Schicksalskinder von Schreiberling (Mein erster WB-Beitrag) ================================================================================ Kapitel 8: Wenn ein Stern untergeht.... --------------------------------------- Hi. Ich denke, die Überschrift sagt es schon. In diesem Kapitel wird gestorben. --------------------------------------------------------------------------------- Alle Lichter waren ausgegangen. Diejenigen, die vom Feiern müde waren, gingen schlafen. Nur die Hohepriester und die Palastwachen waren noch bei Verstand und hellwach. Es lag etwas in der Luft und jeder Wächter sensibilisierte seinen Gegenstand auf die kommenden Ereignisse. „Ihr seht besorgt aus, Mahado.“, stellte Sengal ohne Umschweife fest. „Ich spüre überall im Palast böse Energien, aber ich kann nicht sagen, weshalb...“ Sengal sagte nichts dazu. Stattdessen machte er sich auf den Weg. Im Gegensatz zu den anderen Wächtern wusste er zu deuten, welche Nacht heute war. „Hat jemand den Pharao gesehen?“ Isis sah sich suchend im Raum um, aber die wenigen Gäste, die noch da waren, schlummerten schon tief und fest auf dem Saalboden. „Das darf doch nicht wahr sein. Wir waren so damit beschäftigt auf Gefahren zu achten, dass wir vergessen haben den Pharao im Auge zu behalten...“ Shada schlug sich selbst gegen die Stirn. „Ich werde zu seinem Schlafraum gehen und......“, wollte Mahado anweisen aber Karim hielt ihn auf. „Das ist nicht nötig. Ich glaube, Meister Sengal hat sich schon auf den Weg gemacht.“ Tatsächlich war Sengal weg. Er hatte sicher bemerkt, dass der Herrscher fehlte. Heute Nacht hatte er sich freiwillig gemeldet um auf Atemu aufzupassen, daher war es seine Aufgabe ihn im Auge zu behalten. „Sagt mal.....“ Shada schaute fragend in die Runde. „Findet ihr es nicht komisch, dass Sengal gerade heute auf den Pharao aufpassen wollte...“ „Weshalb fragst du, Shada?“ Karim verstand die Besorgnis des Freundes nicht. „Es ist nur... Gerade jetzt, wo er diesen Jungen zu seinem Schüler gemacht hat. Ich dachte immer, dass er nie einen Schüler haben wollte.“ Isis nickte zustimmend. Sengal hatte immer gesagt, dass er keinen Schüler nehmen würde und dass niemand sein Wissen lernen könne. „Es stimmt. Wo wir bei dem Jungen sind..... Wo ist er überhaupt?“ Seth war ebenso verschwunden, wie auch der Pharao. „Ich habe ein ungutes Gefühl.“, murmelte Shada bedeutungsschwer. „Diese Nacht birgt tiefe Dunkelheit.....und......“ Isis ließ einen erschrockenen Schrei los, was alle Wächter zusammenzucken ließ. „Isis! Was ist denn?!“ Mahado trat neben die zitternde Frau und legte ihr beruhigend die Hände auf die schmalen Schulter. „Mahado, seht doch!“ Mit zitternden Händen deutete sie nach draußen in den Himmel. Mahado folgte ihrem Blick und erschrak ebenfalls. „Der blutrote Mond.....“, flüsterte er erschrocken und starrte wie gebannt auf das Unglückssymbol. „Jemand wird heute sein Leben lassen.“ Shada machte eine dunkle Geister abwehrende Geste. Die restlichen Hohepriester sahen geschockt aus. Wenn Blut auf dem Mond stand, war dies das Zeichen des Gottes Seth und bedeutete, dass er jemanden in sein Reich holen würde. „Ein schlechtes Omen.“, flüsterte Isis ängstlich. Seit sie ihren Gegenstand nicht mehr beherrschte, war sie ein nervliches Frack durch und durch. „Wir sollten dicht zusammenbleiben, dann kann uns nichts geschehen.“, meinte Karim zuversichtlich und machte den anderen damit Mut. „Karim hat recht. Es ist wie Meister Akunadin sagte. Wir blamieren uns vor uns selbst. Dabei gibt es keinen Grund für uns, sich vor bösen Omen zu fürchten.“ Mahado ließ Isis los und funkelte herausfordernd in die Runde. „Wir haben dem Pharao unseren Treueid geschworen und es ist unsere Pflicht diesem Eid gerecht zu werden.