Schicksalskinder von Schreiberling (Mein erster WB-Beitrag) ================================================================================ Kapitel 7: Schicksalsnacht -------------------------- Hier ist Teil 7. Have fun! -------------------------------------------------------------------------------- Als Sengal nach einem heftigen Disput mit Shimon, des Pharaos Berater in internen Angelegenheiten, zurückkehrte, fühlte er sich nur noch müde, alt und ausgelaugt. Er schlurfte mehr den Gang zu seinem Zimmer entlang, als dass er aufrecht und stolz ging, so wie in seinen jüngeren Jahren. „Aus mir ist doch ein alter Mann geworden.....“, flüsterte er in die Stille. Wann war er zum letzten Mal wirklich glücklich gewesen? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern....oder..... ~ Rückblick ~ Die Sterne standen am Firmament. Lächeln der Götter hatte man sie früher genannt. Heute waren sie viel mehr als das. Durch sie konnte man lesen, wie in einem Kalender. Mond- und Sonnenphasen bestimmten seit längerem das Leben am Hofe. Gerade hatte man ihn zum Hohepriester gemacht. Aber er kam sich einsam unter all diesen Sternen vor. Seine Familie hatte er als Kind nie kennen gelernt. Jemand hatte ihn zum Tempel des Osiris gebracht und ihn dort ausgesetzt. Die Priester des Tempels hatten ihn aufgezogen. Freunde unter ihnen zu finden, war fast unmöglich gewesen. Er hatte nichts an Besitz. Die meisten Kinder kamen aus reichen Familien, die ihren Ruf durch das Priesteramt ihres Kindes zu stärken suchten. Sengal jedoch kam aus dem nirgendwo und als ob das nicht Grund genug wäre, gemieden zu werden, hatte er auch noch einen viel zu wachen Geist. Er war nicht einfach nur klug. Er war hochbegabt, weshalb er doppelt so sehr gelobt und mit Aufgaben betraut wurde, als alle anderen Schüler. Außerdem konnte er manchmal die Gedanken, der anderen Schüler hören. Das machte alles nur noch schlimmer. Damals hatte er sich auch schon so einsam gefühlt, wie jetzt und nur sein Mentor, Oberpriester Haton, hatte ihn fühlen lassen, dass er etwas besonders war und nicht unheimlich, so wie die Kinder es ihm einredeten. Nun.....ja nun hatte er die oberste Sprosse der Leiter des Lebens erreicht. Er war der Hohepriester des Pharaos und trug die Macht des Millenniumsstabes auf seinen Schultern. Aber heute Nacht kam er sich viel zu klein und unbedeutend vor für diese Macht. Seine Schultern waren vielleicht nicht stark genug um dem Pharao gut zu dienen...... Er atmete tief durch. Es war nicht richtig so zu denken und damit die Entscheidung des Herrschers infrage zu stellen. Schließlich hatte Aknankanon ihn ausgewählt und keinen anderen der Bewerber. Aber wenn man es sich recht bedachte, hatte wohl doch eher der Stab selbst ihn gewählt. Bei den anderen Priestern hatte er ihnen fast die Hand verbrannt, als sie es wagten ihn zu berühren. Die alleinige Entscheidungsgewalt lag letztendlich aber beim Pharao selbst. Nur er konnte die Befürwortung erteilen oder den Anwärter auf das Amt des Hohepriesters ablehnen. Die Entscheidung war zu seinen Gunsten gefallen und hier in diesem Moment trug er das Gewand des Hohepriesters. Es war prachtvoll. Es war bequem und beinhaltete gleichzeitig eine riesige Verantwortung. / Bin ich dem gewachsen? Was habe ich bisher von Recht und Gerechtigkeit gelernt, dass ich glaube ein Hohepriester sein zu können? / Sengal setzte sich auf die Brüstung des Balkons seines neuen Zimmers. Sein letztes Zimmer war nicht mehr als eine etwas zu groß geratene Rumpelkammer gewesen und nicht zu vergleichen mit der Pracht, in der er jetzt wohnen sollte. Das Zimmer war riesig und enthielt nur das beste vom Besten. Gold- und silberverzierte Schränke, ein prunkvolles Nachtlager, glitzernde Verzierungen an Decken und Wänden...... Kurz und knapp......es war zu groß und zu edel für einen einfach gestrickten Charakter wie ihn. Solchen Luxus hatte er nie kennen gelernt und er fühlte sich unwohl darin. Es war zu viel.....einfach zu viel. „Ah. Hier steckt ihr. Ich hatte mich schon gefragt, weshalb ihr das Fest so schnell verlassen habt.“ Der Pharao stand plötzlich hinter ihm und lächelte ihn freundlich an. „Bedrückt euch etwas?“ Sengal wollte sich bereits auf die Knie sinken lassen. Das war die angemessene Begrüßung für einen einfachen Priester, wie er es bisher gewesen war, aber nun reichte auch eine kurze Verbeugung. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er seinen Denkfehler und verbeugte sich angemessen. Der Pharao schien ihm jedoch nicht böse, eher amüsiert. „Verzeiht, mein Pharao, aber ich muss mich wohl erst an den Gedanken gewöhnen..... Ich meine.....“ Sengal brach seinen kläglichen Erklärungsversuch schnell ab. „Ist schon gut.“ Lächelnd trat der Herrscher des Landes neben seinen neuen Hohepriester und schaute verträumt in den Sternenhimmel. Sengal indes fühlte sich unwohl. Er hatte bereits am ersten Abend seines Amtes soviel Mist gebaut. Was mochte der Pharao wohl jetzt von ihm denken? Bereute er seine Wahl vielleicht schon? Ängstlich blickte er zur Seite in des Pharaos verträumtes Antlitz. Doch dort fand sich nicht die geringste Antwort. Schnell sah er wieder weg. Was fiel ihm nur ein den Pharao so anzustarren? Das stand nicht mal einem Hohepriester zu. Sengals Nervosität wuchs und mit ihr seine panische Angst etwas falsch zu machen. Vielleicht sollte er jetzt gleich zurücktreten und....... „Ist es nicht wunderschön?