergangenheit vor dem Amt des Hohepriesters weniger ruhmreich war.“ Isis setzte sich auf den Boden. Das würde eine längere Geschichte werden. Das hatte sie im Gefühl. Shada schaute ihr lächelnd zu und tat es der Priesterin dann gleich. Vergessen war Bakura und vergessen war auch alles andere. Nun schüttete Shada der Hohepriesterin sein Herz aus und das hatte einfach Priorität. „Bevor ich von Pharao Aknankanon zum Hohepriester bestimmt wurde, war ich ebenfalls ein Dieb.“ Shada sah beschämt zu Boden. „Wenn ihr nun glaubt, dass es edelmütige Gründe dafür gab, dann täuscht ihr euch. Ich hatte weder Familie noch Freunde, die ich mit Essen versorgen musste. Ich stahl aus Spaß. Es machte mir Freude in die Häuser reicher Menschen einzudringen, Ehefrauen zu Tode zu ängstigen und soviel Schmuck und Gold zu stehlen, wie ich tragen konnte. Mein Leben war nichts wert. Ich war eines der niedersten Subjekte im ganzen Reich. Aber eines Tages........wurde der Pharao in einer Sänfte über den Marktplatz getragen. Die Leute jubelten ihm zu und ich fragte mich wütend, was so besonderes an ihm sei. Dabei war er doch ein fauler alter Mann, der keine Lust hatte zu Fuß zu gehen.“ Isis musste leise lächeln. „Das stimmt ja auch in gewisser Weise. Jedenfalls hat er es selbst so gesagt.“ Shada stimmte in das Lächeln mit ein. „Ja gut. Er hatte oft keine Lust zu laufen und ließ sich deshalb tragen, weil er von der Sänfte aus einen besseren Überblick hatte. Aber der Punkt ist doch, dass ich mir ein Urteil über jemanden gebildet hatte, den ich gar nicht kannte.“ Isis nickte zustimmend und Shada fuhr fort. „Also hab ich das getan, was ich am besten konnte....... Ich hab versucht ihm seine Krone zu stehlen.“ „NEIN?!“, entfuhr es Isis und Shada nickte tot ernst. „Doch.“ „Aber seine Krone..... Ich meine... Die hat er immer, wie einen kostbaren kleinen Schatz gehütet, weil er sie von seinem Vater bekommen hatte.“ Isis konnte es nicht glauben. „Wie habt ihr es nur geschafft, aus dieser Lage heil rauszukommen?“ „Tja. Gar nicht.“ Isis schaute Shada verwundert an. „Er hat mich erwischt.“ Isis keuchte schockiert auf. „Aber wie seid ihr denn dann......“ Shada brachte sie mit einer Geste zum Schweigen und Isis hörte ihm gespannt zu. „Wie gesagt, er hat mich erwischt, gerade als ich die Krone berühren wollte. Sofort kamen seine Wachen angelaufen und haben mich festgenommen. Sie brachten mich ins Gefängnis und dort musste ich einen ganzen Tag lang bleiben. Glaubt mir, von da an, war es gar kein Spaß mehr und ich wünschte mir, dass ich es nie getan hätte.“ Shada holte kurz Luft uns sprach dann den Blick in vergangene Zeiten gerichtet weiter. „Einen ganzen Tag lang saß ich in diesem dunklen Loch und hörte die Schmerzensschrei anderer Gefangener, die ausgepeitscht wurden. Ich fragte mich schon, wann es auch bei mir so weit wäre, als man mich zum Pharao brachte. Hier..... In diesen Saal.“ Shada drehte den Kopf und schaute zum Thron hinter ihnen. „Dort hat er gesessen und mich böse angesehen, als man mich reinbrachte. Einer seiner damaligen Hohepriester..... Ich glaube Kalmas..... ist vorgetreten und hat aus einem Papyrus vorgelesen, was ich getan hatte. Dann sagte er, dass dieses Vergehen Hochverrat sei und die Todesstrafe verhängt werden müsse. In diesem Moment wurde mir klar, wie dumm ich gewesen war. Ich hatte versucht eine Krone zu stehlen und zwar aus Spaß......nicht einmal aus Geldgier. Ich hatte mein Leben für nichts und wieder nichts auf Spiel gesetzt. Es war einfach erbärmlich. Dann fragte mich die damalige Hohepriesterin Nephys, warum ich die Krone versucht hatte zu stehlen und ich konnte ihr einfach nicht antworten. Ich dachte, wenn ich die Wahrheit sage, dass man mich als Strafe für meine Dummheit noch zusätzlich foltern würde, bevor man mich umbrachte. Also hab ich geschwiegen.“ Isis musste wieder lächeln, als sie sich den jüngeren Shada vor dem Thron kniend und vor Angst wie gelähmt vorstellte. „Was ist dann passiert?“ Sie zog die Knie an ihren Körper und legt den Kopf darauf um eine bequemere Sitzposition zu haben. „Weil ich nichts gesagt habe, hat mich der Pharao lange angesehen und alle haben auf sein Urteil gewartet......aber er hat nichts gesagt, genau wie ich nichts gesagt habe. Er hat mich nur immerzu angesehen............ Irgendwann hat er dann alle rausgeschickt und zwar wirklich alle.“ „Ziemlich unvorsichtig. Aber so typisch für ihn.“, meinte Isis und Shada nickte. „Ja. Nicht wahr?“ „Jedenfalls als alle draußen waren, ist er aufgestanden und zu mir rübergekommen. Er hat sich zu mir runtergekniet und mir in die Augen gesehen. Ich war total überrascht deshalb und dann hat er mich gefragt, ob ich gerne mit meinem Leben spiele und ob ich vor dem Tod keine Angst hätte.“ „Was hast du geantwortet?“, fragte Isis neugierig. „Ich hab gesagt, dass ich vor dem Tod selber keine Angst hab, nur vor den Schmerzen davor.“ Isis nickte anerkennend. „Eine gute Antwort.“ „Danke. Jedenfalls saß er da so vor mir in der Hocke und dann fing er plötzlich an laut zu lachen. Das muss man sich mal vorstellen, der große Pharao, der über dein Leben oder deinen Tod entscheiden kann, sitz vor einem in der Hocke, lacht wie ein Irrer und schlägt sich dabei mit den Händen auf die Oberschenkel. Ich wusste nicht mehr, ob ich träume oder ob ich wach bin, so sehr hat mich das damals schockiert.“ „Was kam denn danach?“ Shada grinste breit. „Er hat sich wieder gefangen, zu mir runtergebeugt, mir fest in die Augen gesehen und gesagt: Hast du nicht Lust Hohepriester zu werden?