Hades von aloha ================================================================================ First Contact ------------- Level 1: First Contact Das Sonnenlicht erfüllte den Raum und weckte einen schwarzhaarigen Mann, der sich soeben streckte. Es war gestern spät geworden, oder eher sehr früh. Erst gegen fünf Uhr morgens hatte er endlich den Weg ins Bett gefunden, da einige Gäste zwei der Toilettentüren herausgerissen hatten und er sich noch um Ersatz bemühen musste. Eine wirklich schwierige Aufgabe halb vier in der Nacht, und dann der übliche Kleinkram. Nicht dass es ihm etwas ausmachen würde. Schnell war er vom kühlen Wasser der Dusche erfrischt, zog sich schwarzen Kajal um die dunklen Augen, schlüpfte in eine hautenge Lederkluft und betrachtete sich im Spiegel. Seine zierliche Figur wurde betont, die schwarzen Haare fielen weich bis zu seinen Schultern. Ja, so konnte er sich sehen lassen. Immerhin durfte er heute wieder eine extra Schicht an der Bar schieben. Einer der Barkeeper war erkrankt und der andere würde erst vier Stunden nach Öffnung des Clubs erscheinen. Dabei brachte er dieser Beschäftigung hinter der Bar nicht wirklich Begeisterung entgegen. Also erst einmal an die Bar, wo er schon wenig später stand, um seinen Arbeitsplatz vorzubereiten. Ein Eingang, nicht weiter protzig, schlicht und doch haftete der Hauch von etwas Besonderem daran. Das Nachtleben, eine monoton flackernde Neonschrift in der Nacht, die aber nun im Tageslicht stumpf und dunkel über der Tür hing. Geschlossen. Doch der junge braunhaarige Mann hatte es trotzdem gewagt, die wenigen Stufen zu dem Haupteingang hinab zu steigen, die Tür etwas zaghaft zu öffnen und den dahinter liegenden Raum zu betreten. Er war schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Job. Mittlerweile würde er es überall versuchen, doch er hatte wenig Hoffnung. Überall ein 'Wir brauchen niemanden.', 'Wir haben keine Stelle frei.' oder 'Sie sind nicht ausreichend qualifiziert.' Absagen. Aber was wollte er auch erwarten? Eine wirkliche Ausbildung hatte er nicht. Eine lange Geschichte. Sein alter Bekannter hatte schließlich gemeint, fragen koste nichts, und in Klubs, kleinen Kneipen oder ähnlichem fände man meistens etwas. Satoshi hatte ihm diese Weisheit auf den Weg gegeben und nun setzte er sie um. //Zumindest fragen.// redete er sich gut zu. Außerdem hatte er sogar Erfahrung als Barkeeper. Irgendwie musste er sich über Wasser halten. Leicht dämmriges Licht, von wenigen Lampen, ließ die großzügige und geschmackvolle Einrichtung erkennen. Stühle, Tische... eine Bühne gleich neben der Bar, an der ein zierlicher Mann ein Glas polierte und abstellte, dann das nächste nahm... Tsukasas Blick heftete sich an ihn. Er schien nicht wesentlich älter zu sein als er selbst. Jedoch überkam ihn ein leicht mulmiges Gefühl, ob es überhaupt funktionieren würde und selbst wenn... „Guten Tag.“ ließ er verlauten und schritt auf die Theke zu. Der Mann hob den Kopf und sah ihn mit einem fragenden Ausdruck an... musterte den mit einer einfachen Jeans und einem dunklen Shirt gekleideten Fremden. „Wir haben noch geschlossen.“ „Hai, ich weiß. Entschuldigung.“ Der Mann winkte ab und lächelte freundlich. „Ist nicht schlimm, wir öffnen sowieso bald. Sie wünschen?“ Er musterte den Neuankömmling von oben bis unten. Normalerweise würde er den Gast freundlich hinaus bitten, aber dieser hier strahlte eine gewisse Ruhe und Eleganz aus, die ihm gefiel. Leicht unsicher war Tsukasa an die Bar heran getreten. „Ich, also...“ Schnell fasste er sich wieder und fuhr fort: „Ich wollte fragen, ob vielleicht ein Job frei ist, weil... ich suche einen...“ Sein Blick fixierte einen unbestimmten Punkt vor Zero auf der Theke, ehe er ihn nach einem Moment ansah. „Oh, was für einen Job suchst du denn?