“ „Mein Pharao?“ Sengal, der tief in seine Gedanken geraten war, sah auf. „Dieser Anblick. All die vielen leuchtenden Sterne.“ Der Pharao sah ihn lächelnd an. „Heute Abend sind sie besonders schön.“ Sengal wusste nicht, worauf der Herrscher hinauswollte. Aber er sah sich dennoch zu einer Antwort verpflichtet. „Ja.“ Schnell sah er nochmals zu den Sternen hinauf. „Es ist sehr schön.“ Aknankanon betrachtete sich seinen neuen Hohepriester nachdenklich und musste dann laut loslachen. Er kam nicht dagegen an. Isaria war damals bei ihrem Amtsantritt ja schon nervös gewesen, aber Sengal war dabei, selbst das zu übertrumpfen. Sengal, der sich plötzlich seiner Schmach erst richtig bewusst wurde, war zum Heulen zumute. Sein Herr lachte ihn aus und dabei hatte er doch noch gar nichts getan. Nicht eine Aufgabe war ihm zuteil geworden und schon wurde er der Lächerlichkeit preis gegeben. Aknankanon fing sich jedoch schnell wieder, als er den traurigen Ausdruck in den silbernen Augen sah. Er hatte Sengal verletzt, das konnte er spüren. „Verzeiht mir. Ich wollte nicht...“ Aknankanon schüttelte entschuldigend den Kopf, als er sah wie Sengal den seinen beschämt senkte. „Mein lieber Junge. Es ist nur....“ Aknankanon legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Diese Nervosität und die Selbstzweifel stehn euch nicht. Ihr seid mit der beste Anwärter seit langem und ihr habt keinen Grund an euch zu zweifeln.“ Sengal sah verwundert auf. „Glaubt mir. Ich habe unter meinem Vater schon viele Hohepriester kommen und gehen sehen. Er war wirklich sehr wählerisch und da es damals noch keine Millenniumsgegenstände gab, hat er viele schnell wieder ihres Amtes enthoben und neue Priester eingesetzt. Hach.....“ Aknankanon schwelgte in seinen Gedankengängen grinsend ab. „Das war ein Kommen und Gehen, wie in einem Ameisenhaufen......“ Wieder lachte er los und Sengal konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Na, was seh ich denn da? Ein Lächeln steht euch viel eher zu Gesicht.“ Sengal wurde rot unter dieser Bemerkung. So was hatte noch nie jemand zu ihm gesagt. „Ab heute will ich eher trübsinniges Gesicht nicht mehr sehen und außerdem.....“ Aknankanon zog den jungen Mann mit sich. „...habe ich noch eine ganz besondere Aufgabe für dich.“ Sengal blieb keine Wahl, als zu folgen. Plötzlich blieb der Herrscher mitten auf dem Gang stehen. „Eines noch.“ Er sah Sengal ernst an. „Hast du noch einen Wunsch um dich hier bei uns wohler zu fühlen?“ Erst traute sich Sengal nicht so recht, aber dann rückte er mit der Sprache raus. „Also.......schon.....ähm.... könnte ich ein anderes Zimmer bekommen?“, fragte er kleinlaut. Aknankanon starrte ihn überrascht an. „Stimmt etwas nicht mit diesem? Zu klein?“ Sengal spürte wie er am liebsten im Erdboden versunken wäre. „Nein... eher zu groß.......“, flüsterte er leise und wieder musste Aknankanon lachen. Aber diesmal fühlte Sengal sich nicht angegriffen. Er hatte begriffen, dass der Herrscher wohl ständig und fiel lachte. Es tat gut den Pharao lachen zu hören. Irgendwie schien dann alles in Ordnung zu sein. „Ach so. Jetzt verstehe ich. Aber natürlich bekommt ihr ein anderes Zimmer. Ihr dürft es euch selbst aussuchen...... und nun, wo wir das geklärt hätten, wird es Zeit.....“ Kurz machte er eine Bewegung mitten an der Wand und diese schob sich einfach beiseite. ~ Rückblick Ende ~ Das war der Moment gewesen, in dem Sengal seine Aufgabe als Wächter der unterirdischen Geheimnisse zugeteilt bekommen hatte. Er wusste noch genau, wie stolz er gewesen war und wie wohl er sich dort unten gefühlt hatte. Dort hatte er schließlich die meiste Zeit seines Lebens verbracht und oft mit dem Pharao gemeinsam stundenlang über die Vergangenheit und die Zukunft geredet. Dabei hatte er auch irgendwann von den Streitigkeiten mit dessen Bruder erfahren und dass Aknankanon eigentlich nach Geburtsrecht nicht der richtige Pharao war. Aber Sengal hatte seinem Herrscher immer wieder versichert, dass es keinen besseren Herrn geben konnte. In den Herzen der Menschen war er der einzig wahre Pharao. Sie hatten ihn geliebt und Sengal hatte es auch. Aknankanon war der Vater für ihn gewesen, den er nie gehabt hatte. / Bald werden wir uns wiedersehen, mein Pharao. Ich freue mich schon darauf euch wieder lachen zu hören. / Seth hätte gepackt, wenn es was zu packen gegeben hätte. Wieso hatte er sich nur so dumm auf’s Kreuz legen lassen? Sengal hatte ihm nur was vorgespielt und vielleicht war alles nur eine billige Show gewesen.... Vielleicht hatte der Pharao ihn gar nicht richtig verbannt, sondern einfach nur gewollt, dass Sengal ihn zu seinem Lehrling machte und das auf intrigante Weise. / Alles Quatsch. Was denkst du da nur für einen Mist? Der Pharao ist viel zu dumm, um auf solche Gedankengänge zu kommen. / Seth konnte selbst kaum glaube, was für ein Unsinn durch seinen Kopf schoss. Das war nicht seine Art so über andere zu denken, aber Sengal hatte ihn eben verletzt. Das ließ sich nicht abstreiten. Es war besser, wenn er einfach ging und