“ „.....und ihr habt ja gesagt.“, schlussfolgerte Isis klug, aber Shada schüttelte den Kopf. Plötzlich schien ihm etwas unsagbar peinlich zu sein. Eine leichte Röte legte sich auf seine Wangen und machte Isis nur noch neugieriger. „Jetzt sagt schon.....“, drängelte sie ungeduldig. „Ich bin ohnmächtig geworden....“, murmelte er, so dass Isis es kaum verstand, aber sie hatte es doch gehört. Leise fing die Priesterin an loszuprusten. Shada und ohnmächtig, das konnte sie sich nicht vorstellen. „Lacht nicht. Ihr müsst wissen, dass ich ganz schön fertig war. Körperlich und seelisch. Im Gefängnis hatte man mir weder was zu essen noch zu trinken gegeben und das hat sich da eben bemerkbar gemacht und mich umgehauen. Meine Nerven lagen einfach blank.“, verteidigte sich Shada und Isis fing sich wieder. „Aber wann kam es denn dann zu eurer Weihe?“ „Als ich wieder zu mir kam, saß er an meinem Bett und hat mir die Frage noch mal gestellt. Ich hab gefragt, ob es ein Witz sei, aber er hat gemeint, dass er über so was wichtiges keine Scherze reißen würde. Also hat er mir erklärt, was es mit dem Amt des Hohepriesters auf sich hat und ich hab zugestimmt. Ich wollte meine Ignoranz gegenüber dem Leben und meine anderen Fehler damit wieder gut machen. Aber die Sache steckte tief in mir drin und deshalb hab ich ihn gebeten, mir eine Strafe zu geben, weil mir das Amt noch wie eine Belohnung für meine Dummheit vorkam.“ „Ihr wart schon immer sehr auf Gerechtigkeit bedacht.....“, meinte Isis erstaunt und lächelte Shada dann warm an. „Das habe ich ja schon immer gewusst.“ Shada tat so, als hätte er das Kompliment nicht gehört und fuhr fort. „Der Pharao respektierte meinen Wunsch und kurz vor der Weihe kam er noch mal zu mir, um mir meine Strafe mitzuteilen.“ „...und.......was war es?“, wollte Isis wissen, nachdem Shada nicht weiter sprach. Stattdessen sah er sie ernst an und deutete auf die Tätowierung in seinem Gesicht. „Nein, oder?!“ Isis war total überrascht. Das hätte sie nicht erwartet. Sie hatte sich zwar schon immer gefragt, was die Tätowierungen in Shadas Gesicht für eine Bedeutung hatten, aber dass es so etwas war...... „Er meinte, dass immer, wenn ich mein Spiegelbild sehen würde, es mich an meine Pflicht gegenüber mir selbst erinnern sollte.“ „Wirklich schön.“, meinte Isis träumerisch. „Er hatte eben einen Hang zur Romantik.“ „Ja. Er war wirklich ein ganz besonderer König.“, gab Shada ihr recht. „Danach konnte ich mich auch wieder im Spiegel ansehen, ohne mich für das, was ich sah zu schämen.“ Isis stand auf. „Das war eine schöne Geschichte, aber ich muss jetzt nach Mahado sehen.“ „Ich dachte, ihr solltet auf mich aufpassen.“, meinte Shada gespielt beleidigt und schenkte Isis einen warmen Blick. „Ich glaube, dass dies nicht mehr nötig ist. Ihr werdet schon wissen, was zu tun ist, Shada.“ „Danke Isis....... und sagt Mahado, dass er sich keine Sorgen machen muss. Ich werde ihn sicher nicht enttäuschen.“ „Das mache ich.“ Dann zog Isis die Tür hinter sich ins Schloss und ließ Shada mit seinen schönen Erinnerungen allein. „Ich bin es euch schuldig, Aknankanon.......“, flüsterte Shada leise in den Raum und stand dann ebenfalls auf. Bakura ließ sich jedoch nicht bei Shada blicken. Sein Ziel war der nichts ahnende Karim. Dieser hatte sich auf eine Reise in das Dorf gemacht, zu dem Seth die passende Lösung gefunden hatte. Karim sollte ihnen nun das Urteil verkünden und dann dafür sorgen, dass es auch eingehalten wurde. Doch mitten auf dem Weg durch die Wüste kam ihm ein pechschwarzer Hengst entgegen. Sein Reiter hatte sich eine Kapuze über den Kopf gezogen, aber Karim war sich sicher, dass es sich um Bakura handelte. Wer sonst sollte ihm hier mitten in der Wüste auflauern? Daher stieg er vom Pferd und schickte es mit einem Klaps auf den Hintern davon. Wenn hier gleich mit Monstern gekämpft wurde, konnte er kein scheuendes Pferd brauchen. „Zeig dein Gesicht, Dieb! Ich weiß, dass du es bist!“, rief Karim laut und tatsächlich ertönte ein höhnisches Lachen. „Da hast du mich doch glatt durchschaut......“ Der Reiter sprang vom Pferd und zog die Kapuze zurück. Weiße Haare schimmerten im Mondlicht. „Ich dachte mir, dass dies eine nette Kulisse für einen kleinen Kampf ist.... Also. Was denkt ihr?“ Karim ignorierte seine Worte einfach und ließ sein Diadiak aufschnappen. „Redet nicht, kämpft lieber!“, rief er hinüber und Bakura tat es ihm gleich. „DUELL!“, kam es von beiden und schon erhob sich Bakuras mächtiger Diabound aus dem Wüstensand. Karim hielt mit seinem Minotaurus dagegen, der aber einen weitaus glanzloseren Auftritt hatte. Er erschien einfach vor seinem Herrn auf dem Sand. „Glaubst du wirklich, dass mich dieses mickrige Monster schlagen kann, wo Mahado sogar mit seinem Magier der Illusionen gegen mich versagt hat?!“, höhnte Bakura grinsend und machte Karim damit umso wütender. „Wir werden sehen, Bakura!“ Ein zweites Monster erschien vor Karim und dann hob er seine Millenniumswaage. „Heilige Millenniumswaage, vereinige diese beiden Monster und erschaffe mir Tobende Sphinx!“, schrie Karim los und wirklich wurden die beiden Monster zu einem viel größeren und mächtigerem Verschmolzen. Eine riesige Sphinx erschien im Wüstensand. Sie war so gewaltig, dass sie Bakuras Diabound um 12 Köpfe überragte. Ihr Brüllen ließ den Boden unter ihren Füßen erzittern. „Das wird dir auch nichts nützen.“, ließ Bakura das Schauspiel vor sich kalt, aber in seinen Augen lag Zweifel, wie Karim freudig bemerkte. „Nun wollen wir doch mal sehen, ob du immer noch so eine große Klappe hast!