“ fragte der zierliche Mann, während seine Finger unter die Theke glitten und einen kleinen Knopf betätigten, der ein Mikrophon einschaltete. Im Zimmer seines Chefs brannte ein Lämpchen und dieser konnte nun der Unterhaltung beiwohnen, alles hören, was die beiden an der Bar besprechen würden. Das Lächeln auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen war einem ernsten Ausdruck gewichen. „Anou... „ fing Tsukasa an „...vielleicht als Aushilfe. Irgendetwas... ich hab auch schon mal an der Bar geholfen, etwas gekellnert. Als Barkeeper hab ich schon mehrere Jobs gehabt. Ich mache aber auch alles, was anfällt.“ Man konnte aus seinen Worten sowie von seinen Augen ablesen, dass er dringend eine Arbeit suchte. Er würde fast alles tun. Fast. Sein Ehrgefühl hatte er noch, und einen starken Willen, was ihm aber nicht die Miete seiner kleinen Bruchbude zahlte. Sein Gegenüber nickte. „Warte mal..“ Und nur pro forma griff er zum Telefon, um sich zu seinem besten Freund, gleichzeitig sein Chef, durchzuwählen. Ohne Umschweife und für Tsukasa nicht hörbar sagte er: „Du, mir ist ein kleines Vögelchen zugeflogen, dass sich bei uns bewirbt.“ „Ich hab es gehört“, unterbrach ihn die kräftige Stimme. „Hm, seh' ihn dir mal an. Ich will endlich auch mal meinen Urlaub. Außerdem nervt mich doch der Job hinter der Bar, weißt du ja. Lieber spring ich mit ein paar Kunden in die Kiste. Das bringt mehr Kohle.“ Am anderen Ende des Telefons seufzte es leicht. „Jaja. Schick ihn zu mir hoch.“ „Aber verschreck' das Vögelchen nicht. Gib ihm zwei Wochen Probezeit. Sollte er dann nicht damit klar kommen, was das für ein Laden ist, kann er immer noch gehen. Heute könnte er schon Probe arbeiten.“ Sein Chef und Freund stimmte den Ausführungen zu. „Schick ihn zu mir hoch... aber mit dem Personalaufzug.“ Damit war das Gespräch beendet. Der zierliche Schwarzhaarige wandte seine Aufmerksamkeit wieder Tsukasa zu. „Ich kann dir nicht sagen, ob und was wir momentan suchen. Aber Glück hast du, der Chef ist da.“ Er winkte den Braunhaarigen zu sich hinter die Bartheke und zog einen schweren Vorhang zur Seite. „Hier geht’s zu ihm hoch. Viel Glück, Vögelchen.“ meinte er noch und schob den etwas verschüchtert wirkenden Tsukasa in den Aufzug. //Netter Hintern.// dachte er, als er die Hand wieder von der zufälligen Berührung zurückzog. Tsukasa war mittlerweile unwohl. Der Barkeeper wirkte schon seltsam und dann noch dieses „Vögelchen“... Er schüttelte den Kopf und atmete einmal tief durch. Vielleicht hatte er wirklich Glück, wenn er mit dem Chef redete. Anderenfalls würde er in Zukunft unter der nächsten Brücke sein Quartier aufschlagen müssen. Seine Wohnung war ihm bereits gekündigt. Wenigstens war es noch Sommer. Eine bequeme Parkbank zu finden, wäre sicher nicht die Schwierigkeit, aber auch nur eine Lösung für eine, maximal zwei Nächte. An die Schulden bei seinem werten Vermieter dachte er erst einmal nicht. Besser Verdrängen und morgen durfte er das Feld räumen. Ein Klicken ertönte und die Fahrstuhltüren gaben den Weg zu einem schmalen, dunklen Flur frei, von dem mehrere Türen abgingen. Eine war angelehnt und lag direkt vor ihm. Immer noch mit dem unsicheren Gefühl klopfte er zaghaft an. „Guten Tag?“ Sogleich erklang ein „Komm rein.“ und eine männliche Gestalt, die hinter einem breiten Schreibtisch saß, lächelte ihn an. Er hatte schwarze kurze Haare, die ihm leicht fransig ins Gesicht fielen. Ein modisches Hemd, leger, leicht geöffnet. Die enge Hose als Kontrast, blieb unter Tisch verborgen. „Setz dich.“ meinte er zu Tsukasa, wies auf einen bequem wirkenden Sessel und legte ein Dokument zur Seite auf einen Stapel. //Zero hat mit dem Ausdruck Vögelchen etwas untertrieben.// Er musterte den Eingetretenden. Der Mann hatte Ausstrahlung, wenn gleich er etwas zurückhaltend wirkte, was darauf schließen ließ, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was für ein Klub das Hades war. Irgendwie erinnerte er ihn einen Moment an Zero, aber dessen Blick war rebellischer gewesen und dieser hatte ihm gezeigt, wie weit er für Geld gehen würde. Nicht dass es unangenehm gewesen war, aber es hatte ihn überrascht. Wirklich erwartet hatte er es von seinem besten Freund nicht. Er lächelte leicht nostalgisch. „Du suchst also einen Job?