Whisper von Altana (Ragnarok Online) ================================================================================ Thirteenth Chapter - Solutions ------------------------------ ~†~ Thirteenth Chapter - Solutions ~†~ „Warum dauert das so lange?“, fragte die Schwertkämpferin ungeduldig und lief auf und ab. Irgendetwas musste sie tun, sonst würde sie noch verrückt werden. Das dauerte viel zu lange. Ihre Sorge stieg mehr und mehr. Was passierte im Turm nur? Wie ging es ihren Freunden? Diese Ungewissheit machte sie noch wahnsinnig. „Sie müssen vorsichtig sein“, antwortete Fin leise, wobei sie selbst noch immer ihre Hände zum Beten gefaltet hatte. Denn auch sie machte sich Sorgen, doch sie glaubte daran, dass Senri nichts geschehen war und dass das Tor bald geöffnet werden würde. Ihr Blick aber war auf das Fenster gerichtet, durch das der Akolyt geklettert war. Dieses Fenster war inzwischen geschlossen worden. Von einer Zauberin, das hatte sie deutlich erkennen können. Vielleicht hatte sie ihn bemerkt, ihn aufgehalten, gefangen. Oder aber er konnte sich verstecken oder war schon nicht mehr im Zimmer gewesen, als die Zauberin hinein ist. Es konnte alles Mögliche dort drinnen passiert sein. Als einzige Sami schien davon nicht betroffen zu sein. Die Frohnatur beobachtete ihre beiden Freundinnen, lächelte einfach nur. Im Gegensatz zu den anderen beiden war sie zuversichtlich, dass alles so klappen würde, wie sie es geplant hatten. Dass Senri diesen Plan nicht vollenden wollte, wussten sie nicht, dachten sie auch nicht an die möglichen Konsequenten, wenn sie denn in den Kampf eingreifen könnten und würden. Leise seufzend lief auch der Akolyt in dem Gang auf und ab. Ihm war klar, dass er nicht hinab gehen sollte, dass er sich nicht einmischen durfte, sonst würde es für ihn schneller aus sein, als ihm lieb war. Außerdem würde er sich nicht gegen die Zauberin richten. Ihm war das Ganze nicht geheuer. Sie war als einzige noch hier oben im Turm gewesen, hatte angeblich nichts gemerkt und wolle jetzt alles wieder gerade biegen. Wie konnte es denn sein, dass sie so unachtsam gewesen war? „Senri“, hörte er plötzlich jemand traurig hinter sich flüstern. Sofort drehte sich der Angesprochene um und sah in ein Gesicht, welches er lange nicht mehr gesehen hatte. Seine Gefühle überschlugen sich. Einerseits war er froh, dass er ihn endlich wieder sah, doch andererseits wollte er ihn am liebsten verprügeln. Das merkte der andere auch, war er auf Abstand geblieben und beobachtete den jungen Mann vor sich einfach. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Darauf, ihn wieder zu treffen, womöglich die anderen wieder zu treffen, war er nicht gefasst. Ihm war jedoch bewusst, dass alle mitunter einen Grund hatten, wütend auf ihn zu sein. Und das nicht nur ein paar Momente lang. Denn immerhin hatte er sie ohne etwas zu sagen verlassen und hatte ihnen auch keine Nachricht zukommen lassen. Langsam ging der Akolyt auf den Zauberer zu und betrachtete ihn wütend. „Warum?“, flüsterte er leise. Man hörte, dass da noch mehr kommen würde. „Warum hast du uns nichts gesagt? Du hast uns einfach verlassen, ohne irgendetwas zu sagen!“ Seine Stimme wurde lauter, doch schreien würde er nicht. Er wollte nicht, dass seine Stimme am Fuße der Treppe zu hören war. „Du hast rein gar nichts gesagt! Uns keine Nachricht hinterlassen! Uns keine Nachricht geschrieben! Irgendwie zukommen lassen! Du hast keine Ahnung, was wir durchgemacht haben! Was für Sorgen wir hatten! Wir dachten, dir sei etwas passiert! Warum hast du uns verlassen?!“ Als sein gegenüber einfach nur seinen Blick senkte, machte das Senri nur noch wütender. „Sag was oder hat es dir plötzlich die Stimme verschlagen!?“ Langsam hob Kiron seinen Blick wieder und sah in das wütende Gesicht seines Freundes, den er eigentlich nicht mehr so nennen durfte. „Ich“, begann er leise, doch sagte er sonst nichts, sondern sah sich um. Hier mitten auf dem Gang wollte er das nicht besprechen. Also öffnete er die Tür, die hinter sich war, und ging in das Zimmer, wartete auf Senri, der ihm auch direkt folgte und die Tür hinter sich schloss. Anscheinend hatte der Akolyt gemerkt, dass der Blauhaarige wollte. Dieser schwieg, während er zum Fenster ging und hinab sah, dort die anderen erkannte. Zumindest waren sie nicht im Turm, sondern davor, vorerst in Sicherheit. Er wusste, dass der andere auf eine Antwort wartete, auch nicht eher gehen oder ihn in Ruhe lassen würde, bis er sie hatte. „Sami“, hauchte er leise, bevor er sich umdrehte und sah seinem Gegenüber mit festem Blick in die Augen. „Warum ich damals gegangen bin? Weil es unheimlich geschmerzt hat, in eurer Nähe zu sein. Ihr hattet meine Gefühle nicht bemerkt und das ist und war auch gut so. Diese Gefühle wollte und will ich euch nicht preisgeben. Noch nicht. Ich konnte einfach nicht bleiben. Ich war so unheimlich wütend und verletzt. Deswegen hab ich euch auch keine Nachricht geschrieben. Und nach einiger Zeit dachte ich, ihr hättet mich vergessen.“ Letzteres flüsterte er nur und sah zur Seite. Noch bevor Senri etwas darauf erwidern konnte, gab es unten einen Knall, woraufhin beide zusammenzuckten. Kiron warf einen kurzen Blick nach draußen und rannte dann aus dem Raum und die Treppe hinab. Der Akolyt, kurz verwirrt, folgte ihm letztlich. Das eigentliche Bild unten hatte sich nicht geändert, zumindest was den Raum anbelangte. Doch kaum einer war noch im Raum. Nur die Bogenschützen und die Hohepriestern, welche Richtung Tor sahen. Als ein Schrei von draußen ertönte, fuhr er herum und sah mit geweiteten Augen das geöffnete Tor an. Jemand musste es geöffnet haben und nun wütete Doppelganger in den Straßen von Geffen. Wenn man ich nicht vorher aufgehalten hätte und ihn beschäftigte. Und genau das gefiel ihm nicht, denn der Geisterhafte hatte es auf die Schwachen abgesehen, auf diejenigen, die sich selbst noch nicht richtig wehren konnten. Und das waren dort draußen nur Caren, Fin und Sami. Rasch lief er zum offenen Tor und hob seinen Stab leicht an. Leicht senkte er seine Augenlider und murmelte ein paar Worte vor sich hin. Dass die Zauber immer so lang brauchten! Senri war nur wenige Schritte hinter ihm, blieb jedoch bei dem Treppenansatz stehen und sah sich um. So gut wie niemand war mehr hier. Vorsichtig ging er in die Mitte des Raumes, sah sich abermals um und dann nach draußen. Ihm fiel auf, dass jemand fehlte. Die rothaarige Assassine? Hatte sie etwa das Tor geöffnet? Der Akolyt verengte seine Augen und löste das Lederband, welches seinen Streitkolben an seinen Gürtel befestigte. Seine Finger glitten über das kühle Eisen, bevor er auf Doppelganger zustürmte. Nun durfte er nicht mehr tatenlos zusehen, wenn seine Freunde in Gefahr waren, konnte er nicht ruhig daneben stehen und zusehen, wie diese womöglich starben. „Bleib stehen!“, rief Luna hinter ihm, doch aufhalten könnte sie ihn nicht. Und er blieb auch nicht stehen, sondern brachte sich hinter Doppelganger, der nun wieder die Gestalt des Ritters angenommen hatte, und holte aus. Der Schlag ging durch ihn hindurch und Senri wich ein paar Schritte zurück. Dass sein Gegner ebenfalls ein Geisterwesen war, hatte er nicht gewusst, würde er ihm so nicht schaden können. Wahrscheinlich würde auch kein Priester in der kurzen Zeit seine Waffe segnen. Wahrscheinlich sogar überhaupt nicht. Deswegen wich er nun noch weiter zurück. Caren hatte Probleme, den Schlägen auszuweichen oder sie zu parieren, besonders da die Schwerthiebe durch ihre Waffe hindurch glitten, ohne diese zu beschädigen. So wich sie immer weiter nach hinten zurück, bis sie gegen eine Wand stieß. Panisch sah sie sich um, als Doppelganger zum nächsten Schlag ausholte. Im letzten Moment traf etwas Doppelganger, was ihn auf etwas aufmerksam machte. Sami stand hinter ihm, mit einer leicht rot schimmernden Axt in der Hand. Man konnte leichte Verbrennungen auf der Rüstung des geisterhaften Ritters erkennen. Doch genau deswegen hatte nun auch Sami die Aufmerksamkeit von ihm und wich selbst nach hinten zurück. Man konnte von Glück reden, dass sie seinem nächsten Schlag auswich, indem sie – ungewollt – stürzte. Panisch riss sie ihre Axt zum Schutze hoch, doch würde sie seinem nächsten Hieb wohl kaum standhalten können. „Fire Bolt!“ Mehrere Feuerpfeile schlugen in die Brustplatte des Ritters ein, was ihn leicht zurück drückte. Aus geweiteten Augen sah die Händlerin Doppelganger an und dann in die Richtung, aus der die Feuerpfeile kamen. „Kiron..“ „Du lässt deine dreckigen Finger von ihr!“, knurrte der leicht bläulich leuchtende Zauberer, bevor er einen weiteren Zauber zu sprechen begann. „Du Idiot!“, schrie der braunhaarige Hohepriester. „Noch einmal kann man dich in so kurzer Zeit nicht wiederbeleben! Renn lieber!“ Er selbst rann nun dem Ritter hinterher, der auf den Blauhaarigen losstürmte und ihn wahrscheinlich erreichen würde, bevor sonst jemand etwas tun konnte. Denn der Ritter war ungewöhnlich flink und nun mehr als wütend. Einen Schritt wich Kiron zurück, bevor er seinen Stab leicht anhob und weitere Feuerpfeile auf seinen Gegner losschickte. Doch das schien ihn nicht so beeindrucken wie zuvor, denn er stürmte weiter und holte schon zum Schlag aus. Ihm war bewusst, dass er diesem Schlag nichts entgegensetzen konnte, sein Stab ihn nicht aufhalten würde und er einfach zu ungelenkig zum Ausweichen war. Sein letzter Blick galt nicht seinem Gegner, sondern fiel auf Sami, während er leicht, zufrieden lächelte. Zumindest würde Doppelganger nicht gleich wieder auf sie losstürmen. Diese sah ihn aus geweiteten, mit Tränen erfüllten Augen an. Leicht schüttelte sie ihren Kopf, wollte das nicht glauben. Da sah sie ihn endlich wieder, war er wieder da, hatte sie ein Lebenszeichen von ihm, und dann würde er vor ihren Augen getötet werden. „Kiron... NEEEEEEIN!“, schrie sie verzweifelt und streckte ihre Hand nach ihm aus. Plötzlich wurde der Platz vor dem Turm mit einem grellen Licht erfüllt, welches nur kurz anhielt. „Magnus Exorcismus!“ Die Bibel immer noch vor sich aufgeschlagen, eine Hand Richtung Ausgang gestreckt, sah Aurora mit festem Blick ins Licht. „Und so eine Lichtshow hast du mir immer vorenthalten?“, fragte Luna ihre Freundin scherzend, hatte schon einen silbernen Pfeil eingelegt, machte sich darauf gefasst, dass Doppelganger nun Aurora töten wollen würde. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen der Hohepriesterin. Der Zauber hatte länger gedauert, als sie gedacht hatte, kannte sie ihn kaum und musste vieles ablesen. Ohne auf die Bibel zu achten, blätterte sie wieder wenige Seiten zurück, zum Anfang des Zaubers, falls sie wider Erwarten noch eine Möglichkeit hatte, ihn erneut zu sprechen. Sie wartete nur darauf, dass der Ritter aus dem Licht heraustrat und sie angriff, doch mehr als einen – wahrscheinlich seinen – Schrei nahm sie nicht wahr. Dieser Schrei war unnatürlich hoch und schmerzte in ihren Ohren, doch diese würde sie nicht zuhalten. Und genau dieser Schrei versicherte ihr, dass dem Zauberer nichts passiert war, denn so konnte nur ein Monster schreien. Als das Licht verloschen war, sah man eine durchschimmernde, weibliche Gestalt dort stehen. Das lange, silberne Haar wehte leicht im Wind und ein Lächeln zierte ihr Gesicht, welches zur Hälfte von den Haaren bedeckt war. In ihrer Hand war ein langes Schwert mit aufwendigen Verzierungen, welche schimmernd weiß leuchteten. Nur kurz sah sie der Hohepriesterin in die Augen, bevor sie Eto einen Blick zuwarf und verschwand. Kiron öffnete nur langsam seine Augen, bevor er sich umsah und verwundert seine Augenbrauen hob. Er hatte erwartet, zu sterben, Schmerzen zu empfinden, doch stattdessen war er von einem Licht eingehüllt gewesen. Der mächtigste Zauber der Priesterschaft gegen Dämonen und nicht mehr Lebende. Es war ein angenehmes Gefühl gewesen, im Licht zu sein, doch dieses schwand nicht mit dem Licht. Erleichtert atmete er aus, als er auf dem Boden Asche verstreut sah, in der ein Schwert lag. Dieses betrachtete er kurz, bevor er von der Seite komplett zu Boden gerissen wurde. Erschrocken schrie er auf, doch als sich der Schreck legte, hörte er ein leises Schluchzen an seiner Brust und spürte eine feste Umarmung. Langsam sah er nach unten, sah goldblondes Haar. Sofort wusste er, zu wem dieses Haar gehörte, und musste lächeln. „Hör auf zu weinen“, flüsterte er leise, als er seine Arme um die Händlerin legte und ihr sanft den Rücken streichelte. Doch diese schüttelte vehement den Kopf und weinte einfach weiter, drückte sich an den Älteren. Eto setzte sich einfach auf den Boden und schüttelte selbst nur den Kopf, konnte noch immer nicht fassen, was der Zauberer getan hatte und was eben passiert war, wen er gesehen hatte. So rieb er sich seine Schläfen und schloss seine Augen. Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, sah er nach oben und sah seine Schwester ihn anlächeln. „Danke“, flüsterte sie sanft, als sie sich neben ihn gesetzt hatte und an ihn lehnte, ebenfalls die Augen schloss. Die Schützen setzten sich ebenfalls daneben und betrachteten das sich ihr bietende Szenario. „Du bist so ein Idiot!“ Als Kiron diese Worte hörte, sah er nach oben und sah Carens wütendes Gesicht. Am liebsten wäre er jetzt geflohen, doch das ging nicht. Er musste sich ihnen stellen, endlich Klarheit schaffen. „Du hast doch keine Ahnung, was für Sorgen wir uns gemacht haben! Wir wussten nicht einmal, warum du gegangen bist, was wir falsch gemacht haben!“ Nun stellte sich Fin neben Caren, lächelte jedoch im Gegensatz zu dieser. Senri betrachtete sie kurz, bevor er kopfschüttelnd zu ihnen ging. „Lasst uns lieber in ein Gasthaus gehen, als das alles auf offener Straße zu besprechen. Auch wenn grad keiner außer uns hier ist.“ Auf diesen Vorschlag hin sah Sami auf, sah Kiron mit tränenerfüllten Augen an, als wolle sie sagen, dass er nicht noch einmal so gehen dürfe. Es dauerte einige Sekunden, bis sie ihn losließ und aufstand, ihn jedoch stetig beobachtete. Als er dann aufstand, ergriff sie seine Hand und führte sie zum Gasthaus. Scheinbar hatte sie Angst, er könnte einfach weglaufen, würde ihn so schnell auch nicht mehr los lassen. Auf diese Angst hin lächelte der Zauberer traurig, während er ihr folgte und schwieg. Im Gasthaus angekommen, führten ihre Schritte sie die Treppe hinauf in das Zimmer der Händlerin. Diese setzte sich auf das Bett und zog Kiron ebenfalls darauf, damit auch er saß. Die anderen verteilten sich im Raum, jedoch waren nur noch Fin, Senri und Caren mit in das Zimmer gekommen, die anderen saßen unten im Schankraum, da sie dies nichts anging. Alle sahen gespannt den Zauberer an, welcher sich sichtlich unwohl unter diesen Blicken fühlte. Sie warteten alle auf eine Erklärung von ihm, doch drängen taten sie ihn nicht. Sie hatten Zeit und würden ihn auch nicht so einfach fliehen lassen. Leicht schluckte Kiron und sah dann Sami an. Auch sie sah ihn gespannt an, hielt noch immer seine Hand. Diese drückte er leicht und schloss dann kurz seine Augen. Es fiel ihm schwer, einen Anfang zu finden, wie er es erklären konnte, und was für Worte er nutzen sollte. „Kann ich kurz mit Sami alleine sprechen?“, fragte er die anderen, wandte seinen Blick jedoch nicht von der Händlerin ab. Dass die anderen den Raum verließen, hörte er an den Schritten und das Öffnen und Schließen der Tür. „Was willst du nur mir sagen?“, fragte die Blonde ihn leise und sah ihn nun eher neugierig als gespannt an. Wieder schwieg er, doch nahm er dafür mit beiden Händen ihre Hand und drückte sie leicht. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er zu sprechen begann. „Ich war damals unglaublich wütend, wie du mit den anderen und im Vergleich zu mir umgegangen bist. Nein, du hast im Grunde nichts falsch gemacht, das hab ich gemerkt. Doch ich hatte damals das Gefühl, dass du mich hättest anders behandeln müssen. Ich will und werde dir nicht vorschreiben, wie du mit den anderen umzugehen hast. Das ist allein deine Entscheidung. Es hat mich damals nur ziemlich gestört, dass ich niemand besonderes zu sein schien. Ich wollt jemand besonderes für dich sein. Ich will es immer noch. Aber indem ich schweige und einfach nur hoffe, wird sich wahrscheinlich nichts ändern. Das hab ich inzwischen eingesehen. Es hatte sich damals alles in mir angestaut und ich hätte dich beinahe angeschrien. Und das nur, weil du mit anderen auch herzlich umgehst. Ich war ziemlich eifersüchtig und wenn ich daran denke, heute immer noch.“ Nun schwieg er wieder, ließ eine Pause, damit sie das jetzt erst einmal verarbeiten und richtig verstehen konnte, denn sie sah ihn ziemlich irritiert an. Man konnte ihr ansehen, dass sie sich das alles nochmal durch den Kopf gehen ließ. Nach kurzem verengte sie leicht ihre Augen, sah ihn dann ungläubig an. „Was willst du mir damit sagen?“, fragte sie ihn leise, obwohl sie es schon längt erahnen konnte. Diese Frage ließ den Blauhaarigen lächeln, war dies typisch für die Händlerin, lieber auf Nummer sicher zu gehen, anstatt Vermutungen für richtig zu halten. „Was ich damit meine? Ganz einfach.“ Doch anstatt es ihr zu sagen, beugte er sich nach vorne und legte nun etwas unsicher seine Lippen auf ihre, wobei er seine Augen schloss, wollte er ihre Reaktion nicht sehen. Kiron hatte Angst davor, von ihr abgewiesen zu werden, doch würde es ihn nicht verwundern, wäre es verständlich nach dem, was er getan hatte. Nach nicht einmal einer Sekunde löste er sich wieder von ihr und öffnete langsam seine Augen, sah in ihr erschrockenes Gesicht. „Das meinte ich damit“, flüsterte er leise und ließ vorsichtig ihre Hände los. Nur langsam stand er auf, schien sie wie paralysiert, bewegte sie sich nicht, sah ihn nicht an. Doch als er zur Tür ging, sah sie auf. „Warte!“, sagte Sami, stand nun selbst auf und lief zu ihm, hielt seine Hand fest. „Ich hau nicht ab, draußen warten doch die anderen. Sie werden mich eh aufhalten. Also mach dir keine Sorgen.“ Doch die Kleinere schüttelte nur den Kopf und sah zu ihm hinauf. Leicht lächelte sie, lehnte sie sich nun an und lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Bleib bitte hier“, flüsterte sie leise, hielt noch immer seine Hand fest. Etwas unsicher drückte er ihre Hand und legte seine an ihren Rücken, strich durch ihr langes Haar. Was das nun genau bedeutete, wusste er nicht. „Das heißt..?“, fragte er sie leise, wollte er sicher gehen, wollte sie nicht missverstehen. Leicht regte sich die Händlerin, ließ nun seine Hand los und legte ihre Arme um ihn, drückte sich an ihn. Was sollte dies denn schon heißen? Dass er nicht gehen sollte, dass er bei ihr bleiben und sie nicht wieder verlassen sollte! „Manchmal stellst du dumme Fragen.“ „Das ist keine dumme Frage!“, verteidigte er sich sofort. „Ich will dich nicht missverstehen! Ich will wissen, was das hier jetzt für dich bedeutet. Was du damit genau meinst. Was genau deine Gefühle nun sind.“ Die Händlerin hob ihren Kopf und sah ihm direkt in die Augen, lächelte nun. „Ganz einfach“, begann sie flüsternd. „Aber ich werde es dir nicht sagen.“ Als seine Augen sich weiteten, musste sie lachen. Nein, sagen würde sie es ihm nicht. Genauso wenig wie er ihr gesagt hatte, was er empfand. Die Händlerin stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn sanft. Als sie es ihm so zeigte, schloss er langsam die Augen und drückte sie an sich. Der Zauberer vergaß alles um sich herum, konzentrierte sich nur auf die Frau in seinen Armen, würde sie vorerst nicht mehr loslassen, würde sie festhalten. Seiner Meinung nach lösten sich ihre Lippen viel zu früh von den seinen. Er öffnete seine Augen und diese blitzten leicht, als er in die Augen der Blonden sah. „Was hat das nun wohl bedeutet?“, fragte sie flüsternd und lächelte, wusste sie, dass er es wusste und es wohl richtig deutete. „Wehe du verlässt mich jetzt wieder.“ Dies war eine Drohung und Kiron verstand sie, hatte auch nicht vor, sie jetzt oder irgendwann wieder zu verlassen. Deswegen schüttelte er nur leicht den Kopf und strich ihr dann eine Strähne aus dem Gesicht. „Nein, ich lass dich nicht mehr alleine. Ich -“ Plötzlich klopfte es an der Tür und Carens Stimme ertönte. „Wann bist du da drinnen endlich fertig?! Ich will auch den Grund wissen!“ Leise seufzte der Magier. Die Stimmung war hin. Am liebsten würde er die Schwertkämpferin anschreien, doch er hielt sich zurück. Als er sah, dass Sami trotzdem lächelte, sah er sie verwirrt an. „Ich dich auch“, hauchte diese leise, ließ ihn los und öffnete dann die Tür. „Es ist alles geklärt und er wird auch bei uns bleiben!“, verkündete sie nun fröhlich und musste fast lachen, als Caren vor Wut beinahe platzte. Noch bevor diese etwas sagen konnte, trat Kiron an die Tür. „Es tut mir Leid, dass ich damals so abgehauen bin. Ich hab einfach überreagiert und ein paar Sachen in den falschen Hals gekriegt.“ Caren schien nun völlig die Fassung zu verlieren. Da ging etwas ab, wovon sie keine Ahnung hatte, was sie erklärt haben wollte, doch keiner schien es ihr erklären zu wollen. Ihre Hände zitterten, während sie diese zu Fäusten ballte. Aus böse funkelnden Augen sah sie die beiden an, die vollkommen zufrieden wirkten. „Ich bin froh, dass du ab jetzt bei uns bleibst.“ Fin sah ihn lächelnd an, legte denn beruhigend ihre Hand auf die Schulter der Schwertkämpferin, welche die beiden nun aus verengten Augen ansah. Kiron lächelte nur weiterhin, schienen sie sich nicht zu verändert haben. Welch ein Glück! „Ich werd es dir irgendwann erklären“, versicherte er ihr, bevor er an Sami vorbei nach draußen ging. „Können wir runter zu den anderen?“ Denn dann wäre die Stimmung nicht so gespannt und er konnte sich ihnen wieder annähern. Daraufhin nickte Fin, lächelte die Schwertkämpferin nur an. Diese beruhigte sich nur langsam, folgte den anderen einfach nur nach unten in den Schankraum. Dort saßen Aurora, Luna, Eto und Chris an einen relativ großen Tisch, schienen sie erwartet zu haben, dass die anderen wieder hinunter kamen. Und da lagen sie vollkommen richtig. Eto sah sie als erstes und winkte ihnen kurz zu. Daraufhin sahen die anderen drei auch in ihre Richtung, wobei Aurora ihnen auch kurz zuwinkte. Nun hatten sie die ganze Aufmerksamkeit des Schankraumes, warum auch immer alle anderen sie angesehen hatten. Rasch setzten sich die fünf zu den anderen und versuchten, so unauffällig wie möglich zu wirken. „Das wird nicht klappen“, meinte Eto grinsend, als er sie ansah. „Wenn nicht nur ein Hohepriester euch kennt, sondern gleich zwei, dann werdet ihr so schnell diese Aufmerksamkeit nicht los. Ihr werdet bald ziemlich bekannt in Geffen sein.