“ Die Hohepriester nickten reihum. „Lasst uns Ägypten und seinen Herrn schützen.“ „Für Ägypten!“, meinte Shada enthusiastisch. „FÜR ÄGYPTEN!“, stimmte der Rest mit ein. Es war still und friedlich im Zimmer des jungen Pharaos. Beide Jungen lagen aneinandergekuschelt auf dem Bett. Der Wein hatte seine einschläfernde Wirkung entfaltet, genau wie geplant. Der Atem beider Jungen ging gleichmäßig und ruhig. Atemu kuschelte sich nach Wärme suchend dichter an Seth heran. Dieser grummelte leicht und ließ es sich aber ansonsten gefallen. Die vermummte Gestalt, die sich nun über die beiden Schlafenden beugte, grinste hämisch. Bevor irgendwer herkommen würde, um nach dem Pharao zu sehen, würde dieser schon tot sein......und kein geringerer als der blauäugige Junge würde die Schuld dafür bekommen. Dabei war es wirklich schade um dieses hübsche Gesicht. Eine mit Bandaschen umwickelte Hand schob sich aus dem dunkelgrünen Gewand und strich Seth durch das Haar. Dieser versuchte im Schlaf den Kopf wegzuziehen, aber der Pharao hatte seinen Kopf auf seine Brust gebettet, was die Bewegungsfreiheit einschränkte. Die Gestalte ließ sich auf dem Bett nieder und beugte sich zu den sündhaften Lippen hinunter. Bevor Seth starb, konnte man den Moment noch etwas auskosten. Sengal würde nicht so schnell ins Zimmer kommen, dafür war gesorgt......und auch sonst würde niemand stören. Eine lange Zunge schob sich aus dem Mund des Fremden und strich tastend über die leicht geöffneten Lippen des Jungen. Seth kniff die Augen zusammen, denn obwohl er schlief, tat er damit sein Unwohlsein kund. Den Vermummten kümmerte dies wenig. Er würde sich nun den Triumph holen, der ihm zustand. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er den Blauäugigen nicht ganz haben können, doch diesmal würde er ihm nicht durch die Lappen gehen. Die bandagierten Hände schoben erst den Pharao vom Körper des Jungen und strichen dann verlangend an dessen Seite entlang. Während die Hände den jungen Körper erkundeten, machte sich die Zunge daran in die Mundhöhle einzudringen. Der Braunhaarige werte sich instinktiv und versuchte den ungebetenen Gast wegzuschieben, aber noch immer schlafend gelang es ihm nicht. Das Mittel im Wein hatte in gefügig gemacht. Der Junge schmeckte gut, so süß und unschuldig, dass der Fremde sich geschämt hätte, hätte er ein Herz besessen. Aber da dies nicht der Fall war, ging er noch einen Schritt weiter. Seine Hände glitten nach unten und schoben den Stoff von Seths Gewand hoch. Gierig glitten die verbundenen Finger zwischen die Beine des Jungen und strichen an deren Innenseite entlang. Seth versuchte den Händen durch wegrutschen zu entkommen, aber der Vermummte hielt ihn fest. Ein protestierender Laut kam über die vom Kuss angefeuchteten Lippen des Jungen, dem der Fremde keine Beachtung schenkte. Wehrlos lag der Blauäugige unter ihm auf den Kissen und es gefiel ihm so sehr, dass er sich kaum beherrschen konnte. Aber er durfte keine Spuren hinterlassen. Jetzt noch nicht. So musste er sich allein mit anschauen und ein bisschen anfassen zufrieden geben. Es war doch wirklich ein Kreuz, wenn man höhere Ziele hatte. Trotzdem wollte er sich noch etwas Spaß gönnen. Seth hatte einen schlimmen Alptraum. Er träumte von einem der schrecklichsten Ereignisse seines Lebens. Der Tag, an dem er an jemanden verkauft worden war, der sich nicht vor Göttern oder dunklen Zeichen zu fürchten schien. Der Raum war düster und kalt. Es fühlte sich an, als läge er in den tiefsten Katakomben. Es war feucht und der Lendenschurz, den er trug war schon ganz klamm. Schlurfende Schritte kamen langsam