A birthday and it’s consequences von Glass ([Gackt x You]) ================================================================================ Kapitel 1: Memories of closeness -------------------------------- Ein kleines, abgelegenes Restaurant. Kerzenschein und dämmrige Lampen lassen alles etwas gemütlicher erscheinen. Die Möbel, bestehend aus dunklem, altem Holz, sehen eher billig aus - alles in allem kein wirklich teures Ambiente. Laute Stimmen, vermischt mit fröhlichem und ausgelassenem Lachen. Genau der richtige Ort, in engem Kreis den vierunddreißigsten Geburtstag eines besten Freundes zu feiern. Und doch, wäre es nach Gackt gegangen, hätte er für You wohl einen ganzen Festsaal gekauft, aber sein bester Freund wollte ja noch nicht einmal feiern! So hatte er sich mit seinen engsten Freunden in Verbindung gesetzt und zusammen mit ihnen diesen Abend geplant. Die erwartete Reaktion war nicht ausgeblieben: You hatte sich gefreut wie ein kleines Kind, umarmte zuerst Gackt, um ihm zu danken und danach seine anderen Freunde. Der Sänger war überhaupt froh, dass alle Eingeladenen kommen konnten - sogar Masa, Ren und Toshi. Es war beinahe, als wäre alles wieder so wie früher, nur dass Ryu und Ju-Ken eben auch dabei waren. Manchmal vermisste er die alten Zeiten, auch wenn ihm sein neuer Drummer und ebenso der Bassist richtig gute Freunde geworden waren. Nur schade, dass Yous Eltern nicht mehr dabei sein konnten. Gackt wusste, wie schwer es seinen älteren Freund getroffen hatte, als seine Eltern verstorben waren... "Woran denkst du, Gackt?" Der Angesprochene fuhr verwirrt auf und blickte direkt in das fragende Gesicht Chachas. "Ach, an nichts weiter; nur an früher", antwortete der Jüngere seinem Leader wahrheitsgemäß. Dieser schüttelte nur seinen Kopf und sah Gackt aufmunternd an. "Statt an die alten Zeiten zu denken, solltest du lieber darauf achten, wie viel Alkohohl du konsumierst." Mit diesen Worten deutete Chacha vorwurfsvoll auf das nun mittlerweile schon vierte Glas Wodka, welches Gackt gerade in Begriff war zu leeren. "Ich feiere doch nur und so schnell bin ich auch nicht betrunken", war die beschwichtigende Antwort. "Trotzdem..." Chacha verdrehte missverstanden seine Augen. Es war ihm klar gewesen, dass sein jüngerer Freund nicht auf ihn hören wollte. "Wenn schon nicht auf dich, dann pass wenigstens auf You auf. Du weißt, dass er nicht allzu viel verträgt und auf mich hört ja sowieso keiner", brummte Chacha und drehte sich wieder zu Ren, der irgendetwas von ihm wollte. Gackt hob unbeeindruckt eine seiner Augenbrauen. Zwar meinte es sein erster Gitarrist nur gut, aber immerhin waren sie alle alt genug, um selbst bestimmen zu können, wie viel Alkohol sie zu sich nehmen wollten. Außerdem konnte Chacha nicht behaupten, dass er weniger als sie trank, eher im Gegenteil... Gackt seufzte leise auf. Langsam wurde es ihm hier drin durch den vielen Qualm, entstanden aus etlichen angerauchten Zigaretten, allerdings doch zu stickig, ein bisschen frische Luft konnte ihm sicherlich nicht schaden. Kurz überlegte er noch, ehe er entschlossen aufstand. Als er den fragenden Blick Ryus registrierte, erklärte er ihm schnell, dass er für kurze Zeit nach draußen wolle und dann wieder zu ihnen stieße. Ryu schien beruhigt und wandte sich wieder Toshi zu, mit dem er anscheinend ein sehr interessantes Gespräch zu führen schien. Na, da hatten sich ja Zwei gefunden... Der junge Sänger verließ das kleine Restaurant in der Innenstadt Kyotos und sah sich um. Über ihm waren zahlreiche Sterne deutlich zu erkennen, der große Vollmond ließ die grellen Straßenlaternen beinahe unnütz erscheinen. Müde lehnte er sich an die harte Mauer und inhalierte tief die angenehm kühle Luft dieser Februarnacht. Wie spät mochte es wohl sein? Ein Blick auf seine silberne Armbanduhr bestätigte ihm, dass es bereits lange nach Mitternacht war. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie lange sie schon gefeiert hatten. Gedankenverloren schweifte sein Blick über die Fassaden der Häuser, weiter hinauf bis er am schwarzen, von einzelnen Lichtpunkten durchbrochenen Nachthimmel hängen blieb. Er lächelte leicht. Seiner Meinung nach war dieser Abend mehr als nur gelungen. Nichts war ihm mehr wert, als Yous Gesicht so glücklich strahlen zu sehen. Mehr hatte er doch gar nicht gewollt... Viel zu oft war You besorgt und das leider meistens wegen ihm. Weil er, wie You meinte, seine Grenzen nicht kannte. War das so, kannte er seine Grenzen nicht? Selbst wenn es sich so verhielt, konnte er an seinem Verhalten nichts ändern. Schon immer war er so gewesen, hatte es manchmal wirklich übertrieben. Wo stände er heute, wenn You nicht stets an seiner Seite gewesen wäre? Er konnte sich immer auf ihn verlassen und das wusste er auch. Sie kannten sich schon beinahe achtzehn Jahre. Zusammen waren sie berühmt geworden, hatten schwere, aber auch schöne und fröhliche Zeiten durchgestanden. Wie die Zeit doch verging... Erschrocken fuhr Gackt herum, als er plötzlich eine warme Hand auf seiner linken Schulter spürte. "Alles in Ordnung mit dir?" Sofort erkannte er seinen besten Freund, der ihn besorgt musterte. Schon wieder zerbrach sich You in unnötiger Weise den Kopf über ihn, dabei sollte er das doch gerade heute nicht! Beruhigend lächelte Gackt den Älteren an. "Hm, ja. Ich hab nur ein bisschen frische Luft gebraucht, das ist alles", erklärte er, immer noch lächelnd. You sah ihn kritisch an, seufzte leise auf, ohne allerdings etwas zu sagen. "Es ist wirklich alles okay", versuchte es Gackt ein weiteres Mal. You nickte leicht, sah aber nicht wirklich so aus, als glaubte er ihm. "Ich hab mich schon gewundert, wo du bist, aber zum Glück konnte Ryu mir weiterhelfen", murmelte You leise, worauf ein entschuldigender Blick Gackts folgte. Sich gegenseitig musternd standen sie sich gegenüber, bis You ein weiteres Mal leise aufseufzte. Er lehnte sich neben Gackt an die kühle Steinmauer, nah an den Körper des anderen. Eine Zeit lang standen sie so einfach nur schweigend nebeneinander, bis Gackt langsam seinen Kopf gegen die schmale Schulter seines besten Freundes sinken ließ. Entspannt schloss er seine Augen, atmete tief ein, registrierte den ihm wohlbekannten Lieblingsduft Yous. Wie oft schon hatten sie so einfach nebeneinander gestanden, jeder seinen Gedanken nachhängend und dem jeweils anderen gleichzeitig Ruhe spendend? Schon sehr oft waren sie so für einander da gewesen... "Du hättest dir wenigstens etwas überziehen können, so holtst du dir ja noch den Tod", durchbrach You die Stille der Nacht, lehnte seinen Kopf gegen Gackts. Der Sänger lachte leise auf und schüttelte kaum merklich seinen Kopf. "Ich sterbe doch sowieso noch dieses Jahr, also was soll's?", fragte er schulternzuckend. You schloss aufgrund dieser Aussage ebenfalls seine Augen und atmete tief durch, ehe er sie wieder öffnete. "Hör auf mit diesem Mist! Du weißt, dass ich es hasse, wenn du immer wieder davon anfängst.. Wer dich auf diese Idee gebracht hat, wüsste ich nur zu gern." Wie, als wolle er ihn dazu belehren, sich diese Idee aus dem Kopf zu schlagen, legte er seinen rechten Arm um die Schultern des kleineren Sängers und drückte ihn demonstrativ an sich. "Demjenigen sollte ich eigenhändig das Genick brechen", fügte