“ Nickend setzte sich Tsukasa und erwiderte das Lächeln. Er wirkte verloren in dem weichen Polster und schrecklich unsicher. „Hai, das tue ich. Ich dachte, ich frage einfach mal nach...“ sagte er und irgendwie ließ ihn der Blick seines Gegenübers etwas von seiner Anspannung verlieren. Er wirkte freundlich. Der Chef erhob sich, kam um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Sessel, der direkt neben Tsukasa stand. „Wir haben derzeit eine Stelle als Barkeeper frei. Du hast aber keine Vorstellung, was für ein Laden das hier ist, oder?“ meinte er und deutete auf Tskasas Jeans sowie das bedruckte Shirt. Ein Blinzeln war die Antwort, gefolgt von verwirrt klingenden Worten. „Das ist doch ein Klub, eine Bar... ich dachte...“ Langsam wurde ihm wirklich komisch, sicher war das nicht einfach ein Klub. Schon allein der an der Bar wirkte seltsam, so wie er ihn bezeichnet hatte. An der Lederkluft hatte er sich nicht gestört, mache mochten so etwas, und gegen Leder hatte er noch nie etwas einzuwenden gehabt. Letztlich war es ihm aber ziemlich egal. Job war Job und hier hatte er seine Chance, die Rettung aus seiner derzeitigen Situation. „Ich kann Barkeepern, das hab ich schon drei, viermal gemacht.“ lächelte er, wenngleich noch zaghaft. „Ob du gut bist als Barmann, lass ich eh Zero entscheiden.“ Auf Tsukasas verständnislosen Blick hin erklärte Hizumi: „Der Mann an der Bar. Komm mit!“ Er erhob sich und trat an das Fenster, dass an einer Seite des Raumes eingelassen war. Man konnte von hier aus den gesamten Innenraum des Hades überblicken. Die ersten Gäste waren eingetroffen und auch der Rest des Personals war zu sehen. Es war eindeutig, was es hier alles gab, was nicht zuletzt an der recht knappen Kleidung des Personals zu erkennen war. Auch Zero war zu sehen, der leicht genervt hinter der Bar Getränke mixte und verteilte. Gespannt, wie der junge Mann auf diesen Anblick reagieren würde, wandte der Chef des Hades seine Aufmerksamkeit wieder seinem Besucher zu. Tsukasa sah nach unten und schluckte. Okay, damit hatte er mittlerweile fast gerechnet. Da hatte er sich in etwas hinein manövriert... //Wo bin ich da nur rein geraten?// Schnell wandte er den Blick wieder ab. „Ich wusste nicht...“ sagte er etwas verlegen und sah woanders hin. Der Boden war hochinteressant. „Aber vielleicht könnte ich trotzdem nur als Barkeeper...? Wenn es wirklich nur das ist...“ Erst dann hob er wieder den Blick und versuchte ein Lächeln. Mit einem Mal wirkte er entschlossen. „Ich brauche den Job. Von mir aus kann dieser Zero feststellen, ob ich etwas tauge oder nicht, aber was ich gelernt habe, das hab ich. Das darf er mir glauben. “ „Keine Sorge. Die einzige Person, die hier Springer macht, ist Zero. Wenn, dann bist du nur Barkeeper. Okay...“ Hizumi machte ein kleine Pause, sah Tsukasa nickend an und lächelte. „Nun, da du weißt, auf was du dich einlässt, kannst du Probe arbeiten. Wie heißt du eigentlich?“ In seinem Blick lag ein Hauch von Bewunderung, denn jeder der wusste, was ihm etwas wert war, war in seinen Augen bewundernswert. Er spürte das Unwohlsein des Braunhaarigen, dennoch war diesem die Arbeit wichtiger. Tsukasa würde es schaffen im Leben. „Tsukasa. Mein Name ist Tsukasa.“ stellte dieser sich vor, sah seinen Chef an, traute sich aber nicht, nach dessen Namen zu fragen. „Gut, Probezeit.“ Tsukasa nickte und sah den Chef des Hades an. Eine Frage musste er aber noch klären: „Wenn es klappt, wie... anou... wie sieht es mit der Bezahlung aus?