näher. Seth hatte Angst. Er wusste nicht, wo man ihn hingebracht hatte. Bevor er fortgebracht worden war, hatte man ihn bewusstlos geschlagen. So konnte er nun nicht sagen, wo er sich befand und wo dieser Ort lag. Überhaupt sollte so ein Raum, der unglaublich kühl und nass war, nicht mitten in der Wüste liegen.......oder hatte man ihn in ein anderes Land gebracht. Seth hoffte, dass es nicht so war. Wie sollte er weit weg von Ägypten je seinen kleinen Bruder wiederfinden....... Seth versuchte sich aufzusetzen, aber seine Hände und Füße waren mit einem Strick zusammengebunden worden, was es ihm schwer machte sich zu bewegen. Die Schritte kamen näher. Seth wusste nicht einmal, wer ihn gekauft hatte, aber er wollte es am Liebsten auch nicht rausfinden. Jemand, der sich an solch einem Ort wohlfühlte, wo die steinernen Wände zu Möbeln geformt waren, der war sicher nicht sonderlich freundlich. Seth drehte den Kopf so, dass er sehen konnte, wie eine dürre schwarz gekleidete Gestalt in einem Kapuzenumhang näher schlurfte. Solch eine Gangart hatte kein zweiter. Es war als würde der Mann seine Fußsohlen über den Boden ziehen, so als wäre er eins mit dem Stein unter seinen Füßen. Der Mann, es musste wohl ein Mann sein, denn für eine Frau war er zu groß und hatte zu breite Schultern, kam stetig näher. Seth schlug das Herz bis zum Hals, als der Fremde seine Kapuze mit grünlich schimmernden Fingern zurückschob und gelbe Augen zum Vorschein kamen. „Willkommen, mein hübsches neues Spielzeug.“, sagte der Mann klar und deutlich. Aber Seth kam es so vor, als würde er seine Stimme verstellen. Da war so ein unterschwelliges Zischen......ganz schwach und nur am Rande wahrnehmbar. „Wie ich sehe, hast du es dir bereits bequem gemacht......“ Seth wusste nicht, was der Mann meinte. Man hatte ihn schließlich einfach auf das Bett geworfen, soviel hatte er noch mitbekommen. Von Bequemlichkeit konnte in seiner Haltung wohl keine Rede sein. „Wir werden sicher eine schöne Zeit zusammen haben, Seth.“ Woher kannte der Mann seinen Namen? Er hatte ihn nie gegenüber dem Sklavenhändler erwähnt. Wie konnte dieser Fremde dann über ihn bescheid wissen? „Tja. Ich sehe, dass du mich nicht kennst... Dabei dachte ich eigentlich, aber egal. Es scheint, als wüsstest du überhaupt von nichts.“ Der Mann drehte ihm den Rücken zu und griff nach etwas, das in dem Stein verborgen war. Kurzes Schlürfen war zu hören und dann ließ er eine Schale krachend fallen. Ein winziger Rest einer milchigen Flüssigkeit konnte der Braunhaarige jedoch erkennen. „Dann wollen wir mal anfangen, oder?“ Die eben noch gelblichen Augen hatten nun einen Silberschimmer und besahen den Jungen, als wäre er eine hübsche Beute, die es zu jagen galt. Seth zerrte an den Fesseln, bewirkte aber nur, dass sich der Strick schmerzhaft in sein Fleisch bohrte. Grünliche Haut schob sich in sein Blickfeld und hielt ihn davon ab, die Fesseln weiter an der Haut zu reiben. „Sieh nur, was du gemacht hast.......“ Der Mann löste die Fesseln an seinen Händen mit einem kurzen Griff und strich über die wundgescheuerte Haut. „Dich so zu verschandeln..... Tse tse tse......“ Seth wollte die Hände wegziehen, aber der Mann hatte kein Problem damit beide Handgelenke mit nur einer Hand zu umschließen. Außerdem schien in diesem dünnen ausgemergelten Körper doch viel Kraft zu stecken. „Was könnten wir denn da machen, mein Hübscher?“ Eine lange Zunge schob sich aus dem Mund des anderen und leckte über die blutende Stelle. „...mmmgr.....nein, nicht.....“ Seth versuchte seine Hände wegzuziehen, aber er schaffte es nur dadurch, dass der Mann losließ. „Oh.....gefällt dir das nicht? Aber vielleicht magst du auch dies hier lieber......