“ Die Angesprochenen seufzten, außer Kiron. Dieser lächelte nur. „Das bin ich schon durch meine guten Ergebnisse in den Prüfungen“, erwiderte er nur darauf hin und hob seinen Arm, woraufhin der Wirt zu ihnen kam. „Guten Tag, ich hätte gern -“ „Saubere Kleidung“, erwiderte der Wirt und sah den blutigen Fleck auf seiner Brust an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er seine Kleidung noch nicht gewechselt hatte, sah an sich herunter und dann zu Aurora und Luna, welche in sauberer Kleidung dort saßen. Die beiden hatten sich anscheinend schon umgezogen. Nur leicht nickte er, stand dann auf. „Ich hab in meinem Zimmer noch andere Kleidung. Du kannst mir trotzdem das übliche bringen.“ Mit diesen Worten ging er die Treppen wieder nach oben. „Und was darf‘s für euch sein?“, fragte der etwas dickliche Wirt die anderen vier, welche alle dem Zauberer hinterher sahen. Diese Frage ließ sie aufschrecken. „Ein Wasser.“ „O-Saft!“ „Sprudel ist okay.“ „Ein Tee wär klasse!“ Mit diesen Bestellungen ging der Wirt wieder zurück. „Also“, fuhr der Hohepriester fort. „Haben sich eure Probleme nun erledigt?“ Daraufhin nickte die Händlerin, wobei ihre Freundin nicht gerade glücklich aussah. „Für dich schon, für Caren also noch nicht“, stellte Aurora fest und nahm einen kleinen Schluck von ihrem Rotwein. „Klärt das aber noch. Spannungen innerhalb einer Gruppe und unterhalb von Freunden sind nicht gut und führen nur zu weiteren Problemen.“ Leise seufzten die nun noch vier, kam dann schon der Wirt und stellte ihre Getränke vor ihnen ab. „Jetzt zieht nicht solche Gesichter. Wir spendieren euch auch eure Getränke.“ Luna klopfte der Schwertkämpferin, welche neben ihr saß, auf den Rücken. „Ihr kriegt das schon hin.“ Die Akolytin sah nun zwischen den vier Älteren hin und her. „Woher kennt ihr euch eigentlich?“, fragte sie nun einfach, wollte sie von dem Thema ablenken. „Wir?“, fragte der Hohepriester grinsend und sah zu Aurora. „Nun ja, Aurora und ich sind Geschwister, auch wenn man es uns vielleicht nicht gleich ansieht.“ „Nicht ansieht? Ihr seht euch sowas von ähnlich!“, widersprach ihm die Schützin. „Sie hatte dich mir nicht einmal vorgestellt und ich wusste, dass du ihr Bruder warst. Für ihren Vater war und bist du ja viel zu jung.“ „Wie dem auch sei. Wir sind Geschwister und da sie mit Luna schon länger befreundet ist, kenn ich sie ebenfalls. Mit Chris bin ich schon länger befreundet, obwohl er sich um einiges länger Zeit mit seinem Training lässt als ich.“ Der Angesprochene schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Ich kann nichts dafür, dass du so fanatisch dein Training absolvierst.“ Der Braunhaarige sah ihn leicht ungläubig an. „Dafür hat Luna das, was du erreichen willst, schon längst geschafft.“ „Liegt daran, dass sie um einiges früher angefangen hat“, redete Chris sich raus. Aurora lachte nur, gefiel ihr einfach die Unterhaltung der beiden, besonders da der Jäger nicht zugab, dass er sich einfach zu viel Zeit ließ und auch keinen Elan hatte. „Dafür bin ich um einiges treffsicherer und stärker als Luna. Hat man ja vorhin sehen können.“ „Genau, und weil du so viel Zeit zum Zielen hattest, was sie nicht hatte, wärst du beinahe draufgegangen. Herzlichen Glückwunsch!“, erwiderte Aurora sarkastisch. „Ach was. Ich wäre ausgewichen.“ „Luna und ich haben uns im Wald von Payon zum ersten Mal getroffen.“ Die Hohepriesterin ignorierte ihn jetzt einfach, würde sie nicht über das eben Geschehene diskutieren. „Sie hatte sich ausgeruht, weil sie verletzt war, und ich habe sie geheilt. Wir sind ins Gespräch gekommen und sind dann zusammen auf Abenteuer.“ „Deinen Bruder kennenzulernen, war ein Abenteuer, stimmt.“ „Na vielen herzlichsten Dank.“ „Das stimmt, Eto. Du brauchst mir nicht zu widersprechen! Du hast einen Schwester-Komplex und du solltest dazu stehen. Du hast mich förmlich einer Prüfung unterzogen, ob ich nun wirklich mit deiner Schwester reisen durfte oder nicht.“ Eto sah zur Seite, da sie vollkommen Recht hatte. Abstreiten würde er es nicht, hatte er auch nie, dass er für seine Schwester wirklich alles tun würde. „Also wir kennen uns alle schon etwas länger. Jedoch reisen wir nicht zusammen, außer Ra-chan und ich.“ Daraufhin musste die Hohepriesterin lachen und sah zu ihrem Bruder, grinste. „Er ist ein Alleingänger und kommt nicht damit klar, wenn ich in Kämpfen oder anderem verwickelt bin.“ Sanft legte sie ihre Hand auf die Schulter ihres Bruders, lächelte ihn nur noch an. Ihr war bewusst, dass er es nur gut mit ihr meinte, sie vor Schmerzen und Leid beschützen wollte. Kurz schwiegen sie, tranken etwas und betrachteten einfach die Gegend. Die Nachricht, dass Doppelganger besiegt war, schien hier noch nicht angekommen zu sein. Dies war auch nicht verwunderlich, da kaum noch Leute auf den Straßen waren und die Leiterin der Magiergilde die Toren des Turms verschlossen hatte. Es konnte keiner sehen, dass der Feind nicht mehr lebte. Aber die Stimmung in der Taverne war nicht so trüb, wie man erwartet hätte. Der Alkohol löste die Angst und ließ die Freude wieder hervorkommen. Als der Wirt nun ein Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit an den leeren Platz stellte, sah Sami auf und sah zur Treppe, wo Kiron nun auch wieder herunter kam. Er war umgezogen, trug nun ein anderes Zauberergewand. Langsam setzte sich der Blauhaarige wieder auf den Stuhl und nahm einen Schluck. Als er merkte, dass die Händlerin ihn beobachtete, lächelte er leicht und hielt ihr das Glas hin. „Willst du probieren?“, fragte er sie nun, spürte die Blicke der anderen. Sofort ergriff sie das Glas und nippte daran, sah dann verwirrt das Glas an. Das Getränk schmeckte leicht süßlich, wurde dann saurer und bitter. Leicht angewidert stellte sie es wieder vor Kiron und trank sofort einen Schluck von ihrem Orangensaft, der schön süß war. Daraufhin musste er lachen, rückte das Glas zurecht, bevor er zu Eto sah. „Ich hab mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt.“ „Muss auch nicht sein“, erwiderte dieser nur und winkte ab. „Doch, ich bin dir sehr dankbar“, sprach der Zauberer dennoch weiter. „Wenn du also irgendetwas von mir brauchst, musst du mir nur Bescheid sagen.“ „Ich auch!“, warf Sami ein und sah ihn aus großen Augen an. Ihr war klar, dass der Hohepriester Kiron wiederbelebt haben musste. Das hatte er vorhin indirekt gesagt. Der Angesprochene schüttelte nur lächelnd den Kopf. Was wollte er da noch sagen? Die beiden schienen entschlossen und würden darauf weiterhin bestehen. Der Blauhaarige jedoch sah seine Liebste verwirrt an, hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass sie dies sagen würde, dass sie es in Erwägung zog, ihm einen Gefallen zu tun. Zumal sie ja nicht an seinem Tod schuld gewesen war und auch nicht hätte dagegen tun können. Also hätte sie sich dafür gar nicht verantwortlich fühlen müssen. Das tat sie wohl auch nicht. Sie war ihm einfach nur dankbar. Es dauerte etwas, bis ein normales Gespräch im Gange war, bis sich die ganze Anspannung komplett von ihnen gelöst hatte und sie normal miteinander reden konnten. Kiron jedoch hielt sich ziemlich raus, beobachtete die anderen erst einmal, wie sie waren, wie sie sich verändert hatten. Zudem hatte er das Gefühl, nicht mehr dazu zu gehören, nicht die Berechtigung zu haben, überhaupt mitzureden. So ging er auch relativ früh auf sein Zimmer, verabschiedete sich für den Tag von den anderen und stieg die Treppen hinauf. Es hatte sich einfach falsch angefühlt, daneben zu sitzen. Er hatte sich einfach so unwohl gefühlt und musste einfach gehen. Vielleicht würde er sich irgendwann wieder normal dabei fühlen und es genießen, doch momentan hatte er einfach so ein schlechtes Gewissen, dass er nicht mal mehr unbeteiligt bei ihnen sein konnte. Leise seufzte er, als er die Tür hinter sich schloss und in den Raum sah. Langsam ging er zu seinem blutigen Gewand und nahm es in die Hand. Das war das Zeugnis davon, dass er schon einmal tot gewesen war. Dass er hintergangen worden war. Es fühlte sich schrecklich an, doch hatte er etwas anderes verdient gehabt, als selbst hintergangen zu werden? Denn eigentlich hatte er damals seine eigenen Freunde im Stich gelassen. Es war etwas anderes gewesen. Sie waren nicht in Gefahr gewesen, er jedoch schon. Wütend schmiss er die Kleidung in eine Ecke und ging zu seiner Tasche. Seitdem Maya verschwunden war, zählte er ständig sein Geld nach. Sie wusste, in welchem Zimmer er eigentlich nächtigte. Es war ihr ein leichtes, dort einzudringen, wenn er nicht da war. Und selbst wenn er anwesend war, war es ein leichtes für sie. So verschloss er dennoch das Fenster und zog die Vorhänge zu. Nun war es komplett dunkel im Raum. Eine Kerze hatte er zuvor nicht entzündet. Langsam ging er zu seinem Bett und setzte sich darauf, schloss seine Augen. Seine Hände wanderten zu seinem Hemd, welches er sich über den Kopf zog und neben das Bett auf den Boden legte. Gerade als er seine Hose öffnen und ausziehen wollte, klopfte es an der Tür. Verwirrt öffnete er seine Augen und sah in Richtung Tür. „Wer ist da?“, fragte er laut, während er aufstand. Als Samis Stimme von draußen ertönte, lief er zur Tür, wobei er über seine eigenen Sachen stolperte. An der Tür angekommen, öffnete er sie sofort und sah in das besorge Gesicht seiner Freundin. „Alles in Ordnung? Du solltest lieber aufpassen, wo du hinläufst.“ „Was? Ach so. Ich hatte kein Licht an, tut mir Leid. Willst du rein kommen?“, fragte er sie nun und machte den Weg frei. Doch dann fiel ihm auf, dass das Zimmer immer noch unbeleuchtet war und so entzündete er erst einmal zwei Kerzen, die den Raum erhellten. Langsam trat die Händlerin ein und schloss die Tür hinter sich, sah den Zauberer lächelnd an. Leise ging sie zu dem Bett und setzte sich darauf, sah sich dann um. Kiron beobachtete sie, waren seine Wangen leicht gerötet. Was hatte sie nur vor? Wollte sie hier bleiben? Wollte sie vielleicht sogar mehr? Allein der Gedanke daran ließ ihn feuerrot werden und sein Gesicht senken. „Kann ich heute Nacht hier schlafen?“, fragte Sami neugierig, sah ihn wieder an. Als er sie erschrocken ansah, hob sie ihre Augenbrauen. „Nicht gut?“ „Nein, ist ok. Ich hab nur gerade an etwas anderes gedacht.“ Letzteres flüsterte er, bevor er sich neben sie auf das Bett setzte. „Wissen die anderen davon?“ Kurz schüttelte sie ihren Kopf, bevor sie ihre Arme um ihn legte. „Meinst du nicht, sie machen sich dann Sorgen, wenn du nicht in deinem Zimmer bist?“ Wieder hob sie ihre Augenbrauen, schien kurz zu überlegen, bevor sie nickte und aufstand. „Ich sag kurz Bescheid!