“ Karim schaute zu seiner Sphinx hoch. „ZERQUETSCHE SEINEN DIABOUND!“ Die Sphinx reagierte sofort und trat mit ihrer riesigen Pranke nach Diabound, wobei ihre immensen Schwingen hin und herwackelten. „Diabound Schattenspiel!“, rief Bakura schnell und sein Monster versank zurück im Sand, was es dank des verschlungenen Schattengouls ohne Probleme tun konnte. „Du kannst dein Monster nicht ewig verstecken!“, rief Karim erbost und gab seiner Sphinx einen neuen Befehl. „Tobende Sphinx, Sandsturm!“ Die Sphinx schrie auf und dann fing sie an, wie wild mit ihren Schwingen auf dem Rücken zu schlagen. Langsam rollte eine gefährlich hohe Sandwelle auf Bakura zu und auch sein Diabound kam zum Vorschein. Denn die Fähigkeit des Schattengouls hatte einen bösen Nachteil. Er konnte sich nur so lange unsichtbar machen, wenn sich seine Umgebung nicht veränderte.....und Millionen von Sandkörnern in der Luft, waren eine gravierende Veränderung. „Was nun Bakura?!“, höhnte Karim nun seinerseits und sah seinen Sieg bereits gekommen. Aber der König der Diebe gab nicht so leicht auf. „Diabound flieg los!“ Das Monster gehorchte sofort und erhob sich hoch in die Luft und flog dann hinter die Sphinx. Diese verfolgte ihre Beute sofort und drehte sich nach ihr um. Das war ein böser Schlag für Karim, denn nun kam der Sand auf ihn zugeflogen und raubte ihm die Sicht. „Nein.....aufhör.......“, wollte er rufen, aber der viele Sand hinderte ihn am Reden und so konnte er der Sphinx auch keine Befehle mehr erteilen. „Diabound schnapp zu!“, befahl Bakura schnell und sein Monster setzte sich hinter den hilflosen Karim und riss ihm die Millenniumswaage einfach aus den matten Händen. Sofort endete der Sandsturm und Karim konnte wieder durchatmen, aber leider zu spät..... Seine Tobende Sphinx hatte sich wieder in die beiden Ausgangsmonster zerlegt und diese standen dem größer gewordenen Diabound nun machtlos gegenüber. „Sieh nur, mein Diabound, da ist uns wohl noch ein Millenniumsgegenstand ins Netz gegangen. Bringen wir es zu ende......“ Diabound holte aus und zerstörte Karims beide Monster mit einem vernichtenden Schlag. Karim fiel schreiend vor Schmerz in den Sand. „Dann sag wiedersehen.“, meinte Bakura hämisch und wollte Diabound anweisen Karim zu vernichten, als plötzlich eine schwarze Schlange angekrochen kam und sich um Bakuras Knöchel schlängelte. „Diabound, zurück.“, knurrte dieser wütend und die Schlange ließ ihn los. Mit einigem Anstand zwischen sich bringend, sah sie ihn dann lauernd an. Bakura wusste, wie das gemeint war, schwang sich wieder auf sein Pferd und machte sich aus dem Staub. Karim blieb bewusstlos im Sand liegen. Noch bevor die Sonne aufging war der Pharao auf den Beinen. Gleich würden sie Mokeptah zu ihm bringen. Er war schon ganz hibbelig vor Aufregung. Es war abgemacht, dass man den Jungen durch den Dienstboteneingang hinauf in seine Gemächer bringen sollte, so dass er ungesehen in den Palast kam. Plötzlich wurde die Tür zu seinem Zimmer geöffnet und ein Diener lugte vorsichtig herein. „Bringt ihn her!“, befahl Atemu sofort und dann trat ein Mann mit schwarzen kurzen Haaren in den Raum. Er hielt einen auch schwarzhaarigen Jungen an der Hand, mit dem eindeutig was nicht stimmte. Atemu beobachtete das Verhalten des wuschelhaarigen Kindes etwas irritiert. „Verbeug dich bitte.....“, flüsterte ihm der Mann zu, der seine Hand hielt und der Junge senkte langsam den Kopf, wobei ihm die langen Haare ins Gesicht fielen. „Mein Pharao,“ sprach der Mann zögerlich und immer wieder auf den Jungen neben sich einen Blick werfend, „mein Name ist Rekash und hiermit bringe ich euch Mokeptah, wie ihr verlangt habt.“ „Es hat euch auch wirklich niemand gesehen?“, raunte Atemu dem Mann zu, wobei er den Jungen beobachtete. Was stimmte nur nicht mit ihm? Wieso waren seine Bewegungen nur alle so fahrig und vorsichtig.......so als könne er nicht..... „Niemand hat uns bemerkt. Wie vereinbart.“ „Gut. Holt euch eure Belohnung bei meinem Berater, Shimon, ab. Mein Diener wird euch zu ihm bringen.“ Rekash ließ die Hand des Jungen nach kurzem Zögern los und verließ dann zusammen mit Atemus Diener den Raum. Nun waren Mokeptah und Atemu allein. Der Pharao stellte sich direkt vor den Jungen hin und sah ihm genau ins Gesicht. Der Kleine war sichtlich nervös und drehte den Kopf ab und an in eine andere Richtung, so als versuche er ein ganz bestimmtes Geräusch auszumachen. Atemu streckte die Hand aus und erst, als er sie sanft auf die Wange des Kleinen legte, zuckte dieser erschrocken zusammen. „Du bist blind?“, flüsterte Atemu berührt und strich dem Wuschelkopf sanft über das Gesicht. Mokeptah nickte leicht, traute sich aber nicht laut zu antworten. Man hatte ihm gesagt, dass er zum Pharao gebracht werden würde, aber nicht weshalb. Das machte ihm Angst. Er wusste, dass er nichts verbrochen hatte, aber weshalb sollte der Pharao sonst etwas von einem blinden Jungen wissen wollen......wenn man eine ganz bestimmte andere Möglichkeit außer Acht ließ. Schließlich kannte jeder die Freiheiten des Herrschers, sich jeden Bettgefährten zu wählen, den er wollte und Mokeptahs Leben war nicht so behütet verlaufen, dass er solche Dinge nicht wusste. „Komm.“, meinte Atemu fürsorglich und nahm die Hand des Jungen, um ihn zu einer Sitzgelegenheit zu führen. „Setz dich hin. Möchtest du irgendwas zu essen.....oder zu trinken?