“ Seth wurde in die Decken gedrückt und spürte, wie die Hände des Mannes über seine Brust strichen. „Na? Ist es besser so?“ Seth rutschte weg und versuchte die Hände des Mannes zu greifen um ihn an seinen widerlichen Spielchen zu hindern. „Aufhören...“, keuchte er erschrocken, als der Kerl begann mit der Zunge seine Brustwarzen zu liebkosen. Kurz hob der Mann den Kopf und gelbe silbrige Augen sahen ihn lüstern an. „So schüchtern? Da~s werden wir ändern mü~s~s~en.....“ Seth erschrak, als sich die Stimme seines Gegenübers in ein Zischeln verwandelte. Mit aller Kraft bäumte er sich unter dem Mann auf und trat ihm dorthin, wo er den Schritt vermutete. Aber zur Verwunderung des Jungen zuckte sein neuer Herr nicht mal zusammen. Er sah eher belustigt aus. „Aber, aber..... Wer wird denn gleich aggressiv werden..“ Sofort presste er Seth schmerzhaft unter sich fest. Gierig fuhren seine Finger in tiefere Regionen und glitten unter den Lendenschurz um sich dort so richtig auszutoben. „Komm schon, Seth. Schrei für mich!“ Aber stattdessen versuchte der Braunhaarige keinen Mucks von sich zu geben. Wenn dieser Kerl es anregend fand, wenn sein Opfer schrie, dann würde er ihm diesen Gefallen nicht tun. „Ja.....das dachte ich mir....widerspenstig, wie man es von deinem Namen erwartet.....“ Der Mann drückte Seths Beine mit einem Ruck auseinander und kniete sich dazwischen. „Aber jetzt wird dir keiner mehr helfen. ER auch nicht.“ Seth wusste nicht wovon dieser Irre sprach. Er wollte nur weg hier und so versuchte er loszukommen. Aber egal wie viel Kraft er aufbrachte, der Mann hielt ihn im Zaum. Es fühlte sich an, als würde sein Körper von unsichtbaren Banden umwickelt und so fixiert. „Nein...“, keuchte er erschrocken auf, als der Mann seine Beine noch mehr auseinander schob und mit seinen Händen an der Innenseite seiner Oberschenkel weiter noch oben glitt. „Aufhören......nicht......“ Seth wollte nichts fühlen. Er strengte sich mit aller Macht an, um die Angst und den Eckel, der in ihm hochspülte zu umgehen. Aber er hatte das Gefühl kaum mehr Luft zu bekommen, als der Fremde sich über ihn legte und mit der Zunge seinen Bauchnabel umkreiste. „Schön, nicht wahr.....“ Die Stimme des Mannes vibrierte vor Lust und dieses Zischeln schlich sich immer deutlicher in sie hinein. Seth biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kieferknochen knackten. Wenn er ihn schon nehmen würde, dann würde er ihm sicher nicht die Genugtuung geben, die er erwartete. Von ihm würde er weder Geflehe noch Gebettel hören. „.....und nun, zum schönsten Teil....“ Seth wusste nicht was er erwarten sollte. Bisher war er der Schmach solcher Erniedrigungen entgangen...... Er war ein Kind.... Er hatte auch nie gefragt, was mit den Jungen und Mädchen geschah, die in Freudenhäuser verkauft wurden. Jetzt wünschte er sich, dass er es getan hätte. Sein Kopf war, wie leergefegt. Was geschah nun mit ihm und wie schlimm war es wohl genommen zu werden, wenn ihn dies hier schon so erniedrigte? Der Braunhaarige presste die Augen fest zusammen........ ......und riss sie wieder auf. Wo war er? Was war geschehen? „...ah...wie ich sehe, bist du erwacht.......“ Gelbe Augen starrten ihn in der Dunkelheit voller Gier ins Gesicht. Sie schienen im Licht des Mondes zu leuchten. Seths Atem beschleunigte sich vor Angst und sein Herz raste. / Wie? Wie ist er hier hergekommen....../ Seth sah panisch zur Seite, wo der Pharao noch immer friedlich schlief. Er musste es doch merken. Wieso half er ihm denn nicht? „Er kann dir nicht helfen, mein süßes Spielzeug..... Er wurde von meinem Schlafgift betäubt.