“ Unsicher kaute er einen Moment auf seiner Unterlippe, zweifelnd, ob es schon der rechte Zeitpunkt war, aber besser jetzt fragen als nie. Einschätzen konnte er es schlecht. Er hasste solche Verhandlungen. Hizumis Blick lag wieder auf dem Klub und er beobachtete, wie Zero über die Theke sprang, einen Kunden zurecht wies und ihn von der Security hinauswerfen ließ. Ein verbissener Ausdruck zierte das Gesicht des Mannes, als er seinen 'geliebten' Platz hinter der Theke wieder einnahm. „Du arbeitest heute zur Probe. Wenn der Abend gut läuft, kannst du in drei Stunden mit Zero absprechen, ob deine Probezeit länger dauert. Das wären dann zwei Wochen. Danach musst du entscheiden, ob du's packst. Natürlich hat Zero ein Wort mitzureden. Die Bezahlung klären wir am besten heute Abend, wenn du fertig bist. Arbeitsbeginn während der Probezeit ist 6 Uhr. Dann ist der Rest Absprache zwischen den Barkeepern. Wenn was ist, komm zu mir.“ Er wandte sich wieder zu Tsukasa um, der aufmerksam seinen Worten gelauscht hatte, streckte ihm die Hand hin und lächelte leicht. „Hizumi.“ Tskuasa nahm Hizumis Hand und drückte sie leicht. „Okay.“ Weitere Worte wurden durch das schrille Klingeln des Telefons verhindert. „Entschuldige mich bitte. Geh einfach zu Zero und sag ihm, dass es okay geht. Er zeigt dir dann schon alles.“ Der Schwarzhaarige verschwand wieder hinter seinem großen Schreibtisch und nahm den Hörer ab. Es war die Polizei, die den Randalierer von vorhin mitgenommen hatte und nachfragte, ob es noch sonstige Probleme gab. Immer besorgt, die Polizei. Eigentlich sollte man es zu schätzen wissen. Noch nicht ganz seine Unsicherheit abgeschüttelt habend, lächelte der Tsukasa und verließ leise Hizumis Büro. Schnell führten ihn seine Schritte zu dem Personalaufzug, der ihn nach unten brachte. /Dann auf in den Kampf.// Er hatte doch schon mal Glück. Diesem Zero würde er schon zeigen können, dass er ganz gut war für diesen Job. Und der Rest... abwarten und gegebenenfalls Tee trinken. Es hieß ja auch so schön: „Nur wer wagt, gewinnt.“ „Zero?“ Er schaute den Schwarzhaarigen in der engen Lederkluft an und lächelte leicht. „Ich soll ausrichten, dass es okay ist. Anou... und du mir alles erklärst... ich bin Tsukasa.“ Freundlich streckte er ihm die Hand entgegen. „Zero.“ stellte sich dieser vor und reichte ihm kurz die Hand. Der andere Barkeeper war glücklicherweise doch eher gekommen und so hatte Zero einen Moment Luft. „Wunderbar, freut mich für dich... und auch für mich. Ich hasse den Job hinter der Bar. Komm erst mal mit.“ Der Neue wurde von Zero in das Hinterzimmer der Bar, welches durch einen schweren, dunklen Vorhand abgetrennt war, mitgezogen. „Du arbeitest doch sicher heute gleich Probe?“ Es klang mehr nach einer Feststellung als nach einer wirklichen Frage. Doch Tsukasa bestätigte mit einen Nicken und wurde mit einem Lächeln beschenkt. „Gut..“ Ihm wurde eine Hose und ein Hemd mit feinen Nadelstreifen zugeworfen. „Schau mal, das müsste gehen.“ schätzte der zierliche Mann. „Eto... und wo soll ich am besten...?“ Als jedoch Zeros Lachen erklang, errötete Tsukasa. //Das heißt dann wohl hier.// Schnell tauschte er seine Sachen und schlüpfte in die für seinen Geschmack doch etwas sehr enge Lederhose und in das Hemd, das sich perfekt an seinen Körper schmiegte. Er knöpfte es bis oben zu, wurde aber von Zero unterbrochen, der ihn musterte: „Warte mal... die passt wohl eher. So eng ist nicht dein Stil, fürchte ich.“ Schnell hatte Zero eine andere Hose hervorgezogen und Tsukasa nahm sie dankbar entgegen. Sie saß lockerer, so dass der Braunhaarige sich auch gleich wohler fühlte. „Die ist wirklich besser“ meinte er, blickte zu Zero und sein Gesichtsausdruck wandelte sich in einen fragenden. Der andere lächelte und nickte ihm zu. „Hm.. du bist wirklich hübsch.“ Einen Moment schien er zu überlegen und drückte Tsukasa dann auf einen der Stühle, griff hinter ihn, zog einen Kamm und ein paar Utensilien hervor. In erstaunlich kurzer Zeit hatte er sich über die weichen, braunen Haare hergemacht. „So... viel besser. Jetzt werden sie nicht gleich über dich herfallen.“ lächelte Zero amüsiert und fügte hinzu, als er Tsukasas geschockt wirkenden Gesichtsausdruck bemerkte: „Keine Sorge, ich fresse dich schon nicht. Und wenn dir jemand an die Wäsche will, drück' das und ich bin da.