“, fuhr Atemu fort, nachdem der Kleine bei ersterem den Kopf geschüttelt hatte. Kurz dachte der schwarze Wuschelkopf nach und nickte dann zaghaft. „Hier.“ Atemu nahm seine Hand und drückte ihm dann ein Glas Wasser hinein, so dass er es gar nicht erst verfehlen konnte. „Danke.“, flüsterte der Junge sichtlich eingeschüchtert und trank einen Schluck. Atemu wartete bis er getrunken hatte und stellte dann das Glas zurück auf den Tisch. Er wusste nicht recht, wie er sich gegenüber dem Jungen verhalten sollte. Er hatte noch nie mit einem Blinden zu tun gehabt und er wollte es sich mit dem Kleinen nicht verscherzen. Wäre Mokeptah nicht blind gewesen, hätte er ihn ganz normal über seine Beziehung zu Seth ausgefragt, aber so..... „Kann ich sonst was für dich tun?“, wollte Atemu nun wissen und fühlte sich ziemlich verunsichert. Mokeptah zögerte. „Ihr seid doch der Pharao, oder?“, fragte er dann schüchtern nach, was Atemu stutzen ließ. „Natürlich. Man hat dir doch gesagt, dass sie dich zu mir bringen, oder etwa nicht?“, wollte es Atemu nun aber ganz genau wissen. Was hatte man dem armen Jungen denn erzählt, wo er hingebracht wurde? Blind zu sein war sicher nicht leicht.... „Doch, aber..... Ihr seid so nett zu mir.“, sprach Mokeptah dann zögernd und tastete nach Atemus Gesicht. „Darf ich?“, fragte er zögernd und Atemu half ihm die restlichen Millimeter zu überbrücken. Eine kleine sanfte Hand fuhr neugierig über sein königliches Gesicht und nach einigen zaghaften Berührungen nahm der Kleine auch die zweite Hand zur Hilfe. „Es stimmt wirklich.....“, flüsterte er dann ehrfürchtig und zog beide Hände ruckartig zurück. Mokeptah schien die Sache vorher nicht recht geglaubt zu haben und jetzt hatte er Angst vor einer Bestrafung, weil er den Pharao berührt hatte. „Pharao, verzeiht, ich wollte nicht......“, stotterte er ängstlich und wäre am liebsten weggerannt. „Beruhige dich.“, meinte Atemu lieb und nahm seine zitternden Hände in seine. „Wovor hast du denn plötzlich solche Furcht? Ich hab dir doch erlaubt, mich zu berühren. Du hast keinen Grund zur Sorge.“, versicherte Atemu sofort und Mokeptah wurde tatsächlich etwas ruhiger. „Verzeiht.“, sagte er nochmals und Atemu strich ihm beruhigend über die Handflächen. “Es gibt nichts zu verzeihen. Alles ist in Ordnung.“ Mokeptah war nun noch mehr verunsichert. „Aber, warum bin ich hier? Ich verstehe nicht ganz, was ihr....oh großer Pharao....von einem blinden Jungen, wie mir, wollen konntet....“ „Das ist in der Tat eine gute Frage.“, meinte Atemu lächelnd und nun blieb ihm nichts anderes übrig, als zu antworten, wenn er den kleinen Wuschel nicht verschrecken wollte. „Sag mir..... Dein Name ist doch Mokeptah? Oder?“ Der Kleine nickte verwirrt. „Warum fragt ihr das?“ Der Schwarzhaarige verstand gar nicht, was hier mit ihm passierte. Er wusste nicht mal, ob er träumte oder nicht. „Hast du einen älteren Bruder?“ Der kleine Wuschel schrak sichtlich zusammen. Er fing an zu zittern und einige Tränen stahlen sich aus seinen Augen. „Was wisst ihr von Seth? Geht es ihm gut?“, schniefte er bewegt und konnte sich kaum beruhigen vor Angst. Er hatte sich so sehr gewünscht seinen großen Bruder irgendwann wieder zutreffen, aber wenn der Pharao ihn kannte, war das vielleicht nicht so gut. War Seth gefangen genommen worden? Hatte er Unrechtes getan oder war er gar Sklave hier im Palast? Mokeptah wusste nicht, was schlimmer war. Er hoffte, dass keines der gedachten Dinge, der Fall war. „Dann stimmt es also.....“, murmelte der Pharao vor sich hin und strich dem Kleinen sanft übers Haar. „Keine Sorge, deinem Bruder geht es gut.“ Mokeptah hörte auf vor Verzweiflung zu weinen und schaute in die Richtung, in der er das Gesicht des Königs vermutete. „Wirklich? Mit ihm ist alles in Ordnung?“ „Ja. Du musst nicht weinen.“ Vorsichtig um den Schwarzhaarigen nicht zu verschrecken, wischte er ihm die Tränen von der Wange. „Aber was wollt ihr von mir?“, fragte er dann ein wenig misstrauisch. Wollte der Pharao ihn benutzen um seinem Bruder etwas zu tun? Aber der Mann vor ihm war doch so nett.... Nein, er würde sicher nicht, so was machen. Mokeptah hatte natürlich nicht nur Gutes über den Herrscher Ägyptens gehört, sondern auch viel schlechtes. Aber in den letzten Jahren hatte der Pharao nur noch gute Dinge getan. „Weißt du....... Dein Bruder liegt mir sehr am Herzen.“, meinte der Pharao erklärend und wartete auf eine Reaktion des Kleinen. Dieser schwieg jedoch abwartend. „Er hat es weit gebracht und ist nun einer meiner Hohepriester.“ Mokeptah strahlte geradezu vor Bruderstolz. „Das ist wirklich wahr?!“, freute er sich und Atemu konnte nicht anders, als zu grinsen. Er mochte den Wuschel schon jetzt. „Aber sicher doch. Glaubst du etwa, dass der Pharao ein Lügner ist?“, meinte er gespielt böse, aber vergas dabei ganz, dass der Kleine ihn nicht sehen konnte und es daher falsch auffasst. „Nein. Es tut mir so leid..... Bitte, ich......“ Atemu tätschelte ihm beruhigend den Kopf und lachte leise. „Nein, nein. War nicht ernst gemeint. Bitte nicht schon wieder Angst kriegen.“ Mokeptah wurde ruhiger und schien dann gespannt auf mehr zu warten. Also tat Atemu ihm den Gefallen und erzählte weiter. „Jedenfalls trägt er jetzt den Millenniumsstab und wurde erst vor einigen Tagen geweiht. Davor war er im Horustempel zur Priesterlehre.“ Mokeptah schien ganz aufgeregt über diese tolle Neuigkeit. Er schäumte fast über vor Glück. „Ist er da? Kann ich ihn sehen?“, wollte er sofort wissen und Atemu musste ihn wieder beruhigen. „Ganz langsam. Ich wollte ihn damit überraschen, dass ich dich finde. Du musst wissen, er hat dich nämlich schon überall gesucht.