er leise flüsternd hinzu. Gackt schmunzelte leicht. So gewaltbereit kannte er seinen Freund ja gar nicht. "Tut mir leid", murmelte er kaum hörbar, aber You verstand ihn dennoch. "Schon in Ordnung", war die ebenso leise geflüsterte Antwort. Ein Kirchturm in der Nähe schlug bereits drei Uhr. You gähnte verhalten. Zwar war er es gewohnt, früh aufzustehen und ebenso spät zu Bett zu gehen, aber auch er brauchte seinen Schlaf. "Lass uns besser wieder reingehen, die anderen wundern sich sicher schon, wo wir bleiben", schlug Gackt vor und unterdrückte ebenfalls ein müdes Gähnen. "Du hast wohl Recht", stimmte You ihm zu, löste sich langsam von ihm und trat aus dem Schatten der Mauer heraus. Gemeinsam stiegen sie die alte Holztreppe des Restaurants wieder hinunter zu ihren Freunden. "Da seid ihr ja!", begrüßte Masa sie auch sofort begeistert, zog Gackt zu sich auf die Bank und nickte You zu, sich ebenfalls zu ihnen zu setzen, was dieser auch bereitwillig tat. "Wir brauchten nur frische Luft", erklärte Gackt seinem früheren Gitarristen und wuschelte grinsend durch dessen Haare. "He, lass das!", beschwerte sich der Jüngere lautstark und flüchtete sich schon beinah auf Yous Schoß, um sich vor Gackt zu retten. Der junge Sänger grinste, rief dann nach einer Bedienung, um für Masa, You und sich selbst noch etwas zum Trinken zu bestellen und wandte sich erneut seinen beiden Freunden zu. You hatte es inzwischen sogar geschafft, sich von dem quirligen Nervenbündel, welches halb auf ihm gesessen hatte, zu befreien. "Hm, na ja, Ryu hatte uns schon erzählt, dass ihr zwei hier drinnen fast erstickt seid", berichtete Masa und schielte zu Ryu, der grade damit beschäftigt war, Toshi von irgendeinem Auftritt zu erzählen und dabei gar nicht mitbekam, dass sein Gesprächspartner schon kurz davor war, einzuschlafen. You lachte leise auf, während Gackt nur theatralisch seine Augen verdrehte. "Dass unser geliebter Ryu auch immer so übertreiben muss", brummte er und blickte gespielt verzweifelt zu seinem Drummer, der von alledem nichts mitbekam. "Von wem er das nur hat...", flüsterte Masa in das Ohr Yous und bedachte Gackt mit einem Blick, der Bände sprach. You konnte sich ein breites Grinsen kaum verkneifen, erst recht nicht, als er den fragenden Blick seines besten Freundes registrierte. "Was gibt's da zu flüstern?", verlangte der junge Sänger auch schon neugierig zu wissen, traf jedoch auf taube Ohren. "Nichts Besonderes, woran hast du denn gedacht?", mimte Masa den Unschuldigen, worauf er nur mit einem etwas genervt wirkenden Blick gemustert wurde. Gackt widmete sich, irgendetwas Unverständliches murmelnd, voll und ganz seinem neuaufgefüllten Wodkaglas, die beiden anderen gekonnt ignorierend. Jetzt war es auch um Masa geschehen. Bei dem Anblick eines eindeutig schmollenden Gackts, konnte er einfach nicht anders und lachte lauthals los, zog damit die Aufmerksamkeit der anderen Fünf auf sich. "Ist ja gut", murmelte Gackt, der aber auch schon wieder lächeln musste. "Na, was ist denn so lustig, dass unser Masa fast vor lachen von der Bank fällt?", fragte Ren interessiert und beobachtete neugierig seinen früheren Bandkollegen, der wirklich Schwierigkeiten hatte, sich auf seinem Platz zu halten und sich dabei gleichzeitig wieder zu beruhigen. "Was auch immer du jetzt denkst, Ren, das ist es mit Garantie nicht", stellte Gackt lieber von vorneherein klar, da er den zweideutigen Humor seines Ex-Bassisten kannte. "Wer weiß", meinte dieser nur grinsend und lächelte, als könnte er kein Wässerchen trüben. "Wir haben nur ein bisschen rumgealbert", versuchte You abzulenken. "Ungefähr danach