“ Er reichte ihm eine Art kleinen Summer, der in jeder Tasche unauffällig verstaut werden konnte. „Nun komm, nimm nicht alles so ernst, was gesagt wird... Dann auf in den Kampf, Tsu-kun.“ lachte Zero und hielt ihm den Vorhang auf. „Am besten verschaffst du dir erst einmal einen Überblick über das Hades.“ Er trat dicht hinter ihn. „Dort links ist der VIP-Bereich. Die Jungs, die da bedienen und Getränke ranschaffen, erkennst du an einem silbrig-schwarzen Lederarmband. Bedien’ sie zuerst, dann die Leute an der Bar und dann die Bestellungen hier. Rechts siehst du die Bühne, so etwa aller zwei Tage gibt es irgendwelche Auftritte... oft traditionell und meist... na ja, auch erotisch angehaucht. Bis du dich hier auskennst, bleibst du am besten hinter der Bar. Ansonsten sagst du mir oder Hizumi Bescheid, damit wir ein Auge auf dich haben können... so in erster Zeit.“ flüsterte Zero Tsukasa ins Ohr, während er ihm den Club von hier aus zeigte. Tsukasa nickte. „Geht klar.“ Er hatte auch nicht wirklich das Bedürfnis, freiwillig den geschützten Bereich hinter der Bar zu verlassen. Sein Blick war zu der Bühne geglitten, auf der Stangen befestigt waren, die bis zur Decke reichten. Mit seiner Vorstellungskraft konnte Tsukasa schon erahnen, welche Art von Show hier gezeigt wurde. Ansonsten wirkte der Club bereits recht gut gefüllt. Aus der Nähe empfand er es anders, nicht so schlimm, auch wenn alles hautnaher war. Anzüglich zum Teil und eben mit eindeutigen Gesten. Es war nichts Dramatisches, wenn einer der Angestellten am Hintern gefasst wurde, oder zwei Männer küssend in einer der Sitzecken hingen. Zum Schluss ließ er seinen Blick über seinen künftigen Arbeitsplatz, die Bar, schweifen. „Gibt es hier irgendwelche speziellen Drinks, die ich nicht kennen kann?“ „Nur den Zero-Spezial, aber den kann auch nur ich.“ Zero lächelte ihn leicht an und umarmte ihn. „Du kannst ihn dir ja mal ansehen, aber ich würde es dir erst nach der Probezeit zeigen“ lachte er leise, legte kurz seine Hände auf Tsukasas Schultern und drückte sie sanft. Der entspannte sich etwas und gewann an Ausstrahlung. „Auf ins Geschehen!“ Relativ rasch hatte er sich eingearbeitet, fand die Flaschen und Gläser nach und nach schneller. Anfangs hatte Zero ihm noch Gesellschaft geleistet, Hilfestellungen gegeben, wo was zu finden war, doch dann wurde er schließlich von einer Bedienung gerufen. Kurz nickte er Tsukasa zu und lächelte: „Du machst das schon.“ und verschwand in einem Seitenaufgang zu Hizumi. „Na, was denkst du... wie macht er sich?“ fragte Zero ihn, als er Hizumi am Fenster zum Klub stehen sah. „Ich denke, ganz gut. Du hast ihn umgezogen?“ Eher eine Feststellung denn eine Frage, war es doch offensichtlich. „Hai, war doch klar...“ und das war es auch gewesen. Eine Zeitlang beobachteten sie den neuen Barkeeper gemeinsam. Obwohl es unten recht stressig war, blieb dieser relativ ruhig und gelassen. Das gefiel Zero. „Ich mach mich dann mal wieder an die Arbeit.“ verabschiedete er sich von seinem besten Freund. Tsukasa hatte gar keine Zeit, um sich um Seitenblicke oder Bemerkungen Gedanken zu machen. Fast routiniert führte er die Einschenkbewegungen aus und erfüllte Bestellung um Bestellung. Er hatte Spaß daran. Es war wie Fahrrad fahren, man verlernte es einfach nicht. Das hatte sein damaliger Freund Satoshi auch immer wieder gesagt, vielleicht sollte er einfach mal wieder bei ihm vorbei schauen. Irgendwie war der Kontakt abgebrochen, nachdem er bei seinem letzten Job nicht mehr mit ihm zusammengearbeitet hatte. Ganz in Gedanken, bemerkte er gar nicht, wie einer der Gäste ihn zu sich zog. Er zuckte zusammen und erschrak heftig, konnte aber nicht so schnell reagieren. Der Mann hatte seine Hände an seinem Hintern und sonst wo, es war unangenehm und Tsukasa war vollkommen erstarrt. Zum Glück war soeben Zero wieder unten im Club erschienen, hechtete schnell über die Theke und verdrehte dem Mann unsanft den Arm, so dass er von Tsukasa abließ. „Entschuldigen Sie, aber dieser junge Herr steht ihnen leider nicht zur Verfügung. Ich muss Sie bitten, ihre Klubkarte auszuhändigen und auf ein Schreiben zu warten.