“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Kiron wollte gerade etwas erwidern, doch war sie schon draußen. Was sollten die anderen denn dann von ihnen denken, wenn Sami ihnen jetzt sagen würde, sie schlafe bei ihm? Der Blauhaarige legte sein Gesicht in seine Hände, schüttelte den Kopf. Aber so war sie nun einmal. Das konnte und wollte er nicht ändern. Ab und an war sie wirklich ziemlich naiv. Und das gefiel ihm ja auch an ihr. Doch wollte er ihre Beziehung noch ein paar Tage geheim halten, wollte mit ihr diese Vertrautheit genießen, bis es auch die anderen wussten und ihnen dadurch nicht mehr solche ruhigen Momente vergönnt waren. Leise seufzte er und wartete. So würde er nun auch seine Hose beim Schlafen anlassen, damit Sami nicht einen falschen Eindruck hatte. Zwar störte ihn das, weil er lieber nur in Shorts schlief, aber für sie würde er das schon aushalten können. Würde er morgen eben etwas unausgeschlafener sein. Als nach wenigen die Minuten die Tür wieder auf ging, sah er auf und sah in das strahlende Gesicht der blonden Händlerin. Dies ließ ihn lächeln. Anscheinend wurde ihr unten dadurch die Laune nicht vermiest, dass sie nun hier schlafen würde. So wartete er, bis sie die Tür geschlossen hatte und ihre schwere Tasche, die sie scheinbar auch geholt hatte, neben seine abstellte. Am liebsten würde er fragen, was sie gesagt hatte, doch wollte er nicht zu neugierig wirken. Sami war aufgeregt, auch wenn man es ihr vielleicht nicht anmerkte. Zwar war ihr bewusst, dass sie gleich nur neben ihm liegen würde, doch hatte sie ihn lange nicht mehr gesehen, hatte lange nicht mit ihm reden können und das ganze hier fühlte sich wie ein Privileg und dennoch etwas Sonderbares an. Vor ihrer Tasche ging sie in die Hocke und holte ihr Nachthemd heraus. Als Kiron in dem Moment wegsah, sah sie ihn verwirrt an, musste dann jedoch lächeln. Scheinbar wollte er ihr die Möglichkeit bieten, sich umzuziehen, ohne dass er sie dabei beobachtete oder sah. So zog sie sich rasch um, ließ ihre Kleidung einfach unordentlich auf ihrer Tasche liegen. Jedoch hatte der Zauberer nicht daran gedacht, dass sie sich nun umziehen wollte. Ihm kam dieses Nachthemd nur bekannt vor, als er sie damals auf dem Balkon des Gasthauses gesehen hatte und sie beobachtet hatte. Doch dass sie sich nun umzog, hörte er, weswegen er nun extra demonstrativ wegsah. Er wollte nicht spannen und sie gegen ihren Willen ohne ihre Kleidung sehen. Das sollte sie selbst bestimmen, wann sie so weit war und ob er sie überhaupt je so sehen durfte. Erst als sie wieder neben ihm saß, sah er sie an und lächelte leicht. „Bist du fertig?“, fragte er, obwohl es klar war. Doch sie schüttelte daraufhin nur den Kopf, was ihn verwirrte. „Nein, noch nicht ganz“, flüsterte sie und legte sich dann hinter ihn auf das Bett, zupfte nun an seiner Hand. „Wenn du neben mir liegst, bin ich fertig.“ Diesem Lächeln konnte er einfach nicht wiederstehen. Am liebsten hätte er sich direkt neben sie gelegt, doch stattdessen löste er sich von ihr und stand auf. Rasch ging er zur Tür und schloss diese ab, bevor er die Kerzen ausblies und zum Bett ging. „So seh ich dich aber gar nicht.“ Und das war auch gut so, denn der Blauhaarige war rot angelaufen, war kurz stehen geblieben. „Soll ich eine Kerze anmachen?“, fragte er leise. „Du kannst die Vorhänge zurück ziehen“, war ihr Vorschlag stattdessen. Am liebsten hätte er die Vorhänge zugezogen gelassen, doch ging er nun langsam und vorsichtig zum Fenster und zog einen Vorhang zur Seite. „Hell genug?“, fragte er, als er einen Schritt beiseite gemacht hatte. Zumindest war jetzt die eine Seite noch zugedeckt. „Ja“, murmelte sie leise, während sie sich unter die Decke kuschelte und eigentlich nur auf ihn wartete. „Kommst du nun her?“ Kiron musste lächeln und ging nun zum Bett, auf welches er sich neben die Blonde legte. Sanft legte er seine Arme um sie und zog sie an sich heran. Er konnte spüren, dass sie sich an ihn schmiegte. „Ich liebe dich“, flüsterte Sami leise und schloss ihre Augen. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“ Er jedoch schwieg und strich ihr einfach nur über den Rücken. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er ihr angetan haben musste, indem er gegangen war. Ihr war klar, woran er jetzt dachte, weswegen sie ein Bein über seines legte und das andere zwischen seine Beine, woraufhin er reagierte. Seine Hände stoppten und sein Kopf bewegte sich leicht. „Sami“, hauchte er leise, sah sie an, doch sie drückte sich einfach nur an ihn. Ihr Lächeln konnte er nicht sehen. „Deine Beine sind da etwas unvorteilhaft.“ „Wirklich?“, fragte sie und man hörte ihr an, dass es ihr Spaß machte. „Ich find sie perfekt da.“ Kiron schluckte. Das machte sie mit Absicht. Ihn aus der Ruhe zu bringen. Normal würden ihre Beine ihn auch nicht stören, doch sie lagen das erste Mal beieinander. Momentan war er sehr empfindlich, was ihre Berührungen anging. Er war es nicht gewohnt, Arm in Arm mit einer anderen Person in einem Bett zu schlafen. „Bitte“, flüsterte er leise und legte nun eine Hand auf ihr Bein, um dieses von seinem runterzulegen. Sie jedoch quiekte leise daraufhin, was ihn zurückschrecken ließ. „Kiron!“, sagte sie vorwurfsvoll und sah nun zu ihm auf, sah ihn ebenso vorwurfsvoll an. „Ich... Tut mir Leid... Ich..“, stammelte er leise, wusste er nicht, was er tun sollte. Ihr machte es Spaß, ihn so ratlos zu sehen und ihn so zu quälen. Bald musste sie auch grinsen, legte einfach ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn an sich. „Ich mach doch nur Spaß“, hauchte sie auf seine Lippen, bevor sie den kleinen Abstand überbrückte und ihn sanft küsste. Dabei zog sie auch ihre Beine zurück, hatte sie gemerkt, dass es ihm unangenehm war. Anfangs tat er gar nichts, doch dann erwiderte er ihren Kuss und schloss dabei seine Augen. Nur langsam strichen seine Hände über ihren Rücken, während er langsam wieder zu seiner Ruhe zurückkam. Kurz nachdem er den Kuss löste, küsste er ihre Stirn und drückte sie leicht an sich. „Ich wünsch dir eine gute Nacht“, flüsterte Sami leise, während sie sich an ihn schmiegte und selbst nun die Augen schloss. „Ich dir auch“, hauchte Kiron und blieb einfach so liegen, wollte sich erst einmal daran gewöhnen. So brauchte er auch relativ lange dafür, bis er einschlief, schlummerte seine Freundin schon längst in seinen Armen. Die Vögel zwitscherten und Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer, als die Blonde langsam erwachte. Leise murmelnd wollte sie sich an Kiron schmiegen, bis sie jedoch merke, dass dieser nicht da war. Sofort schreckte sie auf und sah sich um, suchte seine Sachen. Erleichtert atmete sie aus, als sie merkte, dass seine Tasche noch an derselben Stelle lag wie am Tag zuvor auch. Jedoch erschien ihr etwas anders. Die Tasche war offen, am gestrigen Tag war sie noch zu gewesen. Hatte er etwas herausgenommen? Langsam stand sie auf und kniete sich neben die Tasche, wühlte drinnen rum. Außer Kleidung und ein paar Büchern sah sie nichts Besonderes. Sein Stab war ebenfalls noch auf dem Zimmer. Langsam nahm sie ein Buch aus der Tasche und durchblätterte es. Es waren verschiedene Bilder von Tieren und Pflanzen abgebildet, dazu noch eine Menge Text, den sie wahrscheinlich nicht verstehen würde. So legte sie das Buch zurück und zog den Reißverschluss der Tasche zu. Verlassen hatte er sie nicht. Die Bücher, der Stab, all das war zu wertvoll, um es zurück zu lassen. Leise seufzte sie und nahm sich frische Kleidung, zog die Gardine zu und zog sich dann um. Er würde wiederkommen, da war sie sich sicher. Und wenn er das nicht tat, würde sie ihn suchen und nicht wieder locker lassen. Dann würde er es bereuen, sie noch einmal verlassen zu haben. Doch das hoffte sie nicht, wollte, dass er wieder kam. Dennoch packte sie ihre Tasche, sah dann seine blutige Kleidung. Sofort verdunkelte sich ihr Blick und sie nahm fast schon geistesabwesend sein Hemd hoch. Er war schon einmal gestorben, hielt sie den Beweis dafür in ihren Händen. Tränen liefen über ihre Wangen, während sie das Hemd an ihre Brust drückte. Sie hatte ihn schon einmal verloren, ohne es überhaupt richtig gewusst zu haben. Nach wenigen Sekunden wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, schmiss das Hemd auf das Bett und verließ rasch das Zimmer. Sie musste ihn finden. Wenn ihm nun wieder etwas ohne ihr Wissen passieren würde, würde sie das nicht aushalten. Wenn ihm überhaupt etwas passieren würde, würde sie es nicht aushalten. Allein der Gedanke daran trieb sie an den Rand der Tränen. Gerade als sie die Treppen nach unten gehen wollte, sah sie ihn, wie er wieder nach oben kam, mit einem Tablett in der Hand. Am liebsten wär sie ihm um den Hals gefallen, doch konnte sie sich noch zurückhalten. Er hatte nur Frühstück geholt, hatte nur seinen Geldbeutel mitgehabt. Als er sie oben an der Treppe entdeckte, sah er sie kurz verwirrt an. Was machte sie hier? Hatte sie ihn gesucht? Hatte sie gedacht, er habe sie schon wieder verlassen? Dabei hatte er doch all seine Sachen noch im Zimmer, hatte er noch alles bei ihr gehabt. Vielleicht hätte er ihr einen Zettel schreiben sollen, aber ob sie diesen überhaupt gesehen hätte? Sie sah ziemlich aufgewühlt aus, weswegen er leicht lächelte. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn, würde ihn auch so einfach nicht mehr irgendwohin gehen lassen. Langsam stieg er die Treppen hinauf und lächelte sie einfach nur an. „Gehen wir wieder aufs Zimmer?“, fragte er sie leise, als er neben ihr stand. Am liebsten hätte er ihre Hand genommen, doch waren seine voll. „Eigentlich wollte ich dich mit einem Frühstück am Bett überraschen, aber wie es mir scheint, bist du früher wach geworden.“ „Kiron“, wimmerte sie leise und hakte sich bei ihm ein, schmiegte sich an ihn und drückte ihr Gesicht gegen seinen Oberarm. Sanft küsste er ihren Scheitel und lächelte. „Ich bin nur runter gegangen und habe bezahlt, mehr nicht. Ich lass dich nicht alleine.“ Denn er ging davon aus, dass es ihr darum ging, dass er sie nicht wieder alleine ließ, sie nicht wieder verließ. Doch als sie den Kopf schüttelte, hob er seine Augenbrauen. Was war dann der Grund? Hatte sie denn einen anderen Grund, so aufgewühlt zu sein? Fragen tat er sie nicht, würde warten, bis sie im Zimmer waren. Sami war in Gedanken, während sie die wenigen Schritte zurück zum Zimmer gingen. Als Kiron etwas zu ihr sagte, schreckte sie auf und sah ihn aus großen Augen an. „Was hast du gesagt?“, fragte sie ihn leise, was ihn lachen ließ. „Öffnest du mir bitte die Tür?“, fragte er sie abermals und musste einfach nur lächeln. Dass auch sie so in Gedanken sein konnte, dass sie nichts mehr wahrnahm, war für ihn neu und auch irgendwie erfreulich, obwohl ihre Gedanken dies wohl nicht waren. Als er dann in das Zimmer trat und das Tablett auf den kleinen Tisch abstellte, sah er schon, was wohl los sein musste, denn er sah sein blutiges Hemd auf dem Bett liegen. Sofort ging er dort hin und warf es auf den Boden, sah dann mit ernstem Blick zu seiner Freundin, welche leicht zitternd die Tür hinter sich schloss. Langsam ging er auf sie zu und umarmte sie, legte seine Lippen auf die ihrigen. Jedoch war dieser Kuss nicht so sanft, wie er es sich vorgenommen hatte. Deswegen drückte die Händlerin ihn nach kurzem schon von sich und sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Ich lass dich nicht alleine“, wiederholte er leise und strich ihr sanft über die Wange. „Ich werde nicht sterben. Aber ich werde auch nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Ich werde dich nicht mehr alleine lassen. Ich werde bei dir bleiben.“ „Ich hab Angst“, wisperte sie leise und hielt seine Hand in ihrer, schmiegte sich an ihn. „Ich hab Angst, dass dir nochmal etwas passiert. Dass du..