“ Seth, der fühlte, dass seine Glieder völlig kraftlos waren, begriff. Der Wein, den sie getrunken hatten..... / Aber wie kommt er in den Palast und warum ist niemand hier, der etwas unternimmt? Wo sind denn alle? SENGAL! / „Es ist schön dich wiederzusehen...Beim letzten Mal bist du vor dem großen Moment ja einfach verschwunden, aber diesmal wird mich nichts und niemand mehr davon abhalten.“ Seth dachte kurz zurück. Er wusste selbst nicht, wie er es geschafft hatte zu entkommen, überhaupt passierten immer wieder Dinge in seinem Leben die einfach nur mysteriös waren. Aber in dem Moment, als der Mann in ihn eindringen wollte, hatte etwas an ihm gerissen und er war unter der heißen Wüstensonne wieder aufgewacht. Wie es dazu gekommen war, wusste er nicht, aber er hatte damals den Göttern zum ersten Mal in seinem Leben gedankt. „Ich sehe, du erinnerst dich......“ Verbundene Finger strichen durch sein Haar. Seth versuchte die Hand zu heben und die Finger wegzuschlagen, aber er war kaum in der Lage den kleinen Finger zu heben, geschweige denn die ganze Hand. Wütend öffnete er den Mund und wollte nach den Palastwachen rufen, aber es kam nur ein heißeres Keuchen daraus hervor. „Versuch es erst gar nicht, mein Schöner. Mein Gift ist absolut narrensicher. So lange ich es will, wirst du nichts tun können.....“ Kurz warf der Vermummte einen nachdenklichen Blick auf den schlafenden Pharao. „Andererseits...... Vielleicht möchtest du ja, so zusagen, als Vorspiel........“ Er zog einen Dolch aus den Tiefen seines Gewandes und drückte ihn Seth in die tauben Finger. „......ein bisschen Spaß haben.“ Ein diabolisches Grinsen glitt über die Züge des Kerls und er half Seth sich aufzurichten und hielt ihn wie eine Puppe über den Körper des Pharaos. Seth versuchte krampfhaft die Hand von dem Dolch zu lösen, aber die Finger des Mannes hatten sich so fest um seine Hand und den Dolch geschlungen, dass es unmöglich war, ihn fallen zu lassen. „Was hältst du davon, der Mann zu sein, der den Pharao getötet hat?“, hauchte ihm diese Stimme aus seinen Alpträumen ins Ohr, so dass Seth eine Gänsehaut bekam. „Komm schon. Ich weiß, dass du es willst.“ Er ließ Seths Hand mit dem Dolch direkt über Atemus Herz schweben. „Nur ein Stoss.“, flüsterte die Stimme mit einem verführerischen Unterton. „Du musst gar nichts tun. Einfach deine Hand sinken lassen.“ Seths Hand, die den Dolch umschlang zitterte. „Ich weiß... Du willst es doch auch.“ Der Mann ließ seine Hand los und Seth hätte geschrieen, wenn er gekonnt hätte. Sengal versuchte mit aller Gewalt die Tür zum Schlafzimmer des Pharaos zu öffnen. Aber jemand hatte sie durch einen solch starken Zauber verschlossen, dass nicht einmal der Millenniumsstab sie klein kriegen konnte. Keuchend nahm er nochmals alle Kraft zusammen und versuchte die Tür zu vernichten. „Nichts.“ Sengal stützte sich nach Luft schnappend an der Wand ab. Er konnte Seths Pein durch den Stab hindurch fühlen...und er stand hier draußen... „Wie ein nichtsnutziger alter Mann.“ Was konnte er noch tun? „Halte durch, Seth. Ich versuche mein Möglichstes!“ Wieder wurde alle Kraft gesammelt. Wasser? Etwas Nasses war auf seine Wange gefallen...... Aber warum regnete es denn in seinem Zimmer? Als Atemu die Augen öffnete, konnte er kaum glauben, was er sah. Seth saß über ihn gebeugt und hielt mit zitternden Fingern einen Dolch in Händen. Allem Anschein nach strengte es ihn so an, die Waffe zu halten, dass er auch noch die zweite Hand darum geschlungen hatte. Warum wollte der Braunhaarige ihn töten? Das verstand der Pharao einfach nicht. Er liebte ihn doch und...... Als der Blick des Jungen höher glitt, konnte er jedoch sehen, dass nicht Seth es war, der seinen Tod wünschte, sondern ein