sich keine Hoffnungen machte, je wieder ein so harmonisches Leben zu führen, wie damals, als er mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder noch glücklich gewesen war. Diese Zeiten würden nicht wiederkommen und auch die Kindheit konnte ihm niemand einfach zurückgeben. In ein paar Jahren würde er erwachsen sein und bis dahin würde er sich auch schon vorher wie einer verhalten müssen, um zu überleben. Sengal war eine Möglichkeit gewesen.....ein Hoffnungsschimmer......ein Freund..... Aber...... / Verdammt. Wieso fühl ich mich bloß so wohl bei ihm? / Seth konnte es sich nicht erklären, aber zwischen ihm und dem Priester hatte von Anfang an ein Band existiert, dass der Braunhaarige sich nicht erklären konnte. Sengal war.....fast wie ein Bruder für ihn.........und das obwohl er ihn noch gar nicht richtig kannte. / Das ist alles so verrückt.......Ich bin so verrückt..... / Dieser Ort tat ihm nicht gut. Er sollte besser gehen bevor....... „Seth?“ / Na großartig. / Sengal war zurück, noch bevor Seth heimlich verschwinden konnte. / Na super......wirklich toll, Seth. Mit deinem blöden Rumgedenke hast du unnötig Zeit verplempert..... / „Was hast du denn hier vorgehabt?“ Sengal schloss die Tür hinter sich und setzte sich zu Seth auf den Boden vor dem Bett. Für zwei Leute war sein damals gewähltes Zimmer dann doch fast schon zu klein. Seth schwieg. Er hatte keine Lust mit einem echten Verräter auch nur ein Wort zu wechseln. Trotzig drehte er den Kopf in eine andere Richtung und verschränkte abwehrend die Arme. Totale Distanz sollte sein sogenannter Mentor von ihm bekommen. Das hatte dieser mehr als verdient. „Ich weiß, du bist wütend......“ / Oh ja. Das kannst du laut sagen. / „..und ich weiß, dass dich meine Worte sehr verletzt haben...“ /...../ „.....aber du musst verstehen, dass ich nur dein Bestes wollte, wenn ich.......“ Seth sprang auf. „Ach ja?! Davon merke ich aber nichts.“ Wütend drehte er Sengal den Rücken zu, um ihm wortwörtlich die „kalte Schulter“ zu zeigen. Sengal reagierte aber weder wütend, noch sonst irgendwie feindselig darauf, so wie Seth es sich im Stillen wünschte. Dann hätte der Junge mit den zornigen blauen Augen wenigstens einen Grund gehabt ihn anzufahren. Sengal legte beschwichtigend eine Hand auf Seths Schulter. Ganz vorsichtig, so dass der Braunhaarige Zeit hatte, sich an die Berührung zu gewöhnen. Er wollte Seth nichts böses, aber das musste erst mal in diesen Sturschädel rein. „Ich weiß, dass er hochnäsig, arrogant und selbstgefällig ist, aber er ist immer noch der Pharao, Seth......und sein Wort ist Gesetz. Ob dir das passt oder nicht, spielt keine Rolle. Er könnte mich, dich, ja alle seine Untertanen mit einem Wort auslöschen und wäre dennoch im Recht.“ Seth schnaubte abfällig. Sengal nahm die Hand nicht von seiner Schulter. Der Hohepriester hatte das Gefühl, wenn er jetzt losließ, würde er seinen Schützling verlieren und das konnte er nicht zulassen. „Es war nicht gegen dich Seth. Ich habe zu deinem und zu meinem Schutz so gesprochen.“ Seth blickte immer noch stur gegen die Wand. / Wer’s glaubt... / „Bitte versteh mich. Ich halte dich weder für dumm, noch für unnütz. Ich glaube sogar,........“ Aber in diesem Moment schwieg Sengal. Fast hätte er zuviel gesagt. Es war noch zu früh für diese Art von Wahrheit. „Was denn?“, fragte Seth nun doch neugierig geworden und drehte sich um, damit er Sengal in die Augen sehen konnte. Dieser schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und fuhr Seth neckend durch das weiche seidige Haar. „Fast hättest du mich soweit gehabt, aber nur fast....“ Seth zog einen ziemlich süßen Schmollmund. „Wenn ihr es mir nicht sagt, gehe ich.“, drohte er, was Sengal nur noch mehr amüsierte. „So? Und was ist mit deinem Versprechen????“ Seths Gesicht verfinsterte sich. „So war das nicht abgemacht. Ihr habt mich beleidigt. Ich kann gehen, wann ich will. Die Abmachung ist hinfällig.“ „Große Worte für so einen kleinen Jungen.“ / Ich bin nicht klein! / „Aber du hast unrecht. Die Abmachung lautete......Ich helfe dir deinen kleinen Bruder zu finden und du wirst dafür mein gehorsamer Schüler.“ Seth zuckte mit den Schulter. „Gehorsam ja vielleicht, aber Fußabtreter? Davon war keine Rede!“ Sengal zuckte ebenfalls mit den Schulter. „Es war nur eine notwendige Maßnahme deines Lehrers, die du nicht in Frage zu stellen hast..... SCHÜLER.“ Sengal betonte das letzte Wort ganz besonders. Seth hatte ihm sein Ehrenwort gegeben und Sengal wusste, dass er es auch halten würde. „Also?“ Sengal sah ihn ernst an. „Willst du immer noch gehen?“ Seth dachte daran noch ein letztes Mal zu wiedersprechen, aber er beließ es dann dabei......oder......vielleicht nicht ganz........ „Aber nur unter einer Bedingung.“ Sengal war ganz Ohr. „Das Zimmer ist zu klein. Ich will ein Größeres. Für zwei Leute.“ ......und Sengal begann zu lachen. „Heute Nacht ist es besonders still. Findet ihr nicht auch Isis?“ Shada sah zur Seite, wo die einzige weibliche Hohepriesterin schweigend neben ihm herging. „Isis? Geht es euch nicht gut?“ Erschrocken blickte sie in sein Gesicht. „Was?“ Sie brauchte einen Augenblick um sich wieder zu sammeln, aber dann seufzte sie schwer. „Verzeiht mir, Shada. Ich war in Gedanken versunken......