“ Doch mehr sagte sie nicht, steckte ihr ein Klos im Hals. Wenn sie weiter daran dachte, würde sie wieder anfangen zu weinen. Langsam schüttelte der Blauhaarige seinen Kopf und legte seinen noch freien Arm um sie. „Ich lebe und mir geht es gut, besser als zuvor. Ich werde dir nicht wegsterben, keine Sorge. Ich werde das verhindern“, flüsterte er ihr leise zu, wollte sie beruhigen, doch hatte er das Gefühl, dass es nichts brachte. Denn sie schwieg nun und rührte sich nicht mehr, schmiegte sich nur an ihn. Dass sie nicht weinte, beruhigte ihn etwas, doch war es ihm eigentlich lieber, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ anstatt sie zu unterdrücken. Nach wenigen Minuten löste sie sich von ihm und sah ihn leicht lächelnd an „Lass uns frühstücken. Du sollst es ja nicht umsonst geholt haben.“ Leicht nickte er, doch er wünschte sich, dass er auf sie gewartet hätte, dass er mit ihr gemeinsam runter gegangen wäre, dann wäre sie nicht auf solche Ideen gekommen, hätte sie sein Hemd so nie entdeckt. Doch das brachte er nicht zur Sprache, sondern ging zum kleinen Tisch und nahm das Tablett. „Setz dich aufs Bett“, bat er sie und versuchte nun selbst zu lächeln. Er sollte nicht mehr daran denken, um sie nicht immer wieder daran zu erinnern und damit sie ihre Ruhe hatte. Also lächelte er, während er sich neben sie auf das Bett setzte und das Tablett auf seinen Schoß stellte. „Ich wusste nicht genau, was du gerne haben würdest, also-“ „Es ist gut so“, unterbrach sie ihn und nahm sich ein Brötchen, welches sie aufschnitt. „Ich bin nicht wählerisch, zumindest nicht beim Frühstück, und du weißt was ich gerne trinke. Das reicht mir vollkommen.“ Kiron öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch kam kein Ton raus. Bevor er auch irgendwie reagieren konnte, grinste Sami ihn an und hielt ihm das nun fertigbelegte Brötchen hin. „Wenn du schon den Mund aufmachst und nicht mehr schließt, solltest du auch was essen“, meinte sie immer noch grinsend und wartete, bis er das Brötchen nahm und es aß. Als er dies auch tat, nahm sie das nächste und schnitt es auf. Eigentlich wollte er sie doch füttern, wollte ihre Brötchen schneiden und belegen, wollte sie verwöhnen, doch nun drehte sie den Spieß einfach um und verwöhnte ihn stattdessen. Jedoch ließ er ihr ihren Willen, wollte ihr nicht widersprechen und sie so vielleicht wieder traurig stimmen, also ließ er sich füttern und verwöhnen. Als er satt war, nahm er ihr das Messer ab und nahm ein Brötchen. „Jetzt bin ich aber dran“, meinte er, als sie den Mund öffnete, um sich zu beschweren. „Eben hast du mich gefüttert, also ist es nur fair, wenn ich dich nun füttern darf.“ Daraufhin sagte sie nichts mehr und ließ ihn machen, nahm nur einen Schluck Orangensaft. So ließ auch sie sich mehr oder minder von ihm füttern, aßen sie so alles leer, was Kiron geholt hatte. Als sie fertig waren, stellte der Zauberer das Tablett wieder auf den kleinen Tisch. Eigentlich wollte er sich wieder neben Sami setzen, doch diese war schon aufgestanden und schlenderte zu ihm. Fragend sah er sie an, doch erhielt er keine Antwort, auch als sie direkt vor ihm stand. „Wolltest du nicht sitzen bleiben?“, fragte er sie nun leise, während er sanft ihre Wange streichelte. Die Blonde schüttelte ihren Kopf und lächelte ihn einfach nur an, bevor sie ihre Arme um seinen Nacken legte. Daraufhin musste auch er lächeln, strich mit seiner Hand durch ihre Haare und legte die andere um ihre Hüfte. „Ich liebe dich“, hauchte er leise, bevor er sanft, fast schon vorsichtig, seine Lippen auf die ihrigen legte. Lautlos gähnte die braunhaarige Hohepriesterin, bevor sie sich aufsetzte und erst einmal streckte. Mit müden Augen sah sie sich um und musste lächeln, als sie ihre Freundin nur halb auf dem Bett, halb auf dem Boden schlafen sah. Scheinbar hatte sie einen lebhaften Traum gehabt. Leise schlug sie die Decke beiseite und schwang ihre Beine vom Bett, bevor sie mit nackten Füßen zu ihrer Tasche schlich und ihre Kleidung heraus nahm. Bald sollten sie mal eine Pause von ihren Reisen einlegen, sollten etwas zur Ruhe kommen. Das hatte sie sich erhofft gehabt, doch nun hatte Aurora starke Zweifel daran, allein schon weil ihr Gewissen sie dann plagen würde. Warum konnten nun verschiedene Monster ihre Ebene verlassen und somit in die Städte gelangen? Kurz sah sie zu Luna und dann zu Soul, welcher auf dem Kissen, was die Schützin jetzt nicht mehr brauchte, lag und die Hohepriesterin still beobachtete. „Ich komme gleich wieder“, flüsterte diese und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Dass Soul ihre Freundin nun wecken würde, bezweifelte sie, weswegen sie sich wusch und fertig machte. Sie hatte vor, mit ihrem Bruder zu reden. Über ihre Erfahrungen zu reden. Und sich einfach mal etwas austauschen. Der letzte Briefkontakt war auch schon einige Zeit her und somit hatten sie sich viel zu erzählen. Doch ob ihr Bruder nun schon unten saß, wusste sie nicht. Eigentlich war er nicht so der Langschläfer, im Gegensatz zu ihr, doch momentan war vieles anders. Also konnte es sein, dass er noch schlief. Als sie zurück in ihr Zimmer kam, musste sie lächelnd feststellen, dass Luna noch immer schlief. Mit leisen Schritten ging sie zu ihr und deckte sie wieder richtig zu. „Pass auf sie auf“, flüsterte sie dem Falken zu, bevor sie ihren Schlüssel und ihren Geldbeutel nahm und das Zimmer verließ. Noch immer leise tapste sie den Gang entlang und dann die Treppe hinunter. Verwundert stellte sie fest, dass die beiden Akolyten der jüngeren Truppe schon wach waren und an dem Tisch von gestern saßen, sich vertraut unterhielten. Kurz überlegte sie, ob sie sich dazu setzen sollte oder sie allein lassen sollte. Noch überlegend ging sie zum Tresen und sprach kurz mit der jungen Dame, die hier wohl aushalf. Kurz sah Aurora über die Schulter. Die beiden schienen sie nicht bemerkt zu haben, was sie leise seufzen ließ. Doch das würde sich wohl jetzt ändern, denn sie nahm die Tasse Tee, die sie bestellt hatte, und setzte sich einfach neben die Jüngere der beiden. „Guten Morgen“, begrüßte sie die beiden noch leicht müde lächelnd. „Stör ich? Wenn ja, kann ich mich auch erst einmal woanders hinsetzen.“ Doch Fin schüttelte sofort den Kopf und lächelte sie fröhlich an. Im Gegensatz zu der Hohepriesterin schien sie hellwach zu sein, was man von Senri nicht sagen konnte, denn dieser hatte die Augen noch halb geschlossen und gähnte immer wieder. „Wie ich sehe, bist du vollkommen ausgeschlafen“, stellte Aurora fest und nahm einen Schluck von ihrem Pfefferminztee. „Ich hab auch sehr gut geschlafen“, erwiderte die Akolytin und lächelte noch immer. „Im Gegensatz zu Senri. Er schläft ja gleich auf dem Tisch ein. Ich hab ihm gesagt, dass er sich nochmal hinlegen kann, aber er will nicht.“ Mit gehobenen Augenbrauen sah die Hohepriesterin ihn an, doch Senri machte einen entschlossenen, wenn auch müden, Eindruck. „Ich pass schon auf sie auf, du kannst dich ruhig noch ausruhen.“ „Ich ruh mich doch aus“, widersprach er leise, während er Fin beobachtete. „Ja, indem du gleich auf dem Tisch liegst und schläfst. Aber gesünder wäre das Bett. Wärst du zufrieden, wenn Fin mitgehen würde?“ Sofort schlug der Akolyt rot an und schüttelte den Kopf. „Ne-Nein! Wir müssen doch aufpassen, dass Kiron nicht plötzlich abhaut!“ Daraufhin musste Aurora lachen, lachte sie herzhaft und schüttelte anschließend den Kopf. „So vertieft wie ihr seid, würdet ihr ihn wohl kaum bemerken. Ihr habt mich ja auch nicht bemerkt, wie ich die Treppen runtergekommen und an den Tresen gegangen bin. Da kannst du dich auch gleich hinlegen.“ „Außerdem glaube ich nicht, dass er abhauen wird“, ertönte eine männliche Stimme von der Treppe. Als Aurora sich umdrehte und zur Treppe sah, erkannte sie lächelnd ihren Bruder, welcher sich zu ihnen setzte. „Wenn er abhauen wollen würde, hätte er das längst getan. Er ist schon längst wach und hat sich etwas zum Frühstücken aufs Zimmer geholt. Naja, nicht nur für sich.“ Leicht grinste er und sah dann die junge Frau an, welche seiner Schwester ihr Frühstück hinstellte. Einfaches Brot mit Käse und Wurst. „Guten Morgen“, sprach er sie lächelnd an und lehnte sich leicht zurück. „Ich hätt gern einmal dasselbe und einen Kaffee.“ Daraufhin nickte sie und ging wieder, um kurze Zeit später mit dem frisch aufgebrühten Kaffee wiederzukommen. Dankend nahm Eto den Kaffee entgegen und trank erst einmal einen Schluck, bevor er die Tasse auf den Tisch abstellte. „Also wie schon gesagt, er wird euch wahrscheinlich nicht verlassen. So wie es für mich aussah, wird er das wohl auch nicht mehr können und wollen.“ Leicht grinste er, als er daran dachte, was er vorhin auf dem Gang beobachtet hatte, bevor er sich wieder in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Als die anderen ihn auch fragend ansahen, schüttelte er nur den Kopf. Sagen würde er es ihnen nicht, müssten sie den Zauberer schon selbst fragen. So sah er nun auch seine Schwester an und nahm ihre Hand. „Wie geht es dir eigentlich?“ Noch immer fragend sah sie ihn an und drückte leicht seine Hand. „Gut, warum? Wegen Gestern? Ich war zwar etwas erschöpft, aber mir geht es trotzdem ganz gut. Immerhin hab ich sehr gut geschlafen. Und Luna schläft noch immer.“ Aurora begann zu lächeln. „Aber so lange wird sie wohl nicht mehr schlafen. Die Pose ist ziemlich ungemütlich. Aber kannst du mich nun loslassen? Ich würde gerne weiter frühstücken.“ Kurz sah der Hohepriester gequält aus, doch dann ließ er ihre Hand los und beobachtete sie. „Und ja, ich kann alleine essen!“, sagte sie und sah ihn kurz böse an, bevor sie weiter aß. Die beiden Akolyten beobachteten sie, mussten selbst lächeln. Sie konnten sich vorstellen, wie das Leben der beiden früher ausgesehen hatte, als sie noch zusammen gewohnt und dann zusammen unterwegs gewesen waren und sich ab und an getroffen hatten. Zumindest schien er in seinem Komplex ziemlich aufzugehen und ziemlich dominant zu sein. „Ich muss aber trotzdem mit dir reden“, sagte sie nach kurzem, sah nur kurz zu den beiden Akolyten, bevor sie wieder ihren Bruder ansah. „Und es geht nicht darum, dass du mich am liebsten in Watte packen würdest. Nein, es geht um Doppelganger“, fing sie an und legte das Besteck auf den nun leeren Teller. „Und nicht nur um Doppelganger. Auch um andere Monster, die plötzlich ihre Ebene verlassen und umherwandern können. Das habe ich das erste Mal bei Moonlight Flower festgestellt, nun bei Doppelganger. Ich habe auch von anderen gehört. Drake soll auch sein gesunkenes Schiff verlassen haben. Um ehrlich zu sein, will ich nicht warten, bis in irgendeinem Ort oder gar Lighthalzen das Chaos ausbricht. Denn wenn in Lighthalzen das Chaos ausbricht, wird es nahezu unmöglich, das ganze wieder in Ordnung zu bringen.“ Daraufhin nickte der Hohepriester leicht, verstand das Problem. Doch er sagte erst einmal nichts, denn wurde ihm sein Frühstück gebracht. Kurz bedankte er sich, bevor er sich ein Brot schmierte. „Nun“, begann er, als die junge Frau wieder hinter dem Tresen stand und beschäftigt war. „Man sollte das unterbinden. Die Ebenen sind alle mit starken Barrieren umgeben, die die Monster eigentlich nicht durchqueren können. Die Priesterschaft hat sich noch nicht wirklich mit dem Thema beschäftigt, denn eigentlich ist das eine Sache, um die sich die Zauberer und die Weisen kümmern müssten. Wir selbst können da nichts machen, außer den Schaden zu reduzieren. Der Bischof in Prontera hat schon eine Gruppe Priester angeordnet, das Problem zu untersuchen. Und diese sind zum Schluss gekommen, dass die Priesterschaft und die Geistlichen nichts gegen die Wanderung tun können. Natürlich sind die Zauberer und die Weisen schon informiert, doch wie wir gestern herausgefunden haben, können wir momentan nicht auf die Zauberer hoffen, da die Gilde stark dezimiert ist und gerade auch wohl andere Probleme hat. Wie es bei den Weisen aussieht, weiß ich nicht. Das ist aber auch nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist eine andere.