“ Mokeptah hörte gespannt hin. „Dann hat er mich nicht vergessen.....“, flüsterte er gerührt und wieder kullerten stille Tränen über die rosigen Wangen. Bis auf die Blindheit schien es dem Kleinen nicht all zu schlecht ergangen zu sein. Das machte dem Pharao nämlich Sorgen. „Wann kann ich zu ihm?“, fragte der Schwarzhaarige noch mal nach und Atemu schwieg kurz. „Zuerst hab ich noch ein paar Fragen an dich. Über deine Vergangenheit, wie es dir ergangen ist und wie du blind wurdest...... Du musst verstehen, ich mag Seth sehr und ich will nicht, dass er aus Rache etwas dummes tut.....“ Mokeptah verstand sofort, was der Pharao meinte, schließlich kannte er seinen großen Bruder und dieser würde sich sicher rächen wollen, wenn man seinem Brüderchen etwas angetan hatte.......und das wiederum konnte seinen Posten als Hohepriester gefährden. Also begann der Kleine munter zu erzählen. Seth wachte mit leichten Kopfschmerzen auf. Er war ziemlich spät ins Bett gekommen, denn nach dem gemeinsamen Bad mit Akunadin, hatten sie noch zusammen getrunken. Akunadins Wein hatte süß und vollmundig geschmeckt, vor allem deshalb, weil er einer von der ganz starken Sorte gewesen war. Er erinnerte sich noch daran, dass Kisara mit ihm geschimpft hatte, als er besoffen zu ihr ins Bett gekrochen kam und plötzlich harten Sex wollte...... Was davor alles passiert war, wusste er jedoch schon nicht mehr. War vielleicht auch besser so, denn super benommen hatte er sich wohl kaum. Müde quälte er sich vom Bett hoch. Überall im Zimmer lagen seine sonst so geheiligten Gewänder verteilt und erinnerten ihn nur zu gut an die Kampfszene mit Kisara. Die Arme hatte nämlich Mühe gehabt, ihm die Kleider auszuziehen, während er versucht hatte, ihr die Klamotten vom Leib zu reißen. Er hatte sich echt wie ein Tier benommen, stellte er stöhnend fest und fuhr sich mit der Hand, müde über die Augen. „Oh..... mein Kopf.....“, fluchte er leise und rappelte sich dann doch auf. Seine Priesterpflichten lösten sich ja nicht plötzlich in Luft auf und nun wo Mahado ausfiel und Karim weg war, wurde er noch mehr gebraucht. „Kisara?“, fragte er verwirrt, als er neben sich tastete und keiner da war. Hatte er sie etwa vergrault? „Kisara?“, kam es nochmals klagend und wieder kam keine Antwort. Schlapp richtete er sich dann hoch und wankte zu dem nahen Schrank um sich frische Sachen anzuziehen........ Oder besser noch, erstmal ein Bad....... Also schnappte er sich ein provisorisches Nachthemd und machte sich auf den Weg zum Baderaum. Es war kaum jemand auf den Gängen unterwegs, als er so durch die Gegend wackelte. Der Baderaum für die Priester war ein großer Raum mit einem ebenso großen Becken, der nur von den Hohepriestern und dem Pharao genutzt werden durfte. Das Becken war zu jeder Tages und Nachtzeit mit warmem Wasser gefüllt und man brauchte sich nur noch ein passendes Duftöl rein zutun. Seth entschied sich für Rosenöl, auch einfach, weil er keine Ahnung hatte, wie die anderen Düfte so waren. Rosenöl kannte er. Das hatte seine Mutter früher mal benutzt. Zufrieden ließ Seth seinen gemarterten Körper ins Wasser gleiten und seufzte wohlig auf. Glücklich über die himmlische Ruhe, die im sonst völlig leeren Bad herrschte, lehnte er sich an den Beckenrand und schloss genießend die blauen Saphire. Entspannt seufzte er wohlig auf. Plötzlich ertönten draußen Stimmen. „Normalerweise ist dieses Bad nur für meine Hohepriester und mich gedacht, aber ich denke, bei dir können wir mal ne Ausnahme genehmigen.“ Seth runzelte missgestimmt die Stirn. Das hörte sich doch ganz nach dem Pharao an. Der wollte also mit noch jemanden hier rein? Aber gerade war es doch so schön still gewesen..... Nun hatte er zwei Möglichkeiten. Entweder er blieb einfach eiskalt hier sitzen und ließ die Dinge einfach auf sich zukommen oder er verschwand schnell durch die zweite Tür des Raumes, um dem König aus dem Weg zu gehen..... Seth blieb jedoch sitzen. Es war gerade zu gemütlich um jetzt aufzustehen und außerdem war sein Kopf noch nicht frei genug, um zu arbeiten. „Was ist das? Es riecht nach Rosenöl.....“, meinte eine Jungenstimme erfreut und dann hörte er, wie der Pharao lachte. „Ja. Scheint so, als ob uns schon jemand zuvorgekommen wäre. Möchtest du trotzdem reingehen?“ Die Person beim Pharao schien zu überlegen. „Doch. Die Reise durch die Wüste war so anstrengend und meine Sachen sind alle voller Sand.“, meinte der Junge dann und der Pharao stimmte dem zu. Seth hatte sich mittlerweile kerzengerade hingesetzt und die Augen gebannt auf die Tür gerichtet. Diese Stimme...... Die kam ihm so bekannt vor. Die Tür ging langsam auf und schließlich trat der Pharao rückwärts in den Raum. „Na komm. Ich helf dir.......“ Seth versuchte etwas zu sehen, aber der Rücken des Herrschers versperrte ihm hartnäckig die Sicht auf die zweite Person, die in den Raum geführt wurde. „Also dann. Soll ich dir auch bei deinen Sachen helfen?“, fragte der Pharao neckend, als er seinen Umhang zu Boden fallen ließ. „Nein. Das kann ich schon selber.“, meinte der Junge vor dem König lachend und beide fingen an sich auszuziehen. Nur einen hielt es nicht mehr länger auf seinem Platz. Für Seth gab es keinen Zweifel mehr. Allein die schwarzen Haare, die da zu Seiten des Pharaos hervorlugten, waren Beweis genug. Schnell packte er das Hemd, das er mitgenommen hatte und warf es sich um die Hüften. Dann stieg er aus dem Wasser und ging wie in Trance auf die beiden Neuankömmlinge zu. „Gut. Hab schon verstanden......