“ Die Stimme des Schwarzhaarigen klang eisig und schließlich wurde der Geschäftsmann an die Security übergeben. Tsukasa hatte sich ganz gut gehalten, aber als ihn Zero sanft am Arm mit ins Hinterzimmer gezogen und in die Arme geschlossen hatte, fing er heftig an zu zittern. „Da-das...„ Der Braunhaarige schluckte schwer, er war vollkommen überrumpelt worden und die Angst, die er plötzlich empfunden hatte, saß ihm noch schwer in den Knochen. „Danke... das kann immer wieder passieren... oder?“ fasste er sich nach einer ganzen Weile, in der Zero ihm vorsichtig über den Kopf gestrichen hatte. „Scht... schon okay“ flüsterte dieser beruhigend. „Normalerweise passiert so etwas weniger. Die meisten Gäste wissen sich sehr wohl zu benehmen, aber mit einigen haben wir Probleme, wie wohl in jedem Klub...“ seufzte der Schwarzhaarige. Es war verständlich, dass Tsukasa schockiert war. Er hatte die fremden Hände auf seinem Körper gespürt, den warmen Atem und alles... und er war komplett überrascht gewesen. „Du bist noch neu hier, da wissen die Leute auch noch nicht, in welchen Bereich du fällst. In zwei Wochen dürfte sich das gelegt haben.“ Er schwieg einen Moment. „Sonst alles okay bei dir?“ „Hai, ist ja nichts weiter passiert.“ Tsukasa nickte und lächelte Zero wieder leicht an. „Danke.“ meinte er und verneigte sich leicht, ehe er ihn kurz drückte. „Du bist richtig nett und sympathisch. Aber ich sollte wieder ans Werk, bin ja nicht umsonst auf Probezeit.“ Er straffte den Rücken und verabschiedete sich, um wieder an die Bar zu gehen. Er schien es ganz gut verkraftet zu haben. „Diese Einstellung ist Gold wert...“ und in Gedanken setzte Zero fort: //Ich werde Hizumi sagen, dass er dich behalten soll. Ich hab schon Männer gesehen, die nach so einem Vorfall heulend zusammen geklappt sind.// Er grinste Tsukasa zweideutig an, als er ihm gefolgt war. „Ach.. ich bin also sympathisch...?“ Als er den verwirrten Gesichtsausdruck sah, lachte er. „Keine Sorge, ich mache mit dir nichts, was du nicht auch willst.“ raunte er ihm ins Ohr und wandte sich der Arbeit an der Bar zu. An anderer Stelle war gerade ein junger Mann, dessen lange Gestalt von einem teuren Anzug verhüllt wurde, eilig auf dem Weg ins Hades. Seine braunen Haare, lagen glatt und ordentlich gekämmt. Seine hellbraunen Augen blitzten gefährlich auf, als er auf seine Uhr sah. Heute hatte er noch einen wichtigen Termin mit drei Geschäftskunden und er fluchte leise. Karyu war bereits etwas zu spät dran, was lediglich an diesem quälend langsamen Verkehr lag und das ausgerechnet bei diesen wichtigen Kunden. Er hoffte, den Vertrag heute endlich abzuschließen, die Formalitäten waren schon geklärt, aber sie hatten darauf bestanden, im Hades einzukehren. Der junge Mann kannte den Club nicht nur vom Namen her, er hatte sich auch schon die Innenausstattung ansehen dürfen. Es war üblich, dass seine Kunden dort ihre geschäftlichen Dinge erledigten, plauderten sowie die angebotenen Dienste des Hauses in Anspruch nahmen. Eine gute Atmosphäre zum Verhandeln, in der sich die Geschäftspartner amüsierten und nebenbei wurden Verträge unterschrieben. Entspannend war es für Karyu jedoch noch nie gewesen, da es sein Job war. Und er war gut darin, wenn nicht sogar sehr gut. Er trennte Arbeit und sein Privatleben so gut es möglich war. Hizumi hatte am Eingang schon auf ihn gewartet und begrüßte ihn, als er endlich das Hades erreichte. „Ihre Geschäftspartner warten bereits auf Sie.“ Er lächelte ihm leicht zu und führte ihn in den abgetrennten VIP-Bereich, wo es sich schon drei Herren gemütlich gemacht hatten. Der Chef des Klubs unterhielt sich noch einen Moment mit einem der älteren Herren, denn dieser meinte sogleich mit einem vielversprechenden Lächeln: „Zero wird doch nicht mehr an der Bar benötigt? Dann kann er dich heute hier bedienen... oder besser hier bleiben.