“ Erst einmal selbst die Prüfung bestehen, um stärker zu werden, um dieses Problem anzugehen. Denn die Sache mit Doppelganger hatte ihm gelehrt, dass er noch stärker werden musste, um die Situation unter Kontrolle bringen zu können. Ob er nun die Prüfung bestanden hatte, wusste er nicht. Das musste sein Herr, sein Gott entscheiden. Doch viel mehr hätte Aurora sie gemeistert, da sie Doppelganger den letzten Schlag gegeben hatte und den schwierigsten aller Glaubenszauber geschafft hatte, der in der Priesterschaft beigebracht wurde. Also bezweifelte er, dass er diese Prüfung geschafft hatte, trank etwas von seinem Kaffee, während seine Schwester ihn überlegend beobachtete. „Also können wir an sich nichts machen?“, fragte sie leise. „Nichts, außer die Menschen und alle anderen zu beschützen.“ „Hmm..“ Leise seufzte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Dann lass uns doch zu den Weisen gehen!“, schlug Fin lächelnd vor. Die Geschwister sahen sie verwirrt und etwas geschockt an, hatten sie nicht erwartet, dass einer der beiden sich in die Unterhaltung einbinden würde oder einen Vorschlag machen würde. Auch Senri sah sie aus großen Augen an, konnte er nicht glauben, dass sie das vorschlug. Sie mussten selbst doch erst einmal stärker werden, würden sie es noch nicht einmal bis zu den Weisen schaffen, war dieser Weg Magiern und Stärkeren vorbehalten. Als alle sie so ansahen und schwiegen, wurde ihr Blick traurig. „Nicht gut?“, flüsterte sie leise und senkte leicht ihren Blick. Aurora musste leise lachen, während Eto den Kopf schüttelte. „Doch, es ist gut“, erwiderte der Hohepriester leise. „Wir sollten wohl besser nachsehen, ob wenigstens sie sich darum kümmern und sonst nichts zu tun haben. Diese magisch Begabten sind meist so auf sich bezogen, dass sie die Probleme anderer nicht mitbekommen, außer man hält den Finger drauf.“ „Wie bitte?!“ Leicht zuckte Eto zusammen, duckte sich leicht und sah nach hinten. Hinter ihm stand eine weißhaarige Zauberin. Die Leiterin der Zauberergilde. Diese sah ihn wütend an und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Falls du es wissen willst, wir waren länger an dem Problem dran. Schon bevor ein Priester von euch zu uns kam. Wir dachten, wir hätten das Problem gelöst, doch wie du gesehen hast, hat es Doppelganger nicht interessiert. Ich habe den Weisen einen Brief geschickt, mit unseren Ergebnissen und unseren Versuchen. Wenn ich mich nicht um die Überbleibsel der Zauberergilde kümmern müsste, würde ich selbst zu den Weisen gehen und mit ihnen das Problem angehen, aber ich kann den Turm nicht einfach so lassen, ohne jeglichen Schutz.“ Mit diesen Worten nahm sie sich einen Stuhl und setzte sich direkt neben den Hohepriester, welcher ein kleines Stück wegrutschte. „Also, wie du siehst, kann ich hier nicht weg.“ Nur leicht nickte der Braunhaarige, bevor er wieder ein Stück zu seiner Schwester rückte, welche leise lachte. „Außer ich find jemanden, dem ich das ganze hier anvertrauen kann. Und nein, euch würd ich es nicht anvertrauen. Es muss schon ein Zauberer dabei sein.“ „Wir hätten es auch nicht gewollt“, murmelte Eto leise. „Wir kennen nur einen Zauberer“, sagte Aurora schnell, bevor ihr Bruder sich noch unbeliebter machen konnte. „Aber ich glaube kaum, dass Kiron hier bleiben will. Er will mit seinen alten Freunden reisen. Zumindest sah das gestern so aus.“ Kurz sahen sich Fin und Senri an, bevor sie die Zauberin ansahen. Ihnen war klar, dass diese Zusammenarbeit wichtig war und dass Kiron momentan wohl die einzige Person war, die sowohl verfügbar war als auch der sie vertraute. „Wir reden mit ihm“, meinte die Akolytin nun und stand auf. Eigentlich wollte sie nicht, dass sie ihn wieder verlassen mussten, wusste sie, wie Sami das letzte Mal auf sein Verschwinden reagiert hatte. Deswegen sah senkte sie auch kurz ihren Blick, schüttelte dann den Kopf und ging zur Treppe. Doch weit kam sie nicht, denn sie sah eben diesen Zauberer mit eben dieser Händlerin die Treppe hinunterkommen, ein Tablett auf seinen Händen. „Kiron“, flüsterte sie kurz, bevor sie ihm Platz machte und sich wieder hinsetzte. Dass er sie kurz verwirrt ansah, war ihr klar, besonders da man ihr noch immer ansah, dass sie mit dieser Entscheidung alles andere als glücklich war. Kiron hob beide Augenbrauen, bevor er das Tablett auf den Tresen stellte. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Meisterin hier war, verbeugte er sich leicht vor ihr und setzte sich neben sie. Dass so ein großer Platz zwischen ihr und dem Hohepriester war, verwunderte ihn nicht. Zwar schätzten Priester und Zauberer sich gegenseitig, doch hatten sie nicht viel gemeinsam. Die Priester holten ihre Kraft aus ihrem Glauben, die Zauberer hingegen aus ihrem rationalen Wissen. Es gab jedoch wenige Priester und Zauberer, bei denen man diesen natürlichen Widerstand nicht bemerkte. Lächelnd setzte sich Sami neben den Zauberer und sah in die Runde, doch ihr Lächeln verging, als keiner etwas sagte. „Was ist los?“, fragte sie nach kurzem, sah die beiden Akolyten an. Diese warfen sich kurz einen Blick zu, bevor Senri sich an Kiron wandte. „Wir haben ein Problem“, begann er. Der Zauberer nickte kurz und sah ihn gespannt an, lehnte sich leicht zurück. Seine Hand streifte die der Blonden unter dem Tisch, welche leicht errötete. Der Akolyt schluckte, suchte er Worte dafür, was er ihn jetzt fragen, worum er ihn jetzt bitten musste. „Jemand muss sich um den Zaubererturm kümmern. Und um das Problem, dass die Monster ihre Ebene verlassen können.“ Wieder nickte er leicht, verstand noch nicht genau, was nun kommen würde. „Also ein Zauberer müsste mit den Weisen reden, damit sie sich gemeinsam um dieses Problem kümmern können.“ Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Ihm war nun klar, worauf er hinaus wollte. „Und ein anderer muss auf den Turm aufpassen und wieder alles in Ordnung bringen. Da ich wohl kaum die Erfahrung besitze, die ich bei den Weisen brauchen werde, wird wohl meine Meisterin gehen. Und da sie wahrscheinlich keinem von euch die Aufgabe anvertrauen würde, die dann anfalle. Da komm dann ich ins Spiel. Mir würde sie das wahrscheinlich anvertrauen, also soll ich hier bleiben und mich darum kümmern?“, folgerte er, wobei er letztes fragte und dann leise seufzte. Ihm gefiel es nicht, hier zu bleiben, besonders nachdem er mit Sami zusammen gekommen war, mit ihr mitreisen wollte. Man sah ihm sein Missfallen auch deutlich an. Doch hatte er eine große Wahl. Entweder blieb er hier oder nicht. Wenn er nicht bleiben würde, könnte das Problem mit den Ebenen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht effizient genug angegangen werden. Wenn er hier bleiben würde, könnte man die Ebenen erneut sichern und die Wahrscheinlichkeit war höher, wenn seine Meisterin dabei helfen würde. Das war ihm bewusst, doch gefallen tat es ihm nicht. Andererseits gefiel es ihm noch weniger, wenn die Monster ihre Ebenen verlassen und umherwandern konnten. Also nickte er dann leicht, bevor in Samis erschrockenes Gesicht sah. „Es gefällt mir zwar nicht, jetzt hier zu bleiben, aber eine andere Alternative gibt es nicht, oder?“ Als alle anderen den Kopf schüttelten, seufzte er leise. „Gibt es wirklich keine?“, fragte Sami leise und senkte leicht ihren Blick. Das hieß, dass sie wieder getrennt sein müssten, dass sie nicht bei ihm sein konnte. „Wie weit seid ihr eigentlich mit euren Prüfungen?“, hörte sie Kiron neben sich fragen und sah auf, sah dann zu den Akolyten, an welche die Frage gerichtet worden war. Diese sahen sich kurz an, antworteten ihm dann aber: „Eigentlich müssten wir sie erst einmal anfangen. Das könnten wir inzwischen schon. Erfahrung haben wir genug. Aber wir wissen nicht, wie das bei Caren und Sami aussieht.“ „Kein Problem bei mir“, sagte die Händerin verwirrt, wusste nicht, worauf ihr Liebster hinaus wollte. Dieser nickte leicht und lächelte. Er hatte keineswegs vor, hier alleine zurück zu bleiben. „Also könntet ihr drei jetzt anfangen. Fehlt also nur noch Caren.“ Kurz schwieg er. „Ich mach euch einen Vorschlag. Da ich momentan hier nicht weg kann und ihr im Grunde eh getrennte Wege gehen müsst, würde ich vorschlagen, dass ihr euch den Prüfungen unterzieht und dann zurückkommt. Bis dahin hat sich das ganze vielleicht etwas gelegt. Ich werd nicht weggehen, bis ihr wieder da seid. Das verspreche ich euch.“ Leicht lächelte er, doch war es ein trauriges Lächeln, denn Senri sah ihn misstrauisch an. „Das haben alle hier Anwesenden gehört.“ „Ich bleib so lang bei dir.“ Aurora lächelte ihn an. „Wie es mit Luna aussieht, kann ich dir nicht sagen. Aber so hab ich wenigstens etwas Zeit, etwas zu lernen, und leiste dir so auch gleich Gesellschaft. Dass ich währenddessen auch gezwungenermaßen auf dich aufpasse, wird deine Freunde wohl beruhigen.“ Sie zwinkerte ihm zu, bevor sie die beiden Akolyten ansah. „Grüß Bruder Paulus von mir.“ „Ich wollt eigentlich Mönch werden“, meinte Senri kleinlaut und sah die Ältere unschuldig an. Diese musste lachen. „Sieh mich nicht so an. Das ist sogar besser so, dass ihr beide nicht der Priesterschaft beitretet. Dann entsteht kein Wettkampf unter euch beiden.“ „Im Gegensatz zu Luna und Chris.“ „Genau. Aber weißt du denn, wohin du musst?“ Als er den Kopf schüttelte, musste sie leicht grinsen. „Im Osten von Prontera ist ein Kloster. Dort wirst du alles nötige erfahren. Es ist nicht weit entfernt. Geh einfach nördlich aus Prontera raus, am Schloss vorbei und dann fast nur noch nach Osten. Oder du verlässt Prontera im Osten, musst aber noch ein bisschen nördlich. Das Kloster sieht zwar etwas heruntergekommen aus, aber trotzdem solltest du es leicht finden.“ Senri bedankte sich, lächelte und sah kurz zu Fin, bevor er wieder zur Hohepriesterin sah. Kurz öffnete er seinen Mund, schwieg dann jedoch. Beinahe hätte er sie gefragt, ob er sie begleitete, aber sie würde ja hier bei Kiron bleiben. „Tut mir leid, ich kann dich nicht hinbringen. Vielleicht bringt dich Luna hin, wobei sie mit allem, was mit Glauben zu tun hat, nicht ganz so viel am Hut hat.“ „Ra-chaaaaaan!“, ertönte es von den Treppen und die Angesprochene sah dort hin. Diese musste lächeln und hob die Hand zum Gruß. „Na, schon wach?“, fragte sie ihre Freundin, welche mit noch müden Augen auf der untersten Stufe der Treppe stand. „Ich wollte dich nicht wecken. Du warst gestern um einiges länger wach als ich und hast noch geschlafen, als ich aufgestanden bin. Du weißt, dass du ein ziemlicher Morgenmuffel bist und dich immer beschwerst, wenn man dich weckt.“ Leise murrend setzte sich die Schützin und bestellte sich einen Kaffee. Den brauchte sie auch erst einmal, um wach zu werden. Ihre Freundin sah sie währenddessen lächelnd an, bevor sie wieder in die Runde sah. „Fehlen nur noch zwei, bis alle wach sind“, stellte Eto fest. „Wie dem auch sei“, erwiderte die Weißhaarige und betrachtete die Hohepriesterin nachdenklich. Ob sie Kiron mit ihr alleine im Turm lassen konnte, es ihr indirekt auch anvertrauen konnte? Doch auch sie hatte keine andere Wahl, wusste sie, was ansonsten passieren würde. „Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ihr euch um Doppelganger gekümmert habt.