“ „Ich spüre Angst in euch, liebe Freundin. Was bedrückt euer Herz?“ „Es wird Unheil kommen......“, flüsterte sie ganz leise, so dass Shada es kaum verstehen konnte. „Unheil? In welcher Form? Weiß Mahado davon?“ Isis schüttelte den Kopf. Shada versuchte noch mehr aus ihr zu entlocken, aber es blieb bei dem wenigen. Plötzlich kam ihnen der Pharao regelrecht entgegengeschossen. Er sah verdammt wütend aus. „SHADA! ISIS!“ Zornesfunkelnd stapfte er auf sie zu und sie verbeugten sich kurz. „Wusstet ihr von Sengals Verrat?“, wollte er anklagend wissen. Shada wusste nicht wovon sein Herr sprach, aber er konnte spüren, wie Isis vor Nervosität zu zittern begann. „Isis?“ Der Pharao hatte ihre Schwäche natürlich auch bemerkt. „Wusstet ihr davon?“ Isis schwieg weiterhin, schüttelte dann aber den Kopf. „Von einem Verrat weiß ich nichts.“, meinte sie kleinlaut. Atemu glaubte ihr kein Wort. Die Schuld stand ihr doch ins Gesicht geschrieben. Aber es war ihr nicht anzusehen welche Schuld oder ob sie log. „Ich dulde es nicht, wenn man mich belügt.“, zischte Atemu wütend. Isis sagte nichts dazu. Aber dafür nahm Shada sie nun endlich mal in Schutz. Er hatte genug von den haltlosen Beschuldigungen seines Herrschers. „Habt ihr irgendwelche Beweise für einen solchen Verdacht?“ Atemu starrte Shada böse an. „Wenn dem nicht so ist, möchte ich euch bitten uns in Ruhe zu lassen. Wir haben Grund zur Annahme, dass etwas geschehen wird.“, gab Shada unbeeindruckt zurück. Atemu kochte sichtlich vor Wut, aber da er tatsächlich keine Beweise zu haben schien, dampfte er wutschnaubend ab. „Das hättet ihr nicht tun dürfen, Shada.“, flüsterte Isis leise. „Er wird es euch büßen lassen.“ „Das ist mir mittlerweile ziemlich gleich. Er kann uns nicht alle strafen, dann hat er niemanden mehr, der in beschützt....“ Shada sah dem wehenden Umhang seines Herrschers nach. „.....und das hat er gerade jetzt bitter nötig.“ Atemu hasste es so gedemütigt zu werden. Aber es stimmte, was Shada sagte. Er konnte nicht mal Sengal richtig bestrafen, denn wenn man einen Sklaven zu Hatshepson schickte, machte man ihn damit zum Vogelfreien. Das hieß, dass er keinerlei Anspruch mehr auf Seths Leben hatte, außer er selbst hätte ihn von dort zurückgeholt. / Was bin ich doch für ein Narr....... Wie konnte ich mir nur einen solchen Fang entgehen lassen..... / Voller Wut auf sich selbst betrat der Pharao die vorbereitete Festhalle. Heute Nacht würde er seine Wut wieder im Wein ertränken. Das war das einzige, was ihn von seinen Lasten als Pharao befreien konnte. Was dachten sie sich nur alle? Hatte ihn irgendwer gefragt, ob er Pharao sein wollte? Ob er die Verantwortung für ein ganzes Reich auf seinen Schultern tragen wollte? / Nein. / Das hatte keiner getan und nun verlangten sie von ihm Kenntnisse und Fähigkeiten, die er nicht hatte und vielleicht nie besitzen würde. Er hatte es abgelehnt unterrichtet zu werden, na und? Er wollte nicht von Sengal oder sonst wem gesagt bekommen, was er zu tun oder zu lassen hatte. / Vater..... / Wieso war er nur gestorben? Wieso hatte man nicht besser auf ihn acht gegeben? Wieso hatte er seinen Sohn nicht früher auf all das hier vorbereitet? / Es ist zu viel. Ich kann das nicht. / Atemu war vor dem Garten angekommen, indem er sich seinem Vater am nächsten fühlte. Hier hatte er mit Aknankanon viele schöne Stunden verbracht. Sein Vater hatte diesen Ort mehr geliebt, als jeden anderen auf der Welt. Er und Atemus Mutter hatten sich hier sogar den ersten Kuss geschenkt. Das hatte er Atemu selbst erzählt. / Ich kann das nicht, Vater. Sie hassen mich alle. Ich will nicht mehr. / Atemu traten die Tränen in die Augen. Wie sollte er das nur weiter durchstehen, wo ihm so viele nach dem Leben trachteten und seine Hohepriester sich von ihm abwandten? „Ich will kein Pharao sein.....“, flüsterte er traurig und vergrub sein Gesicht in den Händen. Langsam gaben seine Knie nach und er landete im weichen Gras. „Ihr solltet nicht so reden.“, ermahnte eine kühle Jungenstimme hinter ihm. Atemu sah sich erschrocken um. Was tat er denn hier? Schnell wischte sich der junge Pharao die Tränen fort. „.....ein Pharao weint nicht.“, setzte die Stimme noch hinzu und dann ließ sich ihr Besitzer neben dem Herrscher im Gras nieder und blickte nachdenklich in die Blumen. „....schnief........woher.......schnief......woher willst du das wissen?“ Atemu schaffte es einfach nicht mit dem Weinen aufzuhören. Er fühlte sich so unendlich traurig, aber auf der anderen Seite wollte er vor seinem ehemaligen Sklaven nicht so jämmerlich wirken. Dazu war es aber wohl schon zu spät... „Was tust du hier? Dies ist mein Garten.“, versuchte Atemu stattdessen abzulenken, aber es war ein kläglicher Versuch, wie er sich selbst eingestehen musste. „Sengal schickt mich. Ich soll hier......“ Seth hob einen Zettel und sah kurz darauf, ehe er mit dem Sprechen fortfuhr. „...ein Lorbeerblatt holen......“ Atemu lehnte sich kurz zur Seite und schon hatte er das gesuchte Objekt in Händen. „Hier.“ Er reichte Seth das Blatt und dieser nahm es ihm flink aus der Hand. Er wollte kein Risiko eingehen, was die Berührungen des anderen Jungen betrafen, denn Atemu konnte seine Meinungen all zu schnell ändern und von Friedfertigkeit zu dummen Gedanken überwechseln. „...und was tust du hier? Ich meine, außer zu beschließen, kein Pharao mehr sein zu wollen?