“ Ein leises Seufzen entfuhr dem Schwarzhaarigen, denn er wusste, dass Zero wegen der Vorfälle heute schon recht schlecht gelaunt war und warf einen Blick zu seinem Freund, der sich mit Tsukasa an der Bar aufhielt. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ erklärte er freundlich. „Das ist gut, denn unser junger Geschäftspartner soll auch einmal das Vergnügen haben, von Zero 'bedient' zu werden, was ich natürlich jederzeit bezahlen werde.“ //Ja ja, Geld regiert die Welt.// dachte Hizumi und verabschiedete sich von den Geschäftsmännern. Er blieb einen Moment vor Karyu stehen, der die Unterhaltung ganz gut mitbekommen hatte. „Kann ich sonst noch etwas für sie tun, mein Herr?“ Der Mann verneinte und lächelte leicht, aber es war eines der förmlichsten, das man je gesehen hatte. Natürlich hatte er das 'Angebot' sehr gut verstanden, aber er überging es einfach, schließlich war er geschäftlich hier und hatte nicht das Bedürfnis, in irgendeiner Weise bedient zu werden. Nicht hier und nicht jetzt. Kein Vergnügen, immerhin hatte er doch seine Prinzipien... „Guten Abend, die Herren.“ begrüßte der hochgewachsene Mann seine Geschäftspartner und nahm ihnen gegenüber Platz. „Ich hoffe, sie hatten bis jetzt einen schönen Abend. Entschuldigen sie vielmals meine Verspätung.“ Er lächelte und sah direkt zu dem Herrn, der gerade noch mit Hizumi ein paar Worte gewechselt hatte. „Herr Mizukawa.“ Ein schon etwas in die Jahre gekommener treuer Geschäftspartner. Als Zero wieder aufsah von seinem eben abgestellten Glas, erblickte er das Gesicht seines Freundes und Chefs. „Möchtest du was?“ Hizumi schüttelte den Kopf und deutete in Richtung der VIP-Lounge. „Mizukawa meint, du sollst bei einem seiner Geschäftspartner eine Spezialbedienung vornehmen.“ Dem Kleineren entwich ein Seufzen. Das letzte Mal hatte einer von Mizukawas Geschäftspartnern, die allesamt meist der älteren Kategorie angehörten, ihn für seine Potenzprobleme verantwortlich gemacht... „Es ist ein Neuer, heißt Karyu. Ich glaube, du hast die Buchung mit ihm gemacht.“ Sofort hellte sich Zeros Miene etwas auf. „Ach der mit der sympathischen Stimme, der so diamantenartig höflich war.“ Nickend wurde ihm das bestätigt. Dem Barkeeper entwich ein Lächeln. „Ist gut, Tsukasa...“ Kurz war er hinter den Braunhaarigen getreten. „Du kommst doch sicher ein Stündchen ohne mich aus? Den Notfallsummer, den ich dir vorhin gegeben habe, hast du ja...“ Mit einem kleinen Klaps auf den Hintern verschwand er, ohne eine weitere Antwort abzuwarten, in Richtung des VIP-Bereiches. Tsukasa war errötet und sah Zero einen Moment hinterher, wie dieser seinen Hintern leicht anzüglich schwang. Er erinnerte sich an Hizumis Worte, dass nur wenige 'Springer' waren und errötete noch einen Ton mehr. //Jetzt versteh ich...// Aber er wurde sogleich von seinem neuen Job daran gehindert, diesen Gedanken zu vertiefen. Sobald Zero die Lounge betreten hatte, wurde er von einem der Männer an sich gezogen und fest in den Hintern gekniffen. //Ist ja gut, ich weiß ja, dass ich einen Knackarsch habe.// Dennoch lächelte er weiter, als der Mann ihn wieder los ließ. „Guten Abend, Mizukawa-san.“ Dieser lächelte ihm zu. „Guten Abend, Zero, ich brauch' dich süßes Vögelchen für einen meiner Geschäftspartner. Er packte den zierlichen Körper bei den Schultern und drehte ihn zu Karyu herum. „Kümmerst du dich heute um Karyu, mein Kleiner?“ Der Schwarzhaarige nickte: „Natürlich.“, löste sich aus seiner Position, trat vor seinen persönlichen 'Gast' und verneigte sich leicht. „Guten Abend, ich denke wir kennen uns noch nicht persönlich. Ich bin Zero.“ Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass Mizukawa sehr zufrieden schien. //Na, du Arbeitstierchen? Am Telefon warst du schon so förmlich und eben sahst du auch aus, als würdest du lieber an deinem Schreibtisch sitzen, nicht hier.. das kann ja heiter werden.