Mann in einem dunklen Gewand, der grinsend darauf wartete, dass Seth den Dolch nicht mehr halten konnte. Aber war die Waffe wirklich so schwer? Die Wahrheit erkannte Atemu, als er versuchte zu sprechen. Aber nicht nur sein Mund war wie betäubt, sondern auch sein restlicher Körper gehorchte ihm nicht länger. / Bei allen Göttern.../ Man hatte ihm und Seth Schlafmittel eingeflößt. Nur deshalb waren sie jetzt in dieser hilflosen Lagen und Seth versuchte mit aller Kraft ihn nicht umzubringen. Atemu war wie erschlagen, als er spürte wie immer mehr Tränen aus den blauen Saphiren auf ihn hinabfielen. Das hatte ihn also geweckt. Seths Tränen, die ihm vor Anstrengung über die Wangen liefen. Atemu wollte nicht, dass der Braunhaarige wegen ihm weinen musste. Erst recht nicht wollte er, dass dieser schmierige Kerl, der sich nun an Seths Hals genüsslich tat, seinen Hübschen anfasste. Seth gehörte ihm allein und das würde er jetzt auch unter beweis stellen. Mit goldenem Licht befreite Atemu nicht nur sich, sondern auch den abgekämpften Seth aus seiner Starre. Während Seth kraftlos nach hinten kippte, folg die Tür mit lautem Krachen auf und Sengal stürmte hinein. Erschrocken blickte der Hohepriester auf den Dolch in Seths Händen und dann auf den unversehrten Pharao. Dieser hatte Angst, dass man Seth verdächtigen könnte und stellte die Situation erst mal richtig. „Seth kann nichts dafür. Er war es! Er hat versucht mich umzubringen!“ Atemu deutete auf den vermummten Mann. Dieser glitt vom Bett runter und holte eine weitere Substanz aus seinem Gürtel. Noch ehe Sengal reagieren konnte, warf er es auf den Boden und eine Rauchwolke nebelte das Zimmer ein. Somit gelang es dem Mann durch die Tür zu huschen, ohne dass der Hohepriester ihn hätte aufhalten können. „Geht ihm nach! Ich kümmere mich um Seth!“, versprach Atemu sofort und Sengal stürmte nach einem kurzen Nicken hinterher. „Alles in Ordnung?“, fragte Atemu besorgt und beugte sich über den nach Luft ringenden Seth. Dieser antwortete nicht, sondern versuchte sofort sich wieder aufzurichten. „...muss Sengal...helfen......“ Atemu verstand, dass Seth wohl Rache wollte, aber in diesem Zustand konnte er ihn doch nicht gehen lassen. „Du musst dich ausruhen. Sengal schafft das auch ohne dich.“ Seth sah den jungen König wütend an. „......geh aus dem WEG!“ Dann fiel er mehr vom Bett, als dass er aufstand und rannte Sengal nach. Immer seinem Gefühl hinterher. Verwundert wurde inzwischen der Hohepriester des Stabes Zeuge, wie der Fremde in den unterirdischen Gängen des Palastes verschwand. / Das ist unmöglich. Nur die Pharaonen und die Geheimniswahrer dürfen diesen Teil des Palastes betreten. Jeder andere wird von den Göttern bestraft. / Sengal konnte es kaum glauben. So lange ein Geheimniswahrer lebte, konnte niemand, der nicht befugt war, diesen Ort betreten ohne sein Leben auszuhauchen. Jeder der es doch tat, musste praktisch gesehen tot sein oder....... Aber beides war nicht möglich. Sengal verfolgte den Mann trotzdem. Es war seine Pflicht ihn seiner gerechten Strafe zukommen zu lassen. So lief der Hohepriester und Wächter dieses Ortes die vielen Stufen nach unten entlang. Auf dem Weg sah er die vertrauten Wandzeichnungen und Sockel, auf denen Geschichten lagen. Jedes Stück hier enthielt eine Erzählung. Manche waren gut, manche schlecht.......alten oder neueren Datums...... Aber alle waren sie von Sengal gehütet worden wie Kinder. Doch egal, wie schön es für ihn gewesen war diesen Ort zu lieben........er hatte etwas gefunden, was ihm nun wichtiger war...... Als er die letzte Stufe nach unten überschritten hatte, wusste er, was es zu tun galt. Der Moment war da. Er spürte