sieht es auch aus", klinkte sich Chacha mit in die Unterhaltung ein. "Es war wirklich nichts Wichtiges", keuchte Masa noch etwas außer Atem, der sich anscheinend wieder halbwegs unter Kontrolle zu haben schien. "Sagt mal, wisst ihr eigentlich, wie spät es ist?", fragte Toshi in die Runde und erhielt als Antwort ein einheitliches Kopfschütteln. "Halb vier", wunderte sich Ryu, mit einem Seitenblick auf seine Uhr. "Ist wohl besser, wenn wir jetzt langsam nach Hause gehen, schließlich müssen einige von uns morgen wieder normal arbeiten. Wie wäre es, wenn wir unsere bestellten Getränke noch leeren, bezahlen und uns danach so langsam trennen?", schlug Chacha vor. Gesagt, getan. Ungefähr eine halbe Stunde später standen alle acht Personen vor dem Eingang des kleines Restaurants. Die Feier hatte allen gefallen, war jetzt allerdings zu Ende. "Das müssen wir echt bald mal wiederholen, der Abend war toll!", meinte Masa lächelnd, als er You zum Abschied noch einmal umarmte, "Vergiss nicht, dass ich mich immer freue, dich zu sehen", fügte er noch etwas leiser hinzu. You erwiderte die freundschaftliche Umarmung vorsichtig. "Ich vergesse es nicht und demnächst planen wir einfach einen Abend, an dem wir uns alle treffen, okay?", fragte er und erhielt als Antwort ein zustimmendes Nicken. "Also dann..", machte sich Masa bereit, wartete noch bis Toshi sich ebenfalls von You verabschiedet hatte und zog diesen dann mit sich. Die beiden hingen noch wie damals immer zusammen und teilten sich für die Dauer ihres Aufenthalts in Kyoto ein Hotelzimmer. Nun war es an Ren, sich von seinem frühren Bandkollegen und heutigem Geburtstagskind zu verabschieden. Auch er umarmte You kurz, ihm hatte der Abend sichtlich gefallen. "Wir sehen uns spätestens in einem guten Monat, wenn Chacha Geburtstag hat", grinste er und nickte in Richtung des Lead-Gitarristen, der sich gerade mit Gackt über irgendetwas anscheinend sehr Wichtiges unterhielt. "Gut, spätestens dann", stimmte ihm sein größerer Freund lachend zu. Ren nickte noch einmal grinsend und verschwand dann ebenfalls zwischen den Häuserreihen in der Dunkelheit. Eine Weile beobachtete You schmunzelnd seine anderen vier Freunde, die vollkommen vertieft in ihr Fachgespräch waren - so wie er hatte heraushören können, ging es einmal wieder um eine neue Projektidee Gackts, die dem Sänger wohl an diesem Abend gekommen war. Er seufzte leise auf, trat langsam an seinen etwas kleineren Freund heran, um ihn nicht allzu unhöflich in seiner Rede zu unterbrechen und umarmte ihn leicht von hinten. "Ich glaube, ich fahr' jetzt langsam nach Hause. Danke, für den schönen Abend, Gaku-Chan.. Ein schöneres Geschenk, hättest du mir gar nicht machen können", flüsterte You leise in sein Ohr und löste sich wieder von ihm. Gackt drehte sich um und musterte ihn lächelnd. "Mehr wollte ich auch gar nicht", erwiderte der junge Sänger ruhig. "Aber du hast Recht. Es ist inzwischen-", prüfend sah Gackt noch einmal auf seine Uhr, "kurz nach vier und morgen treffen wir uns wie sonst auch im Studio." Ein schiefes Grinsen seinerseits folgte. "Sklaventreiber", brummte Chacha und streckte sich leicht, dabei seinen weiten Mantel enger um sich ziehend. Der Jüngere musterte seinen ersten Gitarristen spöttisch. "Yukihiro Fujimura, an diese Worte werde ich dich bei einer passenden Gelegenheit erinnern." Chacha hielt seinen Blicken stand und erwiderte sie mit dem selben Ausdruck. "Tu, was du nicht lassen kannst. Ich fahr jetzt jedenfalls mit dem Taxi nach Hause, für alles andere bin ich zu müde und nebenbei bemerkt auch zu voll." Mit diesen Worten wandte er sich jetzt endlich You zu. "Sorg dafür, dass der da", ein kurzes Nicken zu Gackt, "nicht auch meinen Geburtstag plant, dabei kann nichts Gutes herauskommen. Und versuch erst gar nicht, ihn zu verteidigen. Ohne unsere Hilfe, wäre er verloren gewesen." Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, als er You noch einmal umarmte. "Für mich war es trotzdem einer meiner schönsten Geburtstage", beharrte dieser auf seiner Meinung. Chacha schüttelte belustigt seinen Kopf, sodass seine langen Haare ihm ungestüm ins Gesicht fielen und er sie mit einer fahrigen Handbewegung zurückstrich. "Wie du meinst, aber nächstes Jahr belehren wir dich eines Besseren!" Gackt hatte der Unterhaltung der beiden stumm zugehört, räusperte sich aber nun, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. "Soll das eine Drohung oder ein Versprechen sein, Chacha?", erkundigte er sich vorsichtshalber. "Such es dir aus", meinte der Älteste der Fünf schulternzuckend. "Ich fahre jetzt jedenfalls nach Hause, was ihr hier noch treibt, soll mir egal sein. Wir sehen uns in vier Stunden!" Damit verabschiedete Chacha sich entgültig. "Moment, vier Stunden? Oh Gott, morgen bin ich eine Leiche", keuchte Ju-Ken erschrocken auf. "Der Abend war echt klasse, aber ich glaube, ich verzieh mich dann auch mal!" Ryu schloss sich dem jüngeren Bassisten gleich mit an, letztendlich saßen die zwei zusammen in einem Taxi. Gackt und You blickten ihren beiden Freunden schmunzelnd nach. "Ich bin froh, dass es dir gefallen hat", unterbrach der junge Sänger seufzend die Stille, seine Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. You hob fragend eine Augenbraue und musterte ihn belustigt. "Hm, was?", fragte Gackt irritiert, da er den Blick seines besten Freundes nicht wirklich verstand. Dieser schüttelte nur lächelnd seinen Kopf, ehe er antwortete. "Mir ist nur einmal wieder klar geworden, dass du dich nie ändern wirst. Du machst dir um die unbedeutensten Dinge Gedanken und zerbrichst dir dabei noch fast deinen Kopf." Jetzt war es an Gackt grinsend seinen Kopf zu schütteln. "Weißt du, dass du gerade haargenau dich selbst beschrieben hast?", fragte er, immer noch grinsend. You verdrehte seufzend seine Augen. "Wir sind uns eben ziemlich ähnlich", erwiderte er und warf seinem jüngeren Freund einen gespielt verzweifelten Blick zu. Gackt räusperte sich leicht. "Am besten ist es wohl, wenn wir jetzt so langsam nach Hause fahren; ich habe meinen Chauffeur eben schon angerufen. Was ist mit dir?" You schien kurz zu überlegen. "Ja, du hast wohl Recht, etwas Schlaf brauche ich auch noch." - "Allerdings, soll ich dich bei dir zu Hause absetzen?", bot Gackt sich an; immerhin sollte sein bester Freund an seinem Geburtstag nicht mit dem Taxi fahren müssen. Doch You hob nur abwehrend seine Hände. "Danke, aber ich komme auch so nach Hause und das bestimmt noch, bevor dein Wagen bei dir zu Hause eingetroffen ist", versicherte er ernst. "Na wenn du meinst", willigte Gackt schließlich ein, fügte aber dennoch hinzu: "Aber schreib mir eine SMS, wenn du angekommen bist, ja?" Er erhielt ein zustimmendes Nicken als Antwort. "Okay, mach ich." You wusste die Sorgen seines Freundes durchaus zu schätzen. Geistesabwesend strich er mit der Hand über sein schwarzes Onyxarmband, dass er an seinem linken Handgelenk trug. Gackt war es gewesen, der es ihm geschenkt hatte und Gackt war es auch, der darauf bestand, dass er es immer trug. Aber nicht nur sie beide trugen dieses Armband, auch Chacha, Ryu, Ju-Ken und noch einige wenige andere; bei dieser Angelegenheit hatte der junge Sänger sich konsequent durchgesetzt. Er glaubte einfach fest daran, dass diese