// Der Größere rutschte ein Stück zur Seite. „Karyu, wir hatten das Vergnügen am Telefon...“ fuhr Zero fort. Dieser lächelte leicht aber nicht sonderlich entzückt von Mizukawas Idee, musterte Zero einen Moment und musste feststellen, dass der Kleinere eine wirklich gute Figur hatte sowie wunderschöne Augen, die an fast schwarze Raubtieraugen erinnerten – frei, einen eigenen Willen. Länger als nötig versank er in den nichts preisgebenden Tiefen, ehe er sich lösen konnte. „Ja wir haben miteinander telefoniert, Karyu-kun.“ Elegant hatte Zero sich neben Karyu auf den freien Platz gleiten lassen und schenkte ihm aus der Karaffe Wasser ein. Auch wenn die Sake-Flasche gleich daneben stand, dachte er sich, dass es seinem Gast angenehmer wäre, womit er vollkommen Recht hatte. Eines von Karyus Prinzipien. Dessen Konzentration hing wieder an dem Vertragsabschluss, wobei er etwas... abgelenkt war. Er wirkte minimal angespannter als zuvor. Die Wärme neben ihm, Zero, der so nah neben ihm saß, dass sich seine Wärme durch das weiche Leder auf ihn übertrug und andersherum. Der Schwarzhaarige lächelte und folgte soweit der Unterhaltung, dass er erkannte, dass das Geschäft eigentlich nur ein Vorwand von Mizukawa war. Die Papiere wurden Keiji, einem der Partner gereicht, der sie für alle ausfertigte. //Ob du das weißt, Karyu? Ich glaube kaum, dass du freiwillig hier mitmachst... aber Job ist Job, nicht wahr?// Natürlich war es ein Vorwand und der Größere wusste es, war daran gewöhnt. Bis jetzt hatten sie ihn aber nicht weich bekommen, egal welcher Klub, egal welche Angebote, er ließ die geschäftlichen Dinge, wie sie waren. Dabei meinte es Mizukawa gar nicht böse. Er wollte nur, dass sich der Jüngere etwas amüsierte, da er ihn auf seine Weise schätzte. Die Verträge wurden an Kawasaki weitergereicht, den Dritten im Bunde, mit einer kleinen Brille im Gesicht, die beinahe unterging. Irgendwie kam sich Karyu fehl am Platze vor. Dafür schob er eine extra Schicht? Sein Blick huschte zu Zero neben sich. Dieser spürte die innere Unruhe und Angespanntheit seines Sitznachbarn. Er schlang seine Arme um ihn und strich ihm aufreizend über die Brust, bis er mit Sicherheit die Aufmerksamkeit aller am Tisch hatte. Er lächelte, denn er hatte nicht die geringste Lust noch stundenlang irgendwelchen Verhandlungen beizuwohnen. „Mi-saaan.. wie soll ich mich um ihn kümmern, wenn ihr die ganze Zeit übers Geschäft redet?“ beschwerte sich Zero in einem Ton, dass man ihm nicht böse hätte sein können. Karyu war erschrocken und sah zu Mizukawa und wieder zu dem Kleineren und brachte vor Verblüffung kein Wort heraus. „Wir sind gleich fertig damit.“ Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf Mizukawas Züge und Kawasaki neben ihm lächelte, aber sein Blick hing eindeutig an Zero, verschlang ihn fast und irgendwie wurde sein Lächeln... dreckig. „Hai“, lächelte der Schwarzhaarige unschuldig und verdorben zugleich die Geschäftsleute an, setzte sich in eine verklemmte Pose, wie ein Schulmädchen auf der Strafbank, als die Verträge verteilt wurden. Der Blick des Größeren ging genau die Zeilen durch, auch wenn er sie wohl schon zig mal gelesen hatte, sie wurden unterschrieben und ausgetauscht, bis sie sie endlich in den Aktentaschen verstauten. Zero strahlte und rief ein „Arigatou.“ aus. Er packte den Mann neben sich am Arm und zog ihn mit in den Aufzug, natürlich griff er mit der anderen Hand eine Flasche Sake vom Tisch. //Tja Mi-san, du hättest mir nicht sagen sollen, dass ich mich um ihn kümmern soll... denn IHM war es das Wichtigste, den verfluchten Vertrag zu unterschreiben und von euch wegzukommen.// Kommentar der Autorin: Die Fanfic basiert auf einem RPG meinerseits und Kanoe gewidmet. Ich hoffe es hat euch bis hierhin gefallen und hinterlasst mir einen Kommentar. Bis zum nächsten Kapitel! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)