“ Bevor sie noch etwas sagen konnte, hörte man einen Stuhl umfallen. Es krachte laut und alle sahen zum Ursprung. Der braunhaarige Hohepriester war vom Stuhl gefallen und sah sie geschockt und ungläubig an, als könnte er nicht glauben, dass er sie richtig verstanden habe. „Ihr habt mir wirklich sehr geholfen.“ „Was ist das denn für ein Krach? Eto, kannst du nicht mehr richtig sitzen?“ Leise Schritte waren von der Treppe zu hören, kam gerade der Jäger hinunter und kratzte sich leicht am Hinterkopf. „Du sollst doch so früh am Morgen nicht randalieren. Du weckst noch alle auf.“ „Es ist schon zehn Uhr“, erwiderte der Angesprochene leicht grummelnd, während er sich aufrappelte und den Stuhl wieder hinstellte. „Eigentlich sollten schon alle wach sein. Und ich randalier nicht!“ „Mhm, ist klar.“ Leicht schmunzelnd stellte er sich neben ihn und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich werd aber direkt weiterreisen. Willst du mit oder hast du wieder etwas andres vor?“, fragte er seinen alten Freund, welcher leicht nickte. „Ich hab noch einiges zu tun. Du musst dieses Mal wohl wieder auf mich verzichten.“ „Wie immer“, murmelte der Blonde bevor er leicht seine Hand hob. „Macht’s gut. Man sieht sich sicherlich noch einmal. Und grüßt die Schwertkämpferin von mir. Sie soll sich nicht so schnell aufregen, das ist nicht gut für die Gesundheit.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich von ihnen und verließ die Gaststätte. „Da geht er“, murmelte Aurora leise und seufzte. „Er bleibt auch nie lange bei uns.“ „Er kann halt nicht länger an einem Ort bleiben. Das Reisen liegt in seinem Blut. So ist das nun mal bei ihm.“ Eto sah seine Schwester lächelnd an. „Da kann ich nicht so wirklich mithalten.“ Nur ein Nicken war die Antwort von ihr, bevor sie sich auf ihrem Stuhl streckte. „Also warten wir nun auf Caren, bis sie wach wird?“ Daraufhin schüttelte Fin den Kopf. „Wir können sie auch wecken gehen! Komm Senri, wir wecken sie!“ Bevor der andere widersprechen konnte, war sie schon aufstanden und hatte seine Hand gegriffen. Gemeinsam gingen sie dann die Treppen hoch, wobei er ihr eher folgte und eher gezogen wurde, anstatt selbst zu gehen. „Sie hat ihn wohl voll im Griff“, stellte Aurora grinsend fest. Daraufhin nickte Sami leicht, bevor sie sich einfach an Kiron lehnte, der leicht zusammenzuckte. Ihm war es nicht unangenehm, doch hatte er sich erschreckt. So sah er sie auch kurz an, bevor er lächelte und einen Arm um sie legte. Leicht schmunzelte der Hohepriester, bevor er aufstand und zu der Zauberin sah. „Ich werde dich begleiten. Auch wenn wir uns vielleicht nicht so gut leiden können, ist die Reise doch sicherer zu zweit.“ Daraufhin nickte die Weißhaarige und musste nun selbst schmunzeln. Zumindest würde die Reise nicht langweilig werden. „Ich würde mich über Gesellschaft bei meinen Reisen freuen.“ Kurz nickte er. „Ich geh meine Sachen holen, damit wir so schnell wie möglich los können.“ „Wir treffen uns am Osttor.“ Nach diesen Worten verschwand der Hohepriester auf seinem Zimmer. „Ich denke, wir haben ein andermal das Vergnügen, uns richtig vorzustellen“, meinte die Zauberin nun und lächelte. „Kiron, ich schreib dir auf, was auf jeden Fall gemacht werden muss.“ Kurz verabschiedete sie sich von den anderen, bevor sie das Gasthaus verließ. „Als ob ich davon keine Ahnung hätte“, seufzte der Zauberer und schüttelte den Kopf. Aber ihm war bewusst, dass sie nur auf Nummer sicher gehen wollte, damit ja nichts schief ging. Sie war eben eine Perfektionistin, was dies anging. „Was ist nun eigentlich genau los?“, fragte Luna noch immer müde, während sie an ihrem Kaffee nippte, der noch ziemlich heiß war. Genau da schaltete sich ihre Freundin ein. „Nun, Kiron muss hier bleiben und auf den Turm aufpassen. Da ich selbst noch etwas studieren muss und ihn auch nicht allein lassen will, werde ich hier bleiben.“ Kurz schwieg sie und sah ihn das verwirrte Gesicht ihrer Freundin. „Wenn du willst, kannst du ebenfalls hier bleiben und dich etwas ausruhen. Oder aber du gehst mit ihnen mit. Du kannst aber auch, wenn du willst, den Kleinen bei ihrem Jobwechsel behilflich sein. Es ist voll und ganz dir überlassen.“ Plötzlich nahm die Schützin einen tiefen Schluck, bevor sie die Tasse abstellte und ihre Freundin leicht anfunkelte. Sie hatte das einfach über ihrem Kopf entschieden und ließ ihr nun scheinheilig die Wahl. „Du musst nicht bei mir bleiben.“ Beschwichtigend hob die Rothaarige ihre Hände, lächelte sie freundlich an. Ein Seufzen entwich ihr, bevor sie den Kopf schüttelte und sich nach hinten lehnte. „Ich werd auf jeden Fall nicht mit deinem Bruder mitreisen“, sagte sie entschlossen, bevor sie sich ihre Haare aus dem Gesicht strich. „Und ich kann nicht einfach so hier sitzen bleiben und nichts tun. Das weißt du. Also werd ich wohl den Jüngeren hier helfen. Oder aber ich reise alleine. Diese Option hast du scheinbar gar nicht bedacht.“ Nur kurz nickte Aurora, beobachtete ihre Freundin gespannt. Ihr war klar, dass diese ihr deswegen nun böse war, doch hatte sie sich entscheiden müssen, musste sie selbst auch weiter kommen. Und da konnte sie nun mal nicht so reisen, wie ihre Freundin das am liebsten hätte. „Ist es dir so wichtig, hier zu bleiben?“ Das Nicken der Hohepriesterin ließ sie seufzen. „Okay. Ich werd erst einmal etwas umher reisen. Du kannst mir einen Brief zukommen lassen, wenn du mit deinen Studien und allem anderen hier fertig bist. Das dauert wahrscheinlich ein paar Monate, oder?“ Als sie wieder nickte, sprach Luna weiter: „Dann hab ich genug Zeit, um ein paar Leute und meine Familie zu besuchen. Also ist es nicht ganz so schlimm, dass du das einfach über meinen Kopf entschieden hast.“ Diese Worte ließen die Hohepriesterin lächeln, bedankte sie sich leise bei ihrer Freundin. Dann jedoch sah sie zu Kiron. „Machen wir uns auch auf den Weg“, schlug sie vor und stand auf. Doch als er sitzen blieb, sah sie ihn fragend an. „Ich warte, bis Caren da ist. Sie fühlt sich ja so schon komplett ausgeschlossen.“ Verstehend nickte die Rothaarige, bevor sie sich wieder hinsetzte und mit ihrer Tasse spielte. „Dann warten wir. Auch wenn das eine gewisse Verzögerung bedeutet.“ „Ich weiß“, erwiderte der Zauberer lächelnd. „Es wird ihr auch nicht gefallen, aber ich will Caren nicht einfach so zurücklassen.“ „Und das ist auch gut so“, ertönte schon ihre Stimme am Fuße der Treppe. Die Schwertkämpferin stand dort, hatte ihre Hände in die Hüfte gestemmt und sah ihn leicht grimmig an. „Wenn du jetzt wieder ohne ein Wort abgehauen wärst, ich hätt dich beim nächsten Mal erschlagen!“ Fin und Senri, welche hinter ihr standen, schüttelten nur leicht den Kopf, bevor sie sich alle an den Tisch setzten. „Also du willst hier bleiben“, begann sie sofort, woraufhin Kiron nickte. „Fin hat mich schon aufgeklärt, warum und weshalb und auch dass Aurora bei dir bleibt. Solang du uns nicht wieder abhaust, ist das ok. Auch wenn ich eigentlich nicht davon begeistert bin.“ Dass sie das scheinbar so gelassen nahm, ihm nicht widersprach, wunderte den Zauberer, sah er sie auch verwundert an. „Ich weiß, was passiert ist, als Moonlight Flower nicht mehr in ihrer Ebene gefangen war. Bei Doppelganger war es ein Massaker. Ich will nicht, dass es woanders auch passiert, besonders wenn man es verhindern kann. Und das kann diese Zauberin, wenn sie sich mit den Weisen berät. Und dafür musst du hier bleiben. Kiron, ich mag zwar ziemlich aufbrausend sein, aber dumm und unvernünftig bin ich nun auch wieder nicht, auch wenn du mich vielleicht oftmals dafür hälst. Also hab ich nichts dagegen, dass du hier bleibst, besonders wenn Aurora auf dich aufpasst. Dann passiert dir auch nichts.“ Leise schluckte der Zauberer, bevor er kurz seinen Blick senkte. War es wirklich so deutlich gewesen, was er manchmal von ihr gedacht hatte? Das hätte eigentlich niemand merken sollen, doch scheinbar war er doch nicht ganz so gut im Verbergen von Gefühlen und Dingen, wie er gedacht hatte. „Jetzt schau nicht so. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, wie du bist und wie ich bin. Wir sind alle so ziemlich verschieden, aber ich denke, wir ergänzen uns ganz gut. Dass es da Differenzen gibt, ist ganz normal.“ Nun sah der Blauhaarige auf, sah, wie die Schwertkämpferin lächelte, doch sah sie nicht ihn an, sondern die Händlerin, die sich noch immer an seine Schulter lehnte und es sichtlich genoss. Ihn beschlich das Gefühl, dass die anderen schon längst von ihnen wussten, zumindest was ihre Gefühle anging. „Ähm.. Also weißt du auch von meinem Vorschlag?“, fragte er einfach, um von diesem Thema abzulenken. Caren nickte, sah dann auch wieder zu Kiron, lächelte noch immer. „Ja, wir sollen unsere Prüfungen bestehen und dann wieder kommen. Vielleicht hat sich das Ganze dann etwas gelegt. Wenn nicht, können wir ja immer noch überlegen, was wir machen.“ „Na, wenn das geklärt ist“, begann er, wollte eigentlich aufstehen, doch Sami ließ ihn nicht los, weswegen er die bittend ansah. „Ich würd nun gern zum Turm, mir alles ansehen und mit meiner Arbeit beginnen.“ „Aber sie lässt dich nicht“, stellte Aurora lachend fest, bevor auch sie aufstand. „Ich geh meine Sachen holen. Vielleicht bist du dann ein Stück weiter.“ „Ich komm mit!“ Luna sprang förmlich auf und folgte ihrer Freundin die Treppen hinauf. Nun war nur noch die kleine Gruppe am Tisch. Kiron, der halb am Aufstehen war, Sami, die an ihm hing und scheinbar gar nicht daran dachte, ihn loszulassen, Caren, Fin und Senri, die diese Szene einfach nur lächelnd betrachteten. Dass eben diese ihn beobachteten, machte Kiron nur nervös, was man ihm auch deutlich ansah. „Sami, bitte“, bat er sie flüsternd, doch sie sah ihn nur aus großen Augen an. Auch er wollte sich doch eigentlich nicht von ihr trennen, doch es ging nicht anders. „Ich verschwind doch nicht. Du weißt, wo ich bin. Und ich muss das tun. Es ist ja nicht so, dass ich freiwillig hier bleibe. Es ist etwas, was ich tun muss und was momentan nur ich tun kann“, erklärte er ebenso leise, woraufhin die Händlerin ihren Blick senkte und ihn dann zögernd losließ. Sanft legte er seine Hand an ihre Wange, streichelte sie mit seinem Daumen. „Sieh mich an“, bat er sie noch immer leise, woraufhin sie widerwillig aufsah. Ihr trauriger Blick schmerzte ihn, wollte er sie aufheitern. Ihm war der Blick der andern nun egal. Würden sie es eben früher erfahren, als er gewollt hatte, obwohl er den Verdacht hatte, dass sie es schon längst wussten. „Denk ja nicht, dass ich hier bleibe, weil es mir Spaß macht.“ Langsam legte er seine Arme um sie, bevor er sie an sich drückte. „Ich mag es nicht, wenn du traurig bist. Denk lieber dran, dass wir uns bald wiedersehen. Je besser und schneller du bei der Prüfung bist, desto schneller sehen wir uns wieder. Und dafür musst du bald mit der Prüfung anfangen.“ Eigentlich hatte er gedacht, dass sie ihm widersprechen würde, sagen würde, dass sie nicht gehen wolle oder ähnliches, doch sie nickte nur und sah ihn dann leicht lächelnd an. Dies ließ auch ihn lächeln, strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Dass die anderen aufstanden und die Treppe hoch gingen, sah er nur aus seinen Augenwinkeln, doch war er froh, dass sie die beiden alleine ließen. „Ich weiß, dass du stark bist“, flüsterte Kiron leise, während er ihr in die Augen sah. „Du wirst die Prüfung bestehen, das weiß ich.