“, fragte Seth dreist und benutzte mit voller Absicht das DU. „Das geht dich nichts an.....“, meckerte Atemu sofort und setzte schnell hinzu. „......und für dich immer noch PHARAO.“ „Aber ich dachte, die Zeiten sind vorbei. Wer wird denn der glückliche Nachfolger?“, meinte Seth provokativ und verschränkte abwartend die Arme. Atemu funkelte ihn wütend an. „Von mir aus kannst du das übernehmen. Ich will jedenfalls nichts mehr damit zu tun haben.“, sagte Atemu trotzig und zeigte dadurch einmal mehr, dass er in Wahrheit noch ein Kind war, dem man zuviel zumutete. Er hatte noch nicht mal die Volljährigkeit von 16 Jahren erreicht. Er war erst 10. Seth, der die Weisheit des 1-Jahr-Älteren besaß, schüttelte nur den Kopf. „Du redest wie ein Baby.“ „Na und?! Ich bin der Pharao, ich kann reden, wie ich will.“ Atemu schob trotzig die Unterlippe vor, was Seth zum Lächeln brachte. Das sah echt zu niedlich aus. „Dabei redest du sonst, wie der älteste Erwachsene daher. Aber jetzt bist du nur kindisch und unvernünftig. Man kann nicht einfach aufhören ein Pharao zu sein. Das hat man im Blut.“ Atemu stutzte. Woher wusste ein Sklave solche Dinge? „Was weißt du schon.......“ „Ich war nicht immer ein Sklave, wenn du das meinst..... und ich weiß mehr als man denkt. Vor allem weiß ich, dass du nicht einfach aufhören kannst, Pharao zu sein. Du bist immer Pharao. Auch wenn du aufhörst dich wie einer zu benehmen oder weit weg gehst. Da drin...“ Seth zeigte auf Atemus Herz ohne ihn zu berühren. „...da wirst du immer einer sein.“ Atemu fuhr sich nachdenklich über die gezeigte Stelle. Seth hatte Recht. Wie hatte er es nur vergessen können? Sein Vater hatte ihm früher doch etwas ähnliches gesagt..... Damals als Atemu ihn über seinen Großvater ausgefragt hatte. Da hatte sein Vater gesagt, dass sein Großvater in seinem Herzen weiterleben würde. Für immer und ewig....und dass er ein Teil von ihnen sei, genau wie das Pharaonensein. „.....ich hatte es vergessen..... Entschuldige bitte.“, flüsterte Atemu leise. Seth schwieg. Er merkte, dass diese Worte nicht ihm galten. Gerade wollte er aufstehen, als...... „Nein. Bitte bleib doch noch.“ Atemu sah Seth flehend an und außerdem........ Hatte der Herrscher Ägyptens gerade bitte gesagt? „Ich muss zurück. Sengal wartet sicher schon auf mich......“, meinte Seth ausweichend. „Dann......sehen wir uns vielleicht auf meinem Fest heute Abend wieder?“, fragte Atemu hoffnungsvoll. „......ihr solltet nicht so viele Feste feiern, Pharao..... das macht die Menschen nur wütend auf euch.....“ „Dann gebe ich ein Versprechen.“, meinte Atemu ernsthaft. „Wenn du heute Abend auf mein Fest kommst, war dies das letzte Fest für lange.“ „Wie lange?“, fragte Seth nach. „So lange du willst.“ Seth zögerte noch mit der Antwort, aber dann....... „Na schön. Wenn ich komme, gibt es kein Fest mehr, bis wieder ein offizieller Anlass ansteht, den jeder feiert.“ Atemu strahlte seinen geliebten Braunhaarigen an. „Abgemacht. Bis heute Abend dann?“ Seth nickte und machte sich dann schnell aus dem Staub. Zurück blieb ein überglücklicher kleiner Pharao, der den kommenden Abend kaum erwarten konnte. „Heute Nacht? Nach dem Fest?“ Sekmes sah den Hohepriester skeptisch an. „Ist das nicht zu riskant?“ „Nein, ganz und gar nicht. Denn ihr werdet bereits alle auf den Festlichkeiten zugegen sein. Du und deine Männer gehören zur offiziellen Verstärkung der Wachkräfte im Palast.“ Akunadin warf dem Skorpionkönig einige Gürtel zu, die sie als neue Wächter ausweisen sollten. „Aber...“ Sekmes war sich noch nicht so sicher, ob der Plan so klug war. „Wird man euch dann nicht verdächtigen?“ „Aber nein. Diese Gürtel waren Mahados Idee. Wenn jemand Ärger bekommt, dann er. Mir kann absolut nichts passieren.“ Akunadin lachte schallend und Sekmes zuckte erschrocken zusammen. Er hatte den Herrn des Auges nie lachen hören und nun wusste er auch weshalb. Akunadins Lachen konnte einem Furcht einflößen, mehr noch als sein Anblick es tat. Es war ein irres, krankes Lachen. „Gibt es noch Fragen, Sekmes?“ Dieser schüttelte nur den Kopf. Er wollte einfach weg hier. Er hatte genug von dem irren Priester und seinem noch furchteinflößenderem Gehilfen. Dieser reptilähnliche Kriecher machte ihm Angst. „Dann geh und bereite alles vor. Der Pharao wird heute Nacht sterben.....