“, meinte Atemu gerade lachend und drehte dann den Kopf, als er hörte, wie jemand das Wasser verließ. „Ihr könnt ruhig sitzen bleiben......“, fing er an, aber als er sah, wer da nun vor ihm stand, blieb ihm das Wort im Halse stecken. Mist. Das war ja super schief gegangen. Die Überraschung für den Blauäugigen konnte er ja dann wohl knicken. Dieser starrte nämlich unverwandt auf seinen kleinen Bruder, der sich bereits komplett ausgezogen hatte und nun vorsichtig zum Beckenrand ging. Dann ließ er sich ins Wasser gleiten und seufzte wohlig. „Das ist wirklich schön hier.“ Als keine Antwort kam und sowieso drückende Stille um ihn herum herrschte, wurde der Kleine stutzig. Da stimmte doch was nicht. „Pharao?“, fragte er deshalb etwas ängstlich. Der Herrscher Ägyptens hatte ihn doch nicht einfach allein gelassen? Atemu konnte nicht antworten. Ein Klos steckte in seinem Hals und er war wie gelähmt von Seths Erscheinung vor sich. „Pharao?“, fragte der Kleine inzwischen leiser und tastete über den Beckenrand nach Atemus Füßen. Dass er keine Geräusche hören konnte, machte ihm sichtlich zu schaffen. „Seid ihr noch da?“ Plötzlich kam neben ihm jemand ins Wasser und Mokeptah atmete erleichtert auf. „Da seid ihr ja. Ich dachte schon, ihr hättet mich hier allein gelassen.“, meinte er fröhlich und streckte die Hände nach dem vermeintlichen Herrscher aus. Aber wo er von Atemus Größe her das Gesicht hätte zu fassen kriegen müssen, berührte er nun eine muskulöse Brust. Erschrocken wollte er die Hände zurückziehen und sich entschuldigen, aber diese wurden dann plötzlich von zwei anderen starken großen Händen festgehalten. Mokeptah wusste nicht, was er machen sollte. Was ging hier nur vor? Plötzlich hörte er das Rascheln von Kleidung und der Pharao sagte leise. „Ich lasse euch dann allein.“ Schritte entfernten sich und der Kleine blieb allein mit dem fremden Mann zurück. „Pharao?! PHARAO!“, rief Mokeptah dem Herrscher flehend nach, aber die Tür wurde geschlossen und nun war er endgültig weg. Der Schwarzhaarige begann zu zittern. Warum hatte der Pharao ihn mit diesem Mann, von dem er nicht mal wusste wer es war, allein gelassen? „Wer seid ihr?“, versuchte der Kleine in Erfahrung zu bringen, aber die Person, die seine Hände hielt, gab keinen Mucks von sich. Hätte der Schwarzhaarige nicht selbst so gezittert, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass der Mann vor ihm dasselbe Problem hatte, nur aus anderen Gründen. Der Kleine hatte Angst, weil er mit einem Fremden, den er nicht sehen konnte, allein und völlig nackt in einem Becken saß und Seth hatte das Gefühl vor Glück zu zerspringen und gleichzeitig die Befürchtung, dass sein Bruder sich in Luft auflöste, wenn er seine Hände losließ. Schließlich brach der Ältere dann doch die Stille, indem er den Kleinen mit einem Ruck zu sich zog und an sich drückte. Mokeptah schrie vor Schreck auf und wusste gar nicht wie ihm geschah. „Bitte loslassen.......“, forderte er weinerlich, aber er wurde nur fester gedrückt und nicht losgelassen. Aber die Spannung löste sich dann doch noch, als Seth ihm seinen Namen ins Ohr flüsterte. „Mokeptah.....“, sprach der Ältere unter Tränen und wusste nichts mehr, außer dass er seinen kleinen Bruder nie mehr loslassen wollte. Der Kleine hatte mittlerweile auch eins und eins zusammengezählt und hauchte ungläubig: „Seth?“ Seth konnte ihm nicht mit Worten antworten, also nickte er an seiner Schulter und vergrub seinen Kopf an der Brust des Jüngeren, während sich immer mehr Tränen ihren Weg nach unten bahnten. „Du bist es.“, flüsterte der Kleine und fuhr seinem Bruder sanft durch das braune Haar, dessen Farbe er noch so gut in Erinnerung hatte. „Ich hab dich endlich wieder.“, brach es dann aus Seth hervor und Mokeptah dachte ihm würde die Luft abgequetscht. „Seth....ich krieg keine Luft!“, brachte er keuchend hervor und endlich ließ sein Bruder lockerer. „Ich lauf dir doch nicht weg.“ Irgendwie hatte Mokeptah gerade mehr für Vernunft übrig, als sein älterer Bruder. Seth, der von dem vorangegangenen Abend noch ziemlich durch den Wind war, musste sich erst beruhigen. „Du bist doch wirklich hier, oder? Ich träume das nicht?“ „Nein, du träumst nicht.“, schniefte der Wuschelkopf glücklich und kuschelte sich lächelnd an seinen Bruder. Aber da Mokeptah blind war, entgingen ihm so manche Veränderung gerade durch Berührungen nicht so schnell. „Meine Güte, Seth..... Du bist......ganz schön groß geworden.....“, meinte er dann etwas peinlich berührt, aber wenn sein Bruder ihn auch so fest drückte, merkte er auch unterhalb vieles. Seth ließ die Umarmung etwas lockerer und war absolut verwirrt. „Was meinst du........oh......“, merkte er dann selber und stieß gleichzeitig ein beleidigtes Prusten aus. „Was dachtest du denn? Dass ich geschrumpft bin, also echt....... Bei dir ist da unten auch nicht gerade wenig.“, ärgerte er den Kleinen dann und dieser wurde etwas rot „Das ist unfair. Du trägst noch das Handtuch.“ Seth wuschelte seinem kleinen Bruder glücklich durch die Haare. „Ich bin so froh, dass ich wieder mit dir streiten kann.........“, flüsterte er ergriffen und Mokeptah wusste, was Seth meinte. Es fühlte sich zwischen ihnen so an, als wären sie nie getrennt gewesen. Einmal Brüder immer Brüder. „Aber..... Du bist blind. Was ist denn nur passiert Kleiner......“, wollte Seth traurig wissen und strich seinem Bruder liebevoll über die Wange. „Eigentlich war es gar nicht so schlimm.