“ Als sie ihn wieder aus großen Augen ansah, schloss er langsam die seinigen und legte seine Lippen auf ihre. Doch diese Verbindung hielt nicht lange, löste er sie nach wenigen Sekunden wieder. „Ich liebe dich und ich werde auf dich warten.“ Mit diesen Worten erhob er sich langsam. Bevor er gehen konnte, streckte Sami ihre Hand nach ihm aus und hielt seine fest. „Ich beeil mich!“, sagte sie, doch merkte man, dass sie ihn eigentlich nicht gehen lassen wollte, dass sie selbst gar nicht gehen wollte. „Ich weiß“, erwiderte Kiron leicht lächelnd, bevor er sanft ihre Hand drückte und dann die Treppen nach oben ging. Nun saß Sami dort alleine, musste sie seufzen, während sie ihm hinterher sah. Sie durfte nicht schwach sein. Nicht jetzt. Sie hatten keine Wahl, obwohl es ihr anders lieber gewesen wäre. Wenn Kiron sie zur Prüfung begleiten, ihr beistehen könnte. Doch das ging nicht, musste er hier bleiben, woraufhin sie erneut seufzte. Nur langsam stand die Händlerin auf und stieg nun selbst die Treppen hinauf. Ihre Sachen waren bei Kiron im Zimmer, wo er momentan wahrscheinlich seine packen würde. Wenn sie ihn nun sehen würde, könnte sie ihn nicht gehen lassen. Das war ihr klar. So ging sie in Fin’s Zimmer, würde ihr beim Packen helfen, in der Hoffnung, dass Kiron dann schon weg sei. Ungewollt stiegen ihr Tränen in den Augen, während sie die Treppen hinaufstieg und sich ihre Gedanken machte. Er würde gehen, ohne sich wirklich von ihr zu verabschieden. Und warum? Weil sie ihn dann nicht gehen lassen könnte. Wenn sie so stark war, wie sie sein wollte, würde sie ihn gehen lassen, würde ihn nicht aufhalten und ihm noch weniger ein schlechtes Gewissen machen, welches er ganz deutlich momentan hatte. Als sie vor seiner Tür stehen blieb, rieb sie sich die Augen, damit die Tränen gingen, und öffnete dann die Tür. Dass er sie nun verwirrt ansah, verwunderte sie nicht wirklich. Rasch schloss sie die Tür hinter sich und ging auf ihn zu. „Sami“, flüsterte er, wollte weitersprechen, doch sie unterbrach ihn. „Ich werd dich nicht aufhalten. Wie du gesagt hast, bin ich stark. Ich werde vielleicht weinen, aber ich will mich von dir verabschieden, ich will nicht, dass wir im Stillschweigen auseinander gehen.“ Während sie sprach, nahm sie seine Hände in die ihrigen und drückte sie. „Am liebsten würde ich dich gar nicht erst gehen lassen, doch ich weiß, dass wir momentan diesen Weg gehen müssen. Ich will nicht, dass du meinetwegen ein schlechtes Gewissen hast. Trennungen waren nie mein Ding. Da werd ich immer traurig, weil ich am liebsten mit allen gemeinsam reisen würde. Also musst du meinetwegen kein schlechtes Gewissen haben.“ Als er nun leicht seine Augen verengte, musste sie lächeln, ließ sie seine Hände los und legte dafür ihre Arme um ihn. „Ich will nur eine Minute deiner Zeit in Anspruch nehmen“, hauchte sie auf seine Lippen, bevor sie ihre Augen schloss und sich an ihn lehnte. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie ihn jetzt küsste, doch sie lehnte sich nur an ihn. Unsicher legte er seine Arme um sie, bevor er sie an sich drückte und sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Auch er wollte nicht gehen, verstand er sie nur zu gut. Wenn er hätte gehen müssen, ohne sich richtig von ihr zu verabschieden, hätte das sein Herz zerrissen. „Kiron?“, fragte sie flüsternd. „Mh?“ „Wie find ich dich, wenn ich wieder da bin?“ Kurz überlegte er, schüttelte er dann den Kopf. „Wie wär es, wenn du im Turm wartest. Wenn du ganz nach oben gehst, dann kommst du in das Arbeitszimmer der Gildenleiterin. Ich denke, dass ich mich dort relativ häufig aufhalten werde, einfach weil ich sie auch vertrete.“ Sami nickte, drückte sie ihn dann leicht von sich, sah ihm auffordernd in die Augen. „Was willst du?“, fragte er sie hauchend, grinste leicht, besonders da sie ihm nicht antwortete. Doch ihm war klar, was sie von ihm verlangte. Aber anstatt sie zu küssen, legte er nur seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Die Minute ist um“, flüsterte er und grinste leicht, nachdem sie ihn erschrocken angesehen hatte. „Aber ich kann gerne noch eine dran hängen.“ Mit diesen Worten nahm er seinen Finger von ihren Lippen und legte seine Hand stattdessen in ihren Nacken. Ohne noch etwas zu sagen, überbrückte er den kurzen Abstand zwischen ihren Lippen und küsste sie zärtlich. Aurora hatte schon längst ihre Sachen gepackt und sah ihrer Freundin beim Packen zu. Diese hatte mehr in ihrer Tasche als die recht sparsam lebende Hohepriesterin. Eigentlich wollte sie ihr helfen, doch hatte Luna dem widersprochen, denn sie wollte ihre Sachen selbst packen. „Du kannst ruhig schon gehen, du musst nicht auf mich warten.“ „Ich weiß, aber ich will ihm auch etwas Zeit lassen. Außerdem sehen wir uns nun eine gewisse Weile nicht mehr.“ „Wir sind keine kleinen Kinder mehr.“ „Aber befreundet. Also will ich mich auch richtig von dir verabschieden. Das heißt, ich warte auf dich, geb mit dir zusammen den Schlüssel ab, bezahl das Zimmer und dann können wir uns vor dem Gasthaus verabschieden.“ Auf diese Worte hin musste die Schützin lächeln, sah kurz ihre Freundin an. Das war so typisch von ihr. Und widersprechen würde nichts bringen, wollte sie es auch nicht. Auch ihr war es so lieber. Dann konnte der eine nicht annehmen, dass der andere irgendwo auf ihn wartete oder ähnliches. Es dauerte auch noch eine halbe Stunde, bis sie fertig war und alles in ihrer Tasche hatte. Diese hängte sie sich um und öffnete noch einmal kurz das Fenster. Ihr Falke sah sie kurz an, bevor er durch das Fenster hinaus flog und sich auf dem Geländer eines Balkons niederließ. „So, wir können gehen“, sagte sie lächelnd, während sie das Fenster schloss und ihrer Freundin aus dem Zimmer folgte. Diese schloss auch die Tür ab, bevor sie beide hinunter gingen und die Schlüssel abgaben, so wie das Zimmer zu bezahlen. Dass Kiron nicht mehr hier war, erfreute sie und stimmte sie traurig zugleich. Es würde ein schwerer Abschied für die beiden werden, das war klar, doch schien er nun nicht mehr ganz so lang zu dauern. Oder er war schon gewesen. Aber würde er dann nicht hier auf sie warten? Oder war er schon zum Turm gegangen? Sie hätten vorher ausmachen sollen, wo sie sich trafen. Daraufhin seufzte sie leise. „Wart hier einfach“, schlug die Schützin vor und klopfte ihrer besten Freundin auf die Schulter. „Werd ich wohl müssen“, erwiderte sie nur resigniert und setzte sich an einen relativ kleinen Tisch, stellte ihre Tasche auf den Stuhl neben sich. „Gehst du oder wartest du mit mir?“ Kurz schüttelte die Angesprochene den Kopf. „Ich gehe jetzt schon. Die Stimmung wär eh nicht richtig, wenn wir uns nun anschweigen würden.“ Daraufhin musste auch die Hohepriesterin nickten. „Stimmt. Ich wünsch dir alles Gute auf deinen Reisen.“ „Ich bin doch nicht für immer weg!“ „Aber man kann nie wissen“, erwiderte sie grinsend. „Schreib mir. Ich werde dir dann direkt antworten. Ich halt dich gern auf dem Laufenden.“ „Sehr gerne.“ Lächelnd sah Luna sie an, bevor sie ihre Hand zum Abschied hob und dann das Gasthaus verließ. Leise seufzte Aurora, bevor sie sich zurücklehnte und sah, wie sich der Schankraum zur Mittagszeit füllte. Kiron würde sie hier hinten wohl kaum entdecken, wenn er nach ihr sah. So stand sie auf, hängte sich ihre Tasche um und ging zum Tresen. Dort begrüßte sie die junge Frau fröhlich, welche allerhand zu tun hatte. „Ich hab eine Bitte“, begann die Hohepriesterin. „Wenn hier ein blauhaariger Zauberer namens Kiron runter kommt, dann sag ihm bitte, dass ich schon dort bin. Er wird wissen, was ich meine.“ Mit diesen Worten legte sie ein paar Zeny auf den Tresen, wartete auf eine Bestätigung und verließ dann das Gasthaus. Eher schlendernd ging sie nun zum Turm Geffens. Sie hatte der Bardame lieber nicht zu viel verraten, war es wahrscheinlich besser, wenn erst einmal wieder alles in Ordnung gebracht werde, bevor jemand anderes einen Fuß in den Turm setzte. Doch allzulange ging sie nicht zum Turm, war das Gasthaus selbst relativ zentral gelegen. Niemand stand vor dem Turm, waren dessen Tore noch immer geschlossen und wahrscheinlich auch verschlossen. So setzte sie sich auf eine Bank in der Nähe der Tore und stellte ihre Tasche neben sich auf den Boden. Erst jetzt fiel ihr auf, dass das Gasthaus ziemlich gut besucht gewesen war, obwohl noch immer nicht die Nachricht im Umlauf war, dass Doppelganger besiegt und die Gefahr gebannt ist. Deswegen kamen eigentlich nur die tollkühnsten Abenteurer hier her. Vielleicht sollte sie doch die Nachricht verbreiten, dass Doppelganger besiegt sei. Doch wer würde ihr alleine glauben? Wahrscheinlich keiner. Und deswegen musste der Turm wieder seine Tore öffnen können. So machte sie sich ihre Gedanken, während sie auf den Zauberer, den sie eigentlich gar nicht kannte, wartete. Aber ihre Interessen lagen momentan bei demselben. Zumindest vertraute sie der Einschätzung seiner Meisterin. Und laut dieser war er zuverlässig und scheinbar auch verantwortungsvoll. Also würde er sie jetzt hier wohl kaum sitzen lassen. Nach wenigen Minuten hörte sie Schritte, wodurch sie ihren Kopf leicht drehte. Der blauhaarige Zauberer sah nicht gerade erfreut aus. Wer wäre das auch schon in so einer Situation? Er hatte seine Freunde scheinbar lange nicht gesehen und musste sich nun wieder von ihnen trennen, wobei es mehr als deutlich war, dass er etwas mit der Händlerin am Laufen hatte. Nur langsam stand sie auf, hängte sich ihre Tasche um und ging auf ihn zu. Als Kiron die Hohepriesterin entdeckte, grüßte er sie leise und ging direkt auf die Tore zu. Leise seufzte er, als er dieses aufschloss. Die Trennung war ihm gar nicht leicht gefallen, doch es musste sein. Er würde sie nur aufhalten und das musste getan werden, auch wenn er es am liebsten jemand andrem aufgetragen hätte. Doch das konnte er nicht, würde es auch nicht tun. Das wäre mehr als unfair und außerdem vertraute seine Meisterin IHM und nicht jemand andrem. Nachdem er das Tor aufgestoßen hatte, atmete er erleichtert aus. Die Eingangshalle war wieder gereinigt und in Ordnung gebracht. Wenigstens etwas. Langsam trat er ein. „Schließ bitte das Tor hinter dir“, bat er die Hohepriesterin, bevor er ihr den Schlüssel zuwarf. Seine Schritte führten ihn zur Treppe nach unten. Auch hier war die Tür geschlossen, doch wusste er nicht, ob die Monster hindurch kommen würden. Kiron jedoch entschied sich, sich erst einmal in den oberen Stockwerken umzusehen. Wenn hier etwas zu tun war, dann war es oben weniger. Doppelganger war nicht nach oben gekommen. Er würde nur die Zimmer von persönlicher Habe leeren müssen und sonst aufräumen. In den tieferen Ebenen müsste er sich um einiges mehr kümmern. Mit diesen Gedanken drehte er sich zu Aurora um. „Warst du schon einmal oben im Turm?“ Denn wenn sie hier schon gewesen war, musste er ihr nichts mehr zeigen, doch als sie leicht den Kopf schüttelte, seufzte er leise und ging zu den Treppen nach oben. „Ich zeig dir kurz alles, wo du hin darfst.“ Kurz wartete er auf sie, bevor er die Treppen hinauf ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)