es. Er konnte den Hauch des Schicksals schon im Nacken fühlen. Vorsichtig und wachsam schritt er auf die Statur des Seth zu, die im Fackelschein schimmerte. Die Fackeln hier unten spendeten ständiges Licht, so lange auf Ägyptens Thron ein rechtmäßiger Pharao saß. Es war schon ironisch. Egal wie sehr sie den Pharao für einen Stümper hielten, dieser Ort hier log nicht. Die Fackeln leuchteten und deshalb gehörte er auf den Thron des Reiches. Es war so einfach dies zu sehen, wenn man fast jeden Tag hier unten zubrachte....... ...und Sengal war immer hier gewesen, wenn er aus irgendeinem Grund anfing die Hoffnung zu verlieren. Dieses Feuer, dass die Dunkelheit erhellte, symbolisierte die Tatkraft des Königs und das Licht, das von ihnen ausging die Reinheit seines Herzens. Noch war Atemu nicht das, was er vermochte zu sein, aber vielleicht........mit etwas tatkräftiger Unterstützung eines kleinen Dickschädels..... Sengal lächelte bei diesem Gedanken. Es war gut so. Vor ihm tauchte eine Gestalt auf, die in ebenso ein Gewand gehüllt war, wie der Mann in den Gemächern des Pharaos. Aber Sengal wusste, dass es sich nicht um denselben handelte. „Gebt euch zu erkennen.“, sprach Sengal völlig ruhig. Der Mann nahm die Kapuze ab und darunter erschien....... „Ihr.“ Sengal war nicht sehr überrascht, eigentlich hatte er es schon immer geahnt. „Guten Abend, Sengal.“ Akunadin kam auf ihn zu. „Ich hörte, dass man versucht hat den Pharao zu töten.“ Lächelnd blieb der Träger des Millenniumsauges stehen. „Wie bedauerlich......“ Sengal sah, wie Akunadin einen Dolch aus dem Ärmel zog. „Wie bedauerlich....... DASS ER ES NICHT GESCHAFFT HAT!“ Das Auge leuchtete auf und Sengal spürte, wie seine eigene Macht an Akunadins abprallte. Der Hass um ihn war viel stärker als erwartet und nährte die Kraft des Auges. Trotzdem hielt Sengal ihm so gut, wie möglich stand. Er hoffte nicht auf einen Sieg, aber er wollte Antworten. „Wer war der Mann, den ihr heute Nacht geschickt habt?“ „Das hat euch nicht zu interessieren. Es ist sowieso nicht mehr von Belang. Er hat versagt......“ Sengal wehrte sich gegen den nächsten mentalen Schlag und schaffte es ganz knapp seiner Wucht zu entgehen. „Warum hasst ihr euren Bruder so?“ Akunadin lachte hämisch auf. „Was geht es euch an?“ Sengal spürte, wie er an Kraft verlor und es Akunadin ermöglichte näher zu treten. „Dann habe ich noch eine letzte Frage, ehe ihr mich vernichtet...... Wie ist es euch gelungen diesen Ort zu betreten?“ Akunadin grinste, als er den Dolch hob. Es war derselbe, mit dem man versucht hatte den Pharao zu töten. Ein Skorpion schlang sich um den Griff. „Das lässt dir wohl keine Ruhe. Also schön, du sollst es hören, ehe du untergehst......“ Akunadin legte die Klinge des Dolches an Sengals Hals. „Der wahre Pharao.......bin ICH!“ Dann stieß er zu. Seth lief, so schnell er konnte. Als er die Stufen der unterirdischen Gänge hinunterrannte, spürte er plötzlich einen unerträglichen Schmerz in seiner Kehle und hatte das Gefühl keine Luft mehr zu kriegen. Kurz erlosch alles Licht im Gang, um durch einen kühlen Luftzug wieder entfacht zu werden. Etwas war geschehen. Der Junge mit den unendlich blauen Augen spürte, wie seine Beine unter seinem Gewicht nachgaben. Er fühlte sich elend und kraftlos. Aber er musste doch weiter und zu Sengal laufen. Er wollte nicht, dass dem Hohepriester etwas zustieß. Ein dicker Klos bildete sich in seinem Hals. Sengal war ein starker Hohepriester. Ihm würde nichts passieren. Er konnte kämpfen und......... / Warum ist mir dann so zum Weinen zumute....... / „...hhhh.....