“, meinte der Schwarzhaarige lächelnd, aber bevor er weitererzählen konnte, hatte ihn Seth schon wieder im Arm und lehnte sich ins Wasser zurück, so dass Mokeptah seinen Kopf bequem an seiner Brust ablegen konnte. „Wie groß bist du eigentlich?“, neckte der Kleine gleich wieder frech, aber Seth grummelte ihm nur „Willst du jetzt mal erzählen?“ ins Ohr und schon musste der Schwarzhaarige loslegen. „Du weißt doch sicher noch, dass mich dieser reiche Kaufmann mitgenommen hat....“ Seth nickte zustimmen und legte sein Kinn auf dem Kopf seines Bruders ab. „Wie könnte ich das je vergessen.....“, flüsterte er voller Reue, aber Mokeptah strich ihm tröstend über den Arm. „Du hättest nichts machen können. Du hast alles versucht, Seth. Es ist nicht deine Schuld gewesen.“ Zwar war der Ältere nicht dieser Meinung, aber das verschwieg er seinem kleinen Bruder lieber. Ihr Wiedersehen sollte nicht durch seine Schuldgefühle getrübt werden. „Weiter.“, forderte er stattdessen und der Kleine erzählte weiter. „Er hat mich dann mit nach Norden genommen und ich musste mit anderen Sklaven auf dem Feld arbeiten. Das war zwar anstrengend, aber besser als manch andere Arbeit.“ Seth wusste genau, was sein kleiner Bruder damit meinte und stieß ihn an, damit er weitererzählte. Zwischen ihnen brauchte es keine Hunderte von Erklärungen. „Es war gut, dass die Arbeit so hart war, denn dann konnte ich nachts immer schlafen. Weißt du, wenn ich nicht schlafen konnte, dann hatte ich immer Sehnsucht nach dir und das hat einfach zu weh getan. Ich dachte doch, dass wir uns nie wiedersehen, weil ich so weit weg war von dir.“ Seth verstand das nur zu gut. Er hatte dasselbe gedacht...Nacht für Nacht für Nacht..... „Aber eines morgens kamen fremde Männer auf das Feld. Sie haben sich ein Kind nach dem anderen angesehen und dann welche einfach mitgenommen. Bald war kaum noch jemand übrig und irgendwann kam ein Mann, der mich auch mitnahm. Ich wurde wieder zu einem Händler gebracht und der verkaufte mich an ein Ehepaar, das sich Kinder wünschte, aber selbst keine hatte. Die Leute hab ich nie gesehen. Auf der Reise dahin kamen wir in einen Sandsturm und als er aufgehört hatte, waren alle Pferde weg. Wir mussten den Rest des Weges zu Fuß laufen. Wir haben immer nachts Rast gemacht und sind Tagsüber gelaufen. Dabei hab ich eines Abends im Sand eine Schlange übersehen. Sie hat mich in die Wange gebissen. Das Gift hab ich überlebt, weil sie mich rechtzeitig zu einem Heiler gebracht haben, aber leider war ich von da an blind.“ „Oh Kleiner. Das tut mir so leid.“, beteuerte Seth und zog seinen Bruder dichter an sich. „Es ist schon in Ordnung. Ich hab mich dran gewöhnt und es hätte schlimmer kommen können.“ Da hatte Mokeptah nicht ganz unrecht. Schlangenbisse verliefen normalerweise tödlich. „Außerdem hat mich dann der Heiler bei sich aufgenommen, weil das Ehepaar kein blindes Kind gebrauchen konnte. Bei dem Heiler ist es mir gut ergangen. Glaub mir.“ Seth glaubte ihm. Sein kleiner Bruder schien von seiner Fröhlichkeit nichts eingebüßt zu haben und auch wenn es traurig war, dass er seinen großen Bruder nicht sehen konnte, so hatten sie sich endlich wiedergefunden. Plötzlich fiel Seth etwas ein und er hob seinen Bruder von sich runter und setzte ihn auf den Beckenrand. Mokeptah, der sich der abrupten Beraubung des wärmenden Badewassers gegenübersah, protestierte laut. „He! Was soll das denn jetzt? Es war doch grad so schön.“ „Da gibt es etwas, was ich dir unbedingt zeigen muss.“, meinte Seth aufgeregt und rief einen Diener herbei, der ihnen beiden frische Sachen zum Anziehen bringen sollte. Das Zeug seines Bruders taugte höchstens noch als Lappen für die Palastflure, so zerschlissen war die Kleidung. Der Diener flog regelrecht davon und war auch bald wieder mit frischen Sachen zugegen. Seth half währenddessen seinem Bruder beim Abtrocknen und auch wenn dieser es selbst machen wollte...... sein großer Bruder war nicht mehr zu stoppen. „S~e~t~h.“, meckerte Mokeptah lautstark, konnte aber nicht verhindert, dass ihm sogar seine Kleidung einfach angezwängt wurde. „Hör auf zu meckern. Ich will dir was ganz tolles zeigen.“ „Seth. Ich bin blind, nicht blöd. Ich weiß, wie man sich anzieht. Das wusste ich schon mit drei.“ Da hatte er natürlich recht, aber Seth stellte seine Ohren einfach auf Durchzug. Dämliche große Brüder. Bei jedem anderen wäre der Kleine jetzt richtig sauer geworden oder tierisch beleidigt gewesen, aber bei Seth......... Als beide endlich angezogen und startklar waren, wurde der Schwarzhaarige dann durch die Palastflure gezerrt. „Seth? Wohin gehen wir denn? Du könntest mir ruhig mal antworten.“, maulte der Kleine genervt, aber ohne Erfolg. Schließlich ergab er sich seinem Schicksal und ließ sich ohne weiteres Gemurre mitschleifen. „Hier ist es.“ Seth blieb so abrupt stehen, dass Mokeptah voll in ihn reinrannte. „Was ist da?!“, motzte er, wurde aber an den Händen genommen und drauflosgeführt. „Erinnerst du dich noch an den Garten, den du immer haben wolltest?“ Mokeptah nickte sofort. „Natürlich. Den will ich übrigens immer noch.“, stellte er mal klar und hörte wie sein Bruder tatsächlich kicherte. „Na schön. Wo sind wir hier?“ Mokeptah, der sich auch noch an ganz gemeine Streiche seines großen Bruders erinnern konnte, wurde langsam misstrauisch. Waren sie in der Nähe einer Jauchegrube? „Willkommen in unserem höchst eigenen Palastgarten.