“, zischte Akunadin glücklich und eine übermenschliche Gier trat in seine Augen. Hinter ihm glühten gelbe Augen schalkhaft auf. Phis freute sich sichtlich über den kommenden Erfolg seines Herrn. Oder etwa nicht? Es war soweit. Dunkelheit zog sich über den Himmel und aus dem Tag wurde langsam die Nacht. Sobald die Sonne untergegangen war und der Mond hell aufstieg, begann das vorerst letzte Fest im Palast. Weshalb das vorerst letzte? Nun... Ein schöner Junge mit seidigem braunen Haar, saphirblauen Augen und einem prachtvollen Lehrlingsgewand hatte sein Versprechen gegenüber dem Herrscher Ägyptens gehalten und war zum Fest erschienen. Die Abmachung der beiden Kinder war natürlich nicht bekannt, weshalb sich die meisten einfach nur ärgerten, dass der Pharao wieder feierte. Wenn sie geahnt hätten, dass es vorerst das letzte Mal sein würde, hätten sie sicher entspannter gewirkt. So aber waren vor allem die treuen Hohepriester angespannt. Vielleicht würde jemand heute versuchen den Pharao zu töten. Es galt äußerst wachsam zu sein. Nur Akunadin hatte sich als unpässlich gemeldet und war in seinen Gemächern um sich auszuruhen. Er durfte das, denn schließlich wussten alle Priester, dass er nicht mehr der jüngste war und seine letzte Reise ihn wohl sehr angestrengt hatte. Atemu störte das alles nicht. Er hatte keinerlei Angst oder Bedenken, was diesen Abend betraf. Er hatte nur Augen für eine Person im Raum und diese trug den Namen Seth, den er ihm selbst gegeben hatte...... / Wobei....... Ich kenne nicht mal seinen wahren Namen...... Vielleicht sollte ich Sengal danach fragen..... / Sengal als sein neuer Lehrmeister musste das doch wissen..... So bahnte sich Atemu einen Weg durch die Tanzenden und pirschte sich so unauffällig wie möglich an Meister Sengal heran. Schließlich sollte Seth nicht merken, was er von seinem Herrn wollte. „Sengal...... Kann ich euch kurz sprechen?“ Atemu bedeutet dem Hohepriester, dass es ein vertrauliches Gespräch war. „Was kann ich für euch tun, mein Pharao?“, fragte Sengal lieb, der die Veränderung im Verhalten des Pharaos schon berichtet bekommen hatte. Seth musste ja einen ganz schönen Eindruck bei dem jungen König hinterlassen haben, wenn dieser plötzlich höflich wurde. „Kann ich euch etwas fragen..... In bezug auf Seth?“, fragte Atemu etwas zögerlich, was Sengal aber nicht zu stören schien. „Natürlich, sofern ich es weiß.“ „Wie ist eigentlich sein richtiger Name?“ „Wie?“ Sengal verstand nicht ganz. Er wusste jetzt nicht genau, was der Pharao wollte. „Ich meine..... Seth...... den Namen hab ich ihm doch gegeben. Wie hieß er denn vorher.... oder hat er das nicht gesagt?“ Sengal nickte verstehend. „Doch das hat er. Sein Name aber ist und bleibt derselbe.“ „..und wie heißt er denn nun?“, wollte Atemu ungeduldig wissen. „Seth.“ „Das weiß ich ja, aber......“ “Ihr versteht mich falsch, mein Pharao. Sein Name ist nun mal Seth. Das war er vorher auch schon.“ „Oh.“ Jetzt verstand Atemu, warum Seth nie etwas gegen den gegebenen Namen geäußert hatte, denn gegenüber allem anderen war er ja von Anfang an aggressiv begegnet. „Beantwortet dies eure Frage, mein Pharao?“, meinte Sengal schelmisch, denn der verblüffte Gesichtsausdruck seines Königs entging ihm nicht. „Ja.....habt dank, Sengal.....“ Atemu stand nach dieser Erkenntnis ein bisschen neben sich. War es Zufall, dass ein Junge mit wunderschönen Saphiren als Augen und einem so verführerischen Aussehen den Namen eines Gottes trug........und das schon von Geburt an? Atemu musste mehr über den geheimnisvollen Jungen erfahren. Gerade jetzt war sein Verlangen nach ihm größer, als je zuvor. Während Atemu nicht recht wusste, wie er dem blauäugigen, gottähnlichen Mensch begegnen sollte, bemerkte niemand, wie sich immer mehr Wachen um den Saal versammelten. Mahado hatte viele Männer angeordnet, aber hätte jemand durchgezählt, wäre es aufgefallen, dass einige treue Seelen verschwanden und dafür umso schwärzere Seelen auftauchten. Schon bald war der Saal umgeben von Skorpionkriegern. Nur.....das ahnte niemand. „Guten Abend, Seth.“, erschrocken drehte sich der Angesprochene zu der bekannten Stimme um. „Rabshan..... Was tust du denn hier?“ Das Mädchen mit den schwarzen Haaren und den ebenso schwarzen Augen schmunzelte amüsiert. „Ich dachte so bei mir, ein Fest ohne hübsche Mädchen ist doch kein richtiges Fest, oder?“ Sie drehte sich einmal um die eigene Achse und zeigte ihm so ein wunderschönes schwarzes Kleid, dass sehr fremdländisch aussah und viel zu viel Bein zeigte......nach Seths Geschmack zumindest. „Was hast du hier zu suchen? Ist dein Meister auch hier?“ Seth sah sich furchtsam um. Wenn Hatshepson oder sein verwandelter Sohn es geschafft hatten aus ihrem verfluchten Reich zu entkommen, würde es das fest sicher im Chaos enden lassen. „Aber nein. Du hast doch keine Angst, oder Seth?“ Rabshan sah ihm grinsend ins Gesicht. Furcht schien sie nicht im Geringsten zu kennen. Seth schnaubte verächtlich. Er und Angst? Da konnte sie aber lange warten, bis er das zugeben würde. „Dachte ich auch nicht. Schließlich bist du einer der wenigen, der meinem Meister je entkommen konnte......geschweige denn seinem Sohn.“ Seth hatte nicht vor ihr darauf zu antworten. Im Gegenteil, er drehte sich um und wollte gehen, aber sie hielt ihn am Handgelenk fest. „Willst du denn gar nicht wissen, weshalb ich ohne das Wissen meines Meister hier bin?“ Seth blieb stocksteif stehen. Hatte er richtig gehört? Als könne sie seine Gedanken lesen - übrigens eine Sache, bei der er sich noch nicht sicher war – meinte sie dann: „Ja. Du hast mich schon richtig verstanden. Ich bin heute Abend nur wegen einer einzigen Sache gekommen. Wüsste Meister Hatshepson hiervon, würde er mich auf der Stelle vernichten oder mich wieder zu etwas machen, das keine Seele besitzt... Sei’s drum....“ Rabshan schmiegte sich an den perplexen Jungen an. „Was willst du hier? Was ist das für eine Sache?