“ Seth versuchte seine Bedenken hinunterzuschlucken. Er folgte dem Pfad, der an den vielen Götterstaturen vorbei in eine riesige Halle führte, deren Decke man kaum sehen konnte. Hier, wo alles aus den schönsten Verzierungen und mit viel Liebe und Hingabe gemeißelt worden war...... ........an diesem Platz lag jemand am Boden und hauchte seine letzten Atemzüge aus. „Meister Sengal?“ Seth trat zitternd näher. „MEISTER SENGAL!“ Verzweifelt lief er zu dem da liegenden Körper und kniete sich nieder. „Was ist mit euch?“ Sengal antwortete nicht. Er hatte die Augen geschlossen und nur sein flacher Atem zeugte noch von Leben. Blut rann über seinen Hals und aus dem Mund auf den Boden. „Ich.......ich werde Hilfe holen......“, stammelte Seth und wollte sich erheben. Aber eine bereits kälter werdende Hand schloss sich erstaunlich fest um seinen Oberarm und hinderte ihn am Gehen. „Warte......Seth......“ Zwei silberne Augen sahen ihn ernst an. Seth gehorchte und ließ sich zurück auf den Boden sinken. „Was kann ich tun?“ Sengal deutete mit der freien Hand auf seine Manteltasche. Seth sah ihn fragend an, als er aber eine kurze Nicken erntete, griff er in die gezeigte Tasche. Verwirrt zog er eine Schriftrolle heraus, die erstaunlich alt aussah, aber sich anfühlte, als wäre sie ganz neu. Sie schimmerte in einem blau violetten Licht. „Was.....“ Aber Sengal ließ ihn nicht aussprechen. „Öffne...sie.....“ Seth öffnete die Rolle, wie geheißen und starrte einen Moment ratlos darauf. Die Schriftrolle enthielt keine Hieroglyphen, sondern ein Bild. Seth konnte zwar die verschiedenen Wesen darauf erkennen, aber seinen Sinn verstand er nicht. Was sollte ihm dieses Bild sagen? „Hör mir zu Seth.......“, gab Sengal ihm keuchend zu verstehen. „Diese Schriftrolle enthält alles, was du wissen musst. Sie beschreibt den Sinn eures Dasein.“ Seth besah sich die Darstellung genauer. „Ich verstehe nicht......“ „Ich weiß.....“ Sengal lächelte leicht und strich ihm über die Wange. Seth beugte sich etwas herunter, damit es ihm leichter fiel. „Wenn die Zeit gekommen ist und du Antworten suchst, wirst du verstehen. Erinnere dich einfach an dieses Bild.“ Seth schüttelte den Kopf. „Ihr dürft nicht sterben. Ihr habt mich noch gar nichts gelehrt......ihr könnt doch nicht.......“ Seth schossen Tränen in die Augen. „Lasst mich nicht allein.“ Das hatten bisher alle getan.....ihn einfach allein gelassen, wenn er jemanden brauchte. „Es ist schon richtig so, Seth. Wenn mein Stern fällt, wird ein anderer meinen Platz einnehmen.“ Sengal sah dem Jungen mit den blauen Augen liebevoll in das verheulte Gesicht. „Ich will, dass du mir ein Versprechen gibst......“ Seth nickte schnell. „Alles......“ „Nimm meinen Stab.“ Seth sah verwirrt auf den Millenniumsstab. Es stand ihm nicht zu....... „Versprich mir, dass du ein würdiger Nachfolger wirst.“ Seth schüttelte den Kopf. Plötzlich hatte er Angst, weil er verstand, was das Licht in den Tiefen der Erde bei Hatshepson gewesen war. „NEIN!“, schrie er und sprang auf. „IHR WERDET NICHT STERBEN! ICH LASSE ES NICHT ZU! ICH HOLE HILFE UND........“ Eine Hand schlang sich um seinen Fußknöchel. „Ver~sprich es mir........S~E~T~H........“ Sengal keuchte und immer mehr Blut lief ihm übers Kinn. Seth beugte sich nieder und strich dem Sterbenden über den Kopf. Was blieb ihm denn anderes übrig...... „Ich verspreche es!“, flüsterte er und mehr Tränen rannen über seine geröteten Wangen. „Geht nicht weg.“, versuchte Seth noch einmal dem Tod durch Worte zu trotzen. Sengal lächelte noch ein letztes Mal und dann mit einem abschließenden Einatmen.....war er tot. --------------------------------------------------------------------------------- Die traurige Nummer 8. Ende für heute Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)