“, meinte sein Bruder dann plötzlich und stieß ihn einfach nach vorn. Der Kleine wollte schon schimpfen, aber......... Oh, wie schön sich das anfühlte und wie herrlich das duftete...... Weich wie Samt und zart wie Seide fühlte sich das an und langsam entstand ein Bild von einem Meer aus Blumen vor Mokeptahs innerem Auge. „Seth.....“, hauchte er begeistert. „Ist das wirklich das, wofür ich es halte?“ „Wenn du die Orchideen meinst, dann ja.“ „Orchideen....“, flüsterte der Kleine ergriffen. Frühe hatte er solche Blumen nur auf Bildern gesehen. Jetzt berührte er in ganz echt ihre Blütenblätter. Ganz vorsichtig, um ja keine kaputt zu machen, tastete er sich voran und erspürte ein Wunder nach dem anderen. „Das hab ich mir schon immer gewünscht.“, flüsterte er überglücklich und Seth freute sich mit ihm. Sein Wunsch war bereits in Erfüllung gegangen. Isis trat an den Ratstisch. Der Pharao hatte ihnen gerade mitgeteilt, dass Seth nicht kommen würde, weil er unpässlich war. Nachfragen zu dem Thema duldete der Herrscher nicht und so besprachen sie eben die neusten Themen. „Wie geht es Mahado?“, erkundigte sich Atemu als erstes und Isis meinte, dass er bald wieder auf den Beinen sei. Akunadin berichtete, dass die Bauarbeiten im Tal der Könige zügig vorangingen, was gemischte Gefühle verursachte. Jeder wusste zwar, dass schon bei der Geburt eines Thronfolgers seine Grabstädte in Auftrag gegeben wurde, aber zur Zeit hatte niemand so viel Verständnis für diesen Brauch. „Was ist mit Karim?“, warf Atemu ein, der auch nichts über sein Grab wissen wollte. „Hätte er nicht längst eine Nachricht schicken sollen?“ Shada zuckte mit den Schultern. „Bisher ist noch keine Nachricht eingetroffen, aber vielleicht hat er einfach zuviel zu tun.“ Das gefällte Urteil würde sicher nicht bei jedem auf Zustimmung stoßen. „Aber es ist doch höchst bedenklich, dass er den vereinbarten Rückschreibetermin nicht einhält.“, meinte Akunadin und alle sahen ihn nachdenklich an. „Ihr glaubt doch nicht, dass......“ Shada sprach nicht weiter, aber Akunadin griff den Faden auch so wieder auf. “Ich hoffe es nicht.“, antwortete er ernst. „Aber von Glauben kann hier wohl keine Rede sein. Wenn, dann müssen wir es wissen.“ Das stimmte. Wenn zusätzlich noch Karim von Bakura überwältigt worden war, wurde es langsam eng. Aber das Denken wurde durch Gewissheit abgelöst, als vier Männer mit einer Trage durch die Tür traten. Auf dem aus zwei Stöcken und Tuch bestehendem Gebilde lag Karim und konnte sich kaum mehr rühren. „Mein Pharao, verzeiht bitte unser Eindringen, aber er bestand darauf euch erst Nachricht zu bringen.“, erklärte der Mann ganz rechts vorne und half seinen Männern die Trage auf dem von Shada leergefegtem Tisch abzulegen. „Karim.“ Isis beugte sich bestürzt über ihn und begutachtete seine Verletzungen. Zum Glück stellte sie fest, dass es schlimmer aussah, als es war. Vor allem litt Karim an körperlicher Schwäche und nicht an all zu schweren Verletzungen. „Wer war das?“, wollte Atemu wütend wissen und konnte es bald nicht mehr sehen, dass jemand es wagte seine Hohepriester anzugreifen. „Mein König......“, keuchte Karim und griff nach dem Arm seines Herrschers. „Das war Bakura. Er hat......meine Waage.“ Alle waren erschüttert. Mit der Millenniumswaage war er noch mächtiger, als zuvor. „Ich werde ihn aufhalten........Ich.......“, fing Shada wütend an, als man den nun wieder bewusstlosen Karim zur Tür hinaustrug. Aber Atemu unterbrach ihn. „Nein.“ Er schaute mit Zornes lodernden Augen auf. „Ich habe genug gesehen. Niemand greift ungestraft meine Hohepriester an und ist auch noch so dreist ihre Millenniumsgegenstände zu stehlen. Ich werde mich selbst um Bakura kümmern.“ „Haltet ihr das für Glück.“, meinte Isis verwundert und auch Shada hatte nicht damit gerechnet. „Mein Pharao, eure Sicherheit obliegt uns.....“, warf er ein, aber Atemu brachte ihn zum Schweigen. „...und die Sicherheit meines Volkes obliegt mir. So lange Bakura im Besitz von zwei Gegenständen ist, ist diese Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Es ist meine Pflicht dagegen anzugehen. Das Millenniumspuzzle, das mein Vater mir gab, hat zur Not die Macht jeden anderen Gegenstand unter Kontrolle zu bringen.“ „Aber mein Pharao, das ist zu riskant. Nicht mal euer Vater hatte die Kraft diese Macht einzusetzen.“, gab Shada zu bedenken, aber Atemu lächelte ihn nur überzeugt an. „Dann wird es Zeit, dass ich beweise zu was ich fähig sein kann. Ich werde gehen und Bakura zu einem Duell herausfordern.“ „Wo wollt ihr ihn finden?“ Isis schaute ihren Herrscher skeptisch an. „Gut, dass ihr fragt Isis. Ich hatte da nämlich auf eure Hilfe gehofft.“ Isis wusste worauf er hinauswollte. „Wenn ihr es wünscht......“ „Ja.“ Dann legte sie ihre Hände über ihre Kette und schloss die Augen. Bilder schossen in Windeseile an ihrem geistigen Auge vorbei und dann fand sie, was sie suchte. „Er ist an einem dunklen Ort.......irgendwo in der Wüste......wartet.......es ist.......oh nein.......“ Isis riss die Augen wieder auf und schaute den Pharao geradezu flehend an. „Bitte, geht nicht dahin....... es ist sicher eine Falle und......“ Aber Atemu legte ihr eine Hand auf den Arm und sie wusste, dass es keinen Sinn hatte ihm zu wiedersprechen. „Wo?“ „Er ist bei Hatshepson und wartet auf euch.“, flüsterte sie geschlagen und Atemu verließ erhobenen Hauptes den Saal. -------------------------------------------------------------------------------- So. Noch ein Kapitelchen und dann der Epilog. tralalala Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)