Armbänder eine besondere Kraft besaßen und die Macht hatten, sie zu beschützen. Zwar pflichtete You selbst diesem Aberglauben eher weniger Bedeutung bei, aber er wusste, dass Gackt auch seinen Grund hatte, an diesem Glauben festzuhalten und das akzeptierte er. "Woran denkst du?", wurde You unerwartet aus seiner Gedankenwelt gerissen. Irritiert blickte er sich kurz um. Gackt war schon lange aufgefallen, dass die Gedanken seines Freundes längst nicht mehr in dem Hier und Jetzt, sondern ganz woanders waren. You brauchte eine Zeit lang, bis er die Bedeutung der Worte verstanden hatte, die an ihn gerichtet waren. "An das Armband", lächelte er verlegen. Gackt sah ihn immer noch fragend an. "Und daran, wie viel es dir bedeutet und dass ich es tragen darf", erklärte er weiter. "Idiot", murmelte der Jüngere, schwieg dann allerdings, anstatt seine Aussage zu erläutern. Anscheinend wusste er nicht wirklich, was er sagen sollte. You lächelte schief. Es kam relativ selten vor, dass seinem besten Freund keine gute Erwiderung einfiel. "Da vorne kommt dein Wagen", machte er ihn auf das dunkle Fahrzeug aufmerksam, das gerade um die letzte Straßenkreuzung fuhr und direkt auf sie zuhielt. "Ja, ich sehe ihn." Gackt trat einen Schritt vor, wartete bis sein Fahrer den Wagen zum Stehen gebracht hatte, doch anstatt einfach einzusteigen, drehte er sich noch einmal zu You um. "Bis morgen dann." Jetzt lächelte er wieder. "Wohl eher bis später", verbesserte You grinsend und erwiderte die Umarmung, in die der Jüngere ihn zog. "Meinetwegen auch so", lachte Gackt, bevor er wirklich in den roten Wagen stieg und die Autotür hinter ihm hörbar zufiel. "Selber Idiot", flüsterte You mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und beobachtete den Wagen, bis er aus seinem Blickfeld verschwand. Er seufzte leise auf, griff mit seiner rechten Hand in die Tasche seiner schwarzen Jacke und wühlte ungeduldig darin herum, bis er endlich den gesuchten Gegenstand herauszog. Der kleine, silberne Schlüssel blitzte in dem grellen Licht der Laternen hell auf. Laut fiel die schwere Tür hinter Gackt ins Schloss und er musste erst einmal nach einem Lichtschalter suchen, damit er überhaupt etwas sehen konnte. Das eher dämmrige Licht der Flurlampen ließ ihn wenigstens wieder erkennen, wo er seinen Mantel ablegen und seine Schuhe ausziehen konnte. Kaum hatte er das getan, hörte er plötzlich schnell lauter werdende Trippelschritte auf dem weißen Marmorboden und nur wenige Augenblicke später wurde er von Belle, seiner Dachshündin, stürmisch begrüßt. "Hey, mein Mädchen, hast du schon geschlafen?", fragte der junge Sänger schmunzelnd und wie, als würde sie ihm das bestätigen wollen, gähnte Belle hörbar. "Du hast ja Recht. Es ist - wie zu erwarten war - spät geworden, aber es hat sich wirklich gelohnt", erzählte er seiner Hündin, während er die Treppe hoch ging, um in den ersten Stock und letztendlich zu seinem Schlafzimmer zu gelangen; Belle folgte ihm wie selbstverständlich. In seinem Zimmer angekommen, zündete er lieber schnell eine Kerze an, anstatt den Lichtschalter zu betätigen und begann sich langsam auszuziehen. Schnell verschwand er noch in seinem Badezimmer, danach war er allerdings so müde, dass er geradewegs in sein Bett fiel und schon beinahe im Halbschlaf die Kerze auspustete. Er bemerkte noch nicht einmal mehr, dass sich Belle, sichtlich erfreut über die Nachlässigkeit ihres Herrchens, zu ihm gesellte und dass auch seine stolze Katzendame Mey ebenfalls in seinem Bett lag. Vollkommen vergessen war das kleine Handy in seiner Manteltasche... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)