“, wollte Seth wissen und entzog sich ihrem Griff. „Du......Du Seth bist diese Sache. Mein Meister weiß um deine Zukunft und ich weiß es auch. Heute Nacht wird sich dein Weg entscheiden.“ Seth glaubte ihr kein Wort. Das war sicher ein Trick. „Ich belüge dich nicht Seth. Heute Nacht wird sich entscheiden, ob du lebst und deiner Bestimmung folgst oder stirbst und mit dir alle anderen.“ „Was soll das? Was meinst du damit?“ Seth konnte sich keinen vorstellen, der ihn nun, wo er unter Sengals Schutz stand, einfach töten wollte.... und wer mochten wohl diese anderen sein, von denen Rabshan sprach? „Mehr werde ich dir nicht sagen. Nur...... Du musst dich entscheiden Seth. Willst du deine Bestimmung und damit dein eigenes Selbst annehmen oder willst du dich verleugnen und damit alle ins Verderben stürzen, die an dich glauben......“ Seth musste ihre Hand nicht länger abschütteln. Rabshan zog sie schnell zurück und verschwand rückwärts zwischen den Leuten, noch bevor Seth ihr noch eine Frage stellen konnte. / Was meinte sie damit? Welche Bestimmung? / Seth war völlig durcheinander und so sah er nicht, wie Atemu etwas abseits stand und ihn eifersüchtig ansah. Er hatte das unbekannte Mädchen und ihn ziemlich genau beobachtet. Das Gesehene schien seiner Hoheit jedoch gar nicht zu passen. Aber Seth hatte mit weitaus mehr zu kämpfen, als mit einem eifersüchtigen Pharao. Zong war Wächter im Palast. Schon seit 16 Jahren diente er dem Pharao und dem Reich Ägyptens. Er hatte bereits als Kind davon geschwärmt den Pharao schützen zu dürfen, so wie sein Vater und auch davor schon sein Großvater es getan hatten. Der männliche Teil seiner Familie bestand überwiegend aus Wächtern oder solchen, die es werden wollten. Er selbst hatte auch einen kleinen Sohn, der gerade mal einige Tage alt war. Heute Nacht freute sich der Familienvater aber viel mehr darauf, dass ihn endlich jemand ablöste, denn er wollte heim zu Frau und Kind. Deshalb wartete Zong geduldig auf seine Ablösung. Als es jedoch immer später wurde und niemand kam um seinen Posten zu übernehmen, verließ er diesen und ging nachsehen, was los war. Er kam nicht weit. Neben der großen Rahstatur im Innenhof des Palastes sah er sich nach seiner Ablösung um. Normalerweise kam der nächste Wächter immer von hier. Doch in dieser Nacht war niemand auf dem Weg zu ihm und so wollte der gutherzige Mann nachsehen gehen. Seine Suche führte ihn zum Wachraum, wo die Wächter jeden Tag ihre Route zum Patrouillieren erhielten. Gerade als er die Tür öffnen wollte, wurde dies von Innen erledigt und zwei ihm völlig unbekannte Männer traten heraus. Diese beiden hatte Zong noch nie im Palast gesehen und das obwohl er schon ganze 16 Jahre dabei war. / Hier stimmt doch was nicht. / Zong zog sein Schwert und stellte sich den Männern mutig entgegen. „Wer seid ihr? Ich habe euch hier noch nie gesehen? Antwortet, im Namen des Pharao!“ Die Männer wechselten grinsende Blicke und der eine zuckte anteilnahmslos mit den Schultern. „Geh aus dem Weg, du Narr. Sonst schlitzen wir dir die Kehle auf.“, meinte der eine mit den Schlitzaugen genervt. Aber Zong war nicht umsonst Wächter. Er wusste, dass dies seine Chance war sich zu beweisen. Nach 16 Jahren des Wartens auf einen ehrenwerten Kampf war nun die Zeit gekommen sein Können unter Beweis zu stellen. Er würde den Pharao und den Palast schützen und wenn es ihn sein Leben kosten würde. „Legt die Waffen nieder!“, donnerte er mit der Stimme der Gerechtigkeit. Ein teuflisches Grinsen legte sich auf die Gesichter der Männer vor ihm und hätten jeden anderen zur Vorsicht ermahnt. Aber Zong war der nachfolgende Ruhm eines Sieges zu Kopf gestiegen. Vergessen waren Weib und Kind, vergessen war das Dasein als einfacher Mann und auch vergessen waren die ersehnten ruhigen Abendstunden am Tisch seiner Frau. Mit einem lauten Angriffsgebrüll rannte er auf die beiden Räuber zu und........ Ein gurgelnder Laut durchbrach die dann folgende Stille und Zong kippte mit einem Messer im Hals zu Boden. Tot. „Der war doch ganz witzig. Findest du nicht, Skris?“, meinte der dickere der beiden Männer lachend. „Ja. Ganz amüsant.“ Der Mann mit den Schlitzaugen und dem Namen Skris beugte sich zu dem Toten herunter und zog ihm das Messer aus dem Hals um es dann genüsslich abzulecken. Einen Moment lang kostete er das Blut nachdenklich mit seiner Zunge. „Etwas zu alt vielleicht, aber immer noch ganz frisch.“ Der etwas dickere Mann lachte. Nachdem der Pharao Seth bei einem Techtelmechtel mit diesem fremden Mädchen gesehen hatte, wollte er nicht länger feiern. Daher begab er sich an den für ihn einzigen Ort, wo er sich sicher und geborgen fühlte.....sein Gemach. Durch Enttäuschung und Eifersucht geblendet, bekam er gar nicht mit, wie sich die Wachen auf dem Gang zu seinem Zimmer neugierig nach ihm umdrehten. Als er sein Zimmer endlich erreicht hatte, schloss er krachend die Tür hinter sich und ließ sich mit solcher Wucht auf sein großes weiches Bett fallen, dass die Kissen nach alle Seiten herunterfolgen. So hatte er sich den heutigen Abend nicht vorgestellt. Er hatte Seth verführen wollen. Er hätte ihm alles gegeben, wenn er dafür nur einen Kuss bekommen hätte. Nur einen Kuss..... War das denn zuviel verlangt? „Ich will ihn. Ich will ihn doch so sehr! Wieso? Wieso geht es dann nicht?!“ Atemu drückte sein Gesicht voller Schmach noch mehr in die weichen Kissen, bis er kaum noch Luft bekam. Weshalb tat sein Herz nur so weh? Bisher hatte es bei anderen Menschen, als seinen Eltern nie so geschmerzt, wie jetzt. Nicht mal wenn er Menschen verurteilen musste, spürte er solchen Schmerz und Enttäuschung in sich. Er fühlte sich traurig und gleichzeitig dreckig. „Was soll ich bloß machen? Wieso hat mir nie jemand gesagt, dass man sich so fühlen kann?“ Bei all den Sklaven, die er in seinem zarten Alter schon gehabt hatte, war es noch nie vorgekommen, dass er auch nur für einen oder eine so etwas ähnliches empfand, wie für Seth. Dieser Junge machte ihn wahnsinnig. Ein Blick dieser strahlenden Saphire ließ sein Herz höher schlagen und nur ein Wort von diesen sündhaft rosigen Lippen konnte es zum Zerbersten bringen. Plötzlich klopfte es etwas zaghaft an der Tür. Atemu hob den Kopf. „Ich will jetzt nicht gestört werden! Geht wieder feiern!“ Dann ließ er sich zurück in die Kissen gleiten. Doch anstatt ruhe zu geben, wurde wieder geklopft. Diesmal wesentlich stärker und ungeduldiger. Atemu warf wütend ein Kissen auf die Tür zu. Konnte man nicht einmal Ruhe haben? „Haut ab!“ Zu mehr Worten fühlte er sich nicht in der Lage. Er wollte jetzt nicht reden. Er wollte sich jetzt wenigstens selbst bemitleiden, wenn er Seth schon nicht haben konnte. Das stand ihm doch zu, oder? Die Person hinter der Tür sah das jedoch anders und öffnete unaufgefordert die Tür. Ohne zu zögern wurde einfach reingegangen und Atemu, der es sehr wohl mitbekommen hatte, grollte vor Wut. „Was an dem, was ich sagte......“, wollte er losmotzen, aber das Wort endete in einem peinlich berührten Räuspern. Der Traum seiner schlaflosen Nächte stand mit verschränkten Armen vor ihm und sah ihn anklagend an. „Weshalb hat sich der Pharao diesmal klammheimlich aus dem Staub gemacht?!“, meinte er sarkastisch und schien ziemlich sauer zu sein. Atemu, der sich noch daran gewöhnen musste, dass sich jemand traute so mit ihm zu sprechen, zog eine beleidigte Schnute. „Das müsstest du doch genau wissen, schließlich hab ich euch deutlich gesehen.....“ Trotzig hob der Pharao das Kinn und sah sich im Recht. Seth hob nur fragend eine Braue und schien nicht zu wissen, wovon der Herrscher sprach. „Geht es noch ein bisschen genauer?“ Seth kam näher und ließ sich ohne zu fragen einfach so auf das weiche Bett nieder. Atemu blieb bei soviel Dreistigkeit die Sprache weg. Seth war wirklich unfassbar. „Ich rede von dir und diesem Mädchen in Schwarz und wer hat dir erlaubt dich auf mein Bett zu setzen?!“, keifte der Pharao und hätte Seth am liebsten runtergestoßen..... aber sein Liebster hatte ihn völlig in der Hand. Er konnte Seth einfach nichts abschlagen. „Ach so. Jetzt weiß ich, wen ihr meint. Die ist eine kleine Hexe von Hatshepson und war nur hier, um mich zu ärgern.“ Atemu sah Seth entgeistert an. „So einen Unsinn soll ich dir glauben?!“, fragte er perplex und war sicher, dass Seth ihn zum Narren hielt. „Mir doch egal.“, meinte Seth kühl. „Ich hab jedenfalls die Wahrheit gesagt.“ Seth stand auf um zu gehen. „Wenn euch das nicht passt...nicht mein Problem.“ „Nein, warte kurz.“ Atemu wollte Seth unbedingt zurückhalten. „Bleib doch noch hier.“ Seth blieb tatsächlich stehen, drehte Atemu aber weiterhin den Rücken zu. „......“ „Wir könnten doch...... Ich hab ziemlich guten Wein hier......“ Atemu war unglaublich nervös. Er wollte Seth nicht sofort wieder verschrecken, aber ihn gehen lassen, wollte er auch nicht. Wenn er ihn mit Strafe und Befehlen nicht bekam, wollte er es jetzt mit Freundlichkeit probieren. Das war zwar nicht seine Art, aber für Seth würde er so gut, wie alles tun. Besagte Person kam tatsächlich zurück, ohne dass er selbst wusste weshalb. Was zog ihn bloß zu diesem Jungen mit den amethystfarbenen Augen hin? Beide Jungen standen vor einem ziemlichen Rätsel. Noch nie hatten sie sich in Gegenwart anderer so gefühlt, wie in dieser Nacht. Irgendeine besondere Kraft hielt sie zusammen, obwohl sie so unterschiedlich waren, wie Feuer und Wasser. Diese Nacht enthielt einen Hauch des Unheimlichen, einen Hauch von Schicksal und eine Hauch des Unbekannten. Atemu nahm die Weinkaraffe von einem Schränkchen neben dem Bett und schenkte Seth und sich selbst ein. Keiner dachte daran dieses gemütliche Plätzchen zu verlassen, als sie sich hinsetzten und tranken. Keiner hätte es mehr erwartet so in friedlicher Eintracht zusammenzusitzen. So als hätten sie einen stummen Waffenstillstand getroffen. Zwei unsichtbare Bänder hielten sie an diesem Ort fest und sorgten dafür, dass alle Spielsteine an ihrem Platz waren...... ......die Männer Sekmes überall im Palast..... ......die Hohepriester im Festsaal..... ......Akunadin in seinen Räumen..... ......Hatshepson und Rabshan inmitten der Wüste...... ......eine vermummte Gestalt mit einem ungewöhnlichem Gang auf dem Weg..... ......und die beiden Schicksalskinder zusammen. Es konnte beginnen......... ......und ein ganz bestimmter Gott war am Zug. -------------------------------------------------------------------------------- Nummer 7 Ende ^________^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)